Ottrau
Ottrau ist eine Gemeinde im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen (Deutschland).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Schwalm-Eder-Kreis | |
Höhe: | 378 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,5 km2 | |
Einwohner: | 2146 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 44 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34633 | |
Vorwahlen: | 06639, 06628 | |
Kfz-Kennzeichen: | HR, FZ, MEG, ZIG | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 34 020 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Neukirchener Straße 1 34633 Ottrau | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Jonas Korell | |
Lage der Gemeinde Ottrau im Schwalm-Eder-Kreis | ||
Geographie
Geographische Lage
Ottrau ist die südlichste Gemeinde des Schwalm-Eder-Kreises. Sie liegt in den Südausläufern des Knüllgebirges etwa zehn Kilometer nordöstlich von Alsfeld. Durchflossen wird sie vom südlichen Grenff-Zufluss Otter.
Nachbargemeinden
Ottrau grenzt im Norden an die Stadt Neukirchen, im Nordosten an die Gemeinde Oberaula, im Südosten an die Gemeinde Breitenbach am Herzberg (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), im Süden an die Stadt Alsfeld (Vogelsbergkreis), sowie im Westen an die Gemeinde Schrecksbach (Schwalm-Eder-Kreis).
Gliederung
Die Gemeinde Ottrau setzt sich aus sechs Ortsteilen[2] zusammen:
- Ottrau: 730 Einwohner, mit der Siedlung Bahnhof Ottrau: 31 Einwohner
- Immichenhain: 605 Einwohner
- Weißenborn: 377 Einwohner
- Görzhain: 374 Einwohner
- Schorbach: 348 Einwohner
- Kleinropperhausen: 64 Einwohner
Geschichte
Ersterwähnung und Namen
Im Jahr 775 wird Ottrau erstmals in jener Urkunde genannt, mit der das Kloster Hersfeld zum Reichskloster erhoben wird. In den folgenden Jahrhunderten ist es als „Ottraha“ für 782 (in einer Fälschung aus dem 11. Jahrhundert), „Otraho“ im 9. Jahrhundert, „Otheraba“ 1057, „Ottra“ 1232 und „Ottrauw“ um 1660 belegt.[3]
Kirche
Eine „aecclesia“ ist im Jahr 1057 belegt. Das ursprüngliche Patrozinium der Kirche ist unbekannt. Zur Mitte des 13. Jahrhunderts wechselte die Zentralfunktion, die der Ottrauer Kirche bisher für die Umgebung zugekommen war, nach Neukirchen. Mit der Reformation wurde ein neuer Pfarrbezirk errichtet, dessen Gebiet sich mit dem des Gerichtes Ottrau deckte. Die Pfarrei wird erstmals 1535 genannt, 1569 wurden Görzhain und Berfa als Filialen eingepfarrt. 1607 erfolgte der Wechsel zum reformierten Bekenntnis. 1747 war neben Berfa auch Kleinropperhausen nach Ottrau eingepfarrt. 1837 wurde im Tausch gegen Berfa das seit mindestens 1585 als Pfarrerei bezeichnete Görzhain nach Ottrau eingepfarrt. Heute gehört Ottrau zusammen mit Görzhain und Immichenhain zum evangelischen Kirchenkreis Schwalm-Eder in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Einwohnerentwicklung
Die älteste Einwohnerzählung überliefert für 1585 45 Hausgesesse. 1750 sind 63 Wohnhäuser mit 350 Einwohnern belegt. 1861 zählte Ottrau 488 evangelisch-reformierte Einwohner, 7 wurden Sekten zugezählt, und 32 Juden. 1961 zählte Ottrau 733 evangelische und 23 römisch-katholische Einwohner.
Gemeindeentwicklung
Ottrau gehörte im 9. Jahrhundert zum Hessengau, ist seit 1343 als Gericht Ottrau belegt und gehörte ab 1585 mit dem Gericht Ottrau zum Amt Neukirchen, von 1807 bis 1813 zum Kanton Oberaula, von 1814 bis 1821 zum Amt Neukirchen, von 1821 bis 1848 und von 1851 bis 1973 zum Landkreis Ziegenhain. Die 1907 aus einer Bahnstation hervorgegangene Siedlung Bahnhof Ottrau liegt etwa 2 km nordöstlich auf der Gemarkung der Kerngemeinde, ist aber kein eigenständiger Ortsteil.
Am 1. April 1972 wurde die Großgemeinde Ottrau im Rahmen der hessischen Gebietsreform durch den Zusammenschluss der sechs bis dahin selbstständigen Gemeinden Ottrau, Görzhain, Immichenhain, Kleinropperhausen, Schorbach und Weißenborn gebildet.[4] Seit dem 1. Januar 1974 gehört Ottrau zum Schwalm-Eder-Kreis.
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[5] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[6][7][8]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 30,2 | 4 | 27,4 | 4 | 27,3 | 4 | 40,7 | 6 | 40,3 | 6 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 27,4 | 4 | 22,1 | 3 | 20,3 | 3 | 18,7 | 3 | 14,2 | 2 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 24,9 | 4 | 28,3 | 4 | 37,0 | 6 | 30,2 | 4 | 35,9 | 5 |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | 17,6 | 3 | 22,2 | 4 | 15,4 | 2 | 10,4 | 2 | 9,7 | 2 |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | |
Wahlbeteiligung in % | 68,0 | 66,9 | 83,9 | 69,6 | 77,4 |
Bürgermeister
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[9]
Norbert Militz (parteilos) wurde 2011 zum Bürgermeister von Ottrau gewählt. Er wurde am 12. März 2017 mit 60,3 % der Stimmen wiedergewählt.[10] Sein Vorgänger war Heinz Grein. Davor war Georg Keil der Amtsinhaber.[9]
Wappen
Das Wappen wurde am 9. September 1981 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.
Blasonierung: „Unter schwarzem Schildhaupt mit vier goldenen Sternen im silbernen Feld einen schwarzen Fischotter über einem blauen Wellenbalken.“ | |
Wappenbegründung: In Anlehnung an den Namen der Gemeinde wurde ein Fischotter als Wappentier auserkoren, auf die historische Zugehörigkeit zur alten Grafschaft Ziegenhain wird durch das Schildhaupt hingewiesen, das – mit der Vermehrung auf vier Sterne – dem Wappen der Grafschaft Ziegenhain entnommen ist.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt. |
Gemeindepartnerschaften
Die Gemeinde Ottrau unterhält eine Partnerschaft mit dem ungarischen Drávafok.
Bauwerke
Die evangelische Kirche steht vermutlich an Stelle eines vor dem Jahr 800 anzunehmenden Bauwerks, von dem keine Spuren bekannt sind. Eine um 1200 entstandene Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg beschädigt und verändert aufgebaut. An einen Chor, der außen fünfseitig, innen aber rund geschlossenen ist, schließt sich ein hälftig unterteiltes Langhaus an, dessen älterer, östlicher Teil im 13. Jahrhundert, dessen neuere, westliche Teile im 15. und 17. Jahrhundert entstanden. Chor und östlicher Langhausteil waren ehemals gewölbt; die einstigen Schlusssteine finden sich als Spolien in West- und Nordfassade vermauert. Die Kanzel ist auf das Jahr 1544 datiert und zeigt neben den Wappen der Adeligen von Rückershausen und Schleyer zu Schiffelbach auch das erfundene Wappen des Bildschnitzers, wozu dieser als Helmzier eine Eule nach einer Vorlage von Albrecht Dürer verwendete.[11] Die heutige Flachdecke stammt aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Kirche liegt in einem fast vollständig ummauerten Kirchhof.
Nördlich der Kirche ist mit dem „Alte Burg“ genannten, spätmittelalterlichen Steinhaus, das heute zu einem Gehöft gehört (Burggasse 12), ein weiteres Zeugnis von Ottraus jahrhundertealter Geschichte erhalten geblieben.
Persönlichkeiten
- Der Historiker und Marburger Ehrenbürger Friedrich Rehm (1792–1847) wurde in Immichenhain geboren.
- Der Dichter und Schriftsteller Wilhelm Schäfer wurde 1938 anlässlich seines 70. Geburtstages Ehrenbürger. Nach ihm war auch die Grundschule in Ottrau benannt, der Name wurde 2020 wegen seines völkisch-rassischen Gedankenguts aberkannt.[12]
Literatur
- Dehio-Handbuch, Hessen I, Berlin/München, 2008, S. 739–740.
- Fritz Volze: Ottrau. Ein kirchliches Zentrum im Mittelalter, in: Jahrbuch des Schwalm-Eder-Kreises, Band 11, 1985, S. 61–64.
- Wilhelm Wagner: Geschichte von Ottrau und Kleinropperhausen, Ottrau 1914, Neuauflage, Verlag Waldemar Stumpf, 1984
- 1200 Jahre Ottrau, Plag-Druck, Schwalmstadt, 1982
- Bernd Jäckel: Ortssippenbuch der Gemeinde Ottrau 1830–1934, o. D.
Weblinks
- Website der Gemeinde
- Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Burg Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Ottrau In: Hessische Bibliographie[13]
- Suche nach Ottrau In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Hessisches Gemeindelexikon: Ottrau
- Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. April 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 3. November 2014.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 412.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeister-Direktwahlen in Ottrau. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 25. März 2021.
- Götz J. Pfeiffer: Albrecht Dürer in der Schwalm. Die Kanzel von 1544 in Ottrau. In: Schwälmer Jahrbuch. 2022, S. 70–74.
- Ottrauer Wilhelm-Schäfer-Schule schließt mit dem Namen des Nazi-Autors ab. In: hna.de. 13. Juli 2020, abgerufen am 20. Mai 2021.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!