Verb
Das Verb (oder Verbum; Herleitung von lateinisch verbum temporale ‚zeitliches Wort‘ oder einfach von verbum ‚Wort‘),[1] deutsch auch Zeitwort oder Tätigkeitswort, ist in der Grammatik eine Wortart. Verben bezeichnen eine Tätigkeit, ein Geschehen oder einen Zustand, also zum Beispiel „arbeiten“, „herunterfallen“ bzw. „fehlen“.
Da auch Substantive im Prinzip ein Geschehen oder eine Tätigkeit bezeichnen können, wird das Verb auch durch besondere grammatische Eigenschaften bestimmt. Im Mittelpunkt steht hierbei, dass Verben als Prädikat des Satzes dienen können, von dem dann Ergänzungen abhängen, die die grammatischen Funktionen Subjekt und Objekt bilden. Daher wird das Verb typischerweise auch für Diathesen markiert, d. h. für Variation in der Realisierung von Argumenten bzw. Ergänzungen (etwa das Passiv). Darüber hinaus tragen Verben in verschiedenen Sprachen verschiedene weitere grammatische Merkmale, die in einzelsprachlichen Grammatiken ebenfalls zur Bestimmung der Wortart herangezogen werden: Im Deutschen zeigen Verben eine Übereinstimmung (Kongruenz) in grammatischen Merkmalen mit ihrem Subjekt (sogenannte Personalformen), zusätzlich zeigen sie Formen für Tempus (Zeitstufe) und Modus. Zusammengefasst spricht man hier auch von den Konjugationsformen des Verbs. In der deutschen Grammatik wird das Verb oft als „konjugierbare Wortart“ bestimmt. In anderen Sprachen können solche verbalen Merkmale aber anders aussehen, z. B. Abwesenheit von Tempusformen, Abwesenheit von Personalformen oder aber Merkmalsübereinstimmung auch mit Objekten etc.
Definition und wichtigste Eigenschaften
In der Grammatik des Deutschen wird das Verb definiert als veränderbare (flektierbare) Wortart, die eine Tätigkeit, einen Vorgang oder einen Zustand bezeichnet.[2] In der (Schul)grammatik spricht man daher auch von Tätigkeitswort, Zeitwort[3] oder Tu[n]wort[4][5] und teilt Verben (unter anderem) in Tätigkeits-/Handlungsverben (weinen, kritisieren, malen), Vorgangsverben (wachsen, fallen) und Zustandsverben (stehen, leben, bleiben)[6] ein. Diese inhaltliche Bestimmung kann kritisiert werden, da auch Substantive Tätigkeiten, Vorgänge und Zustände bezeichnen können (Beispiele: die Zubereitung, das Ereignis, die Ankunft).
Als Differenzierungsmerkmal wird auch hervorgehoben, dass das Verb „die einzige konjugierbare Wortart“[7] sei. Die grammatischen Merkmale, durch die Konjugation definiert ist, sind hierbei vor allem Tempus, Modus und Personalformen (also Person und Numerus), bzw. Infinitivformen (sowie in manchen Sprachen zusätzlich auch Aspekt).[8]
Verben dienen typischerweise als das Prädikat eines Satzes, vom Verb hängen dann Ergänzungen wie Subjekt und Objekt ab. Diese Eigenschaft von Verben kann auf ihre jeweilige Wortbedeutung zurückgeführt werden, die Verbbedeutung kann insofern in der Notation der Prädikatenlogik dargestellt werden, z. B.:
- „Peter geht.“ = GEHEN (Peter) = G (p)
- „Die Katze fing die Maus.“ = FANGEN (die Katze, die Maus) = F (k, m)
Diese logische Struktur bildet sich ab in der grammatischen Eigenschaft der Verbvalenz.
Etymologie
Der Ausdruck Verbum ist eine gelehrte Entlehnung des 15. Jahrhunderts von lateinisch verbum „Wort, Ausdruck; Zeitwort“. Die gekürzte Form Verb taucht erst im 18. Jahrhundert auf.[9][1]
Das lateinische Wort verbum wurde für das griechische Wort ῥῆμα rhêma verwandt, das allgemein Rede, Wort, Ausspruch bedeutet,[10] spezifischer aber auch als das griechische Wort für Aussage angesehen wird – „ein Hinweis darauf, dass man das Verb als unentbehrlich für eine Aussage ansah“.[11]
Universalsprachlichkeit des Verbs
Die Universalsprachlichkeit der Wortart „Verb“ wird unterschiedlich beurteilt. Die Nomen-Verb-Distinktion[12] (Unterscheidung zwischen Nennwörtern und Tätigkeitswörtern) wird sprachübergreifend als grundlegende grammatische Unterscheidung angesehen (siehe hierzu Syntaxtheorie).
Verben bilden in vielen Sprachen das Prädikat eines Satzes, um das herum sich alle weiteren Elemente organisieren. Sie bestimmen die Konstellation thematischer Rollen und sie sind Träger zeitlicher, modaler, aspektueller, aktionaler und weiterer Information, die für die Interpretation von Sätzen, Texten und Diskursen bestimmend sind. Damit enthält das Verb die für die Satzbildung relevante syntaktische und semantische Informationen. Die Satzstruktur gliedert sich in zwei Ebenen: eine syntaktische oder Ebene des Ausdrucks und eine semantische oder Ebene des Inhalts. Verben können nach einer Vielzahl von semantischen und syntaktischen Kriterien klassifiziert und analysiert werden.
Verb, Flexion und verbale Kategorien
Insbesondere bei flektierenden Sprachen unterscheidet man die Konjugation, also die Flexion von Verben, von der Deklination oder Nominalflexion. Zu unterscheiden ist zwischen dem Verb und der Verbform. Bei den Verbformen unterscheidet man zwischen den finiten Verbformen (gebeugte (konjugierte) Verbform; Verbum finitum oder auch kurz Finitum) und den infiniten Verbformen (ungebeugte Verbform; Verbum infinitum oder auch kurz Infinitum ≈ Infinitiv, Partizip I und Partizip II). In der jüngeren Vergangenheit wurden für verschiedene Sprachen Computerprogramme entwickelt, die alle Verbformen generieren können. Für Deutsch finden sich an der Uni Leipzig dazu Details und ein entsprechendes Programm.[13]
Verbale Kategorien
In Sprachen, die Verben morphologisch verändern, sie also zum Beispiel beugen bzw. konjugieren, können die einzelnen Verbformen nach bestimmten Kategorien klassifiziert werden, wobei verschiedene Grammatikschulen verschiedene Paradigmen verwenden. Die wichtigsten Kategorien sind:
- Aktionsart: Die Aktionsart bezeichnet die interne temporale Struktur von Situationen[14] und damit die objektiven Verhältnisse des Ereignisses in Hinblick auf seinen zeitlichen Verlauf, etwa als zeitlich ausgedehnt oder nicht ausgedehnt, als zielgerichtet oder nicht zielgerichtet usw. Diese Tatsachen lassen sich mit den Begriffen Ingressiv, Durativ, Iterativ, Stativ, Momentativ, Egressiv und Konativ beschreiben.
- Aspekt: Der Verbalaspekt wird nicht immer eindeutig von der Aktionsart unterschieden. Im Unterschied zu dieser bezeichnet er jedoch die subjektive Betrachtungsweise des Ereignisses nach den Grundkategorien perfektiv (als abgeschlossen gedachtes Ereignis) und imperfektiv (als nicht abgeschlossen gedachtes Ereignis). Darüber hinaus gibt es komplexere Aspekte wie beispielsweise der perfektische Aspekt, der einen aus einem abgeschlossenen Ereignis resultierenden Zustand bezeichnet.
- Diathese, auch Verbalgenus, Verbgenus, Genus verbi bzw. Genus Verbi, kurz auch Genus, oder deutsch Gattung genannt: Die Diathese eines Verbs bezeichnet das Verhältnis des Verbs zu den Hauptaktanten. Dabei kommen verschiedene Systeme vor. Das häufigste System (in Akkusativsprachen) kennt die Kategorien Aktiv, Passiv und Medium oder Reflexiv. Darüber hinaus gibt es Sprachen mit einem Ergativ- oder Aktiv-System und Mischsysteme.
- Genus nominis (nicht zu verwechseln mit Genus verbi; siehe Diathese): Insofern in Verbformen Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten ausgedrückt wird, kann das Genus (oder die Klassenzugehörigkeit) dieser Aktanten am Verb mit ausgedrückt werden. Das Genus ist somit ebenso wie der Numerus und die Person keine eigentliche verbale Kategorie.
- Modus, deutsch auch Aussageform, Aussageweise oder kurz Weise genannt: Der Modus bringt die logische Modalität oder die persönliche Einstellung des Sprechers zur Realität oder Realisierung eines Ereignisses zum Ausdruck. Dazu gehören die Kategorien der Realität (Indikativ), der Möglichkeit (Potentialis), der Notwendigkeit oder des Sollens (Nezessitativ, Debitiv), des Wunsches (Optativ), der Aufforderung oder des Befehls (Kohortativ, Imperativ, Jussiv), des Zweifelns (Dubitativ), der Bedingung (Konditionalis), der Irrealität (Irrealis), der Distanzierung (zum Beispiel Modus relativus) und einige andere. Der Modus kann auch grammatisch erforderlich sein (zum Beispiel Konjunktiv).
- Numerus, deutsch Zahl: Der Numerus beim Verb ist eine sekundäre Kategorie, die aus der Kongruenz mit Aktanten resultiert: zum Beispiel Singular, Dual und Plural.
- Person: Die Person ist eine Kategorie, die zwar in vielen Sprachen hauptsächlich beim Verb vorkommt, aber letztlich auf der Kongruenz zu einem oder mehreren Hauptaktanten beruht. Diese Aktanten sind je nach ihrem Verhältnis zum Sprechakt 1. Person (Sprecher), 2. Person (Adressat) oder 3. Person (unbeteiligter Sprechgegenstand). In der Mehrzahl der 1. und 2. Person kann es Unterscheidungen geben, ob mehrere Sprecher bzw. Adressaten gemeint sind oder jeweils nur ein Sprecher bzw. Adressat und eine als zugehörig gedachte Gruppe, insbesondere in der 1. Person Plural, ob die Adressaten mit eingeschlossen sind (inklusiv) oder nicht (exklusiv). Weitere Unterscheidungen können in Hinblick auf das soziale Verhältnis zwischen den Personen (Höflichkeitsformen) getroffen werden, wobei in den meisten Sprachen dafür keinen eigenen Verbformen existieren, sondern zum Beispiel Plural für Singular oder 3. Person für 2. Person verwendet wird.
- Rektion: Die Rektion eines Verbs beschreibt, wie ein Verb im Satz eingebunden wird. Jedes Verb besitzt ein bestimmtes Muster von Aktanten, die obligatorisch oder fakultativ in einem grammatisch vollständigen Satz mit diesem Verb auftreten. Die Rektion legt dabei fest, welche Aktanten auftreten, welche Rolle sie im Satz einnehmen (etwa Subjekt, direktes Objekt, indirektes Objekt) und in welchem Kasus bzw. welcher Präpositionalphrase sie stehen. Verben mit keinem Aktanten werden auch impersonal genannt, Verben mit einem (Subjekts-)Aktanten intransitiv und solche mit zwei Aktanten (Subjekt und direktes Objekt) transitiv.
- Tempus, deutsch Zeit: Das Tempus bezeichnet das relative Zeitverhältnis des Ereignisses, und zwar zunächst vom Zeitpunkt des Sprechaktes aus betrachtet (absolutes Tempus): Präsens, Präteritum, Futur. Darüber hinaus können sogenannte relative Tempora die Zeitstufe eines Ereignisses im Verhältnis zu einem anderen Ereignis als Vorzeitigkeit, Gleichzeitigkeit oder Nachzeitigkeit ausdrücken, zum Beispiel das Plusquamperfekt (deutsch: vollendete Vergangenheit) als Vorzeitigkeit für die Vergangenheit, das Perfekt (deutsch: vollendete Gegenwart) als Vorzeitigkeit für die Gegenwart oder das Futur II als Vorzeitigkeit für die Zukunft.
Diese Kategorien sind nicht unbedingt immer eindeutig in verschiedenen Sprachen zu unterscheiden. So tendieren die Indogermanischen Sprachen dazu, Kategorien wie das Tempus, den Aspekt oder den Modus miteinander zu vermischen.
- Übersicht:
Einteilungen
Morphologische Kriterien
Nach Art der Konjugation werden Verben in „starke“ (gehen – ging – gegangen), „schwache“ (loben – lobte – gelobt) und „gemischte Verben“ (denken – dachte – gedacht) eingeteilt. Schwache Verben werden auch regelmäßige Verben genannt und starke und gemischte auch unregelmäßige.[15][16]
Nach einer anderen Einteilung gibt es „starke“ (z. B. lesen) und „schwache Verben“ (z. B. spielen) und dazu „unregelmäßige Verben“ (z. B. nennen und bringen, mögen, haben und sein).[17]
Verhältnis zum Prädikat: Vollverb – Nicht-Vollverb (Hilfsverb)
Nach der Funktion bei der Bildung des Prädikats teilt man die Verben in Vollverb (Hauptverb, Kopula, Gefügeverb) und Nicht-Vollverb (Nebenverb, Modalitätsverb, Hilfsverb (im weiteren Sinn)) ein.
Vollverben sind Verben, die allein das Prädikat im Satz bilden können. Kopulaverben (sein, werden, bleiben) sind ebenfalls allein prädikatsfähig, werden indes meistens mit einer Erweiterung verwendet („Er bleibt Grieche“, „Sie wurden erhört“).[18]
Nicht-Vollverben sind Verben, die nicht allein das Prädikat bilden können.
Zu den Nicht-Vollverben werden gezählt:[19]
- Hilfsverben (im weiteren Sinne)
- Hilfsverben (im engeren Sinne) (haben, sein, werden)
- Modalverben (dürfen, können …)
- Modalitätsverben, modifizierende Verben (scheinen, brauchen …)
- Funktionsverben (in Verbindung mit nominalem Bestandteil)
- bekommen-Verben (er bekommt das Buch geschenkt)
Verhältnis zum Objekt: transitives Verb – intransitives Verb
Nach ihrem Verhältnis zum Objekt werden die Verben eingeteilt in transitives Verb und intransitives Verb.
Verhältnis zum Subjekt: persönliches Verb – unpersönliches Verb
Nach dem Verhältnis zum Subjekt unterscheidet man persönliche Verben und unpersönliche Verben.[8]
Nicht reflexive – reflexive, einschließlich reziproke Verben
Nach ihrem Verhältnis zu Subjekt und Objekt können die Verben eingeteilt werden in nicht reflexive und reflexive, einschließlich reziproke Verben.
Valenz: ein- oder mehrwertige Verben
Nach der Anzahl der Bindungen bzw. Bindungsmöglichkeiten (Valenz) werden Verben eingeteilt[20] in:
- avalente (nullwertige) Verben
- monovalente (einwertige) Verben
- bivalente (zweiwertige) Verben
- trivalente (dreiwertige) Verben
Semantische Kriterien
Die Einteilung der Verben in semantischer Hinsicht ist variantenreich. Die Terminologie uneinheitlich.
Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitsverben
Verbreitet[21] ist die Einteilung in:
- Zustandsverben
- Vorgangsverben (Verlaufsverben[22])
- Handlungsverben oder Tätigkeitsverben (Aktivitätsverben[23])
Mitunter[23] wird statt von Vorgangsverben von Prozessverben (Bsp.: erblühen) einerseits und Verursachungsverben (Bsp.: wecken) andererseits gesprochen.
Aktionsart
Nach der Aktionsart werden Verben unterschiedlich eingeteilt.
Nach einer Einteilung werden terminative und durative Verben unterschieden.[24]
Durative Verben sind Verben, die den reinen Ablauf oder Verlauf des Geschehens kennzeichnen.[25]
- Beispiel: blühen, wohnen, träumen
Terminative Verben grenzen den Verlauf des Geschehens zeitlich ein oder drücken einen Übergang aus.[25]
- Beispiel: erblühen, aufwachen
Nach einer anderen Einteilung werden imperfektive und perfektive Verben unterschieden. Unterklassen der imperfektiven Verben sind durative und iterative Verben und Unterklassen der perfektiven Verben inchoative (ingressive), terminative (egressive), affektive, effektive und punktuelle (momentane) Verben.[26]
Absolute und relative Verben
Ein absolutes Verb benötigt neben dem Subjekt keine weiteren Satzergänzungen, damit ein grammatikalisch korrekter und vollständiger Satz gebildet werden kann. Relative Verben hingegen verlangen neben dem Subjekt noch weitere Ergänzungen damit der Satz in korrekter Form gebildet wird.[27] Aus kasusterminologischer Sicht lassen sich folgende Ergänzungen aus der deutschen Grammatik aufführen:
- Akkusativobjekt (direktes Objekt)
- Dativobjekt (indirektes Objekt)
- Genitivobjekt
- Präpositionalobjekt
- Adverbialbestimmung
Etymologische Kriterien
Viele Verben sind Basislexeme, die nicht von anderen Wörtern abgeleitet sind. Andere Verben sind Ableitungsformen z. B. von:
- Adjektiven; Beispiele: röten, vergrößern
- Substantiven: trompeten, umgarnen, adressieren
- Eigennamen: röntgen, beckmessern, hartzen; berlinern, schanghaien
Andere Verben sind durch Zusammensetzung entstanden, etwa als Verbindung von Verben mit:
- Adjektiven (schwarzarbeiten, freihalten, gutmachen)
- Substantiven (notlanden, gewährleisten, staubsaugen, leidtun, haltmachen, achtgeben, brustschwimmen)
Arten und Typen der Verben
Hier wird eine alphabetische Übersicht über die Arten und Typen der Verben gegeben. Dies ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sowohl Gleiches verschieden benannt wird als auch unter dem gleichen Ausdruck je nach Theorie/Schule/Autor Unterschiedliches verstanden wird.
Der Ausdruck atelisches Verb (synonym: imperfektives Verb) bezeichnet Verben, „die statische Zustände oder Relationen oder dynamische Vorgänge, Prozesse, Aktivitäten, die keinen Kulminations- oder Endpunkt voraussetzen“.[28]
- Beispiele: lachen, schlafen, sitzen …[29]
Atelische Verben werden weiter eingeteilt in activities (Beispiel: schlafen) und states (Beispiel: wissen).[30]
Als Funktionsverb bezeichnet man Verben, wenn sie in Verbindung mit bestimmten Substantiven ihre „eigentliche“ Bedeutung als Vollverb (fast ganz) verloren haben.[31]
- Beispiele: zur Anwendung gelangen, zum Erfolg bringen, in Erwägung ziehen, Beachtung finden …
- Gefügeverb:
Gefügeverb nennt man „Verben, die im Satz nicht allein stehen können, sondern mit einer Erweiterung kombiniert werden müssen.“[32] Das Gefügeverb und seine Erweiterung bilden ein Verbgefüge, das als Ganzes im Satz ein Prädikat bildet und Bedeutungs- und Valenzträger ist.[32]
- Beispiel: „auf die Palme … bringen“;[33] „zur Weißglut bringen“.
Als Gefügeverben sieht man unpersönliche Verben, reflexive Verben, Funktionsverben und sonstige Gefügeverben an[34]
- Gerundiv-Verb:
Als Gerundiv-Verb bezeichnet man das Verb sein, „sofern es in Kombination mit einem Hilfsverb (im zu-Infinitiv) auftritt.“[35]
- Beispiel: „Du bist zu beglückwünschen.“
- Handlungsverb:
Als Handlungsverb (auch: Tätigkeitsverb (im weiteren Sinn); engl.: verb of action, action verb) bezeichnet man Verben, die eine Tätigkeit beschreiben.
- Beispiele: aufstehen, pfeifen, arbeiten …
Für die Ereignissemantik beinhaltet ein Handlungsverb „ein Ereignis- bzw. allgemeiner ein Situationsargument“.[36]
- Hauptverb:
Hauptverben sind Verben, die im Satz ohne andere Verben auftreten können.
Man betrachtet als Hauptverb das Vollverb, das Kopulaverb und das Gefügeverb.[32]
Der Ausdruck Hilfsverb (auch: Hilfs(zeit)wort, Auxiliar(verb); engl. auxiliary (verb), helping verb) bezeichnet „Verben, die zur Bildung von zusammengesetzten Verbformen dienen.“[37] Sie benötigen „für die vollständige Satzaussage ein anderes Verb oder eine andere Ergänzung.“[38]
Mitunter unterscheidet man Tempus-, Konjunktiv-, Passiv-Hilfsverben[37]
- Beispiele: „Alle haben gelacht.“ (Tempus-Hilfsverb); „Ich würde kommen.“ (Konjunktiv-Hilfsverb); „Alle Plätze wurden besetzt.“ (Passiv-Hilfsverb)[39]
Als Gegenbegriff gilt das Vollverb. Die Einteilung in Hilfs- und Vollverb ist jedoch umstritten. Die Duden-Grammatik von 2005 zieht der traditionellen Bezeichnung Hilfsverb die Kategorie Verb mit Spezialfunktion[40] vor.
- imperfektives Verb:
Der Ausdruck imperfektives Verb ist Synonym für den Ausdruck atelisches Verb und bezeichnet ein Verb, das „den reinen Ablauf oder Verlauf des Geschehens“ kennzeichnet.[25]
- ingressives Verb (auch: inchoatives Verb, Inchoativ(um)):
Das ingressive Verb ist ein perfektives Verb, das den Beginn eines Geschehens kennzeichnet.
- Beispiele: aufblühen, erstarken …
- kausatives Verb[41]
- klassifizierendes Verb:
Klassifizierende Verben sind „Handlungsverben, die bei verschiedenen Typen von Objekten verschiedene moprhologische Formen aufweisen, die jeweils für das Objekt charakteristisch sind.“[42]
- Kopulaverb (auch: Kopula-Verb)
- Mediales Verb:
Als mediales Verb (auch: Mittelverb; engl.: middle verb) werden zum einen Verben bezeichnet, „die weder ein Passiv bilden können noch mit Modaladverbien kombinierbar sind: ähneln, kosten, meinen, passen“[43] und zum anderen „Verben in Reflexivkonstruktionen vom Typ ‚Die Tür öffnet sich‘“.[43]
- Modalitätsverb (auch: halbmodales Verb, Halbmodale, modifizierendes Verb):
Durch ein Modalitätsverb wird ein (anderes) Vollverb im Infinitiv mit zu seinem Inhalt nach abgewandelt.[44]
- Beispielverben: beginnen, belieben, drohen, pflegen, scheinen, vermögen, versprechen, verstehen, versuchen.[45][35]
- Beispielsätze: „Er drohte Bundeskanzler zu werden.“ / „Ich habe noch zu tun.“
Ein Verb kann (im Deutschen) als Vollverb oder (in anderer Bedeutung) als Modalitätsverb auftreten.
- Beispiel: „Das Wetter verspricht gut zu werden“ (versprechen als Modalitätsverb). „Der Wahlkampfredner verspricht gutes Wetter“ (versprechen als Vollverb).[46]
- Modalverb (auch: modales Hilfsverb):
Als Modalverb bezeichnet man Verben, die „in Verbindung mit einem Vollverb im Infinitiv aus[sagen], dass etwas möglich, notwendig, gewollt, erlaubt, gefordert ist.“[47]
- nullwertiges Verb:
Als nullwertiges Verb bezeichnet man ein Verb, das keiner Ergänzung bedarf (vgl. Valenz (Linguistik)).
Von einem Partikelverb (auch: Distanzkompositum; Partikelkompositum) spricht man bei zusammengesetzten Verben, „deren Erstglieder (die sogen. Partikel bzw. Verbzusätze) im Dt. in bestimmten syntaktischen Konstruktionen getrennt vom Verbstamm auftreten können.“[48]
- Beispiel: (nachschauen): „Das Mädchen schaut ihrer Freundin nach.“
- perfektives Verb:
Das perfektive Verb (auch: terminatives Verb; telisches Verb) ist ein Verb, das ein zeitlich begrenztes Geschehen bezeichnet.
Man[24] unterscheidet zwischen dem ingressiven Verb und dem resultativen Verb.
Nach der Duden-Grammatik ist der Ausdruck perfektives Verb veraltetes (Quasi-)Synonym für den Ausdruck telisches Verb.[49]
- persönliches Verb (Synonym: Personale) – unpersönliches Verb (Synonyme: Impersonale, impersonales Verb, unipersonales Verb): siehe Einteilung
- Privativum:
Als Privativum wird ein Verb aus inhaltlichen (semantischen) Gründen bezeichnet, wenn es von einer Ausgangsbedeutung etwas beseitigt.[50]
- Beispiel: desinformieren, entschlacken
Der Ausdruck Tätigkeitsverb wird teils bedeutungsgleich (synonym) wie Handlungsverb, teils im engeren Sinn als atelisches Handlungsverb verwendet.[51]
- telisches Verb
Ein telisches Verb (auch perfektives Verb, terminatives Verb) ist ein Verb, das Vorgänge (Handlungen, Ereignisse) beschreibt, die einen Endpunkt voraussetzen,[52] der jedoch „nicht notwendigerweise eintreten“[29] muss.
- Beispiele: gewinnen, sterben, einschlafen, erblühen, loslaufen, finden, begegnen, töten.[52]
- terminatives Verb: Synonym für telisches Verb
- transitives Verb – intransitives Verb
- Verb mit Spezialfunktion:
In der Duden-Grammatik verwendeter Ausdruck[40] für Verben, die anders als Vollverben „nur als Bestandteile mehrteiliger (komplexer) Prädikate auf(treten)“.[53]
Dazu werden gezählt das infinitregierende Verb[54] (Beispiel: Egon hat gespielt), Prädikatverben (Kopulaverben; scheinen, dünken, heißen) und Funktionsverben (Beispiel: ein Versprechen geben[55]).
Ein Vollverb ist ein Verb, das (in finiter Form) allein das Prädikat bilden kann.
- Beispiel: „Sie hasst ihn.“
„Vorgangsverben sind nicht agentive Verben mit dynamischer Aktionsart.“[51]
„Zustandsverben sind atelische Verben,[58] die statische Relationen oder Sachverhalte beschreiben und kein typisches Agens als Subjekt verlangen“.[51]
- Beispiele: stehen, liegen, wohnen, leben, bleiben.[24]
Literatur
- Elke Diedrichsen: Zu einer semantischen Klassifikation der intransitiven Haben- und Sein-Verben im Deutschen. In: Graham Katz, Sabine Reinhard, Philip Reuter (Hrsg.): Sinn & Bedeutung VI, Proceedings of the Sixth Annual Meeting of the Gesellschaft für Semantik. University of Osnabrück, 2002, S. 37–52.
Weblinks
- Literatur von und über Verb im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Groß- und Kleinschreibung von Verben im Deutschen (Wiktionary)
- „Das Verb“, Online-Grammatik Canoo.net
- M. J. Kümmel: Grundlagen und Geschichte der europäischen Verbalsysteme. Universität Freiburg, Wintersemester 2006/2007, S. 1–125
Einzelnachweise
- Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage, Hannover 1918 (Nachdruck Darmstadt 1998), Band 2, Sp. 3417–3419, Stichwort verbum. (bei zeno.org)
- Duden: Deutsches Universalwörterbuch. 5. Auflage. 2003, ISBN 3-411-05505-7.
- Referierend Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 516.
- Duden: Fremdwörterbuch. 5. Auflage. 1990/Verb
- Tuwort, Tunwort, duden.de
- Vgl. Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 83.
- Katja Kessel, Sandra Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 64; ähnlich Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0, Verb: Konjugation und grammatische Merkmale.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
- Verb, DWDS
- Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch (1975)/Verb
- Duden: Die Grammatik, 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 516
- Johannes Helmbrecht: Das Problem der Universalität der Nomen / Verb-Distinktion. Seminar für Sprachwissenschaft der Universität Erfurt, Januar 2005, ISSN 1612-0612, S. 5 f Archivierte Kopie (Memento vom 10. Juni 2007 im Internet Archive)
- Grundlagen der Generierung deutscher Verbformen mit dem Computer
- Peter Auer (Hrsg.): Sprachwissenschaft. Grammatik-Interaktion-Kognition. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02365-0, S. 94.
- Langenscheidt-Redaktion (Hrsg.): Langenscheidt Premium Verbtabellen Deutsch, 2010, S. 17
- Langenscheidts Kurzgrammatik Deutsch, 5. Auflage, 1980, ISBN 3-468-35110-0, S. 45.
- Pons (Peter Hoffmann und Volker Losch): Gewusst wie! Grammatik-Training Deutsch 5. Klasse. 2007, S. 45 u. S. 103 f.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 519.
- Nach Helbig/Buscha: Leitfaden. 2003, S. 28 f.
- Pospiech: Syntax. In: Volmert (Hrsg.): Grundkurs Sprachwissenschaft. 5. Auflage. 2005, ISBN 3-8252-1879-1, S. 140.
- Duden: Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht. 2007, S. 128; Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 83.
- Langemann/Felgentreu (Hrsg.), Duden, Basiswissen Schule: Deutsch. 2. Auflage. 2006, ISBN 3-411-71592-8, S. 58.
- Lohnstein: Formale Logik. 1996, S. 52.
- Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 83.
- Helbig/Buscha: Leitfaden. 2003, S. 36.
- Ulrich Engel: Deutsche Grammatik. 3., korrigierte Auflage. Julius Groos Verlag, Heidelberg 1996, S. 410.
- Absolute und relative Verben, Canoonet
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 566.
- Jörg Meibauer: Einführung in die germanistische Linguistik. 2. Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 3-476-02141-6, S. 196.
- Jörg Meibauer: Einführung in die germanistische Linguistik. 2. Auflage, J.B. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 3-476-02141-6, S. 197.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0;
Duden, Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht. 2007, S. 129. - Wilfried Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 85.
- Wilfried Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. UTB, Stuttgart 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 86.
- Kürschner, Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 84.
- Kürschner, Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 89.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
- Wilfried Kürschner, Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. UTB, Stuttgart 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 90.
- Detlef Langemann, Simone Felgentreu (Hrsg.): Duden. Basiswissen Schule: Deutsch. 2. Auflage. 2006, ISBN 3-411-71592-8, S. 57.
- Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Auflage. 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 90 f.
- Duden. Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 576 ff.
- Einzelheiten bei Duden, Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 572 ff.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0. Mediales Verb.
- Vgl. Duden: Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht 2007, S. 129.
- Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 11.
- Beispiel in Anlehnung an Katja Kessel, Sandra Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 11.
- Duden: Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht. 2007, S. 128.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
- Duden, Die Grammatik, 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 565, Fn. 1.
- Vgl. Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 570.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 565.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 576.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 577.
- Duden: Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 580.
- Elke Hentschel (Hrsg.): Deutsche Grammatik. De Gruyter, 2010, S. 386.
- Duden: Die Grammatik. 8. Auflage. ISBN 978-3-411-04048-3, S. 389.
- synonym: imperfektives Verb oder duratives Verb (Aktionsart)