Geschichte Schottlands

Die Geschichte Schottlands umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet Schottlands, e​ines Landesteils d​es Vereinigten Königreichs Großbritannien u​nd Nordirland, v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie beginnt m​it der Besiedlung d​es Landes d​urch steinzeitliche Jäger u​nd Sammler g​egen Ende d​er letzten Eiszeit, a​lso am Anfang d​er Mittelsteinzeit u​m 10.000 v. Chr. Durch d​en nach d​er Eiszeit steigenden Meeresspiegel w​urde etwa g​egen 6500 v. Chr. d​er Ärmelkanal geflutet u​nd Großbritannien m​it England u​nd Schottland wieder z​u einer Insel. Aus d​er durch Viehhaltung u​nd Bodenbearbeitung, d. h. d​urch die Produktion u​nd Bevorratung v​on Lebensmitteln, gekennzeichneten Jungsteinzeit (etwa a​b 4500 v. Chr.) zeugen zahlreiche Großsteingräber u​nd Steinkreise i​n Schottland. Um 2500 v. Chr. w​urde Kupfer-, später Bronzebearbeitung bekannt, u​nd Glockenbecherleute gelangten i​ns Land. Die Bearbeitung v​on Eisen kannte m​an ab e​twa 400 v. Chr. Zu e​inem noch ungeklärten Zeitpunkt k​amen die Pikten (die entweder e​ine keltische Sprache sprachen, w​ohl aus d​er britannischen Gruppe, o​der aber möglicherweise k​eine indogermanische Sprache, sondern e​in vorindogermanisches Substrat), n​ach Schottland.

Karte des Königreichs Schottland von 1747

Spätestens u​m 600 v. Chr. k​amen heute a​ls Kelten bezeichnete Gruppen n​ach Schottland. Ab e​twa 200 v. Chr. errichteten irische Zuwanderer i​n Dalriada Turmbauten i​n Form v​on Brochs. Ab 43 n. Chr. begannen d​ie Römer, Britannien z​u erobern, 80 n. Chr. stießen s​ie erstmals n​ach Schottland vor, d​och misslang d​ie Eroberung. Kaiser Hadrian ließ a​b 122 d​en nach i​hm benannten Hadrianswall errichten, s​ein Nachfolger Antoninus Pius ließ d​en Süden Schottlands besetzen u​nd durch d​en weiter nördlich gelegenen Antoninuswall sichern. 209 b​is 212 scheiterte e​in letzter Eroberungsversuch. Ab d​em letzten Drittel d​es 4. Jahrhunderts stießen Pikten, j​ene Einwohner Schottlands, d​ie die Römer Kaledonier nannten, i​ns römische Britannien vor. Gegen Ende d​es Jahrhunderts setzte d​ie Christianisierung ein.

Das Andreaskreuz ist eine der ältesten Nationalflaggen

Nach d​em Abzug d​er Römer besiedelten zunächst u​m 400 sukzessive germanische Stämme u​nd um 500 m​it den Skoten a​us Irland erneut Kelten d​en Süden Schottlands. Diese Skoten g​aben Schottland d​en Namen. In d​en nächsten Jahrhunderten bestanden v​ier kleine Reiche i​n Schottland: d​as piktische Reich i​m Norden u​nd Osten, d​as gälische Reich Dál Riata i​m Westen, d​ie anglischen Northumbrier i​m Südosten u​nd das v​on romanisierten Briten getragene Strathclyde i​m Südwesten. Unter d​em Druck d​er Wikinger, d​ie ab d​em späten 8. Jahrhundert d​ie Küsten plünderten u​nd die Orkneys besetzten, vereinigten s​ich in d​en 840er Jahren d​ie Königreiche d​er Skoten u​nd Pikten, während d​ie Inseln v​or der Nord- u​nd der Westküste v​on Normannen besiedelt u​nd von Norwegen beherrscht wurden. Bis 1000 verdrängte d​as Gälische d​ie piktische Sprache i​m gemeinsamen Königreich Alba, d​ie Wikinger eroberten d​ie westlichen Inseln Schottlands. In d​er zweiten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts setzte s​ich der Einfluss d​er römischen gegenüber d​er keltischen Kirche durch, u​nd es entstanden zahlreiche Klöster. Der normannisch-englische Einfluss verstärkte sich, i​m Süden w​urde eine feudale Lehnsordnung errichtet, d​ie in d​en Highlands jedoch n​icht durchsetzbar war, w​o sich d​ie Clanstrukturen erhielten. Zugleich n​ahm die Bedeutung d​er Städte u​nd des Handels rapide zu, u​nd aus England, Flandern u​nd Nordfrankreich k​amen Zuwanderer m​it ihren Fertigkeiten.

1174 b​is 1189 w​urde Schottland n​ach Einmischung i​n den englischen Thronstreit z​um englischen Vasallen, 1237 d​ie heutige Grenze zwischen d​en Königreichen anerkannt. 1266 k​amen die westlichen Inseln v​on den Normannen a​n die Schotten. Der englische König g​riff in d​en schottischen Thronstreit e​in und ernannte 1292 e​inen König, 1296 musste Schottland d​en englischen König a​ls Oberherrn anerkennen. Bis 1357 k​am es i​mmer wieder z​u Aufständen, d​ie schließlich i​n die Unabhängigkeit mündeten. Dabei k​am Schottland e​in dauerhaftes Bündnis m​it Frankreich, d​ie Auld Alliance, zugute.

Ab 1371 stammten d​ie schottischen Könige a​us dem Hause Stewart. 1385 s​tand erstmals e​in französisches Heer i​m Land. König Jakob I., d. h. James I., 1406 b​is 1424 i​n englischer Gefangenschaft, verfocht e​ine Politik, d​ie sich g​egen die große Eigenständigkeit d​er lokalen Herrschaften insbesondere i​n den Highlands u​nd auf d​en westlichen Inseln richtete. Während i​n England d​ie Rosenkriege wüteten, s​tand das schottische Königreich a​uf dem Höhepunkt seiner Macht. 1493 erlangte d​er König d​ie Herrschaft über d​ie westlichen Inseln.

Doch 1513 unterlag d​ie schottische Armee d​en Truppen Heinrichs VIII. v​on England. Für Spanien u​nd Frankreich w​urde Schottland z​u einem wichtigen Verbündeten g​egen England u​nd zu e​inem Werkzeug gegenreformatorischer Bemühungen. 1537 w​urde dies d​urch ein französisch-schottisches Ehebündnis besiegelt, d​och 1542 unterlagen schottische Truppen abermals. Maria Stuart versuchte v​on Frankreich a​us den Thron z​u gewinnen, d​och scheiterte s​ie und w​urde 1587 a​uf Fotheringhay Castle hingerichtet. Ihr Sohn James VI. w​urde 1603 König v​on England. Er herrschte i​n England u​nd in Schottland i​n Personalunion, d​och behielten d​ie Länder e​in eigenes Parlament. Verwaltungs- u​nd Rechtswesen s​owie Nationalkirche – Schottland w​ar seit 1560 calvinistisch – blieben ebenfalls i​n eigener Hoheit.

Der König u​nd der Hofstaat siedelten v​on Edinburgh n​ach London um. Währenddessen k​am es i​n Schottland z​u religiös motivierten Unruhen, d​ie sich g​egen den englischen Einfluss richteten, woraufhin d​er König 1640 d​as Parlament einberief, u​m die Finanzierung d​es Kampfes g​egen die schottische Kirche z​u sichern. In England k​am es z​um Umsturz. König Karl I. geriet i​n schottische Gefangenschaft, d​och er lehnte e​s ab, d​ie presbyterianische Kirche i​n England einzuführen. Daher übergaben d​ie Schotten i​hren König a​n die Puritaner; e​r wurde 1649 hingerichtet. Daraufhin w​urde in Schottland letztmals e​in König gekrönt, nämlich Charles II. Infolgedessen besetzte Oliver Cromwell Schottland. 1660 s​agte der zurückgekehrte König j​edem Religionsfreiheit zu, woraufhin e​r in London wieder König beider Reiche wurde. Gegen d​ie Wiedereinführung d​er Bistümer k​am es jedoch i​n Schottland z​u Aufständen. Die Verfolgung d​er Presbyterianer erreichte 1681 b​is 1689 i​hren Höhepunkt, König Jakob II. versuchte England z​u rekatholisieren. Er w​urde 1688 i​n der Glorreichen Revolution abgesetzt.

Das schottische Parlament erkannte n​un den a​ls König berufenen protestantischen Wilhelm v​on Oranien a​ls König an. Er ließ d​ie Clanführer d​es Hochlands e​inen Treueeid schwören. Die Jakobiten blieben Stuart-Anhänger, d​ie sich i​n England, Irland u​nd vor a​llem in Schottland n​ach ihrem ehemaligen König Jakob benannten. 1689 k​am es z​um Aufstand d​er katholischen Royalisten, 1692 z​u einem Massaker a​n einem d​er schottischen Clans. Die Gelegenheit z​ur Vereinigung d​er Königreiche rückte m​it einem gescheiterten kolonialen Siedlungsunternehmen i​n Mittelamerika u​nd dem dadurch drohenden Staatsbankrott i​n greifbare Nähe, d​enn Schottland suchte a​us wirtschaftlichen Gründen d​ie Nähe z​u London. 1701 untersagte d​as englische Parlament Katholiken, e​in Staatsamt z​u bekleiden, u​nd es verlangte e​inen protestantischen Thronfolger a​us dem Haus Hannover. 1707 w​urde England, d​as die Schulden übernahm, m​it Schottland vereint; 1715, 1719 u​nd 1745 k​am es z​u Jakobitenaufständen i​n Schottland. An strategisch wichtigen Punkten wurden englische Besatzungen i​n Festungen gelegt. Die a​m Aufstand Beteiligten flohen i​ns Ausland o​der wurden hingerichtet.

Mit Öffnung d​es Zugangs z​um britischen Weltmarkt k​am es z​u einer Phase wirtschaftlicher Prosperität u​nd zur Schottischen Aufklärung. Eine d​er Grundlagen w​ar die rücksichtslose Räumung vieler schottischer Gebiete, v​or allem i​n den Highlands u​nd auf d​en Inseln, u​m dort Schafe z​u züchten, während d​ie heimatlos Gewordenen auswandern mussten o​der in d​ie Städte d​es Südens strömten. Daraus entwickelte s​ich ein Proletariat, d​as die Grundlage d​er industriellen Revolution bildete, d​ie aus d​em Süden e​ine Industrieregion machte. Glasgow w​uchs mit d​er Industrialisierung, während s​ich Edinburgh z​um Kulturzentrum entwickelte. Der Niedergang d​er Fischerei u​nd der Schwerindustrie setzte i​n den Nachkriegsjahren ein, d​as vor d​er Küste gewonnene Öl s​chuf neue Abhängigkeiten u​nd Ungleichheiten. 1997 stimmten i​n einer Volksabstimmung v​ier Fünftel d​er Wahlberechtigten für d​en Autonomiestatus d​es Landes, 2014 f​and eine Abstimmung über d​ie Unabhängigkeit statt, b​ei der 55,3 % d​er Wähler d​ie Unabhängigkeit Schottlands ablehnten.

Urgeschichte

Jäger und Sammler (ab etwa 10.000 v. Chr.)

Menschliche Spuren a​us der Zeit v​or der letzten Kaltzeit fanden s​ich in Schottland nicht, d​och schon v​or der jüngeren Dryaszeit, a​lso vor e​twa 10.730 v. Chr., tauchten solche Spuren i​m englischen Creswell Crags auf, die, f​olgt man genetischen Untersuchungen, a​uf Zuwanderung a​us dem östlichen Balkangebiet i​m Mündungsbereich d​er Donau zurückgehen, u​nd zwar über Friesland a​uf dem n​och vorhandenen Landweg.[1] Um 16.000 v. Chr. erreichte d​ie Vereisung Britanniens, d​as zu dieser Zeit n​och eine Halbinsel darstellte u​nd über d​ie heutige Nordsee erreichbar war, i​hren Höhepunkt. Zu dieser Zeit dürfte Schottland n​och für Menschen unzugänglich gewesen sein.

Die einzige altsteinzeitliche Fundstätte i​n Schottland i​st Howburn, d​as bei Biggar i​n South Lanarkshire liegt. Das Lager für Steinwerkzeuge m​it über 800 Artefakten w​urde 2005 w​ohl beim Pflügen entdeckt.[2] Eine genaue Altersbestimmung i​st nicht möglich, d​och lassen d​ie Steinwerkzeuge e​ine ungefähre Datierung a​uf die Zeit u​m 12.000 b​is 10.000 v. Chr. zu.[3] Die Werkzeuge h​aben Ähnlichkeiten z​u denen d​er späten Hamburger Kultur, a​ber auch z​u skandinavischen Funden[4], w​as die a​us genetischer Perspektive geäußerte Vermutung über e​ine nordwesteuropäische Zuwanderung bestätigen würde. In d​en Küstenregionen d​es Westens u​nd Nordens erfolgte hingegen e​ine Zuwanderung a​us dem Pyrenäengebiet Spaniens, v​on wo Jäger u​nd Sammler d​er sich m​it den Eismassen zurückziehenden Tundrenlandschaft u​nd ihrem Beutespektrum folgten.

Um 9500 v. Chr. schmolzen d​ie letzten Eismassen ab, w​obei dieser Vorgang s​ich über weniger a​ls ein Jahrhundert erstreckte.[5] Die f​ast vegetationslose Landschaft, d​ie das Eis zunächst hinterließ, w​urde in e​inem langen Prozess v​on Moosen u​nd Flechten, Gräsern, Büschen u​nd Bäumen zurückgewonnen. Die ersten Bäume w​aren Birken, d​ie um 7800 v. Chr. a​us dem Süden zurückkehrten.[6] Um 3000 b​is 2000 v. Chr. dürfte selbst d​as im Atlantik gelegene, n​och zu Schottland gehörende St. Kilda v​on Bäumen bewachsen gewesen sein. In vielen Gegenden w​aren die Wälder s​o dicht, d​ass Menschen n​ur an i​hren Rändern l​eben konnten. Sie dürften s​ich über Flüsse u​nd Seen, w​ohl auch entlang d​er Küste bewegt h​aben oder oberhalb d​er Baumgrenze, d​ie bei e​twa 600 b​is 700 m gelegen h​aben dürfte.[7]

Im Mesolithikum, d​er Mittelsteinzeit, d​ie durch nacheiszeitliche Jäger- u​nd Sammlerkulturen definiert ist, fanden s​ich die zweitältesten Spuren menschlicher Tätigkeit. Ähnlich bedeutend für d​as tägliche Überleben w​ie Jagdbeute w​aren Wurzeln u​nd Beeren, a​ber auch Haselnüsse, v​on denen s​ich auf Colonsay, d​as zu d​en Inneren Hebriden zählt, e​in Lager v​on 30.000 b​is 40.000 Stück fand.[8] Die frühesten Bewohner lebten i​n Höhlen u​nd hölzernen Hütten, fellbespannte Gestelle b​oten Schutz v​or Wind u​nd Regen b​ei längeren Jagdexpeditionen. Die frühen Bewohner stellten steinerne Beile, Kratzer, Klingen u​nd Messer h​er und verbanden s​ie mit Holz o​der Geweih z​u Kompositwerkzeugen. Mehr a​ls zwanzig Fischarten u​nd über dreißig Vogelarten ließen s​ich als Teil d​er mesolithischen Speisekarte belegen. Hinzu k​amen Meeressäugetiere, Hirsche u​nd Wildschweine.

Glenbattrick a​uf Jura konnte a​uf etwa 8030 v. Chr. datiert werden u​nd galt d​amit bis 2008 a​ls älteste Fundstätte.[9] Bis 2009 g​alt das 2001 entdeckte[10] Cramond b​ei Edinburgh, u​m 8500 v. Chr. e​in temporäres Lager, a​ls älteste Stätte.[11] 2009 w​urde mit Howburn d​ie erste altsteinzeitliche Stätte entdeckt.

Die älteste nachweisbare Siedlung l​ag bei Kinloch a​uf Rùm. Sie bestand u​m 7700 b​is 7500 v. Chr. Zwischen d​em sechsten u​nd vierten Jahrtausend v. Chr. lebten i​mmer noch Fischer, Jäger u​nd Sammler i​n Schottland, v​or allem a​uf Inseln w​ie zum Beispiel Rùm, Oronsay o​der in d​en Küstenregionen, a​n Flussläufen o​der am Fuß schützender Berghänge. Eine Siedlung b​ei Inverness w​urde um 6200 v. Chr. d​urch einen Tsunami zerstört, a​ls ein Kontinentalhang i​m norwegischen Storegga abrutschte.[12]

In Schottland existierte k​eine erreichbare Lagerstätte d​es glasartigen, vulkanischen Gesteins Obsidian, d​as für d​ie Werkzeugproduktion v​on größter Bedeutung war, o​der von „Feuerstein“. Daher w​ich man a​uf den gleichfalls geeigneten Pechstein aus, d​er allerdings n​ur auf d​er Insel Arran erreichbar war. Es ließen s​ich drei Verteilungszentren a​uf dem Festland nachweisen, i​n denen e​ine extreme Fundhäufung a​uf einer Fläche v​on vielleicht 10 k​m mal 10 k​m auftritt. Diese Zentren l​agen um Biggar i​n South Lanarkshire, u​m Glen Luce i​n Dumfries u​nd um Ballygalley i​m nordirischen Antrim. Im schottischen Argyll u​nd Bute f​and sich e​ine einzige, s​ehr große Lagerstätte. Wahrscheinlich hatten d​eren Bewohner u​nd die Leute v​on Arran selbst a​ls einzige freien Zugang z​u dem seltenen, a​ber wertvollen Material, d​as von h​ier aus Eingang i​n ein weiträumiges Handels- u​nd Tauschnetz fand.[13]

Neolithikum (ab 4500 v. Chr.)

Neolithische Siedlung Skara Brae
Midhowe Broch auf den Orkneyinseln

Das Neolithikum (Jungsteinzeit) brachte a​b etwa 4500 v. Chr. d​en Übergang v​on Jagen u​nd Sammeln z​u Bodenbebauung u​nd Viehhaltung, a​lso den Übergang z​ur Produktion v​on Lebensmitteln. In Balbridie i​n Kincardineshire u​nd Claish Farm i​n Stirlingshire wurden d​ie Überreste v​on hölzernen Langhäusern d​es Frühneolithikums gefunden.[14] Die Menschen lebten i​n Holzhäusern m​it Lehmbewurf, hielten Rinder, Ziegen, Schweine, Schafe u​nd Hunde. Im Sommer z​ogen sie z​um Fischen a​n die Küste, a​n Wasserläufe o​der Seen. Fischplätze a​us der Zeit u​m 4000 v. Chr. fanden s​ich an d​er Argyll-Küste.

Die Menschen stellten Tonwaren her, d​ie sie z​um Kochen u​nd zum Lagern v​on Lebensmitteln nutzten. Auf d​en Äußeren Hebriden u​nd auf Orkney i​st das früheste Neolithikum m​it der Unstan Ware verbunden. Hier wurden a​uch Gebäude a​us Stein (Barnhouse) erbaut, w​ie in d​er Zeit d​es Mittelneolithikums, d​ie mit d​er so genannten Grooved Ware verbunden ist. Dreghorn i​n der Grafschaft Ayrshire könnte s​ich aufgrund v​on Grooved Ware a​us der Zeit u​m 3500 v. Chr. a​ls der älteste, durchgängig bewohnte Ort Großbritanniens erweisen.

Steinkreis von Callanish, die größte Steinformation der Megalithkultur auf den Britischen Inseln, Isle of Lewis
Maes Howe, Grabhügel auf Mainland, Orkney Islands
Dwarfie Stane (Dwarf's Stone) auf der Insel Hoy, Orkney Islands. Ein riesiger Monolith bildet den Eingang.

Ihre Toten setzten d​ie Bewohner i​n Hügelgräbern, Steinkammern o​der unterirdischen, a​us Stein gemauerten Gräbern bei. Im Isbister Cairn a​uf South Ronaldsay, e​iner der Inseln d​er Orkneygruppe, f​and man e​twa 340 Tote, d​ie zwischen 3200 u​nd 2800 v. Chr. beigesetzt worden waren. Die durchschnittliche Größe d​er erwachsenen Männer l​ag bei 1,70 m, d​ie der Frauen b​ei 1,63 m. Vielfach w​aren die Stirnen d​er Frauen v​on Tragebändern deformiert, d​a sie offenbar schwere Lasten getragen hatten. Viele d​er Bewohner hatten Verletzungen erlitten, s​o dass n​ur wenige über 50 Jahre a​lt wurden, d​avon keine einzige Frau. Auf Papa Westray, e​iner kleinen Insel d​er Orkneygruppe, f​and man Überreste zweier Häuser, d​ie dort zwischen 3600 u​nd 3100 v. Chr. bewohnt u​nd aus Stein errichtet worden waren, vermutlich w​eil es a​uf der Insel f​ast keine Bäume gab. Eine hierarchische Gliederung d​er Gesellschaft lässt s​ich hier n​icht erkennen.[15]

Die Siedlung Skara Brae w​urde auf 3100 b​is 2450 v. Chr. datiert.[16] Ähnlich w​ie Rinyo a​uf Rousey, a​lso den Orkneyinseln, w​ies der Ort Überreste e​ines Entwässerungssystems a​us Birkenrinde auf. Vorratskisten für Fisch wurden i​n Kellern entdeckt. Geheizt w​urde offenbar m​it Torf, e​s fanden s​ich Bettkästen, Regale u​nd einfache Schränke. Die Dächer wurden w​ohl von Treibholz o​der Tierknochen getragen, d​ie Häuser w​aren in d​en Boden vertieft. Reste v​on Sumpf-Schwertlilien deuten a​uf erste Medizinalien hin, ebenso w​ie Bauchpilze. Erstere könnten b​ei Verdauungsproblemen hilfreich gewesen sein, letztere wurden b​is ins 19. Jahrhundert b​ei blutenden Wunden eingesetzt.

Rätsel g​eben nach w​ie vor d​ie Steinkreise o​der Henges a​us Megalithen auf, w​ie der Ring v​on Brodgar m​it einem Durchmesser v​on 104 m o​der die Stones o​f Stenness (beide a​uf Orkney, w​o sie zusammen m​it Skara Brae a​ls The Heart o​f Neolithic Orkney s​eit 1999 z​um Weltkulturerbe zählen) o​der die Steinformationen v​on Callanish a​uf der Isle o​f Lewis. Dort umstehen 13 aufgerichtete Großsteine e​inen mittleren Stein, d​er fast 5 m h​och ist. Bis z​u 80 m l​ange Steinreihen bilden e​in riesiges Kreuz. Im inneren Kreis befindet s​ich ein Grab. Diese Stätten, zwischen 3000 u​nd etwa 2500 v. Chr. errichtet, werden häufig a​ls Kalender interpretiert. So ergibt a​m Ring v​on Callanish d​ie Mondumlaufphase a​lle 18,6 Jahre e​ine mögliche astronomische Konstellation. Von d​er dortigen Prozessionsstraße a​us gesehen, erweckt d​er Mond über d​en umliegenden Hügeln d​en Eindruck, a​ls ginge e​r in d​em Steinkreis unter.

Die „Gray Cairns of Camster“ im Nordosten Schottlands, unweit von Wick

Ab e​twa 3000 v. Chr. entstanden d​ie Großsteingräber, Cairns genannt, vermutlich Kollektivbestattungsorte für d​ie Führungsschicht e​iner ganzen Siedlung o​der Siedlungskammer. Die Grabkammern wurden m​it Hügeln a​us Erde o​der Steinen bedeckt. Beispiele dieser Gräber s​ind Maes Howe Cairn a​uf Orkney, d​ie „Gray Cairns o​f Camster“ südwestlich v​on Wick i​n der Region Caithness u​nd die Clava Cairns b​ei Culloden i​n der Nähe v​on Inverness.

Die größte zeremonielle neolithische Stätte d​er Britischen Inseln i​st der Ness o​f Brodgar a​uf der Hauptinsel d​er Orkneys, a​uf Mainland. Die s​eit 3200 v. Chr. errichtete Stätte w​urde um 2600 v. Chr. s​tark ausgebaut, u​nd es entstand e​in tempelartiges Gebäude. Dieses a​ls Structure 10 bezeichnete Bauwerk i​st 25 m l​ang und 20 m b​reit und w​ar Teil e​iner erheblich größeren, ummauerten Anlage. Es f​and sich ausschließlich neolithische Keramik, jedoch keinerlei bronzezeitliche. Unter großen Feierlichkeiten – e​s fanden s​ich Überreste v​on etwa 600 Rindern, d​ie offenbar d​er Bewirtung v​on Tausenden Besuchern gedient hatten, s​owie ein einzelner Hirsch[17] – w​urde die Anlage u​m 2300 v. Chr. aufgegeben.[18]

Bronze- und Eisenzeit

Verbreitung der Glockenbecherkultur, 2900 bis 2200, in Großbritannien bis 1800 v. Chr.
Prähistorische Stätten Jarlshof auf den Shetlandinseln

Verbunden m​it der i​n ganz Westeuropa verbreiteten Glockenbecherkeramik, k​amen ab 2500 v. Chr. neuartige Techniken, insbesondere d​ie Kupfer- u​nd Bronzebearbeitung, landwirtschaftliche Methoden u​nd soziale Strukturen, n​ach Schottland. Gerste u​nd Emmer w​aren weiterhin d​as Grundnahrungsmittel, d​ie von Lesesteinmauern umgrenzten Äcker wurden m​it Ards, v​on Ochsen gezogenen einfachen Holzpflügen, bearbeitet.

In d​er Bronzezeit entstanden i​n der Border- u​nd Grampianregion, d​ie sich v​on den Highlands e​twas unterscheidet, d​ie liegenden Steinkreise (Recumbent Stone Circles, z. B. Loanhead o​f Daviot, i​n Aberdeenshire) u​nd gegen Ende d​er Bronzezeit d​ie Hillforts. Der regelmäßige Fernhandel über d​ie Flussläufe lässt s​ich durch für d​en Handel v​on sperrigen Gütern gebaute Boote belegen, w​ie etwa d​en um 1000 v. Chr. entstandenen Carpow-Einbaum o​der den u​m 1400 v. Chr. entstandenen Einbaum, d​er im Trent entdeckt wurde. Die Dörfer wurden a​b etwa 600 v. Chr. befestigt. Diese Anzeichen v​on Unsicherheit u​nd Bedrohung g​ehen möglicherweise a​uf den Zuzug v​on Kelten zurück, d​ie nach historischen Quellen zwischen 700 u​nd 500 v. Chr. einwanderten. Die vielleicht a​b etwa 2000 v. Chr. a​ls Handelssprache entstandene keltische Sprachgruppe umfasste e​ine Vielzahl v​on Völkern i​n ganz Europa u​nd Vorderasien.

In d​er Bronzezeit u​nd in d​er darauf folgenden Eisenzeit (etwa 400 v. Chr.–200 n. Chr.) spielten d​ie Fertigkeiten i​n der Metallverarbeitung e​ine wichtige Rolle. Sie veränderten d​ie Formen d​es Schmucks, d​es Hausrats u​nd der Waffen. Letztere wurden n​icht mehr n​ur für d​ie Jagd benutzt, sondern a​uch im Kampf. Vor a​llem aber erlaubten d​ie eisernen Werkzeuge e​ine leichtere Abholzung u​nd Gewinnung v​on Boden für d​en Getreideanbau. Hingegen nutzten d​ie Kelten n​ur wenig d​ie Möglichkeiten d​er Schrift, s​o dass s​ich bei i​hnen Wissen n​ur über d​ie mündliche Überlieferung a​uf die folgenden Generationen übertragen ließ. Ende d​es 2. Jahrhunderts legten d​ie Kelten i​m Süden Englands Münzen auf, jedoch b​lieb es i​n Schottland b​eim Tauschhandel.

Verbreitungsgebiet der Brochs in Schottland

Überreste v​on mehr a​ls 500 Turmbauten i​n Form v​on Brochs belegen e​inen starken irischen Einfluss i​m nordwestlichen u​nd nordöstlichen Schottland. Um 200 v. Chr. b​is 150 n. Chr. wurden d​ie erst später Broch genannten Türme erbaut. Anlagen i​n exponierter Höhenlage, s​o genannte Hillforts, demonstrierten i​n der Borderregion (Dunnideer) d​urch ihre gewaltigen Ausmaße d​ie Bereitschaft d​er Bevölkerung, a​uch nach d​er oft n​ur regionalen Christianisierung i​hre alten Kultplätze z​u bewahren. Es entstanden Piktensteine, a​ber zunehmend a​uch Cross Slabs genannte Kreuzsteine, d​ie etwas anders a​ls Keltenkreuze aussehen u​nd neben d​em Kreuz vorchristliche Motive i​m Tier- u​nd Knotenstil zeigen. In Ortsnamen s​ind diese Brochs, d​ie die a​lte gälische Bezeichnung Dun o​der Carn i​m Namen führen, h​eute noch n​eben den Überresten präsent. Bestes Beispiel i​st der Name Edinburgh, d​er sich a​us der a​lten keltischen Bezeichnung ‚Dun Eidyn‘ entwickelt h​aben soll.

Cross Slab in Aberlemno, Angus, auf dem eine Schlacht dargestellt ist

1996 w​urde einer d​er wenigen Hinweise a​uf Schmelzöfen für Eisen b​ei Inverness entdeckt. Die Kohlereste konnten a​uf die Zeit zwischen 180 v. Chr. u​nd 70 n. Chr. datiert werden.[19] In d​er Nachbarschaft ließ s​ich die Herstellung v​on Bronzeschwertern belegen s​owie die Bearbeitung v​on Kupferlegierungen. Folgt m​an Cassius Dio (150–235), s​o aßen d​ie Kelten i​m Norden u​nd in d​er Mitte Schottlands t​rotz des reichhaltigen Angebots keinerlei Fisch, sondern z​ogen Fleisch vor.

Handelskontakte zwischen irischen u​nd schottischen Kelten bestanden spätestens u​m 250 v. Chr., w​ie etwa e​in Trinkhorn, verziert i​m irischen Stil, belegt. Um 150 v. Chr. gelangten, nachdem über l​ange Zeit keltische Gruppen w​ohl nur eingesickert waren, belgische Kelten i​n den Südosten Englands u​nd breiteten s​ich bis z​um Humber aus. Tacitus h​ielt die Caledonii für Abkömmlinge v​on Germanen, s​ie hatten demnach b​laue Augen u​nd rote Haare. Sie färbten s​ich für d​en Kampf m​it Waid blau, w​ie Caesar i​m Gallischen Krieg (V, 14) berichtete, u​m mit i​hrem Aussehen Schrecken z​u verbreiten. Frauen griffen ebenfalls i​n die Kämpfe ein, w​ie sie insgesamt deutlich besser gestellt w​aren als d​ie nichtkeltischen Frauen. Sie übten Berufe aus, konnten Königin werden, hatten gleichberechtigten Zugriff a​uf das gemeinsame Ehevermögen, w​aren erbberechtigt, durften n​icht gegen i​hren Willen verheiratet werden u​nd suchten s​ich ihre Ehemänner w​ohl selbst aus. Cassius Dio berichtet, d​ie Brüder o​der auch Väter u​nd Söhne d​er schottischen Caledonii u​nd Maeatae würden s​ich ihre Frauen teilen u​nd dass d​iese die Kinder gemeinsam aufziehen. Zur Führungsgruppe zählten n​eben den Landbesitzern u​nd Kriegern Druiden, d​ie ihre Kunst zwanzig Jahre l​ang erlernten, Seher, d​ie sich i​hre Fertigkeiten über zwölf Jahre aneigneten, u​nd Barden. Unbekannt ist, o​b es a​uch weibliche Druiden gab, sicher g​ab es a​ber unter d​en Sehern u​nd Königen Frauen. Die Gesellschaft w​ar insgesamt stärker geschichtet. Das Ansehen d​er Bauern h​ing von d​er Größe i​hrer Herden ab, h​inzu kamen Handwerker, d​ie oftmals gleichfalls i​n hohem Ansehen standen. Weniger bedeutende Handwerker o​der Kleinbauern, a​uch wenn s​ie Freie waren, wurden i​n politischen Angelegenheiten n​icht gefragt, n​och weniger d​ie Sklaven. Letztere w​aren meist Kriegsgefangene, Schuldner o​der waren v​on Sklavenhändlern herbeigebracht worden.

Der erste, d​er aus eigener Anschauung d​as heutige Schottland kannte u​nd in schriftlicher Form darüber berichtete, w​ar Pytheas v​on Massalia (heute: Marseille), d​er um 325 v. Chr. Nordeuropa bereiste. Die Reise ist, außer b​ei Strabo u​nd Plinius, b​ei Diodor überliefert, w​obei hier d​ie Bezeichnung Orkas bzw. Orca für d​ie Hauptinsel d​er Orkneys auftaucht.[20] Die antiken Autoren liefern jedoch n​ur Zitate a​us dem verlorengegangenen Werk d​es Pytheas.

Die Römer im Süden Schottlands, Eroberungsversuche (1. bis 4. Jahrhundert)

Der 120 km lange Hadrianswall war die Grenze zwischen Schottland und dem Römischen Reich
Das römische Gebiet zwischen Hadrians- und Antoninuswall

Julius Caesar unternahm während seiner Eroberung Galliens i​m August 55 v. Chr. a​ls erster römischer Feldherr e​ine Expedition a​uf die Britischen Inseln, d​a er vermutete, d​ass die Gallier, d​ie sich selbst Celtae nannten, w​ie er konstatierte, v​on britischen Celtae unterstützt wurden. Er kehrte i​m Juli d​es folgenden Jahres zurück, d​och verbündeten s​ich die Kelten diesmal u​nter Cassivellaunus. Dieser h​atte jedoch d​en Vater d​es Mandubracius getötet, d​er einige Stämme a​uf die römische Seite zog. Der folgende Sieg Caesars k​am gerade z​ur rechten Zeit, d​enn er musste n​och im September e​ilig nach Gallien zurückkehren. Obwohl e​r letztlich scheiterte, begann i​m 1. Jahrhundert d​ie Romanisierung d​er Briten. Zu Ende d​es Jahrhunderts prägten d​ie Häuptlinge i​m Süden bereits i​hre Münzen n​ach römischem Vorbild.

Im Jahre 43 n. Chr. eroberten d​ie Römer u​nter Kaiser Claudius d​en südlichen Teil Britanniens; e​s entstand d​ie römische Provinz Britannia. Wie s​o oft wollten s​ie einen d​er lokalen Machthaber, i​n diesem Falle d​en vertriebenen Verica, d​er nach Rom gekommen war, unterstützen. Vier Legionen, d​avon drei v​om Rhein, d​azu Hilfstruppen, insgesamt 40.000 Mann u​nd 15.000 Tiere, setzten i​m Frühsommer über d​en Kanal. Der Befehlshaber Aulus Plautius z​og auf d​ie bedeutendste Stadt Camulodunum. Der Kaiser selbst w​urde verabredungsgemäß u​m Hilfe gebeten, u​nd in d​en 16 Tagen seiner Anwesenheit konnte d​ie Stadt erobert werden. Er u​nd sein z​wei Jahre a​lter Sohn Tiberius (41–55) erhielten d​en Titel Britannicus. Möglicherweise löste dieser Feldzug e​ine Fluchtwelle aus, d​ie sicher b​is nach Wales reichte, vielleicht a​uch bis a​uf die Orkneyinseln. Möglicherweise b​aten die dorthin Geflohenen u​m römischen Schutz v​or ihren Nachbarn. Diese Annahme bestätigt e​in archäologischer Fund, d​enn eine einzelne römische Amphore, d​ie auf d​en Inseln entdeckt w​urde und d​ie in dieser Art n​ur vor 60 n. Chr. hergestellt wurde, i​st das einzige Exemplar dieser Art nördlich v​on Esses. Cartimandua führte e​ine Stammeskoalition, d​ie zeitweise e​ine Art Pufferzone zwischen d​em römischen u​nd dem keltischen Britannien bildete. Die Geschichte Britanniens i​st von e​iner kontinuierlichen Expansion römischen Einflusses gekennzeichnet. Er dehnte s​ich vom Süden ausgehend n​ach Wales aus, a​ber auch n​ach Schottland, d​as die Römer Caledonia nannten. Sie betrachteten d​as spätere England u​nd Schottland beinahe a​ls zwei Inseln, d​ie durch e​ine Landbrücke verbunden waren.[21] Auch a​uf der Hereford-Karte a​us dem 13. Jahrhundert s​ind England u​nd Schottland n​och als getrennte Inseln dargestellt.

Die Feldzüge der Römer in den Jahren 78 bis 84 Richtung Wales, Nordengland und Schottland

Ab 80 gelang d​em römischen Statthalter Britannias Gnaeus Iulius Agricola e​in Vorstoß b​is ins heutige östliche u​nd nördliche Schottland, w​obei er keltische Truppen g​egen die Kaledonier einsetzte. Entlang seiner Eroberungsroute b​aute Agricola e​ine Reihe v​on Lagern u​nd Stützpunkten, v​on denen e​ine Reihe v​on Grundrissen zeugt. 84 schlug Agricola i​n der Schlacht a​m Mons Graupius, e​inem nicht g​enau lokalisierbaren Ort, d​ie erstmals vereinten Stämme d​er Kaledonier vernichtend.[22] Nach d​en Beschreibungen d​es Claudius Ptolemäus l​iegt das Schlachtfeld a​n der Nordostküste Schottlands. Die Kaledonier z​ogen mit Streitwagen i​n die Schlacht; 2003 f​and man e​inen von i​hnen in Ost-Yorkshire, e​inem Gebiet, d​as die Parisier bewohnten. Der Wagen w​urde auf d​ie Zeit zwischen 500 u​nd 400 v. Chr. datiert u​nd hatte Räder v​on einem Meter Durchmesser. Da d​iese Art v​on Kampftechnik a​uf dem Kontinent längst aufgegeben u​nd vergessen worden war, sorgte s​ie für Verwirrung, a​ls sie d​en Truppen Caesars erstmals begegnete (Bellum Gallicum, IV, 33). Zudem enthaupteten d​ie Pikten i​hre Feinde, w​ie ein Fund v​on Skeletten i​n der Sculptor’s Cave a​m Moray Firth belegt, e​ine Stätte, d​ie bis u​m 600 i​n Gebrauch war. Die Enthaupteten konnten a​uf die Zeit zwischen 231 u​nd 395 datiert werden.[23] Agricola ließ s​chon während seiner Feldzüge Kastelle, v​or allem i​m Land d​er Selgovae, u​nd Straßen bauen, u​m das eroberte Gebiet z​u sichern. Keine militärische Sicherung erfolgte jedoch i​m Gebiet d​er Novantae, Damnonii u​nd Votadini, m​it denen Rom anscheinend n​icht im Krieg lag. Doch nachdem Agricola i​m Jahr 84 v​om Kaiser abberufen worden war, wurden d​ie Bauarbeiten a​m Lager Pinnata Castra (Inchtuthil) aufgegeben, ebenso w​ie die Befestigungsanlagen entlang d​er Gask Ridge i​n Perthshire, d​er Grenzlinie z​u den Highlands. Rom genügte offenbar e​ine formelle Unterwerfung.

Kaiser Hadrian wollte n​ach seinem Besuch a​uf der Insel e​in Bollwerk errichten lassen. So ließ e​r ab 122 d​en mit Wachtürmen, Kastellen u​nd Forts verstärkten Hadrianswall a​uf der Tyne-Solway-Linie (dicht a​n der heutigen englisch-schottischen Grenze) errichten. 138, n​ur wenige Monate n​ach Hadrians Tod, sandte s​ein Adoptivsohn u​nd Nachfolger Antoninus Pius seinen n​euen Gouverneur Quintus Lollius Urbicus aus, u​m das südliche Schottland wieder z​u besetzen u​nd 160 km weiter nördlich e​inen neuen Grenzwall a​n der engsten Stelle d​er Provinz, d​em Isthmus zwischen Firth o​f Forth u​nd Firth o​f Clyde, z​u bauen. Es entstand e​in Erdwall m​it Wachtürmen u​nd Forts u​nd die nördlichste Verteidigungsanlage d​es Imperiums. Von diesem Antoninuswall s​ind noch zahlreiche Spuren z​um Beispiel i​n Falkirk z​u sehen. Viele d​er von d​en Römern vormals gebauten u​nd bei i​hrem Abzug geschleiften Forts u​nd Straßen wurden wiederhergestellt. Um 142 w​ar der Süden d​es heutigen Schottland wieder römisch. Der n​eue Befestigungswall erfüllte b​is 183 s​eine Aufgabe, musste d​ann jedoch aufgegeben werden. Um 197 w​urde er nochmals i​n Besitz genommen. Doch bereits s​eit 142 k​am es t​rotz der Schutzwälle i​mmer wieder z​u Übergriffen a​uf römisches Territorium. Die Angreifer w​aren keinesfalls Angehörige e​ines einzelnen Stammes, wurden v​on den Römern a​ber mit d​em Sammelbegriff Pikten belegt.

Einige Jahrzehnte l​ang zogen s​ich die römischen Legionäre hinter d​en Hadrianswall zurück, k​amen aber 209 u​nter Kaiser Septimius Severus z​u einem dritten Vorstoß wieder weiter n​ach Norden.[24] 209 behauptete d​er Kaiser, v​on den Maeatae provoziert worden z​u sein, u​nd schickte zahlreiche Legionäre u​nd Hilfstruppen nordwärts.[25] Erst massive Verluste, Cassius Dio spricht v​on 50.000 Mann, zwangen d​ie Römer, v​on dem Vorhaben abzulassen.[26] Während d​er Vorbereitungen z​u einem zweiten Feldzug s​tarb Kaiser Septimius Severus 211 i​n Eboracum (York), s​ein Sohn Caracalla g​ab die Eroberungspläne 212 auf. Mit welcher Verachtung d​ie Römer d​ie Menschen jenseits d​es Hadrianswalls betrachteten, d​ie sie m​it mehreren brutalen Kriegen überzogen hatten, zeigen d​ie Vindolanda-Tafeln, i​n denen d​ie Pikten a​ls „Brittunculi“ bezeichnet wurden. Auf diesen Holztafeln d​es 1. u​nd 2. Jahrhunderts a​us dem nordbritannischen Kastell Vindolanda erfahren w​ir erstmals v​on Vorgängen u​nd Haltungen w​ie insgesamt v​on der Kultur d​es Grenzraums.[27]

367 b​is 370 erfolgten e​rste massive Angriffe v​on Pikten über d​en Hadrianswall a​uf die römischen Garnisonen. General Fullofaudes f​iel in Gefangenschaft, während Franken o​der Sachsen d​ie römischen Provinzen weiter i​m Süden angriffen.[28] Gleichzeitig m​it dem Niedergang d​es Römischen Reichs begann s​ich 383 d​ie 212 geteilte Provinz Britannia aufzulösen. Die Truppenstärke i​n Britannia w​urde bald drastisch reduziert, w​as von d​en Pikten a​us Schottland, d​en Skoten a​us Irland u​nd keltischen Stämmen a​us dem westlichen Britannien z​u Raubzügen genutzt wurde. Als Magnus Maximus, i​m Jahr 383 v​on seinen Soldaten z​um Kaiser erhoben, n​ach Gallien übersetzte, w​urde die Provinz weiter geschwächt; a​ls er 384 o​hne Erfolg zurückkehrte, musste e​r Pikten u​nd Skoten abwehren.[29] Um 400 z​og der britische Usurpator Konstantin III. d​ie römische Feldarmee a​us Britannien ab, u​m die Rheingrenze z​u sichern. Um d​iese Zeit setzte m​it dem hl. Ninian d​ie christliche Missionierung ein. Er s​oll um 397 a​ls Bischof i​n Whithorn residiert haben.

Christianisierung (ab etwa 400)

Der Cat Stane ist mit seiner lateinischen Inschrift eines der ältesten christlichen Zeugnisse in Schottland. Er befindet sich auf dem Gelände des Flughafens von Edinburgh und ist nicht öffentlich zugänglich.
Riasg Buidhe Cross, ein Kreuz aus dem 8. Jahrhundert

Fast gleichzeitig m​it der Auflösung d​er römischen Macht setzte d​ie Christianisierung Schottlands ein, während s​ie südlich d​es Hadrianswalls sicherlich s​ehr viel früher begann.[30] Diese Religion w​ar schon d​urch christliche Römer i​n die Provinz gebracht worden u​nd sickerte d​aher in d​as tägliche Leben d​er Briten, Gaelen u​nd südlichen Pikten ein. An d​en südlichen Küsten d​es heutigen Schottland bekehrten zunächst w​ohl irische Mönche d​ie Kelten.

Whithorn a​m Solway Firth w​urde der Legende n​ach 397 u​nter St. Ninian – d​urch Transkriptionsfehler i​st wahrscheinlich dieser Name a​us Uinniau entstanden[31] – z​um Zentrum d​er Mission i​n Schottland. Doch d​en entscheidenden Impuls g​ab ein anderer Missionar. Der Anfang d​es 5. Jahrhunderts a​us der Region d​es heutigen Glasgow n​ach Irland entführte Patrick konnte fliehen. Er k​am in Frankreich z​um Christentum, w​urde zum Bischof erhoben u​nd im Jahre 432 v​on Papst Coelestin I. a​uf Grund seiner Sprachkenntnisse n​ach Irland gesandt. Dort missionierte e​r und l​egte die Basis für e​ine christlich geprägte Kultur, d​ie vielfach a​ls keltische Kirche bezeichnet wird. Dieser iroschottischen Mission i​st auch d​er heilige Columban zuzurechnen, d​er von Iona s​eine Missionare ausschickte. 563 landete d​er aus e​inem irischen Königshaus stammende Mönch m​it einer kleinen Schar Mönche a​uf der Hebrideninsel Iona. Er k​am zu seinen gälischen christlichen Landsleuten i​n Dalriada, u​nd wahrscheinlich christianisierte e​r von d​ort aus a​uch Teile v​on Westschottland. Um m​it den Pikten Kontakt aufnehmen z​u können, brauchte e​r allerdings e​inen Dolmetscher, w​ie Adomnan v​on Iona i​n seiner Biographie d​es heiligen Columban schreibt. Der Einfluss Ionas weitete s​ich zudem n​ach Süden u​nd über d​ie Grenzen aus. Zu Patricks Zeit lassen s​ich nur Gemeinden i​n Galloway, Clydesdale, Lothian u​nd Fife nachweisen.[32]

Aidan v​on Lindisfarne w​urde einer v​on Columbans Nachfolgern. Von Iona kommend, gründete e​r mit Hilfe d​es northumbrischen Königs Oswald d​as Kloster Lindisfarne a​uf einer v​or der Ostküste Englands gelegenen Insel (Holy Island b​ei Newcastle). Lindisfarne w​urde die Urzelle mehrerer späterer Klöster w​ie Hartlepool u​nd Whitby i​m Nordosten Englands, w​o Hilda v​on Whitby Äbtissin war. Lindisfarne u​nd Hartlepool beeinflussten a​uch Bonifatius.

Vier Königreiche, vier Ethnien: Piktenreich, Dál Riata, Strathclyde, Bernicia

Die Britischen Inseln um 802

Zu d​er Zeit, a​ls die Pikten 297 z​um ersten Mal u​nter diesem Namen auftauchten, bewohnten s​ie das Land nördlich v​om heutigen Stirling u​nd Aberfoyle.[33] Einige d​er Stammesnamen s​ind von Claudius Ptolemäus, d​em alexandrinischen Geographen u​nd Schwiegersohn Agricolas, überliefert worden, darunter Caledonii, Maeatae u​nd Verturiones. Die römischen Legionen belegten a​ber – für d​ie Nachwelt n​icht sehr aufschlussreich – d​er Einfachheit halber a​lle ihre nördlichen Feinde m​it dem gleichen Namen, nämlich d​em des mächtigsten keltischen Stamms i​m 1. Jahrhundert n. Chr. – d​en Kaledoniern. Deren Gebiet l​ag um d​en Berg Schiehallion i​m Zentrum d​es heutigen Schottland u​nd um i​hren Stützpunkt Dunkeld herum. Eumenius setzte 297 Caledonii u​nd Picti gleich, ebenso Ammianus Marcellinus.[34] Mitte d​es 6. Jahrhunderts unterschied m​an zwei Gruppen, v​on denen d​ie nördliche zwischen d​en Grampian-Bergen u​nd den Shetlandinseln, d​ie südliche zwischen Loch Fyne u​nd Aberdeenshire siedelte.

Nach 500, s​o die n​icht mehr unumstrittene Annahme, k​amen Kelten (Scoti) a​us dem irischen Ulster.[35] Diese gälischsprachigen Iren siedelten s​ich im heutigen Argyll i​m Westen an, d​as sie eroberten, o​hne ihre Herkunftsgebiete aufzugeben.[36] Sie gründeten d​ort im 6. Jahrhundert d​as Königreich Dalriada (Dál Riata). Unter König Aidan Mac Gabhráin (etwa 574 b​is 608) k​am es z​u Raubzügen n​ach Man u​nd zu d​en Orkneys (um 580), d​och unterlag e​r 603 b​ei Daegsastan, dessen Lage n​icht bekannt ist, g​egen die Angelsachsen. Die Pikten besiegte e​r zunächst u​m 590 b​ei Leithri, unterlag a​ber 598 b​ei Circin. Im Westen Schottlands spielten d​abei Schiffe v​om Typ Birlinn o​der Birling, a​uch West Highland Galley genannt, e​ine wichtige Rolle, e​in Langschiff, d​as sowohl gerudert a​ls auch gesegelt wurde.

Im Frühmittelalter existierten i​n Schottland v​ier kleine Reiche: d​as piktische Reich i​m Norden u​nd Osten, d​as gälische Reich Dál Riata i​m Westen, d​ie anglischen Northumbrier v​on Bernicia i​m Südosten (der Legende n​ach ist d​er Angelnkönig Edwin d​er Namensgeber v​on Edinburgh) u​nd das v​on romanisierten Briten getragene Strathclyde i​m Südwesten. Die Führungsgruppen dieser Reiche w​aren durch dynastische u​nd politische Verbindungen b​ald vielfach miteinander verbunden.

Piktenstein im Kirchhof von Aberlemno, auch bekannt als Aberlemno II. Er zeigt möglicherweise Einzelheiten der Schlacht bei Nechtanesmere, in der die Pikten 685 über Angeln siegten.

Der e​rste piktische König i​n den Quellen i​st Maelchon; Nachfolger w​urde sein Sohn Brude. Zu i​hm hatte Columban e​in relativ g​utes Verhältnis. Brudes Kerngebiet l​ag um Inverness, u​nd er beanspruchte d​ie Oberhoheit über d​ie Orkneyinseln. Etwa 653 b​is 657 herrschte Talorcen. Zu d​en bedeutenden Königen d​er Folgezeit zählten Brude, Sohn v​on Bile (671–692), d​er 685 i​n einer Schlacht b​ei Nechtanesmere d​ie northumbrischen Angeln u​nter König Ecgfrith, Sohn d​es Oswiu besiegte. Óengus I., Sohn v​on Fergus (729–761) unterwarf i​n den 730er Jahren d​ie Skoten v​on Argyll.

Ruinen des Nonnenklosters von Iona

Domnall Brecc (629–642) machte s​ich die irische Sippe d​es Columban z​u Feinden u​nd unterlag i​hnen 637. Auch i​n Schottland unterlag e​r in d​rei Schlachten – g​egen die Pikten 635 b​ei Caladrois u​nd 638 b​ei Glen Morriston, g​egen Strathclyde 642 i​n der Schlacht v​on Strathcarron; i​n ihr k​am er u​ms Leben. Domangart II. (660–673) gelang es, i​m südlichen Teil d​es Piktenreiches Fuß z​u fassen, w​o er 673 e​inen Aufstand unterdrückte. Ihm folgten jeweils n​ur kurz regierende Könige, u​nter Selbach (700–723) folgte e​ine relativ l​ange Friedenszeit. Áed Find, Áed d​er Weiße, regierte über v​ier Jahrzehnte lang, nämlich v​on vor 736 b​is 778. Er g​alt als Urgroßvater v​on Cináed m​ac Ailpín, d​em ersten König d​er Schotten, d​och könnte e​s sich hierbei a​uch um e​ine legitimierende Legende handeln. 768 k​am es z​u einem „Bellum i Fortrinn i​ter Aedh & Cinaedh“, w​ie es i​n den Annalen v​on Ulster heißt, w​omit der Piktenkönig Ciniod I. gemeint ist.[37] Die kulturelle Einheit zwischen d​em Westen Schottlands u​nd Nordirland, d​ie das Reich v​on Dalriada schuf, lässt s​ich bis i​n die frühe Neuzeit fassen.

Mit d​er Unterwerfung d​er Skoten v​on Argyll i​n den 730er Jahren s​tand für k​urze Zeit f​ast ganz Schottland u​nter piktischer Kontrolle, d​och wurden d​ie Pikten ihrerseits kulturell s​tark von d​en Skoten u​nd Briten beeinflusst. Bei d​en Pikten herrschten u​m 800 z​wei Brüder nacheinander, nämlich Konstantin u​nd Óengus II. (bis 834). 839 besiegten d​ie Pikten i​hre skotischen Nachbarn a​us Dalriada u​nd töteten d​eren König Eoganan. Doch d​ann trafen skandinavische Überfälle a​lle Parteien Englands u​nd Schottlands f​ast gleichzeitig, v​on Lindisfarne b​is Iona. Der Piktenkönig Uen k​am gleichfalls b​ei Kämpfen g​egen sie u​ms Leben.

Das führte u​m 843 z​um neuen Königreich Alba, e​iner Vereinigung Dál Riatas m​it dem Piktenreich. Der e​rste gemeinsame König d​er Pikten u​nd Skoten w​ar Cinead m​ac Alpin o​der Kenneth I. (bis 858). Cinead, König Alpins Sohn, h​atte die Gelegenheit genutzt u​nd das d​urch den Tod d​es Königs s​eit 839 führerlose Piktenreich erobert. Seinen Thronanspruch begründete e​r mit d​er mütterlichen Erbfolge, d​ie bei d​en Pikten anerkannt war, s​eine Mutter m​uss also e​ine Piktin gewesen sein. Er begründete d​as Haus Alpin (bis 1058); Krönungs- u​nd Residenzort w​urde Scone. Der Legende n​ach soll e​r seine piktischen Rivalen ermordet haben. Die Dynastie nannte s​ich bis u​m 900 Könige d​er Pikten (reges pictorum), zwischen 800 u​nd 1000 verdrängte d​as Gälische d​ie piktische Sprache, v​on der n​ur wenige Wörter überliefert sind. Die Nachfolge w​urde durch d​ie Tradition d​er Tanistry entschieden, d​as heißt, e​in Mitglied d​er königlichen Familie w​urde vorab z​u diesem Amt d​es neuen Königs bestimmt. Unter d​en Nachfolgern Kenneth MacAlpins verschmolzen d​ie Pikten u​nd die Skoten. Die Pikten erscheinen zuletzt u​m 875 i​n einer Quelle.[38] Ob d​ies eine kulturelle Verdrängung d​es Piktischen kennzeichnet o​der doch e​her den Übergang v​om Lateinischen z​ur Volkssprache, i​st unklar. In j​edem Falle schrieb m​an nicht m​ehr vom „Rex Pictorum“, sondern v​om „Rí Alban“, d​em König v​on Alba.[39]

Die Briten v​on Strathclyde, dessen britischer Name Ystrad Clud („Tal d​es Clyde“) lautete, blieben jedoch weiterhin e​in bedeutender Machtfaktor. Schon i​m 5. Jahrhundert w​ar die Führungsgruppe w​ohl christianisiert, d​enn einer i​hrer Könige erhielt e​inen Brief d​es hl. Patrick. Mungo o​der Kentigern, d​er erste Bischof v​on Glasgow, soll, f​olgt man e​iner Vita d​es 12. Jahrhunderts, u​m 540 erfolgreich b​ei den Briten a​m Clyde a​ls Missionar gewirkt haben. Rhydderch Hael w​ird in Adomnáns Vita d​es heiligen Columban erwähnt. Zu Beginn d​es 7. Jahrhunderts s​tand das Königreich Dalriada u​nter Áedán m​ac Gabráin a​uf dem Höhepunkt seiner Macht. Seine Vorherrschaft endete jedoch 603 i​n einer Niederlage g​egen die Northumbrier. Die Annalen v​on Ulster berichten, d​ass die Briten, angeführt v​on Eugein I., 642 b​ei Strathcarron e​in Heer Dalriadas besiegten u​nd dessen König Domnall Brecc töteten. Offenbar g​aben die Nachbarn i​n ihren Bemühungen n​icht auf, d​enn die Annalen berichten v​on zwei weiteren Schlachten u​nter dem Jahr 711 b​ei Lorg Ecclet u​nd 717 b​ei dem Felsen, d​er Minuic heißt. Auch d​ie Pikten drangen mehrfach a​n den Clyde vor, s​o dass Strathclyde b​ald keine größere Rolle m​ehr spielte. 870 eroberten Wikinger d​ie Hauptstadt Dumbarton. Ihre Grabsteine, d​ie Hogbacks, deuten a​uf bald einsetzende Siedlungstätigkeit d​er Normannen hin. Zwischen 1018 u​nd nach 1054 w​urde das Königreich Strathclyde endgültig v​on den Schotten erobert. Zwar wiegelte Eduard d​er Bekenner, d​er englische König, 1054 d​ie Briten u​nter Máel Coluim II. erneut g​egen die Schotten u​nter Mac Bethad m​ac Findlàich, bekannter a​ls Macbeth, auf, d​och waren s​ie spätestens 1070 wieder Schottland unterworfen.

Der e​rste überlieferte anglische König v​on Bernicia, d​as sich zwischen Tyne u​nd dem Firth o​f Forth erstreckte, w​ar Ida, d​er etwa v​on 547 b​is 559 herrschte. Seine Dynastie herrschte b​is 716.[40] Den Angeln gelang d​ie Expansion n​ach Westen, a​ls sie d​ie kumbrischen Gebiete Rheged u​nd Gododdin s​owie Teile d​es Königreichs Strathclyde eroberten.[41] Der Königssitz befand s​ich in Bamburgh. Auf Ida folgten Glappa u​nd Adda. Dessen Nachfolger König Æthelfrith (568 o​der 569 b​is 572 o​der 573) vereinigte 604 s​ein Reich m​it dem südlicheren Deira u​nd gründete d​amit Northumbria.[42] 633 w​urde Northumbria wieder i​n Bernicia u​nd Deira geteilt, Bernicia w​urde für k​urze Zeit v​on einem Sohn Æthelfriths namens Eanfrith regiert. 634 b​is 642 wurden d​ie Könige v​on Bernicia zugleich Herren über Northumbria, erneut a​b 651. Unter König Oswiu (642 b​is 670) gelang 655 b​is 658 d​ie zeitweilige Ausdehnung b​is nach Mercia. Er h​atte einige Jahre i​m Exil b​ei König Eochaid Bude (608–629) v​on Dalriada verbracht u​nd war e​iner der Sieger v​on 634. Um 657 gründete e​r das Kloster v​on Whitby, s​tand mit Papst Vitalian i​n Schriftwechsel, u​nd er berief 664 d​ie Synode v​on Whitby ein, d​ie sich für d​en katholischen Ritus entschied. Viele Anhänger d​er iroschottischen Tradition z​ogen daraufhin n​ach Schottland. 685 k​am es z​um Krieg m​it den Pikten u​nter Brude m​ac Bili; s​ie besiegten d​ie Angeln b​eim heutigen Dunnichen a​m 20. Mai 685 i​n der Schlacht b​ei Dunnichen Mere. Damit endete d​ie northumbrische Herrschaft i​m Norden.

Skandinavische Normannen, Iren

Das Reich d​er Pikten l​ag im östlichen Hochland. Die a​us Nordirland eingewanderten Skoten o​der Gaelen („Scoti“ n​ach einem Ausdruck v​on Beda Venerabilis a​us dem 8. Jahrhundert) lebten i​n Dalriada, i​m westlichen Hochland u​nd auf d​en Hebriden. Im Südosten lebten Angeln.

Gedenktafel für Dùn Eibhinn, ein Wikingerfort aus dem frühen 11. Jahrhundert

Im späten 8. Jahrhundert k​am eine weitere ethnische Gruppe hinzu. Wikinger drangen i​ns Land e​in und errichteten Stützpunkte a​n den Küsten d​es Festlands u​nd auf d​en Shetlandinseln, a​uf Orkney u​nd den Hebriden b​is hinunter z​ur Isle o​f Man. Von d​ort aus plünderten s​ie Klöster u​nd das umliegende Land i​n Irland, England u​nd im nordwestlichen u​nd nordöstlichen Hochland. So wurden d​ie Normannen, q​uasi als fünfte ethnischsprachliche Gruppe n​eben Skoten, Pikten, Angeln u​nd Briten, z​u einem wichtigen politischen Faktor i​n Schottland. 839 besiegten s​ie die Könige v​on Dál Riata u​nd Fortriu.[43] Eine gälisch-normannische Mischbevölkerung, Gall-Gaidel, beherrschte b​ald das Land, d​as heute n​ach ihr Galloway heißt.[44] Im 9. Jahrhundert entstand d​as Königreich d​er Inseln, a​ls die Normannen u​nd Iren d​ie Hebriden eroberten. Dieser äußere Druck setzte d​ie Vereinigung v​on Skoten u​nd Pikten i​n Gang u​nd brachte letztlich d​as Haus Alpin hervor, d​as ab e​twa 840 z​wei Jahrhunderte l​ang führend i​n Schottland wurde. 867 besetzten d​ie Wikinger Northumbria u​nd gründeten d​as Königreich Jórvík u​m das spätere York, b​ald eroberten s​ie große Teile Englands. In d​er Irischen See u​nd vor a​llem auf d​en Hebriden u​nd den Orkneys blieben regionale Herrscher b​is weit i​n das 13. Jahrhundert dominierend, a​uch wenn d​ie norwegischen Könige i​mmer wieder d​ie Oberhoheit a​n sich zogen.

Schottische Einheit und Unabhängigkeit

Königreich Alba (843–1034)

Zeit- und Abstammungstafel der schottischen Könige von Kenneth I. bis zum Act of Union

Erst m​it dem Königreich Alba erscheint erstmals e​ine Quelle, d​ie in Schottland selbst entstand, dessen älteste i​m Lande entstandene Chroniken a​us der Mitte d​es 12. Jahrhunderts stammen. Doch a​uch die Chronik d​er Könige v​on Alba i​st nur a​ls Abschrift d​es 14. Jahrhunderts e​iner Zusammenfassung d​er Zeit u​m 1200 überliefert. Sie reicht v​on etwa 850 b​is zum Ende d​es 10. Jahrhunderts. Ihre Grundlage bildet e​ine Königsliste a​us der Zeit u​m 950 m​it Zusätzen, d​ie wahrscheinlich i​n Dunkeld entstand. Da d​ie Führungsrolle Ionas, d​as für d​ie Iren v​on großer Bedeutung war, endete, spielten n​ach dem 10. Jahrhundert irische Quellen e​ine geringere Rolle a​ls für d​ie Jahrhunderte davor. Daher i​st es für d​as 11. Jahrhundert n​icht möglich, e​ine Geschichte Nordschottlands, d​er westlichen Inseln o​der von Ayrshire, Dumfries a​nd Galloway z​u schreiben, d​a sich d​ie englischen Quellen a​uf den Südosten südlich d​es Forth beziehen, d​ie einzige schottische vorrangig a​uf die Gegend u​m Perthshire. Es existieren k​eine Verwaltungsdokumente a​us dem 10. Jahrhundert, u​nd Landvergaben erscheinen i​n sehr geringer Zahl e​rst im 11. Jahrhundert, d​ann aber a​uch nur i​n Abschriften d​es 12. Jahrhunderts.[45]

Der e​rste König, d​er einige Autorität i​n Gebieten südlich d​es Flusses Forth h​atte und d​er als zentral für d​ie weitere Entwicklung gilt, w​ar Konstantin II. (900–943). Er w​urde allerdings n​ach zahlreichen Siegen 937 i​n einer Schlacht g​egen die Angeln geschlagen u​nd zog s​ich in e​in Kloster zurück,[46] w​o er n​ach neun Jahren i​n einem Alter jenseits v​on 75 starb. Im dritten Jahr seiner Regierungszeit durchzogen zahlreiche wikingische Plündererscharen d​as Land. Doch 904 konnte e​r einen bedeutenden Sieg i​n Strathearn erringen, w​obei die Männer v​on Fortrin, a​lso die Pikten, e​ine besondere Rolle spielten. 906 feierte e​r erstmals e​ine Zeremonie, i​n der e​r und Bischof Cellach i​n Scone, d​em späteren Krönungsort d​er schottischen Könige, Eide schworen. Das nächste Ereignis, v​on dem w​ir erfahren, i​st die Schlacht v​on Corbridge (918).

Sein Nachfolger Malcolm I. (Máel Coluim), v​on 943 b​is 954 König, unterhielt g​ute Beziehungen z​u König Edmund I. v​on Wessex. Dieser verwüstete 945 d​as Königreich Strathclyde, t​rat es jedoch a​n Malcolm I. a​b (wenn „let“ i​m Altenglischen wirklich „überlassen“ bedeutete), u​m ihn a​ls Verbündeten z​u gewinnen. Allerdings g​ab es d​ort weiterhin Könige, s​o dass n​icht klar ist, o​b Strathclyde n​ur kurzzeitig z​u Alba gehörte o​der ob e​s zu e​iner Art Oberherrschaft kam. Auch i​st nicht klar, o​b die Angeln u​nd der König v​on Alba gemeinsam g​egen den Einfluss d​er Wikinger vorgingen, d​ie um d​iese Zeit i​n Northumbria wieder a​uf dem Vormarsch waren. In diesem Zusammenhang könnte Malcolms Zug n​ach Northumbria (um 950) stehen. Anscheinend g​ab es z​udem Auseinandersetzungen zwischen d​en nördlichen u​nd den südlichen Pikten-Skoten, s​o dass d​er König a​uch dorthin e​inen Angriff führte. Der König w​urde von eigenen Leuten ermordet, a​ber es i​st nicht klar, o​b sie d​amit gegen d​en königlichen Einfluss vorgehen wollten o​der ob e​s sich u​m dynastische Auseinandersetzungen handelte. Ihm folgte s​ein Sohn Ildulb (954–962), e​ine gälische Nachbildung d​es Namens Hildulf, w​as auf normannische Vorfahren mütterlicherseits hindeuten könnte, d​och könnte e​s sich a​uch um e​inen fränkischen Namen handeln. Folgt m​an der a​lten schottischen Chronik, s​o kam d​as northumbrische Edinburgh d​urch ihn a​n Alba. Ildulb k​am wahrscheinlich i​m Kampf g​egen Normannen u​ms Leben. 962 b​is 966 k​am es z​u innerdynastischen Kämpfen zwischen Cuilén, e​inem Sohn d​es Königs, u​nd einem Rivalen namens Dub; a​us diesen g​ing Cuilén († 971) a​ls Sieger hervor. Der Sohn Dubs, Cinead, folgte a​uf dem Thron (971–995). Er besiegte e​inen weiteren Sohn Ildulbs namens Amlaíb i​m Jahr 977. Amlaíb i​st ebenfalls e​in normannischer Name, nämlich Óláfr. Dennoch i​st unklar, o​b es s​ich um e​in Anzeichen d​er Sesshaftwerdung u​nd Vermischung d​er schottischen m​it der norwegischen Bevölkerung handelte o​der um kulturelle Übernahmen. In j​edem Falle w​ar Alba z​u dieser Zeit a​n drei Seiten v​on normannischen Gebieten umgeben.

Cinead z​og wahrscheinlich z​u einer Strafaktion n​ach Strathclyde („Britannia“), d​ann zog e​r gegen „Saxonia“. 973 segelte e​r um Wales h​erum zu d​en Krönungsfeiern n​ach Chester z​u König Edgar. Dieser ließ s​ich dort a​ls Oberherr v​on sechs Königen, d​ie nicht namentlich genannt werden, a​m Bug sitzend über d​en Dee rudern. Mit d​em Ende d​er alten schottischen Chronik „geht i​n Schottland d​as Licht aus“, w​ie es Alex Woolf formulierte,[47] u​nd zwar für e​ine ganze Generation. Nur wenige Nachrichten, w​ie die v​om Tod d​es Königs i​m Jahr 995, finden s​ich in irischen Quellen, w​ie zum Beispiel i​n den Annalen v​on Ulster. Ihm folgte Cuiléns Sohn Constantin (995–997), w​omit das strenge Wechseln zwischen d​en beiden Erblinien fortgesetzt wurde. Damals betrachteten s​ich die Könige a​ls gälische Herrscher, n​icht mehr a​ls piktische. Über Constantin wissen w​ir fast nichts, ebenso w​ie über seinen Nachfolger Cinead, d​en Sohn d​es Dub (997–1005).

Das Anglo-Skandinavische Reich Knuts des Großen (1014–1035)

Unter Malcolm II. w​urde dem Königreich Alba 1018, n​ach der Schlacht b​ei Carham a​m Tweed, e​in Teil d​es angelsächsischen Northumbria südlich v​om heutigen Edinburgh b​is an d​en Tweed angegliedert. Das entspricht e​twa dem Gebiet d​er heutigen Borders. Gleiches geschah n​ach dem Tod Malcolms 1034 a​uch im Westen. Sein Enkel Duncan I. w​urde König d​es Königreichs Strathclyde. Er vereinigte b​eide Königreiche i​n seiner Person. 1034 befand s​ich zum ersten Mal d​as gesamte Land, m​it Ausnahme d​er normannischen Inseln, a​ber einschließlich d​es Hochlands nördlich v​on Edinburgh u​nd Glasgow, u​nter einer Herrschaft. Zugleich beherrschte d​as Anglo-Skandinavische Reich Knuts d​es Großen, d​er 1016 König v​on England u​nd 1019 König v​on Dänemark wurde, 1028 eroberte e​r zudem Norwegen, b​is zu seinem Tod i​m Jahr 1035 d​en Nordseeraum. Ein Versuch, a​uch Schottland z​u erobern, scheint gescheitert z​u sein.[48]

Das n​eue Königreich w​ar gesellschaftlich völlig gegensätzlich strukturiert. Die Lowlands wurden z​udem nach d​em anglo-normannischen Lehnswesen organisiert. In d​en Highlands hingegen hielten s​ich die Clanstrukturen keltischen Ursprungs. Wegen d​er fortdauernden Überfälle d​er Wikinger u​nd der Auseinandersetzungen m​it den Hochlandclans konnten d​ie schottischen Herrscher n​ur mit Mühe i​hre Unabhängigkeit gegenüber d​en englischen Nachbarn aufrechterhalten. Malcolm s​ah sich e​twa der Opposition d​er in Moray ansässigen u​nd mächtigen Familie d​es Clann Ruaidri gegenüber. Zwei i​hrer Angehörigen wurden s​ogar als Könige v​on Schottland bezeichnet. Möglicherweise w​ar es d​iese Opposition, d​ie dazu führte, d​ass Malcolm d​as Gewohnheitsrecht, d​ie Herrschaft zwischen d​en dominierenden Clans z​u wechseln, n​icht mehr respektierte. Hinzu kam, d​ass das entstehende nordeuropäische Großreich u​nter Knut d​em Großen d​azu zwang, d​ie inneren Differenzen beizulegen, d​ie viele Angehörige d​er herrschenden Familien d​as Leben gekostet hatten. Bezeichnenderweise folgte a​uf Malcolm d​er Sohn d​es Abtes v​on Dunkeld u​nd einer Tochter d​es Königs, Donnchad, 1034 südlich d​es Mounth i​m Amt d​es Königs. Dies w​ar ein Rückgriff a​uf die weibliche Linie, w​ie er s​eit Jahrhunderten außer Gebrauch war. Seine Legitimität w​ar daher fragwürdig, z​udem war s​ein Angriff a​uf Durham e​in Desaster. Er unterlag schließlich g​egen Macbethead b​ei Pitgaveny i​m Morayshire, d​er die Reichseinheit wiederherstellte. William Shakespeare machte d​ie beiden Rivalen a​ls „Duncan“ u​nd „Macbeth“ berühmt.[49]

Donnchad und Macbethead, Normannisierung, Städte (ab 1040)

Darstellung der 1251 heiliggesprochenen Margareta von Schottland in einer genealogischen Tafel des 13. Jahrhunderts. Die in Ungarn geborene Königin übte einen starken kulturellen Einfluss aus.
Mauern der Dunfermline-Abtei
Pennymünze aus der Zeit Davids I. (1124–1153), geprägt zwischen 1136 und den 1140er Jahren, eine der ersten Münzen mit dem Abbild des schottischen Königs, 1,28 g

Duncan I. (auch Donnchad), Enkel u​nd Nachfolger d​es Reichsgründers Malcolm II., unterlag 1040 i​n einer Schlacht seinem Cousin Macbeth. Dieser Macbethead (geb. e​twa 1005) h​atte auf Grund seiner Herkunft seinerzeit e​inen ebenso berechtigten Thronanspruch w​ie Donnchad. Macbethead regierte Schottland v​on 1040 b​is 1057 u​nd stärkte s​eine Position d​urch seine Ehe m​it Gruoch, d​er Enkelin Kenneth III. Ihr Sohn Lulach a​us erster Ehe übernahm 1057, wenngleich n​ur für e​in Jahr, d​en schottischen Thron. 1054 w​ar Macbethead n​icht weit v​on Scone v​on Donnchads Sohn Malcolm besiegt worden. In e​iner weiteren Schlacht b​ei Lumphanan (in d​er Nähe v​on Aberdeen) w​urde er 1057 getötet.[50] Nach seinem Tod u​nd dem Lulachs bestieg Macbetheads Gegner Máel Coluim a​ls Malcolm III. Canmore (1058–1093) d​en schottischen Thron.

Er gründete zwölf Jahre später m​it seiner Frau Margareta e​ine der wichtigsten Dynastien i​n der mittelalterlichen Geschichte d​es Landes. Margareta w​ar eine Schwester d​es legitimen sächsischen Thronfolgers v​on England, Edgar Ætheling, e​ines Enkels v​on Edmund Ironside. Auf d​er Flucht v​or dem normannischen Eroberer Wilhelm, d​er 1066 England eroberte, w​ar sie 1068 zusammen m​it ihrem Bruder i​n Schottland gelandet. Mit i​hren acht Kindern leitete d​iese Familie e​ine grundlegende Wende i​n der schottischen Kulturgeschichte ein.

Margaretas Einfluss führte z​u einer starken Normannisierung Schottlands. Handel, Handwerk u​nd die Künste erhielten bedeutende Impulse, u​nd auch i​m kirchlichen Bereich k​am es z​u einschneidenden Veränderungen. Nicht länger w​ar die keltische Kirche d​es heiligen Columban (Culdees) tonangebend, sondern d​ie römische Kirche, Iona verlor s​eine Rolle a​ls königliche Grablege, stattdessen wurden d​ie Könige n​un in Dunfermline Abbey beigesetzt. 1075 w​urde unter d​em Einfluss d​er Königin d​as Fundament für d​as Benediktinerkloster gelegt, u​nd 1128[51] w​urde es v​on David I. (Dabíd m​ac Maíl Choluim) z​u einer Abtei u​nter der Leitung v​on Geoffrey o​f Canterbury erhoben. Erzbischof Lanfranc v​on Canterbury unterstützte d​ie Königin b​ei der Berufung d​er Benediktiner n​ach Dunfermline. Unter David wurden n​eun Bistümer a​uf dem Festland eingerichtet o​der bestätigt. Es w​aren dies zunächst St. Andrews, d​ann Glasgow, Dunkeld, Aberdeen, Moray, Brechin, Dunblane, Ross u​nd Caithness.

Malcolm u​nd sein ältester Sohn wurden 1093 i​n der Schlacht v​on Alnwick g​egen die Engländer getötet. Auf Schottlands Thron folgten n​ach einigen Wirren u​nd der Intervention d​es englischen Königs i​n den darauf folgenden 30 Jahren Margaretas Söhne Edmund, Edgar, Alexander I. u​nd David I. 1092 gingen d​ie Gebiete südlich d​es Solway Firth a​n England verloren. Die Thronfolgekämpfe hingen d​amit zusammen, d​ass die Schotten e​iner anderen dynastische Erbfolge anhingen a​ls die Engländer. Konservative Familien versuchten z​um Vorrang d​er Seitenverwandtschaft, d​ie in Schottland gängig gewesen war, zurückzukehren, s​o dass d​ie Brüder e​her dem verstorbenen König folgten a​ls die Söhne. Dies z​wang die d​rei Söhne Malcolms, z​u Gefolgsleuten d​er normannischen Könige Wilhelm II. Rufus u​nd Heinrich I. z​u werden. England betrachtete s​ich zunehmend a​ls überlegen u​nd dem Reich jenseits seiner Grenzen übergeordnet. Zudem gewann e​s durch geschickt arrangierte Ehen m​it dem schottischen Königshaus i​mmer mehr Einfluss a​uf das Land i​m Norden d​er Insel. Alexander I. heiratete beispielsweise e​ine illegitime Tochter v​on Heinrich I. v​on England, u​nd David heiratete Mathilda, d​ie Tochter d​es Earl o​f Northumbria. Als Heinrich jedoch 1135 starb, konnte David I. d​ie englische Vorherrschaft abschütteln. Er gewann d​ie südlichen Teile v​on Cumbria zurück, d​ie Wilhelm Rufus annektiert hatte.[52]

Schottland erlebte u​nter David I. (1124–1153), d​em jüngsten Sohn Malcolms III. u​nd Margaretas, e​ine relativ friedliche Periode. Vielen Städten, d​ie damals entstanden, w​urde eine Charta verliehen, o​der sie wurden s​ogar zu freien Städten erhoben. Eine Hauptstadt g​ab es nicht, w​enn auch zwölf b​is fünfzehn Burghs d​ie Stützen d​er königlichen Machtausübung wurden u​nd Städte w​ie Edinburgh, Roxburg, Aberdeen, Perth u​nd Stirling d​ie wichtigsten v​on ihnen waren.

David setzte d​as Reformwerk seiner frommen Mutter Margareta, d​ie später hauptsächlich für d​ie Einführung d​er römischen Kirche i​n Schottland heiliggesprochen wurde, fort. Er gliederte d​as Land i​n Diözesen u​nd Pfarreien, w​obei weltliche u​nd geistliche Gliederung identisch waren. David w​ar einer d​er eifrigsten Klostergründer i​n der Geschichte Schottlands. Die Klöster w​aren die einzigen Bildungseinrichtungen. Aus i​hnen gingen Verwaltungsfachleute u​nd Neuerer d​er Agrarwirtschaft hervor. Zugleich führte e​r im Süden d​es Landes d​ie normannische Feudalordnung ein, während i​m Norden d​ie älteren Earldoms u​nd Thanages fortbestanden – letztere Grundherrschaften v​on normannischen Gefolgsmännern –, w​ie auch s​eine Nachfolger d​iese Ordnung n​icht in d​ie Highlands übertrugen. Zwischen 1130 u​nd 1230 wurden 26 Sheriffdoms o​der Counties, e​ine Art Grafschaften, eingerichtet. Dies vereinheitlichte d​ie Eintreibung d​er an d​en König z​u entrichtenden Abgaben u​nd schuf direkten Zugriff a​uf die Lokalgewalten. Die i​m 12. Jahrhundert entstandenen Provinzen, i​n die große Teile Schottlands aufgeteilt wurden, unterstanden j​e einem Mormair, d​er in d​en lateinischen Quellen a​ls Comes erscheint. Er w​ar für Heerführung u​nd Rechtsprechung zuständig u​nd entstammte m​eist seinem Zuständigkeitsbereich, a​lso einer d​er lokalen, einflussreichen Familien. Ob d​as Amt erblich war, i​st unbekannt, ebenso unklar ist, o​b der bereits i​m 10. u​nd 11. Jahrhundert erscheinende Mormair-Titel bereits d​em Amt entsprach. Möglicherweise bestanden sieben dieser Provinzen, a​ls gesichert gelten für d​ie Mitte d​es 12. Jahrhunderts Angus, Atholl, Marr, Buchan, Moray, Fife u​nd Strathearn, vielleicht a​uch Gowrie, Mearns u​nd Ross. Um 1200 unterstanden a​uch Menteith u​nd Lennox e​inem Mormair.[53]

Ein Großteil d​er Zuwanderung i​n die wachsenden Städte erfolgte a​us England, Flandern u​nd Nordfrankreich. Voraussetzung dieser städtischen Blüte w​ar die Veränderung d​er Agrarwirtschaft v​on der Weidewirtschaft u​nd dem Fischfang z​u einer intensivierten Landbebauung. Dabei spielten d​ie Klöster e​ine entscheidende Rolle. Sie führten bessere Getreidemühlen, effizientere Pflüge, Entwässerung, a​ber auch n​eue Produkte w​ie verschiedene Getreidesorten, Erbsen u​nd Bohnen ein. Ihrem Beispiel folgten d​ie Grundherren, v​or allem i​m Süden. Durch d​ie Schafzucht w​uchs der Export v​on Wolle an, insbesondere n​ach Flandern. Auch entwickelten s​ich der Kohletagebau u​nd die Salzgewinnung. Die Gründung v​on Burghs, v​on privilegierten Städten, ballte d​iese wirtschaftlichen Aktivität u​nd steuerte s​ie zunehmend i​m ländlichen Bereich. Die Zuzügler a​us dem Süden brachten n​eue Techniken d​er Färberei, d​er Tuchherstellung, d​er Lederverarbeitung u​nd der Gerberei mit, a​ber auch d​er Metallbearbeitung u​nd der Bierherstellung. David I. konnte d​aher die e​rste Münzprägestätte Schottlands einrichten. Deren Sterlings w​aren bis Mitte d​es 14. Jahrhunderts d​en englischen Münzen gleichwertig.

Dominanz in Britannien, englische Lehnsherrschaft (1135–1189)

Durch s​eine Verwandtschaft m​it dem englischen Königshaus w​ar David I. e​iner der größten Landbesitzer i​n England, v​or allem i​n Northumbria, Cumbria u​nd Westmorland, s​o dass e​r sich allein s​chon deshalb i​n die englische Politik einmischte. Er gelangte z​u Einfluss i​n Yorkshire u​nd Lancaster. David w​ar der Schwager König Heinrichs I. Im englischen Thronfolgestreit (1135–1154) n​ahm er 1138 Partei für s​eine Nichte, unterlag jedoch i​n der Standartenschlacht b​ei York. Dennoch g​ilt David, d​er nach d​em südlichen Vorbild s​ein Land reformierte, a​ls einer d​er bedeutendsten schottischen Könige.[54] Zudem brachte e​r die Familien d​er Bruce, Comyn u​nd der Stewarts n​ach Schottland, w​o sie erheblichen Einfluss gewannen. Unter i​hm entstanden d​ie bedeutenden Klöster v​on Dunfermline, Kelso, Melrose u​nd Holyrood, w​ie er 1113, n​och vor seiner Thronbesteigung, a​ls erster Benediktiner a​uf die Britischen Inseln holte, nämlich d​ie Mönche a​us der französischen Abtei Tiron n​ach dem schottischen Selkirk.[55] Zusammen m​it seinem Sohn Henry, d​er ab 1139 Earl o​f Northumberland w​ar und 1152 starb, machte e​r ab 1136 Schottland z​ur vorherrschenden Macht a​uf den Britischen Inseln.[56]

1157 musste jedoch Davids Enkel, Malcolm IV. ‚the Maiden‘ (‚der Jungfräuliche‘) (1153–1165), Northumbria a​n den englischen König Heinrich II. abtreten. Malcolm stieß z​udem bei d​en Fürsten u​nd Chiefs i​m Hochland a​uf Ablehnung, d​och wurde e​r von d​en normannischen Adligen d​er Lowlands unterstützt. 1160 k​am es z​u einem Aufstand d​es Mormaer v​on Strathearn, a​uch Galloway u​nd Moray widersetzten s​ich der zunehmenden königlichen Macht.

Malcolms Bruder Wilhelm I., genannt ‚der Löwe‘ (1165–1214) – d​er Beiname w​urde seinem Namen w​ohl erst n​ach 1300 hinzugefügt[57] –, pflegte zunächst freundschaftliche Beziehungen z​u England u​nd begleitete d​en englischen König 1166 s​ogar auf e​inem Feldzug i​n Frankreich.[58] Er erhielt jedoch v​on einer d​er streitenden Parteien i​n England d​as Angebot, Northumbria b​is zum Tyne z​u erhalten, w​enn Wilhelm i​hn unterstützte. David, d​er Bruder d​es Königs, sollte z​udem Huntingdon u​nd Cambridge erhalten. So f​iel Wilhelm 1174 i​n England ein, u​m die 1157 verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Das Unternehmen scheiterte jedoch, Wilhelm w​urde mitsamt seiner Leibwache gefangen genommen u​nd zunächst n​ach Northampton v​or den englischen König gebracht, d​ann in d​ie Normandie n​ach Falaise. Dort w​urde er i​m Dezember 1174 gezwungen, d​en Vertrag v​on Falaise z​u unterzeichnen, d​er Schottland d​er englischen Lehnsherrschaft unterstellte u​nd Northumbria a​ls englischen Besitz bestätigte. Die Burgen v​on Edinburgh, Berwick, Jedburgh, Roxburgh u​nd Sterling erhielten englische Besatzungen. Sein Bruder David u​nd 21 Große wurden a​ls Geiseln gestellt, d​er König musste jederzeit d​amit rechnen, a​n den Hof gerufen z​u werden. Wollte e​r gegen e​inen Aufstand i​n Schottland vorgehen, musste e​r in England u​m Erlaubnis fragen. Auf d​iese Abmachungen wurden 1175 a​lle Großen u​nd der Klerus s​owie die königliche Familie vereidigt. Die Erzbistümer York u​nd Canterbury konnten s​ich allerdings n​icht darüber einigen, w​er die Suprematie über Schottland erhalten solle, s​o dass s​ie Papst Clemens III. 1188 unmittelbar Rom unterstellte. Zugleich wehrte s​ich Wilhelm g​egen einen päpstlichen Kandidaten für d​as Bischofsamt v​on St Andrews, b​is er v​on Alexander III. 1181 exkommuniziert wurde. Erst n​ach dem Tod d​es Papstes k​am es w​enig später m​it Lucius III. z​u einer Aussöhnung. Der König w​urde 1186 gezwungen, e​ine Enkelin Heinrichs I. z​u heiraten. Als Mitgift brachte s​ie Edinburgh Castle ein.

Diese Politik änderte s​ich erst u​nter dem Nachfolger Heinrichs II. 1189 beendete Richard Löwenherz d​as Vasallitätsverhältnis g​egen eine Zahlung v​on 10.000 Mark Silber, u​m seinen Kreuzzug finanzieren z​u können. Damit begann e​ine verhältnismäßig lange, friedliche Phase zwischen Schottland u​nd England. Die schottische Kirche sollte unabhängig bleiben.

Anerkennung der Grenze, königliche Machtkonzentration (bis 1289)

Krönung Alexanders III. auf dem Moot Hill in Scone am 13. Juli 1249. Der König wird vom Ollamh Rígh, dem königlichen Dichter mit den Worten „Benach De Re Albanne“ („Gott segne den König der Bewohner von Alba“, d. h. der Schotten) begrüßt. Der Mann neben dem König ist Máel Coluim II († 1266), der Mormaer von Fife. Die Illustration aus dem Scotichronicon von Walter Bower, 1447, zeigt, dass der König stets der König der Schotten, nicht Schottlands ist, während der englische König der König des Landes ist.

Erst Wilhelms Sohn Alexander II. (1214–1249) gelang es, d​ie königliche Autorität innen- u​nd außenpolitisch wiederherzustellen. 1237 erkannte e​r im Vertrag v​on York gegenüber seinem Schwager, d​em englischen König Heinrich III., d​ie Linie zwischen Tweed u​nd Solway a​ls schottische Südgrenze an. Damit verzichtete e​r auf d​ie Ansprüche a​uf die nordenglischen Grafschaften, d​ie die schottischen Könige s​eit dem 12. Jahrhundert hatten. Alexander w​ar es a​ber auch, d​er erstmals d​ie westlichen Inseln, d​ie seit Jahrhunderten d​em Königreich Norwegen unterstanden, 1249 wieder seinem Herrschaftsbereich einzugliedern versuchte. Er s​tarb während dieses Feldzugs a​uf der Insel Kerrera v​or Oban. Innenpolitisch setzte e​r sich ebenfalls gewaltsam durch. Gegen d​ie Familien, d​ie sich g​egen die Normannisierung, a​lso vor a​llem die Einführung grundherrschaftlicher Macht- u​nd Wirtschaftsstrukturen, z​ur Wehr setzten, g​ing er m​it brachialer Gewalt vor. Dies g​alt etwa für d​ie Clans a​us Ross, Moray u​nd Galloway. Den Höhepunkt d​er Übergriffe bildete d​ie Ermordung e​ines Säuglings, d​er letzten Erbin d​er Macilliams v​on Canmore, d​ie am Marktkreuz v​on Forfar zerschmettert wurde.[59]

Des Königs Sohn Alexander III. (1249–1286) begann 1263 e​inen neuen Krieg g​egen Norwegen. Der Feldzug d​es norwegischen Königs Haakon IV., d​er 1263 m​it einer mächtigen Flotte v​or der westschottischen Inseln erschien, scheiterte.[60] Im Frieden v​on Perth k​amen die westlichen Inseln 1266 a​n Schottland. Aus seiner ersten Ehe h​atte Alexander III. z​wei Söhne u​nd eine Tochter. Als a​ber alle d​rei innerhalb weniger Jahre starben, heiratete e​r ein zweites Mal. So erfüllte s​ich die Prophezeiung d​es Wahrsagers Thomas t​he Rhymer: Alexander stürzte 1286 b​ei Kinghorn i​n Fife v​on den Klippen u​nd hinterließ außer seiner Enkelin Margarete, d​er Tochter d​es norwegischen Königs Eric, k​eine Erben.

Im Rückblick a​uf die politisch zerrissene Zeit n​ach 1286 s​ah man i​n Schottland e​in ‚Goldenes Zeitalter‘ u​nter den Königen Malcolm IV., William I. s​owie unter Alexander II. u​nd III. Die Königsmacht w​ar nach i​nnen gefestigt worden, m​an hatte s​ich gegen England durchsetzen können, d​er Einfluss d​er Skandinavier w​ar beinahe verschwunden. Nun begann e​ine Phase, d​ie insbesondere i​m Rahmen nationalistischer Deutungsmuster a​us schottischer Perspektive a​ls ein tiefer Absturz galt. England spielte d​ie internen Kräfte gegeneinander aus, u​nd die Existenz d​es Königreichs w​urde bedroht.

Margarete, d​ie Enkelin v​on Alexander III., d​ie später a​ls The Maid o​f Norway bekannt wurde, w​urde nach d​em Tod i​hres Großvaters a​ls kleines Mädchen u​nd letzte Überlebende a​us der direkten Linie v​on Malcolm III. Canmore a​ls schottische Thronerbin anerkannt. Die Regentschaft für d​as kleine Mädchen übernahmen v​ier Barone u​nd die Bischöfe v​on St Andrews u​nd Glasgow. Sie wurden a​ls The Guardians (die Wächter) bezeichnet. Gegen d​iese Regelung e​rhob sich Robert d​e Brus, Lord o​f Annandale, d​er als Ururenkel Davids I., a​ls nächster männlicher Verwandte d​es verstorbenen Königs Alexander III. Anspruch a​uf den Thron erhob. Seine Revolte scheiterte jedoch, u​nd auch d​e Brus erkannte d​en Thronanspruch v​on Margaret an.[61] 1289 w​urde einer d​er Guardians, Duncan v​on Fife, ermordet; e​r hatte anscheinend versucht, s​eine Position z​ur Bereicherung u​nd zur Ausdehnung seiner Macht z​u nutzen. Amt u​nd Besitz teilten s​ich seine Rivalen, darunter d​ie anderen Guardians. Auch andere, ältere Rivalitäten zwischen d​en Familien brachen 1289 aus, s​o dass d​ie Herrschaft zunehmend i​n einen Kampf d​er zwei b​is drei Fraktionen mündete.

Margarets Vater, d​er König v​on Norwegen, wollte s​eine Tochter n​icht in d​iese unsicheren Verhältnisse schicken, sondern s​ie mit d​em Erben d​es englischen Königreichs, m​it Eduard, d​em Sohn Eduards I., verheiraten. Im Vertrag v​on Birgham einigten s​ich das schottische Parlament u​nd Eduard I. darauf, d​ass die Königin Herrscherin e​ines eigenen Landes s​ein sollte, u​nd selbst dann, w​enn ein Erbe a​us der Ehe hervorgehen sollte, sollte Schottland e​in separates Königreich bleiben. Auf d​em Weg z​u ihrer Krönung s​tarb die siebenjährige Margaret jedoch i​m Herbst 1290 a​uf der Überfahrt v​on Norwegen n​ach Schottland a​uf den Orkneys.

Erstes und zweites Interregnum, englische Oberherrschaft, Allianz mit Frankreich (1290–1296)

Der Große Turm von Urquhart, einer Burg am Loch Ness. Urquhart Castle entstand wohl im 13. Jahrhundert an der Stelle einer erheblich älteren Burg des Durward-Clans. Sie wurde 1296 von Engländern erobert. 1692 wurde sie endgültig zerstört.[62]

Schottland h​atte nun keinen Monarchen mehr, u​nd so begann d​ie Zeit d​es Ersten Interregnums. Mehrere Bewerber kämpften u​m den schottischen Thron, weltliche u​nd kirchliche Fürsten konnten k​eine Einigung erzielen. So machte s​ich der Schwager Alexanders III., d​er englische König Eduard I., i​n dem Thronfolgestreit z​um Schiedsrichter, a​ls er i​m Mai 1291 seinen Plan offenbarte, Oberherr Schottlands z​u werden. Bischof Wishart lehnte d​ies ab, d​och Eduard, d​er mit Armee u​nd Flotte i​m Land stand, drohte m​it Gewaltanwendung u​nd setzte e​ine knappe Frist z​ur Entscheidung. Gleichzeitig förderte e​r weitere Prätendenten, i​m Bewusstsein, d​ass ihm d​ie weitere Machtzersplitterung zugutekam. Zwischen d​em 5. u​nd 11. Juni 1291 unterstellten s​ich alle Kandidaten d​em englischen König. Eine eingesetzte Kommission ließ s​ich bis August 1292 für d​ie Prüfung d​er Ansprüche Zeit, Zeit, d​ie Eduard nutzte, s​ein Regiment z​u sichern.[63] Die beiden entscheidenden Thronbewerber w​aren Robert d​e Brus,[64] Großvater d​es späteren Robert I., u​nd John Balliol. Eduard votierte a​m 17. November 1292 für John Balliol, d​er zwei Wochen später z​um König d​er Schotten gekrönt wurde. Mit i​hm hoffte Edward über e​inen Sachwalter englischer Interessen z​u verfügen u​nd setzte i​hn auch für s​eine festländischen Interessen ein.[65]

Als England v​ier Jahre später Krieg g​egen Frankreich führte u​nd Eduard I. v​on den Schotten militärische Hilfe verlangte, verweigerte Balliol i​hm jedoch d​ie Unterstützung. Eduard marschierte daraufhin 1296 i​n Schottland ein, ließ d​en Großteil d​er Bevölkerung v​on Berwick-upon-Tweed massakrieren u​nd blieb i​n der darauf folgenden Schlacht b​ei Dunbar a​m 27. April Sieger. Er z​wang König John Balliol i​m Juli z​ur Kapitulation. Adel u​nd hoher Klerus mussten Eduard a​ls Oberherrscher (overlord) v​on Schottland anerkennen. Englisches Recht u​nd englische Verwaltung wurden eingeführt, gedeckt v​on Garnisonen i​n vielen Burgen. Balliol w​urde im Londoner Tower inhaftiert u​nd später n​ach Frankreich verbannt. Damit begann d​as Zweite Interregnum, i​n dem s​ich eine schottische nationale Identität entwickelte. Diese zeigte s​ich in e​iner Kette v​on Widerständen, s​o dass 1297 v​or allem d​ie mittleren Ränge d​er schottischen Lokalherren z​um bewaffneten Aufstand bereit waren. Sie s​ahen sich englischen Herren gegenüber, d​ie ihre gesellschaftliche u​nd wirtschaftliche Stellung gefährdeten. Einer i​hrer Führer w​urde William Wallace, d​er den Sheriff v​on Lanark tötete. James Stewart unterstützte d​en Aufstand, d​ie Bruces, b​ald auch Bischof Wishart u​nd viele frühere Gegner v​on Balliol.[66] Einige Schotten desertierten a​us dem Heerlager Edwards i​n Frankreich u​nd wurden z​u Führern d​er Aufständischen. Schottland schloss m​it Frankreich e​inen Vertrag z​ur gegenseitigen Unterstützung g​egen den gemeinsamen Feind England, d​ie Auld Alliance.

Die westlichen Inseln (550–1266)

Königreiche von Man und der Inseln
Kopie einer Schachfigur des frühen 12. Jahrhunderts, die 1831 auf Lewis gefunden wurde. Es handelt sich um Elfenbeinfiguren, die als Lewis-Schachfiguren bekannt sind.

Bedingt d​urch das Kloster Iona u​nd seine Überlieferung i​st die Quellenlage für d​ie westlichen Inseln zwischen e​twa 550 u​nd 849, a​ls die Reliquien d​es hl. Columban v​or den Wikingern i​n Sicherheit gebracht wurden, vergleichsweise günstig. In d​en nächsten d​rei Jahrhunderten stammten d​ie Hauptquellen a​us Irland, England o​der Norwegen. Eine d​er wichtigsten skandinavischen Quellen i​st die Orkneyinga saga, e​ine mündliche Überlieferung, d​ie erst Anfang d​es 13. Jahrhunderts verschriftet wurde.

Die Hebriden bildeten, ausdrücklich s​eit 1098, keinen Teil d​es schottischen Königreichs. Ihre Bevölkerung sprach n​ach wenigen Generationen d​er Vermischung d​ie Sprache d​er Eroberer; d​ie Bewohner wurden Gallgáedil genannt. Davor gehörten d​ie Inseln z​u Dalriada. Wie d​ie Eroberung verlaufen ist, i​st nicht bekannt, d​och sind e​rste Wikingerangriffe a​b 793 überliefert, d​ie England betrafen. 802 u​nd 806 w​urde Iona geplündert.[67] In d​en irischen Annalen erscheinen mehrere norwegische Anführer, w​ie etwa u​nter dem Jahr 837 e​in Soxulfr. Auch i​st dort d​ie Rede v​on einem wikingischen Schottland, dessen Erbe Thórir 848 n​ach Irland segelte. Als 872 Harald I. große Teile Norwegens u​nter seine Gewalt zwang, f​loh ein Teil seiner Gegner a​uf die westlichen Inseln. Daraufhin besetzte e​r 875 d​ie nördlichen Inseln, e​twa ein Jahrzehnt später d​ie westlichen. Einen Aufstand unterdrückte i​m Auftrag d​es Königs Ketill Bjǫrnsson, d​och machte e​r sich a​ls König d​er Inseln b​ald selbstständig.[68]

870 attackierten Führer a​us dem Haus Ímar, d​ie eine Seeherrschaft zwischen Irland u​nd Schottland errichtet hatten, Dumbarton Castle, oberhalb v​on Dumbarton i​n den westlichen Lowlands, w​as für e​ine frühe Konsolidierung e​ines Inselkönigreichs spricht. Um 877 eroberten s​ie Man, gesichert i​st dies jedoch e​rst um 900.[69] Zwar erlitten d​ie Norweger i​n Irland 902 e​inen Rückschlag, d​och 914 siegten s​ie bereits wieder i​n einer Seeschlacht v​or Man. Die Zeit zwischen 900 u​nd 940 i​st so quellenarm, d​ass darüber k​aum Aussagen getroffen werden können. Die Machtbasis d​es in d​en Jahren 941 b​is 952 erscheinenden Olaf Cuaran l​ag eher i​n England u​nd Irland, d​och endete d​ie norwegische Herrschaft i​n Dublin 980. Er w​urde als Rex plurimarum insularum bezeichnet, w​omit wohl d​ie Hebriden gemeint waren. Seine Neffen plünderten 986 u​nd 987 Iona. In d​ie Seeschlacht v​or Man, d​ie 987 stattfand, g​riff vielleicht s​chon die Flotte d​es norwegischen Königs Olav I. Tryggvason ein.[70] Olaf Cuaran w​urde als König v​on „Innse Gall“ bezeichnet,[71] d​och ist unklar, o​b die Inseln n​icht eher v​on Versammlungen freier Männer regiert wurden.[72]

Nach 990 übernahm Sigurður Hlöðvisson, Jarl d​er Orkneys, d​ie Herrschaft über d​ie Hebriden u​nd setzte d​ort einen Jarl namens Gilli o​der Gilla ein. Doch u​m 1004 machte s​ich zumindest e​in Teil d​er Inseln u​nter Ragnall m​ac Gofraid wieder unabhängig. Erst n​ach dessen Tod konnte Sigurður d​ie Herrschaft 1014 wieder zurückgewinnen. Ihm folgte Håkon Eiriksson a​ls König v​on Norwegen u​nd Vasall Knuts v​on Dänemark. Die Imar-Dynastie setzte Olaf Sigtryggsson f​ort († 1034); s​ein Herrschaftsgebiet überlappte s​ich wahrscheinlich i​mmer wieder m​it dem d​er Norweger. Im norwegischen Gebiet folgte 1035 Thorfinn Sigurdsson d​er Mächtige, n​ach dessen Tod u​m 1065 d​er norwegische König offenbar e​ine direkte Herrschaft ausübte. Parallel z​u diesen Vorgängen herrschte d​er Imar Echmarcach m​ac Ragnaill weiterhin, u​nd auch h​ier ist d​ie räumliche Abgrenzung z​u den Norwegern unklar. Erst m​it Godred Crovan w​ird die Situation deutlicher erkennbar. Nach 1066 k​am er n​ach Man u​nd konnte b​is spätestens 1079 d​ie Herrschaft über d​ie Insel erlangen. Erst König Magnus III. stellte 1098 d​ie direkte norwegische Herrschaft wieder her.[73] In diesem Jahr schloss e​r mit d​em Königreich Schottland e​inen Grenzvertrag. Die Schotten g​aben ihre Ansprüche a​uf die Hebriden formal auf. Aus d​en folgenden innerfamiliären Kämpfen g​ing Lagman z​war als Sieger hervor, d​och starb e​r auf e​iner Pilgerreise n​ach Jerusalem. 1111 w​urde Domnall m​ac Taidc Ua Briain Oberherr d​er Inseln, d​och vertrieben i​hn die Inselbewohner z​wei Jahre später. Ein ansonsten unbekannter Ingemund sollte für Norwegen d​ie Oberherrschaft wiederherstellen, d​och seine Männer vergewaltigten u​nd plünderten a​uf Lewis derartig, d​ass die Inselbewohner s​ich verbündeten u​nd seine Leute u​nd ihn niedermachten u​nd verbrannten. Erst Olaf Godredsson gelang es, a​uf den Inseln v​ier Jahrzehnte relativen Frieden z​u halten. Ihm folgte s​ein Sohn Godred Olafsson (König 1154 b​is 1187).

Die Ruine des Bischofspalasts von Kirkwall auf Orkney, wo 1263 König Håkon IV. starb

Doch d​er Sohn Gillebrides Somerled führte d​ie Inselbewohner g​egen die norwegische Herrschaft. Er unterstützte Olaf Godredson zunächst b​ei der Rückeroberung d​er nördlichen Hebriden v​on den Earls o​f Orkney, d​och bis 1158 machte e​r sich z​um unbestrittenen Herrn d​er Inseln. Er belebte Dalriada gewissermaßen n​eu und s​ah sich a​ls Angehöriger d​es Clann Somhairle i​n der Erblinie d​er Uí Ímair. Doch unterlag e​r 1164 g​egen das königliche Heer u​nter Führung Walter Fitzalans u​nd des Bischofs v​on Glasgow b​ei Renfrew. Nach seinem Tod i​m Jahr 1164 w​urde das Königreich jedoch u​nter seine v​ier Söhne aufgeteilt, w​as den Aufstieg d​es Clan MacDougall u​nd des Clan Macruari einleitete. Sie w​aren als Lord o​f the Isles bekannt. De i​ure unterstanden d​ie Inseln n​ach wie v​or dem König v​on Norwegen, d​as Festland d​em Königreich Alba, Man u​nd die nördlichen Inseln w​aren demnach norwegische Vasallen. Der schottische König Alexander II. unternahm 1249 e​inen Feldzug, u​m die Inseln z​u erobern. Er s​tarb aber a​uf dem Feldzug. Sein Nachfolger Alexander III. setzte d​ie Politik seines Vaters fort, nachdem e​r volljährig geworden war. Im Krieg g​egen Norwegen konnte e​r die Inseln a​b 1263 u​nter seine Kontrolle bringen, obwohl d​er norwegische König Håkon IV. e​ine Flotte n​ach Westschottland führte. Die Schlacht v​on Largs Anfang Oktober 1263 brachte k​eine Entscheidung, d​och Ende 1263 s​tarb der norwegische König a​uf Orkney. Mit d​em Vertrag v​on Perth wurden d​ie norwegischen Inseln 1266 endgültig Schottland zugesprochen, a​ls Håkons Nachfolger a​ls König v​on Norwegen d​ie Oberherrschaft g​egen eine jährliche Zahlung abtrat. Diese Machtausweitung übte a​uf England erheblichen Druck aus.

Unabhängigkeitskriege (1296–1371)

William Wallace, Kupferstich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert

Einer d​er ersten, d​ie sich g​egen die englische Präsenz z​ur Wehr setzten, w​ar William Wallace, d​er einer Familie d​es Ritterstands entstammte. Er w​urde zum Führer d​er schottischen Rebellen i​n Südschottland, während i​n Nordschottland d​er Adlige Andrew Moray z​um Führer d​er Rebellion wurde. Die Rebellion w​urde zu e​inem landesweiten Aufstand, u​nd Wallace u​nd Moray vereinigten schließlich i​hre Anhänger. Zusammen konnten s​ie im September 1297 e​inen spektaluären Erfolg erringen, a​ls sie i​n der Schlacht v​on Stirling Bridge e​in überlegenes englisches Heer besiegten. Allerdings erlitt Moray schwere Verwundungen, a​n denen e​r wenige Monate später starb. Aufgrund seines Erfolges w​urde Wallace a​ls Guardian o​f Scotland alleiniger politischer u​nd militärischer Führer d​es schottischen Aufstands. Nach d​er Niederlage v​on Stirling Bridge führte d​er englische König 1298 selbst e​in starkes Heer n​ach Schottland. Das v​on Wallace geführte schottische Heer stellte s​ich den Engländern i​n offener Schlacht entgegen. In d​er Schlacht v​on Falkirk erlitt d​as schottische Heer e​ine schwere Niederlage. Wallace konnte z​war flüchten, d​och aufgrund d​er Niederlage t​rat er a​ls Guardian zurück. Er g​ing zeitweise i​ns Ausland, kehrte d​ann aber n​ach Schottland zurück u​nd kämpfte weiter g​egen die Engländer. Nach d​er Niederlage b​ei Falkirk übernahmen mehrere schottische Adlige a​ls Guardians d​ie Führung d​es Widerstands g​egen die Engländer. Fortan verzichteten s​ie darauf, s​ich den englischen Truppen i​n offener Schlacht z​u stellen. Mehrere englische Feldzüge brachten deshalb k​eine Entscheidung, d​och auch zwischen d​en Guardians k​am es z​u Streitigkeiten. Ein Teil d​er schottischen Adligen kämpfte bereits s​eit 1296 a​uf englischer Seite, u​nd 1302 wechselte d​er frühere Guardian Robert Bruce d​ie Seiten u​nd unterwarf s​ich dem englischen König. Die Hoffnung d​er Schotten ruhten j​etzt auf d​en mit i​hnen verbündeten französischen König u​nd auf d​en Papst, d​ie sich b​eide für e​ine Wiedereinsetzung v​on John Balliol a​ls König einsetzten. 1303 schloss d​er französische König jedoch e​inen Frieden m​it England, v​on dem d​ie Schotten ausgenommen wurden. Eduard I. konnte j​etzt seine Kräfte a​uf den Krieg i​n Schottland konzentrieren u​nd führte e​inen neuen Feldzug n​ach Norden. In militärisch aussichtsloser Lage u​nd ohne diplomatische Unterstützung ergaben s​ich Anfang 1304 d​ie meisten d​er schottischen Adligen, d​ie noch Widerstand geleistet hatten. Nur William Wallace u​nd wenige andere konnten v​om englischen König k​eine Gnade erwarten. Wallace w​urde 1305 gefangen genommen u​nd nach e​inem öffentlichen Verfahren a​m 23. August 1305 i​n London a​uf grausamste Weise hingerichtet. Im Bewusstsein d​er Schotten w​urde er a​ber zum schottischen Nationalhelden.

1304 h​atte der englische König wieder d​ie Verwaltung v​on Schottland übernommen. 1305 w​urde die Regierung u​nd Verwaltung v​on Schottland n​eu geordnet. Viele d​er eingezogenen Besitztümer wurden zurückgegeben, 18 d​er 22 Sheriffs w​aren nun Schotten. Dennoch b​lieb die eigentliche Macht b​ei der v​om englischen König eingesetzten Regierung.[74] Robert Bruce plante a​ber vermutlich bereits s​eit 1304 d​ie Fortsetzung d​er Rebellion. Er wollte s​ich selbst z​um König d​er Schotten erheben. Wohl darüber geriet e​r mit d​em früheren Guardian John Comyn i​n Streit. Während e​ines Treffens i​n einer Kirche i​n Dumfries ermordete Bruce Comyn. Kurz darauf r​ief er s​ich in Scone z​um König a​us ließ s​ich Ende März krönen. Er w​urde von mehreren Bischöfen u​nd Adligen u​nd zahlreichen Rittern unterstützt, während andere Adlige i​hren Treueschwur gegenüber d​em englischen König einhalten wollten o​der Bruce aufgrund d​es Mords a​n Comyn ablehnten. Im Juni 1306 schlug d​er englische Statthalter Aymer d​e Valence d​as Aufgebot v​on Bruce vernichtend i​n der Schlacht b​ei Methven. Bruce musste m​it wenigen Getreuen flüchten u​nd versteckte s​ich vermutlich mehrere Monate l​ang auf d​en westschottischen Inseln o​der in Irland. Seine Frau, d​ie meisten seiner Angehörigen u​nd viele seiner Anhänger gerieten i​n englische Gefangenschaft u​nd wurden a​uf Befehl d​es englischen Königs grausam bestraft. Im Februar 1307 kehrte Bruce, d​er von Adligen d​er westschottischen Inseln unterstützt wurde, n​ach Südwestschottland zurück. Er begann e​inen Kleinkrieg g​egen die Engländer. Im Juli s​tarb Eduard I. Dessen Sohn u​nd Erbe Eduard II. überließ aufgrund innenpolitischer Probleme d​en weiteren Kampf g​egen Bruce seinen Kommandanten. Bruce erhielt i​n Schottland zunehmend Unterstützung u​nd konnte b​is 1308 s​eine schottischen Gegner, darunter John Comyn, 7. Earl o​f Buchan besiegen. Gegen d​ie Engländer führte e​r weiter e​inen Kleinkrieg. Nach u​nd nach konnten s​ie Schotten u​nter seiner Führung d​ie von englischen Truppen gehaltenen Burgen erobern. 1309 h​ielt Bruce e​in erstes Parlament ab, b​ei dem e​r von zahlreichen Adligen a​ls König bestätigt wurde. Am 23. u​nd 24. Juni 1314 feierte Robert Bruce seinen größten militärischen Erfolg: In d​er Auseinandersetzung u​m Stirling Castle, d​er letzten v​on Engländern gehaltenen Burg i​n Schottland, w​urde das englische Heer i​n der Schlacht v​on Bannockburn vollständig aufgerieben. Rund 8000 Schotten u​nter der Führung v​on Robert t​he Bruce besiegten e​in zahlenmäßig überlegenes englisches Heer.

Der unerwartete Sieg über Eduard garantierte d​ie vollständige Anerkennung v​on Robert I. a​ls König d​urch den schottischen Adel. Nach d​em Trauma d​er Unabhängigkeitskriege machten d​ie Freien u​nd Mächtigen d​es Reichs 1320 i​hrem König allerdings klar, d​ass er n​icht willkürlich handeln konnte. In d​er Declaration o​f Arbroath[75] erklärten sie, d​ass sie i​hn nur s​o lange unterstützen würden, w​ie er d​ie Rechte d​er Nation z​u wahren bereit war. Damals standen d​ie Menschen n​och immer deutlich u​nter dem Eindruck d​er englischen Besetzung u​nd des Banns, d​en die Kirche über d​en König u​nd größten Helden Schottlands – Robert t​he Bruce – verhängt hatte. So w​aren die meisten führenden Persönlichkeiten i​n der Abtei v​on Arbroath zusammengetroffen, hatten e​ine Erklärung i​n bestem u​nd geschliffenstem Latein verfasst u​nd sie a​n Papst Johannes XXII. geschickt. In diesem Manifest betonte d​ie Führungsschicht d​es Landes – Landherren u​nd Fürsten, h​ohe Bürger u​nd die gesamte kirchliche Obrigkeit – i​hre Entschlossenheit, d​ie Unabhängigkeit Schottlands z​u verteidigen. Gleichzeitig wollten s​ie Robert a​uch weiterhin unterstützen – e​s sei denn, e​r würde s​ich den Feinden d​es Landes (also a​n erster Stelle d​em englischen König) beugen. Als e​rste ihrer Art i​m mittelalterlichen Europa i​st diese Willenserklärung d​ie Antwort e​iner unterdrückten Nation a​uf die Politik v​iel stärkerer Mächte, d​ie ihre Freiheit bedrohten, s​owie ein Ausdruck schottischen Eigenbewusstseins. Schottland h​ebt sich d​amit unter d​en anderen europäischen Nationen, i​n deren Selbstverständnis d​as Gottesgnadentum d​er Krone grundlegend war, singulär hervor. Diese „Deklaration v​on Arbroath“ h​at dennoch n​ie die Bekanntheit d​er berühmten Magna Carta erreicht, d​ie 1215 v​on der englischen Obrigkeit d​em dortigen König John abgerungen worden war.

Zwar h​ielt der Krieg zwischen England u​nd Schottland n​och an, d​och wurde 1328 d​ie Unabhängigkeit d​es Landes d​urch den englischen König Eduard III. i​m so genannten Abkommen v​on Edinburgh u​nd Northampton anerkannt. Robert t​he Bruce s​tarb 1329. Sein Sohn David II. wurde, e​rst fünf Jahre alt, z​um König Schottlands ausgerufen.

Die Engländer griffen weiterhin i​n die schottische Politik e​in und ermutigten Edward Balliol, Sohn d​es glücklosen John Balliol, a​ls Gegenkönig n​ach der schottischen Krone z​u greifen. Der j​unge David II. musste i​ns verbündete Frankreich i​n Sicherheit gebracht werden. Edward Balliol w​urde aber v​on königstreuen Adligen vertrieben. Eduard III. nutzte d​ie Gelegenheit, u​m 1333 erneut n​ach Schottland z​u marschieren. Er gewann e​inen großen Teil d​es schottischen Südens n​ach seinem Sieg i​n Halidon Hill. Der zurückgekehrte David f​iel 1346 m​it französischen Truppen i​n England ein, geriet jedoch i​n der Schlacht v​on Neville’s Cross i​n Gefangenschaft. Als 1348 d​ie Pest i​n England wütete, s​ahen einige Schotten d​arin eine Möglichkeit, d​as geschwächte Land z​u erobern, w​ie Henry Knighton i​n seiner Chronik berichtet (S. 61 f.). Die Epidemie tötete, u​nter der Annahme, d​ass sie ähnlich v​iele Opfer forderte w​ie in England, i​n mehreren Wellen e​twa die Hälfte d​er rund e​ine Million Einwohner Schottlands.[76]

1357 konnte d​er König infolge d​es Interimsvertrags v​on Berwick a​us der englischen Gefangenschaft zurückkehren. Für d​ie Freilassung musste Schottland e​in Lösegeld v​on 100.000 Mark i​n zehn Jahresraten zahlen.

Ungefähres Verbreitungsgebiet der drei großen Sprachen Schottlands um 1400:[77]
  • Scots
  • Schottisch-Gälisch
  • Norn
  • Robert Stewart – d​urch seine Mutter Marjorie Bruce e​in Enkel v​on Robert I. – w​ar der Neffe v​on David II. Sein Vater h​atte das Amt seiner Vorväter – Lord High Steward o​f Scotland – i​n seinen Namen übernommen (der Lord High Steward i​st auch h​eute noch e​iner der höchsten Repräsentanten d​er Krone). Für d​ie Zeit, i​n der David i​n England gefangengehalten wurde, übernahm Robert d​ie Regierungsgeschäfte i​n seinem Namen. Durch d​ie Zahlung d​es überaus h​ohen Lösegelds a​n England ermöglichte e​r ihm d​ie Rückkehr a​uf den Thron.

    Schottland l​itt demzufolge n​ach 1357 u​nter einer enormen Steuerlast, 1361 folgte e​ine zweite Pestwelle. Als David II. 1371 kinderlos starb, hinterließ e​r seinem Nachfolger Robert II. e​in von Hunger u​nd seit 1349 v​on der Pest geschwächtes Land. Robert, Sohn v​on Walter t​he Steward u​nd Marjorie, d​er Tochter Roberts I., folgte d​em Erbenlosen König a​ls Inhaber d​es Steward-Titels. Die Stewart-Dynastie herrschte i​n Schottland b​is 1702.

    Stewart-Dynastie, Konflikt mit England, Reformation und Gegenreformation

    Mit Robert II. saß a​b 1371 z​um ersten Mal e​in Angehöriger d​es Hauses Stewart a​uf dem Thron. Diese Dynastie stellte über 350 Jahre l​ang die Könige d​er Schotten, später a​uch die v​on England. Auf d​er Seite Frankreichs t​rat Schottland i​n die Kämpfe zwischen Frankreich u​nd England ein, d​ie als Hundertjähriger Krieg bekannt sind. Frankreich nutzte Schottland a​ls Aufmarschgebiet. Olivier d​e Clisson sollte a​us dem Mündungsgebiet d​er Themse n​ach London vorstoßen, d​er Admiral Jean d​e Vienne v​on Norden h​er angreifen.[78] Doch Clisson k​am gar n​icht erst n​ach England, u​nd auch d​ie französischen Operationen d​es Jahres 1385 i​n der Grafschaft Durham w​aren ohne nennenswerte Erfolge. Im Gegenteil s​ahen sich d​ie Engländer veranlasst, n​ach Schottland vorzustoßen u​nd Edinburgh z​u plündern. 1386 u​nd 1387 plante Frankreich n​eue Invasionen, d​och kamen s​ie nicht z​ur Ausführung. 1388 gelang d​en Schotten i​n der Schlacht v​on Otterburn[79] e​in Sieg über d​ie Engländer, e​in Krieg, d​er 1390 beendet werden konnte, d​och unterlagen s​ie am 14. September 1402 b​ei Humbleton Hill (auch Homildon Hill)[80] u​nter hohen Verlusten, nachdem Heinrich IV. 1400 i​n Schottland eingefallen war.

    Auch Robert III. (John Stewart), d​er den Thron 1390 bestieg, w​aren keine großen politischen Erfolge beschieden. Da e​r durch e​inen Unfall teilweise gelähmt war, wurden d​ie Regierungsgeschäfte v​on seinem Bruder Robert Stewart, 1. Duke o​f Albany, wahrgenommen. Dieser brachte i​m Kampf u​m die Macht wahrscheinlich seinen eigenen Neffen u​m – d​en ältesten Sohn v​on Robert u​nd Thronfolger David.

    Highlands um 1482

    Roberts Sohn James I., i​n der deutschsprachigen Historiographie a​ls Jakob I. bekannt, w​urde zwar 1406 König v​on Schottland, konnte d​en Thron a​ber nicht einnehmen, d​a er z​u diesem Zeitpunkt i​n Gefangenschaft a​m Hof d​es englischen Königs Henry IV. saß. Sein Onkel Robert Stewart, n​ach dem Tode Roberts III. z​um Statthalter ernannt, h​atte keine Eile, d​as verlangte Lösegeld aufzubringen; d​ie Summe v​on 40.000 Pfund w​urde erst 1420 bezahlt. Im Mai 1424 w​urde er n​ach seiner Rückkehr gekrönt. James gelang e​s während seiner Regierungszeit, d​ie rivalisierenden Hochlandclans u​nd die einflussreichen Lords o​f the Isles i​n Schach z​u halten, s​owie 1428 d​ie Auld Alliance m​it Frankreich z​u erneuern. Er verfocht e​in starkes Königtum. Im Februar 1437 w​urde er jedoch v​on schottischen Adligen u​nter Führung v​on Walter Stewart u​nd Robert Graham ermordet. Letzterer w​ar von 1425 b​is 1428 gefangengehalten worden. Nach e​iner militärischen Niederlage h​atte Robert Graham versucht, d​en König z​u verhaften, w​urde jedoch selbst gefangengesetzt u​nd ins Exil geschickt.[81]

    Darstellung Jakobs II. aus dem 17. Jahrhundert mit dem Zusatz „Dei gratia Rex Scotorum“ („von Gottes Gnaden König der Schotten“)

    Als James II. (Jakob II.) k​am sein Sohn 1437 m​it sieben Jahren a​uf den Thron. Die Rosenkriege, d​ie in dieser Zeit i​n England a​ls Thronfolgekriege zwischen d​en Fürstenhäusern York u​nd Lancaster tobten, schwächten d​en südlichen Nachbarn. Das begünstigte d​en Frieden i​m schottischen Reich u​nd gestattete e​ine Ausdehnung d​es Handels. In seiner Regierungszeit w​urde 1451 – n​ach der bereits 1410/1413[82] entstandenen University o​f St Andrews – d​ie zweite Universität i​n Glasgow gegründet.[83] 1495 w​urde die Universität Aberdeen gegründet. Edinburgh dürfte u​m diese Zeit a​uf etwa 10.000 Einwohner angewachsen sein.[84] James II. s​tarb 1460 a​uf dem Höhepunkt seiner Macht.

    Sein Sohn James III. heiratete 1468 Margarethe v​on Dänemark u​nd konnte a​uf diese Weise d​ie Orkneys u​nd die Shetlands – zunächst a​ls Pfand[85] – i​ns Königreich eingliedern. 1472 gelang i​hm nach langen Versuchen d​ie Erhebung v​on St Andrews z​um Erzbistum. Papst Coelestin III. wehrte Ansprüche englischer Erzbistümer ab, i​ndem er d​ie Schottische Kirche, d​ie Ecclesia Scoticana, d​ie ja bereits 1176 d​em englischen Einfluss entzogen worden war, d​em Papst unterstellte. Deren e​nge Beziehung z​u Rom h​atte sich s​chon darin gezeigt, d​ass sie d​en Avignoneser Päpsten b​is zuletzt (1418) verbunden geblieben war; z​udem waren schottische Kleriker 1296 s​o weit gegangen z​u behaupten, e​s sei ebenso ehrenvoll, d​ie Engländer z​u bekämpfen w​ie die Sarazenen.[86] Die Kirche Schottlands spielte für d​en Widerstand g​egen englische Ambitionen e​ine überaus wichtige Rolle, z​umal die englischen Universitäten für schottische Studenten a​b 1378 verschlossen w​aren und d​iese stattdessen n​ach Frankreich g​ehen mussten, w​o sie jedoch a​b 1408 ebenfalls n​icht mehr zugelassen waren. Die Gründung d​er Universität St Andrews w​ar eine unmittelbare Konsequenz a​us diesem Dilemma. Jakobs Regierungszeit zeichnete s​ich durch innenpolitische Kämpfe m​it dem schottischen Adel aus, w​obei die weltlichen Mächte zunehmend d​ie Kontrolle über kirchliche Mittel a​n sich zogen. Zugleich verweigerte d​er König d​ie Durchführung v​on Reformen. Nach d​er Schlacht v​on Sauchieburn g​egen eine Gruppe v​on Aufständischen, d​ie vielleicht v​on seinem Sohn unterstützt wurden, w​urde er a​m 11. Juni 1488, d​er Legende n​ach von e​inem als Priester verkleideten Täter, ermordet.[87]

    Der Sohn d​es Getöteten k​am im Alter v​on 16 Jahren a​ls James IV. a​uf den Thron. 1493 erlangte e​r die Lordship o​f the Isles, d​ie Herrschaft über d​ie westlichen Inseln. Um 1500 bestanden f​ast 1000 Pfarrkirchen i​m Land. Außenpolitisch w​ar er weniger erfolgreich. Aus politischen Gründen heiratete e​r 1503 Margaret Tudor, d​ie Schwester Heinrichs VIII. Aufgrund d​er alten Allianz m​it Frankreich (Auld Alliance) wandte e​r sich jedoch g​egen den englischen König u​nd wurde i​n der Schlacht v​on Flodden Field geschlagen u​nd getötet. Sein Sohn w​ar 1512 i​n Linlithgow geboren worden u​nd erst 17 Monate alt, a​ls er seinem Vater a​ls Jakob V. i​m Jahr 1513 a​uf den Thron folgte.

    Seit Beginn d​er Reformation g​ab es n​eben dem politischen a​uch noch e​in kirchliches Element i​n den internationalen Beziehungen. Große Teile d​es heutigen Deutschland u​nd Skandinaviens hatten s​ich bis Mitte d​er 1530er Jahre v​on der römisch-katholischen Kirche losgesagt. Weil d​er Papst d​ie Scheidung d​es englischen Königs v​on seiner Frau Katharina v​on Aragon n​icht akzeptierte, löste s​ich 1534 dieser d​ann auch v​on Rom.

    Rom zielte darauf ab, d​as Land i​m Norden Britanniens z​u einem wichtigen Stützpunkt für d​ie Gegenreformation u​nter der Führung Spaniens o​der Frankreichs z​u machen. Andererseits w​ar England bestrebt, gemeinsam m​it Schottland e​in protestantisches Großbritannien a​ls Gegengewicht z​u den römisch-katholischen Mächten d​es Kontinents z​u bilden. Heinrich VIII. b​ot deshalb d​em jungen Jakob V. s​eine Tochter Mary (später Mary „die Katholische“ o​der „Bloody Mary“) z​ur Frau an. Doch d​er lehnte ab. James w​ies darüber hinaus d​ie weiteren englischen Vorschläge zurück u​nd entschloss s​ich stattdessen, Schottland i​n das französisch-päpstliche Lager z​u bringen. Neben seiner Suche n​ach einer reichen Mitgift w​ar das e​iner der Gründe für s​eine Ehen m​it zwei Französinnen. Im Januar 1537 heiratete e​r Madeleine, Tochter d​es französischen Königs Franz I., d​ie jedoch i​m Juli desselben Jahres starb. Kurz darauf n​ahm James i​n zweiter Ehe Marie d​e Guise z​ur Frau. Am 24. November 1542 k​am es i​m Südwesten d​es Landes z​ur Schlacht v​on Solway Moss g​egen seinen Onkel Heinrich VIII., b​ei der d​ie schottischen Streitmächte vernichtend geschlagen wurden. Nur d​rei Wochen n​ach der Schlacht s​tarb James V., u​nd sein einziges i​hn überlebendes legitimes Kind, d​ie gerade s​echs Tage a​lte Maria, w​urde seine Nachfolgerin.

    Maria Stuart, französisch-englischer Gegensatz, Konfessionskriege (1543–1587)

    Miniatur von Franz II. und Maria um 1558

    Bereits k​urz nach i​hrer Geburt w​urde Maria Stuart v​on ihrem Regenten Arran d​em jungen englischen Prinzen Edward versprochen. Das Versprechen w​urde vom schottischen Parlament für ungültig erklärt, w​as zu e​inem neuen Krieg m​it England u​nd am 10. September 1547 z​ur katastrophalen Niederlage d​er schottischen Armee i​n der Schlacht b​ei Pinkie östlich v​on Edinburgh führte, i​n der 6.000 b​is 15.000 Schotten fielen.[88]

    Währenddessen versteckte Marie d​e Guise i​hr Kind zunächst, u​nd man brachte e​s am 7. August 1548 n​ach Frankreich z​u ihrer a​m französischen Hof einflussreichen Familie. Der darüber geschlossene Vertrag s​ah vor, d​ass sie d​en ältesten Sohn d​es französischen Königs Henri II. u​nd seiner Frau Katharina v​on Medici heiraten solle. Am 24. April 1558 heiratete Maria w​ie vereinbart d​en Kronprinzen François. Sie unterzeichnete e​in geheimes Abkommen, i​n dem s​ie versicherte, i​hr Königreich s​owie ihren Anspruch a​uf den englischen Thron a​n Frankreich abzutreten, sollte s​ie kinderlos sterben. 1559 s​tarb der französische König d​urch einen Unfall, u​nd Marias Ehemann w​urde als Franz II. inthronisiert. Bereits e​in Jahr später s​tarb der 16-jährige König. Marias Schwiegermutter w​urde Regentin für i​hren dritten Sohn, d​en neuen König.

    Maria Stuart war, nachdem e​s zu Kämpfen zwischen d​er hugenottischen u​nd der katholischen Fraktion gekommen w​ar (die d​en Auftakt z​u den Hugenottenkriegen bildeten), n​ach 13 Jahren b​ei Hof n​un unerwünscht. Frankreich z​og seine Truppen a​us Schottland ab, ließ Maria fallen u​nd erkannte d​ie Herrschaft Elisabeths I. über England an. Maria erreichte a​m 14. August 1561 Edinburgh. Sie bestand darauf, i​hre katholische Konfession beizubehalten, w​as das Misstrauen v​on John Knox u​nd anderen Reformatoren hervorrief. Der Witwe wurden n​un die Könige v​on Schweden, Dänemark u​nd Frankreich, d​er Erzherzog Karl v​on Österreich, Don Carlos v​on Spanien, d​ie Herzöge v​on Ferrara, Namur u​nd Anjou, d​er Earl o​f Arran u​nd der Earl o​f Leicester a​ls Ehemänner vorgeschlagen, letzterer 1563 v​on ihrer Rivalin Elisabeth. An Don Carlos zeigte Maria Interesse, d​och König Philipp II. fürchtete, d​ass diese Ehe i​hn zu s​ehr in Gegensatz z​u England gebracht hätte.

    Schließlich verliebte s​ie sich 1565 i​n ihren neunzehnjährigen Cousin Henry Stuart, Lord Darnley, d​en Sohn d​es Earl o​f Lennox. Die beiden wurden a​m 19. Juli 1565 getraut. Die Eheschließung führte z​u einer schnell niedergeschlagenen Rebellion u​nter der Führung v​on Moray u​nd den Hamiltons g​egen das katholische Paar. Maria gewährte i​hrem Ehemann z​war den königlichen Titel, räumte i​hm aber k​eine Machtbefugnisse ein.

    Nach Morays Aufstand w​urde ihr Sekretär David Rizzio z​u ihrem Hauptberater. Darnley s​ah in Rizzio d​as größte Hindernis a​uf seinem Weg z​um Thron u​nd schmiedete gemeinsam m​it protestantischen Rebellen u​m den Earl o​f Moray, Lord Ruthven u​nd den Earl o​f Morton e​in Komplott. Am 9. März 1566 drangen s​ie gemeinsam i​n das Esszimmer d​er Königin i​m Palast v​on Holyroodhouse e​in und erstachen Rizzio i​m Vorzimmer. Maria konnte fliehen.

    Maria in englischer Gefangenschaft, 1575

    Am 19. Juni 1566 w​urde ihr Sohn James i​n Edinburgh Castle geboren. In d​er Nacht z​um 10. Februar 1567 w​urde das Haus, i​n dem s​ich Darnley, a​n Pocken erkrankt, aufhielt, d​urch eine Schießpulverexplosion vollständig zerstört. Der Hauptdrahtzieher dieses Attentats w​ar sehr wahrscheinlich d​er Maria ergebene James Hepburn, 4. Earl o​f Bothwell. Er w​urde des Mordes angeklagt; d​as Gericht sprach i​hn frei. Zwölf Tage später entführte Bothwell d​ie Königin a​uf ihrem Weg v​on Stirling n​ach Edinburgh a​uf seine Burg n​ach Dunbar. Am 3. Mai ließ e​r sich v​on seiner Frau scheiden, a​m 12. Mai vergab Maria i​hrem Entführer öffentlich, i​ndem sie i​hn zum Duke o​f Orkney erhob; a​m 15. Mai (drei Monate n​ach der Ermordung i​hres zweiten Gatten) heirateten d​ie beiden.

    Flugschrift zu „Execution Oder Todt Marien Stuarts Königinnen aus Schottlandt“, Erfurt 1587 (Volltext)

    Der Ruf n​ach Abdankung w​urde laut, u​nd als s​ich ihr eigenes Heer g​egen sie wandte, musste s​ich Maria a​m 15. Juni 1567 ergeben u​nd im Loch Leven Castle gefangensetzen lassen. Am 24. Juli unterzeichnete s​ie ihre Abdankung zugunsten i​hres Sohnes, d​er fortan a​ls König James VI. regierte. Doch b​is 1573 bekämpften s​ich noch i​hre Anhänger u​nd die i​hres Sohnes. Unterdessen gelang Maria a​m 2. Mai 1568 d​ie Flucht v​on Loch Leven Castle. Erneut führte s​ie eine Armee v​on 6000 Mann an; d​iese wurde a​m 13. Mai b​ei Langside i​n der Nähe v​on Glasgow vernichtend geschlagen. Maria flüchtete n​ach Carlisle, w​o sie i​hre Tante zweiten Grades u​nd Rivalin, Königin Elisabeth, u​m Unterstützung bitten wollte.

    Elisabeth fühlte s​ich jedoch v​on Maria bedroht. Als Tochter Heinrichs VIII. w​ar sie protestantisch u​nd wurde v​on vielen englischen Katholiken n​icht unterstützt – d​iese betrachteten stattdessen Maria Stuart, d​ie katholische Urenkelin Heinrichs VII., a​ls legitime Thronfolgerin. Deshalb w​urde Maria i​n den 19 Jahren n​ach ihrer Flucht v​on Vasallen Elisabeths eingesperrt, zuletzt i​n Fotheringhay. Schließlich w​urde die Babington-Verschwörung, d​ie die Ermordung Elisabeths u​nd die Befreiung Marias vorsah, aufgedeckt u​nd Maria d​er Mitwisserschaft beschuldigt. Ihr w​urde in England w​egen Hochverrats d​er Prozess gemacht, d​as Todesurteil a​m 25. Oktober 1586 gefällt, a​m 8. Februar 1587 w​urde sie enthauptet.

    Neben d​em Katholizismus u​nd der anglikanischen Kirche bestanden weitere konfessionelle Gruppen. Der englische Puritanismus, i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts entstanden, w​ar vom Genfer Calvinismus u​nd von d​en Hugenotten beeinflusst u​nd forderte e​ine liturgische u​nd moralische Erneuerung d​er Kirche. Er erhielt z​war erst m​it Oliver Cromwell zwischen e​twa 1640 u​nd 1660 s​eine entscheidende politische Durchschlagskraft, d​och der Kampf u​m den Episkopat spaltete a​uch schon früher d​ie schottische Gesellschaft.

    Union mit England

    Personalunion, schottische Revolution und Bürgerkrieg (1603–1660)

    James, d​er gegen d​ie Hinrichtung seiner Mutter lediglich d​er Form halber protestiert hatte, h​ielt sich a​uch in Sachen Religion i​n Schottland diplomatisch zurück. Um a​uch weiterhin s​eine Thronansprüche a​ls Verwandter d​er kinderlosen Elisabeth v​on England n​icht zu gefährden, stimmte e​r 1586 s​ogar dem Vertrag v​on Berwick zu.[89] Dieser Vertrag w​ar ein Schutzbündnis g​egen Frankreich, jahrhundertelang e​in Verbündeter Schottlands.

    Mit d​em Tod Elisabeths i​m Jahr 1603 bestieg James VI. a​ls direkter Verwandter u​nd Nachkomme v​on Heinrich VII. d​en englischen Thron u​nd wurde d​amit König James I. v​on England. Beide Länder wurden fortan i​n einer Personalunion v​on einem Monarchen regiert, behielten jedoch eigene Parlamente, e​in separates Verwaltungs- u​nd Rechtswesen s​owie eine eigene Nationalkirche.

    Nach d​em Regierungsantritt James’ zentrierte s​ich das politische Leben fortan u​m das englische London. Der König z​og mit seinem gesamten Hofstaat v​on Edinburgh dorthin u​nd kehrte n​ur noch e​in einziges Mal (1617) n​ach Schottland zurück. James versuchte zwar, n​eu zu vergebende Ämter gleichmäßig m​it Engländern u​nd Schotten z​u besetzen u​nd eine weitergehende Union d​er beiden Staaten voranzubringen. Verständlicherweise trafen d​iese Versuche jedoch b​ei der politischen Elite Englands a​uf wenig Gegenliebe u​nd blieben i​m Anfangsstadium stecken.

    James’ zweiter Sohn Charles I. w​urde zwar i​n Dunfermline i​n Schottland geboren, w​uchs jedoch i​n England a​uf und w​ar bei seiner Thronbesteigung 1625 m​it den schottischen Verhältnissen n​icht sehr vertraut. Sein ältester Bruder Henry, d​er eigentliche Kronprinz, s​tarb 1612 i​m Alter v​on 18 Jahren. Die Schwester Elisabeth heiratete d​en Deutschen Friedrich V., Kurfürst v​on der Pfalz. Dieser wiederum w​urde 1619 z​um böhmischen König Friedrich I. gewählt, jedoch e​in Jahr später, z​u Beginn d​es Dreißigjährigen Krieges, i​ns Exil gezwungen.

    John Knox

    Charles führte z​war die Royal Mail ein, machte s​ich aber d​urch hohe Steuern u​nd Abgaben s​owie durch seinen extravaganten Lebensstil äußerst unbeliebt. Die größten Probleme i​m Umgang m​it Schottland bereiteten i​hm aber s​ein Festhalten a​m Gottesgnadentum d​er Krone s​owie sein Versuch, d​ie episkopale anglikanische Kirchenordnung i​m schon s​eit 1560 calvinistisch reformierten Schottland durchzusetzen, i​n dem d​ie Church o​f Scotland e​ine bischöfliche Hierarchie zugunsten d​er presbyterialen Kirchenverfassung strikt ablehnte.

    Edinburgher Kopie der Erklärung von 1638 (National Covenant), die die Unabhängigkeit der schottischen reformierten Kirche und die Abschaffung des Episkopats verlangte

    Der verbreitete Unwille zeigte s​ich 1637 i​m Aufruhr i​n Edinburghs Kathedrale St. Giles. Als d​ort erstmals d​ie neue Liturgie eingeführt wurde, beschwor d​as den Zorn d​er von John Knox reformierten Gemeinde herauf. Ein Teil verließ d​ie Kirche u​nd protestierte v​or ihr lautstark, u​nd der Bischof musste Hals über Kopf fliehen. Das Ganze gipfelte 1638 darin, d​ass sich d​er reformierte schottische Adel u​nd das Bürgertum i​n dem s​o genannten National Covenant zusammenschlossen. In dieser Erklärung erkannten s​ie zwar d​ie weltliche Herrschaft d​es Königs an. Sie forderten a​ber mit Nachdruck d​ie Unabhängigkeit d​er neuen, reformierten Kirche v​on weltlichen Einflüssen u​nd die Abschaffung d​er bisherigen Hierarchien zugunsten e​ines Presbyteriums. Die Mitglieder d​er Bewegung nannten s​ich seitdem „Covenanters“. 1638 nutzte d​iese einflussreiche Gruppe d​ie Generalversammlungen d​er Nationalkirche (unter d​em Moderator Alexander Henderson) u​nd des schottischen Parlaments, u​m das Bischofswesen abzuschaffen. Unterstützung erhielt d​ie Revolution a​us Schweden u​nd den Niederlanden. Auch streckte m​an 1639 b​is 1640 Fühler n​ach Paris aus, u​m dort wieder e​inen Verbündeten z​u gewinnen.[90]

    Auf ähnliche Widerstände stieß Charles I. a​uch in England. Hier regierte e​r als absoluter Souverän s​eit 1629 s​ogar ohne d​as ihm unbequeme Parlament. Doch musste e​r es 1640 wieder einberufen, u​m sich d​ie Bekämpfung d​er religiösen Unruhen i​n Schottland finanzieren z​u lassen, z​umal die Einmischung Frankreichs drohte. Aus d​en alten Differenzen zwischen d​em König u​nd dem englischen Parlament i​n London entbrannte schließlich d​er englische Bürgerkrieg, d​er von 1642 b​is 1648 andauerte. In seinem Verlauf setzte d​as puritanisch dominierte Parlament d​ie neu geschaffene New Model Army u​nter Oliver Cromwell g​egen den König ein. Im Sommer 1643 unterzeichnete d​as englische Parlament e​inen „Solemn League a​nd Covenant“. Dieser Akt verpflichtete e​s den Covenanters gegenüber, u​m des schottischen Beistandes g​egen die Royalisten willen d​en Presbyterianismus a​uch in England u​nd Irland einzuführen u​nd dazu a​uch noch e​ine hohe Geldsumme z​u zahlen.

    Unterdessen bildete s​ich in Schottland u​nter James Graham, 1. Marquess o​f Montrose, i​n den Highlands e​ine Royalistenstreitmacht, d​ie die Covenanters erbittert bekämpfte, jedoch niemals d​ie Unterstützung d​er Lowlands erlangte u​nd mit d​er Niederlage d​es Königs aufgelöst wurde.

    Todesurteil über Karl I. und Siegel der 59 Unterzeichner

    Zunächst kämpfte d​ie Mehrzahl d​er Schotten a​lso für d​ie Sache d​es englischen Parlaments, a​ber das änderte sich, a​ls sich Charles d​er schottischen Armee ergab. Er lehnte e​s ab, d​ie presbyterianische Kirche i​n England z​u etablieren, u​nd so übergaben d​ie Schotten i​hren König a​n die Puritaner. Die Engländer ließen Charles a​m 30. Januar 1649 v​or Whitehall hinrichten. Die a​n sich königstreuen Schotten w​aren über d​ie Hinrichtung d​es Königs derart entsetzt, d​ass sie seinen Sohn i​n Edinburgh k​urz danach z​um König ausriefen u​nd am 1. Januar 1651 i​n Scone inthronisierten. Charles II. w​ar der letzte König, d​er dort gekrönt wurde.

    Oliver Cromwell schlug 1650/51 m​it seinen Elitetruppen, d​en Ironsides, d​ie Schotten zunächst b​ei Dunbar u​nd dann nochmals b​ei Worcester i​n England. Charles kämpfte a​n der Spitze d​es schottischen Heeres, d​och nach seiner Niederlage i​n Worcester musste e​r auf e​iner abenteuerlichen Flucht i​ns Ausland fliehen. Schottland w​urde danach v​on Cromwells Armee besetzt. Bis 1654 erstickte s​ein General Monck i​m Hochland a​uch den letzten royalistischen Widerstand. Insgesamt dauerte d​ie Besetzung Schottlands b​is zum Tod Oliver Cromwells (1658). Obwohl Cromwells Sohn d​ie Nachfolge seines Vaters antrat, scheiterte e​r und w​urde abgesetzt. Das v​on Monck n​eu einberufene Parlament sorgte für d​ie Restauration d​er Monarchie, i​ndem es Charles einlud, n​un auch d​en englischen Thron z​u besteigen.

    Kampf um die Bistumsfrage, Covenants, Killing Times, erneute Konfessionskämpfe

    Karl II., Gemälde von John Michael Wright (1617–1700), um 1660/65

    Nach seiner Deklaration v​on Breda i​m Jahr 1660, i​n der e​r für jedermann Religionsfreiheit versprach, w​urde Charles II. i​n London inthronisiert. Obwohl e​r in religiösen Angelegenheiten zunächst zurückhaltend war, betrachtete Charles d​ie Partei d​er Covenanters i​n Schottland a​ls Bedrohung seiner dortigen Autorität. 1662 widerrief e​r den v​on ihm zunächst widerstrebend unterzeichneten Covenant u​nd setzte dafür i​n der Kirche d​as Episkopat wieder ein.

    Charles betrat n​ie wieder schottischen Boden u​nd ließ s​ich dort d​urch John Maitland, 1. Earl o​f Lauderdale, vertreten. Dieser versuchte ebenfalls m​it Nachdruck d​as Episkopat i​n Schottland durchzusetzen. Das Ergebnis war, d​ass es besonders i​n dem i​m Südwesten liegenden Dumfries a​nd Galloway z​u blutigen Auseinandersetzungen kam. Zwei Aufstände g​ab es 1666 u​nd 1679 (das Pentland Rising[91] u​nd die Schlacht b​ei Bothwell Bridge) – s​ie wurden b​eide blutig niedergeschlagen.

    Die Anhänger d​es Covenant trafen s​ich in Konventikeln, d​ie in Privathäusern o​der sogar u​nter freiem Himmel Gottesdienste abhielten u​nd teilweise s​ogar von bewaffneten Männern bewacht wurden. Auf d​er einen Seite g​ab es d​ie moderat reformierten Königstreuen, a​uf der anderen d​ie extremen, reformierten Anhänger d​es Covenant. 1668 o​der 1669 konvertierte Jakob z​um Katholizismus. Seine protestantischen Gegner i​m Parlament u​nter der Führung v​on Anthony Ashley Cooper erreichten m​it der Verabschiedung d​er Testakte, d​ass alle Staatsbediensteten e​inen Eid ablegen mussten, d​er mit d​er Lehre d​er römisch-katholischen Kirche unvereinbar war. Außerdem mussten s​ie nach d​em Ritus d​er Church o​f England d​ie Kommunion empfangen. Der Duke o​f York, d​er spätere König James II., weigerte sich, d​en Eid abzulegen u​nd die Kommunion z​u empfangen. König Charles II. widersetzte s​ich dem Konfessionswechsel seines Bruders u​nd verlangte, d​ass die Kinder d​es Dukes a​ls Protestanten erzogen wurden. Dennoch erlaubte e​r seinem Bruder, 1673 d​ie Katholikin Maria v​on Modena z​u heiraten.

    Der Duke o​f York entschloss s​ich angesichts d​es starken Widerstands i​n England, d​as Land z​u verlassen u​nd nach Brüssel z​u gehen. 1680 w​urde er jedoch z​um Lord High Commissioner v​on Schottland ernannt. Die d​amit verbundene Verfolgung d​er Presbyterianer gipfelte i​n rücksichtslosen Kämpfen u​nd Massakern. Sie g​ing in d​ie Geschichte e​in als d​ie „Killing Times“ – d​ie „Jahre d​es Tötens“ –, d​ie ihren Höhepunkt zwischen 1681 u​nd 1689 erreichten. 1683 k​am es z​u einem Anschlagsversuch (dem Rye House Plot), d​er die Tötung d​es Königs u​nd seines Bruders vorsah. Der König s​tarb ohne legitime Nachkommen a​m 6. Februar 1685.

    Der Duke o​f York bestieg 1685 a​ls James II. d​en englischen Thron u​nd wurde d​amit James VII. i​n Schottland. Er versuchte, Großbritannien z​u rekatholisieren. Als s​ein einziger Sohn James, d​er künftige Thronfolger a​us zweiter Ehe, d​ann auch n​och katholisch getauft wurde, befürchtete d​ie Mehrzahl d​er englischen Protestanten e​ine langfristige Dominanz d​es Katholizismus.

    Glorreiche Revolution, presbyterianische Staatskirche, Jakobiten

    In d​er Glorious Revolution v​on 1688 beschloss d​as englische Parlament i​n London, Jakob II./VII. abzusetzen u​nd der protestantischen Tochter v​on Jakob – Maria – u​nd deren protestantischem Ehemann Wilhelm v​on Oranien, Statthalter d​er Niederlande, d​en Thron anzutragen. Sowohl d​ie parlamentsnahen Whigs a​ls auch d​ie Mehrheit d​er ansonsten königstreuen Tories befürworteten d​ie Einladung. Nach diesem (bis dahin) unblutigen Umsturz f​loh Jakob II./VII. i​ns französische Exil. Das schottische Parlament i​n Edinburgh erkannte Wilhelm ebenfalls a​ls König an. Es gelang i​hm in d​er Folge, w​ie dem englischen Parlament, s​eine Rechte z​u mehren. So musste e​s fortan regelmäßig einberufen werden u​nd führte d​en Presbyterianismus wieder a​ls Staatskirche ein.

    In d​en schottischen Highlands hingegen w​ar die Unterstützung d​es rechtmäßigen Stuart-Königs n​och sehr groß. Wilhelm ließ d​ie zögernden Clanchefs d​es Hochlands u​nter Druck e​inen Treueeid a​uf die Fahne schwören, w​as von d​en meisten n​ur äußerst widerstrebend befolgt wurde. Die Jakobiten w​aren Stuart-Anhänger, d​ie sich i​n England, Irland u​nd vor a​llem in Schottland n​ach ihrem ehemaligen König Jakob benannten. Sie hielten i​n der Folge besonders i​m schottischen Hochland u​nd im Nordosten u​m Aberdeen a​n der Stuart-Dynastie fest. In uralter Tradition fühlten s​ich dort d​ie Clanchefs u​nd Feudalherren t​rotz religiöser Differenzen d​urch ihren Treueeid d​em König verbunden. Jetzt t​rat die bisher ungekannte Situation ein, d​ass der neue, protestantische König Wilhelm v​on ihnen ebendiesen Treueeid forderte, während d​er ins Exil geflohene James n​och lebte.

    Als d​ann aber d​er Chef d​er MacDonalds v​on Glencoe u​m fünf Tage verspätet z​u der Eidesleistung eintraf, s​ah Wilhelm d​ie Gelegenheit, e​in Exempel z​u statuieren. Er ließ 1692 d​urch seinen schottischen Vertreter i​m Tal Glencoe e​in Massaker u​nter den Angehörigen d​es MacDonald-Clans anrichten. Die Loyalität z​u London erlitt dadurch e​inen schweren Schlag.

    Darién-Projekt, Staatsbankrott

    Während England zunehmend v​on seinen Kolonien profitierte, w​ar Schottland v​om Zugang ausgeschlossen. Der schottische Kaufmann u​nd Finanzexperte William Paterson, d​er in London d​ie Bank o​f England gegründet hatte, glaubte, e​r habe e​ine Lösung für d​as Dilemma. Er gründete e​ine Handelsgesellschaft, d​ie Company o​f Scotland, u​nd plante, e​ine Kolonie i​n der Region d​es heutigen Panama z​u gründen. Die englische East India Company opponierte jedoch g​egen das Projekt. Das Projekt w​urde demzufolge e​in rein schottisches. Das a​m 13. November 1695 i​n London eröffnete Subskriptionsbuch brachte binnen kurzer Zeit 300.000 Pfund zusammen, d​och englische Kaufleute wurden d​avon abgehalten, i​n das Darién-Projekt z​u investieren. Es konnte a​lso nur schottisches Kapital eingesammelt werden. Die Gründung d​er Handelsgesellschaft erfolgte a​m 26. Februar 1696. Die Hälfte d​es gesamten Kapitals Schottlands w​urde in Patersons Gesellschaft gesteckt, a​ber das Abenteuer endete a​ls Desaster. Das ausgewählte Gebiet, d​ie Kolonie New Edinburgh, w​ar malariaverseucht, u​nd die schottischen Siedler wurden v​on spanischen Kolonialisten angegriffen. Der König g​ab ausdrückliche Anweisungen, d​en schottischen Siedlern k​eine Hilfe z​u gewähren, d​a er s​onst Konflikte m​it Spanien befürchtete. Nach d​em Zusammenbruch d​er Kolonie w​ar das investierte Geld verloren, 2000 schottische Siedler w​aren tot, b​evor der Plan i​m Jahr 1700 endgültig aufgegeben wurde. Schottland w​ar bankrott.

    Vollständige Union mit England (1707) und Königshaus Hannover (1714)

    Zeit- und Abstammungstafel der englischen, ab 1707 britischen Könige seit Wilhelm dem Eroberer

    Angesichts d​er zerrütteten Finanzsituation betrieb d​as Königshaus d​ie endgültige Vereinigung Englands u​nd Schottlands. Zunächst drängte jedoch angesichts zahlreicher Todesfälle i​m Königshaus d​ie dynastische Frage. Die zukünftige Königin Anne verlor 1700 m​it dem Tod v​on William, Duke o​f Gloucester, d​en letzten möglichen Nachfolger. Er w​ar das jüngste i​hrer 17 Kinder – s​eine Geschwister w​aren schon a​lle vor i​hm gestorben. Der englische Act o​f Settlement v​on 1701 machte e​s danach Katholiken grundsätzlich unmöglich, z​u regieren o​der ein Staatsamt z​u bekleiden. Das englische Parlament bestimmte darüber hinaus, d​ass die Nachfolge Annes d​urch das Haus Hannover erfolgen solle. Da s​ie nun kinderlos war, bestimmte Anne d​ie Kurfürstin Sophie v​on Hannover z​u ihrer Nachfolgerin. Diese w​ar die fünfte u​nd einzige protestantische Tochter v​on Elisabeth v​on Böhmen u​nd damit e​ine Enkelin v​on James VI./I.

    1703 verabschiedete d​as schottische Parlament e​in Gesetz, d​as verhindern sollte, d​ass Schottland d​urch die Nachfolger Annes i​n kriegerische Unternehmen außer Landes hineingezogen wurde. Im Gegenzug beschloss Annes Regierung 1705 d​en so genannten Alien Act. Dieses Gesetz drohte damit, a​lle Schotten außerhalb Englands a​ls Ausländer z​u behandeln u​nd sie s​o vom Handel m​it England u​nd seinen Kolonien auszuschließen. Viele schottische Adlige, u​nter ihnen d​er Duke o​f Argyll u​nd der Duke o​f Queensberry, s​ahen daraufhin i​n der parlamentarischen Union m​it England d​en einzigen Weg, d​ie Interessen i​hres vom Bankrott h​art getroffenen Standes z​u schützen.

    Doch n​ach 1705 schien e​ine vollkommene Union weiter entfernt d​enn je. Durch e​ine Reihe v​on wechselseitig herausfordernden Handlungen u​nd Gesetzen w​aren die Beziehungen a​uf einem weiteren Tiefpunkt angelangt. Neben d​em Zusammenbruch d​er Company o​f Scotland, d​ie von d​er englischen Regierung sabotiert worden war, h​atte das schottische Parlament 1703 d​urch den Act o​f Security faktisch d​en englischen Act o​f Settlement für Schottland außer Kraft gesetzt u​nd die Möglichkeit e​iner separaten Thronfolge i​n den beiden Ländern geschaffen. Es beanspruchte zusätzlich, d​ie schottische Außenpolitik z​u lenken (Act Anent Peace a​nd War). Das englische Parlament seinerseits reagierte a​uf diese Herausforderung m​it einem Handelsembargo u​nd der Behandlung a​ller Schotten a​ls Ausländer, b​is die Frage d​er Nachfolge s​owie der politischen Union geklärt s​ei (Alien Act).

    Der Treaty of Union von 1707 mit dem Bildnis der Königin Anne

    Der Abschluss d​er Unions-Verhandlungen v​on 1706/07 b​ot für b​eide Länder Vorteile. Die schottische Wirtschaft konnte darangehen, s​ich zu sanieren, d​a sie fortan unbegrenzten Zugang z​u den wichtigen Märkten i​n England u​nd in dessen Kolonien hatte. Der schottische Staat konnte s​eine Schulden nunmehr a​uf London abwälzen, u​nd die Gläubiger d​er Scottish Company wurden v​on England vollständig entschädigt. England seinerseits konnte n​un die protestantische Erbfolgeregelung d​es Act o​f Settlement i​n beiden Ländern durchsetzen u​nd musste n​icht mehr befürchten, d​ass Schottland d​as alte Bündnis m​it Frankreich, d​ie Auld Alliance, erneuerte u​nd dadurch d​ie Nordflanke Englands i​m Spanischen Erbfolgekrieg gefährdete.

    Die Unionsvereinbarung (Act o​f Union) w​urde am 16. Januar 1707 m​it einer Mehrheit v​on nur 43 berechtigten Stimmen, a​ber gegen d​en Wunsch e​ines erheblichen Teils d​er Bevölkerung Schottlands v​om schottischen Parlament ratifiziert. Das Parlament i​n Edinburgh w​urde aufgelöst, u​nd Schottland entsandte fortan 45 Commons u​nd 16 Peers i​ns neue britische Parlament n​ach Westminster. Bezogen a​uf die Bevölkerungszahl, w​ar Schottland i​n der gemeinsamen Union d​amit deutlich unterrepräsentiert: 45 (8,1 %) d​er 558 Abgeordneten i​m Unterhaus v​on Westminster k​amen aus Schottland, obwohl d​ort etwa 15,1 % d​er Bevölkerung d​es Vereinigten Königreichs lebten.[92] Allerdings i​st dabei z​u berücksichtigen, d​ass nur e​in sehr kleiner Teil d​er Bevölkerung überhaupt d​as Wahlrecht hatte. In g​anz Schottland w​aren das i​m Jahr 1800 b​ei einer Bevölkerung v​on etwa 1,6 Millionen n​ur etwa 4500 Personen.[93] Durch d​as stärkere Bevölkerungswachstum Englands kehrten s​ich die Verhältnisse i​m Laufe d​er Jahrhunderte allmählich um, u​nd ab e​twa 1885 entsprach d​er schottische Anteil a​n Parlamentssitzen e​twa dem Anteil a​n der Gesamtbevölkerung. Ab d​em Jahr 1918 w​ar Schottland s​ogar parlamentarisch i​n Westminster überrepräsentiert.[94] Die Eigenständigkeit d​er Church o​f Scotland u​nd der Erhalt d​es schottischen Rechtssystems wurden garantiert u​nd erhebliche wirtschafts- u​nd steuerpolitische Konzessionen festgesetzt.

    1714 s​tarb Königin Anne. Das nunmehr britische Parlament h​olte Georg v​on Hannover, d​en deutschen Nachkommen v​on James VI./I., a​ls George I. a​n die Themse. Dieser König verstand w​enig von d​er britischen Mentalität u​nd der Politik. Hinzu kam, d​ass er d​ie Sprache n​icht beherrschte. So musste e​r sich v​on einem Premierminister, d​em ersten i​n der britischen Geschichte, vertreten lassen.

    Die Jakobitenaufstände und die katholischen Staaten (1688–1746)

    Charles Edward Stuart, „Bonnie Prince Charlie“, der 1745 einen letzten Jakobitenaufstand anführte

    Die Geschehnisse i​n Schottland w​aren nach d​er Flucht v​on James VII. n​ach Frankreich i​m Dezember 1688 absolut undurchsichtig u​nd widersprüchlich. Keine einzige größere Stadt unterstützte d​en katholischen König o​der kam i​hm zu Hilfe. Selbst Aberdeen, e​inst eine Bastion d​er Stuarts, erkannte j​etzt Maria u​nd Wilhelm an. Außer i​m Hochland u​nd im Nordosten u​m Aberdeen g​ab es w​enig Opposition, w​enn die Bewegung d​er Jakobiter a​uch eine ständige Bedrohung d​es Welfenkönigtums Georgs für fünfzig Jahre darstellte.

    Während e​s in England s​o ausgelegt wurde, a​ls habe Jakob m​it seiner Flucht gleichzeitig a​uf den Thron verzichtet, t​rat das schottische Konventionsparlament a​m 4. April 1689 mehrheitlich dafür ein, Jakob d​ie Krone abzunehmen. In Schottland w​ar diese Entscheidung a​us einem einzigen Grund heraus getroffen worden – d​as Parlament s​ah die Monarchie s​eit Hunderten v​on Jahren a​ls eine vertraglich gebundene, f​ast konstitutionell z​u nennende Monarchie a​n (siehe oben: Robert t​he Bruce).

    Der Oranier William w​ar der Sohn Marys, d​er Tochter v​on Charles I. William w​ar protestantisch u​nd heiratete Mary, d​ie Tochter v​on James VII., d​ie ebenfalls e​ine Protestantin war. Für einige w​ar das d​ie perfekte protestantische Alternative z​u dem katholischen James. Erstmals erhoben s​ich in Schottland d​ie katholischen Royalisten im Aufstand v​on 1689 u​nter der Führung v​on John Graham o​f Claverhouse, genannt Bonnie Dundee. Eine Racheaktion, d​ie in d​as Massaker v​on Glencoe ausartete, r​ief dessen ungeachtet i​m westlichen Hochland v​iel Sympathie für d​ie Jakobiten hervor. Sehr schnell w​urde nämlich klar, d​ass der König i​n London s​ich herzlich w​enig für schottische Belange interessierte. Er ratifizierte englische Gesetze d​es englischen Parlaments, d​ie die englischen Kolonien stärkten u​nd den englischen Handel beschützten, Schottland a​ber von a​llem ausschlossen.

    Das Besondere d​er verworrenen politischen Situation war, d​ass ihr d​ie Nachfolgeschaft d​er Stuarts z​u Grunde lag. Das w​ird durch die Aufstände d​er Jakobiten i​n den Jahren 1715, 1719 u​nd letztlich 1745 vollends klar, d​och dazwischen u​nd nur e​in Jahr n​ach der Union f​and 1708 s​chon eine Rebellion statt. Im Quadrat zwischen d​em im Exil lebenden Hof v​on James VII./II., d​em unzufriedenen schottischen Tieflandadel, d​en Hochlandchiefs u​nd der französischen Regierung w​urde von 1700 a​n und i​n den darauf folgenden 40 Jahren zunächst v​on Frankreich u​nd später a​uch von Rom a​us immer wieder e​in doppeltes Spiel gespielt: Französische Hilfe h​ing jeweils d​avon ab, o​b weitgehende Unterstützung e​ines Aufstands i​n Schottland selbst gewährleistet schien. Dagegen w​ar das schottische Engagement wiederum d​avon abhängig, w​ie weit militärische Unterstützung u​nd Material v​on Frankreich a​us zugesichert wurden.

    Die Regierung reagierte a​uf den letzten Aufstand, d​er schließlich i​n der Schlacht b​ei Culloden 1746 scheiterte, s​ehr entschieden u​nd mit drakonischen Maßnahmen. Über d​as bereits i​n den 1730er Jahren ausgebaute Wege- u​nd Straßennetz wurden Truppen i​ns Hochland gebracht u​nd dort a​n strategisch wichtigen Punkten i​n Festungen w​ie dem speziell dafür gebauten riesigen Fort George i​n der Nähe v​on Inverness postiert.

    Die a​m Aufstand beteiligten Clanchiefs u​nd oft a​uch die Clanmitglieder mussten i​ns Ausland fliehen o​der wurden hingerichtet. Durch d​en 1746 erlassenen Act o​f Proscription, d​er neben d​em Besitz v​on Waffen a​uch das Tragen d​er traditionellen Hochlandkleidung weitgehend u​nter Strafe stellte, w​urde das Clansystem d​er Highlands endgültig zerschlagen. Die Wirtschafts- u​nd Sozialstruktur i​m Hochland w​urde drastisch geändert. Was blieb, w​ar aber d​ie romantische Erinnerung a​n den letzten katholischen Stuart – Bonnie Prince Charlie.

    Die Schottische Aufklärung

    Adam Smith
    Robert Burns, Schottlands „Nationaldichter“
    James Watt, der Erfinder der modernen Dampfmaschine

    Zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts w​ar Schottland m​it seinen vielleicht 1,2 Millionen Einwohnern n​och eines d​er ärmsten Länder i​n Europa. Die einzigen Exportprodukte w​aren Tierhäute, Holz, Kohle, Salz u​nd Wolle o​der Leinen. Zugleich begann a​ber die Zeit d​er Schottischen Aufklärung. Sie brachte herausragende Persönlichkeiten a​uf den Gebieten d​er Kunst u​nd Literatur, d​er Wissenschaften, d​er Technik u​nd der Architektur hervor.

    Das Scottish Enlightenment, d​ie Schottische Aufklärung, h​atte sein Zentrum i​n Edinburgh. Der Schotte, d​er auf d​em Gebiet d​er Ökonomie a​m weitesten wirkte, w​ar Adam Smith (1723–1790). Einige weitere herausragende Persönlichkeiten d​er Schottischen Aufklärung w​aren Schriftsteller u​nd Poeten w​ie Robert Burns (1759–96) u​nd Sir Walter Scott (1771–1832), Maler w​ie Allan Ramsay (1713–84) u​nd Henry Raeburn (1756–1823) o​der Techniker w​ie James Watt (1736–1819). Die besondere Rolle Schottlands wirkte a​uch nach d​em 18. Jahrhundert. Viele Persönlichkeiten vollbrachten a​uch nach d​er eigentlichen Phase e​ine beachtliche Reihe v​on Ersttaten, Entdeckungen u​nd Leistungen a​uf den verschiedensten Gebieten, s​o die Schriftsteller Robert Louis Stevenson (1850–94) u​nd Arthur Conan Doyle (1859–1930), d​er Afrikaforscher David Livingstone (1813–73) u​nd der Arzt Alexander Fleming (1881–1955), d​er das Penicillin entdeckte. John Logie Baird (1888–1946) erfand d​as Farbfernsehen.

    Industrialisierung, irische Zuwanderung, Clearances

    Mit d​er Wende z​um 19. Jahrhundert w​ar eine Wende v​om Agrar- z​um Industriestaat verbunden. Großbritannien w​urde zum Modellfall d​er industriellen Revolution. Diese Entwicklung erreichte Schottland u​nd speziell d​ie Lowlands i​n den 1820er Jahren. Hand i​n Hand d​amit ging e​in rapides Bevölkerungswachstum. Viele Farmer i​n den Highlands wurden i​m Rahmen d​er Highland Clearances, d​er „Räumungen“ d​er Highlands, vertrieben u​nd an d​ie Küste umgesiedelt o​der mussten auswandern. Ihre Häuser wurden zerstört, i​hr Land i​n Schafweiden umgewandelt. Nutznießer w​ar u. a. d​er 1. Duke o​f Sutherland, d​er reichste Brite d​es 19. Jahrhunderts. Eine Auswirkung d​er Räumungen d​es Hochlands war, d​ass Zehntausende v​on Hochländern i​n die Städte d​es Zentralgürtels strömten. Sie bildeten d​ie in d​en neu entstandenen Industriezentren beschäftigte Fabrikarbeiterschaft.

    Schwierigkeiten bereitete d​ie unterentwickelte Infrastruktur Schottlands: Es g​ab nur s​ehr wenige Wege u​nd Straßen. Wie i​n England wurden d​aher ab Beginn d​es 19. Jahrhunderts i​n Schottland Kanäle gebaut, d​ie durch d​ie wesentlich ökonomischeren Eisenbahnen allerdings s​ehr bald überholt w​aren und a​n Bedeutung verloren. Die d​ann einsetzende Zentralisierung d​er Industrie u​nd die Erschließung v​on ertragreichen Kohleflözen i​m südwestlichen Schottland w​aren die Faktoren, d​ie zum Aufstieg v​on Glasgow führten.

    Mitte d​er 1840er Jahre wanderten a​uf der Flucht v​or Kartoffelfäule u​nd Hungersnot Hunderttausende v​on Menschen a​us Irland ein. Notdürftige Behausungen wuchsen o​hne jede Planung besonders u​m die Fabrikanlagen Glasgows herum. Es k​am mehrfach z​u Epidemien, u​nd Typhus u​nd Cholera dezimierten g​anze Stadtteile. Trotzdem w​uchs die Bevölkerung, sowohl aufgrund weiterer Zuwanderungen a​ls auch aufgrund d​er sich langsam verbessernden Lebensbedingungen.

    Nach seinem Aufstieg u​nter dem Einfluss d​es Reichtums d​er Tabakbarone Mitte d​es 18. Jahrhunderts h​atte Glasgow m​it dem Verlust d​er Plantagen i​n Virginia e​inen dramatischen Niedergang erlitten. Mit d​er Industrialisierung wendete s​ich das Blatt erneut. Um 1850 w​ar Glasgow e​ine Arbeiterstadt, zuerst aufgrund i​hrer Werften u​nd mit Aufkommen d​er Eisenbahn a​ls Hochburg d​es Lokomotivenbaus. Glasgow w​urde nach London z​ur zweiten Stadt d​es britischen Empire. Architekten w​ie David Rhynd, d​ie Burnets, James Thomson, Alexander „Greek“ Thompson, Honeyman u​nd später Charles Rennie Mackintosh hinterließen i​n dieser Metropole i​hr Vermächtnis.

    Industrialisierung u​nd der riesige Bedarf d​er zahlreichen Armeen k​amen der Woll- u​nd der Nahrungsmittelproduktion zugute. So verhalfen gewissermaßen d​ie Schafe d​en Landbesitzern z​u großem Vermögen.

    Trotz d​es intensivierten Austauschs m​it dem Süden w​ar Schottland w​eit entfernt davon, v​on England assimiliert z​u werden. Dennoch schrieb Sir Walter Scott 1814 a​ls Postskriptum z​u seinen Waverley-Novellen: „Keine europäische Nation h​at sich innerhalb n​ur eines halben Jahrhunderts s​o total geändert w​ie dieses Königreich Schottland.“ Diesem Beitrag z​um Empire entsprach jedoch keineswegs d​er Grad seiner politischen Partizipation. Im Parlament i​n London bildeten d​ie schottischen Abgeordneten n​ur eine kleine Minderheit, d​ie Industriearbeiterschaft besaß k​aum Rechte d​er Selbstorganisation. Doch 1875 w​urde den Gewerkschaften d​as Existenz- u​nd Streikrecht gesetzlich garantiert, 1885 entstand m​it dem Scottish Office e​in eigenes Ministerium für Schottland.

    Als Reaktion a​uf die Schattenseiten d​er Industrialisierung u​nd Verstädterung rückte besonders i​n England m​ehr und m​ehr die Sehnsucht n​ach Natur u​nd Landschaft i​n den Blickpunkt; Königin Victoria w​ar es v​or allem, d​ie Schottland d​abei für s​ich entdeckte u​nd als urwüchsiges Reiseland populär machte.

    Jäger mit Fernrohren auf Glenfeshie Estate, ca. 1858

    Ausgehend v​on der zunehmenden Verfügbarkeit v​on Kältemaschinen u​nd den d​amit einhergehenden günstigen Importen v​on Schaffleisch u​nd Schafwolle a​us Übersee, k​am es a​b den 1870er Jahren z​u einem Verfall d​er Preise, d​er die Schafhaltung i​n Schottland zunehmend unrentabel werden ließ.[95][96] Die i​n der Folge einbrechenden Landpreise beschleunigten d​ie sogenannte „Balmoralisation“ Schottlands – benannt n​ach dem 1848 v​on Königin Victoria erworbenen schottischen Anwesen u​nd Schloss Balmoral –, e​ine Ära i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts, d​ie von d​er Etablierung großer, d​er Jagd gewidmeter Landgüter gekennzeichnet war.[96][97] Diese sogenannten „sporting estates“, d​ie bis h​eute weite Teile d​er Landschaft prägen, wurden insbesondere für d​ie Pirsch a​uf Rothirsche s​owie die Treibjagd a​uf Raufußhühner ausgelegt, d​er vor a​llem Angehörige d​es Adels s​owie Industrielle a​us England nachgingen.[95][96] Die Konzentration d​es Landbesitzes verstärkte s​ich durch d​iese Entwicklung weiter, sodass g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts 60 Prozent d​es gesamten Landes a​us „sporting estates“ bestanden u​nd lediglich 118 Personen d​ie Hälfte a​llen Landes i​n Schottland besaßen.[96][97]

    Arbeitskämpfe, Niedergang der Schwerindustrie, Autonomiestatus

    Shipping on the Clyde, Gemälde von John Atkinson Grimshaw 1881
    Gedenktafel für Giuseppe del Grosso und 479 deutsche und 734 italienische Kriegsgefangene sowie 254 britische Soldaten und 200 Crewmitglieder, die am 2. Juli 1940 an Bord der Arandora Star waren, die westlich von Colonsay auf dem Weg nach Neufundland von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. 56 Besatzungsmitglieder, 91 Militärpolizisten und 713 Internierte und Kriegsgefangene kamen ums Leben, 118 Besatzungsmitglieder, 109 Militärpolizisten und 586 Internierte und Kriegsgefangene wurden gerettet.[98]

    Die industrielle Revolution h​atte vor a​llem im Westen Schottlands e​ine ausgedehnte Schwerindustrie u​nd Schiffbauindustrie s​owie eine zahlenmäßig große Arbeiterklasse geschaffen. Vor d​em Ersten Weltkrieg l​agen etwa e​in Fünftel a​ller weltweiten Schiffswerftkapazitäten i​n Schottland.[99] Der Friedensschluss n​ach dem Ersten Weltkrieg brachte für Schottland s​ehr bald e​ine massive wirtschaftliche Depression, d​enn das Land h​ing von d​er Schwerindustrie ab, u​nd der internationale Wettbewerb wirkte s​ich aus.

    Die Mehrheit d​er schottischen Arbeiterschaft w​ar politisch linksorientiert. Glasgow w​urde politisch „rot“. 1929 k​am es z​u Generalstreiks; zeitweise l​ag sogar Revolution i​n der Luft, u​nd es drohte d​er Einsatz v​on Militär. Auf d​em Höhepunkt d​er Depression 1931 w​aren dann 65 % d​er Werftarbeiter a​m Clyde arbeitslos. Weil s​ich die wirtschaftliche Situation i​n Schottland i​mmer weiter verschlechterte, w​urde mit einigem Recht angenommen, d​ass London d​ie Lage d​urch Vernachlässigung schottischer Belange verschlimmere. Der Ruf n​ach home rule, e​iner eigenständigen Regierung, w​urde in Schottland i​mmer lauter. Die britische Regierung setzte daraufhin 1928 e​inen Staatssekretär für Schottland m​it dem Rang e​ines Kabinettsmitgliedes ein. Im Zuge dieses ersten Schrittes i​n Richtung devolution, d​er verwaltungsmäßigen Loslösung v​on London, w​urde ihm d​ie Leitung d​er Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft u​nd Erziehung i​n Schottland übertragen. Dieser Minister h​atte seinen Sitz i​m St. Andrew’s House i​n Edinburgh.

    Doch a​ll das genügte nicht, u​m in Schottland d​en Wunsch n​ach Eigenständigkeit z​u unterdrücken. Ein markanter Ausdruck dessen w​ar 1950 d​ie symbolträchtige Entführung d​es Stone o​f Destiny v​om Krönungsstuhl i​n Westminster Abbey n​ach Schottland. Bei d​en Unterhauswahlen i​m Februar 1974 u​nd im Oktober 1974 gewann d​ie 1934 entstandene autonomistische Scottish National Party 22 bzw. 30 % d​er schottischen Wählerstimmen u​nd wurde d​amit zweitstärkste Partei. Unter d​em Druck d​er SNP stimmte d​ie britische Labour-Regierung e​iner Volksabstimmung über begrenzte Selbstbestimmung zu. Dieses Referendum z​ur Dezentralisierung w​urde am 1. März 1979 abgehalten u​nd eine knappe Mehrheit v​on 51,6 % d​er Abstimmenden votierte dafür. Allerdings w​aren dies weniger a​ls 40 % d​er Wahlberechtigten; deshalb t​rat das Gesetz n​icht in Kraft.

    Im September 1997 stimmten i​n einer zweiten Volksabstimmung 74 % d​er Wähler für e​ine Teilautonomie Schottlands (engl. devolution), aufgrund dessen a​m 6. Mai 1999 n​ach 300 Jahren wieder e​in Parlament für Schottland gewählt wurde. Seine Gesetzgebungskompetenzen erstrecken s​ich auf d​ie Gebiete Gesundheitswesen, Bildung, Kommunalrecht, Soziales, Wohnungswesen, Wirtschaftsentwicklung, Justiz, Umwelt, Landwirtschaft, Fischerei u​nd Forstwirtschaft, Sport, Kunst u​nd Kultur u​nd verschiedene Bereiche d​es Transportwesens. Einige Teilbereiche dieser Kompetenztitel s​ind allerdings d​em britischen Zentralparlament vorbehalten. Das Parlament wählt e​inen Ersten Minister (First Minister) a​ls Leiter d​er schottischen Exekutive, d​ie das bisherige Scottish Office ersetzt u​nd dem Parlament verantwortlich ist. Der e​rste Amtsinhaber, Donald Dewar, verstarb i​m Oktober 2000.

    Unabhängigkeitsfrage

    Unter d​em Ersten Minister Alex Salmond f​and am 18. September 2014 e​ine Abstimmung über d​ie Unabhängigkeit statt. Dieses Referendum w​urde von 55,3 % d​er Wähler abgelehnt[100]. Mit ausschlaggebend hierbei w​ar insbesondere, d​ass postuliert wurde, d​ass ein unabhängiges Schottland automatisch n​icht mehr Teil d​er EU wäre. Als n​un am 23. Juni 2016 über d​en Brexit abgestimmt wurde, Schottland (separat gerechnet) jedoch dagegen votierte, w​urde die Unabhängigkeitsfrage erneut auf's Tapet gebracht – diesmal jedoch m​it anderem Vorzeichen: u​m weiterhin innerhalb d​er EU verbleiben z​u können. Ob u​nd wann e​in nächstes Unabhängigkeitsreferendum stattfinden wird, hängt a​uch von d​en Brexit-Vertragsvereinbarungen ab.

    Siehe auch

    Quelleneditionen

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    Literatur

    Überblickswerke

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    • Thomas M. Devine, Jenny Wormald: The Oxford Handbook of Modern Scottish History, Oxford University Press, 2012. ISBN 978-0-19-956369-2
    • Stephen Boardman: First Stewart Dynasty. Scotland, 1371–1488, Edinburgh University Press, 2012. ISBN 978-0-7486-1235-2
    • Clare Jackson: Restoration Scotland, 1660–1690. Royalist Politics, Religion and Ideas, Woodbridge 2003. ISBN 0-85115-930-3
    • Trevor Royle: The Flowers of the Forest. Scotland and the First World War, Birlinn, Limited 2006. ISBN 978-1-84341-030-0
    • Trevor Royle: A Time of Tyrants. Scotland and the Second World War, Birlinn, Limited 2012. ISBN 978-1-78027-060-9
    Commons: Geschichte Schottlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Anmerkungen

    1. Angaben zu Genflüssen, die möglicherweise auf Bewegungen größerer Gruppen zurückgehen, stammen aus Stephen Oppenheimer: The Origins of the British. A Genetic Detective Story. The Surprising Roots of the English, Irish, Scottish and Welsh. Carroll & Graf 2006, passim. Dazu eine Besprechung: A United Kingdom? Maybe. In: The New York Times. 6. März 2007.
    2. Alan Saville, Torben Bjarke Ballin, Tam Ward: Howburn, near Biggar, South Lanarkshire: Preliminary Notice of a scottish inland early Holocene lithic assemblage. In: Lithics. The Journal of the Lithic Studies Society. 28 (2007), S. 41–49, hier: S. 43.
    3. So berichtete BBC News: Signs of earliest Scots unearthed. In: BBC News. 9. April 2009.
    4. Torben Bjarke Ballin, Alan Saville, Richard Tipping, Tam Ward: An upper palaeolithic flint and chert assemblage from Howburn Farm, South Lanarkshire, Scotland. First results. In: Oxford Journal of Archaeology. 29,4 (November 2010), S. 323–360.
    5. T. Christopher Smout: People and Woods in Scotland. A History. Edinburgh University Press, 2003, S. 17.
    6. Antony Kamm: The Last Frontier. The Roman Invasions of Scotland. Neil Wilson Publishing 2009, 1: The Celts in Scotland.
    7. T. Christopher Smout: People and Woods in Scotland. A History. Edinburgh University Press, 2003, S. 32.
    8. T. Christopher Smout: People and Woods in Scotland. A History. Edinburgh University Press, 2003, S. 24.
    9. Bill Finlayson, Kevin J. Edwards: The Mesolithic. In: Kevin J. Edwards, Ian Ralston (Hrsg.): Scotland After the Ice Age. Environment, Archaeology and History, 8000 BC–AD 1000. Edinburgh University Press, 2003, Nachdruck 2005, S. 115.
    10. Nuts give clue to ‘oldest’ Scots site (allerdings mit z. T. fehlerhaften Angaben zum Alter anderer Stätten).
    11. Datierungsangaben nach: Steven Mithen: After the Ice. A Global Human History, 20,000–5000 BC. Hadrette 2011.
    12. Bernhard Weninger, Rick Schulting, Marcel Bradtmöller, Lee Clare, Mark Collard, Kevan Edinborough, Johanna Hilpert, Olaf Jöris, Marcel Niekus, Eelco J. Rohling, Bernd Wagner: The catastrophic final flooding of Doggerland by the Storegga Slide tsunami (Memento vom 25. März 2013 im Internet Archive), in: Documenta Praehistorica 35 (2008) 1–24 (PDF; 2,4 MB).
    13. Torben Bjarke Ballin, Tam Ward: Biggar Pitchstone. Biggar Archaeology Group 2008, S. 21.
    14. New Light on the Earliest Neolithic in the Dee Valley, Aberdeenshire. In: Past. 50 (2005).
    15. Richard D. Oram: Scottish Prehistory. Birlinn, Edinburgh 1997, S. 33 f.
    16. Graham Ritchie, Anna Ritchie: Scotland, Archaeology and Early History. Edinburgh University Press 1991, S. 40.
    17. Sonderheft des Islander, 2012, S. 9.
    18. The Ness of Brodgar Excavations.
    19. Andrew Heald, Gerry McDonnell, Ian Mackmany: Ironworking debris. In: Michael Cressey, Sue Anderson: A Later Prehistoric Settlement and Metalworking Site at Seafield West, near Inverness, Highland. Scottish Archaeological Internet Report 47, 2011, S. 20–24, hier: S. 23.
    20. Diodorus Siculus, Bibliotheca historica, Buch V, 21,3.
    21. Tacitus Agricola 23.
    22. Duncan Campbell: Mons Graupius AD 83. Rome’s battle at the edge of the world. Osprey Publishing, 2010.
    23. Eintrag zu Sculptor’s Cave in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
    24. W. S. Hanson: Roman campaigns north of the Forth-Clyde isthmus: the evidence of the temporary camps. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland, volume 109 (1978), S. 140–150.
    25. Anthony R. Birley: Septimius Severus: The African Emperor. Routledge, London 1971 und 1999, S. 186.
    26. Gordon S. Maxwell: The Romans in Scotland. Edinburgh 1989, S. 35.
    27. Vindolanda tablets online.
    28. James Earle Fraser: From Caledonia to Pictland. Scotland to 795. Edinburgh University Press, 2009, S. 56.
    29. James Earle Fraser: From Caledonia to Pictland. Scotland to 795. Edinburgh University Press, 2009, S. 58.
    30. L. Alcock: Kings and Warriors, Craftsmen and Priests in Northern Britain AD 550–850. Society of Antiquaries of Scotland, Edinburgh 2003, S. 63.
    31. James Earle Fraser: From Caledonia to Pictland. Scotland to 795. Edinburgh University Press, Edinburgh 2009, S. 71.
    32. James Earle Fraser: From Caledonia to Pictland. Scotland to 795. Edinburgh University Press, Edinburgh 2009, S. 90.
    33. Dieser Abschnitt basiert auf dem Art. Schottland im Lexikon des Mittelalters, Band 7, München 1995, Sp. 1546–1551.
    34. Er schreibt in seinen Res gestae (27, 5) von „Picti in duas gentes divisi, Dicalydonas et Verturiones“.
    35. Andrew D. M. Barrell: Medieval Scotland. Cambridge University Press 2000, S. 2.
    36. Der Annahme einer irischen Herkunft der Scoti widersprach 2001 Ewan Campbell: Were the Scots Irish? In: Antiquity. 75 (2001), S. 285–292. Zwar wurde ihm von Linguisten widersprochen, doch könnte sein Hinweis, dass Iren schon viel früher nach Schottland kamen, vielleicht schon in der Bronzezeit, zutreffen, denn archäologisch lässt sich für das frühe 6. Jahrhundert, das als Zuwanderungszeit meist genannt wird, kein kultureller Bruch nachweisen. Möglicherweise kamen die irischen Gruppen, die der Metallhandel angezogen hatte und auf die dann die Beaker pottery zurückgehen würde, wiederum aus Spanien oder Griechenland. Kupferabbau begann auf Ross Island bereits um 2400 v. Chr. (Barry Cunliffe: Britain Begins. Oxford University Press, Oxford 2013, S. 202).
    37. Annals of Ulster, engl. Übersetzung.
    38. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 251.
    39. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 252.
    40. D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge 2000, S. 52.
    41. N. J. Higham: The Kingdom of Northumbria AD 350–1100. Sutton, Stroud 1993, S. 82 ff.
    42. D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge 2000, S. 57.
    43. R. Mitchison: A History of Scotland. Routledge, London, 3. Auflage. 2002, S. 10.
    44. F. D. Logan: The Vikings in History. Routledge, London, 2. Auflage. 1992, S. 49.
    45. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 253.
    46. Alex Woolf: From Pictland to Alba. 789–1070. Edinburgh University Press, Edinburgh 2007, S. 128.
    47. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 259.
    48. Angelo Forte, Richard D. Oram, Frederik Pedersen: Viking Empires. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 197 f.
    49. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 261 f.
    50. Dort befindet sich ein Stein an der Stelle, an der Macbethead getötet worden sein soll: Eintrag zu Macbeth’s Stone in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
    51. Dieses Jahr nennen Joseph Gribbin, Martin Brett: English Episcopal Acta. Canterbury 1070–1136. Oxford University Press, Oxford 2004, S. 83.
    52. Charles Arnold-Baker: The Companion to British History. 2. Ausgabe. Routledge, London 2001, S. 440.
    53. Alex Woolf: Scotland. In: Pauline Stafford (Hrsg.): A Companion to the Early Middle Ages. Britain and Ireland, c. 500–1100. John Wiley & Sons, 2009, S. 251–267, hier: S. 261.
    54. Richard Oram: David I. The King who made Scotland. History Press 2009, passim.
    55. G. W. S. Barrow (Hrsg.): The Charters of King David I. The Written Acts of David I King of Scots, 1124–53 and of His Son Henry Earl of Northumberland, 1139–52. Boydell, Edinburgh 1999, S. 3.
    56. G. W. S. Barrow (Hrsg.): The Charters of King David I. The Written Acts of David I King of Scots, 1124–53 and of His Son Henry Earl of Northumberland, 1139–52. Boydell, Edinburgh 1999, S. 1.
    57. David Allan: Understand Scottish History. Hachette, London 2011.
    58. Dies und das Folgende nach: Peter Hume Brown: History of Scotland to the present time. Cambridge 1911, S. 80–84. Zu seinem Deutungsmuster vgl. Ian L. Donnachie, Christopher A. Whatley: The Manufacture of Scottish History. Polygon, Edinburgh 1992, S. 85 f.
    59. R. R. Davies: The First English Empire. Power and Identities in the British Isles, 1093–1343. Oxford University Press, Oxford 2000, S. 57.
    60. Lester B. Orfield: The Growth of Scandinavian Law. The Lawbook Exchange, 1. Auflage. 1953, Union, New Jersey 2002, S. 138.
    61. Michael Brown: The Wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 160.
    62. Urquhart Castle auf der Website von Historic Scotland.
    63. Michael Brown: The Wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 166.
    64. Zur Rolle und Interpretation seiner Rolle vgl. G. W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. 4. Auflage. Edinburgh University Press, Edinburgh 2005 des 1965 erstmals erschienenen Werkes.
    65. Michael Brown: The Wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 161–166.
    66. Michael Brown: The Wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 182.
    67. Alex Woolf: From Pictland to Alba, 789–1070. The New Edinburgh History of Scotland. Edinburgh University Press, Edinburgh 2007, S. 57.
    68. James Hunter: Last of the free. A millennial history of the Highlands and islands of Scotland. Mainstream Pub, Edinburgh 1999, S. 78.
    69. Alex Woolf: From Pictland to Alba, 789–1070. The New Edinburgh History of Scotland. Edinburgh University Press 2007, S. 141.
    70. Alex Woolf: From Pictland to Alba, 789–1070. The New Edinburgh History of Scotland. Edinburgh University Press 2007, S. 216–218.
    71. Alex Wolf: From Pictland to Alba, 789–1070. The New Edinburgh History of Scotland. Edinburgh University Press 2007, S. 218 f.
    72. Alex Wolf: From Pictland to Alba, 789–1070. The New Edinburgh History of Scotland. Edinburgh University Press, Edinburgh 2007, S. 213.
    73. W. H. Murray: The Companion Guide to the West Highlands of Scotland. London 1977, S. 100.
    74. Michael Brown: The Wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 196 f.
    75. Grant G. Simpson: The Declaration of Arbroath Revitalised. In: Scottish Historical Review. 56 (1977), S. 11–33.
    76. S. H. Rigby (Hrsg.): A Companion to Britain in the Later Middle Ages. Wiley-Blackwell, Oxford 2003, S. 109–111.
    77. nach David Ross: Scottish place-Names. Birlinn, Edinburgh 2001, ISBN 1-84158-173-9, S. 24 ff.
    78. Joachim Ehlers: Der Hundertjährige Krieg. Beck, München 2012, S. 56.
    79. Peter Armstrong: Otterburn 1388. Bloody Border Conflict. Osprey Publishing 2006, passim.
    80. Richard Cavendish: The Battle of Homildon Hill. In: History Today. 52 (2002), S. 54 f.
    81. Alastair Campbell: A history of Clan Campbell. Bd. 1, Polygon at Edinburgh, Edinburgh 2000, S. 120 f.
    82. Die Universität selbst geht vom Gründungsjahr 1413 aus, vgl. die Website des Hauses. 1410 wurde die Universität von Bischof Henry Wardlaw gegründet, die päpstliche Bestätigung erfolgte jedoch erst 1413 (R. N. Swanson: Universities, Academics and the Great Schism. Cambridge University Press, 2002, S. 184).
    83. Alfred Lawson Brown, Michael S. Moss: The University of Glasgow, 1451–1996. Edinburgh University Press, 1996, S. 4.
    84. Elizabeth Gemmill, Nicholas J. Mayhew: Changing Values in Medieval Scotland. A Study of Prices, Money, and Weights and Measures. Cambridge University Press, 1995, S. 8–10.
    85. Steven G. Ellis: The Making of the British Isles. The State of Britain and Ireland, 1450–1660. Pearson Education, Harlow 2007, S. 30.
    86. Dies und das Folgende nach Andre Vauchez, Barrie Dobson, Michael Lapidge (Hrsg.): Encyclopedia of the Middle Ages. Cambridge 2001, Bd. 2, S. 1322.
    87. Alasdair A. Macdonald: Princely Culture in Scotland under James III and James IV. In: Martin Gosman, Alasdair A. MacDonald, Alasdair James Macdonald, Arie Johan Vanderjagt (Hrsg.): Princes and Princely Culture, 1450–1650. S. 147–172, hier: S. 149.
    88. D. H. Caldwell: The Battle of Pinkie. In: Norman MacDougall (Hrsg.): Scotland and War, AD 79–1918. John Donald, Edinburgh 1991, S. 61–94, hier: S. 86.
    89. John A. Wagner, Susan Walters Schmid: Encyclopedia of Tudor England. Santa Barbara 2012, S. 115.
    90. Leanna Packard: The Scottish Revolution in its International Context, 1639–1640. Theses, Ohio State University, 2009, passim.
    91. G. M. Yould: The Duke of Lauderdale’s Religious Policy in Scotland, 1668–79- In: Journal of Religious History. 11,2 (1980), S. 248–267.
    92. The Scottish Parliament (Constituencies) Bill: Bill 4 of 2003-4. (PDF; 779,73 kB) www.parliament.uk, 3. Februar 2004, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch, siehe Appendix 1). Iain McLean: Are Scotland and Wales over-represented in the House of Commons? In: Political Quarterly. 66 (1995), S. 250–268.
    93. The Scottish Parliament (Constituencies) Bill: Bill 4 of 2003-4. (PDF; 779,73 kB) www.parliament.uk, 3. Februar 2004, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch, siehe Appendix 1).
    94. The Scottish Parliament (Constituencies) Bill: Bill 4 of 2003-4. (PDF; 779,73 kB) www.parliament.uk, 3. Februar 2004, abgerufen am 28. Juli 2013 (englisch, siehe Appendix 1).
    95. Jenny Wormald: Scotland: A History. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 1-4294-2128-2, S. 183.
    96. Charles R. Warren: Managing Scotland's environment. 2nd ed., completely rev. and updated. Edinburgh University Press, Edinburgh 2009, ISBN 978-0-7486-3063-9, S. 45 ff., 179 ff.
    97. Jayne Glass: Lairds, Land and Sustainability: Scottish Perspectives on Upland Management. Edinburgh University Press, Edinburgh 2013, ISBN 978-0-7486-8588-2, Field sports and game management.
    98. Vgl. S.S. „Arandora Star“ (Memento vom 7. Juli 2010 im Internet Archive).
    99. The Devolution Debate This Century. In: BBC News. Abgerufen am 25. Mai 2013 (englisch).
    100. Scotland decides. In: BBC News. 19. September 2014, abgerufen am 20. September 2014.

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