La Rochebeaucourt-et-Argentine
Die französische Gemeinde La Rochebeaucourt-et-Argentine, okzitanisch La Ròcha Beucort e Argentina, liegt im Nordwesten des Départements Dordogne in der Region Nouvelle-Aquitaine. Sie hat 331 Einwohner (Stand 1. Januar 2019) und gehört zum Brantôme. Ihr Gemeindegebiet bildet ferner einen integralen Bestandteil des Regionalen Naturparks Périgord-Limousin.
La Rochebeaucourt-et-Argentine | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Dordogne (24) | |
Arrondissement | Nontron | |
Kanton | Brantôme en Périgord | |
Gemeindeverband | Dronne et Belle | |
Koordinaten | 45° 29′ N, 0° 23′ O | |
Höhe | 85–183 m | |
Fläche | 17,20 km² | |
Einwohner | 331 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 19 Einw./km² | |
Postleitzahl | 24340 | |
INSEE-Code | 24353 | |
Kirche Saint-Théodore in La Rochebeaucourt |
Etymologie
La Rochebeaucourt leitet sich ab vom Nordokzitanischen Ròcha (Wehrschloss, Festung) und dem Anwesen bzw. Hof (cort, cour) des Bodo (Beu, Beau). Der Ortsteil Argentine geht aus dem Okzitanischen Argentina hervor mit der Bedeutung Silbermine. Eine weit bodenständigere Hypothese leitet Rochebeaucourt vom Lateinischen rupes boves curtis ab, d. h. der Fels, an dem der Stier kastriert wird (erwähnt in einem kirchlichen Register des 13. Jahrhunderts).
Geographie
Die Gemeinde La Rochebeaucourt-et-Argentine liegt im Périgord, 25 Kilometer südöstlich von Angoulême und 25 Kilometer nordwestlich von Brantôme (Luftlinie). Sie wird von folgenden Nachbargemeinden umgeben:
- Combiers (Département Charente) im Norden
- Sainte-Croix-de-Mareuil im Osten
- Gout-Rossignol im Süden
- Champagne-et-Fontaine im Südwesten
- Édon (Département Charente) im Westen und Nordwesten.
Die Gemeinde ist Grenzgemeinde zum Département Charente.
Neben dem Ortskern von La Rochebeaucourt besteht die Gemeinde aus folgenden Weilern, Gehöften, Schlössern und einer Mühle:
Argentine, Baix, Beauchaud, Beauvais, Bonneuil, Boudoire, Bourdeillas, Chez Favier, Chez Lambaud, Fitout, Fontaine de Boudoire, La Bouquerie, La Forêt, Lagland, Lasteyrie (Schloss), Le Chatenet, Le Coderc, Le Cros, Le Moulin de Ménieux, Les Brousses, Les Fieux (Schloss), Les Grandes Métairies, Les Grandes Terres, Les Martres, Lutardias, Manoulie, Ménichoux, Nadaillac, Petit Noble, Seguignas und Trambouille.
Das Gemeindegebiet von La Rochebeaucourt-et-Argentine wird im Norden und Westen von der Nizonne umflossen, die gen Südwest in Richtung Dronne entwässert. Der Ortskern von La Rochebeaucourt liegt unmittelbar am Fluss. Ein beim Weiler Le Coderc entstehendes Trockental zieht nach Nordwest und mündet linksseitig kurz vor Les Fieux in die Nizonne. Zwischen La Rochebeaucourt und Argentine verläuft ein weiteres, nur zeitweilig Wasser führendes Trockental; es folgt ebenfalls der Nordwestrichtung und mündet südlich vom Ortskern linksseitig in die Nizonne.
Der topographisch tiefstgelegene Punkt mit 85 Metern über dem Meer liegt im äußersten Westen bei Nadaillac an der Nizonne, die hier das Gemeindegebiet verlässt. Der höchste Punkt erreicht 183 Meter an der Südgrenze zu Gout-Rossignol (südlich vom Weiler Le Coderc). Die maximale Höhendifferenz beträgt somit 98 Meter.
Geologie
Das Gemeindegebiet von La Rochebeaucourt-et-Argentine liegt in seiner Gesamtheit auf flachliegenden Sedimenten des nördlichen Aquitanischen Beckens. Älteste aufgeschlossene Formation ist das Ligérien. Seine knolligen bis plattigen Kreidekalke bilden die Umrahmung des Trockentals südlich des Ortskerns. Darüber folgt das aus Rudistenkalken bestehende Angoumien mit der stellenweise wandbildenden Angoulême-Formation und dem Oberturon. Das Angoumien unterlagert und umrahmt das südliche Trockental und zieht weiter nach Norden und Nordwesten bis zur Ortsmitte. Darüber legen sich die harten Fossilkalke des Coniaciums. Sie bauen den Untergrund fast des gesamten südwestlichen Gemeindegebietes auf; auch bei Beauchaud im Nordosten sind sie aufgeschlossen, werden aber hier von der Nordwest streichenden Mareuil-Störung jäh abgeschnitten. Nordöstlich dieser Störung steht dann Santonium an, in der Hauptsache Mergelkalke reich an Austern, Glaukonit-führende Silte sowie Sande des Mittel- und Obersantons. Stellenweise treten auch noch die graugrünen, glaukonithaltigen Plattenkalke des Untersantons auf.
An der Nordostecke werden die Oberkreideschichten von pleistozänem Kolluvium bedeckt, welches aus den Sanden des Santons hervorgegangen ist. Die beiden Trockentäler werden von würmzeitlichen Hangschutt verfüllt. Das Nizonnetal wird von holozänen Ablagerungen ausgekleidet, welche vorwiegend fluviatilen Ursprungs sind, teils aber auch Komponenten der Hanglagen enthalten können.
Das Gemeindegebiet von La Rochebeaucourt-et-Argentine befindet sich am Nordwestende der Nordwest-Südost-streichenden Mareuil-Antiklinale. Es nimmt folglich im Vergleich zu seiner Umgebung eine tektonisch bedingte Hochlage ein. Die Mareuil-Störung hat den Südwestabschnitt hier bis nahezu 70 Meter hochgedrückt, so trifft beispielsweise bei Beauchaud Mittelsantonium im Nordosten auf Oberes Angoumien im Südwesten. Mit der Antiklinale sind zwei weitere Störungen assoziiert; sie streichen nahezu Nordnordwest und queren das Nizonnetal bei Les Fieux.
Das Untere Angoumien (Angoulême-Formation) wurde einst intensiv als Baustein abgebaut. Sehr viele Steinbrüche konzentrieren sich auf das südliche Trockental bei Argentine. Die recht weichen Bausteine wurden hier aus der Wand herausgesägt. Die zurückgebliebenen, teils riesigen Öffnungen im Gesteinsverband werden jetzt oft zur Champignonzucht verwendet.
Ökologie
Das Kalkplateau von Argentine steht wegen seiner endemischen, kalkliebenden Trockenflora unter Naturschutz. Es wird von flachliegenden Kalken des Angoumien aufgebaut. Beachtenswert ist die Vielfalt der Orchideen.
Geschichte
Die Anwesenheit des Menschen in der Gemeinde La Rochebeaucourt-et-Argentine geht mindestens bis in die Megalithzeit zurück, so befindet sich beispielsweise bei Baix ein Dolmen. Im Ortskern von La Rochebeaucourt stand einst eine gallische Festung, beschützt durch einen ringförmigen Mauerwall. Von ihr ist jetzt nichts mehr erhalten, der einstige Mauerverlauf wird aber durch die Rue des Fossés markiert. An der Stelle eines ehemaligen Tores entstand später das Maison du Chapitre. Zwischen dem 7. Jahrhundert und dem 11. Jahrhundert besfand sich in Argentine ein unterirdisches troglodytisches Refugium, das zu einer wahren Nekropole (mit Sarkophagen) erweitert worden war. La Rochebeaucourt gehörte im frühen Mittelalter den Baronen von Villebois. Sie errichteten im 9. Jahrhundert auf der rechten Nizonneseite (Gemeinde Édon) einen großen, viereckigen Wehrturm, der die Straße von Angoulême nach Périgueux überwachte. Ytiers de Villebois stiftete im 11. Jahrhundert den Mönchen von Cluny das Gelände zum Bau einer ersten Ortskirche. Im Jahr 1121 wurde dann an derselben Stelle das Stiftskapitel Saint-Théodore im gotischen Stil erbaut. Etwa zur selben Zeit wurde in Argentine die romanisch-gotische Kirche Saint-Martin errichtet. Sie lag auf dem Jakobsweg und wurde von den dorthin übergewechselten Cluniaszensermönchen geführt. 1154 weilte Papst Anastasius IV. im Kapitelshaus, um einen Streit über die Pilgereinnahmen zwischen den Stiftsherren und den Cluniaszensermönchen zu schlichten. Nach einer Woche musste Anastasius das Haus verlassen (er wurde von den Kapitelsherren hinausgeworfen) und zog weiter nach Mareuil. Nach der Schlacht von Bouvines im Jahr 1214 ließen sich die Villebois in La Rochebeaucourt nieder, da Philipp August sie ihres Stammsitzes enthoben und ihn Hugo von Mareuil zugesprochen hatte. Sie erbauten im 13. Jahrhundert gegenüber dem Wehrturm dann eine Festung (Château de la Rochebeaucourt), die während des Hundertjährigen Krieges von den Engländern 1349 vorübergehend eingenommen wurde. Die Engländer wurden 1372 vertrieben. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde jedoch die Festung auf Befehl des Königs geschleift, da ihr Eigner unterdes mit den Engländern paktiert hatte. Die Linie der Villebois war 1391 ausgestorben und wurde daraufhin von den La Roche's aus Soubran (Charente-Maritime) beerbt. 1436 wechselte La Rochebeaucourt kurzzeitig an die Herren von Mareuil. Anschließend kam es um den Besitz von La Rochebeaucourt zu lang anhaltenden Querelen zwischen den La Roche's und den Herren von Mareuil, welche sich bis ins 16. Jahrhundert hineinzogen. Im selben Jahrhundert wurde der alte Wehrturm abgerissen, er musste Terrassen und einer Orangerie weichen, in welcher sich Karl IX. 1556 aufhielt.
Im Jahr 1827 fusionierten die beiden Ortsteile La Rochebeaucourt und Argentine zur heutigen Gemeinde.
Zwischen 1853 und 1859 ließ Louis Hector de Galard de Béarn anstelle der alten Festungs- bzw. Schlossruinen ein neues Schloss im Neurenaissancestil erbauen. Es brannte während der deutschen Besatzung im Februar 1941 ab. Während der Besatzungszeit lag die Gemeinde noch in Vichy-Frankreich – direkt an der damaligen Demarkationslinie, die dem Nizonneverlauf folgte.
Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung in La Rochebeaucourt-et-Argentine | ||||
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Jahr | Einwohner |
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1962 | 479 | |||
1968 | 459 | |||
1975 | 408 | |||
1982 | 411 | |||
1990 | 424 | |||
1999 | 397 | |||
2008 | 398 | |||
2016 | 315 |
Quelle: INSEE[1]
Die Bevölkerung der Gemeinde La Rochebeaucourt-et-Argentine ist unter Schwankungen generell rückläufig.
Sehenswürdigkeiten
- Das Stiftskapitel Saint-Théodore von 1121
- Die romanisch-gotische Kirche Saint-Martin in Argentine mit Nekropole aus dem 7. bis 11. Jahrhundert
Drei Schlösser:
- Das Château des Fieux
- Das Château de Lasteyrie
- Das Château de la Rochebeaucourt
Verkehrsanbindung
La Rochebeaucourt liegt an der Hauptverkehrsstraße D 939 von Angoulême nach Périgueux, die hier die Nizonne überquert. Ferner gehen vom Ortskern folgende Straßen aus:
- die D 87 in Nordrichtung nach Rougnac
- die D 12 in Südrichtung nach Gout-Rossignol und weiter nach Verteillac und Ribérac
- die D 5 in Westrichtung nach Villebois-Lavalette.
Kommunalstraßen führen vom Ortskern nach Sainte-Croix-de-Mareuil und nach Fontaine. Von Argentine aus folgt eine Kommunalstraße dem linken Nizonneufer und verbindet mit Blanzaguet sowie mit Champagne. Eine auffallend geradlinige Wegetrasse verlässt La Rochebeaucourt nach Südost in Richtung Mareuil. Diese voie féodale wurde im Mittelalter angelegt; wegen ihrer Geradlinigkeit wird sie fälschlicherweise oft auch als voie romaine (Römerstraße) bezeichnet.
Zwischen 1850 und 1950 besaß die Gemeinde auch einen eigenen Bahnhof auf der rechten Nizonneseite im Gemeindegebiet von Édon. Die Bahnstrecke ermöglichte eine Verbindung über Rougnac nach Angoulême sowie nach Süden über Ribérac nach Périgueux.
Auf dem Kalkplateau von Argentine besteht ein privates Flugfeld.
Fernwanderweg
Durch Argentine und La Rochebeaucourt verläuft der aus Süden (Mareuil) kommende Fernwanderweg GR 36, der dann über Villebois-Lavalette weiter nach Angoulême zieht.
Einzelnachweise
Literatur
- Floc'h, J.-P. u. a.: Feuille Nontron. In: Carte géologique de la France à 1/50 000. BRGM, Orléans.