Nekrolog
Nekrolog [nekroˈloːk], von mittellateinisch necrologium („Totenregister“[1]), ein Neologismus (kein Lehnwort!) aus den griechischen Wortwurzeln (νεκρὀς nekrós „tot, Toter“ und λἐγειν légein „(auf)lesen, sammeln; reden, sprechen“[2]) bezeichnete seit dem Mittelalter ein in Klöstern und Stiften geführtes Totenverzeichnis. Noch Joachim Heinrich Campe verdeutschte es 1813 mit „Todtenbuch, Todtenhalle, Todtensaal“.
Erst in der Neuzeit kam eine zweite Bedeutung auf, die seit Schmid und Schlichtegroll heute die dominierende ist: Darstellung der Biographie und Würdigung des Lebenswerkes eines Verstorbenen. Häufig werden auch die Würdigungen von Personen, die innerhalb eines Kalenderjahres verstorben sind, unter diesem Titel veröffentlicht. Das Neue hierbei ist, dass der Nekrolog über die registermäßige Datensammlung hinausgeht und sich ausführlich mit der Persönlichkeit des Verstorbenen beschäftigt. Seit seinem Aufkommen bis Mitte des 19. Jahrhunderts[3] gab es keine Verdeutschung für Nekrolog in der Bedeutung Würdigung eines Verstorbenen. Erst seit dieser Zeit bürgerte sich das deutsche Wort Nachruf, das bisher nur wörtlich („Nach-rufen“) gebraucht worden war, durch eine Bedeutungserweiterung als Synonym für Nekrolog ein.
In jüngster Zeit wird außerdem zuweilen jegliche Form des öffentlichen oder veröffentlichten Totengedenkens als Nekrolog bezeichnet. Diese Definition ist umstritten, da sie auch auf Epochen ausgeweitet wird, in denen der Neologismus Nekrolog noch gar nicht existierte oder nicht die neuzeitliche Bedeutung hatte. Dann stellt die Bezeichnung nämlich einen klassischen Anachronismus dar.
Ein Nachruf für prominente Persönlichkeiten wird heute meist in den Printmedien veröffentlicht, es gibt jedoch auch filmische Nachrufe.
Mittelalter
Aus dem Mittelalter sind Totenverzeichnisse in Klöstern und Stiften bekannt, welche als Nekrologien (Sg. das Nekrolog, in damaliger Schreibung Necrolog(ium)[4]) oder auch Obituarien (Sg. Obituarium bzw. Obituar) bezeichnet werden. In diesen Verzeichnissen waren die Namen derjenigen notiert, derer man im Gebet zu gedenken hatte. Bedeutende Nekrologien sind beispielsweise aus den Klöstern Fulda, Prüm und Lorch erhalten. Ab dem Spätmittelalter wurden entsprechende Verzeichnisse, für die sich auf Deutsch die Bezeichnung Jahrzeitbuch eingebürgert hat, in den meisten Klöstern, Stiften und Pfarrkirchen geführt.
Hauptartikel Jahrzeitbuch
Siehe auch: Totenrotel
Neuzeit
Im späten 18. Jahrhundert begannen Christian Heinrich Schmid (1746–1800) mit dem Nekrolog oder Nachrichten von dem Leben und den Schriften der vornehmsten verstorbene teutschen Dichter (1785) und Friedrich von Schlichtegroll (1765–1822) mit dem Nekrolog auf das Jahr [1791–1800], enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahr verstorbener Deutscher und Christian Friedrich Buchner mit dem Nekrolog für Freunde der deutschen Litteratur (1791–1794) mit der Publikation nekrologischer Jahrbücher, die im 19. Jahrhundert fortgeführt wurden: Nekrolog der Teutschen (1802–1806); Neuer Nekrolog der Deutschen (1824–1854, Hrsg. Georg Friedrich August Schmidt) oder Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog (1897–1917).
20. und 21. Jahrhundert
Biographische Jahrbücher des 20. Jahrhunderts, wie Wer ist's, Wer ist Wer (das deutsche Who is Who) oder das Genealogische Handbuch des Adels enthalten meist ein gesondertes Verzeichnis der innerhalb eines bestimmten Zeitraums Verstorbenen (dort als „Nekrolog“ bezeichnet).
Ein eigenständiges Werk mit Nachrufen ist Eckhard Henscheids Wir standen an offenen Gräbern von 1988. Eine Sonderform stellt der lyrische Nachruf dar.
Medien haben für hochbetagte oder schwer erkrankte Prominente Nachrufe oft im Voraus erstellt, um im Todesfall schnell reagieren zu können. Die New York Times hat etwa zweitausend vorbereitete Nachrufe für noch Lebende.[5] Dies führt gelegentlich dazu, dass der vorbereitete Nachruf aus Versehen veröffentlicht wird, obwohl der Betroffene noch lebt. Über die britische Königinmutter Elizabeth Bowes-Lyon gelangten so wiederholt verfrühte Nachrufe in die Öffentlichkeit, auch Steve Jobs konnte drei Jahre vor seinem Tod bereits den ersten Nachruf auf sich selbst lesen. Ein im Dezember 2012 über den Web-Feed von Spiegel Online versehentlich freigegebener Nachruf Marc Pitzkes auf den ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush war insoweit ungewöhnlich, als Pitzke von „beinahe elegischen Nachrufen der US-Medien“ auf Bush sen. berichtete, obwohl noch gar kein anderer Nachruf veröffentlicht worden war, den Pitzke gelesen haben konnte.[6]
Siehe auch
- Nekrolog nach Sterbejahren in der Navigationsleiste am unteren Seitenrand
- Nachruf
- Grabrede
- Leichenpredigt
- Epitaph
- Grabspruch
- Todesanzeige
- Totenzettel
- Sterbeurkunde
- Totenschein
- XY-Liste
- Schach-Nekrolog
Literatur
- Alana Baranick, Jim Sheeler, Stephen Miller: Life on the Death Beat: A Handbook for Obituary Writers. Marion Street Press, Oak Park 2005, ISBN 1-933338-02-4.
- Ralf Georg Bogner: Der Autor im Nachruf. Formen und Funktionen der literarischen Memorialkultur von der Reformation bis zum Vormärz. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-35111-X (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, 111). (Zugleich: Rostock, Univ., Habil-Schr., 2005).
- Rolf Hartmann: Das Autobiographische in der Basler Leichenrede. Basel, Stuttgart 1963 (Diss. Basel, Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Bd. 90)
- Terence Kardong OSB: Das Leben des Anderen. Von der Kunst, einen Nekrolog zu schreiben, in: Erbe und Auftrag, 94 (2018), S. 146–155. [Beitrag über die Erstellung heutiger klösterlicher Nekrologe]
- Franz Lerner: Ideologie und Mentalität patrizischer Leichenpredigten. Marburg 1970
- Harald Martenstein: Über Nachrufe, Zeitmagazin, 10. November 2015 (Glosse)
Weblinks
Einzelnachweise
- Pierer's Konversationslexikon, 7. Aufl. 1891.
- Wilhelm Gemoll, K. Kretske: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch, 10. Aufl. Oldenburg 2006.
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 18. Aufl. bearb. v. Walther Mitzka. Berlin: De Gruyter 1960., S. 499:
- Das Lexikon des Mittelalters (hrsg. v. Norbert Angermann, Robert-Henri Bauthier), Bd. VI, unterscheidet „das Necrolog (Totenbuch)“ und „der Nekrolog (Nachruf)“
- Stephen Hiltner: An Obituary Written From Beyond the Grave? Not Quite. In: The New York Times, 22. September 2017.
- Kurt Sagatz: Technische Panne bei Spiegel Online: Wenn der Nachruf zu früh erklingt. In: Der Tagesspiegel, 1. Januar 2013.
Die Beschreibung der verstorbenen Person sollte so kurz wie möglich gehalten sein und nur deren signifikante Tätigkeit(en) enthalten. Neue Namen ggf. auch unter dem Geburts- und Sterbedatum, also etwa unter 1. Januar und im Geburts- und Sterbejahr (2022) eintragen (nur bei entsprechender großer Wichtigkeit). Für Beispiele siehe die schon vorhandenen Artikel.
Außerdem über die fünf zuletzt Verstorbenen, zu denen es einen ausreichend guten Artikel für eine Präsentation auf der Hauptseite gibt, nach der todesbedingten Überarbeitung der Artikel ggf. auch unter Wikipedia Diskussion:Hauptseite informieren und sie am besten auch in den anderen Wikipedia-Sprachversionen eintragen. Tipp: Regelmäßig bei news.google.de nach „ist tot“, „gestorben“ oder „verstorben“ suchen.
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