Somerled
Somerled (altnordisch Sumarliði, schottisch-gälisch Somhairlidh, mittelirisch: Somairle, Somhairle, anglisiert auch „Sorley“; * um 1100; † 1164) war ein militärischer und politischer Anführer auf den schottischen Inseln im 12. Jahrhundert, der als „Rí (Mittelirisch) oder Rìgh Innse Gall“ (König der Hebriden) bezeichnet wurde. Sein Vater war GilleBride. Der Name ist eine Kenning und bedeutet „Sommerreisender“.[1]
Abstammung
In den Annalen gibt es eine Reihe verschiedener Versionen von Somerleds Stammbaum. So schrieb Dean Monro:
„This Somerle wes the sone of Gillebryde M’Gilleadam, name Vic Sella, Vic Mearshaighe, Vic Swyffine, Vic Malgheussa, Vic Eacime, Vic Gothefred, fra quhome they were called at that time Clan Gothofred, that is, Clan Gotheray in Hybers Leid, and they were very grate men in that tymes zeire.[2]“
„Dieser Somerle war der Sohn von Gillebryde M’Gilleadam, Sohn von Sella, Sohn von Mearshaighe, Sohn von Swyffine, Sohn von Malgheussa, Sohn von Eacime, Sohn von Gothefred nach dem sie seinerzeit als Clan Gothofred benannt wurden, im Gälischen „Clan Gotheray“, und sie waren große Männer in jener Zeit.“
Man ist sich einig, dass sein Vater „Gillibrigdi“ (verschiedene Schreibweisen) und sein Großvater Gilli Adamnáin waren. Solam wird als sein Urgroßvater genannt. Die Namen weiterer Vorfahren sind unsicher. Quellen führen ihn in der Regel auf den legendären Colla Uais zurück.[3]
Der Name „Gofraid“ erscheint ebenfalls in verschiedenen Versionen[3]. Monro schreibt weiterhin, dass Somerled Mitglied des „Clan Gothofred“ war.[2] In einer poetischen Schrift an Aonghus of Islay wird der Clann Somairle als dem „Síol nGofraidh“ (dem Samen des Gofraid) entsprungen beschrieben.[4] Woolf deutet dies 2005 als Hinweis auf Godred Crovan statt auf Gofraid ua Ímair oder Gofraid mac Fergusa, wie es in den Annalen beschrieben wird.[5] Da Crovan im Jahre 1095 starb,[5] würde dies weit weniger Zwischenstufen bei der Aufzählung der Namen bedeuten.
Leben
Somerled erscheint zum ersten Mal in Chroniken aus dem Jahr 1140, als Regulus oder König von Kintyre (Cinn Tìre), der Raghnailt, die Tochter von Olaf (oder Amhlaibh), King of Mann and the Isles, heiratete. Im Jahr 1153 starben zwei Könige: David I. von Schottland und Olaf von Mann. In der Folge gab es viel Verwirrung und Zwietracht. Somerled nutzte seine Chance und erlangte durch offensives Vorgehen Schottland und Mann und die Inseln, die Somerleds Schwager Goraidh mac Amhlaibh geerbt hatte.
Thorfin, der mächtigste Jarl der Hebriden, sendete ein gewaltiges Aufgebot gegen Somerled Dougal (gemeinsamer Sohn Somerleds mit der Tochter des Königs von Manx), um König über die Inseln zu werden. 1156 besiegte Somerled mit 80 Kriegsschiffen die Flotte von Goraidh in der Schlacht von Epiphany. Die beiden Feinde teilten die Inseln untereinander auf, Goraidh erhielt die Inseln nördlich von Ardnamurchan, Somerled den Rest. Im Jahre 1158 kehrte Somerled mit 53 Kriegsschiffen zurück. Er schlug Goraidh in der Schlacht bei der Isle of Man und zwang ihn zur Flucht nach Norwegen. Somerleds Reich erstreckte sich nun von der Isle of Man bis Lewis.
Familie
Mit seiner ersten Frau, deren Name unbekannt ist, hatte er folgende Kinder:
- Somhairle Òg
- Gillecallum, geboren um 1135, 1164 während der Schlacht von Renfrew getötet.
Ebenso zeugte er:
- Gillies
- Gall
Mit seiner Frau Ragnhildr (Tochter von Olaf und dessen namenloser Konkubine):
Invasion und Tod
1164 kam es zu einem Konflikt zwischen Somerled und Schottland. Somerled landete mit einer Invasionsflotte an der Küste am Clyde nahe Inchinnan und zog gegen Renfrew. Dort kam es zu einer Schlacht mit einem schottischen Heer unter Steward Walter fitz Alan. Über die Schlacht ist wenig überliefert, und es ist fraglich, ob es überhaupt zu größeren Kampfhandlungen kam. Sicher ist, dass Somerled getötet wurde. Er soll entweder in seinem Zelt ermordet worden sein[6] oder an den Folgen einer Speerwunde während der Schlacht gestorben sein.[7] Die führerlose Flotte zog sich zurück.
Vermächtnis
Nach dem Tod Somerleds erlangten mehrere mächtige Lords die Macht in seinem Reich. Die Herrschaft fiel zum einen an die Nachkommen Somerleds, zum anderen an die Nachkommen von Goraidh mac Amhlaibh. Während des 12. und 13. Jahrhunderts bildeten sich in der skandinavischen Welt verschiedene Formen von Herrschaft und Verwaltung heraus, die in Dänemark oder Norwegen zu einem stark zentralisiertem Machtgefüge führten. Dies war im Königreich der Inseln nicht der Fall, es wurde mehr und mehr vom Königreich Schottland vereinnahmt. Zunächst war die Loyalität seiner Bewohner gegenüber dem König von Schottland sehr zurückhaltend, in den kommenden Jahrhunderten jedoch umso temperamentvoller.
Genetische Studien
Im Jahre 2005 kam der Humangenetiker Bryan Sykes, Professor an der Universität von Oxford, zu dem Schluss, dass Somerled wahrscheinlich 500.000 lebende Nachfahren hat, dies setzt ihn auf der Liste der bekanntesten Vorfahren auf Platz zwei hinter Dschingis Khan. Bryan Sykes schrieb später: „Rund ein Viertel der Macdonalds, ein Drittel der McDougalls und 40 Prozent der Macalisters sind direkte väterliche Nachfahren Somerleds …“ Es wird geschätzt, dass es 200.000 Menschen gibt, die als Nachweis für die Abstammung vom großen Anführer der Skandinavier der Inseln, dessen Y-Chromosom in sich tragen.[8] Sykes-Forschung führte ihn zu dem Schluss, dass Somerled ein Mitglied der Y-DNA Haplogruppe R1a1 war, diese wird als Hinweis für die Abstammung der Briten und Schotten von den Wikingern angesehen.[9] Sykes Arbeit wurde nicht durch Fachleute überprüft, aber sie wurde veröffentlicht.
Trivia
Somerled ist die zentrale Figur in Nigel Tranters Novelle Lord of the Isles (1983).
Siehe auch
Literatur
- Donald Gregory, Martin MacGregor: The History of the Western Highlands and Isles of Scotland 1493–1625. Tuckwell Press (Birlinn), Edinburgh 2008, ISBN 1-904607-57-8 (Nachdruck. Original von Thomas D. Morrison, 1881).
- W. H. Murray: Islands of Western Scotland: Inner and Outer Hebrides (Regions of Britain). Methuen Publishing, York 1973, ISBN 978-0-413-30380-6.
- Alex Woolf: The Age of the Sea-Kings: 900–1300. In: Donald Omand (Hrsg.): The Argyll Book. Birlinn, Edinburgh 2006, ISBN 1-84158-480-0.
- Alex Woolf: The Origins and Ancestry of Somerled: Gofraid mac Fergusa and ‘The Annals of the Four Masters’. In: Mediaeval Scandinavia. Band 15, 2005, S. 199–213 (University of St Andrews [PDF; abgerufen am 10. Oktober 2014]).
- A. J. Macdonald: MacDonald, Lord of the Isles. In: James Balfour Paul (Hrsg.): The Scots Peerage. Band 5: Innermeath–Mar. David Douglas, Edinburgh 1908, S. 27–48 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Bryan Sykes, Jayne Nicholson: The Genetic Structure of a Highland Clan. (PDF) University of Oxford, abgerufen am 9. Oktober 2014 (englisch).
- Neil Macphail: The Norse Code. Electric Scotland, abgerufen am 9. Oktober 2014 (englisch).
- Founder Scots DNA. ourfamilyorigins.com, abgerufen am 9. Oktober 2014 (englisch).
- Somerled: Biography. Undiscovered Scotland, abgerufen am 9. Oktober 2014 (englisch).
Einzelnachweise
- Murray, 1973, S. 168
- Dean Monro: Description of the Western Isles of Scotland, called Hybrides. Hrsg.: William Auld. Edinburgh 1774, The Geneologies Of The Chief Clans Of The Isles, S. 52 (Google Books [abgerufen am 10. Oktober 2014] Erstausgabe: 1549).
- Woolf, 2005, S. 3–4
- Woolf, 2005, S. 12
- Woolf, 2005, S. 13–14
- Gregory, 2008, S. 15–16
- Woolf, 2006, S. 105
- Brian Sykes: Blood of the Isles. Bantam Press, London 2006, ISBN 978-0-593-05652-3, S. 214.
- DNA shows Celtic hero Somerled’s Viking roots. Scotsman, abgerufen am 9. Oktober 2014 (englisch).