Viernheim
Viernheim [ˈfɪʁn-] (Das i wird kurz gesprochen, trotz der Schreibung mit ie, mundartlich: Verne)[2] ist eine mittlere Industriestadt nordöstlich von Mannheim im Wirtschafts- und Ballungsraum Metropolregion Rhein-Neckar. Sie ist mit rund 34.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im südhessischen Kreis Bergstraße. Seit 1994 trägt sie auch den Titel Brundtlandstadt, da sie an einem Modellprojekt zur Energieeinsparung teilnimmt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Kreis: | Bergstraße | |
Höhe: | 98 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,41 km2 | |
Einwohner: | 34.281 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 708 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 68519 | |
Vorwahl: | 06204 | |
Kfz-Kennzeichen: | HP | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 31 020 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kettelerstraße 3 68519 Viernheim | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Matthias Baaß (SPD) | |
Lage der Stadt Viernheim im Bergstraße | ||
Geografie
Viernheim liegt in der Oberrheinischen Tiefebene. Viernheim liegt in Hessen, grenzt aber im Westen, im Süden und im Osten an Baden-Württemberg an. Nördlich des Viernheimer Walds, in Lampertheim, beginnt das Hessische Ried. Östlich von Viernheim liegt die Stadt Weinheim. Dort liegt die Bergstraße sowie der Anfang des Odenwalds.
Klima
Der Jahresniederschlag liegt bei 726 mm und ist damit vergleichsweise normal, da er in das mittlere Drittel der in Deutschland erfassten Werte fällt. An 46 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen doppelt so viel Niederschläge wie im Februar. Die Niederschläge variieren stark. An 72 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Nachbargemeinden
Viernheim grenzt im Norden an den Stadtteil Hüttenfeld der Stadt Lampertheim (in Hessen), im Nordosten an die Stadt Hemsbach, im Osten an die Stadt Weinheim, im Süden an die Gemeinde Heddesheim (alle drei im Rhein-Neckar-Kreis) sowie im Westen an den Stadtkreis Mannheim (alle Baden-Württemberg).
Stadtgliederung
Viernheim hat keine offiziellen Stadtteile, die Stadt wird aber in mehrere Stadtgebiete unterteilt. Die meisten Einteilungen Viernheims ergeben sich durch den Volksmund bzw. neu erschlossene Bebauungsgebiete, die Stadterweiterungen. Ihre Grenzen sind deshalb nicht genau festgelegt. Der Stadtkern wird von der Innenstadt und der um sie herumliegenden „Altstadt“ gebildet. Zu den Gebieten gehören außerdem: Die Nordweststadt (nördlich der Nibelungenstraße/Wormser Straße bzw. westlich der Straße Am Stockfeld), die Oststadt (östlich der August-Bebel-Straße), die Weststadt (westlich der Kreuzstraße/Am Königsacker), das Tivoli (im Süden am Rhein-Neckar-Zentrum), Hinter den Zäunen (südlich der OEG-Schienen), das Industriegebiet, Gewerbegebiet Eins (im Nordosten nördlich der Friedrich-Ebert-Straße und östlich der Lorscher Straße) sowie das in den letzten Jahren neu entstandene Neubaugebiet Bannholzgraben östlich der Janusz-Korczak-Allee (L 3111). Zudem gibt es noch das Sportgebiet West (westlich der A 6), die beiden jeweils eine Straße umfassenden Außensiedlungen Neuzenlache und Ziegelhütte (südlich der A 659) sowie die Aussiedlerhöfe nordöstlich der Stadt.
Viernheim besteht nur aus einer Gemarkung (Gmk.-Nr. 63070). Das auf dieser Gemarkung liegende Forsthaus Heide wird sowohl verkehrstechnisch als auch postalisch über Lampertheim erschlossen.
Geschichte
Von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert
Die erste urkundliche Erwähnung Viernheims stammt aus dem Jahr 777 als Karl der Große dem Kloster Lorsch erlaubte „einen Weg durch die Virnheimer Mark bis zur Weschnitz anzulegen“. Die Abschrift der Urkunde findet sich im Codex Laureshamensis (Band 1, Nr. 8), dem Besitzverzeichnis des Klosters Lorsch.[3] Archäologische Funde weisen aber auf eine viel längere Besiedlung des Gebietes hin.[4] Der Ort hat sich wohl aus einem karolingischen Königshof entwickelt.[5] Die 764 gegründete und 771 zum Reichskloster erhobene Abtei war im Früh- und Hochmittelalter ein mächtiges Benediktinerkloster mit Besitzungen im Odenwald, an der Bergstraße, in Rheinhessen, in der Pfalz, im Elsass und in Lothringen.
Aus dieser Zeit sind viele Schenkungs- und Tauschurkunden, die Besitzungen in Viernheim betreffen, überliefert. Unter anderem erhält 902 der Erzbischof Hatto von Mainz als Abt des Klosters Lorsch einen Hof in Viernheim im Tausch gegen Besitzungen im Enzgau. 906 wurde dieser Tausch von König Ludwig IV. bestätigt. 917 schenkte König Konrad I. dem Kloster Lorsch das Königsgut in Wattenheim und Viernheim unter dem Vorbehalt lebenslanger Nutzung durch den Lehensträger Kaplan Werinolf. 1165 scheinen große Teile von Viernheim im Besitz des Klosters Lorsch gewesen sein, denn für dieses Jahr ist überliefert, dass der Abt des Klosters Lorsch dem Kloster Neuenburg bei Heidelberg vier Huben und dem Kloster Schönau mehrere Distrikte in der Gemarkung Viernheim schenkte. Die Schenkung an das Kloster Schönau erfolgte mit der Bedingung jährlich 300 Käse an Lorsch zu liefern.[3]
Während des Investiturstreits – von 1076 (Reichstag in Worms) bis 1122 (Wormser Konkordat) – mussten viele Besitzungen des Klosters Lorsch an den Adel abgegeben werden. Im späten 12. Jahrhundert wurde mit der Aufzeichnung der alten Besitzurkunden versucht, die Verwaltung zu reorganisieren (Lorscher Codex). Dennoch unterstellte 1232 Kaiser Friedrich II. die Reichsabtei Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Bischof Siegfried III. von Eppstein zur Reform. Die Benediktiner widersetzten sich der angeordneten Reform und mussten die Abtei verlassen. Sie wurden durch Zisterzienser aus dem Kloster Eberbach und diese 1248 durch Prämonstratenser aus dem Kloster Allerheiligen ersetzt. Von diesem Zeitpunkt an wurde das Kloster als Propstei weitergeführt. Durch die Freiheiten des Reichsklosters waren die Klostervögte Verwalter und Gerichtsherren innerhalb des Klosterbesitzes. Dieses Amt kam um 1165 in den Besitz der Pfalzgrafen. Aus dieser Konstellation entwickelten sich schwere Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbistum Mainz und der Kurpfalz als Inhaber der Vogtei. Diese Streitigkeiten konnten erst Anfang des 14. Jahrhunderts durch einen Vertrag beigelegt werden, in dem die Besitzungen des Klosters zwischen Kurmainz und Kurpfalz aufgeteilt und die Vogteirechte der Pfalzgrafen bestätigt wurden. In dem Vergleich von 1308 wurde vereinbart, dass „das Dorf Viernheim zum Erzstift Mainz gehören soll“.
1267 wurde erstmals ein Burggraf auf der Starkenburg (über Heppenheim) genannt, der auch das Mainzer Amt Starkenburg verwaltete. In diesem Amt lag die „Zent Heppenheim“ mit Viernheim. Für die Verwaltung der noch bestehenden Gefälle des Klosters Lorsch war aber die Oberschaffnerei in Lorsch zuständig. Die erste Erwähnung des Kellners in Heppenheim erfolgte 1322. Er hatte seinen Sitz im Amtshof von Heppenheim und war der höchste Finanz- und Justizbeamte nach dem Burggrafen.[6]
Unter Mainzer Herrschaft wurde das Dorf 1346 mit allem Zubehör gegen 1200 Pfund Heller dem Schultheißen zu Weinheim. Ausgenommen blieben die Käsegült die das Kloster Schönau von seinem Hof dem Burggrafen der Starkenburg entrichten musste. Die Pfandsumme wurde noch mehrfach erhöht und betrug im Jahr 1355 3000 fl.[3]
1439 wurde das Dorf wiedereinlöslich für 3000 fl. an das Kloster Schönau verpfändet. Ausgenommen blieben dabei der Wildbann, die Zentrechte und das Recht der Waldnutzung.[3]
Im Verlauf der für Kurmainz verhängnisvollen Mainzer Stiftsfehde wurde das Amt Starkenburg an die Kurpfalz wiedereinlöslich verpfändet und blieb anschließend für 160 Jahre pfälzisch. Pfalzgraf Friedrich ließ sich für seine Unterstützung von Erzbischof Dieter – im durch die Kurfürsten am 19. November 1461 geschlossenen „Weinheimer Bund“ – das „Amt Starkenburg“ verpfänden, wobei Kurmainz das Recht erhielt, das Pfand für 100.000 Pfund wieder einzulösen.
1533 verkaufte das Kloster Schönau das Dorf Viernheim an den Pfalzgrafen Ludwig V., vorbehaltlich der Wiederlösung durch Kurmainz.
In den Anfängen der Reformation sympathisierten die pfälzischen Herrscher offen mit dem lutherischen Bekenntnis, aber erst unter Ottheinrich (Kurfürst von 1556 bis 1559) erfolgte der offizielle Übergang zur lutherischen Lehre. Danach wechselten seine Nachfolger und gezwungenermaßen auch die Bevölkerung mehrfach zwischen der lutherischen, reformierten und calvinistischen Religion. Als Folge der Reformation hob die Kurpfalz 1564 das Kloster Lorsch auf. Die bestehenden Rechte wie Zehnten, Grundzinsen, Gülten und Gefälle des Klosters Lorsch wurden fortan durch die „Oberschaffnerei Lorsch“ wahrgenommen und verwaltet.[7]
Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) eroberten spanische Truppen der „Katholischen Liga“ die Region und stellten 1623 die Kurmainzer Herrschaft wieder her. Die durch die Pfalzgrafen eingeführte Reformation wurde daraufhin weitgehend rückgängig gemacht und die Bevölkerung musste zur katholischen Kirche zurückkehren. Zwar zogen sich die spanischen Truppen nach zehn Jahren vor den anrückenden Schweden zurück aber nach der katastrophalen Niederlage der Evangelischen in der Schlacht bei Nördlingen 1634 verließen auch die Schweden die Bergstraße und mit dem Schwedisch-Französischen Krieg begann ab 1635 das blutigste Kapitel des Dreißigjährigen Krieges. Aus der Region berichteten die Chronisten aus jener Zeit: „Pest und Hunger wüten im Land und dezimieren die Bevölkerung, sodass die Dörfer öfters völlig leer stehen“. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Einlösung der Pfandschaft endgültig festgeschrieben und mit dem Bergsträßer Rezess von 1650 wurde Viernheim endgültig Kurmainz zugesprochen.
Im Jahr 1782 führte Kurmainz eine Verwaltungsreform im Bereich des „Amtes Starkenburg“ durch, mit der in Lorsch eine Amtsvogtei eingerichtet wurde. Das Amt wurde in Oberamt unbenannte und bestand jetzt aus den Unterämtern oder Amtsvogteien Lorsch, Fürth, Heppenheim und Bensheim. Zur „Amtsvogtei Lorsch“ gehörten neben Viernheim auch Lorsch, Biblis, Bürstadt und Klein-Hausen. Das Oberamt Starkenburg wiederum war dem „Unteren Erzstift“ des „Kurfürstentums Mainz“ unterstellt.
Viernheim wird hessisch
Das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert brachte Europa weitreichende Änderungen. Als Folge der Napoleonischen Kriege wurde bereits 1797 das „Linke Rheinufer“ und damit der linksrheinische Teil von Kurmainz durch Frankreich annektiert. In der letzten Sitzung des Immerwährenden Reichstags in Regensburg wurde im Februar 1803 der Reichsdeputationshauptschluss verabschiedet, der die Bestimmungen des Friedens von Lunéville umsetzte, und die territorialen Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) neu regelte. Durch diese Neuordnung wurde Kurmainz aufgelöst, das Oberamt Starkenburg und mit ihm Viernheim kam zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die es dem „Fürstentum Starkenburg“ zuordnete. Das „Amt Lorsch“ wurde als hessische Amtsvogtei weitergeführt, das Oberamt aber 1805 aufgelöst. Im selben Jahr siedelt der Kurfürst von Mainz nach Regensburg über. Die übergeordnete Verwaltungsbehörde war der „Regierungsbezirk Darmstadt“ der ab 1803 auch als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnet wurde.[8]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Damit hatten die „Zent Heppenheim“ und die mit ihnen verbundenen Zentgerichte endgültig ihre Funktion eingebüßt.
Unter Druck Napoleons wurde 1806 der Rheinbund gegründet, dies geschah mit dem gleichzeitigen Reichsaustritt der Mitgliedsterritorien. Dies führte am 6. August 1806 zur Niederlegung der Reichskrone, womit das alte Reich aufhörte zu bestehen. Am 14. August 1806 wurde die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, gegen Stellung hoher Militärkontingente an Frankreich und den Beitritt zum Rheinbund, von Napoleon zum Großherzogtum erhoben, anderenfalls drohte er mit Invasion.
Konrad Dahl berichtet 1812 in seiner Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch, oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues über den Flecken Viernheim:
„Viernheim (Virnheim, Virninheim, Firnheim, Firnunheim) ein großer und weitläufiger Flecken, liegt mit seiner Gemarkung von den übrigen Amtsortschaften ganz abgeschnitten und isolirt, und ist von den Großherzoglich Baadischen Ämtern, Weinheim, Ladenburg und Heidelberg, so wie von dem vormals Wormsischen Amte Lampertheim umgeben.
Virnheim ist von Lorsch 3 Stunden, von Heppenheim 3 1⁄2 Stunde, von Weinheim anderthalb Stunden, von Ladenburg eben so viel, und von Mannheim 2 Stunden entfernt.
Es ist dieser Ort ein altes Eigenthum des Klosters Lorsch, gehörte zum Lobdengau und kömmt zuerst im Jahr 898 vor; wo der königliche Lehnträger Reginbodo von dem Kaiser Arnulf ein Dominialguth und Leib eigene zu Virnheim als Geschenk erhielt.
…
Virnheim ist ein Flecken von sehr großem Umfange, und enthält einen Distrikt von 600 Morgen Feldes in sich; demongeachtet sind in demselben nur 307 Häuser mit 1900 Bewohnern, denn der Ort ist sehr weitläufig gebauet, und mit Gärten und selbst mit Äckern untermischt. Die Gemarkung ist ebenfalls sehr groß, und enthält 10,200 Morgen Äcker und Wiesen, worunter aber eine große Strecke Flugsand ist, die wenig oder gar nicht zu benutzen ist. Der übrige Theil der Gemarkung, onerachtet er allenthalben sandig ist, wird jedoch von den Einwohnern sehr vortheilhaft benutzt. Dss nützlichste Produkt ist indessen der Taback, welcher hier sehr gut geräth, in großer Menge gebauet, und dadurch vieles Geld gewonnen wird.“[9]
Nach der endgültigen Niederlage Napoléons regelte der Wiener Kongress 1814/15 auch die territorialen Verhältnisse für Hessen und bestätigte die Grenzen des Fürstentums Starkenburg. Darüber hinaus wurden dem Großherzogtum Hessen durch Artikel 47 weitere Gebiete zugewiesen, unter anderem Worms, Alzey, Bingen und Mainz, ein Gebiet, das als Rheinhessen bezeichnet wurde. 1815 trat das Großherzogtum dem Deutschen Bund bei. Durch das Traktat von Frankfurt vom 30. Juni 1816 trat Großherzog Ludwig infolge des Deutschen Kriegs das schon vor dem Reichsdeputationshauptschluss am 6. September 1802 besetzte Herzogtum Westfalen an den König von Preußen ab. 1816 wurden im Großherzogtum Provinzen gebildet, wobei das vorher als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnete Gebiet, das aus den südlich des Mains gelegenen alten Hessischen und den ab 1803 hinzugekommenen rechtsrheinischen Territorien bestand, in „Provinz Starkenburg“ umbenannt wurde.
Im Jahr 1814 wurde die Leibeigenschaft im Großherzogtum aufgehoben und es erhielt mit der am 17. Dezember 1820 eingeführten Verfassung des Großherzogtums Hessen eine konstitutionelle Monarchie, in der der Großherzog aber noch große Machtbefugnisse hatte. Die standesherrlichen Rechte wie Niedere Gerichtsbarkeit, Zehnten, Grundzinsen und andere Gefälle blieben noch bis 1848 bestehen.
1821 wurden im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform die Amtsvogteien in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen des Großherzogtums aufgelöst und Landratsbezirke eingeführt, wobei Viernheim zum Landratsbezirk Heppenheim kam. Diese Reform ordnete auch die Verwaltung auf Gemeindeebene neu. So war die Bürgermeisterei in Viernheim eine von 12 Bürgermeistereien im Landratsbezirk. Entsprechend der Gemeindeverordnung vom 30. Juni 1821 gab es einen gewählten Ortsvorstand, der sich aus Bürgermeister, Beigeordneten und Gemeinderat zusammensetzte[10], staatliche Schultheißen wurden nicht mehr eingesetzt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Viernheim:
„Virnheim (L. Bez. Heppenheim) Marktflecken; liegt 4 St. von Heppenheim, an der badischen Grenze, hat 373 Häuser und 2483 Einw., die bis auf 14 Luth. und 57 Juden alle katholisch sind; unter denselben sind 136 Bauern 98 Handwerker und 230 Taglöhner. Hier befindet sich ein Grenznebenzollamt II Classe. Das Hauptprodukt ist der Tabak der von ziemlicher Güte ist, und daher sehr gesucht wird. Die sehr große Gemarkung ist sehr sandig, und ein Theil besteht aus Flugsand, der beinahe nicht benutzt werden kann. – Der Ort kommt 898 zuerst vor, und gehörte zum Lobdengau. Das Kloster Lorsch erhielt nach und nach das volle Eigentumsrecht, das endlich mit dem Kloster an Mainz kam. Kuno von Falkenstein, Churverweser zu Mainz, verkaufte diesen Ort 1348 einem Johann von Weinheim für dargeliehene 200 Pfund Heller. Später findet sich der Ort aber wieder abgelößt und bei Mainz: denn 1439 verkaufte Erzbischof Dieterich das Dorf dem Kloster Schönau um 3000 fl. auf Wiederkauf. Dieses Kloster veräußerte aber Virnheim 1533 um 800 fl. dem Churfürsten und Herzog Ludwig von der Pfalz, behielt sich aber die Wiederlösung für das Erzstift Mainz vor. In dem Receß von 1650 kam Virnheim von Churpfalz an Churmainz und 1802 an Hessen.“[11]
1832 wurden die Verwaltungseinheiten weiter vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Nach der am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung sollte es in Süd-Starkenburg künftig nur noch die Kreise Bensheim und Lindenfels geben; der Landratsbezirk von Heppenheim sollte in den Kreis Bensheim fallen. Noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung zum 15. Oktober 1832 wurde diese aber dahingehend revidiert, dass statt des Kreises Lindenfels neben dem Kreis Bensheim der Kreis Heppenheim als zweiter Kreis gebildet wurde. Viernheim wurde erst dem Kreis Bensheim, 1840 aber dem Kreis Heppenheim zugeordnet.[12] 1842 wurde das Steuersystem im Großherzogtum reformiert und der Zehnte und die Grundrenten (Einnahmen aus Grundbesitz) wurden durch ein Steuersystem ersetzt, wie es in den Grundzügen heute noch existiert.
Im Neuestes und gründlichstes alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der deutschen Bundesstaaten von 1845 finden sich folgender Eintrag:
„Viernheim bei Heppenheim. – Marktflecken mit Pfarrkirche. – 373 H. 2483 Einw. (incl. 14 Lutheranern und 57 Juden). – Großherzogth. Hessen. – Provinz Starkenburg. – Kreis Heppenheim. – Landgericht Lorsch. – Hofgericht Darmstadt. – Der Marktflecken Viernheim (auch Virnheim), an der badischen Grenze gelegen, kommt schon im J. 898 vor und gehörte dem Kloster Lorsch. – Die Einwohner treiben theils Handwerke, theils Landwirtschaft, und viele nähren sich als Taglöhner. Vorzüglich wird hier Tabak gebaut. Es befindet sich hier eine Revierförsterei und bei dem Orte liegen 2 Ziegeleien. – Viernheim ist im Jahre 1802 von Churmainz an Hessen übergegangen.“[13]
Infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[14] Darüber hinaus wurden in den Provinzen die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch „Regierungsbezirke“ ersetzt, wobei die bisherigen Kreise Bensheim und Heppenheim zum Regierungsbezirk Heppenheim vereinigt wurden. Bereits vier Jahre später, im Laufe der Reaktionsära, kehrte man aber zur Einteilung in Kreise zurück und Viernheim wurde wieder Teil des Kreises Heppenheim.[15]
Die im Dezember 1852 aufgenommenen Bevölkerungs- und Katasterlisten[16] ergaben für Viernheim:[17] „Meist katholischer Ort mit einer Oberförsterei und zwei Ziegeleien hat 2957 Einwohner. Die Gemarkung besteht aus 19366 Morgen, davon 5638 Morgen Ackerland, 597 Morgen Wiesen und 11602 Morgen Wald.“
In den Statistiken des Großherzogtums Hessen werden, bezogen auf Dezember 1867, für den Marktflecken Viernheim mit eigener Bürgermeisterei, 590 Häuser, 3850 Einwohnern, der Kreis Heppenheim, das Landgericht Lorsch, die evangelische Pfarrei Lampertheim mit dem Dekanat in Zwingenberg und die katholische Pfarrei Viernheim des Dekanats Bensheim, angegeben. Zur Gemarkung gehörte außerdem die Ziegelei Clespera (1 Haus, 8 Einw.) und das Forsthaus Haide (1 Haus, 2 Einw.).[18]
1870 provozierte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck durch die sogenannte Emser Depesche den Deutsch-Französischen Krieg, in dem das Großherzogtum Hessen als Mitglied des Norddeutschen Bundes an der Seite Preußens teilnahm. Noch vor dessen offiziellen Ende am 10. Mai 1871 traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und am 1. Januar 1871 trat dessen neu Verfassung in Kraft, mit der er sich nun Deutsches Reich nannte. Auf deutscher Seite forderte dieser Krieg ca. 41.000 Tote.[19] Mit dem Reichsmünzgesetz gab es Deutschland nur noch eine Währung, die Mark mit 100 Pfennigen als Untereinheit.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Viernheim ein Bauerndorf. Missernten und Hungersnöte im Jahr 1852 ließen in diesem Jahr 458 Menschen nach Nordamerika auswandern. Mit der Industrialisierung und der Eröffnung der Oberrheinischen Eisenbahn 1887 wandelte sich der Ort dann zu einer Arbeiterwohngemeinde, da viele Einwohner Arbeit in den Fabriken der Nachbarstädte Mannheim und Weinheim fanden. Viele Arbeiter blieben jedoch weiterhin nebenerwerbliche Bauern. Die Ansiedlung von Industrie in Viernheim selbst begann mit der Eröffnung der Bahnstrecke Weinheim–Worms 1905 und verstärkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg weiter, wodurch die Bevölkerung stark anwuchs. Auch durch die gute Verkehrslage an drei Autobahnen entwickelte sich Viernheim so zu einer mittleren Industriestadt.
Zeit der Weltkriege
Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und setzte im ganzen Deutschen Reich der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ein Ende. Als nach der deutschen Niederlage am 11. November 1918 der Waffenstillstand unterschrieben wurde, hatte auch Viernheim viele Gefallene zu beklagen, während der Krieg insgesamt rund 17 Millionen Menschenopfer kostete. Aus Viernheim wurden etwa 2000 Menschen in diesem Krieg eingesetzt, wobei sich zu Kriegsbeginn 78 freiwillig meldeten. Davon sind 345 Männer gefallen und 19 blieben vermisst. Viele der Heimkehrer waren schwer verwundet und fast 300 Soldaten waren bei Kriegsende in Gefangenschaft.[20] Das Ende des Deutschen Kaiserreiches war damit besiegelt, und die unruhigen Zeiten der Weimarer Republik folgten. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler, was das Ende der Weimarer Republik und den Beginn der Nationalsozialistischen Diktatur besiegelte.
In Hessen wurde am 3. Juli 1933 das „Gesetz zur Durchführung von Feldbereinigung zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung im Zuge der Riedmelioration“ erlassen. In 13 Gemeinden der Provinz Starkenburg, darunter Viernheim wurde das Flurbereinigungsverfahren auf einer Fläche von 200.000 ha angeordnet. Im Verlauf dieses Meliorations- und Siedlungsprogramms entstanden die beiden Orte Riedrode und Worms-Rosengarten.[21]
Die hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen wurden 1937 nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage aufgehoben. Zum 1. November 1938 trat dann eine umfassende Gebietsreform auf Kreisebene in Kraft. In der ehemaligen Provinz Starkenburg war der Kreis Bensheim besonders betroffen, da er aufgelöst und zum größten Teil dem Kreis Heppenheim zugeschlagen wurde. Der Kreis Heppenheim übernahm auch die Rechtsnachfolge des Kreises Bensheim und erhielt den neuen Namen Landkreis Bergstraße.[22][23]
Im November 1938 brachte die sogenannte Reichskristallnacht den jüdischen Mitbürgern Not und Elend. Die Viernheimer Synagoge wurde niedergebrannt und die Wohnungen und Geschäfte jüdischer Familien verwüstet. Bereits nach 1933 waren ein Teil der zu diesem Zeitpunkt aus 69 Personen bestehenden jüdischen Gemeinde infolge der zunehmenden Repressalien weggezogen, davon waren 20 Personen ausgewandert. Die nach Mannheim gezogenen jüdischen Mitbürger wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Die meist älteren in Viernheim verbliebenen Personen wurden im März und September 1942 in Vernichtungslager nach Polen und das KZ Theresienstadt deportiert. Von den in Viernheim geborenen oder längere Zeit hier lebenden Personen kamen 39 durch die NS-Gewaltherrschaft ums Leben.[24]
Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg, der in seinen Auswirkungen noch weit dramatischer war als der Erste Weltkrieg und dessen Opferzahl auf 60 bis 70 Millionen Menschen geschätzt werden. Besonders ab 1944 war der verstärke Luftkrieg gegen Deutschland auch in Viernheim zu spüren. Große Fliegerverbände überflogen den Ort bei ihren Angriffen auf die umliegenden Industriestädte Ludwigshafen, Mannheim oder Worms. In diesem Jahr wurde auch die Arbeit auf den Feldern durch die fortgesetzten Tieffliegerangriffe lebensgefährlich. Auch in der Bahn oder auf den Straßen war niemand mehr sicher.
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Europa erreichten die amerikanischen Verbände Mitte März 1945 den Rhein zwischen Mainz und Mannheim. Die Brückenköpfe auf der linken Rheinseite konnten durch die schwachen deutschen Kräfte nicht gehalten werden, was zur Sprengung der Rheinbrücken bei Worms, Nordheim und Gernsheim am 20. März führte. Die Reste der deutschen 7. Armee, die sich auf die rechte Rheinseite zurückgezogen hatten, mussten fast die gesamte schwere Ausrüstung wie Panzer und Artillerie zurücklassen, was eine Fortsetzung der Kämpfe bei der absoluten Luftherrschaft der Amerikaner und dem Fehlen jeglicher deutscher Reserven eigentlich völlig sinnlos machte. Auf amerikanischer Seite war jetzt das oberste Ziel die Vermeidung weiterer Verluste, was zum massiven Einsatz von Artillerie, Panzern und Flugzeugen, auch ohne genaue Kenntnis einer möglichen Gegenwehr, auf alle einzunehmenden Städte und Dörfer führte. Stießen die vorrückende Kräfte auf Widerstand erfolgte ein sofortiger Rückzug und ein massiver Einsatz von Luftwaffe und Artillerie. Am 22. März überquerte die 3. US-Armee bei Oppenheim den Rhein und besetzte am 25. März Darmstadt. Das machte aus amerikanischer Sicht ein schnelles Nachrücken der benachbarten 7. US-Armee zur Flankensicherung notwendig. Zur Vorbereitung für deren Rheinüberquerung wurden die meisten Riedgemeinden am 25. und in der Nacht zum 26. März von der amerikanischen Artillerie beschossen.
In allen betroffenen Gemeinden wurden dabei Menschen getötet und es entstanden Sachschäden an Gebäuden. In den ersten Stunden des 26. März 1945 überquerten amerikanische Truppen bei Hamm, südlich von Worms und bei Sandhofen den Rhein. Die bei Sandhofen übergesetzten Kräfte erreichten am Mittag des 27. März mit einem Spähtrupp den Viernheimer Friedhof. Ein Dolmetscher gab der Bevölkerung zu verstehen, dass an jedem Haus eine weiße Fahne anzubringen sei, um zu signalisieren, dass sich kein deutscher Soldat mehr darin aufhielt. Gegen 12:30 Uhr wurde auch an der Kirchturmspitze eine weiße Fahne gehisst und gegen Abend rollte die amerikanische Panzerspitze in Viernheim ein.
Am 27. März standen die amerikanischen Einheiten außerdem in Lorsch, Bensheim und Heppenheim und einen Tag später waren Aschaffenburg am Main sowie der westliche und nördliche Teil des Odenwaldes besetzt.[25] Der Krieg in Europa endete mit der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Truppen, die am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft trat. Viernheim hatte etwa 430 gefallene oder vermisste Soldaten in diesem Krieg zu beklagen. Etwa 500 Soldaten waren am Ende des Krieges in Gefangenschaft und bis Ende 1948 verzeichnet das Fürsorgeamt 270 Kriegsbeschädigte.[26]
Nachkriegszeit und Gegenwart
Wie die Einwohnerzahlen von 1939 bis 1950 zeigen, hatte auch Viernheim nach dem Krieg viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zu verkraften. 1948 wurden der Gemeinde durch das neu gegründete Land Hessen die Stadtrechte verliehen.[27]
Im Jahr 1961 wurde die Gemarkungsgröße mit 4841 ha angegeben, davon waren 2313 ha Wald.[23]
1994 wurde Viernheim zur Brundtlandstadt ernannt, im Rahmen der Teilnahme an einem Modellprojekt zur Energieeinsparung.
Am 23. Juni 2016 ereignete sich um 14:45 Uhr eine deutschlandweit Schlagzeilen machende Geiselnahme im Foyer des Kinopolis-Kinos in Viernheim. Der Täter kam bei der Erstürmung durch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) ums Leben, niemand sonst wurde verletzt.
Gerichte ab 1821
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lorsch das in erster Instanz zuständige Gericht. Nach Umsetzung des Gerichtsverfassungsgesetzes im Großherzogtum mit Wirkung vom 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten. In Viernheim war nun das Amtsgericht Lorsch zuständig, das im Bezirk des Landgerichts Darmstadt lag.[28]
Am 1. Oktober 1934 wurde das Amtsgericht Lorsch aufgelöst und Viernheim dem Amtsgericht Bensheim zugeteilt.[29]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Viernheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[23][30][31]
- vor 1782: Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Mainz, Amt Starkenburg (1461–1650 an Kurpfalz verpfändet), Zent Heppenheim
- ab 1782: Heiliges Römisches Reich, Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Starkenburg, Amtsvogtei Lorsch
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Reichsdeputationshauptschluss), Fürstentum Starkenburg, Amtsvogtei Lorsch
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Lorsch[32]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lorsch
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Heppenheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lorsch) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Bensheim
- ab 1840: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Heppenheim
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- ab 1867: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Bergstraße (Im Zuge der Gebietsreform 1938 werden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Bergstraße
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Viernheim 32.615 Einwohner. Darunter waren 4721 (14,5 %) Ausländer, von denen 1534 aus dem EU-Ausland, 2324 aus anderen Europäischen Ländern und 863 aus anderen Staaten kamen.[33] Von den deutschen Einwohnern hatten 14,2 % einen Migrationshintergrund.[34]
Nach dem Lebensalter waren nnn Einwohner unter 18 Jahren, nnn zwischen 18 und 49, nnn zwischen 50 und 64 und nnn Einwohner waren älter.[35] Die Einwohner lebten in 14.793 Haushalten. Davon waren 5172 Singlehaushalte, 4260 Paare ohne Kinder und 3866 Paare mit Kindern, sowie 1155 Alleinerziehende und 340 Wohngemeinschaften.[35]
Einwohnerzahlen
• 1806: | 1894 Einwohner, 301 Häuser[32] |
• 1812: | 1900 Einwohner, 307 Häuser[9] |
• 1829: | 2483 Einwohner, 373 Häuser[11] |
• 1867: | 3850 Einwohner, 390 Häuser[18] |
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Quellen: Historisches Ortslexikon[23]; Hessisches Statistisches Informationssystem[36]
Religionszugehörigkeit
• 1829: | lutherische (= 0,56 %), 57 jüdische (= 2,30 %) und 2412 katholische (= 97,14 %) Einwohner[11] | 14
• 1961: | 3746 evangelische (= 18,79 %), 15.633 katholische (= 78,42 %) Einwohner[23] |
• 1987: | 7268 evangelische (= 24,8 %), 17.555 katholische (= 59,8 %), 4530 sonstige (= 15,4 %) Einwohner[37] |
• 2011: | 7440 evangelische (= 22,9 %), 14.330 katholische (= 44,1 %), 420 orthodoxe (= 1,3 %), 1510 andersgläubig (= 4,7 %), 8480 sonstige[Anm. 1] (= 26,1 %) Einwohner[38] |
Erwerbstätigkeit
Die Gemeinde im Vergleich mit Landkreis, Regierungsbezirk Darmstadt und Hessen:[39]
Jahr | Gemeinde | Landkreis | Regierungsbezirk | Hessen | |
---|---|---|---|---|---|
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte | 2017 | 9.637 | 72.939 | 1.695.567 | 2.524.156 |
Veränderung zu | 2000 | +13,0 % | +17,1 % | +16,1 % | +16,0 % |
davon Vollzeit | 2017 | 66,6 % | 70,8 % | 72,8 % | 71,8 % |
davon Teilzeit | 2017 | 33,4 % | 29,2 % | 27,2 % | 28,2 % |
Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte | 2017 | 2.379 | 15.613 | 224.267 | 372.991 |
Veränderung zu | 2000 | −24,9 % | −4,3 % | +9,0 % | +8,8 % |
Branche | Jahr | Gemeinde | Landkreis | Regierungsbezirk | Hessen |
---|---|---|---|---|---|
Produzierendes Gewerbe | 2000 | 29,7 % | 39,6 % | 27,0 % | 30,6 % |
2017 | 24,6 % | 32,1 % | 20,4 % | 24,3 % | |
Handel, Gastgewerbe und Verkehr | 2000 | 44,0 % | 25,1 % | 26,4 % | 25,1 % |
2017 | 38,4 % | 25,8 % | 24,7 % | 23,8 % | |
Unternehmensdienstleistungen | 2000 | 10,2 % | 11,6 % | 25,1 % | 20,2 % |
2017 | 15,8 % | 15,5 % | 31,6 % | 26,1 % | |
Sonstige Dienstleistungen | 2000 | 15,4 % | 22,0 % | 20,1 % | 22,5 % |
2017 | 21,0 % | 25,3 % | 23,0 % | 25,4 % | |
Sonstiges (bzw. ohne Zuordnung) | 2000 | % | 0,8% | 1,7% | 1,4% | 1,5
2017 | % | 0,1% | 1,1% | 0,3% | 0,4
Religion
Viernheim gehörte lange zum Erzbistum Mainz. Durch wechselnde Herrschaften im 15. und 16. Jahrhundert mussten die Bürger aufgrund des Augsburger Religionsfriedens siebenmal die Religion wechseln. Mit der Rückkehr zu Kurmainz blieb die Konfession dann allerdings die römisch-katholische. Anfang des 20. Jahrhunderts bekamen die zugezogenen evangelischen Bürger erstmals ihre eigene Kirche in Viernheim.
Heute gibt es in Viernheim die beiden katholischen Kirchengemeinden Pfarrei Johannes XXIII.[40] und Pfarrei St. Hildegard – St. Michael[41], die zum Dekanat Bergstraße-West des Bistums Mainz gehören, sowie die beiden evangelischen Gemeinden der Auferstehungskirche und der Christuskirche, die zum Dekanat Bergstraße der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehören.
Neben den beiden großen Konfessionen gibt es in Viernheim noch eine freie evangelische Gemeinde sowie Gemeinden der Evangeliumschristen-Baptisten, der Neuapostolischen Kirche und der Zeugen Jehovas.
Eine jüdische Gemeinde gibt es in Viernheim seit der Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr. Die am 31. August 1827 eingeweihte Synagoge in der Hügelstraße wurde am 10. November 1938 im Rahmen der Novemberpogrome von der SA, unter Beteiligung eines Teils der Einwohner, zerstört.
In Viernheim gibt es zwei Moscheen: die Eyüp-Sultan-Moschee, die zum Dachverband DİTİB gehört, und die Sultan-Ahmet-Moschee, die vom Dachverband IGMG geführt wird.[42]
Konfessionsstatistik
Mit 41,85 % waren fast die Hälfte der Viernheimer 2014 sonstiger Konfession bzw. konfessionslos. Gegenüber dem Vergleichswert 10 Jahre zuvor stieg dieser Anteil von damals 32,80 % um 9,05 % an. Damit überholen sie erstmals die Katholiken, deren Anteil in diesem Zeitraum um 6,63 % auf 39,05 % sank. Dies kann daran liegen, dass die Zahl der Kirchenaustritte bzw. der Personen, die keiner Konfession angehören, zugenommen hat, aber auch daran, dass mehr ausländische Mitbürger, die einer anderen Konfession angehören, in Viernheim leben als früher.[43]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung ist das oberste Organ der Stadt. Ihre politische Zusammensetzung wird alle fünf Jahre in der Kommunalwahl durch die Wahlbevölkerung der Stadt bestimmt. Wählen darf, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat und Deutscher Staatsbürger im Sinne des Grundgesetzes oder Staatsangehöriger eines der übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist. Für alle gilt, dass sie seit mindestens drei Monaten in der Stadt gemeldet sein müssen.
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[44] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[45][46][47][48]
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Es waren 45 Stadtverordnete für die Legislaturperiode vom 1. April 2016 bis 31. März 2021 zu wählen. Von 25.428 Wahlberechtigten gingen 10.475 zur Wahl. Somit fiel die Wahlbeteiligung leicht von 41,6 % im Jahr 2011 auf 41,2 % im Jahr 2016.
Bürgermeister
An der Spitze der Stadt steht der Bürgermeister, der von der Bevölkerung in direkter Wahl für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt wird. Seit 1997 amtiert Bürgermeister Matthias Baaß (SPD). Bei der Bürgermeisterwahl am 22. März 2015 erhielt Baaß 5.304 (55,1 %) der abgegebenen Stimmen. Der Kandidat Martin Ringhof (CDU) bekam 3.927 (44,9 %) der Stimmen. Insgesamt Wahlberechtigt waren 25.183 Wähler. Die Wahlbeteiligung betrug 38,8 Prozent (9.231 Stimmen).[51] Die letzte Wahl fand im Rahmen der Kommunalwahlen am 14. März 2021 statt.[52] Baaß wurde dabei im ersten Wahlgang sehr knapp mit 5703 Stimmen bestätigt, seine vier Gegenkandidaten erhielten zusammen 5696 Stimmen.[53]
Ihm zur Seite gestellt ist der Erste Stadtrat sowie elf ehrenamtliche Beigeordnete. Sie alle werden von der Stadtverordnetenversammlung für eine Amtszeit von sechs resp. fünf Jahren gewählt und spiegeln daher parteipolitisch die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse zum Zeitpunkt der Wahl wider.
Der Bürgermeister, der Erste Stadtrat und die elf Beigeordneten bilden zusammen den Magistrat der Stadt.
Der erste urkundlich belegte Schultheiß war in 1482 Nicolaus Welbel. 1568 wurde ein Sebastian Kürle († 1596) genannt. Darauf folgten 1597 Anstatt Brecht († 1610), 1609 Hans Philipp Carl, 1623 Nicolaus Hartmann und noch in 1623 Philipp Günther. 1637 wurde Anstatt Karg, ab 1640 Hans Georg Klenk als Schultheiß erwähnt, danach in 1655 wurde noch Hans Steden als früherer Schultheiß bezeichnet. 1649 wurde erstmals Lorenz Reißenbach (*1605, † 1664) als Oberschultheiß erwähnt, direkt gefolgt von seinem Sohn Johann Lorenz Reißenbach (*1642, † 1716). Er war wohl der Schultheiß mit der längsten Amtszeit in Viernheim, 52 Jahre! 1716–1727 folgte dessen Schwiegersohn Johann Leonhard Winkler in diesem Amt nach. Die weiteren Schultheißen waren dann:
1727–1752 | Johann Valentin Kirchner (Unterschultheiß) |
1752–1765 | Johann Adam Platz (Unterschultheiß) |
1765–1795 | Johann Georg Winkler |
1795–1816 | Nikolaus Schorn |
1816–1821 | Edmund Blaeß |
Gemäß Erlass der ersten hessischen Gemeindeordnung lautet die Amtsbezeichnung seit 1822 ''Bürgermeister''. Die Bürgermeister seit 1822:
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Wappen und Banner
Wappen
Blasonierung: „Geteilt und unten gespalten; oben in Blau ein wachsender, golden gekrönter, golden bewehrter, fünfmal von Silber und Rot geteilter Löwe; unten vorne in Rot ein sechsspeichiges silbernes Rad, hinten in Gold die schwarze gotische Zahl Vier.“[54]
Das Wappen wurde der Stadt 1926 verliehen. Gestaltet wurde es durch den Darmstädter Heraldiker Georg Massoth.
Der hessische Löwe drückt die Zugehörigkeit zum Land Hessen aus, während das Mainzer Rad die frühere Ortsherrschaft von Kurmainz symbolisiert. Die gotische Vier steht redend für den Ortsnamen. Sie ist wohl das alte Viernheimer Ortszeichen und taucht schon in Ortssiegeln des 16. Jahrhunderts auf,[55] obwohl sich der Ortsname nicht von der Zahl „Vier“, sondern möglicherweise vom althochdeutschen firni, „alt, aus der Vorzeit“, oder dem keltischen vernos, „Erle“, herleitet.[56]
Flagge
Das Recht zur Führung einer Flagge wurde der Stadt am 30. November 1949[57] durch den Hessischen Innenminister verliehen. Die nichtamtliche Flaggenbeschreibung lautet:
„Auf der blau-weiß-roten Flaggenbahn aufgelegt das Stadtwappen.“
Städtepartnerschaften
Viernheim unterhält mit folgenden Städten und Gemeinden eine Städtepartnerschaft:
- Franconville, Val-d’Oise, Frankreich (seit 1966)
- Potters Bar, Hertfordshire, Vereinigtes Königreich (seit 1972)
- Rovigo, Venetien, Italien (seit 1991)
- Haldensleben, Sachsen-Anhalt (seit 1992)
- Satonévri, Burkina Faso (seit 1994)
- Mława, Masowien, Polen (seit 2019)[58]
- Für Altrohlau / Stará Role (Ortsteil von Karlsbad) in Böhmen (Tschechien) hat Viernheim 1968 die Patenschaft für die in der Bundesrepublik lebenden ehemaligen Bürger des Ortes übernommen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen und Galerien
- Museum Viernheim
- Kunstverein Viernheim
- Kunsthaus Viernheim
- Humboldt-Galerie
- Europäisches Fotozentrum für junge Fotografie
Darüber hinaus gibt es noch den Vogelpark Viernheim.
Gewässer
- Schwarzer Graben
- Landgraben
- Weschnitz (Anteil etwa 600 m Länge an der Landesgrenze zu Baden-Württemberg).
- Waldsee (im Volksmund „Anglersee“), künstlich angelegter größerer Teich im Naherholungsgebiet.
- Oberlücke (ein aus einer Sandgrube entstandener Weiher/Naturschutzgebiet)
Bauwerke
- evangelische Kirchen
- Auferstehungskirche, Berliner Ring
- Christuskirche, Saarlandstraße
- Evangelische Friedenskirche
- katholische Kirchen
- Marienkirche, Mannheimer Str. 18[59]
- Apostelkirche, Kettelerstr. 2[60]
- Kirche St. Michael
- Kirche St. Hildegard
- Kapelle St. Josef, Bürgermeister Neff-Straße 15 (Tridentinischer Messritus)
- Neuapostolische Kirche, Maria-Mandel-Straße
- Moscheen
- Eyüp Sultan Moschee, Fritz-Haber-Straße 3
- Apostelkirche, gebaut 1900
- Marienkirche, geweiht 1660
- St. Michael, geweiht 1957
- Denkmäler
- Kriegerdenkmal für die Soldaten des Preußisch-Österreichen Krieges 1866 und Deutsch-Französischer Krieges 1870/71; Ecke Weinheimer/Wasserstraße, eingeweiht 1905
- Kriegerdenkmal für die Soldaten des Ersten Weltkrieges (1914–1918), später auch des Zweiten Weltkrieges, von Wilhelm Götze, Bildhauer Darmstadt, Friedhof Lorscher Straße, eingeweiht am 14. Dezember 1924
- Georg-Büchner-Denkmal (17. Oktober 1813 bis 19. Februar 1837) Dichter und Schriftsteller, Georg-Büchner-Straße.
- Gesamtanlage „Bereich Anker“, historischer Ortsteil, Weinheimer- und Heddesheimer Straße (nach § 2 Abs. 3 HDSchG)
Vereine
- Sänger-Einheit 1872 e. V. Viernheim
- 1. Kampfkunst- und Sportverein Vovinam Viet-vo-Dao e. V.
- SG Viernheim
- Tanzsportclub Rot-Weiss Viernheim e. V.[61]
- TSV Amicitia Viernheim
- Turnverein von 1893 Viernheim (TV 1893)
- Badminton Club Viernheim
- Golf Club Mannheim-Viernheim
- Bushido Viernheim-Shotokan-Karate
- Viernheimer Billard – Club 1967
- Ballettschule Heide Heidt
- Viernheimer SV (Schwimmverein)
- DLRG Viernheim
- Ski Club Viernheim
- ERC Viernheim (Rollkunstlauf)
- 1. Viernheimer Karate Dojo
- 1. Viernheimer Judo Club e. V.
- TSC Viernheim (Tauchsportclub Viernheim)
- KSV 1951 Viernheim (Kegelsportverein Viernheim)
- TC Viernheim (Tennisclub Viernheim)
- Reit und Fahrverein Viernheim e. V.
- SC Viernheim 1934 e.V. (Schachclub)
- SRC 1896 Viernheim e. V. (Ringen)
Regelmäßige Veranstaltungen
- Februar: Fastnachtsumzug oder Straßenfastnacht (im jährlichen Wechsel)
- Mai: 1. Mai „Tag der Arbeit“: Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
- Mai: Tanz in den Mai; Traditionelles Maifest bei der Freiwilligen Feuerwehr, Brundtlandfest
- Juni: Brundtland Citylauf
- August: Viernheimer Triathlon (1,5 / 46 / 10)
- Juli: Erstes Wochenende traditionelles Siedlerfest der Siedlergemeinschaft Viernheim
- Juli: Sommerfest Sänger-Einheit 1872 e. V. Viernheim (2. Sonntag im Juli)
- Juli: CdG-Sommerfest in bayrischem Stil
- Juli: Viernheimer Stadtfest (seit 2012, Zwei-Jahres-Turnus)
- August: MGV-Gartenfest (erstes Wochenende im Aug.)
- August: Tierschutzverein Viernheim Sommerfest am letzten Wochenende im August
- September: Freiwilligentag (dritter Samstag im September)
- September: Südhessische Akkordeontage
- September: Innenstadtfest (1980–2010[62][63])
- Oktober: Tag des Friedhofs
- November: Kerwe
- Dezember: Weihnachtsmarkt
- Pfarrfeste der Viernheimer Gemeinden
- 24-Stunden-Lauf der Gemeinde St. Michael (zuletzt 2013)
- Seifenkistenrennen der Viernheimer Pfadfinder (2006–2008)
Wirtschaft und Infrastruktur
Flächennutzung
Das Gemeindegebiet umfasst eine Gesamtfläche von 4840 Hektar, davon entfallen in ha auf:[64]
Nutzungsart | 2011 | 2015 | |
---|---|---|---|
Gebäude- und Freifläche | 538 | 543 | |
davon | Wohnen | 291 | 292 |
Gewerbe | 61 | 62 | |
Betriebsfläche | 25 | 25 | |
davon | Abbauland | 2 | 2 |
Erholungsfläche | 83 | 83 | |
davon | Grünanlage | 34 | 34 |
Verkehrsfläche | 348 | 349 | |
Landwirtschaftsfläche | 1000 | 994 | |
davon | Moor | 0 | 0 |
Heide | 0 | 0 | |
Waldfläche | 2783 | 2783 | |
Wasserfläche | 34 | 34 | |
Sonstige Nutzung | 29 | 29 |
Verkehr
Straßenverkehr
Viernheim liegt an der A 659, die direkt nach Mannheim und Weinheim führt, aber auch den direkten Zugang zu drei weiteren Autobahnen, der A 5, der A 6 und der A 67, bietet. Durch die beiden Autobahnkreuzungen Viernheimer Kreuz und Viernheimer Dreieck ist der Ortsname Viernheim vielen Autofahrern bekannt.
ÖPNV
Viernheim ist durch eine Schmalspur-Eisenbahn und eine Buslinie an die umliegenden Städte angebunden. Die elektrisch betriebene Schmalspurbahn (Oberrheinische Eisenbahn, kurz OEG, heute als Linie 5 ausgewiesen) wird meist als Überlandstraßenbahn angesehen. Sie führt seit 1887 nach Mannheim und nach Weinheim, ein paar Jahre später erfolgte von dort auch eine Verlängerung nach Heidelberg. Sie wird von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) betrieben. Eine Regionalbus-Linie des Busverkehr Rhein-Neckar (BRN) führte einst nach Weinheim sowie nach Lampertheim und Worms. Seit kurzem fährt diese Linie nur noch ab Viernheim nach Worms. Zudem gibt es zwei Stadtbus-Linien der Stadtwerke Viernheim, die von der RNV-Tochter V-Bus betrieben werden. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert.
Bahnverkehr
Der Bahnhof Viernheim lag an der 1905 eröffneten Bahnstrecke Weinheim–Viernheim, die ursprünglich weiter über Lampertheim nach Worms führte, um die Verbindung der Weschnitztalbahn nach Worms herzustellen. Wegen geringer Nachfrage dieser Verbindung wurden jedoch 1960 der Personenverkehr auf der gesamten Strecke eingestellt und durch Busse ersetzt und die Gleisanlagen zwischen Viernheim und Lampertheim abgebaut (der Streckenverlauf ist heute noch als breite Schneise im Wald erkennbar). Lediglich der Güterverkehr zwischen Weinheim und Viernheim wurde – mit Unterbrechungen – bis 2010 fortgeführt. Das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs beherbergt heute eine kommunale Freizeit- und Bildungsstätte, die den Namen Treff im Bahnhof (T.I.B.) trägt.[65]
Ansässige Unternehmen
Viernheim hat vier Industriegebiete mit vielen Betrieben des Mittelstand. Dort haben namhafte Firmen, wie Buderus ihr Vertriebszentrum, RF Systems Nachrichtentechnik, Plisch GmbH, Hommel Hercules Werkzeuge (HHW), Busch (Modellbahnzubehör) und die Erdt Gruppe ihren Hauptfirmensitz. Überregional bekannt ist das 1972 eröffnete Einkaufszentrum Rhein-Neckar-Zentrum.
Medien
In Viernheim gibt es zwei regionale Tageszeitungen:
- Viernheimer Tageblatt, gegründet 1949.
- Mannheimer Morgen als Südhessen Morgen mit einer Regionalausgabe Viernheim
Die folgenden kostenlosen Anzeigenzeitungen werden in Viernheim wöchentlich verteilt:
- Viernheimer Volksblatt
- Wochenblatt Mannheim
- Bergsträßer Anzeigen-Zeitung (BAZ)
Folgende regionale Medien sehen Viernheim als Teil ihres Empfangs- bzw. Verbreitungsgebiets:
- Hessischer Rundfunk, Südwestrundfunk (Kurpfalz-Radio im Rahmen von SWR4 Baden-Württemberg)
- Rhein-Neckar Fernsehen
- Radio Regenbogen, Hit Radio FFH, Radio RPR, sunshine live, big FM, bermuda.funk
- Bild Rhein-Neckar
- Meier
Bildung
Die Viernheimer Schullandschaft deckt die elementaren Bereiche der Allgemeinbildung ab.
- Grundschulen:
- Schillerschule
- Goetheschule
- Nibelungenschule
- Friedrich-Fröbel-Schule
- Grund-, Haupt- und Realschule:
- Friedrich-Fröbel-Schule
- Gesamtschule (Haupt-, Realschule und Gymnasium):
- Alexander-von-Humboldt-Schule
- Gymnasium:
- Albertus-Magnus-Schule – Gymnasium in Trägerschaft des Bistums Mainz
- Förderschule:
- Albert-Schweitzer-Schule
- Englischsprachige Schulen
- MIS (Metropolitan International School)
Weitere Schulen mit spezifischeren Profilen sind in den Nachbarstädten zu finden.
Die nächsten Hochschulen und Universitäten befinden sich in der Nachbarstadt Mannheim und in Heidelberg.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Jakob Keller (1873–1961), Landtagsabgeordneter (Zentrum)
- Maria Mandl (1905–1965), Widerstandskämpferin in der NS-Zeit, Kommunalpolitikerin[66]
- Hans Knapp (1910–2006), Heimatforscher
- Franz Dewald (1911–1990), Kunstmaler, künstlerischer Entwurf der Ausstattung der St. Michaelskirche
- Samuel Schmitt (1920–2002), Schriftsteller, Verleger
- Wilhelm Joseph Koch (* 1931), langjähriger Kommunalpolitiker, Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für ehrenamtliche Tätigkeiten
- Manfred Knapp (* 1939), Politikwissenschaftler und Hochschullehrer
- Karl-Heinz Kiß (* 1941), Fußballspieler
- Joachim Jung (* 1954), Schauspieler
- Ulrich Tukur (* 1957), Schauspieler
- Fritz Niebler (* 1958), Ringer
- Rüdiger Reinhardt (* 1960), deutscher Psychologe, Professor für Wirtschaftspsychologie und Empirische Forschung
- Günther Beikert (* 1968), Schachspieler
- Claudia Tonn (* 1981), Siebenkämpferin
- Holger Marcks (* 1981), Sozialwissenschaftler und Publizist
Persönlichkeiten, die in Viernheim gewirkt haben
- Edmund Bläss (1769–1844), Schultheiß in Viernheim 1817–1826 und ehemaliger Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen, Schwiegersohn des Viernheimer Schultheißen Georg Winckler
- Erich Syri (* 1937), Kammersänger (Bass), lebt in Viernheim
- Angelo Stipinovich (* 1964), Pfarrer von 1999 bis 2019 in St. Michael und St. Hildegard, Initiator für „Haus des Lebens“, „Viernheimer Tafel“, Hospiz „Schwester Paterna“
- Christine Lambrecht (* 1965), Politikerin, wuchs in Viernheim auf und hatte lange ihren Lebensmittelpunkt in der Stadt
- Andreas Sturm (*1986), Politiker und Autor, war von 2013 bis 2021 als Lehrer an der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim tätig
Ehrenbürger
Die Stadt Viernheim hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:
- 1948: Ludwig Bergsträsser (1883–1960), Vorsitzender der 1. hessischen Nachkriegsregierung
- 1948: Hans Mayr (1864–1958), Rektor, Verfasser der „Chronik der Stadt Viernheim“
- 1949: Karl Joseph Alter (1885–1977), Erzbischof von Cincinnati
- 1965: Nikolaus Hattemer (1900–1970), Dekan
- 1973: Anton Darmstadt (1900–1981), Pfarrer
- 1975: Hans Mandel (1917–2010), Bürgermeister
- 1975: Michael Bugert (1905–1989), Ehrenstadtrat
Literatur
- Heinrich Loew: Festschrift zur Jahrhundertfeier des Synagogenbaues. Viernheim 1927.
- Franz Josef Haas, Adam Haas, Kommission zur Wiedergutmachung des Unrechts von 1934 (Hrsg.): Der Geländeraub in Viernheim 1934 (Wegnahme der Allmend), Denkschrift zur Frage der Wiederherstellung der Allmende in der Gemeinde Viernheim. Verfasst von Franz Josef Haas 1. und Adam Haas 6., Viernheim 1948.
- Hans Knapp: Viernheimer Wörterbuch „Wie gered't sou gebabblt“. 1972.
- Hans Mayr: Chronik der Stadt Viernheim. Mannheim 1949.
- Max Liebster: Hoffnungsstrahl im Nazisturm – Geschichte eines Holocaustüberlebenden. Esch sur Alzette (Luxemburg) 2003, ISBN 2-87953-990-0.
- Magistrat der Stadt Viernheim (Hrsg.): 1200 Jahre Viernheim 777–1977.
- Brigitte Perker, Magistrat der Stadt Viernheim (Hrsg.): Viernheim zwischen Weimar und Bonn – Demokratie und Diktatur in einer deutschen Kleinstadt – 1918–1949. Viernheim 1988.
- Gisela Wittemann: Illustrierte Geschichte Stadt Viernheim. Edition Quadrat Bernhard Wipfler, 1998, 160 Seiten, ISBN 3-923003-82-X.
- Werner Nägel u. a.; Standesamt Viernheim (Hrsg.): 100 Jahre Standesamt Viernheim. 1876–1976. Viernheim 1976, 92 Seiten.
- Klaus Giese: Viernheimer von Kopf bis Fuß. Fotos, Fragebogen, Gedichte, Viernheimer Persönlichkeiten. K. Brückmann, 1987.
- Claudia Reinhardt: No Place like Home –Fotografien und Texte zu Viernheim. Verbrecher Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-87512-413-8.
- Rainald Fuhr (Hrsg.): 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Viernheim 1890–1990. Festbuch zum Jubiläum. Selbstverlag der Ev. Kirchengemeinde, Gernsheim 1990.
- Käser, Bugert, Haas u. a.: 100 Jahre St. Aposteln – Menschen, Geschichten, Begegnungen. St. Aposteln, Viernheim 1999, 240 Seiten.
- Gerd Schwetasch: Viernheim durch meine Linse. Ein Bildband. Waldkirch Verlag, Mannheim 2010, 144 Seiten, ISBN 978-3-927455-80-1.
- Karl Müller, Horst Samstag: Familienbuch Viernheim. (= Schriften der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung. Nr. 43, Deutsche Ortssippenbücher, Reihe B, Band 351). 2 Bände, Darmstadt 2005, ISBN 978-3-9810720-0-6.
- Herbert Kempf: Viernheim in alten Landkarten. Broschüre, Viernheim 2011.
- D. Heiberger, Mandel, Rieß: Viernheim – 50 Jahre Heimatmuseum, 1934–1984. Verlag Viernheimer Neue Volkszeitung, Friedrich Martin 1984.
- Gottlieb Heinrich Heer: Die Sage vom Glockenhügel. Linolschnitte von Reinhard Liess, Verlag Viernheim-Zürich, 1959.
- Literatur von und über Viernheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Viernheim nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
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- Viernheim, Landkreis Bergstraße. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Informationen zu der Gemeinde Viernheim. In: Hessisches Gemeindelexikon. HA Hessen Agentur GmbH, 2016 .
- Linkkatalog zum Thema Viernheim bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Anmerkungen
- Keiner öffentlich rechtlichen Religionsgemeinschaft angehörig.
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Verne – Woinem und zurück. MENSCHEN IN VIERNHEIM: „Celtic Songs“ – die ungewöhnliche Geschichte eines Projektchors / Samstag Konzert in St. Michael. In: morgenweb.de. Mannheimer Morgen, 15. März 2013, abgerufen am 25. August 2013.
- Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, DNB 366995820, OCLC 614375103, S. 719–721.
- Geschichte. In: Webauftritt. Stadt Viernheim, abgerufen im Oktober 2019.
- Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Ausseruniversitärer Historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland., 1978, S. 290
- Ortsgeschichte von Biblis. (Nicht mehr online verfügbar.) In: biblis.eu. Gemeinde Biblis, archiviert vom Original am 1. Januar 2015; abgerufen am 1. Januar 2014.
- Johann Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues. Darmstadt 1812, OCLC 162251605, S. 178 ff. (Online bei google books).
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