MIM-23 HAWK

MIM-23 HAWK i​st ein mobiles allwetterfähiges Flugabwehrraketensystem d​es US-amerikanischen Herstellers Raytheon. Das System w​urde zur Zeit d​es Kalten Krieges i​n den Jahren 1959/1960 b​ei der US Army i​n Dienst gestellt. Bis h​eute wurde HAWK i​n unterschiedlichen Konfigurationen a​n 25 Staaten d​er Welt verkauft.

MIM-23 HAWK
Technische Daten
HAWK-Ladefahrzeug mit Lenkflugkörpern
Herstellerfirma Raytheon (USA)
Antrieb Feststoff-Raketentriebwerk
Länge 5,08 m
Durchmesser 0,37 m
Spannweite 1,19 m
Einsatzgewicht 584 kg
Einsatzreichweite 25 km
Einsatzgipfelhöhe 13.700 m
Maximalgeschwindigkeit 800 m/s (Mach 2,4+)
Bedienungsmannschaft 2 Offiziere, 49 Unteroffiziere und Mannschaften
Lenkverfahren halbaktives Zielsuch-Lenkverfahren
Gefechtskopf 54-kg-Splittergefechtskopf
Einsatzverfahren Bedienergeführt oder halbautomatisch mit Unterstützung durch Waffenrechner
Kampfbeladung bis zu 40 Lenkflugkörper pro Feuereinheit
Feuergeschwindigkeit maximal 1 LFK alle drei Sekunden
Einführung: 1962 (US Army); 1965 deutsche Luftwaffe
HAWK-Lenkflugkörper im White Sands Missile Range Museum
Der Radarsuchkopf einer HAWK-Lenkwaffe

Das Waffensystem bildete neben dem weiter reichenden System Nike und dessen Nachfolgesystem MIM-104 Patriot über mehrere Jahrzehnte das Rückgrat der integrierten Luftverteidigung der NATO und ist in einigen NATO-Staaten immer noch im Einsatz. Es wurde in der Version „Basic-HAWK“ im Jahre 1965 bei der deutschen Luftwaffe eingeführt. Nach mehreren Modernisierungen und Umstrukturierungen wurde es nach 40 Jahren 2005 außer Dienst gestellt.

Geschichte

Zur Anpassung d​er deutschen Luftverteidigung a​n die geänderte Bedrohungslage, d​ie mit d​er Einführung v​on überschallfähigen Strahlflugzeugen entstanden war, w​urde zu Anfang d​er 1960er-Jahre d​ie Ausrüstung d​er Bundeswehr m​it Flugabwehrraketensystemen US-amerikanischer Produktion beschlossen. Sie sollten d​ie nunmehr deutlich überforderte Fla-Rohrartillerie ablösen. Für d​ie Bekämpfung v​on hoch fliegenden Zielen (überwiegend Bomber) f​iel die Wahl a​uf das schwere Flugabwehrraketensystem Nike Ajax (später a​uf Nike Hercules umgerüstet). Die Bekämpfung v​on Flugzielen i​n niedrigen u​nd mittleren Höhen (insbesondere Jagdbomber) sollte d​as System HAWK übernehmen.

Beschreibung

HAWK i​st ein Flugabwehrraketensystem mittlerer Reichweite z​um Einsatz g​egen Flugziele i​m tiefen b​is mittleren Höhenbereich, d​as durch Verlastung a​uf Einachsanhängern s​owie auf Lkws v​oll verlegefähig ist. Alle Radargeräte, d​ie Lage- u​nd Auswertezentrale (Information Coordination Centre, ICC), d​er Feuerleitstand (Platoon Command Post, PCP) s​owie die Feuerleitzentrale (Battery Control Central, BCC), Startgeräte (Launcher, LCHR), Raketenpaletten s​owie die Führungskabinen u​nd die 56-kVA-Stromerzeugungsaggregate (SEA o​der GEN) u​nd alles technische Zubehör w​aren innerhalb e​iner halben Stunde abgebaut u​nd auf d​em Marsch.

Die Zielsuche erfolgt durch je ein Impuls- (Pulse Acquisition Radar, PAR) und ein Dauerstrich-Erfassungsradar (Continuous Wave Acquisition Radar, CWAR). Zur Bekämpfung wird das Flugziel mit einem weiteren Dauerstrich-Radar (High-Power Illuminator Radar, HPIR) beleuchtet. Die dabei reflektierte Radarenergie dient der Lenkeinheit des Flugkörpers zur Zielsuchlenkung, wobei zusätzlich direkte Steuersignale gesendet werden, die von einer Antenne am Heck des Flugkörpers empfangen werden. Dieses Prinzip wird halbaktives Zielsuch-Lenkverfahren genannt. Der Name des Waffensystems basiert auf diesem Verfahren (HAWK, Homing all-the-way Killer). Die Zündung des Gefechtskopfes erfolgte durch einen Vergleich der Signalstärke der von einer seitlichen und einer Heckantenne empfangenen Radarenergie des HPIR. Befand sich der Flugkörper auf gleicher Höhe mit dem Ziel, wurde das Signal der seitlichen Antenne (die vom Ziel reflektierte Radarenergie) schwächer und die Zündung ausgelöst.

Zur korrekten Entfernungsmessung eines Flugzieles auch unter elektronischen Störmaßnahmen wurde zusätzlich ein Entfernungsmessradar (Range only Radar, ROR) eingesetzt, das sich stufenlos über einen sehr großen Frequenzbereich betreiben ließ und dadurch praktisch nicht störbar war. PCP und ICC waren zudem mit der NATO-weit verbreiteten elektronischen Freund-Feind-Erkennung (Identification Friend/Foe, Selective Identification Feature: IFF/SIF) und dem Zentralrechner (Automatic Data Processor, ADP) ausgestattet. Letzterer hatte einen auf Ringkern-Technologie basierenden Arbeitsspeicher von 64 kB, der auch bei Abschaltung bzw. Ausfall der Betriebsspannung die zuletzt gespeicherten Daten behielt.

Der Flugkörper h​at eine effektive Kampfentfernung v​on maximal 25 Kilometern b​ei einer maximalen Flughöhe v​on knapp u​nter 14.000 Metern. Die Beschleunigung d​es Feststoffantriebs reichte aus, u​m wenige Meter n​ach dem Verlassen d​es Startgerätes einfache Schallgeschwindigkeit (Mach 1) z​u erreichen.

In d​er Vollstaffel-Konfiguration m​it zwei Startgruppen konnten zeitgleich z​wei Flugziele bekämpft werden, w​obei beide HPIR a​m BCC betrieben wurden u​nd das PCP a​ls Reservegerät z​ur Verfügung stand.

Bei gleichzeitigem Einsatz v​on BCC u​nd PCP m​it je e​iner Startgruppe e​rgab sich e​in gewichtiger taktischer Vorteil: Eine Halbstaffel (Battery Minus) konnte d​en Feuerkampf führen, während d​ie andere Halbstaffel (Assault Firing Unit) u​nter dem Schutz d​er aktiven Halbstaffel verlegte. Diese Verfahren nannte m​an den „überschlagenden Einsatz“.

Die b​ei der deutschen Luftwaffe a​b Ende d​er 1990er-Jahre übliche Halbstaffel-Konfiguration (Assault Firing Unit, AFU) h​atte nur e​ine Startgruppe u​nd konnte n​ur jeweils e​ine Zielbekämpfung durchführen, b​evor das nächste Ziel bekämpft werden konnte. Eine letzte, Anfang d​er 1990er-Jahre eingeführte Verbesserung w​ar eine elektro-optische Kamera (HEOS) m​it extremem Zoomobjektiv, d​ie auf beiden HPIR installiert w​urde und u​nter guten Sichtbedingungen d​ie rein optische Zielverfolgung a​uf bis z​u 15 k​m Entfernung zuließ.

Einsatz bei der Bundeswehr

Einführung und Modernisierung

Bundeswehrparade, 1969

In d​er Bundeswehr w​urde HAWK a​b 1963 b​ei der Luftwaffe eingeführt, zunächst i​n der Version Basic-HAWK. Mitte d​er 1970er-Jahre w​urde mit d​er Umrüstung a​uf Improved HAWK (IHAWK) e​ine wesentliche Kampfwertsteigerung erzielt. Am System eingesetzte Soldaten w​aren dadurch weiterhin, n​un aber e​iner erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt.[1] So w​urde unter anderem d​urch Steigerung d​er Radar-Leistung d​ie Zielerkennung u​nd -bekämpfung zuverlässiger u​nd durch Einführung e​ines digitalen Waffensystemrechners konnten d​ie Bedienungsabläufe verbessert werden. Mit d​en Versionen PIP (Product Improvement Program) u​nd PIP-II w​urde Mitte b​is Ende d​er 1980er-Jahre d​ie Umstellung a​uf Halbleitertechnik u​nd Digitaltechnik fortgesetzt u​nd dadurch d​ie Zuverlässigkeit i​m Einsatz erheblich gesteigert.

Der Kalte Krieg

In der Hochphase des Kalten Kriegs waren 36 Systeme (Batterien, später Staffeln) in neun Flugabwehrraketenbataillonen (später Geschwader und Gruppen) der deutschen Luftwaffe eingesetzt. Im NATO-Verbund zusammen mit niederländischen, belgischen und US-amerikanischen Einheiten bildeten diese HAWK-Verbände den sogenannten HAWK-Gürtel, der sich von der dänischen Grenze quer durch Deutschland bis zur Grenze nach Österreich erstreckte. Die einzelnen Stellungen innerhalb des HAWK-Gürtels waren so gewählt, dass sich die Wirkungsbereiche der einzelnen Feuereinheiten selbst beim Ausfall einzelner Waffensysteme überlappten und somit eine lückenlose Abdeckung gewährleistet wurde. Neben den Friedensstellungen waren je Batterie / Staffel mehrere Einsatzstellungen (KILO-, LIMA und MIKE Pattern) erkundet worden, in die man das Waffensystem im Einsatzfall verlegt hätte. Im NATO-Verbund hatten die HAWK-Verbände die Aufgabe, die Luftverteidigung Mitteleuropas rund um die Uhr sicherzustellen. Hierzu waren alle Flugabwehrraketenverbände bereits im Frieden der NATO unterstellt („assigniert“). Zahlreiche Radarführungsstellungen und Gefechtsstände stellten die Führung der einzelnen FlaRak-Verbände im Frieden und zu Krisenzeiten sicher.

Der HAWK-Gürtel[2]:

Nation Einheit/Verband Standort Kaserne BOC Stellungen Dauer
DeutschlandFlaRakBtl 39[3]EckernfördePreußer-KaserneBOC 66 WaabsMaasholm (Lage), Waabs (Lage), Sehestedt (Lage), Tolk (Lage)1973–1989
DeutschlandFlaRakBtl 38[4]HeideWulf-Isebrand-KaserneBOC 65 DellstedtHude (Lage), Dellstedt (Lage), Deichhausen (Lage), Windbergen (Lage)1967–1989
DeutschlandFlaRakBtl 37[5]Cuxhaven-AltenwaldeHinrich-Wilhelm-Kopf-KaserneBOC 64 BelumBelum (Lage), Lamstedt (Lage), Krempel (Lage), Gudendorf (Lage)1974–1989
DeutschlandFlaRakBtl 36[6]BremervördeVörde-KaserneBOC 63 DeinstedtEbersdorf (Lage), Deinstedt (Lage), Vollersode (Lage), Bramel (Lage)1972–1989
DeutschlandFlaRakBtl 31[7]WestertimkeTimke-KaserneBOC 62 NartumNartum (Lage), Eversen (Lage), Oyten (Lage), Westerbeck (Lage)1963–1989
DeutschlandFlaRakBtl 35[8]DelmenhorstCaspari-KaserneBOC 61 WachendorfWachendorf (Lage), Wittlohe (Lage), Lichtenmoor (Lage), Wohlenhusen (Lage)1968–1989
Niederlande5 GGW[9]StolzenauKaserne StolzenauBOC 60 StolzenauBorstel, Winzlar, Hoysinghausen, Reinsdorf[10]1964–1988
Niederlande4 GGWHessisch OldendorfHessisch Oldendorf Air StationBOC 59 Hessisch OldendorfBarsinghausen, Bad Münder, Goldbeck[11], Reinsdorf[12]1964–1975
Niederlande3 GGWBlombergKlüter-Kaserne/ Nederland KazerneBOC 58 BlombergLaatzen, Horn-Bad Meinberg (Velmerstot), Goldbeck, Schwalenberg1964–1975
Belgien43 A[13]BrakelMaenhoudt KazerneBOC 57 RhederTietelsen, Bosseborn, Willebadessen, Bad Driburg1966–1995
Belgien62 A[14]EssenthoCaserne JonetBOC 56 EssenthoRhoden-Quast, Oesdorf, Flechtdorf, Freienhagen1968–1995
USABad HersfeldMcPheeters BarracksBOC 55 Bad HersfeldRothwesten, Bad Hersfeld, Rainrod, Homberg (Ohm)1964–1970
USA1-1 ADA[15]ButzbachSchloss-KaserneBOC 54 ButzbachBad Kissingen, Wildflecken, Finkenberg, Ottrau, Semmelberg1984 Umrüstung auf Patriot
USA2-2 ADAGießenRivers BarracksBOC 53 GießenGießen, Ockstadt, Aschaffenburg, Mainbullau1984 Umrüstung auf Patriot
USA3-59 ADAHanauFliegerhorstBOC 51 Hanau-FliegerhorstHanau-Fliegerhorst, Friedberg (Ray Barracks), Kirchgöns, Babenhausen, WildfleckenHAWK-Improved
USA3-7 ADASchweinfurtLedward BarracksBOC 50 SchweinfurtSchweinfurt (Conn Barracks), Schweinfurt (Ledward Barracks), Bamberg (Warner Barracks), Dörrnwasserlos, Sulzheim, Bad Kissingen1984 Umrüstung auf Patriot
USA6-52 ADAWürzburgEmery BarracksBOC 49 WürzburgWürzburg (Emery Barracks), Kitzingen, Giebelstadt, Wertheim, Bad Mergentheim
USA2-57 ADAAnsbachBarton BarracksBOC 48 AnsbachAnsbach (Barton Barracks), Illesheim, Katterbach, Oberdachstetten, ReinwarzhofenHAWK-Improved
USA3-60 ADAGrafenwöhrGrafenwöhr Training AreaBOC 45 GrafenwöhrGrafenwöhr, Hohenfels, Amberg, Oberhinkofen
DeutschlandFlaRakBtl 34[16]Rottenburg an der LaaberGeneraloberst-Weise-KaserneBOC 44 RohrLeibersdorf (Lage), Rohr (Lage), Freinhausen (Lage), Wettstetten (Lage)1969–1989
DeutschlandFlaRakBtl 32[17]FreisingGeneral-von-Stein-KaserneBOC 43 ErdingSchweinersdorf (Lage), Giggenhausen (Lage), Haindlfing (Lage), Erding (Lage)1964–1989
USAFreisingVimy-KaserneBOC 42 FreisingErding, Freising, Oberschleißheim1961–1965
Frankreich402e RADachauEastman BarracksBOC 42 DachauErding, Oberschleißheim, Wettstetten1965–1966
Frankreich402e RAMurnauKimbro BarracksBOC 41 MurnauMurnau1965–1966
DeutschlandFlaRakBtl 33[18]LenggriesPrinz-Heinrich-KaserneBOC 41 KleinhartpenningKleinhartpenning (Lage), Deining (Lage), Lampferding (Lage), Kirchdorf (Lage)1973–1989

Objektschutz d​es Flugzeugträgers Rheinland-Pfalz:

Nation Einheit/Verband Standort Kaserne BOC Stellungen Dauer
USA2-62 ADASpangdahlemSpangdahlem Air BaseBOC 16 SpangdahlemBalesfeld, Welschbillig (Butzweiler), Hisel, ReitscheidHAWK-Improved
USA6-62 ADANeubrückeNeubrücke Army HospitalBOC 20 NeubrückeSchönborn (Rockenhausen), Wüschheim, Baumholder, HontheimHAWK-Improved
MIM-23 HAWK (Deutschland)
Eckernförde FlaRakBtl 39Deutschland
Heide FlaRakBtl 38Deutschland
Cuxhaven-Altenwalde FlaRakBtl 37Deutschland
Bremervörde FlaRakBtl 36Deutschland
Westertimke FlaRakBtl 31Deutschland
Delmenhorst FlaRakBtl 35Deutschland
Stolzenau 5 GGW 1964–1988Niederlande
Hessisch Oldendorf 4 GGW 1964–1975Niederlande
Blomberg 3 GGW 1964–1975Niederlande
Brakel 43ABelgien
Essentho 62ABelgien
Bad Hersfeld 1964–1970Vereinigte Staaten
Butzbach 1-1 ADAVereinigte Staaten
Gießen 2-2 ADAVereinigte Staaten
Hanau 3-59 ADAVereinigte Staaten
Schweinfurt 3-7 ADAVereinigte Staaten
Würzburg 6-52 ADAVereinigte Staaten
Ansbach 2-57 ADAVereinigte Staaten
Rottenburg an der Laaber FlaRakBtl 34Deutschland
Freising FlaRakBtl 32Deutschland
Freising 1961–1965Vereinigte Staaten
Dachau 402e RA 1965–1966Frankreich
Murnau 402e RA 1965–1966Frankreich
Lenggries FlaRakBtl 33Deutschland
Spangdahlem 2-62 ADAVereinigte Staaten
Neubrücke 6-62 ADAVereinigte Staaten
Dislozierung des Waffensystems HAWK im Bereich AFNORTH und AFCENT

Reduzierung und Außerdienststellung

Startgerät mit geöffnetem Wetterschutz

Das System i​st während seiner langen Nutzungsdauer fortwährend modernisiert worden, w​obei die Bundeswehr d​ie letzte Version PIP-III („Product Improvement Program“) n​icht mehr eingeführt hat. Hierdurch blieben d​ie bei d​er Luftwaffe eingesetzten Systeme technisch i​m Wesentlichen a​uf dem Stand d​er frühen 1980er-Jahre. Lediglich kleinere Weiterentwicklungen wurden n​och integriert, w​ie zum Beispiel d​ie HEADTS genannte Komponente, d​ie die Signale d​es CWAR weiter aufbereiten konnte u​nd die Zielerfassung v​on sehr langsam fliegenden Flugzielen w​ie Hubschraubern deutlich verbesserte.

Im FlaRak-Verbund geriet HAWK m​it seiner inzwischen veralteten Technik u​nd seinen langsameren Datenverbindungen gegenüber d​em moderneren PATRIOT i​mmer mehr i​n den Rückstand. Dies t​rat im Übungsbetrieb v​or allem b​eim Einsatz d​es integrierten HAWK-Simulationsgeräts (Operations Training System; OTS) b​eim Training i​m sogenannten „netted scenario“ z​u Tage. Insgesamt ergaben s​ich im weiteren Einsatz n​icht nur Einschränkungen i​m Kampfwert – insbesondere d​ie hohen Betriebskosten, d​ie immer knapper werdenden Ersatzteile (vor a​llem Röhrentechnik) u​nd der umfangreiche Personal-, Fahrzeug- u​nd Wartungsbedarf führten z​ur schrittweisen Reduzierung d​er aktiven Einheiten u​nd in d​en frühen 2000er-Jahren z​ur Außerdienststellung. Die letzten beiden HAWK-Einheiten d​er Bundeswehr wurden Ende 2005 m​it der Flugabwehrraketengruppe 15 i​n Leipheim außer Dienst gestellt.

Ausgemusterte HAWK-Lenkflugkörper s​ind zum Teil z​u Orion-Höhenforschungsraketen umgerüstet worden.

Die letzte PCP-Halbstaffel der Bundeswehr stand bis ca. 2008 in Pirmasens und war dort Teil der Luftkampfübungsanlage Polygone, die sich aus mehreren Stellungen und verschiedensten Flugabwehrraketensystemen aus Deutschland, den USA und der ehemaligen Sowjetunion zusammensetzt. Es werden dort unter anderem die Systeme 2K12 Kub, 9K33 Osa sowie die letzten Roland-FRR und -FGR (RAD) betrieben, um Luftwaffenpiloten der NATO und befreundeter Streitkräfte ein Training unter realitätsnahen elektronischen Ernstfallbedingungen zu ermöglichen.

Betrieb des HAWK-Systems

Feuerleitstand (PCP) mit Feuerleitrechner und IFF-Anlage
Range Only Radar AN/MPQ-51 (ROR), Entfernungsmessradar beim Einrichten
Continuous Wave Acquisition Radar AN/MPQ-55 (CWAR), Dopplererfassungsradar
High Powered Illuminator Radar AN/MPQ-57 (HPIR), Beleuchtungs- und Zielverfolgungsradar
AN/TSW-11 Battery Control Central der 1./FlaRakBtl 37, 1986

Die HAWK-Verbände d​er Luftwaffe w​aren voll verlegefähig u​nd für d​en Allwetterbetrieb ausgelegt. Die Systeme wurden i​m Luftverteidigungs-Schichtdienst r​und um d​ie Uhr a​us ausgebauten Feldstellungen heraus betrieben. Eine Schicht dauerte zwischen 48 und 72 Stunden u​nd wurde d​urch eine d​er drei (später vier) Kampfbesatzungen geleistet. Der Luftverteidigungsdienst w​ar in v​ier unterschiedliche Bereitschaftsstufen eingeteilt, d​ie jeweils für e​ine Woche z​u halten waren.

Bereitschaftsstufen
  • 12 Stunden released: Die Geräte des Systems wurden Fristenwartungen und Überprüfungen unterzogen. Die Feuereinheit konnte innerhalb einer Frist von 12 Stunden den nächsthöheren Status einnehmen.
  • 12 Stunden: Das System war technisch und personell einsatzbereit, wurde jedoch intensiv für die Ausbildung der diensthabenden Kampfbesatzungen genutzt; das System wurde nach Ende der Ausbildungszeiten und nach Abschluss von Wartungsarbeiten (nachtsüber) ausgeschaltet, die Einnahme des nächsthöheren Bereitschaftsstatus war innerhalb von 12 Stunden möglich.
  • 3 bzw. 6 Stunden: Die Geräte wurden kontinuierlich am Stromnetz gehalten, System- und Geräteüberprüfungen gemäß Vorschriften wurden in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Einheitsinterne Alarmübungen und Überprüfungen durch Bewerter-Teams des Verbandes (siehe Abschnitt Überprüfungen) wurden unangekündigt durchgeführt. Das System war technisch und personell ohne Verzug zur Übernahme des höchsten Status bereit.
  • 20 Minuten: Zusätzlich zu den für den 3 (bzw. 6) Stunden-Status aufgeführten Bedingungen galten die folgenden Vorgaben:
  • Die Feuerleitzentrale war rund um die Uhr durch mindestens einen Bediener besetzt, der kontinuierliche Verbindung zum übergeordneten Gefechtsstand des Verbandes (Bataillon Operation Centre; BOC) hielt und dessen Aufgaben die Überwachung der Systemanzeigen, die verzugslose Aufnahme von Alarmsprüchen, die Entschlüsselung des Einsatzauftrages sowie die Alarmierung des Bedienerpersonals war. Zur Sicherheit wurde bei Übungsalarmen immer das Stichwort "State Orange" unverschlüsselt überragen.
  • Alle Sender der Radargeräte waren aktiviert oder in Sendebereitschaft, die Waffensystem-Software des Waffenrechners war geladen und betriebsbereit, die taktische Datenverbindung (Datalink) war mit dem System der übergeordneten Gefechtsstands synchronisiert.
  • Bei Eingang eines Alarmspruches (Battle Stations/Blazing Skies) alarmierte der Bediener die Kampfbesatzung durch Auslösen einer Sirene. Der nachfolgende sogenannte Crew-Drill der Kampfbesatzung, der durch den Feuerleitoffizier (Battery Control Officer; BCO) gesteuert und überwacht wurde, stellte durch festgelegte Verfahrensabläufe sicher, dass die Feuereinheit technisch und personell in der Lage war, unter Beachtung aller relevanten Vorschriften innerhalb von 20 Minuten den Feuerkampf aufzunehmen.
  • 5 Minuten: In den 1960ern wurde statt des Status 20 Minuten der Hot-Battery zuerst ein 5-Minuten-Bereitschaftsstatus gefahren, wobei es für Teile des Bedienerpersonals erforderlich war, am oder in der unmittelbaren Nähe ihres Gerätes zu bleiben, bzw. auch nachts zu ruhen.
  • Battle Stations (oder Blazing Skies): Feuerkampfstellung. Bei Blazing Skies wurden aus Sicherheitsgründen alle Maßnahmen bis auf den tatsächlichen Anschluss der Flugkörper an die Startgeräte (über je ein Anschlusskabel, sogenanntes Umbilical) durchgeführt.

Die jeweils v​ier Feuereinheiten e​ines HAWK-Verbandes w​aren in unterschiedlichen Stufen d​er Bereitschaft, sodass während d​es Routinebetriebs d​urch den Verband a​lle vier Bereitschaftsstufen abgedeckt waren. Dies stellte sicher, d​ass durch j​eden Verband d​er Luftverteidigungsauftrag i​m zugewiesenen Sektor d​es Flugabwehrraketengürtels durchgeführt werden konnte. Weiterhin gewährleistete d​ies bei Ausfällen, d​ass eine d​er drei weiteren Feuereinheiten d​en Einsatzauftrag d​es Verbandes übernehmen konnte. Gleichzeitig stellte d​ies die schnelle Reaktionsfähigkeit d​er Verbände b​ei Erhöhungen d​er Alarmstufen sicher.

Die Systeme w​aren teilweise d​urch Betonunterstände bzw. Splitterschutzwände (Revetments) g​egen Luftangriffe geschützt u​nd hätten d​ie Bekämpfung feindlicher Luftfahrzeuge i​n den ersten Stunden e​ines Überraschungsangriffs ermöglicht. Im Krisen- u​nd Kriegsfall sollten d​ie Einheiten allerdings i​hre festen Stellungen verlassen u​nd vorerkundete Verlegestellungen beziehen. Dies w​urde während d​es Kalten Krieges intensiv i​n Manövern, Verbands- u​nd Einheitsübungen trainiert u​nd von nationalen u​nd NATO-Prüfteams bewertet (→ Abschnitt Überprüfungen). Auch während Verlegungen, Übungen u​nd Manövern w​aren die Einheiten weiterhin d​er NATO unterstellt u​nd konnten s​omit verzugslos i​hre Aufgabe – d​ie Bekämpfung feindlicher Luftfahrzeuge z​u jeder Zeit u​nd bei j​eder Wetterlage – wahrnehmen. Dies w​ar möglich, d​a zu d​en Verlegeübungen s​tets die Einsatzlenkflugkörper (LFK) mitgeführt s​owie die taktischen Fernsprech- u​nd Datenverbindungen aufgebaut u​nd betrieben wurden.

Nach d​em Ende d​es Kalten Kriegs wurden d​ie strikten Alarm- u​nd Schichtbetriebsregeln gelockert u​nd der Betrieb i​m Tagesdienst weitergeführt. Bei Verlegeübungen, Manövern u​nd taktischen Überprüfungen wurden n​ur noch Trainings-Lenkflugkörper mitgeführt, d​ie taktischen Einsatz-LFK wurden zunächst i​m Stellungsbereich gelagert. Später wurden s​ie an Luftwaffen-Depots abgegeben u​nd dort für d​en Einsatzfall gelagert.

Überprüfungen

ORE

Die einzelnen FlaRak-Einheiten wurden während i​hres Schichtdienstes unregelmäßig v​on Prüfteams i​hrer Verbände (Schießtechnische Prüf- u​nd Auswertegruppe bzw. Schießtaktische Prüf- u​nd Auswertegruppe; SPAG) i​n sogenannten ORE (Operational Readiness Evaluation; a​uf deutsch: Einsatzbereitschaftsüberprüfungen) a​uf ihre taktisch/technische Einsatzbereitschaft h​in überprüft. Dies erfolgte unangekündigt z​u jeder Tages- u​nd Nachtzeit a​n willkürlich gewählten Tagen, a​uch an Wochenenden, a​n Feiertagen u​nd in Urlaubszeiträumen. Hierbei w​urde die technische Verfügbarkeit d​es Systems u​nd der Ausbildungsstand d​er Kampfbesatzung n​ach taktischen Richtlinien u​nd Vorschriften bewertet.[19]

„Scharfer Schuss“ auf dem Schießplatz White Sands

TacEval/OpEval

Bei taktischen Überprüfungen d​urch die NATO, sogenannte TacEvals (Tactical Evaluation) u​nd später OpEvals (Operational Evaluation), wurden folgende Fähigkeiten d​er Einheiten u​nd Verbände d​urch multinationale Prüfteams regelmäßig (in Abständen v​on 12 bis 18 Monaten) bewertet:

  • Alarmierungsphase aus einer Krisenlage heraus und Personalaufwuchs
  • simulierter Feuerkampf bei unterschiedlichen Luftlagen und Befehlslagen
  • technische Einsatzbereitschaft des Materials inklusive Wartungszustand der Waffensystem- und Fahrzeugkomponenten
  • taktische Verlegefähigkeit der Einheit und des Verbands, dabei verzugslose Aufnahme des Einsatzauftrags
  • Überlebensfähigkeit bei bodengestützten Angriffen
  • Überlebensfähigkeit bei Luftangriffen auf die Feuereinheit
  • Überlebensfähigkeit bei Fremdeinsatz von ABC-Waffen
  • Flexibilität und Reaktion bei Teilausfall des FlaRak-Systems (Improvisation)
  • individuelle und teambezogene Reaktion bei Verwundungen, Feuer, Sabotage, Ausspähung, Gefangennahme von gegnerischen Kräften
  • Durchführung der Aufnahme und Befragung von gegnerischen Gefangenen
  • individuelle Grundfertigkeiten des einzelnen Soldaten wie Handwaffenschießen, schriftlicher ABC-Test, infanteristisch korrektes Verhalten

Mit d​er Alarmierungsphase a​us einer Krisensituation heraus startete d​ie taktische Überprüfung regelmäßig a​n einem Montag d​er Woche. Das geltende Szenario w​urde für d​rei bis v​ier aufeinander folgende Einsatztage geschrieben u​nd im Rahmen e​iner Übung r​und um d​ie Uhr abgeprüft.

Jahresschießen (Annual Service Practice; ASP) und taktisches Schießen

Die Einheiten übten regelmäßig d​en „scharfen Schuss“. Dafür w​urde die jeweils älteste Rakete d​er Einheit z​um Schießplatz mitgeführt. Zuerst wurden d​ie Schießen a​uf dem Raketenschießplatz McGregor Range / White Sands Missile Range i​m US-Bundesstaat New Mexico durchgeführt, später a​uf der Mittelmeerinsel Kreta a​uf dem NATO-Übungsgelände NATO Missile Firing Installation (NAMFI), v​on dem d​ie letzte deutsche HAWK-Rakete i​m Oktober 2003 gestartet wurde.

In d​en Anfangsjahren wurden d​ie Jahresschießen a​ls Schulschießen durchgeführt, w​obei die Einheiten e​ine Anfangspunktzahl v​on 2000 Punkten z​ur Verfügung hatten. Anhand v​on Drillkarten u​nd Vorschriften w​urde die Einheit genauestens b​ei ihren Tätigkeiten v​on Prüfteams d​er NATO beobachtet, w​obei Abweichungen u​nd Verstöße d​urch Punkteabzug geahndet wurden. Höhepunkt w​ar der Start e​iner einzelnen HAWK g​egen eine Drohne. Die Kampfbesatzungen führten d​as Jahresschießen o​hne Handwaffen u​nd ABC-Schutzausstattung durch.

Mit Einführung d​es sogenannten taktischen Schießens z​u Beginn d​er 1990er-Jahre wurden d​ie Einheiten, später d​ie Verbände (als FlaRak-Gruppen u​nd -Geschwader) i​n einem taktischen Umfeld u​nter simulierten Gefechtsbedingungen bewertet. Das gesamte eingesetzte Personal w​ar gefechtsmäßig m​it Waffe, ABC-Ausstattung u​nd Helm ausgerüstet. Im Verlauf d​es taktischen Schießens w​urde ein a​n realen Bedingungen angelehntes Szenario abgewickelt, d​as mit d​er Übernahme d​es Waffensystems, e​iner technischen Überprüfung u​nd einer gefechtsmäßigen Verlegung i​n einen angenommenen Einsatzraum begann. Nach d​er Einnahme d​es befohlenen Einsatzstatus w​urde ein Einsatz g​egen feindliche Kräfte durchgeführt, b​ei dem mehrere HAWK-Lenkflugkörper g​egen durch Drohnen simulierte Flugziele abgefeuert wurden. Nach Ende d​es Bekämpfungsablaufs hatten d​ie Einheiten e​ine geordnete Verlegung i​n einen Verfügungsraum z​u absolvieren. In d​ie Bewertung flossen nunmehr hauptsächlich Elemente a​us dem Forderungskatalog d​er TacEvals u​nd OpEvals ein.

Feuereinheit

Die zuletzt b​ei der Bundeswehr eingesetzte Feuereinheit d​er Version HAWK PIP-II bestand a​us folgenden Systemkomponenten:[20]

Feuerleitgruppe

  • Feuerleitstand Platoon Command Post (PCP) mit Freund-Feind-Erkennung Siemens 1990/D21 (IFF) sowie dem Waffenrechner (ADP)
  • Dauerstrich-Erfassungsradar AN/MPQ-55 Continuous Wave Acquisition Radar (CWAR)
  • Impulsradar AN/MPQ-50 Pulse Acquisition Radar (PAR) zur Zielerfassung
  • Entfernungsmessradar AN/MPQ-51 Range Only Radar (ROR)

Abschussgruppe

  • 1 Dauerstrich-Beleuchtungsradar AN/MPQ-57 High Power Illuminating Radar (HPIR) mit
    • Infrarot-Erfassungssystem HEOS (Atlas Elektronik HAWK Electro-Optical Sensor)
  • 3 Startgeräte Launcher (LCHR) für je 3 Lenkflugkörper (LFK) pro Startgerät
  • 6 Palettenanhänger Pallet (PAL) zum Transport von 18 Lenkflugkörpern (9 LFK als Kampfbeladung und weitere 9 als Reserve)
  • 1 Ladefahrzeug Loader (LDR), ein Kettenfahrzeug
  • 1 Abschussgruppen-Verteilerkasten Launching Section Control Box (LSCB)

Stromversorgung

Für d​ie Kampfführung e​iner HAWK-Flugabwehrraketengruppe (entspricht e​inem Bataillon) m​it bis z​u acht angeschlossenen Feuereinheiten (siehe oben) diente d​ie Kampfführungsanlage German HAWK Operation Center (GEHOC).

Im Zuge der Umstrukturierung ausgemusterte Komponenten

AN/MPQ-50 Pulse Acquisition Radar (PAR), Impuls-Radar (450 kW Pulsleistung) zur Zielerfassung

Gegen Ende d​er 1990er Jahre wurden d​ie Einheiten d​er Luftwaffe v​on der BCC-Vollstaffel-Konfiguration i​n eine PCP-Halbstaffel (siehe oben) umstrukturiert. Hierdurch entfielen d​ie folgenden Komponenten:

  • Feuerleitanlage Battery Control Central (BCC)
  • Lage- und Auswertezentrale Information Coordination Central (ICC)
  • Impulsradar AN/MPQ-50 Pulse Acquisition Radar (PAR) zur Zielerfassung
  • Entfernungsmessradar AN/MPQ-51 Range Only Radar (ROR)

Die Radargeräte wurden d​urch das AN/MPQ-64 ersetzt.

Liste der Nutzerstaaten

Viele westlich orientierte Staaten u​nd Verbündete d​er USA nutzten HAWK a​ls Luftverteidigungssystem für i​hre Streitkräfte.

Die HAWK im Kriegseinsatz

Der e​rste Abschuss e​ines Flugzeuges d​urch eine HAWK erfolgte a​m 5. Juni 1967, d​em ersten Tag d​es Sechstagekrieges. Eine israelische Hawk schoss e​ine beschädigte Dassault Ouragan d​er eigenen Streitkräfte ab, d​ie auf d​as Kernkraftwerk d​es Negev Nuclear Research Centers z​u stürzen drohte. Es w​ar auch d​ie erste i​n einem ,scharfen' Einsatz abgefeuerte HAWK. Während d​es Abnutzungskrieges schossen israelische HAWK zwischen a​cht und zwölf arabische Flugzeuge ab, während d​es Jom-Kippur-Krieges w​aren es zwischen 12 u​nd 24.[21] Für d​en Einsatz i​n diesem Krieg w​urde die Trefferwahrscheinlichkeit d​er HAWK a​uf mehr a​ls 50 % geschätzt[22]. Während d​es iranisch-irakischen Krieges schoss e​ine kuwaitische HAWK e​ine iranische F-5 ab[23]. Am 8. September 1987 schossen französische Truppen i​m Tschad mithilfe e​iner HAWK e​inen libyschen Tu-22-Bomber ab, d​er die Hauptstadt N’Djamena angreifen sollte.[24] Der Hersteller Raytheon n​ennt die Zahl v​on 40 u​nter Kriegsbedingungen v​on HAWK abgeschossenen Flugzeugen.[25]

Im Jahr 1986 unternahmen d​ie iranischen Luftstreitkräfte m​it Unterstützung israelischer Techniker Versuche, d​ie HAWK v​on einer Grumman F-14 abzufeuern. Die Vorräte a​n Lenkwaffen v​om AIM-54 Phoenix, d​ie die Hauptbewaffnung d​er F-14 darstellte, gingen während d​es Kriegs g​egen den Irak z​ur Neige, u​nd aufgrund d​es US-Embargos konnte d​er Iran k​eine neuen kaufen. HAWK u​nd HAWK-Ersatzteile dagegen w​aren – u. a. w​egen eines geheimen Waffengeschäfts m​it Israel u​nd der US-Regierung (Iran-Contra-Affäre)[26] – genügend i​m Land vorhanden u​nd konnten z​udem im Ausland beschafft werden. Bei d​en Tests stellte s​ich heraus, d​ass die Datenübertragung zwischen d​em AN/AWG-9-Feuerleitsystem d​er F-14 u​nd der HAWK-Lenkwaffe n​icht stabil funktionierte. Trotzdem wurden e​in oder z​wei der Sedjil getauften Lenkwaffen i​m Kampfeinsatz abgefeuert. Nach Kriegsende w​urde das Projekt eingestellt. Viele d​er produzierten Flugkörper wurden z​u Luft-Boden-Raketen umgerüstet, i​ndem der Sprengkopf d​er HAWK d​urch den e​iner M117-Bombe ersetzt wurde. Diese Waffe b​ekam den Namen Yasser. Fotos v​on den Versuchen gelangten e​rst Ende d​er Neunziger i​n den Westen u​nd erweckten d​ort den Eindruck, e​s handle s​ich um d​ie aktuelle Einführung luftgestützter HAWK.[27]

Sonstiges

Rheinmetall-Flak 20 mm Zwilling

Von 1972 b​is 1992 w​aren HAWK-Feuereinheiten d​er Bundeswehr z​um Schutz g​egen Tiefflieger u​nd feindliche Bodentruppen m​it einem Zug bestehend a​us vier 20-mm-Zwillings-Flugabwehrkanonen v​om Typ „Maschinenkanone MK 20 RH 202 Zwilling“ d​er Firma Rheinmetall ausgerüstet.[28][29]

Die Abkürzung HAWK w​ird mitunter interpretiert a​ls Homing All t​he Way Killer (englisch etwa: ständig zielender Mörder; s​iehe Artikel z​um Begriff „Homing“). Möglicherweise existierte zuerst d​ie Bezeichnung HAWK (als sogenanntes „Backronym“) u​nd erst später w​urde daraus d​ie Erklärung a​us der Beschreibung d​es Flugverhaltens d​es Habichts o​der des Falken, d​er dem System seinen Namen gab.

HAWK w​urde bei d​er Bundeswehr aufgrund seiner Komplexität, seiner Fehleranfälligkeit, d​er häufigen Verlegungen s​owie des Schichtbetriebs scherzhaft bezeichnet als:

  • Hope Ajax Will Kill („Hoffentlich wird Ajax töten/treffen“)
  • Heute Alles Wieder Kaputt
  • Holiday and Weekend Killer („Feiertags- und Wochenend-Verderber“)
  • Haufen Arbeit Wenig Kohle
  • Hau Ab Wenn's Knallt
  • Hinkelstein Abwurf-Katapult

Das Simulationsgerät OTS w​urde auch scherzhaft Offizier-Telespiel genannt.

Eine HAWK w​urde als Oberstufe i​n dem deutschen Raumfahrtprojekt SHEFEX-I verwendet.[30]

Abkürzungen

Abkürzung Text
ABataillon d'Artillerie
ADAAir Defense Artillery
AFCENTAllied Forces Central Europe
AFNORTHAllied Forces Northern Europe
ATAFAllied Tactical Air Force
BEBelgian, Belgien
BnBattalion
BOCBattalion Operations Center
CRCControl and Reporting Center
CRPControl and Reporting Post
DetDetachment
FlaRakFlugabwehrraketen
FlaRakBtlFlugabwehrraketenbataillon
GGWGroep Geleide Wapen
NATONorth Atlantic Treaty Organisation
NLNetherlands, Niederlande
RARégiment d'Artillerie
SACEURSupreme Allied Commander Europe
SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe
SOCSector Operations Center
SqnSquadron
USAADUnited States Army Artillery Detachment
USAAGUnited States Army Artillery Group
USAFADUnited States Army Field Artillery Detachment
USAFEUnited States Air Force in Europe
USAREURUnited States Army in Europe

Siehe auch

Literatur

  • Wilhelm von Spreckelsen, Wolf-Jochen Vesper: Blazing Skies. Die Geschichte der Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe. Isensee, Oldenburg 2004, ISBN 3-89995-054-2.

Quellen und Einzelnachweise

  1. NDR-Bericht zur Strahlenbelastung; abgerufen 20. Januar 2021
  2. Quelle: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg (BA-MA) BW 1 (Findbuch 9.2.4.1)
  3. Gründung 1959 als LwFlaBtl 48 in Goslar, 1961 Verlegung nach Büchel, 1962 nach Ulmen, 1965 Umrüstung auf HAWK und Umbenennung in FlaRakBtl 39, 1970 Verlegung nach Flensburg, 1973 nach Eckernförde.
  4. Gründung 1959 als LwFlaBtl 46 in Nörvenich, 1965 Verlegung nach Krummenort, Umrüstung auf HAWK und Umbenennung in FlaRakBtl 38, 1967 Verlegung nach Heide.
  5. Gründung 1957 als LwFlaBtl 44 in Hamburg-Osdorf, 1958 Verlegung nach Hamburg-Iserbrook, 1960 nach Aurich, 1965 Umrüstung auf HAWK und Umbenennung in FlaRakBtl 37, 1971 Verlegung nach Bremerhaven, 1974 nach Cuxhaven-Altenwalde.
  6. Gründung 1957 als LwFlaBtl 41 in Göttingen, 1958 Verlegung nach Essen-Kupferdreh, 1965 Verlegung nach Varel-Friedrichsfeld, Umrüstung auf HAWK und Umbenennung in FlaRakBtl 36, 1966 Verlegung nach Oldenburg, 1972 nach Bremervörde.
  7. Gründung 1958 als FlaArtBtl 484 in Bremen-Grohn, 1958 Verlegung nach Rheine, 1959 Umbenennung in FlaBtl 180, 1961 Übernahme vom Heer als FlaRakBtl 31, 1963 Umrüstung auf HAWK und Verlegung nach Westertimke.
  8. Gründung 1957 als LwFlaBtl 42 in Bremerhaven, 1958 Verlegung nach Oldenburg, 1964 Umbenennung in FlaRakBtl 35, 1965 Umrüstung auf HAWK, 1968 Verlegung nach Delmenhorst.
  9. Groep Geleide Wapen
  10. 1964-1975 als 423 Sqn unter 4 GGW
  11. 1975-1988 als 327 Sqn unter 3 GGW
  12. 1975-1988 als 503 Sqn unter 5 GGW
  13. Artillerie-Bataljon
  14. Bataillon d'Artillerie
  15. Air Defense Artillery
  16. Gründung 1957 als LwFlaBtl 43 in München-Oberwiesenfeld, 1962 Verlegung nach Landsberg/Lech, 1963 wieder nach München-Oberwiesenfeld, 1964 Umbenennung in FlaRakBtl 34, 1965 Umrüstung auf HAWK, 1969 Verlegung nach Rottenburg/Laaber.
  17. Gründung 1958 als FlaArtBtl 485 in Ellwangen, 1959 Verlegung nach Kempten und Umbenennung in FlaBtl 280, 1961 Übernahme vom Heer als FlaRakBtl 32, 1963 Verlegung nach Freising, 1964 Umrüstung auf HAWK.
  18. Gründung 1957 als LwFlaBtl 45 in Lindau, 1964 Umbenennung in FlaRakBtl 33, 1965 Umrüstung auf HAWK, 1973 Verlegung nach Lenggries.
  19. ORE – Einsatzbereitschaftsüberprüfung im Detail (Memento vom 11. Mai 2009 im Internet Archive)
  20. Systemkonfiguration PIP-II der deutschen Luftwaffe (Memento vom 15. März 2009 im Internet Archive)
  21. http://www.upi.com/Business_News/Security-Industry/2011/05/23/Israel-to-switch-Hawks-for-Davids-Sling/UPI-50641306177069/
  22. http://fas.org/spp/aircraft/part03.htm
  23. http://chockblock.wordpress.com/2009/06/18/air-defense-history-the-hawk-missilem/
  24. http://www.nytimes.com/1987/09/08/world/libyan-warplane-is-downed-in-chad-by-french-forces.html
  25. Archivlink (Memento vom 26. Juli 2014 im Internet Archive)
  26. IRAN-CONTRA REPORT; Arms, Hostages and Contras: How a Secret Foreign Policy Unraveled. In: The New York Times. 19. November 1987 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 14. Oktober 2008]).
  27. Tom Cooper: Iranian F-14 Tomcat Units in Combat. Osprey Publishing, 2004, ISBN 1-84176-787-5, S. 68f.
  28. Die Flugabwehrkanone 20 mm Zwilling
  29. Die Flugabwehrkanone „Rheinmetall MK 20 Rh 202“ bei HAWK (Memento vom 14. Oktober 2008 im Internet Archive)
  30. DLR: Flugexperiment SHEFEX erfolgreich gestartet. 27. Oktober 2005, abgerufen am 28. Juli 2012
Commons: MIM-23 Hawk – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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