Diopsid
Diopsid ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung CaMg[Si2O6], ist also chemisch gesehen ein Calcium-Magnesium-Silikat und gehört strukturell zu den Kettensilikaten und dort zur Gruppe der Pyroxene.
Diopsid | |
---|---|
Größe: 4,3 × 3,3 × 1,9 cm | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | CaMg [Si2O6] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Ketten- und Bandsilicate; Gruppe Klinopyroxene |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.DA.15 (8. Auflage: VIII/F.01) 65.01.03a.01 |
Ähnliche Minerale | Augit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[1] |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15)[2] |
Gitterparameter | a = 9,75 Å; b = 8,92 Å; c = 5,25 Å β = 106,0°[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Häufige Kristallflächen | {100}, {010}, {111}, {111}, {110}, {310}, {331}, {001}, {101}[3] |
Zwillingsbildung | einfache und multiple Zwillinge nach {100} oder {010}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5[4] (HV: 7,7±0,5 GPa bei 0,98 N[5][6]) |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,22 bis 3,38; berechnet: 3,278[4] |
Spaltbarkeit | deutlich nach {110}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig |
Farbe | farblos, weiß, gelb, hell- bis dunkelgrün, schwarz |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz, matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,663 bis 1,699 nβ = 1,671 bis 1,705 nγ = 1,693 bis 1,728[7] |
Doppelbrechung | δ = 0,030[7] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 58° bis 63° (gemessen), 56° bis 64° (berechnet)[7] |
Pleochroismus | blaugrün-grünbraun-gelbgrün |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | Nahezu unempfindlich gegenüber Säuren (Ausnahme: Flusssäure) |
Diopsid entwickelt kurze bis lange, prismatische Kristalle, findet sich aber auch in Form säuliger, lamellenförmiger oder körniger Mineral-Aggregate. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbe, hell- bis dunkelgrüne oder schwarze Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend bis zur Undurchsichtigkeit abnimmt.
Diopsid bildet zusammen mit Hedenbergit CaFe[Si2O6] und Augit (Ca,Na)(Mg,Fe,Al)[(Si,Al)2O6] eine vollständige Mischreihe.
Etymologie und Geschichte
Der Name Diopsid stammt aus dem griechischen δίς dis für doppelt, ὄψις opsis für Anblick und εἶδος eidos für Gestalt und weist darauf hin, dass die Diopsidkristalle häufig als Zwillinge auftreten.
Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1800 von José Bonifácio de Andrada e Silva, allerdings unter der Bezeichnung Coccolit. Als Fundorte gab er die Hellesta- und Åssebro-Eisengruben im schwedischen Södermanland an. Später konnte allerdings nachgewiesen werden, dass de Andradas Mineral mit dem von René-Just Haüy 1806 beschriebenen Diopsid identisch ist, und der Name Coccolit wurde diskreditiert.[8]
Klassifikation
In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Diopsid zusammen mit Augit, Burnettit, Davisit, Essenit, Grossmanit, Hedenbergit, Johannsenit, Kushiroit, Petedunnit und Tissintit zu den Kalziumpyroxenen (Ca-Pyroxene) in der Pyroxengruppe.[9]
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Diopsid zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Esseneit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit und Spodumen die „Pyroxengruppe, Untergruppe Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Diopsid ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Augit, Esseneit, Hedenbergit, Johannsenit und Petedunnit die „Ca-Klinopyroxene, Diopsidgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Diopsid in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Hedenbergit, Augit, Johannsenit, Petedunnit, Esseneit und Davisit in der Gruppe der „C2/c Klinopyroxene (Ca-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.01.03a innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.
Kristallstruktur
Diopsid kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 9,75 Å; b = 8,92 Å; c = 5,25 Å und β = 106,0° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Modifikationen und Variationen
- Chromdiopsid – chromhaltig, smaragdgrün
- Baikalit – eisenhaltig, lauchgrün bis olivgrün
- Diallag – aluminium- und eisenhaltig, grünbraun bis braunschwarz, perlmuttglänzend, gesteinsbildend
- Fassait – eisen- und aluminiumhaltig
- Fedorovit – natrium-, aluminium- und eisenhaltig, hellgrün aus der Provinz Rom
- Jeffersonit – mangan- und zinkhaltig
- Salit – grünlichgrau, gesteinsbildend
Bildung und Fundorte
Diopsid ist ein Gestein bildendes Mineral, das in basischen und ultrabasischen Gesteinen wie beispielsweise Gabbro und Peridotit vorkommt. Als Begleitminerale treten unter anderem Calcit, Chondrodit, Forsterit, Grossular, Klinohumit, Monticellit, Quarz, Skapolith, Tremolit, Vesuvianit und Wollastonit auf.[4]
Diopsid konnte bereits an vielen Fundorten weltweit nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2012) rund 2900 als bekannt gelten.[7]
In Deutschland trat das Mineral unter anderem an mehreren Orten des Schwarzwalds, des Odenwalds und am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg; im Fichtelgebirge, im Bayerischen und Oberpfälzer Wald in Bayern; bei Giesel (Neuhof), Hochstädten (Bensheim) und Nieder-Ramstadt in Hessen; bei Güntersen und Bad Harzburg in Niedersachsen; am Finkenberg und am Dächelsberg bei Niederbachem in Nordrhein-Westfalen; an vielen Orten in der Eifel in Rheinland-Pfalz; im Erzgebirge in Sachsen; bei Damsdorf in Schleswig-Holstein sowie bei Ronneburg, Schnellbach (Floh-Seligenthal) und am Dolmar in Thüringen auf.[10]
In Österreich konnte Diopsid bisher vor allem in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark und Tirol gefunden werden.
In der Schweiz tritt das Mineral vor allem in den Kantonen Graubünden und Wallis auf.
Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rücken und vom Ostpazifischen Rücken konnte Diopsid nachgewiesen werden.[10]
Diopside in Schmucksteinqualität werden in Brasilien, Burma, auf Madagaskar und Sri Lanka gefunden.
Außerhalb der Erde konnte ebenfalls bereits Diopsid gefunden werden, nämlich in Gesteinsproben vom Mond, vom Noctis Labyrinthus auf dem Mars und im Kometenstaub von Wild 2.[10]
Verwendung als Schmuckstein
Diopside in Edelsteinqualität werden zu Schmucksteinen verarbeitet. Dazu zählt vor allem der russische Chromdiopsid.
Siehe auch
Literatur
- J. B. d’Andrada: Kurze Angabe der Eigenschaften und Kennzeichen einiger neuen Fossilien aus Schweden und Norwegen nebst einigen chemischen Bemerkungen über dieselben. In: D. Alexander Nicolaus Scherer (Hrsg.): Allgemeines Journal der Chemie. 1800, Band 4, S. 28–39 (PDF 2,36 MB; S. als Coccolit).
- M. Haüy: Sur L’Analogie du Diopside avec le Pyroxène. In: Annales du Muséum d’histoire naturelle. 1808, Band 11, S. 77 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 94.
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 717–718 (Erstausgabe: 1891).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 232 (Dörfler Natur).
Weblinks
Einzelnachweise
- Webmineral – Diopside
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 620.
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 758.
- John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Diopside. In: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 77,2 kB).
- entspricht 785±51 HV 0,1
- M. .M Smedskjaer, M. Jensen, Y.-Z. Yue: Theoretical calculation and measurement of the hardness of diopside. In: Journal of the American Ceramic Society. 91, 2008, S. 514–518.
- Mindat – Diopside
- Mindat – Coccolite
- Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogiste. Band 27, 1989, S. 143–156 (mineralogicalassociation.ca [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 11. November 2018]).
- Mindat – Localities for Diopside