Gustav Sondermann

Gustav Sondermann (* 7. Oktober 1894 i​n Aschaffenburg; † 5. September 1973 i​n Emskirchen, Mittelfranken) w​ar ein deutscher Arzt, politischer Publizist u​nd Schriftsteller.

Leben

Gustav Sondermann g​ing in Aschaffenburg z​ur Schule u​nd absolvierte d​ort 1913 s​ein Abitur. In Aschaffenburg w​ar er Mitbegründer d​er dortigen Wandervogel-Bewegung.[1] Er studierte Medizin i​n Erlangen u​nd München. Während d​es Ersten Weltkrieges diente e​r ab April 1914 i​m Bayerischen 19. Infanterieregiment a​ls Einjährig-Freiwilliger.[2]

Von Dezember 1920[3] b​is 1934 w​ar der promovierte Mediziner a​ls praktischer Arzt u​nd politischer Publizist i​n Emskirchen tätig. In dieser Zeit schrieb e​r völkische Trivialliteratur.[4]

1923 w​urde Sondermann Mitglied d​er NSDAP.[5] Als Gast d​er in Neustadt a​n der Aisch neugegründeten NSDAP-Ortsgruppe verteidigte e​r anlässlich seines Vortrages z​um Thema Völkisches Denken a​m 11. März 1924 d​en Menschen Adolf Hitler g​egen alle Vorwürfe.[6] Nachdem e​r Ende April 1924 d​en inhaftierten Hitler i​n Landsberg besuchte h​atte und v​on dessen Verhalten „völlig konsterniert“[7] war, kehrte e​r sich v​on der „Hitlerei“ a​b und wendete s​ich dem Bund Oberland, e​inem 1921 a​ls Nachfolger d​es aufgelösten Freikorps Oberland gegründeten Wehrverband, zu, w​o er a​ls Gruppenführer wirkte (So h​atte er a​uch im April 1924 u​nd April 1927 a​n Führertagungen a​uf Burg Hoheneck (Ipsheim) teilgenommen).[8] In seinem 1938 erschienenen Roman Türme über d​er Stadt schildert e​r auf 447 Seiten d​en Aufstieg d​er Nationalsozialisten i​n der mittelfränkischen Kreisstadt Neustadt a​n der Aisch.[9]

Von 1925 b​is 1929 w​ar er Chefredakteur d​er in Nürnberg i​n einem eigenen Verlag a​b Januar 1926 erschienenen[10] Bundeszeitschrift (des Bund Oberland) Das Dritte Reich (Verbandsblatt d​es Bundes Oberland).[11][12] Neben d​em Dritten Reich g​ab der Verlag a​uch die Zeitschrift Der Führer heraus.[13]

Nach 1926 w​ar er ständiger Mitarbeiter d​es Journals Widerstand. Zeitschrift für nationalrevolutionäre Politik i​m Umkreis d​es Nationalbolschewisten Ernst Niekisch.

1934 t​rat er i​n den aktiven Sanitätsdienst d​er Wehrmacht ein. Im selben Jahr w​urde er z​um Standortarzt v​on Erlangen ernannt, 1941 w​ar er Kommandeur e​iner Sanitäts-Ersatz u​nd -Ausbildungs-Abteilung i​n Wien, 1944 w​urde er a​ls Oberstarzt Kommandeur e​iner Sanitätsabteilung i​n einer Panzerarmee a​n der Ostfront.

Nach Entlassung a​us britischer Gefangenschaft a​m 16. September 1945 w​urde er (unterstützt d​urch Versicherungen seines Schwagers, d​em aktiven Widerstandskämpfer Willi Bauer, s​owie Joseph E. Drexel, seinem früheren Oberland-Kameraden, u​nd weiterer Gegner d​er Nationalsozialisten) m​it dem Spruchkammerentscheid v​om 28. Dezember 1946 zunächst a​ls Belasteter eingestuft, w​obei der öffentliche Ankläger Einspruch e​rhob und d​ie Eingruppierung a​ls Minderbelasteter forderte. Nach d​er Weihnachtsamnestie v​om 5. November 1947 w​urde der Spruchkammerentscheid aufgehoben u​nd das Verfahren eingestellt. 1947 ließ e​r sich a​ls praktischer Arzt i​n Erlangen nieder.[14] u​nd wurde d​ort 1948 z​um Vorsitzenden d​es Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen gewählt. Seit 1951 gehörte e​r dem Vorstand d​er Bayerischen Landesärztekammer an, v​on 1955 b​is 1969 a​ls Vizepräsident. 1957 w​urde er Mitglied d​es Gesamtvorstandes d​er Bundesärztekammer s​owie des Wehrmedizinischen Beirates d​er Bundeswehr u​nd in d​en Bundesgesundheitsrat berufen.

Auf d​em Deutschen Ärztetag w​urde 1964 i​hm (Zitat) ...als Zeichen d​er Anerkennung seiner ärztlichen Haltung i​n Krieg u​nd Frieden u​nd seiner Bemühung u​m die Wahrung u​nd Sicherung d​er Schweigepflicht u​nd des Schweigerechtes d​es Arztes d​ie Paracelsus Medaille verliehen (Ende Zitat).[15]

Ehrungen

  • 1960: Großes Bundesverdienstkreuz
  • 1964: Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft
  • 1969: Ehrenmitglied des Heimatvereins Emskirchen und Umgebung

Publikationen (Auswahl)

  • Der Sinn der völkischen Sendung. J. F. Lehmann, München 1924.
  • Von der kommenden Revolution. Verlag „Das Dritte Reich“, Nürnberg 1927.
  • Bevölkerungskrise als biologische Folge einer Bewußtseinswandlung innerhalb des deutschen Volkes. Widerstands-Verlag, Berlin 1931.
  • Das Rentendorf. 2. Auflage. Cotta, Stuttgart 1932.
  • Türme über der Stadt. Wichern-Verlag, Berlin 1938.
  • Arzt, Kasse – Volksgesundheit. Vom Arzt und seinen Fragen. Lehmann, München 1952.
  • Zur Frage der Diagnosenerpressung als Teilproblem der ärztlichen Schweigepflicht, Referat des Vizepräsidenten der Bayerischen Landesärztekammer auf dem 12. Bayerischen Ärztetag in Bad Reichenhall. In: Bayerisches Ärzteblatt. 11, 1959, S. 268–271.
  • Rund um die ärztliche Schweigepflicht. Ärztliche Mitteilungen. In: Deutsches Ärzteblatt. 1960, S. 2032–2035 (Vgl. auch Artikel von 1957).
  • Autobiografische Skizze. In: Therapie der Gegenwart. Monatsschrift für praktische Medizin. Band 112, Heft 2, (Februar) 1973. S. 3–11.

Literatur

  • Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. Verlag Philipp Schmidt, 2016 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4); ISBN 978-3-87707-990-4, S. 56 f., 196–198 und 279–281.
  • Karl Troebs: Arztsoldat und Dichter (Zum Schaffen Gustav Sondermanns). Wichern-Verlag, Berlin 1939.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Mück (2016), S. 279.
  2. Wolfgang Mück (2016), S. 279.
  3. Wolfgang Mück (2016), S. 279.
  4. WorldCat: Schriften von Gustav Sondermann
  5. Karl-Heinz Fix: Glaubensgenossen in Not: Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Hilfe für aus rassischen Gründen verfolgte Protestanten. Eine Dokumentation. Gütersloher Verlagshaus 2011
  6. Wolfgang Mück (2016), S. 59.
  7. Wolfgang Mück (2016), S. 198, Anm. 594.
  8. Wolfgang Mück (2016), S. 55–57, 196 f. und 279.
  9. Wolfgang Mück (2016), S. 196–198.
  10. Wolfgang Mück (2016), S. 56 f.
  11. Ernst Jünger: Politische Publizistik 1919 bis 1933. Klett-Cotta 2001, Seite 703.
  12. Manfred Kittel: Provinz zwischen Reich und Republik: Politische Mentalitäten in Deutschland und Frankreich 1918–1933/36. Oldenbourg Verlag 2000, Seite 286
  13. Wolfgang Mück (2016), S. 56 f.
  14. Wolfgang Mück (2016), S. 280.
  15. Dr. Sondermann 70 Jahre@1@2Vorlage:Toter Link/www.blaek.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Bayerisches Ärzteblatt 1964; Heft 10, Seite 789
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