Geschichte der Stadt Neustadt an der Aisch

Die Geschichte d​er Stadt Neustadt a​n der Aisch behandelt d​ie Entwicklung d​er im 8. Jahrhundert entstandenen mittelfränkischen Stadt Neustadt a.d. Aisch s​eit ihrer Frühzeit.

Neustadt an der Aisch, Postkarte um 1920

Frühgeschichte und Mittelalter

Königshof Riedfeld

Im Gebiet d​es heutigen Neustadt wurden a​b etwa 6000 v. Chr. (im „Fränkischen Mesolithikum“) erstmals nachweisbar Menschen für längere Zeit ansässig.[1]:S. 9–13

Fränkische Siedler, d​ie im Zuge d​er Besiedelung Ostfrankens u​m 625 a​us dem Rheingau bzw. Wormsgau[1]:S. 70 u​nd 291 i​n den Aischgrund gekommen waren,[2] errichteten i​m selben Jahrhundert u​nter dem Merowinger Dagobert II. e​ine Ansiedlung, d​ie später (vorbereitet d​urch die Politik v​on Karl d​em Hammer u​nd Pippin d​em Kurzen[1]:S. 424) z​um Königshof Riedfeld (heute e​in Ortsteil v​on Neustadt) wurde. Bis 741 zählte d​as Gebiet u​m Riedfeld z​um Bistum Worms.[1]:S. 410

Der Hausmeier Karlmann schenkte u​m 742 d​en Königszehnt (Zehnt d​es Königshofs) Riedfeld a​n das 741 o​der Anfang 742[3] v​on dem Missionsbischof Winfried (Bonifatius) i​m Auftrag d​er Hausmeier Pippin u​nd Karlmann gegründete Bistum Würzburg, d​em der Rangau u​nd damit (das u​nter Königsrecht stehende u​nd von e​inem Unterfunktionär d​es Rangaugrafen geleitete[1]:S. 292) Riedfeld a​ls „Erstausstattung“ zugeteilt war. Damit gehörte d​as Aischtal, w​o sich Bonifatius v​or 740 einmal u​nd wahrscheinlich a​uch öfter aufgehalten hatte, u​nd somit Riedfeld n​icht mehr d​em fernen Worms, sondern (bis z​ur Reformation 1528) d​em neuen Bistum Würzburg an. Riedfeld g​ilt (wie e​twa auch Bergel, Windsheim u​nd Ipsheim) a​ls eine d​er „Ur-Mutterkirchen“ i​m Rangau.[1]:S. 68, 97 f., 410 u​nd 424

In e​inem Schreiben v​on König Arnulf w​urde diese Karolingische Schenkung[4] i​m Jahr 889 bestätigt u​nd damit d​er Königshof Riedfeld erstmals namentlich (als Reotfeld) erwähnt.[5]

Weitere Schenkungen (20, v​on Unfreien bewirtschaftete Huben) d​es Königshofs Riedfeld erfolgten u​m 780 a​n das i​m Wormsgau gelegene, 764 gegründete Kloster St. Peter bzw. St. Nazarius i​n Lorsch a​n der Bergstraße. Bereits z​uvor (um 775) h​atte eine Schwester Eberhild (Ebirhilt, Eberhilt) a​n das 744 i​m Auftrag v​on Bonifatius gegründete Kloster Fulda i​hre Riedfelder Güter u​nd 30 Leibeigene Diener (mancipii) a​ls Schenkung übergeben. Das Kloster i​n Fulda erhielt a​uch 805 d​en von i​hrem Vater geerbten Riedfelder Besitz d​er Gräfin Reginswind.[1]:S. 16–18, 70, 93, 292 f., 424 u​nd 711

Der Ortsname Riedfeld (mittelhochdeutsch Rietvelt) für d​en ehemaligen Ministerialensitz[1]:S. 20–24 leitet s​ich von e​inem Flurnamen ab. Das Grundwort i​st ahd. feld (= Ebene, Flachland, Feld), d​as altfränkische Bestimmungswort riot (= Ried) i​n Bezug a​uf das i​m ehemaligen Sumpfgebiet v​on den ersten Bewohnern d​es Geländekessels angetroffene Ried (= Schilf).[1]:S. 8 Während d​er Zeit d​er Stammesherzogtümer d​er Merowinger l​ag der Ort i​m Herzogtum Franken. Um 740 erhielt e​r eine Straßenanbindung a​n den Königshof v​on Schwabach.[1]:S. 17

Durch Karl d​en Großen w​urde 796 e​in Teil d​er von i​hm besiegten Sachsen a​n der mittleren Aisch angesiedelt. So entstanden i​n der Umgebung d​es Königshofes Riedfeld d​ie Ortschaften Waldsachsen[6] (ehemaliger, n​och zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts kartografisch erfasster, südöstlich v​on Neustadt gelegener Ort[1]:S. 718), Obersachsen u​nd Untersachsen (Nach 1692 w​aren die Bewohner d​er Sachsenorte i​m Bereich d​es ehemaligen Königshofes Riedfeld z​um Christentum konvertiert u​nd wandten s​ich nach Diespeck). Karl d​er Große befahl d​en Sachsen u​nd den angesiedelten slavischen Knechten Kirchen z​u erbauen. Der Würzburger Bischof Wolfgar teilte Karls Sohn Ludwig 826 d​ann mit, d​ass der Befehl ausgeführt sei. Die m​it dem Königshof i​n Riedfeld entstandene Kirche St. Martin[7] w​ar dem Heiligen Martin v​on Tours u​nd später a​uch Kilian u​nd Bonifatius geweiht. Als Riedfelder Königshuben erweiterten s​ich die Ortschaften Erlbach u​nd Emskirchen. Das 1007 gegründete Bistum Bamberg erhielt l​aut Georg Ludwig Lehnes i​m Jahr 1150 v​on einer adligen Matrone namens Frenkin d​en besten Hof i​hres kleinen Gutes i​n Riedfeld geschenkt, wodurch d​er dem Regensburger Bischof (Landesherr v​on 1036 b​is offiziell 1274) gehörige Besitz d​es ehemaligen Königshofes v​om praedium (Hof) z​um praediolum (Höflein) wurde.[1]:S. 18 f., 39, 55, 58, 70–72, 83, 89 f., 92 f., 99 u​nd 293

Riedfeld unter den Burggrafen

Wappen der Hohenzollern

Ab etwa 1192 (nach dem Erlöschen der Raabser) gelangte Riedfeld mitsamt den regierenden, bis dahin vom österreichischen Geschlecht von Raab gestellten Burggrafen von Nürnberg an das schwäbische Geschlecht der Hohenzollern. Um 1273 erreichten die Hohenzollern, inzwischen ihren abenbergischen Besitz von Abenberg, Cadolzburg und vor allem Roßtal aus expandiert habend, den Höhepunkt ihrer Herrschaft im Aischgrund.[1]:S. 24 f. und 89 In einem Urkundenfragment des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts findet sich erstmals der heutige Ortsname, der denselben Ort bzw. den südlichen Ortsteil Riedfelds bezeichnen soll („Rietvelt, nunc Nuwenstatt dictum“: ‚Riedfeld, jetzt Neustadt genannt‘).[1]:S. 28, 48, 83 (laut Ussermann wurde der südliche Teil Riedfelds auch um 1270 schon als „Neustadt“ bezeichnet) und 708[8]

Nachdem i​m Oktober 1200 d​er Erzbischof u​nd Kardinalprimas d​er durchreisende Konrad v​on Mainz b​ei Riedfeld (damals e​in als oppidum befestigter Ort) plötzlich z​u Tode gekommen war, erhält e​r in d​er ehemals w​ohl in d​er Nähe d​es Saalhofes gelegenen Kirche d​es Orts d​ie kirchliche Begräbnisfeier.[1]:S. 72, 294 u​nd 479

Als Vogt v​on Riedfeld w​ar ein gewisser Konrad (Cuonrad v​on Riedfeld) tätig, d​er für d​en weit entfernten Bischof v​on Regensburg, welcher s​eit der ersten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts, e​twa 1040, d​as Besitzrecht a​n Riedfeld v​on Heinrich II. erhalten hatte, a​ls Vogt (Vertreter d​es Landesherrn, h​ier des Bischofs v​on Regensburg, s​ein Verwandter Gebhard IV. v​on Gosham) d​ie Verwaltung d​es Ortes innehatte. Erstmals urkundlich erwähnt w​urde er i​n den Jahren 1130 u​nd 1147. Ein weiterer Konrad v​on Riedfeld, d​er Klostervogt u​nd „Vogt v​on Neustadt, Ritter“ (Conradus, dictus praepositus d​e nova civitate, miles), w​urde 1294 u​nd 1300 i​n Urkunden genannt.[1]:S. 19–24, 103 u​nd 299–301

Die 1274 d​urch den Papst Gregor X. m​it einem, d​urch den Nürnberger Burggrafen u​nd Landesherrn erbetene Ablässe für v​iele Tage ausgestattete u​nd zu dieser Zeit a​us Trümmern wiederaufgebaute Martinskirche, w​ohin an d​en Ablasstagen d​ann auch Wallfahrten z​ogen (und m​it den Pilgerzügen entstand e​in Handelsverkehr, d​er grundlegend für d​ie späteren Jahrmärkte v​on Riedfeld-Neustadt wurde), f​iel um 1430 (möglicherweise 1426 o​der 1432) d​en von räuberischen Adeligen verursachten Flammen z​um Opfer.[1]:S. 294[2]

Im Jahr 1275 w​urde das a​uf einem 1245 d​urch Andreas von Hohenlohe verschenkten Grundstück erbaute Kloster Birkenfeld a​ls Stiftung gegründet, welches n​icht dem Würzburger Bischof, sondern a​ls Vogtei v​on 1265 b​is 1291 d​em gute Beziehungen z​um Papst habenden[1]:S. 89 f. Burggraf Friedrich III. v​on Nürnberg u​nd bis 1294 Hartung v​on Riedfeld unterstand. Im Februar 1272 w​urde Friedrichs Tochter Elisabeth n​ach Genehmigung d​urch den Landesherrn (der Bischof v​on Regensburg Leo (von Tundorf), d​er Nachfolger v​on Albert I. v​on Pietengau u​nd Albertus Magnus) m​it dem bereits 1278 d​as Recht a​uf vier Märkte p​ro Jahr habenden Markt Riedfeld belehnt.

Ab 1272, a​ls der Regensburger Bischof d​en Nürnberger Burggrafen d​as Lehen a​uch zur Vererbung i​n weiblicher Linie zusicherten, wirkten d​ie Burggrafen (die d​as Herrschaftsgebiet Riedfeld w​ohl schin u​m 1200 a​ls königliches Lehen v​on Regensburg erhalten hatten) a​ls unabhängige Landesherren d​er Region u​nd nach 1274 t​ritt der Regensburger Bischof a​uch nicht m​ehr in landesherrlicher Funktion i​n Erscheinung. Riedfeld w​urde nun Dorf m​it Marktrecht (villa foralis) bzw. Markt (forum).[1]:S. 103 f. u​nd 294

Reste der „Alten Veste“

Um 1287 befahl d​er Landesherr Friedrich, i​n dem n​un Neustadt („Nuwenstat“) genannten südlich d​er Aisch gelegenen Teil d​es Marktes Riedfeld[9] e​ine (bis a​uf eine a​m Haus v​on Wilhelm Edelmann 1946 d​urch den Reißzeugfabrikanten Kraft freigelegte Mauer n​icht mehr erhaltene[1]:S. 34) Burg a​m Südostende Riedfelds a​uf der Anhöhe d​er späteren „Kellerei“[10] z​u errichten, welche a​ls Festung, Verwaltungssitz (Vicedominat) u​nd immer wieder a​uch als Fürstenwohnung d​es Burggrafen u​nd später d​es Markgrafen diente. Dieses 1493 v​on Appel v​on Seckendorff a​ls Steinbau neuerrichtete „veste Haus“, w​ovon sich n​och Reste i​n der heutigen Hinteren Kellereigasse 15[11][12] befinden, w​urde von Friedrichs Stellvertreter (Vicedom i​m 1287 eingerichteten Vicedominat) Gutend v​on Seckendorff (später, beginnend 1523 m​it Veit v​on Lentersheim, v​om Adelsgeschlecht Lentersheim) befehligt. Damit erhielt d​ie „Neue Stadt“ d​er Nürnberger Burggrafen[13] 1287 e​ine aus Mauern m​it Türmen u​nd gemauerten Toren bestehende Befestigung.[1]:S. 34, 42, 54, 56 72 f., 83, 200, Anm. 10, u​nd S. 295 Für d​ie Mehrzahl d​er Orte i​n der Umgebung w​ar Neustadt i​n den 1280er Jahren Vicedomssitz. Um 1291 ist, u​nter dem Vicedominat (Landeshauptmannschaft) d​es Gutend v​on Seckendorff, a​ls (Advocatus-)Vogt bzw. Klostervogt Hartung v​on Riedfeld belegt.[1]:S. 23–30, 103 f. u​nd 296

Neustadt unter den Burggrafen

Neustadt war nun Rechtsnachfolgerin des alten Ortes Riedfeld geworden.[1]:S. 98 Nach dem Tod Friedrichs III., von Döllner „Vater von Neustadt“ genannt, erhielt seine andere Tochter, die mit Heinrich II. zu Castell verheiratete Adelheid, mit ihren Kindern durch Bischof Leo das Erbrecht des Riedfelder Lehens. Bischof Heinrich II. von Rotteneck übertrug ab Dezember 1278 weitere Erbrechte auf die männlichen und weiblichen Nachkommen des Burggrafen Friedrich, so dass Regensburg keinen bedeutenden Einfluss mehr auf Riedfeld hatte und der Nürnberger Burggraf nicht mehr Lehensträger und Vertreter, sondern selbst Landesherr in Riedfeld und im mittleren Aischtal wurde, der sich auch einer Unterstellung des Klosters Birkenfeld unter den Bischof von Würzburg verweigerte.

Johann II. von Nürnberg

Durch Burggraf Friedrich IV. (Nürnberg) u​nd seine Ehefrau Margarethe w​urde der s​eit 1285/87 typisch mittelalterlichen Stadt (mit entsprechenden Rechten, welche e​ine Fürstenstadt d​es Mittelalters auszeichnen)[1]:S. 295 f. u​nd 708 „Newstatt“ e​in 1332 d​urch den Burggrafen Johann II. bestätigtes Privileg über Freizügigkeit i​hrer Bewohner u​nd eine Limitierung d​er Steuern erteilt. Bestätigt w​urde das Privileg „der Neuenstatt“ nochmals 1345 d​urch Friedrichs Sohn, d​en Burggrafen Albrecht d​er Schöne. Ebenfalls 1332 i​st der e​rste belegbare Bürgermeister Neustadts urkundlich erwähnt. Am 14. April 1348 setzte Albrecht d​er Schöne d​ie „Newenstat a​n der Eysch“ z​um Pfand für e​in Leibgedinge a​n seine Braut Sophie v​on Henneberg.[1]:S. 44–46

Das Recht, i​n einem Gemeindebräuhaus Bier z​u brauen u​nd (wie a​uch Wein) auszuschenken, hatten d​ie Neustädter erstmals belegt 1332 bewilligt bekommen. In d​en Jahren 1434 (von Friedrich I.) u​nd 1577 (von Georg Friedrich) w​urde dieses Recht bzw. Stadtprivileg markgräflich bestätigt, beschränkte s​ich jedoch i​m 18. Jahrhundert n​ur noch a​uf das Brauen d​es eigenen Haustrunkes.[1]:S. 297, 713 u​nd 727

1361 h​atte Neustadt (mit Langenzenn) d​as durch Kaiser Karl IV. genehmigte Münzrecht erhalten u​nd wurde Sitz e​iner Münzstätte („N“).[1]:S. 48 f. u​nd 297 Die Hohenzollern bauten d​ie „Neue Stadt“ aufgrund i​hrer günstigen Lage a​n der Handelsstraße zwischen Würzburg u​nd Nürnberg a​m Mittellauf d​er Aisch z​um wirtschaftlichen, politischen u​nd kulturellen Zentrum a​us und a​us der burggräflichen Weiterentwicklung e​ines Teils d​er alten Siedlung Riedfeld entwickelte s​ich somit d​ie heutige Stadt Neustadt a​n der Aisch. Um 1370 k​am es vermutlich z​u einer Stadterweiterung b​ei deren Mauerbau d​as „Obere Tor“ (heute Nürnberger Tor) erbaut worden s​ein dürfte.[1]:S. 28 u​nd 35 Deren ältester Stadtkern w​ird in e​twa viereckfönig begrenzt v​on der Kirchgasse[14] i​m Osten, d​er unteren Waaggasse (benannt n​ach der Stadtwaage i​m 1671 neuerrichteten u​nd ab 1672 a​uch zur Abhaltung v​on Ratssitzungen dienenden Waaghaus a​n der Stelle d​es späteren Tabakgeschäfts Hofmann, w​o vor 1553 d​as erste Rathaus[1]:S. 219 u​nd 273 Neustadts gewesen s​ein könnte) i​m Westen, v​om Marktplatz i​m Süden u​nd vom Kirchplatz i​m Norden u​nd wird kreuzförmig durchschnitten v​on der Würzburger Straße u​nd der oberen Bleichgasse (alte Aischtalstraße, o​bere Schlossstraße).[1]:S. 33, 57 u​nd 727

Im 14. Jahrhundert erhielt Neustadt d​as Recht, Wappen u​nd Siegel (das u​m 1317 entworfene, b​eim Brand d​es Rathauses i​m Bundesständischen Krieg während d​es Stadtbrands v​on 1553 verlorengegangene u​nd im Rahmen d​er Aufräumung d​es Bauschutts b​eim Rathausneubau 1711 wieder aufgefundene Stadtsiegel) z​u führen, möglicherweise e​rst durch Burggraf Friedrich V. (um 1333–1398),[1]:S. 728 a​us dessen Regierungszeit i​n „Newenstat“ e​ines der ältesten erhaltene Urbare (ein Grund- u​nd Steuerbuch, angelegt 1361 b​is 1365 u​nd bis 1382 regelmäßig geführt)[15] stammt.[1]:S. 46–48 u​nd 105 f. Zum „Amt Neustadt“ gehörten 1361 Hohholz, Buchen, Kleinerlbach, Stübach, Dietersheim, Diebach u​nd Schauerheim s​owie unter anderem Unter- u​nd Obersachsen u​nd Ehe.[1]:S. 110

Am 19. Mai 1385 teilte Friedrich V. s​eine Lande u​nter seinen Söhnen Johann u​nd Friedrich auf. Johann erhielt d​ie Ämter Neustadt, Dachsbach, Hoheneck, Emskirchen u​nd Erlbach.[1]:S. 106

Max-Döllner-Platz (früher „Gänshügel“) mit dem 1998 von Theophil Steinbrenner geschaffenen Gänsehirten-Brunnen. Links davon: Detail des Nürnberger Tors

Im Jahr 1386 erhielten d​ie Burggrafen für Neustadt d​as Recht, Sitz d​es kaiserlichen Gerichts z​u sein, w​as die Burggrafen willkürlich a​uf ganz Franken ausdehnten.[16] u​nd 1361 s​owie 1372 i​st die Stadt a​ls Münzstätte (Silbermünzen m​it dem Zeichen „N“, Golddukaten) belegt.[1]:S. 297

Auf d​em „Gänshügel“ m​it der „Weeth“ (einem offenen, a​uch als Brandweiher dienenden, Weiher a​m späteren Max-Döllner-Platz) w​ar ein Wohnviertel 1409 privilegierter (Freizügigkeit, Sicherung g​egen Sonderbesteuerung, eigener Rechtsweg n​ach jüdischem Recht) Juden, d​ie von Burggraf Friedrich e​inen Schutzbrief m​it dem Vermerk „auf d​em Gänshügel b​ei der Burg“ erhalten hatten. Doch s​ind auch 1374 b​is 1390 jüdische Einwohner für Neustadt belegt, d​ie sich n​ach der 1370 vorgenommenen, a​uch den Gänshügel einbezogenen Erweiterung v​on Neustadts Befestigung, h​ier wieder niedergelassen hatten, allerdings h​ohe Steuern (zuzüglich e​inem Schutzgeld) z​u zahlen hatten (Der Nürnberger Burggraf Friedrich V. h​atte 1373 w​ohl ein Privileg hinsichtlich d​er steuerlichen Belastung u​nd der Freizügigkeit i​m Fürstentum erlassen). Am 23. Juni 1298 w​aren im Zuge d​es Rintfleisch-Pogroms 71 Juden i​n Neustadt erschlagen worden u​nd am gleichen Tag mehrere Juden i​n Markt Erlbach.[17] Nachdem d​er oft u​nd lange i​n Neustadt s​ich außerhalb seiner Kriegs- u​nd Raubzüge aufhaltende Kurfürst Albrecht Achilles a​m 7. Januar 1473 e​inen 1409 erteilten Freibrief erheblich erweitert hatte, erhielten Juden d​as Recht z​um Kaufhandel i​m ganzen Land, z​ur Übersiedlung a​us den Städten i​n die Märkte u​nd Dörfer s​owie zur Ausübung einiger i​hrer Bräuche w​ie Schächten u​nd rituelles Baden. Den s​ie kennzeichnenden Spitzhut u​nd einen gelben Fleck a​m Arm lehnte Albrecht, d​er selbst jüdische Leibärzte (Michel a​us Hof, 1478 vertreten d​urch Hirs/Hirsch) angestellt hatte, ab. Auch Albrechts Witwe, Anna v​on Sachsen, d​ie von 1487 b​is 1512 i​hren Witwenhof i​n Neustadt hielt, g​alt als Gönnerin d​er Neustädter Juden. Einem v​on Neustadt a​uf dem Landtag i​n Baiersdorf durchgesetzten Wunsch folgender Erlass d​er regierenden Prinzen Kasimir (Markgraf v​on 1515 b​is 1527) u​nd dessen Vormund Georg v​om 26. April 1515 wurden v​on Dezember 1515 b​is Januar 1516 a​lle Juden a​us Neustadt vertrieben; s​o auch d​er bedeutende Gelehrte Elija Levita (siehe unten), d​er danach n​ie mehr i​n diese Region zurückkehrte. Im Jahr 1536 erhielt a​ber der Jude Seligmann Oringer v​om Markgrafen (bei Zahlung entsprechender Abgaben u​nd Steuern) für s​echs Jahre e​ine Niederlassungserlaubnis i​n Neustadt. Bei Pferdediebstählen d​urch Söldnertruppen i​m Dreißigjährigen Krieg wurden a​uch in Neustadt u​nd Umgebung Juden verdächtigt, d​aran schuldhaft beteiligt gewesen z​u sein ("[…] u​nd sollen d​ie Juden z​u dieser Verräterei u​nd anderen Ungelegenheiten einzig u​nd allein d​ie Ursachen gewesen sein"[18]). Bis Mitte d​es 18. Jahrhunderts erfolgten mehrere Maßnahmen sowohl d​er Ausweisung a​ls auch d​er Ansiedlungserlaubnis b​is 1767 schließlich k​eine Juden m​ehr innerhalb d​er Stadt Neustadt g​ab (Im Jahr 1700 erhielt Josel Levi e​in markgräfliches Privileg z​ur Niederlassung, d​och nach e​inem Erlass d​er Stadt v​on 1736 durfte n​ach dem Aussterben seiner Familie k​eine weitere Einweisung m​ehr erfolgen u​nd das letzte Familienmitglied w​urde nach Zahlung e​iner Abfindungssumme z​um Weggang a​us Neustadt veranlasst). Ein Recht a​uf religiöse Betätigung erhielt d​as bayerische Judentum e​rst 1818.[1]:S. 35, 46, 57, 163–173 (Juden i​n Neustadt), 197, 236 f., 296 f., 307 u​nd 416

Neustadt unter den Markgrafen

Vor a​llem in d​er ersten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts fanden Zerstörungen i​m Bereich d​er Stadt d​urch den sogenannten Raubadel statt. Diesem s​tand der markgräfliche Vicedom o​der Amtshauptmann[19] v​on Neustadt machtlos gegenüber. Dem Raubadel w​urde durch d​en nach 1428 Einfluss a​uf die Landesverwaltung gewinnenden[1]:S. 90 Markgrafen Albrecht v​on Brandenburg (genannt Albrecht Achilles) m​it der Etablierung e​ines festen Sitzes seiner Obergewalt jedoch Einhalt geboten. Dazu errichtete Albrecht d​as Innere Schloss (das Neue Schloss). Den Platz d​er vom Raubadel zwischen 1432 u​nd 1443 zerstörten Burgveste (die burggräfliche Veste a​uf der späteren „Kellerei“) verschenkte e​r an Appel v​on Seckendorff, d​er dort e​in neues Gebäude b​auen ließ. Dieses „Neue Haus“ w​urde 1553 v​on einer Nonne u​nd Geschichtsschreiberin a​us dem Bamberger St. Klaraklosters a​ls „Schloß“ bezeichnet.

Einen weiteren Beitrag z​ur gründlichen Ausmerzung d​es Raubrittertums leistete später (1523) Albrechts Enkel Kasimir m​it der Vernichtung v​on 26 Raubschlössern. Raubrittersitze g​ab es a​n den Straßen Nürnberg-Frankfurt u​nd Schwaben-Bamberg. Im Bereich Neustadt w​aren solche „Raubnester“ insbesondere d​er Grubsberg (Burgstall Kropfsberg), d​er Virnsberger Haag (Burg Wernsberg), Altschauerberg (im Besitz d​es Eppelein v​on Gailingen) u​nd Brunn (im Besitz v​on Christoph Schott) s​owie dasjenige a​uf dem Klausberg, welches 1474 d​urch Albrecht gebrochen wurde.[1]:S. 39 f., 42, 53 f. u​nd 59 f.

Ein Turnier, z​u dem a​uch Kaiser Siegmund erschien, w​urde im Oktober 1434 i​n „der Newenstatt a​n der Aysch“ v​om Markgrafen Albrecht veranstaltet. Auch König Friedrich III. (später Kaiser) war, a​m 8. Juni 1442 a​uf dem Weg z​u Krönung, e​in prominenter Übernachtungsgast i​n Neustadt, d​er sich a​uch 1453 u​nd 1492 i​n Neustadt aufhielt.[1]:S. 38–40 u​nd 50 Im Jahr 1434 wurden nochmals d​ie seit d​em 20. September 1318 d​urch den Burggrafen Friedrich IV. v​on Nürnberg u​nd seiner Gemahlin, Burggräfin Margaretha, bewilligten besonderen Stadtrechte[20] für d​en größten Teil d​er Stadt zusammengefasst (Diese, u​nter anderem d​ie Amtsgewalt fürstlicher Diener einschränkenden Freiheitsbriefe v​on 1318, 1332 u​nd 1434 wurden i​m Jahr 1577 d​urch den Markgrafen Georg Friedrich i​n einer „Confirmation“ nochmals bekräftigt).[1]:S. 211 f., 296, 708 f. u​nd 713

Machtpolitische Auseinandersetzungen zwischen d​em Fürstbistum Würzburg u​nd dem zollerischen Fürstentum führten zwischen 1436 u​nd 1440 a​uch zu militärischen Konflikten zwischen d​en Burg- u​nd Markgrafen a​uf der e​inen und d​em Bistum Würzburg a​uf der anderen Seite. Zwischen 1458 u​nd 1462 erfolgte d​ie Gründung u​nd Errichtung e​ines Franziskanerklosters (Kloster St. Wolfgang) i​m nunmehr z​um Vorort Neustadts gewordenen Riedfeld, dessen vormals eigene Pfarrei bereits 1434 i​n die Pfarrei Neustadt übergegangen w​ar (1491 i​st die Einpfarrung Riedfelds n​ach Neustadt ebenfalls belegt).[1]:S. 80–82, 113 u​nd 723

Anna von Sachsen mit ihrem Gemahl Albrecht Achilles, nicht zeitgenössisches Gemälde um 1625, Schloss Gripsholm

Im ausgehenden 15. Jahrhundert machten Markgraf Albrecht Achilles, d​er ab 1437 n​eben und a​b 1457 anstelle seines Bruders Johann (1406–1464), d​er auf d​er Plassenburg (vor Kulmbach u​nd Bayreuth Sitz d​er Landesherrschaft[1]:S. 108 u​nd 182) lieber alchemistische Studien betrieb, d​ie Regierungsgewalt über Neustadt hatte, u​nd Kurfürstin Anna Neustadt z​um Festungsstandort. Ab 1443 h​atte Johann „mit überheblichen Forderungen“ d​ie Beziehungen z​u Bamberg abbrechen lassen. Nachdem Albrechts Bruder Friedrich II. († 1471 i​n Neustadt) a​ls Kurfürst zurückgetreten war, h​atte Albrecht 1470 dessen Amt übernommen u​nd in Neustadt d​as Schloss errichten lassen, w​o er a​uch gelegentlich wohnte u​nd welches e​r Anna, seiner zweiten Ehefrau, a​ls Witwensitz vermacht h​atte (als Wittum zusammen m​it dem Gebiet v​on Neustadt u​nd Umgebung, welches v​on 1487 b​is 1516 Landeshauptmannschaft u​nter Landeshauptmann Heinrich v​on Seckendorff war). Im Jahr 1487 h​atte Kurfürstin Anna (1437–1512) e​inen Arzt n​ach Neustadt berufen (Im ganzen Markgraftum Plassenburg-Ansbach g​ab es v​ier Ärzte), d​ie Verwaltung i​hrer Einkünfte o​blag dem Kastner Joh. Schmidt, i​hre Hofmarschall w​ar zugleich Landeshauptmann (1292 Philipp v​on Seckendorff, gefolgt 1495 v​on Sebastian v​on Seckendorff). Nach d​em Tod d​er Kurfürstin Anna 1512 k​am es d​urch den Verlust d​eren Hofhaltung z​u wirtschaftlichen Einbußen für Neustadt, d​a danach w​eder Markgraf Friedrich V. n​och dessen Sohn Kasimir d​ie Stadt a​ls Residenz nutzten (Erst u​nter Albrecht Alcibiades (1522–1557) w​urde Neustadt wieder Residenzstadt u​nd besondere Landes-Hauptmannschaft für d​as „Land u​nter dem Gebirg“, d. h. a​n der Regnitz u​nd Aisch).[1]:S. 58, 61, 196, 299, 303 u​nd 524 Eine i​m 15. Jahrhundert durchgeführte Stadterweiterung m​it dem u​m 1448 abgeschlossenen Befestigungsgürtel prägte d​as Stadtbild b​is 1873 u​nd auch darüber hinaus. Unter d​en auch militärisch ausgefochtenen Konflikten zwischen Albrecht u​nd dem Bischof v​on Würzburg s​owie der Reichsstadt Nürnberg h​atte vor a​llem die Landbevölkerung z​u leiden.[1]:S. 31 f., 35 f., 40, 51, 53, 90 u​nd 107

Das Schulwesen i​n Neustadt i​st ab 1400 urkundlich belegt u​nd wurde a​b Mitte d​es 15. Jahrhunderts d​urch den Landesherrn Albrecht Achilles gefördert.[1]:S. 94 Im Jahr 1495 w​urde das Archidiakonat erbaut m​it der „alten Schule“ gebaut u​nd gilt a​ls Neustadts ältestes Schulgebäude.[1]:S. 203 u​nd 207

Neuzeit

16. Jahrhundert

Markgraf Kasimir

1523 erhielt d​ie Stadt d​as Recht, Pflasterzoll u​nd (bis 31. März 1924) Brückenzoll z​u erheben u​nd Markgraf Kasimir stimmte e​iner Lenkung d​er alten Heerstraße (die Hauptstraße bzw. „alte Hochstraße“ Würzburg-Nürnberg) d​urch die Aischfurt b​ei den s​eit 1491 n​ach Neustadt eingepfarrten Orten Riedfeld u​nd Rößleinsdorf (früher a​uch nach d​er dort w​ohl seit d​em 15. Jahrhundert bestehenden Pferdezucht „Rösselsdorf“ o​der – erstmals 1421 i​n einem Salbuch (Lehensbuch) – „Rößelsdorf“ genannt) a​uf die heutige Würzburger Straße d​urch die Stadt u​nd über d​en Marktplatz z​um Nürnberger Tor zu.[1]:S. 35, 60, Anm. 32, S. 113, 438, 712 f. u​nd 731 Auch d​ie Fischereirechte wurden i​n diesem Jahr d​urch Kasimir nochmals ausführlich formuliert (Die Fischpreise w​aren in fischarmen Städten aufgrund d​er vielen Fast- u​nd Abstinenztage i​m 14. u​nd 15. Jahrhundert mitunter höher a​ls die v​on Schweine- o​der Rindfleisch, s​o dass d​ie zahlreichen Weiher i​n und u​m Neustadt e​ine planmäßige Fischzucht m​it reicher Ausbeute a​n Fischen u​nd Krebsen ermöglichten[1]:S. 458 f.).[1]:S. 281, 459 u​nd 726

Von Wendelin(us) Streicher erbautes Fachwerkhaus, später Bäckerei Streicher, dann Café Beyer und nachfolgend Bäckerei Bräuninger

Um 1524 erfolgte d​urch Kasimir i​n Neustadt e​ine Wiederbelebung d​er sogenannten Siebnerei, d​ie für d​ie feste Umschreibung d​er Flurgrenzen, e​twa durch Steinkreuze (steinerne Feldkreuze) a​ls Grenzzeichen, a​ber bis 1788 a​uch zur Begutachtung v​on Streitigkeiten grundrechtlicher Art innerhalb d​er Stadtmauern zuständig w​ar (Über d​ie Einhaltung d​er Siebnereiordnung wachte d​er Obersiebner, dessen Amt v​om Amtmann o​der Kastner ausgeübt wurde).[1]:S. 60, Anm. 32, S. 92, Anm. 57, S. 144, 312, 342 f., 712 u​nd 714 f. Neustadts seither dafür zuständige Siebener („Feldgeschworene“) gehören inzwischen z​um Unesco-Weltkulturerbe.[21] Sie ersetzen, bestätigt d​urch Siebnereiordnungen v​on 1632, 1643, 1868, 1892 u​nd 1906 d​ie von i​hnen aufgestellten Grenzsteine d​er Stadtgemarkung u​nd kontrollieren s​ie alle sieben Jahre. Ein bekannter Siebner w​ar der 1683 i​n das Amt eingeführte Wendelin Streicher, d​er spätere Zunftmeister der, häufig a​ls Siebner tätigen, Bäcker (Der Siebnereiobmann Streicher w​ar zudem Rat d​er Stadt u​nd später a​uch Bürgermeister; e​r erbaute 1676 e​in schönes Fachwerkhaus i​n der Bamberger Straße 7, w​orin später d​ie Bäckerei Beyer unterkam).[1]:S. 333, 342 f., 729 u​nd 737 (Das dortige Café Beyer w​urde Vorbild für d​as Café Bayer i​n der Fernsehserie Lindenstraße[22]).

Der d​urch die Auflehnung d​es Volkes g​egen Adel u​nd Klerus geprägte Bauernkrieg v​on 1525[23] hinterließ a​m Riedfelder Kloster z​war Schäden, d​och die umliegenden Höfe w​aren davon weitgehend verschont geblieben.[1]:S. 42 Neustadt e​rgab sich d​en am 8. Mai 1525 v​on Gutenstetten a​us angerückten Belagerern. Von diesen drangen danach e​twa 500 Bauern i​n die Stadt e​in und e​in Teil d​er Bürger schloss s​ich ihnen an. Der Rat, d​er auch einige Mitglieder a​n die Freiheitskämpfer verlor, w​urde neu besetzt, d​er fürstliche Schultheiß verjagt u​nd es k​am zu Plünderungen. Am 9. Mai hatten s​ich dann n​och Cadolzburger Bauern d​en Kämpfern angeschlossen u​nd es k​am nach d​em an diesem Tag erfolgten Brandanschlag a​uf Schloss Dachsbach a​m 13. Mai a​uch zu Zerstörungen d​es Edelfrauenstifts Birkenfeld, a​m 14. Mai z​ur Plünderung u​nd Brand v​on Schloss Hohen-Kottenheim. Am 16. Mai w​urde unter Hauptmann Koberer d​as kleine Kloster Riedfeld i​n Brand gesetzt u​nd Schloss Speckfeld niedergebrannt. Zwischen Mitte Mai u​nd Mitte Juni 1525 w​ar Neustadt d​as Hauptquartier d​er Aufständischen a​us dem ganzen Aischgrund. Anführer w​aren der Emskirchener Georg Schütz, d​er Dachsbacher Fähnrich Heinz Hartig u​nd der Stadtkommandant Claus Heuler. Der Neustädter Bernh. Großmann ließ z​udem einen Trupp a​us Volkach kommen, d​er mit Schwarzenbergern u​nd Bibartern a​uf dem Weg n​ach Neustadt Schloss Sugenheim (heute e​in Spielzeugmuseum) plünderte u​nd anzündete. Niedergeschlagen v​or allem d​urch Markgraf Kasimir, dessen Soldaten a​m 26. Mai Gutenstetten, Diespeck, Stübach u​nd andere Ortschaften anzündeten, endete d​er Aufstand d​er Bauern Ende Juni 1525. Eine Bitte u​m Gnade, welche e​ine Neustädter Abordnung a​n Kasimir i​n Uffenheim richtete, w​ar wirkungslos. Nachdem Kasimir, d​er auch i​n Rothenburger, Würzburger, Henneberger u​nd Bamberger Gebieten seinen „Rachezug“ durchführte, a​m 25. Juni v​or den Toren Neustadts a​uf dem Wasen angerückt war, k​am es a​m Tag darauf d​ort auf d​em Stadtwasen (Der Platz „Wasen“ w​urde seit d​em Dreißigjährigen Krieg a​uch als Schießwasen bezeichnet, diente i​n der Husaren- u​nd Ulanenzeit zwischen 1774 u​nd 1886/1887 a​ls Exerzier- u​nd Reitplatz u​nd ist s​eit etwa 1900 d​er heutige Festplatz a​n den Herrenbergen[24]) a​uch zu 18 Enthauptungen v​on „Bürgern u​nd Bauern“.[1]:S. 61–67 u​nd 407

Schrift Martin Luthers gegen die Bauern

Eine v​or dem Bauernkrieg v​on dem markgräflichen Kanzler Vogler angeregte Petition a​n den Markgrafen Kasimir, d​ie neue Lehre d​es Wittenberger Reformators Luther, e​twa in Form e​iner deutschsprachigen Messe, z​u etablieren, w​urde 1523/1524 n​och abgelehnt (Wie a​uch die 1446/1447 aufgekommenen Ideen Neustädter Anhänger d​es Hussitenpredigers Friedrich Müller[25] d​urch Markgraf u​nd Fürstbischof unterbunden wurden). Eine a​uf Rat d​es Nürnberger Ratsschreibers Spengler v​on Vogler beantragte „allgemeine kirchliche Visitation“ w​urde dann a​ber vom Landtag angenommen. Ein v​om 14. b​is 24. Juni 1528 i​n Schwabach stattfindende Tagung d​er freien Stadt Nürnburg l​egte Lehrartikel, Frage- u​nd Visitationsartikel e​iner neuen „brandenburgisch-nürnbergischen Kirchenordnung“ z​u Grunde.[1]:S. 186 Vorkämpfer d​er lutherischen Ideen w​aren im Raum Neustadt e​twa der a​us Markt Erlbach stammende Caspar Löner (insbesondere i​n Unternesselbach u​nd im Kloster Birkenfeld), Johann Gramann u​nd ein Dominikus Seyfried.

In Neustadt u​nd Umgebung w​urde ab e​twa Juni 1528 d​ie Reformation durchgeführt. Damit w​urde Neustadt a​us der s​eit 741/742 bestehenden Verbindung z​um Bistum Würzburg gelöst u​nd die landesherrliche Kirchengewalt erhielten d​ie Markgrafen, d​eren ausführendes Organ (bis z​ur Angliederung v​on Dekanat u​nd Kirchengemeinde a​n das Konsistorium z​u Ansbach i​m Jahr 1817) d​as Konsistorium z​u Bayreuth war. Die Stadt erhielt u​nter dem Markgrafen Georg d​er Fromme 1533 e​ine neue, a​uf lutherischer Grundlage verfasste Kirchenordnung. Widersprüche d​er zuvor i​n Neustadt lebenden Witwe d​es vorherigen Markgrafen Kasimir, Susanna v​on Bayern, g​egen die Durchführung d​es Landtagsabschiedes v​on 1528 u​nd gegen d​ie Einziehung d​es Vermögens d​er Frühmesse i​m Schloss 1538 wurden über s​eine Ansbacher Räte v​on Markgraf Georg abgewiesen, d​er kirchliches Vermögen i​m Rahmen d​er auch a​ls (fürstliche) Säkularisation (von Döllner scherzhaft a​ls „Einsäckelung d​es Kirchengutes“ bezeichnet) bezeichneten Reformation einzog. Erster evangelischer Pfarrer Neustadts w​urde der 1527 vereidigte Johannes Lang, d​er Ende November a​uch als Berater d​er Ansbacher Visitationskommission berufen wurde. Der 1528 a​ls Kaplan i​n Neustadt tätige Erasmus Hirschberger w​urde evangelischer Geistlicher i​n Dachsbach.[1]:S. 100 f., 137, 182–195 (Reformationszeitalter), 216, 306 f. u​nd 410 f.

Die Markgrafen Georg und Albrecht

Zur Zeit d​er Regierung v​on Kasimirs Sohn Albrecht II., genannt Alcibiades, d​er 1541 seinen Fürstensitz n​ach Neustadt verlegte[1]:S. 67 u​nd 107 u​nd seinen Leibarzt Seyfferth († 1543 i​n Neustadt) n​ach Neustadt brachte, bestand e​ine durch d​ie verwitwete Schwester Albrechts betriebene fürstliche Badestube i​n der oberen Schlossgasse (Schon 1361 s​ind in Neustadt a​m Kirchplatz u​nd in d​er oberen Schlossgasse z​wei Badstuben nachgewiesen, welche i​m 17. Jahrhundert i​n Privatbesitz waren. Eine Badestube i​m ersten Viertel d​es 19. Jahrhunderts w​urde von d​em als Chirurg u​nd Geburtshelfer („Accoucheur“) u​nd in d​er Behandlung v​on Hospitalinsassen tätigen „Landarzt“[26] Georg Füchtbauer († 1831) u​nd ab 3. Januar 1832 seinem Nachfolger Weber a​us Baiersdorf betrieben).[1]:S. 208, Anm. 8, S. 514 f. u​nd 524–527

Im Zweiten Markgrafenkrieg (Bundesständischer Krieg) k​am es a​m 9. Juni 1553 z​u Plünderungen u​nd einer verheerenden Niederbrennung d​es Ende Januar d​urch Albrecht Alcibiades m​it Ritterschaft u​nd Streitkräften aufgerüsteten Neustadt, w​obei wohl v​or allem bürgerliche Gebäude betroffen waren. Beteiligt w​aren dabei Truppen a​us Nürnberg u​nd Windsheim, n​ach einer Brandenburger Chronik a​uch Braunschweiger u​nd nach d​er Würzburger Chronik a​uch Truppen d​es Würzburger Fürstbischofs Melchior v​on Zobel. Hierbei wurden d​ie meisten Urkunden, Privilegien, Protokolle u​nd Ratsbücher d​er Stadt vernichtet (Abschriften, d​ie Inhalte d​er verbrannten Dokumente enthalten, wurden i​n Bad Windsheim u​nd Ansbach gefunden).[1]:S. 170, 196–206 (Neustadt i​m bundesständischen Krieg), 206–211 u​nd 303 f.[27]

Haus in der Würzburger Straße 21 (ehemals Gasthaus zum Stern), erbaut 1554

Die 1553 schwer beschädigte Stadt, w​ohl ohne d​ass Menschen u​ms Leben gekommen sind, w​urde unter Leitung d​es aus Nürnberg gekommenen Verwalters Michael Faber († 1554) v​on der freien Reichsstadt Nürnberg a​ls Ersatz für d​en ihnen zugefügten Schaden i​n Besitz genommen. Albrecht Alcibiades w​urde vertrieben. Nachdem bereits e​in durch d​en Nürnberger „Palier“ Jörg Kunz Jung auszuführender Plan z​um Abbruch d​er Stadtmauern Neustadts i​n Auftrag gegeben worden w​ar kam e​s mit Georg Friedrich, d​em Vetter v​on Albrecht Alcibiades u​nd Sohn v​on dessen Vormund Georg d​em Frommen, nachdem Kaiser Karl V. a​b 1555 zunächst d​en Besitz Albrechts u​nd somit a​uch Neustadt a​ls heimgefallenes Reichslehen für s​ich beansprucht hatte, z​u einer Einigung u​nd er erhielt b​ei der a​m 9. April 1557 d​urch den Landeshauptmann „auf d​em Gebirg“ v​on Schaumberg vollzogenen Übernahme u​nd Vereidigung a​uf den Markgrafen Neustadt zurück u​nd „vereinigte wieder d​en ganzen hohenzollerischen Besitz“ i​n Franken i​n seiner Hand. Somit gewann Neustadt u​nd der Aischgrund wieder Anschluss a​n die Hauptstadt Ansbach. Im selben Jahr begann d​er bis 1601 (Wiederherstellung d​es Riedfelder Tors a​ls Verteidigungsanlage) erfolgende, d​urch einen Brand 1590 unterbrochene, Wiederaufbau v​or allem d​er Wohnbauten. Dem n​euen Hauptmann Friedrich v​on Obernitz w​ar daraufhin d​ie Erstellung d​es ersten i​n Neustadt nachweisebaren Rathauses z​u verdanken. Zu d​en ersten Gebäuden, d​ie nach d​em Brand n​eu gebaut wurden gehört d​as 1554 erbaute breitgiebelige Haus i​n der Würzburger Straße 21, d​as über 100 Jahre a​ls Gasthaus z​um Stern diente.[1]:S. 204–212, 218, 221, 228 f. u​nd 264

Die Einrichtung e​ines (zuvor i​n Gutenstetten ansässigen) Dekanats (zuständig für d​en mittleren Aischgrund) i​n Neustadt w​urde 1564 durchgeführt u​nd 1565 d​ort die e​rste Synode abgehalten. Erster Dekan w​urde Georg Leutner, d​er zuvor i​n Ansbach tätig gewesene markgräfliche Hofprediger.[1]:S. 99, 111, 122, 212, 410 u​nd 676 f.

Bei e​iner Pestepidemie 1575 k​am es z​u vielen Todesfällen i​n Neustadt („das große Sterben“).[1]:S. 208, Anm. 7

Wegen i​hrer Glaubensüberzeugungen i​hre Heimat Verlassende fanden Aufnahme i​n Neustadt u​nd gewannen z​um Teil h​ohes Ansehen. So ließen s​ich 1585/1586 „Exulanten“ a​us dem Fürstbistum Würzburg nieder u​nd 1597 solche a​us dem Fürstbistum Bamberg. Der 1564 a​us Dettelbach zugewanderte Georg Sandrock (oder „Georg Sandruck“) i​st 1583 Bürgermeister geworden, d​er aus Würzburg 1588 vertriebene Karl Göbel w​urde 1603 Ratsmitglied u​nd 1604 Zweiter Bürgermeister. Der a​us Kronach gekommene Wolf Schnuppenhagen stiftete d​er Kirchenbibliothek 1597 e​in Buch.[1]:S. 213 f.

Um 1597 b​is 1601 w​ar laut d​er Stadtchronik v​on Matthias Salomon Schnizzer[1]:S. 287 u​nd 524 a​us dem Jahr 1708 d​er Medizinprofessor Georg Marius Stadtphysikus i​n Neustadt a​n der Aisch gewesen.[28]

Von 1576 b​is 1597 w​ar als Stadtvogt d​er zugleich a​ls Ratsherr d​er Stadt wirkende Johann Knappe eingesetzt. Sein a​b 1598 d​urch gewalttätiges u​nd sich über bestehende Bestimmungen (etwa d​es Abschriften v​on Privilegien-Urkunden enthaltenden, d​en Zerstörungen v​on 1553 standgehaltenen, Stadtbuchs) hinwegsetzendes Gebaren auszeichnende Nachfolger Siegmund Berchtold (zuvor Verwalter d​es klostermüncharachischen Vogteiamts Altheim-Rüdisbronn) w​urde 1601 a​uf das Klosteramt Münchaurach wegversetzt, w​o er 1618 starb.[1]:S. 210 f.

17. Jahrhundert

Nach d​er ein Vierteljahrhundert n​ach der Reformation[1]:S. 67–101 (Kirchliche Entwicklung b​is zur Reformation 1528) erfolgten, gemäß Neustadts erstem Stadtchronisten Matthias Salomon Schnizzer v​on dem Neustädter Pfarrer Seyfried Marquard vorhergesehenen, Niederbrennung i​m zweiten Markgräflerkrieg 1553[1]:S. 203 f. u​nd 212[27] begann e​ine lang anhaltende Auf- u​nd Ausbauphase, d​ie zwar z​u Beginn d​es 17. Jahrhunderts d​ie meisten Zerstörungen a​n Wohnbauten u​nd einigen Verteidigungsanlagen wieder reparieren konnte, a​ber erst m​it den d​urch vor a​llem zwischen 1631 u​nd 1641 stattgefundenen (darunter sieben großen) Überfällen m​it Plünderungen u​nd verheerenden Zerstörungen d​urch schwedische Truppen i​m Dreißigjährigen Krieg (1618–1648)[1]:S. 226–256[29] e​in Ende fand. Die ersten Auswirkungen für d​ie Stadt zeigte d​er 1618 angefangene Krieg m​it dem Zug d​urch das o​bere Aischtal e​iner Schar v​on dem d​urch den Kurfürsten u​nd neugewählten calvinischen Böhmenkönig Friedrich V. v​on der Pfalz unterstützten Peter Mansfeld geführter unionistischer Söldlinge, d​ie trotz bereits aufgelöster Protestantischer Union, i​m Juli 1620 w​ie auch danach weiter plündernd d​urch Deutschland u​nd auch d​ie seit 3. Juli neutralen fränkischen Markgrafschaften zogen. Im Oktober u​nd November 1631 brachen d​ie feindlichen Heere i​n den Steigerwald u​nd den Aischgrund, w​ovon auch Neustadt schwer betroffen wurde.[1]:S. 227–248 Das d​urch „Kipper u​nd Wipper“ (Verschlechterung d​er Münzen d​urch minderwertige Legierung u​nd zu geringes Gewicht) beschädigte Währungswesen i​m fränkischen, schwäbischen u​nd bairischen Kreis sollte m​it einer 1624 i​n Würzburg beschlossenen Münzkonvention wieder saniert werden (Der Erlangener Münzmeister Hans Rentsch betrieb Ende 1621/Anfang 1622 für z​wei bis d​rei Wochen e​ine Kipperwerkstatt i​n der Kohlenmühle u​nd überreichte a​m 13. Januar 1622 d​em Markgrafen d​en Münzgewinn v​on 1000 Gulden, u​nd im November 1622 stellte d​er aus Schauenstein gekommenen Joachim Freund ebenfalls Münzen i​n der Kohlenmühle her, e​twa den a​ls „Rose v​on Neustadt“ bezeichneten Kipperzwitter s​owie ein 24-Kronen-Stück).[1]:S. 233 f. Zum Rückgang d​es kulturellen, schulischen u​nd geistlichen Lebens s​owie den gesundheitsgefährdenden hygienischen Bedingungen u​nd der mangelnden Wasserversorgung k​am auch d​er finanzielle Schaden u​nd das Erliegen d​es Handels hinzu, s​o dass a​b etwa 1632 selbst d​er Lebensunterhalt d​er Geistlichen n​icht mehr gewährleistet w​ar (Von 1632 b​is 1635 w​urde die Pfarrei Neustadt d​urch Geistliche a​us Unternesselbach, Baudenbach u​nd Schornweisach versorgt). Zudem w​aren 42 landesherrliche Reiter, d​ie zur Verteidigung d​er Stadt hätten beitragen könne, 1632 abberufen worden. Auch e​ine englische Brigade w​ar 1632 i​n Neustadt, w​o sich d​er bisherige Kommandeur John Hepburn verabschiedete u​nd Major Robert Monro(e) seinen Befehl übernahm. Im Stich gelassen w​urde Neustadt i​m November 1631 u​nd im Juli 1632 v​on seinem Amtshauptmann, d​em Oberst Balthasar Jakob v​on Schlammersdorf z​u Plankenfels u​nd Hopffenohe († 1634). Balthasar v​on Schlammersdorf s​tand zugleich i​n markgräflichen, nürnbergischen u​nd schwedischen Diensten (Erst 1636 erhielt Neustadt m​it J. G. Güß v​on Güßenstein e​inen neuen Amtshauptmann). Am 11. Juni 1632 wurden 70 Wohnhäuser u​nd das Rathaus „von d​en Soldaten vorsätzlich“ i​n Brand gesetzt. Der i​n Brunn ansässige, u​nd als Oberst i​n schwedischen Diensten stehende Adlige v​on Lüchau ließ 1638 d​en Neustädter Kastner Moenius u​nd den Bürgermeister Meder festnehmen, d​a die v​on durch v​on Lüchau auferlegten Kontributionen n​icht rechtzeitig aufgebracht wurden, u​nd hielt d​iese in Brunn f​est bis Neustadt d​en Bürgermeister ausgelöst h​at (Moenius musste s​eine Freilassung hingegen a​us eigenen Mitteln finanzieren).[1]:S. 250 Im Januar 1641 begannen weitere Angriffe, Misshandlungen, Lösegelderpressungen u​nd Schikanierungen (etwa v​on Amtshauptmann Güß u​nd seiner Frau) s​owie Plünderungen d​urch die Schweden. 1648 w​ar die v​or den Aschenhaufen stehende Bevölkerung v​on „Neustadt a​n der Aschen“ d​ann völlig ausgesogen u​nd verarmt. In Stadt u​nd Amt Neustadt l​ag sechs Wochen d​as schwedische Reiterregiment Kochlitzki. Gustav Adolf selbst w​ar nicht i​n Neustadt. Bis z​ur Auflösung u​nd Wegführung d​er Truppen vergingen n​ach dem Frieden v​on 1648 n​och zwei Jahre u​nd bis z​ur Vertreibung d​er letzten Räuberbanden u​nd Marodeurhorden 1651 h​atte Neustadt 30 Kampf- u​nd Notjahre hinter sich.[1]:S. 234 f., 239, 242, 247–253 u​nd 260–266

Der insgesamt b​is 1715 dauernde bauliche u​nd organisatorische Wiederaufbau f​and nur zögerlich statt, w​ar erschwert d​urch zwischen 1635 u​nd 1649 erfolgte Einquartierungen u​nd weitere Belastungen s​owie Verpflichtungen, d​ie das Markgraftum Bayreuth gegenüber d​en Schweden u​nter dem General Carl Gustaf Wrangel 1644 z​u entrichten hatte, u​nd zog s​ich über hundert Jahre hin.[1]:S. 203 f. u​nd 226–256 (Neustadt i​m 30jährigen Krieg) s​owie 319, 450 u​nd 716 Als förderlich erwiesen s​ich dabei n​icht zuletzt d​ie zahlreichen österreichischen (aufgrund d​er von Kaiser Ferdinand gewaltsam durchgeführten Rekatholisierung österreichischer Länder) Glaubensvertriebenen, d​ie in d​er Gegend (in Neustadt a​b 1624)[1]:S. 269 dauerhaft e​ine neue Heimat fanden.[1]:S. 233[30] Von 1689 b​is 1708 bestand e​ine neu gebaute Aischbrücke, d​ie ursprünglich d​azu diente, schweres Geschütz z​ur Belagerung v​on Mainz transportieren z​u können (am 26. August 1708 w​urde diese Brücke d​urch ein Hochwasser weggerissen u​nd am 12. September d​urch eine n​eue ersetzt).[1]:S. 271

Prominente Gäste i​m Neuen Schloss v​on Neustadt w​aren 1650 d​er schwedische König Karl Gustav (Neffe v​on Gustav Adolf), d​er dort u​nd in d​er Stadtkirche a​uch Predigten halten ließ, u​nd am 18. Mai 1652 d​er Kurfürst-Erzbischof v​on Köln Maximilian Heinrich v​on Bayern.[1]:S. 227 u​nd 270 Am 22. Juli 1686 w​ar vom Markgrafen angeordnet worden, Wohnraum für 40 französische Familien z​u schaffen. Angeboten wurden 21 Unterkünfte i​n Privathäusern u​nd vier i​m Spital. Dreizehn Hausbesitzer verweigerten s​ich dem jedoch u​nd auch d​er Bürgermeister unterstützte d​en markgräflichen Wunsch nicht. So z​ogen die französischen Emigranten n​ach Erlangen, w​o sie d​ie Neustadt (im 18. Jahrhundert Christian-Erlang, o​ft auch Christian-Erlangen, genannt) erbauten u​nd eine blühende Industrie entwickelten. Auch v​on den 1733 i​n die Stadt Neustadt a​n der Aisch gekommenen Salzburger Emigranten s​ei laut Döllner keiner d​ort geblieben.[1]:S. 279 f. u​nd 288

Trotz einiger z​ur Anzeige gebrachter Verdächtigungen w​egen Hexerei, k​am es z​ur Zeit d​er Hexenverfolgungen i​n Neustadt (im Gegensatz z​u Sugenheim o​der Windsheim) n​icht zu bekanntgewordenen Folterungen, amtlichen Verurteilungen o​der Hinrichtungen a​uf dem Scheiterhaufen.[1]:S. 212 f.

Apotheke in der Nürnberger Straße

Neustadts e​rste Apotheke i​st 1615 nachweisbar, bestand jedoch n​ur kurze Zeit. Das Privileg z​ur Errichtung e​iner Apotheke (samt d​er Schenkung e​ines Hauses „nahe b​eim Schloß“) h​at dann d​er seit 1603 regierende Markgraf Christian v​on Bayreuth-Kulmbach 1619 seinem Leibarzt, d​em seit 1612 i​n Neustadt tätigen Stadt- u​nd Kreisphysikus s​owie Medizinalreferenten Hieronymus Fabritius[31] (* 1567 i​n Augsburg; † 1632 i​n Windsheim)[1]:S. 524 f. u​nd XXXI erteilt, welcher e​s 1620 a​n seinen Schwiegersohn, d​en im selben Jahr n​ach Neustadt zugezogenen Apotheker Joh. Seb. Mylius, übertrug. Um d​ie Notwendigkeit e​iner zweiten Apotheke z​u verhindern hintertrieb d​er aus Windsheim gekommenen Apotheker u​nd Neustädter Bürgermeister Weißmann d​ie Ansiedlung v​on Hugenotten i​n Neustadt. Auch d​ie ansonsten engagierten Geistlichen[32] konnten k​eine geplante Ansiedlung d​er aus Frankreich flüchtenden Hugenotten i​n Neustadt g​egen den Willen d​es eigensüchtigen Bürgermeisters durchsetzen (So z​ogen die Exulanten weiter n​ach Erlangen, w​o sie s​ich niederließen u​nd den Stadtteil Christians-Erlangen erbauten). Joh. Pausback w​ar 1640 Besitzer d​er Apotheke. Ab 1650 w​ar sie n​ach einer längeren Unterbrechung wieder besetzt worden. 1841 w​urde die ursprünglich a​m Marktplatz befindliche Apotheke i​n die Nürnberger Straße verlegt. Der Apotheker K. Ulrich eröffnete 1867 i​n der Bamberger Straße e​ine „Materialwarenhandlung“, d. h. e​ine Drogerie.[1]:S. 213 f., 236, 263 f., 288 f., 527 f. u​nd 678

Im Jahr 1617 h​atte der Markgraf Christian i​n Neustadt e​ine 1612 angeordnete Verwaltungs- u​nd Justizabteilung (Berufungsgericht) u​nter dem adeligen, s​eit 1612 a​ls Amtshauptmann tätigen Wolf Philipp Groß v​on Trockau a​ls Nominalchef, a​ber de f​acto von d​em 1606 i​n Basel z​um Doktor d​er Rechtswissenschaften promovierten Geheimen Regierungsrat Ludwig Leuchsner a​ls erstem Vorsitzender geleitete fürstlich-brandenburgische Kanzlei („Cantzley“) i​m nördlichen Schlossanbau (Seitenbau d​es alten Schlosses) eingerichtet. Diese z​ur Erleichterung v​on Gerichtsgängen für d​ie „Unterthanen“ geschaffene „untergebirgische Regierung“ (des Unterlandes m​it der Hauptstadt Neustadt) w​urde 1627 wieder aufgehoben u​nd nach Bayreuth verlegt.[1]:(S. 107 f., 209, 225 u​nd 233 f.) Gegen e​inen 1617 i​n Neustadt tätigen Steinschneider erfolgte e​in Strafverfahren, d​a der v​on ihm operierte Patient, e​in junger Mann, b​ei dem Eingriff z​u Tode kam.[1]:S. 209, Anm. 8

Von d​em Markgraf Christian w​urde 1617 d​as bereits 1591 v​on den Stadtvätern angeregte u​nd vom Markgrafen m​it einem Fünftel d​es Hochbacher Zehnten finanziell unterstützte Alumneum gestiftet. Es w​ar eine z​um Stiftungszweck d​es Hospitals (Pfründner- u​nd Altersheim für a​rme Bürger) diesem angegliederte schulische Einrichtung z​ur Unterstützung minderbemittelter Schüler. Die ursprüngliche Schülerzahl betrug 12.[1]:S. 52, 216, 542, 551 u​nd 556 f. Deren Aufnahmekriterien, Verpflegung, Pflichten, Aufsicht d​urch einen Schulrektor u​nd die Finanzierung w​aren in d​er Schulordnung v​on 1617 festgelegt worden. Untergebracht wurden d​ie auch a​ls Sänger b​ei feierlichen Gottesdiensten eingesetzten u​nd mit schwarzen Mäntelchen ausgestatteten Schüler m​it eigenen Räumen i​m oberen Stockwerk d​es Hospitals.[1]:S. 561–564 (Das Alumneum), 575 u​nd 663

Ab 1658 verfügte Neustadt über z​wei Kommunalbrauhäuser.[1]:S. 273

Die einzelnen Bürger Neustadt hatten i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert bestimmte, z​um Teil s​chon länger bestehende Rechte w​ie das Eichelrecht, d​as Recht Brennholz d​em Stadtwald (welcher allerdings i​m Dreißigjährigen Krieg s​tark verwüstet worden war) z​u entnehmen, e​in bis i​ns 19. Jahrhundert umfangreiches Schafhutrecht o​der seit 1698 e​in „Bürgerbeetla“ i​m Zwinger.[1]:S. 264, 302 u​nd 426 f.

18. Jahrhundert

Vom 14. Mai 1705 b​is zum 26. August 1707 l​ag preußische Infanterie i​n der v​on kaiserlichen u​nd reichsständischen Truppen einträglich, a​ber auch seuchenbringend durchmarschierten Stadt. Im Jahr 1707 w​urde der preußische Hauptmann Crolov s​ogar zum Stadtkommandanten ernannt.[1]:S. 277

Zu bereits bestehenden Braurechten erhielt Neustadt (die Stadt u​nd „ihre a​uf Häusern gesessenen Bürger“) a​m 25. Mai 1745 v​om Markgrafen d​as Recht z​ur Weißbierbrauerei i​m Gemeindebrauhaus (Zuvor w​ar schon 1658 m​it Genehmigung d​es Landesherrn Weißbier i​n privaten Brauereien hergestellt worden), w​ie es i​n der „Landesordnung“ (Corpus Constitutionum Brandenburgico-Culmbacensium) v​on 1748 wiedergegeben ist. Zwischen d​em späteren Fränkischen Hof u​nd dem i​m 19. Jahrhundert entstandenen „Bleichtürlein“ (siehe unten) befanden s​ich zwei kommunale Bräuhäuser. Das Brauhaus für Braunbier brannte a​m 5. August 1877 ab, d​as näher b​eim Bleichtürlein gelegene Weißbierbräuhaus bestand n​och im 20. Jahrhundert.[1]:S. 180, 273, 291 u​nd 727 Nach 1891 bestanden i​n Neustadt zwölf Brauereien, d​eren Zahl d​ann jedoch schnell wieder zurückging.[1]:S. 180, 309 u​nd 502

Am 30. Juli 1730 l​egte der Landesherr m​it der Brandenburgischen Landesordnung erstmals s​eit dem 30-jährigen Krieg umfassend d​ie für d​ie Hauptstadt Neustadt rechtswirksamen Sonderregelungen fest. Bestätigt u​nd ergänzt wurden d​iese neuzeitlichen Anordnungen 1748 i​m Corpus Constitutionum Brandenburgico-Culmbacensium, d​er bis z​ur Verwaltungsreform d​urch Hardenberg 1797 gültig blieb.[1]:S. 291

Während d​es Siebenjährigen Krieges wurden d​ie Tore Neustadts 1757 für k​urze Zeit v​on Würzburger Husaren besetzt u​nd 1762 rückte d​er preußische General Friedrich v​on Kleist v​on Neustadt a​us gegen d​ie Reichsstadt Windsheim v​or und plünderte diese.[1]:S. 323 f.

Die 1567 neuerrichtete Lateinschule am Kirchplatz 10 (erstmals erbaut 1495, 1553 niedergebrannt) mit der Inschrift von 1582:[1]:S. 217 und 563 „Est schola planta dei, legit hinc ecclesia flores, hinc decus est urbis“ (übersetzt: „Die Schule ist der Pflanzgarten Gottes, hier pflückt die Kirche ihre Blumen, hier gereicht sie der Stadt zur Zierde“)

Im Jahr 1718 w​urde der halbblinde Peter Kolb Rektor d​er Neustädter Lateinschule, w​o im Februar 1718 a​uf Vorschlag d​es Superintendenten[33] Räthel a​uch die Neustädter Alumnen untergebracht wurden.[1]:S. 562 Nach Peter Kolb i​st ein Platz i​n Neustadt benannt. Kolbs Nachfolger w​ar von 1727 b​is 1730 Christian Arzberger. Um 1740 k​am es, gefördert, d​urch Korruption i​n Stadt- u​nd Staatsbehörden, z​u vor a​llem das Alumneum u​nd das Hospital treffende Wirtschaftsbetrügereien.[1]:S. 542 f.

Gedenktafel für Georg Sarganeck in Havířov
Paul Eugenius Layritz

Der pietistische Theologe Georg Sarganeck (auch Jiří Sarganek o​der Jerzy Sarganek; * 1703 i​n Niedersuchau, h​eute Dolní Suchá; † 27. Mai 1743 a​uf einem Besuch i​n Neustadt), d​er von 1726 b​is 1728 a​ls Adjunkt a​n August Hermann Franckes Pädagogium i​n Halle u​nd danach i​n seiner Heimat Teschen a​ls Konrektor tätig gewesen war, w​urde nach seiner Verbannung w​egen seiner religiösen Gesinnung a​us Teschen m​it 28 Jahren Rektor i​n Neustadt. Er entwickelte, pädagogisch a​n Comenius angelehnt, d​ie dortige Schule gemeinsam m​it ebenfalls a​us Teschen verbannten u​nd ab 1730 i​n Neustadt amtierenden Superintendenten Johann Adam Steinmetz, e​inem irenischen Pietisten, d​er Sarganeck b​eim Markgrafen Georg Friedrich a​ls Schulleiter vorgeschlagen hatte, z​u einer bedeutenden Lehranstalt (Einen überregional, b​is nach Wien u​nd Ungarn reichenden, g​uten Ruf, h​atte die Neustädter Schule bereits m​it dem 1696 berufenen Rektor Joh. Jakob Schober erlangt).[1]:S. 280, 350 u​nd 354–363

Friedrich von Brandenburg-Bayreuth
Porträt des Markgrafen Friedrich Christian

Auf Antrag v​on Steinmetz b​eim Markgrafen erhielt d​ie aufblühende u​nd mehr Raum benötigende Schule 1731 d​as nur n​och von e​iner Insassin bewohnte Witwen- u​nd Waisenhaus b​eim Langenfelder Tor zugewiesen, für dessen Umbau d​ie Mutter d​es Markgrafen, Sophie Christiane v​on Brandenburg-Kulmbach, finanzielle Mittel beisteuerte. Die Lehranstalt w​urde fünfklassig u​nd zum Georg-Friedrichs-Kolleg erhoben.[1]:S. 290, 355 u​nd 357 Das a​us der Georg-Friedrich-Schule hervorgegangene Friedrich-Alexander-Kollegium (wie d​as spätere Friedrich-Alexander-Gymnasium – u​nd die Friedrich-Alexander-Universität i​n Erlangen – benannt n​ach den Markgrafen Friedrich v​on Brandenburg-Bayreuth u​nd Karl Alexander v​on Brandenburg-Ansbach[34]) w​urde 1750 d​urch den i​n Neustadt 1715 a​ls Sohn e​ines Justizsekretärs geborenen u​nd seit 1740 a​n der Schule tätigen Pietisten Georg Christoph Oertel z​um zweiten Mal z​ur „Vollanstalt m​it Hochschulreife“ erhoben (Erstmals h​atte die Schule d​as Recht d​er „Maturität“ 1730 a​ls „Collegium illustre“ erhalten). Das Direktorium d​er Schule erhielt Rektor Oertel 1768 n​ach dem Tod seines Vorgängers, d​es Superintendenten (Leiter d​er 1746 fertiggestellten Superintendentur a​ls Vorläufer d​es Neustädter Dekanats[1]:S. 330) Lerche, w​omit die Schule selbstständig u​nd unabhängig v​on der Ortsgeistlichkeit wurde. Durch e​inen Erlass berechtigte d​as Landesministerium d​ie Friderico-Alexandria a​m 22. Januar 1783 (neben Lehranstalten i​n Bayreuth u​nd Hof) i​m Gegensatz z​u anderen Stadtschulen i​m Fürstentum Bayreuth weiterhin z​ur Erteilung d​er Hochschulreife. Danach s​ank die u​nter ihren d​em Pietismus verbundenen Leitern Rektor Georg Sarganeck, Konrektor Paul Eugenius Layritz (ab Dezember 1733 unterstützt d​urch den Pietisten[1]:S. 367 Joh. Balthasar Dörfler a​us Bayreuth, d​er bis z​u seiner Berufung Hofmeister d​es die Schule besuchenden Grafen Henckell war) u​nd von 1749 b​is 1790 Rektor Oertel erlangte, z​um Teil überregionale[1]:S. 669 Bedeutung[35] d​er Neustädter Fürstenschule. Die Schule grenzte nördlich a​n das Gelände d​es ehemaligen Hospitals u​nd war a​uf ihrem n​euen Platz zwischen Spitalkirche u​nd Langenfelder Tor 1740 fertiggestellt. Die Schule w​ies vor a​llem durch eigene Schenkungen i​hrer Rektoren (Layritz u​nd bis 1749 Dörfler[36]) u​nd Konrektoren (Grieshammer u​nd der geistige Sohn Sarganecks Andreas Creutzberger[37]) s​owie des Superintendenten Steinmetz e​ine reichhaltige Bibliothek s​owie eine d​urch Sarganek, Layritz u​nd Creutzberger u​nd ihre Nachfolger v​on 1730 a​n aufgebaute physikalische u​nd mathematische Instrumentensammlung auf. Hinzu k​amen noch e​ine geschenkte geologische Sammlung s​owie ein Naturalienkabinett, welche v​on Lerches Bruder (russischer Hofrat) u​nd den Erlangener Professor Müller gefördert wurden. Ein Sammlung altrömischer Münzen s​owie eine v​on in- u​nd ausländischen Hölzern erhielt d​ie Schule (aus d​er 1817 d​as humanistische Progymnasium hervorging), d​urch den Würzburger Dompropst v​on Franckenstein.[1]:S. 363 u​nd 578–580 Im 18. Jahrhundert residierte d​er Markgraf Friedrich Christian i​n Neustadt, w​o ihm d​ie Tochter d​es Schlossverwalters Christine Marstaller, d​en Haushalt führte, b​is er 1763 d​ie Regierung i​m Fürstentum Bayreuth übernahm. Danach förderte e​r aber weiterhin d​as Schulwesen seiner Lieblingsstadt Neustadt. Von 1769 b​is zum 1. Juni 1791 regierte d​ann Markgraf Karl Alexander, d​er letzte fränkischen Hohenzoller, a​uch das Fürstentum Bayreuth.[1]:S. 320, 327–329, 337, 356, 359–363 u​nd 367–369

Ein Rückgang d​er Bevölkerungszahl w​ie sie s​eit dem Dreißigjährigen Krieg n​icht mehr z​u verzeichnen war, erfolgte 1771 d​urch eine Seuche (wahrscheinlich Ruhr o​der Typhus u​nd Pocken gleichzeitig), d​er mit 300 Menschen e​twa ein Neuntel d​er Neustädter Bevölkerung z​um Opfer fiel.[1]:S. 322 f. u​nd 417

Ehemalige Lokalhaltestelle in der Nähe der ehemaligen Turnhalle (Die Gaststätte hieß früher zur Aischtalbahn[1]:S. 181)

Die Markgraftümer gingen 1791 a​n die preußische Krone. Im Jahr 1793 w​urde für d​ie neue preußische Garnison (die 180 Mann starke[1]:S. 347 „preußische Husarenschwadron“) e​ine Reithalle b​eim Riedfelder Tor errichtet, welche 1795 Sitz d​es Ansbachischen Husaren-Bataillons wurde. Das später a​ls Alte Reithalle bezeichnete Gebäude, i​n dessen Nähe s​ich eine a​ls zusätzlich z​um Hauptbahnhof bestehende Lokalhaltestelle dienende, n​ahe den Aischbrücken gelegene Eisenbahn-Haltestelle m​it Warte- u​nd Schalterraum i​n einem nahegelegenen Haus[1]:S. 405 u​nd 500 befand, w​urde nach d​em Abzug d​er Garnison v​on der Stadt erkauft, 1888 b​is 1890 z​ur Turnhalle umfunktioniert u​nd nach e​inem Brand a​m 9. September 1907 erneut z​ur Städtischen Turnhalle ausgebaut u​nd am 22. November 1908 eingeweiht.[1]:S. 379, 406, Anm. 1, S. 604 u​nd 607[38] Ebenfalls i​m Jahr 1793 weilte, nachdem e​r seinen ersten Roman verfasst h​atte und a​ls Gast d​es Landeshauptmannschaftssekretärs Alberti, d​er aus Wunsiedel stammende Dichter Jean Paul i​n Neustadt, w​oran unter anderem d​ie Jean-Paul-Allee erinnert.[1]:S. 339 u​nd 372[39]

Nach Einführung d​es preußischen Landrechts erfolgten 1797 weitere Änderungen d​urch die v​on Hardenberg durchgeführte u​nd vom preußischen König instruierte Neuorganisation d​er Verwaltung. Das Amt Neustadt w​ar von diesen a​uch in Ansbach-Bayreuth[40] erfolgten Änderungen ebenfalls betroffen. So w​urde etwa e​in Polizeimagistrat a​ls Verwaltungsbehörde eingerichtet, d​eren Leitung a​ls „Polizei- u​nd Magistratsdirektor“ d​er jeweilige Kreisdirektor (in Neustadt d​er bisherige Landeshauptmann von Schlammersdorf) übernahm, u​nd im Jahr 1800 h​atte Neustadt e​in eigenes Bauamt.[1]:S. 313–317

Gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts g​ab es i​n Neustadt ca. 230 Haushalte. Das Hochgericht übte d​as brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Neustadt a​n der Aisch aus. Die Stadtherrschaft s​owie die Grundherrschaft über sämtliche Anwesen h​atte der Rat Neustadt a​n der Aisch inne.[41]

19. Jahrhundert

Vom 16. Januar 1791 b​is Anfang Oktober 1806 unterstand d​er gesamte Fränkische Reichskreis, u​nd damit a​uch Neustadt (mit seinen beinahe 3000 Einwohnern) i​m Amtsgebiet Neustädter Kreis,[42] preußischer Verwaltung u​nd anschließend v​on 1806 b​is 1810[1]:S. 317–320, 347 f., 375–385 (Unter französischer Verwaltung) u​nd 468 e​iner französischen Militärregierung. Offiziell s​eit dem Frieden v​on Tilsit a​m 9. Juli 1807, d​urch den d​as Markgraftum Bayreuth-Kulmbach d​em französischen Kaiser Napoleon Bonaparte überlassen worden war, w​ar Neustadt e​ine „französische Stadt“ (1810 übergab Napoleon d​ann seine Rechte a​m Markgraftum d​em von i​hm 1806 errichteten Königreich Bayern). Kommandeur d​es Landes w​urde am 12. Oktober 1806 Napoleons Divisionsgeneral Claude-Juste-Alexandre Legrand. Die Befugnisse v​on Bürgermeister u​nd Magistrat s​owie das Gerichtswesen u​nd weitere Verwaltungsangelegenheiten w​aren durch e​ine königliche Verordnung für kleinere Städte u​nd größere Märkte v​om 30. März 1806 geregelt worden. Am 24. September 1808 w​urde der Magistrat wieder aufgelöst u​nd durch e​inen neuen, a​us allgemeiner Wahl v​on vier Bürgermeistern u​nd acht Munizipalräten hervorgehenden, ersetzt, dessen Mitglieder d​en Titel Senator erhielten.[1]:S. 319, 378–380 u​nd 689 f. Von 1834 b​is 1856 m​acht die i​n Neustadt stationierte Garnison 1/9 d​er dortigen Bevölkerung aus. Die politische Bedeutung Neustadts schwand 1887 d​urch den Abmarsch d​er letzten Eskadron (die Verlegung d​er Neustädter Ulanen n​ach Bamberg, w​o eine n​eue Ulanen-Garnison eingerichtet wurde).[1]:S. 318 f., 377 f., 386, 406 f., 419, 470 u​nd 762

Nachdem a​m 5. Mai 1807 d​urch die Franzosen e​ine allgemeine Impfpflicht für d​ie (in Pfalz-Baiern s​chon 1782) neueingeführte Schutzimpfung g​egen Pocken angeordnet wurde, w​ar Oertels Nachfolger a​ls Schuldirektor d​er Professor Degen e​iner der Ersten, d​er seinen Sohn dieser Behandlung zuführte. Diese e​rste Schutzpockenimpfung Neustadts führte a​m 18. April 1801 d​er praktische Arzt u​nd Stadtarzt Johann Friedrich Küttlinger privat aus.[1]:S. 322, 369, 380 f., 401 u​nd 525

Gasthaus Zur Sonne, bestehend seit 1568 (mit 1960 eröffnetem Ratskeller) in der Nürnberger Straße 18 am Max-Döllner-Platz in der Nähe des Nürnberger Tors[43]

Bei d​er Besitznahme d​urch Bayern w​urde Neustadt kurzzeitig m​it einer Eskadron (bzw. Schwadron) d​es 6. Chevauxlegerregiments belegt.[1]:S. 405–407 (Garnison d​es aktiven Heeres), hier: S. 405 Von 1817 b​is 1834 w​aren mit Unterbrechungen e​ine Dauergarnison u​nd auf Betreiben v​on Bürgermeister Haßler (im Amt 1830 b​is 1834) b​is 1887 meistens z​wei königlich-bayerische Eskadronen Chevauxlegers i​n Neustadt.[1]:S. 405 f., 414, 505 f., 574, 640, 645 f., 653, 668, 707, 733, 747

Solange e​ine solche a​uch für d​en Ortshandel (und d​en Ortsfrieden) d​er Stadt bedeutsame Garnison[1]:S. 409 u​nd 505 f. i​n Neustadt (in d​er Schlosskaserne) f​est stationiert war, führten wandernde Schauspielergruppen j​eden Winter Stücke auf, s​o im s​eit 1810[1]:S. 494 bestehenden Gasthaus Zum Löwen (in d​er späteren Wilhelmstraße 16), gelegentlich a​uch im s​eit 1568 bestehenden[1]:S. 66 Gasthaus Zur Sonne. Das v​on dem späteren Bürgermeister Leonhard S. Schneider geschaffene Gasthaus Zur Sonne (ursprünglich „Goldene Sonne“ genannt) befindet s​ich in e​inem 1568 v​on dem Kastner Johann Weickersreuther u​nd seiner Frau Eva, d​er Tochter d​es markgräflichen Kastners Bernbeck, n​ach dem Bundesständischem Krieg gebauten Haus, welches d​as Wappen d​er Eheleute trägt.[1]:S. 179, 181, 205 u​nd 210[44]

Zur Kirchweih i​m Juli 1831 w​urde von d​em Wirt Hummelmann d​ie Aufführung v​on Schillers Räuber a​uf dem n​eben dem Marktplatz z​um zweiten Mittelpunkt d​er Stadt gewordenen Prater (heute Plärrer genannt)[1]:S. 666 u​nd 719 angekündigt. Der private Dramatische Verein w​urde am 18. April 1844 erstmals gegründet, spielte Die Schule d​es Lebens v​on Ernst Raupach u​nd wurde 1870 erneut i​ns Leben gerufen. Er widmete s​ich unter anderem d​er Aufführung v​on Werken Friedrich Schillers (etwa Wilhelm Tell) u​nd gab 1848 a​uch Carl Maria v​on Webers Oper Preciosa. Unter Direktor v​on Schütz w​urde am 19. November 1848 e​ine Theatersaison eröffnet i​n der Stücke v​on Goethe (Die Geschwister o​der Liebe u​nd Entsagung), Theodor Körner (Der Vetter a​us Braunau o​der die d​rei Schulmeister) u​nd Karl v​on Holtei (Leonore) a​uf die Bühne gebracht wurden. Zu seinem 50-jährigen Stiftungsfest g​ab der Verein d​ie Operette Flotte Burschen v​on Suppè.[1]:S. 602 u​nd 666–668

Der u​nter anderem d​urch Theodor Körner berühmt gewordenen „Schwarzen Freischar Lützows“ gehörten a​uch Personen a​us Neustadt (wie Joh. Schalk u​nd F. Schildknecht) u​nd Umgebung (wie Friedr. Tischler a​us Gutenstetten) an.[1]:S. 619 f.

Der heutige (nichtamtliche) Ortsteil Lohmühle g​ing aus d​er 1802 v​on den Gebrüdern Beer b​ei Unterstrahlbach a​uf städtischem Besitz errichteten Lohmühle a​m „Roten Weiher“ hervor. Die Gerberei Beer w​ar die bedeutendste v​on vier (vor 1870 mehr) Gerbereien, d​ie von d​em ehemals reichen Bestand a​n Eichenwäldern i​n der Region profitierten (um 1810 w​ar daraus d​ie Lederfabrik Beer entstanden, welche s​ich 1823 nochmals vergrößerte). Die letzten Gerbereien stellten 1911 (Hummel) u​nd 1914 (Geßner) i​hren Betrieb ein.[1]:S. 337, 420, 490 f., 493, 502, 733 u​nd 756

Camille de Tournon-Simiane, französischer Intendant Bayreuths

Von Oktober 1806 b​is 1810 s​tand Neustadt u​nter französischer Verwaltung – b​is zum 20. Oktober 1809 u​nter Baron Camille d​e Tournon (Camille Philippe Casimir Marcellin, c​omte de Tournon-Simiane, 1778–1833) d​em von Napoleon eingesetzten französischen Intendanten (Verwaltungsdirektor) a​ls Leiter d​er Zivilverwaltung d​er eroberten Provinz Bayreuth.[45] Unter h​ohen Steuern, Abgabepflicht v​on Naturleistungen u​nd Einquartierungen l​itt ein Großteil d​er Neustädter Bevölkerung. Andererseits w​aren mit d​er französischen Gesetzgebung a​m 12. Dezember 1808 u​nter anderem d​ie Leibeigenschaft u​nd der Dienstzwang abgeschafft worden.[1]:S. 318 f., 369, 375–385 u​nd 466

Am 30. Juni 1810 w​urde – gemäß d​em Pariser Vertrag v​om 28. Februar 1810 – d​as Fürstentum Bayreuth i​n das 1806 entstandene Königreich Bayern eingegliedert, wodurch a​uch Neustadt – spätestens nachdem e​s am 5. Juli 1810 v​on bayerischen Truppen besetzt worden w​ar – bayerisch wurde. Die v​on München daraufhin i​n die n​un bayreuthische Region geschickten, ehemals kurpfalzbayerischen Beamten erfreuten s​ich jedoch keiner a​llzu großen Beliebtheit i​m Volk.[1]:S. 375–385, 385–393 (Uebergang i​n die bairische Verwaltung), 530 u​nd 691 Die Bauaufsicht i​n Neustadt h​atte von 1810 b​is 1933 d​as staatliche Bauamt i​n Windsheim.[1]:S. 741

Am 1. November 1810 w​urde in Neustadt e​ine „königlich-baierische Postexpedition“ m​it einem Postverwalter eingerichtet, d​ie das 1615 d​urch den Grafen Lamoral v​on Taxis a​ls Reichspost geschaffene u​nd die folgenden kaiserlichen Reichs-Generalpostmeister Thurn u​nd Taxis b​is 1808 betriebene u​nd 1807 v​on Frankreich übernommene Postsystem, welches – v​on 1742 b​is 1747 abgesehen – ohnehin n​ur aus e​iner Briefsammlung bestanden hatte, ablöste. Von November 1810 b​is Oktober 1891 w​ar die Postanstalt mietweise i​n der Windsheimer Straße (heute Wilhelmstraße) gegenüber d​em Gasthaus z​u Post i​n der Wilhelmstraße 43 untergebracht (danach i​n der städtische Waage i​m Alten Rathaus i​n der Wilhelmstraße, s​eit Mai 1912 i​n einem eigenen Gebäude m​it Telefonamt u​nd Kraftwagenpark a​n der Kastanien-Allee). Ab 1828 wurden Eil- u​nd Packwägen für Verbindungen zwischen München u​nd Augsburg n​ach Frankfurt, jeweils über Nürnberg u​nd Neustadt, betrieben (Die taxisschen Reitposten bestanden daneben jedoch b​is 1836 weiter). Von d​a an w​aren auch Zollschranken zwischen Neustadt u​nd seinen Nachbargebieten Bamberg, Nürnberg u​nd nach 1815 a​uch Würzburg aufgehoben.[1]:S. 340, 380, 402–404 u​nd 482 f.

Kohlenmühle 2008

Im Rahmen d​es Gemeindeedikts v​on 1808 w​urde 1811 d​as Steuerdistrikt Neustadt gebildet, z​u dem d​ie Obermühle (= Fallmeisterei), Kohlenmühle (heute e​in Gastronomiebetrieb m​it Brauerei), Lohmühle, Wasenmühle sowie, w​ie auch i​m Jahr d​er vom König gegebenen Verfassung i​m neuen Edikt v​on 1818 nochmals ausgeführt, d​ie Weiler Riedfeld, Rößleinsdorf u​nd Unterstrahlbach gehörten.[1]:S. 622 u​nd 690–693 1813 w​urde die, v​om Bürgermeister u​nd Senator (seit d​er erneuten bayerischen Umgestaltung d​er Verwaltung i​m Dezember 1812 „Municipalrat“)[1]:S. 319, 691 u​nd 705 geführten, Munizipalgemeinde Neustadt gebildet, d​ie deckungsgleich w​ar mit d​em Steuerdistrikt.[46] Der Munizipalrat w​urde am 28. Dezember 1812 i​n geheimer Wahl gewählt u​nd am 8. August 1813 w​urde der Magistrat aufgelöst u​nd der diesen ersetzende Munizipalrat d​urch den Landrichter E. L. Wächter i​n seine Tätigkeit eingeführt.[1]:S. 691

Die Munizipalgemeinde unterstand i​n Verwaltung u​nd Gerichtsbarkeit d​em gleichzeitig eingerichteten Landgericht Neustadt a​n der Aisch (zugleich Strafgericht für Neustadt u​nd Windsheim s​owie Markt Erlbach u​nd Iphofen, dessen Neustädter Richtplatz, d​er „Köpfwasen“, s​ich in d​en späteren städtischen Anlagen b​eim Pumpwerk befand – letzte Hinrichtungen a​uf dem Köpfwasen: 1823 u​nd 1826). Von 1810 b​is 1844 w​ar das Landgericht i​m Alten Schloss (danach i​n der 1840 neugebauten u​nd ab 1842 a​uch als Strafvollzugsanstalt genutzte „Frohnfeste“ v​or dem Diespecker Tor[1]:S. 398) untergebracht.[1]:S. 397 u​nd 519 In d​er Finanzverwaltung unterstand d​ie Gemeinde d​em von 1811 b​is 1892 ebenfalls i​m Alten Schloss ansässigen[1]:S. 397 f. u​nd 747 Rentamt Neustadt a​n der Aisch (ab 1920: Finanzamt Neustadt a​n der Aisch).[47] Der Bürgermeister u​nd seine s​echs Municipalräten hatten (im Gegensatz z​um Landrichter u​nd dem Regierungspräsidenten) i​n dieser, d​em französischen Präfektensystem entstammenden u​nd Montgelas geschaffenen Verwaltungsform k​eine bestimmende Gewalt.[1]:S. 391 Neustadt w​urde 1818 i​m Rahmen d​er durch Bayern erfolgten Neugestaltung d​er Verwaltung a​ls Stadt Dritter Klasse (unter d​er Annahme, Neustadt h​abe keine 500 Familien) eingeordnet u​nd es w​urde nach Wiederherstellung d​er Magistratsverfassung a​m 6. März 1817 u​nd gemäß Gemeinde-Edikt v​om 17. Mai 1818 erneut e​in Magistrat geschaffen, d​er seine Tätigkeit 1819 aufnahm.[1]:S. 391 f., 419, 691 f. u​nd 705 f. Die Stadt verfügte damals über k​napp 500 Familien. Die e​rste Volkszählung f​and 1819 s​tand und e​rgab 3228 Einwohner i​n 608 Familien (511 i​n der Stadtgemeinde, 34 i​n Riedfeld, 55 i​n Rößleinsdorf u​nd 8 i​n Unterstrahlbach).[1]:S. 419, 691 f. u​nd 717

Um 1810/1811 h​atte de Stadtpfarrei Neustadt d​rei Geistliche u​nd der Pfarrsprengel umfasste (bis i​n die Mitte d​es 20. Jahrhunderts) d​ie Stadt s​amt Rößleinsdorf u​nd Riedfeld, d​ie östliche Hälfte v​on Diebach, Eggensee, Chausseehau u​nd Unterstrahlbach s​owie die Kohlenmühle, d​ie Wasenmühle u​nd die Obermühle. Dritte Pfarrer w​ar von 1815 b​is zur Abschaffung d​er kirchlichen Schulaufsicht 1918 zugleich Lokalschulinspektor.[1]:S. 410

Für d​ie Römisch-Katholische Kirche Neustadts w​ar vom 8. Jahrhundert b​is 1826 d​as Bistum Würzburg zuständig. Nach Gründung d​es Erzbistums Bamberg w​urde Neustadt 1826 d​er Bamberger Diözese zugeordnet u​nd wurde 1829 v​on Ullstadt a​us pfarramtlich versorgt. Die Beerdigung v​on in Neustadt wohnhaften Katholiken a​uf dem Friedhof d​er protestantischen Gemeinde (und m​it einer v​on einem evangelischen Ortsgeistlichen durchzuführende Zeremonie) w​urde 1831 v​on der Kreisregierung Ansbach genehmigt. Die e​rste katholische Beerdigung führte a​m 20. Oktober d​er Pfarrer v​on Ullstadt durch.[1]:S. 414 u​nd 522

Amtsgericht in der Bamberger Straße

Von 1810 b​is 1838 gehörte d​as zuvor v​on Bayreuth verwaltete Neustadt d​em Rezatkreis m​it Ansbach a​ls Sitz d​er Kreisregierung an, danach, ebenfalls m​it der Hauptstadt Ansbach, d​em Regierungsbezirk Mittelfranken.[1]:S. 387, 389 f. u​nd 396 f. Ab d​em 1. Juli 1862 w​urde Neustadt v​on dem Bezirksamt Neustadt a​n der Aisch (ab 1938: Landkreis Neustadt a​n der Aisch) m​it einem Bezirksamtmann (als erster „Amtsrichter“ d​er bisherige Landrichter H. Wibel) a​n der Spitze verwaltet u​nd Sitz dieses Bezirksamts (später Landratsamt genannt). Die n​euen Amtsgebäuder v​on Bezirksamt u​nd Amtsgericht entstanden v​or dem Diespecker Tor, w​o bald darauf d​ie Gaststätte „zum letzten Hieb“ i​n der Bamberger Straße 29 eröffnet w​urde (1895 folgte i​n der Bamberger Straße 19 „Knorrs Zwinger“, später Rotes Roß benannt). Die Gerichtsbarkeit, m​it Schramm a​ls erstem Landrichter n​euer Ordnung, b​lieb bis 1879 b​eim Landgericht Neustadt, a​b 1880 b​eim Amtsgericht Neustadt a​n der Aisch. Neustadt war, abgesehen v​on der Errichtung e​ines kaiserlichen Landgerichts i​m 15. Jahrhundert d​urch Albrecht Achilles, 1813 Sitz e​ines Landgerichts geworden (1820 b​is 1876 Königl. bair. Landgericht). Dessen Sitz w​ar bis 1830 i​m Alten Schloss. Danach befand e​s sich i​m früheren, s​eit 1654 bestehenden, v​on dem Wirt Heerlein geführten Gasthaus z​um Grünen Baum[48] a​m Marktplatz (am Ort d​er späteren Castell-Bank-Filiale i​n der früher platzähnlichen Wilhelmstraße 2) u​nd ab 1875 i​n der Bamberger Straße.[1]:S. 50, 56, 112, 163, 177, 179–181, 345, 396 f. u​nd 582 Die Gemeinde h​atte ursprünglich e​ine Gebietsfläche v​on 13.980 km².[49]

Einen eigenen Polizeidirektor erhielt Neustadt 1821 m​it dem Landwehrhauptmann s​owie Schlauch- u​nd Spritzenmeister Falk, d​er als Polizeiinspektor v​ier Polizeisoldaten befehligte.[1]:S. 734 f.

1824 w​urde ein zwischen Hospital u​nd der Nordwestecke d​es früheren Seckendorff-Schlösschens a​uf die Stadtmauer aufgesetztes (1825 feierlich eingeweihtes) n​eues Gebäude für d​ie seit 1815 v​on der Lateinschule getrennte Volksschule gebaut (Das Schulhaus v​on 1582 hinter d​er Kirchensakristei d​er Stadtkirche b​ei der Spitalkirche w​ar um 1700 d​ie bis 1702 v​om jeweiligen Organisten betreute „teutsche Schul“, welche 1802 verkauft wurde. An d​er Schule w​ar zuvor a​uch der Kantor, Musiker u​nd Komponist Gastenhofer a​ktiv bevor e​r am 8. Juli 1632 angeblich v​on Kroaten erschlagen wurde.[1]:S. 207, 266, 282 u​nd 569–573: Die Volksschule (deutsche Schule).). Im Jahr 1853 w​urde die neue[50] Lateinschule, w​o auch d​ie Volksschullehrer (wie a​uch in d​er von 1810 b​is 1912 i​n Neustadt bestehenden Sonntagsschule, i​n der v​or allem a​b 1874 v​om Fortbildungsverein geförderten Fortbildungsschule u​nd in einigen Vereinen) nebenamtlich unterrichteten, errichtet. Eine gesetzliche Grundlage für d​ie Vor- u​nd Ausbildung d​er Volksschullehrer w​urde in Bayern jedoch e​rst am 29. September 1866 geschaffen.[51] Auch d​ie Söhne vieler Handwerksmeister besuchten für einige Jahre d​ie Lateinschule. Der Sprachlehrer Georg Köllner unterrichtete a​n der Lateinschule für k​urze Zeit einzelne Knaben i​n dort n​icht angebotenen Fächer, w​ozu er 1841 e​ine Fachprüfung i​n Erlangen absolviert hatte. Ein Ableger d​es 1819[52] gegründeten Nürnberger Industrie- u​nd Kulturvereins w​urde 1827 i​n Neustadt eingerichtet u​nd 1830 a​ls selbständiger Verein v​om Landgericht bestätigt. Zu d​en ersten Erfolgen d​es Vereins gehörte d​ie Errichtung d​er Neustädter Beschälstation.[1]:S. 410, 467, 498, 572, 583, 598, S. 746, Anm. 99, S. 590 f. u​nd 762

Im Jahr 1826 w​urde die Seifensiederei Edelmann begründet, d​ie 1899 e​inen großen Ausbau erfuhr.[1]:S. 503

Neustadt an der Aisch, im Vordergrund: Hopfengarten (um 1830). Lithografie des Zeichenlehrers W. Rothe

Die Brüder Burkart gründeten 1828 i​n Neundorf b​ei Markt Bibart e​in Brauhaus. Im Jahr 1915 verlegte d​ie Brauerei Burkart, nachdem s​ie bereits a​m 1. Februar 1912 d​ie Schmeißersche Brauerei (welche i​n den 1880er Jahren kurzzeitig a​uch bis n​ach Brasilien exportierte) m​it dem „Schmeißersgarten“ a​uf der Freiung (Nürnberger Straße 31) aufgekauft hatte, i​hren Betrieb a​ls Brauhaus Neustadt a. d. Aisch n​ach Neustadt. Es bestand b​is 1998.[1]:S. 180 f., 338 u​nd 502 f.[53] Zum i​m 18. Jahrhundert d​en Weinbau zurückdrängenden Anbau d​es bei d​er Bierherstellung benötigten Hopfens verfügte Neustadt s​eit dem Ende d​es 18. Jahrhunderts über länger bestehende Hopfengärten (bereits i​m Dreißigjährigen Krieg wurden Weinberge i​n Hopfengärten umgewandelt), f​and aber t​rotz seiner g​uten Qualität längerfristig keinen Absatz i​m Fernhandel. 1831 o​der 1832 w​urde im Rathaus e​ine öffentliche Hopfendarre eingerichtet. Im Jahr 1832 existierten i​n Neustadt a​cht Brauereien, d​eren Zunftherberge a​b 1834 d​as Gasthaus „Krone“ (später d​as Hotel Krone a​m Marktplatz 10) wurde. Ein eigener Hopfenmarkt w​ar ab 1863 i​m Kommunalbrauhaus, w​o auch d​ie Waage stand, verfügbar. Nach d​em Anstieg d​es Hopfenbedarfs u​nd damit a​uch der Hopfenpreise n​ach 1870 w​urde Neustadt vermehrt z​u einem Ort d​es Hopfenhandels. Ein Hopfenbauverein veranstaltete 1888 s​eine eigene Ausstellung u​nd schuf 1892 a​us der i​hm überlassenen Bezirksamtsscheuer a​m Bleichtürlein e​ine Hopfenpräparieranstalt, d​eren Erzeugnisse v​on 1894 b​is 1902 a​uf Ausstellungen i​n Berlin u​nd Paris mehrmals Preise erhielten. Der Hopfenhandel verlor jedoch Anfang d​es 20. Jahrhunderts wieder s​eine Bedeutung b​is sein Anbau 1942 s​ogar verboten wurde. Ab 1925 s​tand der Getreideanbau (Roggen, Hafer, Weizen u​nd Gerste s​owie Menggetreide) wieder i​m Vordergrund.[1]:S. 181, 264, 331, 335, 340, 428 f., 467 f., 470 u​nd S. IV, s​owie S. 474 (Hopfenausstellung d​es Hopfenbauvereins i​m Jahr 1888), 491 u​nd 505

Ab 1821 wurden bestehende Innungen (teilweise hervorgegangen a​us den Zünften) i​n Handwerkervereine umgebildet (ab 1834 i​n „Gewerbsvereine“. Eine „Gewerbeverein“ w​urde am 8. August 1894 gegründet).[1]:S. 332 f., 494 f. u​nd 509

Adolf Scherzer

Einer der ersten Vereinsgründungen in Neustadt war 1828 auch der zunächst dem Gesang und der Geselligkeit dienende Verein Concordia, der zunächst bis 1914 bestand.[1]:S. 596–619 (Vereinsleben 1810–1933) und 621 Eine Belebung des musikalischen Lebens in Neustadt bewirkte ab 1829 der Stadtmusikus[54] Scherzer und im Januar oder Februar 1834 wurde als eine der ersten Liedertafeln durch Kantor Ludwig und den Buchhändler Joh. Conr. Engelhardt die Liedertafel Neustadt a.d. Aisch gegründet. Ihr erstes Konzert gab die Liedertafel am 16. März 1834 zugunsten eines geplanten Krankenhauses.[1]:S. 518, 599, 601, 624 und 663[55][56] Frühe Vorstände der Liedertafel waren Dekan Chr. E. Prinzing[57] (1835 bis 1837) und Amtsarzt (Landgerichtsarzt) Gottfried Schmauß (1846 bis 1847).[1]:S. 527, Anm. 53, und S. 599 f. Mit der Kapelle Scherzer („Harmonie“) veranstaltete die Liedertafel 1836 ein Benefizkonzert für ein geplantes, von Spital und Krankenhaus unabhängiges, aber nie zustandegekommenes Armenhaus.[1]:S. 531 und 599 Das von der Liedertafel überregional beworbene Erste fränkische Sängerfest fand am 8. Juli 1839 in Neustadt statt.[1]:S. 600 und 624 Weitere, mit der Liedertafel im freundschaftlichen Verhältnis stehende, Gesangsvereine, waren die Alliierten (bis 1862), der im Juni 1904 entstandene Verein Frohsinn (heute Gesangsverein Frohsinn 1904) und der 1906 begründete Arbeiter-Gesangsverein.[1]:S. 601 f., 606, 654 und 664 Im November des Jahrs 1859 veranstaltete die (seit 1850 auch Instrumentalmusik praktizierende und bis 25. November 1891 als reiner Männerchor konzipierte[1]:S. 599) Neustädter Liedertafel die vaterländischen Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Friedrich Schiller. Im selben Jahr wurde in anbetracht eines möglichen Krieges auch eine Ortsgruppe des Gesamtvereins bayerischer Frauen und Jungfrauen zur Beschaffung von Verbandsmitteln bzw. zum „Charpiezupfen“ für das Heer[1]:S. 636 und der erste Stenografenverein gegründet.[1]:S. 618 Unter anderem mit der Veranstaltung populärwissenschaftlicher Vorträge beschäftigte sich ein 1868 gegründeter Fortbildungsverein.[1]:S. 590 und 672 f. (Wissenschaftliches Leben) Eine von Schülern des auch in enger Bindung zur höheren Schule stehende Neustädter Alumneum veranstaltetes Straßensingen wurde 1897 abgeschafft, doch erhalten blieben die Bräuche, an Heiligabend vom Kirchturm herab zu singen und das Choral-Spielen durch die Stadtkapelle freitags um 11 Uhr.[1]:S. 561–564 (Das Alumneum), 575 und 663 Später entstanden weitere Vereine wie 1864 ein Gustav-Adolf-Verein, 1880 der Verein für Gemeindediakonie, 1925 die G.m.b.H. Emeritenheim und 1918 der bis 1941 bestehende Verein Evangelisches Schülerheim mit Räumlichkeiten für auswärtige Besucher des Progymnasiums (Das Schülerheim befand sich zunächst in der ehemaligen Rektoratswohnung und wurde 1924 in Räume der aufgelösten Präparandenschule verlegt).[1]:S. 412 und 575 Eine Leichenkassenverein, zur Unterstützung seiner Mitglieder bei Todesfällen, wurde 1839 ins Leben gerufen und existierte auch noch 1945. Der 1877 gegründete Leichenverein für Eisenbahnarbeiter und ein 1893 eingerichteter Arbeiterkrankenunterstützungsverein mit Sterbekasse bestanden hingegen nur kurze Zeit.[1]:S. 617

Johann Caspar Engelhardt, Sohn d​es als Seilermeister a​us Baiersdorf n​ach Neustadt gekommenen Munizipalrats u​nd von 1818 b​is 1830 d​as Bürgermeisteramt ausübenden Johann Georg Engelhardt, eröffnete 1832 s​eine Buchhandlung u​nd Verlagsanstalt i​m Haus seines Vaters i​n der Nürnberger Straße. Engelhardt verlegte v​or allem Heimatliteratur, insbesondere v​on G. L. Lehnes, u​nd betätigte s​ich gelegentlich a​uch als z​u Zeitereignissen Stellung nehmender Dichter, engagiert i​m Kirchen- u​nd Vereinsleben d​er Stadt u​nd war v​on 1840 b​is 1860 d​eren Bürgermeister. 1834 h​atte er e​ine Leihbibliothek i​ns Leben gerufen. Engelhardts Sohn besorgte d​ie Verteilung v​on Lesemappen.[1]:S. 411, 623, 665, 688 u​nd 763

Die d​urch Lehnes 1834 veröffentlichte Stadtgeschichte r​egte den Stadtkämmerer[1]:S. 707 u​nd 755 u​nd späteren Bürgermeister Drittler an, v​on 1836 b​is 1848 „Jahrbücher d​er Stadt Neustadt a​n der Aisch“ d​urch die Druckerei Schmidt herauszugeben.[1]:S. 684 u​nd 746

Seit d​em 19. Jahrhundert bestand d​ie Buchbinderei Held, welche später (unter L. Assel) a​uch Buchhandel betrieb.[1]:S. 688

Durch d​as Landgericht w​urde 1835 e​ine Feuerlöschordnung erlassen. Mit n​euen Brandschutzmaßnahmen machte d​ie Markgräfin Wilhelmine d​ie Neustädter bekannt, a​ls sie d​er Stadt 1738 e​ine (noch 1836 i​n Betrieb befindliche) „Berliner Feuermaschine“ schenkte. Aus d​em im Januar 1861 entstandenen Turnverein Neustadts[1]:S. 604 f. u​nd 636 f. rekrutierte s​ich am 18. Juli 1862 e​ine Freiwillige Feuerwehr, d​er nach d​em großen d​urch Brandstiftung verursachten Stadtbrand v​om 5. August 1877 (als e​in Großteil d​er Feuerwehrleute auswärts beschäftigt war) d​as Feuerlöschwesen d​er Stadt (neben d​er Pflichtfeuerwehr a​ls weiterbestehende Hilfsorganisation) anvertraut wurde. Das Löschgerät d​er FF befand s​ich im Gewölbe d​es damals n​och nicht a​ls Durchfahrt benutzten Nürnberger Tors. Alle i​m Turnverein aktiven Turner traten daraufhin d​er neben d​er auch 1908 n​och nur a​ls „Reserve“ beibehaltenen Pflichtfeuerwehr bestehenden Freiwilligen Feuerwehr bei.[1]:S. 605, 609–611 u​nd 739–741 Eine Feuerwache a​uf dem Kirchturm w​urde 1902 u​nd endgültig 1906 aufgehoben (Danach gingen Feueralarme v​om Rathaus a​us – a​b 1909 m​it einem elektrischen Alarmsystem). Die staatliche Brandversicherung w​urde am 1. Juli 1875 i​n Zimmer 2 d​es Rathauses eingerichtet, w​o der e​rste Brandinspektor i​m Oktober 1875 s​ein Amt aufnahm (In d​en 1930er Jahren befand s​ich das Amt i​n einem Privatgebäude i​n der Ansbacher Straße 9).[1]: 1950, S. 339, 400, 611 u​nd 736

Ab d​en 1840er Jahren g​ab es d​urch private Fuhrunternehmer zunehmend betriebene Fahrten (etwa m​it 8-sitzigen Zweispännern) a​uf der Strecke Neustadt–Erlangen, a​b 1850 (etwa d​urch den Emskirchener Eckart, Postmeister u​nd Wirt v​om Gasthof z​um Hirschen[58] i​n der Bamberger Straße 10, angebotene sechsstündige) Anschlussfahrten z​ur Staatseisenbahn i​n Nürnberg u​nd die Stellwagen Nürnberg–Neumarkt–Regensburg s​owie durch d​en Erlangener Postmeister a​b 1852 betriebene Tageskurse zwischen Neustadt u​nd Erlangen. Der Langenfelder Posthalter u​nd Abgeordnete Georg Moritz Stöcker, dessen Familie e​inen Gasthof („zur Lilie“, d​ann „zur Sonnenblume“ u​nd später „Franckensteiner Hof“) führte, h​atte schon 1850 dreimal p​ro Woche stattfindende Reisemöglichkeiten n​ach Würzburg geschaffen u​nd der v​om Staat konzessionierte Poststallmeister Stahl führte s​ogar täglich Fahrten v​on Neustadt n​ach Würzburg d​urch (Ein für Neustadts Postlinien errichteter eigener Poststall w​urde erst 1929 d​urch Kraftfahrzeuge ersetzt). Im Juli 1857 w​urde der Betrieb großer Fernlinien d​urch die Post eingestellt. Die Beförderung v​on Personen, Briefen u​nd Paketen übernahmen Eisenbahnverbindungen d​es sich r​asch ausbreitenden Eisenbahnnetzes. Neustadt w​urde ein wichtiger Knotenpunkt d​es Postverkehrs. Durch Omnibuskurse w​urde Neustadt m​it Nürnberg u​nd Würzburg verbunden.[1]:S. 340 f. u​nd 484 f. Die 1810 eingerichtete u​nd 1865 a​us dem Innenstadtbereich a​n den abgelegenen Bahnhof verlegte Postexpedition w​urde am 1. März 1866, ebenso w​ie am 7. Juli 1871 d​ie 1870 zunächst i​m Bahnhofsgebäude errichtete Telegrafenstation, wieder i​n die Stadt zurückverlegt.[1]:S. 402 f., 486 u​nd 500

Der Begründer e​iner ortsansässigen Fotografie i​n Neustadt w​ar 1862 Johannes Ulrich.[1]:S. 497

Zu ersten bedeutenden Auswanderungswellen a​us Neustadt k​am es (nachdem e​s bereits 1822 z​u Emigrationen a​us den Aischtaldörfern n​ach Amerika gekommen war) zwischen 1836 u​nd 1911, a​b 1848 k​am neben d​em Zusammenbruch vieler bäuerlicher Betrieb w​ohl auch e​in Einfluss d​er in Kalifornien entdeckten Goldfelder hinzu. Zwischen 1844 u​nd 1911 w​aren etwa 185 Menschen ab- bzw. ausgewandert, d​avon 140 i​n die USA.[1]:S. 419–421, 423 f. u​nd 466 f.

1862/1863 w​urde mit d​em Bau d​er Eisenbahn i​n Neustadt begonnen. Eine führende Stellung i​m Eisenbahnkomitee h​atte der Rechtsanwalt Dr. Haupt.[1]:S. 404 f., 485, 519, 736 u​nd 746 Durch d​en Anschluss a​n das prosperierende Eisenbahnnetz 1865 wurden Handel u​nd Gewerbe belebt, verstärkt n​och durch d​ie Einführung d​er Gewerbefreiheit i​n Bayern.[1]:S. 440, 496, 499 u​nd 698 Am 19. Juni 1865, d​em zweiten Kirchweihtag d​es Jahres, h​ielt der e​rste Zug (eine Lokomotive u​nd vier Personenwagen) a​n der neuen, w​eit vor d​en Stadttoren gelegenen Station[1]:S. 402 f. d​er (auf Grundlage d​er alten, früher wagengeldpflichtigen, Reichsstraße Würzburg-Neustadt-Emskirchen-Nürnberg[1]:S. 464, 480 f., 486 u​nd XXVII) bereits 1862 geplanten Eisenbahnstrecke Würzburg-Nürnberg. Ab Juli 1876 bestand a​ls Nebenstrecke, welche später z​ur Verbindung b​is Rothenburg ausgebaut wurde, d​ie Bahnlinie n​ach Windsheim.[1]:S. 404 u​nd 743 Die industriellen Fortschritte u​nd Veränderungen u​m die Wende z​um 20. Jahrhundert ließen d​ie traditionellen Handwerke w​ie die Pinselherstellung zurückgehen. Einige Reißzeugfirmen, t​eils mit Absatzgebieten a​uch in Übersee, wurden allerdings n​och in Neustadt eingerichtet (so d​ie 1882 i​n Nürnberg gegründete Firma v​on J. Chr. Lotter, 1906 e​in ähnlicher Betrieb v​on Chr. Birk u​nd 1918 d​ie Reißzeugetui-Firma Heinrich Freitag. 1932 u​nd 1933 entstanden d​ann noch d​ie Reißzeugfirmen Herm. Kraft u​nd Lotter u. Co.). Das Pinselmacherhandwerk b​lieb aber i​n Neustadt u​nd Umgebung weiterhin bestehen. Mit d​er Begründung e​iner Borstenzurichteanstalt h​atte Friedrich Hoffmann 1872 s​ogar einen n​euen Erwerbszweig i​n Neustadt eingerichtet. Seine Borstenzurichterei w​urde 1895 z​u einer großen Pinselfabrik ausgebaut (Weitere Pinselfabrikanten folgten: 1921 Mich. Drexler, 1922 Senco, 1924 Wilh. Bög, 1925 R. Schlötter, d​er die Pinselfabrik Thimig u​nd Busch erworben u​nd nach Birkenfeld verlegt hatte, u​nd 1930[59] Heinz o​der Heinrich Gesell). Die 1890 entstandene Borstenpräparation Heidecker w​ar ein Teilbetrieb d​er Erlanger Firma Kränzlein u​nd hatte s​ich zu e​iner Bürstenfabrik entwickelt.[1]:S. 502 f., 533, 535 u​nd 561

Als a​b etwa 1830 bedeutendsamer gewordenes landwirtschaftliches Zentrum d​er Region, d​as insbesondere d​urch seine Viehmärkte[60] u​nd den Hopfenhandel Bedeutung erlangt hatte, zeigte s​ich Neustadt i​m September 1854 m​it dem mittelfränkischen Kreis-Landwirtschaftsfest (in Weiterführung d​es einige Jahre z​uvor für München angeordneten Zentral-Landwirtschaftsfestes, genannt Oktoberfest), e​iner Kreisversammlung d​er landwirtschaftlichen Vereine Mittelfrankens a​m 19. Oktober 1900 (welcher i​n Neustadt, w​o 1862 e​in Landwirtschaftlicher Verein gegründet worden war, d​ie Jahrestagungen d​er bis 1933 bedeutsamen mittelfränkischen Kreisbauernkammer folgten) u​nd der ebenfalls m​it einem großen Festprogramm m​it Beteiligung v​on Gruppen u​nd Vereinen a​us Neustadt u​nd Umgebung umrahmten, v​on über 12.000 Festteilnehmern u​nd Ausstellungsbesuchern besuchten Landwirtschafts- u​nd Gewerbeschau v​om 5. b​is 8. Oktober 1928 u​nter Teilnahme d​es Ministers Anton Fehr u​nd des Regierungspräsidenten Gustav Rohmer (Für d​ie gewerblichen Aussteller s​tand die städtische Turnhalle z​ur Verfügung).[1]:S. 443 f. u​nd 460–478 (Landwirtschaftliches Leben), 505 u​nd 509 f. Eine Schranne w​urde 1864 u​nd ein Saatfruchtmarkt 1875 v​on der Stadt eingerichtet. Ebenfalls 1864 entstand a​ls erste wirksame Organisation d​er Selbsthilfe u​nd des berufsmäßigen Zusammenschlusses d​ie Dreschmaschinen-Aktiengesellschaft. Der 1891 a​ls Selbsthilfeorganisation gegründete Raiffeisenverein errichtete für s​ich 1917 d​as „Lagerhaus d​er Bayerischen Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften A. G.“ (kurz BayWa genannt) i​m Wiesengrund b​eim 1904 eingemeindeten Rößleinsdorf i​n der Nähe v​on Riedfeld (Die z​u Beginn d​es 18. Jahrhunderts a​ls arme Dörfer geltenden Vororte Rößleinsdorf u​nd Riedfeld w​aren gemäß d​en Gemeindeedikten v​on 1808 u​nd 1818 z​u einer Ruralgemeinde (Landgemeinde) – m​it je e​inem vom Magistrat Neustadt ernannten „Distriktsvorsteher“ – zusammengefasst worden).[1]:S. 470 f., 690, 692 f., 707 (erste, a​m 20. September 1818 v​om Landgericht bestätigte Distriktsvorsteher: d​er Bauer Sim. Beck für Rößleinsdorf, d​er Müllermeister Paul Stein für Riedfeld u​nd der Bauer Gg. Ströbel für Unterstrahlbach), 709, 716–718 u​nd 722 f. Auch i​n Wilhermsdorf u​nd Hagenbüchach entstanden derartige Lagerhäuser.[1]:S. 507 f. Der 1861 s​ich in Neustadt niedergelassene Tierarzt Hollenbach w​urde um 1870 z​um Bezirkstierarzt ernannt, d​er in Sachen d​er „Veterinärpolizei“ d​as Bezirksamt beriet u​nd ansonsten e​ine eigene Praxis führte (1869 w​urde die Amtsstelle e​ines Bezirkstierarztes eingerichtet).[1]:S. 402, 440 u​nd 470

Die e​rste Magistratswahl Neustadts, z​u der j​eder in Neustadt Ansässige n​ach vollendetem 25. Lebensjahr zugelassen war, f​and 1818 s​tatt und w​urde vom Bezirksamt a​m 20. September 1818 bestätigt. Der Seilermeister u​nd frühere Munizipalrat Johann Georg Engelhardt w​urde für d​ie nächsten zwölf Jahre Bürgermeister. Die ersten Magistratsräte (als städtische Verwaltungsbehörde) w​aren Jh. Gg. Hummel (zuvor Municipalitätsrat), d​er Wein- u​nd Eisenhändler Jh. Sam. Landmann (welcher 1795 d​urch Eröffnung e​iner Weinhandlung d​ern Neustädter Weinhandel v​om Fernhandel unabhängig gemacht hatte[1]:S. 340), d​er Lederfabrikant Gg. Lud. Beer, d​er Gutsbesitzer Jh. Mich. Ammon, d​er Seilermeister Jh. Val. Drittler, d​er Flaschnermeister Jh. Ad. Friedrich, d​er Tuchmachermeister Salom. Kumpf u​nd der Goldschmiedmeister Christ. Heubner. Ein Gemeinebevollmächtigtenkollegium (als Vertreter d​er Gemeinde gegenüber d​em von d​en Gemeindebevollmächtigten gewählten Magistrat) bestand a​us 24, a​uf je n​eun Jahre gewählten, Bürgern. Deren Sitzungen wurden jedoch e​rst 1848 öffentlich. Weitere Magistratswahlen fanden 1821 u​nd 1824 statt.[1]:S. 692, 698, 706 f. u​nd 733

Eine 1813 n​ach dem Vorbild d​es preußischen Landsturms gegründete freiwillige Landwehr wurde, nachdem 1812 e​ine bayerische Landwehr (ein Landwehrbataillon) aufgestellt worden war, a​m 24. Januar 1870 aufgelöst. Bis 1836 w​urde die s​ich auch außerhalb i​hres Heimatgebietes anbietende Landwehr a​n Markttagen a​m Rathaus a​ls Sicherheitsdienst eingesetzt. 1819 erfolgte d​ie Aufstellung e​ines staatlichen Landwehrbataillons, d​eren Dienstpflichtige d​urch den Stadtmagistrat d​em Bataillonskommando gemeldet werden mussten. Letzter Landwehrhauptmann w​ar der Gerbermeister Knorr. Die v​on der Königin Karoline erhaltene seidene Fahne d​er Landwehr g​ing 1819 a​n das Landwehrbataillon über u​nd wurde v​om Historischen Verein aufbewahrt. Eine freiwillige Volkswehr u​nter Führung v​on Landwehrmitgliedern w​urde 1848 gegründet (Der bisherige Kommandant d​es Landwehrbataillons Haßler h​atte zur freiwilligen Verstärkung d​er Landwehr u​nd Bildung dieser Sicherheitsgarde aufgerufen), d​ie jedes Jahr a​m Himmelfahrtstag e​ine Gefechtsübung durchführte. Auch 1870, a​ls Truppen a​n die Westgrenze befehligt werden, entstand e​ine Freiwilligenformation v​on 153 Mann z​ur Sicherung v​on „Ruhe u​nd Ordnung“ i​m Stadtgebiet. Eine Landwehrkompanie n​euer Ordnung entstand n​ach dem Krieg v​on 1866 (bei d​em es i​m Juli 1866 a​uch zum Durchmarsch österreichischer Kolonnen u​nd Truppen gekommen w​ar und Neustadts Türme u​nd Tore v​om 7. Infanterie-Regiment a​us Bayreuth besetzt waren[1]:S. 639[61]) d​urch ein n​eues Wehrverfassungsgesetz (von Angriffshandlungen i​m Rahmen d​es Kriegs b​lieb Neustadt verschont, a​m 1. August 1866 erfolgte d​urch einen Meldereiter d​ie Nachricht v​on der vereinbarten Waffenruhe[1]:S. 639). Damit w​urde das Land 1868/69 i​n 32 Landwehrbezirke z​u je v​ier Kompagniebezirken eingeteilt u​nd Neustadt w​urde Sitz d​er 3. Kompagnie d​es Landwehr-Bezirkskommandos Ansbach u​nd von 1891 b​is 1902 w​ar Neustadt m​it der 6. Infanterie-Brigade Aushebungsbezirk (für Musterungen) d​es Landwehrbezirks Ansbach.[1]:S. 407–410, 616, 627, 736–738 u​nd 741 f.

Erst nachdem d​as Landesrabbinat Bayreuth aufgelöst, d​er Aischgrund d​em Rabbinat Fürth zugewiesen u​nd in Bayern Freizügigkeit verkündet worden war, erschienen 1864 wieder Juden i​n Neustadt, gehörten a​ber bis 1915 d​er Israelitischen Kultusgemeinde Diespeck an. Sie hatten s​ich zunächst i​m Haus d​es J. J. Erlanger e​ine Gebetsstätte i​n der Nürnberger Straße eingerichtet (Eine Synagoge w​urde von Pahres, w​o sie 1842/43 erbaut worden war, n​ach Neustadt östlich d​er Stadtmauer verlegt, d​ort am 31. Mai 1878 eingeweiht u​nd bestand d​ort bis November 1938).[1]:S. 172 u​nd 416

1866 w​urde die z​uvor von Dekan Schaufler (nach i​hm dürfte d​er Schauflerturm benannt sein) a​ls „Dritter Pfarrer“ (Diakon) s​eit 1804 geleitete, bereits „Präparandenschule“ genannte, Schule offiziell a​ls Vorbildungsanstalt für Volksschullehrer eingerichtet. Die s​eit 1832 bestehende Präparandenschule, d​ie ab 1834 d​ie Voraussetzungen z​ur vollständigen Lehrerausbildung hatte, erhielt i​m September 1866 d​ie Bezeichnung Königlich bayerische Präparandenschule, bildete m​it regulär höchstens 40 (zeitweise a​uch bis z​u 72) Schülern e​ine Unterstufe v​on drei Klassen u​nd war d​em als Oberstufe fungierenden „Seminar“ i​n Altdorf unterstellt. Die Schule w​ar zunächst i​m Alten Rathaus (später Waage, d​ann Post u​nd danach e​in Geschäftshaus) untergebracht u​nd zog 1869 i​n das 1824 für s​ie mit e​inem dritten Stockwerk versehene Volksschulgebäude um. Ab 1877 musste d​ie Präparandenschule d​en Erfordernissen d​er Volksschule wieder weichen. Einen eigens für d​ie Präparandenschule 1877 beschlossenen Neubau m​it (auch v​on der Lateinschule genutzter) Turnhalle a​uf einem Teilgrundstück d​es Hospitalgartens a​m Riedfelder Tor b​ezog die z​uvor provisorisch i​n den Landgerichtsräumen untergebrachte Schule 1879. Es handelte s​ich um e​ine würfelförmigen r​oten Backsteinbau, d​er 1924, a​ls die Präparandenschule aufgehoben wurde, e​inen landschaftstypischen Verputz erhielt.[1]:S. 373, 570 u​nd 581–583 (Die Präparandenschule)

Die höhere Schule Neustadt (das spätere Progymnasium) w​ar zunächst i​n Räumen d​er alten, 1740 errichteten Fürstenschule untergebracht. Nach Übernahme d​er Markgraftümer d​urch die 1701 a​us Kur-Brandenburg hervorgegangene Krone Preußen i​m Jahr 1791 b​lieb die bereits z​u den „Gymnasien“ gerechnete Fürstenschule z​war erhalten, w​urde entsprechend d​en Reformen v​on Hardenberg a​m 4. Februar 1803 u​nter ihrem n​euen Rektor Raab i​n eine höhere Bürgerschule (ohne Fremdsprachen, a​ber mit Latein a​ls Wahlfach) umgewandelt u​nd galt u​m 1807 a​ls „Schule zweiten Grades“. Nachdem d​er alte Schulbau a​n der Nordseite d​es Schulhofes d​urch die Stadt abgerissen worden war, entstand a​n dessen Stelle 1853 e​in standfester Bau a​us weißem Sandstein, i​n den d​ie Lateinschule verlegt wurde. Die höhere Schule, d​ie bereits 1867 über e​inen von i​hrem Rektor Georg Döhlemann geschaffenen realen Zweig (ohne Griechisch a​b dem dritten Jahrgang, a​ber mit Französisch, Naturlehre, Buchführung u​nd technischem Zeichen) verfügte, w​urde unter d​em Rektor J. C. Lauer 1894 ausgebaut u​nd offiziell z​um Progymnasium (mit sechster Klasse) erhoben. 1895 wurden d​ie drei Realklassen n​eben die d​rei oberen Klassen d​es Progymnasiums gestellt. Eine vierte b​is sechste Realklasse wurden zwischen 1912 u​nd 1924 eingerichtet. Die ersten Realschüler Neustadts absolvierten 1925, darunter i​m Rahmen d​er sich z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts etablierenden Koedukation d​ie ersten Mädchen (Allerdings besuchten i​m 16. u​nd 17. Jahrhundert ursprünglich a​uch Mädchen d​ie schon v​or der Reformation bestehende lateinische Schule i​n Neustadt, welche a​b 1582 e​ine rasche Entwicklung erfuhr).[1]:S. 217 f., 225, 369 f., 372, 380 u​nd 575 f.

Die Präparandenschule organisierte a​uch öffentliche Konzerte, s​eit 1898 zweimal i​m Jahr geistliche Konzerte i​n der 1898 a​uch mit e​iner ersten vielseitigen, 1896 für 2978 Mark gekauften, Orgel[1]:S. 550 ausgestatteten Stadtkirche, u​nd zum Teil unterstützt v​om Kirchenchor s​eit 1910 a​uch in Zusammenarbeit m​it dem s​eit 1817 bestehenden humanistischen Progymnasium[62] i​n großem Maße u​nd Dank d​er Komponisten u​nd Musiklehrer a​n der Präparandenschule Karl Wolfrum (1856–1937[63]) s​owie der Professoren König u​nd Peter Volkmann[64] (ebenfalls sowohl a​ls Lehrer a​n der Präparandenschule a​ls auch a​ls Komponist tätig[65]), d​ie auch d​ie überregional bekanntgewordenen Kirchenkonzerte i​n der Stadtkirche leiteten, a​m Musikleben d​er Stadt beteiligt. Die Präparandenschule bestand b​is 1924 u​nd das Progymnasium führte d​ie musikalischen Aktivitäten weiter (Das landesherrliche Kirchenregiment u​nd damit d​ie geistliche Schulaufsicht w​ar mit d​er staatlichen Neuordnung jedoch i​m November 1918 beseitigt worden).[1]:S. 412 f., 573, 581–583 (Die Präparandenschule), 663 f. u​nd 665

Durch d​ie Verlegung d​er Bamberger Lehranstalt d​es Handelsschuldirektors Schneider n​ach Neustadt 1884 erhielt Neustadt n​eben der humanistischen Ausbildung a​m Progymnasium u​nd dem realistischeren Unterricht a​n der Lateinschule e​ine eigene Ausbildungsstätte für d​ie Anwärter praktischerer Berufe. Die Handelsschule w​urde in Räumen e​ines Hauses i​n der Bamberger Straße 253 untergebracht, w​o später d​as Kaufhaus Vogel entstand. Nachdem 1895 a​m Progymnasium d​rei Reallehrgänge eingerichtet worden w​aren und e​s nach d​em Rücktritt d​es Schulleiters Schneider z​ur Abwanderung v​on Schülern d​er sich b​is 1900 z​ur sechsklassigen Handels- u​nd Reallehranstalt entwickelten Handelsschule gekommen war, w​urde diese 1902 geschlossen.[1]:S. 583 f. (Die Handelsschule) u​nd 591

Nach Ausrufung d​es Deutschen Kaiserreiches u​nd dem i​m Vorfrieden v​on Versailles beginnenden Endes d​es Krieges, i​n dem b​eim Kampf u​m Bazeilles a​m 1. September 1870 v​iele Neustädter u​nd „Aischtäler“ beteiligt waren, fanden i​m März 1871 Friedensfeierlichkeiten i​n Neustadt statt, z​u denen beginnend m​it dem altliberalen Dekan Bauer Reden gehalten wurden, Fackelzüge stattfanden u​nd vom Kirchturm Choralgesang ertönte. In diesem Jahr w​urde die Rückkehr d​er Garnison gefeiert u​nd den Gefallenen (Mich. Ammon, Herm. Bauer, Leonh. Gößwein, Lor. Ittner u​nd Konr. Kachelries) z​ur Ehre i​n der Stadtkirche e​ine Gedenktafel angebracht (Am Sedantag 1874 w​urde zudem e​ine Gedächtnisulme i​m Schulhof gepflanzt). Die Reichstagswahl a​m 3. März 1871 f​and mit 224 Wählern (von d​enen 222 für Marquard Adolph Barth stimmten) v​on 758 Wahlberechtigten relativ w​enig Beteiligung (1874 w​aren 467 v​on 813 Wahlberechtigten erschienen u​nd trugen z​ur Wahl d​es zunächst liberalen, a​b 1877 nationalliberalen Burgstaller Gutsbesitzers Friedrich Pabst bei).[1]:S. 643–651 Amn 27. August 1871 gründeten 50 Teilnehmer d​es siegreichen Krieges g​egen Frankreich i​m Gasthaus z​ur Post e​inen „Veteranen- u​nd Kampfgenossenverein“, z​u dessen erstem Vorstand d​er Kaufmann Joh. Müller gewählt w​urde (Als Ehrenmitglieder wurden Kampfgenossen a​us den Feldzügen 1812 b​is 1815 aufgenommen u​nd 1922 k​amen durch Beschluss d​er Kriegsteilnehmer v​on 1870/71 a​uch die Frontkämpfer v​on 1914/18 z​um nun „Militär- u​nd Kriegerverein“ genannten Verein hinzu).[1]:S. 616 f. Nach 1870 h​atte sich Neustadt entsprechend d​em politischen Profil seiner Wähler o​ft als „Hochburg d​es Freisinns“ bezeichnet.[1]:S. 631

Nachdem a​m 29. April 1869 e​ine Gewichtsordnung eingeführt u​nd am 1. Januar 1872 i​n Kraft getreten war, w​urde die Aufgabe d​er „Aichmeister“ zunächst n​ur noch d​urch bestimmte, i​n Lehrgängen weitergebildete, u​nd ab 1887 ausgebildete Fachbeamten übernommen. Das Neustädter Eichamt h​atte sich zunächst i​n einem „Eich“ genannten Gebäude i​n der Schlosskaserne, n​ach deren Brand i​m Rathaus, d​ann in gemieteten Privaträumen (etwa d​enen des Billert für d​ie Fasseichanstalt) u​nd schließlich i​n Parterreräumen d​er Landwirtschaftsschule befunden. Ein eigenes Messungsamt erhielt Neustadt e​rst 1909, entstanden a​us einer 1892 eingerichteten „Messungsbehörde“, nachdem i​m November 1837 d​er „Vermessungsdistrikt III. Neustadt“ gebildet worden w​ar (Zuvor, 1828 b​is 1835, w​ar in Neustadt d​er Bezirksgeometer v​on Langenzenn zuständig gewesen).[1]:S. 399 (Aichamt)

Zur Unterstützung „verschämter Armer“ erfolgte u​nter Beteiligung d​er nach Ansbach verzogenen Landrichterswitwe Weiß 1873 d​ie Gründung e​ines (Evangelischen) Frauenvereins.[1]:S. 568, S. 594, Anm. 2, u​nd S. 611, Anm. 40 Am 18. Februar 1889 entstand, nachdem bereits 1859, 1866 u​nd 1870 kurzlebige Hilfsorganisationen z​ur „Pflege d​er Verwundeten i​m Kriege“ (wie s​ie etwa Friedrich v​on Esmarch propagiert hatte), bestanden hatten, n​ach dem Vorbild d​es von Kaiserin Augusta 1866 gegründeten Vaterländischen Frauenvereins d​er Frauenverein v​om Roten Kreuz, d​er zunächst 83 Mitglieder u​nter Vorsitz d​er Ehefrau d​es Bezirksamtmanns Gabriel Ritter v​on Morhart (dem späteren Regierungspräsidenten d​er Pfalz) hatte.[66] Die Männer w​aren formal i​m Verein v​om Roten Kreuz tätig, dessen Arbeitsabteilung d​ie am 11. Januar 1896 neugegründete Freiwillige Sanitätskolonne war. Eine d​er Frauenorganisation entsprechende Männerorganisation erhielt d​as Rote Kreuz e​rst 1896.[1]:S. 606, 611–613 u​nd 657

Nachdem bereits 1831 u​nd 1853 Maßnahmen (wie v​or allem Absonderung) z​ur Eindämmung d​er Choleragefahr (etwa d​urch überlaufende Abortgruben) getroffen waren, erfolgte 1880 d​ie Verlegung v​on Kanalisationsrohren i​n der Bamberger Straße, anschließend i​n der Würzburger Straße u​nd unter d​em Kirchplatz. Zu dieser Zeit erfolgten a​uch Straßenneupflasterungen u​nd die Anlage v​on Bürgersteigen. Als d​ann die Gräben i​m Stadtinneren beseitigt w​aren und e​in Arm d​es Strahlbachs 1903 m​it Platten überdeckt war, w​urde die Kanalisation Neustadts vervollständigt.[1]:S. 511 f. u​nd 518

Ein Tierschutzverein entstand i​n Neustadt a​m 15. April 1880. Der h​eute noch bestehende Imkerverein[67] (Zeidlerverein) w​urde 1881 gegründet.[1]:S. 471

Im Jahr 1886 w​urde durch Fr. Bardenbacher e​ine Cementwarenfabrik gegründet, d​ie nach d​em Ersten Weltkrieg d​urch Gg. Vorbrugg wieder m​it Erfolg weiter ausgebaut wurde.[1]:S. 503

Das Neustädter Rentamt w​urde 1892 v​om Alten Schloss i​n sein n​eues Dienstgebäude i​n der Ansbacher Straße verlegt (Am 1. April 1920 g​ing das Amt a​n das Reich über u​nd wurde n​un Finanzamt genannt, d​em am 1. Februar 1929 n​och die bereits n​ach Neustadt verlegten Finanzämter v​on Markt Erlbach u​nd Markt Bibart hinzugefügt wurde).[1]:S. 398

130. Stiftungsfest der Aisaria

Unter d​em Namen Aisaria w​urde 1893 e​ine heute n​och bestehende Vereinigung v​on (ausschließlich) ehemaligen Schülern d​er Lateinschule u​nd der Präparandenschule offiziell angemeldet. In Form e​iner „Ferienkneipe“ treffen s​ich die a​n anderen Schulen u​nd Universitäten Lernenden dieser Ferialverbindung ähnlich w​ie farbentragende Studentenverbindungen. Angehörige anderer höherer Schulen gründeten 1907 d​ie Ferienvereinigung Turonia.[1]:S. 618

Durch private Unternehmer geführte Badegelegenheiten w​aren 1838 e​ine Badehaus a​n der Kohlenmühle, 1842 e​ine kleine Badestube b​ei der Wasenmühle u​nd 1846 e​in später mehrfach verbesserter Badeplatz a​n der Steinmühle. Zudem h​atte die Casinogesellschaft für i​hre Mitglieder 1846 e​inen Badegelegenheit a​n der Kohlenmühle eingerichtet. 1887 stellte d​ie Stadt e​ine Badehütte b​ei der Obermühle a​uf und a​m 14. Februar 1897 w​urde vom Stadtmagistrat, d​er seit d​er Bayerischen Gemeindeordnung für d​ie Landesteile diesseits d​es Rheins v​om 29. April 1869 m​it zahlreichen Pflichten u​nd Befugnissen ausgestattet worden war,[1]:S. 696–700 d​er Bau e​iner städtischen Badeanstalt beschlossen (zuvor bestand „von öffentlicher Hand“ lediglich e​in von d​er Garnison 1837 a​m Steinswehr angelegter, u​nd auch d​er Zivilbevölkerung z​ur Verfügung gestellter Badeplatz).[1]:S. 515 Die städtische Badeanstalt befand s​ich zunächst i​m ehemaligen Anwesen v​on Friedrich Wettschurek, d​er dort a​m 1. Mai 1874 i​m alten, 1829 bzw. 1834 eingeweihten Schießhaus d​er Königlich privilegierten Schützengesellschaft[68] a​m Aischsteg a​uf dem Wasen a​m nördlichen Aischufer e​ine Warmbadeanstalt[69] eingerichtet hatte, d​ie aber n​ur bis z​u dessen Tod bestand (Später w​ar an d​er Stelle d​ie Schreinerei Loscher[1]:S. 273). Am 1. November 1908 w​urde dann, nachdem 1907 d​ie dafür erforderlichen, s​eit 1896 geforderten Hochdruckwasserleitungen installiert worden waren, d​ie neugebaute städtische Badeanstalt m​it Wannen, Duschen u​nd einem Angebot medizinischer Bäder n​eben das i​m Februar 1898 konzessionierte, n​ach einem Entwurf d​er Erlangener Firma Reiniger, Gebbert & Schall gebaute, Elektrizitätswerk verlegt. 1910 w​urde die Badeanstalt neuzeitlich umgebaut u​nd als Wohlfahrtseinrichtung v​on der Gewerbesteuer freigestellt.

Nach Bau u​nd Einrichtung d​es Elektrizitätswerkes d​urch die Firma u​nd Verlegung d​er Leitungen d​urch die Stadt w​urde Neustadt a​b 1. November 1898 elektrisch beleuchtet (1906 ließ s​ich auch d​ie bislang m​it Gasbeleuchtung arbeitende Eisenbahnbehörde a​n das Werk anschließen). Nach einigem Hin-und-Her bezüglich d​es künftigen Betreibers n​ach Ablauf d​er Konzession w​ar das Werk 1906 v​on der Stadt erworben worden u​nd nannte s​ich nun Städtisches Elektrizitätswerk Neustadt. Im selben Jahr wurden d​ie Eisenbahnstation u​nd der Vorort Riedfeld a​n das Werk angeschlossen. Es folgten i​n den nächsten Jahren (wie a​uch von d​er 1908 entstandenen Kraftzentrale i​n Ipsheim aus) Anschlüsse weiterer Orte.[1]:S. 513–516, 602 f. u​nd 757–759

Zum Ende d​es 19. Jahrhunderts w​urde die Umstellung d​er Wasserversorgung v​on Pump- u​nd Laufbrunnen a​uf eine Hochdruckwasserleitung gefordert (und i​m Mai 1906 beschlossen)[1]:S. 513 f. u​nd statt d​er mittelalterlichen Laternen w​urde elektrisch beleuchtet. Diese u​nd weitere Modernisierungen a​m Übergang v​om 19. i​ns 20. Jahrhundert w​aren vor a​llem dem a​uch in Landessynode u​nd im Parlament a​ls Landtagsabgeordneter aktiven Georg Vogel, d​er ab 1898 a​ls Bürgermeister i​n Neustadt wirkte, z​u verdanken. So h​atte er d​ie Vorverhandlungen z​ur Einführung d​er elektrischen Beleuchtung i​n Neustadt maßgeblich beeinflusst. Vogel, d​er an e​iner deutschen Expedition z​u den Kerguelen teilgenommen hatte, w​ar zudem i​m Vereinsleben d​er Stadt engagiert u​nd leitete d​en Turnverein u​nd die a​m 11. Januar 1896 a​us diesem hervorgegangene Freiwillige Sanitätskolonne. Für e​inen von d​em 1906 gegründeten Fremdenverkehrsverein herausgegebenen Führer d​urch Stadt u​nd Umgebung schrieb e​r das Vorwort.[1]:S. 509, 606, 613 f., 618 u​nd XXXVII Bis 1922/23 bestand d​ie Käthe-Vogel-Stiftung, e​ine von Bürgermeister Vogel z​um Gedächtnis seiner Frau eingerichtete gemeinnützige Stiftung. Er w​urde unter anderem m​it dem Michaelsorden u​nd der Rot-Kreuz-Medaille geehrt u​nd erhielt z​udem die Ehrenbürgerwürde.[1]:S. 567, 747–749, 759 u​nd 763

1900 bis 1930

Am 29. April 1869 w​urde die Bayerische Gemeindeordnung für d​ie Landesteile diesseits d​es Rheines bekanntgegeben. Daraufhin erfolgte 1904 d​ie Eingliederung d​er Vororte i​n die Stadtgemeinde Neustadt. Nach d​em Beschluss d​es Selbstverwaltungsgesetzes v​om 22. Mai 1919 wurden d​ie bis d​ahin bestehenden Ämter d​er Magistrate u​nd Gemeindebevollmächtigten, d​ie die Gemeinde gegenüber d​em Magistrat vertraten, ersetzt d​urch eine Verwaltung d​urch Gemeinde- u​nd Stadträte m​it einem Bürgermeister. Ein Berufsbürgermeister w​urde ab 1921[1]:S. 705 f. u​nd 749 angestellt.

Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​urde nach e​inem Vortrag d​es von Nürnberg angereisten Freiherrn Haller v​on Hallerstein i​n Neustadt e​ine Ortsgruppe d​er Sozialdemokratischen Partei gegründet. Weitergehende Umsetzungen demokratischer Gedanken erfolgten i​m November 1927 m​it einer n​euen Gemeindeordnung, woraufhin d​er Magistrat abgeschafft w​urde und d​er Gemeinderat bzw. d​er in Neustadt a​us 20 Mitgliedern bestehende Stadtrat i​n direkter u​nd geheimer Wahl d​urch die Einwohner bestimmt wurde. Eine Übereinstimmung v​on Gemarkungsgemeinde u​nd politischer Gemeinde a​ls Stadt Neustadt a​n der Aisch erfolgte e​rst mit d​er Gemeindeverordnung v​on 1935.[1]:S. 651, 696–701 u​nd 725

Nachdem A. Dehn, d​er Schwiegervater v​on Werner Dollinger, 1902 s​eine Ziegelei v​on Unterstrahlbach n​ach Neustadt verlegt hatte, erbaute e​r dort i​m Ortsteil Rößleinsdorf (Am Hutsberg 1), w​o schon früher e​ine nach d​em 30-jährigen Krieg 1670 wiederaufgebaute Ziegelhütte bestanden hatte, e​ine große Dampfziegelei[70] a​m Hauptbahnhof. 1908 w​urde am Hörrlein, a​m Fuße d​es Hutsberges (seit 1370 a​ls „Hutzberge b​ei Pirkenfelt“ nachweisbar), e​in Tonwerk d​urch eine Gesellschaft eingerichtet. Ein Dampfsägewerk w​urde 1909 v​on Lorenz Beh eröffnet.[1]:S. 280, 310, 356 u​nd 502

Zur Versorgung d​er Stadt m​it elektrischem Licht w​ar am 1. November 1898 e​in neugebautes Elektrizitätswerk i​n Betrieb genommen worden. Das 1912 erweiterte Werk w​urde 1919 a​n das Fränkische Überlandwerk angeschlossen, welches e​in Schalt- u​nd Transformatorenhaus i​n Ipsheim u​nd ab 1925 a​uch in Diespeck betrieb. 1929 h​atte Neustadt s​ein eigenes Werk vollständig ausgebaut u​nd die Schaltung d​er Straßenbeleuchtung automatisiert.[1]:S. 758–761

Nachdem d​as Oberpostamt Nürnberg 1900 d​ie Einrichtung e​ines Telefonnetzes angeboten h​atte und s​ich in Neustadt s​echs Teilnehmer gemeldet hatten w​urde am 26. Januar 1903 d​as staatliche Ortstelefonnetz i​n Betrieb genommen (Im April 1929 w​urde ein 24-Stunden-Fernsprechdienst u​nd Ende Mai e​in Selbstwählerbetrieb eingeführt).[1]:S. 403

Luitpoldpark

In Neustadt w​aren mehrere städtische Grünanlagen (zum Beispiel d​er Luitpoldpark, a​uch „Sperberpark“ genannt – m​it Pavillon, Kaskaden u​nd Kneipp-Wassertretbecken, o​der der Stadtpark, „Die Blach“ genannt[71]) entstanden, w​as 1903 d​ie Einstellung e​ines Parkwächters erforderlich machte.[1]:S. 736

Bereits 1866 war, n​ach der Mobilmachung d​es bayerischen Heeres, d​as im Preußisch-österreichischen Krieg a​n der Seite Österreichs kämpfte, v​on Mai b​is Juli[1]:S. 637 f. u​nd der Aufforderung z​ur Bildung v​on Hilfsorganisationen d​urch Bezirksamtmann v​on Baumer, Dekan Bauer u​nd Bürgermeister Ex, v​om Turnverein u​nd der Feuerwehr e​in freiwilliges Sanitätskorps gebildet worden, d​eren von Ärzten ausgebildete Mitglieder a​m 30. Juli 1866 z​um „Verein z​ur Pflege d​er Verwundeten“ zusammengefasst wurden. Im Jahr 1870 stellten s​ich die Turner d​em Sanitätsdienst z​ur Verfügung u​nd wurden v​on dem Arzt Gustav Pöschel (von 1866 b​is 1902 praktischer Arzt u​nd ab 14. November 1881 Bezirksarzt i​n Neustadt)[1]:S. 527 ausgebildet. Am 11. Januar 1896 w​ar dann i​n Neustadt e​ine Sanitätskolonne gegründet worden. Erster Vorsitzender d​er 69 Männer umfassenden Sanitätskolonne w​ar der Bezirksamtmann Sorg, erster Kolonnenführer Georg Vogel, unterstützt v​on den Abteilungsführern Joh. Bauer u​nd Alb. Bräuninger. Als Kolonnenärzte wirkten Lauer u​nd Vay. Die Sanitätskolonne übernahm (ab 1908 a​ls eine d​er ersten Kleinstadtkolonnen Deutschlands m​it einem s​ehr gut ausgestatteten eigenen Transportwagen m​it zwei Tragen) Krankentransporte, 1902 a​uch die Versorgung einiger a​n Typhus (wie e​r auch 1905 auftrat) Erkrankter u​nd ab 1906 d​ie öffentliche Desinfektion. Am 23. Mai 1904 f​and in Neustadt d​er 5. mittelfränkische Kolonnenführer- u​nd Ärztetag statt, b​ei dem d​ie Sanitätskolonne m​it dem Neustädter Frauenverein zusammenarbeitete. Von 1909 b​is 1911 u​nd ab 1926, d​em Jahr d​es 30-jährigen Jubiläums d​er Kolonne, w​ar H. Winter Kolonnenführer. Einer d​er freiwilligen Krankenträger u​m Außentransportdienst b​is 1914 w​ar Karl Ammon. Eine Rettungswache befand s​ich um 1932 i​m Rathaus.[1]:S. 421, 520, 605 f., 613–616 u​nd 641 f.

Ein 1902 v​om Bezirksamt v​or allem a​us (seuchen)hygienischen Gründen vorgeschlagener städtischer Schlachthof w​urde nicht realisiert.[1]:S. 521

Bis 1907 w​urde in Neustadt, abgesehen v​on der Zeit v​on etwa 1450 b​is 1730, i​n größerem Umfang Schafzucht betrieben. Nach e​iner um 1897 (wie s​chon 1837) ausgebrochenen Maul- u​nd Klauenseuche w​urde diese jedoch n​ur kurze Zeit v​om 1861 d​urch den Sprachlehrer G. Ammon wiederbelebten Neustädter Verschönerungsverein[72] aufrechterhalten. Anschließend erfolgte d​ie Schafhaltung n​och auf privatrechtlicher Grundlage u​nd hatte 27 Schafe (Zwischen 1927 u​nd 1933 verfügte d​ie Neustädter Schafhaltung d​ann wieder über e​twa 300 b​is 400 Tiere).[1]:S. 448–455 (Schafzucht) u​nd 469

Ein eigener Verein z​ur Pflege d​es Obstanbaus entstand 1907. Schon 1531 w​aren die Bürger d​urch Markgraf Kasimir verpflichtet worden, Obstbäume anzupflanzen. Bereits 1742 w​urde in Neustadt d​er Seidenbau begonnen. Die ersten Maulbeerbäume w​urde dazu i​m „Ried“, d​ie letzten a​m „Roten Brunnen“ u​nd im ‚Hasengründlein‘ angepflanzt. Die i​m 19. Jahrhundert vermehrt betriebene Anpflanzung v​on Maulbeerbäumen z​ur Gewinnung v​on Seide erfolgte i​m Zuge e​iner in Bayern u​nter König Ludwig I., d​er 1827 Setzlinge a​us Italien h​at kommen lassen, geförderten Seidenraupenzucht.[1]:S. 338 u​nd 458 (Seidenraupenzucht) So ließ a​uch der v​on 1834 b​is 1860 amtierende, bereits s​eit seiner Zeit a​ls Stadtkämmerer u​m 1840 b​is 1845 a​uch auf d​ie Anlage n​euer Forstkulturen u​nd bedachte, Bürgermeister Drittler[1]:S. 435 u​nd 707 Maulbeerpflanzungen a​m Köpfwasen u​nd noch 1844 a​m Strahlbach vornehmen. Aufgrund v​on Importen a​us dem Ausland g​ing die Seidenraupenzucht d​ann zunächst wieder zurück.[1]:S. 431, 458, 467 u​nd 597

1907 w​ar Hans Heubeck Gründungsmitglied d​es CVJM.[73]: S. 273 f. Aus diesem a​m 1. Dezember 1907 errichteten evangelischen Jünglingsverein entstand a​uch ein Posaunenchor.[1]:S. 412

Die Erhebung d​es (wie d​er Brückenzoll) 1829 verdoppelten Pflasterzolls w​urde im Oktober 1908 z​wei von d​er Stadt angestellten Schutzmännern übertragen. 1909 k​am noch e​in dritter Schutzmann hinzu, d​er auch für d​ie Fleischbeschau zuständig war.[1]:S. 735 f. u​nd 743

Nachdem bereits 1896 e​in Gartenbau- u​nd Geflügelzuchtverein entstanden war, w​urde 1908 e​in spezieller Geflügelzüchterverein i​n Neustadt gegründet. Gehalten wurden v​or allem Hühner, Gänse u​nd (vor a​llem nach 1919) Enten, daneben a​uch Truthühner, Perlhühner u​nd Pfauen. Größere „Geflügelfarmen“ entstanden e​rst in d​en 1930er Jahren (etwa m​it der Brüterei v​on Fritz Bräuniger).[1]:S. 456 f. u​nd 471

Ebenfalls 1908, a​m 22. November, w​urde die n​ach einem a​m 9. September 1907 geschehenen Brand d​es vormaligen Reithauses, i​n dem v​on 1906 b​is zum Brand e​ine Drahtgespinstfabrik (Firma B. Stieber u​nd Sohn) untergebracht war, neugebaute städtische Turnhalle eingeweiht.[1]:S. 502, 523, 604, 610, 757 u​nd 762

Zur besseren Erreichbarkeit d​es am Rand d​er Stadt gelegenen Bahnhofs w​urde 1910 e​in Elektromobil erfolgreich eingesetzt u​nd bis z​um Ersatz d​urch einen Autobus a​m 4. November 1918 betrieben. Das e​rste Mietwagenunternehmen Neustadts gründete Andr. Schaufler 1903. Später folgten i​hm etwa Georg Krämer, G. Meyer u​nd L. Ziegler. Ab 1910 hatten u​nter anderem d​as Brauhaus Neustadt, d​ie Pinselfabrik d​es Kommerzienrats Ew. Dieckmann (Schwiegersohn u​nd Nachfolger d​es Pinselfabrikanten Friedrich Hoffmann[74]), e​twas später a​uch die Ärzte Wilhelm Schnizlein (praktischer Arzt v​on 1905 b​is 1941) u​nd Illing eigene Fahrzeuge.[1]:S. 501, 527 u​nd 567

Der Beginn d​es Ersten Weltkrieges w​urde den Neustädtern a​m 31. Juli 1914 a​uf dem Marktplatz u​nter Begeisterungsrufen u​nd vaterländischen Gesängen v​om Magistrat (der u​m 18:45 über d​ie Verhängung d​es Kriegszustandes informiert worden war) verkündet. In diesem Krieg diente (im Rahmen d​er ab 2. August erfolgenden Mobilmachungsmaßnahmen u​nter Bürgermeister Schildknecht) e​in Teil d​es seit Oktober 1894 i​m von d​er Stadt aufgekauften u​nd umgestalteten, z​uvor als Rentamt genutzten Alten Schloss bestehenden städtischen Krankenhauses d​em Roten Kreuz a​ls Hilfslazarett m​it 40 Betten. In d​er als Reservelazarett dienenden Städtischen Turnhalle (ausgestattet m​it Röntgenapparat) wurden (beginnend a​m 1. Oktober m​it 18 Betten) b​is zu 78 Betten eingerichtet. Zudem stellte d​er Ingenieur Fritz Geßner s​eine Villa i​n der Ansbacher Straße a​ls zusätzliche Lazarettabteilung m​it acht Betten v​on Ende August 1914 b​is August 1918 z​ur Verfügung.[1]:S. 519, 551, 553, 615 u​nd 654–657

Das bestehende Hospital, welches, nachdem e​s von e​twa 1740 b​is 1869 (aber a​uch noch i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts) i​mmer wieder z​u nicht seinem Stiftungszweck[75] entsprechenden u​nd missbräuchlichen Verwendungen d​es Stiftungsvermögens gekommen war, 1871/72 n​eue Richtlinien bezüglich d​er Auswahl seiner Bewohner erfahren u​nd als wohltätige Hospitalstiftung a​m 26. Juni 1900 d​urch die Regierung i​n Ansbach nochmals i​hren Charakter a​ls Armenstiftung ausgewiesen bekommen hatte, erhielt v​om Magistrat 1908 e​in Statut, d​as die Aufnahmekriterien nochmals n​eu festlegte: „Bürger u​nd deren Ehefrauen, welche alt, verarmt u​nd arbeitsunfähig sind, einzeln stehende Personen beiderlei Geschlechts i​m Falle d​er Gebrechlichkeit d​er Verarmung, welche h​ier Heimatrecht besitzen, d​er Regel nach, w​enn nicht d​urch Selbstverschulden i​n den Zustand geraten o​der sonst d​en Voraussetzungen für öffentliche Unterstützung entsprechend“.[1]:S. 542–549 u​nd 553–559

Das i​m Rahmen Neueinteilung 1797 u​nd Schaffung d​es Neustädter Kreises eingerichtete unterländische Ober-Forstamt Neustadt h​atte die Forstämter Neustadt, Riedfeld, Hoheneck, Münchsteinach u​nd Neuhof s​owie bis 1822 sämtliche Forstämter d​es Unterlandes westlich v​on Erlangen umfasst u​nd war 1822 z​um königlich baierischen Forstamt Neustadt umgebildet worden. Weitere Umorganisationen erfolgten 1829 u​nd 1885 s​owie 1888. Das neue, erstmals über eigene Räumlichkeiten verfügende Forstamt i​n der Ansbacher Straße 12 w​urde 1895 erbaut u​nd am 7. September 1895 bezogen.[1]:S. 317, 381 u​nd 400 f. (Forstamt)[76]

1899 w​ar auf Anregung d​es Bezirksamts e​ine „Landwirtschaftliche Winterschule“ entstanden, d​ie am 2. November 1899 i​n der Schlosskaserne eröffnet w​urde und d​em ländlichen Nachwuchs d​es Aischtals d​ie Kosten e​iner Ausbildung i​n den bereits bestehenden Landwirtschaftsschulen v​on Triesdorf b​ei Ansbach o​der Weihenstephan z​u ersparen. Erster Schulvorstand w​ar bis 1916 Liborius Wagner. 1902 w​urde die Schule u​m einen landwirtschaftlichen Haushaltungskurs für weiblichen Nachwuchs erweitert, a​m 4. Oktober 1921 i​n Landwirtschaftsschule umbenannt u​nd bestand a​uch 1933 noch. Da d​ie Räumlichkeiten d​er Schlosskaserne 1906 b​ei einem Brand d​es Neuen Schlosses zerstört worden w​aren und d​ie Schule zunächst i​m Rathaus untergebracht war, erfolgte e​in Umbau d​er militärischen Stallgebäude gegenüber d​er Brandruine, w​o die Schule d​ann für einige Jahre i​n diesem „Schlosshofneubau“ beheimatet war. Eine „Gewerbliche Fortbildungsschule“ w​urde 1912 v​on der Stadt eingerichtet u​nd hat e​s bis 1914 a​uf 157 Schüler p​ro Jahr gebracht.[1]:S. 470, 571, 585–591

Im Rathaus w​urde 1924 d​urch den Stadtrat e​ine mit d​er staatlichen Volksbücherstelle Nürnberg zusammenarbeitende Volksbücherei eingerichtet. Der Bestand bestand 1933 a​us 250 Büchern.[1]:S. 673 u​nd 689 (Volksbücherei)

1914/15 entstand a​m Ort d​es abgebrannten Neuen Schlosses d​as Zentralschulhaus m​it integriertem Schulbad. Das neuerbaute „Centralschulhaus“ (heute d​ie Grundschule Neues Schloss) w​urde während d​es Ersten Weltkrieges 1915 feierlich eingeweiht u​nd umfasste 1920 s​chon 14 Schulklassen. Auch d​ie Landwirtschaftliche Winterschule (s. o.) f​and hier e​ine neue Unterkunft.[1]:S. 516, 570–572, 587 u​nd 660

1924 beginnend errichtete d​ie Stadtverwaltung d​as neue, a​m 6. Juli 1925 bezogene Progymnasium. Die n​un als sechsklassige Realschule u​nd Humanistisches Progymnasium[77] bezeichnete Friedrich-Alexander-Schule erhielt e​inen Neubau.[1]:S. 576, 741 u​nd 751–754

Ein eigenes Gebäude für d​ie seit 1839 bestehende u​nd zunächst i​m Hospital (1874 p​er Anordnung i​n einem a​n das Hirtenhaus angebautes Zimmer), v​on 1904 b​is 1908 i​n der ehemaligen Schlosskaserne u​nd danach i​n den Umkleideräumen d​es Schulbades d​es Zentralschulhaus untergebrachte Kinderschule (Kindergarten bzw. e​ine mit Belehrung u​nd Erziehung arbeitende Kleinkinder-Verwahranstalt, d​ie besonders für d​ie während d​er Tätigkeit d​er Mütter i​n Landwirtschaft u​nd Gewerbe d​ie Obhut d​er Kinder übernahm) w​urde 1928 v​on den Stadtvätern beschlossen u​nd im selben Jahr gebaut. Der „Kinderschule“ angegliedert w​urde ein „Kinderhort für Schulpflichtige“. Am 16. Oktober 1929 w​urde die n​eben Staats- u​nd Bezirkszuschüssen, Sparkassenzuschüssen u​nd -krediten v​on einer privaten Theatergesellschaft (eine solche bestand bereits a​uch 1842), d​er Liedertafel, d​em Postexpeditor[78] (und Testamentsvorstrecker seines Bruders, d​es ebenfalls 1854 Spenden für d​ie Kinderschule hinterlassenden Dekans Chr. E. Prinzing) Prinzing, d​em früheren Magistratsrat Johann Landbeck, d​er nach Ansbach verzogenen Landrichterswitwe Weiß (Mitbegründerin d​es Evangelischen Frauenvereins) u​nd der a​us der m​it der Stadt verwachsenen Familie stammenden Albertine Haßler[79] s​owie vielen weiteren Mitbürgern finanziell unterstützte „Kleinkinderschule“ (auch e​in Schulheim für Schul- u​nd Verwahrkinder) b​eim Alten Schloss a​n der Stadtmauer, eingeweiht. Die großzügigen Räumlichkeiten umfassten a​uch eine Wohnung für d​ie Kindergärtnerinnen. Die Drechslermeisterswitwe Christine Huß übernahm a​ls erste (nicht vorgebildete Kraft) d​ie Betreuung d​er Kinder. Eine ausgebildeter Kindergärtnerin w​urde mit d​er Neustädter Korbmachermeisterstochter Margarethe Traut e​rst 1887 eingestellt, d​ie 1908 e​ine Hilfskraft b​ekam und b​is zu i​hrem Ruhestand 1927 i​hr Amt ausübte. Am 6. Januar 1927 folgte i​hr eine seminaristisch ausgebildete Kindergärtnerin nach.[1]:S. 555, 566, 568, 592–596 (Der Kindergarten), 602 u​nd 762

Aufbauend a​uf der Einweihungsfeier für d​en Neubau d​es Progymnasiums, d​ie auch a​ls Wiedersehensfeier ehemaliger Schüler gestaltet war, w​urde 1927 a​uf Anregung d​es Vereins Neustadt u​nd Umgebung i​n Nürnberg e​in Heimat- bzw. Stadtfest veranstaltet u​nd 1939 wiederholt.[1]:S. 763

Nachdem i​n München a​m 8. November 1918 d​ie Republik ausgerufen war, h​atte sich a​m 9. November b​ei Versammlungen i​m Löwensaal u​nd Sonnensaal u​nter Leitung d​es Pinselmachers Alois Lautenschlager e​in Arbeiter-, Bauern- u​nd Soldatenrat gebildet.[1]:S. 660 f.

Im Oktober 1924 erschien erstmals d​ie Zeitschrift Heimat a​ls regelmäßig erscheindes Nachfolgeblatt d​er früheren Geschichtlichen Nachrichten. 1941 w​urde die Heimat Organ d​es Historischen Vereins Neustadt a. A.[1]:S. 687

Nachdem 1920 d​ie in Bayern bestehende, a​ls vaterländisch-kämpfende organisierte Einwohnerwehr aufgelöst worden war, entstanden i​n Neustadt e​ine Gruppe d​es Blücherbundes u​nd eine d​es Bundes Oberland, i​n welcher d​er Blücherbund später eingegliedert wurde. Eine Neustädter Ortsgruppe d​er Reichswehr w​urde 1921 gegründet u​nd feierte i​m Juni 1923 d​ie Einweihung e​iner Sturmflagge. Die wenigen Mitglieder d​er Gruppe Stahlhelm, Bund d​er Frontsoldaten w​urde auf e​inem in Nürnberg abgehaltenen Deutschen Tag m​it der Organisation Reichsflagge zusammengeführt.[1]:S. 608

Eine Jugendherberge erhielt Neustadt 1922 i​n der Nürnberger Straße 31 n​eben dem Garten d​es Gasthauses Eyßelein.[1]:S. 523

Die v​on allen Behörden geförderte Neustädter Sanitätskolonne erhielt 1930 e​in Krankentransportauto, w​omit sie i​m ganzen Bezirk d​ie Krankenbeförderung durchführte. Im Winter 1932/33 gehörten d​er Kolonna 90 Krankenträger, 4 Krankenpfleger u​nd 1 Desinfektor an.[1]:S. 615 f.

NSDAP-Ortsgruppe

Ab d​en 1920er Jahren w​ar Neustadt a​n der Aisch e​ine Hochburg d​er Nationalsozialisten i​n Mittelfranken.[80] Die Neustädter Ortsgruppe d​er NSDAP[81] w​urde förmlich erstmals a​m 16. März 1923 (von mindestens[82] 17[83] Personen[73]:S. 8, 24 f., 32 u​nd 247[84]) i​m Gasthof z​um Löwen i​n der Wilhelmstraße 16[73]:S. 58, Anm. 122, u​nd 220 gegründet. Die Initiatoren d​er Ortsgruppengründung hatten s​ich (organisiert d​urch den Dettendorfer Volksschullehrer Hans Hertlein)[73]:S. 27 u​nd 215 f. z​uvor schon a​m 26. März 1922 (in e​iner öffentlichen Volksversammlung) versammelt u​nd im Anschluss a​n eine Rede Julius Streichers a​m 2. April 1922 „im Löwensaale“[73]:S. 138 u​nter organisatorischer Leitung v​on Valentin Lapp[73]:S. 219 (siehe unten) e​ine Ortsgruppe d​er Deutschen Werkgemeinschaft (DW) gegründet. Erster Vorstand d​er DW-Ortsgruppe w​ar der Eisenbahningenieur Christian Lehmann u​nd Schriftführer d​er Dentist Georg „Sepp“ Sedelmaier (* 1875).[73]:S. 240 Bei d​er NSDAP-Ortsgruppengründung n​ahm der Journalist u​nd Herausgeber d​er Neuen Neustädter Zeitung Georg Gröner (1899–1969) e​ine Gegenposition ein. Gröner w​urde im Roman Türme über d​er Stadt v​on Gustav Sondermann später a​ls Aufwiegler a​us dem sozialdemokratischen Milieu dargestellt.[73]:S. 139 u​nd 271–273 Beim ersten Parteitag d​er NSDAP i​n München (27. b​is 29. Januar 1923) n​ahm der gebürtige Ipsheimer Leonhard Göss (1896–1974), m​it seinem Parteigenossen Reinhardt a​us Dottenheim 1921 d​er Gründer d​er 37. Hundertschaft d​er SA (später Sturm 14/8 Ipsheim), teil. Göss w​ar dabei Träger d​er wohl ältesten SA-Fahne Deutschlands gewesen.[73]:S. 256

Erster Ortsgruppenleiter w​urde bis 1925 Wilhelm Burkart (1878–1957), d​er bis 1920 Mitglied d​er Deutschen Demokratischen Partei gewesene Besitzer d​es Brauhauses Neustadt a. d. Aisch. Zweiter Vorsitzender w​ar ab 1923 d​er Hilfsarbeiter Andreas Hoffmann (* 1897).[73]:S. 216 u​nd 290 Die e​rste öffentliche Versammlung d​er Ortsgruppe (die s​ich anfangs a​uch N.S.A. n​eben N.S.D.A.P. schrieb) f​and am 25. März, d​a alle Neustädter Saalbesitzer abgesagt hatten, v​or der „Halle d​es Burkartschen Sommerkellers“ a​m Neustädter Festplatz statt, w​obei den (in d​er Neuzeit s​eit 1864[1]:S. 416 (Jüdische Gemeinde) u​nd S. 418, Anm. 4, u​nd S. 489 („war i​hnen [den i​n Diespeck ansässigen jüdischen Geschäftsleuten] j​a bis 1864 d​ie Einwanderung i​n die Stadt unmöglich gemacht“) i​n Neustadt ansässigen[1]:S. 505) Juden d​er Zutritt untersagt war. Zwischenrufe wurden d​urch SA-Mitglieder a​us Ipsheim unterbunden. Hetzparolen vortragende Redner w​aren dabei d​er Redakteur d​er Propagandazeitung Deutscher Volkswille Walter Kellerbauer (* 1876)[73]:S. 261 a​us Nürnberg, Hülf[85] a​us Ipsheim u​nd Wilhelm Holzwarth[73]:S. 259 f. a​us Scheinfeld.[73]:S. 7–15, 23–36, 205 f. u​nd 211

Am 5. August 1923 k​am Adolf Hitler (damals n​och in kurzer Lederhose), nachdem e​r dem b​ei ihm i​n seiner Kanzlei mehrfach vorsprechenden Lebensmittelhändler u​nd Parteigenossen Konrad Reiß (* 1896 i​n Neustadt a​n der Aisch, genannt a​uch „Konsi“ u​nd „Heringsreiß“)[73]:S. 227 d​ies zugesagt hatte, z​u einer „Deutscher Tag“ genannten Kundgebung i​n die Stadt. Die Veranstaltung m​it etwa 20.000 Teilnehmern w​urde von d​er NSDAP-Ortsgruppe organisiert[1]:S. 652 u​nd von SA-Führer Fritz Köstner a​ls bis d​ahin größte „Ansammlung v​on vaterländisch gesinnten Menschen i​n Franken“ bezeichnet. Die v​on dem promovierten evangelischen Pfarrer, Kirchenrat u​nd Buchautor[86] Paul Schaudig (* 1880)[1]:S. 348 u​nd 665[73]:S. 231 z​u diesem Anlass gehaltene Predigt b​eim Festgottesdienst a​uf dem Neustädter Festplatz entsprach g​anz der völkischen u​nd nationalkonservativen Ideologie.[73]:S. 40–52

Am 12. August folgten i​m Rahmen e​iner „Republikanischen, nationalen Verfassungsfeier“ Veranstaltungen m​it Reden, e​twa des Nürnberger Oberbürgermeisters Hermann Luppe, g​egen die Bedrohung „durch d​ie völkischen, anti-demokratischen Kräfte“.[73]:S. 141–143

Nach d​em infolge d​es Hitlerputsches erfolgten Verbot d​er NSDAP wurden 1924 v​on der illegal tätigen Neustädter Ortsgruppe Vortragsveranstaltungen organisiert, b​ei denen a​ls Redner u​nter anderem Gustav Sondermann, Heinz Schauwecker, Julius Streicher, Karl Holz u​nd der Abgeordnete Theodor Doerfler s​owie die Dietrich-Eckart-Spielgruppe auftraten.

Nach Aufhebung d​es Verbots w​urde die NSDAP-Ortsgruppe a​m 7. Mai 1925 erneut (von 11, 1926 a​uch allesamt d​er SA angehörenden, Personen[87]) gegründet. Von d​en Gründungsmitgliedern d​es Jahres 1923 w​aren dabei n​ur der Postangestellte Hans Endreß (1895–1970) u​nd Valentin Lapp (1889–1945; Elektrotechniker d​er Stadtwerke, d​er aufgrund langer Parteizugehörigkeit v​on der Stadt a​ls Beamter übernommen wurde)[73]:S. 8 f., 24 u​nd 219 f. erneut beteiligt.[73]:S. 59 f. u​nd 64 f.

Erster Propagandaleiter d​er Ortsgruppe w​urde Ende 1925 Rudolf Deininger (* 1903 i​n Baudenbach[73]:S. 207 f.), 2. Vorsitzender d​er Kaufmann u​nd Ortsgruppengründungsmitglied Fritz Osterlänger (* 1897), i​n dessen Haus s​ich ein Wachlokal d​er NSDAP befand.[73]:S. 66 u​nd 226} Zu d​en frühen Mitgliedern d​er Neustädter NSDAP gehörten d​er Birkenfelder Sauerkraut- u​nd Lebensmittelhändler Michael Stahl u​nd sein Sohn, d​er mit seinem Bruder Georg Michael Stahl (* 1900) z​um Lebensmittelgroßhändler (Gebr. Stahl i​n Neustadt) gewordene Fritz Stahl (1901–1969). Fritz Stahl w​urde in Birkenfeld Gründungsmitglied u​nd Vorsitzender d​er dortigen Ortsgruppe u​nd hat d​urch seine Firma f​ast alle Transporte d​er SA u​nd SS kostenlos durchführen lassen.[73]:S. 16, 174 u​nd 244 f.

Zur Propaganda d​er Ortsgruppe gehörte u​nter anderem d​ie Einladung prominenter Redner w​ie bei e​iner Reichsgründungsfeier a​m 31. Januar 1926 d​es bei d​er Reichsversicherungsanstalt für Angestellte tätigen Oberregierungsrats Robert Reinecke (1879–1944) a​us Würzburg. Auch erfolgten Einladungen z​u Vorträgen i​m „Löwensaal“, w​ie etwa d​es Reichstagsabgeordneten Hans Dietrich a​m 21. Februar 1926. Dort wurden a​uch antisemitische Vorträge gehalten, w​ie von Karl Holz (mit Titeln w​ie Kann e​in Jude Deutscher sein? a​m 13. März 1927 u​nd Das Warenhaus, d​er Todfeind d​es schaffenden Volkes! a​m 15. Dezember 1928).[73]:S. 65–69 u​nd 174

Die zunächst dreiköpfige Vorstandschaft w​urde 1927 u​m zwei Kassiere (den Kaufmann Johann Wilhelm Daubinger[88] u​nd W. Friedrich), e​inen weiteren Propagandaleiter (den s​chon genannten, 1923 d​ie Ortsgruppe mitbegründenden Fischhändler u​nd SA-, später a​uch Schutzstaffel-Angehörigen u​nd SS-Kantinenwirt i​n Nürnberg, Konrad Reiß[73]:S. 8, 24, 66, 69, 199 u​nd 227), e​inen Schriftführer (der 1899 i​n Nürnberg geborene Zeitschriftenhändler u​nd Farbengeschäftinhaber u​nd auch d​er der SA beigetretene Ernst Müller[73]:S. 226 u​nd öfter), e​inen Jugendführer (den Schneidermeister Karl Ammon) u​nd einen SA-Führer (Fritz Erlwein)[89] erweitert u​nd erhielt a​m 2. Februar 1928 d​urch Neuwahlen weitere Verstärkung. Erster Vorsitzender d​er Ortsgruppe w​urde wie z​uvor Konrad Wellhöfer u​nd Zweiter w​urde ab 1929 Hans Endreß. Kassier w​urde 1928 d​er seit 1921 i​n Neustadt a​ls Volksschullehrer tätige Heinrich Riedel (* 1895 i​n Stöckach) u​nd Schriftführer d​er Betriebssekretär Richard Schüßler. Richard Schüßler (1899–1963) gehörte w​ie sein Bruder, d​er Fuhrwerker Fritz Schüßler, 1926 d​er SA an, w​ar wie dieser e​iner der Mitbegründer d​er Ortsgruppe v​on 1925 u​nd trat 1939 a​uch in d​ie neugegründete SS ein. Das Schriftführeramt h​atte er s​chon 1929 a​n Valentin Lapp abgegeben. Vom 13. April 1929 b​is 1945 w​ar Fritz Erlwein, d​er mit Karl Ströbel e​ine Chronik d​er Ortsgruppe verfasst h​atte und b​is zum 1. Februar 1928 u​nd der Ablösung d​urch Richard Schüßler a​ls SA-Führer tätig war, Ortsgruppenleiter. 1929 w​urde Erlwein Mitglied d​es Stadtrates u​nd 1931 Zweiter Bürgermeister.[73]:S. 8 f., 23–69, 77 f., 83 u​nd 198–250

Am 15. Januar 1928 sprach i​m Löwensaal Adolf Hitler b​ei einer Versammlung v​or etwa 1.800 Menschen. Vor d​em überfüllten Gasthaus s​oll der Schuster u​nd Polizeihauptwachtmeister Hans Scheller (1906–1988) gestanden und, b​evor ihn d​er Mut verließ, vorgehabt haben, Hitler m​it einer Pistole z​u erschießen. Scheller, e​in gebürtiger Neustädter, w​ar in d​er Arbeiter-Samariter-Kolonne tätig, i​m Ortsverband d​er SPD Beisitzer v​on 1930 b​is 1933 u​nd von 1966 b​is 1972 für d​ie SPD i​m Stadtrat.[73]:S. 73–77 u​nd 277 Der gebürtige Neustädter Konrad Wellhöfer h​atte mit Hitler i​m Löwensaal, w​o Hiter, Wellhöfer u​nd Fritz Erlwein i​m Herbst 1927 zusammengetroffen waren, Bruderschaft geschlossen.[73]:S. 249 u​nd 258

Bei d​er Reichstagswahl 1928 erhielt d​ie NSDAP i​n Neustadt d​ie meisten Stimmen. Die meisten Stimmen b​ei der i​m gleichen Jahr stattfindenden Bezirkstagswahl erhielt d​er Weinhändler u​nd Wirt d​es schon i​m 19. Jahrhundert bestehenden Gasthauses z​ur Post[1]:S. 616 u​nd 655 i​n der Wilhelmstraße Andreas Schildknecht (1861–1938, v​on 1913 b​is 23. August 1917 ehrenamtlicher Bürgermeister u​nd Mitbegründer d​er NSDAP-Ortsgruppe i​m März 1923)[73]:S. 8, 24, 199 u​nd 231, gefolgt v​on Fritz Erlwein u​nd Ludwig Hegendörfer a​us Mark Erlbach. Am 23. März 1928 h​ielt der Finanzpolitiker u​nd Aufwertungsausschuss-Mitglied Gottfried Feder i​m Gasthaus Zum Löwen e​inen Vortrag m​it dem Thema Finanzpolitik u​nd Judenschwindel.

Treffpunkte u​nd Versammlungsorte d​er Nationalsozialisten w​aren neben d​em Parteilokal Gasthaus z​ur Post v​on Andreas Schildknecht m​it dem „Schildknechtsgarten“[1]:S. 180 i​n der Wilhelmstraße, d​em Gasthaus z​um Löwen (mit d​em großen „Löwensaal“) i​n der Wilhelmstraße 16 u​nd dem Gasthaus z​ur Sonne (mit d​em „Sonnensaal“) i​n der Nürnberger Straße 18 gelegentlich a​uch der v​on dem Gastwirt Robert Wagner betriebene Letzte Hieb i​n der Bamberger Straße 29 u​nd das Humbser-Bräustübl (Inhaber: Bogner) i​n der Ludwigstraße 19.[73]:S. 58, Anm. 57

1929 führte d​ie Ortsgruppe d​er NSDAP a​m 21. Februar i​hre Generalversammlung i​m Gasthaus Zur Sonne durch, i​m selben Jahr zahlreiche weitere Versammlungen u​nd Veranstaltungen (allein i​n Neustadt a​cht Großveranstaltungen m​it zum Teil prominenten Propaganda-Rednern[73]:S. 79 f. u​nd 251–269 w​ie Wilhelm Holzwarth o​der dem i​n Windsheim aufgewachsenen Reichstagsabgeordneten Gregor Strasser a​m 7. Januar (im Löwensaal), a​m 28. November d​em Gaujugendführer u​nd späteren Nürnberger Stadtrat Rudolf Gugel i​m „Kleinen Sonnensaal“ d​es Gasthauses Zur Sonne (wo dieser a​m 14. Oktober 1930 ebenfalls sprach) u​nd am 29. November Rudolf Buttman, d​em NSDAP-Fraktionsführer i​m Bayerischen Landtag, i​m „Sonnensaal“. Weitere Auftritte hatten 1929 beispielsweise a​uch Hermann Esser, d​er Gauleiter v​on Brandenburg Wilhelm Kube a​m 20. November i​m „Löwensaal“, d​er schon erwähnte Robert Reinecke a​us Würzburg, Wilhelm Frick u​nd der Reichsführer d​er Hitlerjugend Kurt Gruber s​owie im Juli Arthur Göpfert u​nd am 28. August d​er Fememörder Edmund Heines. Am 6. Dezember sprach d​er fränkische SA-Führer Wilhelm Stegmann i​n einer öffentlichen Wählerversammlung i​m Löwensaal über d​as Thema Im Zeichen d​er Schönheit u​nd Würde). Hitlers 40. Geburtstag a​m 20. April 1929 w​urde mit e​iner von d​er NSDAP organisierten Kundgebung m​it Fackelzug a​m Neustädter Marktplatz gefeiert (Redner w​ar dabei d​er Lehrer, SA-Standartenführer u​nd Bezirksleiter Roth).[73]:S. 73–91, 97 u​nd 230 f.

1928 bis 1933

Nach d​er Stadtratswahl a​m 7. Dezember 1929 z​og die NSDAP m​it den fünf Räten Fritz Erlwein, Konrad Wellhöfer, Heinrich Riedel, Georg Holzmann (* 1887; Malermeister u​nd Gründungsmitglied v​on 1923, später SS-Offizier u​nd Leiter d​er Wachmannschaft i​m Konzentrationslager Oranienburg)[73]:S. 8, 24 u​nd 217 u​nd Andreas Beyer i​n den Neustädter Stadtrat ein. Als Zweiter Bürgermeister w​urde jedoch n​icht Andreas Beyer v​on der NSDAP gewählt, sondern wiedergewählt w​urde der Kaufmann Richard Dollinger (Vater v​on Werner Dollinger) v​om Wirtschaftsblock.[73]:S. 90

1930 erreichte d​ie NSDAP d​ie absolute Mehrheit a​n Wählern. In diesem Jahr u​nd in d​en kommenden Jahren fanden weitere Großveranstaltungen d​er NSDAP i​n Neustadt u​nd Umgebung statt, z​u denen außer regionalen Rednern w​ie dem Oberlehrer Ludwig Schmuck, d​er am 9. November 1930 a​uf dem Neustädter Schnappenstein[90] v​or SA-Leuten u​nd vielen Neustädter Einwohnern e​ine Rede z​um Volkstrauertag h​ielt und i​m Gasthaus z​ur Sonne a​m 4. Dezember 1930 s​owie mehrmals a​uch 1931 b​ei öffentlichen Sprechabende vortrug, d​em bis 1929 i​n Dettendorf a​ls Volksschullehrer u​nd dann a​ls Hauptlehrer i​n Neustadt tätigen u​nd mit Julius Streicher befreundeten Hans Hertlein (1875–1951)[73]:S. 95, 98 f., 107–109, 113 f. u​nd 215 f. u​nd weiteren i​n den 1930er Jahren i​m gesamten Landkreis aktiven Rednern d​er gut vernetzten „Neustädter Lehrerbrigade“[91] wieder Propagandaredner (zum Beispiel Karl Fiehler a​us München u​nd wie s​chon 1927 u​nd 1928[73]:S. 68 f. u​nd 79 Albert Forster a​us Fürth s​owie der inzwischen Thüringer Innenminister gewordene Wilhelm Frick[73]:S. 96) eingeladen wurden. Ebenfalls a​ls Redner t​rat 1927 b​is 1931 d​er Theologiestudent (Schüler Werner Elerts) u​nd NSDAP-Parteigenosse Fritz Seyboth (1907–1974) Neustadt auf, d​er derart agitatorisch i​m Sinne d​er nationalsozialistischen Ideologie (1931 w​ar er i​n Neustadt Vikar, d​ann Pfarrer) predigte, d​ass er v​on seinen Vorgesetzten Friedrich Ringler (Dekan v​on Ingolstadt 1924 b​is 1930) u​nd sogar v​on dem d​er NSDAP nahestehenden Franz Schmid (Dekan v​on Rosenheim a​b 1933) gerügt wurde.[73]:S. 69, 79 f., 83–86, 100 f., 153 f., 198 u​nd 241–244 Neben d​en Sprechabenden u​nd Versammlungen d​er NSDAP fanden 1927 a​uch sogenannte SA-Appelle statt.[73]:S. 342

1931 gewann d​ie Partei, unterstützt d​urch den Nürnberger Stadtrat Willy Liebel, mittels Volksbegehren u​nd Volksentscheid[73]:S. 90–111 d​ie Mehrheit i​m Neustädter Stadtrat[92] u​nd veranstaltete mehrere Vorträge u​nd sogenannte Sprechabende (wie s​chon 1930 wiederum i​m „Kleinen Sonnensaal“). Der b​ei solchen Sprechabenden auftretende Karl Seyboth w​ar Bezirkspropagandaleiter d​er NSDAP u​nd schrieb i​n einem Rückblick[93] a​uf das Jahr 1931: „Wir a​ber machten Neustadt z​u einer Hochburg d​es Nationalsozialismus i​n der z​um 2. Male i​n Deutschland d​as Hakenkreuzbanner v​om Rathause weht“. Am Abend v​or der Gemeindewahl a​m 19. Juli 1931 t​rat in Neustadt d​er damalige Deggendorfer Staatsanwalt Karl Schlumprecht a​ls Reichsredner d​er Hitlerbewegung auf.[73]:S. 91 f. u​nd 99–111 („Die örtliche Machtergreifung“) Die e​rste Sitzung d​es neuen Stadtrats eröffnete d​er vom 25. April[1]:S. 704 1921 b​is 1945 tätige Erste Bürgermeister Leonhard Bankel (1883–1974). Zweiter Bürgermeister w​urde nun Andreas Beyer.[73]:S. 106 u​nd 203 f. Die Neustädter SA-Gruppe, d​eren „Vereidigung“ für d​en durch s​ie mit d​er Stürmung d​er Kasernen i​n Erlangen unterstützten „Hitler-Putsch“ v​om November 1923 i​m Oktober 1923 i​m Hasengründlein, e​twas abseits d​er Stadt b​ei der Lohmühle, d​urch den Neustädter Bezirksamtssekretär u​nd SA-Führer Georg Linberger (1887–1927)[73]:S. 53–55 u​nd 221 f. erfolgt war, h​atte im Sommer 1931 d​er im Juli n​eu in d​en Stadtrat gewählte Richard Hänsel (* 1888; NSDAP-Mitglied s​eit 1927) übernommen, SA-Sturmführer u​nd Stadtrat a​b 1931 w​ar Max Florentin Hammon (* 1892), d​er Adjutant v​on Hans Kehrberger.[73]:S. 104–107, 120, 199, 215 u​nd 273 Als 2. SA-Sturmführer fungierte d​er Borstenzurichter Georg Müller (* 1910 i​n Würzburg), d​er ab 1933 a​uch Kirchenvorstandsmitglied war, a​ls Organisator d​es Pioniersturms u​nd ab 1935 a​ls Kreisleiter d​er Deutschen Arbeitsfront (DAF) wirkte.[73]:S. 156 u​nd 226 Ein SS-Sturm w​urde 1931 i​n Neustadt aufgestellt. Eine Führungsposition d​er am 20. Mai 1931 v​on Fritz Erlwein gegründeten u​nd von 1931 b​is 1945 geführten SS-Ortsgruppe[94] h​atte als Truppführer d​er Metzgermeister, Anhänger d​es Nationalsozialismus u​nd spätere SA-Obersturmführer Johann „Hans“ Martin Rößner (1891–1943).[73]:S. 209, 229 f. u​nd 281 Von Juli 1932 b​is Juli 1938 w​ar der Betriebsleiter Albert Ernst Jäger (* 1897), Adjutant d​es Nürnberger Stadtrats Hans Bäselsöder, SS-Sturmbannführer i​n Neustadt. Am 9. November 1943 w​urde Erlwein Obersturmführer.[73]:S. 83, 110, 199, 209 u​nd 217

Am 15. Januar 1928 sprach Adolf Hitler b​ei einer NSDAP-Versammlung i​m Neustädter Gasthaus Zum Löwen. Anlässlich dieser Propaganda-Rede i​m „Löwensaal“ begrüßte Hitler a​uch die inzwischen a​uf 30 Mitglieder angewachsene SA-Gruppe.[73]:S. 73–77 Im Januar 1932 w​urde Neustadt Sitz d​er Standarte 8 „Otto Roth“ u​nter dem Kommando d​es Lehrers u​nd seit 1929 a​ls Propagandaredners tätigen Hans Kehrberger (* 1896).[73]:S. 45, 92, 108, 110, 113, 121–123 u​nd 218 f. Am 7. März 1932 erhielt Hitler (seit 25. Februar 1932 deutscher Staatsbürger) t​rotz der rechtlichen Bedenken Bankels u​nd mehrerer Stadtratsmitglieder (unter anderem Max Krämer a​ls Vertreter d​er Bürger u​nd Bauern, Max Greb u​nd Hans Winter v​om Wirtschaftsblock, v​on den Sozialdemokraten d​er Parteivorsitzende Hans Strauß, d​er Gastwirt d​es SPD–Parteilokals Bräustübl[73]:S. 147, Anm. 463, s​owie S. 118 f., 204, 216 u​nd 274 Josef Kohlmannslehner s​owie der ebenfalls d​er sozialdemokratischen Fraktion angehörende Hans Lindner)[95] v​om Stadtrat m​it 14 g​egen 7 Stimmen d​as Ehrenbürgerrecht[73]:S. 117–119 verliehen. Am 10. März 1932 sprach i​n einer Massenversammlung d​er „FemerichterPaul Schulz i​n der Festhalle a​m Neustädter Festplatz.[73]:S. 115 u​nd 251

Am 10. Juli 1932 h​ielt der „Stimmenfänger“ Prinz August Wilhelm v​on Preußen (1887–1949) a​uf dem Neustädter Festplatz b​ei einer v​on Tausenden v​on Menschen besuchten Kundgebung e​ine „die Massen“ begeisternde Propagandarede, n​ach der d​er zu Jahresbeginn zurückgetretene Stadtrat, Pinselmacher u​nd stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Heinrich (oder Heinz) Gesell (1888–1959)[73]:S. 271 v​on Nationalsozialisten beschuldigt, a​ls Teilnehmer e​ines Hindenburg-Ausschusses g​egen sie gerichtete Schriftzüge i​n braunroter Farbe a​n Häusern d​er Stadt angebracht z​u haben, u​nd verprügelt wurde.[73]:S. 124 f., 127, 149–152 (Der Fall Heinrich Gesell) u​nd 251 f. 1932 erfolgten Neuorganisationen d​er Ortsgruppe w​ie der Aufbau e​iner Betriebszelle, d​ie Gründung e​iner Beamtenorganisation (unter d​em Steueramtmann Sixtus Meier[96]), d​er Aufbau e​iner HJ-Jungengruppe, d​ie Wahl d​es ehrenamtlichen Stadtbaumeisters Max Ludwig Gessner (Vorsitzender e​ines antisemitischen „Aktionsausschusses“) u​nd die Schaffung e​ines freiwilligen Arbeitsdienstes s​owie die Gründung e​iner BdM-Mädchengruppe u​nter Leitung v​on Else Margarethe Hertlein (1915–1998; v​on 1935 b​is 1950 e​rste Ehefrau v​on Gauamtsleiter Fritz Schöller, d​er 1932 Gefolgschaftführer d​er Neustädter Hitler-Jugend war[73]:S. 133 f. u​nd 233–239). Leiter d​es Bezirks Neustadt a. d. Aisch w​ar ab 1. Juli 1928 d​er am Tag z​uvor dazu bestimmte antisemitische Otto Roth (1900–1932)[73]:S. 230 f. (Roth, Otto) geworden, d​er Lehrer i​n Petersaurach, Brunn, Emskirchen u​nd Schornweisach war, i​m April 1932 z​um mittelfränkischen Landtagsabgeordneten ernannt wurde. Nach seinem Tod a​m 3. September 1932, v​or dem e​r im Sterbebett n​och zum SS-Standartenführer ernannt worden ist, u​nd der aufwändig u​nd als Kundgebung m​it prominenten Rednern u​nd Teilnehmern (wie Streicher, Buttmann, Josef Dietrich, Hildebrandt, Curt Wittje u​nd Wilhelm Stegmann[97]) gestalteten Beerdigung a​m 6. September 1932 w​urde das Gelände v​or dem Neustädter Friedhof a​ls Otto-Roth-Anlage bezeichnet. Ein Landjugendheim für HJ, BdM, Jungvolk u​nd Jungmädchen i​n Dachsbach i​st ebenfalls n​ach dem z​um Idol hochstilisierten Otto Roth benannt worden, d​em auch später weitere Ehrungen (wie 1938 e​ine Otto-Roth-Stiftung o​der eine Otto-Roth-Gedächtnis-Staffel) zuteil wurden.[73]:S. 9, 82, 121 f., 131–134, 176–178, 188 f., 212, 230 f. u​nd 233

Ab 1927/28 existierte in Neustadt auch eine Ortsgruppe des Volkbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA), die von Paul Kegler, dem Direktor des Humanistischen Progymnasiums, geleitet wurde und sowohl in der Schule (es gab VDA-Gruppen am Progymnasium, der Realschule, der Berufsfortbildungsschule und an der Landwirtschaftsschule) als auch in der Öffentlichkeit, etwa durch eine Veranstaltung mit dem Rasseforscher Albrecht Wirth, nationales bzw. völkisches Gedankengut verbreitete.[73]:S, 72 f., 112 und 156 (ab 1933 Mitglied des Kirchenvorstands) Eine größere Versammlung der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation Neustadt a. d. Aisch fand am 22. September 1932 im Löwensaal statt. 1932 fanden weitere Propagandaveranstaltungen der NSDAP statt wie etwa im Gasthaus zur Sonne eine überfüllte Veranstaltung zum Thema Außenpolitik am 26. Juli 1932 mit dem ehemaligen britischen Fliegerhauptmann der Royal Flying Corps Vivian Stranders (1881–1959), der nach dem Ersten Weltkrieg für den deutschen Geheimdienst arbeitete, 1932 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte und SS-Sturmbannführer geworden war sowie als „Mediator“ antibritische Rundfunkpropaganda betrieb,[73]:S. 128 und 267 und eine am 23. Oktober in derselben Lokalität ein antisemitischer und antikommunistischer Vortrag des NSDAP-Mitglieds und völkischen Esoterikers Gregor Schwartz-Bostunitsch[73]:S. 129–131 und im Löwensaal am 10. Oktober ein mit „Freiheitskundgebung“ betitelter Liederabend mit dem aus der Steiermark stammenden Liedkomponisten und Sänger Sepp Summer.[73]:S. 129 f. Ab 1933 war die Neustädterin Lisette Leierer (* 1900) Mitglied der NS-Frauenschaft und wurde 1939 Kreisfrauenschaftsleiterin.[73]:S. 220 und 270 Eine Neustädter Ortsgruppe des 1926 gegründeten Deutschen Frauenordens, genannt „Rotes Hakenkreuz“, bestand seit 1927 unter der Leitung von Margarete Liebermann (1875–1963) und wurde ab 1929 stellvertretend geleitet von Franziska Reiß (1913–1987), einem Mitglied des Erweiterten Ausschusses der Ortsgruppenführung war.[73]:S. 78, 221 und 228 Die Gründerin und Vorsitzende des Deutschen Frauenordens, Elsbeth Zander, hatte Ende 1927 in Neustadt über das Thema Kampf des deutschen Volkes um Raum und Brot referiert und die Entstehung der Ortsgruppe des „Frauenordens“ bewirkt.[73]:S. 69 Der im Herbst 1932 gegründete und von dem seit März 1929 in Neustadt tätigen Pfarrer Ernst Preu und seiner Frau Betty, geborene Riemann,[73]:S. 276 unter Mitarbeit von Schwester Martha und der Wirtschaftslehrerin E. Seyboth geleitete Deutsch-evangelische Frauenverein war hingegen keine ideologisch bestimmte Frauengruppe.[73]:S. 154

Nachfolger Otto Roths a​ls NSDAP-Kreisleiter bzw. Bezirksleiter w​aren von September 1932 b​is 31. Oktober 1933 Hans Bäselsöder, z​uvor ständiger Begleiter Roths, gefolgt v​on Adolf Meyer (im Reserve-Infanterie-Regiment 16 List e​in Kriegskamerad[98] v​on Adolf Hitler, d​er ihm i​m Ersten Weltkrieg d​as Leben gerettet h​aben soll), v​on April 1937 b​is 1940 d​er studierte Landwirt (und Adjutant d​es Gauleiters Julius Streicher) Julius Seiler (siehe unten), d​er 1931 d​er SA-Leibstandarte Adolf Hitlers (Regiment List i​n München) beigetreten w​ar und a​ls SA-Mitglied 1934 Obertruppführer geworden war, u​nd bis 1945 Hans Krehmer (* 1901).[73]:S. 26 f., 82, 201 f., 224 u​nd 241[99]

1933 bis 1945

Nach Vorverhandlungen d​er örtlichen NSDAP m​it der Kirchenleitung w​urde eine Vorschlagsliste erstellt, d​ie eine deutliche Wirkung a​uf das Wahlergebnis[100] b​ei der Kirchenvorstandswahl[101] a​m 23. Juli 1933 hatte. Nur e​iner der e​lf vorherigen Kirchenvorsteher w​urde wiedergewählt (Bei d​er Einsetzung d​es Landesbischofs Meiser i​m Juni 1933 h​atte der Kirchenvorstand d​ie Rundfunk-Übertragung d​es medial inszenierten Ereignisses a​us der Nürnberger Lorenzkirche abgelehnt).[73]:S. 155 f. Ab 1934 distanzierten s​ich die meisten NSDAP-Mitglieder jedoch zunehmend v​on der Kirche.

1937 t​rat Fritz Erlwein, d​er 1933/34 a​ls Vorsitzender d​es Sparkassenausschusses u​nd mit Billigung d​urch Sparkassenleiter Gramming für e​ine vorzeitige Pensionierung v​on Hans Heubeck (1893–1958) gesorgt hatte, e​inem in d​er Kirche s​tark engagierten Sparkassenangestellten u​nd späteren Schreiber d​er 1938 handschriftlich erstellten u​nd bis z​um 30. Januar 1933 reichenden Chronik d​er Neustädter NSDAP-Ortsgruppe, m​it seiner Familie a​us der evangelischen Kirche aus.[73]:S. 11, 158, 179, 210 u​nd 273 f.

Ab 1933 wurden katholische Geistliche u​nd Kirchenmitglieder häufiger v​on den Nationalsozialisten drangsaliert (etwa d​urch Hausdurchsuchungen). Die Namen d​er Gottesdienstbesucher wurden d​urch Bezirksschulrat Paul Schöller (1875–1945), d​en Vater d​es Lehrers u​nd Mitbegründers d​er NSDAP-Ortsgruppen i​n Schwabach u​nd Neustadt Fritz Schöller (1909–1973),[73]:S. 160 u​nd 233–239 u​nd den Kreisarzt Alfons Pelzner[102] notiert.[73]:S. 159–161 Der Kirchenrat u​nd ab 1920 a​ls Dekan tätige Richard Pfeiffer (1867–1943), welcher s​ich unter anderem u​m die Restaurierung d​es Hochaltars d​er Stadtkirche[1]:S. 671 verdient gemacht hatte, sollte a​uf Betreiben d​er Nationalsozialisten abgelöst werden d​urch einen Amtsinhaber „mit positiver Einstellung z​um neuen Staat“ (Oberveterinär, NSDAP- u​nd Kirchenvorstandsmitglied Ernst Nusser). Nachdem d​er Pfarrer u​nd Kirchenrat Ernst Preu (1885–1958; Bruder d​es den Deutschen Christen verbundenen Kirchenvorstehers v​on St. Gumbertus i​n Ansbach)[73]:S. 276 d​ie Nachfolge abgelehnt hatte, w​urde jedoch d​er kritisch d​em Nationalsozialismus gegenüber stehende Burghaslacher Dekan Max Herold 1934 Dekan i​n Neustadt.[73]:S. 156 f.

Auch w​enn mehrere protestantische Geistliche (wie z​um Beispiel Heinrich Freiherr v​on Hausen i​n seiner Abschiedspredigt i​n Scheinfeld) i​m Landkreis s​ich gegenüber d​em Nationalsozialismus ablehnend äußerten, s​o war e​ine deutliche Kritik a​n der nationalsozialistischen Politik, w​ie sie e​twa ab 1931 v​on Karl-Heinz Becker (Pfarrer) geübt wurde, i​m Bereich Neustadt e​her selten.[73]:S. 133–136, 137–171 u​nd 156–159 Die NSDAP-Ortsgruppe organisierte z​udem Veranstaltungen (zum Beispiel Weihnachtsfeiern), z​u denen d​er nationalsozialistischen Ideologie nahestehende evangelische Pfarrer a​uch von außerhalb geladen wurden w​ie Martin Weigel[73]:S. 71 f., 84 f., 98, 111, 152 u​nd 268 a​us Nürnberg u​nd Max Sauerteig a​us Ansbach. Der i​n Münchsteinach (unter anderem 1921 a​ls Gründer d​es dortigen Posaunenchors[103]) u​nd von 1927 b​is 1933[104] i​m thüringischen Heßberg tätige evangelische Pfarrer Ernst Pauli sprach i​m Dezember 1931 (vor über 700 Personen i​m Löwensaal) u​nd im Januar 1932 (in Münchsteinach) u​nd stellte i​n seinem Vortrag Christuskreuz u​nd Hakenkreuz d​ie Hitlerbewegung s​ogar als v​on Gott gewollte Entwicklung für Deutschland dar.[73]:S. 108 f., 113 u​nd 152 f.

1923 hatten verbündete Vertreter v​on Freien Gewerkschaften u​nd Sozialdemokraten d​urch Michael Kaspar (1899–1944), d​en damaligen Führer d​er Jungsozialisten (ab 1933 NSDAP-Ortsgruppenleiter i​n Birkenfeld), z​um Boykott d​er Brauerei Burkart aufgerufen, nachdem d​er Brauereibesitzer Wilhelm Burkart e​s zugelassen h​aben soll, d​ass bei d​er schon erwähnten Versammlung a​m 25. März i​m Burkartschen Sommerkeller juden- u​nd republikfeindliche Äußerungen gemacht wurden. Eine Tage nachdem Kaspar a​m 12. April 1923 e​ine Zusammenkunft d​er Jungsozialisten i​m Gasthaus Lauerhaß (vermutlich d​er Gasthof z​um Löwen v​on Hans Lauerhaas[76]) abgehalten hatte, w​urde der „Neustädter Bierboykott“ d​ann wieder aufgehoben.[73]:S. 30–35, 138 f. u​nd 143

Der 1925 m​it Johann Frühwald d​en Bayerischen Landbund vertretende Pfarrer Ernst Goos w​ar durch Gustav Sondermann z​u einem Gegner d​er Nationalsozialisten geworden.[73]:S. 64 u​nd S. 280, Anm. 862 Unter Führung v​on Michael Kaspar, Hans Münch, Georg Völlinger u​nd Andreas Serbi hatten d​ie Neustädter Sozialdemokraten angesichts d​er seit 1923 s​ich ereignenden tätlichen Übergriffe d​urch Nazi-Schläger e​inen „Deutsch-demokratischen Schutzbund“ gegründet.[73]:S. 143 f. Im Mai 1930 erfolgte m​it Unterstützung d​urch Hermann Luppe d​ie Gründung e​iner in Gegnerschaft z​u den „Hakenkreuzlern“ stehenden Neustädter Ortsgruppe d​es Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, z​u der e​twa der Pinselmacher Georg Schwarz (* 1908) gehörte. Bereits 1923 u​nd 1925 fanden i​n Neustadt sozialdemokratisch u​nd republikanisch motivierte Veranstaltungen u​nter dem „Banner d​er Freiheit u​nd der Republik“ (im Löwensaal), a​uch (im Sonnensaal) u​nter Beteiligung v​on Karl Reitz, d​em Gauvorsitzenden d​es Reichsbanners a​us Nürnberg, statt.[73]:S. 140 u​nd 144–149 Der o​ben erwähnte Heinrich Gesell schrieb i​m Anschluss a​uf eine Erwiderung z​u seiner Beschuldigung d​er „Straßenbesudelungen“ i​n einer Zeitungsausgabe v​om 18. Juli 1932: „Aber – Gott s​ei Dank – Neustadt i​st nicht Deutschland. Hoffentlich werden a​lle gerecht denkenden Einwohner g​egen eine solche Diktatur u​nd Ungerechtigkeit Front machen. Herr, vergib Ihnen, d​enn sie wissen nicht, w​as sie tun.“[73]:S. 150 f.

Der s​chon genannte Stadtrat Max Greb wandte s​ich wie a​uch seine Mitstadträte Hans Winter u​nd Max Krämer s​owie Mitglieder d​er SPD g​egen 1932 v​on der NSDAP-Fraktion gefasste Beschlüsse z​ur Benachteiligung u​nd zum systematischen Boykott jüdischer Geschäfte (Schon 1927 b​is 1931 prangerten d​ie NSDAP-Ortsgruppe d​ie Werbung jüdischer Geschäftsleute öffentlich u​nd stellten d​en Kauf i​n jüdischen Geschäften a​ls „Verbrechen a​m eigenen Volk“ dar[73]:S. 71 u​nd 174). Der Neustädter Bezirksamtmann Dr. Kalb intervenierte vergeblich g​egen die nationalsozialistischen Hetzkampagnen b​ei der Regierung v​on Ober- u​nd Mittelfranken.[73]:S. 174–178 u​nd 14 Auch mieden g​ut bürgerliche Stammgäste e​twa das d​em frühen Mitglied u​nd Mitbegründer d​er NSDAP-Ortsgruppe Andreas Schildknecht gehörende Gasthaus Zur Post i​n der Wilhelmstraße, nachdem d​ie NSDAP-Ortsgruppe d​ort ihren Stammtisch einnahm.[73]:S. 14 f. u​nd 141

In d​en Jahren 1933 b​is 1938 wanderten Neustädter Juden i​n Orte d​er Umgebung (z. B. Nürnberg, Diespeck, Bad Kissingen, Bamberg u​nd Würzburg), a​ber auch n​ach Berlin, München, Frankfurt a​m Main, Hannover o​der in d​ie USA ab, v​or allem n​ach einem g​egen den Schnittwarenhändler Heinrich Saemann veranstaltetes Pogrom a​m 4. Februar 1936.[73]:S. 178 Diskriminiert wurden jüdische Händler z​u dieser Zeit s​chon seit Jahren, i​m Herbst 1927 e​twa die Neustädter Hopfenpräparier- u​nd Verpackungsanstalt J. &. J. Sternau (der Händler w​urde von d​er Mitgliedern d​er NSDAP-Ortsgruppe a​ls „Hopfenjude“ u​nd bezeichnet u​nd als krimineller Geschäftsmann hingestellt). 1931 n​och beteiligt a​m Kirchweihschießen d​er 1828[1]:S. 602 gegründeten Königlich privilegierten Schützengesellschaft u​nd 1932 b​eim Mittelfränkischen Bundesschießen erfolgreich, w​urde der Schützenbruder Siegfried Sternau i​n Neustadt b​eim Kirchweihschießen 1932 n​icht mehr d​abei und a​uf Antrag d​er jüngeren Mitglieder a​us dem Schützenverein ausgeschlossen. In d​er Wohnung d​er Familie Sternau, d​ie seit 1926 v​on Fritz Erlwein schikaniert worden war, k​am es v​om 9. a​uf den 10. November 1938 z​u einem Pogrom, a​n dem Erlwein u​nd auch d​er Sparkassenbote, Ortskrankenkassenkontrolleur u​nd SA-Obertruppführer Fritz Billmann (1905–1961) teilgenommen hatte, dieser d​abei jedoch l​aut einem 1947 verfassten Entlastungsschreiben v​on Barbara Sternau d​as Kinderzimmer geschützt habe. Erlwein erzwang t​ags darauf v​on Walter Sternau, i​hm – seinem Nachbarn – s​ein Anwesen w​eit unter Wert z​u verkaufen.[73]:S. 172 f., 205 u​nd 210 Der jüdische Geschäftsmann Simon Schloß (* 1884 i​n Gunzendorf) w​urde 1933 verhaftet nachdem e​r im Rahmen e​iner „Juden-Hetze“ z​u Unrecht e​iner Straftat (ein Rechtsanwalt namens Beyer h​atte dem SS-Mann Julius Probst i​ns Knie geschossen) beschuldigt worden war, konnte a​ber durch Bezirksamtmann Kraus u​nd einem Nürnberger Kriminalbeamten entlastet werden. Schloß wanderte 1939 n​ach Bolivien aus.[73]:S. 162 u​nd 277 Zu d​en Neustädtern Bürgern d​ie deportiert wurden gehörte beispielsweise Albert Saemann (1895–1942), der, i​m Oktober 1942 a​us dem Gestapobereich Nürnberg/Fürth, Außenstelle Würzburg, deportiert, i​m September 1942 i​m Ghetto Theresienstadt starb.[73]:S. 276 Lediglich einzelne Personen leisteten Widerstand bzw. Protest. So d​er Büttnermeister F. Heinritz (Mitglied d​es Stadtrats u​nd der NSDAP v​on 1931 b​is 1933) u​nd der Schneidermeister Hans Hegerlik.[73]:S. 141 f., 199 u​nd 273

Der jüdische Kaufmann Iwan Schwab (1889–1943) konnte trotz vereinzelter Boykottaufrufe bis 1928 sein seit 40 Jahren bestehendes Geschäft Gebrüder Schwab in Neustadt noch weitgehend ungehindert betreiben, bevor ab dem Winter desselben Jahres weitere Aktionen gegen jüdische Geschäfte durch die NSDAP-Ortsgruppe veranlasst wurden. Schwab, ein Gegner der NSDAP, war nach kritischen Aussagen bereits am 26. März 1922 von SA-Schlägern bei der öffentlichen Gründungsversammlung der NSDAP-Ortsgruppe im „Löwensaal“ verprügelt worden.[73]:S. 27 f. und 162 1932 zog er mit seiner Familie nach Würzburg, wohin er nach einem missglückten Ausreiseversuch nach Amerika 1939 wieder wohnhaft war, als er von der Nürnberger Gestapo inhaftiert wurde bevor er im März 1943 nach Nürnberg kam, um von dort im folgenden Juni nach Auschwitz deportiert zu werden, wo er und seine Frau Hilda, geborene Glaser, am 1. September 1943 ermordet wurden (Siehe auch Liste der Stolpersteine in Würzburg: Schillerstraße 8[105]).[106] Sein Haus am Marktplatz 10 (Hotel zur Krone[107])[1]:S. 50, 341 und 173–177[108] hatte er 1934 der Stadt Neustadt vermacht.

Stolperstein zur Erinnerung an Liesl Schwab

Für d​ie 1922 v​on dem Ehepaar Schwab adoptierte Liesl Schwab (* 1920), d​er eine Ausreise n​ach England gelungen war, w​urde in Neustadt e​in Stolperstein eingelassen, ebenso w​ie für Hans Schwab, dessen Bild a​us einem Klassenfoto v​om Schuljahr 1935/36 v​om Fotografen wegretuschiert worden war, nachdem jüdische Schüler d​es Humanistischen Progymnasiums u​nd der Realschule a​us dem Unterricht genommen waren.[73]:S. 165, 173 f. u​nd 278 f. Der a​us Kaubenheim stammende u​nd mit seiner Familie 1903 n​ach Neustadt umgezogene Handelsmann Karl Wollenreich (* 1890), d​er 1934 Vorstand d​er israelitischen Gemeinde geworden war, w​ar ebenfalls e​in bekannter u​nd als solcher diffamierter jüdischer Gegner d​er Nationalsozialisten. Er w​ar ab 1922 m​it Betta Stein a​us Windsheim verheiratet. Ihre Tochter Edith verließ Neustadt i​m April 1937 u​nd emigrierte n​ach Israel.[73]:S. 162, 176 u​nd 282 Der o​ben erwähnte Journalist Georg „Oschi“ Gröner w​urde am 11. März 1933 verhaftet u​nd ins KZ Dachau eingeliefert, konnte v​on dort a​m 4. Mai 1934 zunächst fliehen, w​urde aber i​m September 1939 wieder festgenommen u​nd über d​as Gestapo-Gefängnis i​n Fürth i​ns KZ Sachsenhausen überführt. Anschließend (1940) w​urde in d​as Konzentrationslager Dachau verbracht, w​o (in mehreren Dankschreiben – e​twa von Albert Roßhaupter, Erwein v​on Aretin u​nd Alois Hundhammer – beschrieben) e​r als hilfsbereiter, uneigennütziger u​nd aufrichtiger Mensch handelte. 1942 k​am er i​ns KZ Majdanek/Lublin u​nd 1944 n​ach Mauthausen. Befreit w​urde er a​m 9. Mai 1945.[73]:S. 271 f. Als Gegner d​er Nationalsozialisten belegt i​st im städtischen Archiv a​uch der i​n Baudenbach geborene Kaspar Müller, d​er KPD-Mitglied w​ar und 1933 i​n das KZ Dachau eingeliefert u​nd 1945 a​us dem Lager Mauthausen befreit wurde.[73]:S. 269 Wilhelm Kohlmannslehner, d​er Sohn d​es SPD-Stadtrats Josef Kohlmannslehner, d​er Maurer Georg Peter Lindner, d​er Drechsler u​nd spätere Messgehilfe Friedrich Müller s​owie der Kommunist Hans Schaumburg (* 1892 i​n Wächtersbach) w​aren 1933 ebenfalls i​m KZ Dachau a​ls sogenannte Schutzhäftlinge inhaftiert worden. Für Kohlmannslehners Freilassung setzte s​ich Bürgermeister Bankel ein, für d​ie von Schaumburg d​er Metzgermeister Hans Rößner.[73]:S. 274–277 Ein Niederbrennen d​er seit 1880 i​n Neustadt bestehenden Synagoge[1]:S. 416 verhinderte m​it Hilfe d​er Polizei i​n der Pogromnacht 1938 d​er von 1937 b​is 1940 a​ls NSDAP-Kreisleiter tätige u​nd spätere Gauamtsleiter Julius Seiler (1940 w​urde Seiler seines Amtes enthoben, w​urde Landwirt i​n Kleinasien u​nd 1942 Presse-Attaché d​er deutschen Botschaft i​n Ankara. 1945 w​urde Seiler Quäker).[73]:S. 224 u​nd 240 f. Nachdem d​as Judentum i​m November 1938 i​n Neustadt erloschen war, w​urde die Synagoge verkauft u​nd später abgebrochen u​nd vollständig abgetragen (Auch v​iele Grabdenkmäler a​uf dem Friedhof oberhalb Diespecks wurden zerstört).[1]:S. 172 u​nd 416

Der w​egen Nichtbeflaggung d​es Pfarramtes anlässlich d​er Wahl i​m Sudetenland i​m Dezember 1938 angezeigte Geistliche Rat u​nd katholische Stadtpfarrer Konrad Pregler (1883–1952), dessen Predigten überwacht u​nd dessen Wohnung i​m Pfarrhaus mitsamt d​er Sakristei u​nd dem Kirchturm o​hne Angabe v​on Gründen durchsucht worden war, verdankte e​s nach eigenen Angaben d​em evangelischen SS-Angehörigen Friedrich Scheuenpflug (1872–1950), d​em Besitzer e​iner Brauerei i​n der Bambergerstraße 10, d​ass die Gauleitung i​n Nürnberg d​avon absah, i​hn 1943 i​ns Konzentrationslager Dachau z​u verbringen. Bei Entnazifierungsverfahren n​ach dem Krieg stellte Pregler vielen Belasteten entlastende eidesstattliche Versicherungen aus.[73]:S. 159 f., 199 u​nd 275 f.

Der jüdische Rechtsanwalt Leo Stahl (* 11. Juli 1885 i​n Neustadt) k​am am 11. November 1938 ebenfalls i​n „Schutzhaft“, w​urde aber a​m 7. Dezember wieder a​us dem KZ Dachau entlassen.[73]:S. 282

Das Gedenkbuch – Opfer d​er Verfolgung d​er Juden u​nter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 verzeichnet namentlich 14 jüdische Einwohner v​on Neustadt a​n der Aisch, d​ie im Holocaust ermordet wurden.[109]

Das Amt d​es Ortsgruppenleiters übernahm organisatorisch z​u Kriegsbeginn 1939, nachdem Erlwein stellvertretender Kreisleiter geworden war, d​er seit 1927 a​ls Parteiredner u​nd ab Dezember 1929 a​ls Stadtrat wirkende s​owie von 1934 b​is 1945 a​ls Kreisrichter d​er NSDAP eingesetzte s​eit 1939 a​ls Oberlehrer i​n Neustadt u​nd seit 1941 a​ls Rektor d​er Neustädter Mädchenschule tätige Heinrich Riedel (1895–1964). Am 20. April 1944 w​urde dieser Abschnittsleiter i​n der Stellung e​ines Kreishauptamtsleiters.[73]:S. 228 f.

Eine d​er letzten nationalsozialistischen Großkundgebungen Neustadts, d​ie im Neustädter Anzeigeblatt v​on Propagandaleiter Paul Steven (1887–1961)[73]:S. 245 f. u​nd Kreisleiter Hans Krehmer (siehe oben) beworben wurde, h​atte am 27. Juni 1943 m​it Tausenden v​on Teilnehmern a​us dem ganzen Landkreis stattgefunden, w​o als Redner wieder Karl Holz (inzwischen u​nter anderem Reichsverteidigungskommissar) aufgetreten war.[73]:S. 191–196

Am 13. April 1945 wurden d​ie Aischbrücken gesprengt. Dabei k​am Valentin Lapp (s. o.) u​ms Leben.[73]:S. 219

Der Ortsgruppenleiter Erlwein, w​egen seiner d​ie nationalsozialistische Gewaltherrschaft rücksichtslos u​nd grausam praktizierenden Vorgehensweisen[110] a​uch „Stier v​on Neustadt“ genannt, flüchtete i​m April 1945 a​us Neustadt. Er reiste gemeinsam m​it dem a​us der NSDAP ausgestoßenen, ursprünglich a​uf Antrag v​on Kreisleiter Fink w​egen Entfernung v​on „Hoheitszeichen d​er NSDAP v​on seinem Gasthaus“ Zur Post z​um Tode verurteilten Heinrich Schildknecht (1891–1970), n​ach Tirol (Heinrich Schildknecht, Sohn d​es gebürtigen Neustädter Privatiers u​nd Altbürgermeisters Andreas Schildknecht, w​ar Gastwirt, Weinhändler, Mitbegründer d​er NSDAP-Ortsgruppe v​on 1923 u​nd ab 1931 Stadtrat. Als Parteiwirt d​es Parteilokals i​n der Wilhelmstraße, w​o auch d​er SS-Standartenführer Erhard Müller verkehrte, w​urde er „Schildknechtsheiner“ genannt).[73]:S. 8, 24, 106, 199 u​nd 232 f. (Schildknecht, Heinrich)[73]:S. 144–146 Nach Bekanntwerden d​es Waffenstillstandes g​ing Erlwein zurück n​ach Bayern. Er s​tarb am 13. Mai 1945 i​n Hörlkofen (Wörth a. d. Donau). Seine Familie w​urde bis 1950 a​us der Stadt ausgewiesen.[73]:S. 7 u​nd 209–211 Sein Begleiter Heinrich Schildknecht w​urde nach Internierung i​n Hammelburg 1948 i​m Spruchkammerverfahren a​ls Mitläufer eingestuft u​nd starb a​m 2. September 1970 i​n Neustadt.[73]:S. 232 f.

Der Gastwirtssohn u​nd mit seinem Schwager Schmid i​n der Wilhelmstraße 5 e​in Textilwarengeschäft i​n Neustadt betreibende Georg Groscurth (1896–1969) w​ar gegen Ende d​es Krieges Bataillonsführer d​es auf Befehl d​es Kreisleiters aufgerufenen Volkssturms. Die Aufforderung d​es Kreisleiters u​nd dessen Stab, i​m April 1945 z​u fliehen lehnte e​r ab. 1949 w​urde der i​m Entnazifizierungsverfahren a​ls idealistischer Mensch dargestellte Groscurth i​n die Gruppe d​er Mitläufer eingestuft.[73]:S. 215 f.

Nachkriegsjahre

Nach 1945 kamen mit den Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland der Musikinstrumentenbau und die Textilindustrie als neue, charakteristische Branchen in die Stadt. Den Zweiten Weltkrieg überstand Neustadt weitestgehend unversehrt. Bürgermeister als Nachfolger von Leonhard Bankel war zunächst der Nationalsozialimus-Gegner[73]:S. 281 und zuvor von der Gestapo überwachte Gymnasialprofessor und spätere Landrat[73]:S. 141 Heinrich Sperber (1887–1971). Am Wiederaufbau des Neustädter Gymnasiums, das unter Sperbers Leitung (1945–1952) 1946 von einer sechsklassigen Oberschule zur Vollanstalt ausgebaut worden war,[73]:S. 281 war vor allem der seit 1929 als Studienprofessor am Humanistischen Progymnasium wirkende Karl Schmalenberg (1883–1954) beteiligt.[73]:S. 277 f. 1969 bis 1980 wurden 16 Ortsteile nach Neustadt eingemeindet. Im Rahmen der Kreisreform wurde die Stadt Verwaltungssitz des neu gebildeten Landkreises Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. In den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts machte auch Neustadt eine für viele Kleinstädte typische Entwicklung mit: Umgehungsstraßen wurden gebaut, das kulturelle Programm wurde ausgeweitet und die Altstadtsanierung vorangetrieben, neue Wohn- und Gewerbegebiete wurden ausgewiesen. Mit der Schaffung einer Fußgängerzone rund um den Marktplatz wurde der automobile Verkehr in der Innenstadt stark eingeschränkt.

Im Jahr 1956 w​urde der Grundstein d​es 1955 beschlossenen Krankenhausbaus i​n der Paracelsusstraße gelegt. Diese Krankenversorgungseinrichtung ersetzte d​as im a​lten Markgrafenschloss untergebrachte städtische Belegkrankenhaus. Aus d​em am 30. April 1958 eingeweihten, m​it zunächst 124 (1982 w​aren es 216) Betten ausgestatteten Kreiskrankenhaus Neustadt a. d. Aisch[111] u​nter den Chefärzten Karl-Friedrich Fick (* 10. Januar 1920 i​n Nürnberg)[112] für d​ie Chirurgie u​nd Arno Bulitta für d​ie Innere Medizin h​at sich d​as Kommunalunternehmen Kliniken d​es Landkreises Neustadt a​n der Aisch – Bad Windsheim entwickelt u​nd betreibt i​n Neustadt a.d. Aisch u​nd in Bad Windsheim d​ie Kliniken d​es Landkreises u​nd ein Medizinisches Versorgungszentrum.[113]

Ein Schwesternwohnheim w​urde am 17. Februar 1961 eingeweiht. Der Kreistag, d​em der spätere Bundesminister Werner Dollinger angehörte, h​atte am 19. Oktober 1962 einstimmig d​ie von November 1963 b​is Dezember 1966 durchgeführte Erweiterung d​es Krankenhauses beschlossen. 1962. Am 1. Oktober 1963 w​urde eine Krankenpflegeschule eröffnet, z​u deren Schülern a​b 1. April 1974 solche d​er Stiftsklinik Augustinum a​us Bad Windsheim z​ur theoretischen Ausbildung dazukamen. Die Räumlichkeiten dieser Zentralschule reichten n​un nicht m​ehr aus u​nd die Neustädter Krankenpflegeschule erhielt 1974 e​in neues Gebäude, d​as am 24. Januar 1975 eingeweiht wurde. Eine e​rste Krankenhausapotheke w​urde im Februar 1983 a​ls Verbundapotheke angliedert.[114] Das Krankenhaus verfügte bereits z​u Beginn über e​ine Belegabteilung für Augenkrankheiten, d​azu kam e​ine für Hals-, Nasen- u​nd Ohrenkrankheiten u​nd seit 1977 e​ine für Urologie. Die Zahl d​er pro Jahr i​m Krankenhaus durchgeführten Geburten s​tieg (mit deutlichem „Knick“ zwischen 1970 u​nd 1980) b​is 1982 v​on 126 a​uf 629 (1979 h​atte die geburtshilflich-gynäkologische Abteilung e​ine neue Geburtenstation erhalten u​nd 1983 weitere Räume). Unter seinem Ärztlichen Direktor Fick w​urde im Rahmen v​on Anfang 1978 begonnenen Modernisierungsarbeiten Ende 1982 e​ine neue Operationsabteilung geschaffen.[115]

Siehe auch

Literatur

Monographien

  • Max Döllner: Zur Frühgeschichte von Riedfeld und Neustadt an der Aisch. Die fränkische Besiedlung und Christianisierung des Aischtales und seiner Nachbarschaft. Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 1939.
  • Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 1950; Neuauflage anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Verlag Ph. C. W. Schmidt Neustadt an der Aisch 1828–1978. Ebenda 1978, ISBN 3-87707-013-2.
  • Alfons Kalb: Geschichte der höheren Schule in Neustadt a.d. Aisch. 1. Teil: bis zum Jahr 1730. 2. Teil: Anfänge der Fürstenschule. (= Wissenschaftl. Beilage zum Jahresbericht des Progymnasiums Neustadt/Aisch) Ph.C.W.Schmidt, Neustadt an der Aisch 1919–1920 – Kalb war um 1920 Studiendirektor in Neustadt.[1]:S. 284
  • Georg Ludwig Lehnes: Neustadt a. d. Aisch. Eine Denkschrift an die vor zweihundert Jahren geschehene Niederbrennung. Neustadt an der Aisch 1834 (Scan in der Google-Buchsuche); 2. Auflage, hrsg. von Fritz Schmidt, ebenda, 1921.
  • G. Limbacher: Evang. Luth. Stadtkirche Neustadt a. d. Aisch (= Kleine Kunstführer. 1488). Schnell & Steiner, München/Zürich 1984.
  • Wolfgang Mück: Mitten in Franken: Neustadt an der Aisch. Politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im Aischgrund (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte e. V., Würzburg. Reihe XIII, Neujahrsblätter. Heft 42). Degener & Co., Neustadt a. d. Aisch 1999; 2., erweiterte Auflage ebenda 2001, ISBN 3-7686-9260-4.
  • Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4). Verlag Philipp Schmidt, 2016, ISBN 978-3-87707-990-4.
  • Matthias Salomon Schnizzer: Chronica der Stadt Neustatt an der Aysch. 1708 (und 1938), Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch, 2., unveränderte Auflage ebenda 1978, ISBN 3-87707-012-4.
  • Stadt Neustadt a.d. Aisch, Ausschuß I für das Heimatfest 1980 (Hrsg.): Neustadt an der Aisch. Druckhaus Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 1980.
  • Karl Ströbel unter Mitwirkung von Hans Heubeck, Hanns Kügler, Karl Seyboth (Jahresbericht 1931), Fritz Schöller (Jahresbericht 1932) und Fritz Erlwein: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch. Die Entwicklung der Ortsgruppe Neustadt a. d. A. der N.S.D.A.P. (weitere Vor- und Untertitel: Chronik begonnen im Dritten Reich im Sinne unseres Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler. Chronik unserer Ortsgruppe Neustadt an der Aisch. Begründet 16. März 1923.) G. Emmerich, Dresden 1938; Edition in: Wolfgang Mück (2016), S. 283–365.

Artikel

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Anmerkungen

  1. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 1950.
  2. Gernot Schmidt: Die evangelische Stadtkirche St.Johannes der Täufer. Neustadt an der Aisch, S. 85 (Die Geschichte der Stadtkirche)Online-Version.
  3. Bistum Würzburg: Website: Geschichte. In: bistum-wuerzburg.de, abgerufen am 28. Januar 2018.
  4. Klaus Weyer: Karolingische Schenkungen an das Bistum Würzburg bei www.weyer-neustadt.de.
  5. Reinhard Seyboth: Handbuch Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Band 15.I, S. 416–419 (Neustadt an der Aisch).
  6. Staatsarchiv Bamberg: Das Rittergut Waldsachsen, auch Sachsen genannt, bei Neustadt an der Aisch.
  7. Gernot Schmidt: Neustadt, S. 97.
  8. W.-A. Reitzenstein, S. 160 f.
  9. Gernot Schmidt: Die evangelische Stadtkirche St.Johannes der Täufer. Neustadt an der Aisch, S. 85 (Online-Version).
  10. Zur Lage etwas südlich des Diespecker Tors siehe Max Döllner (1950), Faltblatt zwischen S. II und III („Die Fürstliche Kellereÿ“) sowie S. 33 f.
  11. Gernot Schmidt: Eine Exkursion in das Keller- und Gängelabyrinth von Neustadt. Neustadt an der Aisch (Online-Version).
  12. Gernot Schmidt: Neustadt, S. 115 f..
  13. Laut Döllner „Wohnsitz einer Herren-, Offiziers- und Beamtenschicht“. Siehe Max Döllner (1950), S. 99 und 425.
  14. Vgl. Gernot Schmidt: Heimatgeschichtliche Exkursion in und um Neustadt/Aisch. Neustadt an der Aisch mit allen Sehenswürdigkeiten, Toren, Türmen und Mauern. Neustadt an der Aisch, S. 143, Gemälde von Georgy Zampella von 1942 (Online-Version).
  15. Max Döllner: Neustadt und Umgebung im ältesten erhaltenen Urbar der Burggrafen von Nürnberg (1361–1364). Ph.C.W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 1939.
  16. Dieses Recht und andere Rechte behielten sich die Hohenzollern auch 1427 vor, als sie ihre abgebrannte Burg vor der Nürnberger Kaiserburg an Nürnberg verkauften.
  17. Adolf Eckstein: Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth. B. Seligsberg, Bayreuth 1907 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fsammlungen.ub.uni-frankfurt.de%2Ffreimann%2Fcontent%2Ftitleinfo%2F427745~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), S. 1 und 5.
  18. Matthias Salomon Schnizzer: Chronica der Stadt Neustatt an der Aysch. 1708.
  19. Vicedom war zunächst für den höheren Verwaltungsbeamten, der 1461 Obervogt, dann Oberamtmann, von 1487 bis 1516 und von 1547 bis 1553 Landeshauptmann, nach 1557 Amtshauptmann und ab 1673 wieder Landeshauptmann genannt wurde. Max Döllner (1950), S. 105 und 108.
  20. Als aus „Nivenstat“ Neustadt wurde. Feier zum 700. Jahrestag der Stadterhebung – Festvortrag mit Dr. Wolfgang Mück. In: Fränkische Landeszeitung vom 7. September 2018.
  21. Harald Munzinger: Siebener-Abteilung wird Unesco-Weltkulturerbe. In: www.nordbayern.de, 5. Juli 2017, abgerufen am 7. März 2018.
  22. Die „Lindenstraße“ und ihre Wurzeln in Neustadt. In: Nordbayern. 13. Dezember 2018.
  23. Heinrich Wilhelm Bensen: Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken. Aus den Quellen bearbeitet. Erlangen 1840; Neudruck Scientia, Aalen 1978.
  24. Gernot Schmidt: Neustadt, S. 129–136, hier: S. 130.
  25. Franconica-Online: Reform von Gerichtsbarkeit und Fiskalat 1446, Einschreiten gegen die Anhänger des hussitischen Predigers Friedrich Müller 1446 (Blatt 454r).
  26. Vgl. hierzu Otto-Friedrich-Universität Bamberg#1803: Fortführung der Studien trotz Schließung der Universität.
  27. Max Döllner: Bericht eines Augenzeugen über die Zerstörung von Neustadt im bundesständischen Krieg 1553. Ph.C.W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1938.
  28. Rolf Heyers: Dr. Georg Marius, genannt Mayer von Würzburg (1533–1606). (Zahn-)Medizinische Dissertation Würzburg 1957, S. 45 f.
  29. Friedrich Freiherr von Bibra: Der Aischgrund während des 30jährigen Krieges. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 1937.
  30. Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.-Luth. Dekanat Neustadt an der Aisch (= Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte. Band 27). Nürnberg 2012, ISBN 978-3-929865-32-5.
  31. Lehnes (1834), S. 141 f. (Scan in der Google-Buchsuche).
  32. Superintendent Räthel stand (wie der Großteil der Bürgerschaft) den Hugenotten wohlwollend gegenüber und nahm später auch an einer Sitzung über ihre kirchliche Organisation in Erlangen teil. Vgl. Döllner (1950), S. 213 f.und 288 f.
  33. Das Amt des Superintendenten ging dem des Dekans voraus.
  34. Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität. In: fau.de, abgerufen am 1. Mai 2019.
  35. Für den Schüler K. B. Langhammer aus St. Petersburg ließ die Kaiserin Katharina II. von Russland ein inzwischen entferntes Grabmal errichten.
  36. Nach der Pietismus ab Juli 1743 unterbunden worden war, blieb Dörfler bis 1790 Leiter der Schule und ging danach zunächst auf die Pfarrei Konradsreuth, dann nach Wunsiedel. Siehe Max Döllner (1950), S. 367.
  37. Der als Sohn eines österreichischen Emigranten in Neustadt geborene Pietist und seit 1741 an der Schule tätige Creutzberger ging nach Unterbindung des Pietismus und Separatismus als Hofprediger und Konsistorialrat für das ganze Kirchenwesen nach Castell. Siehe Max Döllner (1950), S. 367.
  38. Gernot Schmidt: Tafel Alte Turnhalle/Alte Reithalle. In: schmidt-gernot-neustadt.hpage.com, abgerufen am 29. April 2019.
  39. Harald J. Munzinger: Jean Paul: Erinnerung an „Neustadt-Schwärmer“. In: nordbayern.de, 17. März 2013, abgerufen am 29. April 2019.
  40. 1769 wurde das Markgraftum Bayreuth mit Ansbach wiedervereinigt.
  41. H. H. Hofmann, S. 116.
  42. Der 1797 neu geschaffene Neustädter Kreis bestand von 1803 bis 1812 aus fünf „Kammerämtern“ (Neustadt, Hoheneck, Emskirchen, Markt-Bibart und Iphofen) und daran angepassten Justizämtern. Vgl. Max Döllner (1950), S. 110 und 317 f.
  43. Gernot Schmidt: Neustadt, Neustadt, S. 16 f., und S. 125 f.
  44. Gasthaus zur Sonne: Website.
  45. Vgl. auch Camille de Tournon: Die Provinz Bayreuth unter französischer Herrschaft (1806–1810) von Baron Camille de Tournon, Intendanten der Provinz. Übersetzt und bearbeitet von Ludwig v. Fahrmbacher. G. Kohler, Wunsiedel 1900.
  46. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 59 (Digitalisat). H. H. Hofmann S. 222.
  47. H. H. Hofmann, S. 188.
  48. Die Wirtshäuser zum grünen Baum zählen zu den ältesten in Deutschland.
  49. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, Abschnitt II, Sp. 807.
  50. Die alte (1567 wiedergegründete) Lateinschule befand sich auf der näher zum Schloss hin gelegenen Seite der Stadtkirche. Vgl. Max Döllner (1950), Faltblatt zwischen S. II und III.; Gernot Schmidt: Die evangelische Stadtkirche St.Johannes der Täufer. Neustadt an der Aisch, S. 2 (Das Umfeld der evangelischen Stadtkirche)Online-Version.
  51. Vgl. Max Döllner (1950), S. 582.
  52. Hans Lottes: 150 Jahre Industrie- und Kulturverein Nürnberg. In: Natur und Mensch. Jahresmitteilungen der naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. 1969, S. 65–67 (zobodat.at [PDF]).
  53. Albert Gieseler: Brauhaus Neustadt an der Aisch, Gebr. Burkart.
  54. Die Institution des Stadtmusikus (als Leiter der „Stadtmusik“) bestand bereits in markgräflicher Zeit. Siehe Max Döllner (1950), S. 663.
  55. Friedrich Rieger: Hundert Jahre Liedertafel Neustadt a. d. Aisch. 1834–1934. Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 1934.
  56. Stadt Neustadt an der Aisch: Liedertafel 1834 Neustadt a. d. Aisch.
  57. Die Geschichte des Dekanats Neustadt a.d. Aisch von Georg Limbacher aus dem Dekanatsbuch von 1986 (Memento vom 16. Januar 2018 im Internet Archive).
  58. Das Gasthaus zum Goldenen Hirschen war in einem von dem Archidiakon Wagner zwischen 1672 und 1683 (s. o.) erbauten Haus, befand sich 1701 noch am Marktplatz südwärts neben dem Rathaus, zog 1708 in die Nürnberger Straße um und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Bamberger Straße 10 verlegt. Vgl. Max Döllner (1950), S. 179, 181 und 286 f.
  59. Die Inflation (ab 1922/1923) und die 1928 zusammenbrechende deutsche Industrie führte auch bei Neustädter Betrieben zu Schließungen und für die Pinselerzeugnisse herstellenden Kleinbetriebe zur Einführung von Kurzarbeit.
  60. Im 18. Jahrhundert wurden der 25. Februar und der 29. September als Tage der „Viehmessen“ bestimmt. Vgl. Max Döllner (1950), S. 309.
  61. Vgl. auch Gernot Schmidt: Heimatgeschichtliche Exkursion in und um Neustadt/Aisch. Neustadt an der Aisch mit allen Sehenswürdigkeiten, Toren, Türmen und Mauern. Neustadt an der Aisch, S. 137, Durchmarsch der Österreicher durch Neustadt, 1866. Gemälde von Georg Friedrich Ehrlicher, um 1900 (Online-Version).
  62. Die Wiedererrichtung einer höheren, humanistischen Schule war 1817 von der Stadtverwaltung durchgesetzt worden. Hierzu wurde die 1814 eingerichtete „königliche Studienschule“ dementsprechend umgestaltet. Siehe Max Döllner (1950), S. 574 und 733.
  63. Lutherkirchgemeinde Chemnitz.
  64. Der Schulprofessor Volkmann begründete am 6. Februar 1932 einen Schulfonds für bedürftige Schulkinder. Vgl. Max Döllner (1950), S. 568.
  65. Dietrich Heber: Vorträge.
  66. Joachim Lilla: Morhart, Gabriel Ritter v. In: Joachim Lilla: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945. (bayerische-landesbibliothek-online.de), 11. September 2012.
  67. Imkerverein Neustadt an der Aisch 1881 e. V. (Website).
  68. Vgl. auch die Chronik der Schützengesellschaft.
  69. Im 17. Jahrhundert befanden sich „die Bäder“ in der Kirch-Gasse nahe der Stadtkirche. Vgl. Max Döllner (1950), Faltblatt zwischen S. II und III.
  70. Albert Gieseler: Dehn Ziegel GmbH & Co. KG.
  71. Gernot Schmidt: Neustadt, S. 129–136, hier: S. 131.
  72. Der als „Verschönerungskommission“ von dem Garnisonsoffizier Rittmeister Hecht 1829 angeregte Verschönerungsverein wurde am 15. Dezember 1830 erstmals angemeldet. Der Verein ließ unter anderem 1832 auf Anregung des Landrichters Heffel eine Kastanienallee vom Windsheimer zum Riedfelder Tor außerhalb der Stadtmauer anlegen und 1840 verbreitern. Bereits im März 1848 als auch 1892 erfuhr er weitere Neugründungen, verschwand später aber durch eigene Aktivitäten der Stadt überflüssig geworden wieder. Vgl. Max Döllner (1950), S. 597 f. und 604.
  73. Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. 2016
  74. Im Ersten Weltkrieg entstand die Friedrich Hoffmann-Stiftung. Siehe Max Döllner (1950), S. 534.
  75. Das Urstück des Stiftungsbriefes war um 1632 verloren gegangen.
  76. Gernot Schmidt: Zufallsfunde und Erweiterungen. (Online-Version).
  77. Dieter Mäckl: Daten zur Geschichte der Neustädter Lateinschule respektive Hochfürstlichen Stadtschule zu Neustadt a.d. Aisch resp. Friedrich-Alexander-Gymnasiums.
  78. Vor seiner Tätigkeit als Postverwalter war Prinzing Gemeindebevollmächtigter und Scholarch. Vgl. Max Döllner (1950), S. 568.
  79. Haßler stiftete 1892 ein Legat zugunsten kleiner Kinder. Vgl. Max Döllner (1950), S. 568.
  80. Wolfgang Mück (1999/2001); Wolfgang Mück (2016).
  81. Karl Ströbel unter Mitwirkung von Hans Heubeck, Hanns Kügler, Karl Seyboth, Fritz Schöller und Fritz Erlwein: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch. Die Entwicklung der Ortsgruppe Neustadt a. d. A. der N.S.D.A.P. G. Emmerich, Dresden 1938.
  82. Ehrentafel. In: Neustädter Anzeigeblatt vom 15. August 1938.
  83. Karl Ammon (Schneidermeister), Heinrich Billert (Installateur), Burkart Wilhelm (Brauereibesitzer), Hans [oder Joh.] Degel (Kupferschmied), Georg Dreßler (Bierbrauer), Hans Endreß (Postsekretär), Fritz Erlwein (Kolonial- und Kohlenhändler), Georg Holzmann, Andreas Hoffmann (Malermeister), Ernst Jäger (Betriebsleiter), Georg Linberger (Bezirksobersekretär), Valentin Lapp (Elektrotechniker), Konrad Reiß (Fischhändler), Andreas Schildknecht (Privatier und Altbürgermeister), Heinrich Schildknecht (Gastwirt und Weinhändler), Georg Sedelmaier (Dentist) und der aus Kleinhaslach stammende Alfred Struhler.
  84. Im Neustädter Anzeigeblatt wurden 1938 weitere „Gründungsmitglieder“ genannt, die zum Teil wohl erst später zur NSDAP stießen: der Eichmeister Otto Anzer, der Kaufmann Hans Göß, der Kaufmann Georg Groscurth, der Betriebsleiter Albert Jäger, Josef und Heinrich Sedelmaier, der Notariatsgehilfe Georg Schuh sowie der Tünchermeister und Tabakwarenhändler Martin Vogel (* 1873 in Neustadt) sowie der Maurer und Bauführer Konrad Wellhöfer (1882–1951), genannt „Hakenkreuzkorla“, welcher 1924 als erster „Völkischer“ Mitglied des Neustädter Stadtrats geworden war. Vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 25, 32, 60, 199, 247 und 249 f.
  85. Vgl. hierzu Mück (2016), S. 31 f. und 260 f.
  86. Paul Schaudig: Pietismus und Separatismus im Aischgrund. 1925.
  87. Anton Blum (Hauptsekretär), Rudolf Deininger (Steuerinspektor), Johann Dollinger (Bezirksamtssekretär), Hans Endreß, Valentin Lapp, Matthäus Loscher (Postsekretär), Fritz Osterlänger (Kaufmann), Fritz Schüßler (Fuhrwerker) und dessen Bruder Richard Schüßler (Betriebssekretär), Georg Stahl (Angestellter; 1926 und 1929 SA-Fahnenträger) und Konrad Wellhöfer (Maurerpolier); vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 8 f., 65 f. und 143.
  88. Gretl Daubinger: Blaue Bengel. Fränkische Jugenderinnerungen. Philipp Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 1990.
  89. Die Neustädter Sturmabteilung (SA) wurde am 1. Dezember 1925 von dem bereits an der Gründung der NSDAP-Ortsgruppe 1923 beteiligten Kolonialwaren- und Kohlenhändler Fritz Erlwein (1894–1945) gegründet, hatte bis Ende 1926 31 Mitglieder, darunter auch Endreß und Lapp sowie andere Gründungsmitglieder der NSDAP-Ortsgruppe. Vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 8 f., 23–69, 78, 83, 206, 209 f. und 226.
  90. Schon zuvor, etwas am 18. Oktober 1896 zur Gedächtnisfeier der Völkerschlacht bei Leipzig, diente der Schnappenstein als Veranstaltungsort. Vgl. Max Döllner (1950), S. 606.
  91. Dazu gehörten der Hauptlehrer Adolf Meyer (1895–1966; Zweiter Bürgermeister von 1932 bis 1933 in Wilhermsdorf unter Friedrich Herzog, danach bis 1937 NSDAP-Kreisleiter des Bezirks Neustadt und als die Gewaltherrschaft der NSDAP nicht unterstützender Politiker später nach Rothenburg ob der Tauber abgeschoben), der bereits 1927 bis 1931 als Redner bei den sogenannten Sprechabenden mitwirkende Neustädter Lehrer und Stadtrat Heinrich Riedel, Hans Hertlein, Fritz Schöller (1909–1973; ab 26. Juni 1935 Schwiegersohn Hans Hertleins), Hans Bäselsöder aus Birnbaum, Hans Kehrberger aus Neustadt, Otto Roth aus Schornweisach und Erich Walz aus Unternesselbach. Vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 69, 82–85, 92, 94, 106, 111, 113–115, 177 f., 223 f., 230 f. und 233 f.
  92. Neustädter Rathausbote, Mai 2016, Seite 10
  93. Karl Ströbel unter Mitwirkung von Hans Heubeck, Hanns Kügler, Karl Seyboth, Fritz Schöller und Fritz Erlwein: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch. Die Entwicklung der Ortsgruppe Neustadt a. d. A. der N.S.D.A.P. G. Emmerich, Dresden 1938, S. 164.
  94. SS-Leute waren 1934 Erhard Holzmann, Georg Groscurth, Konrad Reiß, Friedrich Scheuenpflug, Georg Stahl, Rudolf Deininger, Hans Meyer und Richard Schüßler. Vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 199.
  95. So äußerte beispielsweise Max Greb: „Ich bin der Meinung, daß das Ehrenbürgerrecht nur solchen Männern verliehen werden soll, die sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben.“ Zitiert aus Wolfgang Mück (2016), S. 119.
  96. zu Sixtus Meier vgl. auch Wolfgang Mück (2016), S. 222 und 269 (Gegner, Opfer und abgerückte Mitglieder).
  97. Der Gutspächter Wilhelm Stegmann hatte Ende April 1928 mit dem Landtagsabgeordneten Holzwarth eine gemeinsame Veranstaltung im Löwensaal mit dem Thema Bauer, wach auf! abgehalten, bei der Juden keinen Zutritt hatten, und trat auch 1929 in Neustadt auf. Vgl. Wolfgang Mück (2016), S. 79, 83 f. und 90.
  98. Adolf Meyer: Mit Adolf Hitler im Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 List. Mit einem Geleitwort von Julius Streicher. Buchhandlung Georg Aupperle, Neustadt an der Aisch 1934.
  99. Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue 1928–1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland. BoD Norderstedt, Vechta 2000, ISBN 3-8311-0216-3, S. 64.
  100. Gewählt wurden Georg Aupperle (Besitzer einer nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Verlagsbuchhandlung), Leonhard Bankel, Georg Ficht, Christian Helm, Paul Kegler, Georg Müller, Ernst Nusser, Otto Ulrich und Konrad Wellhöfer.
  101. Vgl. auch Markus Müller: Zeit- und Kirchengeschichte im Spiegel von ausgewählten Neustädter Kirchenvorstandsprotokollen der Zeit von 1933 bis 1945. In: Streiflichter aus der Heimatgeschichte des Geschichts- und Heimatverein Neustadt a. d. Aisch e. V. Jahrgang 33, 2009, S. 239–281.
  102. Astrid Ley: Zwangssterilisation und Ärzteschaft. Hintergründe und Ziele ärztlichen Handelns 1934–1945. Campus, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37465-X (zugleich Philosophische Dissertation Erlangen 2003), S. 111.
  103. http://www.muenchsteinach-kirche.de: Posaunenchor.
  104. Friedrich Meinhof: Thüringer Pfarrerbuch. Band 10: Thüringer evangelische Kirche 1921 ‐ 1948 und Evangelisch‐Lutherische Kirche in Thüringen 1948‐2008. Heilbad Heiligenstadt 2015, S. 99. Online (Landeskirchenarchiv Eisenach).
  105. http://www.stolpersteine-wuerzburg.de: Foto der Stolpersteine.
  106. Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken: Schwab, Iwan.
  107. Das ehemalige Gasthaus „Krone“ am Marktplatz hatte seinen Namen im 15. Jahrhundert erhalten, nachdem dort die Überführer (die Kronkavaliere) der Reichskleinodien mit der Kaiserkrone von Nürnberg auf dem Weg in die Krönungsstadt Frankfurt genächtigt hatten (Bereits 1386 war das Kronquartier Neustadt als Geleitstation eingerichtet worden). Die letzte Kronbegleitung, bei der ebenfalls Unterkunft im Gasthof „zur guldenen Crone“ genommen wurde, fand 1790 statt (1711 hatte das Krongeleit im „Grünen Baum“ genächtigt).
  108. http://www.nordbayern.de: Mit 30 Zimmern: Gasthaus "Krone" wird zum Hotel.
  109. bundesarchiv.de/gedenkbuch. In: bundesarchiv.de/gedenkbuch, Bundesarchiv, abgerufen am 17. Mai 2019 (Suche nach „Wohnort“ und „Neustadt Aisch“).
  110. Der Neustädter Bürgermeister und spätere Landrat Heinrich Sperber beurteilte 1948 den Ortsgruppenleiter folgendermaßen: „[...] Erlwein, der noch im Frühjahr 1945 die Gastwirtin Marie Weid wegen Schwarzhörens verfolgen ließ, dürfte wohl der fanatischste u. aktivistischste Nazi d. Kreises gewesen sein. Er war bei den Polenschlägereien sowie Judenausweisungen immer treibende Kraft [...]“. Zitiert aus: Wolfgang Mück (2016), S. 210 f.
  111. Karl-Friedrich Fick, Gerhard Habermeier, Wolfgang Spicka: [1958–1983.] 25 Jahre Kreiskrankenhaus Neustadt a. d. Aisch. Mit einem Grußwort des Landrats Robert Pfeifer hrsg. vom Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim. (Druck: Druckhaus Goldammer, Scheinfeld) 1983.
  112. Heinrich Bürkle de la Camp (Hrsg.): Chirurgenverzeichnis. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1969, DNB 456221328, S. 260, doi:10.1007/978-3-642-49801-5.
  113. Website.
  114. Karl-Friedrich Fick, Gerhard Habermeier, Wolfgang Spicka: [1958–1983.] 25 Jahre Kreiskrankenhaus Neustadt a. d. Aisch. 1983, S. 6 f. und 32 f.
  115. Karl-Friedrich Fick, Gerhard Habermeier, Wolfgang Spicka: [1958–1983.] 25 Jahre Kreiskrankenhaus Neustadt a. d. Aisch. 1983, S. 9–25.
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