Kithara
Die Kithara altgriechisch κιθάρα ist ein Saiteninstrument aus der griechischen Antike. Sie war eines der vornehmsten Instrumente, das vorzugsweise zu feierlichen Anlässen gespielt wurde, besonders beim Kult zu Ehren des Gottes Apollon. Trotz einer Ähnlichkeit der beiden Leiern waren Lyra und Kithara verschiedene Instrumente. Die Lyra war meistens kleiner und besaß keinen Fuß.
Vom griechischen Wort κιθάρα kithara leiten sich die deutschen Namen für die Gitarre und die Zither ab. Im Griechischen bezeichnet κιθάρα heute sowohl das antike Instrument als auch die Gitarre.
Geschichte
Die Kithara war ein fünf- bis zwölfsaitiges Instrument und entwickelte sich im 8./7. Jahrhundert v. Chr. aus der meistens viersaitigen Phorminx (φόρμιγξ). Der Ependichter Homer nannte das Spielen mit der Phorminx kitharis bzw. kitharizein. Beide Instrumente waren dem Gott Apollon gewidmet. Er spielt die Kithara im Musikwettstreit mit Pan.
In den frühen Übersetzungen des Alten Testaments wurde mit dem griechischen Kithara das hebräische Wort Kinnor für die alte biblische Leier wiedergegeben.
Mythologie
In der griechischen Mythologie wurde die Kithara von Hermes erfunden. Am Tag seiner Geburt stieg er aus seiner Wiege und traf außerhalb seiner Höhle auf eine Meeresschildkröte. Da er sich für den Panzer interessierte, tötete er die Schildkröte und riss das Fleisch heraus. Als er bemerkte, dass der Panzer hohl klang, suchte er ein Rind und tötete es. Die Gedärme des Rindes spannte er über den Panzer. Somit war die Kithara erfunden. Später schenkte Hermes diese Apollo, um ihn für die Tötung seiner Rinder versöhnlich zu stimmen.
Bauform
Kernstück war ein aus Holz gefertigter Schallkasten. Vorne war er flach, hinten gewölbt (nach Münzdarstellungen und Skulpturen), unten schloss er gerade ab. Seitlich ging der Klangkörper in zwei zueinander gebogene, ein Oval formende (hohle) Arme über, die in parallele Enden ausliefen. Das Instrument hatte somit eine gewisse Ähnlichkeit mit einem kopfstehenden, großen Omega (Ω). Ein Querstab (Joch) verband die parallelen Armenden und diente als Saitenspanner. Von dort verliefen die Saiten V-förmig über den Klangkörper und einen Führungssteg zum Saitenhalter am unteren Ende des Instrumentes. Die Kithara mit einem großen, an der Unterseite geraden Korpus wurde von männlichen Berufsmusikern gespielt. Daneben gab es eine sogenannte Wiegenkithara mit einem an der Unterseite runden Korpus.
Spielweise
Der kitharistes (κιθαριστής), der Kithara-Spieler, hielt meistens stehend das Instrument senkrecht vor sich, indem er es mit einem über das linke Handgelenk laufenden Band gegen die Brust fixierte. Die rechte Hand zupfte die Saiten mit einem Plektron (Schlagblättchen aus Metall, Elfenbein, Holz). Die linke Hand dämpfte die Saite bzw. gab der Saite durch Verkürzen höhere Grundschwingungen. Bei manchen (späteren) Formen wurde das Instrument mit einem über die Schulter laufenden Tragegurt gehalten. Die Wiegenkithara wurde meist von Frauen (kitharistai) als Musen und Hetären ohne Gesang gespielt.
Ein Kitharöde (kitharodos) begleitete seine selbst gedichteten Verse auf einer Kithara.
Literatur
- Martin L. West: Ancient Greek Music. Clarendon, Oxford 1992, 2005, ISBN 0-19-814975-1.
- John G. Landels: Music in Ancient Greece and Rome. Routledge, London 1999, 2002, ISBN 0-415-24843-4.
- Stefan Hagel, Christine Harrauer (Hrsg.): Ancient Greek Music in Performance. Wien 2003, 2005, ISBN 3-7001-3475-4.
Weblinks
- Bebilderte Abgrenzung von Kithara, Lyra und Phorminx (englisch)
- Klangbeispiele rekonstruierter griechischer Instrumente