Norwegisch-Schottischer Krieg (1263–1266)
Der Norwegisch-Schottische Krieg von 1263 bis 1266 war ein militärischer Konflikt zwischen Norwegen und Schottland. In dem Krieg brachte der schottische König Alexander III. die westschottischen Inseln in seinen Besitz, was der neue norwegische König Magnus VI. in einem 1266 geschlossenen Frieden anerkannte.
Vorgeschichte
Die westschottischen Inseln standen seit dem 9. Jahrhundert unter norwegischer Oberhoheit. Der schottische König Alexander II. versuchte 1249 mit einem Feldzug, die Inseln zu besetzen, jedoch erkrankte er und starb. Daraufhin wurde der Feldzug abgebrochen und die Inseln blieben weiter unter der Herrschaft mehrerer Kleinkönige und unter norwegischer Oberhoheit.
Nachdem Alexanders Sohn und Nachfolger König Alexander III. volljährig geworden war, setzte er die Versuche seines Vaters fort, die westschottischen Gebiete von Norwegen zu erwerben. Im Jahre 1261 machte er dem norwegischen König Håkon IV. ein Kaufangebot, was dieser aber ablehnte. Die schottische Gesandtschaft wurde sogar den Winter über in Bergen festgehalten, nachdem sie ohne Erlaubnis des norwegischen Königs nach Schottland hatten zurückreisen wollen.[1] Der schottische König ermunterte nun offenbar mehrere schottische Magnaten wie den Earl of Menteith und Uilleam, 2. Earl of Ross, ihre Herrschaft auf westschottische, von Norwegen beanspruchte Gebiete auszudehnen. Der Earl of Menteith zwang den lokalen Lord Dugald MacSween zum Verzicht auf Knapdale, und 1262 plünderte der Earl of Ross die Insel Skye.[2] Dabei nutzte der schottische König die Schwäche des englischen Königs Heinrich III. aus, der ein Verbündeter des norwegischen Königs war, sich aber in England einer Adelsopposition gegenübersah und deshalb nicht in Schottland eingreifen konnte.
Der norwegische Feldzug von 1263
Überfahrt von Norwegen nach Schottland
Angesichts der aggressiven schottischen Politik sammelte Håkon IV. eine Flotte von über 100 Langbooten, um als erster norwegischer König seit 1102 selbst einen Feldzug nach Westschottland zu führen. Sein Flaggschiff Kristsuden soll 300 Männern Platz geboten haben.[3] Neben dem König gehörte Vigleikr Prestsson, der als Marschall des Königs bezeichnet wurde, zu den Anführern des norwegischen Heeres.[4] Der norwegische König hatte bereits in den Jahren zuvor seinen Einfluss nach Westen wieder ausgebaut. 1262 hatte Island seine Herrschaft akzeptiert. Mit seinem Feldzug nach Schottland wollte der König abtrünnige Vasallen auf den westschottischen Inseln einschüchtern, Verbündete gewinnen und die Schwäche Schottlands demonstrieren.[2] Am 11. Juli 1263 brach die norwegische Flotte auf. Sie erreichte zunächst die Shetlandinseln und segelte dann weiter nach Orkney, das ebenfalls unter norwegischer Oberhoheit stand. Dort blieb sie mehrere Wochen lang. Der Jarl von Orkney, der als Earl of Caithness gleichzeitig auch Vasall des schottischen Königs war, folgte dem Aufruf des norwegischen Königs und schloss sich der norwegischen Flotte an.[5] Der schottische König aber erpresste die Bewohner von Caithness. Er nahm 21 Geiseln und drohte den Bewohnern Strafen an, wenn sie den norwegischen König unterstützten.[6] Doch auch norwegische Truppen zogen durch Caithness und erpressten Lösegelder. Als die norwegische Flotte weitersegelte, nahm der Jarl von Orkney wahrscheinlich nicht an dem weiteren Feldzug teil.[7]
Schottische Abwehrmaßnahmen
Zur Abwehr der norwegischen Flotte konnte der schottische König auf die Unterstützung seiner Magnaten bauen. Alan Durward und der Earl of Buchan stellten ihre Aufgebote auf und dienten als Kommandanten der schottischen Heere,[8] ebenso wie der Earl of Menteith und Alexander Stewart. Neben den Aufgeboten seiner Magnaten stellte der König 1263 und 1264 eine kleine Armee aus bezahlten Rittern und Sergeanten auf, die etwa 60 Reiter stark war. Dazu unterstützte er die Verteidigungsbereitschaft von Burgen wie Ayr, Wigtown, Dumfries und Inverness und bezahlte deren Wachen. Der Earl of Menteith bot 120 Sergeanten für die Besatzung von Ayr Castle auf, die drei Wochen lang zur Abwehr der Norweger bereitstanden. Im Vergleich zu Heeren von anderen Reichen war dieses Aufgebot klein, aber für den König kostengünstig und damit finanzierbar. Vor allem reichte es aus, um die vereinten Kräfte aus Norwegen und von den Baronen der westschottischen Inseln in Schach zu halten.[9]
Vorstoß der Norweger bis zum Firth of Clyde
Als die norwegische Flotte Skye erreichte, schlossen sich ihr die Flotten von König Magnus von Man an. Bei Kerrera verstärkten die Aufgebote von Dugald Macruairi, König der Inseln an. Ewen of Lorn, der auch ein Vasall des norwegischen Königs war, unterstützte dagegen loyal den schottischen König.[10] Der Großteil der norwegischen Flotte segelte in den Firth of Clyde, wo sie vor den Cumbraes vor Anker ging. Eine kleinere Abteilung unter Magnus von Man und Dugald Macruairi stieß bis Tarbert in Kintyre vor, um Angus Mor von Islay zur Unterstützung zu bewegen. Angus Mor und sein Bruder Alan leisteten zunächst erbitterten Widerstand, ehe sie sich der gegnerischen Übermacht ergaben.[11] Auf Bute eroberten die Norweger Rothesay und auf Kintyre Dunaverty Castle. Alexander III. bot dem norwegischen König Verhandlungen an, als die norwegische Flotte vor Arran lag. Sie verliefen jedoch ergebnislos, und womöglich spielten die Schotten angesichts der nahenden Herbststürme auf Zeit.[12] Daraufhin suchte der norwegische König eine Entscheidung. Um die schottischen Kräfte zu zersplittern, sandte er Magnus von Man, Dugald Macruari, Rudri und andere Unterführer mit ihren Schiffen zum Loch Long. Von Arrochar transportierten sie ihre Schiffe über Land zum Loch Lomond, wo sie dann die Siedlungen am Ufer plünderten.[13]
Die Schlacht von Largs und der Rückzug der Norweger
Am 30. September zerstörte ein Sturm einen Teil der norwegischen Flotte. Als mehrere Schiffe an die Küste bei Largs getrieben wurden, kam es zu einer Reihe von Gefechten. Daraufhin landeten weitere norwegische Schiffe an der Küste, worauf es zur unentschiedenen Schlacht von Largs kam.[14] Der norwegische König entschloss sich zum zeitweiligen Rückzug. Er zog sich zunächst nach Lamlash zurück. Auf Kerrera verlieh er die Besitzungen von Ewen of Lorne an Dugald Macruari und seinen Bruder Alan, während er Rudri zum Herrn von Bute ernannte. Auf Islay trieben die Norweger Tribute in Form von Vieh ein, dann segelte die Flotte angesichts der drohenden Herbststürme zurück nach Orkney. Nachdem ein norwegisches Schiff im Pentland Firth gestrandet war, erreichte die Flotte am 29. Oktober Orkney, wo ein Teil der Flotte überwintern wollte. Håkon IV. bezog Quartier im Bischofspalast von Kirkwall.[15] Dort erkrankte er und starb im Dezember 1263.[5]
Verlust der westschottischen Inseln
Bereits vor dem Tod von Håkon IV. war abzusehen, dass der norwegische Feldzug gescheitert war. Trotz der Unterstützung durch Dugald Macruairi hatten die Norweger keine wirkliche Basis auf den Hebriden, weshalb sie sich nach Orkney zurückziehen mussten. Der norwegische Feldzug scheiterte trotz der eindrucksvollen Flotte an den Herbststürmen, der Entfernung zu Norwegen und dem schottischen Widerstand. Im Frühjahr 1264 wies der schottische König angesichts seiner überlegenen Situation ein norwegisches Verhandlungsangebot zurück. Stattdessen plante er mindestens drei Feldzüge gegen die Unterstützer der Norweger. Die Earls of Buchan und Mar sowie Alan Durward führten eine Armee von 200 Mann auf die Hebriden, wo sie plünderten und mordeten. Ein zweiter Feldzug wurde vielleicht vom Earl of Ross gegen Caithness geführt, wo sie Tribute in Form von Vieh erhoben. Alexander III. selbst sammelte eine Flotte für einen Feldzug gegen die Isle of Man. Daraufhin kam ihm Magnus of Man nach Dumfries entgegen und unterwarf sich. Diese Unterwerfung symbolisierte den Zusammenbruch der norwegischen Herrschaft in Westschottland. Wenig später folgten Angus Mor of Islay und andere Barone dem Beispiel von Magnus von Man. Nach diesen freiwilligen Unterwerfungen musste der schottische König noch nicht einmal selbst einen Feldzug führen, um die westschottischen Inseln zu gewinnen. Die Barone der Inseln waren nach dem Abzug der norwegischen Flotte den Aufgeboten der schottischen Magnaten nicht gewachsen. Um ihre Besitzungen zu behalten, wechselten sie die Oberhoheit. Nur Dugald Macruari blieb den Norwegern treu und musste ins Exil flüchten. Zum schottischen Sieg trug auch die Inaktivität des englischen Königs Heinrich III. bei, der lange Jahre ein Verbündeter des norwegischen Königs gewesen war. Heinrich III. sah sich in England einer starken Adelsopposition gegenüber und konnte deshalb nicht wie in den 1250er Jahren in Schottland intervenieren.[16]
Frieden von Perth
Dem neuen norwegischen König Magnus VI. blieb wenig übrig, als im Sommer 1264 erneut den schottischen König um Verhandlungen zu bitten. Nach dem Austausch mehrerer Gesandtschaften wurde im Juli 1266 der Frieden von Perth geschlossen, in dem der norwegische König seine westschottischen Besitzungen gegen Geldzahlungen an den schottischen König abtrat.[7] Orkney blieb allerdings weiter unter norwegischer Oberhoheit.
Einzelnachweise
- Archibald A. M. Duncan: Scotland. The Making of the Kingdom (The Edinburgh History of Scotland; Vol. I). Oliver & Boyd, Edinburgh 1975. ISBN 0-05-00203-7-4, S. 577.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 82.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 72.
- Edward J. Cowan: Norwegian Sunset – Scottisch Dawn: Hakon IV and Alexander III. In: Norman H. Reid (Hrsg.): Scotland in the Reign of Alexander III 1249–1286. John Donald, Edinburgh 1990. ISBN 0-85976-218-1, S. 105.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 83.
- Barbara E. Crawford: The Earldom of Caithness and the kingdom of Scotland, 1150–1266. In: K. J. Stringer (Hrsg.): Essays on the Nobility of Medieval Scotland, John Donald Publishers, Edinburgh 1985, ISBN 0-85976-113-4, S. 37.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 84.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 56.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 57.
- Edward J. Cowan: Norwegian Sunset – Scottisch Dawn: Hakon IV and Alexander III. In: Norman H. Reid (Hrsg.): Scotland in the Reign of Alexander III 1249–1286. John Donald, Edinburgh 1990. ISBN 0-85976-218-1, S. 119.
- Edward J. Cowan: Norwegian Sunset – Scottisch Dawn: Hakon IV and Alexander III. In: Norman H. Reid (Hrsg.): Scotland in the Reign of Alexander III 1249–1286. John Donald, Edinburgh 1990. ISBN 0-85976-218-1, S. 120.
- G. W. S. Barrow: Kingship and unity: Scotland 1000–1306. Edinburgh University Press, Edinburgh 2015, ISBN 978-1-4744-0183-8, S. 117.
- Edward J. Cowan: Norwegian Sunset – Scottisch Dawn: Hakon IV and Alexander III. In: Norman H. Reid (Hrsg.): Scotland in the Reign of Alexander III 1249–1286. John Donald, Edinburgh 1990. ISBN 0-85976-218-1, S. 121.
- Edward J. Cowan: Norwegian Sunset – Scottisch Dawn: Hakon IV and Alexander III. In: Norman H. Reid (Hrsg.): Scotland in the Reign of Alexander III 1249–1286. John Donald, Edinburgh 1990. ISBN 0-85976-218-1, S. 122.
- Archibald A. M. Duncan: Scotland. The Making of the Kingdom (The Edinburgh History of Scotland; Vol. I). Oliver & Boyd, Edinburgh 1975. ISBN 0-05-00203-7-4, S. 580.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 149.