Ledward Barracks
Die Ledward Barracks waren von 1945/46 bis 2014 eine Kaserne der US-Heeresgarnison Schweinfurt.
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![]() Einstiges Hauptquartier der USAG Schweinfurt | |||
Land | Deutschland | ||
Gemeinde | Schweinfurt | ||
Koordinaten: | 50° 3′ 4″ N, 10° 12′ 32″ O | ||
Eröffnet | 1935–1936 | ||
Ehemals stationierte Truppenteile | |||
4. Panzerregiment 36. Panzerregiment 1st Infantry Division[1] 10th Infantry Division, 2nd Brigade[1] 30th Infantry Division, 1st Brigade[1] 38th Infantry Division, 2nd Brigade[1] U.S.Health Clinic Schweinfurt[1] u.v.m.[1] |
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Lage der Ledward Barracks in Bayern |
Als Adolf-Hitler-Kaserne (auch: Panzerkaserne) wurde die Kaserne von 1935 bis 1936 für die Wehrmacht erbaut und von ihr bis 1945 genutzt.
Als Alte Panzerkaserne wird der östliche, älteste Bereich der Kaserne bezeichnet, der bereits seit 1945 nicht mehr militärisch, sondern zivil genutzt wird.
Lage
Das einstige 26,2 ha[2] große Kasernenareal liegt im Nordwestlichen Stadtteil, ca. 1,5 km nordwestlich der Innenstadt. Das Areal liegt direkt an der Niederwerrner Straße, einer großen Ausfallstraße zur A 71 in Richtung Erfurt und zur A 7 in Richtung Kassel. Das Areal grenzt im Westen ans Willy-Sachs-Stadion, im Norden an die große Kleingartenanlage Alte Warte, im Osten an den Nordwestlichen Stadtteil (im engeren Sinn) und im Süden an den Stadtteil Musikerviertel.
Zeitlicher Ablauf
Wehrmacht 1936–1945
1934[3] gab es einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung einer Garnison der Wehrmacht in Schweinfurt. Von 1935 bis 1936 wurde in einer weitläufigen, streng geometrischen, städtebaulich klar strukturierten Anlage die Panzerkaserne errichtet.
Zunächst nutzte das 4. Panzerregiment des Heeres die Kaserne als Ausbildungsstätte für Panzerbesatzungen. Das Regiment war 1937/38 in Österreich im Einsatz. Danach zog das 36. Panzerregiment als Teil der 4. Panzerdivision, die 1938 im benachbarten Würzburg gegründet wurde, in die Kaserne.[3] Sie wurde mit Ausnahme des dritten Blocks östlich des Ehrenhofs (Bau 203) an der Niederwerrner Straße, der nicht mehr aufgebaut wurde, im Krieg nicht zerstört.
Flüchtlingslager und US-Konsulat 1945–1948
Die Panzerkaserne (ohne die teilzerstörte Alte Panzerkaserne) diente von 1945 bis 1948 als Notunterkunft für Flüchtlinge aus Estland, Litauen, Jugoslawien und Polen.[2] Insgesamt lebten damals etwa 9000[4] Menschen in der Kaserne, die auch das US-Konsulat beherbergte.[3]
Geschichte
Nach dem Einmarsch der 42. Division der Seventh United States Army (7. US-Armee) in Schweinfurt am 11. April 1945[3] besetzte diese sofort die Panzerkaserne. Sie wurde zu Ehren von Oberstleutnant William J. Ledward am 19. Oktober 1946 Ledward Barracks genannt. Er war Befehlshaber des 27. Artilleriebataillons und fiel 1944 in Italien.[3]
1948 wurde die Kaserne komplett von der US-Army übernommen.[1] In das zentrale Verwaltungsgebäude am Ehrenhof zog das Hauptquartier der neu gegründeten US-Heeresgarnison Schweinfurt ein. In der siebzigjährigen, amerikanischen Geschichte der Kaserne waren dort unzählige Einheiten, mit einer Vielzahl von Aufgaben, stationiert.[1] Nach Ende des Kalten Krieges durfte Jedermann, auch mit Auto, ohne Kontrolle in die Kaserne und Lokale und Veranstaltungen besuchen.
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9th Engineer Battalion Run 2012
Mit den Terroranschlägen am 11. September 2001 änderte sich die Lage schlagartig. Die Kaserne wurde für Außenstehende unbetretbar. Das einstige Haupteinfahrtstor an der Niederwerrner Straße wurde zur Nebenzufahrt (South Gate). Am Kasernenweg, in der Nordwestecke der Kaserne (Richtung Yorktown Village), am Ende der Ross Street, wurde eine neue Hauptzufahrt (Main Gate) errichtet. Sie besaß vier Fahrspuren, mit überdachtem Checkpoint (Security Gate), in Ausmaßen von Grenzkontrollanlagen an Staatsgrenzen, die beispielsweise den Checkpoint Charlie an der einstigen Berliner Mauer übertraf.
Zentrum für 12.000 Amerikaner
Die Ledward Barracks besaßen ca. 14 Truppenunterkunftsgebäude und insgesamt über 50 Gebäude und Einrichtungen.[2] 1991 wurde das 3rd Squadron der 4th Cavalry von Ledward in die Conn Barracks der USAG Schweinfurt verlegt.[1] Die Ledward Barracks waren nun militärisch stark ausgedünnt und nahezu nur noch Verwaltungs-, Versorgungs- und Freizeitzentrum der bis zu 12.000 Amerikaner. Die Kaserne besaß schließlich die Infrastruktur einer amerikanischen Kleinstadt mit: Kirche, Postamt, Klinik, Kaufhaus, Kino, Bank, Autohandel, Versicherungen, Lokalen, Paradeplatz und Buslinien zu den anderen Schweinfurter US-Arealen und nach Bad Kissingen, einstigem US-Standort und weiterhin Wohnort.
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Das Kaufhaus wurde vom Army & Air Force Exchange Service (AAFES) betrieben, einer Konsumgüterversorgungskette mit eigenen Ladengeschäften des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums, die u. a. der Versorgung der US-Army diente. Die Waren im Kaufhaus, den „PX“ (Post Exchange, auch „BX“ für Base Exchange) waren steuerfrei, weshalb ausschließlich Militärangehörige Zutritt erhielten.
Die rechtwinklig verlaufende Straßen in den Ledward Barracks wurden nach dem Vorbild von Manhattan als Avenues und Streets bezeichnet. Die beiden 600 m langen Haupt- und Längsstraßen hießen Murray Avenue und Marne Avenue (letztere heißt heute Carus-Allee) und die Querstraßen und kürzeren Längsstraßen Peden Street, Cobble Street und Ross Street. Die beiden parallelen Einbahnstraßen von und zur Niederwerrner Straße hießen Gibson Road und Sqires Road. Wodurch die Bezeichnungen der Straßen auf ihre unterschiedlichen Funktionen hinwiesen.
Abzug der US-Army 2014
2014 wurden die US-Streitkräfte komplett aus Schweinfurt abgezogen (siehe: U.S. Army Garrison Schweinfurt#Auflösung der Garnison). Nach dem Abzug stand unter anderem die Ledward-Kaserne für die Stadtentwicklung als US-Konversionsfläche zur Verfügung. Die Kaserne ging zunächst, Ende 2014,[2] in den Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), von der am 26. Februar 2015[2] die Stadt Schweinfurt die Kaserne für 9,1 Millionen Euro erwarb.
Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge 2015–2019
Einen stadtauswärtig gelegenen Teil der Kaserne, an der südwestlichen Ecke der Areals, vermietete die Stadt Schweinfurt für vier Jahre und insgesamt 2,5 Millionen Euro an den Freistaat Bayern. Am 1. Juni 2015 wurde hier eine Aufnahmeeinrichtung (auch: Erstaufnahmeeinrichtung) für Flüchtlinge eröffnet.[2]
Aufgenommene Personen in der Aufnahmeeinrichtung (AE):
Die Aufnahmeeinrichtung wurde 2018 vorübergehend in ein Ankerzentrum gleicher Kapazität (maximal 1.460 Flüchtlinge) umgewandelt und im Mai 2019 in die Conn Barracks, auf das Gebiet der Vorortgemeinde Niederwerrn verlegt. Seitdem gibt es im Bereich der Stadt Schweinfurt keinerlei Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge mehr.[6][7]
Carus-Park seit 2017
Carus-Park heißt seit 2017 das Areal der Ledward Barracks. Hier entsteht seitdem ein neuer Stadtteil für Forschung, Wissenschaft, Lehre, studentischem Wohnen und Freizeit, mit dem internationalen Hochschulcampus i-Campus Schweinfurt als Hauptnutzer.
Alte Panzerkaserne
Östlich der Adolf-Hitler-Kaserne (späteren Ledward Barracks) wurde unmittelbar zuvor eine Panzerkaserne errichtet. Im weiteren Sinn wird sie der westlichen Panzerkaserne zugerechnet, aber auch eigenständig als Alte Panzerkaserne bezeichnet. Sie war 10 ha groß[8] und besaß einen Schießplatz, die sogenannte Gabst. Es ist die älteste Kaserne (bzw. Kasernenteil) von insgesamt drei Kasernen des Militärstandortes Schweinfurt. Sie liegt östlich der Franz-Schubert-Straße, relativ innenstadtnah und wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise stark zerstört und danach nicht mehr militärisch, sondern nur noch zivil genutzt.
Im einstigen Kasernenareal befindet sich seit der früheren Nachkriegszeit im Südwesten das Domizil der Stadtwerke Schweinfurt, mit Verwaltung und Omnibusdepot. Im mittleren Bereich wurde 1966[9] ein großer, neuer Komplex für die Mercedes-Benz-Niederlassung Schweinfurt eröffnet, bis schließlich 2015 Mercedes in einen noch größeren, neuen Komplex im Maintal umzog. In der Nordostecke des Kasernenareals entstand um 1970 eine Wohnanlage, mit einem Hochhaus und zwei Punkthäusern.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Ron Mihalko, Forst: Geschichte der U.S. Kasernen in Schweinfurt
- Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
- Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), Konversion Schweinfurt: Geschichte der Liegenschaften des Militärstandortes Schweinfurt
- Mehrere Autoren: Wie lange müssen wir noch in diesen Ängsten leben?. Verlagshaus Weppert, Schweinfurt 1995, ISBN 3-926879-23-8, S. 117
- Regierung von Unterfranken: Asylbewerber in Unterfranken - Aufnahmeeinrichtung Schweinfurt. Abgerufen am 29. Juni 2018.
- mainpost.de: So zieht das Ankerzentrum um, 8. Februar 2019. Abgerufen am 10. Februar 2019.
- mainpost.de: Die Zahl der Rückführungen von Geflüchteten steigt, 3. Mai 2019. Abgerufen am 5. Mai 2019.
- Gemessen mittels BayernAtlas
- Geschichte Mercedes-Benz, EF Autocenter Mainfranken.de