Minas Gerais
Der Bundesstaat Minas Gerais (brasilianisch-portugiesisch [ˈminɐz ʒeˈɾajs], europäisch-portugiesisch [ˈminɐʒ ʒɨˈɾajʃ], Kurzzeichen: MG; deutsch „allgemeine Minen“) liegt im Südosten Brasiliens. Seine Hauptstadt ist Belo Horizonte. Er wird verkürzt auch oft nur Minas genannt; die Bewohner nennt man „Mineiros“.
Minas Gerais | |||
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Symbole | |||
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Basisdaten | |||
Staat | Brasilien | ||
Hauptstadt | Belo Horizonte | ||
Fläche | 586.519,7 km² | ||
Einwohner | 21.168.791 (Schätzung zum 1. Juli 2019[1]) | ||
Dichte | 36 Einwohner pro km² | ||
ISO 3166-2 | BR-MG | ||
Politik | |||
Gouverneur | Romeu Zema | ||
Partei | NOVO | ||
Wirtschaft | |||
BIP | 576.199 Mio. R$ 27.283 R$ pro Kopf (2017) | ||
Geographie
Minas Gerais ist mit rund 586.520 km² in etwa so groß wie Metropolitan-Frankreich und mit 19.597.330 Einwohnern nach der Volkszählung 2010 des IBGE (Bevölkerungsdichte 33 Einwohner/km²) nach São Paulo der zweitbevölkerungsreichste Bundesstaat Brasiliens. Zum 1. Juli 2019 wurde die Einwohnerzahl vom IBGE auf 21.168.791 Einwohner geschätzt.[1]
Minas Gerais grenzt (im Uhrzeigersinn von Südosten gesehen) an Rio de Janeiro, São Paulo, Mato Grosso do Sul, Goiás, Bahia und Espírito Santo; ein kleiner Teil grenzt auch an den Bundesdistrikt.
Die Hauptstadt ist Belo Horizonte. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts anstelle der alten Hauptstadt Ouro Preto angelegt, die an hohen Feiertagen diese Funktion allerdings symbolisch zurückerhält. Weitere Städte in Minas Gerais sind u. a. Contagem, Uberlândia und Juiz de Fora.
Höchste Erhebung ist der Pico da Bandeira in der Serra do Caparaó mit 2889 m. Er ist der dritthöchste Berg Brasiliens und liegt auf der Grenze zum Nachbarstaat Espírito Santo. Die bedeutendsten Flüsse sind São Francisco, Jequitinhonha, Doce, Grande, Paranaíba, Mucuri und Pardo.
Wirtschaft und Landwirtschaft
Der Name des Bundesstaates Minas Gerais heißt so viel wie „allgemeine Minen“. Tatsächlich finden sich hier zahlreiche Minen und Abbaugebiete unterschiedlicher Erze sowie von Phosphaten. Insbesondere ist das „Eiserne Viereck“ reich an präkambrischen Eisenerzvorkommen. Es werden Aluminium und Zink produziert. In Minas Gerais gibt es zudem große Vorkommen an verschiedenen Mineralen und Gesteinen. Die historischen Goldreserven, die einst Reichtum und Macht dieses Bundesstaates begründeten, sind heute weitestgehend ausgeschöpft. In den alten Goldminen werden heute jedoch umfangreiche Diamantvorkommen ausgebeutet.
Außer Gold und Diamanten werden noch zahlreiche weitere Minerale abgebaut. Insgesamt wurden im Gebiet von Minas Gerais bisher (Stand: 2011) rund 670 Minerale und ihre Varietäten gefunden. Dazu gehören unter anderem die als Schmucksteine bekannten Beryllvarietäten Smaragd und Aquamarin sowie Jadeit, Muskovit, Rosenquarz und Spodumen, von dem die Schmucksteinvarietät Kunzit bekannt ist.
Für 35 Minerale ist das Gebiet zudem als Typlokalität registriert, so unter anderem für Brasilianit aus der Córrego Frio Mine bei Linópolis, Goyazit aus Diamantina, Lindbergit aus Sapucaia do Norte (Galiléia), Minasgeraisite-(Y) aus der José Miranda Mine bei Jaguaraçu, Palladium aus dem Bom Sucesso Creek (Serro) und Tavorit aus der Sapucaia Mine (Sapucaia do Norte).[2]
An Gesteinen werden unter anderem Dolomit und Itakolumit gefunden.
Die Erde von Minas Gerais (Terra Roxa) ist so eisenhaltig, dass feiner roter Lateritboden die Überlandstraßen überzieht und Flüsse rotbraun färbt.
Die vielseitige Landwirtschaft von Minas Gerais produziert unter anderem Mais, Soja, Reis, Bohnen und Kaffee. Der Anbau von Baumwolle ist eine wichtige Voraussetzung für die lokale Textilindustrie.
Politik
Gouverneur mit Ausübung der Exekutive ist seit 1. Januar 2019 Romeu Zema des Partido Novo (NOVO).[3]
Die Legislative liegt bei 77 gewählten Abgeordneten der Legislativversammlung von Minas Gerais.
Der Staat entsendet 53 gewählte Bundesabgeordnete in die Abgeordnetenkammer und drei Bundessenatoren in den Bundessenat des Nationalkongresses.
Geschichte und Kultur
Um 1695 wurde in Minas Gerais Gold gefunden. Als auch Diamanten entdeckt wurden, boomte die Region. Sklaven aus Afrika wurden hierher gebracht, um in den Minen zu arbeiten, und zahlreiche Siedler und Händler aus Europa ließen sich hier nieder.[4]
Im Bundesstaat wurde der Sauropode Maxakalisaurus topai entdeckt, die größte der bislang (Stand: 2006) in Brasilien entdeckten 15 Arten von Dinosauriern.
Der Bundesstaat Minas Gerais ist Träger der auf sechs Standorte verteilten Universidade do Estado de Minas Gerais.
Am 5. November 2015 ereignete sich eine Umweltkatastrophe in Minas Gerais, als in der Nähe der Stadt Mariana ein Rückhaltebecken einer Eisenerzmine brach. Dabei gelangte toxischer Schlamm in den Rio Doce und bis in den Atlantischen Ozean.[5]
Am 25. Januar 2019 brach in Minas Gerais in der Gemeinde Brumadinho ein Staudamm, was zu einer Schlammlawine und weiträumigen Zerstörungen führte. Siehe hierzu: Dammbruch von Brumadinho.
Städte
Die zehn größten Gemeinden der 853 Munizipalstädte in Minas Gerais sind nach der Volkszählung 2010:
Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Städte: OSM
Rang | Gemeinde | Zensus 2010 | Schätzung 1. Juli 2018 |
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1 | Belo Horizonte | 2.375.151 | 2.501.576 |
2 | Uberlândia | 604.013 | 683.247 |
3 | Contagem | 603.442 | 659.070 |
4 | Juiz de Fora | 516.247 | 564.310 |
5 | Betim | 378.089 | 432.575 |
6 | Montes Claros | 361.915 | 404.804 |
7 | Ribeirão das Neves | 296.317 | 331.045 |
8 | Uberaba | 295.988 | 330.361 |
9 | Governador Valadares | 263.689 | 278.685 |
10 | Ipatinga | 239.468 | 261.344 |
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1872 | 2.039.735 |
1890 | 3.184.099 |
1900 | 3.594.471 |
1920 | 5.888.174 |
1940 | 6.763.368 |
1950 | 7.782.188 |
1960 | 9.960.040 |
1970 | 11.645.095 |
1980 | 13.651.852 |
1991 | 15.731.961 |
2000 | 17.866.402 |
2010 | 19.597.330 |
2019[1] | 21.168.791 |
Ethnische Gruppen
Ethnische Gruppen nach der statistischen Einteilung des Statistikamtes IBGE (Stand 2000 mit 17.866.402 Einwohnern, Stand 2010 mit 19.597.330 Einwohnern):[6] Von diesen lebten 2010 14.658.502 Einwohner im städtischen Bereich (81,87 %) und 3.246.631 im ländlichen Raum (18,13) %, 2010 waren es 16.714.976 Einwohner im städtischen Bereich (85,29 %) und 2.882.354 im ländlichen Raum (14,71 %).
Erstmals überschritt bei der Volkszählung 2010 die afrobrasilianische Bevölkerung aus Pardos und Pretos die der Weißen. Die indigene Bevölkerung setzt sich aus Angehörigen der Ethnien Xacriabá, Maxakali, Krenak, Pataxó, Kaxixó, Aranã, Mukurim, Pankararu und Xukuru-Kariri zusammen.
Gruppe | Anteil 2000 |
% | Anteil 2010 |
% | Anmerkung |
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Brancos | 9.594.370 | 53,58 | 8.830.978 | 45,06 | Weiße, Nachfahren von Europäern |
Pardos | 6.737.420 | 37,63 | 8.736.860 | 44,58 | Mischrassige, Mulatten, Mestizen |
Pretos | 1.397.199 | 7,80 | 1.807.526 | 9,22 | Schwarze |
Amarelos | 28.563 | 0,16 | 187.869 | 0,96 | Asiaten |
Indígenas | 48.720 | 0,27 | 31.601 | 0,16 | indigene Bevölkerung |
ohne Angabe | 98.862 | 0,55 | 2.496 | 0,01 | |
Literatur
- Heinrich Gutersohn: Das Kernland von Minas Gerais. Ein Beitrag zur Kulturgeographie Brasiliens. In: Mitteilungen der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft Zürich, 42 (1943–1944), S. 52–112.
Weblinks
- Website der Regierung, Governo do Estado de Minas Gerais (brasilianisches Portugiesisch)
- Website der Legislativversammlung, Assembleia Legislativa do Estado de Minas Gerais (brasilianisches Portugiesisch)
- Minas Gerais – Panorama. In: cidades.ibge.gov.br. IBGE (brasilianisches Portugiesisch, aktualisierte statistische Angaben).
- Minas Gerais. In: cidades.ibge.gov.br. IBGE (brasilianisches Portugiesisch, statistische Basisangaben).
Einzelnachweise
- Minas Gerais – Panorama. In: cidades.ibge.gov.br. IBGE, abgerufen am 4. September 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
- Jolyon Ralph, Ida Ralph: Englischsprachige Mineralliste zum Fundort Minas Gerais auf mindat.org. Im Fettdruck erscheinen die Typlokalitäten.
- Humberto Trajano, Raquel Freitas: Romeu Zema, do Novo, é eleito governador de Minas Gerais. In: globo.com. G1, 28. Oktober 2018, abgerufen am 27. Januar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
- Carla Rahn Philipps: Trade in the Iberian empires, 1450–1750. In: Douglas A. Irwin (Hrsg.) Trade in the pre-modern era, 1400–1700. S. 330–331.
- Anne Herrberg: Eine schlammbraun gewordene Lebensader. Umweltkatastrophe in Brasilien. In: tagesschau. ARD, 27. November 2015, abgerufen am 2. Dezember 2015.
- IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 8. April 2020 (portugiesisch, Datenbankabfrage, Suchbegriffe Minas Gerais und Cor ou raça).