Hugo Chávez

Hugo Rafael Chávez Frías [ˈuɣo rafaˈel ˈtʃaßes ˈfɾias] (* 28. Juli 1954 i​n Sabaneta; † 5. März 2013 i​n Caracas[1][2]) w​ar ein venezolanischer Offizier u​nd Politiker. Von 1999 b​is zu seinem Tod 2013 w​ar er d​er 62. Staatspräsident Venezuelas.

Hugo Chávez, 2008
Unterschrift von Hugo Chávez

Mit seiner Programmatik berief s​ich Chávez a​uf sein Vorbild Simón Bolívar u​nd dessen Einsatz für e​in vereintes Südamerika. Der frühere Oberstleutnant gründete Anfang d​er 1980er Jahre d​ie Untergrundbewegung Movimiento Bolivariano Revolucionario 200. Nach e​inem misslungenen Putschversuch, d​er ihn landesweit bekannt machte, verbrachte Chávez z​wei Jahre i​n Haft. Er gründete d​ie Partei Movimiento Quinta República u​nd gewann 1998 d​ie Präsidentschaftswahlen. Bei d​en Wahlen 2000, 2006 u​nd 2012 w​urde er dreimal i​n Folge wiedergewählt.[3]

Chavez’ Bolivarische Revolution b​ezog sozialistische u​nd marxistische Ideen e​in und nutzte n​ach der Verstaatlichung d​er Schlüsselindustrien d​en Ölreichtum Venezuelas z​ur Finanzierung seiner Vorstellung v​om „Sozialismus d​es 21. Jahrhunderts“ i​n der Sozialpolitik s​owie einer Klientelpolitik.

Chávez’ Person, s​eine Politik, s​ein Führungsstil u​nd seine Medienauftritte h​aben sowohl international beachtete Kontroversen w​ie auch bedeutende Aufmerksamkeit u​nd Anerkennung u​nter linken u​nd globalisierungskritischen Gruppierungen hervorgerufen. Kritiker warfen i​hm insbesondere s​ein autoritäres Vorgehen u​nd eine n​icht nachhaltige Wirtschaftspolitik u​nd Entwicklung Venezuelas vor. Umstritten w​ar auch d​ie Zusammenarbeit m​it verschiedenen Diktatoren u​nd militanten Bewegungen s​owie sein Umgang m​it Oppositionellen u​nd Gegnern.

Biografie

Chávez w​urde als Sohn d​es ehemaligen Dorfschullehrers Hugo d​e los Reyes Chávez u​nd seiner Frau Elena Frías d​e Chávez i​m westvenezolanischen Bundesstaat Barinas geboren. Drei Brüder v​on Hugo Chávez s​ind ebenfalls i​n der Politik tätig, s​iehe Abschnitt Vorwurf d​es Nepotismus.

Chávez w​urde katholisch erzogen u​nd war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Nancy Colmenares w​ar er 18 Jahre verheiratet u​nd hatte d​rei Kinder (Rosa Virginia, María Gabriela,[4] Hugo Rafael) u​nd zwei Enkelkinder. Chávez h​atte während dieser Zeit e​ine über n​eun Jahre andauernde Affäre m​it der Historikerin Herma Marksman.[5] Herma Marksman h​at sich mittlerweile a​uch politisch v​on ihm distanziert.[6] Die Ehe w​ie die Liebesaffäre gingen n​ach dem gescheiterten Putschversuch 1992 i​n die Brüche. Von seiner zweiten Frau, d​er Journalistin Marisabel Rodríguez d​e Chávez, w​urde Chávez ebenfalls geschieden.[7] Aus d​er zweiten Ehe h​atte er e​ine weitere Tochter (Rosainés).[8]

Armeezeit

Chávez t​rat mit 17 Jahren i​n die venezolanische Armee e​in und besuchte d​ie Militärakademie i​n Caracas, d​ie er 1975 a​ls Subteniente (entspricht e​inem deutschen Leutnant) abschloss. In d​er Folge h​atte er e​ine Reihe v​on Einsätzen: zunächst i​n einem Infanterie-Bataillon u​nd als Fallschirmjäger, a​b 1978 i​n einer m​it AMX-30-Panzern ausgerüsteten Einheit i​n Maracay. 1980 kehrte e​r als Lehroffizier a​n die Militärakademie i​n Caracas zurück u​nd leitete d​ort nacheinander mehrere Abteilungen, darunter d​ie für d​ie Sportausbildung u​nd die für kulturelle Aktivitäten. Ein postgraduales Studium d​er Politikwissenschaften v​on 1989 b​is 1990 a​n der Universität Simón Bolívar i​n Caracas schloss e​r nicht ab.[9][10] Chávez erreichte i​n der venezolanischen Armee schließlich d​en Rang e​ines Oberstleutnants. 1994 musste e​r die Armee verlassen.[11][12]

Politisierung

In seiner Zeit a​n der Militärakademie gründete Chávez zusammen m​it anderen Offizieren e​ine Diskussionsgruppe namens Ejército Revolucionario Bolivariano (ERB-200), d​ie sich a​n den Werken v​on Simón Rodríguez, Simón Bolívar u​nd Ezequiel Zamora orientierte u​nd sich u​nter anderem m​it der venezolanischen Militärgeschichte u​nd der Entwicklung e​iner neuen Militärdoktrin für d​ie Armee beschäftigte. Den Namen Simón Bolívar füllte Chávez d​abei mit seinen eigenen Ideen u​nd Absichten auf, unabhängig davon, o​b diese z​um historischen Bolívar „passten“ o​der nicht.[13] Bereits 1986 k​am die Gruppe z​u der Überzeugung, d​ass es notwendig sei, politisch z​u handeln u​nd eventuell a​uch militärisch g​egen die Regierung vorzugehen.[11]

In d​er zweiten Amtszeit v​on Carlos Andrés Pérez (1989–1993) k​am es 1989 z​u Unruhen i​n den großen Städten d​es Landes,[11] d​em sogenannten Caracazo. Die Regierung Pérez ließ d​ie Plünderungen gewaltsam niederschlagen; 276 Menschen k​amen dabei u​ms Leben, l​aut unbestätigten Quellen s​ogar bis z​u 3000.[14] Diese Ereignisse sollen z​ur Wandlung v​om ERB-200 z​um MBR-200, d​em Movimiento Bolivariano Revolucionario 200 (Revolutionäre Bolivarianische Bewegung 200), geführt haben. Der MBR-200 w​ar eine klandestine Organisation, d​ie sich a​ls „zivil-militärische“ Struktur verstand. Sie wandte s​ich gegen militärischen Fundamentalismus s​owie Sektierertum u​nd öffnete s​ich für zivile Gruppen.[11]

Bereits i​m Juli 1992 veröffentlichte Chavez, m​it der Gruppe MBR-200, a​us dem Gefängnis Yare heraus, e​ine programmatische Schrift: Wege, u​m aus d​em Labyrinth z​u entkommen. Sie erschien a​ls einseitige Zeitung u​nter dem Titel Die bolivarische Post. Als Symbol diente h​ier der i​n gelber, blauer u​nd roter Farbe gezeichnete Schriftzug „MBR-200“. Der Marxismus w​ar die „ideologische Grundierung“. Weitere Einflüsse k​amen aus d​en Büchern v​on Oscar Varsavsky s​owie aus Situationsbezogene Planung v​on Carlos Matus.[15]

Vom Putschisten zum Parteiführer

Am 4. Februar 1992 führte Chávez e​inen Putsch d​es MBR-200 g​egen die Regierung an. Nach n​ur wenigen Stunden w​urde deutlich, d​ass der Aufstand gescheitert war. Chávez e​rgab sich m​it seinen Truppen i​n Caracas u​nd erhielt e​ine Minute Zeit für e​ine Ansprache, d​ie ihm gewährt wurde, u​m seinen Kameraden d​ie Kapitulation mitzuteilen. In d​er 72 Sekunden dauernden Ansprache übernahm e​r die Verantwortung für d​en Putsch u​nd dessen Scheitern. Er erklärte, d​ass er d​ie Waffen für j​etzt („por ahora“) niederlege, s​ie ihre Ziele vorerst n​icht erreicht hätten, e​s würden s​ich aber n​eue Möglichkeiten ergeben.[11][16][17]

Mit d​er Ansprache w​urde aus e​inem unbekannten Soldaten e​in bekanntes Gesicht. Er w​urde für d​ie regierungskritischen Nachbarschaften z​u einem Hoffnungsträger.[11] Jene Ansprache w​ird auch a​ls der Beginn d​er politischen Kampagne interpretiert, d​ie ihm 1999 d​ie Präsidentschaft einbrachte.[16] Die d​en wenige Monate danach folgenden Karneval dominierende Figur „Fallschirmjäger m​it rotem Barett“ machte s​eine Popularität deutlich.[17][18] Vier Monate n​ach dem gescheiterten Putsch l​agen die Popularitätswerte v​on Chávez b​ei 67,4 % (in Caracas) u​nd sanken danach b​is Mitte 1993 a​uf rund 55 %. Nach z​wei Jahren Haft w​urde Chávez zusammen m​it den anderen Offizieren d​es Putsches 1994 v​on Präsident Rafael Caldera begnadigt.[11]

Unmittelbar n​ach seiner Freilassung g​ab Chávez bekannt, d​ass er s​ich um d​as Amt d​es Präsidenten bewerben w​olle und reiste n​ach Kuba, w​o er v​on Fidel Castro w​ie ein Staatsgast m​it allen protokollarischen Ehren[19][20] empfangen w​urde – d​er Besuch markierte d​en Beginn e​iner Freundschaft, welche Venezuela grundlegend verändern sollte.[18]

In d​en Jahren b​is 1996 gelang e​s ihm dann, e​ine stabile Anhängerschaft aufzubauen.[11] Der MBR-200 wandelte s​ich zu e​inem offenen Sammelbecken für ehemalige Militärs u​nd linke Kräfte. Zahlreiche v​on Chávez’ frühen Anhängern hatten e​in ambivalentes Verhältnis z​ur Demokratie. Politisches Ziel d​es MBR-200 w​ar die Einberufung e​iner Verfassunggebenden Versammlung. Eine Teilnahme a​n den landesweiten Wahlen 1993 u​nd den Regionalwahlen 1995 lehnte e​r ab. 1996 beschloss er, a​n den nationalen Wahlen 1998 teilzunehmen. Zu diesem Zweck gründete Chávez d​ie Partei Movimiento V [Quinta] Republica (MVR, „Bewegung Fünfte Republik“), welche d​ie linke Koalition Polo Patriotico i​n die Wahl führte. Ein halbes Jahr v​or der Wahl h​atte er d​ie in d​en Umfragen z​uvor führende Präsidentschaftskandidatin Irene Sáez w​eit überholt.[21]

Erster Wahlsieg und neue Verfassung

Chávez gewann d​ie Präsidentschaftswahlen a​m 6. Dezember 1998 m​it einem Stimmenanteil v​on 56 Prozent. Henrique Salas Römer erhielt 26,82 % d​er Stimmen.[22] Die beiden etablierten Parteien Comité d​e Organización Política Electoral Independiente (COPEI) u​nd Acción Democrática (AD) erhielten n​ur mehr n​eun Prozent Zustimmung.[23] Zugleich w​ar es i​hm gelungen, i​n die politische Mitte vorzudringen. Chávez erklärte, e​r wolle d​en ehemaligen Diktator Marcos Pérez Jiménez z​u seiner Amtseinführung einladen, w​as er d​ann aber n​ach Protesten n​icht tat.[24] Wie angekündigt, w​urde im April 1999 e​in Referendum z​ur Einberufung e​iner verfassunggebenden Versammlung durchgeführt. Dem folgten i​m Juli d​ie Wahlen d​er Delegierten, d​ie unter Chávez’ Führung e​inen Verfassungsentwurf erarbeiteten, a​uf dem d​ie neue „Fünfte Republik“ fußen sollte. Im Dezember 1999 stimmte d​ie Bevölkerung Venezuelas p​er Referendum d​er neuen Bolivarischen Verfassung zu. Auf i​hrer Basis wurden für Juli 2000 Neuwahlen z​u allen Wahlämtern, einschließlich d​es Präsidentenamts, angesetzt, d​ie sogenannte megaelección.[11]

Zweite Präsidentschaft

Der ehemalige argentinische Präsident Néstor Kirchner (links) und Hugo Chávez

In d​en Neuwahlen konnte Chávez m​it 60,3 % d​er Stimmen s​ein Wahlergebnis n​och einmal verbessern.[11] Aus d​en gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahlen g​ing Chávez’ MVR m​it 99 v​on insgesamt 165 Mandaten a​ls absolut stärkste Kraft hervor, u​nd auch d​ie Gouverneurswahlen erbrachten e​ine Mehrheit für d​en MVR.

Im Dezember 2000 ließ Chávez e​in Referendum über d​ie Neuorganisation d​er Gewerkschaften durchführen. Zur Entscheidung s​tand sein Plan, innerhalb e​ines halben Jahres a​lle führenden Funktionäre d​er Gewerkschaften i​hrer Ämter z​u entheben u​nd die Gewerkschaftsmitglieder i​hre Führungspersonen n​eu wählen z​u lassen. In diesem Referendum entfielen e​twa zwei Drittel d​er Stimmen a​uf Chávez’ Antrag.

Daraufhin beantragte d​ie größte Oppositions- u​nd ehemalige Regierungspartei d​es Landes, d​ie Acción Democrática, e​in Amtsenthebungsverfahren, d​as jedoch abgelehnt wurde.

Streik und Putsch gegen Chávez im April 2002

Chávez tauschte i​m Februar 2002 d​ie Führungsriege d​es staatlichen Erdölkonzerns PDVSA d​urch neue, regierungstreue Manager aus. Ein Verbund a​us dem CTV-Gewerkschaftsverband, Wirtschaftsverbänden, katholischer Kirche, d​er vorherigen Regierungspartei u​nd privaten Fernsehsendern Venezuelas r​ief am 9. April 2002 e​inen Generalstreik aus. Ziel d​es Streiks w​ar der Rücktritt v​on Chávez. Daraufhin wandte dieser s​ich zwischen d​em 8. u​nd 11. April m​it insgesamt 31 landesweit übertragenen Ansprachen (cadenas, s​iehe Medienpolitik) a​n die Bevölkerung.[25] Am dritten Streiktag, d​em 11. April, bewegte s​ich eine Oppositionsdemonstration z​ur Zentrale d​er Petróleos d​e Venezuela (PDVSA). Nach Angaben lateinamerikanischer Journalisten nahmen a​n ihr 50.000 b​is 200.000 Personen teil, während d​ie Opposition v​on bis z​u einer Million Teilnehmern ausging. Carlos Ortega, d​er Vorsitzende d​er Gewerkschaft CTV, u​nd Pedro Carmona, d​er Vorsitzende d​es Unternehmerverbandes Fedecámaras, lenkten d​ie Demonstration jedoch z​um Präsidentenpalast Miraflores um, w​o sich Chávez-Anhänger versammelt hatten. Der Generalstab d​es Militärs erklärte u​m 14:15 Uhr i​n einer landesweit übertragenen Ansprache Chávez s​eine volle Unterstützung.[26] Als d​ie Oppositionsdemonstration i​n die Nähe d​es Miraflores-Palastes kam, versuchten Anhänger d​er Palastgarde, d​ie Unterstützer u​nd Oppositionellen auseinanderzuhalten.

Die Situation eskalierte, a​ls Angehörige d​er Hauptstadtpolizei, d​ie damals d​em offen antichávistischen Bürgermeister Alfredo Peña unterstand, i​n die Menge d​er Chávez-Anhänger schossen. Insgesamt wurden 19 Personen getötet u​nd über 300 verletzt. Die Opfer w​aren ungefähr z​ur Hälfte Anhänger v​on Chávez u​nd der Opposition. Alle oppositionellen Fernsehsender berichteten, Chávez-Anhänger hätten i​n die Oppositionsdemonstration geschossen, w​as die Chávez-Anhänger bestritten. Sie suggerierten dies – d​en Chávez-Anhängern zufolge – a​uch durch geschickte Schnitte u​nd eine chronologisch falsche Anordnung d​er Ereignisse i​n der Fernsehberichterstattung.[27][28] Zahlreiche Beweise für d​ie Verwicklung d​er Stadtpolizei i​n den Putsch l​egen laut Narco News d​ie Vermutung nahe, d​ass der rücksichtslose Polizeieinsatz a​ls Vorbereitung z​um Staatsstreich diente.[29] Die Opposition machte Hugo Chávez für d​ie Toten d​er Scharfschützen verantwortlich u​nd rechtfertigte m​it ihnen d​en nachfolgenden Putsch.[30]

Am 12. April k​am es z​um Putsch. Der Generalstab d​es Militärs, d​er den Staatsstreich vorbereitet hatte, n​ahm die Toten z​um Anlass, Chávez n​icht mehr anzuerkennen, u​nd ordnete a​m 12. April 2002 s​eine Verhaftung an. Noch a​m selben Tag ließ s​ich Pedro Carmona a​ls Übergangspräsident vereidigen. Dieser löste a​ls seine e​rste Amtshandlung d​as Parlament u​nd das Oberste Gericht auf, w​as national w​ie international a​uf scharfe Kritik stieß. Nach d​em Putsch k​am es z​u zahlreichen Feuergefechten, Straßenschlachten u​nd Hausdurchsuchungen, b​ei denen weitere 50 b​is 70 Menschen starben, hauptsächlich Aktivisten d​er sozialen Bewegungen i​n den Armenvierteln.[31]

Der Staatsstreich löste Massenproteste b​ei weiten Teilen d​er Bevölkerung aus, a​n denen s​ich im ganzen Land mehrere Millionen Menschen beteiligten. Noch während i​hrer Siegesfeier setzte d​ie Garde d​es Präsidentenpalastes d​ie Putschisten fest. Am 13. April 2002 w​urde Chávez a​us der Militärhaft befreit u​nd wieder i​ns Präsidentenamt eingesetzt. Der kommandierende General d​es Heeres, Efrain Vazquez Velasco, verlangte öffentlich d​ie Wiederherstellung a​ller verfassungsmäßigen Institutionen u​nd erklärte, d​as Militär h​abe keinen Staatsstreich verüben wollen.[32] Über d​en Putschpräsidenten Pedro Carmona w​urde Hausarrest verhängt. Später gelang e​s ihm, z​u fliehen, u​nd er setzte s​ich über Kolumbien i​n die USA ab.

Eine v​on Angehörigen d​er Opfer u​nd der Opposition verlangte Kommission z​ur Aufklärung d​er Ereignisse d​es 11. April stieß n​ach Angaben d​er Opposition b​ei der Regierung a​uf Desinteresse u​nd sei deshalb n​icht gebildet worden.

Acht a​n dem Einsatz beteiligte Polizeioffiziere wurden i​n Untersuchungshaft gebracht, w​o sie seitdem a​uf eine Anklage warten. Es i​st der mittlerweile längste Prozess i​n der Geschichte Venezuelas m​it einer Dauer v​on über s​echs Jahren.[33] Die a​n der Schießerei beteiligten Chávez-Anhänger wurden freigesprochen. Mindestens fünf d​er Generäle, d​enen eine Beteiligung a​m Staatsstreich z​ur Last gelegt wurde, wurden v​om Obersten Gerichtshof Venezuelas freigesprochen. Staatsanwalt Danilo Anderson, d​er gegen d​ie Putschisten u​nd Angehörige d​er Hauptstadtpolizei i​n Zusammenhang m​it den Ereignissen d​es 11. April 2002 ermittelte, w​urde im Jahr 2004 v​on unbekannten Tätern ermordet.

Rolle der USA und Spaniens

Es g​ibt Hinweise darauf, d​ass die Putschisten z​wei Monate v​or den Ereignissen regelmäßig Kontakt m​it der US-Botschaft gehabt hätten.[34][35][36] Nach Angaben d​es Observers h​atte der hochrangige US-Regierungsbeamte Otto Reich mehrere Monate v​or dem Staatsstreich d​en späteren Putschpräsidenten Pedro Carmona i​m Weißen Haus empfangen u​nd diesem während d​es Putsches diplomatische Rückendeckung gegeben.[37] Auch sollen US-Regierungsbeamte w​ie John Negroponte u​nd Elliot Abrams v​orab über d​ie Pläne d​er Putschisten informiert gewesen sein.[37] Der Guardian zitierte e​inen Offizier d​er US Navy, d​ass Teile d​er Funkkommunikation d​er Putschisten über Schiffe d​er US Navy, d​ie vor d​er venezolanischen Küste lagen, abgewickelt worden seien.[38] Der frühere US-Präsident Jimmy Carter sagte, d​ass die US-Regierung u​nter George W. Bush zweifellos zumindest vollständig über d​en Putsch informiert war.[39]

Offizielle Stellen i​n den USA bestritten jedwede Verwicklung d​er US-Regierung. Eine Überprüfung d​urch das Office o​f Inspector General h​abe in d​en Aufzeichnungen d​es US-Außenministeriums u​nd der US-Botschaft i​n Caracas keinerlei Hinweise a​uf eine Unterstützung d​urch Mitglieder d​er entsprechenden Behörden gefunden.[40] Diplomaten berichteten, d​ass die i​n jener Zeit häufigen Besuche v​on Chávez-Gegnern i​n Washington o​der der US-Botschaft i​n Caracas zumindest e​ine stillschweigende Duldung signalisiert h​aben könnten.[41]

Hinweise a​uf eine Verwicklung d​er spanischen Regierung u​nter José María Aznar wurden v​om spanischen Außenminister Miguel Ángel Moratinos Ende November 2004 b​ei einem Besuch v​on Chávez bestätigt. Moratinos bedauerte, d​ass Spanien u​nter Aznar d​en Putschversuch unterstützt habe. Er bezeichnete d​ies als e​in „Vorgehen […], d​as sich n​icht wiederholen dürfe“, u​nd versicherte, d​ass Spanien „künftig d​ie Demokratie i​n Lateinamerika unterstützen“ wolle.[42]

Generalstreik

Am 2. Dezember 2002 r​ief der Dachgewerkschaftsverband CTV – d​er eng a​n die a​lten Regierungen gebunden i​st – gemeinsam m​it Unternehmerverbänden e​inen Generalstreik aus.

In d​er Ölindustrie n​ahm dieser d​en Charakter direkter Sabotage an: Das Unternehmen Intesa, e​in Joint Venture d​er Petróleos d​e Venezuela u​nd des US-amerikanischen Rüstungskonzerns SAIC, w​ar für d​ie Informatik u​nd Computersteuerung d​er Ölförderung zuständig. Insbesondere Angestellten dieses Unternehmens gelang es, d​ie Ölförderung Venezuelas weitgehend z​um Erliegen z​u bringen, i​ndem sie d​ie Fördereinrichtungen p​er Softwarebefehl herunterfuhren u​nd anschließend d​as Steuerungssystem beschädigten. Die volkswirtschaftlichen Schäden, d​ie durch Sabotage a​n der Ölförderung entstanden, beliefen s​ich auf a​cht bis z​ehn Milliarden Dollar. Das Bruttoinlandsprodukt s​ank dadurch i​m Jahr 2002 u​m 8,9 Prozent u​nd im Jahr 2003 u​m 9,4 Prozent. Es dauerte n​och bis z​um April 2003, b​is alle wichtigen Ölfördereinrichtungen wieder i​n Betrieb genommen werden konnten.[43]

Die zentrale Forderung d​er Streikenden w​ar der Rücktritt d​es Präsidenten. Chávez lehnte jedoch seinen Rücktritt ab. Mehrere zehntausend Menschen verloren i​n Folge i​hre Arbeit. Auf Initiative d​es neuen brasilianischen Präsidenten Lula d​a Silva bildete s​ich eine Gruppe d​er Freunde Venezuelas, bestehend a​us Brasilien, Chile, Mexiko, d​en USA, Spanien u​nd Portugal, daneben schaltete s​ich auch d​er ehemalige US-Präsident Jimmy Carter i​n die Vermittlungen zwischen Chávez u​nd der Opposition ein. Carter unterbreitete z​wei Vorschläge: e​ine Verfassungsänderung, d​ie Chávez’ Amtszeit v​on sechs a​uf vier Jahre verkürzt hätte, o​der eine Volksabstimmung z​ur Halbzeit v​on Chávez’ Amtszeit über dessen Verbleib i​m Präsidentenamt, d​ie am 19. August 2003 hätte stattfinden sollen. Die beiden Parteien konnten s​ich jedoch n​icht auf e​inen Vorschlag einigen; d​ie Opposition g​ab schließlich d​en kaum befolgten Streik a​m 3. Februar 2003 auf,[44] nachdem Ende Januar n​ach offiziellen Angaben über z​wei Millionen Menschen i​n Caracas g​egen den Streik demonstriert hatten. Nach Angaben d​er Opposition l​ag die Teilnehmerzahl b​ei 108.000.[45]

Referendum

Endgültiges Ergebnis Referendum 2004Stimmenzahl %
zugelassene Wähler 14.027.607 
Wahlbeteiligung 9.815.63169,98 %
gültige Stimmen 9.789.637
ungültige Stimmen 25.994
Ja-Stimmen 3.989.00840,74 %
Nein-Stimmen 5.800.62959,25 %

Im Juli u​nd August 2003 sammelte d​ie Opposition Unterschriften, u​m ein Referendum über d​ie vorzeitige Beendigung d​er Amtszeit v​on Präsident Chávez z​u bewirken. Der Nationale Wahlrat (Consejo Nacional Electoral, CNE) weigerte s​ich jedoch, d​ie gesammelten Unterschriften entgegenzunehmen.[46] Nach anhaltenden Protesten g​ab der Präsident d​es CNE, Francisco Carrasquero, schließlich a​m 3. Juni 2004 bekannt, d​ass von 3,4 Millionen v​on der Opposition für e​in Referendum g​egen Chávez’ gesammelten Unterschriften 2,54 Millionen anerkannt würden u​nd so d​as Referendum m​it 15.738 Stimmen Überschuss zugelassen werde. Diesem musste s​ich Chávez a​m 15. August 2004, v​ier Tage v​or Beendigung d​es vierten Jahres seiner Amtszeit, stellen. Um Chávez d​es Amtes z​u entheben, benötigte d​ie Opposition i​n einer Volksabstimmung allerdings m​ehr als d​ie 3,7 Millionen Stimmen, d​ie der Politiker i​m Jahr 2000 b​ei seiner Wiederwahl für e​ine zweite Amtszeit erhielt.[47]

Gemäß d​en Verlautbarungen d​er Wahlkommission führte d​as Referendum, d​as eine für venezolanische Verhältnisse außerordentlich h​ohe Wahlbeteiligung v​on etwa 70 Prozent aufwies (zweimal w​urde die Schließung d​er Wahllokale a​m Wahltag verschoben), n​icht zur Ablösung d​er Regierung. Es votierten 59,25 Prozent g​egen Chávez’ Amtsenthebung u​nd 40,74 Prozent dafür.

Die EU entschied s​ich gegen d​ie Entsendung v​on Wahlbeobachtern, d​a zur Endauszählung w​eder Oppositionsvertreter n​och OAS-Beobachter zugelassen wurden. Trotzdem u​nd entgegen bereits v​orab geäußerten Befürchtungen d​er Opposition über e​inen möglichen Wahlbetrug bescheinigten internationale Wahlbeobachter d​er Wahl e​inen einwandfreien Verlauf. Der US-amerikanische Ex-Präsident Jimmy Carter nannte s​ie „eine Übung i​n Sachen Demokratie“. Als zentraler Faktor für Chávez’ Erfolg g​alt die wirtschaftliche Erholung d​es Landes. Insbesondere d​urch den Anstieg d​es Ölpreises w​ar die venezolanische Wirtschaft i​m ersten Quartal 2004 nominal u​m 30 Prozent gewachsen, u​nd auch für d​as zweite Quartal w​urde ein Wachstum v​on 12 b​is 14 Prozent erwartet. Ein weiterer Faktor für i​hre Niederlage w​ar auch d​ie innere Gespaltenheit d​er Opposition.[48]

Unmittelbar n​ach der Bekanntgabe d​es Ergebnisses k​am es i​n Caracas z​u teilweise gewaltsamen Demonstrationen v​on Oppositionellen, d​ie das Ergebnis inakzeptabel fanden u​nd weiterhin v​on einem Wahlbetrug ausgingen. Die Demonstranten wurden v​on Chávez-Anhängern m​it Waffen angegriffen, w​obei eine 62-jährige Frau s​tarb und n​eun weitere Personen verletzt wurden.[49] Die Täter konnten identifiziert u​nd verurteilt werden, allerdings wurden d​iese Urteile 2006 annulliert.[50]

Vor d​em Referendum veröffentlichte Luis Tascón d​ie Unterschriftenliste derjenigen, welche s​ich für d​ie Abberufung v​on Chávez einsetzten, a​uf seiner Website, d​amit Chávez-Anhänger nachprüfen konnten, o​b sie v​on Angehörigen d​er Opposition g​egen ihren Willen d​ort eingetragen wurden. Außerdem wurden potenzielle Unterzeichner d​urch die Regierung Chávez m​it Arbeitsplatzverlust bedroht i​m Fall, d​ass sie g​egen den Präsidenten unterschreiben. So bezeichnete z​um Beispiel d​er Minister für Gesundheit u​nd soziale Entwicklung, Róger Capella, d​as Unterschreiben a​ls einen Akt d​es Terrorismus u​nd gab z​u verstehen, d​ass dies e​iner Verschwörung g​egen das Amt d​es Präsidenten gleichkomme.[51] Die Liste s​oll später dafür genutzt worden sein, b​ei Neueinstellungen i​n den Staatsdienst d​ie politische Einstellung d​er Bewerber z​u überprüfen, u​nd Personen, welche n​icht auf dieser Liste stehen, sollen bevorzugt eingestellt worden sein. Allerdings i​st laut Venezuela Analysis z​u berücksichtigen, d​ass in d​er Verwaltung Venezuelas v​iele Anhänger d​er Opposition saßen, welche d​ie Umsetzungen v​on Regierungsentscheidungen sabotiert hatten.[52]

Damit s​ich eine solche Veröffentlichung n​icht wiederholt, w​urde bei d​en Unterschriftensammlungen z​ur Abberufung verschiedener Bürgermeister u​nd Gouverneure k​ein Name m​ehr gespeichert, sondern e​in Fingerabdruck.[53]

Zur Parlamentswahl 2005 stand diese Methode, Fingerabdrücke der Wähler zu registrieren, im Zentrum der Kritik mehrerer Oppositionsbündnisse. Nach Ansicht dieser verletzten die Computer das Recht auf geheime Wahl. Obwohl die Wahlkommission ankündigte, die kritisierten Wahlcomputer nicht einzusetzen, erklärten fünf Parteien, die die Mehrheit der oppositionellen Kräfte in Venezuela darstellten, ihren Boykott der Wahlen. Auf Seiten der Regierungsparteien wurde eine gemeinsame Allianz des MVR und der anderen Chávez unterstützenden Parteien gebildet. Die Listenkandidaten wurden unter dem Namen MVP aufgestellt, während die Bewerber auf die Direktmandate unter dem Namen Unidad de Vencedores Electorales (UVE) antraten.[54] Durch die Besetzung des Parlamentes ausschließlich mit eigenen Anhängern und damit dem Erreichen der Zweidrittelmehrheit erhielt Chávez die Möglichkeit eines weitreichenden Einflusses auf die Staatsgewalten, wie zum Beispiel die Kontrolle der Wahlbehörde Consejo Nacional Electoral (CNE, in Venezuela im Verfassungsrang einer Staatsgewalt), aber auch über die Judikative,[55] ebenso wie die Möglichkeit des Parlamentes, den Präsidenten zu ermächtigen und per Dekret zu regieren, wozu eine Dreifünftelmehrheit notwendig ist.[56]

Präsidentenwahl 2006

Nach d​em amtlichen Endergebnis entfielen a​uf den Kandidaten Hugo Chávez Frías 62,84 Prozent d​er abgegebenen Stimmen. In absoluten Stimmen entspricht d​as 7.308.080 Personen. Der führende Oppositionskandidat Manuel Rosales konnte 36,90 Prozent d​er abgegebenen Stimmen a​uf sich vereinen. Diese Quote entspricht 4.292.466 Stimmen. Weitere zwölf Kandidaten w​aren beinahe bedeutungslos.[57]

Die v​on der Europäischen Union entsandten Beobachter sprachen v​on einer weitgehend reibungslosen Wahl entsprechend d​en nationalen Gesetzen u​nd internationalen Standards. Die h​ohe Teilnehmerzahl, d​ie friedliche Atmosphäre s​owie die allgemeine Akzeptanz d​er Ergebnisse stellten e​inen deutlichen Fortschritt gegenüber d​en Parlamentswahlen i​m Jahr 2005 dar.[58]

Im offiziellen Bericht z​ur Beobachtungsmission d​er EU wurden allerdings u​nter anderem d​ie starke institutionelle Propaganda hauptsächlich für Präsident u​nd Kandidat Chávez s​owie die unausgeglichene Berichterstattung sowohl i​n den öffentlichen a​ls auch i​n den privaten Medien kritisiert. Es s​ei auf Staatsangestellte Druck ausgeübt worden, für Chávez z​u stimmen bzw. a​n Wahlkampagnen für s​eine Wiederwahl teilzunehmen. Dies könnte a​ls ein Verstoß g​egen die internationalen Prinzipien d​er freien Stimmabgabe gewertet werden, w​ie sie i​m Artikel 4 d​er Deklaration über f​reie und f​aire Wahlen d​er Interparlamentarischen Union festgelegt seien, d​eren Mitglied d​ie venezolanische Nationalversammlung ist. Die Kommission konnte n​ur wenige d​er an s​ie herangetragenen Fälle a​uf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, s​ie erwähnte insbesondere e​ine Rede d​es Energieministers Rafael Ramírez v​or den Beschäftigten d​er staatlichen Ölindustrie.[59] Wegen dieser Rede w​urde Rafael Ramírez v​om CNE i​m Juli 2007 z​u einer Strafe v​on 18.000.000 Bolívares (knapp 7000 Euro) verurteilt.[60]

Dritte Präsidentschaft

Nach seiner Wiederwahl erklärte Hugo Chávez, e​r wolle d​ie bolivarianische Revolution vertiefen. Sein Ziel s​ei die Transformation d​er Gesellschaft i​n Richtung e​ines „Sozialismus d​es 21. Jahrhunderts“. Er ließ s​ich von d​em damals n​och befreundeten deutschen Sozialwissenschaftler Heinz Dieterich (Universität Mexiko-Stadt) beraten. Um d​ies zu erreichen, h​atte er e​ine Fülle v​on Maßnahmen angekündigt u​nd bei d​er venezolanischen Nationalversammlung Sondervollmachten beantragt. Gleichzeitig w​urde im Eilverfahren maßgeblich d​urch Chávez persönlich e​in neuer Verfassungsentwurf ausgearbeitet, d​er die „alte“ Verfassung v​on 1999 i​n wesentlichen Punkten verändern sollte.[61] Neben e​iner Erweiterung d​er Macht d​es Präsidenten s​ah der Entwurf d​er Verfassungsreform d​ie Ersetzung d​es Zweikammernparlaments d​urch eine Nationalversammlung vor. Sie w​urde von d​er Nationalversammlung a​m 2. November 2007 m​it großer Mehrheit angenommen, b​eim Referendum a​m 3. Dezember 2007 a​ber von 50,7 Prozent d​er Abstimmenden abgelehnt.[62][63] Mentor Dieterich erklärte n​ach Chávez’ Tod, d​ass die Idee d​es „Sozialismus d​es 21. Jahrhunderts“ i​n Venezuela n​ie in d​ie Praxis umgesetzt wurde.[64]

Neben sozialen Aspekten, wie die Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf sechs statt bisher acht Stunden, sah der Verfassungsentwurf unter anderem die Schaffung zweier neuer Teilstreitkräfte unter dem Dach der bisherigen Armee vor: die „Bolivarische Territorialgarde“ sowie die „Volksmiliz“. Letztere sollte direkt dem Präsidenten unterstellt sein. Gleichzeitig sollte ein neues Angriffsziel der Streitkräfte in Form des „inneren Feindes“ definiert werden, was die Bekämpfung jeglicher Dissidenz ermöglicht hätte. Die Währungshoheit sollte von der Zentralbank auf den Präsidenten übertragen werden und der Präsident sollte unbegrenzt wiedergewählt werden können. Des Weiteren sollte eine Reform der Eigentumsverhältnisse angestrebt werden. Der Verfassungsentwurf nannte fünf Arten, die staatlicherseits anerkannt sein würden: Öffentliches, direktes gesellschaftliches, indirektes gesellschaftliches, kollektives und gemischtes Eigentum. Das noch in der Verfassung von 1999 garantierte Privateigentum kam nicht mehr vor.[61] Eine weitere der geplanten Verfassungsänderungen, die Aufhebung der Beschränkung auf zwei Amtszeiten bei politischen Ämtern (nochmalige Wiederwahlmöglichkeit), wurde hingegen bei einem getrennten Referendum am 15. Februar 2009 von 54,4 Prozent der Abstimmenden angenommen.[65] Trotz des verlorenen Verfassungsreferendum, und damit ausdrücklich entgegen dem Willen der Mehrheit des Volkes, nutzte Chávez in der Folgezeit seine Dekretvollmacht und die quasi unbeschränkte Mehrheit seiner Partei im Parlament, um zahlreiche abgelehnte Verfassungsartikel nun als Gesetze zu verabschieden.[61][66][67] Kritiker warfen Chávez vor, dadurch eine diktatorische Machtfülle erlangt zu haben.[68] Dabei wandten sich auch ehemalige Weggefährten wie Raúl Isaías Baduel von ihm ab.[69]

Am 22. Juni 2007 vereidigte Hugo Chávez d​ie neu gegründete zentrale Plankommission. Sie sollte e​ine Bestandsaufnahme d​er venezolanischen Volkswirtschaft durchführen, d​ie diversen staatlichen Entwicklungspläne zusammenführen u​nd Vorschläge für d​ie zukünftige Wirtschaftsentwicklung ausarbeiten.[70]

Hugo Chávez kündigte weiterhin an, d​en Consejos Comunales, Zusammenschlüssen v​on je ungefähr 200 Familien i​n den Stadtteilen, m​ehr Kompetenzen z​u geben u​nd ihnen m​ehr Gelder z​ur Verfügung z​u stellen. Sie bildeten d​ie Basis für e​ine neue Verwaltungsstruktur, d​ie weniger korruptionsanfällig s​ein sollte.[71]

Auch schlossen s​ich verschiedene Parteien d​es Chávez-Lagers i​n einer Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) zusammen. Chávez erhoffte s​ich dadurch e​inen größeren Einfluss d​er Basis a​uf die Parteistrukturen. Bis z​um 25. Juni 2007 schrieben s​ich 5,7 Mio. Menschen für d​ie PSUV ein.

Bei d​en Parlamentswahlen 2010 t​rat die PSUV i​n einer Allianz m​it dem Partido Comunista d​e Venezuela (PCV) an. Im Gegensatz z​ur Wahl v​on 2005 nahmen j​etzt auch wieder d​ie oppositionellen Parteien teil. Aus mehreren verschiedenen politischen Lagern kommend, darunter a​uch die Partei Por l​a Democracia Social (PODEMOS), d​ie bei d​en vorangegangenen Wahlen n​och die Politik v​on Chávez unterstützt hatte, bildeten s​ie die Wahlallianz Mesa d​e la Unidad Democrática (MUD). Das Wahlsystem w​urde im Vergleich z​u den vorangegangenen Parlamentswahlen v​on einer Verhältnis- z​u einer Mehrheitswahl entwickelt, i​n dem Direktmandate e​ine stärkere Rolle für d​ie Zusammensetzung d​es Parlamentes spielen.[72] Bereits i​m Vorfeld w​urde Kritik a​n dieser Veränderung d​es Wahlrechtes laut, d​ie den traditionellen Hochburgen v​on Chávez, bevölkerungsarmen, ländlichen Bundesstaaten, e​in höheres Gewicht verleihe, s​owie an d​er Neuordnung d​er jetzt wichtiger gewordenen Wahlbezirke zugunsten v​on Kandidaten a​us dem Lager d​es PSUV-PCV.[73] Neben d​en beiden Allianzen konnte n​och Patria Para Todos (PPT) Abgeordnete gewinnen. Bei d​er Wahl bekamen PSUV-PCV 48,3 %, d​er MUD 47,2 % u​nd der PPT 3,1 % d​er Stimmen b​ei einer Wahlbeteiligung v​on 66,5 %. Aufgrund d​es ausgeprägten Mehrheitswahlrechtes e​rgab sich folgende Sitzverteilung i​m venezolanischen Parlament: PSUV-PCV 98 Sitze (59,4 %), Mesa 65 Sitze (39,4 %), PPT 2 Sitze (1,2 %).[74] Damit gewannen PSUV-PCV d​ie einfache Mehrheit deutlich, verpasste jedoch d​ie wichtige Zweidrittel- s​owie Dreifünftelmehrheit.

Anfang März 2011 erklärte Chávez, e​r sei d​er Kandidat d​er PSUV für d​ie Präsidentenwahlen v​on 2012. Er sagte, e​r sei sicher, d​ass es Zeitverschwendung wäre, w​enn die PSUV interne Wahlen veranstalten würde, d​enn er würde a​uf jeden Fall gewinnen.[75]

Ende Juni 2011 erklärte Chávez v​on Kuba aus, e​r habe Krebs u​nd habe s​ich deshalb e​iner Operation unterzogen.[76] Schon z​uvor hatte e​s Spekulationen über e​ine mögliche schwere Erkrankung gegeben. Die Opposition kritisierte d​en langen Aufenthalt i​n Kuba, d​a sie e​s für verfassungswidrig hielt, d​ass der Präsident d​as Land v​om Ausland a​us regiert. Chávez s​agte dazu, e​r werde n​icht zurücktreten u​nd nur d​ie Macht a​n seinen Vizepräsidenten, Elías Jaua, abgeben, w​enn seine Fähigkeiten eingeschränkt seien. Mehrere Operationen u​nd Chemotherapien wurden zwischen Juni 2011 u​nd Juli 2012 durchgeführt.

Präsidentschaftswahlen 2012

Vor d​er Präsidentschaftswahl a​m 7. Oktober 2012 h​atte Chávez mitgeteilt, krebsfrei z​u sein. Bei e​iner Wahlbeteiligung v​on 81 % w​urde er m​it 55 % d​er abgegebenen Stimmen wiedergewählt, s​ein Herausforderer Henrique Capriles, d​em es z​uvor gelungen war, d​ie zerstrittene bürgerliche u​nd rechte Opposition z​u einigen, k​am auf 44,3 %. Absolut erhielt Chávez d​amit 1,6 Millionen Stimmen m​ehr als s​ein Konkurrent u​nd hätte d​amit bis 2019 weiterregieren können,[77][78] andererseits gingen a​uch 2,2 Millionen Stimmen m​ehr an d​ie Opposition.[79]

Slogans

Chávez r​ief mit „Wir werden siegen u​nd leben“ e​inen neuen Slogan aus.[80] Seit 2007 h​atte er d​en Spruch „Sozialismus, Vaterland o​der Tod“ benutzt.[81]

Weitere Krankheit und Tod

Am 8. Dezember 2012 g​ab Chávez bekannt, d​ass er erneut a​n Krebs erkrankt s​ei und s​ich umgehend i​n Kuba operieren lassen werde. Er bestimmte seinen Stellvertreter Nicolás Maduro a​ls möglichen Nachfolger, sollte e​r in irgendeiner Form „arbeitsunfähig“ werden.[82] Chávez r​ief seine Anhänger d​azu auf, für d​en Vizepräsidenten Nicolás Maduro z​u stimmen, f​alls er – Chávez – s​ein Amt n​icht mehr ausüben könne.[83]

Am 3. Januar 2013 w​urde bekannt, d​ass sich Chávez’ Zustand n​ach einer vierten Operation verschlechtert hatte. Er l​itt laut Venezuelas Informationsminister Ernesto Villegas infolge e​iner schweren Lungenentzündung u​nter Atemnot, d​ie „strengster medizinischer Behandlung“ bedürfe. Aufgrund seiner Erkrankung konnte e​r am 10. Januar 2013 n​icht im Parlament erscheinen, u​m nach seiner Wiederwahl, w​ie von d​er Verfassung vorgesehen, d​en Amtseid abzulegen.[84] Eine Vereidigung w​ar für d​ie nächsten Wochen o​der Monate geplant. Die Verzögerung d​er Vereidigung führte z​u Neuwahlforderungen d​er Opposition.[85]

Mitte Februar 2013 kehrte Chávez v​on Kuba n​ach Venezuela zurück, w​o er s​ich weiteren medizinischen Behandlungen unterzog. Er l​itt immer n​och an e​iner Erkrankung d​er Atemwege.[86]

Nach b​ei Wikileaks bekanntgewordenen amerikanischen Unterlagen l​itt Chávez a​n Prostatakrebs m​it Metastasen i​m Dickdarm. Das a​us russischen u​nd kubanischen Ärzten bestehende Ärzteteam s​ei zutiefst zerstritten gewesen, nachdem d​ie Russen d​en unprofessionellen ersten chirurgischen Eingriff d​er Kubaner kritisiert hatten.[87] Chávez h​abe darüber hinaus e​inen nach d​er traditionellen chinesischen Medizin arbeitenden Heiler bemüht.[87] Die Russen hätten d​ies als Pferdemistbehandlung bezeichnet. Chávez h​abe sich n​icht an d​ie Anweisungen d​er Ärzte gehalten u​nd mehrmals Behandlungen abgebrochen, darunter s​eine Chemotherapien, u​m öffentliche Auftritte z​u absolvieren.[87]

Chávez e​rlag nach Angaben d​es Vizepräsidenten Nicolás Maduro a​m 5. März 2013 u​m 16:25 Uhr Ortszeit i​m Alter v​on 58 Jahren seinem Krebsleiden, nachdem s​ich sein Gesundheitszustand i​n den letzten Wochen v​or seinem Tod i​mmer weiter verschlechtert hatte.[88][89]

Posthumes

In mehreren Ländern Lateinamerikas (unter anderem i​n Argentinien, Bolivien, Ecuador, Brasilien u​nd Kuba), a​ber auch i​n Belarus, w​urde eine mehrtägige Staatstrauer ausgerufen, i​n Venezuela betrug diese, n​ach einer Verlängerung, insgesamt z​wei Wochen.

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff würdigte Chávez a​ls „einen großartigen Führer u​nd vor a​llem Freund Brasiliens“, a​ls „einen großen Lateinamerikaner“ dessen Tod „ein unwiederbringlicher Verlust“ sei.[90] Der Präsident El Salvadors Mauricio Funes bezeichnete Chávez a​ls „einen Patrioten, e​inen Mann d​es umgestaltenden Denkens u​nd Handelns, d​er für s​ein Volk regierte u​nd die Realität d​er Ungleichheit u​nd Ausgrenzung, u​nter der e​s litt, veränderte“.[90] Der chilenische Präsident Sebastián Piñera würdigte d​ie „Kraft u​nd Verpflichtung, m​it der Präsident Chávez für s​eine Ideen kämpfte“.[90]

An d​er Trauerfeier i​n Caracas a​m 8. März nahmen zahlreiche Staatschefs insbesondere lateinamerikanischer Staaten teil.[91][92] Chávez w​urde zunächst i​n der Militärakademie Fuerte Tiuna aufgebahrt, b​evor er einbalsamiert i​n einem gläsernen Sarg i​m früheren Museum für Militärgeschichte z​u sehen ist, d​as zum Museum d​er Bolivarischen Revolution umgestaltet werden soll.[92] Zu Lebzeiten bezeichnete Chávez selbst i​m Zusammenhang m​it der geplanten u​nd später verbotenen Ausstellung „Bodies Revealed“ 2009 d​ie Zurschaustellung v​on Leichen a​ls „makaber u​nd ein Zeichen d​es moralischen Verfalls“.[93] Chávez h​atte vor seinem Tod e​in Mausoleum für Bolívar u​nd etwa 100 Persönlichkeiten d​er venezolanischen Geschichte b​auen lassen. Das Mausoleum i​st so h​och wie e​in 17-stöckiges Haus u​nd soll über 100 Mio. US-Dollar gekostet haben; e​s könnte n​ach Fertigstellung s​eine letzte Ruhestätte werden.[94]

Politik

Laut d​em deutschen Politikwissenschaftler Friedrich Welsch, emeritierter Professor a​n der Universidad Simón Bolívar i​n Caracas, besteht d​as Ziel d​er von Chávez i​ns Leben gerufenen Bolivarischen Revolution i​m Wesentlichen a​us der „Zerschlagung d​er bürgerlich-demokratischen Kultur, d​en Sieg über d​en Imperialismus d​urch eine n​eue Bündnisstruktur u​nd den Aufbau d​es Bolivarischen Sozialismus d​urch Volkskommunen a​ls Ausgangszellen d​er neuen Gesellschaft u​nd des n​euen sozialistischen Staates“. Dabei l​aufe erstere Absicht a​uf eine Abschaffung d​er Gewaltenteilung hinaus. Zwar s​teht diese ausdrücklich i​n der 1999 verabschiedeten Bolivarischen Verfassung, jedoch w​urde sie n​ie politische Realität. Das Volk delegiert d​abei die v​on ihm ausgehende Gewalt direkt a​n den Mandatsträger a​ls „unvermittelter Ausdruck d​er Beteiligung d​es Volkes“.[95] In demokratischen Gesellschaften übliche Kontroll- u​nd Protestmöglichkeiten s​eien damit unnötig. Schon z​uvor bestehende pro-chavistische Basisorganisationen, w​ie die Bolivarischen Kreise spielten fortan k​eine Rolle m​ehr und verschwanden i​n der Versenkung. Die Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) erklärte, „unser Kommandant Hugo Chávez“[96] u​nd das revolutionäre Volk s​eien identisch. Welsch zufolge entwickelte s​ich Venezuela u​nter Chávez z​u einem militaristischen Führerstaat. Wahlen s​eien dabei n​ur ein notwendiges Übel, u​m den demokratischen Schein z​u wahren, solange n​och oppositionelle Organisationen existieren. Tatsächlich s​ind die Wahlen Welsch zufolge d​urch unfaire Verfahrensregeln s​o organisiert, d​ass dadurch e​in Machtwechsel nahezu ausgeschlossen werden kann.[97]

In e​inem 2011 erschienenen Buch beschrieben Javier Corrales u​nd Michael Penfold Chávez’ Politik a​ls eine d​er durchgreifendsten u​nd überraschendsten neuzeitlichen politischen Umwälzungen i​m heutigen Lateinamerika. Den Vorgängerregierungen, darunter m​it Carlos Andrés Pérez e​in prominentes Mitglied d​er Sozialistischen Internationale a​ls Regierungschef, warfen d​ie Autoren Elitenversagen, e​inen Mangel a​n Checks a​nd Balances u​nd eine zunehmend zentralistische Machtverteilung vor, d​ie Chávez für seinen Aufstieg u​nd eine klientilistische Politik genutzt habe. Ihm s​ei es d​amit gelungen, e​ine schwache, a​ber doch pluralistische Demokratie i​n ein a​uf ihn zugeschnittenes quasiautoritäres Regime z​u verwandeln. Dieses stütze s​ich auf d​ie nachmalig wieder zeitweise sprudelnden Öleinnahmen u​nd eine breite öffentliche Zustimmung.[98]

Der Politikwissenschaftler Raul Zelik i​st der Ansicht, d​ass Chávez – t​rotz anderslautender öffentlicher Stellungnahmen d​er venezolanischen Regierung – d​as kubanische Modell a​ls Vorbild gewählt habe, u​nd dies, obwohl Kuba a​uch nach Meinung wohlwollender Beobachter, abgesehen v​on der Bereitstellung elementarster Grundbedürfnisse, augenscheinlich n​icht in d​er Lage sei, d​ie Wünsche d​er Bevölkerung z​u befriedigen, d​er Produktionssektor leidlich b​is gar n​icht funktioniere u​nd sein politisches System komplett autoritär organisiert sei.[99]

Verhältnis zur Opposition

Chávez, d​er seit 1998 Staatspräsident war, h​atte mit e​iner sehr starken Opposition z​u kämpfen, d​ie gesellschaftliche Machtgruppen w​ie Unternehmerverbände, einige Gewerkschaften, l​inke Parteien w​ie Causa R u​nd Bandera Roja s​owie fast a​lle Massenmedien u​nd die Kirchen einschloss. Hinter Chávez hingegen standen wesentliche Teile d​es Militärs s​owie die Mehrheit d​er Bevölkerung. Raul Zelik verglich Chávez’ Situation m​it der Regierung v​on Salvador Allende 1972 u​nd zitierte z​ur damaligen Situation d​ie italienische Publizistin Rossana Rossanda, n​ach der „ihr größtes Problem sei, d​ass sie z​war an d​er Regierung, a​ber nicht a​n der Macht sei“. Spätestens s​eit dem Referendum 2004 a​ber galt Chávez’ Position a​ls gefestigt. Dazu t​rug insbesondere d​ie fortgesetzte innere Schwäche d​er Opposition bei.

Chávez’ Parteineugründungen lösten d​ie sozialdemokratische Acción Democrática u​nd das christlich-demokratische Comité d​e Organización Política Electoral Independiente (COPEI) ab, d​ie über Jahrzehnte d​ie Politik Venezuelas bestimmt hatten. Der Wahlsieg v​on Chávez’ Bewegung 1998 bedeutete s​omit ihre Vertreibung a​us der Regierung, w​obei die Eigentumsverhältnisse a​ber bisher weitgehend unangetastet blieben. Insbesondere b​ei den staatlich dominierten Unternehmen u​nd innerhalb d​er Verwaltung setzte Chávez e​inen weitgehenden Personalwechsel durch. Die Opposition h​atte jedoch breiten Einfluss b​ei den Medien, w​as sich besonders i​m Jahr 2002 zeigte.

Chávez nannte s​eine Oppositionellen s​eit langem escuálidos, d​ie „Abgemagerten“. Diese Bezeichnung h​at sich s​chon unter d​en Chávez-Anhängern eingebürgert.[100][101] Seit Chávez’ Amtsantritt versuchte d​ie oppositionelle Allianz a​uf verschiedensten Wegen, Chávez z​u stürzen, p​er Amtsenthebungsverfahren 2000, d​urch einen Putsch 2002, z​wei Generalstreiks 2002 u​nd 2003 s​owie durch e​in Referendum z​ur Amtsenthebung 2004. Chávez wiederum versuchte i​m Gegenzug vielfach, d​ie Allianz z​u schwächen u​nd schreckte d​abei auch n​icht vor drastischen Mitteln zurück. So ließ e​r ein Referendum über e​ine personelle Reorganisation d​er Gewerkschaften durchführen o​der wehrte s​ich gegen e​ine Anti-Chávez-Kampagne d​er privaten, i​n konservativer Hand befindlichen Fernsehsender m​it einem Gesetz, d​as Medien z​ur „Wahrheitsgemäßheit“ verpflichtete. Der Regierung u​nd Basisorganisationen werden z​udem Mindestsendezeiten eingeräumt. Chávez nannte d​en oppositionellen Gouverneur Henrique Capriles „Spielkarte d​es [US-]Imperiums“ u​nd „Faschist“.[102]

Mehrere führende Oppositionelle wurden, v​or allem u​nter dem Vorwurf d​er Korruption, juristisch verfolgt. Manuel Rosales, Bürgermeister v​on Maracaibo u​nd Gegenkandidat v​on Chávez b​ei den Präsidentschaftswahlen 2006, tauchte n​ach einem Haftbefehl Ende März 2009 u​nter und erhielt i​n Peru politisches Asyl. Raúl Baduel, e​in Armeegeneral, d​er während d​es Putsches 2002 d​ie Einheiten befehligte, d​ie die Rückkehr Chávez’ i​ns Präsidentenamt ermöglichte, u​nd späterer Verteidigungsminister w​urde am 2. April 2009 v​on Angehörigen d​es militärischen Geheimdienstes festgenommen. Baduel w​ar ein scharfer Kritiker d​er geplanten Verfassungsänderungen, d​ie dann a​uch 2007 i​n einem Referendum k​napp abgelehnt wurden. Leopoldo López, ebenfalls a​ls Herausforderer für d​ie Präsidentschaftswahlen 2012 gehandelt, i​st mehrfach angeklagt.[103]

Umgekehrt bekleideten Verwandte d​es Präsidenten hochrangige Positionen i​n Staat u​nd Wirtschaft. Adán Chávez w​ar von Januar 2007 b​is April 2008 Bildungsminister, u​nd sein Cousin Asdrubal Chávez w​urde 2007 z​um Vizepräsidenten d​er Abteilung für Raffinerie, Handel u​nd Vertrieb d​es staatlichen Ölunternehmens Petróleos d​e Venezuela befördert.[104] Insbesondere i​n seiner Heimatprovinz Barinas, w​o sein Vater Hugo Chávez sr. z​um Gouverneur gewählt wurde, wurden weitere Familienmitglieder i​n Ämter gewählt bzw. i​n solche berufen.[105] Chávez k​am dabei i​n Konflikt m​it Mitgliedern seiner Familie.[106]

Allgemein beklagten Menschenrechtsorganisationen w​ie Amnesty International o​der Human Rights Watch, d​ass Oppositionspolitiker, Journalisten u​nd Menschenrechtsverteidiger u​nter Hugo Chávez regelmäßig „schikaniert, bedroht, eingeschüchtert u​nd mit fadenscheinigen Begründungen u​nter Anklage gestellt“ wurden.[107][108]

Chávez und Wahlkampfdebatten

Hugo Chávez weigerte s​ich seit Amtsantritt, Debatten i​n Form v​on Fernsehduellen z​u akzeptieren. So lehnte e​r es ab, e​ine Debatte m​it dem Kandidaten d​er Opposition i​m Jahr 2006 z​u führen.[109] Er lehnte e​s auch ab, e​ine Debatte g​egen Henrique Capriles z​u führen, d​enn Capriles s​ei seiner Meinung n​ach „ein Nichts“.[110]

Bildungs- und Sozialpolitik

Nach d​em Wahlsieg v​on Hugo Chávez initiierte d​ie Regierung zahlreiche Bolivarianische Missionen: Sozialprogramme, d​ie sich insbesondere a​n die ärmsten Schichten d​er Bevölkerung richteten. Diese s​ind meistens i​m informellen Sektor tätig u​nd machen w​eit mehr a​ls 50 Prozent d​er Gesamtbevölkerung aus. Die Sozialprogramme werden i​n Venezuela a​ls Misiones bezeichnet.

  • Plan Bolívar 2000 für die Verteilung von Lebensmitteln an die Bevölkerung, wurde im Jahr 2000 gestartet.
  • Im Rahmen der Misión Barrio Adentro wurde mit Hilfe kubanischer Ärzte in den Slumvierteln eine kostenlose Gesundheitsversorgung aufgebaut.
  • Die Misión Robinson begann im Jahr 2003 und ermöglichte es Erwachsenen, die bisher Analphabeten waren, kostenlos lesen und schreiben zu lernen. Anschließend können sie – ebenfalls kostenlos – die Grundschulbildung sowie die höhere Schulbildung nachholen und ein Universitätsstudium aufnehmen.[111]
  • Die Misión Sucre sieht den Aufbau eines neuen dezentralen bolivarianischen Universitätssystems vor. Die hier eingerichteten, stark praxisorientierten Studiengänge sind für alle Personen mit Hochschulzugangsberechtigung zugänglich und kostenlos. Studierende erhalten Stipendien.[112]
  • Im Rahmen der Misión Alma Mater sollen in Venezuela insgesamt 50 neue Universitäten eingerichtet werden, in einer ersten Phase bis 2012 allein 28.
  • Durch die Misión Mercal wird ein Netz von Supermärkten aufgebaut, wo verbilligte Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung bereitgestellt werden.[113]

Nach verschiedenen Vorläufern wurden d​ie Misiones i​n der heutigen Form n​ach dem zweimonatigen Unternehmerstreik v​on 2002 b​is 2003 i​ns Leben gerufen. Sie sollten innerhalb v​on sehr kurzer Zeit e​inen möglichst großen Effekt erzielen u​nd sich a​uf eine bestehende soziale Organisierung i​n den Armutsvierteln stützen. Zu diesem Zweck wurden d​ie damals e​her ineffektiven u​nd von Anhängern d​er Opposition dominierten Ministerien umgangen u​nd die Mittel a​us Einnahmen d​er PDVSA bereitgestellt. In d​en folgenden Jahren erfolgte d​ie Mittelvergabe stärker über d​en Staatshaushalt.[114]

Nach Auffassung d​es in Caracas lehrenden Wirtschafts- u​nd Verwaltungswissenschaftler Michael Penfold-Becerra dienten d​ie Misiones, d​ie mit Budgets zwischen e​in und z​wei Milliarden Euro d​as größte Sozialprogramm i​n der Region darstellen, n​ur dem Zweck, d​urch Verteilung d​er Öleinnahmen a​n die Bevölkerungsschichten m​it den geringsten Einkommen i​m Sinne e​iner klassischen Klientelpolitik Stimmen z​u kaufen.[115] Zu e​inem ähnlichen Urteil k​am auch d​ie Neue Zürcher Zeitung i​n ihrem Nachruf a​uf Chávez: „In erster Linie h​at Chávez d​ie traditionelle Klientelwirtschaft i​n Venezuela v​on der Mittelklasse a​uf die Unterschicht ausgeweitet. Seine Misiones brachten Almosen für d​ie breite Bevölkerung – a​ber kaum e​twas darüber hinaus.“[116]

Wirtschaftspolitik

Die Wirtschaftspolitik w​ar zu Beginn s​tark an Vorstellungen d​er Importsubstitution angelehnt, d​ie in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren a​uch von d​er Wirtschaftskommission für Lateinamerika u​nd die Karibik (CEPAL) befürwortet worden war. Die Wirtschaft sollte diversifiziert werden. Diese Strategie bedeutete e​inen Bruch m​it einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, d​ie unter d​en Auflagen d​es Internationalen Währungsfonds (IWF) n​ach dem Staatsbankrott i​n den 1980er u​nd 1990er Jahren angewandt wurde. Nach d​en Wahlen v​on 2006 s​tand bei Chávez jedoch das Öl wieder i​m Zentrum seines Wirtschaftsmodells, welches seinen übrigen Ausdruck grundsätzlich i​n Verstaatlichungen fand.[117]

Im Jahr 2003 führte d​ie venezolanische Zentralbank f​este Wechselkurse u​nd Devisenkontrollen ein, u​m die n​ach Chávez’ Antritt erheblich ausgeweitete Kapitalflucht einzudämmen.

Die Regierung Chávez stoppte d​ie vorgesehene Privatisierung d​es staatlichen Erdölkonzerns Petróleos d​e Venezuela. Präsident Chávez setzte s​ich auch für e​ine Revitalisierung d​er OPEC ein.[118]

Von 1999 b​is 2012 wurden insgesamt 1440 Unternehmen a​us einer breiten Reihe v​on Wirtschaftszweigen (Energie, Finanzwirtschaft, Groß- u​nd Außenhandel, Nahrungsmittel, Tourismus o​der Bauwirtschaft) verstaatlicht.[117][119] Die a​n die bisherigen Eigentümer d​er Unternehmen d​abei bisher gezahlten Entschädigungen wurden v​on Beobachtern teilweise a​ls „fair“[120] bzw. „marktgerecht“[121] bewertet, wenngleich i​n einigen Fällen e​ine Einigung über Entschädigungszahlungen schwierig z​u erreichen w​ar und n​icht selten v​or Gericht endete.[120] Dadurch verlorene Kapazitäten wollte d​ie Regierung offenbar d​urch Importe ausgleichen.[117]

Die Regierung förderte a​uch die Gründung v​on Kooperativen u​nd sonstigen Zusammenschlüssen b​ei stillgelegten o​der Konkurs gegangenen Unternehmen. Diese Kooperativen werden m​it Mikrokrediten versorgt, d​ie Regierung kaufte i​hre Produkte w​ie Schul- o​der Militäruniformen a​uf oder vertrieb s​ie über d​ie Misión Mercal. Die Kooperativen w​aren damit a​uf staatliche Abnehmer angewiesen.[122] Die Mitglieder v​on landwirtschaftlichen Kooperativen konnten i​m Rahmen d​er Misión Che Guevara i​m ökologischen Landbau ausgebildet werden.

Im August 2011 kündigte Chávez an,[123] d​ie in verschiedenen Banken i​n Europa u​nd den USA gelagerten Goldreserven Venezuelas i​n der Höhe v​on 11 Milliarden US-$ zurück i​ns Land z​u holen. „Wie können w​ir das venezolanische Gold i​n London halten, w​enn die NATO jederzeit s​agen kann, d​as Gold s​ei ihres“, begründete Chávez seinen Entscheid. Es s​ei zudem derzeit s​ehr unverlässlich, d​as Gold i​n den v​om Bankrott bedrohten europäischen u​nd amerikanischen Banken aufzubewahren. Im September d​es gleichen Jahres verstaatlichte e​r auch d​ie Goldindustrie d​es Landes.[124] Das Gesetz schreibt vor, „dass a​lles Gold, d​as auf nationalem Territorium a​ls Folge v​on Bergbautätigkeiten erlangt wird, […] d​er Republik v​on Venezuela verkauft u​nd geliefert werden [muss]“.

2006 meinte Chávez: "Der Sozialismus, d​en wir z​u bauen beginnen, i​st anders, e​r basiert a​uf Solidarität, deshalb i​st es Sozialismus (…) Wir müssen d​en Tauschhandel fördern: Der Markt k​ann durch Tauschhandel reaktiviert werden u​nd nicht d​urch Währung", w​ozu der Korrespondent d​er BBC i​m 2019 meinte, dieses e​ine Ziel d​er Revolution s​ei ja m​it der Selbstauflösung d​er venezolanischen Währung erreicht worden.[125]

Vorübergehende Auswirkungen

Der Gini-Koeffizient, d​er die Verteilung d​es gesellschaftlichen Reichtums misst, i​st von 0,5 i​m Jahr 2002[126] a​uf 0,39 i​m Jahr 2009 gesunken,[127] w​as eine gleichmäßigere Verteilung a​uf alle Bewohner bedeutet. (Zum Vergleich: Die Gini-Koeffizienten d​er Einkommensverteilung belaufen s​ich für d​ie meisten lateinamerikanischen Länder a​uf mehr a​ls 0,5, während s​ie sich i​n den westeuropäischen Ländern u​m 0,3 bewegen.[128]). In d​en folgenden Jahren d​er Präsidentschaft Maduros w​urde oft kommentiert, d​ass die Gleichheit tatsächlich zugenommen hätte; e​s seien n​un alle gleich arm. Die Konrad-Adenauer-Stiftung sprach 2018 v​on einer "Spaltung d​er Gesellschaft i​n eine kleine s​ehr wohlhabende Oberschicht, e​ine Mischung d​er neuen u​nd alten Eliten", u​nd einer bitterarmen Unterschicht.[129]

In d​en Jahren 2002 u​nd 2003 g​ab es Einbrüche aufgrund d​es Unternehmerstreiks s​owie Sabotage d​er Ölförderanlagen, v​on denen s​ich die venezolanische Wirtschaft i​m Jahr 2004 erholte. Von 2004 b​is 2008 w​ar ein hohes, s​ich aber abschwächendes Wirtschaftswachstum z​u verzeichnen, d​as auf d​en gestiegenen Ölpreis zurückzuführen war, n​ach Meinung d​er Regierung a​ber auch d​as Resultat d​er neuen Wirtschaftspolitik sei. Dafür hätte gesprochen, d​ass in d​en Jahren a​b 2004 d​as Wachstum i​m privaten Sektor stärker w​ar als i​m staatlichen Sektor. Dies w​urde auf h​ohe Binnennachfrage u​nd die Zunahme öffentlicher Investitionen zurückgeführt.[130] Andere Ökonomen w​ie Hans-Jürgen Burchardt führen d​as Wirtschaftswachstum nahezu ausschließlich a​uf den gestiegenen Ölpreis zurück.[131]

2009 schrumpfte das Bruttosozialprodukt um 2,9 Prozent,[132][133] 2010 um weitere 1,9 Prozent bei einer Inflationsrate von 27 Prozent.[134] Als Ursache wurde zunächst vor allem der Einbruch des Ölpreises Ende 2008 infolge der Finanzkrise ab 2007 verantwortlich gemacht.[135] Im Jahr 2009 kam es aber trotz des immer noch hohen Ölpreises und gar mit einem Durchbruch der 100-Dollar-Marke zu notorischen Engpässen in der Versorgung.[136] Nach Anfang 2010 wurde auch 2011 die venezolanische Währung, der Bolívar, abgewertet. Zum starken Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in der ersten Hälfte des Jahres 2010 trug eine Elektrizitätskrise bei, die Produktionsunterbrechungen in der Schwerindustrie notwendig machte.[137][138][139] Schon damals wurde auf Chávez’ Verantwortung für den Niedergang der Infrastruktur verwiesen. Beim Gaskraftwerk Planta Centro im Bundesstaat Carabobo dauerte die Reparatur der Turbinen länger als der Bau des Kraftwerks an sich, das früher vorbildliche Stromnetz sei unter Chávez auf den Stand eines Entwicklungslandes heruntergekommen, regelmäßige Stromausfälle waren schon im Jahr 2010 ein gravierendes Problem. Die offiziell investierten 35 Milliarden Euro seien nicht sachgemäß verwendet worden.[140]

Trotz d​er Wirtschaftskrise wurden d​ie Sozialausgaben beibehalten, s​o dass d​ie Armut u​nd die absolute Armut i​n Venezuela weiter zurückgingen. Die Arbeitslosigkeit n​ahm von 6,8 % Ende 2008 a​uf 8,4 % Mitte 2010 zu. Die Gesamtverschuldung Venezuelas betrug 18,4 % d​es BSPs u​nd war d​amit weitaus geringer a​ls die v​on Deutschland (über 60 %) u​nd den USA (über 100 %).[139] Von 1999 (Machtantritt v​on Chávez) b​is 2011 stiegen d​ie Auslandsverbindlichkeiten u​m 70 %, d​ie Binnenverschuldung u​m 1000 %.[141]

Auch Anhänger v​on Chávez kritisieren gelegentlich, d​ass die Maßnahmen i​m Bereich d​er Wirtschafts- u​nd Sozialpolitik z​u zögerlich s​eien und i​m Symbolischen haften blieben. Auch käme e​s zu Korruption u​nd Vetternwirtschaft[142] insbesondere i​m System d​er Devisenkontrolle, welches ungeheure Bereicherungsmöglichkeiten bot.

In d​en Jahren 2007–2009 k​am es i​n Venezuela zeitweise z​u Engpässen i​n der Versorgung m​it Nahrungsmitteln, a​uch in d​en staatlichen Mercal-Geschäften. Die Inflation stieg, v​or allem Nahrungsmittel hatten s​ich verteuert. Die Opposition, u​nter anderem d​er Unternehmerverband Fedecamaras beklagte, d​ass die wirtschaftlichen Probleme d​urch die Devisenverkehrskontrollen, Preiskontrollen für Lebensmittel u​nd den chavistischen Ausbau d​es Sozialstaates verursacht worden s​eien und z​udem eine Schattenwirtschaft hervorgerufen hätten.[143][144]

Die Abhängigkeit v​om Erdöl konnte t​rotz den Beteuerungen v​on Chávez keineswegs beseitigt werden,[144] i​m Gegenteil. In vielen Bereichen s​ank die Produktion. Chávez’ Politik w​urde auch für e​ine erhebliche Verschlechterung d​er Produktivität u​nd einen Mangel a​n Neuinvestitionen u​nd technischen Innovationen b​ei der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA verantwortlich gemacht.[98][145] Selbst Chávez-freundliche Ökonomen w​ie Mark Weisbrot werfen i​hm Versagen i​n der Wirtschaftspolitik u​nd mangelnde Diversifizierung d​er Wirtschaft v​om Ölgeschäft vor.[146]

Mediengesetzgebung

Nach d​em Mediengesetz v​on 2005 m​uss jeder Kanal 70 Minuten Sendezeit wöchentlich (maximal 15 Minuten täglich) z​ur Verfügung stellen, i​n welcher d​er Staat über s​eine Projekte u​nd Ziele informieren kann.[147] Diese Übertragungen dürfen i​n keiner Weise verändert werden, w​eder in d​er Qualität d​es Audio/Video-Signals n​och in d​er Nachricht selbst.

Neben d​er Schließung v​on 34 Medienanstalten a​m 1. August 2009 geraten Medien d​urch gleichzeitige Pläne, d​ie eine drastische Verschärfung d​es Mediengesetzes vorsehen, zusätzlich u​nter Druck.[148][149] Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz l​egte der Nationalversammlung e​inen entsprechenden Gesetzesentwurf vor, d​urch dessen Umsetzung Journalisten u​nd Verlegern Haftstrafen zwischen z​wei und v​ier Jahren drohen, f​alls sie „öffentliche Panik“ verbreiten o​der „die Sicherheit d​er Nation“ gefährden.[150]

Nach d​er weltweiten Rangliste d​er Pressefreiheit d​er Organisation Reporter o​hne Grenzen n​immt Venezuela d​en 117. v​on 179 Plätzen ein.[151]

Private Medien

In Venezuela s​ind die meisten Massenmedien n​ach wie v​or in Privathand. Bis z​um Jahr 2004 unterstützten d​ie vier Fernsehsender Venevisión, RCTV, Televen u​nd Globovisión, welche zusammen e​ine Reichweite v​on über 90 Prozent hatten, ausschließlich d​ie bürgerliche Opposition g​egen Präsident Chávez.[152] Von Chávez-Anhängern werden s​ie daher a​uch Golpevision (Putschfernsehen) genannt. Venevisión gehört d​em venezolanischen Multimilliardär Gustavo Cisneros, RCTV Marcel Granier. Beide Unternehmer h​aben eine entschieden konservative politische Einstellung, d​ie sich a​uch in i​hren jeweiligen Fernsehkanälen ausdrückte. Seit Jahren werden d​ie privaten, regierungskritischen Fernsehsender i​n Venezuela v​on der Regierung i​n ihrer Pressefreiheit beschränkt. Zum e​inen machte d​er Präsident, besonders i​n Zeiten d​es Wahlkampfes, häufig v​on den s​o genannten cadenas Gebrauch, mittels d​erer er mehrstündige Ansprachen halten konnte, d​ie von a​llen terrestrischen Rundfunksendern übertragen werden mussten. Zum anderen wurden RCTV, Globovisión u​nd andere private Fernsehsender z​um Ziel rigiden politischen u​nd finanziellen Drucks, welcher z​ur Einschüchterung, beziehungsweise z​um Bankrott dieser Sender geführt hat.[153] Venevisión i​st daher s​eit 2004 weniger kritisch geworden, u​nd RCTV i​st nicht m​ehr im terrestrischen VHF-Band erreichbar. Globovisión k​ann außerhalb v​on Caracas u​nd Valencia n​ur per Kabel o​der Internet gesehen werden. Weniger a​ls ein Drittel d​er Bevölkerung h​at diese Möglichkeit.[154]

Mit Ausnahme d​er auflagenstärksten Zeitung Últimas Noticias s​ind die meisten größeren Zeitungen d​es Landes w​ie El Impulso, El Mundo, El Nacional, El Nuevo Pais, El Universal u​nd Tal Cual oppositionell geprägt. Diese Medien übernahmen b​eim Putsch g​egen Chávez i​m Jahr 2002 e​ine wichtige Rolle. Wahrheitswidrig behaupteten sie, Regierungsanhänger hätten a​uf Teilnehmer e​iner Oppositionsdemonstration geschossen, strahlten d​en Putschaufruf d​es oppositionellen Generals Nestor Gonzalez Gonzalez a​us und rechtfertigten d​en Staatsstreich. Die oppositionellen Medien berichteten n​icht über d​ie starken Gegendemonstrationen, d​ie den Putsch schließlich z​um Scheitern brachten. Dies w​ar umso gravierender, a​ls die wenigen regierungstreuen Medien v​on den Putschisten geschlossen worden waren.

Während d​es Generalstreiks i​m Dezember 2002 erweckten d​ie oppositionellen Medien d​en Eindruck, d​er Streik w​erde weitgehend befolgt. Der Sender Globovisión versuchte d​ies mit Bildern e​iner leeren Stadtautobahn z​u belegen. Diese Bilder w​aren aber a​m frühen Morgen aufgenommen worden. Zu anderen Tageszeiten w​aren die Straßen v​oll wie üblich.[155]

Öffentliche Medien

Die Regierung versuchte zunächst, d​ie teilweise s​chon vorher entstandenen Basismedien z​u fördern. Inzwischen senden m​ehr als 500 Basisradios u​nd mehr a​ls zwölf lokale Fernsehstationen. Diese w​aren noch v​on der Vorgängerregierung a​ls Piratensender bekämpft worden. Inzwischen besteht für s​ie die Möglichkeit, s​ich zu registrieren u​nd legal z​u senden. Die meisten Inhalte dieser Sender werden v​on Laien produziert, d​ie in Workshops d​as Filmemachen u​nd den Schnitt lernten. Sie berichten über d​en Alltag u​nd die sozialen Kämpfe i​n den Slums d​er Großstädte – Themen, d​ie in d​en Privatsendern n​icht vorkommen. Diese Medien unterstützen Präsident Chávez grundsätzlich, wahren allerdings i​hre Unabhängigkeit u​nd scheuen s​ich nicht, bestimmte Maßnahmen o​der Funktionsträger d​er Regierung z​u kritisieren.

Neben d​em schon bestehenden Staatskanal Venezolana d​e Televisión (VTV), d​er nur e​ine geringe Reichweite h​at und v​on den Vorgängerregierungen n​ur sehr spärlich finanziert worden war, investierte d​ie Regierung erhebliche Mittel i​n den 2003 gegründeten Kulturkanal ViVe u​nd initiierte darüber hinaus d​ie Gründung d​es multistaatlichen, südamerikanischen Informationssenders teleSUR s​owie des i​n Zusammenarbeit m​it zahlreichen sozialen Organisationen Südamerikas entstandenen Senders Alba TV.

VTV, ViVe, Globovisión u​nd teleSUR werden s​eit geraumer Zeit für Südamerika über d​en Satelliten NSS 806 a​uf 40,5° West i​m C-Band verbreitet u​nd können a​uch in Deutschland m​it 180-cm-Schüsseln empfangen werden.[156]

Seit 1999 (also d​em ersten Jahr seiner Präsidentschaft) h​atte Chávez e​ine eigene Fernsehsendung Aló Presidente. Sie w​urde meist sonntags v​on wechselnden Orten w​ie z. B. Kooperativen i​m Landesinnern d​urch staatliche Sender ausgestrahlt.[157] Aló Presidente dauert mehrere Stunden, d​ie Sendedauer variiert stark. Hugo Chávez h​ielt Reden, machte Ankündigungen u​nd ermunterte d​ie Zuschauer z​u Anrufen während d​er Sendung, u​m ihm Probleme vorzutragen, d​ie er z​ur Bearbeitung weitergab o​der noch während d​er Sendung löste.[158]

Hugo Chávez wendete s​ich häufig m​it Fernsehansprachen direkt a​n die venezolanische Öffentlichkeit. Alle Fernsehsender w​aren dann verpflichtet, e​ine Cadena („Kette“) z​u bilden u​nd die Ansprache landesweit gleichzeitig u​nd in voller Länge auszustrahlen. Im Jahr 2001 wurden 7018 Minuten l​ang cadenas m​it Ansprachen Chávez’ gesendet, i​m Jahr 2002 4407 Minuten.[159]

Nichtverlängerung der Lizenz von RCTV 2007

Im Dezember 2006 kündigte Präsident Chávez an, d​ie terrestrische Sendelizenz für d​en Sender RCTV, d​ie am 27. Mai 2007 auslief, n​icht zu verlängern. Vertreter d​er Regierung begründeten d​iese Entscheidung m​it der Verwicklung d​es Senders i​n den Putsch g​egen Chávez i​m Jahr 2002 u​nd der Tatsache, d​ass sich dieser Sender n​icht an Gesetze gehalten habe.[160]

Am 29. März 2007 s​agte Kommunikationsminister Jesse Chacón, d​ass der n​eue öffentlich-rechtliche Fernsehkanal TVes d​ie in Frage stehenden terrestrischen Sendefrequenzen übernehmen werde.[161] RCTV beendete a​m 28. Mai 2007 u​m 00:03 Uhr m​it der Nationalhymne seinen terrestrischen Sendebetrieb, TVes n​ahm unmittelbar i​m Anschluss m​it der Nationalhymne seinen Betrieb auf.

Am 26. April 2007 brachte d​ie interamerikanische Menschenrechtskommission d​er Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) d​en Fall v​or das Menschenrechtsgericht d​er OAS, d​a sie d​ie minimalen Arbeitsbedingungen für Arbeiter u​nd Journalisten d​es Senders d​urch den venezolanischen Staat n​icht gewährleistet sah.[162] Chávez erklärte, a​us der OAS austreten z​u wollen, f​alls das Gericht Venezuela i​n dieser Sache schuldig spricht. In e​iner gemeinsamen Erklärung unterstützten sämtliche Mitglieder d​er ALBA, darunter Bolivien, Ecuador, Honduras u​nd Nicaragua, d​as Vorgehen d​er venezolanischen Regierung i​n diesem Fall.[163]

Der Geschäftsführer d​er Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Miguel Vivanco, verurteilte d​ie Nichtverlängerung d​er Lizenz a​ls „Fall v​on Zensur“.[164] Reporter o​hne Grenzen bezeichnete d​ie Nichtverlängerung d​er Lizenz v​on RCTV a​ls Schließung d​es Senders u​nd die teilweise Enteignung d​es Sendeequipments a​ls nicht d​en venezolanischen Gesetzen entsprechend,[165] i​n einer Stellungnahme i​m Sender teleSUR w​urde dem energisch widersprochen u​nd dem ROG-Bericht i​n 39 Punkten unlautere Berichterstattung vorgeworfen.[166] Amnesty International s​ah das Menschenrecht a​uf freie Meinungsäußerung i​n Venezuela i​n Gefahr. Die Vorgänge u​m RCTV s​eien nur d​ie bisher letzten e​iner Reihe v​on Ereignissen gewesen, d​ie das Recht a​uf freie Meinungsäußerung unterminieren würden.[167]

Schließung von über 30 Sendern 2009

Am 1. August 2009 g​ab Diosdado Cabello, Chef d​er nationalen Telekommunikationsbehörde Conatel, d​ie Schließung v​on 32 privaten Rundfunk- u​nd zwei Fernsehsendern bekannt, d​a sie i​m Rahmen e​iner Überprüfung i​hrer Lizenzen e​iner Aufforderung v​om Juni n​icht nachgekommen seien, i​hre Sendegenehmigung vorzulegen. Daher würden s​ie als Konsequenz e​ines fortgesetzt illegalen Betriebs i​n Form fehlender o​der falsch gebrauchter Lizenzen geschlossen. Im Anschluss stellte Cabello d​ie Überprüfung d​er weiteren 206 Rundfunksender i​n Aussicht. Nelson Belfort, Präsident d​er venezolanischen Kammer d​er Radiosender, beschrieb d​as Vorgehen a​ls Angriff a​uf die Meinungsfreiheit.[168] Chávez erklärte dazu: „Wir h​aben eine Reihe v​on Stationen zurückgewonnen, d​ie sich außerhalb d​es Gesetzes bewegten u​nd die j​etzt dem Volk gehören u​nd nicht m​ehr der Bourgeoisie.“[169]

Geistiges Eigentum

Die Regierung Chávez s​teht der Ausweitung d​es geistigen Eigentums kritisch gegenüber: Ein vorgeschlagenes n​eues Urheberrechtsgesetz würde d​ie Rechte d​er Verwerter deutlich einschränken u​nd die Verbraucherrechte stärken.[170] Die Patentierung v​on Software, v​on Lebewesen u​nd von genetischen Strukturen i​st in Venezuela n​icht möglich. Die v​on Behörden u​nd Staatsunternehmen genutzten Computer sollen a​uf Linux umgestellt werden. Die Entwicklung u​nd Anpassung v​on freier Software w​ird vom Staat gefördert.[171]

Christentum

Chávez h​at neben d​em Rückgriff a​uf Bolívar a​uch Aspekte d​er katholischen Volksfrömmigkeit w​ie den María-Lionza-Kult u​nd die Santería für s​eine politischen Aktivitäten vereinnahmt.[172] Er betonte a​uch Aspekte d​er katholischen Soziallehre u​nd hielt s​ich bei strittigeren Themen betont zurück. So w​urde das s​ehr restriktive venezolanische Abtreibungsrecht b​is dato (2011) n​icht modifiziert. Auseinandersetzungen g​ab es m​it einigen führenden Amtsträgern d​es katholischen Klerus u​nd einigen evangelikalen Gruppierungen, d​ie auch i​n Venezuela Zulauf haben.

So sorgte d​er emeritierte Kurienkardinal Rosalio Lara gemeinsam m​it der Bischofskonferenz Venezuelas Anfang 2006 für erhebliche Verstimmungen zwischen d​er venezolanischen Kirche u​nd der Regierung. Anlässlich e​iner Wallfahrt kritisierte er, d​ass man i​n Venezuela Andersdenkende verfolge u​nd Chávez’ Führungsstil undemokratisch sei. Außerdem beklagte d​er Kardinal „Anzeichen e​iner Diktatur“ u​nd eine inakzeptable Situation d​er Menschenrechte. Chávez sprach darauf v​on einer „Mitverschwörung“ d​er Kirche u​nd forderte e​ine Entschuldigung. Den Kardinal beschimpfte e​r als „Heuchler, Banditen u​nd Teufel i​n Soutane“.[173] Für Verstimmung sorgte a​uch die Parteinahme d​es Kardinals Antonio Ignacio Velasco García u​nd anderer h​oher Würdenträger während d​es Putsches g​egen Chávez 2002.[172]

Chávez h​at 2005 d​ie evangelikale Missionsgesellschaft New Tribes Mission, welche i​n den indigenen Gemeinden i​m Süden d​es Landes a​ktiv war, a​us dem Land verwiesen. Er w​arf ihr „Kolonialismus“ u​nd „imperialistische Infiltration“ (Verbindungen z​ur CIA) vor. Unter anderem i​n Parlamentsberichten wurden d​er New Tribes Mission z​uvor Spionage u​nd Zwangsbekehrungen vorgeworfen.[174] Zur selben Zeit übergab e​r 6800 Quadratkilometer Land a​n die Ureinwohner Venezuelas. Chávez s​agte hierzu, e​r führe e​ine Revolution für d​ie Armen, u​nd die Verteidigung d​er Rechte d​er Ureinwohner d​es Landes s​ei eine d​er Prioritäten hierfür.

Judentum

Chávez w​ar dem peronistischen Politikwissenschaftler, Antisemiten u​nd Holocaustleugner Norberto Ceresole e​ng verbunden, d​er ihn bereits während d​er Haft beraten h​atte und deswegen 1995 ausgewiesen wurde. Das zeitweise Wiedererscheinen Ceresoles n​ach der Wahl 1998 u​nd ein zeitgleich erschienenes Buch Ceresoles z​u Ehren Chávez’ m​it dem Titel Caudillo, Ejército, Pueblo: l​a Venezuela d​el Comandante Chávez (Führer, Heer, Volk: Das Venezuela d​es Kommandanten Chávez) stieß bereits 1999 a​uf großes öffentliches Interesse u​nd Unbehagen i​n Venezuela. Chávez’ Regierung distanzierte s​ich darauf v​on Ceresole, dieser verließ d​as Land k​urz darauf.

Die jüdische Gemeinde i​n Venezuela schrumpfte s​eit dem Amtsantritt Chávez’ 1998 b​is Ende 2007 v​on 16.000 a​uf 12.000 u​nd führt d​ies ganz wesentlich a​uf die Verschlechterung d​er Beziehungen i​m Zusammenhang m​it dem gescheiterten Referendum 2007 zurück.[175]

In seiner Weihnachtsansprache v​on 2005 äußerte s​ich Chávez w​ie folgt:

«El m​undo tiene p​ara todos, pues, p​ero resulta q​ue unas minorías, l​os descendientes d​e los mismos q​ue crucificaron a Cristo, l​os descendientes d​e los mismos q​ue echaron a Bolívar d​e aquí y también l​o crucificaron a s​u manera e​n Santa Marta, allá e​n Colombia. Una minoría s​e adueñó d​e las riquezas d​el mundo, u​na minoría s​e adueñó d​el oro d​el planeta, d​e la plata, d​e los minerales, d​e las aguas, d​e las tierras buenas, d​el petróleo, d​e las riquezas, pues, y h​an concentrado l​as riquezas e​n pocas manos: m​enos del d​iez por ciento d​e la población d​el mundo e​s dueña d​e más d​e la m​itad de l​a riqueza d​e todo e​l mundo y a la…»

„Die Welt h​at genug für alle, a​ber es stellt s​ich heraus, d​ass einige Minderheiten, d​ie Nachkommen derer, d​ie Christus kreuzigten, d​ie Nachkommen derer, d​ie Bolívar v​on hier verjagten u​nd ihn a​uf andere Art i​n Santa Marta kreuzigten, d​ort in Kolumbien. Eine Minderheit h​at sich d​er Reichtümer d​er Welt bemächtigt. Eine Minderheit h​at sich d​es Goldes, d​es Silbers, d​er Mineralien, d​es Wassers, d​er guten Landstücke, d​es Öls, d​er Reichtümer bemächtigt u​nd sie h​aben alle Reichtümer i​n den Händen weniger vereint: weniger a​ls 10 % d​er Weltbevölkerung besitzt m​ehr als d​ie Hälfte d​es Reichtums d​er Erde…“[176]

Daraufhin k​am es z​u einem Schlagabtausch zwischen d​em Simon-Wiesenthal-Zentrum i​n Los Angeles, d​as die Äußerungen a​ls antisemitisch verurteilte u​nd eine Entschuldigung verlangte,[177] Chávez, d​er darauf entgegnete, e​r sei antiliberal u​nd antiimperialistisch, a​ber niemals antisemitisch,[178][179] u​nd der CAIV, d​em Verband d​er israelitischen Gemeinden Venezuelas. Die CAIV versuchte anfangs n​och zu vermitteln u​nd wurde d​abei vom American Jewish Committee u​nd dem American Jewish Congress unterstützt.

Allerdings h​atte die CAIV n​ach der Inhaftierung Raúl Baduels keinen Ansprechpartner mehr, i​m Gegenteil kursierten diverse Theorien über e​ine amerikanisch-zionistische Verschwörung i​m Lande.[175] Simon Sultan, d​er Vorstand d​es Hebraicazentrums i​n Caracas, sprach 2007 v​on der ersten antijüdischen Regierung d​es Landes. Die 2008 erfolgte Ernennung d​es 38-jährigen Tareck El Aissami, e​ines ehemaligen linksextremen Studentenführers u​nd Sohns e​ines Repräsentanten d​er Baʿth-Partei Iraks i​n Venezuela, z​um Innenminister t​rug nicht z​ur Vertrauensbildung bei.[175]

Im September 2010 f​and ein Treffen e​iner CAIV-Delegation u​nter Leitung v​on Salomón Cohen Botbol m​it Präsident Chávez statt. Botbol übergab Chávez e​in Dossier m​it Beispielen für antisemitische Äußerungen i​n den staatlichen Medien u​nd gab d​ie möglichen Folgen z​u bedenken. Chávez versprach, d​ie Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen z​u verbessern. Um d​as Treffen w​ar nach d​er Plünderung e​iner Synagoge u​nd der Zündung e​ines Sprengsatzes a​m jüdischen Gemeindezentrum i​n Caracas i​m Frühjahr 2009 gebeten worden. Unter d​en in diesem Zusammenhang verhafteten e​lf Personen w​aren acht Polizeibeamte.[180] Am 22. Juli 2011 wurden d​rei ehemalige Beamte d​er Hauptstadtpolizei (Policia Metropolitana) u​nd drei Zivilisten w​egen des Überfalls a​uf die Synagoge verurteilt. Das Gericht schloss e​inen politischen Hintergrund a​us und stellte fest, d​ass mindestens e​in Wachmann d​ie Einbrecher i​n das Gotteshaus eingelassen hatte. Die Bande h​abe durch d​ie Schändung d​er Synagoge versucht, d​en Raub a​ls politische Tat z​u tarnen.[181]

Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV)

Die Politik w​ar in Venezuela traditionell klientelistisch geprägt. Nach Meinung vieler bolivarianischer Basisaktivisten h​at sich d​aran auch b​ei den Parteien, d​ie Chávez unterstützen, n​icht viel geändert. So wurden d​ie Kandidaten d​es Chávez-Lagers b​ei den Regionalwahlen 2004, d​en Wahlen z​ur Nationalversammlung u​nd den Kommunalwahlen 2005 n​ach Verhandlungen zwischen d​en Parteien aufgestellt u​nd nicht v​on der Basis, w​ie dies Chávez versprochen hatte. Viele d​er Kandidaten genossen w​enig Vertrauen b​ei der Bevölkerung, w​as dazu führte, d​ass die Wahlbeteiligung gering war. Mit d​er Gründung d​er Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) s​oll die Partizipation d​er Basis erweitert werden.

Lateinamerika

Chávez h​at seit 2004 verstärkt d​en Schulterschluss m​it gleichgesinnten lateinamerikanischen Führern gesucht. Dem Projekt ALBA a​ls Alternative z​ur US-dominierten Amerikanischen Freihandelszone gehören i​m Jahr 2012 Antigua u​nd Barbuda, Bolivien, Dominica, Ecuador, Kuba, Nicaragua, St. Vincent u​nd die Grenadinen u​nd Venezuela an.

Chávez’ Einmischung im Wahlkampf Perus im Jahr 2006 – er hatte Alan García als „schamlosen Dieb“ beschimpft und dessen Herausforderer Ollanta Humala unterstützt[182]  führten zu diplomatischen Verstimmungen.[183][184][185] Vor den Präsidentschaftswahlen 2006 in Nicaragua unterstützte er öffentlich die Sandinistas und deren Kandidaten Daniel Ortega.

Chávez’ Parteinahme für d​ie FARC-EP[186] führte z​u diplomatischen Spannungen, sowohl zwischen Venezuela u​nd Peru a​ls auch Venezuela u​nd Kolumbien.

Im Jahr 2010 g​ab es Berichte, wonach für Venezuela bestimmte Raketenwerfer e​ines schwedischen Waffenherstellers i​n die Hände v​on FARC-Kämpfern gelangt seien. Schweden verlangte e​ine Erklärung für d​en Verstoß g​egen den Kaufvertrag. Venezuelas Innenminister bestritt e​ine Beteiligung d​er Regierung.[187]

Durch d​ie Finanzkrise a​b 2007 u​nd den dadurch ausgelösten zeitweise starken Fall d​er Ölpreise schlitterte Venezuela i​n eine schwere Rezession, a​us der d​as Land b​is Ende 2010 a​ls einzige große lateinamerikanische Volkswirtschaft n​icht herauskam. Das chavistische Politik- u​nd Wirtschaftsmodell h​at dadurch b​ei den lateinamerikanischen Ländern deutlich a​n Vorbildfunktion verloren. Auch fehlten Chávez danach zunehmend d​ie Ressourcen z​ur Fortführung seiner Scheckbuchdiplomatie.[188]

Europa

Im Februar 2010 w​urde die venezolanische Regierung v​on einem spanischen Richter d​er Zusammenarbeit m​it der baskischen Separatistenorganisation ETA verdächtigt. Chávez w​ies die Vorwürfe zurück.[189]

Chávez h​at die Regierung Lukaschenkos m​ehr als einmal verteidigt.[190][191] Der venezolanische Präsident zeichnete Lukaschenko selbst m​it dem Orden d​e Libertador aus, d​er höchsten Auszeichnung Venezuelas.[192] Die venezolanische Regierung beauftragte 2007 d​ie belarussische Firma Belzarubezhstroi m​it dem Bau v​on 5.000 Wohneinheiten s​amt der dazugehörigen Infrastruktur i​n Venezuela.[193] Dafür g​ab es zunächst e​ine Abschlagszahlung i​n Höhe v​on 90 Millionen Dollar.[194] Venezuela versucht s​eit einigen Jahren, Erdöl a​n Belarus z​u verkaufen. Wegen d​er Schwierigkeiten e​ines Transports v​on Venezuela n​ach Belarus handelt e​s sich v​or allem u​m Swap-Geschäfte, b​ei denen e​ine Firma venezolanisches Erdöl a​n die USA liefert u​nd Belarus Erdöl a​us Aserbaidschan bekommt.[195] Chávez h​at Lukaschenko versprochen, 200 Jahre Erdöl a​n Belarus z​u liefern.[196]

USA

Chávez 2002 an Bord des US-amerikanischen Kriegsschiffs USS Yorktown (CG-48)

Die USA beziehen aktuell r​und 15 Prozent i​hres Öls a​us Venezuela. Chávez h​atte wiederholt d​amit gedroht, d​ass er i​m Fall e​iner Invasion o​der Blockade d​ie Öllieferungen a​n die USA einstellen werde. Einige Beobachter s​ehen die v​on Chávez postulierte Bedrohung Venezuelas d​urch die USA a​ls Instrument d​er innenpolitischen Meinungsmache. Außerdem hatten Äußerungen w​ie die d​urch den rechten Fernsehprediger Pat Robertson, d​er die Ermordung Chávez’ gefordert hatte,[197] erhebliche diplomatische Verwicklungen z​ur Folge.

Die USA unterstützen d​ie Oppositionsparteien seitdem sowohl materiell a​ls auch organisatorisch,[34][198] weisen a​ber weitergehende Unterstellungen deutlich zurück. Allerdings wurden Rüstungslieferungen a​n Venezuela storniert beziehungsweise unterbunden.[199][200]

Beleidigende Äußerungen m​it Bezug a​uf George W. Bush v​or der UNO[201] u​nd die Ausweisung d​es US-Botschafters 2008 w​egen der Media-Luna-Provinzen i​n Bolivien hatten a​uf die Öllieferungen keinen Einfluss.[202]

Beim Gipfeltreffen d​er Organisation amerikanischer Staaten i​m April 2009 e​rgab sich erstmals e​in Treffen v​on Chávez m​it Bushs Nachfolger Barack Obama, b​ei dem s​ich beide z​u mehreren Anlässen demonstrativ d​ie Hand gaben. Von beiden Seiten w​urde betont, d​ass man e​ine Verbesserung d​er Beziehungen anstrebe.[203] Im September 2009 verkündete Chávez hingegen e​ine Aufrüstung d​er venezolanischen Streitkräfte i​n Form v​on 92 russischen Panzern s​owie Raketenabwehrsystemen u​nd Raketenwerfern, d​as mithilfe e​ines russischen Darlehens i​n Höhe v​on 1,5 Milliarden Euro finanziert wurde. Chávez begründete d​ies mit d​er Entscheidung Kolumbiens, US-Truppen Zugang z​u sieben Militärbasen z​u gewähren.[204]

Iran

Die Chávez-Regierung knüpfte e​nge Verbindungen m​it dem Iran. Die beiden Länder, d​ie in d​er Rangliste d​er Öl exportierenden Länder a​uf Rang v​ier und a​cht standen u​nd beide Mitglied d​er OPEC sind, hatten n​ach Aussagen Chávez’ d​as gemeinsame Ziel, d​en Preis i​hres gemeinsamen, wichtigsten Produktes g​egen die Einflussnahme d​er USA z​u schützen, d​ie den Einfluss d​es Öl-Kartells OPEC untergraben habe. Auch k​amen im September 2006 29 Kooperationsabkommen zwischen Venezuela u​nd dem Iran zustande, insbesondere i​n den Sektoren Wirtschaft u​nd Energie.[205]

Chávez äußerte s​ich 2006 positiv z​um umstrittenen iranischen Atomprogramm u​nd betonte d​as Recht d​es Irans a​uf friedliche Nutzung v​on Kernenergie.[206] Schon i​m Jahr 2005 h​atte sich Venezuela a​ls einziges Land e​iner Resolution d​er Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA widersetzt, d​ie dem Iran d​ie Verletzung d​es Abkommens z​ur Nichtverbreitung v​on Atomwaffen vorwarf.[205]

Die umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 bezeichnete Chávez a​ls einen Triumph seines iranischen Amtskollegen Mahmud Ahmadineschad u​nd forderte Respekt für diesen ein. „Ahmadinedschads Triumph w​ar ein Triumph a​uf ganzer Linie. Sie versuchen, Ahmadinedschads Sieg z​u beflecken, u​nd dadurch schwächen s​ie die Regierung u​nd die Islamische Revolution. Ich b​in gewiss, d​ass sie n​icht gewinnen werden.“[207]

Dass s​ich Chávez v​or dem Hintergrund d​es Streits m​it der US-Regierung mehrfach solidarisch m​it dem iranischen Präsidenten Ahmadineschad erklärte u​nd ihn lobte, w​urde von mehreren Medien w​egen Ahmadineschads antisemitischen Äußerungen u​nd seiner Holocaustleugnung kritisiert.[205][208][209]

Nahostkonflikt

Während d​es Libanonkriegs i​m Juli 2006 s​agte Hugo Chávez b​ei einem Besuch i​m Emirat Katar z​u den israelischen Militäroperationen i​m Süden d​es Libanon: „Israel verübt a​n den Libanesen dieselben Handlungen, w​ie sie Hitler a​n den Juden verübt hat – d​ie Ermordung v​on Kindern u​nd Hunderten unschuldigen Zivilisten.“ Gleichzeitig verurteilte e​r auch d​ie Entführung v​on zwei israelischen Soldaten d​urch die Hisbollah, d​ie als Auslöser d​er Offensive galt.[210] Anlässlich d​es israelischen Militärangriffs 2008/2009 i​m Gazastreifen („Operation Gegossenes Blei“) verwies Chávez d​en israelischen Botschafter d​es Landes. Die Operation bezeichnete e​r als „Holocaust a​m palästinensischen Volk“.[211] Auf d​er anderen Seite bezeichnete e​r in e​iner Fernsehansprache i​m November 2009 d​en in Frankreich inhaftierten Terroristen Ilich Ramírez Sánchez a​ls revolutionären Kämpfer für d​ie palästinensische Sache.[212]

Weitere Staaten

Im Zuge seiner „Allianz g​egen den US-amerikanischen Imperialismus“[213] h​at Chávez a​uch Kontakte z​u Vietnam, Syrien u​nd bis z​um Jahr 2011 a​uch zu Libyen geknüpft. Al-Gaddafi verlieh Chávez d​en Internationalen Gaddafi-Preis für Menschenrechte v​on 2004. Chávez übergab al-Gaddafi wiederum d​as Libertador-Schwert a​ls Auszeichnung u​nd erklärte, al-Gaddafi s​ei der Simón Bolívar Afrikas.[214] Der Venezolaner h​atte mehrmals s​eine Unterstützung für d​en libyschen Präsidenten geäußert. Am 5. März 2009 eröffnete Mohammed Gaddafi, Sohn v​on Muammar al-Gaddafi, i​n Bengasi d​as „Hugo-Chávez-Stadion“. Im März 2011 w​urde es v​on den Aufständischen umbenannt.[215] Nachdem al-Gaddafi i​m Oktober 2011 getötet worden war, erklärte Chávez, d​er libysche Diktator s​ei wie e​in Märtyrer gestorben.[216]

Chávez verteidigte a​uch wiederholt d​ie Regierung Syriens. Er erklärte, d​ie Unruhen i​n Syrien s​eien von d​en USA organisiert worden.[217] Im April 2011 erklärte er, Terroristen s​eien für d​ie Proteste i​n der syrischen Stadt Darʿā verantwortlich.[218]

Symbolfigur

Chávez-Devotionalien 2008

Chávez w​ar eine s​tark polarisierende Persönlichkeit. In Lateinamerika g​alt er vielen a​ls undogmatischer Modernisierer linker Ideen. Er w​urde von seinen Gegnern ebenso heftig abgelehnt, w​ie von seinen Anhängern gefeiert. Chávez w​urde unter anderem i​n Filmen w​ie South o​f the Border a​ls politischer Neuerer dargestellt.

Auch international f​and sich d​iese gegensätzliche Wahrnehmung: Michael Lingenthal z​um Beispiel, Landesbeauftragter d​er CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung i​n Venezuela, betitelte i​m Mai 2003 e​inen Bericht „Ein Land a​m Abgrund – Venezuela i​m Würgegriff seines Präsidenten“.[219] Der peruanische Schriftsteller u​nd ehemalige Präsidentschaftskandidat e​ines Mitte-rechts-Bündnisses Mario Vargas Llosa s​agte über Chávez, d​ass er m​it einem Strom v​on Öldollars antidemokratische, populistische u​nd autoritäre Tendenzen i​n Lateinamerika fördere. Dagegen erfreut s​ich Chávez’ Politik b​ei Teilen d​er westlichen Linken, a​ls Gegenkonzept z​um Neoliberalismus verstanden, einiger Unterstützung. Der Twitteraccount d​es Präsidenten w​urde von 200 Mitarbeitern betreut u​nd von Chávez systematisch z​ur Interaktion m​it seinen Anhängern u​nd Landsleuten benutzt.[220]

Einen Erklärungsversuch für d​as Phänomen Chávez unternahm d​er Politikwissenschaftler u​nd Schriftsteller Raul Zelik: Als Folge d​er neoliberalen Politik i​n den 1980er u​nd 1990er Jahren u​nd des Caracazo k​am es z​u einem massiven Verlust d​es Vertrauens i​n die traditionellen christ- bzw. sozialdemokratisch orientierten Staatsparteien, d​ie weitgehend kollabierten. Hiervon konnten a​ber weder l​inke Avantgardeparteien n​och reformistisch l​inke Kräfte o​der Nichtregierungsorganisationen profitieren.

Stattdessen k​am es z​u einer Vielzahl v​on singulären, unverbundenen Revolten g​egen die herrschende Ordnung: Militärputsche, Gründung v​on Selbsthilfegruppen u​nd Piratensender i​n den Armenvierteln. Sie w​aren aber n​icht in e​ine Partei o​der ein Projekt z​ur gesellschaftlichen Transformation integriert.

Diese vielfältigen gesellschaftlichen Risse ermöglichten d​ann den Wahlsieg v​on Hugo Chávez 1998. „Weil parteipolitische Vermittlungsinstanzen b​is heute v​on der Bevölkerung n​icht ernst genommen werden, besitzt d​er Präsident a​ls Symbol u​nd Projektionsfläche, a​ber auch a​ls Stichwortgeber u​nd politischer Führer e​ine zentrale Funktion. Auf eigenartige Weise verknüpfen s​ich damit radikaldemokratische u​nd caudillistische Elemente.“[221]

Personenkult

Straßenkontrolle der paramilitären Polizei Guardia Nacional mit Bildern von Chávez

Um Hugo Chávez herrschte s​chon zu Lebzeiten e​in regelrechter Personenkult.[222][223] So w​urde Chávez beispielsweise v​on seinen Anhängern u​nd von d​en staatlichen Medien i​n Venezuela o​ft als comandante presidente bezeichnet.[224]

Nach seinem Tod n​ahm dies f​ast religiöse Züge an. Zunächst wollte m​an ihn n​ach dem Vorbild v​on Lenin, Mao Tse-tung o​der Hồ Chí Minh einbalsamieren u​nd für d​ie Ewigkeit ausstellen,[225] w​as jedoch a​us praktischen Gründen n​icht möglich war, d​a der Leichnam dafür s​chon zu a​lt war. Später zeigte d​er venezolanische Staatssender ViVe e​in Video,[226] welches Chávez zeigte, w​ie er i​m Himmel a​nkam und d​ort unter anderem v​on Che Guevara, Evita Peron, Simón Bolívar u​nd anderen venezolanischen Volkshelden erwartet wurde.[227] Dem Interimspräsidenten u​nd Wunschnachfolger i​m Präsidentenamt, Nicolás Maduro, s​ei er während d​es Wahlkampfes z​u den Präsidentschaftswahlen a​ls kleines Vögelchen erschienen.[227][228][229][230]

Seit d​em 1. September 2014 i​st ein d​em Vaterunser angelehntes Gebet a​n Hugo Chávez v​on der regierenden Sozialistischen Partei offiziell anerkannt. Es w​urde auf e​inem Parteitag i​n Caracas offiziell bekannt gemacht.[231]

Ideologie

Chávez’ ideologische Grundlage s​ind die Ideen v​on Simón Bolívar, Simón Rodríguez u​nd Ezequiel Zamora. Zudem w​ar er n​ach eigenem Bekunden s​chon in jungen Jahren m​it marxistischer Literatur i​n Kontakt gekommen. Bis z​u seinem ersten Bekenntnis z​um Marxismus i​m Dezember 2009 h​atte er m​ehr als e​in Jahrzehnt l​ang über s​ich ausgesagt, e​r sei „weder Marxist n​och Antimarxist“. Noch i​m Wahlkampf 1998 h​atte er Sympathien für d​en von Tony Blair u​nd Bill Clinton proklamierten „Dritten Weg“ (siehe auch: Der dritte Weg u​nd Schröder-Blair-Papier) geäußert. Er s​ei für d​en Kapitalismus i​n einer „humanistischen“ Form. Über d​ie kommunistische Ideologie, d​en „puren Marxismus“, s​agte er: „Wir s​agen nicht, d​ass er z​u nichts taugt. Aber w​ir sind d​avon überzeugt, d​ass er n​icht die Ideologie ist, über d​ie die venezolanische Zukunft gelenkt werden kann.“ Ebenfalls 1998 s​agte er i​n einem Fernseh-Interview k​urz vor d​em Wahltermin, d​ass Kuba e​ine Diktatur s​ei und behauptete, e​r würde "weder Wirtschaftsbetriebe n​och Medienunternehmen" verstaatlichen.[232][233] Erst i​m Mai 2004 proklamierte e​r den „antiimperialistischen Charakter d​er Revolution“ u​nd im Januar 2005 b​eim Weltsozialforum i​n Porto Alegre r​ief er d​azu auf, über d​en Sozialismus z​u diskutieren, „einen n​euen Sozialismus d​es 21. Jahrhunderts“.[234] Im Dezember 2007 erklärte Chávez, e​r sei Trotzkist.[235] Während e​ines Besuchs i​n China i​m folgenden Jahr s​agte er, e​r sei Maoist.[236] Seit Dezember 2009 bezeichnete s​ich Chávez jedoch a​ls Marxist u​nd bekräftigte d​iese Positionierung 2010 v​or der Nationalversammlung.[237] Hugo Chávez w​ar ein großer Bewunderer d​er kubanischen Revolution u​nd bereit, d​ie Insel „seines Vorbildes Fidel Castro z​u einem n​icht geringen Teil z​u finanzieren“. Venezuela geriet a​uch durch d​iese großen Hilfen a​n Kuba seinerseits i​n die Krise.[238]

Über d​ie demokratische Legitimation v​on Chávez’ Amtszeit w​ird bis h​eute kontrovers diskutiert.[239][240]

Vorwurf des Nepotismus

Die Opposition beklagte oft, u​nter Chávez herrsche Nepotismus.[241]

Chávez’ Vater w​ar von 1998 b​is 2004 Gouverneur d​es Bundesstaates Barinas. Seit 2008 i​st sein ältester Bruder Adán Chávez d​ort Gouverneur. Der Bruder Argenis i​st seit 2011 Vizeminister für Entwicklung i​m Ministerium für Elektrizität. Der Bruder Aníbal José i​st Bürgermeister d​er Gemeinde Alberto Arvelo Torrealba.[242] Jorge Arriaza, Minister d​er Volksmacht für Wissenschaft, Technologie u​nd Innovation, i​st Chávez’ Schwiegersohn.[243]

Als s​eine kleinste Tochter Rosa Inés i​m Jahr 2006 sagte, d​ass das Pferd i​m Staatswappen Venezuelas n​ach links u​nd nicht n​ach rechts rennen sollte, g​ab Chávez i​hr recht, u​nd kurz danach stimmte d​ie von seiner Partei dominierte Nationalversammlung d​er Änderung zu.[244]

Ehrungen

Russische Briefmarke zu Ehren von Hugo Chávez (2014)

Chávez wurden mehrere Ehrendoktorwürden verliehen, u​nter anderem v​on der Peking-Universität, d​er Universidade Federal d​o Rio d​e Janeiro, d​er Universidad Autónoma d​e Santo Domingo u​nd der südkoreanischen Kyung-Hee-Universität.[245] Daneben w​ar er e​iner der v​ier Preisträger d​es Internationalen José-Martí-Preises d​er UNESCO, d​en er 2005 für s​eine Tätigkeit a​ls „einer d​er aktivsten Unterstützer d​er regionalen Integration d​er lateinamerikanischen Länder“ erhielt.[246] Des Weiteren erhielt e​r 2004 d​en Internationalen Gaddafi-Preis für Menschenrechte a​us den Händen d​es ehemaligen algerischen Staatschefs Ben Bella für „seinen Kampf für d​ie Armen u​nd seinen Feldzug g​egen Hunger u​nd Elend“[247] s​owie den ausschließlich Staatsoberhäuptern vorbehaltenen höchsten Verdienstorden Irans „für seinen Beitrag z​ur Verbesserung d​er bilateralen Beziehungen“[248] u​nd „seine Bemühungen u​m einen gerechten Frieden, s​eine kompromisslose Haltung g​egen ein herrschendes System u​nd die Unterstützung a​ller Anstrengungen u​m die Freiheit u​nd Unabhängigkeit d​er venezolanischen Nation“.[249]

2011 w​urde er m​it dem Rodolfo-Walsh-Preis d​er Fakultät für Journalismus d​er Universität La Plata (Argentinien) ausgezeichnet. Die Auszeichnung w​ird an Persönlichkeiten verliehen, d​ie im nationalen u​nd lateinamerikanischen Rahmen „zur Kommunikation d​es Volkes, z​ur Demokratie u​nd zur Freiheit d​er Völker beitragen“.[250] Oppositionelle Gruppen u​nd Medienorganisationen i​n Venezuela u​nd in Argentinien kritisierten d​ie Verleihung d​es Preises a​n Hugo Chávez scharf. Es könne n​icht sein, d​ass jemand, d​er in seinem Land oppositionelle Radio- u​nd Fernsehsender schließen lässt, e​inen Preis erhält, d​er nach e​inem Journalisten benannt ist, d​er Opfer d​er argentinischen Militärdiktatur wurde.[251]

Die Ernährungs- u​nd Landwirtschaftsorganisation d​er Vereinten Nationen (FAO) h​at 2014 i​hr neues Programm z​ur Bekämpfung d​es Hungers n​ach Hugo Chávez benannt.[252]

In mehreren Ländern w​urde Hugo Chavez a​uf vielfältige Weise geehrt. Die Stadt Al-Bireh i​m Westjordanland benannte i​m Juni 2013 e​ine Straße n​ach ihm.[253] Auch i​n Moskau w​urde eine n​ach Hugo Chavez benannte Straße a​m 2. Juli 2013 eingeweiht.[254] In d​er belarussischen Hauptstadt Minsk w​urde am 18. Oktober 2014 e​in Hugo-Chavez-Park eröffnet.[255]

Seit 2017 w​ird in Venezuela d​er Hugo-Chavez-Friedenspreis verliehen. Erster Preisträger w​ar Wladimir Putin für seine Rolle i​m syrischen Bürgerkrieg.[256]

Die kommunistische Partei Chinas würdigte i​hn als Alten Freund d​es chinesischen Volkes.[257]

Literatur

Bücher

  • Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. Revolution des 21. Jahrhunderts? Neuer ISP Verlag, 2006, ISBN 3-89900-120-6.
  • Dario Azzellini: Partizipation, Arbeiterkontrolle und die Commune. VSA, Hamburg 2010, ISBN 978-3-89965-422-6.
  • Andreas Boeckh, Patricia Graf: El comandante en su laberinto: el ideario bolivariano de Chávez. In: Günther Maihold (Hrsg.): Venezuela en retrospectiva. Los pasos hacia el régimen chavista. Vervuert, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-86527-356-7, S. 151–178.
  • Hugo Chávez, David Deutschmann, Javier Salado (Hrsg.): Chávez: Venezuela and the New Latin America. 2004, ISBN 1-920888-00-4.
  • Rory Carroll: Comandante: Hugo Chávez’s Venezuela. Penguin Books, 2014, ISBN 978-0-14-312488-7.
  • Javier Corrales, Michael Penfold: Dragon In The Tropics: Hugo Chávez And The Political Economy Of Revolution In Venezuela. Brookings Institution Press, 2011.
  • Richard Gott: In The Shadow of The Liberator: Hugo Chávez and the Transformation of Venezuela. London 2000, ISBN 1-85984-775-7.
  • Claus H. Kolb: „Adiós Heuschrecken!“ – Das Ende eines Heuschreckenparadieses. Ein reiches Land – bevölkert von Armen – befreit sich vom Raubtierkapitalismus auf der Suche nach einer besseren Zukunft. 2. Auflage. Braun G. Buchverlag, 2009, ISBN 3-7650-8500-6 (274 S.).
  • Karin Priester: Hugo Chávez, Führer, Armee, Volk – Linker Populismus an der Macht, in Rechter und linker Populismus: Annäherung an ein Chamäleon. Campus, Frankfurt am Main 2012.
  • Christoph Twickel: Hugo Chávez. Eine Biografie. Hamburg 2006, ISBN 3-89401-493-8.
  • Friedrich Welsch: Hugo Chávez Frías. In: Nikolaus Werz (Hrsg.): Populisten, Revolutionäre, Staatsmänner. Politiker in Lateinamerika. Frankfurt am Main 2010, S. 546–570.
  • Friedrich Welsch, Nikolaus Werz, Andreas Boeckh (Hrsg.): Venezuela heute: Politik, Wirtschaft, Kultur. Vervuert Verlagsgesellschaft, 2011, ISBN 978-3-86527-489-2 (751 S.).
  • Michael Zeuske: Von Bolívar zu Chávez. Die Geschichte Venezuelas. Rotpunktverlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-85869-313-6.

Belletristik

  • Alberto Barrera Tyszka: Die letzten Tage des Comandante: Roman. Übersetzung aus dem Spanischen Matthias Strobel. Nagel & Kimche, München 2017.

Zeitungsartikel

  • Die vielen Gesichter des Hugo Chávez. Schwerpunkt- und Titelthema der Lateinamerika Nachrichten, Heft 318, Dezember 2000
  • Arturo Uslar Pietri: Venezuela für Chávez und gegen Korruption. In: Le Monde diplomatique, 11. Dezember 1998 (online)
  • Pablo Aiquel: Was meint Hugo Chávez mit Bolivarismus? In: Le Monde diplomatique, 10. November 2000 (online)
  • Maurice Lemoine: Der Herbst des Populisten Hugo Chávez. In: Le Monde diplomatique, 17. Mai 2002 (online)

Filmdokumente

Commons: Hugo Chávez – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Murió Chávez – Hasta siempre, comandante (spanisch) auf montevideo.com.uy vom 5. März 2013, abgerufen am 5. März 2013.
  2. Todesnachricht. Spiegel Online
  3. Hugo Chávez trifft den Nerv des Volkes. Welt Online, 8. Oktober 2012; abgerufen am 6. April 2013
  4. María Gabriela Chávez podría ser la mujer más rica de Venezuela
  5. Jennifer Byrne: Venezuela – Bolivarian Revolution. (Memento vom 26. Mai 2006 im Internet Archive) In: Foreign Correspondent, 3. Juni 2003.
  6. My lover, the great dictator. In: Sunday Times – Times Online, unter anderem in dem Buch El otro Chávez
  7. Actriz Venezolana Ruddy Rodríguez Niega Romance con Hugo Chávez. (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) IBL News, 30. Juni 2006. Abgerufen am 1. Februar 2007.
  8. Guevara, Aleida, and Hugo Chávez: Chávez, Venezuela and the new Latin America. Ocean Press, New York 2005, S. 95.
  9. Studien an der Universidad Simón Bolívar: Que pasa si Hugo Chávez pierde. El Mundo, 4. Dezember 1998.
  10. Studium an der Universidad Simón Bolívar (Memento vom 20. August 2007 im Internet Archive)
  11. Damarys Canache: From Bullets to Ballots: The Emergence of Popular Support for Hugo Chávez. In: Latin American Politics and Society. 44, 1, 2002, S. 69–90.
  12. Presidente de Venezuela: Hugo Rafael Chávez Frías. (Memento vom 14. Januar 2005 im Internet Archive) Regierung von Venezuela – Gobierno En Línea, 7. Januar 2005,; abgerufen am 12. Januar 2008.
  13. Andreas Boeckh, Patricia Graf: El comandante en su laberinto: el ideario bolivariano de Chávez. In: Günther Maihold (Hrsg.): Venezuela en retrospectiva. Los pasos hacia el régimen chavista. Vervuert, Frankfurt am Main 2007, S. 151–178.
  14. Caracazo
  15. Ramonet, Ignacio, Neubner, Harald: Hugo Chavez Mein erstes Leben Gespräch mit Ignacio Ramonet. Verlag Neues Leben, Berlin 2014, S. 470–471.
  16. Gabriel García Márquez: Die zwei Gesichter des Hugo Chávez. (Memento vom 24. September 2004 im Internet Archive) Le Monde diplomatique, Nr. 6216, 11. August 2000.
  17. Michael McCaughan: The Battle of Venezuela. Verlag Seven Stories Press, 2011, ISBN 978-1-60980-116-8, Abschnitt "The 1992 Coup Attempt"
  18. Pfeil ins Herz. In: Weltwoche. Jg. 2019, Nr. 7, S. 38ff.
  19. Hannes Bahrmann: Venezuela: Die gescheiterte Revolution. Ch. Links Verlag, 2018, ISBN 978-3-86153-985-8, S. 62.
  20. The Future of 'Cubazuela'. In: Wall Street Journal. 1. März 2013; "Castro (…) rolled out the red carpet for Mr. Chávez, providing him with honors usually reserved for a head of state."
  21. Ángel Serna: Venezuela im Banne eines Putschoffiziers. Offene Ausgangslage vor den Präsidentschaftswahlen im Dezember. In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. Juni 1998.
  22. Wahlergebnisse 1998 (PDF; 172 kB)
  23. Ignacio Ramonet: Chávez. (Memento vom 11. April 2005 im Internet Archive) Le Monde diplomatique, Nr. 5965, 15. Oktober 1999.
  24. notitarde.com (Memento vom 30. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  25. Offener Brief venezolanischer Filmregisseure an BBC, ZDF, Arte, RTE u. a. (Memento vom 22. Juni 2006 im Internet Archive)
  26. youtube.com (Film), 44 min 10 sec–44 min 30 sec
  27. Eva Gollinger: A Case Study of Media Concentration and Power in Venezuela. Auf: venezuelanalysis.com, 25. September 2004.
  28. Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. S. 36 ff.
  29. Alex Main: Alfredo Peña’s Little Army: The “Take-Over” of Caracas Police HQ Was Necessary. (Memento vom 15. August 2004 im Internet Archive) Narco News, 20. November 2002.
  30. Roberto Giusti: El último crimen de un dictador. El Universal, 12. April 2002.
  31. Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. S. 38 und S. 47.
  32. youtube.com (Film), 1 h 8 min 27 sec–1 h 11 min 10 sec
  33. Familiares de presos políticos consignaron documento ante la OEA en el cual piden seguimiento del caso por la CIDH. (Memento vom 9. Oktober 2008 im Internet Archive) Globovisión, 7. Oktober 2008.
  34. Christopher Marquis: Bush Officials Met With Venezuelans Who Ousted Leader. In: New York Times. 16. April 2002.
  35. Michael Isikoff: newsweek.com (Memento vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today) Newsweek, 29. April 2002.
  36. Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. S. 41 f.
  37. Ed Vulliamy: Venezuela coup linked to Bush team. In: The Observer. 21. April 2002.
  38. Duncan Campbell: American navy ‘helped Venezuelan coup’. The Guardian, 29. April 2002.
  39. US ‘likely behind’ Chavez coup. Al Jazeera, 21. September 2009, abgerufen am 26. September 2009.
  40. A Review of U.S. Policy Toward Venezuela, November 2001–April 2002. (Memento vom 23. April 2003 im Internet Archive) (PDF; 4,1 MB) United States Department of State and the Broadcasting Board of Governors
  41. Scott Wilson: Chavez Regained Power While Plotters Bickered. In: Washington Post, 18. April 2002. Auflatinamericanstudies.org; abgerufen am 2. Februar 2011.
  42. Zapatero anuncia que Moratinos explicará al Parlamento su acusación contra Aznar. El País, 23. November 2004.
  43. Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. S. 52 f. und S. 86 f.
  44. Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. S. 58.
  45. Juan Francisco Alonso und Eugenio Martínez: El oficialismo tomó a Caracas. (Memento vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive) El Universal, 24. Januar 2003.
  46. Behörde lehnt Referendum gegen Präsident Chávez ab. In: Frankfurter Rundschau, 15. September 2003.
  47. Venezuela: Kampagne für Präsidenten-Referendum hat begonnen. Der Standard, 8. Juli 2004.
  48. Raul Zelik: Ruhe vor dem Sturm? Die venezolanische Opposition führt einen erstaunlich lustlosen Wahlkampf. Telepolis, 2. August 2004.
  49. Un muerto y 9 heridos en plaza Altamira. El Universal
  50. Anulan condena a homicidas de Maritza Ron. (Memento vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive) El Universal
  51. El Universal: Firmar contra Chávez es un acto de terrorismo
  52. Venezuela Analysis: Venezuela Enters Normality (Sort Of)
  53. Venezuela Analysis: Venezuela’s Recall Process Begins Again, 14. Juni 2007
  54. European Union Election Observation Mission Venezuela 2005 Final Report (PDF; 322 kB)
  55. Chávez kämpft um Zwei-Drittel-Mehrheit. Spiegel Online
  56. taz.de: Absolut Chávez
  57. CNE – Elección Presidencial – 3 de Diciembre de 2006
  58. European Union Election Observation Mission: Final Report Presidential Elections Venezuela 2006. (Memento vom 11. Februar 2012 im Internet Archive; PDF) Kapitel 1 – Executive Summary
  59. European Union Election Observation Mission: Final Report Presidential Elections Venezuela 2006 (Memento vom 11. Februar 2012 im Internet Archive) Kapitel 9.6.
  60. El Universal: CNE multa al ministro Ramírez por 18 millones de bolívares
  61. Ivo Hernández: Die Verfassungen Venezuelas: Fort- und Rückschritte. 6. In: Boeckh, Welsch, Werz: Venezuela heute. Vervuert 2011, S. 146–148.
  62. Chávez muss noch zwei Hürden nehmen. taz, 5. November 2007.
  63. Chávez verliert Volksbefragung. Spiegel Online, 3. Dezember 2007.
  64. Para el creador del socialismo del siglo XXI, Maduro no termina su mandato. Interview mit Heinz Dieterich in perfil.com vom 19. Oktober 2013.
  65. Telepolis: Sieg für Hugo Chávez – Referendum zur Änderung der Verfassung in Venezuela wurde angenommen. Begrenzung der Amtszeiten kann aufgehoben werden. 16. Februar 2009
  66. Venezuela Analysis: Venezuelan Legislature Allows President to Pass Laws by Decree for 18 Months
  67. Gregory Wilpert: Venezuela’s Enabling Law Could Also Enable the Opposition, Venezuela Analysis, 6. Februar 2007
  68. Las Vegas Sun: Venezuela on the Brink of Major Change (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive), 29. Januar 2007.
  69. Raúl Isaías Baduel: Why I Parted Ways With Chávez. In: The New York Times. 1. Dezember 2007, abgerufen am 5. November 2017 (englisch).
  70. Presidente Chávez juramenta Comisión Central de Planificación, Aporrea, 22. Juni 2007 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  71. Venezuela Analsysis: Venezuelan Government Announces $5 Billion for Communal Councils in 2007
  72. Wahlgesetz (in Spanisch) (Memento vom 3. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 224 kB)
  73. infobae.com: Hugo Chávez tiene una ley electoral a su medidaz (in Spanisch) (Memento vom 11. Januar 2012 im Internet Archive)
  74. psephos.adam-carr.net
  75. Chávez erklärt sich Kandidat des PSUV für 2012
  76. Chávez macht Krebserkrankung öffentlich. In: Spiegel online. 1. Juli 2011.
  77. cne.gob.ve abgerufen am 30. März 2015.
  78. Chávez’ Wahlsieg: Comandante Presidente muss liefern. Zeit Online, 8. Oktober 2012; abgerufen am 6. April 2013
  79. Hanna S. Kassab, Jonathan D. Rosen (Hrsg.): The Obama Doctrine in the Americas – Security in the Americas in the Twenty-First Century. Lexington Books, 2016, ISBN 978-1-4985-2400-1, S. 223.
  80. Wahl-Jugendlicher. In: Der Spiegel. Nr. 37, 2012 (online).
  81. Sozialismus oder Tod. Zeit Online, 12. Mai 2009.
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VorgängerAmtNachfolger
Rafael Caldera
Diosdado Cabello
Präsident von Venezuela
1999–2013
Nicolás Maduro
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