Balmoral Castle
Balmoral Castle ist ein Schloss, das am Fluss Dee unterhalb des Berges Lochnagar in der Civil parish Crathie and Braemar[1] in Aberdeenshire, Schottland liegt. Der Name „Royal Deeside“, der die Landschaft am Oberlauf des Dee bezeichnet, geht auf die königlichen Eigentümer zurück. Es ist heute die Sommerresidenz von Elisabeth II., der britischen Königin. Sie hält sich dort zwischen August und Oktober für etwa zwölf Wochen auf. Das Schloss ist privates Eigentum der Monarchin und nicht Teil des Crown Estate.
Geschichte
Das Schloss wurde im 14. Jahrhundert als Sitz von Sir William Drummond gebaut. Das Gebiet hatte zuvor König Robert II. als Jagdrevier gedient. In der Folgezeit wechselte das Schloss, das allerdings wesentlich kleiner als das heutige war, mehrfach den Eigentümer, bis es von James Duff, 2. Earl Fife, erworben wurde. Dieser vermietete es 1848 an Königin Victoria und Prinz Albert als Urlaubsdomizil. Da beide von der schottischen Landschaft fasziniert waren, erwarb Albert Balmoral Castle vom Earl als Privatbesitz (während die offizielle Residenz des jeweiligen Monarchen in Schottland bis heute Holyrood Palace in der Hauptstadt Edinburgh ist, den die Queen jährlich für etwa eine Woche bewohnt).
Der Landsitz umfasst etwa 243 km², wozu auch mehrere kleine Dörfer gehören. Etwa 50 Mitarbeiter sind ganzjährig auf Balmoral beschäftigt, mehr als die gleiche Zahl zusätzlich in der Saison. In den nordisch-kühlen Highlands wird vor allem Holz produziert; das Lachsangeln im Fluss Dee, der am Rand des Schlossparks vorbeifließt, und die Jagd auf schottische Moorschneehühner (red grouse) oder Raufußhühner, die aufgrund des windgetrieben schnellen, hohen und wellenförmigen Fluges der Vögel eine anspruchsvolle Herausforderung für Flintenschützen darstellt, gehörten seit jeher zu den Attraktionen.
Der Gebäudekomplex
Der ursprünglich von Queen Victoria angemietete Landsitz Balmoral war im Jahr 1830 von dem schottischen Architekten John Smith umgebaut worden. Mit Bau und Planung des heutigen Schlosses Balmoral wurde im Jahr 1853 sein Sohn William Smith, seit 1852 Stadtarchitekt von Aberdeen und Schüler William Burns, beauftragt. Burns wandte sich während der Bauarbeiten an Prinz Albert und bezichtigte erfolglos seinen ehemaligen Schüler des Plagiats seiner Ideen.[2]
Erste Skizzen zum Bau hatte Prinz Albert selbst zu Papier gebracht. Maßgebend wurde dabei der Scottish Baronial Stil mit neugotischen Elementen, die dabei eher deutschen denn englischen Vorbildern entlehnt sind; insbesondere den Fassadendetails wie den Türmen und der Gestaltung der Fenster galt sein Interesse.
Der Grundstein für den Neubau nordwestlich des bestehenden Herrenhauses wurde am 28. September 1853 gelegt. 1855 war der erste Bauabschnitt mit den königlichen Appartements fertiggestellt, im darauffolgenden Jahr folgte die Fertigstellung der Personalquartiere und des Turmes. Als Baumaterial wurde hauptsächlich Granit verwendet, der auf dem zum Balmoral Estate gehörenden Steinbruch von Invergelder gewonnen wurde.
Das Schloss besteht aus zwei dreietagigen, miteinander verschränkten quadratischen Baukörpern, die jeweils einen Innenhof umschließen. Der südwestliche Gebäudeteil beherbergt die offiziellen Räume und die königlichen Schlafräume, der nordwestliche Teil die Küche, Wirtschaftsräume, Lagerräume, Nebenräume und die Personalzimmer. An der Südostseite schließt sich der 24 Meter hohe Uhrturm an – als Vorlage für diesen diente der Turm von Craigievar Castle. Insgesamt umfasst Schloss Balmoral über 70 Zimmer.[3]
1856 war das neue Schloss bezugsfertig, das alte Anwesen wurde kurz darauf abgerissen. Im Herbst 1857 wurde auch die von Isambard Kingdom Brunel entworfene neue Brücke über den Dee, welche Schloss Balmoral mit der rund 800 Meter östlich gelegenen Ortschaft Crathie verbindet, fertiggestellt.
Die Kosten für die Baumaßnahme überstiegen den Kaufpreis um mehr als das 15fache. Nur aufgrund einer großen Erbschaft, die Königin Victoria kurz zuvor erhalten hatte, konnten diese Maßnahmen finanziert werden. In den folgenden Jahrzehnten wurden um das Schloss bzw. auf dem Gesamtanwesen zahlreiche Nebengebäude neu errichtet und das Schloss selbst um einen Ballsaal erweitert.
Seit 1987 ist das Schloss auf der Rückseite der von der Royal Bank of Scotland ausgegebenen 100-Pfund-Noten dargestellt.[4]
Weblinks
- Offizielle Website (englisch)
- The Royal Digest: Balmoral Castle. (englisch)
Einzelnachweise
- Sheet 65 – Balmoral (1902)
- William Smith II, in: Dictionary of Scottish Architects 1840–1980
- Photobucket: Erdgeschoss-Grundriss von Balmoral Castle.
- The Committee of Scottish Clearing Bankers. Archiviert vom Original am 3. Oktober 2008; abgerufen am 16. Januar 2015 (englisch).