Thetis (Mythologie)
Thetis (altgriechisch Θέτις Thétis) ist eine Meeresnymphe aus der griechischen Mythologie. Sie war die Schönste der Nereiden genannten zahlreichen Töchter des Meeresgottes Nereus. Die Titanin Tethys war ihre Großmutter. Sie heiratete den Menschen Peleus, beide wurden Eltern des Achilleus, des stärksten griechischen Helden im Trojanischen Krieg.
Mythologie
In einer Prophezeiung der Themis war vorausgesagt worden, dass der Sohn der Thetis stärker und mächtiger als sein Vater werden würde. Deshalb wollte keiner der Götter sie heiraten, und sie überließen ihr den sterblichen Peleus zum Mann.
Peleus überraschte Thetis schlafend in einer Grotte, packte sie und ließ sie nicht mehr los. Nun versuchte sie, sich ihm durch Verwandlungen in verschiedene Gestalten zu entziehen: Sie wurde zu Feuer und zu Wasser, zu einem Löwen und zu einer Schlange. Sie verwandelte sich in einen Tintenfisch. Peleus hielt sie die ganze Zeit weiter fest, obwohl er verbrannt, durchnässt, zerkratzt, gebissen und mit Tinte bespritzt wurde. Letztlich blieb Peleus der Sieger dieses harten Ringkampfes.
Aus dieser Verbindung ging Achilleus hervor, den Thetis in den Fluss Styx tauchte, um ihn unverwundbar zu machen; nur seine Ferse, an der sie ihn hielt, blieb unbenetzt – dies war dann die sprichwörtliche Achillesferse.
Zu der Hochzeit des Peleus und der Thetis waren alle olympischen Götter eingeladen, bis auf Eris, die Göttin der Zwietracht. Diese warf aus Rache einen goldenen Apfel mit der Aufschrift altgriechisch καλλίστῃ (kallístä – „Der Schönsten“) unter die Gäste. Den daraufhin ausbrechenden Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite sollte Zeus entscheiden, doch dieser gab die Entscheidung (und damit den Apfel) an den trojanischen Prinzen Paris weiter. Alle drei Göttinnen suchten ihn durch Versprechen für sich zu gewinnen. Aphrodite versprach ihm die schönste Frau, und er entschied sich für sie. Die versprochene Frau war Helena, die jedoch bereits verheiratet war. Paris entführte sie mit Aphrodites Hilfe ihrem Mann Menelaos, was dann zum Trojanischen Krieg führte, in dem Achill als stärkster Heros der Griechen seinen Ruhm gewann.
Aus Sorge um ihren Sohn, dessen frühen Tod sie prophezeit sah, flehte Thetis Zeus an, auf Seiten der Griechen in den Krieg einzugreifen, doch der weigerte sich. Achill fiel am Skäischen Tor, laut Vergils Aeneis durch einen von Paris mit Apollons Hilfe abgeschossenen Pfeil, der ihn just in die Ferse traf, die einzige verwundbare Stelle seines Körpers.
Quellen zur Verwandlung der Thetis
- Ovid, Metamorphosen 11,221 ff.
- Pindar, Nemeische Oden 4,62
- Scholiast zu Pindar, Nemeische Oden 3,35
- Bibliotheke des Apollodor 3,13,5
- Pausanias, Beschreibung Griechenlands 4,18,1
- Tzetzes, Über Lycophron 175; 178
- Scholiast zu Apollonios von Rhodos, 1,582
- Herodot, Historien 7,191
- Philostratos, Heroikos 19.1
Rezeption
- Michael Maier beschreibt im Text der 35. Fuge seiner Komposition Atalanta fugiens, hoc est emblemata nova de secretis naturae chymica, 1618 mit 52 Stichen von Matthäus Merian d. Ä. erschienen, wie Thetis versucht, ihren Sohn Achilles unsterblich zu machen.[1] Der Titel der Fuge: Ceres Triptolemum, Thetis Achillem, ut sub igne morari assuefecit, sic artifex lapidem. Wie Ceres Triptolemum, die Thetis Achillem unterm Fewr zu tawren gewehnet hat, also sol der Künstler den Stein gewehnen.[2]
- In Georg Philipp Telemanns Suite Hamburger Ebb’ und Fluth von 1723 tragen zwei Sätze (Sarabande und Bourrée) die programmatischen Titel Die schlafende Thetis und Die erwachende Thetis.
- Etwa zur gleichen Zeit komponierte Jean-Philippe Rameau die Kantate Thétis für Baß, Violine und Basso continuo. Inhalt der Kantate: Um die Hand von Thetis kämpfen Neptun und Jupiter, nehmen aber wegen der Prophezeiung, der Sohn der Thetis werde stärker als der Vater sein, Abstand von der Brautwerbung; sie wird einen Sterblichen heiraten.[3]
- Der französische Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres stellte 1811 in einem berühmten Gemälde dar, wie Thetis Zeus vergeblich anfleht, ihren Sohn im Krieg beizustehen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Lexikon der Antike. Der kleine Pauly Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 1999, Band 5, Spalte 765–766
- Zitiert nach der Einspielung des Ensembles Plus Ultra Michael Noone, Ltg. Atalanta fugiens. Music, alchemy and Rosicrucianism in the early 17th century, Glossa GCD P31407
- Zitiert nach der Einspielung von Peter Harvey, Bariton und dem Ensemble London Baroque French cantatas, BIS-CD-1495