Kirch-Göns
Kirch-Göns liegt im hessischen Wetteraukreis und ist der nördlichste Stadtteil der Stadt Butzbach mit etwa 1400 Einwohnern.
Kirch-Göns Stadt Butzbach | |
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Höhe: | 231 m ü. NHN |
Fläche: | 6,42 km²[1] |
Einwohner: | 1433 (31. Dez. 2016)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 223 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 35510 |
Vorwahl: | 06033 |
Geschichte
Vermutlich 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Michelsberg zu Bamberg zahlreiche königliche Höfe, so auch einen Teil des Reichsgutes in Kirch-Göns. Das Bestehen eines Ortes mit dem Namen Kirchunnesse ist für die Zeit ab 1145/53 urkundlich belegt. 1541 wurde mit dem ersten evangelischen Pfarrer Ebert die Reformation eingeführt.
Kirch-Göns gehörte zu dem Teil des Amtes Hüttenberg, einem nassauisch-hessischen Kondominat, der bei der Teilung von 1703 an die Landgrafschaft Hessen fiel. Hier gehörte es zum hessischen Amt Hüttenberg.[3]
1803 fasste die Landgrafschaft ihre nördlich des Mains gelegenen Gebiete in dem Fürstentum Oberhessen (später: Provinz Oberhessen) zusammen, wo nun auch Kirch-Göns lag, 1806 wurde die Landgrafschaft zum Großherzogtum Hessen. Dieses führte 1821 eine Verwaltungsreform durch, in der das Amt Hüttenberg aufgelöst wurde. Übergeordnete Verwaltung war nun der Landratsbezirk Gießen,[4] zuständiges Gericht das Landgericht Gießen.[4]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Kirch-Göns:
„Kirchgöns (L. Bez. Giessen) evangel. Pfarrdorf; liegt an dem Günsbach, so wie an der von Giessen nach Frankfurt ziehenden Chaussee, 2 1⁄2 St. von Giessen entfernt, hat 86 Häuser und 482 Einwohner, die außer 16 Juden evangelisch sind, sodann 1 Kirche und 1 Rathhaus. – Der Name der Gönser Mark, so wie eines Dorfes Göns (Gunnissen, Gunnisheim) wird in sehr alten Nachrichten erwähnt. Im Jahr 1703 kam der Ort aus der Gemeinschaft mit Nassau-Weilburg, ausschließend an Hessen. Den 15. Juli 1815 brannten hier 51 Gebäude ab, wofür die Brandentschädigung 12,592 fl. 10 kr. betrug.“[5]
Kirch-Göns gehörte zum Gebiet des Gemeinen Rechts, das hier ohne die Überlagerung von Partikularrecht galt. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[6]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Kirch-Göns, am 1. August 1972 kraft Landesgesetz mit weiteren Gemeinden, in die Stadt Butzbach eingegliedert.[7][8] Für Kirch-Göns wurde wie für die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[9]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Kirch-Göns lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][10][11]
- 1017: Lahngau, Grafschaft des Grafen Gerlach (in pago Logenahi in comitatu Gerlachi comitis)
- 14. Jahrhundert: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen)
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen-Marburg)[12]
- 1604–1648: hessischer Anteil strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau-Weilburg und Landgrafschaft Hessen-Darmstadt)
- ab 1703: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Teilungsvertrag), Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[13]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[14]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Hüttenberg
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1840: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- am 1. August 1972 Eingliederung von Kirch-Göns als Stadtteil in die Stadt Butzbach
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 400 Einwohner[15] |
• 1800: | 400 Einwohner[16] |
• 1806: | 419 Einwohner, 84 Häuser[14] |
• 1829: | 482 Einwohner, 86 Häuser[5] |
• 1867: | 639 Einwohner, 106 bewohnte Gebäude[17] |
• 1875: | 616 Einwohner, 112 bewohnte Gebäude[18] |
Kirch-Göns: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 400 | |||
1800 | 400 | |||
1806 | 419 | |||
1829 | 482 | |||
1834 | 513 | |||
1840 | 582 | |||
1846 | 604 | |||
1852 | 608 | |||
1858 | 581 | |||
1864 | 638 | |||
1871 | 613 | |||
1875 | 616 | |||
1885 | 639 | |||
1895 | 632 | |||
1905 | 665 | |||
1910 | 699 | |||
1925 | 786 | |||
1939 | 849 | |||
1946 | 1.360 | |||
1950 | 1.404 | |||
1956 | 1.330 | |||
1961 | 1.285 | |||
1967 | 1.368 | |||
1970 | 1.335 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2008 | 1.418 | |||
2010 | 1.430 | |||
2011 | 1.386 | |||
2015 | 1.443 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1][2]; nach 1970: Stadt Butzbach; Zensus 2011[19] |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 466 evangelische (= 96,68 %), 16 jüdische (= 3,32 %) Einwohner[5] |
• 1961: | 991 evangelische (= 77,12 %), 273 katholische (= 21,25 %) Einwohner[1] |
Eine jüdische Gemeinde konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr entwickeln. In Kirch-Göns erinnern noch der jüdische Friedhof sowie an der Hauptstraße 36 vier Stolpersteine an die ehemals jüdische Bevölkerung.
Wappen
Das Wappen wurde am 8. September 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „In Rot über zwei gekreuzten goldenen Schwertern ein silberner Kirchturm mit goldener Tür und romanischem Doppelfenster, bekrönt von einem rechtsgewendeten Hahn über einem rhombisch gefassten Turmkreuz.“[21]
Kulturdenkmäler
Wirtschaft und Infrastruktur
Bekannt war der Ortsteil vor allem unter den in Deutschland stationierten US-amerikanischen Soldaten, da sich hier die große Ayers-Kaserne mit bis zu 6500 Soldaten befand, die 1997 geschlossen wurde. Im Jahre 2003 wurde das 104 Hektar große Gelände von einer international tätigen Spedition aus dem benachbarten Niederkleen übernommen. Das Gelände erhielt den Namen Magna Park und entwickelte sich zu einem Logistikpark mit Niederlassungen von u. a. UPS, Bosch und LIDL.
Verkehr:
In Kirch-Göns halten Regionalbahnen der Main-Weser-Bahn (Frankfurt-Gießen-Kassel). Die Bundesstraße 3 führt als Ortsumgehung am Ort vorbei und geht beim vier Kilometer entfernten Lang-Göns nahtlos in die beginnende Bundesautobahn 485 über.
Literatur
- Dieter Wolf: Dorfgeschichte im Überblick [Kirchgöns]. In: Dorfchronik-Ausschuss (Hrsg.): 850 Jahre Kirch-Göns. Butzbach-Kirch-Göns 2000, S. 8–66.
- Literatur über Kirch-Göns In: Hessische Bibliographie[22]
Weblinks
- Stadtteil Kirch-Göns. (Memento vom 25. September 2018 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Butzbach.
- Geschichte von Kirch-Göns. (Memento vom 13. Januar 2009 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Butzbach.
- Kirch-Göns, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Kirch-Göns, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Internetauftritt. Stadt Butzbach, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Mai 2018. (archivierte Zahlen)
- L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 54.
- Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (407–408) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 141 f. (Online bei google books).
- Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 361.
- Hauptsatzung. (PDF; 103 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 16, § 28 (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 262 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 200 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 217 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 118 (Online bei google books).
- Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 15 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Ortsbeiräte Stand Juni 2016
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Kirch-Göns, Landkreis Friedberg vom 8. September 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 39, S. 1643, Punkt 1358 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7 MB]).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!