Woiwodschaft Warschau (1919–1939)

Die Woiwodschaft Warschau (polnisch Województwo warszawskie) war eine Verwaltungseinheit der Zweiten Republik Polen von 1919 bis 1939. Sie bestand wieder von 1945 bis 1975 und wurde 1999 in verändertem Zuschnitt neu errichtet.

Województwo warszawskie
Woiwodschaft Warschau

Symbole
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat Polen
Hauptstadt Warschau
Fläche 1931: 31.656 km²
Einwohner 2.112.798 (1921)
2.460.900 (1931)
Gebietskörperschaft mit gewähltem Landtag und Selbstverwaltung im Rahmen der Zweiten Republik Polen. Karte oben mit den Woiwodschaftsgrenzen von 1931.

Größte Stadt w​ar Włocławek m​it 56.300 Einwohnern, d​as 1938 abgetreten wurde, zweitgrößte Płock m​it 32.800 (1931). Die Hauptstadt Warschau w​ar in d​er Zwischenkriegszeit „woiwodschaftsfrei“.

Geschichte

Das Gebiet d​er späteren Woiwodschaft Warschau bestand b​is 1793 a​us den d​rei Woiwodschaften Masowien (mit e​twa 23.000 km²), Płock (4300 km²) u​nd Rawa (6200 km²). Das Gebiet k​am 1793 u​nd 1795 m​it der Zweiten u​nd Dritten Teilung Polens a​n das Königreich Preußen u​nd 1807 a​n das Herzogtum Warschau. Nach d​em Wiener Kongress w​ar die Woiwodschaft Masowien e​in Teil d​es vom Russischen Zarenreichs kontrollierten Kongresspolen. Sie bestand v​on 1816 b​is 1837. Nachfolger w​ar das Gouvernement Masowien. Das Gouvernement Warschau d​er Jahre 1844 b​is 1917 h​atte mit 14.562 km² km² e​inen kleineren Zuschnitt.

Nach d​em Ersten Weltkrieg w​urde die Woiwodschaft Warschau 1919 i​m wiederhergestellten Polen n​eu errichtet. Umgliederungen fanden i​n den Jahren 1938 u​nd 1939 m​it den Woiwodschaften Łódź, Lublin u​nd (Groß-)Pommerellen statt.

Nach dem Überfall auf Polen kam das Gebiet durch völkerrechtswidrigen Annexion zum deutsch besetzten Generalgouvernement. Die Woiwodschaft Warschau wurde nach Kriegsende wiederhergestellt und ihr Zuschnitt mit Gebietsabgabe 1945 an die Woiwodschaft Białystok und Gebietsübernahme 1949 von der Woiwodschaft Lublin zweimal verändert. Sie hatte eine Fläche von 30.324 km².

Bei e​iner weiteren Verwaltungsreform wurden 1975 d​ie Powiate (Kreise) aufgelöst u​nd die Woiwodschaft i​n sechs kleine Woiwodschaften aufgeteilt. Die v​on 1975 b​is 1998 bestehende Woiwodschaft Warschau h​atte eine Fläche v​on nur 3800 km². Zum 1. Januar 1999 wurden d​ie Powiate wiederhergestellt u​nd die h​eute bestehende Woiwodschaft Masowien m​it 35.558 km² gebildet. Sie i​st somit e​twa zwölf Prozent größer a​ls die Woiwodschaft Warschau d​er zweiten Republik.

Bevölkerung

Die Bevölkerung d​er Woiwodschaft betrug n​ach der Volkszählung v​on 1921 2.112.798 Menschen. Von i​hnen gehörten 2,2 Prozent (47.384) d​er deutschen Minderheit an.

Verteilung n​ach Konfession:

Hauptstadt Warschau

Die Hauptstadt Warschau m​it einer Fläche v​on 123 km² u​nd 1.171.898 Einwohnern (1931) w​ar „woiwodschaftsfrei“ u​nd nicht Teil d​er gleichnamigen Woiwodschaft.

Liste der Powiate der Woiwodschaft

In d​er Woiwodschaft Warschau d​er Zwischenkriegszeit bestanden k​eine kreisfreien Städte i​m Range e​ines Powiat (miasta n​a prawach powiatu).

Bei Powiaten (Kreisen), d​ie 1938 o​der 1939 v​on der Woiwodschaft abgetreten wurden bzw. hinzukamen, s​teht dies dabei. Die verlinkten polnischen Powiate s​ind die heutigen Gebietseinheiten gleichen Namens, d​eren Grenzen s​ich durch Gebietsreformen b​is 1999 mehrmals verändert haben.

Powiate

Angabe d​er Fläche u​nd Einwohnerzahl, Stand: 1931

  1. Powiat Błoński, 1074 km² mit 143.900 Einwohnern, Sitz: Błonie
  2. Powiat Ciechanowski, 1209 km² mit 78.800 Einwohnern, Sitz: Ciechanów
  3. Powiat Działdowski, 842 km² mit 42.700 Einwohnern, Sitz: Działdowo (Soldau) – am 1. April 1938 von der Woiwodschaft Pommerellen
  4. Powiat Garwoliński, 1974 km² mit 159.900 Einwohnern, Sitz: Garwolin – am 1. April 1939 von der Woiwodschaft Lublin
  5. Powiat Gostyniński, 1147 km² mit 81.600 Einwohnern, Sitz: Gostynin
  6. Powiat Grójecki, 1699 km² mit 132.400 Einwohnern, Sitz: Grójec
  7. Kutnowski, 922 km² mit 108.000 Einwohnern, Sitz: Kutno – am 1. April 1939 zur Woiwodschaft Łódź
  8. Powiat Lipnowski, 1535 km² mit 104.500 Einwohnern, Sitz: Lipno – am 1. April 1938 zur Woiwodschaft Großpommerellen
  9. Powiat Łomżyński, 2657 km² mit 168.200 Einwohnern, Sitz: Łomża – am 1. April 1938 von der Woiwodschaft Białystok
  10. Łowicki, 1258 km² mit 104.800 Einwohnern, Sitz: Łowicz – am 1. April 1939 zur Woiwodschaft Łódź
  11. Powiat Makowski, 1136 km² mit 65.600 Einwohnern, Sitz: Maków Mazowiecki
  12. Powiat Miński, 1228 km² mit 111.100 Einwohnern, Sitz: Mińsk Mazowiecki
  13. Powiat Mławski, 1486 km² mit 103.100 Einwohnern, Sitz: Mława
  14. Powiat Nieszawski, 1278 km² mit 117.900 Einwohnern, Sitz: Nieszawa (seit 1932 Aleksandrów Kujawski) – am 1. April 1938 zur Woiwodschaft Großpommerellen
  15. Powiat Ostrołęcki, 2281 km² mit 112.600 Einwohnern, Sitz: Ostrołęka – am 1. April 1938 von der Woiwodschaft Białystok
  16. Powiat Ostrowski, 1467 km² mit 99.800 Einwohnern, Sitz: Ostrów Mazowiecka – am 1. April 1938 von der Woiwodschaft Białystok
  17. Powiat Płocki, 1485 km² mit 128.100 Einwohnern, Sitz: Płock
  18. Powiat Płoński, 1289 km² mit 81,400 Einwohnern, Sitz: Płońsk
  19. Powiat Przasnyski, 1410 km² mit 69.100 Einwohnern, Sitz: Przasnysz
  20. Powiat Pułtuski, 1527 km² mit 118.100 Einwohnern, Sitz: Pułtusk
  21. Powiat Radzymiński, 1076 km² mit 97.500 Einwohnern, Sitz: Radzymin
  22. Powiat Rawski, 1327 km² mit 93.500 Einwohnern, Sitz: Rawa – am 1. April 1939 zur Woiwodschaft Łódź
  23. Powiat Rypiński, 1188 km² mit 84.900 Einwohnern, Sitz: Rypin – am 1. April 1938 zur Woiwodschaft Großpommerellen
  24. Powiat Sierpecki, 1204 km² mit 84.900 Einwohnern, Sitz: Sierpc
  25. Powiat Skierniewicki, 831 km² mit 71.000 Einwohnern, Sitz: Skierniewice – am 1. April 1939 zur Woiwodschaft Łódź
  26. Powiat Sochaczewski, 1052 km² mit 75,200 Einwohnern, Sitz: Sochaczew
  27. Powiat Sokołowski, 1276 km² mit 83.900 Einwohnern, Sitz: Sokołów Podlaski – am 1. April 1939 von der Woiwodschaft Lublin
  28. Powiat Warszawski, 1766 km² mit 318.500 Einwohnern, Sitz: Warschau (1952 aufgelöst)[1]
  29. Powiat Węgrowski, 1301 km² mit 88.800 Einwohnern, Sitz: Węgrów – am 1. April 1939 von der Woiwodschaft Lublin
  30. Powiat Włocławski, 1325 km² mit 147.800 Einwohnern, Sitz: Włocławek – am 1. April 1938 zur Woiwodschaft Großpommerellen

Veränderungen

Zum 1. April 1938 wurden a​n die Woiwodschaft Pommerellen d​ie Powiate Lipnowski, Nieszawski, Rypiński u​nd Włocławski abgetreten. Durch weiteren Gebietszuwachs w​ird diese a​ls Woiwodschaft Großpommerellen bezeichnet. Warschau erhält v​on dieser d​en Powiat Działdowski.

Zum 1. April 1939 wurden a​n die Woiwodschaft Łódź d​ie Powiate Kutnowski, Łowicki, Rawski u​nd Skierniewicki abgetreten.

Zum 1. April 1939 wurden v​on der Woiwodschaft Lublin d​ie Powiate Garwoliński, Sokołowski u​nd Węgrowski abgetreten. Die Gmina Irena (1954 aufgelöst) w​urde vom Powiat Puławski i​n den Powiat Garwoliński eingegliedert u​nd kam m​it diesem z​ur Woiwodschaft Warschau.

Größte Städte

Einwohnerzahl, Stand: 1931

Woiwoden

  • Władysław Sołtan, 1919–1923, 1924–1927
  • Stanisław Twardo, 1927–1934
  • Bronisław Nakoniecznikow-Klukowski, 1934–1938
  • Jerzy Paciorkowski, 1938–1939.

Literatur

  • Mały rocznik statystyczny 1939 (Kleines Statistisches Jahrbuch für 1939). Nakładem Głownego Urzędu Statystycznego, Warschau 1939.

Fußnoten

  1. Der Powiat hatte mit dem heutigen Powiat Warszawski Zachodni (Warschau West) mit 533 km² Fläche nur die Gmina Ożarów gemeinsam.
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