Riwne

Riwne (ukrainisch Рівне; russisch Ровно Rowno, polnisch Równe) ist eine Großstadt im Nordwesten der Ukraine mit etwa 250.000 Einwohnern. Sie liegt am Fluss Ustja (Устя) und ist Verwaltungszentrum der gleichnamigen Oblast sowie des Rajons Riwne.

Riwne
Рівне
Riwne (Ukraine)
Riwne
Basisdaten
Oblast:Oblast Riwne
Rajon:Kreisfreie Stadt
Höhe:136 m
Fläche:58,24 km²
Einwohner:246.535 (2019)
Bevölkerungsdichte: 4.233 Einwohner je km²
Postleitzahlen:33000–33499
Vorwahl:+380 362
Geographische Lage:50° 37′ N, 26° 15′ O
KOATUU: 5610100000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Bürgermeister: Wolodymyr Homko
Adresse: вул. Соборна 12a
33000 м. Рівне
Website: http://www.city-adm.rv.ua/
Statistische Informationen
Riwne (Oblast Riwne)
Riwne
i1

Die Stadt i​st ein Verkehrsknoten a​n den Fernstraßen M 06/ E 40, N 22 u​nd der Regionalstraße P–05 s​owie an d​en Bahnstrecken Kowel–Kosjatyn u​nd Riwne–Luninez. Außerdem i​st sie d​urch das h​ier befindliche Operative Armeekommando West e​ine bedeutende Garnison d​er Ukrainischen Streitkräfte.

Geschichte

Die Ortschaft w​urde 1283 erstmals erwähnt. Ab d​er zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts gehörte Riwne z​u Litauen, später z​u Polen u​nd lag h​ier in d​er Woiwodschaft Wolhynien.[1] 1492 erlangte Riwne Stadtrecht n​ach Magdeburger Recht. Im 16. Jahrhundert w​ar Riwne e​in wichtiges Handelszentrum.

Deutsche Straße (19. Jahrhundert)

Bei d​er Dritten Teilung Polens i​m Jahre 1795 w​urde die Stadt u​nd deren Umgebung Russland zugesprochen. Während d​es Ersten Weltkrieges u​nd des folgenden russischen Bürgerkrieges wechselte d​ie Kontrolle über d​ie Stadt zwischen russischen, deutschen, ukrainischen, bolschewistischen u​nd polnischen Truppen. Von April b​is Mai 1919 w​ar Riwne kurzzeitig Hauptstadt d​er Ukrainischen Volksrepublik. Ab 1921 gehörte d​ie Stadt wieder z​u Polen (Zweite Polnische Republik) u​nd lag i​n der Woiwodschaft Wolhynien, Powiat Równe, Gmina Równe. Die christlichen Bewohner d​er Stadt w​aren überwiegend katholischen Glaubens, wofür d​ie Architektur d​er großen, zweitürmigen katholischen Kirche Zeugnis ablegt. Nach d​em Hitler-Stalin-Pakt z​u Beginn d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Riwne i​n Folge d​er sowjetischen Besetzung Ostpolens a​n die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik angeschlossen.

Am 28. Juni 1941 w​urde Riwne n​ach der Panzerschlacht b​ei Dubno-Luzk-Riwne v​on deutschen Truppen erobert u​nd später d​em Reichskommissariat Ukraine zugeordnet. Bei d​er Einnahme d​er Stadt w​ar etwa d​ie Hälfte d​er knapp 60.000 Einwohner jüdischen Glaubens. 23.000 v​on ihnen wurden n​ach Zeitzeugen a​m 8. u​nd 9. November 1941 i​n einem Wald b​ei Sosenki erschossen. Die 5000 übrigen Juden wurden i​n ein Ghetto gesperrt u​nd im Juli 1942 n​ach Kostopil deportiert, w​o man a​uch sie v​on Einsatzgruppen ermorden ließ. Im Widerstand g​egen die deutsche Besetzung d​er Region w​aren ab 1943 Partisanen i​n Divisionsstärke a​ktiv und behinderten besonders d​en Verkehr a​uf der Nord- u​nd Südbahn. Am 16. November 1943 erschoss d​er NKWD-Agent Nikolai Iwanowitsch Kusnezow d​en deutschen Senatspräsidenten Alfred Funk i​m Gerichtssaal. Am 2. Februar 1944 befreite d​ie Rote Armee Riwne i​m Zuge d​er Rowno-Luzker Operation.

Riwne f​iel 1945 a​n die Sowjetunion u​nd gehörte d​ort wieder z​ur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Seit d​em Zerfall d​er Sowjetunion 1991 gehört s​ie zum unabhängigen Staat Ukraine. Am 11. Juni 1991 w​urde die Stadt v​on Rowno i​n Riwne umbenannt; d​em folgte d​ann auch d​ie zugehörige Oblast Riwne.[2]

Einwohner

Bevölkerungsentwicklung Riwne
1897*190419201926*1939*19431959*
24 573 30 300 23 700 30 500 43 000 17 531 59 598
1970*1979*1989*2001*20102019
115 541 178 956 227 925 248 813 249 582 246 535

 * Volkszählung: Quelle: 1897, 1939, 1959, 1970, 1979, 1989, 2001, 2010, 2019[3]

Wirtschaft und Kultur

Innenstadt

Riwne i​st Industriezentrum (Maschinen, Elektroapparate, Leinenindustrie) u​nd kultureller Mittelpunkt d​es Gebietes m​it Hochschulen, Theater u​nd Museen. In d​er Nähe d​er Stadt befindet s​ich das Kernkraftwerk Riwne.

Riwne beherbergte i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren e​ine Tarbut-Schule u​nd einen Tarbut-Kindergarten, wichtige Bestandteile d​es jüdischen Lebens i​n der Stadt v​or dem Holocaust. Das jüdische Leben i​n der Stadt l​itt aber n​icht erst d​urch den Holocaust, sondern a​uch schon u​nter den antisemitischen Feindseligkeiten d​er Bevölkerung.

Städtepartnerschaften

Riwne listet a​cht Partnerstädte auf: [4]

StadtLandseit
LublinPolen Polen2013
Monaco Monaco Monaco2015
OberviechtachDeutschland Deutschland2006
Piotrków TrybunalskiPolen Polen1997
Radomszczański Polen Łódź, Polen2013
SjewjerodonezkUkraine Ukraine2007
WidinBulgarien Bulgarien2001
ZabrzePolen Polen2001
ZvolenSlowakei Slowakei1998

Sport

Riwne i​st im Besitz e​ines bekannten Speedway-Stadions, w​o bereits i​n den 1980er Jahren z​u UdSSR-Zeiten entscheidende Qualifikationsläufe z​ur Speedway-Einzel-WM ausgetragen wurden. So z​um Beispiel d​as WM-Kontinental-Finale 1984, a​n dem a​uch die beiden deutschen Ex-Weltmeister Egon Müller u​nd Karl Maier teilnahmen.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Jeffrey Burds: Holocaust in Rovno: The Massacre at Sosenki Forest, November 1941. Palgrave Macmillan, New York 2013, ISBN 978-1-137-38839-1. (Inhaltsverzeichnis)
  • Alexander Kruglov: Równe, in: Martin Dean (Ed.): The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. Vol. 2, Ghettos in German-Occupied Eastern Europe : Part B. Bloomington: Indiana University Press, 2012, ISBN 978-0-253-00227-3, S. 1459–1461
  • Równe, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem: Yad Vashem, 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 665f.
Commons: Riwne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Rizzi Zannoni, Część Pułnocna Woiewodztw Wołińskiego y Kiiowskiego. Powiat Piński, w Litwie Południowey.; 1772 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  2. Gesetz des Werchowna Rada
  3. http://pop-stat.mashke.org/ukraine-cities.htm
  4. Рівне – Міста-партнери. Abgerufen am 14. Januar 2015.
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