Halver
Halver [ˈhɑlfɐ], teilweise auch [ˈhɑlvɐ], ist eine Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Als kreisangehörige Stadt gehört sie zum Märkischen Kreis und liegt im westlichen Ausläufer des Sauerlands unweit der Grenze zum Bergischen Land.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Arnsberg | |
Kreis: | Märkischer Kreis | |
Höhe: | 410 m ü. NHN | |
Fläche: | 77,23 km2 | |
Einwohner: | 16.108 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 209 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 58553 | |
Vorwahl: | 02353 | |
Kfz-Kennzeichen: | MK | |
Gemeindeschlüssel: | 05 9 62 012 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Thomasstraße 18 58553 Halver | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Michael Brosch (SPD) | |
Lage der Stadt Halver im Märkischen Kreis | ||
Geografie
Geografische Lage
Halver liegt im westlichen märkischen Sauerland an der Grenze zwischen dem Rheinland und Westfalen, etwa 10 Kilometer westlich von Lüdenscheid. Der Hauptort befindet sich auf einer Bergkuppe mit einer Höhenlage von 374 m ü. NN (Bolsenbachtal) bis 420 m ü. NN (südliches Stadtgebiet). Der tiefste Punkt im gesamten Stadtgebiet liegt mit 275 m ü. NN bei Oberbrügge, der höchste mit 433 m ü. NN bei Hagebücherhöh.
Im Norden der Stadt entspringt die Glör, Hauptzufluss der Glörtalsperre. Nördlich des Hauptortes der Löhbach, südlich des Hauptortes der Bolsenbach, beides Nebenflüsse der Ennepe. Die Ennepe selbst entspringt etwa 2,5 Kilometer südöstlich der Stadt an der Westflanke des Störllenbergs (410,2 m), fließt in nordwestliche Richtung gen Ruhr und wird etwa 5,5 Kilometer vom Zentrum Halvers auf dem Stadtgebiet von Breckerfeld zur Ennepetalsperre aufgestaut.
Im Nordosten der Stadt entspringen die nach Osten abfließende Hälver, ein Nebenfluss der Volme, und im Südwesten die Neye, die Hönnige und die Bever, allesamt Nebenflüsse der Wupper. Durch das Stadtgebiet Halvers verläuft somit die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen der Ruhr und der Wupper.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Das Stadtgebiet dehnt sich über 12,7 Kilometer in Nord-Süd-Richtung von der Glörtalsperre im Norden bis zur Kerspetalsperre im Süden aus. In West-Ost-Richtung erstreckt es sich über 11,5 Kilometer von Schwenke im Westen bis Oberbrügge im Osten. Dabei umfasst das Stadtgebiet 77,37 Quadratkilometer, von denen 26,83 Quadratkilometer von Wald bestanden sind und 39,55 Quadratkilometer landwirtschaftlich genutzt werden. Gebäude-, Betriebs- und Freiflächen nehmen zusammen 5,61 Quadratkilometer und Verkehrsflächen 3,45 Quadratkilometer ein.[2]
Nachbargemeinden
Breckerfeld | Breckerfeld | Schalksmühle |
Radevormwald | Lüdenscheid | |
Wipperfürth | Wipperfürth | Kierspe |
Halver grenzt im Norden an Breckerfeld im benachbarten Ennepe-Ruhr-Kreis und Schalksmühle, im Osten an Lüdenscheid, im Südosten an Kierspe. Diese gehören wie Halver zum Märkischen Kreis. Südwestlich von Halver liegt Wipperfürth und westlich Radevormwald, die zum Oberbergischen Kreis gehören.
Stadtgliederung
Neben der Kernstadt hat Halver noch folgende Ortsteile und Ortslagen:
Ahe | Altemühle | Anschlag | Auf dem Heede | Auf dem Wiebusch | Auf den Eicken | Auf den Kuhlen | Auf der Bever | Auf der Brake | Auf der Mark | Bärendahl | Beisen | Beiserohl | Becke | Berge | Bergfeld | Berken | Birkenbaum | Bochen | Bocherplatz | Bommert | Borkshof | Brenscheid | Brocksiepen | Bruch | Brüninghausen | Büchen | Büchenbaum | Büchermühle | Burbach | Burg | Buschhauser Hammer | Carthausen | Collenberg | Clev | Dahlhausen | Dicksiepen | Diekerhof | Dommelnheide | Dornbach | Dörnen | Edelkirchen | Ehberg | Ehringhausen | Eichhofermühle | Eichholz | Eickerhöhe | Eickerschmitte | Engstfeld | Eschen | Eversberge | Gehärte | Gesenberg | Giersiepen | Glörfeld | Grafweg | Grund | Grünenbaum | Grünewald | Hagebüchen | Hagebücherhöh | Hagedorn | Hakenberg | Halloh | Halverscheid | Handweiser | Hartmecke | Heerenfelde | Heesfeld | Heesfelder Hammer | Heesfelder Mühle | Hefendehl | Heinken-Hedfeld | Herweger Schleifkotten | Hesseln | Hinterhedfeld | Hohenplanken | Hohl | Holte | Howarde | Hulvershorn | Husen | Im Heede | Im Sumpf | Im Wiebusch | In den Eicken | In der Hälver | Kamscheid | Kirchlöh | Kotten | Krause Buche | Kreimendahl | Kreisch | Kreuzweg | Kückelhausen | Landwehr | Lausberge | Lingen | Lingensiepen | Löhbach | Löhrmühle | Lömmelscheid | Magdheide | Mesenhohl | Mittelcarthausen | Mittelherweg | Niederbolsenbach | Niederbommert | Niederbuschhausen | Niederennepe | Niederhedfeld | Niederhövel | Niederhürxtal | Niederlangenscheid | Niedervahlefeld | Neuenhaus | Neuenherweg | Neuenvahlefeld | Nonnenennepe | Nordeler Schleifkotten | Nordeln | Oberbolsenbach | Oberbommert | Oberbrügge | Oberbuschhausen | Obercarthausen | Oberherweg | Oberhövel | Oberhürxtal | Oberlangenscheid | Obervahlefeld | Oeckinghausen | Oege | Oesterberg | Osenberg | Ostendorf | Othmaringhausen | Pottheinrich | Rothenbruch | Schanzmannsmühle | Schlachtenrade | Schlade | Schlechtenbach | Schlemme | Schmalenbach | Schmidthausen | Schmidtsiepen | Schneehohl | Schöneberge | Schröders Herweg | Schüreichhofen | Schulten Hedfeld | Schwenke | Siepen | Solberg | Sondern | Steinbach | Stenkenberg | Sticht | Stichterweide | Stieneichhofen | Stöcken | Streitstück | Sundern | Vahlefelderheide | Vömmelbach | Vormbaum | Vorst | Voswinkel | Walde | Wegerhof | Weißenpferd | Wiebusch-Hedfeld | Wiene | Wilhelmshöh | Winkhof | Wöste
Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Erste Spuren von Menschen im Gebiet von Halver stammen aus der Mittelsteinzeit. Größte Fundstelle ist die Station Pottheinrich bei Berge, von der 3600 Artefakte stammen. Hier gibt es drei Fundkomplexe mit 700, 1400 und 1500 Steinsachen. Eine weitere Station ist Normecke mit zirka 500 Fundstücken. Außerdem sind aus dieser Zeit der Lagerplatz Hundsberg mit 270 gefundenen Artefakten, zwölf Rastplätze (5 bis 50 Artefakte) und 25 Streufunde (ein bis fünf Artefakte) bekannt.[3]
Mehrere jungsteinzeitliche Gegenstände wurden beim Haus Heide/Hürxtal (Speerspitze, Flintschaber, Steinbeil, Schneidenstück eines Steinbeiles, Arbeitsaxt) in Gesenberg (Steinbeil, Arbeitsaxt) gefunden. Bergfeld, Altemühle, Schlechtenbach, Linger Weg, Vahlefeld und Brünninghausen sind Einzelfundstellen von Werkzeugen aus der Jungsteinzeit.[4]
Fundstücke aus der Bronze- und Eisenzeit sind für Halver nicht bekannt.
Mittelalterliches Dorf
Der am Kreuzungspunkt zweier alter Heerwege gelegene Oberhof Halvara wurde um 950 erstmals urkundlich im Propsteiregister des Klosters Werden erwähnt. Somit gehört Halver zu den ältesten Ortschaften des märkischen Sauerlands. Nach Urkunden aus dem 10. Jahrhundert entstand der Name des Dorfes sehr wahrscheinlich von dem in der Nähe entspringenden Bach Hälver. Kirchenrechtlich gehörte Halver im frühen Mittelalter zur Pfarrei in Lüdenscheid. Für eine wachsende Bedeutung des Ortes spricht, dass Halver ab 1127 eine eigene Pfarrgemeinde bildete.
Mindestens seit 1243 existierte ein Femegericht in Halvere, das am bekanntesten wurde durch die Verhandlung zwischen Heinrich XVI. dem Reichen von Bayern-Landshut und dem Ritter von Toerring, die am 2. Mai 1430 stattfand. 1753 wurde das Femegericht aufgelöst. Im 18. Jahrhundert war nächste Gerichtsinstanz das hohe Gericht in Lüdenscheid. Auch wenn in der Zeit vor 1900 der Ort keine Stadtrechte besaß, so deutet der Hinweis auf die Existenz eines Gerichtes auf stadtähnliche Funktionen hin.
Die Reformation fand 1550 im Ort Eingang. In den Jahren 1635/36 suchte die Pest Halver heim und forderte 1100 Todesopfer.
Der Ort profitierte von seiner verkehrsgeografisch günstigen Lage am Kreuzungspunkt der alten Heerwege von Köln nach Soest einerseits und von Hagen nach Siegen andererseits, die seit alters her auch als reguläre Fernverkehrsstraßen genutzt wurden.
Die hübsche Lage veranlasste den westfälischen Oberpräsidenten Ludwig von Vincke zu der Äußerung, Halver sei „das schönste Dorf Westfalens“.
Geschichte der Industrialisierung
Als Teil der Grafschaft Mark war der Ort mit der Geschichte dieses Herrschaftsgebietes verbunden. Dazu gehörte das frühe Einsetzen der Industrialisierung. Diese begann mit Ansätzen zur Eisen- und Metallverarbeitung bereits in den 1780er Jahren. Etwa zehn Jahre später lebten bereits 200 Arbeiter von der Metallverarbeitung.
1818 lebten 678 Einwohner in Halver. Laut der Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg wurde der Ort als Flecken kategorisiert und besaß 1838 eine Einwohnerzahl von 521, davon 20 katholischen und 501 evangelischen Glaubens. Halver war Hauptort der Gemeinde und Bürgermeisterei Halver und zugleich Titularort der Halveraner Dorfbauerschaft. Es besaß zwei Kirchen, sieben öffentliche Gebäude, 72 Wohnhäuser, neun Fabriken bzw. Mühlen und 24 landwirtschaftliche Gebäude.[5]
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die lokale Wirtschaft durch seine Gesenkschmieden, Kleineisen- und Werkzeugindustrie, aber auch durch Kunststoffbearbeitung bestimmt. 1934 verzeichnete die Wirtschaft eine Bügeleisenfabrik, Drahtfabriken, Kleinschmiedewaren und Baubeschläge, Gesenkschmieden, Breitehämmer, Schmieden, Schleifereien zur Anfertigung von Schaufeln, Spaten, Pfannen, ferner Bohr- und Wagenbalkenfabriken und Elektroindustrie.
Das Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen von 1887 gibt für Halver zusammen mit den Außenortschaften der Gemeinde eine Zahl von 7.787 Einwohnern an, die auf 201 Wohnplätze verteilt in 947 Wohnhäusern lebten.[6]
Aufstieg und Niedergang der Eisenbahn
Im 19. Jahrhundert führte vor allem die Eisenbahn zu einem Aufschwung der Gemeinde. Dazu zählte ab 1877 die Volmetalbahn, die aber das Stadtgebiet bei Oberbrügge nur kurz berührt, ab 1888 die schmalspurige Hälvertalbahn (die sogenannte „Schnurre“) der Kreis Altenaer Eisenbahn von dem Bahnhof Schalksmühle an der Volmetalbahn zum Halveraner Ortszentrum und ab 1910 die Wuppertalbahn von Oberbrügge über Halver und Radevormwald nach Barmen, heute Wuppertal. Von der Wuppertalbahn zweigte ein Gleis in Anschlag nach Wipperfürth ab.
Die Hälvertalbahn wurde als erste Bahnstrecke 1952 endgültig stillgelegt, die Wuppertalbahn Richtung Radevormwald und der Abzweig nach Wipperfürth folgten 1968. Der Personenverkehr wurde schon vier Jahre zuvor eingestellt. Richtung Oberbrügge wurden noch bis 1995 Güter transportiert, dann folgte auch dort die vorläufige Stilllegung. 2000 erwarb die Schleifkottenbahn GmbH diesen Streckenabschnitt und reaktivierte ihn wieder für einen sporadischen Güterverkehr.
Ausgliederung Schalksmühles
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1912 spaltete sich der Ortsteil Schalksmühle von der Gemeinde Halver ab und wurde eine eigenständige Gemeinde.[7] Beide Gemeinden verwaltete danach das Amt Halver, das bis dahin nur dem Namen nach ein „Amt“ war, denn es verwaltete nur eine Gemeinde (Amt = Verwaltung mehrerer Gemeinden).
Im Zuge der kommunalen Neuordnung im Kreis Altena wurde das Amt Halver zum 1. Januar 1969 aufgelöst. Die Gemeinde Halver erhielt die Bezeichnung „Stadt“. Die Gemeinde Schalksmühle bildete mit der Landgemeinde Hülscheid aus dem Amt Lüdenscheid die neue „Großgemeinde“ Schalksmühle.
Vorabend des Nationalsozialismus 1925–1933
Im Jahre 1926 wurde in Halver eine NSDAP-Ortsgruppe gegründet. Bereits am 7. November 1925 wurde in einer Anzeige in den Halveraner Zeitungen zu einem „Werbe-Abend zwecks Gründung einer Ortsgruppe“ eingeladen. Zu dieser Versammlung erschienen im Preußenhof acht Personen, von ihnen erklärten der spätere Ortsgruppenleiter Paul Steller, der spätere SA-Obersturmbannführer Erich Schulte, Max Schäfer und Karl Sanker ihren Beitritt zur NSDAP.
Am 1. Januar 1931 zählte die Partei 35 Mitglieder. Dazu kamen die Mitglieder der bereits im April 1930 formierten SA. Unter dem Namen „Sturm 41 Halver“ scharte sich ein Schlägertrupp zusammen. Dieser übernahm bei politischen Kundgebungen die Saalwache oder überfiel anders Gesinnte.
Am 24. Januar 1931 fand der erste Fackelzug der SA in Halver statt. „500 bis 600 Männer nahmen an diesem Umzug teil“, vermerkte der Ortspolizist. Am 9. März 1931 trat Hermann Göring im Saal an der Karlshöhe als Redner auf. „Weit mehr als 1500 Nationalgesinnte standen fahnenwehend an der Karlshöhe und begrüßten Göring“, so einer der Dienst habenden Polizisten.
Am 31. Januar 1932 wurde das SA-Heim eingeweiht. Einen Tag zuvor wurde die Zeitung „Dreschflegel – Nationalsozialistisches Kampfblatt für Halver und Umgebung“ zum ersten Mal publiziert. Ziel war es, das „jüdische Nachrichtenmonopol“ zu brechen um die Deutschen „die Wahrheit“ erfahren zu lassen. Kurze Zeit später wurden die Hitlerjugend und das Jungvolk gegründet.
In den folgenden Wochen fanden vermehrt Veranstaltungen statt. Der Ton in den Reden wurde immer härter. Berichtet wurde von der „Judenrepublik“, die den Deutschen „aussaugt“. Spontane Umzüge durch Halver folgten. Gesungen wurden Lieder wie: „Blutig sind unsere Fahnen, die den Weg zur Freiheit bahnen (…) Köpfe rollen, Juden heulen (…) wenn im Wind die Fahnen flattern, die Maschinengewehre knattern.“ Am Ende des Jahres 1932 zählte Halver bereits 128 NSDAP-Parteimitglieder. Dazu kamen die Mitglieder der Hitler-Jugend, des Jungvolkes und der SA. Außerdem lassen sich eine Vielzahl von Vereinen aus dieser Zeit dem nationalsozialistischen Spektrum zuordnen.
Rechte und nationale Kampfbünde wie der „Stahlhelm“ oder die SA radikalisierten den politischen Kampf in den Jahren vor der Machtübernahme Hitlers. Kommunistische und sozialistische Verbände schlossen sich zusammen, um gegen die „Braunen“ zu agieren – auch in Halver.
Mit der vermehrten Aktivität der NSDAP formierte sich auch Widerstand. In Halver waren dem „antinationalsozialistischen Spektrum“ mindestens sieben Gruppen zuzuordnen, davon drei KPD-Ortsgruppen, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, die Rote Hilfe Deutschlands, die Eiserne Front und die SPD. Daraus entstand nach und nach eine Reihe von lokalen „Selbstschutzorganisationen“. Durch mehrere eigene Zeitungen wie etwa „Volk wach auf – Kampfblatt der Eisernen Front“, „Hammer und Sichel – Organ der Werktätigen von Halver“ oder „Einheitsfront – Blatt der KPD“ sollten vor allem die Arbeiter angesprochen werden und vor der nationalsozialistischen Ideologie gewarnt werden. Während die kommunistischen Blätter auf Karikaturen setzten und das „Großkapital“ anprangerten, da dieses die NSDAP unterstütze, setzte die „Eiserne Front“ verstärkt auf Kampfaufrufe.
„Die rote Pest, schlagt sie zu Brei! Wer will sich das bieten lassen? Wir sagen, wenn schon geschlagen werden soll, dann zeigt diesen Banditen, dass Arbeiterfäuste kräftiger zu schlagen verstehen!“, forderte die „Eiserne Front“ in ihrer Zeitung „Volk wach auf“ am 24. Juli 1932. Gezielte Übergriffe auf SA-Männer folgten. In kleinen Gruppen von drei bis sechs Mann prügelten sie sich mit den „braunen Hemden“. Veranstaltungen der NSDAP wurden mit Zwischenrufen wie „Heul Hitler“ gestört. Parallel zu der wachsenden Zahl der Besucher auf den nationalsozialistischen Kundgebungen verzeichnete die Polizeidienststelle Halver auch einen Anstieg der sozialistischen und kommunistischen Bestrebungen. So wurden auf Veranstaltungen häufig mehr als 300 Zuschauer gezählt. Vor allem Carthausen und Oberbrügge waren Bezirke, die fest in der Hand der „Linken“ waren.
Zeit des Nationalsozialismus
In Halver befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mindestens acht Zwangsarbeiterlager, u. a. unterhalten von den Unternehmen Boucke & Co, vom Brocke, Halverscheidt und Märkisches Werk.[8]
Der katholische Priester Josef Neunzig trat 1941 als Vikar an. Am 23. August 1941 wurde er verhaftet und ins Gestapo-Gefängnis „Steinwache“ in Dortmund eingeliefert, weil er polnischen Zivilarbeitern nach einem Gottesdienst Zigaretten und Schokolade geschenkt habe. Dafür sollte er mit fünf Jahren Aufenthalt im Konzentrationslager Dachau büßen. Nach vierjähriger Haftzeit kehrte Josef Neunzig erst wenige Wochen nach Kriegsende nach Halver zurück. Er bewies menschliche Größe, indem er Freunden und Feinden in der Not half und nicht auf Vergeltung bedacht war. 1948 wurde Neunzig in sein Heimatbistum Trier zurückgerufen. Das Pfarrheim trägt seinen Namen.[9]
Nachkriegszeit
In den 1950er und 1960er Jahren galt es den akuten Wohnraummangel zu beheben. Später musste verstärkt den Wünschen nach geeigneten Wohnbaugrundstücken für Ein- und Zweifamilienhäuser entsprochen werden. Heute leben ca. 17.500 Einwohner im Stadtgebiet. Dabei ist anzumerken, dass seit 1989 ca. 1200 Spätaussiedler vornehmlich aus der früheren UdSSR zugezogen und integriert worden sind. Die Industrie bestimmt das Leben des größten Teils der Einwohner. Aus Werkstätten und Kleinfabriken entwickelten sich die heutigen Betriebe im Bereich der Stahlverformung, der Gesenkschmiedeindustrie, der Eisen-, Blech- und Metallwarenherstellung, der Kunststoffverarbeitung sowie der Elektronik und Elektrobranche. Am 6. September 1994 wurde die Ortsumgehungsstraße als „Jahrhundertbauwerk“ für den Verkehr freigegeben.[10]
Religion
Die Evangelische Kirche von Westfalen und die römisch-katholische Kirche sind mit jeweils einer Gemeinde in Halver und Oberbrügge vertreten. Daneben bestehen evangelische Freikirchen wie die Freien evangelischen Gemeinden in Halver und Bever und jeweils eine Evangelische-Baptisten-Brüdergemeinde und eine Mennonitische Brüdergemeinde in Halver. Zudem gibt es eine Gemeinde der Neuapostolischen Kirche und eine türkisch-islamische Gemeinde in Halver.[11]
Nach der städtischen Einwohnerstatistik zum 31. Dezember 2020 sind von den 16.667 Einwohnern 39,8 % (6.628) evangelisch und 16,3 % katholisch. Die restlichen 44,0 % (7.325) gehören anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften an oder sind konfessionslos.[12] Zum 31. Dezember 2017 waren 41,5 % der Bürger evangelisch und 16,1 % katholisch. Die übrigen 42,3 % gehörten anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[13]
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1969 wurden Gebietsteile der Nachbargemeinde Kierspe und der aufgelösten Gemeinde Lüdenscheid-Land eingegliedert.[14]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Halver
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Stadt Halver
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Politik
Gemeinderat
Die 34 Sitze des Stadtrates von Halver verteilen sich nach den Kommunalwahlen 2014 und 2020 wie folgt auf die Parteien:
Partei/Gruppierung | Sitze | |
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2020[16] | 2014[17] | |
CDU | 9 | 11 |
SPD | 13 | 10 |
UWG | 4 | 6 |
Grüne | 5 | 5 |
FDP | 3 | 2 |
Gesamt | 34 | 34 |
Bürgermeister
Bei der Bürgermeisterwahl 2015 wurde Michael Brosch (SPD) neuer Bürgermeister in Halver. Er setzte sich mit 58,99 Prozent gegen den bisherigen Amtsinhaber Bernd Eicker durch. 2020 wurde Michael Brosch mit 68,92 Prozent im Amt bestätigt. Sein Herausforderer Markus Tempelmann (CDU) erhielt 31,08 Prozent der Stimmen.[18]
Wappen
Das Wappen zeigt auf einem in drei Zeilen auf silber und rot geschachtem Balken Tisch und Femlinde auf goldenem (gelben) Grund.
Beschreibung
Das rote-weiße Schachbrettmuster des Balkens ist das Symbol der Grafschaft Mark, zu der Halver gehörte. Der darüber stehende steinerne Tisch unter dem Lindenbaum und die Femlinde erinnern an den im 13. Jahrhundert bestandenen Freistuhl des Femegerichts in Halver. Das Wappen wurde von Otto Hupp entworfen und am 29. März 1935 durch Erlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern verliehen.[19]
Städtepartnerschaften
Seit dem 30. September 1963 unterhält Halver eine Städtepartnerschaft mit der schwedischen Stadt Katrineholm, die sich aus Kontakten der Musikantengilde aus Halver mit einer Volkstanzgruppe aus Katrineholm entwickelt hatte.
Seit dem 25. April 1975 besteht eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Hautmont und seit 1989 eine Städtefreundschaft mit Pardes-Hanna in Israel.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
In Halver existiert in der ehemaligen katholischen Volksschule das Heimatmuseum Halver, das vor allem Exponate aus Landwirtschaft und Handwerk präsentiert. Dazu gehören auch eine Schusterwerkstatt und ein Schmiedefeuer mit Blasebalg und Amboss. Auch die Herstellung von Butter wird dargestellt. Hinzu kommt eine Abteilung zum Thema Lebensraum Wald und Wasser.
Ein weiteres Regionalmuseum und kultureller Veranstaltungsort ist die Villa Wippermann mit einem sehr schönen Park. Im Erdgeschoss finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen sowie Trauungen statt.
Bauwerke
Die evangelische Nicolai-Kirche wurde 1783 erbaut und bildet das Zentrum des Ortes. Bemerkenswert ist die denkmalgeschützte Orgel aus dem 19. Jahrhundert.
Die Löhrmühle, erstmals 1566 erwähnt, ist die älteste noch existierende Wassermühle an der Ennepe. Der heutige Bau stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Heesfelder Mühle wurde von einem Bürgerverein restauriert und ist heute Teil des Zentrums für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege.
Auf der Karlshöhe wurde 1893 ein Aussichtsturm errichtet, der einen guten Blick auf das Ebbegebirge und ins Bergische Land ermöglicht. Der Aussichtsturm Karlshöhe war seit dem Sommer 2007 gesperrt, da er stark baufällig ist und sich bereits Steine aus dem Mauerwerk gelöst haben. Ende 2017 konnten rund 100.000 Euro an Spenden für eine Sanierung gesammelt werden. Die Sanierung war April 2020 abgeschlossen und der Aussichtsturm wurde am 12. Juli 2020 für den Publikumsverkehr wieder eröffnet.
Parks
Die Stadt Halver verfügt über mehrere schöne Parks, die sich alle zentral befinden. Dies sind der Hohenzollernpark, der Rathauspark, der Stadtpark und der Park der Villa Wippermann.
Mittelalterliche Bodendenkmale
- Am Bollberg im westlichen Halver befindet sich eine frühmittelalterliche Ringwallanlage.
- Teile der Bergisch-Märkischen Landwehr bilden die Stadtgrenze zu Radevormwald.
Schutzgebiete für die Natur
Das Stadtgebiet gehört zum Naturpark Sauerland-Rothaargebirge. Flächen außerhalb der bebauten Ortsteile und des Geltungsbereichs eines Bebauungsplans sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, sofern kein höherer Schutzstatus wie beispielsweise Naturschutzgebiet (NSG) besteht. Im Stadtgebiet wurden die drei Naturschutzgebiete Wilde Ennepe mit 5,73 ha, In der Bommert mit 3,56 ha und Höhle Halver Hülloch mit 6,61 ha ausgewiesen.
Im Naturschutzgebiet Wilde Ennepe und südwestlich von ihm sind gehäuft quarzhaltige Monolithe zu finden. Ein Quarzblockfeld südwestlich des Naturschutzgebietes steht als Naturdenkmal unter Schutz.
Sport
Luftsport
Der Luftsportverein Halver betreibt in der Stadt auch den Flugplatz Halver, auch Segelfluggelände Halver „Im Heede“ genannt. Er liegt südlich des Hauptortes auf einer Höhe von 418 Metern über Normalnull. Die Landebahn hat eine Länge von 1000 Metern und besteht aus unbefestigtem Untergrund (Rasen). Auf dem Gelände befindet sich eine Flugzeughalle, die vom Luftsportverein benutzt wird. Der Flugbetrieb findet an Wochenenden und Feiertagen statt.
Seit 2006 ist der Flugplatz Halver „Im Heede“ nicht mehr in Betrieb. Der Luftsportverein Halver nutzt seitdem nur noch die Flugzeughallen, der Flugbetrieb findet auf dem Flugplatz Wipperfürth-Neye statt.
Wandern
Neben einem gut ausgebauten Wanderwegenetz mit einem markierten Zielwanderweg zur Glörtalsperre und 20 Ortsrundwanderwegen besitzt Halver auch einen 50 Kilometer langen Rundwanderweg um die Stadtgrenze herum. Dieser Wanderweg ist mit dem Wegzeichen H im Kreis markiert.
Schwimmen
Halver besitzt ein beliebtes Waldschwimmbad, das von der Herpine, einem der Quellbäche der Hälver, gespeist wird. Es ist mit 6000 Quadratmeter Wasserfläche eines der größten in Nordrhein-Westfalen. Außerdem gibt es dort eine Wasserrutsche von 40 Metern Länge. Auf dem Gelände befinden sich auch eine Beachvolleyballanlage, Planschbecken und viele Spielmöglichkeiten für Kinder. Im Schulzentrum befindet sich zusätzlich ein Hallenbad.
Skisport
Das vereinseigene Skigelände des Ski Club Halver 1957 e. V. mit Skihütte und Lift befindet sich am Collenberg in Halver und ist während des gesamten Sportjahres im Einsatz. Im Winter findet bei Liftbetrieb für die Öffentlichkeit die Kinderskischule des Ski Clubs statt. Im Sommer wird bei Liftbetrieb Grasski und auf Mountainboards gefahren.
Handball
- SG Schalksmühle-Halver (SGSH): Eine Handball-Spielgemeinschaft mit folgenden Trägervereinen: TuS Halver 1848 e. V., TuS Stöcken-Dahlerbrück 1885 e. V., TuS Oeckinghausen 1888 e. V., Schalksmühler TV 1893 e. V. Die erste Mannschaft spielt in der 3. Liga West. Die Reserve spielt in der Verbandsliga Westfalen, Staffel 2. Ein Damen- und drei Herrenteams nehmen am Spielbetrieb im Seniorenbereich teil. Die Jugendabteilung ist in eine eigene Jugendspielgemeinschaft SGSH Juniors ausgegliedert. Die SGSH trägt ihre Spiele in der Sporthalle Löh (Schalksmühle) und Sporthalle Mühlenstraße (Halver) aus.
- SGSH Juniors: Die SGSH Juniors wurden am 11. Januar 2009 im Feuerwehrhaus Schalksmühle gegründet. Sie entstand aus der JHG Mark Süd, wobei die Satzung der JHG unverändert übernommen wurde. So dass es eigentlich nur eine Änderung des Namens war. Die JHG Mark Süd entstand wiederum als Folgefusion des Zusammenschlusses der SG Halver-Oeckinghausen und der HSG Schalksmühle. Im Frühjahr 2003 schlossen sich im Jugendbereich die JSG Schalksmühle und die SG Halver-Oeckinghausen zur JHG Mark Süd zusammen. Am 18. April fand die Gründungsversammlung für die JHG Mark Süd im Tennisheim des TuS Oeckinghausen auf der Susannenhöhe statt.
- TuS Grünenbaum: Erst seit der Gründung der SG Schalksmühle-Halver gibt es Handball beim TuS Grünenbaum. Dem TuS hat sich eine Gruppe angeschlossen, die die Fusion mit Schalksmühle nicht mittragen wollten. Inzwischen ist der TuS eine der größten Jugendabteilungen im Handballkreis Lenne-Sieg. Des Weiteren gehen in der Saison 2006/07 zwei Männer-Mannschaften an den Start.
Sportvereine
- FC Phoenix Halver 08
- JC Halver
- LG Halver-Schalksmühle
- Märkischer Angelsportverein Halver e.V.
- Sauerländischer Gebirgsverein SGV-Halver
- Ski Club Halver 1957 e. V.
- SV Halver
- TC Halver 1960
- TuS Ennepe
- TuS Grünenbaum
- TuS Halver
- TuS Oberbrügge
- TuS Oeckinghausen
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft in Halver wurde vor allem von der Schmiedeindustrie geprägt. Daraus entwickelte sich die heutige Wirtschaftsstruktur. Wichtig ist dabei die Stahlverformung, die Gesenkschmiedeindustrie, die Eisen- und Metallwarenherstellung. Hinzu kommen Elektrotechnik und Kunststoffverarbeitung.
Am 30. Juni 2017 gab es nach statistischen Angaben im Stadtgebiet 6279 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Davon arbeiteten 4218 im produzierenden Gewerbe. Im Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei arbeiteten 928, in der Land- und Forstwirtschaft und Fischerei 46. Im Bereich der öffentlichen und privaten Dienstleistungen waren 1087 beschäftigt.[20] Es dominieren mehrere klein- und mittelständische Unternehmen. Seit 2018 zählen zu ortsansässigen Unternehmen die Märkisches Werk GmbH, ein Produzent von Komponenten und Zylinderkopfsystemen für große Motoren, NEOSID, ein Hersteller elektronischer Bauteile und Casp. Arn. Winkhaus (CAW), ein Spezialist für Paketschalter für elektrische Anwendungen.[21] Auf dem Gebiet der Industrieautomation überregional tätig ist die Unternehmensgruppe Turck aus Halver.[22]
Ende 2014 wurde im Halveraner Stadtteil Bruch eine zuvor landwirtschaftlich genutzte Fläche als weiteres Gewerbegebiet Susannenhöhe mit 86.000 Quadratmetern Fläche erschlossen.[23]
In Oeckinghausen bzw. dem angrenzenden Bruch soll auf einem Acker unterhalb der Susannenhöhe ein neues Gewerbegebiet mit sieben Grundstücken errichtet werden. Die Stadt will damit den Bedarf heimischer Unternehmen decken. Es wird davon ausgegangen, dass im neuen Gewerbegebiet etwa 90 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Bei einem Teil soll es sich aber vermutlich um bestehende Arbeitsplätze handeln, die lediglich aus Halver verlagert würden. Somit wird das Gewerbegebiet Susannenhöhe aber auch als wichtigen Faktor zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Halver angesehen. Im Januar 2013 sollen bereits drei Bauanfragen für das neue Gewerbegebiet bei der Stadt Halver vorgelegen haben. Bisher gab es allerdings sowohl direkt als auch indirekt Betroffene, die dem Vorhaben des neuen Gewerbegebietes eher skeptisch gegenüberstehen.[24][25][26]
Straßenverkehr
Halver liegt an der in Ost-West-Richtung durch den Ort verlaufenden Bundesstraße 229. Über diese erreicht man Richtung Osten die etwa 16 Kilometer entfernte Anschlussstelle Lüdenscheid-Süd der Bundesautobahn 45 in etwa 20 Minuten Fahrzeit. Ferner führt die von Hagen kommende Landesstraße 528 in Nord-Süd-Richtung durch Halver nach Meinerzhagen.
Ursprünglich sollte auch eine Bundesautobahn A 54 (auch früher teilweise als A 208 bezeichnet) von der niederländischen Grenze bei Brunssum über Puffendorf, Bergheim, Langenfeld, Solingen, Remscheid, Radevormwald, Halver, Lüdenscheid und Werdohl bis nach Plettenberg im Sauerland verlaufen.[27][28] Der Kreuzungspunkt mit der damals bereits bestehenden Bundesautobahn A 45 wäre südlich der heutigen Abfahrt Nr. 13 Lüdenscheid-Nord gewesen.[29] Bis auf zwei Teilstücke, die heutige A 542 und die durch das Solinger Stadtgebiet verlaufende Landesstraße 141n, wurde die A 54 allerdings nie fertiggestellt.
Zugverkehr
Halver besitzt seit der Stilllegung der Wuppertalbahn keinen eigenen Personenbahnhof mehr. Von 1888 bis 1949 (im Güterverkehr: 1952) hatte Halver ebenfalls Anschluss an die Hälvertalbahn der Kreis Altenaer Eisenbahn nach Schalksmühle.
Der nächste Bahnhof liegt heute in Brügge, von wo die Volmetalbahn in Richtung Hagen und Lüdenscheid sowie die Oberbergische Bahn nach Köln fährt. Mit der Wiedereröffnung des Bahnhofs Oberbrügge gibt es seit Dezember 2019 wieder einen Halt auf Halver Stadtgebiet.
Laut dem Konzept „Regionale Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Oben an der Volme“ könnte, um die Stadt Halver wieder direkt an den SPNV anzubinden, über die Schleifkottenbahn eine Verknüpfung mit der Volmetalbahn am Haltepunkt Oberbrügge erfolgen.[30]
Am ehemaligen Bahnhof Halver befindet sich nördlich des Kulturbahnhofs (ehemaliges Empfangsgebäude) der Bahnsteig sowie P+R- und K+R-Parkplätze und Taxihaltepunkte. Südlich des Kulturbahnhofs liegt eine Radstation ergänzt um Dienstleistungen und Büros in einem zweigeschossigen Gebäude.[31]
Im September 2012 hat die Verwaltung der Stadt Halver in einem detaillierten Exposé das 38 000 Quadratmeter große Bahnhofsgrundstück zum Kauf angeboten. Insgesamt stehen auf dem Bahngelände rund 4500 Quadratmeter als Verkaufsfläche zur Verfügung. Dazu gehören etwa 2000 Quadratmeter für einen Vollsortimenter mit Getränkemarkt und rund 1000 Quadratmeter für einen Discounter. Außerdem ist eine Wohnbebauung in Höhe des Tannenwegs durch die Stadt Halver erwünscht.[32]
Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass im Zuge der Regionale 2013 für die Aufwertung des Bahnhofs Oberbrügge 136.500 Euro an die Stadt Halver fließen würden. Die Aufwertung des Bahnhofes in Oberbrügge hänge mit der Reaktivierung und dem Ausbau der Volmetalbahn zusammen. Die Volmetalbahn soll ab 2015 von Hagen über Schalksmühle, Halver, Kierspe bis Meinerzhagen fahren. Die Wiederaufnahme des Personennahverkehrs auf der Schiene sei aus Sicht der Regionale-Planer der wichtigste gemeinsame Schwerpunkt und auch das Rückgrat einer zukunftsorientierten, tragfähigen Entwicklung im Volmetal. Die Anbindung der vier Volmekommunen an das Ruhrgebiet im Norden und an die Rheinschiene im Süden sollen dazu beitragen, die Bevölkerung in den bestehenden Orten zu halten sowie neue Einwohner und Touristen in die Region zu bringen.
Um die Stadt Halver an dieses Volmeband anzubinden, könne über die Schleifkottenbahn eine Verknüpfung mit der zentralen Bahnlinie am Haltepunkt Oberbrügge erfolgen. Die Deutsche Bahn AG wird im Auftrag des Zweckverbandes den ehem. Bahnhof als Haltepunkt mit einem neuen Bahnsteig ausstatten.[33]
Busverkehr
Der Busverkehr wird heute überwiegend durch die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS) sowie dem Bürgerbus Halver durchgeführt.
Folgende Busverbindungen existieren:
- 55 Lüdenscheid–Halver–Wipperfürth
- 84 Kierspe–Halver–Breckerfeld–Hagen
- 85 Schalksmühle–Halver
- 91 Oberbrügge–Halver–Giersiepen
- 92 Halver–Neuen-Vahlefeld
- 93 Halver–Kirchlöh
- 134 Radevormwald–Halver–Lüdenscheid (BRS)
- N 5 Halver–Deutsches Eck (momentan eingestellt)
- Weitere Bürgerbuslinien existieren als Ergänzung zum regulären Linienbusbetrieb
Öffentliche Einrichtungen
In der Stadt Halver befindet sich kein Krankenhaus. Die medizinische Versorgung von Halver übernehmen die Krankenhäuser in Lüdenscheid, Wipperfürth und Radevormwald.
In der Kernstadt findet sich das Seniorenzentrum Bethanien und das Altenheim Waldfrieden Halver. Ferner befindet sich eine Altentagesstätte im Mehrzweckgebäude Von-Vincke-Straße (ehemalige Katholische Volksschule). Hier ist auch das Heimatmuseum untergebracht.
Aus dem ehemaligen Bahnhofsgebäude wurde der „Kulturbahnhof“ mit Stadtbücherei, gastronomischem Betrieb und einem zirka 170 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal.
In Halver werden von verschiedenen Trägern sechs Kindergärten unterhalten. Davon befinden sich in der Kernstadt fünf, in Oberbrügge einer. Träger sind die Evangelische und Katholische Kirchengemeinde, die Arbeiterwohlfahrt und das DRK.
Bildung
Es gibt zwei Grundschulen in Halver. Die Lindenhofschule und die Regenbogenschule, die eine einzügige Dependance im Ortsteil Oberbrügge hat.
Das Halveraner Schulzentrum umfasst den Hauptstandort der Regenbogenschule, die Humboldtschule (HBS), eine teilintegrierte Sekundarschule und das Anne-Frank-Gymnasium (AFG).
Das Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg ist die kaufmännische Schule des Märkischen Kreises und hat seinen Sitz im Ortsteil Ostendorf.
Für die musikalische Bildung in Halver sorgt die Musikschule Volmetal mit Sitz in Meinerzhagen, die in Halver eine Bezirksstelle unterhält. Die Volkshochschule Volmetal betreibt in Halver eine Zweigstelle und sorgt mit verschiedenen Angeboten für die Erwachsenenbildung.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Gemäß dem Ortsrecht wird zur Ehrung von verdienten Persönlichkeiten das Ehrenbürgerrecht der Stadt Halver, der Ehrenring der Stadt Halver, der Wappenteller oder der Wappenschild von der Stadt Halver verliehen. Die Ehrenbürgerschaft schließt Verleihung des Ehrenringes mit ein. Wappenteller oder Wappenschild werden auch langjährigen Ratsmitgliedern oder langjährigen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr verliehen.[34]
Vor Inkrafttreten der Richtlinien über die Ehrung verdienter Männer und Frauen durch die Stadt Halver im Februar 1980 hatte die Stadt Halver zwei Ehrenbürger. Erster Ehrenbürger wurde im Jahre 1908 der Fabrikant Hugo Wippermann (1851–1909) für die Schenkung mehrerer Grundstücke an die Gemeinde Halver. Im Jahre 1973 erhielt Bürgermeister Ernst Stamm (1898–1976) für seine Tätigkeit in der Kommunalpolitik und besondere Verdienste um den Wiederaufbau die Ehrenbürgerwürde. Am 19. März 1999 erhielt Bürgermeister Günther Vahlefeld diese Ehrung für herausragende Ehrendienste zum Wohle der Allgemeinheit. Der Unternehmer Werner Turck (1932–2015) bekam am 15. November 2012 das Ehrenbürgerrecht für besondere Verdienste um das Wohl und das Ansehen der Stadt Halver, sowie seine langjährige kommunalpolitische Tätigkeit.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ferdinand Bender (* 24. Oktober 1870; † 26. Oktober 1939), Politiker, Reichstagsabgeordneter (SPD)
- Wilhelm Bäumer (* 17. November 1783; † 13. Mai 1848 in Arnsberg), protestantischer Theologe der reformierten Kirche und preußischer Konsistorialrat
- Helmut Höngen (* 31. Januar 1907 in Halver; † 8. Februar 2001), Chorleiter, Dirigent und Organist
- Eduard Kötter (* 25. Juli 1863 in Halver; † 5. Juli 1924 in Wiesbaden), Landrat und zuletzt Direktor des Oberversicherungsamtes zu Wiesbaden
- Eugen Schmalenbach (* 20. August 1873 in Schmalenbach; † 20. Februar 1955 in Köln), Wirtschaftswissenschaftler, nach dem die örtliche kaufmännische Berufsschule benannt wurde
- Adolf Schönnenbeck (* 10. Mai 1869 in Stenkenberg; † 30. Januar 1965 in Waldbröl), Maler und Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Heinz Steguweit (* 19. März 1897 in Köln, † 25. Mai 1964 in Halver), Schriftsteller
- Gerhard Bergmann (* 25. Juli 1914 in Hagen; † 20. November 1981 in Esslingen am Neckar), evangelischer Theologe und Missionar
Persönlichkeiten, die im Ort wirken
- Markus Beyer (* 1967 in Plettenberg), deutscher Kinderbuchautor und Pädagoge
- Axel Ertelt (* 3. April 1954 in Lüdenscheid), deutscher Sachbuchautor
Literatur
- Peter Bell: Halver im Wandel der Zeit. Wilhelm Bell Jr.
- Bilder und Geschichten aus Halver – Band I und II. Wilhelm Bell Jr.
- Werner Sinnwell: Zwischen Hungersnot und Wirtschaftswunder. Bell
- Manfred Diezel, Klaus Gutberlet, Julius Krefting, Werner Sinnwell, Hanspeter Winkhaus: Rund ums Hälvertal, Bell Verlag& Medien, Halver 2011
- Justus Schellewald: Zur Geschichte Halvers, Halver 1902, Neuauflage der Originalausgabe von 1902, HR-Typo Verlag Harald und Heidrun Rediger, Halver 2012
- Werner Sinnwell: Waldfreibad Herpine. Bell Verlag&Medien Halver 2013
- Werner Sinnwell: Die Dorfschulen rund um Halver. Bell Verlag&Medien, Halver 2015
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Halver
- Halver im Kulturatlas Westfalen
- Halver – meine Stadt im Sauerland von Axel Ertelt
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2020 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 21. Juni 2021. (Hilfe dazu)
- Zahlen und Daten der Stadt Halver (Memento des Originals vom 10. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Manfred Sönnecken: Funde aus der Mittel-Steinzeit im Märkischen Sauerland, Balve 1985
- Manfred Sönnecken: Vor- und Frühgeschichte im Kreis Lüdenscheid. In: Heimatchronik des Kreises Lüdenscheid. Köln 1971, S. 22 ff.
- Johann Georg von Viebahn: Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg, nach der bestehenden Landeseintheilung geordnet, mit Angabe der früheren Gebiete und Aemter, der Pfarr- und Schulsprengel und topographischen Nachrichten. Ritter, Arnsberg 1841.
- Königliches Statistisches Bureau (Preußen) (Hrsg.): Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen, Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und andere amtlicher Quellen, (Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Band X), Berlin 1887.
- Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 240.
- Catalogue of Camps and Prisons in Germany and German-Occupied Territories 1939—1945, zitiert nach Martin Weinmann (Hrsg.): Das nationalsozialistische Lagersystem. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1990.
- Von Claudia Homuth: Seit 100 Jahren gibt es wieder katholische Seelsorger in Halver. 6. Mai 2012, abgerufen am 21. Mai 2020 (deutsch).
- Stadtgeschichte. In: halver.de. Abgerufen am 7. Dezember 2015.
- Kirchen und Religionsgemeinschaften. In: halver.de. Abgerufen am 7. Dezember 2015.
- Stadt Halver Zahlen und Statistik Aktuelle Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2019, abgerufen am 10. April 2021.
- Stadt Halver Zahlen und Statistik Abgerufen am 27. Juli 2019.
- Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 75.
- Zahlen & Statistik. In: halver.de. Abgerufen am 18. Januar 2017.
- Ratswahl - Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Halver - Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- Stadt Halver – Rstswahl 2014
- Wahl des Bürgermeisters - Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Halver - Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- Stadtwappen. In: halver.de. Abgerufen am 7. Dezember 2015.
- Landesbetrieb IT.NRW: Kommunalprofil Halver (S. 15) Abgerufen am 28. Juli 2019.
- Broschüre der IHK Arnsberg, 5. erweiterte Auflage, August 2018, S. 103, 112, 171, abgerufen 28. Juli 2019.
- Unternehmensregister: Turck Holding GmbH (Registerinformation/Konzernabschluss) Abgerufen am 28. Juli 2019.
- Stadt Halver: Wirtschaftsförderung Neues Gewerbegebiet Susannenhöhe Abgerufen am 28. Juli 2019.
- Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 8. März 2012: „Planungsausschuss - Ausgleich für Gewerbefläche“
- Artikel aus dem Allgemeinen Anzeiger vom 10. Januar 2013: „Hitzige Diskussion um Gewerbegebiet ‚Susannenhöhe‘“
- Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 10. Januar 2013: „Gewerbegebiet - Drei Bauanfragen für Susannenhöhe“ (Memento vom 6. Februar 2016 im Internet Archive)
- Karte mit Autobahnplanungen (Teil 09) vom 1. Januar 1976 von autobahn-online.de
- Artikel aus dem Süderländer Tageblatt vom 13. Februar 2011: „Eine Autobahn durchs Versetal“
- Karte mit Autobahnplanungen (Teil 05) vom 1. Januar 1976 von autobahn-online.de
- Seite 121 des Konzepts „Regionale Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Oben an der Volme“ (PDF; 44,3 MB)
- Seite 124 des Konzepts „Regionale Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Oben an der Volme“ (PDF; 44,3 MB)
- Artikel aus dem Allgemeinen Anzeiger vom 26. September 2012: „Stadt sucht Investoren fürs Bahngelände“
- Artikel aus der Westfälischen Rundschau vom 9. Oktober 2012: „Fördermittel - Arnsberg stellt Signal auf Grün“
- Richtlinien über die Ehrung verdienter Männer und Frauen durch die Stadt Halver. (PDF; 231 kB) Abgerufen am 7. Dezember 2015.