Echter Hopfen
Der Echte Hopfen (Humulus lupulus) ist eine Pflanzenart in der Gattung Hopfen und durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt. Er gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).
Echter Hopfen | ||||||||||||
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Echter Hopfen (Humulus lupulus), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Humulus lupulus | ||||||||||||
L. |
Echter Hopfen wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2007 gekürt.
Wilder Hopfen
Die Wildform des Echten Hopfens wächst bevorzugt an stickstoffreichen Standorten mit höherer Bodenfeuchte, zum Beispiel in Auwäldern, aber auch an Waldrändern und in Gebüschen auf trockeneren Flächen. Selten bildet er größere Bestände, kommt aber meist in kleinen Gruppen vor. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart der pflanzensoziologischen Ordnung Prunetalia, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Alno-Ulmion oder Alnion vor.[1] In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil bei Elbigenalp bis zu einer Höhenlage von 1036 Metern auf.[2]
Aus einem dicken Wurzelstock (Rhizom) treibt der Hopfen meist sehr zahlreich aus. Es sind dünne, raue Stängel mit ankerartigen Kletterhaaren, die eine erstaunliche Haftfähigkeit haben. Diese Triebe werden auch als Reben bezeichnet und wachsen im Durchschnitt 10 cm pro Tag. Wie bei allen Stauden kommt es nicht zu einer durchgehenden Verholzung der Pflanze. Hopfen ist ein Rechtswinder, die oberirdischen Triebe sind einjährig und sterben nach der Samenreife ab. Mit zwei bis sechs Metern Höhe ist die Wildform kleiner als die Zuchtsorten 4–8 m; ebenso sind die Blütenstände deutlich kleiner. In Mitteleuropa ist der Wilde Hopfen nahezu überall anzutreffen, kleinere Lücken gibt es im Alpenvorland. Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze. Der männliche Blütenstand ist eine Rispe, der weibliche eine zapfenartige Ähre.
Wegen seines umfangreichen Rhizoms ist eine Beseitigung aufwendig.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[1]
Wilder Hopfen als Speisepflanze
Die jungen Hopfensprosse eignen sich als Delikatesse mit feinem harzigen Geschmack sehr gut, wenn sie in Butter gebraten oder kurz gekocht werden, entweder im Dampf (bei den noch sehr zarten) oder in Salzwasser (2–4 Minuten). Bei der Ernte kann man die richtige Länge (ca. 10 bis 25 cm) herausfinden, indem man mit den Fingern den Stängel hinauffährt und ihn dabei leicht biegt. Er bricht dann an einem bestimmten Punkt ab und das ist die richtige Stelle, weil der Spross ab da aufwärts noch genügend zart ist.[3][4][5]
- Weibliche Blüten des wilden Hopfens
- Männliche Blüten des wilden Hopfens
- Männliche Pflanze des wilden Hopfens
Kulturhopfen
Die Kultursorten des Echten Hopfens werden zur Gewinnung der weiblichen Blütenstände landwirtschaftlich angebaut. Diese heißen in der Hopfenwirtschaft Dolden und finden beim Bierbrauen Verwendung. Auch die jungen Triebe im Frühling und die Samen im Herbst sind essbar.
Die wichtigsten deutschen Anbaugebiete[6] sind die Hallertau in Bayern, das Elbe-Saale-Anbaugebiet in den Bundesländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg und die Region um Spalt in Mittelfranken.
Eine Befruchtung durch den Pollen männlicher Pflanzen verringert den Ertrag an Bierwürze, verkürzt das Erntezeitfenster (überreife Hopfendolden schmecken unangenehm) und erschwert die Verarbeitung in der Brauerei. Darum sind die Felder komplett pistillat (botanisch weiblich). Die Dolden besitzen an der verdeckten Oberfläche der Kelchblätter (Calyxen) und Tragblätter (Brakteen) Harzkügelchen, aus denen man das gelbe Lupulin gewinnen kann. Es wirkt als Geschmacksstoff und Konservierungsmittel. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen den Bitterhopfensorten und den Aromahopfensorten. Letztere sind dadurch charakterisiert, dass ihr Bitterungspotential in der Konzentration deutlich geringer ist als jenes des Bitterhopfens. Für den Brauprozess sind hauptsächlich die sogenannten „α-Säuren“, d. h. α-Lupulinsäure oder Humulon und deren Derivate, von Bedeutung; die „β-Säuren“ β-Lupulinsäure (Lupulon) und ihre Abkömmlinge sind für die Geschmacksaromen wichtig. Der α-Säuren-Anteil von Aromasorten beträgt etwa 3–9 % im Vergleich zu 12–20 % bei Bittersorten, jedoch haben Aromasorten dafür deutlich höhere Konzentrationen an aromatisch hoch wirksamen Inhaltsstoffen wie ätherischen Ölen oder Polyphenolen.
Früh im Brauprozess zugesetzter und lange mitgekochter Hopfen erhöht die Hopfenausbeute, die eine chemische Umwandlung der α-Säuren in Iso-α-Säuren darstellt; die Würze wird dadurch bitterer. Später hinzugefügt entsteht ein eher mildes Bier. Faktoren wie beispielsweise die Art des Hopfenprodukts (Pellets, Extrakte usw.) oder auch die Stärke des Kochens und der Extraktgehalt der Würze beeinflussen die Hopfenausbeute mit.
Seine Bedeutung erreichte der Hopfen ursprünglich weil seine bakteriziden Bitterstoffe beim Brauen von Bier wesentlich zur Haltbarkeit beitrugen. Die antiseptische Kraft des Hopfens wurde 1153 n. Chr. von Hildegard von Bingen beschrieben mit den Worten „putredines prohibet in amaritudine sua“ (seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis).
Die ältesten schriftlichen Quellen zum Hopfenanbau stammen aus dem frühen Mittelalter. Angeblich wurde der Hopfenanbau erstmals im Jahre 736 n. Chr. bei Geisenfeld in der Hallertau erwähnt; konkrete Quellen existieren für die Jahre 768 (Kloster St. Denis nördlich von Paris), 822 (Kloster Corvey) und 859 bis 875 (Hochstift Freising). Eine erste Erwähnung des Hopfens als Brauzusatz findet sich im Jahre 1079. Im Hochmittelalter kommen Wollin, Breslau, Troppau, Brüx, Wismar, Braunschweig und Lübeck als Hauptanbaugebiete hinzu.[7]
Anbau und Ernte
Hopfen wird alljährlich im Frühjahr ab Ende März in den Gerüstanlagen von sogenannten Hopfengärten kultiviert.
Vermehrt wird die Pflanze vegetativ über Stecklinge, die auch Fechser genannt werden.
Zwei oder drei Triebe werden um einen Draht als Kletterhilfe gelegt und wachsen bis Ende Juli auf die in Deutschland übliche Gerüsthöhe von sieben Metern. Neuere und wiederentdeckte Sorten erfordern andere, meist geringere Gerüsthöhen und damit alternative, teils vorteilhaftere Gerätschaften, was jedoch eine Umstellung erfordert und letztlich ihr Durchsetzungsvermögen merklich hemmt. Sind die Ähren der weiblichen Pflanze reif, werden die Hopfenreben während der etwa dreiwöchigen Erntezeit (letzte August- und erste September-Dekade) knapp über dem Boden abgeschnitten und von den Gerüstanlagen gerissen. Die Ernte war früher reine Handarbeit, heute werden Pflückmaschinen eingesetzt.[8] Auf dem Hof werden von Pflückmaschinen die Dolden vom Hopfenstock getrennt. Die weichen und feuchten Dolden werden in der Darre getrocknet, bis sie nur noch etwa 11 Prozent Feuchtigkeit enthalten, dann gepresst und gekühlt. Oft wird Hopfen zu Pellets (kleine, gepresste Zylinderstücke) weiterverarbeitet. Diese haben, luftdicht verpackt, längere Haltbarkeit. Wird der Hopfen zu warm oder nicht luftdicht abgepackt, verliert er schnell die flüchtigen Aromen und in einem Jahr bis zu 35 Prozent seines Brauwertes.
Verwendung
95 Prozent des Hopfens wird, meistens in der Form von Hopfenpellets, für die Bierherstellung verwendet.[8] Er verleiht dem Bier sein Aroma und die typische Bitterkeit. Die Hopfeninhaltsstoffe wirken zusätzlich beruhigend, konservierend und schaumstabilisierend. Zum Brauen werden ausschließlich die Dolden der weiblichen Hopfenpflanzen verwendet. Für einen Liter Bier benötigt man ein bis vier Gramm Hopfen.[9][10] Beim Grünhopfen-Pils wird der Hopfen ohne Trocknung direkt von der Ernte verarbeitet.[8]
Vereinzelt wird Hopfen als Geschmacksbereicherung für einige Liköre und Schnäpse verwendet, inzwischen wird auch Hopfen-Limonade hergestellt.
Ein geringer Anteil des Hopfens wird zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich als Sedierungsmittel, verwendet.
- Geerntete Dolden
- Pflückmaschine
- Pflückmaschine
- Einjähriger Junghopfen
- Häckselabfall
- Reben
- Garten
- Lagertisch mit Dolden und Pellets (Mitte)
Hopfen dient in vielen alten Bibliotheken als Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer. Man legt Hopfendolden hinter den Büchern aus. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit, und ihre ätherischen Öle halten Insekten fern. Die Dolden müssen alle paar Jahre ausgewechselt werden.
Seit einigen Jahren gewinnt die Ernte von Hopfenspargel wieder an Bedeutung. Hierbei werden in einem zwei- bis dreiwöchigen Zeitraum in den Monaten März und April (je nach Witterung) die weißen, frisch ausgetriebenen Sprösslinge des Hopfens aus der Erde gegraben und regional als Spezialität angeboten. Die sehr kurze Saison und die zeitaufwändige Ernte in Handarbeit machen den Hopfenspargel zu einer der teuersten in Deutschland angebauten Gemüsesorten.
Wirtschaftliche Bedeutung
2019 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit 175.183 t Hopfen geerntet. Davon wurden in Deutschland etwa 28 % (= 48.500 Tonnen) eingebracht. Die USA waren mit 29 % der Welternte der größte Produzent.[11]
Inhaltsstoffe
Wertbestimmende Bestandteile der Hopfendolde sind eine Harzfraktion (Hopfenbitterstoffe)[12] und ein ätherisches Öl, das Hopfenöl. Daneben sind Rohfasern (15 %), Eiweiße (20 %) und mineralische Bestandteile (8 %), Polyphenole (Tannine) (2–5 %) enthalten.[13][14]
Gehalt | bezogen auf Hopfenzapfen | bezogen auf Hopfendrüsen |
Harz | 15–25 %[15] 15–30 %[14] |
50–80 %[15] |
Hopfenöl | 0,2 – 0,5 %[16] |
1 – 3 %[15] |
Die weiblichen Blütenstände sind die sogenannten Hopfenzapfen Lupuli strobulus (2,5 – 5 cm), welche die trockenhäutigen Deckblätter tragen. Diese wiederum sind von sandkorngroßen Drüsenhaaren besetzt, die das gelbe bis rötliche Harz enthalten. Das Harz befindet sich in den Hopfendrüsen Lupuli glandula (Hopfenmehl, Hopfenstaub, Lupulin), die durch Abklopfen oder Schütteln der Hopfenzapfen gewonnen werden. Das Hopfenharz gliedert sich in zwei Harzfraktionen, die Hopfendrüsen enthalten etwa 50–80 % in Hexan lösliches Weichharz und zum anderen das hexanunlösliche Hartharz. Im frühen 19. Jahrhundert erfolgte die Extraktion des Harzes mit Wasser, Ethanol, Dampf oder auch Schwefelkohlenstoff. Durch die zunehmende Erforschung der Bestandteile des Harzes und seiner lipophilen Komponenten wurden ab dann effektivere Lösungsmittel wie Aceton, Chloroform, Alkohol oder Hexan verwendet. Aufgrund der Angst vor schädlichen Lösungsmittelrückständen wurde dann überkritisches Kohlendioxid verwendet.
Die Extraktion des Harzes liefert die kristallisierbaren, oxidationsempfindlichen Hopfenbittersäuren:
- Humulone (α-Hopfenbittersäuren) mit bitterem Geschmack, und die strukturell verwandten
- Lupulone (β-Hopfenbittersäuren) die nicht bitter sind.
Die Hopfensäuren machen anteilig etwa die Hälfte am Harz aus. Sie sind sehr instabil und nur im frischen Hopfen, nicht jedoch in gelagerter Ware enthalten. Beim Würzkochen (Bierherstellung), aber womöglich auch bei der pharmazeutischen Drogenextraktion entstehen durch Ringverengung stark bittere Isoverbindungen, die Isohumulone. Während der Lagerung der Droge werden durch oxidativen Abbau aus den Hopfenbitterstoffen verschiedene Verbindungen gebildet, darunter das 2-Methyl-3-buten-2-ol, für das im Tierexperiment sedierende Wirkungen festgestellt wurden. Weiterhin enthält das Harz Chalkone (Xanthohumol), 0,5 – 1,5 % Flavonoide und 2–4 % Gerbstoffe. Das gelb gefärbte Xanthohumol – für das eine chemopräventive Wirkung nachgewiesen wurde[17][18] – kommt spezifisch im Hopfen vor und ist eine analytische Leitsubstanz; beim Brauprozess wird dieses jedoch weitestgehend in Isoxanthohumol umgewandelt.[19]
Im Hopfenöl sind über 150 Einzelstoffe für ihr Vorkommen bekannt, unter denen Mono- und Sesquiterpene (z. B. Myrcen, Humulen und β-Caryophyllen, Farnesene) und verschiedene Fettsäureester hervorzuheben sind. Je nach Mengenverhältnis der Hauptterpene unterscheidet man myrcen- und humulenreiche Hopfensorten. Sie bestimmen maßgeblich das Bieraroma.[20]
Hopfen enthält geringe Mengen an östrogenwirksamen Stoffen, unter denen das potenteste als das zu den Flavonoiden gehörende Hopein (8-Prenylnaringenin) identifiziert wurde.[21] Auch eine antimikrobielle[21] und tuberkulostatische Wirkung sollen Hopfenzapfen haben.
Pharmakologische Wirkungen
Pharmazeutisch verwendete Drogen sind die Hopfenzapfen (Lupuli flos, Strobuli Lupuli, Strobulus Lupuli), bei denen es sich um die getrockneten, vollständigen weiblichen Blütenstände handelt, und die Hopfendrüsen (Lupuli glandula, Hopfenmehl, Lupulin), die von den Fruchtständen abgesiebten Drüsenhaare. Hopfendrüsen stellen ein grüngelbes klebriges Pulver dar, das aromatisch riecht und würzig bitter schmeckt. Sie werden durch das Ausklopfen der Hopfenzapfen gewonnen. In gepresster Form werden die Hopfendrüsen als Hopfenhasch (Lupu-Hash) als Räucherwerk oder zum Rauchen verwendet.
Zubereitungen aus Hopfenzapfen werden bereits seit dem 18. Jahrhundert als leichtes Einschlaf- und Beruhigungsmittel genutzt. Im Handel sind Hopfenextrakte als Fertigarzneimittel erhältlich, oft im Gemisch mit anderen pflanzlichen Sedativa wie Baldrian. Deren Wirksamkeit wurde von der Kommission E des BfArM bestätigt.[22]
Die schlaffördernde und beruhigende Wirkung des Hopfens geht auf seine dem körpereigenen Hormon Melatonin-ähnlichen Eigenschaften zurück. Es konnte nachgewiesen werden, dass Hopfenbestandteile an den Melatonin-Rezeptoren binden und dadurch schlafinduzierende Effekte, wie z. B. eine Senkung der Körpertemperatur bewirken.[23][24]
Die Reduktion der Körpertemperatur trägt dazu bei, den Schlafprozess zu initiieren. In der Kombination ergänzen sich Hopfen und Baldrian in ihrer schlaffördernden Wirkung wie die körpereigenen Schlafregulatoren Adenosin und Melatonin.
Welche Inhaltsstoffe für die Wirkung verantwortlich sind, ist nicht vollständig geklärt. An erster Stelle sind die Bitterstoffe des Hopfens zu nennen. Aus diesen entsteht durch die Verbindung von Humulon und Lupulon bei der Lagerung, Verarbeitung und/oder im menschlichen Körper 2-Methylbut-3-en-2-ol, das wahrscheinlich für die beruhigende Wirkung verantwortlich ist. Die Verbindung wirkt außerdem antibakteriell. Die entsprechend konservierende Wirkung spielt beim Bierbrauen eine wichtige Rolle. Die Bitterstoffe stimulieren auch die Magensaftsekretion, deshalb wird der Hopfen in der Volksheilkunde bei Appetitlosigkeit und bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt.
In der Aromatherapie werden Hopfenblüten als „Aromakissen“ oder Hopfenauszüge als Badezusatz verwendet. Eine östrogene Wirkung des Hopfens geht hauptsächlich auf den Gehalt an Hopein (8-Prenylnaringenin) zurück. Der Stoff wirkt als Agonist am Estrogenrezeptor.[21]
Frische Hopfenzapfen können bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen (Hopfenpflückerkrankheit).
Hopfensorten
Weltweit existieren mehrere hundert Hopfensorten,[25] von denen allerdings nicht alle aktuell eine wirtschaftliche Bedeutung haben.
Deutschland
83,3 % der auf deutschen Hopfenflächen angebauten Sorten sind Züchtungen aus dem Hopfenforschungszentrum Hüll. Im Jahr 2019 waren in Deutschland 44 Hopfensorten im wirtschaftlichen Anbau – mit weiter steigender Tendenz.[8]
Wichtigste Bittersorten
- Herkules[26]
- Hallertauer Magnum
- Polaris
- Hallertauer Taurus
- Nugget
- Hallertauer Merkur
Wichtigste Aromasorten
Landsorten:
- Hallertauer Mittelfrüher
- Hersbrucker Spät
- Spalter
- Tettnanger
Zuchtsorten:
- Perle
- Hallertauer Tradition
- Spalter Select
- Saphir
- Mandarina Bavaria
- Northern Brewer
- Opal
Aromahopfen gehören zu den qualitativ hochwertigsten und teuersten Hopfensorten, denn sie enthalten ein deutlich ausgeprägteres Spektrum an Aromen, als dies bei den sonst eingesetzten Bitterhopfen der Fall ist. Beim Brauprozess entfalten Aromahopfen eine außergewöhnliche Aromenintensität, die dem Bier mehr „Körper“ verleiht. Er macht es würziger, aromatischer und charaktervoller. Aromahopfen besitzen jedoch einen geringeren Anteil an Bitterstoffen, die beim Brauprozess ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Man braucht daher eine deutlich größere Menge. Daher ist dieser Hopfentyp – auch wirtschaftlich gesehen – der hochwertigste. Die höhere Hopfengabe bringt mehr Xanthohumol in die Würze bzw. das Bier ein, obwohl Bittersorten einen höheren Gehalt an Xanthohumol aufweisen.[19] Viele Brauereien verwenden dennoch ausschließlich Bitterhopfen.[27] Die edelsten Aromahopfensorten waren lange Zeit die alten Landsorten „Hallertauer Mittelfrüher“, „Spalter“, „Tettnanger“, „Hersbrucker Spät“ und der böhmische „Saazer“, die allerdings sehr empfindlich gegenüber Pilzkrankheiten und Schädlingen sind.[28]
Neue Hopfensorten
In Tettnang und der Hallertau sind seit 2013 neue Sorten im Anbau, die einige Jahre lang als Special Flavor Hops (seit 2006 gezüchtete Hopfensorten mit natürlichen fruchtigen Geschmacksrichtungen) vermarktet wurden. Mittlerweile werden diese neuen Züchtungen als normale Aromasorten gelistet und eingesetzt; die wichtigsten dieser modernen Zuchtsorten sind
- Mandarina Bavaria (fruchtiges Aroma mit einer besonders stark ausgeprägte Mandarinennote)
- Hüll Melon (markante Honigmelonen- und Erdbeernote)
- Polaris (intensiv fruchtiges Aroma mit einer Note ähnlich der eines „Gletschereisbonbons“)
- Hallertau Blanc
- Ariana
- Callista
England
- Admiral
- Boadicea
- Bramling Cross
- Challenger
- English Fuggle
- First Gold
- Goldings
- Herald
- Northdown
- Phoenix
- Pilgrim
- Progress
- Sovereign
- Target
- Whitbread Golding
Anbaugebiete
Die drei führenden Hopfenbau-Länder sind heute der Fläche nach die USA, Deutschland und Tschechien. 2016 betrug die geschätzte Hopfenernte in der Hallertau 36.500 Tonnen.[29]
1928 betrug die Welternte 60.300 Tonnen; davon entfielen 14.900 Tonnen auf die USA, 12.300 Tonnen auf Großbritannien, 9.430 Tonnen auf die Tschechoslowakei und 8.370 Tonnen auf das Deutsche Reich.[30]
Deutschland
In Deutschland gibt es vier größere Hopfenanbaugebiete, die insgesamt auf 20.706 ha produzieren (Stand 2020). Die folgenden Zahlen geben den Anteil an der deutschen Gesamtfläche an:
- Hallertau 83,2 % (Bayern)
- Elbe-Saale 7,6 % (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt)
- Tettnang 7,1 % (Baden-Württemberg, Hopfenanbaugebiet Tettnang).
- Spalt 2,0 % (Bayern, Mittelfranken)
- andere deutsche Anbaugebiete in Summe unter 1 %
- ehemalige Anbaugebiete
- Das seit dem 15. Jahrhundert urkundlich bezeugte Hopfenanbaugebiet der Oberpfalz um Schmidmühlen bestand bis in die 1930er-Jahre. Grund für die Einstellung des Anbaus war der 1867 erstmals dort aufgetretene Kupferbrand, der viele Hopfenbauern zur Aufgabe zwang.
- Bis in die 1970er Jahre wurde in der Region Rottenburg-Herrenberg-Weil der Stadt Hopfen angebaut.[31]
- Überliefert ist der Anbau von Hopfen für Gebiete und Orte im ehemaligen Königreich Hannover und Herzogtum Braunschweig (Hannoversches Wendland, Braunschweig, Peine, Hannover, Schladen, Alfeld), im Herzogtum Oldenburg (Ammerland), in Schleswig-Holstein (vor 1867 zu Dänemark gehörig), in Mecklenburg (Rostock, Parchim, Grabow, Neubrandenburg) und in Teilen Brandenburg-Preußens (Altmark, Bukkow bei Berlin, Guben, Posen, West- und Ostpreußen).[32]
Österreich
In Österreich mit insgesamt 248 ha Anbaufläche (Stand 2016) gibt es drei Anbaugebiete:
- Mühlviertel, in Oberösterreich
- Leutschach, in der südlichen Steiermark.
- Waldviertel, in Niederösterreich
Während bis 1939 wesentlich mehr Hopfen angebaut wurde, können heute nur noch 23 % des Landesbedarfes im Inland gedeckt werden.[33]
Schweiz
In der Schweiz befinden sich Anbauflächen von insgesamt 18 ha, nur etwa 10 % des Landesbedarfs kann so aus der einheimischen Produktion in 20 landwirtschaftlichen Betrieben gedeckt werden.[34]
- Im Zürcher Weinland, insbesondere in der Gemeinde Stammheim,
- im Fricktal, Kanton Aargau,
- in Wolfwil, Kanton Solothurn und
- bei der Thurgauer Kartause Ittingen, Gemeinde Warth-Weiningen.
USA
Mit 21.433 ha (Stand 2016) liegt etwa ein Viertel der weltweiten Anbauflächen in Nordamerika in den US-Bundesstaaten Idaho, Oregon und Washington; aus der Hopfenernte 2016 wurden 4.054 Tonnen Alphasäure gewonnen.
Tschechien
Weltweit an dritter Position liegt Tschechien mit 4.945 ha. Das bedeutendste Hopfenanbaugebiet liegt bei Žatec (Saaz), weitere bei Úštěk (Auscha) und Dubá (Dauba) sowie Tršice (Tirschitz).
Sonstige Länder
Hopfenanbau mit internationaler Bedeutung findet auch noch in der Volksrepublik China (2.508 ha), in Polen (1.524 ha), in Slowenien (1.528 ha), in der Ukraine (369 ha) und in England (928 ha) statt. Weitere europäische Länder mit Hopfenbau von geringer, manchmal aber regionaler Bedeutung sind Frankreich (453 ha, in erster Linie im Elsass), Spanien (534 ha vorwiegend um die Stadt León), Rumänien (282 ha), Belgien (155 ha, im Besonderen in der Gegend von Poperinge, Provinz Westflandern) und Slowakei (137 ha). Außerdem wird in Neuseeland auf ca. 412 ha Hopfen angebaut, der größtenteils exportiert wird. Als Ergebnis der neuseeländischen Züchtungsbemühungen erzielen diese hochwertigen Sorten vergleichsweise hohe Preise. In Australien sind es 488 ha und in Südafrika 402 ha. (Alle Angaben Stand 2016.)[35]
Krankheiten und Schädlinge
Zu den durch Pilzen verursachten Krankheiten zählen der Echte und der Falsche Mehltau sowie die hopfenspezifische Art Verticillium nonalfalfae der Verticillium-Welke. Der Hopfen- oder Hanferdfloh Psylliodes attenuatus und die Gemeine Spinnmilbe Tetranychus urticae gehören zu den tierischen Schädlingen.[36] Ein weiterer wichtiger Schädling ist bei Massenbefall die Hopfenblattlaus Phorodon humuli.
Markt
Langjährig schwankt der Preis von Hopfen beträchtlich (Größenordnung ca. 1 zu 10), was sowohl den Hopfenanbau als auch den Hopfeneinkauf wirtschaftlich risikoreich macht.
Weltmarktführer als Hopfenlieferant und Hersteller von Hopfenprodukten ist die Barth-Haas-Group.[37]
Sonstiges
- 95 % des in Deutschland angebauten Hopfens wird vom Deutschen Hopfenwirtschaftsverband vermarktet und verarbeitet.
Mit dem Hopfenanbau sind auch kulturelle Traditionen verknüpft wie z. B. die Wahl einer Hopfenkönigin.
Geschichte
In Manuskripten des 12. Jahrhunderts, die Hildegard von Bingen zuzuschreiben sind, wird der Hopfen („hoppho“) als Bitterpflanze charakterisiert, die im Menschen schädliche Melancholie erzeuge, andererseits aber, den Getränken zugesetzt, diese vor dem Faulen bewahre. Im 14. Jahrhundert deutete Konrad von Megenberg die Wirkungscharakteristik der Hopfendolden als heiß und trocken. Er sah in ihnen eine Kraft, die zähe Feuchtigkeiten im Menschen auflösen und Flüssigkeiten vor Fäulnis bewahren könne. Das gelte aber nur für die Dolden, während das Kraut den Leib des Menschen beschwere.
Aus dem Opus pandectarum des Matthaeus Silvaticus[38] und aus den Werken des Pseudo-Mesue[39] schöpfend deuteten die Kompilatoren der Mainzer Kräuterbuchinkunabeln Herbarius moguntinus (1484), Gart der Gesundheit (1485) und Hortus sanitatis (1491) den Hopfen als eine Art Winde („volubilis – species tertia / lupulus“). Dieser „lupulus“ sollte schmerzlindernd und entzündungswidrig wirken. Er sollte die gelbe Galle („cholera citrina“) aus dem Blut entfernen. Eine Abkochung von „lupulus“ in Molke („aqua casei“) sollte besonders entzündungswidrig sein. Ein aus „lupulus“ bereiteter Sirup sollte Gelbsucht beseitigen. In seinem Kleinen Destillierbuch (1500) empfahl der Straßburger Chirurg und Botaniker Hieronymus Brunschwig die im Ende des April ausschießenden „gipflin und zincklin“ am Beginn ihres Wachstums abzubrechen und zur Bereitung eines Destillats zu verwenden.
Otto Brunfels (1532), Hieronymus Bock (1539) und Leonhard Fuchs (1543), die Väter der Botanik, diskutierten darüber, welche Pflanzenbeschreibungen in den Werken der antiken Autoren (Dioskurides und Plinius) den Hopfen darstellen könnten. Hieronymus Bock schrieb auch über die nichtmedizinische Verwendung des Hopfens im 16. Jahrhundert:
- Die Hopfen Dolden („Blumen“) sind der Biersieder Gewürz, denn ohne diese Dolde wird man nicht viel gutes Bier mögen machen.
- Der wilde Hopfen wird im Weinland von den Bäckern aufgesammelt, die Hefe („Heffel“) damit zu setzen, weil die Hopfen gewaltig auftreiben und den Teig locker machen.
- Im Frühling lassen die Leckermäuler die jungen Dolden der Hopfen zum Salat bereiten, wie die jungen Spargeln, und sie halten das für eine gesunde Speise für die „verstopfte Leber“.
In seinem Pinax theatri botanici (1623) benannte Caspar Bauhin den Hopfen nach den Regeln einer binären Nomenklatur und er differenzierte zwischen männlicher und weiblicher Pflanze („lupulus mas“ und „lupulus foemina“).
Quellen
- Lateinisches Mittelalter: Hildegard von Bingen 12. Jh.[40] --- Konrad von Megenberg 14. Jh.[41] --- Herbarius Moguntinus 1484[42] --- Gart der Gesundheit 1485[43] --- Hortus sanitatis 1491[44] --- Hieronymus Brunschwig 1500[45]
- Neuzeit: Otto Brunfels 1532[46] --- Otto Brunfels 1537[47] --- Hieronymus Bock 1539[48] --- Leonhart Fuchs 1543[49] --- Mattioli / Handsch / Camerarius 1586[50] --- Caspar Bauhin 1623[51] --- Nicolas Lémery 1699/1721[52] --- Onomatologia medica completa 1755[53] --- William Cullen / Samuel Hahnemann 1789/90[54] --- Jean-Louis Alibert 1808[55] --- Hecker 1814/15[56] --- Magendie 1822[57] --- Caroline Kümicher 1830[58] --- v. Schlechtendahl 1838[59] --- Robert Bentley / Henry Trimen 1880[60] --- Theodor Husemann 1883[61] --- Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887[62] --- Hagers Handbuch 1902[63] --- Wolfgang Schneider 1974[64]
- Arzneibücher: Pharmacopoea Borussica 1799[65] --- Pharmacopoea Borussica, 6. Auflage 1847[66] --- Pharmacopoea Borussica 7. Auflage 1864[67] --- Pharmacopée Française 1866[68] --- Pharmacopoea Germanica 1872[69]
- Pharmazeutische Chemie - Toxikologie. 19. Jh.: Ives 1821[70] --- Payen / Chevalier 1822[71] --- Planche 1822[72] --- Pereira / Buchheim 1846/48[73] --- Wagner 1853[74] --- Personne 1854[75] --- v. Hasselt / Henkel 1862[76] --- August Husemann / Theodor Husemann 1871[77]
Historische Abbildungen
- Herbarius Moguntinus 1484
- Gart der Gesundheit 1485
- Hortus sanitatis 1491
- Otto Brunfels 1537
- Leonhart Fuchs 1543
- Hieronymus Bock 1546
- Mattioli / Handsch / Camerarius 1586
- Köhler 1887
Literatur
- Martin Biendl und Christoph Pinzl: Arzneipflanze Hopfen. Anwendungen – Wirkungen – Geschichte. Deutsches Hopfenmuseum, Wolnzach 2007.
- Karl Borde (Hrsg.): Hopfen. Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin 1989, ISBN 3-331-00110-4.
- K. Hiller und M. F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4.
- Hans Kohlmann und Alfred Kastner: Der Hopfen. Hopfen-Verlag, Wolnzach 1975.
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2004, ISBN 3-440-09387-5.
- Joachim Friedrich Tresenreuter: Wirthschafftliche und rechtliche Abhandlung von dem Hopfen. Lochner, Nürnberg 1759. (Digitalisat)
- Rainer Wohlfart: Humulus. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler und G. Schneider (Hrsg.) Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Springer, Band 5, Berlin etc. 1993, S. 447–458 ISBN 3-540-52638-2
Weblinks
- Echter Hopfen. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Humulus lupulus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Oktober 2015.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Verband Deutscher Hopfenpflanzer. e.V.
- HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G.
- Fachzeitschrift "Hopfen Rundschau International" (dt.-engl.).
- Echter Hopfen. In: Erowid. (englisch).
- Magnus Rath: Hopfen, Nutzpflanzen und andere interessante Dinge der Botanik der Universität Marburg.
- Hopfen. im Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka.
- Der Barth Bericht 2010–2018
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 320.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 429.
- Hieronymus Bock: New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1539, Teil II, Kapitel 90: Hopffen (Digitalisat)
- Caroline Kümicher: Constanzer Kochbuch. W. Wallis, Konstanz 1824, 3. Auflage 1830, S. 40: Hopfen (Digitalisat); S. 224: Hopfen-Salat (Digitalisat)
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