Igbo (Ethnie)

Die Igbo, veraltet Ibo, sind eine afrikanische Ethnie von über 30 Millionen Menschen in Nigeria, die vor allem im von Savanne unterbrochenen tropischen Regenwald östlich des Niger-Unterlaufs lebt. Die Bezeichnung der Ethnie wie der Sprache wird von ihren Sprechern [íɓò] ausgesprochen. Die korrekte Schreibweise lautet jedoch Igbo. Siehe hierzu: Pannigerianisches Alphabet.

Ethnien in Nigeria

Sprache

Die Sprache der Igbo gehört zur Familie der Igboiden Sprachen und genießt in Nigeria den Status einer Nationalsprache – neben Hausa und Yoruba.

Traditionelle Gesellschaft

Olaudah Equiano Jaja von Opobo (1821–1891) Chinua Achebe Chimamanda Ngozi Adichie

Die meisten Igbo-Gruppen lebten, wie ihre Nachbarn in egalitären, weitgehend demokratischen[1] Gesellschaftsstrukturen: in autonomen Siedlungen ohne zentrale Autoritäten, jede Großfamilie für sich als unabhängige Einheit unter der Führung einer oder eines Familienältesten. Die Angelegenheiten der Dorfgemeinschaft wurden von einem Ältestenrat beschlossen, dem sowohl Männer als auch Frauen angehörten.

Religion

Die meisten Igbo sind Christen, es gibt aber auch traditionelle Glaubenssysteme. Besondere Bedeutung hat außerdem ein Ahnenkult. Bei Bestattungen und Festen treten Maskentänzer auf, die in besonderen Geheimgesellschaften zusammengeschlossen sind. Wenige tausend Igbo betrachten sich ferner als Juden.

Kunst

Die Kunst der Igbo (z. B. große Lehmfiguren an Heiligtümern und Altären sowie figürliche und abstrakte Masken) steht meist in religiösem Kontext. 1938 und 1964 wurden im Norden des Igbo-Gebiets (in Igbo-Ukwu) zahlreiche Bronzegerätschaften und die Grabkammer einer hochgestellten Persönlichkeit entdeckt. Die reich verzierten, hervorragend gearbeiteten Bronzen sind im Wachsausschmelzverfahren gegossen. Wenn die Datierung ins 9./10. Jahrhundert richtig ist, handelt es sich um das älteste Zeugnis einer Bearbeitung von Kupfer und seinen Legierungen in Westafrika.

Traditionelle Wirtschaftsweise

Als Nahrungsgrundlage diente der Anbau von Yams und Maniok, der vielfach durch ausgedehnten Fischfang ergänzt wurde.

Geschichte

Die Igbo und ihre Nachbarn hatten bis ins 19. Jahrhundert sehr unter den Sklavenhändlern zu leiden. Um 1900 setzte sich im ganzen Gebiet die britische Kolonialverwaltung durch. Heute sind die Igbo neben den Yoruba und Hausa eine der staatstragenden Gruppen in Nigeria, nachdem ihr Versuch zur Gründung eines eigenen Staates (Biafra) nach jahrelangen blutigen Kämpfen gegen die nigerianische Zentralregierung gescheitert ist (Biafra-Krieg 1967–1970).

Literatur

  • Chinua Achebe: Things Fall Apart. Anchor Books, 1959. Deutsche Ausgabe: Alles zerfällt. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-000540-3.
  • Chimamanda Ngozi Adichie: Half of a Yellow Sun. London 2006. Deutsche Ausgabe: Die Hälfte der Sonne. Luchterhand, München 2007, ISBN 978-3-630-87247-6
  • Simeon Onyewueke Eboh: An African Concept of Law and Order. A Case Study of Igbo traditional Society. IKO, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-88939-695-X.
  • Chidi Leonard Ilechukwu: Igbo – Idigenous Economy and the Search for Sustainable Development in Post Colonial African Society. Cidjap Press, Enugu, Nigeria 2008, ISBN 978-978-087-181-9.
  • Obiora F. Ike: Afrika in eigener Sache. Weisheit, Kultur und Leben der Igbo. Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88939-691-7.

Einzelnachweise

  1. Lambert U. Ejiofor: Dynamics of Igbo Democracy: A behavioural analysis of Igbo politics in Aguinyi Clan. Ibadan 1981, ISBN 0-19-575526-X, S. 34–85.
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