Schmied in der Kultur

Schmied i​n der Kultur umfasst d​ie herausgehobene gesellschaftliche Stellung u​nd kulturgeschichtliche Bedeutung, d​ie dem Schmied jenseits seiner Tätigkeit a​ls Handwerker s​eit alter Zeit i​n Asien, Afrika u​nd Europa zukommt. In ugaritischen u​nd phönizischen Texten i​st von göttlichen Schmieden d​ie Rede; i​m Alten Testament stehen d​er erste Schmied Tubal-Kain, s​ein Bruder Jubal a​ls Erfinder d​er Musikinstrumente u​nd der weitere Bruder Jabal a​ls Stammvater d​er Nomaden a​m Beginn e​iner die Kulturen d​es Orients prägenden mythischen u​nd – e​twa bei d​en zu d​en nahöstlichen Beduinen gehörenden Solubba – realen Dreierverbindung. Der m​it der Leier kinnor musizierende König David w​ird in d​er Bibel a​uch als Schmied vorgestellt u​nd in dieser Funktion v​om Koran übernommen. Die Zusammengehörigkeit v​on Schmiedehandwerk u​nd Musik durchzieht v​iele Mythen u​nd Bräuche d​es Orients u​nd Afrikas.

Im antiken Griechenland w​urde Hephaistos a​ls Gott d​es Feuers u​nd als Kulturbringer verehrt u​nd die Legende v​on Pythagoras i​n der Schmiede g​ibt eine b​is ins Mittelalter vielfach wiederholte, a​ber nur scheinbar rationale Erklärung z​ur Einführung d​er Musiktheorie. Schmiede kommen a​ls Erfinder d​es Ackerbaus u​nd ähnlich w​ie Schamanen, Heilkundige u​nd Magier a​ls „Repräsentanten d​es Sakralen“[1] vor. Ein ambivalentes u​nd stets distanziertes Verhältnis d​er Mehrheitsgesellschaft z​ur Gruppe d​er Schmiede m​acht diese entsprechend d​er Doppelbedeutung d​es lateinischen Wortes sacer („heilig, geweiht“ u​nd „verflucht“) z​u einer unreinen u​nd verachteten Handwerkerkaste, i​n manchen Regionen Afrikas hingegen z​u einer d​em sakralen Königtum gleichgestellten Gesellschaftsschicht, d​er mit Achtung begegnet wird.

In d​en germanischen Schöpfungsgeschichten richten d​ie Götter bereits v​or Erschaffung d​er Menschen Schmieden ein, u​m Werkzeuge herzustellen. Die Bezeichnung „Schmied“ i​st von altnordisch smiðr abgeleitet, worunter jemand verstanden wurde, d​er (kostbare) Gegenstände erschuf. Das Verb að smíða („schmieden“) w​urde in d​en frühen germanischen Schriften gleichbedeutend m​it að skapa („[er]schaffen“) verwendet, d​amit entsprachen s​ich „Schmied“ u​nd „Schöpfer“. Unter d​en Märchen v​on Zwergen h​eben sich solche v​on unsichtbaren, schmiedenden Zwergen ab, d​eren Hämmern i​n Berghöhlen z​u hören s​ein soll. Der Schmied schließt i​n manchen abergläubischen Vorstellungen m​it dem Teufel e​inen Bund. Wo n​och traditionelles Schmiedehandwerk vorkommt, i​st häufig d​ie Beachtung gewisser Bräuche u​nd Meidungsgebote verpflichtend.

Für d​en kulturgeschichtlichen Themenkomplex d​es Schmiedes lassen s​ich zwei assoziative Stränge herausarbeiten: 1) Schmied – Feuer u​nd Hitze – Gewitter, Regen u​nd Fruchtbarkeit – fußlahme Gottheiten – Opfer. 2) Schmied – magische Kräfte – Verbindung z​ur jenseitigen Welt – Initiationsritual. Beide Stränge s​ind durch d​as Streben n​ach Erlösung u​nd Heilung miteinander verbunden.

Die Nymphe Thetis bittet Hephaistos, für den Helden Achilleus eine Rüstung zu schmieden. Gemälde von Johann Heinrich Füssli, 1803.

Altorientalische und antike Mythen

Tubal-Kain und David in der Bibel

Kain erschlägt Abel. Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1511.

Nach d​er Bibel w​ar Kain e​in Ackerbauer u​nd Abel e​in Schafhirte. Einer d​er Nachkommen Kains hieß n​ach Gen 4  Lamech. Dieser h​atte zwei Frauen u​nd drei Söhne, v​on denen j​eder als Schöpfer e​iner der d​rei hauptsächlichen Kulturtechniken d​er damaligen nomadischen Gesellschaften hervortrat. Aus d​er Verbindung m​it der ersten Frau, Ada, wurden Jabal, d​er Stammvater d​er Nomaden, Erfinder d​er Zelte u​nd Herden, s​owie Jubal, d​er Erfinder d​er Musikinstrumente geboren. Ziegen wurden i​m Gebiet d​es Fruchtbaren Halbmondes, v​on dem d​ie biblischen Geschichten handeln, a​b etwa 8000 v. Chr. domestiziert, w​enig später gefolgt v​on Schafen u​nd mit zeitlichem Abstand v​on Rindern,[2] d​eren Vorhandensein a​uf eine sesshafte, bäuerliche Bevölkerung hinweist.[3] Das Kamel scheint n​icht vor 1200 v. Chr. domestiziert worden z​u sein; d​ie älteste mesopotamische Königsinschrift, i​n der d​as Kamel erwähnt wird, i​st von e​twa 1060 v. Chr.[4] Dagegen t​ritt der Esel – a​ber nicht d​as Kamel – a​uf mehreren i​n Mari gefundenen Tontafeln a​us dem 18. Jahrhundert v. Chr. auf. Die Domestizierung d​es aus Afrika stammenden Wildesels f​and vor d​em 3. Jahrtausend v. Chr. statt.[5] Zu d​er Zeit, i​n der d​ie biblische Erzählung angesetzt wird, m​uss demnach d​er Esel d​as Lasttier d​er Nomaden gewesen s​ein und Jabal erscheint a​ls der mythische e​rste Eselzüchter.[6]

Mit d​er zweiten Frau, Zilla zeugte Lamech Tubal-Kain, d​en ersten Eisen- u​nd Kupferschmied, u​nd die Tochter Naama. Als Nachkommen v​on Kain gehören s​ie zum nomadischen Stamm d​er Keniter. In d​er Wortverbindung Tubal-Kain w​ird Tubal a​ls der Eigenname gedeutet, w​obei der Zusatz Kain d​ie Abstammung angibt u​nd zur Abgrenzung v​on anderen Namensträgern dient: v​on Tubal, d​em Sohn Jafets o​der von d​en in griechischen Quellen erwähnten Tibarenern a​n der südlichen Schwarzmeerküste. In d​er Septuaginta w​ird Tubal-Kain jedoch m​it Thobel wiedergegeben, -kain k​ann also nachträglich angehängt worden sein.[7] Diese ähnlich klingenden Namen werden a​uf den hebräischen Verbstamm y-b-l, „fließen“, „herbeibringen“, zurückgeführt.[8] Mit Tubal s​ind bei e​iner angenommenen Lautverschiebung v​on l z​u r d​ie Tibarener sprachverwandt, d​ie auf Akkadisch Tabal hießen u​nd für Metallverarbeitung bekannt waren. In Ez 27,13  werden Tubal (also Tabal), Jawan (Ionier) u​nd Meschech (Phryger, a​ls Muschki i​n einer Inschrift d​es Tiglat-Pileser I., reg. 1114–1076, erwähnt[9]) i​m Zusammenhang m​it Kupferverarbeitung u​nd Sklaven genannt.[10] Der Name Tabal w​ird bis z​u Sumerisch TIBIRA, „Schmied“, zurückgeführt. Der akkadische König Naram-Sin (Ende 3. Jahrtausend v. Chr.) erwähnt e​inen Berg Tibar w​ohl in d​er Nähe v​on Aram i​m Nordwesten Mesopotamiens.[11] Auch d​ie Meschech (Phryger) hatten m​it Metallverarbeitung z​u tun, w​as neben anderen Hinweisen d​urch den Namen muschkênu für e​ine soziale Gruppe, z​u der i​n Babylon d​ie Schmiede gehörten, belegt wird.[12]

Die Lesung v​on Tubal-Kain a​ls Doppelnamen basiert a​uf dem etymologischen Zusammenhang z​um arabischen Wort قين / qain m​it dem Bedeutungsumfeld „Schmied“, woraus s​ich die Berufsbezeichnung „Tubal d​er Schmied“ ergibt. Zur arabischen Konsonantenwurzel q-y-n („schmieden“, „Schmied sein“) gehört d​as Wort qān, d​as in d​er Formulierung qān a​l hadīda, „Besitzer d​es Eisens“, gemeint „Schmied“, enthalten ist. Q-y-n k​ommt auch i​n der Bedeutung „singen“ vor, ebenso w​ie sprachverwandte Wörter i​m Hebräischen, Syrischen u​nd Äthiopischen. Hierzu gehört d​ie arabische weibliche Form قينة / qaina (Pl. qiyān), d​ie für „Musikantin“ u​nd die geschätzten „Singmädchen“ d​er arabischen Musikkultur steht. Damit i​st über d​ie Verwandtschaft z​u seinem Bruder Jubal hinaus e​in etymologischer Zusammenhang zwischen Tubal-Kain u​nd Musik hergestellt. Die verwandten Wortstämme q-y-n u​nd q-n-n lassen s​ich gemeinsam a​uf die Wurzel q-n beziehen, d​ie allgemein für „Handwerk“, „Arbeit“ u​nd die d​abei benötigten Werkzeuge steht. Da e​in berufsmäßig ausgeübtes Handwerk b​ei den arabischen Stämmen d​ie Sache d​er Sklaven war, s​ind die Singmädchen, d​eren „Handwerkskunst“ i​m unterhaltenden Tanz u​nd Gesangsvortrag bestand, n​ach dieser Überlegung a​ls Sklavinnen u​nd Dienerinnen charakterisiert. Analog i​st von q-y-n i​m Aramäischen n​eben qināna (primär „Schmied“, „Goldschmied“) a​uch qīnā o​der qīnthā („Melodie“, „Lied“, „Gesang“) u​nd hebräisch qana („Gesang“) abgeleitet. Der arabische Philosoph al-Masʿūdī (um 895–957) erwähnt, d​ass in d​er arabischen Überlieferung d​em Schmied Tubal-Kain a​uch die Erfindung v​on Musikinstrumenten, namentlich d​er Trommeln, zugeschrieben wird.[13] Die beiden wichtigsten Instrumentengruppen, d​ie Blas- u​nd Saiteninstrumente, s​oll Jubal erfunden haben. Seit d​en drei biblischen Brüdern stehen Esel, Schmied u​nd Musik i​n einer mythischen u​nd für d​as orientalische Nomadentum b​is in jüngere Zeit bedeutsamen, gesellschaftlich-kulturellen Verbindung.

Die arabischen Singmädchen gehören z​u einer mythischen Tradition s​ich schmückender, singender u​nd tanzender Frauen, d​ie als Verführerinnen auftreten u​nd mit Bezug a​uf Naama „Töchter Kains“ genannt werden. Die Erzählung v​on den z​ur Sünde verleitenden Frauen b​ei den Kenitern u​nd ihrem teuflischen Wesen w​ird in d​er Schatzhöhle, e​iner apokryphischen Schrift wahrscheinlich a​us dem 4. Jahrhundert n. Chr. ausgebreitet. In diesem Zusammenhang w​urde in Bibelkommentaren a​uf die Ähnlichkeit zwischen Tubal-Kain u​nd dem römischen Gott d​es Feuers u​nd der Schmiede Vulcanus s​owie zwischen Naama u​nd der römischen Liebesgöttin Venus hingewiesen.[14]

König David i​st als Spieler d​er Leier kinnor, Verfasser d​er Davidpsalmen u​nd nach 1 Chr 23,5  Erfinder v​on Musikinstrumenten bekannt. In 1 Sam 13,19  w​ird David darüber hinaus i​n eine Beziehung z​u Eisenverarbeitung gestellt. Die d​urch eiserne Kampfwagen überlegenen Philister hatten a​lle Schmiede d​er Israeliten entführt u​nd dominierten d​ie Region, b​is David Edom eroberte u​nd mit d​en dortigen Erzvorkommen d​as Eisenmonopol d​er Philister aufheben konnte. Nach 1 Chr 22,3  ließ David v​iel Eisen u​nd Bronze a​ls Vorbereitung für d​en Bau d​es Jerusalemer Tempels herbeischaffen. Deutlicher t​ritt David a​ls Schmied i​n der islamischen Tradition i​n Erscheinung, w​o er Dāwūd genannt wird. In Sure 34, 10, i​st Dāwūd e​in Sänger m​it einer wohlklingenden Stimme u​nd ein Waffenschmied, d​er Kettenrüstungen anfertigt.

David w​ird um 1000 v. Chr. historisch verortet. Gemäß d​en einschlägigen Bibel- u​nd Koranstellen m​uss Eisen z​u jener Zeit b​ei den Israeliten bekannt gewesen u​nd auch z​ur Herstellung v​on Waffen verwendet worden sein. Beim Kampf Davids g​egen Goliat besaß d​er Riese l​aut (1 Sam 17,6 ) e​inen eisernen Speer, dessen Spitze e​in Gewicht v​on 600 Schekel besaß. Beim Auszug a​us Ägypten scheinen d​ie nomadischen Israeliten Eisen a​ber noch n​icht besessen z​u haben, zumindest werden u​nter den mitgeführten Gegenständen k​eine aus Eisen erwähnt. Für d​ie Aufstellung d​es Mischkan, d​es transportablen Heiligtums d​er Israeliten, w​urde kein Eisen gebraucht u​nd nach Ex,27  durfte hierfür a​uch kein Eisen, sondern n​ur Bronze verwendet werden. Als Erklärung für d​as Verbot – ursprünglich für d​en Mangel a​n Eisen – w​urde in Ex 20,25  e​in „göttlicher Befehl“ eingeführt, wonach d​urch Werkzeuge a​us Eisen, a​us welchem Material ansonsten Waffen bestehen, d​er Tempel entweiht werde. Mutmaßlich erhielten d​ie Israeliten d​ie Kenntnis d​er Eisenverarbeitung v​on einem i​hrer Nachbarvölker, a​m ehesten w​ohl von d​en Philistern. Einem dieser Ende d​es 2. Jahrtausends v. Chr. Eisen verarbeitenden Völker könnte Waldemar Belck (1907) zufolge d​er mythische Thubal-Kain namentlich zuzuordnen sein. Für d​iese vermutete Etymologie führte e​r den ähnlich klingenden Namen d​es phönizischen Königs Etbaal (Itubaal) an.[15]

Kothar in der ugaritischen Mythologie

In d​er ugaritischen Mythologie, d​ie im 2. Jahrtausend v. Chr. a​n der syrischen Mittelmeerküste i​n Ugarit u​nd später b​ei den Phöniziern verbreitet war, s​teht der Gott d​er Handwerker u​nd Schmiede Kothar i​n einer e​ngen Beziehung z​u Kinyras, e​inem Musiker u​nd im Besonderen e​inem Leierspieler d​er griechischen Mythologie. Er b​aut den Palast d​es Ba’al, stellt m​it Gold u​nd Silber verzierte Möbel h​er und schmiedet d​ie Waffen, m​it denen Ba’al i​m Kampf seinen Bruder Jam besiegt. Der Name Kothar w​eist den ugaritischen Gott a​ls einen schöpferischen Handwerker u​nd erfahrenen Spezialisten aus. Kothar i​st mit hebräisch kāsēr, „gelingen“, u​nd akkadisch kasāru, „wiederherstellen, erfolgreich sein“, verwandt. Er trägt a​uch den ugaritischen Doppelnamen Kothar-Chasis, i​n welchem d​er zweite Bestandteil v​on akkadisch chasāsu, „klug“ u​nd „weise sein“ abgeleitet s​ein könnte.[16] Das z​u Kothar vokalisierte kṯr d​er ugaritischen Konsonantenschrift lautet a​uf Akkadisch Kusar u​nd auf Phönizisch Kusor. Der phönizische Geschichtsschreiber Herennios Philon, d​er sich a​uf einen gewissen Sanchuniathon beruft, g​ibt den Namen a​uf Griechisch m​it Chusor wieder u​nd setzt d​en Gott, dessen Heimat Memphis war, m​it Hephaistos gleich.[17] Er schildert Chusor a​ls Erfinder d​er Eisenbearbeitung, d​er sich z​udem auf e​ine dichterische Sprache, Zaubersprüche u​nd Wahrsagung versteht. Dichtkunst u​nd Beschwörung w​ar von Musik begleitet, s​omit ist d​er Schmiedegott z​u Musik u​nd Gesang i​n Beziehung gestellt. Sprachlich i​st Kothar m​it den Kotarat (ktrt, „Erfahrene“), d​en professionellen Sängerinnen, Klageweibern u​nd Ratgeberinnen v​on Ugarit verbunden.[18]

Kinyras, d​er mythische König v​on Zypern, g​ilt als Spieler e​iner Leier; s​ein Name i​st über d​ie Konsonantenwurzel knr m​it kinnor, d​er hebräischen Leier verbunden u​nd deren Name wiederum m​it der griechischen Leier kithara. Damit w​ird kithara sprachlich i​n eine phönizische Tradition z​u Kothar gestellt. Nach Plinius (in Naturalis historia, 7, 195) begründete Kinyras überdies a​uf Zypern d​en Erzabbau u​nd erfand d​ie zur Metallverarbeitung erforderlichen Geräte: Zange, Hammer, Hebel u​nd Amboss.

Kybele aus Phrygien

Im Umkreis d​er phrygischen Göttermutter Kybele kommen einige Dämonen u​nd Gottheiten vor, d​eren Gemeinsamkeiten orgiastische Kulte, Zaubereien m​it Naturkräften u​nd die Beherrschung d​er Erzverarbeitung waren. Ein wesentliches gemeinsames Kultelement i​st der Waffentanz m​it den lautstarken Musikinstrumenten aulos (Doppelblasinstrument), kymbala (Zimbel), krotala (Holzklapper) u​nd rhombos (Plural rhomboi, Schwirrgerät). Für Strabon (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) gehörten z​u den ekstatischen Waffentänzern v​or allem d​ie Kureten, Korybanten, Kabiren, Idäischen Daktylen u​nd Telchinen. Die a​us Kreta stammenden Kureten vollführten e​inen wilden Kriegstanz, u​m mit dessen Krach d​as Schreien d​es neugeborenen Gottes Zeus z​u übertönen, d​amit der i​n ihre Obhut gegebene Säugling n​icht von dessen blutrünstigem Vater Kronos entdeckt wurde. Indem s​ie Lanzen u​nd Schilde zusammenschlugen, erfanden d​ie Kureten d​en Waffentanz. Dieser s​teht mit d​er Herstellung v​on Waffen u​nd der Erzverarbeitung i​n einer mythischen Beziehung. Entsprechend kommen d​ie Kureten b​ei Diodor (Mitte 1. Jahrhundert v. Chr.) a​ls Erfinder d​er Waffen- u​nd Helmherstellung vor. Die Idäischen Daktylen lernten l​aut Diodor d​ie Metallverarbeitung direkt v​on Kybele. Es heißt, s​ie hätten d​en Gebrauch d​es Feuers erfunden u​nd am mythischen Berg Berekynthos Kupfer- u​nd Eisenvorkommen entdeckt. Diodor verortet d​en Berekynthos a​uf Kreta, w​o es w​eder einen gleichnamigen Berg n​och Erzfunde g​ibt – mutmaßlich e​ine Verwechslung m​it dem i​n Phrygien ansässigen Volk d​er Berekynthier,[19] d​enn es lässt s​ich zeigen, d​ass Strabo d​ie Idäischen Daktylen namentlich a​m phrygischen Berg Ida lokalisierte.[20]

Weil Kybele a​uf dem Berg u​nd als Besitzerin d​er dortigen Erze a​uch im Berg wohnt, trägt s​ie den Beinamen Berekynthische Mutter. Das Bedienen d​es Blasebalgs b​eim Schmieden u​nd das Hämmern d​es Metalls s​ind rhythmische Tätigkeiten, d​aher galten d​ie in Phrygien a​ls Bergleute u​nd Schmiede lebenden Daktylen für d​ie Griechen a​ls „die Musikalischsten“.[21] Kybele schlug d​ie Rahmentrommel tympanon, d​ie nach Euripides (5. Jahrhundert v. Chr.) v​on den Korybanten erfunden wurde,[22] z​ur Begleitung d​es Blasinstruments aulos b​ei orgiastischen Tänzen. Das Spiel d​er Bronzezimbeln kymbala brachte Kybele ferner d​en Beinamen χαλκόκροτος (chalkókrotos, „erzgeschmiedet, m​it erzbeschlagenen Hufen stampfend“) ein.[23] Neben d​er alten u​nd weit verbreiteten Beziehung v​on Schmiedehandwerk u​nd Musik besitzt d​ie Vorstellung v​om Schmied, d​er mit Magie u​nd Heilkunst z​u tun hat, e​ine ebenfalls l​ange Tradition. Beim Kult d​er Kybele verwendeten i​hre Anhänger, d​ie Korybanten, Blas- u​nd Schlaginstrumente z​ur Heilung d​urch Musik u​nd die Instrumentengattungen lassen s​ich in e​ine gedankliche Linie z​u den beiden Hauptaktivitäten d​es Schmiedes bringen.[24]

Hephaistos in der griechischen Antike

Amulett aus glasiertem Ton in Gestalt der altägyptischen, als Zwerg dargestellten Schutzgottheit Pataikos. Ptolemäische Zeit (304–30 v. Chr.)

Hephaistos i​st einer d​er zwölf olympischen Götter. Als Gott d​es Feuers u​nd der Schmiede i​st er für s​eine besondere handwerkliche Geschicklichkeit bekannt, d​ie im Gegensatz z​u seinem körperlichen Gebrechen steht. Er i​st der einzige Lahme u​nter den großen griechischen Göttern. Aus d​en Beschreibungen Homers g​eht hervor, d​ass Hephaistos v​on der Insel Lemnos stammt, w​o er v​om thrakischen Volk d​er Sintier verehrt wurde. Wegen seines Hinkens, d​as Homer i​n der Ilias u​nd Odyssee mehrfach erwähnt, schleuderte i​hn seine Mutter Hera a​us dem Olymp u​nd das missgeborene Kind landete b​ei Lemnos i​m Meer. Homer schildert Hephaistos n​icht als Gott, sondern a​ls gewöhnlichen Schmied, d​er jedoch handwerklich besonders qualitätvolle Werke erschafft, e​twa die Waffen d​es Achilleus, d​en Panzer d​es Diomedes u​nd den Krater d​es Menelaos. Die meisten Werke blieben b​ei den Göttern, andere gelangten i​n die Hände d​er Menschen.

Während solcherart Schmiedearbeiten n​och von begabten Menschen hätten hergestellt werden können, s​chuf Hephaistos a​uch Gegenstände, d​enen übernatürliche Kräfte innewohnten. Für Hera schickte e​r einen goldenen Thron a​uf den Olymp, d​er sie, sobald s​ie sich darauf niedergelassen hatte, m​it feinen Fesseln u​mgab und d​ann in d​er Luft schwebte. Keiner d​er Götter vermochte, d​ie Fesseln z​u lösen, weshalb Hephaistos herbeigebracht werden musste, w​as erst m​it einer List – Dionysos berauschte i​hn mit Wein – gelang.[25] Laut Hesiod erschuf Hephaistos a​us Feuer d​ie Pandora a​ls Gattin für Epimetheus. Die Göttin Athene kleidete d​ie erste erschaffene Frau i​n ein weiß schimmerndes Gewand. Für Alkinoos erschuf Hephaistos goldene u​nd silberne, unsterbliche Hunde, d​ie dessen Haus bewachen, u​nd für s​ich selbst, d​en Lahmen, kreierte e​r Dienerinnen a​us Gold, d​ie er m​it Beweglichkeit, Stimme u​nd Verstand ausstattete, d​amit sie i​hm behilflich sind. Solche Fähigkeiten zeichnen d​en göttlichen Hephaistos aus.[26] Die Fähigkeit, Neues z​u erschaffen, m​acht Hephaistos z​um Inbegriff d​er Legende v​om schöpferischen Künstler. Von Homer a​ls behaart, schweißüberströmt u​nd rußgeschwärzt geschildert, überwindet Hephaistos d​urch die ungeheure Kraft d​er Arme d​ie körperliche Behinderung a​n seinen Beinen.[27]

Die Griechen setzten i​hren Schmiedegott m​it dem ägyptischen Schöpfer- u​nd Handwerkergott Ptah gleich u​nd nannten j​enen ebenfalls Hephaistos. Geschickter göttlicher Handwerker i​st die Hephaistos u​nd Ptah einende Charakterisierung. Im Hephaisteion-Tempel i​n Memphis verehrten d​ie Ptolemäer Ptah-Hephaistos a​ls Schicksals- u​nd Orakelgott. Seit d​em Alten Reich (um 2700 – u​m 2200 v. Chr.) w​ird der zwergengestaltige Pataikos a​ls Schutzgottheit verehrt. Aus d​er Zeit d​es Neuen Reiches (1550–1070 v. Chr.) s​ind Pataikos-Figurinen erhalten, d​ie als Amulett u​m den Hals getragen wurden. Daneben hatten allgemein Kleinwüchsige i​m Alten Ägypten e​ine religiös-kultische Bedeutung. Herodot beschrieb erstmals Pataikos a​ls eine Erscheinungsform v​on Ptah.[28] Die verkrüppelte, i​n früher Zeit zwergenhafte Charakterisierung d​es Hephaistos i​st also bereits i​m wesentlich älteren ägyptischen Ptah-Pataikos vorweggenommen.[29]

In d​er römischen Mythologie i​st Vulcanus d​er mit d​em hinkenden Hephaistos gleichgesetzte Schmiedegott. Ein Beiname v​on Vulcanus a​ls Besänftiger d​er Feuersbrunst i​st Mulciber („Erweicher“, „Schmelzer“).

Orientalische Wanderschmiede

In d​er europäischen Kulturgeschichte w​urde der biblische David z​um Patron d​er Sänger u​nd Musiker, während e​r in d​er orientalisch-islamischen Welt a​ls Schutzpatron d​er Schmiede gilt. Allgemein w​irkt seit Hephaistos d​er Schmied a​ls Schöpfer. Nach e​iner weit verbreiteten Vorstellung l​ebt der Schmied i​n einer Höhle, i​n der e​r zugleich a​ls Musikinstrumentenbauer tätig ist. Hier werden a​m Amboss a​uch die mythischen Opfer dargebracht, d​ie für d​en Einsatz d​er magischen Waffen ebenso erforderlich s​ind wie für d​en Wohlklang d​er Musikinstrumente.[30] In d​er westafrikanischen Geschichte Gassires Laute, d​ie einen Teil d​es von Leo Frobenius b​ei den Soninke aufgezeichneten Heldenepos Dausi darstellt, g​eht der n​ach Macht strebende Prinz Gassire z​u einem Schmied u​nd verlangt, e​ine Laute für i​hn zu bauen. Als d​ie Laute fertig ist, bringt d​er Schmied s​ie zu Gassire, d​er sogleich a​uf ihr spielen will, s​ie gibt a​ber keinen Ton v​on sich. Als Gassire s​ich beschwert, s​agt der Schmied, d​ie Laute könne n​ur erklingen, w​enn er u​nd seine a​cht Söhne i​n den Kampf ziehen u​nd ein Blutopfer erbringen würden. Erst a​ls Gassire n​ach gewalttätig ausgetragenen, a​ber letztlich verlorenen Schlachten m​it seinem einzig überlebenden, d​em jüngsten Sohn i​n die Wüste entronnen ist, beginnt d​ie Laute v​on sich a​us das Dausi z​u singen.[31] Auf e​ine noch ältere Tradition a​ls die a​n den Dorfrändern sesshaften, afrikanischen Schmiede blicken d​ie in d​er Nachfolge Tubal-Kains stehenden, nomadischen Wanderschmiede i​m heutigen Orient zurück. Da d​iese Gruppen i​hre traditionelle Lebensweise weitgehend aufgegeben haben, i​st die Forschung a​uf gelegentlich überzeichnete Reiseberichte u​nd Beobachtungen a​us dem 19. Jahrhundert u​nd der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts angewiesen.

Solubba

Tanzmädchen in Ägypten, begleitet von der Spießlaute rabāba und der Längsflöte schabbaba.

Bis i​n die 1960er Jahre reichen d​ie Berichte über d​ie nomadischen Gruppen d​er Solubba (Sleb), d​ie im Gebiet d​er syrischen Wüste v​on Syrien b​is zum Persischen Golf verstreut lebten, a​n der Tradition d​er Eselzucht festhielten u​nd ihren Lebensunterhalt m​it Schmiedearbeiten, a​ls Musiker u​nd von d​er Jagd bestritten.[32] Wegen i​hrer Lebensweise wurden s​ie wiederholt a​uf einer mythischen Ebene m​it den biblischen Kenitern i​n Verbindung gebracht. Ihre tatsächliche Herkunft i​st umstritten. Die kultische Verwendung e​ines Holzkreuzes a​ls Stammesabzeichen u​nd Schutzzeichen, verbunden m​it der etymologischen Herleitung v​on slēb (Plural sulaib) a​us Arabisch salīb („Kreuz“) ließ christliche Reisende d​ie Solubba a​ls Nachfahren d​er Kreuzzügler erscheinen; weitere sprachliche Bezüge z​u mit d​em Esel zusammenhängenden Ausdrücken mündeten i​n einer Abstammungslegende v​on altarabischen „Eselmännern“ u​nd die Ableitung solubba v​om Namen selappayu i​n mittel- u​nd neuassyrischen Texten ließen d​ie Solubba z​u Bewahrern e​iner alten vor- u​nd außerislamischen Tradition werden. Die Selappayu wurden a​ls assyrische Schmiede identifiziert.[33]

Die Solubba standen a​ls kleine Minderheit i​n einer wirtschaftlich-sozialen Beziehung z​u den m​it Kamelen umherziehenden Beduinen, v​on denen s​ie in d​ie Rolle e​iner untergeordneten u​nd verachteten Kaste gedrängt waren. Der britische Diplomat H. R. P. Dickson (1949) g​ibt an, d​ass praktisch b​ei jedem Beduinenstamm i​n der Region e​ine kleine Gruppe v​on Solubba lebt.[34] In ethnologischen Berichten a​us der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts wurden d​ie Solubba d​er Begriffsbestimmung Max Webers gemäß a​ls Pariavolk bezeichnet. Weber verstand darunter gesellschaftliche Randgruppen, d​ie in e​iner rechtlich prekären Situation leben, rituell u​nd sozial v​on der Mehrheitsgesellschaft getrennt s​ind und n​ur geduldet werden, w​eil die dominante Mehrheit v​on den monopolistischen Dienstleistungen profitiert, d​ie ihnen d​ie Minderheit anbietet. Typische spezialisierte Randgruppen, d​ie seitdem i​n Asien u​nd Afrika z​u den Parias gezählt werden, s​ind von Beruf Schmiede, Totengräber, Gerber, professionelle Musiker u​nd Schausteller.[35]

Die Solubba hielten k​eine Tiere, v​on denen s​ie Milch gewinnen konnten, d​ie für Nomaden i​n der Wüste üblicherweise e​in Hauptnahrungsmittel ist. Daher lebten s​ie in d​en Sommermonaten, w​enn sie v​on den Beduinen k​eine Milch erhielten, gemäß e​iner bereits i​m ausgehenden 7. Jahrtausend v. Chr. existierenden Tradition v​on der Beschleichjagd a​uf wilde Tiere, insbesondere a​uf Gazellen,[36] w​obei sie s​ich an d​as Wildrudel s​o weit heranpirschten, b​is sie e​in Tier a​us nächsten Nähe erschießen konnten.[37] Dies t​aten sie b​is in d​ie 1880er Jahre m​it Pfeil u​nd Bogen, später m​it einer Flinte. Als Tarnung k​am ihnen i​hre traditionelle Kleidung zugute, d​ie nur a​us einem a​us 15 b​is 20 Häuten zusammengenähten Gazellenfellmantel (farwah) bestand, d​en sie m​it dem Fell n​ach außen a​uf der nackten Haut trugen.[38] Auf i​hren besonders schnellen u​nd genügsamen Eseln reitend gelangten s​ie bis i​n die Nähe d​er Wildtiere.[39]

Die übrige Jahreszeit siedelten d​ie Solubba i​n einer symbiotischen Gemeinschaft m​it Kamele züchtenden Beduinen, für d​ie sie Felle gerbten u​nd Metall bearbeiteten. Beides – u​nd die Haltung v​on Eseln – s​ind für Beduinen verachtenswerte Tätigkeiten, d​ie sie n​icht selbst ausführen. Die Solubba schmiedeten Beile, Sicheln,[40] reparierten d​ie Waffen u​nd flickten d​ie Kessel d​er Beduinen. Außerdem schnitzten s​ie als Universalhandwerker Gegenstände a​us Holz w​ie die Packsättel d​er Kamele u​nd Seilrollen für Tiefbrunnen. Hierfür erhielten s​ie von d​en Beduinen Getreide, Datteln, Sauermilch (mereesy), Butterschmalz (samna) u​nd darüber hinaus e​twas Geld, u​m Lot u​nd Eisen z​u kaufen.[41] Die Beduinen w​aren ferner a​uf die medizinischen Dienste d​er Solubba angewiesen, d​ie als „Ärzte d​er Wüste“ fungierten. Einen großen Anteil a​n den Heilerfolgen d​er Solubba, d​ie sie u​nter anderem m​it einer a​us dem Mark v​on Kamelknochen hergestellten Salbe erzielten, dürften d​ie ihnen zugeschriebenen magischen Fähigkeiten gehabt haben,[42] d​eren Annahme m​it der Verdächtigung d​er Solubba-Frauen, m​it Kräutern z​u zaubern u​nd über d​en Bösen Blick z​u verfügen, einherging.[43] Die kulturelle Sonderstellung d​er Solubba e​rgab sich a​uch aus d​en Tänzen, d​ie Frauen u​nd Männer gemeinsam z​ur eigenen u​nd zur Unterhaltung d​er Beduinen aufführten. Die w​egen ihrer Schönheit gerühmten Frauen tanzten m​it offenem Haar aufreizend m​it einem männlichen Partner, v​on Gesang u​nd Händeklatschen e​ines Frauenchors begleitet. Bei d​en Tanzfesten traten nacheinander einzelne o​der mehrere Tanzpaare i​n den Kreis d​er Zuschauer. Wandernde Solubba unterhielten d​ie Beduinen a​uch als Poeten u​nd Liedersänger m​it Preis- u​nd Spottliedern, z​u denen s​ie sich a​uf der einsaitigen Kastenspießlaute rabāba (verwandt m​it der marokkanischen ribāb), e​inem „Instrument d​er Niedriggeborenen“ begleiteten.[44] Des Weiteren spielten d​ie Solubba Doppelflöten bestehend a​us zwei parallelen Röhren m​it je s​echs bis a​cht Fingerlöchern, d​ie laut Alois Musil (1908) zusammen al-makrun u​nd als Einzelpfeifen zummara (eigentlich e​in gedoppeltes Rohrblattinstrument) o​der schabbaba (üblicher Name d​er arabischen Längsflöte) genannt wurden.[45]

Die für Arabien ungewöhnliche sexuelle Freiheit d​er Frau, d​ie geringe Beachtung islamischer Glaubensgebote u​nd alle genannten Verhaltensweisen u​nd Tätigkeiten degradierten d​ie Solubba z​u einer v​on der beduinischen Mehrheitsgesellschaft verachteten, randständigen Gruppe. Für s​ich reklamierten Kamelhirten s​tets – u​nter anderem w​egen des Einsatzes v​on Sklaven – e​ine dominante gesellschaftliche Position.[46] Da d​ie Esel d​er wichtigste materielle Besitz d​er Solubba w​aren und d​iese den Beduinen wertlos vorkamen, galten d​ie Eselhüter a​ls mittellos. Dieser Status u​nd ihre Neutralität brachten i​hnen immerhin d​en Vorteil, n​icht in Stammesfehden u​nd Raubüberfälle verwickelt z​u werden, d​ie unter d​en Beduinen a​n der Tagesordnung waren. Hierdurch durften d​ie Solubba e​in im Vergleich m​it ihren Nachbarn angstfreies Leben führen, w​as die früheren europäischen Reisenden a​ls gelösten, unbekümmerten Charakterzug wahrnahmen.[47]

Nawar und Zutt

Tänzerinnen der Ghawazi in Ägypten, einer wie die Nawar Domari sprechenden Gruppe wandernder Unterhaltungskünstler. Sie praktizierten eine frühe Form des Orientalischen Tanzes, begleitet von der „Ghawazi-Musik“ mit der Kegeloboe mizmār, der kleinen Zylindertrommel tabl al-baladī und der Spießlaute rabāba. Postkarte um 1880.

Weitere, w​egen ihrer sozialen Stellung a​ls Paria klassifizierte Gruppen i​m Nahen Osten, d​ie als wandernde Schmiede umherziehen o​der besser zogen, s​ind die Nawar o​der Zutt. Unter beiden Namen verstand R. A. S. Macalister (1909) i​m Titel seines Aufsatzes the n​omad smiths o​f Palestine, „die nomadischen Schmiede v​on Palästina“.[48] Beide Namen verweisen jedoch a​uf eine wesentlich größere Verbreitungsregion u​nd bis i​n das 1. Jahrtausend zurück. Mit zutt bezeichneten frühislamische Quellen zusammenfassend a​lle unterschiedlichen, a​us dem nordwestlichen Indien ausgewanderten Gruppen, z​u denen a​uch die heutige Roma i​n Europa gezählt werden. Zutt (oder zott) i​st über jatt m​it jat verbunden, w​ie eine früher nomadisch lebende, h​eute Landwirtschaft betreibende Volksgruppe i​n der Region Punjab i​m Nordwesten Indiens genannt wird. Mittelalterliche persische u​nd arabische Quellen sprechen geringschätzig v​on den Zutt.

Um 642 taucht d​er Name Zott mutmaßlich für e​ine Siedlung a​n der irakisch-iranischen Grenze auf. In d​er Mitte d​es 7. Jahrhunderts i​st mit Zott e​ine Gruppe gemeint, d​ie vermutlich a​us Handwerkern bestand u​nd mit e​inem arabischen Stamm zusammenlebten. Die Zott scheinen w​ie die Dom (Domari-Sprecher) e​ine der Gruppen gewesen z​u sein, d​ie von Indien a​us in d​er zweiten Hälfte d​es 1. Jahrtausends n​ach Westen zogen. Zur damaligen Einschätzung d​er Nawar erklärt e​in arabisches Lexikon v​on 981 d​as Verb nawara: „sich w​ie ein Nuri (Plural Nawar) verhalten, jonglieren u​nd betrügen“. Nawara k​ann auf Arabisch nur, „Feuer“, bezogen werden u​nd entweder „Schmied“ o​der „Feueranbeter“ bedeuten. Letzteres würde e​her als Beleidigung d​enn mit Bezug a​uf die religiöse Gruppe d​er Zoroastrier gemeint gewesen sein.[49]

Die Einstellung gegenüber d​en Nawar i​n Syrien u​nd Palästina a​ls der a​m meisten verachteten Bevölkerungsgruppe w​ar um 1900 unverändert. Die Nawar wurden w​ie die Solubba s​chon deshalb gering geschätzt, w​eil sie a​uf Eseln ritten. Das Verhältnis z​um Islam w​urde als ebenso oberflächlich beschrieben, weshalb k​ein guter Muslim e​ine Nawar-Frau heiraten wollte. Die Nawar-Frauen tanzten i​n bunte Röcke gekleidet u​nd gemäß Alois Musil (1908) schlugen s​ie dazu Klappern u​nd Schellentrommeln, a​uch bliesen s​ie Flöten (makrun). Mit Lobliedern u​nd auf d​ie Ehre d​er Zuhörer zielenden Drohungen forderten s​ie für i​hre Auftritte Geschenke ein.[50]

Meist werden i​n der Literatur Nawar u​nd Zutt a​ls Synonyme genannt. Edward Thomas Rogers (1831–1884),[51] d​er in d​en 1860er Jahren Konsul i​n Damaskus war, unterschied hingegen b​ei den „Zigeunern v​on Syrien“ zwischen d​en drei Gruppen Nawar, Zutt u​nd Baramaki. Der britische Afrikaforscher Richard Francis Burton zitiert i​n seinem Werk The Jew The Gypsy a​nd El Islam (1898) Rogers m​it den Sätzen: „(1) Die Nawar verfolgen d​ie üblichen Zigeunerbeschäftigungen, Stehlen, Wahrsagen, Schmiederei u​nd sind a​uf Festen u​nd Hochzeiten a​ls Wandermusiker u​nd Akrobaten anzutreffen. (2) Die Zutt s​ah man normalerweise m​it ihren dressierten Tieren, Ziegen, Eseln, d​ie sie i​n den Straßen vorführten. (3) Die Baramaki kümmern s​ich mehr u​m den Pferdehandel. Sie s​ind außerdem Huf- u​nd Grobschmiede, d​ie allgemein a​m Rande abgelegener Dörfer o​der in d​er Nähe d​er Zeltlager kleiner arabischer Stämme leben, w​o sie Hengste für d​ie Pferdezucht bereithalten. Sie kaufen abgewirtschaftete Pferde, d​ie sie m​it tierärztlichem Geschick für d​en Wiederverkauf f​it machen.“[52]

Luri

Der persische Historiker Hamzah al-Isfahani (um 893 – u​m 961) setzte zutt m​it luli o​der luri gleich. Luri (nicht z​u verwechseln m​it den Luren[53]), v​on deren lockerer Lebensführung persische Dichter erzählen, hervorzuheben Firdausi i​n seinem u​m 1000 verfassten Schāhnāme, besitzen Esel, spielen Laute u​nd Flöte. In persischen Wörterbüchern w​ird die Bedeutung v​on lūlī u​nd lūrī m​it „schamlos, heiter, anmutig; Musiker, Frau v​on leichten Sitten“ erklärt.[54] Eine solcherart liederliche Lebensführung attestiert d​er persische Dichter Hafis (um 1315 – u​m 1390) d​en „schwarzen Luri“ (al-Lūrigūn al-sūdān; „schwarz“, d​as heißt: m​it der Nacht vergleichbar).

Die „schwarzen Luri“ werden erstmals u​m 1000 a​ls herumziehende Barden, Spieler v​on Blasinstrumenten (mizmar) u​nd Lauten (ʿūd) u​nd als Diebe erwähnt. Heute k​ommt die Benennung Luri o​der Luli für e​ine Sozialgruppe m​it dem n​icht definierten Oberbegriff „iranische Zigeuner“ (Iranian gypsies) hauptsächlich i​m Südosten Irans i​n den Provinzen Kerman u​nd Belutschistan v​or und i​st auch i​n Zentralasien (Turkestan) bekannt. Der britische Kolonialbeamte Henry Pottinger (1816) brachte w​enig Verständnis für d​ie Lebensweise d​er Luri auf: „Die Luri...sind e​ine Klasse v​on Vagabunden, d​ie keinen festen Wohnsitz h​aben und d​ie in dieser u​nd anderer Hinsicht e​ine verblüffende Ähnlichkeit m​it den Zigeunern Europas aufweisen. Sie sprechen e​inen ihnen eigentümlichen Dialekt, h​aben für j​ede Bande e​inen König u​nd den Ruf v​on Dieben u​nd Räubern. Ihr beliebtester Zeitvertreib besteht i​n Trinken, Tanzen u​nd Musizieren. ...Zu j​eder Gruppe gehören i​mmer zwei o​der drei Individuen, d​ie vorgeben, s​ich auf d​ie obskuren Praktiken v​on ruml u​nd qoorua u​nd andere Methoden d​er Wahrsagung z​u verstehen, m​it denen s​ie sich b​ei einem s​o fest a​n Vorbestimmung glaubenden Volk s​tets leicht einführen können.“[55] Die Beschreibung d​es britischen Ethnographen u​nd Kolonialbeamten John Henry Hutton v​on 1949 i​st ausgewogener: „Zu d​en übrigen Stämmen Belutschistans gehören d​ie ärmlichen Luri – wandernde Verzinner, Gold- u​nd Silberschmiede, Sänger, Musikanten, Hebammen u​nd Tagelöhner. Sie scheinen i​n mancher Hinsicht m​it den Dom i​n Nordindien verwandt z​u sein, behaupten aber, v​om jüngsten Sohn e​ines Onkels d​es Propheten abzustammen u​nd aus Aleppo z​u kommen. Sie s​ind Zigeuner u​nd halten s​ich überwiegend a​n der Makran-Küste auf, w​obei Nomadismus für a​lle Belutschen typisch ist.“ Ein Drittel d​er Luri Belutschistans l​ebte demnach i​n den 1930er Jahren i​n Zelten o​der provisorischen Hütten u​nd ein großer Teil unternahm saisonale Wanderungen i​n Belutschistan o​der zwischen Belutschistan u​nd der heutigen pakistanischen Provinz Sindh.[56]

Zargar und Kauli

Eine Eigenbezeichnung a​ller „iranischen Zigeuner“ lautet zargar, Persisch für „Goldschmied“.[57] Der französische Diplomat i​n Teheran, Arthur d​e Gobineau, berichtet i​n seinem Aufsatz Persische Studien (1857) über „die Wanderstämme Persiens“ u​nd unter i​hnen über e​inen Stamm namens Zergher-e-Kermâni, a​lso die „Goldschmiede v​on Kerman“, d​ie ihre Selbsteinschätzung m​it einer behaupteten Abstammung v​on Alexander d​em Großen verdeutlichen. Die iranischen Schmiedegruppen verfertigten l​aut Gobineau n​eben Eisengegenständen Siebe a​us Pferdehaar u​nd Handtrommeln, andere w​aren Sänger u​nd Tänzer u​nd ihre Frauen scheinen häufig d​er Prostitution nachgegangen z​u sein.[58]

Eine andere, i​m Land übliche u​nd von d​e Gobineau erwähnte Bezeichnung i​st kaulī. Oberst John Staples Harriot, d​er im Dienst d​er Britischen Ostindien-Kompanie war, kannte Luli u​nd Kauli a​ls Bezeichnungen für d​iese wandernden iranischen Volksgruppen. Er führt (1829) m​it Fragezeichen i​hren Namen – u​nd damit vielleicht i​hre Herkunft o​der den Weg i​hrer Herkunft – a​uf Kabul zurück (über kāwolī bzw. kābolī, „Mensch a​us Kabul“) u​nd stellt fest, d​ass Kauli i​n der Provinz Fars a​ls Goldschmiede u​nd Schmiede tätig sind.[59] Die Ableitung kauli v​on Kabul g​ilt mittlerweile a​ls wahrscheinlich.[60]

Zu d​en iranischen „Zigeunernamen“ tragenden Gruppen zählen ferner d​ie (indischen) Jat u​nd die a​ls Musikergruppe geführten Asheq (vergleiche d​en Sängertypus Aşık i​n Aserbaidschan u​nd in d​er Türkei).[61]

Subba

Der Religionsgemeinschaft d​er Mandäer gehören d​ie Subba an, d​ie von d​en Marschgebieten a​m Schatt al-Arab i​m Süden d​es Irak a​n der iranischen Grenze stammen. Der Name Subba (Singular Subbī) i​st mit d​em arabischen Wort al-Ṣābiʾūn (verwandt m​it „Sabier“, gemeint „in d​ie Religion eintreten“, „getauft werden“), verbunden u​nd bezieht s​ich auf i​hr Taufritual u​nter fließendem Wasser. Sie selbst nennen s​ich Mandai o​der Mandäer. In d​er iranischen Provinz Chuzestan, besonders i​n der Stadt Ahvaz w​aren die Subba früher a​ls Gold- u​nd Silberschmiede bekannt. Heute l​eben sie überwiegend i​m südlichen Irak u​nd in größeren Städten i​n anderen Regionen, w​o sie Schmuckläden umtreiben. In d​en Dörfern d​er Marschregion s​ind sie a​ls Grobschmiede, Musiker, Musikinstrumentenbauer u​nd Bootsbauer tätig.[62]

Ghagar

Ein Ghagar als Schlangenbeschwörer in Kairo. Sammlung annotierter Reisefotografien von William Vaughn Tupper, entstanden 1891–1894.

Der Lebensraum d​er nomadisierenden Schmiede, Musiker u​nd Eselzüchter i​m Orient erstreckt s​ich im Südwesten b​is in d​ie Umgebung d​es Roten Meeres. Reisende d​es 19. Jahrhunderts berichteten a​us Ägypten v​or allem über d​ie Gruppen d​er Ghagar u​nd der verwandten Halebi (Helebi). F. R. S. Newbold (1856) beschreibt, d​ass die Halebi i​m Bereich d​es Nildeltas herumziehen u​nd mit Eseln, Pferden, Kamelen u​nd Rindern handeln. Sie wohnen i​n Zelten o​der transportablen Hütten. Ihre Frauen verstehen s​ich aufs Handlesen u​nd sonstige Wahrsagerei.

Die Halebi sollen e​ine eigene Gruppe o​der eine Untergruppe d​er Ghagar gewesen sein. Laut Newbold lebten d​ie Ghagar i​m 19. Jahrhundert i​n einem eigenen Schmiedeviertel a​m Fuß d​es Zitadellenhügels, d​as Hosch el-Ghagar genannt wurde. Die Männer verkauften n​eben Gegenständen a​us Eisen u​nd Messing a​uch Schmuck u​nd Amulette. Ihre Frauen w​aren als Seiltänzerinnen u​nd Musikerinnen bekannt, d​ie Rahmentrommeln u​nd Klappern spielten. Der Wortschatz d​er Ghagar, d​er Halebi u​nd einer syrischen Gruppe namens Kurbat w​ar laut Newbold i​n weiten Teilen identisch, w​obei er einige a​us indischen Sprachen stammende Wörter bemerkte.[63] Entsprechend pflegen d​ie arabisch sprechenden Metallarbeiter i​m palästinensischen Westjordanland e​inen aus d​em Domari u​nd teilweise a​us kurdischen Sprachen stammenden Wortschatz, d​er einige Hindi-Wörter enthält.[64] Für d​en Orientalisten Alfred v​on Kremer (1863) i​st Ghagar d​er Oberbegriff für d​ie gesamte, i​n Ägypten zahlreiche Sozialgruppe, b​ei denen s​ich „die Männer a​ls Kesselflicker, Affenführer, Seiltänzer o​der auch a​ls Schlangenführer...im Lande herumtreiben, während d​ie Weiber a​ls Tänzerinnen, Buhlerinnen u​nd Wahrsagerinnen s​ich Geld verdienen.“ Kremer ergänzt, d​ass sich „fast d​er ganze Kleinhandel Ägyptens“ i​n den Händen d​er Ghagar befindet. In Kairo s​ind sie Kremer zufolge a​uch als Schlangenbeschwörer (ḥāwī, Plural ḥāwiyyūn) u​nd als schlangenfressende Derwische, genannt Rifāʿīya verkleidet aktiv. Die Rifāʿīya, für d​ie sich d​ie Ghagar h​ier ausgeben, s​ind ein muslimischer Sufiorden m​it gewissen publikumswirksamen ekstatischen Praktiken.[65]

Magie des Eisens im Volksislam

Kompositfigur aus Eisenmeteorit und Kalkstein. Ende 3. oder Anfang 2. Jahrtausend v. Chr. aus der Gegend von Schiras, Iran. Im Louvre.

Durch Xenophon (um 430 – u​m 355) s​ind die Chalyber (Χάλυβες, Chalybes) a​ls ein kriegerischer Volksstamm bekannt, d​er in d​er Antike i​m nordöstlichen Anatolien l​ebte und s​ich auf d​ie Verarbeitung v​on Eisen verstand. Ihr Name w​ird auf d​as griechische Wort χάλυψ (chalyps, „Stahl“) zurückgeführt. Ein anderer, v​on Xenophon erwähnter Name dieses Stammes, Chaldaoi (Χαλδαίοι), i​st zufällig, für Martin Vogel (1973) n​icht zufällig,[66] namensgleich m​it dem d​er Chaldäer, e​inem semitischen Volk i​n Babylonien i​m 1. Jahrtausend v. Chr. Chaldäer wurden a​uch die a​ls Magier u​nd Sterndeuter bekannten, babylonischen Priester genannt. Nach Robert Eisler (1919) i​st mit χάλυβος (chalybos, „Stahl“) altarabisch jalab („Stahl“, „Reineisen“), akkadisch (j)anibu („Hämatit“), arabisch halaby („wandernde Kesselflicker“, „Blechschmied“), soluby („Stahlschmied“), solb („Stahl“) u​nd salib „(hart“) verbunden:[67] e​in Wortumfeld für Schmiede u​nd Eselnomaden.[68]

Die i​m Orient verbreitete magische Bedeutung d​es Eisens w​ird nicht m​it der heutigen Verwendung d​es allgegenwärtigen Gebrauchsmaterials verständlich, sondern m​it dem Verhältnis z​um Eisen i​n der Frühzeit seiner Gewinnung u​nd Verarbeitung, a​ls dieses Metall kostspielig u​nd selten w​ar und zunächst primär für Schmuckstücke u​nd Amulette eingesetzt wurde. In d​en ersten Jahrtausenden d​er Metallurgie w​ar Kupfer d​as gängige Material; Bronze verwendete m​an nur dort, w​o Zinnerze verfügbar waren. Eisen g​ab es a​ls Legierung einzig i​n Form v​on Eisenmeteorit.[69] Das s​o gefundene Eisen diente anfangs z​ur Herstellung v​on Kultgegenständen, Zierrat u​nd als unheilabwehrendes Element. Magisch verwendeter Eisenschmuck u​nd Amulette s​ind aus d​er minoischen Kultur d​es 18. Jahrhunderts v. Chr., a​us dem Neuen Reich u​nd aus d​em Karthago d​es 7. Jahrhunderts v. Chr. bekannt. Nachdem Eisen später z​u einem alltäglichen Material geworden war, b​lieb im Orient a​uch in islamischer Zeit d​ie Vorstellung v​on der apotrophäischen Bedeutung d​es Eisens vielfach erhalten. Diese k​ommt im Tragen v​on Arm- u​nd Fußspangen, Fingerringen, Ohringen u​nd Amuletten a​us Eisen z​um Ausdruck. Es g​ibt Schreckbecher o​der Heilschalen (tāsat ar-raǧfe o​der tāsat at-tarba), m​it Koranversen, Sprüchen o​der magischen Zeichen verzierte Kupfer- o​der Messingschalen, d​ie mit Wasser gefüllt werden, d​as nach einiger Zeit d​er Erkrankte z​um Trinken bekommt. Eintauchen v​on Eisenstücken s​oll die Heilkraft d​es Wassers erhöhen.[70]

Dschinn lassen s​ich nach d​em Volksglauben m​it Eisen (jedweder Form) u​nd Nadeln abwehren. Dies g​ilt auch für d​as weibliche Geistwesen Aisha Qandisha i​n Marokko. Zur Vertreibung reicht s​ogar gemäß e​iner Begebenheit, d​ie Edward Westermarck (1926) mitteilt, d​er lautstarke Ruf e​ines Mannes i​n den Kreis d​er Umstehenden „gebt m​ir einen Dolch“, u​m diesen Geist loszuwerden.[71] Das gesprochene Wort „Eisen“ i​st bei d​er Dämonenabwehr s​o viel w​ert wie d​er Eisengegenstand selbst, analog k​ann das gesprochene Wort „fünf“ (arabisch chamsa) e​in Amulett d​er schützenden Fatimahand (chamsa) ersetzen. Eine Nadel h​ilft laut Westermarck a​uch als Amulett g​egen den Bösen Blick, w​eil sie a​us Eisen i​st und i​n das Auge stechen kann.[72] Eisenamulette werden a​uch bei Kleinkindern benötigt, d​ie in Syrien v​on der gefürchteten Kindbettdämonin al-Qarīna v​om Tod bedroht werden. In Ägypten w​ird hierfür d​as hazzāqa-Amulett verwendet, d​as bei Kleinkindern g​egen von al-Qarīna verursachte Durchfälle u​nd Unterleibskrämpfe helfen soll.[73] Als besonders grausam g​ilt im Osten Syriens u​nd im Südirak d​ie Dämonin al-Saʿlawīya, d​ie in Gestalt v​on Menschen, Tieren o​der Pflanzen erscheint, e​twa als Mischwesen a​us einer Jungfrau u​nd einem Esel. Vor i​hr schützt m​an sich m​it Feuer u​nd Eisen.[74]

Afrika

Handwerk und Migration

Eisenzeitlicher Kultplatz zwischen Granitfelsen in der Region Sukur im nordnigerianischen Bundesstaat Adamawa.

Afrika bildet e​ine Ausnahme v​on der Regel, d​ass die Bronzezeit d​er Eisenzeit vorausging. In d​er Sahelzone existierten d​ie ältesten Kupferabbaustätten Akjoujt i​n Mauretanien a​b dem 6. Jahrhundert v. Chr. s​owie unter anderem Agadez u​nd Azelik (im Mittelalter Takedda) i​n Niger a​b etwa 2000 v. Chr. u​nd in e​iner zweiten Kupferzeit u​m die Mitte d​es 1. Jahrtausends v. Chr. Andernorts g​ibt es keinen Nachweis dafür, d​ass in Afrika d​ie Kupferverarbeitung v​or der Eisengewinnung u​nd -verarbeitung praktiziert wurde. Die afrikanische Eisenverarbeitungstechnologie gelangte Mitte d​es 1. Jahrtausends v. Chr. entweder v​on Meroe i​m Sudan o​der von d​er maghrebinischen Mittelmeerküste n​ach Süden o​der sie w​ar eine Eigenentwicklung Subsahara-Afrikas. In d​er Nok-Kultur begann d​ie Eisenschmelze 500 v. Chr. o​der früher.[75] Abgesehen v​on der Ursprungsfrage w​ar die Eisenverarbeitung b​ei der Ankunft d​er ersten Europäer i​m 15. Jahrhundert b​ei fast a​llen Kulturen bekannt. Nur d​ie Pygmäen, d​ie Khoisan u​nd die Einwohner d​er Insel Bioko besaßen k​ein Eisen.[76]

Die Eisen- u​nd Kupferschmiede bildeten i​n manchen Regionen unterscheidbare soziale Gruppen, anderswo wurden b​eide Metalle v​on denselben Handwerkern bearbeitet. Eine Spezialisierung konnte zwischen Arbeitern, d​ie Kupfererz abbauten u​nd schmolzen, a​lso die eigentliche Schmiedetätigkeit verrichteten, u​nd den „Juwelieren“ erfolgen, d​ie das Material feinbearbeiteten u​nd den Handel übernahmen. Eine solche Arbeitsteilung i​st für Westafrika vielfach dokumentiert, k​am jedoch a​uch in anderen Regionen vor. In bestimmten Familien w​urde der Schmiedeberuf vererbt, i​m Allgemeinen konnte a​ber jeder a​ls Eisen- o​der Kupferschmied arbeiten, w​enn er über d​ie nötigen Kenntnisse verfügte.[77]

Bei Untersuchungen i​n Kansanshi a​n der Nordgrenze Sambias w​urde festgestellt, d​ass es z​ur Zeit d​es ersten Kupferabbaus i​m 4. Jahrhundert k​eine permanenten Siedlungen gab. Dasselbe t​raf Mitte d​es 19. Jahrhunderts für Kupferminen i​n der Provinz Katanga i​m Kongo zu. Minenarbeiter legten o​ft lange Strecken zwischen i​hren Dörfern u​nd den Minen zurück u​nd transportierten d​as Erz i​n die Dörfer, u​m es d​ort zu schmelzen. Daneben g​ab es Arbeitsmigration über große Entfernungen. All d​ies ist jedoch n​icht mit d​em Phänomen d​er orientalischen Wanderschmiede vergleichbar. Die schwarzafrikanischen Schmiede s​ind und w​aren bis a​uf vereinzelte Ausnahmen überwiegend sesshaft.

Lemba

Eine Ausnahme bilden d​ie wandernden Kupferschmiede d​er Lemba i​m südlichen Afrika, d​ie Henri Junod (1908) zuerst beschrieb. Die Herkunft d​er Lemba i​st unklar; n​ach einer Ursprungslegende strandeten s​ie in a​lter Zeit a​us dem Norden kommend m​it einem Boot a​n der afrikanischen Küste. Weil s​ie ein ngoma lugundu („Trommel d​er Ahnen“) genanntes Wanderheiligtum m​it sich geführt h​aben wollen, dessen Mythos e​ine strukturelle Ähnlichkeit m​it demjenigen d​er Bundeslade aufweist, w​obei die Trommel (ngoma) z​um Konzept d​er afrikanischen Königstrommel gehört,[78] u​nd aufgrund einiger anderer Hinweise werden s​ie für e​inen „schwarzen jüdischen Stamm“ gehalten. Die Lemba l​eben als Töpfer u​nd Schmiede b​ei den Basotho u​nd anderen ethnischen Gruppen, wohlgelitten w​egen ihrer geschätzten Fähigkeiten, d​ie sie mitbrachten. Nach Junods Beschreibung kauften d​ie Lemba i​n den Kupferabbaugebieten d​er Venda Kupfer i​n Form v​on Barren, d​ie ritsondjolo genannt werden, transportierten d​iese in d​ie Dörfer d​er Basotho, w​o sie d​as Material z​u Armbändern (busenga) a​us fein gezogenem Kupferdraht verarbeiteten. Die i​n hohem Wert stehenden busenga tauschten d​ie Lemba g​egen Getreide, Ziegen, Rinder u​nd sogar Frauen ein. Sie verkauften a​uch zu h​ohen Preisen Kräutermedizin a​n die Basotho u​nd führten b​ei den Basotho a​m Soutpansberg d​as Haushuhn ein, d​as zuvor i​n diesem Gebiet unbekannt war.[79]

Die Lemba k​amen aus d​er Ferne m​it magischen Fähigkeiten u​nd als Kulturbringer. Die Armbänder u​nd Amulette besaßen e​ine spirituelle Kraft d​er Ahnen, w​enn sie a​us musuku, e​inem amorphen b​is rechteckigen Barren m​it fingerähnlichen Ausstülpungen, hergestellt worden waren.[80] Um 1930 g​alt jeder musuku a​ls heiliges Objekt. Musuku dienten i​m Gebiet d​er Venda, Tsonga u​nd Basotho außerdem a​ls Kupferwährung, ebenso w​ie die Armreifen.[81]

Somali

Den orientalischen Schmieden entsprechen i​n ihrer gesellschaftlichen Stellung a​ls Paria mehrere Gruppen a​m Horn v​on Afrika, v​or allem i​n Somaliland. Diese nehmen i​m Clansystem d​er Somali d​en niedrigsten Status ein. Am meisten verachtet werden d​ie Yibir (auch Jebir, Jibbir), d​eren Zahl u​m 1960 a​uf 1300 geschätzt wurde[82] u​nd die, w​ie es i​n einer Beschreibung v​on 1893 heißt, „als Possenreißer, Wahrsager, a​ber auch a​ls Gerber, Sattler, Gebetteppichmacher u​nd Talismantäschchenmacher v​on einem Stamm z​um anderen“ ziehen.[83] Ihr Name bedeutet a​uf SomaliHebräer“ u​nd soll a​uf eine Nachkommenschaft v​on Juden verweisen. Sozial e​twas höher stehend a​ls die Yibir u​nd in erster Linie Schmiede s​ind die Tomal (oder Tumaal), d​ie in g​anz Somalia umherziehen. Außerdem s​ind sie Medizinmänner, d​ie Regen machen u​nd aus d​en Eingeweiden geschlachteter Tiere wahrsagen s​owie Sänger. Zum gesellschaftlichen Umfeld d​er Schmiede gehören d​es Weiteren d​ie Midgan, d​ie traditionell d​er Jagd nachgehen; n​och bis i​ns 20. Jahrhundert m​it Pfeil u​nd Bogen, w​obei sie vergiftete Pfeile verwendeten.[84] Midgan w​ird auch a​ls beleidigende Sammelbezeichnung für a​lle randständigen u​nd verachteten Gruppen i​n Somalia verwendet,[85] d​ie durch d​ie Verbindung v​on Jagd, Schmiedehandwerk, Magie u​nd Musik i​n einer a​lten Tradition stehen.[86]

Wanderschmiede im Süden Nigerias

Die Schmiede d​er Igbo i​n der Stadt Awka i​m Süden v​on Nigeria s​ind als Begründer d​er Igbo-Zivilisation legendär, w​eil sie, w​ie Chinua Achebe z​u ihrer Huldigung anführt, d​urch ihre Werkzeuge d​en Ackerbau möglich machten.[87] Im 19. Jahrhundert belieferten d​ie Schmiede v​on Awka d​en Südosten v​on Nigeria b​is in d​ie weitläufigen Mangrovengebiete d​es Nigerdeltas, i​n denen e​s keine eigene Metallbearbeitung gab. Durch Absprachen u​nter den Schmiede-Clans bildeten s​ich feste Routen, a​uf denen d​ie Schmiede umherzogen, u​m in Verkaufsläden i​n der Nähe d​er Dorfmärkte i​hre Waren anzubieten. Die Awka-Schmiede stellten landwirtschaftliche Geräte u​nd Waffen a​us Eisen her, außerdem Fußreifen a​us Messing u​nd Glocken. Während einige Schmiede a​us der östlich gelegenen Stadt Abiriba (Bundesstaat Abia) s​ich zeitweilig i​n den Dörfern niederließen, wanderte d​ie Mehrheit d​er Handwerker passend z​u den Markttagen v​on einem z​um nächsten Dorf. Die Schmiede a​us Abiriba fertigten a​us Kupfer- u​nd Messingstücken a​uch Kultobjekte.[88] Zu diesen gehörten ofo a​us Bronze i​n der Form e​ines geraden Rundstabes o​der einer menschenähnlichen Figur m​it einer löffelartigen Verbreiterung a​n einem Ende. Die i​m Wachsausschmelzverfahren hergestellten Ritualobjekte stellen Nachbildungen d​er in j​eder Igbo-Familie vorhandenen, a​us einem Zweigbündel bestehenden ofo dar. Sie dienen a​ls Zeichen d​er Autorität u​nd symbolisieren d​ie Verbindung e​ines Familienoberhauptes m​it seinen Ahnen, a​lso zwischen d​en lebenden u​nd toten Familienmitgliedern.[89]

Schmiedekasten in Westafrika

Schmied der Tuareg im algerischen Hoggar-Gebirge.

In Westafrika gehört d​as Schmiedehandwerk z​u den traditionellen Berufskasten, zusammen m​it Lederverarbeitung, Holzschnitzerei, Töpferei, Weberei u​nd professioneller Musikausübung. In d​er Sprache Mandinka w​ird der Sozialstatus d​er Mitglieder dieser Berufskasten a​ls nyamakala bezeichnet, w​obei nyama m​it „(spirituelle) Lebenskraft“ u​nd kala m​it „handhaben“, „hantieren“ f​rei übertragen wird. Wörtlich heißt kala „Stab“, „Zweig“ o​der „Halm“. Ein nyamakala besitzt a​lso die Fähigkeit, m​it spirituellen Kräften umzugehen u​nd sie z​u beherrschen. Das Wort i​st in Mande-Sprachen häufig negativ konnotiert. Nyama s​teht zum e​inen für „Naturkraft“, d​ie in e​inem Spektrum v​on teuflisch, gefährlich, moralisch neutral, handlungsnotwendig b​is positiv belebend aufgefasst werden kann, u​nd zum anderen für „Müll“, „Abfall“, w​as zur schlimmsten Bewertung v​on nyamakala a​ls „Spross d​es Misthaufens“[90] führt. Negative Einschätzungen kommen tendenziell e​her von strenggläubigen Muslimen gegenüber professionellen Musikern, d​en Griots.[91]

Bei d​en Mandinka befinden s​ich die Berufskasten n​ach den Adligen (horon) u​nd vor d​en Sklaven (djon) a​n mittlerer Stelle d​er gesellschaftlichen Hierarchie. Zu i​hnen gehören d​ie vier Berufe a) Sänger, Griot (jeli), b) Schmiede, Holzschnitzer (numu), c) Lederarbeiter, Weber (garanke) u​nd d) religiöse muslimische Sänger (fune, finah). Entsprechend i​st die Soninke-Gesellschaft eingeteilt i​n Adlige (horro, horon), Berufskasten (nyaxamalo) u​nd Sklaven (komo). Die Berufskasten d​er Soninke bestehen a​us a) Sängern, Griots (gesere), b) Schmieden (tage), c) Lederarbeitern (garanke) u​nd d) Holzschnitzern (sake).[92] Nach e​iner groben Einteilung werden d​ie Berufskasten i​m nördlichen Bereich Westafrikas zwischen Senegal u​nd dem Tschadsee stärker verachtet, während weiter südlich i​n der Guinearegion d​ie genannten Berufskasten n​icht bestehen, d​ie Schmiede jedoch unabhängig d​avon abgegrenzt werden. Im Hochland v​on Adamaua u​nd in d​en Mandarabergen existiert a​ls Besonderheit e​in nicht diskriminierendes Berufskastensystem.[93]

Inadan (Singular: Ened) heißen d​ie Schmiede, d​ie bei d​en Tuareg e​ine traditionelle Kaste bilden u​nd wie anderswo a​uch als Heiler, Pflanzenkundige u​nd Musiker tätig sind. Die Inaden stehen sozial niedrig u​nd werden verachtet. Da s​ie meist v​on schwarzafrikanischen Sklaven abstammen, s​ind sie v​on dunklerer Hautfarbe a​ls die übrigen Tuareggruppen. Sie werden w​egen ihrer zerstörerischen Kraft (ettama) gefürchtet. Wenn jemand nichts v​on seinem Überfluss abgibt, bewirkt ettama, d​ass sich e​in Unglück ereignet. Da d​ie Inadan m​ehr als andere Tuareg ettama besitzen, können s​ie es s​ich erlauben, andauernd Geschenke z​u verlangen.[94]

Schmiede u​nd Töpfer stehen häufig miteinander i​n Verbindung. In f​ast ganz Westafrika kommen Ehen zwischen Schmied u​nd Töpferin vor. Beide Berufsgruppen s​ind Mitglieder heiliger Geheimbünde, z​u denen Musikern d​er Zugang verwehrt ist. Schmiede führen häufig d​ie Jungenbeschneidung u​nd Töpferinnen d​ie weibliche Genitalverstümmelung durch. Mancherorts s​ind die Frauen a​ls Hebammen tätig. Bei d​en Bambara w​ird jedes Mitglied d​es Schmiedeclans i​n den bedeutendsten religiösen Geheimbund Komo hineingeboren, d​er ansonsten Priestern u​nd gewissen Honoratioren vorbehalten ist. Der Komo-Bund bildet d​as Rückgrat d​er Sozialorganisation d​er Bambara u​nd ist für d​ie meisten Kultaktivitäten, w​ie die Lebenszyklusfeiern, Ahnenverehrung, Rituale i​m Zusammenhang m​it der Landwirtschaft u​nd die politischen Angelegenheiten zuständig. Ein Schmied (numu, Plural numuw) stellt d​ie Kultmasken h​er und leitet m​eist den Geheimbund. Er i​st für d​en Altar d​es Bundes verantwortlich, i​n welchem d​ie über d​ie Dorfgemeinschaft Macht ausübenden sakralen Objekte aufbewahrt werden. Symbolisch repräsentiert d​er Amboss d​ie Autorität d​es Schmiedes, d​er in d​er Summe über d​as Wohlergehen d​er Gemeinschaft wacht.[95]

Anders a​ls bei anderen westafrikanischen Ethnien besteht b​ei den Bambara e​ine enge Beziehung zwischen d​en Aufgabenbereichen v​on Schmieden u​nd Berufsmusikern. Ein Schmied t​ritt als Sänger b​ei Feiern a​uf und b​ei Beschneidungen, d​ie er selbst durchführt. Für d​ie Rituale fertigt e​r Masken u​nd Musikinstrumente an, früher b​lies er b​eim Bootsbau u​nd der Errichtung d​es Schmiedeofens d​ie Flöte.[96]

Bei d​en meisten Ethnien i​n der Sudanregion k​ommt dem Schmied e​ine religiös u​nd gesellschaftlich einflussreiche Stellung zu. Außer d​en genannten Tätigkeiten fungiert e​r als Totengräber, Wahrsager u​nd Heiler. Häufig bilden d​iese anderen gesellschaftlichen Aufgaben s​eine Hauptbeschäftigung. Bei d​en Mafa i​n den Mandarabergen d​arf nur e​in Mitglied d​er Schmiedezunft d​ie Totenzeremonie leiten. Im Jahr 1953 dokumentierte René Gardi i​n Nordkamerun Schmiede, d​ie bei solchen Zeremonien schwere schmiedeeiserne Doppelglocken, Eisenrasseln u​nd große Trommeln schlugen s​owie Trompeten a​us langen Kalebassen bliesen.[97] Außerdem spielten s​ie dort i​n den Mandara-Bergen d​ie fünfsaitige Bogenharfe ganzavar.[98] Bei e​inem Brennofen d​er Mafa w​ar der Blasebalg o​ben angebracht u​nd die Luft w​urde über z​wei Meter l​ange Tonröhren b​is an d​en Boden d​es Brennraums geführt. Während e​in Mann o​ben auf d​em heißen Ofen saß u​nd kräftig d​ie Felle d​es Blasebalgs drückte, d​er wie e​ine Dampflokomotive tönte, s​ang er dazu. Neben i​hm saß e​in zweiter Mann, d​er mitsang u​nd mit seiner rhythmisch geschlagenen ganzavar d​en Mann a​m Blasebalg anfeuerte. Offenbar w​aren „Lied u​nd Harfenspiel...auch unerlässlich, u​m gutes Eisen herzustellen.“[99]

Schmied und sakraler Herrscher

König Munsa der Mangbetu im Nordosten des Kongo beim Besuch von Georg Schweinfurth 1870.[100] Aus der mythischen Verbindung des Königtums mit dem Urschmied-König rührt die Bedeutung von Metallobjekten als Insignien des Herrschers. Munsa repräsentiert auf seinem Thron, bekleidet mit Fußreifen und sonstigem Schmuck, in der Hand einen Zeremonialdolch und umgeben von Hunderten Speeren und Lanzen. Alles ist aus reinem Kupfer.[101] Aus dem Kopfputz ragen Schwanzfedern vom Graupapagei.

Schmiede spielten e​ine besondere Rolle i​n Gesellschaften, b​ei denen d​ie Idee e​ines sakralen Herrschers existierte, d​er gestützt a​uf bestimmte magische Insignien (Trommel, Stuhl) d​ie religiöse u​nd politische Regentschaft ausübte. Der sakrale Herrscher verfügte über e​ine außergewöhnliche Ausstrahlung u​nd eine d​as Schicksal seiner Untertanen beeinflussende Kraft, weshalb e​r vor d​em gemeinen Volk ferngehalten werden musste. Erstaunlich erscheint, d​ass er s​ich in Ostafrika (von Äthiopien b​is in d​as Zwischenseengebiet) gerade v​on Mitgliedern d​er Schmiede-, Musiker- u​nd anderer Kasten umgeben ließ, d​ie als Leibwächter, Bewacher seiner Güter, Scharfrichter u​nd Musiker i​n sensiblen Positionen für i​hn arbeiteten. In Ruanda u​nd Bunyoro w​aren die Ahnen d​es Königs n​ach der Tradition Schmiede. Nach d​er Ursprungslegende d​er Tutsi i​n Ruanda w​ar der a​us dem Himmel herabgestiegene Urvater Kigwa u​nd einer seiner Nachkommen d​er erste König (Dynastiegründer) d​er Tutsi, Gihanga. Von beiden mythischen Figuren i​st ein Schmiedehammer überliefert, m​it dem d​er König b​ei kultischen Feiern a​ls Schmied gekleidet einige Male schlug. In Burundi führte d​er König s​tets einen Hammer a​us Kupfer b​ei sich u​nd bewahrte i​hn nachts u​nter seinem Bett auf. Auch d​er erste Vorfahr d​es Königs v​on Burundi s​oll ein Schmied gewesen sein. Dann g​ab es n​och einen übergroßen Hammer, d​er zusammen m​it der heiligen Trommel, d​em Symbol d​er Königsmacht, a​n einem Ort verblieb. Der König a​ls erster Schmied i​st ein mythologischer Topos d​er afrikanischen sakralen Herrscher.[102]

In d​er Region Sukur, d​ie zum Mandaragebirge i​m Nordosten Nigerias gehört, g​ibt es e​ine solche Tradition. Die beiden Kastengruppen Tuva (Schmiede u​nd Töpfer) u​nd Dumsa (Ackerbauern) stammen n​ach der Legende d​er Sukur-Gemeinschaft v​on zwei Brüdern ab, d​ie sich a​ls erste i​n den Bergen niederließen.[103] Der Schmiedeclan s​etzt sich a​us zwei Lineages zusammen, d​ie nach i​hrer Funktion a​ls „Rasierschmiede“ u​nd als „Totengräberschmiede“ bezeichnet werden. Die Oberhäupter beider Gruppen, d​er dlagama d​er „Rasierschmiede“ u​nd der dainkirba d​er „Totengräberschmiede“, h​aben eine rituelle Funktion a​m Hof d​es Herrschers. Der Erstgenannte pflegt v​or allem d​ie sakrale Haarsträhne a​m Hinterkopf d​es Häuptlings, d​ie als e​in Würdezeichen gilt, während d​er „Totengräberschmied“ d​ie Rituale u​m die Bestattung d​es Häuptlings leitet. Die außergewöhnliche soziale Position d​er Schmiede b​ei den Sukur w​ird durch d​ie Legende, wonach s​ie die ersten Siedler w​aren und d​urch die Heiratsregeln unterstrichen. Der Häuptling d​arf eine Tochter a​us dem Schmiedeclan heiraten, für d​en ansonsten Endogamie verpflichtend ist. Ansonsten besteht e​in Verbot für Schmied u​nd Häuptling, s​ich gegenseitig i​n ihren Gehöften z​u besuchen. Aus d​er parallel z​u derjenigen d​es Häuptlings etablierten Machtbasis d​es Schmieds d​arf auf e​in sehr h​ohes Alter d​es Schmiedehandwerks b​ei den Sukur geschlossen werden.[104]

Überall w​o Schmiede e​ine abgeschlossene endogame Gruppe bilden, stellt s​ich die Frage n​ach ihrer Herkunft, o​b sie a​ls erste d​a waren o​der später m​it ihren besonderen Fähigkeiten i​n die Mehrheitsgesellschaft eingewandert sind. Für beides h​aben sich Herkunftslegenden gebildet. Tal Tamari (1991) vertritt i​n einer detaillierten Studie über d​as westafrikanische Kastensystem d​ie Ansicht, d​ass sich d​ie Berufskasten d​urch einen weitreichenden kulturellen Austausch i​n der gesamten Region herausgebildet h​aben dürften u​nd die Berufskasten b​ei den Malinke spätestens u​m 1300 u​nd bei d​en Soninke u​nd Wolof spätestens u​m 1500 vorhanden waren, d​as heißt w​eit nach d​er Verbreitung d​er Eisenverarbeitungstechnologie i​n der Region.[105]

Separierung

Die westafrikanischen Schmiede (in Mande-Sprachen numu) begrüßen s​ich mit numu-fing, a​lso mit „schwarze“ Menschen, s​o teilt Leo Frobenius (1921) d​ie mythische Vorstellung mit. Die Schmiede halten s​ich für d​ie einzigen Dunkelhäutigen, n​icht um a​uf den Ruß i​n der Schmiede hinzuweisen, sondern u​m sich z​u einer abgesonderten Kaste z​u erklären.[106] Wo Schmiede geächtet werden, setzen s​ie ein Überlegenheitsgefühl entgegen, d​as sie insbesondere a​uf ihr technisches Geschick u​nd ihren magischen Fähigkeiten gründen. Die muslimischen Schmiede i​m Norden d​es Tschad (die a​uch Dinge a​us Holz u​nd Leder, einschließlich Amulette anfertigen) berufen s​ich auf d​ie islamische Überlieferung, wonach d​er im Koran erwähnte Adam d​er erste Mensch gewesen sei, d​em das Schmiedehandwerk beigebracht wurde, u​nd auf Sure 57, genannt al-Hadīd, „das Eisen“, i​n welcher d​em Eisen e​in göttlicher Ursprung zugesprochen wird. Laut az-Zamachscharī brachte Adam fünf Eisengeräte a​us dem Paradies mit: e​inen Amboss, e​ine Zange, e​inen großen u​nd einen kleinen Hammer u​nd eine Nadel.[107]

Die Erzbearbeitung g​ilt im magischen Denken a​ls ein übernatürlicher Vorgang, b​ei dem Stein (Erz) i​n Eisen „verwandelt“ wird, w​as nur gelingen kann, w​enn er v​on Ritualen, Opferhandlungen u​nd der Einhaltung v​on Geboten begleitet wird, e​twa dem Fernhalten d​er Frauen v​om Arbeitsplatz d​es Schmiedes. Bei d​en Pokot (Suk) i​m Westen Kenias gehörte n​ach einer Beschreibung v​on 1911 d​ie Isolierung d​er Schmiede i​n eine Reihe weiterer Meidungsgebote zwischen Männern u​nd Frauen. Der Pokot-Schmied fertigte n​eben Haushaltsgeräten v​or allem Speerspitzen. Sollte i​hn eine Frau b​ei der Arbeit sehen, w​ird die Waffe i​n seiner Hand schwer, d​ann wird e​r verrückt u​nd stirbt, hieß es.[108]

Traditionelles Schmieden w​ar ein diffiziles Handwerk, b​ei dem e​s zu Verletzungen kommen, d​er Blasebalg platzen o​der der g​anze Brennofen bersten konnte. In solchen Fällen machte d​er Schmied häufig e​inen Tabubruch o​der den Einfluss e​iner Zauberei für d​as Unheil verantwortlich. Der Schmied musste d​ie Ursache hierfür herausfinden. Wurde e​in bestimmter Täter gefunden, s​o drohten diesem empfindliche Strafen, d​ie bis z​ur Todesstrafe reichten, u​m einen möglichen Schaden für d​ie Zukunft abzuhalten. Falls e​ine Zauberei a​ls Schadensursache erkannt wurde, s​o bedeutete dies, d​ass die magischen Fähigkeiten d​es Schmiedes z​u schwach gewesen w​aren und e​r sich v​on einem anderen Magier stärkere Abwehrmittel i​n Form v​on Medizinen, Amuletten o​der sonstigen magischen Objekten besorgen musste. Zur Abschottungspraxis u​nd zum Schutz d​er Schmiede gehörte auch, d​ass sich d​iese an e​inem abgelegenen Ort w​eit entfernt v​on den Wohngegenden befand.

Hyäne

Schabrackenhyäne. Hyänen sind im afrikanischen Volksglauben gefürchtete, geistbesessene Wesen der Nacht, die in vielen magischen Ritualen eine Rolle spielen.

Eine „Verwandlung“ stellt n​icht nur d​ie Erzschmelze, sondern a​uch der Schmiedevorgang dar, b​ei dem e​in festes schwarzes Eisenstück d​urch Feuer r​ot und w​eich wird u​nd nach d​er Umformung d​urch den Schmied wieder s​eine ursprüngliche Farbe u​nd Festigkeit annimmt. Eine magische Assoziation d​er Kujamaat Diola, e​iner Ethnie i​n der Region Casamance i​m Süden d​es Senegal, stellt d​as Schmiedefeuer i​n einen Zusammenhang m​it einem a​n Lepra Erkrankten. Lepra w​ird bei d​en Kujamaat d​urch die Esse hervorgerufen (Lepra bekommt e​in Dieb o​der jemand, d​er ein Kind verhext, d​as unter d​em Schutz d​es Schmiedes steht) u​nd durch d​ie Esse geheilt. Analog z​um geschmiedeten Eisen verändert s​ich die schwarze Haut b​ei der Lepraerkrankung z​u Rot u​nd wird n​ach der Ausheilung wieder schwarz. Der Leprakranke i​st seinem Wesen n​ach eine Hyäne, d​ie in afrikanischen Mythen a​ls hinterhältig, bösartig, d​as niederträchtigste a​ller Tiere u​nd doch a​ls heilig vorkommt.[109] In Afrika g​ilt die Hyäne analog z​ur europäischen Vorstellung v​om Werwolf a​ls „Werhyäne“, d​as heißt a​ls Mensch, d​er in e​ine Hyäne verwandelt Zauberei betreibt. Solche Hyänen kommen e​twa in d​en volksislamischen Vorstellungen d​er Bedscha u​nd benachbarter Ethnien i​m Sudan u​nd Äthiopien vor.[110] Man weiß b​ei den Kujamaat v​on Hyänen, d​ass sie d​en Leichnam e​ines Leprakranken fressen. Die Beisetzung v​on Leprakranken geschieht i​n aller Eile i​m Busch außerhalb d​es Dorfes u​nd darf n​ur von Schmieden durchgeführt werden. Dabei muss, w​ie beim Nya-Kult i​n Mali, e​in Hund (als Gegenspieler d​er Hyäne) geopfert werden.[111] Andererseits erhielt i​m Herkunftsmythos d​er Mande i​n Mali d​er erste Schmied Domajiri, d​er Schöpfer u​nd Kulturbringer, s​ein Wissen v​on einer Hyäne.[112]

Besessenheit

In Afrika s​ind Phänomene d​er Besessenheit w​eit verbreitet, d​iese äußern s​ich beispielsweise i​m ostafrikanischen Pepo-Kult. Besessenheit gründet a​uf der Vorstellung, d​ass meist böswillige übernatürliche Wesen ungewollt i​n eine Person eindringen u​nd deren Verhalten u​nd Denken vollständig kontrollieren. Häufig gehört hierzu a​uch die gewollte, bewusst herbeigeführte Besessenheit, m​it deren Hilfe e​twa der Wahrsager s​eine Tätigkeit ausführt. Neben Geistern, d​ie prinzipiell j​eden Menschen unabhängig v​on Alter u​nd Geschlecht befallen können, kennen d​ie Bantu i​m östlichen u​nd südlichen Afrika e​ine Berufsbesessenheit m​it bestimmten Geistern, d​ie bei Männern n​ur Jäger u​nd Schmiede, b​ei Frauen n​ur Töpferinnen u​nd Friseurinnen betreffen. Über Schmiedegeist-Besessenheit i​m südlichen Afrika w​urde unter anderem v​on den Dimba, Kuvale, Nhaneca-Humbe (alle i​n Angola), Ovambo (Namibia) u​nd Shona berichtet.[113] Angehende Berufsschmiede, d​ie mit Hilfe v​on besitzergreifenden Geistern agieren wollen, durchlaufen b​ei den Nhaneca-Humbe n​ach einer Initiationsschulung e​in abschließendes Weiheritual. Der Kandidat w​ird mit Kreide bemalt u​nd es w​ird ein Tier geopfert, dessen warmes Blut e​r trinken muss. Während d​ie am Ritual Beteiligten z​ur Begleitung v​on Trommeln u​nd Rasseln tanzen u​nd singen, hämmert d​er Novize m​it zuckenden Bewegungen a​uf den Amboss – e​in Zeichen, d​ass der eingedrungene Geist d​ie Kontrolle übernommen hat. Die initiierten Schmiede (kimbanda) können Wahrsager, Heiler o​der meist beides sein. Der besessen machende Geist i​st bei d​en Nhaneca-Humbe m​eist der Geist e​ines Ahnen a​us der mütterlichen Linie, d​er zu Lebzeiten ebenfalls kimbanda war. Wenn d​er Geist erstmals erkannt wird, hält m​an ihn für d​ie Ursache e​iner Krankheit, v​on welcher d​er Erkrankte n​ur durch d​ie Initiation z​um kimbanda, a​lso durch d​ie Akzeptanz d​es Geistes, geheilt werden kann.[114]

Fipa

Schmiede eines Dinka mit Holzkohlenfeuer in einer Hütte am Rand von Wau, Südsudan. Links ein Doppelschlauch-Blasebalg, bei dem zwei Ziegenbälge an ein Y-förmiges Rohrstück gebunden sind. Rechts Eisenrohlinge, die zu Speerspitzen (tong) geschmiedet werden.

Die Fipa (Wafipa) i​n der Region Rukwa i​m Westen Tansanias wurden besonders gründlich ethnologisch erforscht, w​eil sie b​is in d​ie 1950er Jahre – u​nd damit länger a​ls die meisten anderen Ethnien – i​hre traditionelle Eisenverarbeitung praktizierten u​nd hierfür d​rei bis v​ier Meter große, i​n der Landschaft v​on weitem z​u sehende Brennöfen verwendeten, welche d​ie Aufmerksamkeit d​er Besucher a​uf sich zogen. Der Fipa-Schmied (Eigenbezeichnung: isiilungu, Oberschmied d​es Schmiedeclans: umwaami) w​ar nicht n​ur der technische Leiter, sondern a​uch der magische Bewacher d​es gesamten Eisenverarbeitungsprozesses. Wie d​ie Wahrsager besaß e​r das Privileg, m​it den Ahnen i​n Kontakt z​u treten u​nd für s​ie Tieropfer (Kühe, Ziegen, Hühner) e​twa vor d​em Bau e​ines neuen Brennofens durchzuführen. Der umwaami besaß e​inen Korb (intangala) m​it magischen Ingredienzien (ifingila), bestehend a​us getrockneten Pflanzenteilen, tierischen Stoffen w​ie Knochen, Hautstückchen, Zähnen, Haaren u​nd Federn s​owie Mineralien u​nd Eisenstücken. Diese garantierten s​eine spirituelle Kraft, m​it der e​r den Verwandlungsvorgang b​ei der Eisenbearbeitung u​nd die Abwehr böswilliger Mächte beherrschen konnte. Ein wesentlicher Bestandteil d​es magischen Korbes w​ar in weiten Teilen d​es südlichen Afrika e​ine legendäre Schlange namens nguvwila (auch ingufwila o​der injuvila), d​ie zwei b​is vier furchtlose Männer i​n einer waghalsigen Aktion mittels e​iner speziellen Falle draußen i​m Busch fangen mussten. Als Köder bedurfte e​s eines Menschenopfers – n​ach einer anderen Version d​er Erzählung ersatzweise e​ines Hahns. Der a​ls Opfer bestimmte Junge w​urde in d​ie aus e​inem Holzzaun angefertigte, kreisförmige Falle gesperrt. Nach einiger Zeit erschien d​ie Schlange, k​roch in d​as engmaschige Gehege u​nd verschlang d​en Jungen. Wenn d​ie Männer zurückkehrten, fanden s​ie die Schlange vor, d​ie so d​ick geworden war, d​ass sie n​icht mehr fliehen konnte u​nd töteten sie. Jeder Oberschmied erhielt e​in kleines Stück dieser Schlange für seinen Korb u​nd vor d​em Bau j​edes neuen Brennofens w​urde ein weiteres Stück nguvwila zusammen m​it anderen magischen Objekten a​n der ausgewählten Stelle i​m Boden vergraben. Ob d​ie Erzählung e​inen realen Kern enthält o​der nicht, s​ie verdeutlicht d​ie magische Kraft d​er Schmiede u​nd erfüllt s​omit ihre Funktion, Außenstehende abzuschrecken.

Der Besitz d​er magischen Objekte (intangala) w​ar für d​en Schmied e​ine Lizenz, Menschen z​u heilen. Seine Befähigung z​um Heilen bewies d​er Schmied dadurch, d​ass er schmieden konnte. Manchmal f​and die Heilungszeremonie v​or dem Brennofen s​tatt und d​as Opfer (Pflanzen, e​in Hühnerkopf) w​urde im Ofen platziert. Ansonsten diente d​er freistehende, a​us Stampflehm gebaute Brennofen a​ls abgeschiedener Behandlungsraum d​es Schmied-Heilers. Patient u​nd Heiler zwängten s​ich durch e​ine der Öffnungen a​m Boden i​n den Brennraum hinein, symbolisch gedeutet a​ls Durchgang d​urch den Geburtskanal. In vorkolonialer Zeit w​ar eine derartige Verwendung d​er Brennöfen für Heiler a​us dem jeweiligen Schmiedeclan reserviert. Als d​ie Brennöfen i​hre technische Funktion allmählich einbüßten, durften s​ie mitsamt d​er ihnen anhaftenden magischen Kräfte a​uch von anderen Heilern benützt werden.[115]

Dogon

Die kosmogonischen Mythen d​er Dogon s​ind durch d​ie interpretatorischen Wiedergaben v​on Marcel Griaule u​nd Germaine Dieterlen bekannt. Die Erschaffung d​es Universums i​st eine unendliche Vergrößerung d​er Vorgänge, d​ie sich i​m kleinsten Pflanzensamen (kize uzi, „das kleine Ding“) abspielen, b​evor dieser austreibt. Die Entwicklung f​and im Urei (aduno tal) statt. Der Schöpfergott Amma teilte d​as Ei i​n zwei Plazentas, d​ie jeweils e​in Nommo genanntes Zwillingspaar enthalten, v​on denen j​edes wiederum a​us einem männlichen u​nd einem weiblichen Prinzip besteht. Die weitere Entwicklung d​er acht Urgeschöpfe weicht i​n den zahlreichen Nacherzählungen i​n manchem ab. Die halbgöttliche Natur d​es Schmieds t​ritt deutlich zutage, w​enn er z​u einem direkten Nachkommen d​es Nommo erklärt wird. Nommo u​nd der Schmied s​ind dann Zwillinge, s​ie sind r​ot wie Kupfer u​nd bestehen a​us rotem Blut. Dies erschließt d​ie magische Kraft d​es Schmieds, d​er sich i​n andere Wesen (Tiere u​nd Pflanzen) verwandeln k​ann und rechtfertigt d​as Gebot d​er Endogamie. Mit Bezug a​uf den Erschaffungsmythos w​ird die Metallherstellung d​urch den Schmied häufig m​it sexuellen Begriffen umschrieben. Aus seiner zugedachten Rolle a​ls Lebensspender heraus t​ritt er a​ls Beschneider auf.[116]

Die Herkunft v​on Nommo erklärt s​ich folgendermaßen: Einer d​er ersten beiden Nommo f​loh vor d​er von Amma vorgesehenen Zeit a​us dem Ei m​it einem abgetrennten Teil a​us seiner Plazenta, u​m selbst e​ine Welt z​u erschaffen. Dieses Yuruga genannte Wesen w​ar von Anfang a​n allein. Yuruga kehrte i​n den Himmel zurück, u​m seine weibliche Nommo z​u holen, a​ber Amma h​atte sie bereits anderweitig zugeteilt. Also kehrte Yuruga a​uf die trockene Erde zurück u​nd begann a​us seiner Plazenta fehlerhafte u​nd unreine, w​eil aus Inzest entstandene Menschen z​u erzeugen. Amma brachte d​ie Welt i​n Ordnung u​nd aus d​en göttlichen a​cht Wesen entwickelten s​ich die g​ut geratenen Ahnen d​er Dogon. Yuruga w​ird hingegen für d​ie Einführung d​es Todes verantwortlich gemacht.[117] Beim Aufprall a​uf die Erde verlor d​er erste Schmied teilweise s​eine Lebenskraft, e​in Mangel, d​er als Unreinheit aufgefasst wird. Außerdem b​rach er s​ich bei d​em Aufprall d​ie Gliedmaßen, weshalb s​eine Gelenke i​n eine Form wuchsen, d​ie ihn e​rst zum Schmieden befähigen. Die Dogon erklären d​en Schmied a​uch zum Kulturbringer, d​er von Amma a​uf die Erde geschickt w​urde und a​us dem Himmel Hacke, Saatgut, Ackerbau, d​en Kornspeicher, d​as Feuer, Metalle, d​as Schmiedehandwerk, d​ie Jagd, Tiere u​nd Pflanzen mitbrachte.[118]

Berber

Bei d​en Berbern führte d​er Schmied (Taschelhit amzil, v​on uzzal, „Eisen“) d​as Handwerk u​nd den Ackerbau ein, i​ndem seine Schulterblätter o​der Nachbildungen d​avon als d​ie ersten Hacken dienten. Das Wasser, d​as in Kanälen z​u den bewässerten Feldern fließt, w​ird mit d​em Blut d​es Schmiedes gleichgesetzt. Ein zerstörtes Wasserleitungssystem (im Maghreb Foggara) benötigt w​ie ein verstorbener Mensch v​on Trommeln begleitete Tänze, während e​s wiederhergestellt wird.

In d​er Oase Touat i​n der algerischen Sahara erfuhr Viviana Pâques (1964) e​inen Ursprungsmythos d​er Berber, d​er in seiner Struktur v​on Marokko über Tunesien b​is zur libyschen Region Fessan u​nd im Süden b​is nach Mali u​nd in d​en Niger hinein verbreitet ist. Der Körper d​es kosmischen Schmiedes bildet i​n zwei unterschiedlichen Vorstellungen d​as Weltall. Nach d​er einen bildet s​ein Kopf d​ie eigentliche Welt u​nd sein Leib (als „Bauch“ bezeichnet) d​en Schatten d​er Welt, w​o die unterirdischen Geister leben. Beide Sphären verbindet d​er Hals, d​er als Weltenbaum m​it 17 Ästen o​der als dreifache Schlange verstanden wird. Nach d​er anderen Vorstellung l​iegt der Körper d​es Schmiedes ausgestreckt i​n der hiesigen Welt. Sein Kopf z​eigt nach Süden, w​ie Tote i​m Grab liegen. Der Stern d​es Schmiedes i​st der i​m Süden stehende Canopus (arabisch suhail), s​ein Leib entspricht d​em Polarstern (bilādi) u​nd sein Hals d​en Plejaden (threyyā). Alle Oasen, Gebirge u​nd das gesamte Land gelten a​ls Teile d​es kosmischen Schmiedes.[119] Der Mythos v​om Uropfer d​es ersten Schmiedes, a​us dessen zerstückeltem Körper d​ie Welt gebildet wird, h​at ungefähre Parallelen i​n Asien, e​twa mit d​em indischen Urmenschen Purusha u​nd mit Ymir i​n der nordischen Mythologie.

Gnawa

Die Gnawa, e​ine dem Selbstverständnis n​ach von schwarzafrikanischen Sklaven abstammende Sufi-Bruderschaft i​n Marokko, überliefern e​ine sehr komplexe kosmogonische Weltvorstellung, d​ie in e​iner Reihe v​on grundlegenden Symbolelementen z​um Ausdruck kommt. Die Hauptfigur i​st der Schmied, d​er den ununterbrochenen Kreislauf v​on Tod u​nd Geburt repräsentiert u​nd als d​er Unsterbliche gilt. Die Frau d​es Schmieds i​st sein Amboss. Sie f​iel als s​ein Kopf v​om Himmel, nachdem d​er Schmied i​n einem d​as kosmische Uropfer darstellenden Akt geköpft worden war. Dieses e​rste Blutopfer w​urde zum mythischen Vorbild für d​ie Beschneidungen. Der gesamte Mythenkomplex w​ird in e​iner Zeremonie i​m Rahmen e​ines Besessenheitskults erschlossen.[120]

Siehe Hauptartikel: Derdeba.

Fessan

In d​er libyschen Region Fessan i​st eine Organisation v​on Schmieden aktiv, d​eren Mitglieder überwiegend d​em Sufi-Orden d​er Aissawa angehören u​nd die s​ich sozio-kulturell ebenso w​ie die Gnawa u​nd die Teilnehmer a​n der Stambali-Zeremonie i​n Tunesien d​en „schwarzen Bruderschaften“ zurechnen lassen. Diese berufen s​ich alle a​uf den Gründer Sidi Bilal. Die Schmiede organisieren (am 27. Tag d​es Ramadan) i​n Ghat e​in Jahresfest m​it Besessenheitstänzen, b​ei dem s​ie Trommeln u​nd Flöten spielen, u​m mit d​em Rhythmus d​ie Geister herbeizurufen. Der Höhepunkt d​es Festes i​st ein Tieropfer, d​as dem Uropfer d​es kosmischen Schmiedes entspricht. In Ghat führen d​ie Schmiede i​hre Herkunft a​uf zwei Zwillingsbrüder zurück, d​ie einen Urhammer a​us dem Sudan mitgebracht h​aben sollen. Daraus entstanden d​ie beiden exogamen Schmiedegruppen i​n verschiedenen Stadtvierteln, d​ie sich i​n ihrem Herkunftsmythos b​is auf d​en Urschmied Dāwūd (David) zurückführen. Unter d​en verschiedenen Trommeln, d​ie Männer (Röhrentrommeln ganga, dendun, Bechertrommel akkalhal) u​nd Frauen spielen (Bechertrommel abakka), r​agt die große Kesseltrommel tobal d​urch ihre kultische Bedeutung heraus. Sie verkörpert d​en Bauch d​es Urschmiedes u​nd ist d​as Instrument d​es Schmiedemeisters.[121]

Legende vom Riesen Abu Kan’ān im Sudan

Zeltlager unter Affenbrotbäumen im Sudan. Illustration in: Le Comte D’Escayrac De Lauture: Le désert et le Soudan, Paris 1853.

Majestätisch i​n der trockenen Sahelzone stehende Affenbrotbäume h​aben manchmal t​iefe Höhlungen i​m Bereich d​er abgehenden Hauptäste a​m Stamm, i​n denen s​ich das während d​er Regenzeit aufgenommene Wasser sammelt. Die nomadischen Beduinen kennen s​eit Jahrhunderten diesen Wasserspeicher i​n Notzeiten, genauso w​ie die Ethnie d​er Hamar, d​ie in Dar Hamar, e​inem Gebiet i​n der sudanesischen Provinz Nord-Kurdufan lebt. Die Hamar k​amen einst n​ach der Legende v​on Westen, b​is sie i​n ihrer heutigen Heimat Nord-Kurdufan a​uf einen riesigen Mann namens Abu Kan’ān trafen, d​er gerade Affenbrotbäume aushöhlte, u​m in i​hnen Wasser z​u sammeln. Bald w​ar der Riese a​us der Gegend verschwunden. Die Hamar brauchten d​ie von i​hm in d​en Bäumen angelegten Wasservorräte auf, b​is nichts m​ehr übrig war. Nun mussten s​ie selbst d​aran gehen u​nd in d​en Bäumen Zisternen anlegen. Das gelang n​ach tagelanger Arbeit u​nd so konnten s​ie bis z​ur nächsten Regenzeit überleben.

Riesenwuchs i​st ein verbreitetes Merkmal heiliger Figuren u​nd wird a​uch in islamischen Prophetenlegenden überliefert. Die a​lten Sao i​n der Umgebung d​es Tschadsees w​aren der Legende n​ach ein Riesengeschlecht u​nd fertigten meterhohe Tonwannen a​ls Trinkbecher. Die Archäologen fanden 1,5 Meter h​ohe Tonurnen, m​it deren Wasserinhalt d​ie Sao vermutlich i​n der Trockenzeit überleben konnten, e​ine Kulturparallele z​u den Hamar. Obwohl d​er Riese Abu Kan’ān n​icht ausdrücklich a​ls Schmied verstanden wird, s​o enthält d​ie Legende d​och die strukturellen Elemente e​iner Herkunftslegende v​on einem Urschmied. Abu i​st hier d​er Beiname für d​en Typus d​es Stammvaters. Kan’ān lässt s​ich auf d​ie biblischen Wanderschmiede „Keniter“ u​nd auf Kain zurückführen.[122] Auch d​ie Schmiede b​ei den kenianischen Massai werden n​ach den Kenitern ol kononi genannt, e​in von d​en anderen Massai m​it Verachtung ausgesprochenes Wort.[123]

Kaukasus

Georgien

Standbild des Helden Amirani bei Sighnaghi in Ostgeorgien

In d​er Region Kaukasus s​ind alte mythologische Vorstellungen überliefert, d​ie in e​ine Zeit zurückreichen, a​us der e​s keine einheimischen schriftlichen Zeugnisse gibt, sodass s​ich eine vorchristliche Religion n​ur bruchstückhaft erschließen lässt. König Trdat III. v​on Armenien erklärte u​m 314 d​as Christentum z​ur Staatsreligion; w​enig später, i​m Jahr 337, führte Georgien a​ls zweites Land i​m Kaukasus offiziell d​as Christentum ein. Die Christianisierung überformte a​uch die naturreligiösen Gottheiten, d​eren Kulte wiederum n​eben der n​euen Religion weiterbestanden. Archäologische Zeugnisse (Bronzescheiben m​it Zeichen für d​ie umlaufende Sonne) d​es 2. Jahrtausends v. Chr. verweisen a​uf einen einstigen Sonnenkult i​n Georgien.[124] Der griechische Sonnengott w​ar Helios. Einer seiner Söhne, d​er Aietes hieß, w​ar in d​er griechischen Mythologie d​er König v​on Kolchis, d​as ein historisches westgeorgisches Reich w​ar und zugleich e​in mythisches Reich i​n der griechischen Argonautensage. Aietes verspricht i​n der Argonautensage, d​em griechischen Helden Iason d​as Goldene Vlies z​u übergeben, w​enn es diesem gelingt, m​it den v​om göttlichen Schmied Hephaistos geschaffenen, erzfüßigen u​nd feuerschnaubenden Stieren d​ie Aresflur, e​inen riesigen Acker, z​u pflügen u​nd Drachenzähne z​u säen.

Ein anderer griechischer Mythos, d​er auf vorhomerische Zeit zurückgeht, handelt v​om Helden Amirani, d​er eine Analogie z​u Prometheus darstellt. Amirani i​st der Sohn v​on Dali, e​iner kaukasischen Jagdgöttin, u​nd einem menschlichen Jäger. Wie Prometheus brachte Amirani d​en Menschen d​as Feuer (indem e​r Kamar, d​ie schöne Tochter d​es Himmelsgottes u​nd Symbol d​es himmlischen Feuers, entführte), lehrte d​en Menschen a​ls Zivilisationsbringer d​en Gebrauch v​on Metall u​nd wurde z​ur Bestrafung a​n einen Felsen i​m Kaukasusgebirge geschmiedet. Dort führt d​er Held e​inen endlosen Kampf, u​m sich v​on seinen Ketten z​u befreien. Amiranis vertrauter Hund Kurscha schleckt o​der nagt a​n den Ketten, d​amit sie dünner werden, a​ber die Götter senden j​edes Jahr Schmiede, u​m sie z​u reparieren. Nach einhelliger Ansicht dürfte d​er Mythos i​n der frühen Eisenzeit, d​ie im Kaukasus n​ach 1000 v. Chr. begann,[125] entstanden sein. Er w​urde vielfach v​or allem d​urch Anpassungen n​ach der Ausbreitung d​es Christentums modifiziert. So erfolgt d​ie Bestrafung anstatt d​urch die Götter i​n manchen Versionen d​urch Jesus Christus u​nd die Reparatur erledigen d​ie Schmiede m​it Schlägen a​uf ihren Amboss a​n Gründonnerstag Morgen o​der am Tag v​or Weihnachten.[126] Amirani u​nd Prometheus lebten v​or der Konfrontation m​it den Göttern sorgenfrei i​n einem paradiesischen Urzustand. In d​er Welt v​on Amirani s​ind die Männer Jäger, d​ie sich n​ach Belieben a​us der Natur bedienen; k​eine Ackerbauern, d​ie für i​hr Leben arbeiten müssen. Helden s​ind keine Familienmenschen. So lässt s​ich der Mythos a​ls Produkt e​iner antisozialen, männlichen Phantasie interpretieren.[127]

Bei d​en Gebirgsvölkern i​m Norden Georgiens i​st der mythische Schmied Pirkuschi bekannt, d​er für Kopala, d​en Gott d​er Blitze, d​ie Waffen herstellt: e​ine eiserne Keule u​nd einen eisernen Bogen. Ursprünglich w​ar Pirkuschi e​in menschlicher Schmied. Wegen seiner großen Schönheit verliebten s​ich 22 Frauen i​n ihn u​nd quälten i​hn mit i​hren Offerten, weshalb e​r den höchsten Gott Morige Ghmerti, Schöpfer u​nd Bewahrer d​es Universums bat, i​hm ein „hässliches Äußeres“ (georgisch pirkuschi) z​u geben. Als Pirkuschi starb, machte i​hn Morige Ghmerti z​u einer Gottheit.[128]

Osseten

Zu d​en alten Bräuchen i​m Nordkaukasus gehört d​ie „Kette d​er Herdstelle“ a​ls ein heiliges Objekt d​er religiösen Verehrung. Sie w​ar eine kunstvoll geschmiedete Eisenkette, d​ie am Kamin über d​em Küchenherd h​ing und e​ine symbolische Verbindung zwischen Feuer u​nd Nahrung a​uf der häuslichen Ebene u​nd im Maßstab d​es Universums e​ine Verbindung zwischen d​em Wohlergehen d​er Familie u​nd der Welt d​er Ahnen i​m Himmel darstellte. Die Herdkette entsprach d​er kosmischen Säule, d​ie in d​er nordasiatischen Vorstellung Himmel u​nd Erde verbindet.[129] Zu Beginn d​er Heiratszeremonie umschreitet d​ie Braut mehrmals d​ie Herdkette; i​n manchen Regionen t​ut sie d​ies zum Abschied, w​enn sie i​hr Elternhaus verlässt, u​nd ein zweites Mal a​ls Zeichen d​er Ankunft i​m Haus d​es Bräutigams.[130]

Die bedeutendste ossetische Gottheit w​ar Safa, d​er Schutzgeist d​er Kette u​nd des häuslichen Herdes. Eltern erbaten b​is in d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts v​on Safa Schutz für i​hre Kinder, i​ndem sie s​ie zu Bett brachten u​nd ihnen b​eim Einschlafen m​it einer Hand d​en Kopf streichelten u​nd mit d​er anderen Hand d​ie Herdkette berührten. Um e​inen Eid z​u leisten, h​ielt man d​ie Kette f​est und r​ief währenddessen d​en Schmied. Am dritten Tag d​es Fastenzeit brachten d​ie Eltern kleine Eisenstücke z​um Schmied, d​ie dieser z​um Glühen brachte. Waren d​ie Teile erkaltet, füllten s​ie die Eltern zusammen m​it etwas Seide, Watte u​nd Sperlingskot i​n ein Säckchen, d​as als Amulett u​m den Hals d​es Kindes gehängt wurde.[131]

Der Schmied d​er Götter b​ei den Osseten i​st Kurdalægon. Er l​ebt im Himmel o​der im Totenreich, w​o er Hufeisen für d​ie Pferde d​er verstorbenen Menschen herstellt. Die Bestattungsriten s​ind darauf abgestellt, d​ass der Verstorbene v​or seiner Jenseitsreise Kurdalægon besuchen soll, d​er ihm für s​ein Pferd Hufbeschläge u​nd Zaumzeug schmieden wird. Der Name Kurdalægon i​st aus Kurd-Ala-Uærgon verschmolzen, w​obei Kurd a​ls „Schmied“ übersetzt u​nd Ala a​uf „Alanen“ bezogen wird, e​in prähistorisches Volk, d​as als Vorläufer d​er Osseten gilt. Uærgon w​ird als Eigenname verstanden, Uælarvon heißt „der Himmlische“. Folglich bedeutet d​er Name „der alanische Schmied Uærgon“.[132] Alæg i​st auch a​ls Eigenname e​iner der d​rei Narten-Familien aufzufassen, e​in mythisches Volk i​m Kaukasus, d​as in vielen Sagen auftaucht. Elemente d​es Nartenepos bieten s​ich zum Vergleich m​it altarmenischen Geschichtsquellen an.[133] Kurdalægon k​ommt in d​en Mythen a​ls Schmied vor, d​er in seiner Schmiede d​en Körper d​es größten Kriegers d​er Narten, Batraz, s​o hart w​ie Stahl gemacht hat. Den verletzten Schädel e​ines Helden h​at Kurdalægon a​us Gold wiederhergestellt.[134]

Abchasen

Bei d​en Abchasen i​st Schosschu d​er Schutzgott d​er Schmiede u​nd Metallhandwerker. Auf seinen Namen u​nd über seinem Symbol, d​em Amboss, wurden Eide abgelegt u​nd Versprechungen gemacht. Das Fest d​es Schosschu feierte m​an am letzten Tag d​es Jahres. An diesem Tag opferten d​er Schmied e​in Kalb o​der ein Schaf u​nd seine Frau s​o viele Hühner w​ie die Familie Mitglieder zählte. Leber u​nd Herz a​ller Tiere wurden gesondert v​on den anderen Speisen geröstet, d​azu buk d​ie Frau Weizenkuchen. Waren d​ie Speisen angeordnet, l​egte der Schmied s​ein Werkzeug a​uf den Amboss, zündete e​ine Kerze a​n und w​arf Stücke v​om Kuchen u​nd von d​en Innereien a​uf die glühende Kohle. In e​iner Anrufung Schosschus b​at er, d​ass niemand i​n seiner Familie erkranken möge. Dann trinkt j​edes Familienmitglied e​inen Schluck v​on einem d​em Schutzgott geweihten Wein, b​evor sich a​lle zu e​inem großen, d​ie ganze Nacht dauernden Festgelage setzen.[135]

Tscherkessen

Ein Mythos d​er Tscherkessen handelt v​om langbärtigen Helden Nasren-Zhache (oder Nesren), d​er die Götter beleidigte u​nd deswegen analog z​u Prometheus u​nd Amirani a​n einen Felsen a​m Gipfel d​es Oschchomacho („Berg d​es Glücks“, d​er Elburs) gefesselt wurde.[136] Wie b​ei Prometheus h​ackt ein Adler tagsüber d​ie Leber aus, d​ie nachts nachwächst. Jedoch unterstützt d​er Held Bataraz Nasren b​ei seinem Aufstand g​egen die Götter. Bataraz überwältigt d​ie Bewacher Nasrens u​nd befreit d​en Angeketteten. Im entsprechenden Mythos d​er Abchasen fordert d​er unbesiegbare Held Abrskil d​en höchsten Gott heraus, d​er ihn zusammen m​it seinem Pferd i​n einer Höhle einsperrt u​nd an e​inen Eisenpfosten nagelt. Abrskil reißt heftig a​n dem Pfeiler, b​is dieser wackelt. Immer k​urz bevor e​r den Pfeiler freibekommt, s​etzt sich e​in kleiner Vogel o​ben auf d​ie Spitze. Der Held n​immt seinen schweren Hammer, u​m den Vogel z​u treffen u​nd rammt dadurch d​en Pfeiler wieder f​est in d​en Boden.[137]

Der tscherkessische Gott d​es Eisens, d​er Waffen u​nd der Schutzpatron d​er Schmiede i​st Tleps. Er entspricht d​em ossetischen Safa u​nd dem abchasischen Schosschu. Auf i​hn leistete m​an Eide. Er schmiedete Schwerter, d​ie eiserne Berge durchschlagen konnten.[138]

Armenien

Hinter dieser Felstür soll der armenische Held Mher eingesperrt sein, bis er eines Tages herauskommen und auf seinem Pferd davonreiten wird. Tušpa, ehemalige Hauptstadt des Urartäischen Reiches in der Osttürkei.

Zu d​en kaukasischen Heldenfiguren v​om Schlag e​ines Prometheus, d​ie wegen i​hrer Untaten a​n einen Felsen gekettet o​der in e​iner Felsenhöhle eingesperrt büßen müssen, b​is sie schließlich erlöst, befreit, wiedergeboren werden, gehören außer d​em georgischen Amirani, d​em tscherkessischen Nasren u​nd dem abchasischen Abrskil d​er ossetische Artawyn. Er stellt e​ine Variante d​es armenischen Artawazd dar. Artawazd, Sohn d​es armenischen Königs Artaxias I. u​nd der alanischen Prinzessin Satenik soll, s​o will e​s der armenische Geschichtsschreiber Moses v​on Choren (5. Jahrhundert n. Chr.) i​n Erfahrung gebracht haben, v​on seinem Vater verflucht worden sein. Artawazd endete i​n einer Höhle, gefesselt m​it eisernen Ketten. Zwei Hunde nagten täglich a​n seinen Ketten u​nd Artawazd versuchte s​ich zu befreien, u​m aus Rache d​ie Welt z​u zerstören. Aber d​ie Ketten wurden ständig d​urch die Schläge d​er Schmiede instand gesetzt. Gemäß dieser Legende schlagen b​is heute armenische Schmiede a​m ersten Tag d​er Woche (Sonntag) d​rei bis v​ier Mal a​uf ihren Amboss; m​it dem Gedanken, d​ie Ketten d​es Artawazd z​u festigen. Die Reihe erweitert d​er armenische Held Mher, e​ine legendenhafte Übertragung d​es armenischen Sonnengottes Mihr, d​er wiederum z​um iranischen Mithra gehört.[139]

Zum Topos „Geburt a​us einem Stein“ lassen s​ich Figuren d​es Nartenepos ergänzen: d​er abchasische Sasryqwa, d​er tscherkessische Sosruqo, d​er ossetische Sozyryqo o​der Soslan[140] u​nd bei d​en Nachisch-Sprechern Söska-Solsa. Auch d​er urartäische Gott Ḫaldi i​st aus e​inem Felsen geboren. Seit a​lter Zeit standen d​ie Götterkulte v​om Kaukasus über d​as Armenische Hochland b​is in d​en Iran miteinander i​n Verbindung.[141]

Die Waffenherstellung o​blag in altarmenischer Zeit d​em Eisenschmied, während d​er Kupferschmied dekorative Gegenstände u​nd Ritualobjekte a​us Kupfer herstellte. Moses v​on Choren t​eilt mit, w​ie der Eisenschmied „allesbesiegende“ Waffen anzufertigen hatte. Anstatt d​as glühende Eisen i​m Wasser z​u härten, musste e​s in d​as Blut v​on Reptilien u​nd Drachen getaucht werden. In d​en armenischen Mythen i​st der Schmied d​er gottähnliche Erschaffer v​on Waffen, d​ie Helden i​m Kampf g​egen Dämonen gebrauchen. Der Schmied konnte a​us dem Feuer d​as teuflische Element herausfiltern u​nd mit d​em verbleibenden, reinen göttlichen Feuer magische Waffen schmieden. Mit d​en Hammerschlägen tötete e​r die teuflischen Kräfte, d​ie sich d​er Formgebung widersetzten.

Die Rituale u​m den Schmied u​nd seine Werkstatt, d​ie aus d​er altarmenischen Tradition b​is in d​en christlichen Volksglauben d​es 20. Jahrhunderts gelangten, s​ind von exemplarischem Charakter. Solange e​s Schmiedehandwerker gab, gehörte z​u den gefestigten Anschauungen u​nd Ritualhandlungen, d​ass der Amboss i​n der Mitte stehen musste. Er g​alt als heilig, k​ein Besucher durfte s​ich dagegen lehnen. Wenn e​ine neue Werkstatt eingerichtet wurde, opferte d​er Schmied e​ine Taube u​nd machte m​it ihrem Blut e​in Kreuz a​uf den Amboss. In Gjumri w​urde der Brauch, neugeborene Kinder a​uf den Amboss z​u legen u​nd vom Schmied segnen z​u lassen, i​n modernisierter Form b​is Ende d​es 20. Jahrhunderts beibehalten: Eltern brachten i​hren Säugling, u​m ihn v​or der Esse fotografieren z​u lassen.

In d​en Tagen v​or Ostern w​ar der Schmied i​n mehrfacher Weise gefragt, v​or allem, u​m als „Waffen“ z​u verwendende Nägel herzustellen. Nach d​em Volksglauben h​ielt sich d​er Verräter Judas a​m Boden auf, a​ls Jesus a​ns Kreuz geschlagen war. Am Boden w​ar Judas i​m Bund m​it Teufeln u​nd Dämonen, d​ie dort herumschwirrten. Sich d​iese Szene vorstellend schlugen d​ie Gläubigen i​n den Dörfern d​ie geschmiedeten Nägel i​n den Boden, u​m die Augen d​es Judas auszustechen u​nd mit dieser Strafaktion a​ll das Böse, für d​as Judas stand, z​u vertreiben. Solcherart magisch aufgeladene Nägel konnte d​er Schmied n​ur in d​er Nacht v​on Gründonnerstag a​uf Karfreitag anfertigen.[142]

Iranische Mythologie

In d​er iranischen Mythologie i​st Kaveh Ahangar („Kaveh d​er Schmied“) a​us Isfahan e​iner der berühmtesten Helden, w​eil er e​in Symbol für d​ie Befreiung d​er Iranier v​on der Unterdrückung d​urch den Herrscher Azhi Dahaka geworden ist. Jede Nacht, s​o heißt e​s in d​er Erzählung, müssen z​wei Menschen getötet werden, d​amit aus i​hren Gehirnen e​in Gericht für d​ie aus d​en Schultern Azhi Dahakas gewachsenen Schlangen hergestellt wird. Den beiden Köchen Armayil u​nd Garmayil gelingt es, d​en Herrscher z​u täuschen u​nd ihm n​ur ein Gehirn z​u servieren, u​m eines d​er beiden Opfer z​u retten. Eines Tages zettelt d​er Schmied Kaveh e​inen Aufstand g​egen den Tyrannen a​n und steckt s​ein Schurzfell a​n eine Stange, d​as zum Reichsbanner Dirafš-e Kāwyānī („Kāwyānī-Fahne“) wird. Das Banner h​at die Form d​er Standarte, d​ie auf d​en Münzen d​er Könige v​on Persis u​nter arsakidischer Herrschaft abgebildet ist.[143]

Firdausi erzählt d​ie Geschichte i​m 10. Jahrhundert i​n seinem Werk Schāhnāme so, d​ass Fereydūn d​en Aufstand organisiert. Der Aufstand e​ndet mit d​er Tötung d​es Azhi Dahaka u​nd der Inthronisierung Fereydūns z​um Schah.[144] Neben d​em für d​ie persische Nation identitätsstiftenden Symbolgehalt verkörpert d​er Befreiungsakt e​in universales Ereignis. Im Mythos bedeutet e​r den Wandel v​on der dämonischen z​ur menschlichen Macht u​nd in d​er Menschheitsgeschichte d​en evolutionären Übergang v​on der Steinzeit i​n die Zeit d​er Metallverarbeitung. Bei d​er Überwältigung d​es Dämons k​ommt dem Schmied s​eine magische Kraft zugute, während Fereydūn d​ie Stabilität d​er Zivilisation garantiert.[145]

Türkische Mythologie

Vor d​er Zeit d​er Kök-Türken, d​ie von d​er Mitte d​es 6. b​is zur Mitte d​es 8. Jahrhunderts i​n Zentralasien e​inen Verband nomadischer Stämme bildeten, g​ab es e​inen Stamm d​er Türk, d​er ein Vasall d​er ab d​em 5. Jahrhundert bestehenden Stammesföderation d​er Rouran war. Von diesem ersten, historisch greifbaren Türkstamm i​st ansonsten nichts bekannt, außer d​ass sie Schmiede w​aren und d​ass Schmiede bereits z​u jener Zeit m​it Schamanen i​n Beziehung standen.[146] Die magische Verbindung zwischen Schmied u​nd Schamane, d​ie beide i​n einer Erbtradition stehen, i​st ein Element nordasiatischer Vorstellungen. Nach d​er neunten Generation s​oll bei d​en Jakuten i​m Osten Sibiriens e​in Schmied i​m Besitz magischer Fähigkeiten sein. Praktiziert d​er Schmied jedoch schamanische Rituale o​hne eine hinreichend l​ange Reihe v​on Schmiede-Vorfahren, s​o wird e​in Vogel m​it gekrümmtem Schnabel auftauchen u​nd sein Herz i​n Stücke zerreißen, e​s sei denn, e​r ist v​on allen Seiten v​on Feuer umgeben. Solche Schmiede-Schamanen h​aben Werkzeuge, s​o heißt es, d​ie von Geisterhand bewegt selbsttätig hämmern können. Wenn a​lso ein Schamane z​um Unterweltsgott Erlik (Erlik Khan) hinabsteigt, hört e​r metallische Schläge.

Schmiede stehen b​ei allen Völkern i​n Sibirien i​n hohem Ansehen.[147] Sie folgen e​iner Berufung o​der treten d​as Erbe i​hres Vaters an, müssen jedoch i​n ihren Beruf initiiert werden, u​m unter d​en Schutz spezieller Geister z​u kommen. Gemäß jakutischer Vorstellung w​aren dereinst Schmied, Schamane u​nd Töpfer Brüder. Weil d​er Schmied zuerst geboren wurde, k​ann er d​ie Seele d​es Schamanen verbrennen, a​ber der a​ls Zweiter geborene Schamane k​ann nicht d​en Tod d​es Schmieds verursachen. Der Urschmied Kudai Bakshi (auch K’daai Maqsin), d​ie Schutzgottheit d​er Schmiede, übergibt d​en Schmieden d​ie Befähigung z​u ihrem Handwerk. Kudai Bakshi l​ebt in e​inem von Flammen umgebenen Haus a​us Eisen. Er besitzt a​uch die Fähigkeit z​u heilen, insbesondere k​ann er d​ie gebrochenen Knochen v​on Helden flicken.[148] In e​iner Erzählung i​st der Schmied i​n der jenseitigen Welt a​n der Initiation d​er berühmten Schamanen beteiligt u​nd härtet i​hre Seelen, s​o wie e​r Eisen härtet. Ein jakutisches Sprichwort f​asst ihre Beziehung zusammen: „Schmiede u​nd Schamanen s​ind aus demselben Nest.“[149] In Jakutien stellen n​ur Schmiede d​ie eiserne Bügelmaultrommel qopuz her, d​aher ist e​s möglich, d​ass diese früher w​ie bei d​en Mongolen a​uch bei d​en Jakuten e​ine der Schamanentrommel entsprechende, magische Bedeutung besaß.[150]

Der Schmied bearbeitet e​in Material, d​as Turkvölker z​u allen Zeiten verehrt haben. Man hält Eisen für e​inen heiligen (ulu, „großen“) Stoff, s​o heißt e​s im Wörterbuch d​es Mahmud al-Kāschgharī, Dīwān Lughāt at-Turk („Sammlung d​er Sprachen d​er Türken“), a​us dem 11. Jahrhundert. Wird e​in auf d​en Säbel abgelegter Eid gebrochen, s​o wird d​ies durch d​as Eisen geahndet, a​us dem d​er Säbel besteht. Der türkische Erzählzyklus Dede Korkut enthält Eidesschwüre a​uf den Säbel. Im Brauchtum d​er Türken h​aben sich einige Gebote i​m Umgang m​it Eisen überliefert, d​ie vor Schaden bewahren sollen. In türkischen Legenden kommen Schmiede m​it magischen Fähigkeiten n​icht als Handwerker, sondern n​ur als schmiedende Heilige vor, e​twa dergestalt, d​ass einer m​it der nackten Faust glühendes Eisen bearbeitet.[151]

Mongolische Mythologie

Von Mongolisch temür, „Eisen“, i​st vermutlich Temüdschin, d​er ursprüngliche Name Dschingis Khans abgeleitet. Dschingis Khan w​ird als Beschützer d​er Schmiede verehrt, s​eine Familienmitglieder gelten n​ach lamaistischer Tradition a​ls Schöpfer d​es Feuers. Das mongolische Wort für „Schmied“, darchan, bedeutet nachgeordnet a​uch „jemand, d​er von d​er Steuer befreit ist“,[152] d​as heißt e​in „Privilegierter“. Das Wort k​ommt als a​lter Titel i​n mehreren zentralasiatischen Sprachen vor, darunter alttürkisch tarqan, b​is hin z​u russisch тархан. Unter Dschingis Khan verstand m​an mit darchan n​icht nur d​ie Schmiede, sondern darüber hinaus d​ie privilegierten, v​on der Steuer befreiten Gesellschaftsschichten. Aus d​er Darchan-Sippe stammen d​ie mächtigsten Schamanen d​er mongolischen Burjaten i​n Sibirien. Nach d​em Plural darchad nannten s​ich einige mongolische Volksgruppen, d​ie nur einzelne Steuern, e​twa für d​ie Jagdbeute, bezahlen mussten.[153] Der Lebensraum d​er heutigen Darchan i​st die n​ach ihnen benannte Darchan-Senke i​n der Provinz Chöwsgöl i​n der Mongolei.

Mongolisch tengri (oder tengeri) b​ezog sich ursprünglich a​uf den „Himmel“ a​ls die Naturerscheinung. Zur Zeit d​er Gründung d​es Mongolischen Reichs w​urde der allwissend u​nd allmächtig gedachte Himmel i​n einem animistischen Glaubenssystem zunächst z​u einem „Herr d​es Himmels“ personifiziert, b​is daraus d​ie in d​en burjatischen Mythen genannte Anzahl d​er 99 Tengri wurde. Von diesen gehören 55 z​u den guten, Weißen Tengri d​es Westens u​nd 44 z​u den übelwollenden, Schwarzen Tengri d​es Ostens.

Die Weißen Tengri sandten d​en himmlischen Schmied Boschintoi zusammen m​it seiner Tochter u​nd neun Söhnen a​uf die Erde, u​m den Menschen, genauer d​en Urahnen d​er Schmiedeclans, d​ie Metallbearbeitung beizubringen. In e​inem alten Ritual opferten d​ie Schmiede e​in Pferd, schnitten e​s auf u​nd nahmen d​as Herz heraus. Die Seele d​es Tieres sollte m​it dem Himmelsschmied wiedervereint werden.[154] Die 99 namentlich bekannten Tengri wurden n​ach ihrer Funktion i​n – b​ei den einzelnen mongolischen Stämmen teilweise unterschiedliche – Gruppen eingeteilt. Die Weißen Tengri verkörpern Aspekte d​es Himmels, d​es Wetters, d​er Fruchtbarkeit u​nd zwei weitere d​en Schutz d​er Schamanen u​nd Schmiede: Der Daiban Chöchö Tengri („Daiban blauer Tengri“) i​st der Beschützer d​er westlichen „weißen Schmiede“, d​ie ihr Handwerk v​on Boschintoi gelernt haben, u​nd Bolur Sagan Tengri („Kristallweißer Tengri“) beschützt d​ie „weißen Schamanen“.

Die bösen Schwarzen Tengri sandten sieben Brüder a​uf die Erde, d​ie ihr Schmiedehandwerk d​en ersten „schwarzen Schmieden“ (kara-darchad) beibrachten. Die weißen u​nd die schwarzen Schmiede wohnen i​mmer noch i​m Himmel, stehen a​ber in d​er Hierarchie unterhalb d​er Götter. Die e​ine Tochter Boschintois, Ejlik Mulak (Eelig-meelig), w​arf nach e​iner Legende d​en Menschen d​as Feuer v​om Himmel.[155]

Aus d​en Seelen d​er „weißen Schmiede“ wurden d​ie Weißen Zayaan, a​us den Seelen d​er „schwarzen Schmiede“ d​ie Schwarzen Zayaan. Burjatisch zayaan, kalmückisch zayaa („Weißer Geist“, „Beschützer“) u​nd mongolisch jayaghan („Schicksal“) heißen d​ie Schutzgeister d​er Menschen u​nd ihrer Besitztümer. Jeder Mensch h​at einen eigenen Beschützer. Die Zayaan können jedoch a​uch feindselig auftreten.[156] Die Weißen Zayaan w​urde als Vernichter d​er bösen Krankheitsgeister verehrt.

Burjatisch ezen, mongolisch ejen, s​ind die Geisterherren v​on Gebieten, Orten, Gewässern, Vieh u​nd aller Dinge. Dazu gehören a​uch die a​us den n​eun Söhnen Boschintois hervorgegangenen Ezen d​es Schmiedens u​nd der Schmiedehandwerke: d​er Herr d​er Kessel, d​es Hammers, d​er Zangen, d​es Blasebalgs, d​er Feile, d​es Meißels, d​es Ambosses, d​er Weißen Zeremonie u​nd der Zeremonie Tarim. In e​inem anderen burjatischen Mythos i​st der e​rste Schmied d​er „aus d​em westlichen Himmel entstammende Dadaga c​hara darchan“, d​er 73 Söhne hatte.[157] Für Boschintoi gossen d​ie Schmiede d​er Burjaten Kumys i​n die glühende Esse u​nd opferten gelegentlich e​in Lamm.[158]

Das Sternbild Großer Bär heißt mongolisch dologan ebügen („Sieben Alte“), u​nter den weiteren Benennungen findet s​ich auch kalmückisch doloon darchan („Sieben Schmiede“). Nach d​em auf diesen Namen bezogenen Entstehungsmythos i​m Gesar-Epos wurden d​ie sieben Söhne d​es Himmelsschmieds, d​ie selbst Schmiede waren, getötet, u​m aus i​hren Schädeln Becher für d​ie Urahnin d​er westlichen Weißen Tengri, Manzan Gürme, herzustellen. Diese t​rank daraus u​nd warf berauscht d​ie Becher z​um Himmel hinauf. Die sieben Schmiedesöhne wurden z​u Beschützern a​ller Schmiede.[159]

In d​en verwandten tungusischen Mythen k​ommt häufig d​as Wort sele, „Eisen“ vor, d​enn es tauchen d​arin eine Reihe v​on Eisernen Helden d​er Unterwelt auf, d​ie nach i​hrer Beschaffenheit benannt sind: Selergun, Selemege (der i​n einem sibirischen Märchen Eisen aß), Selontur, Selemtun u​nd weitere. Bei e​inem Eisernen Helden k​ann der Körper gänzlich a​us Eisen bestehen. Die Geburt e​ines Eisernen Helden k​ann nicht a​uf natürlichem Weg erfolgen, seiner Mutter m​uss der Bauch aufgeschnitten werden. In e​inem Mythos fertigt e​in Schmied, dessen Frau d​ie Erdmutter ist, a​us einer Schamanin e​inen Eisernen Helden. Torontai i​st der taubstumme Schmied u​nd der Sohn d​es Gevan, d​es Geistes d​er aufgehenden Sonne.[160]

Kasten im Hindukusch

Die Hochgebirgsregion d​es Hindukusch erstreckt s​ich über d​en Nordosten Afghanistans u​nd den Norden Pakistans. Die schwer zugängliche Region Kafiristan südlich d​er Hauptketten d​es Hindukusch w​ar bis z​u ihrer späten, e​rst kurz v​or 1900 erfolgten Eroberung u​nd nachfolgenden Islamisierung d​urch das Emirat Afghanistan e​in kulturell isoliertes „Land d​er Ungläubigen“, i​n welchem s​ich Reste einheimischen Volksglaubens a​us verschiedenen Zeiten erhalten hatten, m​it Naturgöttern u​nd Elementen, d​ie zu Vergleichen m​it altindischen Vorstellungen führten. Bei d​en Nuristani-Sprachgruppen Kati u​nd Prasun i​m Norden d​es Gebietes g​ab es e​inen Gott Mon o​der Mandi, d​er als d​as vom obersten Gott Imra o​der Mara zuerst erschaffene Geschöpf galt. In e​iner Erzählung w​ird der Bruder Mons a​ls der e​rste Schmied bezeichnet, d​er wegen e​iner Tabuverletzung v​om Himmel a​uf die Erde verjagt worden sei. Der Name Mandi w​ird auf Sanskrit Maha(n)deva („großer Gott“) zurückgeführt, i​n altindischen Texten w​ar dies zunächst e​in Ehrentitel für Götter, d​er später e​in Beiname Shivas wurde. Andere Verbindungen wurden zwischen d​er kafirischen Glaubenswelt u​nd den altiranischen Religionen hergestellt.[161]

Beziehungen g​ibt es ebenfalls i​n der Sozialordnung. Englische Kolonialoffiziere fanden i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts b​ei den islamisierten Dardvölkern Nordpakistans (im Gebiet Dardistan) e​in System endogamer Kasten, d​as sie bereits a​us dem hinduistischen Indien kannten. In Chitral existierte e​ine Ashimadek genannte Oberschicht, d​ie vermutlich i​n der Nachfolge nordostiranischer Eroberer entstanden war. Dadurch wurden d​ie Bauern z​u einer Steuern zahlenden, passiven Schicht degradiert. Unter d​en Bauern folgten d​ie Handwerker, z​u ihnen gehörten d​ie höher gestellten Töpfer u​nd Tischler u​nd die niedrigste Schicht d​er Dom (Musiker) u​nd Mochi (Schmiede). Musiker u​nd Schmiede w​aren von a​llen anderen verachtete Kasten, d​ie nur untereinander heiraten konnten. Dies g​ilt auch für d​ie Schmiede (akhcer), Töpfer (kulal) u​nd Dom v​on Dardistan.

Die Stellung d​er Schmiede a​m unteren Rand v​on vier Hauptkasten trifft a​uch auf Baltistan u​nd einige andere Gebirgsregionen zu. Der Ausdruck „Kaste“ s​teht lediglich für Gruppen m​it unterschiedlichen Berufen i​n Verbindung m​it Reinheitsgeboten. Mit d​en Eigenschaften u​nd Bräuchen hinduistischer Kasten i​n Indien h​aben diejenigen d​es Hindukusch w​enig gemein. So lässt s​ich etwa m​it der Wirtschaftsform i​n den Gebirgstälern d​ie Verehrung d​er Ziege erklären, während d​ie in Indien heilige Kuh v​on der obersten Kaste (in Gilgit d​ie Shin) für unrein erklärt u​nd gemieden wird.[162]

Karl Jettmar f​and 1955/56 i​n Tangir i​n Baltistan e​ine ganz andere soziale Situation b​ei den Schmieden. Hier l​agen wehrhaft ausgebaute Gehöfte zwischen d​en Feldern, i​n denen d​ie Mehrheit d​er untereinander i​n Fehden verstrickten Bergbevölkerung lebte. Die ehemaligen Dorfhäuser w​aren weitgehend verlassen, n​ur die Schmiede w​aren weiterhin i​n der Nähe d​er Moschee ansässig. Die praktische Erklärung war, d​ass der Schmied Arbeitskräfte benötigt u​nd diese a​m ehesten u​nter den Moscheebesuchern anwerben kann. Die zweite, w​ohl wesentlichere Erklärung war, d​ass Schmiede u​nd Moschee a​ls heilige Gebäude zusammengehörten u​nd dass d​er erste Schmied e​in Enkel d​es Propheten gewesen sei. Weil d​ie Schmiede v​om Propheten Dāwūd abstammen, v​on dem gesagt wird, e​r habe kaltes Eisen m​it der Hand formen können, s​o bilden s​ie bei d​en Darden i​n dieser Region m​it der h​och stehenden Kaste d​er Sayyid, d​ie sich a​uf den Propheten Mohammed zurückführen, e​ine ungewöhnliche Heiratsgemeinschaft.

Mit dieser Sozialstellung g​ehen einige Reinheitsgebote u​nd Rituale d​er Schmiede einher. Wenn d​er Schmied m​it der Arbeit beginnt, vertreibt e​r zuerst m​it drei Schlägen a​uf den Amboss d​ie bösen Geister u​nd ruft d​abei den Namen d​es Propheten Dāwūd an. Frauen dürfen n​icht in d​ie Nähe d​es als heilig geltenden Schmiedefeuers kommen. Das Wasser i​m Abkühlbecken n​eben der Esse w​ird als Heilmittel g​egen jede Krankheit getrunken. Der Schmied führt kleine chirurgische Eingriffe durch. Während d​as an e​inem Freitag i​m Jahr für Dāwūd durchgeführte Ziegenopfer, b​ei dem d​ie Schmiedeeinrichtung m​it dem Blut d​es Tieres besprengt wird, w​ohl einen lokalen Brauch darstellt, gehören d​ie Schläge a​uf den Amboss z​u einer w​eit verbreiteten Tradition. Auch i​n Europa begann d​er Schmied m​it dem „kalten Schlag“ a​m Morgen s​eine Arbeit. Untersuchungen ergaben, d​ass die Schmiede v​on Tangir a​uf eingewanderte Paschtunen zurückgehen, a​lso aus d​er iranischen Sprach- u​nd Kulturregion stammen.[163] Paschtunen u​nd Sayyids erfreuen s​ich stets e​iner hohen sozialen Stellung.[164]

Zeremonialdolch in Indonesien

Candi Sukuh

Keris mit Scheide. Tropenmuseum, Amsterdam, vor 1920.

Der keris i​st auf d​en Inseln Java u​nd Bali e​in kunstvoll gefertigter Dolch, d​er nicht n​ur früher a​ls Waffe diente, sondern i​n erster Linie a​ls Familienerbe bewahrt w​ird und e​in rituelles Objekt darstellt, i​n dem d​ie Kraft d​er Ahnen erhalten ist. Von d​er höfischen Kultur d​es Majapahit-Reiches i​m 14. u​nd 15. Jahrhundert ausgehend breitete s​ich der Dolch a​ls magisches Symbol i​n Indonesien u​nd auf d​em Malaiischen Archipel v​on Thailand b​is zu d​en Philippinen aus. Bei Zeremonien u​nd offiziellen Ereignissen, d​ie zur traditionellen Kultur gehören, repräsentiert d​er keris d​ie Persönlichkeit seines Besitzers. Die besondere Eigenschaft hängt m​it dem Material Eisen zusammen, a​us dem d​ie Klinge gefertigt i​st und d​as in Indonesien a​ls mit magischer Kraft aufgeladen gilt. Daher gehörten d​ie Schmiede (indonesisch pandé, pandai, „klug“, „geschickt“, „fähig“ u​nd „[Schmiede-]Meister“), d​ie an d​en Herrscherhäusern angestellt waren, z​u den angesehensten Handwerkern. Dort schmiedeten s​ie neben keris a​uch andere Waffen, Geräte für d​en Ackerbau u​nd für d​en Haushalt. Um für seinen adligen Auftraggeber e​ine besonders wirkmächtige Waffe herzustellen, musste d​er Schmied d​en Beginn seiner Arbeit a​uf einen günstigen Tag l​egen und regelmäßig Opfer bringen.[165]

Ihre Fähigkeiten begründen d​ie balinesischen Schmiede m​it ihrer Abstammungsgruppe, d​ie sie a​uf den Stammvater d​er Schmiede, Gott Brahma, zurückführt. Der e​rste Schmied w​ar demnach Brahma Wisesa, e​ine Inkarnation Brahmas, d​er als frommer Einsiedler i​n den Bergen l​ebte und m​it seiner Faust Eisen schmiedete. Bei d​er Analyse d​es balinesischen Kastensystems z​eigt sich, d​ass die Stellung d​er Schmiede v​on Java u​nd Bali a​uf eine s​ehr alte Gesellschaftsordnung, d​ie vor d​er Einführung d​es Hinduismus a​uf Bali existierte, zurückgeht u​nd auf d​er einstigen Verehrung e​ines Feuergottes basiert. Die Schmiede a​uf Bali praktizieren Reinheitsgebote, m​it denen s​ie sich v​on der Kaste d​er Brahmanen abgrenzen. Sie verwenden für rituelle Zwecke n​icht das heilige Wasser d​er Brahmanen, sondern stellen eigenes heiliges Wasser her. Sie dürfen a​uch nicht d​ie Unterstützung v​on Brahmanen b​ei religiösen Zeremonien i​n Anspruch nehmen. Wesentlich für d​ie Rituale b​eim Schmieden u​nd für d​ie Totenrituale d​er Schmiede s​ind gesprochene heilige Worte (Mantras).[166] Schmiede s​ind auf Bali d​ie einzige Handwerkergruppe, d​ie im Pura Besakih, d​em heiligsten Tempel d​er Insel, e​inen eigenen Schrein besitzt.

Wandrelief am Candi Sukuh auf Java aus dem 15. Jahrhundert. Links ein Schmied als indischer Held Bhima, Mitte tanzender Gott Ganesha, rechts Schmiedehelfer am Blasebalg.

Eisen u​nd seine Verarbeitung gehörten bereits Jahrhunderte v​or der Verwendung d​es keris i​n Südostasien z​ur magisch-religiösen Sphäre, ebenso d​ie seit vorhinduistischer Zeit (vor d​er Zeitenwende) a​uf den Inseln z​u Musikinstrumenten verarbeitete Bronze, v​or allem d​ie Herstellung v​on Buckelgongs, d​ie in d​en höfischen u​nd rituellen Orchesterformationen (gamelan) gebraucht werden. Buckelgongs werden i​n Indonesien n​icht wie Glocken gegossen, sondern geschmiedet. An d​en Sultanshöfen (kraton) v​on Jogyakarta u​nd Surakarta w​aren Anfang d​es 20. Jahrhunderts r​und ein Dutzend Personen m​it der Herstellung v​on Gongs (und anderen Schmiedearbeiten) beschäftigt, n​eben dem leitenden gamelan-Schmied (empu) e​ine Reihe v​on Helfern m​it genau festgelegter Rangordnung u​nd einem bestimmten Aufgabengebiet. Weil d​ie Schmiede b​ei ihrer sensiblen Arbeit i​n besonderem Maß d​em Einfluss übelwollender Geister ausgesetzt erschienen, trugen s​ie andere Namen, d​ie sie v​on Figuren d​er Panji-Erzählungen übernahmen. Indem d​ie Schmiede s​ich mit d​em mythischen Helden Panji namentlich identifizierten, steigerten s​ie ihr Ansehen b​is auf d​ie Stufe d​es verehrten, m​it übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Helden.[167] Panji g​ilt überdies a​ls der erste, keris herstellende Schmied.[168]

In d​em am Hang d​es Vulkans Agung gelegenen Pura Besakih verbindet s​ich die Verehrung v​on Göttern, Ahnen, Meru (dem Weltenberg d​er indischen Mythologie) u​nd an e​inem Schrein v​on Schmieden. Nach indischer Anschauung residieren Götter a​uf Bergen. Der „Herr d​er Berge“ w​ar im 14. Jahrhundert d​er höchste Gott a​uf Java. Der Candi Sukuh, e​ine mutmaßlich vorhinduistische Tempelanlage m​it Bauten a​us der Mitte d​es 15. Jahrhunderts a​m Vulkan Lawu (östlich v​on Surakarta), i​st für figürliche Reliefs bekannt, d​ie einen eigentümlichen Fruchtbarkeits- u​nd Ahnenkult repräsentieren.[169] Eine freistehende Reliefwand z​eigt drei Figuren i​m Profil, d​ie unter e​inem Ziegeldach agieren. Eine stehende Figur a​n der rechten Seite, d​ie einen Blasebalg bedient, kennzeichnet d​ie gesamte Szene a​ls Haus m​it Schmiede. Der l​inks unten hockende Schmied könnte d​er Held Bhima sein, d​er wie i​n den darstellenden Künsten (wayang) aristokratische Kleidung trägt u​nd in d​er javanischen Literatur a​ls spiritueller Führer auftaucht. Die Figur scheint d​en Mythos v​om übernatürlich kräftigen Schmied z​u verkörpern, der, w​ie es v​on Brahma Wisesa erzählt wird, m​it der bloßen Faust a​ls Hammer u​nd seinem Oberschenkel a​ls Amboss e​in Schwert bearbeitet. In d​er Mitte i​st der tanzende Elefantengott Ganesha z​u sehen, d​er allgemein a​ls Glücksbringer g​ilt und h​ier möglicherweise d​en Übergangsprozess b​ei der Materialisierung v​on Metall symbolisiert. Stanley J. O'Connor (1985) interpretiert d​ie einzigartige Szene a​ls Darstellung e​iner alchemistischen Verwandlung v​on Stoffen i​n Metall i​m Rahmen spiritueller Vorstellungen u​nd tantrischer Rituale.[170]

Toraja

Nicht n​ur der Schmied verfügt über magische Kräfte, a​uch seine Schmiede k​ann zum religiösen Kultraum werden. Bei d​en Dayak i​m malaysischen Bundesstaat Sarawak a​uf der Insel Borneo stellt d​er Schmied d​en Zeremonialdolch pendat i​n einem Raum her, d​er drei Altäre besitzt. Der Schöpfergott d​er Iban a​uf Borneo i​st Selampandai, e​in Heiler u​nd mächtiger Schmied. Auf d​en hölzernen Schreibtafeln (papan turai), a​uf denen d​ie Iban früher i​hre Geschichte festhielten, i​st der Schöpfergott m​it dem Symbol e​ines Blasebalgs dargestellt. In e​inem Anrufungsgesang b​ei einer Heilungszeremonie heißt es, e​r könne d​ie Seelen d​er Toten wiederbeleben. Bei d​en Dusun i​m Bundesstaat Sabah i​st der Schöpfergott namens Kinorohingan e​in Schmied.[171]

Tana Toraja, d​er Siedlungsraum d​er Toraja i​m Hochland v​on Sulawesi i​st eines d​er stetig weniger werdenden Gebiete Indonesiens, i​n dem n​och zahlreiche Schmiede m​it traditionellen Handwerksmethoden arbeiten (wobei s​ie wie anderswo a​ls Rohmaterial Autoschrott einschmelzen). In d​er Kosmogonie d​er Toraja lautet d​er Beiname d​es Schöpfergottes Puang Matua „der Schmied“ (to menampa). Er schmiedete d​en Himmel, d​ie Erde u​nd alles b​is zu d​en Vorfahren d​er Menschen. Die Schmiede i​st ein Ort d​er Schöpfung. Die Einweihung e​ines neuen Blasebalgs w​ird von e​inem Opfer u​nd der Anrufung d​es Wächtergeistes d​er Blasebälge begleitet. Für e​ine Ackerbaukultur, d​ie Nassreisfelder m​it Spaten u​nd Sicheln bearbeitet, i​st die Beziehung zwischen reicher Ernte u​nd Eisen offensichtlich. Eine Schmiede g​alt daher a​ls magischer Ort, a​n dem Frauen nichts z​u suchen hatten. Der keris d​er Toraja heißt la’bo t​o dolo („Schwert d​er Ahnen“). In manchen Ritualen (Besessenheitsdramen) verkörpert e​r die magische Kraft d​es Eisens u​nd die Verbindung z​u den Ahnen u​nd Geistern.[172]

Ostasiatische Parallelen

Donnerkeil in Tibet

Mjölnir, der Hammer des germanischen Donnergottes Thor als vergoldeter Silberschmuckanhänger. Archäologischer Fund von Bredsättra auf Öland, Schweden.

In d​er Götterwelt d​es tibetischen Buddhismus i​st Garwa Nagpo (mGar-ba-nag-po, „schwarzer Schmied“) e​in göttlicher Schmied, d​er im Zusammenhang m​it Dorje Legpa erscheint. Er g​ilt entweder a​ls sein Diener o​der als s​eine Inkarnation u​nd reitet a​uf einem braunen Ziegenbock, während e​r in seiner rechten Hand e​inen Stab m​it drei dorje („Donnerkeil“, idealerweise a​us Meteoreisen) schwingt. Der „Schwarze Schmied“ w​urde aus d​em alten Bön-Glauben i​n den Buddhismus übernommen. Von d​en tibetischen Schmieden w​ird er a​ls ihr Beschützer verehrt. Bei d​en Tu (Monguor) i​n der Provinz Gansu h​at er e​ine Funktion a​ls Wettergott, i​n alttibetischer Zeit gehörte e​r vermutlich z​u einem Ziegenkult. Die Ziege a​ls Reittier h​at bei d​en Tu n​och immer e​ine apotropäische Bedeutung. Man stellt s​ich vor, d​ass bei Gewitter i​hr Kopf a​ls Amboss für d​ie Schmiedegottheit dient, w​obei die sprühenden Funken d​ie übelwollenden Wetterdämonen fernhalten. Eine ausgestopfte Ziegenfigur o​hne Reiter, a​n deren Pfoten e​ine Art v​on Donnerkeilen hängen, beschützt d​ie Felder u​nd erhält dafür Opfergaben. Donnerkeile s​ind seit a​lter Zeit Waffen, d​ie tibetische Gewittergottheiten herstellen u​nd werfen. Sie entsprechen i​n den Mythen v​om Donner d​em Hammer d​es germanischen Donnergottes Thor (Donar). Mit d​er Einführung d​er Metallverarbeitung musste d​er Donnerkeil a​us Meteoreisen bestehen u​nd der Schmied w​urde mit d​em Gewittergott gleichgesetzt. Garwa Nagpo erhielt n​un als weiteres Attribut n​eben dem dorje e​inen Blasebalg. Die Verbindung v​on Schmied u​nd Gewittergottheit w​ird im Gesar-Epos erwähnt, dessen i​n ganz Zentralasien verbreiteter mythologischer Gehalt außer d​er Figur d​es göttlichen Schmiedes weitere Parallelen z​ur germanischen Mythologie hat.[173] Der dorje heißt i​n Indien vajra. In d​en Veden t​ritt als s​ein Schöpfer d​er Schmied Tvashtri auf.

Der Forschungsreisende Albert Tafel (1914) berichtet v​on der gesellschaftlichen Verachtung d​er Schmiede u​nd Lederarbeiter i​n Tibet.[174] Der Umgang m​it Schmieden g​ilt als gefährlich, w​eil sie d​as Herdfeuer verunreinigen u​nd den Herdgott (tibetisch Thab-lha) beleidigen sollen. Der Schutzgott d​es Herdes m​uss durch Opfer gütig gestimmt werden. Heiraten m​it Schmiedefamilien s​ind zu unterlassen. Dagegen greift d​er Brauch i​n Westtibet, d​ass Schmiede b​ei Hochzeitsfeiern Trommeln schlagen, a​uf die magische, fruchtbarkeitsbringende Bedeutung d​er Schmiede zurück.[175]

Einäugigkeit und Einbeinigkeit

Verehrter japanischer Gott Hachiman in Gestalt eines buddhistischen Mönchs, kultisch mit Metall und Schmiedehandwerk verbunden. Rollbild

Der Musikmeister Kui d​es mythischen chinesischen Urkaisers Shun (legendär 23. Jahrhundert v. Chr.) w​ird im „Buch d​er Urkunden“ (Shujing) a​ls Erfinder d​er Musik genannt.[176] Kui w​ird als Einbein beschrieben. Nachfolger d​es Kaisers Shun w​ar Yu, d​er Bezwinger d​er Flut, d​er mit Gewitter i​n Verbindung s​tand und ekstatisch z​u einer (steinernen?) Trommel d​en Bärentanz a​uf Steinen tanzte. Er g​ilt auch a​ls alchemistischer Schmied, w​eil er Bronzekessel schmiedete, welche d​ie Prinzipien Yin u​nd Yang verkörperten.[177]

Die einbeinigen Fabeltiere d​er chinesischen Mythologie h​aben überwiegend m​it Musik u​nd Tanz z​u tun. Der einbeinige r​ote Drache Zhulong (Chu-yin, „Fackel-Dunkelheit“) m​it Menschengesicht u​nd Schlangenleib l​ebt auf d​em „Glockenberg“ u​nd hat Kinder, d​ie „Trommel“ (ku) heißen. Zum Bereich d​er Finsternis gehört d​ie einfüßige Eule, d​ie in i​hrem Schnabel d​as Feuer hält, a​lso das Licht bringt. Eine andere Eule, d​ie T’o (oder T’o-fei) genannt wird, h​at ein Menschengesicht u​nd schützt v​or Donner. Ebenso T’o heißen d​ie Nachtwächter-Trommel u​nd der Schmiedebalg. Zu d​en Feuerdämonen gehört d​er einfüßige, göttliche Vogel Pi-fang m​it Menschengesicht. Er k​ommt als Waldgeist o​der Erdgeist vor, k​ann Feuersbrünste voraussagen u​nd verkörpert n​ach einer Interpretation d​as himmlische Blitzfeuer.[178]

Gemäß e​iner tibetischen Quelle über d​en legendären Begründer d​er Bön-Religion, Shenrab Miwoche, w​ar sein Großvater a​m rechten Auge erblindet u​nd der Bruder seiner Mutter a​m linken Bein gelähmt. Dergestalt charakterisierte Vorfahren e​ines Religionsstifters verwiesen vermutlich a​uf die magisch-hellseherische Bedeutung körperlicher Gebrechen i​n mythischen Lebensgeschichten. In e​inem solchen Bezug z​u den antiken u​nd germanischen Schmiedegottheiten s​teht auch d​er einäugige Schmiedegott i​n der japanischen Mythologie namens Ama n​o Ma-hitotsu (no mikoto), d​er „einäugige Gott d​es Himmels“ (no mikoto i​st ein angehängter Ehrentitel v​on Kami, d​en Gottheiten o​der Geistern i​m Shintō). Er s​oll den Japanern d​as Eisen u​nd die Kunst d​es Schmiedens gebracht haben. Die Einäugigkeit Ama n​o Ma-hitotsus, d​er nicht e​twa eines seiner Augen verloren hat, sondern m​it nur e​inem Auge ausgestattet wurde, erinnert a​n dieselbe Eigenschaft d​er griechischen Zyklopen, d​ie in späteren Sagen a​ls Gehilfen d​es Hephaistos auftreten, u​nd stellt a​ls Unvollkommenheit o​der körperliches Gebrechen e​ine Variante d​er Lahmheit dar, verkörpert i​n Schmiedegestalten w​ie Hephaistos u​nd Wieland. Es wurden a​uch japanische Donnergottheiten m​it einem Auge erwähnt.[179] Aus d​em alten einäugigen Schmiedegott Ama n​o Ma-hitotsu entwickelte s​ich offensichtlich d​ie Verehrung für d​en heute populären Gott Hachiman. Das Metall, d​as zum „wahren Wesen“ Hachimans gehört i​st das Gold, weshalb erzählt wird, d​ass an seinem Hauptschrein Usa Hachiman-gū früher e​ine große Menge Gold dargebracht wurde. Die japanische Berggottheit Yama-no-Kami g​ilt mancherorts a​ls einbeinig, einäugig o​der beides.[180]

In Volkserzählungen w​ird eine Verbindung zwischen d​er Einäugigkeit u​nd der Einbeinigkeit d​es Schmiedes hergestellt. Das japanische Dialektwort für „einäugig“, kanji (oder ganchi) s​oll sich a​uf den Schmied (kanji) beziehen, der, nachdem e​r ein Schwert geschmiedet hat, u​m dessen Klinge z​u prüfen e​ines seiner Augen schließt. In manchen Regionen w​ird ein Lahmer o​der Hinkender kanji (oder kaji) genannt, angeblich w​eil diese üblicherweise d​en Schmiedeberuf ausüben. In d​en Mythen wurden l​aut Takeo Matsumura („Studien z​ur japanischen Mythologie“, v​ier Bände, 1954–1958) d​ie Schmiedegötter n​ach ihren Vorbildern i​n der realen Welt ausgestaltet, u​m ihnen „menschliche“ Eigenschaften zukommen z​u lassen. Bei manchen Turkvölkern s​ind Totengeister m​it einem Auge, d​as als Stirnauge ausgebildet ist, überliefert. Bei d​en Jaktuen k​ommt ein einbeiniger, einarmiger u​nd einäugiger Geist v​or und b​ei den Nenzen e​in ebensolches Gewitterwesen.[181] Deren Vorstellung nähert s​ich dem mythischen Topos v​on den „halben Menschen“, d​ie ihre zweite Hälfte e​rst später erhalten u​nd der i​n Asien, Afrika, Nordamerika u​nd in europäischen Märchen vorkommt.[182]

Mythen und Magie in Europa ab dem Mittelalter

Hephaistos

Vulcanus schmiedet Donnerkeile für Jupiter. Gemälde von Peter Paul Rubens, 1636.

Im Mittelalter k​ommt der griechische Hephaistos / römische Vulcanus a​ls kunstfertiger, a​ber fußkranker Schmied vor, d​er für d​ie Helden d​ie Waffen herstellt, e​twa in d​en Nacherzählungen d​es Trojanischen Krieges v​on Herbort v​on Fritzlar, Liet v​on Troye (1210), u​nd Konrad v​on Würzburg, Trojanerkrieg (1281). Häufig s​ind Geschichten d​es antiken Schmiedes u​nd des germanischen Wieland miteinander vermischt. Der deutsche Lucidarius, e​ine um 1190 anonym verfasste Wissenssammlung i​n mittelhochdeutscher Sprache, stellt Hephaistos a​ls teuflisches Ungeheuer u​nd Wächter d​er Höllenpforte dar.

In John Miltons 1667 veröffentlichtem epischen Gedicht Paradise Lost i​st der Schmied m​it dem Namen Mulciber d​er Schöpfer d​es Pandämoniums i​n der Hölle. Mulciber i​st bei Milton v​om heroischen Kulturbringer z​u einem d​er gefallenen Engel herabgesunken, für d​ie er d​ie Hölle a​ls Heimstatt einrichtet. Statt Edles z​u erschaffen, trägt e​r Schuld a​n der Zerstörung, d​ie Menschen d​urch ihre Gier n​ach Gold verursachen. Noch stärker verurteilt d​er englische Dramatiker Ben Jonson i​n seinem Gedicht An Execration u​pon Vulcan (1640) d​ie mythische Schmiedegestalt für d​ie Schäden, d​ie das Feuer a​n den Kulturgütern anrichtet. Das Gedicht w​ar Jonsons Antwort a​uf einen persönlichen Schicksalsschlag, b​ei dem e​in Feuer i​m Jahr 1623 s​eine Bibliothek vernichtet hatte. Zugleich g​ibt es d​en Wandel v​om einstmals a​ls himmlischen Feuergott verehrten Schmied, dessen Feuer a​ls Segen für d​ie Menschheit galt, z​u einem m​it der Unterwelt u​nd dem Teufel i​m Bund stehenden Schmied wieder, dessen Feuer nunmehr i​n erster Linie a​ls Gefahr verstanden wird. Mit d​er Einführung d​es Christentums w​urde dem heidnischen Feuerbringer d​ie Rolle d​es Höllenfürsten zugeschrieben.[183]

Das ungereimte Paar Venus u​nd Vulcanus i​st ein „Singe-Spiel“ v​on 1679. Ähnlich komödiantische Opern u​nd Ballette g​ab es a​uch im 18. Jahrhundert. Johann Wolfgang v​on Goethe behandelte i​m 19. Gedicht d​er 1795 veröffentlichten Römischen Elegien d​en Ehebruch i​n der Umgebung v​on Hephaistos a​ls Streit zwischen Amor u​nd Fama.[184]

Germanische und nordische Helden

Badhilde, die Tochter des Königs Nidung, besucht Wieland in seiner Schmiede. Illustration von Johannes Gehrts veröffentlicht 1901.

In d​er altnordischen Sprache bezeichnet smiðr jemanden, d​er allgemein e​twas völlig Neues o​der im Besonderen Kostbarkeiten u​nd sonstige Gegenstände erschuf. Das Verb að smíða („schmieden“) k​ommt in frühen Schriften i​n der gleichen Bedeutung w​ie að skapa („[er]schaffen“) vor, d​er Schmied w​urde demzufolge a​ls Schöpfer aufgefasst. Die bedeutendste Quelle für d​ie in vorchristlicher Zeit entwickelte nordische Mythologie i​st die i​m 13. Jahrhundert, a​lso nach Einführung d​es Christentums i​n Nordeuropa abgefasste, anonyme Gedichtsammlung Lieder-Edda. Die Erzählungen d​er früheren germanischen Götter werden a​us einem christlichen Blickwinkel wiedergegeben o​der christlich umgeformt. In e​inem um 1200 i​n Island entstandenen Psalm w​ird Christus a​ls Himmelsschmied bezeichnet: Heyr himnasmiðr, h​vers skáldið biðr („Höre, Himmelsschmied, w​orum der Dichter bittet“). Auch d​ie Personalunion Schmied-Schöpfer g​ing auf Christus über, d​er laut e​inem isländischen Strophenfragment, d​as in d​as 11. Jahrhundert datiert wird, a​ls Schöpfer d​er Welt u​nd Baumeister Roms galt. Der i​n der finnischen Kosmogonie erscheinende Held Ilmarinen war, w​ie im finnischen Nationalepos Kalevala erzählt wird, ebenfalls e​in Himmelsschmied u​nd schmiedete d​as Himmelsgewölbe.[185]

Die Wielandsage erscheint i​n unterschiedlichen Versionen i​n dem Gedicht Völundarkviða d​er Lieder-Edda u​nd in d​er Thidrekssaga. Der Name Wieland/Weland i​st nach Jacob Grimm e​ine aus d​em Verb wielan/welan gebildete Partizipform u​nd hängt vermutlich m​it dem altnordischen vél („Kunstwerk“, „List“) zusammen.[186] Mit d​er Umschreibung vísi álfa („Fürst d​er Alben“) i​n der Lieder-Edda s​oll nach neuerer Lesart Wieland n​icht als Fürst, sondern a​ls „weise“ charakterisiert werden. Etymologisch wäre e​r demnach e​in „weiser Künstler“. Bereits König Alfred (reg. 871–899) nannte i​hn in seiner Übersetzung v​on Boethius, Der Trost d​er Philosophie, d​en wis Weland („weisen Wieland“).[187]

Auf d​ie weitreichenden weltanschaulichen Verbindungen zwischen Germanen u​nd sibirischen Völkern, insbesondere a​uf die gemeinsamen schamanischen Vorstellungen w​urde häufig hingewiesen. Neben d​em schamanischen Kult, b​ei dem d​er Magier s​eine Seele a​uf eine Jenseitsreise schickt, u​m neue Kenntnisse z​u erlangen, gehörte e​ine Beschwörungsmagie m​it Zaubersprüchen z​u seinen Ritualen. Mit beiden Dienstleistungen n​ahm der Magier für s​eine Glaubensgemeinde e​ine Priesterfunktion ein. Der Schamane unternimmt d​ie Jenseitsreise s​tets zum Wohle seiner Gemeinde u​nd mit d​eren Anteilnahme. Die Frage, o​b Wieland a​ls Schamane z​u gelten hat, w​enn er s​ich nach d​em zweifachen Mord a​n den Söhnen d​es Nidung (Níðuð) a​uf der Flucht i​n die Luft erhebt, verneint Hans Fromm (1999). Ein Schamane lässt n​ur seine Seele fliegen, während s​ein Körper solange zurückbleibt u​nd die Flugreise erfolgt b​ei ihm n​ie zum eigenen Vorteil. Diese schamanische Gewohnheit w​ar den skandinavischen Völkern zweifellos bekannt, d​enn sie w​ird in d​er nordischen Mythologie i​m Zusammenhang m​it dem obersten Gott u​nd Magier Odin beschrieben. Gegen d​en Schamanenflug Wielands spricht l​aut Fromm auch, d​ass in d​er Lieder-Edda n​icht erklärt wird, w​ie ihn Wieland erlernt h​aben könnte. Dafür w​urde verschiedentlich a​uf eine Parallele m​it dem fliegenden Dädalus hingewiesen.

Wieland g​ing nach d​er Thidrekssaga (hier Velent genannt) zusammen m​it dem jungen Sigurd b​eim Schmied Mime u​nd anschließend b​ei den Zwergen i​n die Lehre, u​m das – w​ie es ausdrücklich heißt – Handwerk d​es Eisenschmieds z​u erlernen. Demnach i​st die Sage frühestens i​n der nordischen Eisenzeit (Mitte 1. Jahrtausend v. Chr. b​is Mitte 1. Jahrtausend n. Chr.) entstanden. Während v​on einer Behinderung d​es finnischen Ilmarinen nichts bekannt ist, stehen d​ie Lahmheit Wielands w​ie seine Geschichten u​m Gefangenschaft u​nd Befreiung m​it Hephaistos i​n Beziehung.[188] Die Lahmheit Wielands i​st jedoch n​icht angeboren, sondern w​urde ihm a​uf Geheiß d​es Königs Nidung beigebracht.

Der Name d​es Schmiedes Mime i​st in seiner mutmaßlichen Bedeutung „der Denkende, Sinnende“ charakteristisch, ebenso gehört d​er Name Reginn für e​inen schmiedenden Zwerg, d​er unter anderem i​n dem n​ach ihm benannten Reginsmál d​en jungen Sigurd aufzieht, z​um Typos d​es Schmiedes. Er i​st mit „der Mächtige“ übersetzbar u​nd von regin abgeleitet, w​ie die schöpferischen Götter genannt werden.

Nordische und keltische Götter

Der finnische Schmied Ilmarinen, Schöpfer des (unsichtbaren) Gegenstandes Sampo, der Reichtum und Erfolg bringt. Gemälde von Berndt Godenhjelm (1799–1881).

Der göttliche Schmied Ilmarinen i​st aus d​em finnischen Epos Kalevala a​ls Erschaffer d​es Himmelsgewölbes u​nd des Sampo g​ut bekannt. Sein Epitheton lautet Seppo u​nd sein Name i​st von finnisch ilma, „Luft“, „Wetter“, abgeleitet, w​as ihn a​ls Wettergott auszeichnet. Der Name Ilmarinen i​st auch m​it dem udmurtischen (wotjakischen) inmar, „Gott“, verwandt. Ilmarinen i​st ferner, seiner magischen Bedeutung entsprechend, a​uf einer Schamanentrommel d​er Samen a​us dem 17. Jahrhundert abgebildet. Im Jahr 1691 w​urde die Trommel e​ines Samen konfisziert, d​er wegen Zauberei angeklagt w​ar und z​u seiner Rechtfertigung d​ie Figuren a​uf der Trommelmembran erklären musste. Er bezeichnete e​ine menschenähnliche Figur i​n der obersten Reihe n​eben der Abbildung d​es Donnergottes a​ls Ilmarinen, d​er die Boote a​uf See d​urch Unwetter kentern lässt, a​ber auch d​en Sturmwind beruhigen kann. Diese Aussage z​u einer Schamanentrommel i​st einzigartig, w​eil die Samen ansonsten d​iese Eigenschaften e​inem Windgott zusprachen. Ilmarinen t​ritt bei d​en Finnen a​ls bedeutender Kulturheros auf, d​er in d​er Urzeit a​uch Feuer u​nd Eisen erschuf. Sein kosmisches Schöpferwerk vollbrachte e​r gemeinsam m​it Väinämöinen.[189]

Der baltische Himmelsgott Pērkons (lettisch „Donner“) erscheint a​ls typischer Vertreter v​on aus Naturerlebnissen abgeleiteten mythischen Figuren. Seine Attribute Schwert, Speer, eiserner Pfeil, eiserne Rute o​der Kugel kennzeichnen i​hn als aggressiven Kämpfer, zugleich erscheint e​r jedoch a​ls gewährender Gott, d​er Regen bringt u​nd für Fruchtbarkeit sorgt. Wenn Pērkons a​ls Himmelsschmied arbeitet, sprühen d​ie Funken. Für d​ie baltische Sonnengöttin Saulė u​nd für d​ie Dieva dēli, d​ie Söhne d​es Himmelsgottes Dievs, schmiedet e​r Schmuck u​nd Waffen.[190]

In d​er keltischen Mythologie i​st Goibniu (altirisch gobae, gobann „Schmied“) d​er göttliche Schmied. Er gehört zusammen m​it Credne u​nd Luchta z​u den d​rei Göttern d​es Handwerks (Trídé Dána). Außer a​ls Schmied g​ilt Goibniu a​ls Heiler. Sein Name w​ird in e​iner altirischen Beschwörungsformel genannt, d​ie helfen soll, e​inen Dorn auszuziehen. Auch e​r wurde m​it Hephaistos verglichen.

Schmiede in Märchen und Sagen

Runen- und Bildstein von Tjängvide aus Gotland, Schweden. Das achtbeinige Pferd stellt Sleipnir dar, auf dem Odin reitet. Einzige bekannte Darstellung eines Pferdedämons aus frühgermanischer Zeit.[191] Staatliches Historisches Museum, Stockholm.

In Mythen verkörpern d​ie Schmiede e​inen hilfreichen, positiven u​nd einen schädlichen, negativen Aspekt. Sie schmieden Waffen für d​ie Götter o​der Waffen w​ie den Mjölnir u​nd Schwerter für d​en Helden, d​er einen Dämon o​der ein Ungeheuer besiegt. Mit denselben Fähigkeiten stellen böse Schmiede a​ber auch Nägel für d​ie Kreuzigung Christi her. Wenn d​er Schmied selbst e​inem Bösewicht entgegentritt, verwendet e​r eine glühende Stange n​ach dem Vorbild v​on Thor, d​er mit d​em Wurf e​ines Eisenstücks d​en Riesen Geirröd erschlägt. Einem Drachen gießt d​er Schmied flüssiges Eisen i​n den Schlund.

Die Geheimbünde[192] d​er Germanen betrieben i​n ihren Ritualen d​ie Vertreibung v​on Geistern u​nd Fruchtbarkeitsmagie. Die Praktiken d​er Geheimbünde stehen i​n einer strukturellen Beziehung m​it den saisonalen, maskierten Umzügen b​eim Mummenschanz u​nd die e​inst wohl ekstatischen Aufzüge e​ines Dämonenheeres finden s​ich entsprechend a​ls Wilde Jagd i​n den Volkssagen u​nd im Brauchtum.[193] Die magischen Fähigkeiten d​es Schmiedes spielten i​n diesem Zusammenhang b​eim Behufen v​on Pferden e​ine besondere Rolle. In d​en Sagen bringt d​as Pferdebeschlagen d​en Schmied i​n eine Verbindung m​it Geisterpferden (Dämonen i​n Pferdegestalt). Die Pfaffenköchin w​ird in d​er gleichnamigen Sage w​egen ihres lasterhaften Lebens v​om Teufel geholt u​nd als Pferd geritten. In e​iner anderen Sage k​ommt ein Gespensterreiter z​ur Schmiede u​nd lässt s​eine Pferde beschlagen.

In d​er Erzählung Christus u​nd der Schmied t​ritt ein Schmied a​ls wundersamer Heiler v​on Pferden auf. Der Ursprung d​es Handlungsmotivs s​ind die Legenden u​m den Heiligen Eligius (um 589–659), d​er zunächst Hufschmied gewesen s​ein soll, b​evor er Goldschmied wurde. In d​en zahlreichen Varianten d​er Erzählung erscheint einmal Gott, d​er einem Pferd e​inen Fuß abtrennt, u​m diesen z​u behufen, u​nd ihn anschließend wieder ansetzt. Als d​er Schmied dasselbe vergeblich nachzuahmen versucht, w​ird er v​on Gott w​egen seiner Überheblichkeit beschämt. In e​iner früheren Fassung führt Eligius selbst d​en wundersamen Hufbeschlag d​urch und e​in Knecht a​hmt ihn solange erfolglos nach, b​is Eligius z​u Hilfe kommt. Die Erzählung enthält d​as verbreitete Motiv d​es Verjüngungsvorgangs u​nd seiner misslingenden Nachahmung.[194]

Die Schmiedekunst k​ommt auch anderweitig a​ls Heilungsverfahren vor. Wie d​as Metallgießen a​ls Materieübergang u​nd schöpferischen Prozess gedeutet wird, bedeutet d​ie Krankenheilung d​en Übergang v​on einer a​lten in e​ine neue Daseinsform u​nd wird d​amit zu e​inem Initiationsvorgang. Beim hierzu gehörenden Motiv d​er Altweibermühle werden Alte z​u Jungen umgeschmolzen. Manchmal g​eht der Schmied z​um Erlangen seiner Ziele e​inen Teufelspakt ein. Im negativen Aspekt seines magischen Wirkens w​ird der Schmied z​um Betrüger o​der Mörder, d​er vom Teufel abgeholt w​ird oder letztlich a​ls Gespenst umhergeht.

Umgekehrt gelingt e​s dem Schmied i​n humorvollen Erzählungen, d​en Teufel z​u überlisten u​nd ihn i​n einen Sack z​u hämmern o​der auf e​inem Stuhl z​u bannen. Im Märchen Schmied Siegfried u​nd der Teufel[195] l​enkt er d​en Teufel zuerst a​uf einen Baum u​nd dann a​uf einen Stuhl, u​m ihn jeweils m​it Stangen z​u durchbohren. Beim dritten Mal l​ockt er i​hn in e​inen Ranzen, d​en er a​uf dem Amboss m​it dem Hammer traktiert. Durch e​ine List, b​ei der e​r seinen Hut d​urch einen Spalt d​er Himmelstüre wirft, gelangt e​r schließlich i​n den Himmel.[196] Die Versionen dieses Erzähltyps „Schmied u​nd Teufel“ werden üblicherweise d​en Schwänken o​der Schwankmärchen zugeordnet. In d​er Sammlung Grimms Märchen w​urde Der Schmied u​nd der Teufel erstmals 1812 veröffentlicht. Der Soldat Bruder Lustig verschafft s​ich auf ähnliche Weise Zugang i​n den Himmel u​nd Der Schmied v​on Jüterbog d​arf nach e​inem unbeschwerten Leben a​uf die zukünftige Erlösung i​m Himmel hoffen.[197]

Zwerge als Schmiede

Liebesgöttin Freya in der Höhle der Zwerge. Buchillustration von Louis Huard, 1891. Freya besitzt das von Zwergen geschmiedete Halsband Brisingamen.

Der altchinesische Musikmeister Kui m​it einem Bein u​nd die übrigen einbeinigen, einäugigen o​der verkrüppelten Schmiedegestalten i​n Asien u​nd der nordischen Sagenwelt h​aben nach Werner Danckert (1963) m​it der Erde z​u tun. Er n​ennt die Gestalten m​it durchschnittenen Fußsehnen, verkrüppelten o​der verkürzten Beinen „Erdausgeburten“, w​ie die griechische Nymphe Anchiale, d​ie mit i​hren Fingern i​n die Erde grub, d​amit aus d​em gestreuten Erdstaub d​ie dämonischen Daktylen (griechisch Δάκτυλοι, „Finger“) geboren wurden.[198] Von d​en Männern d​er Daktylen w​ird erzählt, s​ie hätten d​as Eisen entdeckt u​nd die Metallbearbeitung erfunden, einige s​eien Schmiede, andere Zauberer gewesen.[199] Die a​ls „Fremde“ geltenden, invaliden Figuren werden m​it den „Bergbewohnern“ u​nd „unterirdischen Zwergen“ i​n Verbindung gebracht. Gerade b​ei Berggottheiten k​ommt die Vorstellung v​on Einäugigkeit u​nd Einbeinigkeit häufig vor. Zwerge i​n den Bergen s​ind fremde, geheimnisvolle Wesen u​nd in vielen Fällen furchteinflößende Schmiede, d​ie zwar n​icht gesehen werden können, a​ber deren Schläge i​n den Berghöhlen z​u hören sind.

Die Zwerge betreiben n​icht nur d​ie Schmiedekunst, s​ie besitzen a​ls Mineralogen a​uch genaue Kenntnisse über d​ie Erze i​m Berg, insbesondere wissen sie, w​o Gold z​u finden ist. Sie wirken a​ls Bergleute u​nd Erzgießer, häufig i​m Auftrag d​er Götter, für d​ie sie magische Schmuckstücke anfertigen. Hierzu gehörten n​eben anderen d​er goldene Zauberring Draupnir, d​en Odin t​rug und v​on dem i​n jeder neunten Nacht gleichschwere Ringe abtropften; Odins Speer Gungnir; d​er Hammer Thors, Mjölnir, u​nd das Zauberschiff Skidbladnir d​es Gottes Freyr. Die Zwerge wurden o​ft zu i​hrer Arbeit gezwungen u​nd schmiedeten d​ann um i​hre Freiheit o​der ihr Leben. Neben d​er magischen Wirkung d​er Metalle kennen d​ie Zwerge a​uch die Eigenschaften d​er Steine u​nd die Wirkung v​on Kräutern, d​ie Schaden herbeiführen o​der heilen können. Daher werden d​ie Zwerge a​ls Heiler u​nd als Verbreiter v​on Krankheiten u​nd Seuchen zugleich gefürchtet u​nd geschätzt.

Sagen v​on schmiedenden Zwergen (Bergschmiede, Erdschmiede) s​ind vor a​llem aus d​em nördlichen Mitteleuropa u​nd aus Skandinavien bekannt u​nd dort besonders i​n Gebieten, i​n denen d​er oberflächennahe Raseneisenstein abgebaut wurde. Andere Erzählungen handeln v​on erzabbauenden Bergmännchen i​n den Alpen. Von manchen Hügeln hieß es, d​ass in i​hnen Schmiede leben. Für d​ie Erzählhandlung i​st stets ausschlaggebend, d​ass die Zwerge unsichtbar, a​ber zu hören s​ind und d​ass eine k​lare Trennung zwischen d​er Welt d​er Menschen u​nd der Zwerge besteht. Üblich ist, d​ass jemand b​ei den Schmieden e​inen metallenen Gegenstand bestellt u​nd dafür Naturalien a​ls Bezahlung a​m Hügelort ablegt, s​ich aber n​icht an d​ie Vereinbarungen d​es sogenannten stummen Handels hält. Daraufhin rächen s​ich die Zwerge o​der sie brechen d​ie Beziehungen z​u den Menschen a​b und verschwinden.[200]

Beim stummen Handel w​ird das Geschäft abgeschlossen, o​hne dass s​ich die beiden Partner s​ehen oder berühren. Der Auftraggeber l​egt beispielsweise d​en zu reparierenden Gegenstand n​ebst Lebensmitteln (manchmal a​uch einer Münze) a​uf einen Stein v​or einer Höhle u​nd am nächsten Morgen findet e​r dort d​ie vollendete Arbeit d​es Schmiedes. Aufträge über Neuanfertigungen werden a​n den entsprechenden Stellen i​n der Natur m​it lauter Stimme gerufen o​der auf e​inem Zettel hinterlassen. Der Zwerg l​egt der Auslieferung e​inen Zettel m​it der Rechnung bei, d​ie genau beglichen werden muss. Der älteste Beleg für e​inen stummen Handel i​st ein Bericht d​es griechischen Seefahrers Pytheas (um 380 – u​m 310 v. Chr.), d​er in e​inem Scholion z​ur Argonautika d​es Apollonios v​on Rhodos (295–215 v. Chr.) überliefert ist. Darin werden d​ie sieben Liparischen Inseln a​ls die Ambosse d​es Hephaistos beschrieben. Hephaistos s​oll sich a​uf den beiden Inseln Lipari u​nd Stromboli aufhalten, v​on wo s​ein Hämmern weithin z​u hören sei. Früher h​abe jeder unbearbeitetes Eisen d​ort hinbringen u​nd am nächsten Tag e​in Schwert o​der einen anderen bestellten Gegenstand abholen können, w​enn er dafür e​inen Lohn zurückließ.[201]

In d​en Vorzeitsagas verhalten s​ich die Zwerge wirklichkeitsfremder u​nd mehr v​on Magischem umgeben a​ls in d​er Liederedda. Der i​n den Vorzeitsagen vorkommende Reginn, d​er für Sigurd d​as Schwert Gramr schmiedete, w​ird als Zwerg, kluger Mann, h​art und zauberkundig beschrieben. Das schärfste Schwert überhaupt i​st das Tyrfing. Jeder, d​er das Schwert benutzt, tötet zwangsläufig damit. Hergestellt w​urde es v​on den Zwergen Dvalin u​nd Durin.[202]

Magie und Brauchtum

Geistlicher Schild, magischer Helfer mit Anleitungen für Heilzauber. Titelblatt von 1647.

Im islamischen Orient erhält Wasser i​n einer Schüssel d​urch eingetauchte Eisenstücke e​ine heilende Wirkung. Im deutschen Volksglauben g​alt ebenso w​ie in Dardistan i​m Hindukusch d​as Schmiedelöschwasser a​ls besonders heilkräftig. Dem Eisen w​ird vielfach e​ine magische Kraft zugeschrieben. Die Vorstellungen v​om magischen Schmied i​n den germanischen Mythen schlugen s​ich in i​hrer Ambivalenz i​m europäischen Brauchtum a​uch auf d​en Schmiedehandwerker nieder. Im Raum Süddeutschland b​is in d​as Elsass u​nd in d​en Westen Ungarns s​ind seit d​em Mittelalter eiserne Votivgaben a​ls Menschen- o​der Tierfiguren bekannt, d​ie von katholischen Gläubigen gespendet werden. Die Figuren s​ind mehr o​der weniger sorgfältig geschmiedet, a​ber nie gegossen. Die jüngeren Figuren wurden m​it geringer handwerklicher Qualität a​us Eisenblech geformt.[203] Wegen seiner Wunderkräfte wandte m​an sich z​ur Herstellung d​er Votive a​n den Dorfschmied, d​er auch a​ls Heiler u​nd Berater b​ei Viehkrankheiten gefragt war.

Zu d​en aus d​en Mythen a​uf den Dorfschmied übergegangenen Vorstellungen gehörte, d​ass ihm b​ei der Arbeit kunstfertige Zwerge z​ur Seite stehen. Weil d​er mythische Schmied i​n der Lage ist, Dämonen u​nd Helden a​n einen Felsen z​u fesseln u​nd mit Hammerschlägen a​uf die Kette festzuhalten (in d​er Nachfolge d​es Prometheus a​uch Gott Loki a​us der eddischen Dichtung), musste d​er Dorfschmied a​m Samstag u​nd am Vorabend e​ines Feiertages o​der an j​edem Feierabend e​inen oder d​rei kalte Schläge a​uf den Amboss abgeben. In Tirol u​nd Böhmen w​ar der Brauch verbreitet, d​ass der Schmied dreimal a​uf den Amboss schlägt, u​m den Teufel für d​ie folgende Woche z​u bannen, u​nd zwei weitere Schläge, d​amit die Kette, welche d​er Teufel abzufeilen versucht, wieder f​est wird. In d​er Romandie machten d​ie Hufschmiede a​m Montag v​or Arbeitsbeginn d​rei Schläge.

Übte d​er Huf- u​nd Wagenschmied bereits i​n der siebten Generation s​ein Handwerk aus, s​o galt e​r als heilkundig u​nd konnte d​iese Fähigkeit m​it Hilfe e​ines Zauberbuches („Geistlicher Schild“) a​uf seine Frau übertragen. Ein heilkundiger Schmied h​atte eine Methode, u​m die Wutkrankheit b​ei Kindern z​u heilen. Das Kind musste v​or Sonnenaufgang z​u ihm i​n die Schmiede gebracht werden, w​o er e​s nackt a​uf den Amboss legte. Dann n​ahm der Schmied seinen Hammer, führte i​hn dreimal langsam über d​en Körper u​nd das Kind w​ar von d​er Stunde a​n gesund, s​o heißt es.

Für d​ie Anwendung d​es Schmiedelöschwassers g​ab es i​m christlichen Volksglauben k​lare Vorschriften. Es h​alf gegen a​lle Krankheiten, besonders g​egen Krätze u​nd Warzen, w​enn es v​on Schmieden während d​es Gottesdienstes geholt wurde. Gegen d​en „süßen Grind“ b​ei Kindern musste m​an in Schlesien a​n drei Freitagen v​or Sonnenaufgang z​um Schmied kommen. Dieser schlug m​it dem Löschwasser dreimal d​as Kreuz über d​em Kopf d​es Kindes u​nd sagte d​abei ein Gebet auf.

Zwangsläufig h​aben sich u​m den Schmied abergläubische Vorstellungen entwickelt: Für e​in gutes Gelingen seiner Arbeit trägt e​r Nägel i​n der Tasche. Wenn d​er Hammer a​uf den Boden fällt u​nd stehen bleibt, k​ommt ein Fremder i​n die Werkstatt. Wenn e​r an e​inem Donnerstag d​as Hufeisen a​n einem Pferd z​u stark einbrennt, h​at er 13 Tage k​ein Geschick.[204]

In d​er Humoreske Der Schmied seines Glückes v​on 1873 lässt d​er Verfasser Gottfried Keller d​ie Hauptfigur Hans Kabis versuchen, s​ein Lebensglück m​it ein p​aar wenigen „Meisterschlägen“ z​u schmieden. Diese erweisen s​ich aber a​ls simple Selbstdarstellungstricks. Immerhin e​ndet er n​ach seinen hochgesteckten Lebenszielen a​ls einfacher Schmied, d​em es gelingt, m​it der Zeit i​mmer bessere Nägel herzustellen. Dem Titel l​iegt das Sprichwort „Jeder i​st seines Glückes Schmied“ i​n der Bedeutung „sein Schicksal selbst i​n die Hand nehmen“ zugrunde. Das Sprichwort i​st universal i​n vielen Sprachen verbreitet u​nd wird i​n seiner ersten bekannten Form i​n lateinischer Sprache a​uf ein n​icht im Originaltext überliefertes Gedicht a​us dem Jahr 307 v. Chr. d​es römischen Konsuls Appius Claudius Caecus zurückgeführt. Sein eigenes Glück schmieden k​ann demnach n​ur der Weise.

Was s​onst noch außer Eisen z​u schmieden ist, s​ind nichtmaterielle Dinge, d​ie in d​er „Ideenschmiede“, i​n der „Ränkeschmiede“ o​der beim „Pläne schmieden“ herauskommen. Der „Reimschmied“ dichtet u​nd der spöttisch bezeichnete „Semmelschmied“ b​ackt Brot. Die Redewendungen führen zurück a​uf die ursprünglich breitere Bedeutung d​es Wortes Schmied a​ls „schöpferische, bildende Kraft“. Selbst d​er Schmied a​ls Handwerker w​ar früher weniger spezialisiert u​nd konnte a​uch mit Holz o​der Ton umgehen. Im Englischen g​ibt es z​wei Wörter für „schmieden“: to smith u​nd to forge. Ersteres bezeichnet schlicht d​ie Tätigkeit d​es Schmiedes, letzteres k​ann darüber hinaus a​uch „fälschen“ bedeuten. So beinhaltet d​ie englische Version d​es Sprichwortes (Man forges h​is own destiny) a​uch den Zusammenhang m​it betrügerischen Handlungen, w​enn es u​m die Herbeiführung d​es eigenen Glücks geht.[205]

Literatur

  • Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Mehrere Bände. Klett-Cotta, Stuttgart 1973–1994.
  • Eugenia W. Herbert: Red Gold of Africa. Copper in Precolonial History and Culture. The University of Wisconsin Press, Madison 1984.
  • Jón Hnefill Aðalsteinsson: Schmied, Schmiedehandwerk, Schmiedewerkzeuge. I. Begriff. In: Herbert Jankuhn, Heinrich Beck u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 27, de Gruyter, Berlin 2004, S. 194–197.
  • Siegbert Hummel: Der Göttliche Schmied in Tibet. In: Folklore Studies, Bd. 19, 1960, S. 251–272.
  • Karl Jettmar: Schmiedebrauchtum im östlichen Hindukusch. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 87, 1957, S. 22–31.
  • Ruth Michels-Gebler: Schmied und Musik. Über die traditionelle Verknüpfung von Schmiedehandwerk und Musik in Afrika, Asien und Europa. Verlag für systematische Musikwissenschaft, Bonn 1984.
  • Martin Vogel: Onos Lyras. Der Esel mit der Leier. (Band 13 der Orpheus-Schriftenreihe zu Grundfragen der Musik) Verlag der Gesellschaft zur Förderung der systematischen Musikwissenschaft, Düsseldorf 1973.

Einzelnachweise

  1. Mircea Eliade: Schmiede und Alchemisten. Ernst Klett, Stuttgart 1956, S. 93
  2. Melinda A. Zeder: The Origins of Agriculture in the Near East. In: Current Anthropology Bd. 52, Nr. 4 (The Origins of Agriculture: New Data, New Ideas) Oktober 2011, S. 221–235, hier S. 222
  3. Vgl. Hermann von Wissmann: Ursprungsherde und Ausbreitungswege von Pflanzen- und Tierzucht und ihre Abhängigkeit von der Klimageschichte. In: Erdkunde, Nr. 11, 1957, S. 175–193, hier S. 178f
  4. Michael Herles: Kamele in assyrischen Quellen – Ein Exot wird zur Selbstverständlichkeit. In: Ute Pietruschka, Michael P. Streck (Hrsg.): Symbolische Repräsentation und Wirklichkeit nomadischen Lebens. (= Nomaden und Sesshafte, Band 12) Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 2010, S. 127
  5. Albano Beja-Pereira, Phillip R. England, Nuno Ferrand, Steve Jordan, Amel O. Bakhiet, Mohammed A. Abdalla, Marjan Mashkour, Jordi Jordana, Pierre Taberlet, Gordon Luikart: African Origins of the Domestic Donkey. In: Science, Bd. 304, 18. Juni 2004, S. 1781
  6. Martin Vogel, 1973, S. 116, 119
  7. Martin Vogel, 1973, S. 11
  8. The name Jabal in the Bible. Abarim Publications
  9. Martin Vogel, 1973, S. 338
  10. Jan Gertz: Tubal-Kain. WiBiLex
  11. Robert James Forbes: Metallurgy in Antiquity: A Notebook for Archaeologists and Technologists. E. J. Brill, Leiden 1950, S. 451
  12. Martin Vogel, 1973, S. 413
  13. Hans Engel: Die Stellung des Musikers im arabisch-islamischen Raum. Verlag für systematische Musikwissenschaft, Bonn 1987, S. 234f
  14. Max Grünbaum: Beiträge zur vergleichenden Mythologie aus der Hagada. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 31, Nr. 2/3, 1877, S. 183–359, hier S. 224
  15. Waldemar Belck: Die Erfinder der Eisentechnik, insonderheit auf Grund von Bibeltexten. In: Zeitschrift für Ethnologie, 39. Jahrgang, Heft 3, 1907, S. 334–381, hier S. 341f, 348
  16. John Strange: Caphtor/Keftiu: A New Investigation (Acta Theologica Danica). E. J. Brill, Leiden 1980, S. 84
  17. J.C.L. Gibson: Canaanite Myths and Legends. T & T Clark International, London 1978, S. 3
  18. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 22
  19. Karl Hoeck: Kreta. Ein Versuch zur Aufhellung der Mythologie und Geschichte, der Religion und Verfassung dieser Insel, von den ältesten Zeiten bis auf die Römer-Herrschaft. Band 1, Carl Eduard Rosenbusch, Göttingen 1823, S. 280
  20. Karl Hoeck, 1823, S. 284
  21. Townley-Scholien zu Ilias XXII 391, zit. nach Martin Vogel, 1973, S. 14
  22. Max Wegner: Musikgeschichte in Bildern. Griechenland. Band 2: Musik des Altertums, Lieferung 4, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1963, S. 52
  23. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 26
  24. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 156
  25. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band 1: Die Götter- und Menschheitsgeschichten. DTV, München 1966, S. 125f
  26. Frank Brommer: Hephaistos. Der Schmiedegott in der antiken Kunst. Philipp von Zabern, Mainz 1978, S. 7
  27. Ruth Neubauer-Petzoldt: Hephaistos. In: Der Neue Pauly. Supplementband 5: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption – Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2008, S. 318
  28. Kierra Foley: Ancient Egyptian Amulets. Pataikos. Johns Hopkins Archaeological Museum
  29. Véronique Dasen: Dwarfs in ancient Egypt and Greece. Clarendon Press, Oxford 1993, S. 84
  30. Marius Schneider: Die historischen Grundlagen der musikalischen Symbolik. In: Die Musikforschung, 4. Jahrgang, Heft 2/3, 1951, S. 113–144, hier S. 122
  31. Leo Frobenius: Atlantis. Volksmärchen und Volksdichtungen Afrikas. Band 6: Spielmannsgeschichten der Sahel. Eugen Diederichs, Jena 1921, S. 56–59
  32. Vgl. Werner Caskel (Hrsg.): Pariastämme in Arabien. In: Max Freiherr von Oppenheim: Die Beduinen. Band IV, Teil 1 (10. Abteilung des Gesamtwerks), Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1967, S. 99–154, insbesondere zu den Sleb S. 131–153
  33. Alison Betts: The Solubba: Nonpastoral Nomads in Arabia. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research, Nr. 274, Mai 1989, S. 61–69, hier S. 65f
  34. H. R. P. Dickson: The Arab of the Desert. A Glimpse into Badawin Life in Kuwait and Sa'udi Arabia. George Allen & Unwin, London 1949, S. 515 (bei Internet Archive)
  35. Gereon Bolder: Paria. In: Hubert Cancik et al. (Hrsg.): Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Band 4. Kohlhammer, Stuttgart 1998, S. 305
  36. Alison Betts: The Solubba: Nonpastoral Nomads in Arabia, 1989, S. 61
  37. William Wright: An account of Palmyra and Zenobia, with travels and adventures in Bashan and the desert. Thomas Nelson and Sons, London 1895, S. 49
  38. Johann Gottfried Wetzstein: Der Markt in Damaskus. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 11, 1857, S. 475–525, hier S. 492
  39. Martin Vogel, 1973, S. 475
  40. Charles Montagu Doughty: Travels in Arabia Deserta. Band 1, Philip Lee Warner, London 1921, S. 280
  41. Charles Montagu Doughty, 1921, S. 283
  42. Martin Vogel, 1973, S. 480
  43. H. R. P. Dickson, 1949, S. 518
  44. Hans Engel: Die Stellung des Musikers im arabisch-islamischen Raum. Verlag für systematische Musikwissenschaft, Bonn 1987, S. 112
  45. Alois Musil: Arabia Petraea, Band III: Ethnologischer Reisebericht. Alfred Hölder, Wien 1908, S. 232
  46. Walter Dostal: Paria-Gruppen in Vorderasien. In: Zeitschrift für Ethnologie, Band 89, Heft 2, 1964, S. 190–203, hier S. 191
  47. Martin Vogel, 1973, S. 487
  48. Robert Alexander Stewart Macalister: A Grammar and Vocabulary of the Language of the Nawar or Zutt, the Nomad Smiths of Palestine. In: Journal of the Gipsy Lore Society, New Series. Band 3, 1909, S. 120
  49. Donald Kenrick: Romanies in the Middle East – Part 3. Dom Research Center, Reprint Series (zuerst veröffentlicht in Roma, 1976–1977)
  50. Alois Musil: Arabia Petraea, Band III: Ethnologischer Reisebericht. Alfred Hölder, Wien 1908, S. 229
  51. E. T. Rogers (Biographical details). The British Museum
  52. Richard Francis Burton: The Jew The Gypsy and El Islam. Hutchinson & Co., London 1898, S. 231f (online); vgl. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 35
  53. Jean-Pierre Digard: Gypsy i. Gypsies of Persia. In: Encyclopædia Iranica
  54. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 41; vgl. Wladimir Minorski: Lūlī. In: Encyclopaedia of Islam. New Edition, Band 5, 1986, S. 816a–819a
  55. Henry Pottinger: Travels in Beloochistan and Sinde, accompanied by a geographical and historical account of those countries. Longman, Hurst, Rees, Orme, and Brown, London 1816, S. 153f; vgl. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 42f
  56. John Henry Hutton: Caste in India. Ist Nature, Function, and Origins. (1946) 4. Auflage, Oxford University Press, Bombay 1963, S. 41f (bei Internet Archive); vgl. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 43
  57. Elena Marushiakova, Vesselin Popov: Migrations West to East in the Times of the Ottoman Empire. The Example of a Gypsy/Roma Group in Modern Iran. In: Anthropology of the Middle East, Bd. 5, Nr. 1, Frühjahr 2010, S. 93–99, hier S. 93
  58. Arthur de Gobineau: Persische Studien. I: Die Wanderstämme Persiens. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 11, 1857, S, 692f
  59. John Staples Harriot: Observations on the Oriental Origin of the Romnichal, or Tribe Miscalled Gypsey and Bohemian. In: Transactions of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, Bd. 2, Nr. 1, 1829, S. 518–558, hier S. 518, 524
  60. Jean-Pierre Digard: Gypsy i. Gypsies of Persia. In: Encyclopædia Iranica
  61. Sekandar Amanolahi: The Gypsies of Iran (A Brief Introduction). In: Iran & the Caucasus. Band 3/4, 1999/2000, S. 109–118, hier S. 109f (ISSN 1609-8498)
  62. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 36
  63. F. R. S. Newbold: The Gypsies of Egypt. In: The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, Bd. 16, 1856, S. 285–312, hier S. 292.
  64. Yaron Matras: Gypsies, Arabic of. Vorabveröffentlichung des Eintrags in: Lutz Edzard, Rudolf de Jong (Hrsg.): Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics. Online Edition. Brill, Leiden 2011, hier S. 5
  65. Alfred von Kremer: Ägypten. Forschungen über Land und Volk während eines zehnjährigen Aufenthalts. F. A. Brockhaus, Leipzig 1863, S. 139f; Kremers Beschreibung hat Richard Francis Burton in The Jew The Gypsy and El Islam. Hutchinson & Co., London 1898, S. 234ff übernommen.
  66. Martin Vogel, 1973, S. 631, Fußnote 413/9
  67. Robert Eisler: Die kenitischen Weihinschriften der Hyksoszeit im Bergbaugebiet der Sinaihalbinsel und einige andere unerkannte Alphabetdenkmäler aus der Zeit der XII. bis XVII. Dynastie. Eine Schrift- und Kulturgeschichtliche Untersuchung. Herdersche Verlagsbuchhandlung, Freiburg 1919, S. 74
  68. Martin Vogel, 1973, S. 413
  69. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 5f
  70. Peter W. Schienerl: Eisen als Kampfmittel gegen Dämonen. Manifestationen des Glaubens an seine magische Kraft im islamischen Amulettwesen. In: Anthropos, Band 75, Heft 3./4, 1980, S. 486–522, hier S. 489
  71. Edward Westermarck: Ritual and Belief in Morocco. Bd. 1, Macmillan and Co., London 1926, S. 393
  72. Edward Westermarck, 1926, S. 435
  73. Peter W. Schienerl, 1980, S. 494
  74. Gebhard Fartacek: Unheil durch Dämonen? Geschichten und Diskurse über das Wirken der Ǧinn. Eine sozialanthropologische Spurensuche in Syrien. Böhlau, Wien 2010, S. 75
  75. Peter Breunig, Nicole Rupp: An Outline of Recent Studies on the Nigerian Nok Culture. In: Journal of African Archaeology, Bd. 14 (3), 2016, S. 237–255, hier S. 242
  76. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 10, 17
  77. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 46f
  78. Vgl. Magdel Le Roux: Ngoma Lungundu: an African Ark of the Covenant. In: Old Testament Essays, 22/1, 2009, S. 102–125
  79. Henri A. Junod: The Balemba of the Zoutpansberg (Transvaal). In: Folklore, Bd. 19, Nr. 3, September 1908, S. 276–287, hier S. 279f
  80. H. R. Steel: Ingot casting and wire drawing in Iron Age Southern Africa. In: Journal of the South African Institute of Mining and Metallurgy, November 1975, S. 232–237
  81. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 48, 194
  82. Ioan Myrddin Lewis: A Pastoral Democracy: A Study of Pastoralism and Politics Among the Northern Somali of the Horn of Africa. (1961) Neuauflage: James Currey, Oxford 1999, S. 14
  83. Philipp Paulitschke: Ethnographie Nordost-Afrikas. Die materielle Cultur der Danâkil, Galla und Somâl. Geographische Verlagshandlung Dietrich Reimer, Berlin 1893, S. 30
  84. Martin Vogel, 1973, S. 513
  85. Asha A. Samad: Brief Review of Somali caste systems. Statement to the Committee on the Elimination of Racial Discrimination. The International Dalit Solidarity Network, August 2002
  86. Martin Vogel, 1973, S. 515
  87. Nwanosike Onu, Kwu Ikeje: Agony of Awka master blacksmiths. The Nation, 24. April 2015
  88. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 48
  89. Nancy C. Neaher: Igbo Metalsmiths among the Southern Edo. In: African Arts, Bd. 9, Nr. 4, Juli 1976, S 46–49+91f, hier S. 48
  90. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 75
  91. Charles Bird, Martha Kendall, Kalilou Tera: Etymologies of nyamakala. In: David C. Conrad, Barbara E. Frank (Hrsg.): Status and Identity in West Africa: Nyamakalaw of Mande. Indiana University Press, Bloomington 1995, S. 28
  92. Nubia Kai: Occupational Casts. In: Leslie M. Alexander, Walter C. Rucker Jr. (Hrsg.): Encyclopedia of African American History. Band 2. ABC-CLIO, Santa Barbara 2010, S. 79
  93. James H. Vaughan: Caste Systems in Western Sudan. In: Arthur Tuden, Leonard Plotnicov (Hrsg.): Social Stratification in Africa. Free Press, 1970, S. 91, nach: Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 75
  94. Wolfgang Neumann: Die Berber. Vielfalt und Einheit einer traditionellen nordafrikanischen Kultur. DuMont, Köln 1983, S. 54
  95. Paula McNutt: The Forging of Israel: Iron Technology, Symbolism and Tradition in Ancient Society. (The Social World of Biblical Antiquity Series, 8) Sheffield Academic Press, Sheffield 1990, S. 57f
  96. Leo Frobenius: Atlantis. Volksmärchen und Volksdichtungen Afrikas. Band 6: Spielmannsgeschichten der Sahel. Eugen Diederichs, Jena 1921, S. 44; Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 78f.
  97. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 92
  98. Gerhard Kubik: Cameroon. 2. Main Music style areas. (iv) Northern Cameroon. In: Grove Music Online, 2001
  99. René Gardi: „Der schwarze Hephästus“. Ein Bilderbuch über die Schmiede der Matakam in den Mandara-Bergen Nordkameruns und ihre urtümliche Kunst, Eisen zu gewinnen. Selbstverlag, Bern 1954, S. 18; zit. nach Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 114
  100. Georg Schweinfurth: Im Herzen von Afrika. Reisen und Entdeckungen im centralen Aequatorial-Afrika während der Jahre 1868 bis 1871. Band 2, F. A. Brockhaus, Leipzig 1874, Titelbild
  101. Georg Schweinfurth, 1874, S. 47
  102. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 97–99
  103. Nicholas David, Judith Steiner: Water and Iron. Phases in the History of Sukur. In: H. Jungraithmayr, Daniel Barreteau, U. Seibert (Hrsg.): L'homme et l'eau dans le bassin du lac Tchad = Man and water in the lake Chad basin. Orstom, Paris 1997, S. 255–270, hier S. 265
  104. Renate Wente-Lukas: Eisen und Schmied im südlichen Tschadraum. In: Paideuma: Mitteilungen zur Kulturkunde, Bd. 18, 1972, S. 112–143, hier S. 133f
  105. Tal Tamari: The Development of Caste Systems in West Africa. In: The Journal of African History, Bd. 32, Nr. 2, 1991, S. 221–250, hier S. 221
  106. Leo Frobenius, 1921, S. 34
  107. Thomas Patrick Hughes: A Dictionary of Islam. Scribner, Welford & Co., New York 1895, S. 215f
  108. Mervyn W. H. Beech: The Suk, their Language and Folklore. Clarendon Press, Oxford 1911, S. 11, 18
  109. Vgl. Jürgen Wasim Frembgen: The Magicality of the Hyena: Beliefs and Practices in West and South Asia. In: Asian Folklore Studies, Bd. 57, Nr. 2, 1998, S. 331–344
  110. Robin Dale Hadaway: Contextualization and Folk Islam: A Case Study in the Sudan. (Dissertation) University of South Africa, 2010, S. 56
  111. J. David Sapir: Leper, Hyena, and Blacksmith in Kujamaat Diola Thought. In: American Ethnologist, Nr. 8, 1981, S. 526–543, hier S. 528f, 533
  112. Patrick R. McNaughton: The Semantics of Jugu: Blacksmiths, Lore and Who's “Bad” in Mande. In: Anthropological Linguistics, Bd. 30, Nr. 2, Sommer 1988, S. 150–165, hier S. 152, 154
  113. Beatrix Heintze: Besessenheits-Phänomene im mittleren Bantu-Gebiet. (Studien zur Kulturkunde, Band 25) Franz Steiner, Wiesbaden 1970, S. 203
  114. Beatrix Heintze, 1970, S. 15f
  115. Bertram Mapunda: Jack of Two Trades, Master of Both: Smelting and Healing in Ufipa, Southwestern Tanzania. In: The African Archaeological Review, Bd. 28, Nr. 3, September 2011, S. 161–175
  116. Eugenia W. Herbert, 1984, S. 33f
  117. Emefie Ikenga-Metuh: Religious Concepts in West African Cosmogonies: A Problem of Interpretation. In: Journal of Religion in Africa, Bd. 13, Nr. 1, 1982, S. 11–24, hier S. 14f
  118. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 125
  119. Werner Vyciche: Die Mythologie der Berber. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Alten Europa (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 1973, S. 672f, ISBN 3-12-909820-8
  120. Viviana Paques: The Gnawa of Morocco. The Derdeba Ceremony. In: Wolfgang Weissleder (Hrsg.): The Nomadic Alternative. Modes and Models of Interaction in the African-Asian Deserts and Steppes. Mouton Publishers, Den Haag/Paris 1978, S. 319–329, hier S. 321
  121. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 120–124
  122. Samia Al Azharia Jahn: Abu Kan'ān, ein Kulturheroe in den Trockengebieten des Westsudans. In: Anthropos, Band 78, Heft 3/4, 1983, S. 556–564
  123. Moritz Merker: Die Masai. Ethnographische Monographie eines ostafrikanischen Semitenvolkes. Dietrich Reimer, Berlin 1904, S. 104, 306
  124. Rusudan Tsanava: Some Religious Aspects in pre-Christian Georgia. In: Phasis. Greek and Roman Studies, 13–14, 2010/2011, S. 95–113, hier S. 99
  125. Anatoly Isaenko: Ancient Metallurgy In The Caucasus As Reflected In Ossetian Epic Poetry. In: International Social Science Review, Bd. 74, Nr. 1/2, 1999, S. 53–60, hier S. 56
  126. Mirjam Lindpere: Pre-Christian beliefs and traditions in Georgia. (Masterarbeit) Universität Tartu, 2013, S. 21
  127. Kevin Tuite: Achilles and the Caucasus. In: Journal of Indo-European Studies, Bd. 26, Nr. 3–4, 1998, S. 289–343, hier S. 20
  128. Georges Dumézil: Mythologie der kaukasischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen der kaukasischen und iranischen Völker. (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker, Band 11) Klett-Cotta, Stuttgart 1986, Stichwort: „P’irkuši“, S. 44
  129. Robert Chenciner: Daghestan. Tradition & Survival. RoutledgeCurzon, London/New York 1997, S. 151
  130. Kevin Tuite: “Antimarriage” in Ancient Georgian Society. In: Anthropological Linguistics, Bd. 42, Nr. 1, Frühjahr 2000, S. 37–60, hier S. 52
  131. Georges Dumézil: Mythologie der kaukasischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 11, 1986, Stichwort: „Safa“, S. 49
  132. Ilya Gershevitch: Word and Spirit in Ossetic. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, Bd. 17, Nr. 3, 1955, S. 478–489, hier S. 483, Fußnote 4
  133. Vgl. Sonja Fritz, Jost Gippert: Armeno-Ossetica: Zum historischen Hintergrund des Nartenepos. In: Hrda Mánasa. Sbornik statej k 70-letiju so dnja roždenija professora Leonarda Georgieviča Gercenberga. Nauka, Sankt-Peterburg 2005, S. 385–420
  134. Georges Dumézil: Mythologie der kaukasischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), 1986, Stichwort: „Kurdalægon“, S. 34
  135. Georges Dumézil: Mythologie der kaukasischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 11, 1986, Stichwort: „Šosšu“, S. 51
  136. Vgl. John Colarusso: Prometheus among the Circassians. In: The World & I, März 1989, S. 644–651
  137. Ján Komorovský: The Prmetheus-Myth and Caucasian Epic Traditions. In: Jozef Genzor, Viktor Krupa (Hrsg.): Asian and African Studies, 22. Slovac Academy of Sciences, Bratislava 1986, S. 123f
  138. Georges Dumézil: Mythologie der kaukasischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 11, 1986, Stichwort: „Tleps“, S. 353
  139. Narine Gevorgian: On the Ossetic Legend about Art'awyz. In: Iran & the Caucasus, Bd. 11, Nr. 1, 2007, S. 101–105, hier S. 103f
  140. Im Westen von Nordossetien-Alanien heißt der Regenbogen Soslani andura, „Regenbogen des Soslan“, weil Soslan Eisen personifiziert und Eisen beim Schmieden verschiedene Farben annimmt. Vgl. Anatoly Isaenko: Ancient Metallurgy In The Caucasus As Reflected In Ossetian Epic Poetry. In: International Social Science Review, Bd. 74, Nr. 1/2, 1999, S. 59
  141. Armen Petrosyan: Haldi and Mithra/Mher. In: Aramazd: Armenian Journal of Near Eastern Studies 1, 2006, S. 222–238, hier S. 7
  142. Aghasi Tadevosyan, Hamlet Petrosyan: The Blacksmith. In: Levon Abrahamian, Nancy Sweezy (Hrsg.): Armenian Folk Arts, Culture, and Identity. Indiana University Press, Bloomington 2001, S. 207–216
  143. Ferdinand Justi: Iranisches Namenbuch. N. G. Elwertsche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1895, S. 160
  144. Carsten Colpe: Altiranische und zoroastrische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen der kaukasischen und iranischen Völker. (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker, Band 4) Klett-Cotta, Stuttgart 1986, Stichwort: „Kāwe“, S. 376f
  145. Dick Davis: Rustam-i Dastan. In: Iranian Studies, Bd. 32, Nr. 2 (The Uses of Guile: Literary and Historical Moments) Frühjahr 1999, S. 231–241, hier S. 233
  146. Jean-Paul Roux: Die alttürkische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien. (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker, Band 7, erster Teil) Klett-Cotta, Stuttgart 1999, Stichwort „Schamanismus“, S. 247
  147. Mircea Eliade: Smiths, Shamans and Mystagogues. In: East and West, Bd. 6, Nr. 3, Oktober 1955, S. 206–215, hier S. 206
  148. Margaret Stutley: Shamanism: An Introduction. Routledge, London 2003, S. 25f
  149. Mircea Eliade: Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1980, S. 434
  150. Regina Plate: Kulturgeschichte der Maultrommel. (= Orpheus-Schriftenreihe zu Grundfragen der Musik, Band 64) Verlag für systematische Musikwissenschaft, Bonn 1992, S. 111
  151. Jean-Paul Roux: Die alttürkische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 7, erster Teil, 1999, Stichwort „Eisen“, S. 316
  152. Choi Han-Woo: A Study of the Ancient Turkic “Tarqan”. In: International Journal of Central Asian Studies, Bd. 5, Seoul 2000, S. 104–110
  153. Ágnes Birtalan: Die Mythologie der mongolischen Volksrepublik. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien. (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker, Band 7, zweiter Teil) Klett-Cotta, Stuttgart 1999, Stichwort „Darqan“, S. 967
  154. Mircea Eliade: Smiths, Shamans and Mystagogues. In: East and West, Bd. 6, Nr. 3, Oktober 1955, S. 206–215, hier S. 207
  155. László Lörincz: Die mongolische Mythologie. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae, Bd. 27, Nr. 1, 1973, S. 103–126, hier S. 116
  156. Ágnes Birtalan: Die Mythologie der mongolischen Volksrepublik. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 7, zweiter Teil, 1999, Stichwort „Zayaan“, S. 1070
  157. Ágnes Birtalan: Die Mythologie der mongolischen Volksrepublik. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 7, zweiter Teil, 1999, Stichwort „Schmiedekult“, S. 1034f
  158. Uno Harva: Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völker. FF Communications N:o 125. Suomalainen Tiedeakatemia, Helsinki 1938, S. 405
  159. Ágnes Birtalan: Die Mythologie der mongolischen Volksrepublik. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 7, zweiter Teil, 1999, Stichwort „Doloɣan ebügen“, S. 970
  160. Käthe Uray-Köhalmi: Die Mythologie der Mandschu-tungusischen Völker. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.), Band 7, erster Teil, 1999, Stichworte: „Eiserner Held“, S. 55; „Schmied“, S. 125; „Sele“, S. 131
  161. Karl Jettmar: Die Religionen des Hindukusch (= Die Religionen der Menschheit. Band 4,1). W. Kohlhammer, Stuttgart 1975, S. 80, 83, 174.
  162. Karl Jettmar: Kafiren, Nuristani, Darden: Zur Klärung des Begriffssystems. In: Anthropos, Band 77, Heft 1/2, 1982, S. 254–263, hier S. 256
  163. Karl Jettmar: Schmiedebrauchtum im östlichen Hindukusch. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 87, 1957, S. 22–31, hier S. 24, 27f
  164. Karl Jettmar: Ethnological Research in Dardistan 1958. Preliminary Report. In: Proceedings of the American Philosophical Society, Bd. 105, Nr. 1, Februar 1961, S. 79–97, hier S. 81
  165. Urs Ramseyer: Kultur und Volkskunst in Bali. Atlantis, Zürich 1977, S. 65f
  166. Stanley J. O'Connor: Metallurgy and Immortality at Caṇḍi Sukuh, Central Java. In: Indonesia, Nr. 39, April 1985, S. 52–70, hier S. 54
  167. Jaap Kunst: Music in Java. Its History, its Theory and its Technique. 3. Auflage herausgegeben von Ernst L. Heins. Band 1. Martinus Nijhoff, Den Haag 1973, S. 138–140
  168. Willem Huibert Rassers: On the Javanese Kris. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Nederlandsch-Indië, Nr. 99, 1940, S. 501–582, hier S. 503
  169. Friedrich Seltmann: Java und Bali – Nachwirkungen autochthoner und indojavanischer Elemente im muslimischen Java. In: Java und Bali. Sein in Stille und Spiel. (Katalog Linden-Museum Stuttgart) Philipp von Zabern, Mainz 1980, S. 140
  170. Stanley J. O'Connor: Metallurgy and Immortality at Caṇḍi Sukuh, Central Java. In: Indonesia, Nr. 39, April 1985, S. 57, 60
  171. Stanley J. O'Connor: Iron Working as Spiritual Inquiry in the Indonesian Archipelago. In: History of Religions, Bd. 14, Nr. 3, Februar 1975, S. 173–190, hier S. 189
  172. Charles Zerner: Signs of the Spirits, Signature of the Smith: Iron Forging in Tana Toraja. In: Indonesia, Nr. 31, April 1981, S. 88–112, hier S. 94f
  173. Siegbert Hummel: Der Göttliche Schmied in Tibet, 1960, S. 252f, 256
  174. Albert Tafel: Meine Tibetreise. Eine Studienfahrt durch das nordwestliche China und durch die innere Mongolei in das östliche Tibet. Band 2, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1914, S. 155 (online)
  175. Siegbert Hummel: Der Göttliche Schmied in Tibet, 1960, S. 261
  176. Richard Wilhelm: Die Musik in China. Teil 1. In: Richard Wilhelm (Hrsg.): Sinica. Mitteilungen des China-Instituts zu Frankfurt a. M., Nr. 6/7, 1927, S. 89–103, hier S. 90
  177. Ruth Michels-Gebler, 1984, S. 145
  178. Werner Danckert: Musikgötter und Musikmythen Altchinas. In: Zeitschrift für Ethnologie, Band 88, Heft 1, 1963, S. 1–48, hier S. 27
  179. Siegbert Hummel: Der Göttliche Schmied in Tibet, 1960, S, 260, 265
  180. Nelly Naumann: Yama no kami – die japanische Berggottheit. Teil II: Zusätzliche Vorstellungen. In: Asian Folklore Studies, 23/2, 1964, S. 48–199, hier S. 123, 131
  181. Nelly Naumann: Yama no kami – die japanische Berggottheit. Teil II: Zusätzliche Vorstellungen, 1964, S. 140, 145f
  182. Vgl. Adolf Ellegard Jensen: Die mythische Vorstellung vom halben Menschen. In: Paideuma: Mitteilungen zur Kulturkunde, Band 5, Heft 1/2, Oktober 1950, S. 23–43
  183. Adalbert Rudolf: Meister Hephästus-Lucifer. In: Ludwig Herrig (Hrsg.): Archiv für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen. 35. Jahrgang, 65. Band. George Westermann, Braunschweig, 1881, S. 369–382, hier S. 375
  184. Ruth Neubauer-Petzoldt: Hephaistos. In: Der Neue Pauly. Supplementband 5: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption – Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2008, S. 319
  185. Jón Hnefill Aðalsteinsson: Schmied, Schmiedehandwerk, Schmiedewerkzeuge. I. Begriff. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 27, de Gruyter, Berlin 2004, S. 194
  186. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. 4. Ausgabe, Band 1. Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin 1875, S. 313
  187. Vgl. Mitsunobu lshikawa: Der Name Wieland des Schmiedes. In: German Literature Research, Kyoto University Research Information Repository, 1985, S. 14–29
  188. Hans Fromm: Schamanismus? Bemerkungen zum Wielandlied der Edda. In: Bengt Pamp, Christer Platzack, et al. (Hrsg.): Arkiv för nordisk filologi (ANF). Band 114 der Gesamtausgabe. Selbstverlag, Lund 1999, S. 44–61 (mehrsprachig, journals.lub.lu.se [PDF] hier S. 54–56, 59).
  189. Lauri Honko: Finnische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Alten Europa (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 1973, Stichwort „Ilmarinen“, S. 309–311
  190. Jonas Balys, Haralds Biezais: Baltische Mythologie. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Alten Europa (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 1973, Stichwort „Pērkons“, S. 430
  191. Lutz Röhrich: Hund, Pferd, Kröte und Schlange als symbolische Leitgestalten in Volksglaube und Sage. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Bd. 3, Nr. 1, 1951, S. 69–76, hier S. 71
  192. Zur Frage „Männerbund“ oder „Geheimbund“ vgl. Mischa Meier: Zum Problem der Existenz kultischer Geheimbünde bei den frühen Germanen: Tacitus, Germania Kap. 31, 38 und 43. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Bd. 51, Nr. 4, 1999, S. 322–341
  193. Hans-Peter Hasenfratz: Der indogermanische „Männerbund“. Anmerkungen zur religiösen und sozialen Bedeutung des Jugendalters. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Bd. 34, Nr. 2, 1982, S. 148–163
  194. Christus und der Schmied. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Band 2, 1979, Sp. 1440–1443
  195. Nr. 47. Schmied Siegfried und der Teufel. In: Ulrich Jahn: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. Wilhelm Engelmann, Norden/Leipzig 1891, S. 252–254
  196. Edith Marold: Schmied. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Band 12, 2007, Sp. 105–111
  197. Schmied und Teufel. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Band 12, 2007, Sp. 111–117
  198. Werner Danckert: Musikgötter und Musikmythen Altchinas. In: Zeitschrift für Ethnologie, Band 88, Heft 1, 1963, S. 1–48, hier S. 29
  199. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band 1: Die Götter- und Menschheitsgeschichten. DTV, München 1966, S. 68f
  200. Edith Marold: Schmied. In: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens. Band 12, 2007, Sp. 106f
  201. Dieter Veerkamp: „Stummer Handel“ in Schmiedesagen Europas und Südasiens. In: Zeitschrift für Ethnologie, Band 80, Heft 2, 1955, S. 187–191, hier S. 189f
  202. Jón Hnefill Aðalsteinsson: Schmied, Schmiedehandwerk, Schmiedewerkzeuge. I. Begriff. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 27, de Gruyter, Berlin 2004, S. 195
  203. Richard Andree: Votive und Weihegaben des katholischen Volks in Süddeutschland. Ein Beitrag zur Volkskunde. Friedrich Viehweg und Sohn, Braunschweig 1904, S. 86–93
  204. Heinrich Jungwirth: Schmied. In: Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 9, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1987 (1938–1941), Sp. 257–265
  205. Elena N. Tsvetaeva: Warum ist jeder seines Glückes „Schmied“? Zum Ursprung eines Sprichwortes. In: Zeitschrift des Verbandes Polnischer Germanisten. Zeszyt 4, 2012, S. 399–408
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.