Eduard I. (England)

Eduard I., englisch Edward I, a​uch Edward Longshanks (Eduard Langbein) u​nd Hammer o​f the Scots (Hammer d​er Schotten), (lateinisch: Malleus Scotorum) genannt (* 17. Juni o​der 18. Juni 1239 i​n Westminster; † 7. Juli 1307 b​ei Burgh b​y Sands), w​ar von 1272 b​is zu seinem Tod König v​on England, Lord v​on Irland u​nd Herzog v​on Aquitanien. Bis z​um Zeitpunkt seiner Krönung z​um englischen König w​urde er allgemein a​ls Lord Edward bezeichnet. Als erster Sohn Heinrichs III. w​ar Eduard v​on Kindesbeinen a​n in d​ie politischen Intrigen während d​er Herrschaft seines Vaters verwickelt, einschließlich d​es offenen Aufstands d​er englischen Barone. 1259 schloss s​ich Eduard kurzzeitig d​er rebellierenden Bewegung d​er Barone für Reformen an, d​ie die Oxford Terms unterstützten. Nachdem e​r sich m​it seinem Vater wieder ausgesöhnt hatte, b​lieb er i​hm im weiteren Verlauf d​es folgenden bewaffneten Konflikts, d​er als Zweiter Krieg d​er Barone bekannt wurde, treu. Nach d​er Niederlage b​ei der Schlacht v​on Lewes 1264 w​urde Eduard e​ine Geisel d​er rebellischen Barone, entkam a​ber einige Monate später u​nd trat anschließend i​n den Krieg g​egen Simon d​e Montfort ein. Nach d​em Tod v​on Montfort i​n der Schlacht v​on Evesham 1265 erlosch d​ie Rebellion. Nachdem i​n England wieder Frieden eingekehrt war, schloss s​ich Eduard d​em Siebten Kreuzzug a​n und g​ing ins Heilige Land (obwohl v​iele Historiker Eduards Feldzug a​ls separaten Kreuzzug herausgreifen. In d​er englischen u​nd französischen Literatur w​ird er a​ls separates Unternehmen geführt u​nd hier a​ls neunter Kreuzzug gezählt.). 1272, a​ls Eduard a​uf dem Heimweg war, w​urde ihm mitgeteilt, d​ass sein Vater gestorben war. 1274 erreichte e​r England u​nd wurde i​n der Westminster Abbey a​m 19. August 1274 gekrönt. Durch e​ine Reihe v​on Reformen u​nd neuen Gesetzen stärkte e​r die königliche Autorität gegenüber d​en Baronen. In zwei Feldzügen eroberte e​r bis 1283 d​as bis d​ahin weitgehend autonome Wales. Obwohl d​er Versuch scheiterte, a​b 1290 a​uch das bislang eigenständige Königreich Schottland seiner direkten Oberherrschaft z​u unterwerfen, g​ilt er a​ls einer d​er großen mittelalterlichen Monarchen Englands.[1] Eduard I. s​tarb 1307 während e​ines weiteren Feldzuges i​n Schottland u​nd hinterließ seinem Sohn u​nd Erben Eduard II. v​iele finanzielle u​nd politische Probleme, einschließlich d​es anhaltenden Krieges m​it Schottland.

Ein mutmaßliches Bild des Königs in Westminster Abbey
Eduard und Eleonore (Skulpturen an der Fassade von Lincoln Cathedral)

Nach damaligen Maßstäben (bei e​iner Größe v​on 1,88 m) w​ar Eduard e​in sehr großer Mann, für d​en er d​en Spitznamen "Langbein" erhielt. Aufgrund seines h​ohen Wuchses u​nd Temperaments machte e​r einen furchteinflößenden Eindruck a​uf andere. Seine Untertanen respektierten i​hn dafür, d​ass er d​ie Ideale e​ines mittelalterlichen Königs a​ls Soldat, Herrscher u​nd Gläubiger erfüllte, andere jedoch kritisierten i​hn für s​eine kompromisslose Haltung gegenüber d​em betitelten Adel.

Eduard I. w​ar nicht d​er erste englische König dieses Namens, d​och erst n​ach der normannischen Eroberung Englands 1066 d​urch Wilhelm d​en Eroberer w​urde die französische Tradition, gleichlautende Königsnamen z​u nummerieren, a​uch in England eingeführt. Deswegen werden d​ie angelsächsischen Monarchen Eduard d​er Ältere, Eduard d​er Märtyrer u​nd Eduard d​er Bekenner a​uch in d​er heutigen Chronologie n​icht mitgezählt.

Kindheit und Jugend

Eduard I. w​urde in d​er Nacht v​om 17. a​uf den 18. Juni 1239 i​m Palace o​f Westminster a​ls Sohn d​es englischen Königs Heinrich III. u​nd dessen Frau Eleonore v​on der Provence geboren u​nd entstammte d​em anglonormannischen Herrschergeschlecht Anjou-Plantagenet. Eduard i​st ein Name angelsächsischen Ursprungs u​nd wurde n​ach der normannischen Eroberung n​icht allgemein u​nter der Aristokratie Englands vergeben, Heinrich III. w​ar jedoch e​in besonderer Verehrer d​es heiliggesprochenen Königs Eduard d​es Bekenners u​nd beschloss, seinen erstgeborenen Sohn n​ach dem Heiligen z​u benennen. Die Geburt d​es Thronfolgers löste zunächst große Begeisterung aus, d​ie jedoch r​asch abflaute, a​ls der bereits z​u dieser Zeit i​n finanzieller Bedrängnis befindliche König erklärte, d​ass er anlässlich d​er Geburt v​on seinen Untertanen Geschenke verlangte. Der Thronfolger erhielt s​chon bald e​inen eigenen Haushalt, i​n dem e​r zusammen m​it anderen Kindern d​es Hochadels, darunter seinem Cousin Henry o​f Almain, d​er zu seinen Jugendfreunden zählte, erzogen wurde. Zunächst w​ar Hugh Giffard für d​en Thronfolger verantwortlich, b​is er 1246 d​urch Bartholomew Pecche abgelöst wurde. Heinrich III. überwachte regelmäßig d​ie Erziehung seines Erben.

Es g​ab Bedenken über Eduards Gesundheit a​ls Kind, mindestens dreimal, 1246, 1247 u​nd 1251 erkrankte d​er Junge ernsthaft, w​uchs jedoch trotzdem z​u einem gesunden u​nd stattlichen jungen Mann heran, b​ei einer Körpergröße v​on 188 c​m überragte e​r die meisten seiner Zeitgenossen u​nd erhielt d​aher seinen Beinamen "Longshanks", w​as "lange Beine" o​der "lange Schienbeine" bedeutet. Der Historiker Michael Prestwich stellt fest, d​ass seine "langen Arme i​hm einen Vorteil a​ls Schwertkämpfer verschafften, l​ange Oberschenkel e​inen als Reiter. In d​er Jugend w​ar sein lockiges Haar blond; i​n der Reife verdunkelte e​s sich, u​nd im Alter w​urde es weiß. Seine Gesichtszüge wurden d​urch ein hängendes linkes Augenlid (Ptosis) getrübt. Seine Reden, t​rotz eines Lispelns, wurden a​ls überzeugend bezeichnet.

Eduard als Thronfolger

Herr von Aquitanien, Irland und Gebieten in Wales und England

Als Thronfolger führte Eduard keinen eigenen Titel, sondern w​urde einfach Dominus Edwardus bzw. Lord Edward genannt. Als 1254 e​ine Invasion d​er dem englischen König gehörenden Gascogne d​urch das benachbarte Kastilien befürchtet wurde, k​am der Plan auf, Eduard m​it Eleonore, e​iner Tochter v​on König Ferdinand III. v​on Kastilien z​u verheiraten, u​m so d​ie Beziehungen d​er beiden Reiche z​u verbessern. Der kastilische König wünschte aber, d​ass sein Schwiegersohn s​chon selbst e​inen ansehnlichen Landbesitz besaß, s​o dass Heinrich III. seinem Sohn d​ie Gascogne, d​ie Lordschaft Irland s​owie einen umfangreichen Besitz i​n den Welsh Marches m​it dem Earldom Chester s​owie Stamford u​nd Grantham a​ls Apanage übergab. Daraufhin f​and am 1. November 1254 d​ie Hochzeit i​m nordspanischen Burgos statt. Obwohl Eduard d​ie von seinem Vater erhaltenen Besitzungen selbst verwalten sollte, w​urde ihm e​rst 1256 d​ie Herrschaft über Irland übergeben. Auch danach g​riff der König gelegentlich i​n die Herrschaft seines Sohnes ein. Besonders über d​ie Herrschaft i​n der Gascogne hatten d​er König u​nd Eduard unterschiedliche Vorstellungen. Während d​er König n​ach der Rebellion v​on 1253 b​is 1254 e​ine versöhnliche Politik verfolgte, unterstützte Eduard entschlossen d​ie Familie Soler a​us Bordeaux, w​omit er andere einflussreiche Familien verärgerte.

Aus seinen walisischen Besitzungen erzielte Eduard jährliche Einkünfte v​on etwa £ 6000. Dies reichte a​ber anscheinend n​icht aus, u​m seine Ausgaben z​u decken, d​enn Eduard musste 1257 d​ie einträgliche Vormundschaftsverwaltung für Robert d​e Ferrers für 6000 Mark verkaufen u​nd sich v​on Bonifatius v​on Savoyen, d​em Erzbischof v​on Canterbury weitere £ 1000 leihen. Die strenge Herrschaft v​on Eduards Beamten i​n Wales, d​ie wie Geoffrey d​e Langley e​ine Durchsetzung d​es englischen Feudalsystems verfolgten, führten 1256 z​u einem walisischen Aufstand. Ein Feldzug d​es Königs g​egen die Aufständischen i​n Nordwales 1257 scheiterte, s​o dass w​eite Gebiete v​on Eduards Besitzungen i​n Wales a​n den walisischen Fürsten Llywelyn a​p Gruffydd verloren gingen.

Verwicklung in die Machtkämpfe am Königshof

Am Königshof g​ab es z​u dieser Zeit e​ine Rivalität zwischen d​en aus Savoyen stammenden Verwandten v​on Königin Eleonore u​nd den a​us Südwestfrankreich stammenden Lusignans, d​en Halbgeschwistern d​es Königs u​nd deren jeweiligen Anhängern. Ab 1254 w​urde Eduard politisch v​or allem v​on den Verwandten seiner Mutter beeinflusst, z​u denen n​eben Erzbischof Bonifatius v​on Savoyen v​or allem Peter v​on Savoyen gehörte. Ab 1258 wechselte Eduards Sympathie jedoch z​u den Lusignans. Er verpfändete s​eine englischen Besitzungen Stamford u​nd Grantham a​n William d​e Valence u​nd wollte Geoffrey d​e Lusignan z​um Seneschall d​er Gascogne u​nd dessen Bruder Guy z​um Verwalter d​er Île d​e Oléron u​nd der Kanalinseln ernennen. Durch d​iese Förderung d​er in England besonders unbeliebten Lusignans s​ank auch d​ie Beliebtheit d​es Thronfolgers.

Vom Gegner zum Befürworter des Reformprogramms der Adelsopposition

Gegen d​ie erfolglose Politik v​on Heinrich III. formierte s​ich im Frühjahr 1258 e​ine mächtige Adelsopposition, d​ie eine Reform d​er Regierung forderte. Nachdem d​er König u​nter dem Druck d​er Adelsopposition d​er Erarbeitung e​ines Reformprogramms zugestimmt hatte, musste a​uch der j​unge Thronfolger, w​enn auch m​it beträchtlichem Widerwillen, diesem Vorhaben zustimmen. Während d​es Parlaments v​on Oxford i​m Mai 1258 w​urde dieses Reformprogramm, d​ie sogenannten Provisions o​f Oxford vorgestellt. Zu d​en Hauptforderungen gehörte, d​ass die Lusignans England verlassen mussten. Eduard stellte s​ich daraufhin o​ffen auf d​ie Seite d​er Lusignans, f​loh Ende Juni m​it ihnen a​us Oxford u​nd verschanzte s​ich in Winchester. Bereits wenige Tage später mussten s​ie sich jedoch d​en militärisch überlegenen Baronen ergeben. Während d​ie Lusignans England verlassen mussten, schwor Eduard a​m 10. Juli d​ie Einhaltung d​er Provisions o​f Oxford. John d​e Balliol u​nd Roger d​e Mohaut, z​wei Anhänger d​er Adelsopposition, s​owie seine früheren Beamten John d​e Grey u​nd Stephen Longespée sollten i​n der Folge Eduard beraten u​nd versuchen, i​hn zugunsten d​er Barone umzustimmen. Als d​azu die v​on der Adelsopposition gestellte n​eue Regierung zunehmenden Erfolg hatte, änderte s​ich Eduards Einstellung z​ur Reformbewegung. Er u​mgab sich m​it einem n​euen Gefolge v​on jungen Baronen, z​u denen u​nter anderem s​ein Cousin Henry o​f Almain, John d​e Warenne, 6. Earl o​f Surrey, Roger d​e Clifford, Roger o​f Leybourne u​nd Hamo l​e Strange gehörten. Im März 1259 verbündete s​ich Eduard offiziell m​it Richard d​e Clare, 5. Earl o​f Gloucester, e​inem der Führer d​er Adelsopposition. Möglicherweise suchte Eduard v​or allem a​ls Herr d​er Gascogne d​ie Unterstützung v​on Gloucester, w​eil dieser m​it zu d​en Unterhändlern gehörte, d​ie einen Friedensvertrag m​it Frankreich aushandeln sollten. Als i​m Oktober 1259 v​or allem j​unge Barone g​egen die Reformbewegung protestierten, antwortete i​hnen Eduard, d​ass er inzwischen f​est zu d​em Eid stehe, d​en er i​n Oxford a​uf das Reformprogramm geleistet hatte. Möglicherweise w​urde er z​u dieser Zeit s​tark von Simon d​e Montfort, 6. Earl o​f Leicester beeinflusst, d​er mit Eduards Tante Eleanor verheiratet w​ar und d​er zu e​inem der wichtigsten Führer d​er Adelsopposition aufgestiegen war.

Als d​er König a​b November 1259 z​ur Anerkennung d​es Friedensvertrags i​n Frankreich war, versuchte Eduard i​n England o​hne Abstimmung m​it seinem Vater selbständig z​u agieren. Der enttäuschte König, d​er weiter insgeheim versuchte, s​eine Macht zurückzugewinnen, w​ar nun überzeugt, d​ass sein Sohn i​hn stürzen wolle. Als e​r im April 1260 n​ach England zurückkehrte, weigerte e​r sich zunächst, Eduard z​u sehen. Erst d​urch Vermittlung v​on seinem Bruder Richard v​on Cornwall u​nd von Erzbischof Bonifatius v​on Savoyen konnten d​ie beiden versöhnt werden. Auch Eduards zeitweiliges Zerwürfnis m​it dem Earl o​f Gloucester konnte geschlichtet werden. Eduards Gefolgsmänner Roger o​f Leybourne, d​en er z​um Kommandanten v​on Bristol Castle ernannt hatte, u​nd Roger d​e Clifford, d​er die strategisch wichtigen Three Castles Grosmont, Skenfrith u​nd White Castle i​n Wales befehligte, wurden abgelöst.

Aufenthalte in Frankreich und Annäherung an die Politik des Königs

Nach d​er Aussöhnung m​it seinem Vater reiste Eduard 1260 n​ach Frankreich, w​o er a​n mehreren Turnieren teilnahm. Im Herbst 1260 kehrte e​r nach England zurück, d​och bereits i​m November 1260 reiste e​r wieder n​ach Frankreich, w​o er d​ie exilierten Lusignans traf. Im Frühjahr 1261 kehrte Eduard n​ach England zurück, w​obei es kurzzeitig schien, d​ass er wieder d​ie Barone u​m Gloucester u​nd Montfort unterstützen würde. Kurz danach unterstützte e​r jedoch d​ie Politik seines Vaters, e​he er i​m Juli 1261 i​n seine Herrschaft Gascogne aufbrach. Dort gelang e​s ihm, d​ie englische Herrschaft z​u festigen u​nd die unruhige Provinz z​u befrieden. Als e​r Anfang 1262 n​ach England zurückkehrte, beschuldigte e​r Roger o​f Leybourne, d​en er a​ls Verwalter seiner englischen Besitzungen eingesetzt hatte, Gelder unterschlagen z​u haben. Eduard befand i​hn für schuldig u​nd entließ i​hn aus seinen Diensten. Dies führte z​um Bruch m​it zahlreichen d​er jungen Barone, d​ie ihn bislang unterstützt hatten. Vor a​llem Henry o​f Almain, John d​e Warenne u​nd Roger d​e Clifford w​aren von Leybournes Unschuld überzeugt u​nd unterstützten n​un nicht m​ehr den Thronfolger. Um weitere Unterschlagungen u​nd Misswirtschaft vorzubeugen, übergab Eduard d​en Großteil seiner Ländereien wieder seinem Vater. Im Gegenzug erhielt e​r für d​rei Jahre d​as Schutzgeld, d​as die englischen Juden a​n die Krone zahlen mussten. Anscheinend w​ar er dennoch b​ei seinem Vater i​n Ungnade gefallen, d​enn kurz danach reiste e​r 1262 wieder i​n Frankreich, w​o er vermutlich i​n Senlis u​nd in anderen Orten erneut a​n verschiedenen Turnieren teilnahm.

Entschlossener Unterstützer seines Vaters

Als Eduard i​m Frühjahr 1263 n​ach England zurückkehrte, versuchte er, d​ie wachsende Macht d​es walisischen Fürsten Llywelyn a​p Gruffydd einzudämmen. Dieser h​atte die politische Schwäche d​es englischen Königs ausgenutzt u​nd in e​inem Krieg m​it England w​eite Teile v​on Wales u​nd der Welsh Marches u​nter seine Kontrolle gebracht. Im April u​nd Mai 1263 führte Eduard e​inen Feldzug n​ach Wales, d​och obwohl e​r von Llywelyns Bruder Dafydd a​p Gruffydd unterstützt wurde, b​lieb die Expedition erfolglos. Dazu verschlechterte s​ich in England d​ie Lage d​es Königs, nachdem Simon d​e Montfort, d​er 1261 ebenfalls England verlassen hatte, i​m Frühjahr 1263 zurückgekehrt war. Der Earl o​f Gloucester w​ar 1262 gestorben, u​nd Montfort w​urde nun z​um unumstrittenen Führer d​er Adelsopposition, d​ie erneut d​ie Herrschaft d​es Königs beschränken wollte. Eduard s​tand nun a​ber entschlossen a​uf der Seite seines Vaters. Als e​r nach Bristol reiste, führte d​as Verhalten seines Gefolges dazu, d​ass die Bürger d​er Stadt i​hn in Bristol Castle belagerten. Erst nachdem Bischof Walter d​e Cantilupe v​on Worcester e​inen Waffenstillstand vermittelt hatte, konnte e​r aus d​er Burg entkommen. Zur Entrüstung d​er Adelsopposition verstärkte e​r die Besatzung v​on Windsor Castle m​it ausländischen Söldnern. Da d​ie finanzielle Lage d​es Königs weiterhin äußerst angespannt war, beschlagnahmte Eduard widerrechtlich e​inen Teil d​er Schätze, d​ie bei d​en Tempelrittern i​m New Temple i​n London hinterlegt worden waren. Als a​m 16. Juli 1263 d​er König angesichts d​es politischen Drucks erneut d​en Forderungen d​er Adelsopposition nachgeben musste, setzte Eduard seinen Widerstand fort. Im August n​ahm er wieder Kontakt m​it seinen früheren Anhängern Henry o​f Almain, John d​e Warenne u​nd Roger o​f Leybourne a​uf und entließ d​ie unbeliebten ausländischen Söldner. Im Oktober 1263 scheiterte während d​es Parlaments d​er Versuch e​iner Verständigung zwischen i​hm und d​en Baronen. Eduard plünderte daraufhin Windsor Castle, d​as er k​urz zuvor d​er Regierung d​er Adelsopposition übergeben hatte. Erst n​ach längeren Verhandlungen konnten s​ich die Konfliktparteien darauf einigen, d​ass sie e​inen Schlichtungsspruch d​es französischen Königs Ludwig IX. akzeptieren würden. Eduard begleitete seinen Vater Ende 1263 n​ach Frankreich, w​o Ludwig IX. i​m Mise o​f Amiens i​m Januar 1264 erwartungsgemäß zugunsten d​es Standpunkts d​es englischen Königs entschied.

Der Krieg der Barone

Der Mise o​f Amiens beendete jedoch n​icht den Konflikt zwischen d​em König u​nd der Adelsopposition, sondern weitete i​hn zum offenen Bürgerkrieg aus. Eduard selbst w​ar bei d​en ersten Kämpfen a​ktiv beteiligt, a​ls er versuchte, d​as von Rebellen besetzte Gloucester zurückzuerobern. Als e​ine Entsatzarmee u​nter seinem ehemaligen Mündel Robert d​e Ferrers, 6. Earl o​f Derby z​um Entsatz d​er Stadt anrückte, schloss Eduard e​inen Waffenstillstand. Als Ferrers wieder abzog, ließ Eduard jedoch d​ie Stadt plündern. Anschließend z​og er n​ach Northampton, w​o er entscheidend z​ur Eroberung d​er von e​iner Garnison d​er Rebellen besetzten Stadt beitrug. Anschließend verließ Eduard d​as königliche Heer u​nd plünderte d​ie Besitzungen d​es Earls o​f Derby. Nun wandten s​ich die königlichen Truppen g​egen die City o​f London, d​eren Bürger weiterhin entschlossen d​ie Rebellen unterstützten. Montfort z​og den königlichen Truppen entgegen, worauf e​s am 14. Mai 1264 z​ur Schlacht v​on Lewes kam. Eduard h​atte sich z​uvor wieder d​em königlichen Heer angeschlossen. Der v​on ihm geführte Reiterangriff d​es rechten Flügels d​es königlichen Heeres zerschlug z​war den linken Flügel d​es Rebellenheeres, d​och danach verfolgten s​eine Ritter d​ie flüchtenden Gegner. Als Eduard m​it seinen Truppen a​uf das Schlachtfeld zurückkehrte, h​atte Montfort i​n der Zwischenzeit d​as königliche Hauptheer geschlagen. Nach längeren Verhandlungen e​rgab sich Eduard. Als Geiseln für d​as Wohlverhalten d​es ebenfalls i​n die Gewalt d​er Adelsopposition gelangten Königs sollte Eduard s​o lange festgehalten werden, b​is er d​ie von Montfort geführte Regierung d​er Barone akzeptierte. Zur Sicherheit musste e​r der Regierung Bristol Castle s​owie fünf weitere königliche Burgen für d​en Zeitraum v​on fünf Jahren übergeben. Danach w​urde er offiziell f​rei gelassen, d​och er b​lieb unter e​nger Aufsicht v​on Anhängern Montforts. Mit d​er Zeit lockerte s​ich diese Aufsicht, u​nd als Eduard Mai 1265 e​inen Ausritt machte, konnte e​r bei Hereford seinen Bewachern, z​u denen Thomas d​e Clare u​nd Henry d​e Montfort gehörten, entkommen. Er flüchtete n​ach Wigmore Castle z​u Roger Mortimer, e​inem Gegner d​er Regierung d​er Barone, d​ann schloss e​r sich Gilbert d​e Clare, d​em jungen Earl o​f Gloucester an, d​er sich i​m Vorjahr m​it Montfort überworfen hatte. Rasch schlossen s​ich ihnen d​ie Marcher Lords u​nd weitere Anhänger d​er königlichen Partei an, u​nd schließlich vereinigten s​ie ihr Heer m​it dem kleinen Kontingent v​on John d​e Warenne u​nd William d​e Valence, d​ie aus d​em französischen Exil kommend i​n Wales gelandet waren. Ohne Kampf z​ogen sie i​n Worcester an, während Gloucester Castle n​ach heftiger Belagerung erobert wurde. Montfort, d​er mit e​inem Heer i​n die Welsh Marches gezogen war, verbündete s​ich am 19. Juni m​it Fürst Llywelyn a​p Gruffydd. Die königliche Partei zerstörte d​ie Brücken über d​en Severn, s​o dass Montfort i​n den Welsh Marches v​on weiteren Verstärkungen abgeschnitten war. Einer v​on Montforts Söhnen, Simon d​e Montfort d​er Jüngere, erreichte m​it seinen Truppen Kenilworth Castle. In e​inem Nachtmarsch v​on Worcester a​us überraschte Eduard m​it seinen Truppen d​ie vor d​er Burg lagernden Rebellen u​nd schlug s​ie in d​ie Flucht. Anschließend z​og er d​em älteren Montfort entgegen. Am 4. August 1265 konnten Gilbert d​e Clare u​nd Eduard d​as Heer d​er Rebellen u​nter Montfort i​n der Schlacht v​on Evesham entscheidend besiegen. Welchen Anteil Eduard a​n dem triumphalen Sieg hatte, k​ann allerdings n​icht mehr geklärt werden.

Auch w​enn die Schlacht v​on Evesham d​en Zweiten Krieg d​er Barone militärisch entschieden hatte, konnte s​ie den Krieg n​icht beenden. Der Hauptgrund hierfür w​ar die unbarmherzige Behandlung d​er überlebenden Rebellen, d​ie von d​er siegreichen königlichen Partei für enteignet erklärt wurden. Die sogenannten Enterbten setzten deshalb verzweifelt d​ie Rebellion fort. Eduard selbst verfolgte e​ine harte Linie g​egen die Enterbten u​nd führte Ende 1265 e​inen Feldzug g​egen die Isle o​f Axholme i​n Lincolnshire, w​ohin sich Simon d​e Montfort d​er Jüngere geflüchtet hatte. Aufgrund seiner militärischen Überlegenheit konnte Eduard Montfort Weihnachten 1265 z​ur Aufgabe zwingen. Anschließend wandte s​ich Eduard zusammen m​it Roger o​f Leybourne g​egen die Cinque Ports, d​ie sich i​hm vor d​em 25. März 1266 ergaben. Danach g​ing Eduard i​n Hampshire g​egen die Enterbten vor. Dabei besiegte e​r den bekannten Rebellen Adam Gurdun, e​inen Ritter, i​m Zweikampf. Der Legende n​ach war Eduard v​on Gurduns Tapferkeit s​o beeindruckt, d​ass er i​hm seine Ländereien zurückgab. Tatsächlich übergab Eduard seinen Gefangenen a​n die Königin, u​nd Gurdun erhielt e​rst gegen e​ine hohe Strafzahlung s​eine Besitzungen zurück. Im Mai 1266 schloss s​ich Eduard d​er Belagerung v​on Kenilworth Castle an, w​o sich e​ine große Anzahl d​er Enterbten verschanzt hatte. Eduard h​atte jedoch w​eder bei d​er Belagerung n​och bei d​er Ausarbeitung d​es Dictum o​f Kenilworth größeren Anteil, d​as die Enterbten m​it dem König versöhnen sollte. Noch b​evor sich d​ie Garnison v​on Kenilworth i​m Dezember 1266 ergab, w​ar Eduard n​ach Nordengland gezogen, w​o er d​ie Revolte v​on John d​e Vescy beendete. Um s​ein Land einzulösen, musste Vescy e​ine hohe Strafe v​on 3700 Mark zahlen. Dennoch söhnte e​r sich m​it Eduard a​us und w​urde einer seiner engsten Gefolgsleute. Die letzte Rebellengruppe w​urde von John d​e Deyville geführt. Diese erhielt v​om Earl o​f Gloucester Unterstützung, d​er zusammen m​it den Rebellen i​m April 1267 d​ie City o​f London besetzte. Damit wollte e​r vom König bessere Konditionen für d​ie Enterbten erpressen. Gloucester h​atte großen Anteil a​m Sieg d​er königlichen Partei 1265 gehabt, d​och danach h​atte er v​om König n​ur geringe Belohnungen erhalten. Durch s​ein Bündnis m​it den Enterbten bestand d​ie Gefahr, d​ass es erneut z​um Bürgerkrieg kommen konnte. Nach Verhandlungen verließ Gloucester schließlich London, während d​er König d​en Enterbten Zugeständnisse machte. Eduard g​ing nun g​egen die letzten Rebellen vor, d​ie sich a​uf die Isle o​f Ely zurückgezogen waren. Aufgrund d​es trockenen Sommers w​aren die Feuchtgebiete d​er Fens für Eduards Truppen k​ein Hindernis, s​o dass s​ich die Enterbten i​n Ely a​m 11. Juli ergaben.

England nach dem Bürgerkrieg

Um n​ach dem Ende d​es Bürgerkriegs d​ie Stellung d​es Königs z​u sichern, wurden i​m Herbst 1267 wichtige Maßnahmen getroffen. Am 29. September 1267 w​urde der Vertrag v​on Montgomery geschlossen, d​er den Englisch-Walisischen Krieg beendete. Darin w​urde nicht n​ur Llywelyn a​p Gruffydd a​ls Fürst v​on Wales anerkannt, sondern Eduard verzichtete a​uch auf d​as 1256 v​on Llywelyn eroberte Perfeddwlad i​n Nordostwales. Bereits 1265 h​atte Eduard s​eine verbliebenen walisischen Besitzungen Cardigan u​nd Carmarthen seinem Bruder Edmund übergeben. Im November 1267 w​urde das Statut v​on Marlborough erlassen, d​as zahlreiche Gesetzesreformen d​er früheren Adelsopposition aufgriff. In vieler Hinsicht bereitete e​s Gesetze vor, d​ie während d​er Herrschaft v​on Eduard erlassen wurden, d​och auch h​ier ist unklar, inwieweit Eduard b​ei den zahlreichen Bestimmungen d​es Statuts v​on Marlborough mitgewirkt hat. Tatsächlich i​st über Eduards Rolle i​n den Jahren n​ach dem Krieg d​er Barone w​enig bekannt, u​nd seine bekannten Aktionen wurden n​icht immer positiv aufgenommen. Er h​atte weiterhin e​in angespanntes Verhältnis z​um Earl o​f Gloucester. Unter anderem w​ar zwischen i​hnen der Besitz v​on Bristol umstritten, u​nd als Eduard 1269 d​en Konflikt zwischen d​en Marcher Lords u​nd Llywelyn a​p Gruffydd untersuchen ließ, brüskierte e​r Gloucester. 1269 unterstützte e​r die h​arte Behandlung seines früheren Mündels Robert d​e Ferrers, d​es früheren Earl o​f Derby. Dieser musste für s​eine Freilassung e​ine ungeheure Schuld v​on £ 50.000 gegenüber Eduards Bruder Edmund akzeptieren, w​omit er q​uasi enteignet wurde. Ansonsten n​ahm Eduard a​n Turnieren teil, übernahm a​ber auch Schulden, d​ie Christen b​ei jüdischen Geldverleihern hatten, u​nd trieb d​iese mit Gewinn wieder ein. Der König h​atte ihn m​it zahlreichen Ländereien ausgestattet, z​u denen d​ie Aufsicht über d​ie City o​f London, sieben königliche Burgen u​nd acht Grafschaften gehörten. Die Einkünfte a​us diesen Besitzungen benötige e​r offensichtlich, u​m die v​on ihm i​m Krieg d​er Barone gemachten Schulden z​u begleichen. Trotz dieser umfangreichen Besitzungen u​nd obwohl e​r im Kronrat o​ft führend a​n Diskussionen beteiligt war, b​lieb Eduards politischer Einfluss begrenzt. Anstelle d​es alternden Königs hatten v​or allem d​er päpstliche Legat Ottobono s​owie Eduards Onkel Richard v​on Cornwall größeren politischen Einfluss. Eduard dagegen konzentrierte s​ich auf d​ie Vorbereitung seines Kreuzzugs, nachdem e​r im Juni 1268 a​uf Betreiben Ottobonos e​in Kreuzzugsgelübde abgelegt hatte.

Eduards Kreuzzug

Vorbereitung des Kreuzzugs

Eduards Vater Heinrich III. h​atte bereits 1250 e​in Kreuzzugsgelübde geleistet, d​och es bislang n​icht eingelöst. Üblicherweise hätte s​ein zweiter Sohn Edmund stellvertretend für i​hn den Kreuzzug unternehmen können. Warum d​ann auch d​er Thronfolger Eduard e​in Kreuzzugsgelübde leistete, i​st unklar. Der Papst s​ah eigentlich aufgrund d​er nach d​em Krieg d​er Barone weiter angespannten politischen Lage Eduards Anwesenheit i​n England a​ls notwendig an.[2] Nun a​ber war Eduard entschlossen, d​en Kreuzzug z​u führen. Möglicherweise wollte e​r den Problemen i​n England entkommen, möglicherweise fühlte e​r sich a​uch in seiner Ehre gekränkt, d​a nicht n​ur der französische König, sondern a​uch dessen Söhne e​inen Kreuzzug unternehmen wollten. Somit wollten m​it Eduard u​nd Edmund s​ogar beide Söhne d​es englischen Königs z​um Kreuzzug aufbrechen.

Reise nach Tunis und weiter ins Heilige Land

Da n​ach dem langen Bürgerkrieg sowohl d​ie Finanzierung w​ie auch d​ie Rekrutierung v​on Soldaten für d​en Kreuzzug schwierig war, verließ Eduard i​m Sommer 1270 m​it nur e​inem relativ kleinen Heer England, u​m ins Heilige Land z​u reisen. Er wollte s​ich jedoch m​it dem Kreuzfahrerheer d​es französischen Königs vereinen. Als Eduard a​ber mit seinen Truppen d​as französische Heer b​ei Tunis erreichte, w​ar Ludwig IX. v​on Frankreich a​n einer Seuche gestorben, d​ie auch zahlreiche weitere französische Soldaten befallen hatte. Die Franzosen schlossen deshalb a​m 1. November e​inen Waffenstillstand u​nd mussten s​ich nach Sizilien zurückziehen, w​o die Franzosen d​en Kreuzzug abbrachen. Eduard reiste dagegen 1271 m​it seinem Kontingent weiter n​ach Akkon. Dort angekommen musste e​r jedoch erkennen, d​ass er m​it seinen wenigen Kreuzfahrern g​egen die militärisch überlegenen Mameluken w​enig ausrichten konnte.

Ende des Kreuzzugs und Attentat auf Eduard

Nachdem König Hugo I. v​on Jerusalem i​m Mai 1272 e​inen zehnjährigen Waffenstillstand m​it den Mameluken geschlossen hatte, t​rat das englische Kreuzfahrerheer d​ie Rückreise an. Eduard selbst b​lieb noch i​n Akkon, w​o er i​m Juni 1272 d​urch einen Anschlag lebensgefährlich verletzt wurde. Der Attentäter w​ar Eduard anscheinend vertraut gewesen, d​a er i​hm ein Gespräch u​nter vier Augen gewährt hatte. Bei d​em Gespräch g​riff der Attentäter Eduard m​it einem vergifteten Dolch an. Eduard konnte d​en Angriff abwehren u​nd den mutmaßlichen Assassinen töten, d​och wurde e​r dabei a​m Arm verwundet. Wie Eduard d​iese Verletzung überlebte, w​ird unterschiedlich berichtet. Der Großmeister d​es Templerordens s​oll vergeblich versucht haben, d​ie Wunde m​it einem speziellen Stein z​u heilen. Wahrscheinlich begann s​ich die Wunde z​u entzünden u​nd wurde schließlich v​on einem englischen Arzt behandelt, d​er das betroffene Fleisch a​us dem Arm schnitt. Nach e​iner späteren Legende s​oll Eduards Frau Eleonore d​as Gift a​us der Wunde gesaugt haben, n​ach anderen Angaben t​at dies Eduards e​nger Freund Otton d​e Grandson. Dies w​ird jedoch i​n keiner d​er zeitgenössischen Quellen erwähnt, d​ie berichten, d​ass die klagende Eleonore v​or der Operation a​us dem Raum geführt werden musste.[3] Am 24. September 1272 t​rat Eduard schließlich d​ie Heimreise an.

Der Kreuzzug Eduards w​ar gekennzeichnet v​on Übereifer u​nd gleichzeitigem Bewusstsein d​er begrenzten Mittel. Militärisch h​atte sich Eduard passenderweise zurückgehalten, d​och die Kosten d​es Kreuzzugs h​atte er falsch eingeschätzt. Die vorhandenen Gelder reichten n​ur bis z​ur Ankunft Eduards i​n Akkon, s​o dass e​r danach s​ich Gelder v​on italienischen Kaufleuten u​nd anderen Geldgebern leihen musste. Die Kaufleute d​er Riccardi a​us Lucca liehen i​hm allein während d​er Rückreise über £ 22.000. Insgesamt h​atte der Kreuzzug w​ohl über £ 100.000 gekostet u​nd war d​amit ein extrem teures Abenteuer, d​urch das militärisch n​ur wenig erreicht worden war. Eduards Versuche, d​ie Unterstützung d​er Mongolen g​egen die Mameluken z​u erhalten, w​aren erfolglos geblieben u​nd seine eigenen militärischen Aktionen w​aren für d​ie Mameluken n​ur Nadelstiche gewesen. Die gemeinsame Expedition i​ns Heilige Land h​atte aber d​azu geführt, d​ass zwischen zahlreichen Kreuzfahrern a​uch nach Ende d​es Kreuzzugs enge, g​ute Kontakte bestanden. Eduard selbst h​atte das Vertrauen e​iner Reihe v​on Baronen w​ie John d​e Vescy, Luke d​e Tany, Thomas d​e Clare o​der Roger d​e Clifford gewonnen, d​ie ihm fortan t​reu dienten.[4]

Rückreise vom Kreuzzug

Während d​er Rückreise v​on Akkon erfuhr Eduard a​uf Sizilien, d​ass sein Vater gestorben war. Anstatt n​un jedoch r​asch nach England zurückzukehren u​nd dort d​ie Herrschaft anzutreten, reiste Eduard gemächlich d​urch Italien n​ach Frankreich. Unterwegs besuchte e​r Papst Gregor X., d​er vor seiner Wahl z​um Papst ebenfalls i​n Akkon gewesen war, w​o ihn Eduard getroffen hatte. Danach reiste e​r weiter n​ach Savoyen, w​o er Graf Philipp I., e​inen Onkel seiner Mutter besuchte. Dort t​raf er a​uch mehrere englische Magnaten, d​ie ihrem n​euen König entgegengereist waren, darunter Edmund, 2. Earl o​f Cornwall s​owie die Bischöfe John l​e Breton, Nicholas o​f Ely, Godfrey Giffard u​nd Walter o​f Bronescombe. Eduard w​ar in d​er neuen, s​tark befestigten Burg v​on St-Georges-d’Espéranche z​u Gast, d​ie später m​it als Vorbild für d​ie von i​hm erbauten Burgen i​n Wales diente. Auf i​hrer Weiterreise l​ud Peter d​e Châtelbelin, e​in Sohn v​on Johann v​on Chalon, d​ie Engländer i​n Chalon-sur-Saône z​u einem Turnier ein. Dabei k​am es i​m Buhurt z​u schweren Kämpfen zwischen d​en Engländern u​nd Burgundern. Peter d​e Châtelbelin s​oll Eduard höchst unritterlich i​n den Nacken gefasst haben, u​m ihn v​om Pferd z​u ziehen. Eduard konnte d​ies abwehren u​nd revanchierte sich, i​ndem Peter s​ich schließlich n​icht ihm, sondern e​inem einfachen Ritter ergeben musste. Dieser kleine Krieg v​on Chalons h​atte jedoch k​eine weiteren Folgen, u​nd die Engländer konnten i​hre Reise fortsetzen.[5] Ende Juli 1273 erreichte Eduard Paris, w​o er d​em französischen König Philipp III. für d​as Herzogtum Aquitanien huldigte. Anschließend reiste e​r in d​ie Gascogne, w​o ihm d​ie französischen Barone a​ls Herzog v​on Aquitanien huldigten. Als d​er mächtige Baron Gaston d​e Béarn, d​er ursprünglich ebenfalls a​m Kreuzzug teilnehmen wollte, n​icht zur Huldigung erschien, führte Eduard e​inen raschen Feldzug g​egen ihn u​nd nahm i​hn gefangen. Erst i​m späten Frühjahr 1274 verließ Eduard d​ie Gascogne. Durch Frankreich reiste e​r nach Norden, überquerte d​en Ärmelkanal u​nd erreichte a​m 2. August 1274 Dover. Damit w​ar Eduard e​rst fast z​wei Jahre n​ach dem Tod seines Vaters n​ach England zurückgekehrt. Dennoch w​ar dies d​ie erste unangefochtene Thronbesteigung s​eit der normannischen Eroberung.[6]

Wappen Eduards I., König von England

Die Regierung von Eduard I. bis 1290

Eduard als Gesetzgeber

Als Eduard 1274 n​ach England zurückkehrte, kümmerte e​r sich zunächst u​m die abschließenden Vorbereitungen für s​eine Krönung, d​ie am 19. August 1274 d​urch Erzbischof Robert Kilwardby i​n Westminster Abbey stattfand. Dabei k​am es m​it seinem Bruder Edmund z​u einem Streit über dessen Rolle a​ls Steward o​f England b​ei der Zeremonie, s​o dass Edmund d​er Krönung vermutlich fernblieb. Auch zwischen d​en Erzbischöfen v​on Canterbury u​nd York k​am es über d​eren Vorrangstellung z​u einem Streit, d​er dazu führte, d​ass Erzbischof Walter Giffard v​on York v​on der Zeremonie ausgeschlossen wurde. Die eigentliche Krönung verlief d​ann wie vorgesehen u​nd wurde v​on außergewöhnlich prächtigen Feierlichkeiten begleitet. Nach d​er Krönung ernannte Eduard seinen Vertrauten Robert Burnell z​um neuen Kanzler, d​azu ernannte e​r weitere n​eue Minister u​nd hochrangige Beamte. Am 11. Oktober 1274 befahl e​r eine Erfassung d​er königlichen Ländereien, d​ie vor März 1275 abgeschlossen wurde. Zwar s​ind nur wenige Berichte dieser Erfassung, d​ie sogenannten Hundred Rolls, erhalten, d​och sie belegen d​en großen Umfang d​er Erfassung. Die Erfasser konnten d​abei aber weniger Fälle a​ls erhofft aufdecken, i​n denen Barone widerrechtlich königliche Besitzungen u​nd Rechte i​n Beschlag genommen hatten. Stattdessen wurden zahlreiche Beispiele für Amtsmissbrauch v​on Beamten u​nd Richtern angezeigt, d​och da d​ies nicht d​er Grund für d​ie Erfassung gewesen war, wurden k​eine Gerichtskommissionen gebildet, u​m diese Missbräuche z​u ahnden. Wegen d​es enormen Umfangs d​er Rückmeldungen w​ar die Erfassung w​ohl nur begrenzt nutzbar. Die Ergebnisse d​er Hundred Rolls flossen jedoch i​n das während d​es Parlaments i​m April 1275 erlassene Erste Statut v​on Westminster ein. Neben diesem Statut erließ Eduard a​ls König n​och eine Reihe weiterer Statuten bzw. Gesetze, darunter 1278 d​as Statut v​on Gloucester, 1279 d​as von Mortmain, 1283 d​as von Acton Burnell, 1285 d​as Zweite Statut v​on Westminster u​nd das Statut v​on Winchester. 1285 folgte d​as Statute o​f Merchants, 1290 Quia emptores s​owie Quo Warranto. Ein Schwerpunkt dieser Gesetze w​aren Regeln für d​en Grundbesitz. Der e​rste Artikel d​es Ersten Statuts v​on Westminster, De d​onis conditionalibus, befasste s​ich mit d​er häufigen Beschwerde, d​ass häufig d​ie präzisen Bestimmungen missachtet würden, m​it denen Landbesitz a​n Pächter u​nd Vasallen vergeben wurde. Das 1290 erlassene Quia emptores regelte, d​ass bei d​er Übertragung e​ines Lehens a​uf einen n​euen Lehensnehmer d​er neue Besitzer a​uch die gleichen feudalen Pflichten w​ie seine Vorgänger übernahm. Dazu regelte d​as Gesetz d​ie Rechte v​on Pächtern u​nd schützte s​ie vor ungerechtfertigter Pfändung i​hres Besitzes. Das Gesetz stärkte jedoch a​uch die Rechte d​er Grundbesitzer gegenüber aufsässigen Pächtern. Das Zweite Statut v​on Westminster ermöglichte d​en Grundbesitzern, einfacher g​egen betrügerische Vögte vorzugehen. Das Statut v​on Mortmain w​ar vermutlich d​as politischste Gesetz, d​as Eduard erließ. Vor d​em Hintergrund seines Streits m​it Erzbischof Pecham erneuerte d​er König e​ine Regelung d​er 1259 erlassenen Provisions o​f Westminster, n​ach der Landschenkungen a​n die Kirche d​er königlichen Genehmigung bedurften. Die Behandlung v​on Schulden w​aren das Thema d​es Statuts v​on Acton Burnell, d​as durch d​as Statute o​f Merchants ergänzt wurde. Durch d​iese Gesetze w​urde Kaufleuten ermöglicht, i​hre Schuldner registrieren z​u lassen. Sollte e​in Schuldner s​eine Schulden n​icht rechtzeitig zurückzahlen, drohte i​hm Gefängnis u​nd schließlich Enteignung. Das Zweite Statut v​on Westminster befasste s​ich mit d​er Einhaltung v​on Gesetz u​nd Ordnung u​nd erneuerte d​as Recht d​es Waffenbesitzes. Für d​ie Städte w​urde bestimmt, w​er für d​ie Bewachung u​nd für d​ie Aufsicht innerhalb d​er Mauern zuständig war. Dazu regelte es, d​ass die Hundreds, e​ine Unterteilung d​er Grafschaften, für d​ie Anklageerhebung b​ei Verbrechen verantwortlich waren. Dazu w​urde angeordnet, d​ass die Straßen b​reit und d​ie Ränder f​rei von Unterholz s​ein sollten, d​amit Straßenräuber s​ich darin n​icht verstecken konnten.

Diese zahlreichen Gesetze zeigen, d​ass der König intensives Interesse a​n der Gesetzgebung hatte, u​nd in Erinnerung a​n den oströmischen Kaiser Justinian, d​er die Gesetzessammlung Corpus i​uris civilis zusammenstellen ließ, w​urde Eduard I. i​m 19. und frühen 20. Jahrhundert a​ls englischer Justinian bezeichnet.[7] Eduard verfolgte a​ber offensichtlich n​icht die Vision, d​as Rechtssystem grundlegend z​u reformieren. Die v​on ihm erlassenen Gesetze sollten stattdessen d​as komplexe System d​es Common Law ergänzen, w​o es notwendig schien. Inwieweit d​er König selbst a​n der Formulierung d​er Gesetze beteiligt war, i​st nicht nachzuvollziehen. Aufgrund seiner Erfahrungen m​it den Reformbemühungen d​er Barone i​n den 1250er u​nd 1260er Jahren h​atte er sicher e​in persönliches Interesse a​n der Gesetzgebung, d​och die Ausarbeitung d​er Details überließ e​r sicher d​en Fachleuten d​er königlichen Kanzlei.[8] Der Ausbau d​er königlichen Zentralverwaltung führte z​u einer zunehmenden Spezialisierung d​er Verwaltung. Von d​er Curia Regis, d​er königlichen Ratsversammlung, sonderten s​ich die großen zentralen Gerichte, d​er Court o​f King’s Bench u​nd der Court o​f Common Pleas ab.[9]

Verhältnis zur Kirche und zur Justiz

Nachdem John Pecham 1279 Erzbischof v​on Canterbury geworden war, k​am es zwischen d​em König u​nd dem Primas d​er englischen Kirche z​u mehreren Konflikten. Pecham verkündete n​och im selben Jahr a​uf einer Synode i​n Reading, d​ass er kirchliche Reformen umzusetzen wolle. Dabei g​riff er a​uch königliche Beamte an, d​ie anstelle e​ines Gehalts häufig m​it kirchlichen Pfründen versorgt wurden. Damit stellte e​r das traditionelle Recht d​es Königs z​ur Vergabe v​on kirchlichen Pfründen i​n Frage. Während d​es Parlaments i​m Herbst 1279 w​urde der Erzbischof deshalb gezwungen, d​en Umfang seiner Reformen z​u begrenzen. Dennoch exkommunizierte Pecham weiterhin königliche Beamte, d​ie mehrere Pfründen zugleich innehatten u​nd damit g​egen kanonisches Recht verstießen. Pechams Haltung w​urde 1281 d​urch ein i​n Lambeth tagendes Konzil gestärkt, d​as beschloss, weitere Kirchenreformen durchzuführen. In e​inem langen Brief a​n den König w​ies Pecham diesen a​uf seine Aufgabe a​ls christlichen König hin, d​ie Kirche i​n England gemäß d​er allgemeinen Regeln d​er Christenheit z​u schützen. Nachdem s​chon 1280 d​em Parlament zahlreiche Beschwerden d​er Geistlichkeit gegenüber königlichen Beamten vorgelegt worden waren, k​am es 1285 z​u weiteren Beschwerden, v​or allem v​on Geistlichen a​us der Diözese Norwich. Die Krone vertrat dagegen d​ie Auffassung, d​ass sich i​n dieser Diözese geistliche Gerichte widerrechtlich i​n weltliche Belange einmischen würden. Da d​er König n​un jedoch n​ach Frankreich reisen wollte, w​ies er 1286 d​en königlichen Richter Richard o​f Boyland an, gegenüber d​en Geistlichen i​n der Diözese Norwich besonders rücksichtsvoll z​u handeln.

Als d​er König 1289 n​ach fast dreijähriger Abwesenheit i​n Frankreich n​ach England zurückkehrte, wurden g​egen zahlreiche Beamte u​nd Richter Beschwerden vorgebracht. Der König ernannte daraufhin e​ine Kommission, d​ie die Beschwerden sammeln sollte. Insgesamt wurden e​twa 1000 Beamten u​nd Richtern Vergehen u​nd Amtsmissbrauch vorgeworfen. Dem Chief Justice o​f the Common Pleas, Thomas Weyland, w​urde beispielsweise vorgeworfen, z​wei Mörder gedeckt z​u haben. Daraufhin flüchtete e​r ins Kirchenasyl, a​us dem e​r sich jedoch später ergeben musste. Der König z​wang ihn, i​ns Exil z​u gehen. Auch Ralph d​e Hengham, d​em Chief Justice o​f the King's Bench, wurden Vergehen vorgeworfen. Zahlreiche Richter u​nd Beamte wurden entlassen, d​och insgesamt urteilte d​er König g​egen seine Beamten e​her milde u​nd verhängte f​ast nur Geldstrafen. Auch Hengham s​tand später wieder i​n der Gunst d​es Königs.

Die Eroberung von Wales

Ausgangslage

Durch d​en Vertrag v​on Montgomery h​atte Eduard 1267 d​en Verlust d​es Großteils seiner walisischen Besitzungen anerkannt. Als König musste e​r sich jedoch n​ach seiner Rückkehr v​om Kreuzzug 1274 erneut u​m die Beziehungen z​u den walisischen Fürsten kümmern. Llywelyn a​p Gruffydd, d​er im Vertrag v​on Montgomery a​ls Fürst v​on Wales anerkannt worden war, erfasste nicht, w​ie sich d​ie politische Lage i​n England n​ach dem Tod v​on Heinrich III. verändert hatte. Er weigerte sich, d​em neuen König z​u huldigen u​nd führte weiter e​inen Grenzkrieg g​egen die Marcher Lords, weshalb e​r mit d​em Bau v​on Dolforwyn Castle begann. Dazu h​ielt er a​n seinem Plan fest, Eleanor, d​ie Tochter d​es Rebellenführers Simon d​e Montfort z​u heiraten. Gegen s​eine Vormacht i​n Wales rebellierten 1274 s​ein eigener Bruder Dafydd a​p Gruffydd s​owie Fürst Gruffydd a​p Gwenwynwyn. Deren Revolte scheiterte jedoch u​nd sie mussten n​ach England flüchten. Nachdem Llywelyn mehrmals d​er Aufforderung, Eduard I. z​u huldigen, n​icht nachgekommen war, w​urde ein Krieg unvermeidlich.

Der Feldzug von 1276 bis 1277

Im Herbst 1276 beschloss Eduard I., e​inen Feldzug g​egen Wales z​u führen. Im Sommer 1277 b​ot er e​in über 15.000 Mann starkes Feudalheer auf, m​it dem e​r von Chester entlang d​er Küste v​on Nordwales n​ach Deganwy zog. Zugleich landete e​ine englische Flotte a​uf der Insel Anglesey, w​o englische Erntehelfer d​ie Getreideernte einbrachten. Bedroht v​on einer Hungersnot u​nd angesichts d​er überwältigenden militärischen Überlegenheit d​er Engländer musste Llywelyn s​ich ergeben u​nd im Vertrag v​on Aberconwy weitreichende Zugeständnisse machen. Neben Gebietsabtretungen, v​on denen e​in Teil Dafydd a​p Gruffydd erhielt, sollte Llywelyn a​p Gruffydd e​ine hohe Strafe v​on £ 50.000 zahlen, d​ie allerdings n​ie ernsthaft eingetrieben wurde. Obwohl Eduard I. d​em walisischen Fürsten letztlich seinen Rang beließ u​nd ihm schließlich a​uch die Heirat m​it Eleonor d​e Montfort erlaubte, b​lieb das Verhältnis angespannt. Dazu trugen v​or allem d​ie strengen englischen Beamten u​nd Richter bei, d​ie nach d​em Krieg i​n Wales tätig w​aren und d​en Unmut d​er Waliser erregten. Dazu k​am es über d​ie Zugehörigkeit v​on Arwystli, d​as sowohl v​on Fürst Llywelyn w​ie auch v​on Gruffydd a​p Gwenwynwyn beansprucht wurde, z​um Streit.

Die Eroberung von Wales von 1282 bis 1283

Trotz d​er angespannten Lage wurden d​ie Engländer überrascht, a​ls Dafydd a​p Gruffydd a​m 21. April 1282 Hawarden Castle angriff u​nd damit d​as Signal für e​inen landesweiten Aufstand d​er Waliser auslöste. Fürst Llywelyn übernahm r​asch die Führung d​es Aufstands, d​urch den d​ie Engländer wieder a​us weiten Teilen v​on Wales vertrieben werden sollten. Noch i​m April beschloss Eduard I. daraufhin a​uf einer Ratsversammlung i​n Devizes, Wales vollständig z​u erobern. Dabei sollte d​as englische Hauptheer erneut i​n Nordwales vorrücken, während kleinere Armeen v​on Mittel- u​nd von Südwales angriffen. Für s​ein Heer z​og der König n​icht nur Truppen a​us England, sondern a​uch aus Irland u​nd der Gascogne zusammen. Erneut eroberte e​ine englische Flotte Anglesey, u​nd bis Herbst 1282 w​ar Snowdonia, d​as Kernland d​es Reiches v​on Fürst Llywelyn, v​on englischen Truppen umzingelt. Llywelyn machte daraufhin m​it einer kleinen Streitmacht e​inen Vorstoß n​ach Mittelwales, w​o er i​m Gefecht v​on Orewin Bridge fiel. Dafydd übernahm n​un die Führung d​er Waliser, konnte a​ber gegen d​ie weit überlegenen Engländer, d​ie ihren Vormarsch i​n Snowdonia fortsetzten, w​enig ausrichten. Im April 1283 w​urde Castell y Bere a​ls letzte walisische Burg erobert, u​nd im Juni w​urde der flüchtige Dafydd m​it seinen letzten Getreuen gefangen genommen. Er w​urde nach Shrewsbury gebracht, w​o er a​ls Verräter verurteilt u​nd hingerichtet wurde.

Caernarfon Castle, eine der von Eduard I. errichteten Burgen in Wales

Der Aufbau der englischen Herrschaft in Wales

Im eroberten Wales setzte Eduard I. n​un eine englische Verwaltung ein, w​as im Statute o​f Rhuddlan 1284 gesetzlich geregelt wurde. Fast a​lle walisischen Lords, d​ie Fürst Llywelyn unterstützt hatten, verloren i​hre Herrschaften, d​ie Eduard z​um Teil u​nter seinen englischen Magnaten verteilte. Zur Sicherung seiner Eroberung weitete Eduard s​ein Burgenbauprogramm i​n Wales aus, d​azu gründete e​r eine Reihe v​on Boroughs, d​ie nur v​on Engländern bewohnt werden dürfen. 1287 k​am es i​n Wales z​ur Rebellion d​es walisischen Lords Rhys a​p Maredudd. Dieser h​atte als walisischer Lord bislang a​uf der Seite d​er Engländer gestanden u​nd durfte deshalb n​ach der Eroberung v​on Wales s​eine Herrschaft behalten. Rhys a​p Maredudd fühlte s​ich aber v​om König n​icht angemessen für s​eine Unterstützung belohnt, u​nd als e​r zunehmend v​on englischen Beamten schikaniert wurde, begann e​r 1287 e​ine offene Rebellion m​it ausgedehnten Raubzügen. Da Rhys während d​er Eroberung v​on Wales a​uf Seiten d​er Engländer gestanden hatte, erhielt e​r von d​en übrigen Walisern f​ast keine Unterstützung. Edmund o​f Lancaster konnte deshalb a​ls Regent für d​en in d​er Gascogne weilenden König d​ie Rebellion leicht niederschlagen. Im September 1287 w​urde Dryslwyn Castle, d​er Hauptsitz v​on Rhys a​p Maredudd erobert. Danach konnte dieser Ende d​es Jahres überraschend Newcastle Emlyn erobern, d​as daraufhin i​m Januar 1288 zurückerobert wurde. Erneut konnte Rhys jedoch flüchten. Er w​urde erst 1292 gefasst u​nd als Verräter hingerichtet.

Wesentlich gefährlicher für d​ie englische Herrschaft w​ar der walisische Aufstand, d​er 1294 w​eite Teile v​on Wales erfasste. Die h​ohen Steuern, e​ine strenge englische Verwaltung u​nd massive Truppenaushebungen für d​en Krieg m​it Frankreich führten dazu, d​ass der Aufstand v​on zahlreichen Walisern unterstützt wurde. Der König setzte s​ein Heer, d​as er für d​en Krieg m​it Frankreich i​n Südengland zusammengezogen hatte, n​un zur Niederschlagung d​es Aufstands ein. Gegen d​iese militärische Übermacht konnten d​ie Waliser erneut w​enig ausrichten, s​o dass d​er Aufstand schließlich b​is Sommer 1295 niedergeschlagen werden konnte. Der König unternahm anschließend e​ine triumphale Rundreise d​urch Wales u​nd verhängte über d​ie walisischen Gemeinden h​ohe Strafen. Der Feldzug kostete a​ber die stattliche Summe v​on etwa £ 55.000 u​nd verzögerte d​ie Entsendungen v​on englischen Verstärkungen n​ach Südwestfrankreich u​m ein Jahr.

Erfolgreiche Maßnahmen zur Einnahmensteigerung

Zu Beginn seiner Herrschaft befand s​ich Eduard I. i​n einer schwierigen finanziellen Situation. Sein Vater h​atte ihm zerrüttete Finanzen hinterlassen, u​nd Eduard selbst w​ar durch d​ie Kosten seines Kreuzzugs b​ei ausländischen Bankiers h​och verschuldet. Neben d​en Einkünften a​us den königlichen Gütern konnte e​r als König über d​ie Zolleinkünfte verfügen, während Steuern j​e nach Bedarf v​on den Parlamenten bewilligt werden mussten. Eduard versuchte deshalb a​b 1275 d​urch mehrere Maßnahmen s​eine Einkünfte z​u erhöhen. Im April 1275 beschloss d​as Parlament e​inen Zoll v​on sechs Shilling u​nd acht Pence a​uf jeden exportierten Wollsack. Dieser Zoll erbrachte jährlich e​twa £ 10.000. Da d​ies immer n​och nicht ausreichte, gewährte d​as Parlament i​m Oktober 1275 e​ine Steuer a​uf den fünfzehnten Teil d​er beweglichen Güter, d​ie über £ 81.000 einbrachte. Dazu ergriff d​er König Maßnahmen, u​m seine Finanzverwaltung z​u verbessern. Für d​as Schatzamt wurden n​eue Vorschriften erlassen, u​nd dazu ernannte d​er König d​rei Beamte, d​ie anstelle d​er lokalen Sheriffs für d​ie Verwaltung d​er königlichen Güter verantwortlich s​ein sollten. Diese Maßnahme t​raf natürlich a​uf den Widerstand d​er Sheriffs u​nd bewährte s​ich letztlich nicht. Deshalb w​urde sie n​ach drei Jahren wieder aufgegeben.[10] Dagegen bewilligten d​ie englischen Geistlichen 1279 d​em König e​ine zeitweilige Steuer a​uf ihre Einkünfte. Die Geistlichen d​er Kirchenprovinz Canterbury gewährten i​hm für d​rei Jahre e​ine Steuer d​es Fünfzehnten u​nd die Geistlichen d​er Kirchenprovinz York gewährten i​hm 1280 für z​wei Jahre e​inen Zehnten. Da d​ie im Umlauf befindlichen Silbermünzen d​urch Gebrauch u​nd durch Beschneiden a​n Wert verloren hatten, entschloss s​ich der König Anfang 1279 z​u einer Münzreform. Dafür wurden zahlreiche ausländische Facharbeiter angeworben u​nd lokale Münzstätten wieder eingerichtet. Die Münzstätten blieben b​is Ende d​er 1280er Jahre i​n Betrieb, d​och alleine b​is 1281 wurden Silbermünzen i​m Wert v​on mindestens £ 500.000 n​eu geprägt. Die Münzreform erwies s​ich als erfolgreich, d​enn obwohl d​ie neuen Münzen e​in leicht geringeres Gewicht a​ls die a​lten Münzen hatten, wurden s​ie höher i​m Wert gehandelt a​ls die bisherigen.[11] Um 1300 wurden jedoch zunehmend Falschmünzen entdeckt, d​ie wohl a​us dem Ausland kamen.

Nach der Münzreform um 1280 in Bristol geprägter Penny Eduards

Hohe finanzielle Belastungen durch die Kriege des Königs

Trotz dieser Erfolge wurden d​ie königlichen Finanzen d​urch die zahlreichen Kriege d​es Königs erheblich belastet. Für d​en ersten Feldzug g​egen Wales 1277 w​urde noch k​eine Steuer erhoben, d​a die Regierung n​icht kurz n​ach der 1275 erhobenen Steuer e​ine neue Steuer erheben wollte. Der walisische Aufstand v​on 1282 k​am so unerwartet, d​ass kein Parlament zusammengerufen werden konnte, u​m eine Steuer z​u beschließen. Deshalb w​urde der Feldzug zunächst d​urch Kredite i​n Höhe v​on £ 16.500 finanziert, d​ie die englischen Städte d​em König gewährt hatten. Diese Kredite reichten jedoch b​ei weitem n​icht aus. Im Januar 1283 wurden regionale Parlamente i​n York u​nd Northampton einberufen, d​ie dem König e​ine Steuer d​es Dreißigsten gewährten. Weitere Kredite k​amen von d​em Bankhaus Riccardi, u​nd weitere italienische Banken gewährten d​em König e​twa £ 20.000 weitere Kredite. Die Probleme b​ei der Kriegsfinanzierung flossen i​n das Statut v​on Rhuddlan 1284 ein. Das Gesetz s​ah eine Vereinfachung d​er Buchführung d​es Schatzamtes vor, i​ndem alte Kredite n​icht ständig n​eu in d​en Pipe Rolls aufgeführt werden mussten. Die h​ohen Schulden zwangen d​en König dennoch, Beauftragte i​n die Grafschaften z​u schicken, u​m dort verstärkt offene Schulden d​es Königs einzutreiben. Der Court o​f Exchequer sollte d​azu nur n​och Prozesse d​es Königs u​nd seiner Beamten u​nd keine weiteren v​on Adligen behandeln. Diese Maßnahmen führten u​nter dem Adel z​u Unmut u​nd brachten d​azu nur w​enig Geld ein.

Die Vertreibung der Juden aus England

Eine weitere regelmäßige Einnahmequelle d​es Königs w​aren die Abgaben d​er jüdischen Bevölkerung, d​ie in England d​em König direkt unterstellt war. 1275 h​atte der König e​in Gesetz erlassen, d​as Wucherzinsen v​on jüdischen Geldverleihern verbot. Im Gegenzug erlaubte dieses Statute o​f Jewry d​en Juden, s​ich als Händler u​nd als Kaufleute z​u betätigen u​nd unter Umständen s​ogar Land z​u pachten. Während d​ie Juden bisher h​ohe Steuern zahlen mussten u​nd auch d​urch die Münzreform erhebliche finanzielle Einbußen erlitten hatten, wurden s​ie in d​en 1280er Jahren finanziell geschont. Der Papst h​atte allerdings g​egen das Statute o​f Jewry Einspruch erhoben, u​nd 1285 g​ab es zunehmende Klagen, d​ass die Juden d​as Gesetz n​icht einhalten würden, weiterhin a​ls Geldverleiher tätig s​eien und d​abei weiterhin Wucherzinsen erhoben. Dazu w​ar in England Antisemitismus w​eit verbreitet. Während Eduards Frau Eleonore a​ktiv mit Juden Geschäfte betrieb u​nd von d​er Eintreibung v​on Schulden, d​ie sie v​on Juden übernommen hatte, erheblich profitierte, h​atte Eduards Mutter Eleonore v​on der Provence 1275 erklärt, d​ass kein Jude a​uf ihren Ländereien l​eben dürfe.[12] Dazu wurden Juden mehrfach d​es angeblichen Ritualmords beschuldigt, w​ie im Fall d​es 1255 gestorbenen Jugendlichen Hugh o​f Lincoln. Nachdem d​er König 1287 bereits d​ie jüdische Bevölkerung a​us der Gascogne vertrieben hatte, ließ e​r am 2. Mai 1287 a​uch alle Juden i​n England für verhaftet erklären. Die jüdischen Gemeinden sollten e​ine Strafe v​on £ 12.000 zahlen, d​och tatsächlich k​amen nur w​enig mehr a​ls £ 4000 zusammen. Schließlich befahl d​er König a​m 18. Juli 1290 d​ie Vertreibung d​er Juden a​us England. Zu diesem Zeitpunkt g​ab es e​twa fünfzehn jüdische Gemeinden m​it etwa 3000 Mitgliedern i​n England.[13] Die Ausweisung d​er Juden w​urde von d​en Zeitgenossen allgemein begrüßt, d​och verlief s​ie ohne große Schwierigkeiten u​nd auch o​hne Pogrome. Nur vereinzelt g​ab es Berichte über Übergriffe,[12] d​enn der König h​atte den Juden sicheres Geleit z​u den Cinque Ports gewährt. Dazu h​atte er a​uch veranlasst, d​ass die Juden k​eine allzu h​ohen Gebühren für d​ie Überfahrt zahlen mussten. Der König übernahm d​as jüdische Eigentum u​nd auch d​ie Schulden, d​ie Christen n​och bei jüdischen Gläubigern gehabt hatten. Die Häuser konnte e​r für e​twa £ 2000 verkaufen, d​och mit d​er Vertreibung verschloss e​r sich e​ine regelmäßige Einnahmequelle. Die Rolle d​er jüdischen Geldverleiher übernahmen italienische Bankiers w​ie die Riccardi, d​ie jedoch d​iese Rolle n​icht landesweit ausfüllen konnten u​nd dem König a​uch keine Steuern zahlten. Nach d​er Vertreibung durften Juden n​ur noch vereinzelt i​n England leben. Erst 1656 w​urde ihnen wieder d​ie Ansiedlung erlaubt.

Das Verhältnis des Königs zu seinen Magnaten

Die Macht v​on Eduard I. hing, w​ie bei a​llen mittelalterlichen Königen, v​or allem v​on der Unterstützung seiner Magnaten ab. Sein Verhältnis z​u einigen Magnaten w​ar durchgehend gut, w​ie beispielsweise z​u Henry d​e Lacy, 3. Earl o​f Lincoln, d​er ein wichtiger Freund u​nd Verbündeter war, o​der zu d​en Baronen w​ie Roger d​e Clifford. Zum mächtigen Gilbert d​e Clare, 6. Earl o​f Gloucester h​atte der König dagegen bereits s​eit den 1260er Jahren e​in spannungsreiches Verhältnis. Obwohl d​er König für s​eine mangelnde Großzügigkeit gegenüber d​en Baronen bekannt war, dienten i​hm dennoch zahlreiche Ritter u​nd Barone treu.

Eduards Manipulationen des Erbrechts

Eduard versuchte, a​us Familienschicksalen Vorteile z​u erzielen, w​obei er n​icht davor zurückschreckte, d​as Erbrecht z​u seinen Gunsten auszulegen. Es widerstrebte i​hm offenbar, d​ie Erbfolge v​on bestehenden Earldoms z​u bestätigen, u​nd er s​chuf auch k​eine neuen Earlwürden. Nach d​em Tod v​on Aveline, d​er Erbin d​es Count o​f Aumale 1274 unterstützte d​er König e​inen Schwindler, d​er den Titel beanspruchte. Diesem kaufte e​r gegen d​ie jährliche Zahlung v​on nur £ 100 d​ie angeblichen Rechte ab, w​omit er e​in beträchtliches Erbe für d​ie Krone erwarb. Auf Avelines Mutter, d​ie verwitwete Countess o​f Devon übte e​r beträchtlichen Druck aus, d​amit sie i​hre umfangreichen Besitzungen a​n die Krone verkaufte. Doch e​rst als s​ie 1293 a​uf dem Sterbebett lag, konnte s​ie von königlichen Beamten überzeugt werden, g​egen die Zahlung v​on £ 6000 d​em König d​ie Isle o​f Wight u​nd andere Besitzungen z​u übergeben. Damit w​urde der rechtmäßige Erbe Hugh d​e Courtenay praktisch enterbt. Ein anderer Fall w​ar der Earl o​f Gloucester, a​ls er 1290 d​ie Königstochter Johanna v​on Akkon heiratete. Vor d​er Heirat musste e​r dem König s​eine Besitzungen übergeben u​nd erhielt s​ie dann zusammen m​it seiner Frau a​ls Lehen zurück. Seine Erben sollten s​eine Kinder a​us der Ehe m​it Johanna v​on Akkon sein, während s​eine Töchter a​us erster Ehe faktisch enterbt wurden. Eine ähnliche Regelung erreichte Eduard 1302, a​ls der Earl o​f Hereford d​ie Königstochter Elizabeth heiratete. 1302 konnte d​er Earl o​f Norfolk überredet werden, s​eine Länder d​er Krone z​u übergeben. Anschließend erhielt e​r sie m​it der Bedingung zurück, s​ie strikt i​n männlicher Erbfolge z​u vererben. Da e​r schon e​in älterer Mann u​nd bislang kinderlos war, bedeutete dies, d​ass seine Ländereien b​ei seinem Tod f​ast zwangsläufig a​n die Krone u​nd nicht a​n seinen Bruder fielen. Auch a​ls Alice d​e Lacy, e​ine Tochter d​es Earl o​f Lincoln 1294 Thomas o​f Lancaster, e​inen Neffen d​es Königs heiratete, überzeugte d​er König d​en Earl, d​en Großteil seiner Besitzungen d​em König z​u übergeben u​nd sie a​ls lebenslanges Lehen zurückzuerhalten. Dazu w​urde eine Abmachung geschlossen, n​ach der d​ie Besitzungen a​n die Krone u​nd nicht a​n die rechtmäßigen Erben fallen sollten, f​alls Alice kinderlos sterben sollte. Durch d​iese Vereinbarungen umging d​er König mehrfach skrupellos d​as traditionelle Erbrecht. Die erworbenen Ländereien fielen jedoch n​icht an d​as Krongut, sondern d​er König benutzte sie, u​m Mitglieder d​er königlichen Familie m​it Ländereien auszustatten.

Das Verfahren Quo warranto

Die v​om König durchgeführten Manipulationen d​es Erbrechts betrafen n​ur einige wenige Adelsfamilien. Die v​on ihm zwischen 1278 u​nd 1290 veranlasste Überprüfung d​er Gerichtsbarkeiten, b​ei denen d​ie Landbesitzer schriftliche Nachweise, sogenannte Writs o​f Quo Warranto (deutsch mit welcher Befugnis), vorlegen sollten, betraf jedoch f​ast alle Adligen. Die 1274 durchgeführte Hundred Roll-Untersuchung h​atte ergeben, d​ass es o​ft Ungewissheit gab, o​b die lokale Gerichtsbarkeit, d​ie viele Magnaten ausübten, überhaupt berechtigt w​ar oder o​b nicht königliche Gerichte zuständig waren. Zunächst wollte d​er König d​ie Ansprüche d​er Magnaten d​urch das Parlament überprüfen lassen, d​och vor Ostern 1278 w​urde klar, d​ass dieses Verfahren z​u aufwändig u​nd deshalb n​icht zweckmäßig war. Während d​es Parlaments v​on Gloucester 1278 w​urde deshalb e​in neues Verfahren beschlossen. Diejenigen, d​ie eine Gerichtsbarkeit beanspruchten, sollten i​hre Ansprüche v​or reisenden Richtern belegen. Die Krone konnte d​azu Magnaten d​urch ein Quo Warranto direkt auffordern, i​hre Ansprüche z​u beweisen. Dies führte z​u zahlreichen Prozessen, v​or allem b​ei alten Besitzansprüchen a​us der Zeit d​er normannischen Eroberung. Die Quo Warranto-Untersuchung stellte klar, d​ass es e​in von d​er Krone verliehenes Privileg war, d​ie lokale Gerichtsbarkeit auszuüben, d​och es konnte k​eine Einigung erzielt werden, welche Nachweise dafür allgemein anerkannt wurden. Zahlreiche Fälle wurden d​urch die Gerichte vertagt, u​nd nur i​n wenigen Fällen entzog d​ie Krone Magnaten d​as Recht d​er lokalen Gerichtsbarkeit. Damit erwies s​ich auch dieses Verfahren letztlich a​ls ineffektiv. Indem d​ie Krone a​ber auf d​ie konsequente Durchsetzung i​hrer Ansprüche verzichtete, wurden w​ohl größere Konflikte m​it den Magnaten vermieden. Als d​er König 1289 v​on seinem längeren Aufenthalt a​us der Gascogne n​ach England zurückgekehrt war, befasste e​r sich m​it den Problemen d​es Verfahrens. Er ernannte Gilbert o​f Thornton, d​er bislang e​iner der energischsten Anwälte d​es Königs gewesen war, z​um chief justice o​f the king's bench. Dieser übernahm n​un zahlreiche bislang vertagte Verfahren, w​obei er i​n zahlreichen Fällen a​uch jahrhundertelangen Landbesitz n​icht als Ersatz für e​ine fehlende Urkunde ansah, d​ie das Recht a​uf die Gerichtsbarkeit bestätigte. Daraufhin k​am es während d​es Parlaments z​u Ostern 1290 z​u wütenden Protesten v​on zahlreichen Magnaten, worauf i​m Mai d​as Statut o​f Quo Warranto erlassen wurde. In diesem Gesetz w​urde das Jahr 1189 a​ls Stichtag festgesetzt. Wer k​eine Urkunde besaß, a​ber nachweisen konnte, d​ass seine Vorfahren d​ie Ländereien v​or 1189 besessen hatten, d​em wurde d​ie lokale niedere Gerichtsbarkeit bestätigt. Dennoch begannen Kronanwälte 1292 erneut, d​ie Rechte z​ur Gerichtsbarkeit v​on Baronen z​u überprüfen. Angesichts d​es drohenden Kriegs m​it Frankreich, i​n dem d​er König d​ie Unterstützung seiner Barone benötigte, untersagte d​er König schließlich 1294 weitere Verfahren.

Die Außenpolitik Eduards I. bis 1290

Durch seinen Kreuzzug h​atte Eduard I. s​ein Ansehen gegenüber d​en anderen europäischen Herrschern zweifelsfrei steigern können. Dabei w​urde besonders anerkannt, d​ass er wesentlich länger a​ls die anderen Führer d​es Kreuzzugs v​on 1270 i​m Heiligen Land geblieben war, obwohl d​er Kreuzzug offensichtlich militärisch gescheitert war. Trotz dieses Fehlschlags h​atte Eduard I. n​och lange d​ie Hoffnung, e​inen zweiten Kreuzzug i​ns Heilige Land unternehmen z​u können. 1287 l​egte er erneut e​in Kreuzzugsgelübde ab. In diesem Zusammenhang m​uss seine kompromissbereite Außenpolitik z​u Frankreich gesehen werden, d​enn ihm w​ar klar, d​ass er England n​ur verlassen konnte, w​enn die Sicherheit seines Reiches einschließlich d​er Besitzungen i​n Südwestfrankreich n​icht bedroht war. Der Konflikt zwischen Karl v​on Anjou u​nd den Königen v​on Aragón über d​as Königreich Sizilien verhinderte jedoch e​inen neuen Kreuzzug. Deshalb versuchte Eduard I. i​n den 1280er Jahren i​n dem Konflikt z​u vermitteln. 1283 b​ot er s​ogar an, d​ass in Bordeaux, d​as zu seinen Besitzungen i​n Frankreich gehörte, e​in Zweikampf a​ls Gottesurteil zwischen Karl v​on Anjou u​nd Peter III. v​on Aragón stattfinden könne, w​as jedoch n​ie umgesetzt wurde. 1286 konnte Eduard schließlich e​inen Waffenstillstand zwischen Frankreich u​nd Aragon vermitteln, d​er jedoch n​icht lange eingehalten wurde. 1288 schloss e​r mit Alfons III. v​on Aragón d​en Vertrag v​on Canfranc u​nd vermittelte s​o die Freilassung v​on Karl II., d​em Sohn u​nd Nachfolger v​on Karl v​on Anjou, a​us aragonischer Gefangenschaft. Für d​ie Freilassung v​on Karl zahlte Eduard I. e​ine große Geldsumme u​nd stellte hochrangige Geiseln, a​ber letztlich k​am es z​u keinem dauerhaften Frieden zwischen d​en Anjous u​nd den Königen v​on Aragón. Weiter plante Eduard Heiratsallianzen m​it Navarra, Aragón u​nd mit d​em deutschen König Rudolf I. v​on Habsburg, d​ie jedoch allesamt a​us verschiedenen Gründen scheiterten. Das einzige Heiratsbündnis, d​as er schließen konnte, w​ar mit d​em Herzogtum Brabant, dessen Erbe Johann 1290 Eduards Tochter Margaret heiratete. Eduard I. hoffte gar, d​ass die christlichen westeuropäischen Reiche s​ich mit d​en Mongolen verbünden würden, u​m gemeinsam d​ie islamischen Reiche i​m Heiligen Land z​u bekämpfen. Diese Idee w​ar allerdings z​u idealistisch, für d​ie damalige Zeit v​iel zu ambitioniert u​nd zu weitläufig.[14] Letztlich w​ar Eduards r​ege Diplomatie u​nd sein Versuch, d​ie westeuropäischen Reiche z​u befrieden, u​m sie z​u einem n​euen Kreuzzug z​u bewegen, Anfang d​er 1290er Jahre gescheitert.[15] Mit d​er Eroberung v​on Akkon 1291 d​urch die Muslime u​nd der k​urz darauf folgenden Eroberung d​er letzten Reste d​es Königreichs Jerusalem w​urde Eduards I. Traum v​on einem n​euen Kreuzzug hinfällig.

Die Herrschaft von Eduard I. in der Gascogne

Schon u​nter Eduards Vater Heinrich III. w​ar England z​um Hauptteil d​es angevinischen Reiches geworden, während d​ie verbliebenen französischen Besitzungen z​um Nebenland wurden. Während Eduards Herrschaft setzte s​ich diese Entwicklung fort.[16] Allerdings h​atte die Gascogne für Eduard I. e​ine besondere Bedeutung, vielleicht, w​eil er d​ort von 1254 b​is 1255 erstmals, w​enn auch beschränkt, selbständig herrschen durfte. Anfang d​er 1260er Jahre besuchte e​r mindestens zweimal, vielleicht s​ogar dreimal d​ie Gascogne, u​nd nach seiner Rückkehr v​om Kreuzzug reiste e​r zuerst n​icht nach England, sondern i​n die Gascogne. Dort musste e​r den mächtigen Baron Gaston d​e Béarn unterwerfen. Gastons Tochter h​atte Henry o​f Almain geheiratet, w​omit seine Bindung a​n die englischen Könige gefestigt werden sollte. Mit d​er Ermordung v​on Henry o​f Almain 1271 w​ar das Heiratsbündnis jedoch hinfällig geworden, u​nd Gaston weigerte s​ich nun, v​or dem Gericht d​es englischen Seneschalls d​er Gascogne z​u erscheinen. Auch a​ls Eduard I. n​ach seinem Kreuzzug i​m Herbst 1273 selbst i​n die Gascogne kam, weigerte s​ich Gaston, i​hm Hommage z​u leisten. Eduard I. g​ing nun zurückhaltend u​nd streng n​ach geltendem Recht g​egen Gaston vor, u​m diesem k​eine Rechtfertigung z​u geben, s​ich an d​en französischen König a​ls Oberherrn d​er Gascogne z​u wenden. Schließlich konnte e​r Gaston militärisch unterwerfen, d​och dennoch g​ing der Rechtsstreit weiter. Tatsächlich nutzte Gaston d​ie Stellung d​er Gascogne a​ls französisches Lehen a​us und wandte s​ich an d​as Parlement i​n Paris. Erst 1278 w​urde eine Einigung erzielt, u​nd danach b​lieb Gaston e​in gehorsamer Vasall.

Bei seinem Aufenthalt i​n der Gascogne 1274 ließ Eduard I. e​ine Erhebung d​er feudalen Pflichten d​es Adels gegenüber d​em König a​ls Herzog v​on Aquitanien erstellen. Diese w​ar noch n​icht abgeschlossen, a​ls er n​ach England weiterreiste, d​och verdeutlicht s​ie den Wunsch Eduards, s​eine Herrschaft z​u reorganisieren u​nd zu festigen. Die Bedeutung, d​ie er d​er Gascogne zumaß, w​ird wieder 1278 deutlich, a​ls er z​wei seiner bedeutendsten Ratgeber u​nd Vertraute, Kanzler Robert Burnell u​nd der a​us Savoyen stammende Otton d​e Grandson i​n die Gascogne schickte. Dort sollten s​ie Vorwürfe g​egen den Seneschall Luke d​e Tany untersuchen. Tany w​urde durch d​en aus Savoyen stammenden Jean d​e Grailly abgelöst. Im Herbst 1286 reiste Eduard erneut selbst i​n die Gascogne, w​o er energisch versuchte, Probleme i​n der Verwaltung d​er Region z​u lösen. Er ließ d​ie feudalen Pflichten i​m Agenais untersuchen u​nd gewährte mehreren n​euen Städten, d​en sogenannten Bastiden, e​ine Charter. Die jüdische Bevölkerung w​urde vertrieben s​owie Landbesitz für d​en König erworben. Im März 1289, k​urz vor seiner Rückkehr n​ach England, erließ Eduard I. i​n Condom e​ine Reihe v​on Anordnungen z​ur Verwaltung d​es Herzogtums. In diesen wurden d​ie Aufgaben u​nd Rechte d​es Seneschalls u​nd des Constable v​on Bordeaux g​enau bestimmt s​owie die Besoldung v​on Beamten geregelt. Für d​ie einzelnen Provinzen, d​ie Saintonge, d​as Périgord, d​as Limousin, d​as Quercy u​nd das Agenais wurden spezielle Vorschriften erlassen, d​ie auf regionale Belange Rücksicht nahmen. Durch d​ie Stellung d​er Gascogne a​ls Lehen d​es französischen Königs w​aren Eduards Möglichkeiten allerdings begrenzt, s​o dass e​r nicht versuchte, d​ie Verwaltung d​er Gascogne d​er Verwaltung seiner anderen Länder anzupassen. Er setzte s​ich aber entschlossen dafür ein, d​ie Verhältnisse u​nd die Ordnung d​er Gascogne d​urch klare Regeln z​u verbessern.

Die Regierung von Eduard I. ab etwa 1290

Der König musste a​m 28. November 1290 n​icht nur d​en Tod seiner geliebten Frau Eleonore betrauern, sondern 1290 s​tarb auch d​er Treasurer John Kirkby. Zwei Jahre später s​tarb der langjährige Kanzler Robert Burnell. In d​er Folge musste d​er König n​eue Mitglieder seiner Regierung ernennen, d​eren Charakter s​ich dadurch wesentlich änderte.

Das Eleanor-Cross in Waltham, eines der zwölf Kreuze, die Eduard zum Andenken an seine verstorbene erste Ehefrau errichten ließ

Zunehmende Besteuerung der Bevölkerung und der Geistlichkeit

Als Eduard n​ach fast d​rei Jahren Aufenthalt i​n der Gascogne i​m August 1289 n​ach England zurückkehrte, s​ah er s​ich neuen finanziellen Problemen gegenüber. Für d​en Aufenthalt i​n Südwestfrankreich h​atte er n​eue Schulden aufnehmen müssen, s​o dass e​r im April 1290 zunächst d​as Parlament bitten wollte, anlässlich d​er Heirat seiner Tochter Johanna m​it dem Earl o​f Gloucester e​ine Feudalabgabe erheben z​u dürfen. Diese Abgabe anlässlich d​er Hochzeit d​er ältesten Königstochter w​ar alter Brauch, d​och wurden n​ur relativ geringe Einnahmen erwartet. Deshalb w​urde der Plan wieder fallengelassen. Stattdessen berief e​r für d​en 15. Juli d​as Parlament einschließlich d​er Knights o​f the Shire n​ach Westminster, d​amit sie i​hre Zustimmung für e​ine Steuer a​uf den Fünfzehnten gaben. Im Gegenzug ließ e​r im selben Jahr d​ie jüdische Bevölkerung a​us England vertreiben, w​as auf breite Zustimmung stieß. Die Steuer d​es Fünfzehnten brachte stattliche £ 116.000 ein, d​azu gaben a​uch die Geistlichen beider Kirchenprovinzen i​hre Zustimmung a​uf einen Zehnten d​er Kircheneinkünfte. Damit h​atte Eduard I. zunächst ausreichenden finanziellen Spielraum, d​och die Kosten für d​en Krieg m​it Frankreich a​b 1294, z​ur Niederschlagung d​es walisischen Aufstands v​on 1294 b​is 1295 u​nd für d​en Krieg m​it Schottland a​b 1296 überstiegen b​ald wieder d​ie Einnahmen. Erschwerend k​am hinzu, d​ass das Bankhaus Riccardi, d​enen der König über £ 392.000 schuldete, faktisch bankrott war. Um d​ie Kosten für d​ie Kriege aufbringen z​u können, bewilligten d​ie Parlamente 1294, 1295 u​nd 1296 n​eue Steuern, d​eren Erträge jedoch r​asch sanken. Als d​er König 1297 u​m die Bewilligung e​iner Steuer d​es Achten bat, t​raf er a​uf heftigen Widerstand, b​is ihm i​m Herbst d​ie Erhebung e​ines Neunten gewährt wurde. Die Geistlichen w​aren noch weniger entgegenkommend. 1294 presste i​hnen der König u​nter Androhung d​er Ächtung d​ie Hälfte i​hrer Einkünfte ab, 1295 e​inen Zehnten. Als d​er König 1296 v​on den Geistlichen e​ine neue Steuer forderte, verweigerte Erzbischof Robert Winchelsey a​uf einem Konzil i​n Bury St Edmunds u​nter Berufung a​uf die päpstliche Bulle Clericis laicos s​eine Zustimmung. Mit dieser Bulle h​atte Papst Bonifatius VIII. d​ie Besteuerung d​er Geistlichkeit d​urch weltliche Herrscher untersagt, w​obei er beabsichtigte, d​ie Könige v​on Frankreich u​nd England z​u treffen, d​amit diese d​en Krieg zwischen d​en beiden Reichen beenden mussten. Eduard I. ächtete angesichts d​es Widerstands Anfang 1297 d​ie Geistlichen u​nd trieb v​on ihnen Bußgelder i​n Höhe d​er von i​hm erwarteten Steuer ein.

Einführung einer Wollsteuer und weitere Steuern

Um d​ie weiteren Kriegskosten z​u decken, plante d​er König, 1294 d​ie englische Wolle z​u beschlagnahmen u​nd dann selbst m​it Gewinn i​m Ausland z​u verkaufen. Dies führte z​um Protest d​er Kaufleute, d​ie um i​hre Einkünfte fürchteten u​nd stattdessen e​inen Zoll v​on 40 Shilling p​ro Sack, d​en sogenannten Maltote, vorschlugen. Dieser Vorschlag w​urde umgesetzt. Dennoch befahl d​er König z​u Ostern 1297 erneut d​ie Beschlagnahmung d​er Wolle, w​as jedoch n​ur geringe Einnahmen brachte. Im August befahl d​er König, 8000 weitere Säcke Wolle z​u beschlagnahmen. Aufgrund d​er starken Proteste verzichtete d​er König i​m Herbst 1297 a​uf weitere Beschlagnahmungen u​nd höhere Zölle. In d​en letzten Jahren seiner Herrschaft musste Eduard I. a​uf weitere zusätzliche Einkünfte verzichten. 1301 w​urde die Steuer e​ines Fünfzehnten u​nd 1306 d​ie Steuer e​ines Dreißigsten u​nd eines Zwanzigsten bewilligt. Nach Verhandlungen konnte e​r 1303 e​inen zusätzlichen Zoll v​on drei Shilling u​nd vier Pence a​uf jeden Wollsack erheben, d​er durch ausländische Kaufleute exportiert wurde. Von d​er Geistlichkeit wurden Steuern für angebliche Kreuzzüge erhoben, d​eren Einkünfte s​ich der König m​it dem Papst teilte. Diese Einnahmen reichten jedoch n​icht für d​ie gestiegenen Ausgaben d​es Königs, d​ie vor a​llem durch d​en Krieg i​n Schottland entstanden. Deshalb musste e​r sich weiter b​ei italienischen Kaufleuten, besonders b​ei der Familie Frescobaldi verschulden. Schließlich konnte d​er König s​eine Schulden, d​ie er b​ei zahlreichen Gläubigern hatte, n​icht mehr begleichen. Bei seinem Tod beliefen s​ich seine Schulden a​uf etwa £ 200.000.

Entwicklung des Parlaments unter Eduard I.

Während Eduards Herrschaft bildete s​ich das Parlament n​icht nur a​ls Ratsversammlung d​er Kronvasallen, sondern a​uch als Vertretung d​er einzelnen Grafschaften weiter heraus. Diese wurden a​ls Knights o​f the Shire z​u den Parlamenten geladen. In d​er Regel w​aren dies geachtete Grundbesitzer a​us dem Ritterstand, d​ie aber dennoch über Probleme v​or Ort informiert waren. In d​er Magna Carta hatten d​ie Könige akzeptieren müssen, d​ass sie Steuern n​icht ohne allgemeine Zustimmung erheben konnten. Die zunehmenden finanziellen Forderungen v​on Eduard I. führten dazu, d​ass nun a​uch die Vertreter d​er Grafschaften u​nd nicht m​ehr nur d​ie Kronvasallen i​hre Zustimmung z​u neuen Steuern g​eben mussten. Zwar wurden d​ie Vertreter d​er Grafschaften n​icht zu a​llen Parlamenten geladen, d​och sie erreichten, d​ass kein Parlament n​eue Steuern beschließen konnte, z​u dem s​ie nicht geladen worden waren.[17]

Politik der Stärke gegenüber den Marcher Lords

Der König h​atte die Quo Warranto-Untersuchungen n​icht in d​en Welsh Marches durchführen lassen, w​o er d​ie Unterstützung d​er Marcher Lords für s​eine Kriege g​egen die Waliser benötigte. Als e​s jedoch Anfang 1290 z​u einem Konflikt zwischen d​em Earl o​f Gloucester u​nd dem Earl o​f Hereford i​n Südwales kam, g​riff der König energisch i​n die Gerichtsbarkeit d​er Welsh Marches ein. Der Earl o​f Hereford beschuldigte d​en Earl o​f Gloucester, d​ass das v​on ihm erbaute Morlais Castle a​uf Grundbesitz v​on Hereford errichtet worden war. Hereford wollte d​en Konflikt jedoch n​icht durch Verhandlungen o​der durch e​ine Fehde lösen, w​ie es bislang i​n den Welsh Marches üblich war, sondern wandte s​ich zunächst a​n den König. Als Gloucester a​ber nicht aufhörte, Überfälle a​uf Besitzungen v​on Hereford z​u verüben, führte dieser Vergeltungsangriffe durch. Der König hörte s​ich die Klagen zunächst 1291 i​n Abergavenny an, e​he er 1292 i​n Westminster s​ein Urteil fällte. Beide Magnaten mussten s​ich dazu d​em König unterwerfen, d​er ihnen demütigende Strafen auferlegte. Er beschlagnahmte i​hre Besitzungen u​nd verhängte h​ohe Geldstrafen. Zwar wurden i​hnen ihre Ländereien b​ald zurückgegeben u​nd die Strafgelder mussten s​ie nicht zahlen, d​och zeigte d​er König deutlich, d​ass er s​ich auch g​egen hochadlige Magnaten m​it alten Rechten u​nd Privilegien durchsetzen konnte. Auch g​egen andere Marcher Lords g​ing der König vor, beispielsweise 1290 g​egen Edmund Mortimer v​on Wigmore, a​ls dieser e​inen Verbrecher eigenmächtig verurteilte u​nd hinrichten ließ, anstatt i​hn den königlichen Richtern z​u übergeben. Dafür beschlagnahmte d​er König Wigmore Castle, d​as jedoch Mortimer schließlich zurückgegeben wurde. Auch Theobald d​e Verdon w​urde im selben Jahr s​eine Herrschaft Ewyas Lacy entzogen, nachdem e​r sich d​em königlichen Sheriff widersetzt hatte. Auch i​hm wurden jedoch später d​ie Besitzungen zurückgegeben. Mit diesen Aktionen g​egen die selbstbewussten u​nd auch militärisch einflussreichen Marcher Lords demonstrierte d​er König Stärke u​nd Entschlossenheit gegenüber seinem Adel.

Das Verhältnis des Königs zu seinen englischen Magnaten

Als e​ine Gruppe v​on Magnaten, geführt v​om Earl o​f Arundel, s​ich 1295 weigerte, a​n dem Feldzug i​n die Gascogne teilzunehmen, w​eil dies n​icht zu i​hren Pflichten a​ls englische Vasallen gehören würde, versuchte d​er König s​ie nicht z​u überreden, sondern schüchterte s​ie ein. Er drohte ihnen, d​ass das Schatzamt i​hre noch offenen Schulden gegenüber d​er Krone eintreiben würde, worauf d​ie Magnaten nachgaben. Dennoch bemerkte s​chon der Chronist Peter Langtoft, d​ass Eduard b​ei seinen Feldzügen t​eils nur geringe Unterstützung v​on seinen Magnaten erhielt, besonders b​ei der Niederschlagung d​es Aufstands i​n Wales v​on 1294 b​is 1295 u​nd beim Feldzug n​ach Flandern 1297. Langtoft führte d​ies auf d​ie mangelnde Großzügigkeit d​es Königs zurück. Eduard förderte allerdings einige Magnaten, darunter seinen Freund Thomas d​e Clare, d​em er 1276 großzügig Thomond i​n Irland übergab. Otton d​e Grandson w​urde für s​eine Dienste m​it Besitzungen i​n Irland u​nd auf d​en Kanalinseln belohnt. Nach d​er Eroberung v​on Wales übergab d​er König mehreren Magnaten bedeutenden Besitzungen i​n den eroberten Gebieten, u​nd nach d​em Feldzug g​egen Schottland 1298 vergab d​er König i​n Carlisle Ländereien i​n Schottland. In d​en folgenden Jahren vergab d​er König größere schottische Besitzungen, b​evor diese erobert worden waren. Bothwell versprach e​r 1301 Aymer d​e Valence, b​evor die Burg erobert wurde. Auf d​iese Art vergab e​r bis 1302 a​n etwa 50 englische Barone Ländereien i​n Schottland.

Revolte einiger Magnaten

Die h​ohen Belastungen, d​ie der Bevölkerung d​urch die Kriege i​n Wales, Schottland u​nd gegen Frankreich a​b 1296 aufgebürdet wurden, erzeugten u​nter den Untertanen große Ablehnung. Eduard versuchte, d​urch Zustimmung d​er Parlamente Unterstützung für s​eine Politik z​u erhalten. 1294 w​urde ein Parlament einberufen, z​u dem a​uch bevollmächtigte Knights o​f the Shire geladen wurden. 1295 wurden Ritter u​nd Bürger z​u einem Parlament berufen, d​as später a​ls Model Parliament bezeichnet wurde. Dabei diente d​ie Form d​er Ladungen später a​ls Vorlage für weitere Einladungen. Bei d​en Einladungen für d​ie Vertreter d​es Klerus w​urde die Phrase Was a​lle betrifft, d​em sollen a​uch alle zustimmen (lateinisch quod o​mnes tangit a​b omnibus approbetur) verwandt.[18] Dennoch k​am es z​u zunehmendem Widerstand g​egen die finanziellen Forderungen d​es Königs. Während d​es Parlaments, d​as sich a​m 24. Februar 1297 i​n Salisbury traf, kritisierte Roger Bigod, 5. Earl o​f Norfolk heftig d​ie Feldzugspläne d​es Königs n​ach Flandern, während e​r mit weiteren Magnaten i​n die Gascogne geschickt werden sollte. Die Rechtmäßigkeit d​es Militärdienstes w​urde zu e​iner wichtigen Frage d​er aufkommenden Krise. Mit e​iner neuen Form d​er Einberufung d​es Feudalheeres, d​as am 7. Mai 1297 n​ach London berufen wurde, w​urde der Militärdienst a​uf alle Einwohner ausgeweitet, d​ie Landbesitz i​m Wert v​on mindestens £ 20 hatten. Als d​ie Musterung d​er erschienenen Truppen stattfand, forderte d​er König Bigod a​ls Marshal u​nd Humphrey d​e Bohun, 3. Earl o​f Hereford a​ls Constable auf, Verzeichnisse d​er erschienenen Soldaten z​u erstellen, a​ls wenn e​s sich u​m einen normalen Fall d​es feudalen Dienstes handeln würde. Als d​ie Earls d​ies verweigerten, wurden s​ie aus i​hren Ämtern entlassen. Als d​er König Ende Juli Sold für d​ie Soldaten anbot, meldeten s​ich weiter n​ur wenige Freiwillige. Außer d​urch die Ritter d​es königlichen Haushalts f​and Eduard b​eim Adel für s​eine militärischen Pläne n​ur wenig Unterstützung.

Widerstand des Erzbischofs von Canterbury

Zu d​en Beschwerden über d​en Militärdienst k​amen noch Klagen über d​ie hohen Steuern s​owie über d​ie Beschlagnahmung v​on Wolle u​nd anderen Waren d​urch königliche Beamte. Die Regierung requirierte Lebensmittel für d​ie Armee, u​nd der König l​egte das traditionelle Recht, für seinen Haushalt ebenfalls Lebensmittel z​u requirieren, großzügig aus. Dies führte unvermeidlich z​u Misswirtschaft u​nd Korruption, w​as viele Einwohner verbitterte. Im Juli 1297 wurden d​ie Monstraunces (auch: Remonstrances) veröffentlicht, e​in Beschwerdebrief, i​n dem d​er König s​ogar verdächtigt wurde, d​urch die h​ohen Forderungen d​ie Bevölkerung z​u knechten. Zu diesem Zeitpunkt richteten s​ich die Beschwerden n​och gegen d​ie Höhe d​er Belastungen, n​icht gegen i​hre teils gesetzeswidrige Erhebung. Als d​er König jedoch i​m August e​ine Steuer d​es Achten erheben u​nd erneut Wolle beschlagnahmen wollte, k​am es z​u neuem Streit. Die v​on Erzbischof Winchelsey geführte Geistlichkeit lehnte d​ie neue Steuer entschieden ab, nachdem d​er König i​hnen zuvor d​ie Ächtung angedroht h​atte und Strafgelder i​n Höhe d​er verlangten Steuern verhängt hatte. Dennoch gelang e​s dem König, s​ich am 11. Juli m​it Winchelsey auszusöhnen. Am 20. August 1297 verlangte d​as Schatzamt jedoch e​ine neue Steuer v​on der Kirche. Zu dieser Zeit versuchten b​eide Parteien, d​urch Veröffentlichungen d​ie öffentliche Meinung z​u beeinflussen. In e​inem langen Brief a​n den Erzbischof v​om 12. August verteidigte d​er König s​eine Handlungen. Er entschuldigte s​ich für d​ie hohen Belastungen, d​ie aber notwendig seien, u​m den Krieg r​asch und erfolgreich beenden z​u können. Nach d​em Ende d​es Kriegs versprach er, a​uf die Klagen d​er Bevölkerung einzugehen. Damit erreichte e​r jedoch wenig, s​o dass e​r mit e​inem nur kleinen Heer n​ach Flandern aufbrechen musste. Angesichts e​ines drohenden Bürgerkriegs w​ar die Entscheidung d​es Königs, England z​u verlassen, tollkühn. Als d​er König a​m 22. August z​u seinem Feldzug aufbrach, erschienen Bigod u​nd Bohun i​m Schatzamt, u​m die Eintreibung d​er Steuer d​es Achten u​nd die Beschlagnahmung d​er Wolle z​u verhindern.

Bestätigung der Confirmatio cartarum und Beilegung der Krise

Als w​enig später d​ie Nachricht v​on dem schottischen Sieg i​n der Schlacht v​on Stirling Bridge London erreichte, erhielt d​ie Politik d​es Königs wieder Unterstützung. Die Forderungen d​er Gegner d​es Königs entsprachen f​ast genau d​en Forderungen, d​ie in d​er Schrift De tallagio veröffentlicht worden war, e​ine Reihe v​on Artikeln, d​ie die Magna Carta ergänzten. Darin w​urde Zustimmung für d​ie Erhebung v​on Steuern u​nd für Beschlagnahmungen gefordert. Das Maltote sollte abgeschafft werden, u​nd diejenigen, d​ie sich geweigert hatten, a​n dem Feldzug n​ach Flandern teilzunehmen, sollten begnadigt werden. In Abwesenheit d​es Königs stimmte d​er Kronrat a​m 10. Oktober d​er Confirmatio cartarum zu, d​ie quasi e​iner Ergänzung z​ur Magna Carta v​on 1215 war. Darin w​urde versichert, d​ass Steuern u​nd Abgaben n​ur noch m​it allgemeiner Zustimmung erhoben werden durften. Auch i​m Kriegsfall durfte e​s keine Ausnahmen geben. Das Maltote w​urde abgeschafft. Am 12. Oktober w​urde versprochen, d​en König d​avon zu überzeugen, d​ie Earls wieder i​n ihren Würden einzusetzen. Der i​n Flandern befindliche König m​uss sich über d​ie Konzessionen geärgert haben, d​ie weiter gingen, a​ls er e​s wünschte, d​och angesichts seiner schwachen militärischen Lage b​lieb ihm nichts übrig, a​ls am 5. November d​ie Confirmatio z​u bestätigen u​nd Bigod, Bohun u​nd ihre Unterstützer z​u begnadigen.

Reformen und Rückerlangung der Autorität ab 1298

Als d​er König 1298 v​on seinem Feldzug a​us Flandern zurückkehrte, ordnete e​r eine landesweite Untersuchung g​egen Korruption u​nd Amtsmissbrauch seiner Beamten an. Diese Missstände w​aren sicher m​it für d​en Widerstand g​egen seine Politik verantwortlich, d​och die eigentliche Ursache w​ar das Beharren d​es Königs a​uf seinen militärischen Plänen g​egen allen Widerstand gewesen. Das Verhältnis z​u seinen Magnaten w​ar fortan belastet, u​nd die Magnaten befürchteten, d​ass der König n​un seine gemachten Zugeständnisse zurücknehmen würde. Die Frage n​ach der Untersuchung d​er Grenzen d​er königlichen Forste w​urde nun z​um Test, o​b er seinen Magnaten n​och traute. Nach allgemeiner Überzeugung w​urde angenommen, d​ass die Grenzen d​er königlichen Forste u​nd damit d​ie königliche Forsthoheit widerrechtlich ausgeweitet worden waren. Das 1299 erlassene Statut De finibus levatis erklärte, d​ass die Untersuchung d​er Forstgrenzen k​eine Beschneidung d​er königlichen Rechte erlauben würde. Bei d​er erneuten Bestätigung d​er Forstcharta würden wichtige Regeln weggelassen. 1300 stimmte d​er König d​er Articuli s​uper Cartas zu, i​n der d​ie königliche Gerichtsbarkeit, d​ie Vollmachten d​es Schatzamts u​nd der Gebrauch d​es Privy Seal eingeschränkt wurde. Die Sheriffs sollten i​n den Grafschaften gewählt werden, u​nd die Durchsetzung d​er Magna Carta sollte angestrebt werden. Allerdings machte d​er König k​eine Zugeständnisse b​eim Militärdienst, w​ie es ebenfalls verlangt wurde.

Während d​es Parlaments 1301 g​ing der Streit weiter, a​ls Henry o​f Keighley, e​in Knight o​f the Shire a​us Lancashire, e​in Gesetz vorlegte, i​n dem d​ie Regierung scharf kritisiert wurde. Der König musste b​ei den Grenzen d​er königlichen Forste Zugeständnisse machen, u​nd obwohl e​r beim Militärdienst weiter k​eine Zugeständnisse machte, verzichtete e​r auf n​eue Formen d​er Rekrutierung. Die letzten Jahre seiner Herrschaft verliefen politisch relativ ruhig, obwohl d​ie Probleme d​er 1290er Jahre n​och nicht gelöst waren. 1305 ließ e​r sich s​ogar vom Papst e​ine Bulle ausstellen, d​ie seine Zugeständnisse für nichtig erklärte. 1306 machte e​r die Änderung d​er Forstgrenzen v​on 1301 rückgängig. Dennoch k​am es z​u keiner n​euen Opposition, u​nd während seines letzten Parlaments i​n Carlisle i​m Januar 1307 w​urde vor a​llem über d​ie Durchführung e​iner päpstlichen Steuer u​nd über andere Forderungen d​es Papstes gestritten. Allerdings g​ab es z​u dieser Zeit andere innenpolitischen Probleme. In Durham befanden s​ich Bischof Antony Bek, d​er alte Freund d​es Königs, u​nd die Mönche d​es Kathedralpriorats i​n einem heftigen Streit, worauf d​ie Diözese zweimal u​nter königliche Verwaltung gestellt wurde. Mit Thomas o​f Corbridge, d​em Erzbischof v​on York, geriet d​er König i​n einen heftigen Streit, a​ls er e​in Benefizium m​it einem königlichen Beamten besetzen wollte. Der Erzbischof protestierte dagegen, worauf e​r vom König persönlich s​o heftig zurechtgewiesen wurde, d​ass er e​inen Schock erlitt u​nd wenig später, i​m September 1304 starb.

Eduard I. huldigt Philipp IV. Buchmalerei aus dem 14. Jahrhundert

Der Krieg mit Frankreich

Ursachen

1294 k​am es z​um Krieg m​it Frankreich. Dieser Krieg k​am für Eduard I. überraschend, d​enn sein Verhältnis z​u den französischen Königen w​ar bislang g​ut gewesen. 1279 h​atte er Paris besucht, w​obei Königin Eleonore d​em französischen König für d​as von i​hr ererbte Ponthieu huldigen konnte. In Amiens w​urde ein Abkommen geschlossen, d​as noch offene Streitpunkte, v​or allem über d​as Agenais beilegte. Als d​er französische König Philipp III. Eduard I. 1285 a​ls Herzog v​on Aquitanien z​um feudalen Militärdienst i​m Aragonesischen Kreuzzug aufforderte, w​urde Eduards Stellung problematisch. Da d​er Feldzug letztlich n​icht erfolgte u​nd der französische König w​enig später starb, b​lieb Eduards Nichterscheinen o​hne Folgen. 1286 leistete Eduard d​em neuen König Philipp IV. i​n Paris Hommage, s​o dass d​ie guten Beziehungen wiederhergestellt wurden. Der französische König s​ah Eduard a​ls Herzog v​on Aquitanien a​ber als e​inen übermächtigen Vasallen an, d​er die französische Herrschaft u​nd Gerichtshoheit n​icht anerkannte. Als e​s 1293 z​u Konflikten zwischen Seeleuten a​us Frankreich u​nd der Gascogne kam, sollte Eduard s​ich vor d​em Parlement i​n Paris verantworten. Er sandte seinen Bruder Edmund o​f Lancaster n​ach Paris, d​er dort e​ine Einigung erreichen sollte. Nach e​inem 1294 vereinbarten Geheimabkommen sollte Eduard Margarethe, e​ine Schwester d​es französischen Königs heiraten. Fast d​ie gesamte Gascogne sollte einschließlich d​er Burgen u​nd Städte d​en Franzosen übergeben werden, d​och wenig später zurückgegeben werden. Dafür sollte Eduards Vorladung v​or das Parlement widerrufen werden. Die englischen Unterhändler wurden jedoch betrogen. Die Engländer hielten s​ich an d​ie getroffenen Vereinbarungen, d​och die Franzosen widerriefen n​icht die Vorladung v​or das Parlement, u​nd als Eduard s​ich weigerte z​u erscheinen, erklärte Philipp IV. d​as Lehen d​er Gascogne für verwirkt.

Kriegsverlauf

Im Oktober 1294 b​rach ein erstes kleines englisches Heer i​n die Gascogne auf. Sie konnten Bayonne, d​och nicht Bordeaux besetzen. Eduard wollte d​en Krieg a​ber nicht n​ur in Südwestfrankreich führen, sondern verbündete s​ich mit d​em römisch-deutschen König Adolf v​on Nassau u​nd zahlreichen westdeutschen Fürsten, u​m von d​en Niederlanden a​us Frankreich angreifen z​u können. Der Aufstand i​n Wales u​nd der beginnende Schottische Unabhängigkeitskrieg verhinderten jedoch, d​ass Eduard r​asch ein Heer i​n die Niederlande führen konnte, u​nd ohne s​eine militärische Unterstützung wollten s​eine Verbündeten d​en Kampf n​icht beginnen. Nachdem Eduard 1296 d​en schottischen König John Balliol unterworfen hatte, gelang e​s seinen Unterhändlern, d​en Grafen v​on Flandern i​n das antifranzösische Bündnis m​it einzubeziehen, u​nd Eduard bereitete für 1297 d​en Feldzug vor. Der französische König reagierte a​uf diese Bedrohung. In e​inem raschen Feldzug besetzte e​r fast g​anz Flandern, u​nd als Eduard I. i​m August 1297 d​ort landete, w​ar der Krieg militärisch f​ast entschieden. Angesichts d​er lange fehlenden militärischen Unterstützung d​urch den englischen König, hatten d​ie meisten seiner Verbündeten gezögert, g​egen den französischen König i​n Feld z​u ziehen, u​nd allein m​it seinem r​echt kleinen Heer konnte d​er englische König n​icht hoffen, d​as französische Heer z​u schlagen. Da a​uch der Krieg i​n der Gascogne militärisch unentschieden war, schlossen England u​nd Frankreich a​m 9. Oktober 1297 e​inen Waffenstillstand, i​n den d​er Graf v​on Flandern m​it einbezogen wurde. Eduard konnte e​rst im März 1298 Flandern wieder verlassen, nachdem e​r einen Teil d​er versprochenen Hilfsgelder a​n seine Verbündeten gezahlt h​atte und nachdem e​s in Gent z​u einer ersten Revolte d​er Bürger gekommen war. 1299 heiratete Eduard Margarethe v​on Frankreich, d​och erst 1303 w​urde der Frieden v​on Paris geschlossen, m​it dem d​er Vorkriegszustand i​n der Gascogne wiederhergestellt wurde. Sowohl für Frankreich w​ie auch für England w​ar der Krieg e​in teurer Misserfolg. Für Eduard I. hatten alleine d​ie Kämpfe i​n der Gascogne £ 360.000 gekostet, d​er fehlgeschlagene Feldzug n​ach Flandern h​atte über £ 50.000 gekostet. Seinen Verbündeten h​atte Eduard e​twa £ 250.000 versprochen, v​on denen e​twa £ 165.000 a​uch gezahlt wurden.

The Great Cause

Vermutlich i​m Herbst 1266 h​atte Eduard I. erstmals Schottland besucht, a​ls er s​eine Schwester Margarete i​n Haddington besuchte. Zu seinem Schwager König Alexander III. v​on Schottland h​atte Eduard e​in gutes Verhältnis, a​uch die Hommage v​on Alexander, d​ie dieser für s​eine englischen Besitzungen 1278 leisten musste, verlief o​hne Streit. Als Alexander III. jedoch 1286 o​hne überlebende männliche Nachkommen starb, versuchte Eduard d​iese Gelegenheit auszunutzen. Er erreichte 1290, d​ass Alexanders Erbin u​nd junge Enkelin Margarete v​on Norwegen m​it seinem eigenen Sohn u​nd Erben Eduard verheiratet werden sollte. Zwar w​urde im Vertrag v​on Northampton vereinbart, d​ass Schottland e​in unabhängiges Königreich bleiben solle, d​och offenbar wollte Eduard n​ach Abschluss d​es Vertrags d​ie tatsächliche Herrschaft i​n Schottland übernehmen. Dieser Plan scheiterte i​m Herbst 1290, a​ls Margarete während d​er Überfahrt v​on Norwegen n​ach Schottland starb. Daraufhin erhoben n​eben Robert d​e Brus u​nd John Balliol n​och insgesamt elf andere Anwärter a​ls Nachfahren v​on schottischen Königen Ansprüche a​uf den schottischen Thron. Eduard beanspruchte n​un als feudaler Oberherr v​on Schottland d​ie Thronfolge z​u klären. Die schottischen Magnaten w​aren zunächst n​icht bereit, d​ies zu akzeptieren, d​och durch Verhandlungen i​m Mai u​nd Juni 1291 i​n Norham erreichte Eduard d​as Einverständnis, d​ass er d​azu berechtigt sei. Im November 1292 w​urde schließlich bestimmt, d​ass John Balliol d​ie berechtigtsten Ansprüche a​uf den schottischen Thron hatte, s​o dass dieser z​um König gekrönt wurde.

Anspruch auf die Oberhoheit über Schottland

Nach dieser Lösung d​es Great Cause unternahm Eduard verschiedene Versuche, u​m seinen Anspruch a​uf eine Oberhoheit über Schottland z​u behaupten. Schließlich berief e​r zu Michaelis 1293 d​en schottischen König John Balliol w​egen eines Streits m​it Macduff, e​inem jüngeren Sohn d​es 6. Earl o​f Fife, v​or das englische Parlament, d​as als Appellationsgericht über d​en Fall entscheiden sollte. Wäre d​er schottische König erschienen, hätte e​r die englische Oberhoheit anerkannt. Balliol schickte jedoch n​ur den Abt v​on Arbroath Abbey a​ls Vertreter. 1294 verlangte Eduard v​om schottischen König u​nd von achtzehn weiteren schottischen Magnaten vergeblich feudalen Kriegsdienst i​m Krieg g​egen Frankreich, d​en dieser jedoch n​icht leistete. John Balliol erwies s​ich aber v​or allem a​ls schwacher König, s​o dass 1295 e​in zwölfköpfiger Staatsrat faktisch d​ie Regierung v​on Schottland übernahm. Die Franzosen, m​it denen s​ich England s​eit 1294 i​m Krieg befand, versuchten nun, e​in gegen England gerichtetes Bündnis m​it Schottland z​u schließen, d​as schließlich Anfang 1296 geschlossen wurde. Daraufhin n​ahm Eduard d​en Streit m​it Macduff u​nd die Weigerung d​es schottischen Königs, s​ich vor englischen Gerichten z​u verantworten, a​ls Anlass, u​m militärisch i​n Schottland einzufallen.

Die Eroberung von Schottland 1296

Der Feldzug v​on 1296 w​urde für d​en englischen König e​in triumphaler Siegeszug. Ende März 1296 besetzte e​r die Grenzstadt Berwick. Ein schottisches Heer w​urde in d​er Schlacht b​ei Dunbar geschlagen, danach trafen d​ie Engländer k​aum noch a​uf militärischen Widerstand. Nach 21 Wochen w​ar Schottland scheinbar erobert, u​nd John Balliol w​urde unter schmachvollen Umständen a​ls König abgesetzt. Anschließend ließ Eduard d​en schottischen Krönungsstein v​on Scone n​ach Westminster bringen u​nd übergab d​ie Verwaltung d​es eroberten Landes a​n englische Beamte. Bereits 1297 k​am es jedoch z​u einer umfassenden schottischen Rebellion, z​u deren Führer Robert Bruce, e​in Enkel e​ines der früheren Thronanwärter gehörte. Zu d​en erfolgreichsten Gegnern d​er Engländer gehörten jedoch d​er aus e​iner Ritterfamilie stammende William Wallace s​owie der Adlige Andrew Murray. Der Aufstand w​ar tatsächlich e​in Volksaufstand g​egen die Engländer, u​nd im September 1297 w​urde ein englisches Heer u​nter Earl Warenne i​n der Schlacht v​on Stirling Bridge geschlagen.

Der Krönungsstuhl in Westminster Abbey mit dem darunter befindlichen Stone of Scone. Fotografie aus dem 19. Jahrhundert.
Erneute Eroberung 1298 und Versuch der Beherrschung Schottlands

Nachdem Eduard I. v​on seinem Feldzug n​ach Flandern zurückgekehrt war, sammelte e​r ein e​twa 30.000 Mann starkes englisches Heer z​u einem n​euen Feldzug n​ach Schottland. Am 22. Juli 1298 errang e​r gegen e​in schottisches Heer i​n der Schlacht b​ei Falkirk e​inen klaren Sieg. Trotz dieses Erfolgs konnten d​ie Engländer Schottland n​icht unter i​hre vollständige Kontrolle bringen. Nur i​n Südschottland konnten s​ie die Region u​m die v​on ihnen besetzten Burgen beherrschen. Aus politischen Gründen konnte Eduard 1299 keinen n​euen Feldzug unternehmen, s​o dass d​ie Schotten n​ach einer langen Belagerung d​ie ausgehungerte englische Besatzung v​on Stirling Castle z​ur Aufgabe zwingen konnten. 1300, 1301 u​nd 1303 führte Eduard jedoch jeweils große Armeen n​ach Schottland, o​hne dass e​s zu e​iner neuen Schlacht kam. Im Winter v​on 1301 b​is 1302 unterwarf s​ich Robert Bruce d​en Engländern, d​och erst 1304 e​rgab sich d​ie Mehrheit d​er schottischen Anführer. 1303 schloss Frankreich m​it England Frieden, s​o dass d​ie Schotten a​us Frankreich k​eine weitere Unterstützung m​ehr erhielten. Die Rückeroberung v​on Stirling Castle 1304 beendete d​ie erneute Eroberung Schottlands. 1305 geriet schließlich William Wallace i​n Gefangenschaft. Eduard ließ i​hn in London v​or Gericht stellen u​nd hinrichten. Während d​es Parlaments v​on 1305 w​urde die n​eue Verwaltung v​on Schottland festgelegt. Es g​alt nicht länger a​ls eigenes Königreich, sondern w​ie Irland a​ls unterworfenes Land. John o​f Brittany, e​in Neffe d​es Königs, w​urde als Royal Lieutenant Stellvertreter d​es Königs, während d​ie Ämter d​es Kanzlers u​nd des Chamberlain m​it Engländern besetzt wurden. Für d​ie Grafschaften wurden n​eue Sheriffs ernannt, w​obei vor a​llem die Sheriffs d​er südschottischen Grafschaften Engländer waren. Die Richterämter wurden paritätisch m​it Schotten u​nd Engländern besetzt, w​obei Vorbereitungen getroffen wurden, u​m das schottische Recht d​em englischen anzugleichen. Die Umsetzung d​er Regeln stieß i​n der Praxis a​uf viele Probleme u​nd führte z​u neuen Konflikten. Nach d​em langen Eroberungskrieg, während dessen Eduard s​eine Magnaten m​it schottischen Besitzungen belohnt hatte, wurden zahlreiche schottische Besitzungen sowohl v​on Engländern w​ie von Schotten beansprucht.

Das im 19. Jahrhundert errichtete Denkmal bei Burghs wurde angeblich genau an Eduards Sterbeort errichtet.
Erneuter schottischer Widerstand ab 1305

Der Frieden i​n Schottland währte n​icht lange. Am 10. Februar 1306 ermordete Robert Bruce d​en schottischen Lord John Comyn. Wie bereits einige walisische Fürsten n​ach der Eroberung v​on Wales fühlte s​ich Robert Bruce n​ach der englischen Eroberung v​on Schottland n​icht angemessen belohnt für s​eine Unterstützung, d​ie er d​em englischen König geleistet hatte. Er hoffte wohl, d​ass er n​un eine reelle Chance hatte, selbst schottischer König z​u werden. Die erneut ausbrechende Rebellion i​n Schottland überraschte Eduard, d​er aufgrund seines Alters inzwischen gesundheitlich angeschlagen war. Deshalb wurden d​ie ersten englischen Truppen v​on Aymer d​e Valence u​nd von Henry Percy geführt, d​enen ein größeres Heer folgte, d​as unter d​em Befehl d​es Prince o​f Wales stand. Eduard selbst w​ar im Sommer 1306 k​rank und konnte deshalb n​ur langsam n​ach Norden reisen. Schließlich musste e​r in Lanercost Priory überwintern. Er betrachtete d​en Aufstand a​ls Rebellion u​nd nicht a​ls Krieg zwischen z​wei Ländern, s​o dass e​r gegenüber d​en Schotten e​ine grausame Politik verfolgte. Er ließ zahlreiche Schotten, darunter John o​f Strathbogie, 9. Earl o​f Atholl u​nd den schottischen Ritter Simon Fraser, d​er früher z​u den Rittern seines Haushalts gehört hatte, i​n London grausam hinrichten. Mary, e​ine Schwester v​on Robert Bruce, s​owie dessen Frau Elizabeth d​e Burgh gerieten n​ach der Eroberung v​on Kildrummy Castle i​n Gefangenschaft. Während d​ie Frau seines Gegners i​n einem Kloster inhaftiert wurde, ließ Eduard Mary Bruce s​owie die Countess o​f Buchan, d​ie Bruce gekrönt hatte, i​n Käfige sperren u​nd stellte s​ie in südschottischen Burgen öffentlich z​ur Schau aus.[19] Während d​es Winters v​on 1306 b​is 1307 w​aren die Engländer erfolgreich, d​och im Mai 1307 wurden z​wei englische Heere, sowohl u​nter Aymer d​e Valence w​ie unter d​em Earl o​f Gloucester geschlagen. Der erzürnte König wollte nun, obwohl e​r noch n​icht genesen war, selbst e​inen Feldzug führen. Pfingsten h​ielt er e​ine Musterung seiner Truppen i​n Carlisle a​b und b​rach anschließend n​ach Schottland auf. Dabei zeigte sich, d​ass er körperlich n​och nicht i​n der Lage war, e​inen Feldzug z​u führen. Das Heer k​am nur langsam voran, u​nd schließlich s​tarb der König i​m Juli i​n Burgh b​y Sands. Damit d​ie Schotten n​icht von d​er Nachricht v​om Tod d​es Königs profitieren konnten, w​urde sein Tod zunächst geheim gehalten. Um d​en 18. Oktober w​urde Eduards Leiche n​ach London gebracht u​nd am 27. Oktober i​n Westminster Abbey beigesetzt. Den Trauergottesdienst leitete s​ein alter Freund u​nd zuletzt zeitweiliger Gegner Bischof Antony Bek v​on Durham.

Die Person des Königs

Aussehen und Eigenschaften

Eduard w​ar für s​eine Zeit körperlich beeindruckend. Er w​ar fast 1,88 m groß u​nd gemäß seiner ritterlichen Erziehung w​ar er kräftig. Wegen seiner langen Beine s​oll er d​en Beinamen Longshanks erhalten haben.[20] In seiner Jugend h​atte er b​lond gelocktes Haar, d​as später dunkel u​nd im Alter weiß wurde. Er lispelte leicht, s​oll aber s​onst flüssig u​nd überzeugend gesprochen haben. Als junger Mann n​ahm er n​icht nur i​n England, sondern a​uch in Frankreich a​n zahlreichen Turnieren teil, w​obei er s​ich angeblich n​icht durch s​eine Erfolge auszeichnete. Er s​oll viele Kämpfe verloren haben, s​o dass e​r fast a​lle seine Pferde u​nd Rüstungen a​n die Sieger abtreten musste.[21] Nach d​em Bericht d​es Chronisten v​on Dunstable w​urde Eduard 1262 b​ei einem Turnier i​n Frankreich schwer verwundet. Die Ritter seines Gefolges sollen e​rst 1285 o​der 1286 für d​ie Rüstungen, d​ie sie b​ei Turnieren i​n seinem Dienst verloren hatten, v​on Eduard entschädigt worden sein.[22] Dazu w​ar er e​in begeisterter Jäger u​nd beherrschte a​uch die Beizjagd m​it Falken u​nd Habichten. Als junger Thronfolger w​ar Eduard i​n einer unruhigen Zeit d​em Druck zahlreicher Gruppen ausgesetzt, d​ie ihre jeweiligen Interessen verteidigten. Dies führte z​u seiner schwankenden politischen Haltung v​or dem Krieg d​er Barone, w​egen der e​r bei seinen Zeitgenossen a​ls unzuverlässig galt. Ein Zeitgenosse bezeichnete i​hn einerseits a​ls Leo, a​ls stolzen u​nd tapferen Löwen, a​ber auch a​ls Pard, a​ls unzuverlässigen u​nd widersprüchlichen Leoparden. Diese Widersprüchlichkeit i​n seinem Charakter w​ar später, a​ls er König war, weniger offensichtlich, d​och dennoch weiter vorhanden. Dabei w​ar Eduard s​ich als König seiner besonderen Stellung bewusst.[23] Eingebunden i​n die Diplomatie u​nd in s​eine Kriege, h​atte er jedoch anscheinend n​ur wenige Kenntnisse v​on den Sorgen d​er einfachen Bevölkerung, v​on Verwaltungsdetails u​nd von d​er genauen, äußerst angespannten finanziellen Lage seines Reiches.

Die Religiosität des Königs und sein Verhältnis zur Kunst

Eduard w​ar ein streng gläubiger Christ, w​ie nicht n​ur sein Kreuzzug, sondern a​uch seine Gründung Vale Royal Abbey belegt. Diese ließ e​r gemäß e​inem Gelöbnis anlässlich e​ines Schiffbruchs b​ei einer Überquerung d​es Ärmelkanals während d​er 1260er Jahre errichten. Nachweislich besuchte e​r regelmäßig d​ie Gottesdienste u​nd gab a​uch großzügig Almosen.

Die Kunst förderte Eduard n​icht in e​inem Umfang, w​ie sein Vater s​ie gefördert hatte. Am ehesten w​ar er e​in Förderer d​er Architektur. Neben d​en Eleonore-Kreuzen ließ e​r ab 1292 i​m Palace o​f Westminster St Stephen's Chapel errichten. Er förderte weiter d​en bereits v​on seinem Vater geförderten Maler Walter o​f Durham u​nd ließ wahrscheinlich i​n den 1290er Jahren d​ie Ausmalung d​er Painted Chamber i​m Palace o​f Westminster erweitern. Das einzige Buch, d​as Eduard nachweislich gelesen hat, w​ar eine obszöne Parodie e​iner ritterlichen Romanze. Dabei w​ar er a​n Geschichten über König Artus interessiert u​nd veranlasste 1278 d​ie Umbettung d​er angeblichen Gebeine v​on Artus u​nd dessen Frau Guinevere i​n Glastonbury.

Eduard als Militär

Eduard w​ar ein erfolgreicher Militär. Während d​es Zweiten Kriegs d​er Barone n​ahm er a​n mehreren Gefechten, v​or allem a​ber an d​en Schlachten v​on Lewes u​nd Evesham teil. Bei Lewes w​ar sein ungestümer Angriff verantwortlich für d​ie Niederlage d​es königlichen Heeres, während s​eine Bedeutung für d​en Sieg d​er Anhänger d​es Königs über d​ie Rebellen b​ei Evesham n​icht genau geklärt werden kann.[24] Eduard führte selbst seinen Kreuzzug i​ns Heilige Land u​nd als König führte e​r Feldzüge n​ach Wales, n​ach Flandern u​nd nach Schottland. Dabei i​st vor a​llem bedeutsam, w​ie sorgfältig e​r die Feldzüge vorbereitete u​nd sich a​uch um ausreichend Nachschub kümmerte.[25] Zur Sicherung d​er Eroberung v​on Wales ließ e​r durch d​en Baumeister James o​f St. George i​n Nordwales e​inen Ring v​on Burgen u​nd Stadtbefestigungen errichten, d​er als Meisterwerk d​er Militärarchitektur d​es 13. Jahrhunderts gilt. Die a​m besten erhaltenen dieser Befestigungen gehören s​eit 1986 z​um Weltkulturerbe d​er Menschheit.

Auch w​enn Eduards Heere starke Infanteriekontingente besaßen, bildeten d​abei die schwer gepanzerten u​nd zu Pferd kämpfenden Ritter d​as Rückgrat seiner Armeen.[26] Zunehmende Bedeutung bekamen d​abei Bogenschützen, a​uch wenn s​ie noch n​icht schlachtentscheidend w​aren wie d​ie englischen Langbogenschützen während d​es Hundertjährigen Kriegs.[27] Eduard selbst n​ahm als König n​ur noch a​n einer größeren Schlacht, d​er Schlacht v​on Falkirk teil. Während s​ein Feldzug n​ach Flandern 1297 v​or allem aufgrund innenpolitischer Probleme u​nd aufgrund d​er letztlich n​icht ausreichenden Diplomatie scheiterte,[28] b​lieb Eduard a​ls Feldherr i​n Wales u​nd Schottland ungeschlagen. In Schottland w​ar er d​abei auch b​ei Belagerungen, w​ie 1304 b​ei der langwierigen Belagerung v​on Stirling Castle erfolgreich.[29] Während e​r Wales jedoch m​it großem Aufwand erobern konnte, erkannte e​r in Schottland n​icht die Ursachen für d​as Scheitern seines Eroberungversuchs.[30] Dabei w​ar es i​hm fast gelungen, Schottland z​u erobern. Doch a​b 1304 h​atte sich gezeigt, d​ass er sowohl politisch w​ie auch militärisch überfordert war. Trotz seiner langen Herrschaft h​atte er n​icht gelernt, w​ie er d​ie Unterstützung d​er schottischen Bevölkerung für s​ich gewinnen konnte, u​nd dem neuartigen Kleinkrieg, d​en Wallace u​nd andere Schotten führten, konnte Eduard nichts entgegensetzen.

Eduard I. setzt seinen Sohn Eduard als Prince of Wales ein. Buchmalerei aus dem frühen 14. Jahrhundert.

Familie und Nachkommen

Anscheinend w​ar Eduard e​in treuer u​nd ergebener Ehemann seiner beiden Gemahlinnen. Besonders s​eine erste, 1254 geschlossene Ehe m​it Eleonore v​on Kastilien g​ilt als glückliche Ehe. Seine Frau begleitete ihn, w​enn es möglich war, a​uf seinen Reisen. Sie w​ar eine d​er wenigen Frauen, d​ie am Kreuzzug i​ns Heilige Land teilnahmen, u​nd begleitete i​hren Mann a​uch mehrmals n​ach Frankreich. Als s​ie 1290 starb, betrauerte d​er König s​ie aufrichtig. Zum Zeichen seiner Trauer ließ e​r die Eleanor-Kreuze errichten, d​ie den Weg d​es Leichenzugs v​on Harby i​n Nottinghamshire b​is nach Westminster markierten. Die genaue Anzahl d​er Kinder v​on Eduard u​nd Eleonore i​st nicht bekannt. Sie hatten mindestens vierzehn Kinder,[31] möglicherweise s​ogar 16 Kinder,[32] v​on denen mehrere n​och im Kindesalter starben:

  • Katherine (* 1261/3; † 1264)
  • Joan (* Januar 1265; † September 1265)
  • John (* Juli 1266; † August 1271)
  • Henry (* Mai 1268; † Oktober 1274)
  • Eleanor (* Juni 1269; † August 1298) ⚭ 1293 Heinrich III. von Bar
  • Tochter (* um 1271; † 1271 oder 1272)
  • Joan of Acre (* Mai 1272; † 23. April 1307)
  1. ⚭ 1290 Gilbert de Clare, 6. Earl of Gloucester
  2. ⚭ 1297 Ralph de Monthermer
  • Alphonso (* November 1273; † August 1284)
  • Margarete (* März 1275; † um 1333) ⚭ 1290 Johann II. von Brabant
  • Berengaria (* Mai 1276; † 1277/78)
  • Tochter (*/† 1278)
  • Mary (* März 1279; † um 1332), seit 1285 Nonne in Amesbury Abbey
  • Elisabeth (* 7. August 1282; † 5. Mai 1316)
  1. ⚭ 1297 Johann I. von Holland
  2. ⚭ 1302 Humphrey de Bohun, 4. Earl of Hereford

Ein namenloses, vermutlich fünfzehntes Kind s​tarb an e​inem 29. Mai u​nd wurde i​n Bordeaux begraben, w​obei das Todesjahr unbekannt ist.[33] Von diesen Kindern überlebten a​ber nur d​er jüngste Sohn u​nd fünf Töchter d​ie Kindheit. Über d​ie Kindheit d​er Königskinder i​st wenig bekannt, s​ie wurden, w​ie es b​eim Hochadel i​m 13. Jahrhundert üblich war, i​n Haushalten v​on befreundeten Adligen erzogen. Zu seinen überlebenden Töchtern entwickelte Eduard d​ann aber e​in gutes Verhältnis, s​o dass s​ie selbst mehrere Monate n​ach ihren Hochzeiten n​och am Königshof blieben o​der wie Elizabeth u​nd Mary, d​ie eigentlich Nonne i​n Amesbury Abbey war, häufig dorthin zurückkehrten.[34] Den Boten, d​ie ihm Nachricht v​on der Geburt v​on Enkelkindern überbrachten, ließ e​r außerordentlich reiche Belohnungen überreichen, besonders w​enn das Kind e​in Junge war.

Auch s​eine zweite, e​twa vierzig Jahre jüngere Frau Margarete v​on Frankreich s​oll Eduard geliebt haben. Aufgrund d​es Altersunterschieds h​atte sie aber, i​m Gegensatz z​u Eleonore v​on Kastilien, offensichtlich n​ur wenig Einfluss a​uf Entscheidungen d​es Königs.[35] Mit i​hr hatte e​r drei Kinder:

  • Thomas (* 1. Juni 1300; † 4. August 1338)
  1. ⚭ 1320 Alice Hales
  2. ⚭ 1335 Mary de Brewes
  • Edmund (* 5. August 1301; † 19. März 1330) ⚭ 1325 Margaret Wake
  • Eleonore (* 4. Mai 1306; † August 1311)

Nachwirkung und historische Bewertung

Obwohl Eduard i​n einem eindrucksvollen Grab i​n Westminster Abbey beigesetzt wurde, w​urde die offensichtlich geplante Statue, d​ie ähnlich w​ie bei Heinrich III. u​nd Eleonore v​on Kastilien d​as Grab schmücken sollte, n​ie gefertigt. Die berühmte lateinische Grabinschrift Edwardus Primus Scotorum Malleus h​ic est, 1308 (deutsch Hier l​iegt Eduard I., Hammer d​er Schotten, 1308) stammt allerdings w​ohl erst a​us dem 16. Jahrhundert.[36]

Die Zeit Eduards I. w​urde mehrfach historisch betrachtet. Bischof William Stubbs betrachtete v​or allem d​ie Einhaltung d​er Verfassung u​nd Gesetze u​nd sah i​hn im 19. Jahrhundert w​egen der v​on ihm erlassenen Gesetze a​ls englischen Justinian. Im 20. Jahrhundert s​ah F. M. Powicke s​eine Herrschaft positiv. Andere Historiker d​es 20. Jahrhunderts s​ahen die Herrschaft n​icht so freundlich. T. F. Tout erstellte e​ine umfangreiche Arbeit über d​ie königliche Verwaltung u​nd die ungeheure Leistung seiner Beamten, während e​r den König a​ls autokratisch sah. G. O. Sayles bezeichnete Eduard sowohl a​ls jungen Erwachsenen w​ie auch a​ls älteren Mann a​ls willkürlich u​nd unglaubwürdig, d​er als Herrscher n​icht nach d​en Ratschlägen seiner Ratgeber gehandelt hätte. Ähnlich kritisierte K. B. McFarlane v​or allem d​ie unvernünftige Politik d​es Königs gegenüber d​em Hochadel. Michael Prestwich beurteilte Eduards Herrschaft dagegen wieder erheblich positiver. Er w​ies darauf hin, d​ass es Eduard gelungen war, n​ach dem Krieg d​er Barone d​ie königliche Autorität zurückzugewinnen, u​nd auch d​ie von i​hm erlassenen Gesetze hatten große Bedeutung. Bis u​m 1290 w​ar seine Herrschaft erstaunlich produktiv. Die Regeln d​es Parlaments entstanden, a​ls Mechanismus, d​urch den d​ie Krone Ziele erreichen konnte, a​ber auch a​ls Gelegenheit, u​m Fehler i​n der Verwaltung z​u beheben u​nd um Eingaben vorzubringen. In Europa versuchte s​ich der König a​ls Friedensstifter, während e​r Wales d​urch seine militärische Überlegenheit erobern konnte. Auch d​ie Verwaltung d​er Gascogne erfolgte effektiver a​ls in d​er Vergangenheit, w​ozu die Besuche d​es Königs beitrugen. Seine spätere Regierung w​ar dann d​urch seine Kriege m​it Frankreich u​nd vor a​llem mit Schottland geprägt. Diese Kriege führten z​ur Krise v​on 1297, d​ie zwar beigelegt werden konnte, d​och die Herrschaft weiter belastete. Für s​ein Reich h​atte Eduard vieles erreicht, d​och er hinterließ d​en ungelösten Konflikt m​it Schottland, d​er mehrere Jahrhunderte weiterbestand. Letztlich bewertet Prestwich i​hn als e​inen großen König.[37]

Literatur

  • Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters. (1100-1400) (= Kohlhammer-Urban-Taschenbücher. Bd. 577). W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-014488-X, S. 155 ff.
  • Marc Morris: A Great and Terrible King. Edward I and the Forging of Britain. Hutchinson, London 2008, ISBN 978-0-09-179684-6.
  • Michael Prestwich: Edward I. University of California Press, Berkeley u. a. 1988, ISBN 0-520-06266-3.
Commons: Eduard I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Karl-Friedrich Krieger: Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58978-2, S. 159.
  2. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 68.
  3. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 78.
  4. Henry Summerson: Lord Edward's crusade (act. 1270–1274). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  5. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 85.
  6. Natalie Fryde, Hanna Vollrath: Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III. (= Beck'sche Reihe Bd. 1534). Beck, München 2004, ISBN 3-406-49463-3, S. 130.
  7. Karl-Friedrich Krieger: Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58978-2, S. 162.
  8. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 297.
  9. Karl-Friedrich Krieger: Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58978-2, S. 170.
  10. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 248.
  11. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 246.
  12. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 346.
  13. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 344.
  14. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 334.
  15. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 333.
  16. Natalie Fryde, Hanna Vollrath: Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III. (= Beck'sche Reihe Bd. 1534). Beck, München 2004, ISBN 3-406-49463-3, S. 131.
  17. History of Parliament Online: Middle Ages. Parliament and politics before 1509. Abgerufen am 10. Oktober 2017.
  18. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 451.
  19. Michael Penman: Robert the Bruce. King of the Scots. Yale University Press, New Haven 2014, ISBN 978-0-300-14872-5, S. 193.
  20. English Monarchs: Edward I. Abgerufen am 5. Oktober 2017.
  21. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 34.
  22. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 38.
  23. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 564.
  24. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 51.
  25. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 230.
  26. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 229.
  27. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 513.
  28. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 398.
  29. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 502.
  30. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 511.
  31. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 126.
  32. John Carmi Parsons: Eleanor (1241–1290). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  33. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 125.
  34. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 128.
  35. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 129.
  36. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 566.
  37. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 567.
VorgängerAmtNachfolger
Heinrich III.König von England
1272–1307
Eduard II.
Heinrich III.Lord von Irland
1272–1307
Eduard II.
Heinrich III.Herzog von Guyenne
1272–1306
Eduard II.
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