Brantôme
Brantôme (okzitanisch Brantòsme) ist eine Ortschaft und eine ehemalige französische Gemeinde mit zuletzt 2.156 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2015) im Norden des Départements Dordogne in der Region Nouvelle-Aquitaine. Sie gehörte zum Arrondissement Périgueux und war Hauptort (chef-lieu) des Kanton Brantôme.
Brantôme | ||
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Gemeinde | Brantôme en Périgord | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département | Dordogne | |
Arrondissement | Périgueux | |
Koordinaten | 45° 22′ N, 0° 39′ O | |
Postleitzahl | 24310 | |
Ehemaliger INSEE-Code | 24064 | |
Eingemeindung | 1. Januar 2019 | |
Die Abtei Saint Pierre de Brantôme mit der Dronne |
Zum 1. Januar 2016 wurde Brantôme mit der Nachbargemeinde Saint-Julien-de-Bourdeilles mit dem Status einer Commune déléguée zur Commune nouvelle Brantôme en Périgord zusammengeschlossen.[1]
Zum 1. Januar 2019 wurde Brantôme en Périgord als Commune nouvelle aufgelöst und fortan unter der neu gegründeten, gleichnamigen Commune nouvelle Brantôme en Périgord mit weiteren Gemeinden als Commune déléguée geführt. Brantôme verlor dabei den Status einer Commune déléguée.[2]
Etymologie
Der Ursprung des Ortsnamens liegt ziemlich im Dunkeln. Angeblich soll eine sagenumrankte Persönlichkeit namens Brantho der Stumme Pate gestanden haben.
Geographie
Brantôme wird in Nordost-Südwest-Richtung von der Dronne durchflossen, dem rechten Hauptnebenfluss der Isle.
Die Stadt liegt 21 Kilometer nordnordwestlich von Périgueux und 18 Kilometer südlich von Nontron. Sie ist ein Verkehrsknotenpunkt: durch sie führen die ziemlich stark befahrene D 939 von Périgueux nach Angoulême und die D 78 von Ribérac nach Thiviers; ferner zweigt von hier die D 675 nach Nontron ab.
Der historische Stadtkern liegt auf einer nahezu runden Insel von 300 Meter Durchmesser inmitten der Dronne, weswegen Brantôme auch als Venedig des Périgord bezeichnet wird.
Geologie
Kurz vor Brantôme macht die Dronne, aus südöstlicher Richtung kommend, eine Richtungsänderung nach Süden und beginnt in langgezogenen Schleifen ein sehr flaches, in Südost-Nordwestrichtung streichendes Synklinal, bestehend aus Kalken der Oberkreide, zu durchqueren. Die Schichten gehören dem Turonium und dem Coniacium an. Das Turonium, hier örtlich als Angoumien bezeichnet, ist relativ verwitterungsresistent und bildet landschaftsbestimmende Steilwände und Überhänge – beliebt bei örtlichen Kletterern. Das Turonium ist ein sehr reiner Fossilkalk durchsetzt von Rudisten – ein geschätzter Baustein, der relativ leicht in kleineren Vortrieben aus den Steilwänden herausgesägt werden kann. Die Umgebung von Brantôme weist unzählige solcher ehemaligen Brüche auf, jetzt sind aber nur noch sehr wenige in Betrieb.
Vorgeschichte
Im Dronnetal bei Brantôme und in mehreren Seitentälern befinden sich zahlreiche Abris (Felsüberhänge) in den Steilwänden, die bereits während des Neolithikums und teilweise schon weit früher als Siedlungsplätze genutzt wurden. Abris im Seitental von Les Rebières wurden beispielsweise schon im Moustérien (Mittelpaläolithikum) von Neanderthalern bewohnt. Es sind außerdem mittlerweile Siedlungsplätze im Freien aus dem Mittel- und Jungpaläolithikum bekannt geworden.
Ein Überbleibsel der Megalithkultur ist das Dolmen von Peyrelevade an der Straße nach Thiviers.
Siehe auch: La Madeleine
Geschichte
Die Stadt entwickelte sich auf der gegenüberliegenden Seite der Benediktinerabtei Saint-Pierre de Brantôme, welche im Jahr 769 von Karl dem Großen unmittelbar an einer Steilwand gegründet worden war. In der Abtei wurden damals die Reliquien des hl. Sicarius aufbewahrt, weswegen sie von vielen Pilgern aufgesucht wurde. Dies hatte ein rasches Aufblühen der Siedlung zur Folge. Im 9. Jahrhundert schufen die Mönche die heutige Insel, indem sie die Flussschleife durch einen Aushub abkürzten. Die Abtei wurde jedoch in den Jahren 848 (oder 849) und 859 von Wikingern (bzw. Normannen) zerstört, die von der Dordogne und dem Isle aus die Dronne heraufgezogen waren. Die Abtei wurde 1075 wieder aufgebaut, während des Hundertjährigen Kriegs jedoch erneut zerstört und nach dem Ende des Krieges in den Jahren 1465 und 1480 wiederhergestellt. Der Kirchturm der Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert gilt als einer der ältesten romanischen Kirchtürme im ehemaligen Limousin; an seiner Basis finden sich merowingische Mauerreste. Die Abteikirche Saint-Pierre selbst geht auf das 12. und 13. Jahrhundert zurück.
Während der Hugenottenkriege im Jahr 1569 entging die Abtei zweimal nur knapp der Zerstörung durch Hugenottentruppen unter Gaspard de Coligny. Nur die Vermittlung durch Pierre de Bourdeille konnte die Zerstörung abwenden.
Während der Französischen Revolution wurde die Abtei als Nationalgut säkularisiert; die letzten sieben Mönche wurden abgefunden, die reichhaltige Bibliothek wurde aufgelöst und ihre Werke wurden zerstreut.
Brantôme war im Mittelalter Etappenort an der Via Lemovicensis, einem der vier historischen „Wege der Jakobspilger in Frankreich“.
Sehenswürdigkeiten
- neolithischer Dolmen Peyrelevade
- Höhle Jugement Dernier in der Steilwand hinter der Abtei
- Kirche Notre-Dame, 16. und 19. Jahrhundert
- Kirche Saint-Pardoux-de-Feix mit romanischem Kirchturm, 12. Jahrhundert
- Museum Fernand Desmoulin
- Cluzeau Chambrebrune
- Parkanlage des Jardin des Moines aus der Renaissance
- Pont Coudé, rechtwinklig geknickter Brückenverlauf über die Dronne aus dem 16. Jahrhundert, mit Renaissancepavillon
- Rue de la Boétie mit seltenem Kamin aus dem 13. Jahrhundert
- Rue Joussen mit Häusern aus der Gotik und der Renaissance
- Château de la Hierce aus der Zeit Franz I., 16. Jahrhundert
- Stadtmauerreste (Tor und Rundturm)
- Taubenturm des Manoir du Chatenet
Auf Grund seines noch sehr intakten mittelalterlichen Stadtbildes ist Brantôme ein beliebtes Touristenziel im Périgord.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1962 | 1966 |
1968 | 1991 |
1975 | 2026 |
1982 | 2101 |
1990 | 2080 |
1999 | 2043 |
2006 | 2112 |
2015 | 2156 |
Die Höchstzahl seiner Einwohnerzahl hatte Brantôme im Jahr 1846 mit 2832 Einwohnern, der Tiefstand in den letzten beiden Jahrhunderten war 1962 mit 1966 Einwohnern.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Im Rahmen des Festival Sinfonia en Périgord finden an den letzten beiden Sonntagen im August Konzerte der Barockmusik in der Abtei statt.
- In der Hauptsaison im Juli/August werden auf der Dronne regelmäßig Fischerstechen ausgetragen.
Wochenmärkte
Jeden Freitagvormittag findet in Brantôme ein regional sehr bedeutender Wochenmarkt statt. Im Juli bis August wird zusätzlich jeden Dienstagmorgen ein Markt mit den Erzeugnissen aus der ortsansässigen Landwirtschaft abgehalten.
Literatur
- Dominique Richard (Hrsg.): Le Guide Dordogne-Périgord. Fanlac, Périgueux 1993, ISBN 2-86577-162-8.
- Périgord, Quercy (= Le guide vert. 20). Michelin Éditions du Voyage, Paris 2000, ISBN 2-06-037005-1.