Sceau-Saint-Angel
Sceau-Saint-Angel, okzitanisch Vers Ceus Sent Angeu, ist eine französische Gemeinde mit 127 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Norden des Départements Dordogne in der Region Nouvelle-Aquitaine. Sie gehört zum Arrondissement Nontron und zum Kanton Périgord Vert Nontronnais (bis 2014: Nontron). Zuständiger Gemeindeverband ist die Communauté de communes du Périgord Nontronnais. Die Einwohner werden als Scellois bzw. Scelloises bezeichnet.
Sceau-Saint-Angel Vers Ceus Sent Angeu | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Dordogne (24) | |
Arrondissement | Nontron | |
Kanton | Périgord Vert Nontronnais | |
Gemeindeverband | Périgord Nontronnais | |
Koordinaten | 45° 29′ N, 0° 42′ O | |
Höhe | 157–262 m | |
Fläche | 18,05 km² | |
Einwohner | 127 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 7 Einw./km² | |
Postleitzahl | 24300 | |
INSEE-Code | 24528 | |
Kirche von Saint-Angel |
Etymologie
Saint-Angel bzw. Sent Angeu leitet sich vom Heiligen Angelus ab. Möglicherweise ist auch der Erzengel Michael gemeint. Die Bezeichnung Sceau ist eine französische Zusammenziehung des okzitanischen Vers (nach, hin) Ceus, wobei Ceus aus dem Lateinischen Cellis (Klosterzellen) hervorgegangen sein dürfte.
Geographie
Sceau-Saint-Angel liegt knappe sechs Kilometer (Luftlinie) südsüdöstlich von Nontron und vier Kilometer westsüdwestlich von Saint-Pardoux-la-Rivière. Périgueux im Süden ist 33 Kilometer entfernt.
Sceau-Saint-Angel wird von folgenden sieben Nachbargemeinden umgeben:
Saint-Martial-de-Valette | Nontron | Saint-Pardoux-la-Rivière |
Saint-Front-sur-Nizonne | Saint-Front-la-Rivière | |
La Chapelle-Montmoreau | Quinsac |
Zum Gemeindegebiet von Sceau-Saint-Angel gehören folgende Weiler, Gehöfte, ein Schloss und Geländepunkte:
Argentine, Battelière, Beauvoir, Bellegarde, Bois Coupé, Bois de l’Age, Bois des Biches, Bois des Cocus, Brissonneau, Broillac, Château de l'Age, Courrière, Garreloup, Grand Clos, Jayac, L’Abîme, La Bure, La Croix de Nadaillac, La Croix des Chemins, La Grésille, La Pouyade, La Sacaude, Lage, Laglant, Le Caillou, Le Châtaignier, Le Grand Mazerat, Le Jardin Anglais, Le Petit Clos, Le Petit Mazerat, Le Pouyaud, Les Garennes, Les Taillis de la Grézille, Morelière, Puymezier, Saint-Angel, Sarelière, Sceau, Terme de la Roue, Tourbanier und Vignaud.
Der topographisch tiefste Punkt des Gemeindegebietes liegt mit 157 Metern über dem Meer bei Broillac im Nordosten, der höchste Punkt mit 262 Metern bei Brissonneau im Nordwesten. Die maximale Höhendifferenz beträgt 105 Meter. Sceau befindet sich auf 238 Meter, Saint-Angel auf 208 Meter Meerhöhe.
Der überwiegende Teil des Gemeindegebiets von Sceau-Saint-Angel wird von ausgedehnten Waldungen eingenommen.
Verkehrsanbindung
Durch den Westteil des Gemeindegebiets von Sceau-Saint-Angel verläuft die D 675 in südlicher Richtung von Nontron nach Brantôme. Ferner quert die D 3 von Nontron nach Villars in Richtung Südost; von ihr zweigt eine Kommunalstraße ab, welche durch den Ortskern Sceau führt und sich dann nach Saint-Front-la-Rivière fortsetzt. Den Ortskern kreuzt ferner eine von Saint-Pardoux heraufkommende Kommunalstraße, die anschließend eine Querverbindung zur D 675 herstellt. Von letztgenannter Kommunalstraße besteht ein Abzweig bei Garreloup nach Saint-Angel und weiter nach Quinsac.
Durch den Nordteil der Gemeinde führte einst die mittlerweile stillgelegte Bahnstrecke Quéroy-Pranzac–Thiviers.
Bodenbedeckung
Die Bodenbedeckung der Gemeinde Sceau-Saint-Angel schlüsselt sich im Jahr 2018 gemäß der europäischen Datenbank CORINE Land Cover (CLC) wie folgt auf:
- Wälder – 76,2 %
- heterogene landwirtschaftliche Nutzung – 13,6 %
- Wiesen – 10,2 %
Die forstwirtschaftliche Nutzung steht eindeutig im Vordergrund. Der Anteil der Waldflächen hat sich seit 1990 nicht verändert.
Klima
Sceau-Saint-Angel besitzt ein abgeschwächtes ozeanisches Klima, das sich durch folgende Parameter auszeichnet:
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Hydrographie
Beim Weiler Morelière entspringt die nach Westen abfließende Nizonne. Die Quelle des nach Südwesten entwässernden Boulou befindet sich in unmittelbarer Nähe von Saint-Angel. Ein kleiner Bach, der nördlich von Sarelière entspringt, entwässert den Nordosten der Gemeinde in Richtung Dronne (nach Ostsüdosten). Die Wasserscheide zwischen Nizonne und Boulou einerseits und Dronne andererseits verläuft in etwa mitten durch das Gemeindegebiet. Die Nordwestgrenze bildet die Wasserscheide zwischen Bandiat und Dronne.
Geologie
Die Gemeinde Sceau-Saint-Angel befindet sich vollständig auf flach liegenden Sedimenten des nordöstlichen Aquitanischen Beckens, die aber weitgehend von kontinentalem Tertiär verhüllt werden und nur entlang von Flussläufen und deren Hanglagen einzusehen sind.
Der Nordosten des Gemeindegebiets wird vom Lias (Pliensbachium unterhalb von Puymezier – graublaue Dolomite der Formation l5-9), von Kalken (bioklastische Kalke, kryptokristalline Kalke und Oolithkalke) des Doggers (Bajocium der Formation j1b-2a und Bathonium der Formation j2b im gesamten Nordostabschnitt) und von unterstem Malm (Oxfordium bei Le Petit Mazerat, Formationen j2-6(a) und j2-6(b)) unterlagert. Der Dogger kann stellenweise auch rekristallisiert vorliegen, wie beispielsweise um Jayat.
Unmittelbar unterhalb von Sceau transgrediert Cenomanium (Formation c1-2) über die Jurafolge. Die Oberläufe der Nizonne und des Boulous werden von flach liegenden, oberkreidezeitlichen Schichten des Ligériens gesäumt (Unterturon – Formation c3a). Bei Vignaud steht sogar schon Angoumien (Oberturon – Formation c3b) an.
Altpleistozänes Alluvium (fluviatilen Ursprungs) und kolluviale Alterite (kontinentale Umlagerungen auf Hanglagen – Schotter und Sande) über- bzw. verdecken sodann den größten Teil des Gemeindegebiets und maskieren die unterlagernden mesozoischen Sedimente. Fluviatiles Altpleistozän (Formation Fs) findet sich entlang der nordwestlichen Höhenlagen um Brissonneau sowie oberhalb von Sceau. Die kolluvialen Alterite sind entweder Wiederaufarbeitungsprodukte des Mesozoikums (Formation AC) oder des Altpleistozäns(Formation ACF). Sie nehmen die extensiven Höhenrücken der Wasserscheiden ein und werden von Wald bestanden.
In die verästelten Talungen des Boulous bei Saint-Angel wurde Kalkhangschutt aus der Würm-Kaltzeit eingetragen (Formation GP), der Fluss selbst fließt jedoch in holozänem Alluvium (Formation K). Unter dem Kalkhangschutt findet sich auch Sidérolithique des Paläozäns. Holozänes Alluvium liegt im Oberlauf der Nizonne. Eiszeitlicher Kalkhangschutt verfüllt außerdem den Bach an der Nordostgrenze.
Für den Nordostabschnitt werden mehrere Südost-streichende Störungen vermutet, die in etwa parallel zur weiter östlich liegenden Randstörung von Le Puy (Gemeinde Nontron) verlaufen dürften, an welcher das kristalline variszische Grundgebirge (hier Paragneise – ζ1-2) gegenüber den Sedimenten des Aquitanischen Beckens herausgehoben wurde. Das Vorhandensein rekristallisierten Doggers lässt ebenfalls auf Störungen schließen.
Ökologie
Naturpark
Die Gemeinde Sceau-Saint-Angel bildet einen integralen Bestandteil des Regionalen Naturparks Périgord-Limousin.
Schutzgebiete
Die Oberläufe von Boulou und Nizonne mit ihren Feuchtniederungen bilden regional bedeutende Ökotope, die als ZNIEFF (Französisch zone naturelle d'interêt écologique, faunistique et floristique) ausgewiesen wurden. Es bestehen Pläne, den gesamten weiteren Flusslauf des Boulous – bereits eingestuft als ZNIEFF des Typus 2 – gemäß Natura 2000 unter Schutz zu stellen. Auch die Nizonne bildet eine ZNIEFF des Typus 2.
Der Oberlauf des Boulous – eine ZNIEFF des Typus 1 – zeichnet sich durch hohe Artenvielfalt aus (6 Amphibien, 6 Reptilien, 79 Vögel, 233 Insekten und 10 Pflanzen). Charakteristisch sind die Taxa Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes), Blindschleiche (Anguis fragilis), Grasfrosch (Rana temporaria), Westlicher Schlammtaucher (Pelodytes punctatus), Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea), Gelbbauchunke (Bombina variegata) und Marmormolch (Triturus marmoratus), ferner die Insekten Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale), Südlicher Kurzgeschwänzter Bläuling (Cupido alcetas), Quendel-Ameisenbläuling (Phengaris arion), Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii), Großer Feuerfalter (Lycaena dispar), Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), Gemeine Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius), Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus), Fleckenbindiger Halsbock (Pachytodes erraticus), die Schwebfliege Milesia crabroniformis, der Weberbock Musaria rubropunctata, die Zangenlibelle Onychogomphus uncatus, Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus), Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia) und Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina).
Geschichte
Ältestes Kulturzeugnis in Sceau-Saint-Angel ist die romanische Kirche von Saint-Angel, die jedoch im 18. Jahrhundert baulich verändert wurde. Aus dem 14. Jahrhundert stammt die gotische Kapelle von La Pouyade.
Im Jahr 1868 benannte sich die Gemeinde, die bis dahin nur Saint-Angel hieß, in Sceau-Saint-Angel um (der Ortsteil Sceau ist wesentlich bedeutender als Saint-Angel).
Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung in Sceau-Saint-Angel | ||||
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Jahr | Einwohner |
| ||
1962 | 191 | |||
1968 | 192 | |||
1975 | 149 | |||
1982 | 129 | |||
1990 | 122 | |||
1999 | 116 | |||
2006 | 121 | |||
2007 | 121 | |||
2008 | 122 | |||
2016 | 123 | |||
2017 | 124 | |||
2018 | 125 |
Quelle: INSEE[1]
Die Bevölkerung Sceau-Saint-Angels hat ab 1968 schwere Einbußen erlebt, scheint sich aber ab 1999 wieder zu stabilisieren.
Bei einer Fläche von 17,49 Quadratkilometer beträgt die Bevölkerungsdichte 7 Einwohner/km² – die niedrigste im Kanton Périgord Vert Nontronnais.
Bürgermeister
Bürgermeister von Sceau-Saint-Angel ist seit 2001 der der PCF angehörende Rentner Michel Combeau. Er wurde im Mai 2020 wiedergewählt.
Sehenswürdigkeiten
- Romanische Kirche Saint-Michel in Saint-Angel
- gotische Kapelle aus dem 14. Jahrhundert von La Pouyade
- Château de l'Age
- Beauvoir, ein U-förmiger Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert
Photogalerie
- Kirche Saint-Michel in Saint-Angel
- Eingangsportal der Kirche Saint-Michel
- Dekoratives Blindfenster an der Kirche Saint-Michel
- D 675 in Richtung Nontron bei Morelière
- Die Kapelle von La Pouyade
Einzelnachweise
Literatur
- J.-P. Floc'h et al.: Feuille Nontron. In: Carte géologique de la France à 1/50000. BRGM.
Weblinks
- Sceau-Saint-Angel auf der Website von annuaire-mairie.fr
- Sceau-Saint-Angel auf cartesfrance.fr in Französisch
- Einwohnerentwicklung seit 1793 auf cassini.ehess.fr