Bügeleisen
Ein Bügeleisen, Plätteisen oder Glätteisen[1] ist ein Haushaltsgerät zum Glätten (Bügeln, ndd.: Plätten) und In-Form-Bringen von Textilien, vor allem von Kleidungsstücken, Tisch- und Bettwäsche. Für diesen Vorgang werden Wärme, Druck und, sofern es Dampfbügeleisen sind, Feuchtigkeit genutzt.
Beschaffenheit
Bügeleisen bestehen aus einem Griff (Bügel) und einer heizbaren Platte, die durch die sogenannte Bügelsohle mit dem zu bügelnden Stoff in Kontakt tritt. Die Bügelsohle besteht aus Aluminium oder Edelstahl.
Die Beheizung des Bügeleisens erfolgt üblicherweise durch ein elektrisches Heizelement. Die Temperatur wird über einen Thermostat-Schalter geregelt. Zur Vermeidung einer Überhitzung bei Versagen des Thermostats befindet sich in der Sohle zusätzlich eine Temperatursicherung.
Die gewünschte Temperatur lässt sich über einen Wahlschalter oder Drehknopf einstellen. Statt einer Temperaturskala sind zum Beispiel zur Orientierung drei Stufen gekennzeichnet, die den Textilpflegesymbolen für die Bügeltemperatur entsprechen. Die Temperatur der Bügelsohle beträgt bei der Einstellung auf „“ (Synthetik, das sind unter anderem Acetat, Polyacryl, Polyamid) bis 105 °C, auf „“ (Seide, Wolle, Viskose) bis 165 °C und auf „“ (Baumwolle, Leinen) bis 220 °C.[2][3]
Eine weitere Variante waren früher direkte Angaben der Stoffart: zum Beispiel Leinen, Baumwolle, Seide, Wolle, Synthetics.
Dampfbügeleisen haben einen Wassertank. Der an der Sohle des Bügeleisens ausströmende Dampf erleichtert das Bügeln. Bei Dampfbügelstationen wird Dampf aus einem separaten Dampferzeuger (auf dem Tisch oder unter dem Bügelbrett) durch einen Schlauch zum Bügeleisen geleitet.[4]
Großflächige Textilien wie Bettwäsche und Tischdecken können auch mit Bügelmaschinen geglättet werden. Die gewerblichen Großbügelmaschinen, sogenannte Heißmangeln mit einem Durchlauf in der Breite von Bettbezügen, wurden früher häufig in eigenen Betrieben zur Selbstbedienung zur Verfügung gestellt.
Verwendung
Ein Bügeleisen braucht einige zehn Sekunden bis wenige Minuten, um Betriebstemperatur zu erreichen. Dann werden die platt ausgelegten Textilien mehrfach mit dem heißen Bügeleisen überstrichen, um sie zu glätten.[5] Das Gerät kann auf verschiedene Temperaturen für unterschiedliche Materialien eingestellt werden. Siehe auch Textilpflegesymbole.
Das Bügeln wird erleichtert, wenn die Wäsche (noch) etwas feucht ist[6] oder besprüht wird. Die Feuchte verdampft und transportiert Wärmeenergie ins Innere. Weiterhin werden die Faserbindungen vorübergehend aufgehoben und die Fasern erweichen, wodurch die Textilien besser formbar werden.[7]
Wäschestärke versteift die Wäsche nach dem Trocknen und hinterlässt eine glattere Oberfläche.
Dampfbügeleisen
Eine Alternative zum Anfeuchten der Wäsche ist ein Dampfbügeleisen[7]. Der Wärmeübergang in dicke Textilien wird durch Dampf verbessert. Ein Dampfbügeleisen gibt hierzu Wasserdampf durch Öffnungen in der Bügelsohle ins Wäschestück ab.
Dampfbügelstationen
Bei Dampfbügelstationen sind Wassertank und Dampferzeuger vom Bügeleisen getrennt, der Dampf wird durch einen Schlauch zum Bügeleisen geleitet. Es gibt Dampfbügelstationen, deren Wassertank auf einem Bügeltisch abgestellt wird. Größere Modelle, die mehr Dampf und mehr Druck erzeugen können, sind in den Bügeltisch integriert. Oft sind solche Bügeltische zusätzlich mit einem Gebläse ausgestattet, das es erleichtert, die Wäschestücke vor dem Bügeln glatt auszubreiten. Gewerbliche Bügelstationen sind für den Dauerbetrieb ausgelegt, haben oft eine höhenverstellbare Arbeitsfläche und Einrichtungen, um Kondenswasser abzuleiten, damit es nicht die gebügelte Wäsche befeuchtet.[8]
Geschichte
Das im 17. Jahrhundert erstmals bezeugte Wort „Bügeleisen“ heißt wohl so nach seinem bügelförmigen Griff; ebenfalls im 17. Jahrhundert ist zum ersten Mal das Wort „bügeln“ für das Glätten der Wäsche oder Kleidung belegt.[9]
Bereits zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) glättete man im alten China mit so genannten Pfanneneisen seidene Gewänder. Dabei wurden glühende Kohlen mit Sand vermischt und in eine Metallpfanne gefüllt.[10] Die ersten Bügeleisen sind aus dem 15. Jahrhundert bekannt. Sie bestanden aus einer massiven Metallplatte mit Griff, die auf einer heißen Ofenplatte erhitzt werden musste. Aus dem späten 17. und dem 18. Jahrhundert sind hohle Plätteisen (auch Kasteneisen, in Österreich Stagleisen) erhalten, die meist aus Messing bestanden. Von der durch eine Klappe verschlossenen Rückseite her wurde eine im Feuer erhitzte eiserne Platte (oder Stagl) in den Hohlraum eingeführt, um die Sohle zu erhitzen. Solche Eisen wurden bis ins 19. Jahrhundert hinein benutzt.
Eine Weiterentwicklung im späteren 19. Jahrhundert war die Ochsenzunge: Hier wird ein Eisenstück – nach seiner Form oft als „Ochsenzunge“ bezeichnet – von hinten in das Bügeleisen eingeschoben und dieses mit einer Klappe verschlossen.
Im späten 19. Jahrhundert trat das Kohle-Bügeleisen auf, in dessen vergrößerten Hohlraum glühende Kohlen oder Briketts gefüllt wurden.
Bei Wechselgriffbügeleisen wurde der Griff des erkalteten Bügeleisens abgenommen und auf ein zweites, auf dem Ofen erwärmtes Eisen eingeklinkt, das kalte Eisen auf dem heißen Ofen abgestellt. Siehe Bild Schneiderofen
Gasbügeleisen waren im 19./20. Jahrhundert im Einsatz. Manche wurden direkt über Schläuche an die Gasleitung angeschlossen und vor allem in Bügelstuben verwendet; sie brachten allerdings das Risiko mit sich, dass der Zuleitungsschlauch durch die mechanische Bügelbewegung undicht werden konnte.[11] Andere wurden durch einen externen Gasbrenner erhitzt.
Es gab auch Bügeleisen, die mit kleinen Spiritusbrennern befeuert werden konnten.
Mit der Elektrifizierung des Haushalts wurde auch das Bügeleisen elektrisch beheizt; die Leistung lag bei etwa 500 W. Hinten am Gerät war ein Heißgerätestecker angebaut. Die erforderliche Temperatur musste z. B. auf einem nassen Lappen oder mit Wasserspritzern getestet werden; denn einen Thermostat gab es an den ersten elektrischen Bügeleisen noch nicht. Spätere Modelle hatten einen Thermostat mit Drehrad. Das Gehäuse der elektrischen Bügeleisen bestand zunächst aus Metall. An einer Lasche aus Metall war ein meist ergonomisch geformter Holzgriff angebracht.
Später bis in die 1960er Jahre wurde der Gehäuseoberteil aus Bakelit gefertigt, danach auch aus thermoplastischem Kunststoff.
Der Haltegriff vieler früherer Geräte war vorn offen, beim Acosta Version aus den 1970er Jahren erstmals hinten.
Eine Weiterentwicklung ist das Dampfbügeleisen, das Wasserfach hat hier meist ein Sichtfenster für den Füllstand.
Kabellose Bügeleisen haben eine Abstellvorrichtung mit Stromkontakten und werden darin nachgeheizt. Die Wärme speichert ein Aluminiumblock. Die Geräte zeigen z. B. während des Bügelns an, wenn sie thermisch nachgeladen werden müssen, und melden, wenn sie – auf der Station abgestellt – fertig nachgeheizt haben.[12]
Siehe auch
- Bügelbrett
- Extrembügeln, Jux-Sportart
- Bügelmaschine
- Bügeleisenofen (historisch)
Literatur
- Marianne Strobel: Alte Bügelgeräte: eine Kulturgeschichte des Bügelns. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Strobel, München 1987, ISBN 3-9800848-1-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Glätteisen auf duden.de, abgerufen am 15. April 2014.
- Fa. Creative Dive/Martin Jost: Angaben zur Bügeltemperatur
- Die passende Temperatur am Bügeleisen wählen auf hausjournal.net
- Artikel Dampfbügelstation, besucht am 23. Oktober 2012
- Der Artikel Bügeln von Flachwäsche Glätten eines Geschirrtuchs. Abgerufen am 13. März 2013
- Allgemeine Erläuterungen zum Bügeln
- https://bügeleisen-ratgeber.de/ratgeber/warum-dampfbuegeln/ Warum Dampfbügeln?, abgerufen am 19. Okt. 2018
- Artikel Gewerblicher Bügelplatz, Link geprüft am 19. Januar 2013
- Duden Band 7, Etymologie - Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Bibliographisches Institut Mannheim u. a., Dudenverlag, 1963, Suchwort „Bügel“.
- Die Geschichte des Bügelns (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft, VSWG Beihefte, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 2000, ISBN 3-515-07650-6, S. 225
- Bedienungsanleitung des kabellosen Gerätes „Tefal freemove“