Arawak
Die Arawak, Aruak oder Arawaken (aus dem Lokono aru „Maniok-Blüte“) waren ein indigenes Volk an der Nordküste Südamerikas. Die Arawak sind namensgebend für die arawakische Sprachen sprechenden Stämme, die sich in Teilen Südamerikas finden oder fanden.
Bezeichnung
Die Bezeichnung wurde zunächst von den spanischen Kolonisten als Bezeichnung für die Taíno auf den Großen Antillen und Bahamas (Lucayan), die Nepoya und Suppoyo auf Trinidad und die Igneri auf den Kleinen Antillen sowie sprachverwandte Gruppen (einschließlich der Lokono) entlang der Nordostküste Südamerikas (auch Brasiliens) verwendet. Alle diese Völker sprachen eine Arawak-Sprache.
Sprache
Ihre Sprache ist Arawakisch (ISO 639: ARW), das noch von 700 Menschen in Suriname und 1500 in Guyana gesprochen wird.
Kult
Von besonderer Bedeutung war bei den Arawaken ein dreieckiger, eingekerbter, zemi („heilig“) genannter – wohl einen Berg bzw. Vulkan symbolisierenden – Stein, der die hierarchische Position des Schutzgottes für jeden Haushalt bezeichnete, aber auch für Götter, Götterbilder, Verstorbene und die kosmischen Mächte stand. Ähnliche Symbole gab es in Haiti, Puerto Rico und der Dominikanischen Republik. Zemí entspricht in etwa dem Wak'a (huaca) in den Anden. Man verwendete das Symbol bei einem Ritual, bei dem rituelle Spezialisten mit einem Halluzinogen versetzten Tabak schnupften und in Trance die Zukunft weissagten, indem sie so mit dem zemí in Verbindung traten.[1]
Siedlungsgebiet
Heutzutage existieren Arawak-Ethnien nur noch auf dem amerikanischen Festland. An der Atlantikküste von Honduras, Guatemala und Belize sprechen etwa 130.000 Garifuna, welche aus der Vermischung von Inselkariben, den von diesen einst unterworfenen Igneri-Arawak und geflüchteten afroamerikanischen Sklaven entstanden sind, eine weiterentwickelte Form der Igneri-Sprache. Auf der Guajira-Halbinsel, die zu Kolumbien und Venezuela gehört, leben etwa 140.000 Wayuu, die zu den Arawak zählen.
Geschichte
Lebensweise vor 1500
Die Arawaken lebten in dörflichen Kommunen und bauten unter anderem Getreide, Süßkartoffeln und Maniok an. Sie konnten z. B. spinnen und weben, hielten allerdings keine Nutztiere und verfügten über kein Eisen.[2]
Kolonialisierung und Ausrottung
Die Arawak waren durch Versklavung, Verfolgung, Raub des Agrarlandes und Besitzübergang zu spanischen Großgrundbesitzern und eingeschleppte Krankheiten nach hundert Jahren spanischer Conquista ausgerottet.
Während die Kariben von den Spaniern als kriegerisch charakterisiert wurden, galten die Arawak als allgemein friedliebend. Kolumbus beschrieb sie als naiv und hielt im Logbuch fest „Sie bieten jedem an [ihre Güter] zu teilen“.[2] Erste Begegnungen mit dem Seefahrer in spanischen Diensten Christoph Kolumbus 1492 verliefen friedlich, die Arawaken boten den Seefahrern laut dem Logbuch von Kolumbus unter anderem Baumwolle an, und die Seefahrer tauschten unter anderem Glasperlen ein. Kolumbus betrachtete sie aber immer als zukünftige Untertanen oder gar als Sklaven.
Kurz darauf nahmen die Spanier Arawaken fest und befragten diese nach Goldvorkommen. Spanische Siedler versklavten die Arawaken, missbrauchten sie und zwangen sie zur Arbeit. Gold konnten sie nicht finden, so dass Kolumbus anstatt Gold (welches er dem Herrscherhaus Spaniens versprochen hatte) Sklaven nach Spanien brachte. Die Arawaken versuchten sich zu wehren, ihre Waffen waren jedoch denen der Spanier deutlich unterlegen. Es kam aufgrund der aussichtslosen Lage zum Massensuizid unter den Arawaken.[3]
1515 hatte sich ihre Zahl in Haiti von rund 250.000 auf geschätzt 50.000 reduziert, 1550 waren es noch rund 500 Menschen. Ein Bericht von 1650 stellte keine verbliebenen Arawaken fest.[4]
In der Dominikanischen Republik, Puerto Rico und anderen karibischen Inseln leben allerdings noch heute Nachfahren der Arawak. Es wird vermutet, dass die Spanier sie absichtlich als ausgerottet beschrieben haben.[5][6]
Siehe auch
- Orinoko-Parima-Kulturen (indianische Gesellschaften in Südamerika)
- Indigene Völker Mittelamerikas und der Karibik
Weblinks
- Lexikoneintrag: Arawak. In: The Columbia Encyclopedia. 6. Auflage. Columbia University Press, ohne Datum.
- Stephen D. Glazier: Caribbean Religions: Pre-Columbian Religions. In: Encyclopedia of Religion. Thomson Gale, USA 2005, original: 1987 (mit ausführlichen Informationen zu den Arawak).
- Noble David Cook: Taino (Arawak) Indians. In: Encyclopedia of Genocide and Crimes Against Humanity. Gale Group, USA 2005.
Einzelnachweise
- Michael D. Coe (Hrsg.), Dean Snow, Elizabeth Benson: Weltatlas der alten Kulturen: Amerika vor Kolumbus. Geschichte, Kunst Lebensformen. Christian, München 1986, ISBN 3-88472-107-0, S. 161/162.
- Howard Zinn: A People’s History of the United States: 1942-present. Harper Perennial Modern Classics, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 3.
- Howard Zinn: A People’s History of the United States: 1942-present. Harper Perennial Modern Classics, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 4/5.
- Howard Zinn: A People’s History of the United States: 1942-present. Harper Perennial Modern Classics, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 5.
- Lizzie Wade: Genes of ‘extinct’ Caribbean islanders found in living people. 19. Februar 2018, abgerufen am 24. Juli 2021.
- Gillian Brockell: Here are the indigenous people Christopher Columbus and his men could not annihilate. In: washingtonpost.com. 14. Oktober 2019, abgerufen am 24. Juli 2021.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Arawak (Memento vom 1. Juli 2010 im Internet Archive) aus der freien Enzyklopädie Indianer-Wiki (Memento vom 18. März 2010 im Internet Archive) und steht unter Creative Commons by-sa 3.0. Im Indianer-Wiki war eine Liste der Autoren (Memento vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) verfügbar.