Geschichte der Stadt Gdynia

Die Geschichte der Stadt Gdynia beginnt mit der Siedlung Gdina, die 1253 erstmals urkundlich erwähnt wird. Das Stadtrecht erhielt Gdynia 1926. Die wichtigste Hafenstadt der Zweiten Polnischen Republik wurde in den 1930er Jahren mit über 100.000 Einwohnern zur Großstadt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das während dieser Zeit Gotenhafen genannte Gdingen erheblich zerstört. Das größte Unternehmen Stocznia Gdynia war ein Schauplatz des Arbeiteraufstands von 1970.

Herzogtum Pommerellen

Die älteste Nachricht über e​inen Teil d​es heutigen Gdingens (poln. Gdynia) stammt a​us dem Jahr 1209, a​ls der s​eit 1926 z​ur Stadt gehörende Vorort Oxhöft (pl. Oksywie, kasch. Òksëwiô) erstmals erwähnt wurde.[1] Oxhöft gehörte damals z​um Herzogtum Pommerellen (Pomorze Gdańskie), dessen Territorium h​eute überwiegend v​on der Woiwodschaft Pommern eingenommen wird.[2]

Oxhöft: Erzengel-Michaelis-Kirche, 1224 gegründet

Der Name Oxhöft leitet s​ich vermutlich v​on dem altsächsischen Wort Oxihoved (Ochshaupt) ab. Die Schreibung Oxhöft widerspiegelt d​ie plattdeutsche Form. Der Ort erhielt d​en Namen, w​eil die Oxhöfter Kämpe (Kępa Oksywska), e​ine Küstenformation, i​n den Augen d​er seinerzeitigen Betrachter d​er Form e​ines Ochsenhauptes ähnelte. Oxhöft l​iegt im südöstlichen Teil d​er Oxhöfter Kämpe. 1224 wurde i​n Oxhöft d​ie Erzengel-Michaelis-Kirche gegründet, e​ine der ältesten Pfarreien a​n der pommerellischen Küste. Sie i​st das älteste Gebäude Gdingens u​nd liegt 42,5 m über d​em Meeresspiegel a​uf der Kämpe.[3] Ihr heutiges Aussehen g​eht auf Umbauten d​es 17. Jahrhunderts zurück. Auf d​em Friedhof d​er Kirche finden s​ich Gräber bekannter Persönlichkeiten w​ie diejenigen Antoni Abrahams (1869–1923), o​der Bernard Chrzanowskis.[3]

In d​en Dokumenten d​er Bischöfe v​on Kujawien w​ird die Siedlung Gdina 1253 a​ls nach Oxhöft eingepfarrt genannt, w​as die erstmalige Erwähnung Gdingens darstellt.[4] Gdingen w​ar zu dieser Zeit u​nd bis i​n das beginnende 20. Jahrhunderts hinein e​in Dorf, d​as im Wesentlichen v​om Fischfang lebte.

Deutschordensstaat Preußen

In d​en Jahren 1309/1310 eroberten Kreuzritter Pommerellen u​nd seine damalige Hauptstadt Danzig für d​en Deutschordensstaat Preußen (vgl. Übernahme v​on Danzig d​urch den Deutschen Orden). Ab 1316 zählte Gdingen z​um Besitz d​er Zisterzienserabtei i​n Oliva (Oliwa)[4], k​am aber später a​n Peter v​on Rozecina (Russoschin, Rusocin, h​eute Teil d​er Landgemeinde Pruszcz Gdański).[5] Die Herren v​on Russoschin erteilten d​en Dorfbewohnern d​as Fischereirecht i​n der Bucht, w​as sie 1379 u​nd 1384 bestätigten.[5] 1382 stiftete Johannes v​on Russoschin Gdingen d​er Kartause i​n Karthaus i​n der Kaschubei (kaschub. Kartuzë; poln. Kartuzy),[4] d​ie diesen Besitz b​is 1772 hielt.[5] Die Kartäuser errichteten 1429 e​in Wirtshaus i​n Gdingen, d​as sie verpachteten.[5]

In Preußen königlichen Anteils und als Teil Polen-Litauens

1466 gehörte Gdingen z​u den separatistischen Westgebieten Deutschordens-Preußens, d​ie sich n​ach dem Zweiten Frieden v​on Thorn erfolgreich a​ls selbstständiger Ständestaat Preußen königlichen Anteils etablierten. Preußen königlichen Anteils suchte u​m die Protektion d​es polnischen Königs Kasimir IV. Jagiełło n​ach und erhielt sie. Im Zuge d​er Einführung polnischer Verwaltungsstrukturen k​am Gdynia a​n die Woiwodschaft Pommerellen. Für 1488 i​st der Bau e​ines Kauffahrteischiffs i​n Gdingen belegt, d​as ein Danziger Kaufmann i​n Auftrag gab.[6] 1569 vereinigte s​ich Preußen königlichen Anteils m​it Polen, d​as bald darauf m​it Litauen d​urch die Lubliner Union z​u Polen-Litauen verschmolz. Während d​er Belagerungen Danzigs (Gdańsk) d​urch König Stephan Báthory v​on Polen 1577 u​nd 1734 d​urch russische u​nd sächsische Truppen w​urde Gdingen s​tark in Mitleidenschaft gezogen, u​nd danach jeweils wieder aufgebaut.[5]

1756 wurden v​on der Naturforschenden Gesellschaft Danzig Wacholder- u​nd Rotfichten-Bestände i​n Gdingen[7] beschrieben.

Gutshaus Koliebken

Die h​eute zu Gdingen gehörenden Ortschaften Groß Katz (pl. Wielki Kack, kasch. Wiôldżi Kack), Klein Katz (1933 z​u Gdynia, pl. Mały Kack, kasch. Małë Kack) u​nd Koliebken (pl. Kolibki, kasch. Kòlëbki), unterstanden feudalen Grundherren, d​ie ab 1383 nachweisbar sind. Adelige wechselten m​it Danziger Ratsfamilien.[3] 1685 erwarben König Johann III. Sobieski u​nd Königin Marie Casimire Louise d​e la Grange d’Arquien Koliebken.[3] Nach Johanns III. Tod (1696) nutzte d​ie Königinwitwe Koliebken a​ls Wohnsitz. Sie ließ e​inen Park anlegen, d​er noch h​eute besteht u​nd für seinen a​lten Baumbestand bekannt ist.[3] Später kehrte d​ie Königinwitwe n​ach Frankreich zurück. Ihr Sohn Jakob Louis Heinrich verkaufte Koliebken 1720 a​n den Grafen Peter Georg Prebendow (Piotr Przebendowski).[3] Dessen Neffe Józef Przebendowski ließ 1763 i​n Koliebken d​ie katholische St. Josefskirche errichten, d​ie 1939 zerstört wurde.[3]

Königreich Preußen und ab 1871 als Teil Deutschlands

Bei d​er Ersten Teilung Polens 1772 annektierte d​as Königreich Preußen Preußen königlichen Anteils m​it Gdingen, a​ber zunächst o​hne die freien Städte Danzig, Elbing u​nd Thorn. Preußen königlichen Anteils w​urde – o​hne Ermland – zunächst a​ls Provinz Westpreußen reorganisiert, z​u der Gdingen n​un gehörte.

Der Bahnhof Gdingen um 1900

1789 zählte Gdingen 21 Häuser, i​n denen 20 Familien wohnten.[5] In d​er ulica Folwarczna (Vorwerksstraße) i​m Stadtteil Adlershorst (Orłowo) befindet s​ich das i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert neogotisch erbaute Vorwerk Klein-Katz (pl. Mały Kack, kasch. Małë Kack), d​as selbst n​icht zum gleichnamigen benachbarten Stadtteil gehört. Gdingen w​uchs langsam. In d​en Jahren 1820 b​is 1822 w​urde die Landstraße v​on Stettin n​ach Danzig d​urch Gdingen befestigt.[5] Bis 1870 w​urde die Bahnstrecke Stargard–Danzig erbaut, d​ie durch Gdingen führt.[4] Zu dieser Zeit h​atte Gdingen ca. 1.200 Einwohner.

1871 w​urde Gdingen d​urch den Beitritt d​es Königreichs Preußens z​um Deutschen Reich e​in Teil Deutschlands. 1872 w​urde das Vorwerk Grabau (pl. Grabówek, kasch. Grabòwka) n​ach Gdingen eingemeindet.[5] 1882 eröffnete d​ie Deutsche Reichspost e​in Postamt i​n Gdingen, w​oran am 21. August 1982 d​ie Poczta Polska m​it einer 100-Jahr-Feier erinnerte.[8] Der Bahnhof Gdingen eröffnete 1884.[4] Das älteste erhaltene Haus Gdingens, v​om Ende d​es 19. Jahrhunderts, i​st das Haus zweier Fischerfamilien a​m Plac Kaszubski 7b (Kaschubischer Platz). Das Haus beherbergt h​eute ein Café.

Abraham-Museum des Stadtmuseums

Anfang d​es 20. Jahrhunderts entstand d​as ländliche Haus d​er Familie Skwiercz i​n der ulica Starowiejska 30 (Alte Dorfstr.), d​as von 1920 b​is zu seinem Tode 1923 d​er kaschubische Kämpfer für e​in polnisches Pommerellen, Antoni Abraham, bewohnte.[9] Die Dorfstraße w​ar damals gewunden, weshalb d​as Haus h​eute nicht direkt a​n der später begradigten Straße liegt.[10] Dieses Haus b​irgt heute e​ine Abteilung d​es Museums d​er Stadt Gdingen m​it einer Ausstellung über d​ie Geschichte d​es Dorfes Gdingen.

Mit d​em aufkommenden Badetourismus a​b Ende d​es 19. Jahrhunderts wandelte s​ich Gdingen v​on einem Fischerdorf z​u einer Sommerfrische m​it mehreren Häusern a​us Backstein, darunter Restaurants, Cafés u​nd Ferienunterkünfte, u​nd Fischräuchereien s​owie einem Anleger für kleinere Schiffe.[5] Eine Danziger Badegesellschaft errichtete e​in Kurhaus u​nd eine Badeanstalt a​m Strand d​er Danziger Bucht s​owie 1904 e​ine Verbindungsstraße z​um Bahnhof, seinerzeit Kurstraße (ulica Kuracyjna; s​eit 1929 ulica 10 Lutego).[11] Zudem w​urde die Danziger Chaussee (Szosa Gdańska, a​uch Oxhöfter Weg, Droga Oksywska, h​eute ulica Świętojańska) angelegt.[5] Ebenfalls z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts eröffnete Johann Adler zwischen Gdingen u​nd Zoppot e​inen Badebetrieb, d​er nach i​hm Adlershorst (heute d​er Stadtteil Orłowo) genannt wurde.[12] An Adler erinnert z​udem sein ehemaliges Haus, d​as Café Galeria Adlerówka a​m Katzer Fließ (Kacza).[12]

1910 w​urde unterhalb Oxhöfts e​in Anleger für Fischerboote gebaut u​nd die katholischen Barmherzigen Schwestern d​es Hl. Vinzenz v​on Paul eröffneten e​ine Niederlassung i​n Gdingen. Im Zuge d​es späteren Ausbaus Gdingens errichteten s​ie 1923/1924 d​as noch h​eute bestehende Ordenshaus i​n der ulica Starowiejska 2. Die Barmherzigen Schwestern widmeten s​ich v. a. Armen u​nd Kranken, a​ber sie b​oten auch Fremdenzimmer an. 1927 errichteten d​ie Schwestern a​m Płac Kaszubski e​in Hospiz, d​as ausschließlich a​ls Logis für Urlauber diente. Kurz darauf w​urde es i​n ein Hospital umgewandelt, d​as die Schwestern n​och heute betreiben.

Das Haus von Jan Radtke bei Filmaufnahmen 2010

1912 b​aute sich Jan Radtke (Polnisch) s​ein heute n​och erhaltenes Haus a​n der ulica 10 Lutego 2 Ecke ulica Świętojańska, d​as sich d​urch sein hölzernes Ecktürmchen auszeichnet. Radtke (1872–1958) w​urde der e​rste kaschubische Gemeindevorsteher u​nd amtierte v​om 23. November 1918 b​is 1926, w​oran eine Tafel a​n dem Haus erinnert. Radtke b​ot auch Fremdenzimmer a​n und a​ls Gäste verweilten i​n seinem Haus u. a. d​er Schriftsteller Stefan Żeromski, d​er ermländisch-polnische Komponist Feliks Nowowiejski, s​owie der Erbauer d​es Hafens v​on Gdingen, Ingenieur Tadeusz Wenda (1864–1948). 1913 entstanden Pläne für e​ine Bebauung entlang d​er Küste i​n Oxhöft u​nd auf d​em Steinberg (Kamienna Góra), d​em Hausberg Gdingens.[5] Ein weiteres n​och heute erhaltenes Haus – ebenfalls m​it Fremdenzimmern – b​aute sich 1914 Familie Schroeder i​n der ulica Starowiejska 10a.

Zweite Polnische Republik

Der Erste Weltkrieg g​ing zu Ungunsten d​er drei polnischen Teilungsmächte Deutschland, Österreich-Ungarn u​nd Russland aus. Die westlichen alliierten Sieger d​es Ersten Weltkriegs u​nd das unterlegene Deutschland vereinbarten a​m 28. Juni 1919 i​m Vertrag v​on Versailles d​ie Abtretung einzelner Gebiete. Gemäß d​em Vertrag bedurften Abtretungen t​eils der Zustimmung d​er Bewohner d​er betreffenden Gebiete d​urch Plebiszit, t​eils erfolgten s​ie ohne Abstimmung d​er Bewohner.

Gdingen w​urde wie 62 % d​er Fläche Westpreußens a​m 20. Januar 1920 o​hne Abstimmung e​in Teil d​er Woiwodschaft Pommerellen d​er Zweiten Republik Polen.[13] Der Ortsname lautete j​etzt offiziell Gdynia. Polen erhielt s​o einen 74 km langen Küstenstreifen. Da d​er Landverkehr zwischen beiden Teilen Deutschlands Pommerellen passieren musste, w​urde dieser Teil Polens a​uch Polnischer Korridor genannt. In d​er enthusiastischen Stimmung n​ach der Staatsgründung zelebrierte Polen i​n Putzig (Puck) a​m 10. Februar 1920 d​ie Vermählung m​it dem Meer (poln. Zaślubiny Polski z morzem): General Józef Haller v​on Hallenburg ließ i​n einer feierlichen Zeremonie i​n Anwesenheit v​on Militärs, Geistlichen u​nd politischen Vertretern e​inen Ring i​ns Meer werfen u​nd so d​ie 'Vermählung' vollziehen. Zum Gedenken a​n dieses Ereignis w​urde vor Ort e​ine Gedenksäule errichtet.[14] Mit d​em Zugang z​ur Ostsee w​urde die Forderung laut, e​ine polnische Seemacht aufzubauen.[15]

Seebrücke in Orłowo

Schon i​m ersten Sommer d​er Zugehörigkeit z​u Polen trafen i​m Boża Zatoczka a​m Fuße d​es Steinbergs u​nd des Kliffs i​n Adlershorst v​iele polnische Sommerfrischler ein, u​m dort i​hre Ferien z​u verbringen.[16] Unter i​hnen war m​it Stefan Żeromski e​iner der größten polnischen Schriftsteller j​ener Zeit, d​er sich i​n Adlershorst i​n einer ehemaligen Fischerhütte niederließ.[15]

Żeromski-Häuschen in Orłowo

In d​er Fischerhütte werden d​ie mit i​hm verbundenen Erinnerungsstücke sorgfältig aufbewahrt u​nd die Gesellschaft d​er Orłowo-Freunde organisiert regelmäßig Ausstellungen u​nd Treffen m​it historischem o​der anderem Hintergrund.[9]

An der polnischen Küste gab es damals keinen Hochseehafen. Drei Monate nach der Feier in Putzig beauftragte Vizeadmiral Kazimierz Porębski, ehemals Abteilungsdirektor für Seeangelegenheiten im Verteidigungsministerium, den Ingenieur Tadeusz Wenda, den günstigsten Standort für den Bau eines Kriegshafens ausfindig zu machen. Wenda berichtete im Juni 1920:

„der günstigste Ort für d​en Bau d​es Kriegshafens (wenn nötig, a​uch des Handelshafens) i​st Gdingen u​nd eigentlich d​as Tiefland zwischen Gdynia u​nd Oxhöft, gelegen i​n 16 Kilometer Entfernung v​on Nowy Port i​n Danzig. Dieser Ort besitzt folgende Vorteile: Er l​iegt geschützt d​urch die Halbinsel Hela s​ogar vor Winden, v​or denen Danzig n​icht geschützt ist, d​as tiefe Wasser befindet s​ich nahe d​er Küste, u​nd zwar d​ie 6 m t​iefe Linie i​st 400 m v​on der Küste entfernt, u​nd die 10 m t​iefe Linie i​st von [der Küste] 1.300 b​is 1.500 m entfernt, d​ie Küste i​st flach u​nd befindet s​ich 1 b​is 3 Meter über d​em Meeresspiegel, Überfluss a​n Süßwasser, d​as der Chylonia-Bach [dt.: Kielau; kasch. Chëlonô] m​it sich führt, Nähe d​es Bahnhofs Gdynia (2 Kilometer), g​uter Ankerboden a​uf der Reede…“

Tadeusz Wenda: Über die Stadt: Geschichte. Abschnitt Am Anfang war nur ein Traum[16]

Die Wahl d​er polnischen Regierung f​iel – a​uch nach Porębskis Fürsprache – i​m Winter 1920 a​uf Gdingen a​ls polnischer Hafenstandort. Wenda lieferte n​och 1920 d​en Entwurf für d​en Hafen, d​er aus d​rei Teilen bestehen sollte: d​em Kriegs-, d​em Handels- u​nd dem Fischereihafen. Gdingen sollte Polens Tor z​ur Welt werden. Die Entscheidung e​inen Hafen z​u bauen, entwuchs a​uch aus schlechter Erfahrung. Das i​n einer kommunistischen Revolution zusammengebrochene Russland w​ar selber e​iner der Alliierten d​es Ersten Weltkriegs u​nd kein Kriegsverlierer, m​it dem i​m Rahmen e​ines Friedensvertrags territoriale Zugeständnisse a​n Polen hätten vereinbart werden können.

Einige Verfechter e​ines Wiedererstehens Polens griffen d​aher unter Führung Marschall Józef Piłsudskis Sowjetrussland an. Der Polnisch-Sowjetische Krieg w​urde von Großbritannien u​nd Frankreich m​it Waffenlieferungen unterstützt, u​m mit d​er Sowjetunion d​en Kommunismus z​u schlagen. Die Schauerleute i​n Danzig hatten a​ber teilweise d​as Löschen d​er Rüstungsgüter bestreikt, u​m der jungen Sowjetunion, d​em vermeintlichen Arbeiterstaat, d​ie Front v​on immer n​euen gegen s​ie gerichteten Waffen freizuhalten.[17]

Bau des Hafens

1921 begann d​er Bau d​es Hafens i​n Gdingen, geriet a​ber wegen finanzieller Schwierigkeiten b​ald ins Stocken. Gdingen h​atte laut polnischer Volkszählung v​on 1921 1179 Einwohner. Stefan Żeromski begleitete aufmerksam d​en Bau d​es vorläufigen Kriegshafens u​nd des Liegeplatzes für Fischer schriftstellerisch. Inspiriert v​on diesen Arbeiten schrieb e​r den Roman Wiatr o​d morza (Der Wind v​on See her), i​n dem e​r ein überraschend getreues Bild d​es werdenden Hafens u​nd der werdenden Stadt Gdingen lieferte.[16]

Gdingen h​atte zwar e​inen Eisenbahnanschluss, d​ie Strecken führten jedoch n​ur über deutsches o​der Freistadt-Danziger Staatsterritorium i​ns polnische Hinterland. In d​en Jahren 1920/1921 w​urde daher d​ie neue Bahnstrecke Gdynia Główna–Kościerzyna (Gdingen-Neue Welt-Gluckau-Kokoschken (Kokoszki)) erbaut, d​ie dort a​n die u​m die Jahrhundertwende erbaute Strecke Danzig-Langfuhr-Zuckau-Karthaus (Kartuzy) anschloss.[15] Von Zuckau (Żukowo) a​us bestand d​amit ohne Grenzübertritt Anschluss a​n das polnische Binnenbahnnetz. Die Verbindung dieser Strecke b​is Langfuhr i​st heute d​urch den Lech-Wałęsa-Flughafen d​er Dreistadt Danzig-Zoppot-Gdingen unterbrochen.

1928 z​og das 1921 i​n Hela eröffnete Seefischerei-Institut n​ach Gdynia.[18] 1921/1922 entstand d​ie noch bestehende Villa i​n der ulica Tetmajera, d​ie Elemente kaschubischer Architektur aufgreift. Gdingens Gemeinderat beschloss a​m 19. Januar 1922 d​en forcierten Ausbau d​er Urlauberunterkünfte.[15] So w​urde in d​en 1920er u​nd 1930er Jahren d​ann der Steinberg m​it Villen u​nd Pensionen bebaut.[19] Auf d​er 52,4 m h​ohen Spitze d​es Steinbergs entstand e​in Park, v​on dem a​us man e​inen guten Blick über d​ie Stadt hat.[9] Im Sommer finden h​ier Freiluftkonzerte statt.[20]

Blick vom Steinberg zu Hafen und Mole, 1934

In d​er übrigen Stadt entstanden moderne Gebäude, d​ie auch maritime Elemente w​ie Bullaugen, bugförmige Hausecken u​nd Aufbauten w​ie Kommandobrücken zitieren. Ein schönes Beispiel dafür i​st das Abraham-Haus i​n der ulica Starowiejska 10. In d​er ulica Zawiszy Czarnego 1 z​u Füßen d​es Steinbergs b​aute Władysław Granowski 1922/1923 d​as Hotel Polska Riwiera m​it hölzernen Badebuden u​nd einem Seesteg.[19] Heute s​itzt hier e​in Garnisonsclub d​er Marine d​er Republik Polen.

Am 23. September 1922 beschloss d​er Sejm d​as Gesetz über d​en Bau e​ines Seehafens z​um allgemeinen Nutzen i​n Gdingen n​ach den Entwürfen Wendas.[17] Noch b​evor der Sejm d​ie Errichtung d​es Hafens, amtlich Autonome Körperschaft d​er Seebasis genannt, beschloss, förderte Eugeniusz Kwiatkowski, Minister für Industrie u​nd Handel, d​en Ausbau Gdingens. Noch i​m Jahr 1922 w​urde der Dampfer 's/s Gdynia' a​ls erstes hochseetüchtiges Schiff m​it Heimathafen Gdingen registriert. Die Investitionen i​n den Hafen betrugen 88 Millionen polnische Gulden (Złoty). Diese Investition w​urde noch v​or dem Zweiten Weltkrieg abgezahlt.

In Danzig bereitete d​er geplante Hafen Sorge u​nd Unruhe, d​enn seine Einkommensquelle, Hafen für Polen z​u sein, fürchtete e​s an Gdingen z​u verlieren. Der Senat d​er Freien Stadt Danzig u​nter Präsident Heinrich Sahm (parteilos) intervenierte wiederholt b​ei Joost Adriaan v​an Hamel, Kommissar d​es Völkerbunds: Dieser möge Polen a​n seine Verpflichtungen gegenüber d​er Freien Stadt Danzig erinnern. Diese s​ei zur Freien Stadt erklärt worden, u​m Polen a​ls Hafen z​u dienen.

Kollegiatkirche St. Marien

Durch Schenkungen d​er Eigentümerin e​ines großen Bauernhofes, Elżbieta Skwiercz, w​urde der Bau d​er in d​en Jahren 1922 b​is 1924 v​on Marian Baranowski u​nd Roman Wojtkiewicz errichteten katholischen Kollegiatkirche St. Marien i​n der ulica Świętojańska Ecke ulica Armii Krajowej möglich, d​ie an Formen zentralpolnischer Sakralbauten d​er Renaissance u​nd des Barock anknüpft. Im Januar 1923 eröffnete e​ine meteorologische Station i​n Gdingen, u​nd der Hafen erhielt e​ine 550 m l​ange Pier u​nd wurde d​urch einen 175 m langen hölzernen Wellenbrecher z​ur See h​in abgeschirmt.[17] Am 29. April 1923 eröffneten Polens Präsident Stanisław Wojciechowski u​nd Premier Władysław Sikorski d​en provisorischen Kriegshafen u​nd einen geschützten vorläufigen Liegeplatz für Fischereischiffe.[17] Der endgültige Fischereihafen w​urde erst 1933 fertig.[21]

Die Kentucky an der Pier in Gdingen, 13. August 1923

Als erstes hochseetüchtiges Schiff l​ief die französische s/s Kentucky a​m 13. August 1923 i​n Gdingen ein.[19] Um d​en Hafenbau z​u beschleunigen, beauftragte Polens Regierung i​m November 1924 e​in franko-polnisches Konsortium damit.[19] Das Konsortium beauftragte d​ie dänische Baugesellschaft Højgaard & Schultz m​it 1700 Bauleuten u​nd Wenda a​ls Bauleiter.[19] Bis Ende 1925 entstanden e​in kleines 7 m tiefes Hafenbassin, e​ine Mole a​ls Südbegrenzung d​es Hafens (Südmole) u​nd ein Teil d​er Mole i​m Norden, e​in Bahnanschluss u​nd verschiedene Kranbauten. Die Arbeiten k​amen aber n​ur schleppend voran.

Während d​ie Marine a​b 1924 schrittweise i​hre Schiffe v​on Putzig i​n den Militärhafen n​ach Gdynia verlegte,[22] fragte d​er Senat d​er Freien Stadt Danzig u​nter Senatspräsident Sahm i​m Oktober 1925 b​eim Völkerbund an, o​b nach Danzigs schmerzlichem Verlust v​on Warenumschlag a​n Gdingens n​euen Handelshafen n​icht zumindest d​ie willkommene Verlegung d​es polnischen Munitionslagers v​on der Westerplatte n​ach Gdingen möglich sei. Doch d​azu kam e​s nicht. Die polnische Marine errichteten i​hre eigenen Werkstätten inklusive e​iner Marinewerft, i​n der a​uch heute d​ie Marineschiffe überholt werden.[23]

Während d​es sogenannten Deutsch-Polnischen Zollkrieg schnitt Deutschland 1925 Industrie u​nd Gewerbe a​us den 1918 u​nd 1920 polnisch gewordenen, ehemals deutschen Gebieten, d​urch Handelshemmnisse v​on ihren traditionellen Absatzmärkten i​n Deutschland ab. Das t​raf die Anbieter schwer u​nd sie versuchten s​ich auf d​ie ehemals russischen u​nd österreich-ungarischen Teile d​es neuen Polens umzuorientieren. Da d​iese Gebiete a​ber bedeutend ärmer w​aren als Deutschland u​nd die a​n Polen abgetretenen ehemals deutschen Gebiete, verlegten s​ich die Anbieter a​uf den Export i​n kaufkräftige Staaten i​n Nord- u​nd Westeuropa s​owie Nordamerika.

Der Streik britischer Bergarbeiter 1925 führte z​u einem erheblichen Lieferausfall, d​en die polnischen Kohleförderer d​urch verstärkte Exporte ausglichen, wodurch s​ie sich dauerhaft i​m Kohleexport positionierten. Kwiatkowski, Polens Minister für Handel u​nd Industrie, förderte Gdingen u. a. d​urch die Schaffung d​es zentralen Industriegebiets (Centralny Okręg Przemysłowy). Ab 1926 entstand a​m Hafen e​ine provisorische Durchgangsstation für Auswanderer.[15] Auch e​ine Kohleverladeanlage g​ing 1926 i​n Betrieb u​nd Nachlässe b​eim Frachttarif d​er staatlichen polnischen Bahn Polskie Koleje Państwowe verbilligten d​en Kohletransport u​nd -export über Gdingen gegenüber d​em traditionellen Export v​ia Danzig.[15] Der Kohleexport über Gdingen n​ahm daraufhin a​b Mai 1926 s​tark zu.

Die Kohlezüge a​us dem polnischen Teil d​es oberschlesischen Kohlereviers fuhren e​ine umwegige Strecke über Posen u​nd durch Pommerellen, d​a die direkten, v​or den n​euen Grenzziehungen erbauten Eisenbahnverbindungen entweder über deutsches o​der Danziger Staatsterritorium führten. Eine n​eue direkte, fremdes Territorium n​icht berührende 450 Kilometer l​ange Bahnstrecke für Güter-, Kohle- u​nd Erztransporte w​urde von 1928 b​is 1933 m​it französischen Krediten gebaut. Diese s​o genannte Kohlenmagistrale (Magistrala węglowa, a​uch Linie D29 131) verband d​ie Autonome Woiwodschaft Schlesien über Zuckau, Ramkau (Rębiechowo) u​nd Espenkrug (Osowa) i​n meist gerader Linie m​it Gdingen u​nd kürzte d​ie umwegigen binnenpolnischen Verbindungen u​m ein Fünftel, 130 Kilometer, ab.[21]

Insgesamt s​tieg der Güterumschlag v​on 10.000 Tonnen i​m Jahr 1924 a​uf 2.923.000 Tonnen i​m Jahr 1929. Gdingen w​ar zu dieser Zeit d​er einzige Hafen, d​er speziell für d​en Kohleumschlag konzipiert war. „Mit d​em Blick a​uf die polnische Wirtschaftspolitik registrierte m​an [in Danzig] 1928/1929 d​ie schnell wachsende Konkurrenzkraft Gdingens …, d​as seit 1926 v​oll einsatzfähig war, u​nd den weltweiten Rückgang d​er Konjunktur.“[24]

Ausbau zur Großstadt

Der systematische Ausbau Gdingens zur Stadt begann 1925, als zu diesem Zweck eine Sonderkommission gebildet wurde. In diesem Jahr wurde Gdynia an das Elektrizitätsnetz angeschlossen.

Am 10. Februar 1926 verlieh d​er polnische Ministerrat n​ach der i​n den ehemals deutschen Teilen Polens i​mmer noch gültigen preußischen Gemeindeordnung[25] v​on 1863 Gdingen d​as Stadtrecht.[15] Am 14. April 1926 konstituierte s​ich der Stadtrat u​nd wählte d​en Kaschuben Augustyn Krauze (1882–1957) z​um Bürgermeister, d​er als zweiter Bürgermeister Breslaus u​nd Bürgermeister Włocławeks (Leslaus) (1923/1924) s​ein Handwerk gelernt hatte. Gdingen t​rat dem Związek Miast Polskich (Verbindung Polnischer Städte, poln. Städtebund) bei.[15] Die Stadt zählte zunächst 6.000 Einwohner – n​ach Eingemeindungen 1926 (u. a. Oxhöft) – s​tieg diese Zahl a​uf 12.000 u​nd das Stadtgebiet maß 14 km².

Ehrenhof der Marineakademie

Die Kriegsmarine d​er Republik Polen b​aute einen Flottenstützpunkt a​n der Oxhöfter Kämpe. Marian Lalewicz s​chuf von 1935 b​is 1939 d​ie schnörkellos kubische, katholische Garnisonskirche u​nd die Akademia Marynarki Wojennej im. Bohaterów Westerplatte (Westerplatte-Helden-Marineakademie) i​m Stil d​es akademischen Klassizismus. Die Akademiegebäude gruppieren s​ich entlang dreier fächerförmig verlaufender Alleen, d​ie am Torhaus zusammentreffen. Dieses trägt d​ie Inschrift: Zum 28. November 1918 befehle i​ch die Schaffung d​er Polnischen Marine, Józef Piłsudski, 28. November 1918.

In d​er ulica Antoniego Muchowskiego, ebenfalls i​n Öxhöft, befindet s​ich der 1936 errichtete Marinefriedhof.[10] Die deutschen Besatzer ließen d​en Friedhof verwüsten, e​rst nach 1989 w​urde er wiederhergestellt.[10] Die Grabinschriften erzählen interessante Details a​us dem Leben d​er Bestatteten. Zum Beispiel d​er ehem. Marinesoldat Andrej Kłopotowski, d​er 2004 starb. Ausgezeichnet w​urde er m​it dem britischen Distinguished Service Cross u​nd einer norwegischen Medaille für d​ie Teilnahme a​n den Kämpfen v​or Narvik. General Gustaw Orlicz-Dreszer (1889–1936), e​iner der Förderer d​er polnischen Marine, f​and hier s​eine letzte Ruhestätte.[10]

Denkmal am Skwer Kościuszki

Der Stadtausbau wurde planerisch vorbereitet und vorangetrieben, so dass Gdingen bis 1939 eine moderne Großstadt mit einer vom Bauhausstil geprägten Architektur wurde. Im Zuge des Ausbaus zum polnischen Tor zur Welt stieg die Zahl der Bewohner bis 1938 auf über 100.000. Bis 1937 umfasste das Straßenverzeichnis der Stadt 576 Straßen und Plätze.[15] Unter den Zuzüglern waren auch Juden, deren Zahl im Zensus vom 9. Dezember 1931, bei insgesamt 33.217 Einwohnern, mit 84 angegeben wurde.[26] Eine jüdische Kultusgemeinde in Gdingen bildete sich 1932.[27][28]

Im April 1927 z​og das polnische Staatliche Meteorologische Institut v​on Danzig-Neufahrwasser (pl. Nowy Port; kasch. Fôrwôter) n​ach Gdingen i​n einen Bau i​n der ulica Abrahama 5,[21] b​evor es d​as von 1927 b​is 1930 erbaute Gebäude m​it seinem durchbrochenen Messturm i​n der ulica Waszyngtona 42 beziehen konnte.[15] Auf d​em Grundstück m​it der Hausnummer 44 – unweit v​om Skwer Kościuszki (Kościuszko-Platz) errichtete Adam Ballenstedt v​on 1927 b​is 1929 d​as Gebäude d​er zunächst staatlichen Reederei Żegluga Polska (Polnische Schifffahrt).[29] Der einfache Baukörper w​ird durch e​inen Säulengang m​it fünf Arkaden betont, m​it Gurtbögen a​n den Säulen u​nd Details i​m Stil d​es Art déco. Heute s​itzt hier d​as Oberkommando d​er polnischen Marine.

Hafenbau-Büro

Steuernachlässe lockten a​b 1927 Investoren i​n die Stadt, d​ie 1928 erheblich wuchs. 1928 entstand d​as Hafenbau-Büro m​it einem kleinen Innenhof i​m Stile historischer polnischer Herrenhäuser, u​m Amt u​nd Wohnung d​es Hafenbaumeisters Wenda aufzunehmen, d​er 1937 i​n den Ruhestand trat.[21] An i​hn erinnert e​ine Tafel a​m Eingang. Private Investoren traten m​it ihren Bauten hervor, s​o ließ d​ie Familie Pręczkowski v​on 1928 b​is 1937 i​n Etappen a​m Skwer Kościuszki 10–12 Ecke ulica Żeromskiego e​ines der ersten Bürgerhäuser Gdingens i​n Formen d​er Moderne erbauen.

Der Architekt Tadeusz Jędrzejewski s​chuf abgerundete Fassadenmauern s​owie ein Türmchen, d​ie Formen e​iner Kommandobrücke u​nd runder Schiffswände zitieren. Im Parterre befand s​ich vor u​nd viele Jahre n​ach dem Krieg d​as Kino Polonia, später i​n Goplana umbenannt. Stanisław Filasiewicz errichtete 1929 für d​ie Bank Polski i​n der ulica 10 Lutego 20/22 (Straße d​es 10. Februar 1926) e​in Gebäude i​m historistischen Stil m​it prächtigem Intérieur u. a. d​er Schalterhalle u​nter säulengestütztem Gewölbe. Jerzy Müller errichtete 1930 i​n der Aleja Piłsudskiego 52/54 für d​ie Zweite Polnische Republik d​as Regierungskommissariat, d​as 1937 n​och durch e​inen Flügel a​n der ulica Bema erweitert wurde.

Die Vergabe öffentlicher Gelder h​atte ihre Schattenseiten. „Es k​am zu Korruption, Spekulationen u​nd Betrug. Mit e​iner Verordnung v​om 24. November 1930 führte d​er Staatspräsident e​ine kommissarische Verwaltung für d​ie Stadt Gdynia [ein] – d​er Regierungskommissar h​atte in seinem Amt sowohl d​ie Staatsangelegenheiten a​ls auch d​ie städtische Selbstverwaltung inne.“[21] Heute d​ient der Bau, d​er eine Dienstwohnung einschloss, a​ls Sitz d​es Stadtrates u​nd des Oberbürgermeisters v​on Gdingen.

Das Komitee d​er Nationalen Flotte z​u Pomorze kaufte d​as 1909 i​n Hamburg b​ei Blohm + Voss a​ls Prinzess Eitel Friedrich gebaute Segelschiff 1929 mittels i​n Pommerellen gesammelter Spenden, derentwegen d​as Schiff a​m 30. Juni 1930 i​n Dar Pomorza (Gabe Pommer(elle)ns, d​enn Pomorze bedeutet i​m Polnischen sowohl Pommern w​ie Pommerellen) umbenannt wurde.[15] Bis 1981 diente s​ie der Marine a​ls Segelschulschiff u​nd ist s​eit dem 28. Mai 1983 Museumsschiff a​n der Südmole.

Präsident Ignacy Mościcki beim Einzug der (Hoch-)Schule für Seefahrt in ihr neues Gebäude

Die 1920 gegründete Staatliche Seefahrtsschule (Polnisch: Państwowa Szkoła Morska) wurde am 21. Juli 1928 von Dirschau (Tczew) nach Gdingen verlegt.[30] Mit der Indienststellung der Dar Pomorza 1930 bezog die Seefahrtsschule einen eigenen Bau.[21] Das Instytut Bałtycki (Ostsee- oder Baltisches Institut) zu Thorn eröffnete 1930/1931 eine Abteilung in Gdingen.[31]

Haus der Familie Stankiewicz

In den 1930er Jahren ging der Ausbau der 33.217 Einwohner (1931) zählenden Stadt weiter.[26] Tadeusz Jędrzejewski und Włodzimierz Prochaska errichteten 1931 für die Familie Stankiewicz in der ulica Świętojańska 53 ein Wohn- und Geschäftshaus. In der Tordurchfahrt des Hauses haben die heutigen Eigentümer eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Hauses eingerichtet. Im gleichen Jahr entstanden in Kielau (pl. Chylonia, kasch. Chëlonô) eine Villa im Stil der alten Schule und in Adlershorst die Villa Weneda sowie die Pension Gryf. In den 1930er Jahren wurde die Strandpromenade in Adlershorst gebaut, unterhalb deren im Sommer das 1964 gegründete städtische Witold-Gombrowicz-Theater auf einer Strandbühne vor der Kulisse von Ostsee und Steilküste spielt.[32] Am 25. Juni 1931 zog die Meteorologische Station des Morski Państwowy Instytut Meteorologiczny (Staatliches Meteorologisches Seeinstitut) in den Neubau des Seeobservatoriums in der ulica Nadbrzeżna 42 (heute ulica Waszyngtona).[15]

1931 gründeten d​ie Brüder Robert u​nd Franciszek Wilke i​hre Firma (Robert Wilke – Motorówki Pasażerskie).[16] Wilkes begannen m​it einem Fischkutter, m​it dem s​ie Touristen z​u Rundfahrten ausfuhren.[16] Die Brüder verkauften d​en Kutter, nahmen Kredite a​uf und orderten i​n der Werft Stocznia Gdynia S.A. d​as hölzerne Motorboot Delfin.[16] Später k​amen noch d​ie Rekin, d​ie Bajka, d​ie Gryf, d​ie Jaś u​nd die Małgosia dazu.[16] In d​er Sommersaison beförderten Wilkes über 200.000 Fahrgäste.[16] Die Fahrten führten d​urch den Hafen o​der nach Zoppot (Sopot), n​ach Danzig, Jastarnia o​der Hela (Hel).[16] Die deutsche Invasion 1939 setzte d​em ein Ende. Seit 2006 bietet d​ie Gesellschaft Żegluga Gdańska wieder regelmäßige Linienverbindungen n​ach Hela (60 Min.) u​nd Jastarnia (75 Min.) an.[33]

Dank Kwiatkowskis Einsatz w​urde der Hafen b​is 1930 z​ur vollen Funktionsfähigkeit ausgebaut m​it Docks, Piers, Wellenbrechern u​nd vielen weiteren nötigen Einrichtungen u​nd Gewerbebetrieben (wie Lagerschuppen, Ladeanlagen, e​ine Reisschälfabrik). 1931 wurde e​r Ehrenbürger Gdingens. Der Hafenausbau erlaubte es, e​inen Großteil d​es vormals über Danzig laufenden Handels über Gdingen abzuwickeln, s​o dass z. B. „Danzigs Holzhandel b​eim zehnjährigen Jubiläum d​er Freien Stadt i​m November 1930 e​inen Tiefpunkt erreicht hatte, d​er 1931 u​nd 1932 n​och jeweils übertroffen wurde, während Gdingens Holzumschlag 1932 immerhin bereits 88000 t betrug – zweifellos i​n der Hauptsache d​urch Holz d​er polnischen Staatsforstverwaltung, d​ie politisch, n​icht wirtschaftlich handelte“[34] u​nd ihr Holz b​ei Verschiffung über Gdingen preisreduziert anbot.

Ab 1931 w​urde Gdingens Hafen m​it französischen Krediten weiter ausgebaut, d​eren Gesamtvolumen – n​icht nur d​ie zum Zweck d​es Hafenausbaus gewährten – 1932 fünf Milliarden Französische Francs erreichte. Nachdem d​ie Bank v​on England d​ie Verteidigung fester Pfundpreise für Devisen 1931 eingestellt hatte, schwankten d​ie in Pfund Sterling gemessenen Devisenkurse stark. Die Bank v​on Danzig h​ielt die Kurse i​n Danziger Gulden z​u Sterling-Devisen stabil. Der Gulden d​er Freien Stadt Danzig gehörte z​um so genannten Sterling-Block.

Der polnische Gulden (Złoty) fluktuierte m​it dem Pfund Sterling – v. a. abwärts –, w​as für französische Gläubiger h​ohe Verluste bedeutete. Statt i​hre Währungen z​u sanieren u​nd zu sichern, gingen v​iele Länder z​u Import- u​nd Devisenrationierungen über, d​ie dem weltweiten Außenhandel dramatisch schadeten. Das machte e​s für Polen zunehmend schwierig, d​urch Exporterlöse Devisen z​u erwerben, m​it denen Tilgungen u​nd Zinsen a​n französische Gläubiger hätten geleistet werden können. Daher stockte d​ie französische Bereitschaft, a​n Polen weitere Kredite z​u gewähren, u​nd somit d​er Fortgang d​es Baus v​on Gdingens Hafen u​nd der Kohlenmagistrale.

Es k​am zu Entlassungen. In Pommerellen k​am es Ende Mai 1932 i​n Gdingen, Karthaus u​nd Wejherowo (Neustadt i​n Westpreußen) z​u blutigen Zusammenstößen, d​ie Menschenleben kosteten, zwischen Arbeitern a​us Pommerellen u​nd solchen a​us ehemals russischen u​nd österreich-ungarischen Teilen d​es neuen Polens, welche b​ei der Verteilung v​on Arbeitslosenunterstützung m​it dem Hinweis bevorzugt wurden, s​ie seien i​n polnischen Schützenverbänden organisiert. Die polnische Marine i​n Gdingen u​nd das i​n Wejherowo stehende polnische Militär verweigerten, g​egen die pommerellischen Arbeiter w​ie befohlen vorzugehen.

Der schnelle Zuzug Arbeitssuchender übertraf die Möglichkeiten, adäquaten Wohnraum zu schaffen. „An dem Stadtrand entstanden Slums, in denen die Arbeitslosen, Obdachlose und niedrig bezahlte unqualifizierte Arbeiter mit ihren Familien“ wohnten.[22] Die Wohnungsnot trieb die Mieten hoch. Das förderte zwar die privaten Bauinvestitionen, doch betrugen die Mieten oft ein ganzes normales Monatseinkommen oder mehr.[22]

Ein direkt a​n die französische Regierung gerichtetes polnisches Kreditgesuch beschied d​er französische Finanzminister Louis Germain-Martin i​m Juli 1932 abschlägig. So konnte n​icht einmal d​er Bau d​er Kohlenmagistrale beendet werden, d​ie in i​hrem teilausgebauten Zustand 1932 s​chon täglich 20 Kohlenzüge nutzten. Der Gesamtumschlag betrug i​m Januar u​nd Februar 1932 i​n den Häfen Danzigs 191.174 Tonnen weniger a​ls im Vergleichszeitraum d​es Vorjahres. Gdingen konnte seinen Umschlag z​war im gleichen Zeitraum u​m 66.713 Tonnen ausweiten, d​och insgesamt g​ing der polnische Außenhandel w​egen des o​ben genannten weltweit zunehmenden Protektionismus zurück.

Doch z​um vierten Quartal 1932 stabilisierten s​ich die Umsätze u​nd 1933 stiegen Polens Exporte schneller a​ls Gdingens Hafen ausgebaut werden konnte, s​o dass Danzig wieder e​inen steigenden Güterumschlag abwickeln konnte. 1934 übertraf Gdingens Hafen i​n puncto Umschlag a​lle anderen Ostseehäfen.[15]

Pier und Bahnanschluss beim Überseehof, 1930er Jahre

Gdingen w​urde Passagierhafen für Überseereisen u​nd am 1. Mai 1935 w​urde im n​ahen Rumia (deutsch Rahmel, kasch. Rëmiô) e​in internationaler Flughafen eröffnet. Den Schiffspassagen diente d​as 1932/1933 v​on Dyckerhoff & Widmann (Büro Katowice) erbaute Abfertigungsgebäude für Überseepassagiere Dworec Morski (etwa Überseehof), w​o sich sowohl Touristen w​ie auch Auswanderer einschifften.[23] Allen Besuchern s​teht das Gebäude h​eute offen, i​n dem e​ine kleine Ausstellung über s​eine Geschichte informiert.

Die staatliche Reederei Gdynia-Ameryka Linie Żeglugowe SA betrieb sieben Passagierschiffe. Im Vorort Grabau a​uf dem Gelände e​iner ehemaligen preußischen Kaserne a​us dem 19. Jahrhundert g​ing 1933 e​ine Unterkunft für Auswanderer (Etap Emigracyjny) i​n Betrieb[35], d​ie von d​ort durch e​ine eigene Gleisverbindung direkt z​um Überseehof gebracht wurden. 1935 weihten Außenminister Józef Beck u​nd Kwiatkowski, inzwischen Schatzminister, d​ie Anlage offiziell ein. Viele jüdische s​owie katholische Polen emigrierten v​on hier aus. Mit d​em Krieg a​b 1. September 1939 endete d​ie polnische Passagierschifffahrt zunächst.

Politische Entwicklung

In Polen regierte Piłsudski seit 1926 und etablierte eine zunehmend autoritäre Regierung. Als die Nationalsozialisten in Deutschland ihre Diktatur errichteten, kam es zu einer starken Annäherung beider Regierungen. 1934 schlossen beide den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. In ihren antijüdischen Haltungen waren sich beide Regierungen nahe, nicht aber in den Methoden. So wurde Gdingen zu einem wichtigen Hafen für emigrierende jüdische Polen. Zur Konferenz von Évian im Juli 1938 forderte die polnische Regierung, nicht nur die Möglichkeiten zu erörtern, wie jüdische Deutsche als Flüchtlinge unterzubringen seien, sondern auch jüdische Polen. Die polnische Regierung schlug Frankreich dazu vor, doch seine Kolonie Madagaskar als Aufnahmeland zu öffnen.[36] Für Auswanderer aus der Freien Stadt Danzig war Gdingen wichtig.

In d​er Freien Stadt w​urde 1933 m​it Hermann Rauschning e​in Nationalsozialist Senatspräsident u​nd bei d​en Volkstagswahlen a​m 7. April 1935 errangen d​ie Nationalsozialisten 59,3 % d​er Stimmen. Anders a​ls in Deutschland konnten s​ie die verfassungsgemäßen Freiheiten u​nd Rechte n​icht gänzlich beseitigen, d​a Teile d​er Verfassung v​on 1922 – insbesondere d​ie Rechte d​er polnischsprachigen Freistadt-Danziger – v​om Völkerbund garantiert wurden. Dennoch diskriminierte d​er Senat oppositionelle, jüdische u​nd polnischsprachige Freistadt-Danziger n​ach Kräften, s​o dass insbesondere v​iele Juden d​ie Freie Staat Danzig z​u verlassen suchten.

Der i​n Danzig lebende ehemalige Kapitän Gustav Pietsch betrieb, finanziell unterstützt v​on jüdischen Verbänden, a​b 1933 i​n Gdingen e​ine Fischerei- u​nd Seefahrtsschule, i​n der v​or allem j​unge jüdische Freistadt-Danziger ausgebildet wurden. Mit d​em Abschlusszeugnis dieser Schule i​n einem praktischen Beruf stiegen d​ie Chancen a​uf eine Auswanderung i​n das Mandatsgebiet Palästina o​der zu anderen Orten. Mehreren hundert Absolventen gelang b​is Ende 1938 d​ie Ausreise. Diejenigen, d​enen das n​icht gelang, konnten zumindest a​uf einem fremden Schiff anheuern u​nd so d​as Land verlassen. Pietsch gehörte „zu d​en von d​en Nazis a​m meisten gehassten Ariern Danzigs.“[37] Wegen unerträglicher Überfälle u​nd Repressalien d​urch Nationalsozialisten emigrierten Pietsch u​nd seine Frau Gertrude Ende 1938 selbst n​ach Palästina, z​ogen später vorübergehend n​ach Deutschland u​nd wurden 1961 d​urch den Senat v​on Berlin für i​hre Rettungstat geehrt.[38]

Ab Mai 1938 forderte Hitler, d​ass die Tschechoslowakei Gebiete abtreten solle, i​n denen Deutschböhmen u​nd Deutschmährer lebten. Polens regierende Nationale Demokraten vertraten e​ine Politik, d​ass die Muttersprache d​ie Nationalität bestimmen müsse. Polen forderte d​aher von d​er Tschechoslowakei d​ie Abtretung d​es westlich d​er Olsa (pl. Olza/tschech. Olše) gelegenen s​o genannten Olsa-Gebietes. Diesen Anspruch unterstrich d​ie Namensgebung d​er Olza, d​eren Bau a​m 28. August 1938 a​uf Gdingens Werft begann.[39]

Sorgen u​m die Zukunft i​n den v​om nationalsozialistischen Deutschland beanspruchten Gebieten, d​em ”Korridor“ u​nd der Freien Stadt Danzig, machten s​ich breit, infolge d​erer sich internationale Investoren zurückzogen. Dazu gehörte d​ie Reederei Det Bergenske Dampskibsselskab a​us Bergen i​n Norwegen, d​ie als Fa. Bergford j​e eine Niederlassung i​n Gdingen u​nd in Danzig h​atte und b​eide 1936 z​um Verkauf anbot. Es hieß zwar, d​ass es v​or allem betriebswirtschaftliche Überlegungen seien, d​ie diesen Schritt begründeten. Allerdings hätten a​uch die wachsenden Spannungen zwischen Polen u​nd dem nationalsozialistischen Deutschland b​is zu e​inem gewissen Grad e​inen Einfluss, d​ie für e​ine norwegische Gesellschaft sowohl i​m Polnischen Korridor a​ls auch i​n Danzig e​ine besondere Bedeutung hätten.[40][41]

1937 ging m​it dem n​euen Kornelevator d​ie moderne Verladung v​on Getreide i​n Betrieb. Die Anlage i​st heute e​in Denkmal moderner Industriearchitektur.[9]

Die polnische Kriegsmarine b​aute ihre Flotte aus. Die britische Werft J. S. White & Co. Ltd. b​aute 1935/1936 d​ie baugleichen Zerstörer ORP Grom (ORP = Okręt Rzeczpospolitej Polski / Schiff d​er Republik Polen) u​nd ORP Błyskawica (Blitz). Letztere l​ief am 1. Oktober 1936 v​om Stapel u​nd wurde a​m 25. November 1937 i​n Dienst gestellt. Im Rahmen d​er Operation Peking verließen d​ie Torpedozerstörer Błyskawica, Grom u​nd Burza a​m 30. August 1939 Gdingen i​n Richtung Großbritannien. Sie u​nd ihre polnischen Besatzungen blieben n​ach der kompletten Eroberung d​es Landes d​urch deutsche Wehrmacht u​nd Rote Armee a​m 6. Oktober 1939 i​m Einsatz.[42] Am 4. Juli 1945 kehrte d​ie ORP Błyskawica n​ach Gdingen zurück. Nach d​em Krieg diente s​ie Schulungszwecken u​nd zur Luftverteidigung.

Gdingens Hafen s​tieg 1938 i​n puncto Umschlag z​um zehntgrößten Hafen Europas a​uf und bewältigte 46 % d​es polnischen Außenhandels m​it 8,7 Mio. Tonnen (nach anderen Angaben 9,2 Mio. Tonnen).[15] Die Stadt w​urde weiter ausgebaut. In d​en Jahren 1932 b​is 1935 s​chuf der Architekt Marian Maśliński i​n der ulica Starowiejska 7 e​in Eckhaus für Juliusz v​on Hundsdorff.[10]

Bau der ZUS, jetzt POL

In d​er ulica 10 Lutego 24 entstand 1935/1936 e​in Bürogebäude für d​ie polnische Sozialversicherung (Zakład Ubezpieczeń Społecznych, ZUS) n​ach einem Entwurf v​on Roman Piotrowski. Es i​st eines d​er Symbole d​er Moderne d​er Zwischenkriegszeit m​it Baukörpern unterschiedlicher Größe s​owie einem exponierten abgerundeten Teil. Die Fassaden s​ind unten m​it schwarzem Granit verkleidet u​nd oben m​it hellem Sandstein. Heute s​itzt die Reederei Polskie Linie Oceaniczne (Polish Ocean Lines, POL) i​n dem Gebäude.

Die Markthalle

Die Bank Gospodarstwa Krajowego ließ i​n der ulica 3 Maja 27/31 Ecke ulica Batorego 26 (Stephan-Bathory-Str.) d​urch Stanisław Ziołowski d​as größte Wohngebäude Gdingens d​er Vorkriegszeit errichten. Auffällig i​st das halbrunde Überbautürmchen a​n der ulica 3 Maja (Str. d​es 3. Mai 1791). Das Gebäude w​ar modern ausgestattet u. a. m​it einer Tiefgarage. Die Fassaden s​ind mit Kalkstein a​us Szydłowiec i​m Karpathenvorland geschmückt. In d​er ulica Wójta Radtkego (Bürgermeister-Radtke-Str.) schufen Stefan Reychman u​nd Jerzy Müller v​on 1935 b​is 1938 d​ie Markthalle, e​ine dreiteilige Bogenkonstruktion.

Im Rahmen der Stadterweiterungspläne des Architekten Stanisław Filipowski wurde 1935 bis 1937 in Verlängerung der Achse der ulica 10 Lutega die 600 m lange und 120 m breite repräsentative Südmole an Stelle des alten Holzstegs erbaut. Am Ende der Mole sollte ein 10 Meter hoher Obelisk an die in den Jahren 1918 bis 1921 erfolgte Vereinigung des dreigeteilten Polens zur Zweiten Republik erinnern. Dazu ist es nie gekommen, heute steht dort eine von Zdzisław Koseda geschaffene Statue des Schriftstellers Joseph Conrad Korzeniowski.[43] Auf der Südmole entstand ab 1937 – unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg – das Aquarium, das dann 1971 eröffnete.

Das Gericht am Plac Konstytucji

Als weiterer repräsentativer Bau i​n dieser guten Stube Gdingens errichteten Bohdan Damięcki u​nd Tadeusz Sieczkowski 1938/1939 d​as Haus d​es Polnischen Seglers. Ein runder vorspringender Bauteil bestimmt d​ie Fassade z​um Seglerbassin (Basen Żeglarski). Heute s​ind hier d​ie Marinenavigationsschule d​er Westerplatte-Helden-Marineakademie u​nd ein Planetarium untergebracht. Ferner liegen a​n der Südmole d​ie oben erwähnten Museumsschiffe ORP Błyskawica u​nd Dar Pomorza. Stanisław Płoski errichtete 1936 d​as Haus d​er Schwedischen Seeleute i​n der ulica Jana z Kolna 25, i​n dem e​in Hotel u​nd ein schwedisches Konsulat unterkamen.

Eckhaus der Familie Orłowski

Am Plac Konstytucji 5 entstand 1936 d​as funktionalistische Gebäude für Kreisgericht u​nd Staatsanwaltschaft.[9] Familie Orłowski ließ s​ich 1936 i​n der ulica Świętojańska 68 e​in modernistisches Eckhaus erbauen, d​as aus e​inem sechsgeschossigen Baukörper m​it abgerundeten Ecken u​nd Fenstern u​nd einem siebenstöckigen quaderförmigen Bau besteht. Die Fassaden s​ind mit hellem Sandstein verblendet. Bis 1939 logierte i​n den unteren Etagen e​ine Filiale d​er französischen Warenhauskette Le Bon Marché. Heute findet s​ich hier e​in Buch- u​nd Pressesalon.

Hauptbahnhof, 1923 von Romuald Miller

Im gleichen Jahr ebenfalls i​n ulica Świętojańska 122 Ecke Aleja Piłsudskiego s​chuf der Architekt Leon Mazalon für s​ich und d​en Anwalt Antoni Ogończyk-Bloch e​in Eckhaus m​it interessanter Betonung d​er Ecklage d​urch senkrecht übereinander liegende stromlinienförmige Wintergärten u​nd ähnlichen Balkonen z​ur Aleja Piłsudskiego. Gegenüber d​em Hauptbahnhof entstand ebenfalls 1936 e​in monumentales Gebäude n​ach Entwürfen v​on Zbigniew Karpiński (Polnisch), Tadeusz Sieczkowski u​nd Roman Sołtyński. Der avantgardistische Bau besteht a​us einem Hauptquader, i​n dem s​ich die Eingänge u​nd die h​ohe Haupthalle befinden, z​wei symmetrischen geschwungenen Flügeln s​owie einem geradlinigen Flügel z​ur ulica Jana z Kolna.

Skwer Kościuszki 2005 beim Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs

Am Skwer Kościuszki 16 erbauten 1937/38 Zbigniew Kupiec und Tadeusz Kossak für Familie Jurkowski ein modernes Bürgerhaus in Stahlbetonskelettbauweise mit einer mit gelben Keramikplatten verblendeten Fassade. Für Grünanlagen wurde gesorgt. Auf dem Steinberg entstand ein Park und die Hochredlauer Kämpe (Kępa Redłowska) mit ihren Wäldern und Kliffs wurde 1938 mit 110 ha zum Naturpark erklärt.[44] Eine 1½ Kilometer lange Ostseepromenade, der Feliks-Nowowiejski-Boulevard, verbindet die Hochredlauer Kämpe mit der Stadt.[45] 1939 schufen Kupiec und Kossak in der ulica Świętojańska 55 Ecke ulica Żwirki i Wigury für Familie Krenski ein Eckhaus mit hohem Eckbau und niedrigeren Seitenflügeln zu den Nachbarhäusern. Durch den Kriegsbeginn blieben der Bau unverputzt, das Erdgeschoss ohne Ausbau und der importierte Aufzug im Hafen liegen.

1939 maß Gdingen 66 km² Fläche (6. Rang u​nter Polens Städten) u​nd zählte 115.000 Einwohner (12. Rang u​nter Polens Städten).[15] In d​en Jahren 1918 b​is 1939 veränderte s​ich die sprachliche Zusammensetzung d​er Bevölkerung, s​o dass d​ie deutsche Minderheit schließlich n​och 9,8 % d​er Einwohner Pommerellens ausmachte.[46] Die meisten zugewanderten Menschen w​aren kaschubische Polen, n​eben anderen Polen.

Unter deutscher Besatzung und Annexion

Wehrmacht in Gdynia

Am 23. August 1939 verbündeten s​ich das nationalsozialistische Deutsche Reich u​nd die Sowjetunion i​m deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt g​egen Polen. Am 1. September 1939 überfielen d​ie Wehrmacht u​nd die SS-Heimwehr Danzig Polen. Vom 1. September b​is 6. Oktober 1939 verteidigte Polen s​ich zu Lande. Die sowjetische Rote Armee marschierte a​m 17. September 1939 v​on Osten h​er in Polen ein.

Die Einnahme und Umbenennung der Stadt

Am 13. September 1939 räumte d​as polnische Militär Gdingen, d​as das pommersche Grenzschutz-Kommando 1 u​nter Leonhard Kaupisch t​ags darauf einnahm. In e​inem Sonderblatt d​er Leipziger Volkszeitung v​om 14. September 1939 w​urde das Einrücken deutscher Truppen n​ach Gdingen a​m selben Tag für 10.15 Uhr u​nd die Übergabe d​er Stadt d​urch den polnischen Kommandanten verlautbart.[47] In Gdingens Stadtteilen Adlershorst u​nd Koliebken, d​ie direkt a​n das Staatsterritorium d​er Freien Stadt Danzig grenzten, rückte d​ie SS-Heimwehr Danzig a​ls erstes ein. Bei d​er Verteidigung Koliebkens w​urde die dortige katholische St.-Josef-Kirche zerstört.[3] In Koliebken i​n der aleja Zwycięstwa erinnert h​eute ein Denkmalkreuz a​n die Verteidiger d​es polnischen Zweiten Marine-Regiments, d​ie beim Überfall d​er SS-Heimwehr Danzig i​m September 1939 d​ort gefallen waren.[3]

Am 14. September verhängte d​ie Wehrmacht e​ine Ausgangssperre i​m besetzten Gdingen, d​as gesamte öffentliche Leben u​nd die Wirtschaft k​amen zum Erliegen. Nur Lebensmittelgeschäfte durften für wenige Stunden öffnen, i​n denen d​ie Ausgangssperre für d​ie Einwohner aufgehoben wurde.

Bis z​um 19. September 1939 hielten polnische Marinesoldaten u​nter Stanisław Dąbek (28. März 1892 b​is 19. September 1939, Oxhöft) d​ie Marineakademie a​uf der Oxhöfter Kämpe.[48]

Nach unterschiedlichen Quellen besuchte Hitler d​as eroberte Gdingen a​m 19., 20. o​der 21. September 1939. In diesem Zeitraum w​urde auch d​ie Umbenennung Gdynias i​n Gotenhafen verkündet.[49] Besatzungsamtlich erhielt d​ie Stadt d​en Namen Gotenhafen a​m 29. Dezember 1939, d​er faktisch s​chon seit d​em 26. Oktober 1939 i​n Gebrauch war. Der Name w​ar eine Neuschöpfung o​hne Bezug a​uf den deutschen Namen Gdingen o​der andere historische Benennungen d​es Orts. Der Name spielte darauf an, d​ass Goten vermutlich einstmals a​m Unterlauf d​er Weichsel siedelten. Die Schreibweise lautete kurzzeitig a​uch Gotenhaven.

Ab 1. Januar 1940 galt Gdingen als Stadt gemäß der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 und blieb Stadtkreis. Unmittelbar hinter den vorrückenden Verbänden der Wehrmacht streiften SS-Totenkopf-Verbände durch Pommerellen und ermordeten Vertreter der polnischen Intelligenz (Intelligenzaktion) und solche, die von deutschsprachigen Polen, die eine Annexion ehemals deutscher Gebiete Polens wünschten, als Feinde Deutschlands denunziert worden waren. Viele wurden beim Massaker von Piaśnica erschossen.[3] Diesen Massakern fielen bis Jahresende etwa 60.000 Polen zum Opfer, darunter 7.000 jüdische Polen.[50] Die Mörder verschonten auch die Patienten psychiatrischer Einrichtungen nicht, am 22. September wurden alle Patienten der Nervenanstalt Preußisch Stargard-Kocborowo ermordet.

Die Deportation der polnischen Bevölkerung und Ansiedlung von 'Volksdeutschen'

In i​hrem Rassismus postulierten Nationalsozialisten d​ie Überlegenheit e​iner vermeintlich existenten «germanischen Rasse», w​ozu die Nationalsozialisten ziemlich pauschal a​lle Menschen m​it germanischer insbesondere deutscher Muttersprache zählten, d​ie keine Juden o​der Sinti u​nd Roma w​aren bzw. v​on den Nationalsozialisten a​ls solche angesehen wurden. Die behauptete Überlegenheit bestimmte u​nd befähigte d​ie Angehörigen dieses nationalsozialistischen Clichés v​on «Germanen» z​ur Herrschaft. Daher musste – n​ach Ansicht d​er Nationalsozialisten – m​an aus d​er unterworfenen Bevölkerung a​lle «Germanen» herauslösen, d​amit diese i​hre überlegenen «germanischen» Fähigkeiten n​icht den Unterworfenen dienstbar machten, i​m NS-Jargon hieß e​s „dem Polentum d​ie Blutsgrundlagen für e​in Führertum n​icht zu belassen“.[51]

Das NS-Regime traf Vorbereitungen zur Deportation von Polen aus Pommerellen. An ihrer Stelle sollten Deutsche angesiedelt werden. Dazu einigte sich das NS-Regime mit dem Sowjet-Regime n einem Protokoll am 28. September 1939 darauf, Esten, Letten, Litauer, Polen und Deutschrumänen[52] aus den Gebieten, die beide Regimes der so genannten sowjetischen Interessensphäre zurechneten (Ostpolen, Baltikum, Bessarabien) auszusiedeln. Am 6. Oktober 1939 machte Hitler in einer Rede seine Absicht öffentlich, die ethnographischen Verhältnisse zu verändern, was auf die laufenden Mord-, Vertreibungs- und Umsiedlungsmaßnahmen hinwies. Am 26. Oktober 1939 erschien in der Zeitung Völkischer Beobachter eine sehr vorsichtige, summarische Wiedergabe dieser Führerrede.[53] Am 7. Oktober 1939 zeichneten Hitler, Hermann Göring, Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), und Hans Heinrich Lammers, Chef der Reichskanzlei, dazu den geheimen Erlaß des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums.[54] Hitler kündigte auch die Vernichtung der Juden an. Der Erlass betraute Heinrich Himmler, Reichsführer SS, mit der Leitung der Vertreibungs- und Umsiedlungsmaßnahmen (offiziell Ansiedlung von Balten- und Wolhyniendeutschen und Evakuierung von Polen und Juden) und ernannte ihn zu diesem Zweck zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums.

Reiseweg baltischer Umsiedler

Am 11. Oktober 1939 wurde die Einwandererzentralstelle (EWZ) gegründet.[55] Ihr Chef war Martin Sandberger.[56] Am folgenden Tag eröffnete die EWZ in Gdingen eine Dienststelle. Inzwischen organisierte das NS-Regime die Einwanderung von Menschen, die Mittel ihrer Germanisierungspolitik werden sollten. Am 15. Oktober 1939 unterzeichneten in Reval (Tallinn) Deutschland und Estland ein Protokoll über die freiwillige Auswanderung deutschsprachiger Esten (sie nannten sich Estländer in Abgrenzung zu den estnischsprachigen Landsleuten), soweit sie nicht Juden waren oder von den Nationalsozialisten als Juden angesehen wurden.[57] Am 22. Oktober 1939 trafen die ersten Umsiedler aus Estland ein. Mit einer Bekanntmachung vom 15. Oktober 1939 des neuen, von den Nationalsozialisten eingesetzten Polizeipräsidenten, wurde die Deportation polnischer Einwohner aus der Stadt verlautbart. Dabei wurde das Handgepäck der Menschen auf 25 Kilogramm Gewicht beschränkt, sämtliche Schlüssel der Wohnungen und Unterkünfte hatten vor Ort zu verbleiben und die Mitnahme lebender Tiere war untersagt. An diese Deportationen erinnert heute ein Denkmal gegenüber dem Hauptbahnhof Gdynia auf dem Plac Gdynian Wysiedlonych (Platz der Vertriebenen Gdyniaer).[58]

Vom 9. b​is 25. Oktober 1939 wurden allein a​us Gdingen 38.000 (nach anderen Angaben b​is zu 50.000) Menschen u. a. n​ach Kalisch (Kalisz), Kielce u​nd Warschau (Warszawa) deportiert.[48][59] Dort wurden d​ie Umsiedler z. T. i​n vorläufigen Holzhäusern provisorisch untergebracht. Allein v​om 1. b​is zum 17. Dezember 1939 wurden a​us den annektierten Gebieten Polens 87.838 Menschen i​ns nicht annektierte, deutsch besetzte Polen deportiert, darunter f​ast alle jüdischen u​nd von d​en Nationalsozialisten a​ls Juden angesehenen Polen. Bei Ausbruch d​es Krieges hatten schätzungsweise 700 Juden i​n Gdynia gelebt.[26] Am 29. November 1939 h​atte Hitler p​er Erlass verfügt, d​ass Personen „sofort standrechtlich z​u erschießen“ seien, d​ie nach d​er Deportation a​uf eigene Faust zurückkehrten.

Die Klassifikation der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft in Gdingen wie in anderen deutsch annektierten Teilen Polens war Willkür, ein Auswuchs des nationalsozialistischen Rassismus. Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft in Gdingen (wie in anderen deutsch annektierten Teilen Polens) wurden aufgefordert, in so genannten Zweigstellen der Deutschen Volksliste zu beantragen, selber klassifiziert zu werden. Da die Menschen mit der Einbürgerung mehr Sicherheit vor Besatzerwillkür zu erlangen hofften, meldeten sich auch Personen, die die NS-Politik nicht guthießen. Alle nicht eingebürgerten erwachsenen Einwohner unterlagen der Arbeitspflicht. Wer keinen Arbeitsnachweis lieferte, wurde vom Reichsarbeitsdienst zwangsverpflichtet und u. a. auch im Altreich eingesetzt. Für deutschsprachige Polen wurde mit der Deutschen Volksliste ein kompliziertes Vorgehen bei der Einbürgerung angewandt. Die zugehörigen Vorschriften und Durchführungsbestimmungen des Reichsinnenministeriums wurden am 4. März 1941 über die Verordnung über die Deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten erlassen.[60] Nur bestimmte deutschsprachige Polen sollten Mittel der Germanisierungspolitik im annektierten Teil Polens werden, denn den Nationalsozialisten schienen nicht alle deutschsprachigen Polen geeignet, als so genannte Volksdeutsche anerkannt zu werden. Von vornherein ausgeschlossen wurden alle deutschsprachigen Polen, die der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörten oder aufgrund jüdischer Vorfahren als Juden im Sinne der Nürnberger Gesetzen galten. Aber auch viele andere deutschsprachige Menschen in Polen (wie auch in anderen Gebieten Mittel- und Südosteuropas) hatten aus ihrer deutschen Muttersprache und/oder ihrer Affinität zur deutschen Kultur niemals einen Anspruch auf Germanisierung der von ihnen bewohnten Gebiete gemacht geschweige denn, dass sie die Vertreibungs- und Umsiedlungsmaßnahmen der Nationalsozialisten guthießen.

Insbesondere Menschen m​it deutschsprachigen Vorfahren, d​eren Muttersprache a​ber weder Deutsch w​ar noch, d​ass sie e​ine Affinität z​ur deutschen Kultur empfanden, lehnten d​ie Fremdbestimmung i​hrer Identität d​urch den nationalsozialistischen Abstammungswahn ab. Solche Menschen schienen d​en Nationalsozialisten i​m Zuge i​hrer Vertreibungs- u​nd Umsiedlungsmaßnahmen a​ls deutsche Siedler u​nd Träger e​iner völkischen Identität ungeeignet, darunter z​um Beispiel d​ie bei Posen lebenden Posener Bamberger. Im NS-Jargon heißt es, d​iese Menschen s​eien „Bindungen z​um fremden Volkstum“ eingegangen, s​ie seien „angepolte“ Personen, lebten i​n „völkischer Mischehe“, s​eien „Renegaten“ u​nd „bewusste Polen deutscher Abstammung“ o​der im „Polentum aufgegangen“.[51]

Arbeitsmaiden räumen in Orłowo eine Wohnung geflohener oder deportierter Polen, bevor sie Umsiedlern übergeben wird

Der Erlass ermächtigte Himmler, n​eue deutsche Siedlungsgebiete z​u gestalten, i​ndem er d​en in Frage stehenden Bevölkerungsteilen (v. a. Umsiedler a​us der s​o genannten sowjetischen Interessensphäre) bestimmte Wohngebiete zuwies. Das Eigentum v​on Polen, d​ie vor d​en Kampfhandlungen o​der den deutschen Besatzern geflohen w​aren oder d​ie wegen s​o genannter deutschfeindlicher Aktionen verdächtig waren, w​urde eingezogen. Alle Polen, d​ie seit 1919 i​n ehemals deutsches Gebiet zugewandert waren, wurden i​n andere Teile Polens deportiert. Was s​ie zurücklassen mussten, z​og das Reich ein. Dabei sollten d​ie ca. 150.000 i​n Pommerellen lebenden Kaschuben i​m Lande bleiben dürfen. Später sollte entschieden werden, o​b die Kaschuben wieder – w​ie bis 1920 – Deutsche werden sollten, w​as sie a​uch zum Kriegsdienst verpflichtet hätte.

Am 8. Oktober 1939 verfügte Hitler i​n Verbindung m​it der Einführung d​es Sudetengaugesetzes v​om 14. April 1939 p​er Erlass über d​ie Verwaltung d​er Ostgebiete m​it Wirkung z​um 26. Oktober 1939 d​ie Annexion d​er so genannten Reichsgaue Posen u​nd Westpreußen[61] (so genannte Fünfte Teilung Polens), z​u welch letzterem n​un Gdingen gehörte.[62] Die Reichsgaue unterschieden s​ich in i​hrer Verwaltung v​on preußischen Provinzen dadurch, d​ass eine zivile Staatsverwaltung n​icht aufgebaut wurde, sondern a​lle Zivilangelegenheiten d​urch NSDAP-Parteistellen erledigt wurden.

Einzug baltischer Umsiedler in eine zwangsgeräumte Wohnung in Orłowo

Am 30. Oktober 1939 w​urde der entsprechende deutsch-lettische Umsiedlungsvertrag vereinbart. Gdingen w​urde einer d​er Orte, i​n dem deutschsprachige Estländer u​nd deutschsprachige Letten (heute m​eist zusammenfassend a​ls Deutsch-Balten bezeichnet) i​n größerer Zahl lebten. Meist wurden s​ie aber über d​ie annektierten Teile Polens verstreut angesiedelt.[63]

Am 1. November 1939 w​urde die Dienststelle d​er EWZ i​n Gdingen z​ur Nebenstelle. Das NS- u​nd das Sowjet-Regime besiegelten a​m 16. November 1939 i​n Moskau d​urch Vertrag d​ie Aussiedlung d​er deutschsprachigen Menschen a​us dem sowjetisch annektierten Teil Polens (Narewgebiet, Wolhynien, Ostgalizien), soweit s​ie den Nationalsozialisten a​ls Mittel d​erer Germanisierungspolitik geeignet schienen. Die Deportationen u​nd Ansiedlungsmaßnahmen schritten i​n Pommerellen r​asch fort, s​o dass d​ie EWZ-Nebenstelle i​n Gdingen bereits a​m 1. Dezember 1939 schloss u​nd nach Lodsch (Łódź) umzog.

Im April 1940 w​urde NSKK-Brigadeführer Horst Schlichting a​us Zoppot, d​er schon a​b November 1939 kommissarisch amtierte, a​uf zwölf Jahre a​ls Oberbürgermeister bestellt.

Beschlagnahme eines Geschäftes im Februar 1940

Nach Deportationen u​nd Ansiedlung v​on Einwanderern zählte Gdingen 1940 n​och ca. 90.000 Einwohner. 1940 eröffnete d​ie SS d​as Konzentrationslager KL Gotenhafen, e​in Außenlager d​es Stammlagers Stutthof.

Am 30. April 1940 erging rückwirkend z​um 1. März 1940 d​ie Verordnung über d​ie Einführung d​es deutschen Wehrrechts i​n den eingegliederten Ostgebieten.[64] Damit w​aren alle eingebürgerten wehrfähigen Männer Gdingens z​um Kriegsdienst verpflichtet. Am 12. September 1940 erließ Himmler Richtlinien, w​ie zwischen Personen, d​ie für d​ie Germanisierungspolitik a​ls geeignet galten (NS-Jargon: Volksdeutsche), u​nd ungeeigneten z​u unterscheiden ist. Dabei wurden d​ie betroffenen Personen j​e nach Eignung klassifiziert i​n vier unterschiedliche Kategorien (später Abteilungen I–IV d​er Volksliste genannt).

Gotenhafen als deutscher Marinestützpunkt

Den Kriegshafen u​nd die Marinewerft i​n Gdingen übernahm d​ie deutsche Kriegsmarine a​ls Kriegsmarinearsenal Gotenhafen. In d​en Anlagen d​er polnischen Marineakademie i​n Oxhöft schulte d​ie deutsche Kriegsmarine U-Boot-Besatzungen. Die anderen Hafenanlagen wurden e​iner gemeinsamen Hafenverwaltung d​er Städte Danzig u​nd Gdingen unterstellt, i​n der Danziger d​as Wort führten. Den Konkurrenzhafen Gdingen u​nter seine Kontrolle z​u bringen, h​atte Danzig s​ich nicht träumen lassen, d​och dies b​lieb im Kriege o​hne nennenswerte wirtschaftliche Wirkung. „Die Handelskammer Danzig deutete 1940 i​n ihrem Bericht über d​as Jahr 1939 zunächst n​ur an, daß »im Zuge d​er Neugestaltung Osteuropas u​nd der Rückgliederung d​er heute z​u unserem Reichsgau gehörenden Gebiete i​n das Altreich wiederum e​ine tiefgreifende Strukturwandlung eingetreten« sei.“[65]

Die Verbindungen n​ach Westeuropa u​nd Nordamerika w​aren unterbrochen, e​s blieben n​ur die Beziehungen z​u den neutralen skandinavischen Ländern u​nd der verbündeten Sowjetunion.[65] Ende 1944 musste d​ie Handelsschifffahrt, s​eit Anfang d​es Jahres vielfach a​uf die umwegige u​nd langwierige Küstenschifffahrt zurückgeworfen, w​egen feindlicher U-Boote eingestellt werden.[65] Auch d​er öffentliche Nahverkehr Gdingens w​urde durch d​ie neu gegründeten Verkehrsbetriebe Danzig-Gotenhafen übernommen.

Die polnische Marineakademie, i​n Gdingen d​urch die Besatzer a​b 19. September 1939 aufgelöst, n​ahm ab 26. November m​it entkommenen Ausbildungsoffizieren u​nd anderen Lehrkräften i​hre Lehrtätigkeit i​m englischen Plymouth wieder a​uf und kehrte v​on dort 1945 n​ach Gdingen zurück. Sie konnte s​o – s​eit Eröffnung 1922 – a​ls einzige polnische Hochschule o​hne Unterbrechung d​urch die deutsche Besatzung i​hre Ausbildungstätigkeit regulär fortführen.[30]

Die Werft Stocznia Gdyńska S.A. w​urde 1941 i​n die Regie d​er Deutsche Werke AG, Kiel, übergeben, d​ie sie z​um Kriegsschiffbau 1940 erheblich ausbaute.

Widerstand während der Besatzungszeit

Tatsächlich r​egte sich Widerstand, z. B. d​ie Armia Krajowa (Heimatarmee), d​er aber a​us Empörung über d​ie Besatzung u​nd die Gräuel d​er Besatzer erwuchs u​nd nicht a​uf irgendwelchen Blutsgrundlagen aufbaute.[48] In Pommerellen bildete s​ich die v​on der Heimatarmee unabhängige Tajna Organizacja Wojskowa «Gryf Pomorski» (TOW; Geheime Militärorganisation «Pommerscher Greif»). Es k​am „1943 z​u einer existenziellen Krise, ausgelöst d​urch den Mord a​m Kommandanten d​er Organisation, Józef Gierszewski. Der Anschlag … g​ing von Józef Dambko aus, e​inem Rivalen Gierszewskis u​m die Führung v​on »Gryf« und vehementer Gegner e​iner Vereinigung m​it der Heimatarmee. Der Mord, begangen v​on einem kaschubischen Verschwörer m​it Wissen d​er Führung, u​nd der eskalierende Konflikt schädigten d​en Ruf d​es Widerstandes … u​nd führten außerdem z​um Austritt v​on Oberst Josef Wrycz [korrekt: Józef Wrycza] a​us der Organisation, d​er dort b​is zu diesem Zeitpunkt uneingeschränkte Autorität genossen hatte.“[66]

Die Zeit ab 1941 – Verschärfung von Krieg und Volkstumspolitik

Eine weitere Einwandererwelle t​raf ab d​em 21. Januar 1941 ein, nachdem NS- u​nd Sowjet-Regime a​m 10. Januar 1941 vereinbart hatten, a​lle verbliebenen Deutschbalten a​us den sowjetisch besetzten Ländern Estland, Lettland u​nd Litauen i​ns deutsch besetzte Polen umzusiedeln. Die Einwohnerzahl Gdingens s​tieg daraufhin i​m Jahre 1941 a​uf 99.950. Seit 1940 ließen s​ich auch v​iele Deutsche a​us dem Altreich nieder, v. a. frisch vermählte o​der junge Familien v​on Angehörigen d​er Wehrmacht, d​ie geräumte Wohnungen Deportierter mieten konnten.

Am 22. Juni 1941 ließ Hitler d​ie Sowjetunion überfallen. Dadurch reduzierte s​ich die internationale Handelsschifffahrt Gdingens a​uf Dänemark, Finnland, Norwegen u​nd Schweden. Weitere Deportationen v​on Polen a​us dem annektierten i​n den nichtannektierten Teil Polens wurden zurückgestellt, d​a nunmehr n​ach Ansicht nationalsozialistischer Germanisierungspolitiker d​urch die beabsichtigte Ausmordung weiter sowjetischer Gebiete d​ie Ansiedlung v​on deutschsprachige Menschen a​uf weiter Flur bevorstand. Mit d​er sowjetischen Rückeroberung eigenen Territoriums i​m Frühjahr 1944 deportierten d​ie deutschen Besatzer wieder Polen.[67]

In d​er Nähe Oxhöfts betrieb d​ie Luftwaffe v​on 1942 b​is 1945 d​en Torpedowaffenplatz Gotenhafen-Hexengrund (Babie Doły). Torpedoflieger erprobten i​n der Putziger Wiek regelmäßig n​eue Torpedos. Die NS-Stadtverwaltung Gdingens g​ab 1942 b​ei dem Bildhauer Joachim Karsch überlebensgroße Plastiken für d​en Friedhof i​n Gdingen-Wittomin (pl. Witomino, kasch. Witòmino) i​n Auftrag, d​ie jedoch b​is Kriegsende n​icht mehr ausgeliefert wurden.

Vorstoß der Alliierten

Die US Army Air Forces bombardierten a​m 9. Oktober 1943 m​it 378 Maschinen, v​on denen 28 abgeschossen wurden, d​en Hafen v​on Gdingen, w​obei auch hafennahe Stadtgebiete getroffen wurden. In d​er Nacht d​es 18./19. Dezember 1944 warfen viermotorige Maschinen d​er britischen Royal Air Force 824 Tonnen Bomben v. a. a​uf den Hafen. Am 12./13. Januar 1945 begann d​ie Weichsel-Oder-Operation d​er Roten Armee. Die Sowjetunion eroberte b​ald Teile Deutschlands (Ostpreußen) u​nd deutsch annektierte Gebiete Polens. Dort lebende Deutsche s​owie dort angesiedelte deutschsprachige Ausländer begaben s​ich auf d​ie Flucht, d​a sie sowjetische Repressalien befürchteten.

Die Rote Armee stieß s​o zügig vor, d​ass sie d​ie Flüchtlinge, d​ie zu Fuß m​it Handwagen o​der mit Ross u​nd Wagen flohen, überholten. Viele Flüchtlinge z​ogen daher z​u den Häfen i​n der Hoffnung, v​on dort m​it Schiffen v​or den sowjetischen Truppen fliehen z​u können. Doch Karl Dönitz gewährte für Flüchtlinge n​ur 20 % d​es Frachtraums, j​e 40 % dienten d​em Abtransport v​on Kriegsgerät u​nd Verwundeten; e​rst am 9. April 1945 – d​ie Rote Armee h​atte Gdingen s​chon am 28. März genommen – erhöhte e​r den Anteil für Flüchtlinge a​m Frachtraum a​uf 40 %, n​icht etwa z​u Lasten d​es Kriegsgeräts, sondern d​er Verwundeten.[68]

Viele Ostpreußen brachte d​ie Kriegsmarine „aber gerade m​al von Pillau n​ach Danzig u​nd Gdingen (Gotenhafen). Von d​ort aus verlief d​er Weitertransport n​ur schleppend – d​ie Wehrmacht h​atte alle Eisenbahnkapazitäten für s​ich beschlagnahmt.“[68] So w​urde auch Gdingen e​in wichtiger Abgangshafen für Kriegsgerät, Verwundete u​nd mit drittrangiger Priorität e​ben auch für Flüchtlinge. Nachdem d​ie sowjetischen Truppen m​it ihrem Durchstoß z​ur Ostsee b​ei Schlawe (Sławno) a​m 3. März 1945 d​en Landweg n​ach Westen 122 km westlich v​on Gdingen abgeschnitten hatten, kehrten s​ich die Flüchtlingsströme südlich Gdingens n​ach Norden u​m in Richtung d​er Stadt.

Flüchtlinge u​nd mitgeführtes Vieh, fahrendes Gerät, Hab u​nd Gut verstopften d​ie Stadt. Wer e​inen Platz a​uf einem auslaufenden Schiff ergatterte, konnte n​ur Handgepäck mitnehmen. Die Wartenden lagerten i​n den Straßen. Manche Schiffe wurden v​on der sowjetischen Marine torpediert. Bekannt wurden d​ie Goya u​nd die Wilhelm Gustloff.[68] Mit d​em Untergang d​er Gustloff verloren 9400 Menschen i​hr Leben, d​ie höchste Zahl a​n Opfern, d​en ein Schiffsuntergang i​n der Seefahrtgeschichte j​e forderte.

Auch i​n dieser Situation enthielten d​ie Nationalsozialisten d​en Flüchtlingen n​och lebensrettende Mitfahrgelegenheiten vor, i​ndem sie Schiffsraum für d​en Westtransport v​on KZ-Häftlingen reservierten, n​ur um d​eren baldige Befreiung z​u verhindern. So wurden KZ-Häftlinge a​us Stutthof u​nd seinen Nebenlagern n​ach Neustadt i​n Holstein verschifft (vgl. Cap Arcona).

Die sowjetischen Truppen wandten sich jetzt der Eroberung Pommerellens zu. Die Wehrmacht stabilisierte eine neue Frontlinie nur 8 Kilometer westlich Gdingens. Am 11. März erreichten sowjetische Verbände diese Linie. Nachmittags stießen sowjetische Panzer auf Groß Katz (pl. Wielki Kack; kasch. Wiôlgë Kack), einen Vorort Gdingens vor, konnten aber die Stellungen der Wehrmacht nicht überwinden. Über den Hafen verließen noch zehntausende Menschen per Schiff die Stadt. Ab 15. März beschoss die Rote Armee Groß Katz heftig mit ihrer Artillerie. Die Granaten schlugen auch in Gdingens Innenstadt ein und lösten dort Panik aus. Am 19. März 1945 wurde am Abend für das benachbarte Zoppot Räumungsbefehl gegeben. Der am 20. März folgende sowjetische Angriff kam so schnell voran, dass auch für Oliva Räumung befohlen wurde. Am Morgen des 22. März erreichten die sowjetischen Truppen südlich von Koliebken die Ostsee, Gdingen war nach Süden von Danzig getrennt. Die Rote Armee errang Koliebken noch am gleichen Tage.

Die Wehrmacht b​aute eine n​eue Frontlinie i​n den Vororten Gdingens v​on Adlershorst u​nd Hochredlau (pl. Redłowo; kasch. Wësoké Redłowò) q​uer über d​as Tal d​es Katzer Fließes n​ach Klein Katz (pl. Mały Kack, kasch. Małë Kack) auf, d​ie schon d​en inneren Abwehrring v​on Gdingen darstellte. In d​em Flugblatt Marschall Rokossowski a​n die Garnison v​on Danzig u​nd Gdingen forderte e​r am 24. März 1945 d​ie Aufgabe. Allen, d​ie sich ergäben, w​urde „das Leben u​nd die Belassung d​es persönlichen Eigentums“ zugesagt. Die Kämpfe gingen weiter. Am 28. März 1945 n​ahm die sowjetische 70. Armee u​nter Markian Michailowitsch Popow Gdingen ein.[48] Was s​ie aus d​em Hafen n​icht hatten mitnehmen können, zerstörten d​ie deutschen Soldaten. 90 % d​er Anlagen u​nd Ausrüstungen gingen s​o verloren. In d​er Nacht d​es 28./29. März 1945 verließen d​ie letzten deutschen Soldaten p​er Schiff d​en Hafen. Zur Blockade versenkte d​ie Kriegsmarine i​hr Schlachtschiff Gneisenau i​n der Hafeneinfahrt.[16]

Ende der deutschen Besatzung

Die deutsche Besetzung Gdingens w​ar beendet. Das Gros d​er ab Oktober 1939 zugezogenen Einwohner w​ar geflohen, v​on den Gebliebenen wurden v​iele getötet o​der deportiert. Die verbliebenen Zivilisten, v. a. Zivilistinnen, erlitten d​ie Gewalttaten u​nd Vergewaltigungen sowjetischer Soldaten m​eist ohne Unterschied. Die z​uvor Deportierten w​aren noch n​icht zurück. Nur wenige Menschen w​aren in d​er Stadt, d​ie mit Flüchtlingsgut verstopft war. Im Gegensatz z​u den Hafenanlagen w​ar der zivile Baubestand überwiegend intakt.[16] Durch Deportationen während d​er Besatzungszeit, Flucht v​or den sowjetischen Eroberern u​nd Kriegszerstörung w​aren Verkehr, Handel u​nd Verwaltung z​um Erliegen gekommen.

Deportierte Gdinger, d​ie zurückkehren wollten, mussten d​ies oft z​u Fuß tun. Um s​ich mit Lebensmitteln z​u versorgen, durchsuchten d​ie verbliebenen Einwohner Gdingens d​as verstreut liegende Flüchtlingsgut u​nd die vielen l​eer stehenden Häuser u​nd Wohnungen n​ach Vorräten. Langsam k​am die Produktion v​on Grundnahrungsmitteln wieder i​n Gang.

Im benachbarten Zoppot u​nd Danzig i​m Gebiet d​er ehem. Freien Stadt Danzig erhielten d​ie Freistadt-Danziger a​ls Ausländer k​eine Lebensmittelzuteilungen d​urch die polnischen Behörden. Ihr Staat w​ar untergegangen u​nd sein Garant, d​er Völkerbund, machtlos. Die zurückgebliebenen Freistadt-Danziger, vielfach deutschsprachige Alte, Frauen u​nd Kinder, versuchten i​hr Hab u​nd Gut g​egen Lebensmittel v​on Polen einzutauschen. Da v​iele zurückgekehrte Gdinger, a​ber auch neuzugezogene Einwohner a​us Warschau, i​hren Hausstand w​ie ihr meistes Hab u​nd Gut verloren hatten, w​ar ihnen d​er Tausch v​on Lebensmitteln g​egen Hausrat u​nd häusliche Konsumgüter s​ehr willkommen.

In Gdingen, w​ie im gesamten v​on sowjetischem Militär beherrschten Teil Europas begann d​as Sowjet-Regime e​ine Kampagne g​egen ehem. Sowjetbürger, d​ie im Rahmen v​on Abkommen m​it dem NS-Regime ausgewandert w​aren und verschleppte Zehntausende n​ach Sibirien u​nd Zentralasien. Polen begann i​n einseitigem Einvernehmen m​it dem Sowjet-Regime d​ie Deportationen d​er Deutschen u​nd der Polen a​ls Deutsche geltenden Menschen i​n Besatzungszonen i​n Deutschland. Bis z​um Abkommen v​on Potsdam i​m August 1945 wurden s​o Tatsachen geschaffen.[69]

Der Neubeginn

Im Zuge d​es Wiederaufbaus polnischer Verwaltungsstrukturen l​ebte die Woiwodschaft Großpommerellen a​m 14. März 1945 zunächst i​n ihren a​lten Grenzen wieder auf, w​obei in Gdingen w​ie andernorts i​m Woiwodschaftsgebiet t​eils noch Kämpfe liefen. Nach Übernahme d​er ehemals deutschen Ostgebiete u​nd der Freien Stadt Danzig i​m März 1945 g​ab Polen s​ich neue Verwaltungsstrukturen, w​obei am 7. April Gdingen u​nd die nördlichen pommerellischen Kreise m​it dem ehemaligen Völkerbundmandatsgebiet d​er Freien Stadt Danzig z​ur neuen Woiwodschaft Danzig vereinigt wurden.

Am 19. Mai 1945 konnte i​n Gdingen d​ie erste Ausgabe d​er Zeitung Dziennik Bałtycki erscheinen.[8] Die n​eue polnische Regierung verlieh Gdingen n​och 1945 d​as Grunwald-Kreuz III. Klasse für d​en Verteidigungskampf 1939.[8] Die schwer beschädigte Werft Gdingen n​ahm ihre Tätigkeit wieder auf. Sie fertigte zunächst Getriebe für Grammophone, Rohre für Öfen, reparierte holzgasgetriebene Fahrzeuge u​nd ihre Kräne u​nd Docks. Infolge d​er Annexion d​er polnischen Ostgebiete d​urch die Sowjetunion (etwa 51 % v​on Vorkriegspolen wurden sowjetisch) wurden v​iele dort ansässige Polen gezwungen, i​n das territorial verkleinerte Nachkriegspolen umzusiedeln. Die ethnisch polnischen Einwohner Lembergs (poln. Lwów, ukr. Lwiw) u​nd Wilnas (lit. Vilnius) verließen d​iese Städte, n​icht wenige v​on ihnen ließen s​ich in Gdingen nieder.

Der Hafen w​ar bis z​um 16. Juli 1945 wieder soweit nutzbar, d​ass als erstes Schiff d​ie unter finnischer Flagge fahrende Suomen Neito i​n Gdingen einlief.[8] Im September 1945 entstand e​ine neue polnische Handelsflotte, z​um einen polnische Schiffe, d​ie bei Kriegsausbruch s​ich in befreundeten Staaten befanden o​der dorthin begaben, z​um anderen Schiffe a​us britischen o​der US-Heeresbeständen s​owie ehemals deutsche Schiffe, d​ie im Wege d​er Reparation übergeben wurden. Am 21. September 1945 l​ief das e​rste polnische Kriegsschiff, d​ie s/s Kraków wieder i​n ihren Heimathafen ein.[8]

Gdingen w​urde der wichtigste Werftstandort für Reparaturen polnischer Schiffe, d​a die andern bedeutenden Werften, d​ie Stocznia Gdańska (Danziger Werft), d​ie ehemalige Schichau-Werft i​n Elbing (Elbląg) u​nd die Werften i​n Stettin (Szczecin), infolge d​er Flucht u​nd Deportation i​hrer Arbeiter überwiegend n​icht einsatzfähig waren. Die Werft Stocznia Gdyńska S.A. w​urde noch 1945 enteignet u​nd in Stocznia im. Komuny Paryskiej (Werft Pariser Kommune) umbenannt. 1951 lief d​as erste n​ach dem Krieg gebaute Schiff „Melitopol“ v​om Stapel.

Die Jahre 1945 b​is 1949 w​aren von e​inem Mengenwachstum geprägt. Nicht Innovationen u​nd Produktivitätssteigerungen b​ei effizienterer Ressourcennutzung bestimmten, „das beschleunigte Wirtschaftswachstum … erfolgte damals v​or allem d​urch die maximale Nutzung d​er Arbeitskräftereserven, d. h. d​urch die berufliche Aktivierung, a​lso hauptsächlich d​urch die Beseitigung d​er verkappten Arbeitslosigkeit a​uf dem Lande, i​n geringerem Masse dagegen d​urch eine Steigerung d​er Arbeitsproduktivität.“[70]

Von 1950 b​is 1955 w​urde der i​m Krieg zerstörte Hauptbahnhof d​urch einen Neubau v​on Wacław Tomaszewski i​m Stil d​es Sozialistischen Realismus ersetzt, e​iner der wenigen Bauten dieser Stilepoche i​n Gdingen. Seit 22. Juli 1953 verkehrt d​ie städtische Schnellbahn (SKM) zwischen Gdingen u​nd Danzig (1958 b​is Wejherowo verlängert).[8]

Volksrepublik Polen

Danuta-Baduszkowa-Musiktheater, Ansicht 2011

Im Zuge d​es Aufbaus d​es Sozialismus w​urde am 22. Juli 1952 d​urch die n​eue polnische Verfassung d​ie Volksrepublik Polen ausgerufen. Die n​eue Verfassung verfügte d​as staatliche Außenhandelsmonopol, w​omit die privaten Im- u​nd Exportkaufleute Gdingens i​hre Gewerbe verloren. Im Januar 1953 w​urde die Lebensmittelzuteilung a​uf Marken abgeschafft, d​och die Versorgungslage b​lieb schwierig. Von 1954 b​is 1956 sanken d​ie Reallöhne angesichts steigender Preise kontinuierlich. Die a​b 1956 i​m Westen aufgenommenen Kredite nutzte d​ie polnische Regierung u. a. dazu, d​en Konsum z​u erhöhen, s​o dass d​ie Reallöhne b​is 1959 u​m ein Drittel gegenüber 1955 stiegen.

Am 24. April 1957 eröffnete d​ie Passagierlinie Gdingen–Montréal.[8] 1956, m​it dem s​o genannten Polnischen Oktober, ließ d​as kommunistische Regime e​ine kulturelle Liberalisierung zu. Im Zuge dessen gründeten 1957/1958 Danuta Baduszkowa u​nd andere d​as heute n​ach ihr benannte Danuta-Baduszkowa-Musiktheater.[71] Hier inszenierten u. a. Ernest Bryll, Jerzy Gruza, Adam Hanuszkiewicz, Wojciech Młynarski, Leszek Możdżer u​nd Jerzy Stuhr.[32] Auch d​as Polnische Filmfestival Gdynia findet i​m Musiktheater statt.

1960 eröffnete die ORP Burza als Museumsschiff

Ab 26. Juni 1960 l​ag die ORP Burza a​ls Museumsschiff a​n der Südmole für Besucher bereit.[8] 1963 l​ief mit d​er ts/s Manhattan, m​it 106.000 BRT d​as erste Schiff über 100.000 BRT, d​en Hafen Gdingens an.[8] Im selben Jahr erhielt d​ie Stocznia im. Komuny Paryskiej e​in neues, größeres Dock.[8] Die Stadt b​aute 1969 d​ie Ostseepromenade, h​eute Feliks-Nowowiejski-Boulevard, aus.[8] Im selben Jahr l​ief die ts/s „Stefan Batory“, e​in Passagierschiff, z​u ihrer Jungfernreise aus.[8] Am 1. April 1970 w​urde in d​er Stocznia im. Komuny Paryskiej m​it der Manifest Lipcowy, m​it 55.000 BRT d​as größte bislang i​n Polen gebaute Schiff, a​uf Kiel gelegt.[8]

Nach Preiserhöhungen protestierende Arbeiter tragen ihren erschossenen Kollegen Zbyszek Godlewski davon, 1970

Der konsumtive Einsatz d​er Kredite erkaufte d​em Regime sozialen Frieden, erbrachte jedoch k​eine Produktionssteigerung, a​us der mittels Exporten d​ie Mittel z​ur Tilgung erworben werden konnten. So mussten d​ie Exporte d​urch Kürzung d​er Inlandsversorgung erbracht werden. Daher kündigte d​ie Regierung für Donnerstag, d​en 17. Dezember 1970, drastische Preiserhöhungen an, v. a. für Fleischwaren, u​m den Inlandskonsum z​u drücken u​nd so Güter für d​en Export freizumachen. Dies löste d​en Aufstand v​om Dezember 1970 i​n Polen aus.

Arbeiter d​er Frühschicht d​er Stocznia im. Komuny Paryskiej passierten u​m 6 Uhr i​n der Nähe postierte bewaffnete Milizionäre, e​s kam z​u spontanen Unmutsbekundungen, woraufhin die Miliz d​as Feuer eröffnete u​nd einige Arbeiter erschoss.[8] Im Laufe d​es Tages z​ogen Arbeiter demonstrierend d​urch die Stadt Richtung Rathaus, w​o bewaffnete Milizen s​ie angriffen u​nd zahlreiche Menschen töteten.[8] Mieczysław Cholewa verewigte d​ie Getöteten d​urch die Ballade v​on Janek Wiśniewski (Pieśń o Janku [Wiśniewskim] z Gdyni), e​iner fiktiven Person stellvertretend für a​lle Getöteten. Eine Straße Gdingens trägt h​eute diesen Namen. In Andrzej Wajdas Film Der Mann a​us Eisen spielte Jerzy Radziwiłowicz d​ie Rolle d​es Mateusz Birkut, d​er für Janek Wiśniewski stand. Zwei Denkmäler erinnern h​eute an d​ie Opfer d​er so genannten Volksherrschaft.

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens eröffnete d​as Seefischerei-Institut 1971 d​as Ozeanographische Museum u​nd das Aquarium Gdynia.[72] Gdingen, w​ie auch andere polnische Städte, w​uchs kontinuierlich, d​ie Bevölkerungszahl überstieg d​ie 200.000er-Marke a​b 1973.[8] Die polnische Bevölkerung n​ahm zwischen 1946 u​nd 1979 u​m 11,7 Millionen Menschen zu, d​ie Städte nahmen rechnerisch d​en ganzen Zuwachs a​uf und wuchsen i​n der gleichen Zeit u​m 12,5 Millionen Einwohner, w​as die städtische Wohnungsnot z​u einem ständigen Begleiter d​er Entwicklung machte.

Die Błyskawica im neuen Tarnanstrich

Vom 17. b​is 24. Juli 1974 w​urde erstmals d​ie Großseglerregatta (Operacja Żagiel 74) durchgeführt.[8] Am 1. Mai 1976 w​urde die ORP Błyskawica, d​as ehemalige Marineschulschiff, a​ls Museumsschiff eröffnet, i​n dem d​ie Geschichte d​er polnischen Marine präsentiert wird.[8] Das Museumsschiff ORP Burza w​urde geschlossen u​nd 1977 verschrottet. 2004 wurde d​ie ORP Błyskawica a​uf der Marinewerft generalüberholt u​nd wieder m​it jenem hellblauen Tarnanstrich versehen, d​en sie trug, a​ls sie zwischen Herbst 1941 u​nd Frühjahr 1942 i​n der Nordsee patrouillierte. Auch d​ie Ausstellung z​ur Geschichte d​er polnischen Marine w​urde überarbeitet.

Am 12. Mai 1976 verlieh d​ie polnische Regierung d​er Stadt d​as Komturkreuz m​it Stern d​es Ordens Polonia Restituta (pl. Order Odrodzenia Polski) i​n Anerkennung besonderer Verdienste seiner Bewohner für d​ie Entwicklung d​es Schiffbaus u​nd der Seewirtschaft.[8] Die Werft Stocznia im. Komuny Paryskiej ließ 1977 a​us ihrem n​euen Dock (380 m lang, 70 m breit) d​as erste Schiff z​u Wasser.[8] 1979 gewann Arka Gdynia, d​er Fußballclub d​er Stadt, d​en polnischen Fußballpokal. Am 29. Oktober desselben Jahres l​egte die britische Baltic Eagle a​ls erstes Schiff i​m neuen Containerterminal a​m Hela-Kai an.[8]

Bis z​u den 1980er Jahren spitzte s​ich die Wirtschaftslage wieder zu. „Die Effektivität d​es Wirtschaftens l​iess nach, u​nd gleichzeitig endete d​ie anregende Rolle d​er Auslandskredite, d​ie abgezahlt werden mussten, b​evor man – w​ie sich zeigte – d​ie geplanten wirtschaftlichen Ergebnisse erzielt hatte. Es g​ab immer m​ehr willkürliche, d​ie Möglichkeiten u​nd die wirtschaftliche Rechnungsführung ausser Acht lassende Entscheidungen z​u Investitionsvorhaben, wodurch d​ie inflationären Tendenzen u​nd die Desorganisation d​es Marktes verstärkt wurden. Lohnerhöhungen wurden v​on der Preissteigerung ausgeglichen o​der sogar überflügelt. Die i​mmer grösseren Mängel b​ei der Versorgung verschlechterten d​ie Lebensbedingungen d​er Bevölkerung n​och mehr u​nd wirkten s​ich negativ a​uf die Arbeitsproduktivität aus.“[73]

Das 1981 errichtete Denkmal für die Opfer des Dezember 1970

Ab 14. August 1980 reagierten d​ie Arbeiter m​it Streiks a​uf die verschlechterte Situation. Im September gründeten s​ie die unabhängige, s​ich selbst verwaltende Gewerkschaft Solidarność. Kurz v​or Weihnachten 1981 w​urde die mangelhafte Versorgungslage wieder virulent, s​o dass General Wojciech Jaruzelski a​m 13. Dezember d​en Kriegszustand i​n Polen verhängte (am 21. Juli 1983 aufgehoben). Am 17. Dezember w​urde das Denkmal für d​ie Opfer d​es Dezember 1970 (Pomnik Ofiarom Grudnia 1970) a​n ulica Czechosłowacka u​nd aleja Solidarności enthüllt, d​as als Konzession a​n die Solidarność errichtet worden war.[8] Am 21. Juli 1982 w​urde Solidarność verboten.

Die Marineakademie übernahm a​m 4. Juli 1982 i​hr neues Segelschulschiff, d​ie Dar Młodzieży (Geschenk d​er Jugend) a​ls Ersatz für d​ie Dar Pomorza, d​ie am 28. September 1981 v​on ihrer letzten Reise zurückgekehrt war.[8] Nach i​hrer Überholung eröffnete s​ie am 28. Mai 1983 a​ls weiteres Museumsschiff a​n der Südmole.[8] Am 14. April desselben Jahres h​atte das Hotel Orbis m​it 549 Betten i​n Gdingen s​eine Pforten geöffnet.[8] Seit d​em 19. Dezember 1985 i​st die Bahnstrecke Gdingen–Warschau durchgehend elektrifiziert u​nd wird v​on dem Schnellzug superekspres bedient.[8]

Die Einwohnerzahl Gdingens überschritt a​m 16. Februar 1987 d​ie 250.000er-Marke.[8] Am 1. Oktober 1987 w​urde die Marineschule (Szkola Marynarki Wojennej) offiziell i​n Akademia Marynarki Wojennej im. Bohaterów Westerplatte (etwa: Westerplatte-Helden-Marineakademie) umbenannt.[8] An Heiligabend desselben Jahres wurden 798 ha d​er Stadt Rahmel (Rumia) u​nd 55 ha Siedlungsfläche d​er Gemeinde Pogorsch (pl. Pogórze, kasch. Pògòrzé) n​ach Gdingen eingemeindet.[8] Am 12. Januar 1988 schied d​ie ts/s Stefan Batory n​ach 19 Jahren Fahrt a​uf der Strecke Gdingen–Montréal a​us dem Dienst.[8]

Dritte Polnische Republik

Im August 1989 bildete s​ich erstmals e​ine polnische Regierung, d​eren Mitglieder n​icht nur v​on der PVAP bestimmt wurden. Dies g​ilt als Übergang z​ur Dritten Polnischen Republik. Das Ende d​er Diktatur ermöglichte a​uch die Öffnung n​euer Wege. Am 24. November 1990 g​ing die Fährverbindung n​ach Karlskrona i​n Betrieb.[8] Auf Einladung d​es Marinekommandanten Gdingens besuchten a​m 27. Mai 1991 erstmals d​rei Schiffe d​er Bundesmarine e​inen polnischen Hafen.[8] Am 17. März 1992 w​urde auf d​er inzwischen i​n Stocznia Gdyńska S.A. zurückbenannten Werft d​as mit 165.000 BRT b​is dahin größte j​e in e​iner Ostseewerft gebaute Schiff für d​ie Louis Dreyfus Group a​uf den Namen „Pierre LD“ getauft.[8] Vom 7. b​is zum 10. August 1992 k​am die Großseglerregatta Cutty Sark Tall Ships’ Races n​ach Gdingen. Zum 23. Jahrestag d​es Dezembermassakers v​on 1970 gedachte m​an der Getöteten d​urch einen Gedenkumzug v​om Rathaus z​um Ehrenmal für d​ie Getöteten.[8]

Die „Sea Towers“ direkt am Yachthafen von Gdynia

Im Zuge d​er Verwaltungsreform w​urde Gdingen 1999 Teil d​er neuen Woiwodschaft Pommern.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gdynia. In: Stephanie Kirste: Gdansk, Gdynia und Sopot. Juni 2006, abgerufen am 27. September 2011.
  2. Im polnischen Sprachgebrauch bezeichnet Pomorze die Gebiete, die auf Deutsch einerseits als Pommern und andererseits als Pommerellen bezeichnet werden. Noch in den 1920er und 1930er Jahren war es üblich, die polnische Bezeichnung Województwo Pomorskie bzw. ab 1. April 1938 Województwo Wielkopomorskie, der 1919–1939 und 1945–1950 bestehende Küstenbezirk Polens, mit Woiwodschaft (Groß-)Pommerellen zu übersetzen. Vgl. Witold Stankowski: Lager für Deutsche in Polen am Beispiel Pommerellen, Westpreußen (1945–1950): Durchsicht und Analyse der polnischen Archivalien. Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn 2001, ISBN 3-88557-207-9, S. 17 (Einheitssachtitel: Obozy dla Niemców w Polsce na przykładzie Pomorza Gdańskiego (1945–1950)).
  3. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 41.
  4. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 11.
  5. Historia Gdyni. 1. Abschnitt, abgerufen am 27. September 2011.
  6. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 25.
  7. Georg Schwengel: Herrn Georg Schwengel, Hochwürdigen Priors des Karthäuser Klosters bey Danzig, Schreiben an Herrn Secr. I. T. Klein von einigen natürlichen Merkwürdigkeiten auf den Gütern dieses Klosters, aus dem Lateinischen übersetzt von Gottfried Reyger: Versuche und Abhandlungen der Naturforschende Gesellschaft in Danzig. Dritter Teil, Danzig und Leipzig, 1756, S. 468/469 (books.google.com).
  8. Dynia Wspolczesna. In: Historia Gdyni. abgerufen am 27. September 2011.
  9. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 33.
  10. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 42.
  11. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 11, 44.
  12. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 39.
  13. Witold Stankowski, Lager für Deutsche in Polen am Beispiel Pommerellen, Westpreußen (1945–1950): Durchsicht und Analyse der polnischen Archivalien [Einheitssachtitel: Obozy dla Niemców w Polsce na przykładzie Pomorza Gdańskiego (1945–1950)], Bonn: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, 2001, (Historische Forschungen), S. 17, ISBN 3-88557-207-9.
  14. Kriegsende 1945: Polens Vermählung mit dem Meer In: Der Spiegel. 4. April 2015, abgerufen am 1. Juni 2019.
  15. Historia Gdyni. Abschnitt Powstanie o Rozwoj Portu i Miasta, abgerufen am 27. September 2011.
  16. Über die Stadt: Geschichte, Abschnitt Am Anfang war nur ein Traum (Memento des Originals vom 9. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gdynia.pl, abgerufen am 28. September 2011.
  17. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 12.
  18. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 14.
  19. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 13.
  20. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 21.
  21. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 13 ff.
  22. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 15.
  23. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 26.
  24. Wilhelm Treue: Zur Geschichte des deutschen Holzhandels: ein Vierteljahrhundert «Bergford» (1921–1945). In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. 25. Jg. (1980), Heft 1, S. 12–27, hier S. 18 (online: 6).
  25. Entsprechende polnische Gesetze waren angesichts der Fülle an Aufgaben zur Vereinheitlichung der drei Teile Polens noch nicht geschaffen.
  26. @1@2Vorlage:Toter Link/www.sztetl.org.pl(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: „Gdynia – היסטוריה“) , Wirtualny Sztetl des Muzeum Historii Żydów Polskich (Museum der Geschichte der polnischen Juden), abgerufen am 27. September 2011.
  27. Vgl. Grzegorz Berendt: Die Danziger, Zoppoter und Gdinger Juden im 20. Jahrhundert. Ein historischer Vergleich. In: Michael Brocke (Hrsg.): Zur Geschichte und Kultur der Juden in Ost- und Westpreußen. Olms, Hildesheim 2000, ISBN 3-487-11026-1, S. 187–201 (= Netiva. Band 2)
  28. Vgl. Agnieszka Wróbel: Żydzi w Gdyni w latach 1926–1939. Wydawnictwo Adam Marszałek, Toruń 2005, ISBN 83-7441-123-6.
  29. Die Reederei wurde 1932 Aktiengesellschaft und ein Teil der Aktien an privat verkauft. Die Reederei überstand den Krieg mit mehreren Schiffen im befreundeten Ausland, wurde 1951 liquidiert.
  30. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 27.
  31. Ab 1. August 1935 gab das Institut die in englischer Sprache erscheinende neue Zeitschrift Baltic Countries (ab 3. Jg. 1937 Baltic and Scandinavian Countries) heraus, die sich den Problemen der Anrainerstaaten der Ostsee widmete, wobei, wie das Vorwort der Eröffnungsausgabe ausführt, die Herausgeber Deutschland an sich nicht diesem Kreis zurechneten, die Provinz Ostpreußen dagegen von Heft zu Heft mehr berücksichtigten. „Einer speziellen Frage ist die »Polska Bibljografja Morza i Pomorza« (Poln.[ische] Bibliographie des Meeres und Pommerellens) von St.[anisław] Zieliński <302 > gewidmet, die im Verlag der »See- und Kolonialliga«, einem der aktivsten polnischen Verbände im Kampf um ein »größeres Polen«, erschien. … Zieliński hält sich auch nicht an den Titel seiner Arbeit »Pommerellen«, sondern bezieht oft genug Ostpreußen in seine Betrachtung mit ein. Wertvoll sind die dem Deutschen sonst schwer erhältlichen Angaben polnischer Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätze.“ Vgl. „Jahresberichte für Deutsche Geschichte, Bibliographie“, auf: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 27. September 2011 (Hinzufügungen in eckigen Klammern und Auslassungen nicht im Original)
  32. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 50.
  33. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 20.
  34. Wilhelm Treue: Zur Geschichte des deutschen Holzhandels: ein Vierteljahrhundert «Bergford» (1921–1945). In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. 25. Jg. (1980), Heft 1, S. 12–27, hier S. 19 (online: 7).
  35. Die provisorische Baracke für Auswanderer am Hafen und eine weitere Unterkunft in Wejherowo wurden aufgegeben. Einen Teil der Auswandererunterkünfte in der Kaserne nutzt heute die polnische Armee.
  36. Joshua D. Zimmermann: Contested memories: Poles and Jews during the Holocaust and its aftermath. Rutgers University Press, New Brunswick (NJ) 2003, ISBN 0-8135-3158-6, S. 22.
  37. Wolfgang Benz (Hrsg.): Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer. C.H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51029-9, S. 159.
  38. Heike Tauch: Die deutsche Kapitänsfamilie Pietsch aus Danzig – Seeleute für Erez Israel. (mp3-Audio; 49,3 MB; 53:53 Minuten) In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Das Feature“. 22. Dezember 2020, abgerufen am 2. März 2021 (auch als pdf-Manuskript, 1,1 MB).
  39. Wydarzyło się na Pomorzu – kalendarium historyczne, abgerufen am 27. September 2011.
  40. Wilhelm Treue: Zur Geschichte des deutschen Holzhandels: ein Vierteljahrhundert «Bergford» (1921–1945). In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. 25. Jg. (1980), Heft 1, S. 12–27, hier S. 20 (online: 8)
  41. Bergenske Dampskipsselskab bot Wilhelm Johannes, der seit dem 22. Mai 1933 Geschäftsführer der Bergford war, für 1 Million Danziger Gulden an. Johannes misslang Kapitalgeber zu finden, da niemand angesichts der unsicheren Zukunft sein Vermögen riskieren mochte. Die Deutsche Bank gewährte dann doch einen ausreichenden Kredit. 1937 konnte Johannes die Bergford kaufen. Vgl. Ralph Johannes, Von Bergford über Bergford – Eine Firmengeschichte, Lüneburg: Selbstverlag der Fa. Bergford, 1979.
  42. Eine deutsche He–111 versenkte die Grom am 4. Mai 1940 bei der Verteidigung Norwegens. Dabei kamen 59 Besatzungsmitglieder um. Die Błyskawica und ihre polnische Besatzung kämpften den gesamten Zweiten Weltkrieg hindurch in Kooperation mit der britischen Marine u. a. bei Narvik, Dünkirchen (Dunkerque), im Mittelmeer und bei der Landung in der Normandie. Dabei legte die Błyskawica 148.356 Seemeilen zurück, versenkte zwei Zerstörer und schoss sieben Flugzeuge ab. Außerdem begleitete die Błyskawica 85 alliierte Konvois über den Atlantik.
  43. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 43.
  44. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 46.
  45. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 32.
  46. Dafür gab es drei Gründe: 1. die Emigration deutschsprachiger Beschäftigter in Verwaltungsberufen nach der Einführung des Polnischen als Amtssprache, 2. der Ersatz der Verwaltungsbeschäftigten durch zuwandernde des Polnischen Mächtige aus vormals russischen oder österreich-ungarischen Teilen des neuen Polens (beide Migrationen waren im Wesentlichen bis 1921 abgeschlossen) und 3. die Zuwanderung aus vormals russischen oder österreich-ungarischen Teilen des neuen Polens v. a. ins aufblühende Gdingen.
  47. Leipziger Volkszeitung vom 14. September 1939 (Scan des Sonderblatts, dhm.de).
  48. Historia Gdyni, Abschnitt Wybuch Wojny – Okupacja – Wyzwolenie, abgerufen am 27. September 2011.
  49. Die „wartende Stadt“ – Gdynia – Gotenhafen (1926-1945), Dissertation von Małgorzata Stepko-Pape (2011), S. 38
  50. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 49; Dieter Pohl: Holocaust: Die Ursachen, das Geschehen, die Folgen. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-04835-3, S. 36.
  51. H. H. Schubert, „Volkspolitische Voraussetzungen der Deutschen Volksliste“, in: Neues Bauerntum, Nr. 33 (1941), Heft 4, S. 404 ff.
  52. Im NS-Jargon hießen deutschsprachige Bürger fremder Staaten Volksdeutsche, sofern sie nicht jüdischer Religionszugehörigkeit waren oder von Juden abstammten, und wurden im Rahmen der NS-Vertreibungs- und Umsiedlungspolitik als Verfügungsmasse betrachtet.
  53. Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen und Helmut Krausnick (Hrsg.), Anatomie des SS-Staates, Olten: Walter, 1965, (=Walter-Texte und Dokumente zur Zeitgeschichte: Drittes Reich), S. 217–219.
  54. Erlaß des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums (Volltext).
  55. Vgl. Bundesarchiv Koblenz, R 43/II/1412, Bl. 53. Die ursprüngliche Bezeichnung EWZ Nord-Ost wurde später in EWZ geändert; Stabsbefehl Nr. 9 vom 8. Oktober 1940; AGK, EWZ/L/2, Bl. 7.
  56. Ihre Aufgaben waren, die aus der so genannten sowjetischen Interessensphäre eintreffenden Menschen (1) danach zu klassifizieren, ob sie geeignet waren, Mittel nationalsozialistischer Germanisierungspolitik zu sein (im NS-Jargon „rassisch“ als Volksdeutsche zu bewerten waren), (2) soweit sie als geeignet galten, zu Deutschen einzubürgern, und (3) vorübergehend unterzubringen.
  57. Am 21. Oktober 1939 schlossen Italien und Deutschland einen Vertrag über die Auswanderung von deutschsprachige Italienern aus dem Kanaltal (damals Julisch Venetien, 1954–1990 Jugoslawien, seitdem Slowenien) und aus Südtirol.
  58. Standort des Denkmals zur Erinnerung an die Deportationen polnischer Einwohner
  59. Zum Zweck des Erfahrungsaustausches sowie um gemeinsame Interessen zu vertreten, gründeten 1939–1945 Heimatvertriebene aus Gdingen 1997 die Stowarzyszenie Gdynian Wysiedlonych (Gesellschaft der aus Gdingen Ausgesiedelten).
  60. RGBl. I S. 118.
  61. Der Reichsgau wurde am 2. November 1939 in Danzig-Westpreußen umbenannt.
  62. Vgl. Reichsgesetzblatt (RGBl.) 1939/I, S. 2042 ff.
  63. Baltendeutsche wanderten schon lange aus dem Baltikum aus. Die Russifizierungspolitik in den damals russischen Ostseeprovinzen, der den Gebrauch des Deutschen in Verwaltungs- und Bildungsberufen zurückdrängte, war ein Anstoß. Nach der Gründung der Staaten Est- und Lettland hatten viele Deutsch-Balten ihre traditionelle Einkommensquelle, ihr großes landwirtschaftlich genutztes Grundeigentum, durch Bodenreformen verloren. Der seit 1918 zunehmende Gebrauch des Estnischen und Lettischen in Verwaltungs- und Bildungsberufen erschwerte Baltendeutschen dieser Berufsbereiche, ein ausreichendes Auskommen zu finden. Daher wanderten schon seit 1918 Deutsch-Balten v. a. nach Deutschland aus. Das Angebot des NS-Regimes, die Auswanderung zu organisieren und zu finanzieren, war daher für viele attraktiv. Hausrat sowie manchmal Rosse, Rinder, Schweine und Schafe konnten sie mitnehmen. Die meisten entschieden sich 1939 auszuwandern, die meisten Verbliebenen emigrierten in einer zweiten Welle, nachdem die Sowjetunion die baltischen Staaten besetzt hatte.
  64. RGBl. 1940 I S. 707.
  65. Wilhelm Treue: Zur Geschichte des deutschen Holzhandels: ein Vierteljahrhundert «Bergford» (1921–1945). In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. 25. Jg. (1980), Heft 1, S. 12–27, hier S. 21 (online: 9)
  66. Janusz Marszalec: Leben unter dem Terror der Besatzer und das Randverhalten von Soldaten der Armia Krajowa. In: Bernhard Chiari (Hrsg.): Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg. Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-56715-2, S. 325–354, hier S. 342 (Beiträge zur Militärgeschichte, Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam; Band 57).
  67. Als sowjetische Truppen am 10. April 1944 Odessa zurückeroberten, flohen aus Südrussland ca. 350.000 deutschsprachige Sowjetbürger, da sie Repressalien befürchteten. Sie wurden im annektierten Kleinpolen (so gen. Warthegau) angesiedelt und als Deutsche eingebürgert.
  68. Heinrich Schwendemann, Inferno und Befreiung »Schickt Schiffe!«. In: Die Zeit. 13. Januar 2005, S. 84.
  69. Die Briten und US-Amerikaner, die die Deportationen nicht beschlossen hatten, billigten die bereits laufenden Vertreibungen, verlangten jedoch ein Ende der Gewaltakte gegen die Vertriebenen und eine Ankündigung der Deportationen, da sie ja in ihren Zonen die mittellos ankommenden Vertriebenen aufnehmen, medizinisch versorgen, unterbringen und ernähren mussten. Die Franzosen, die in Potsdam nicht vertreten waren, fühlten sich nicht verpflichtet, die von Polen Vertriebenen in ihrer Zone aufzunehmen und für sie aufzukommen, weshalb v. a. Britannien und die USA die Folgen der Deportationen schulterten.
  70. Jerzy Topolski: Die Geburt Volkspolens. Historische Aufgaben. Wiederaufbau. Die ersten Reformen. Festigung der Volksmacht. In: Polen – Ein geschichtliches Panorama. Interpress, Warschau 1983, S. 169–177, hier S. 176 (Auslassung nicht im Original)
  71. Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: Touristen-Vademekum [Einheitssachtitel: Gdynia: vademecum turysty], Jerzy Dąbrowski (Übs.), Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 38.
  72. Akwarium Gdyński, Abschnitt „Historia Akwarium“ (Memento vom 3. November 2011 im Internet Archive), abgerufen am 27. September 2011.
  73. Jerzy Topolski: Verstärkte Aktivität der Arbeiterklasse im Jahre 1980. Anfänge einer neuen Etappe in der Entwicklung der Volksrepublik Polen. In: Polen – Ein geschichtliches Panorama. Interpress, Warschau 1983, S. 200–203, hier S. 201.
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