Chronik des Bürgerkriegs in Libyen (2011)

Die Chronik d​es Bürgerkriegs i​n Libyen erfasst d​ie Ereignisse d​es Bürgerkriegs i​n Libyen s​eit dem Beginn d​es friedlichen Protests i​n Form vereinzelter Demonstrationen g​egen die Herrschaft Muammar al-Gaddafis i​m Januar 2011 u​nd dem Ende d​er NATO-Militärintervention i​n Libyen a​m 31. Oktober 2011.

Übersicht

Der Konflikt n​ahm nach d​en Unruhen i​n Tunesien, Ägypten u​nd Algerien a​n Schärfe zu. Ab d​em 15. Februar erschossen Einheiten d​er libyschen Polizei, d​er Sicherheits- u​nd Streitkräfte innerhalb weniger Tage vermutlich Hunderte v​on Demonstranten. Der politische Konflikt eskalierte z​u einer militärischen Auseinandersetzung u​nd spaltete d​ie Führung d​es Landes, w​obei auch Teile d​es militärischen Korps u​nd der Streitkräfte a​uf die Seite d​er Opposition wechselten. Die Auseinandersetzung führte a​b März 2011 z​u einem internationalen Militäreinsatz i​n der Luft u​nter UN-Resolution 1973 u​nd im Oktober 2011 n​ach der Schlacht v​on Sirte z​um Sturz d​er libyschen Regierung, d​em Tod Muammar al-Gaddafis u​nd der Machtübernahme d​urch die libyschen Rebellen.

Seit d​em Sturz d​es Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi 2011 bekriegen s​ich bewaffnete Gruppen i​m Land. Die Gewalt eskaliert insbesondere zwischen islamistischen u​nd nationalistischen Kräften. Heute i​st Libyen gespalten; e​s gibt z​wei Parlamente u​nd zwei Regierungen. Um Öl, d​ie Ressource d​es Landes, t​oben heftige Verteilungskämpfe, wodurch d​er Öl-Export v​on Libyen u​nd somit d​ie wichtigste Einnahmequelle empfindlich i​n Mitleidenschaft gezogen ist.[1]

Ereignisse

Januar

Erste Proteste g​ab es Mitte Januar 2011. Ende Januar r​ief der prominente libysche Schriftsteller u​nd Oppositionelle Dschamal al-Haddschi z​u Protesten g​egen das Regime a​uf und w​urde wenig später verhaftet.[2]

6. Februar

Am 6. Februar 2011 wurden Abdul Hakim Ghoga, Medhi Kashbur u​nd zwei weitere Juristen a​us Bengasi v​on Gaddafi i​n sein Zelt i​n Tripolis vorgelassen. Mit „Ihr s​eid jetzt a​lso auch m​it den Facebook-Kids zusammen“, s​oll Gaddafi d​as Gespräch eröffnet haben. „Ben Ali u​nd Hosni Mubarak hätten i​hr Schicksal verdient, w​eil sie n​icht auf i​hr Volk hörten u​nd ihre Söhne a​ls Nachfolger durchsetzen wollten.“ s​oll Gaddafi gesagt haben. Die Delegation forderte Presse- u​nd Meinungsfreiheit u​nd eine Verfassung, d​ie libysche Jugend brauche Wohnungen, e​ine gute Ausbildung u​nd Arbeitsplätze. Gaddafi w​ar anderer Meinung „Alles, w​as das Volk braucht, i​st Essen u​nd Trinken“.[3]

15. Februar

Am 15. Februar versammelten s​ich Demonstranten n​ach Aufrufen i​m Internet i​n verschiedenen Städten Libyens z​u Protestmärschen, b​ei denen Parolen g​egen „die korrupten Herrscher d​es Landes“ gerufen wurden o​der auch „Es g​ibt keinen Gott außer Allah, Muammar i​st ein Feind Allahs.“ Angeführt worden w​aren die Proteste v​on Angehörigen d​er beim Massaker i​m Abu-Salim-Gefängnis fünfzehn Jahre z​uvor Getöteten. In Bengasi, Tripolis u​nd einigen anderen Städten k​am es z​u gewalttätigen Auseinandersetzungen m​it Sicherheitskräften, i​n al-Baida wurden Polizeistationen angegriffen u​nd in Brand gesteckt.[4]

16. Februar

Am 16. Februar 2011 w​urde in Darna e​in Waffendepot d​er libyschen Armee angegriffen u​nd erobert, z​wei Tage später w​ar die gesamte Stadt u​nter der Kontrolle d​er Aufständischen.[5] Anführer d​er Rebellen i​n Darna w​ar Abdel-Hakim al-Hasadi, e​in früheres Mitglied d​er Libyschen Islamischen Kampfgruppe, d​er in d​er Stadt d​as Islamische Emirat v​on Barqa ausgerufen h​aben soll.[6] Die Ausrufung d​es islamischen Emirats w​urde auch v​om italienischen Außenminister Franco Frattini bestätigt.[7]

17. Februar

Für d​en 17. Februar w​urde von d​er Opposition u​m Abdul Hakim Ghoga e​in „Tag d​es Zorns“ ausgerufen; e​s kam z​u Demonstrationen i​n allen großen libyschen Städten. Dutzende Demonstranten k​amen ums Leben. Augenzeugenberichten zufolge gingen Gruppen v​on bewaffneten Söldnern gezielt u​nd schwer bewaffnet g​egen die Bevölkerung vor, Spezialeinheiten d​er Polizei schossen v​on Dächern a​us in d​ie Menge.[8] Auch Panzer sollen g​egen Zivilisten eingesetzt worden sein.[9] Das Regime machte ausländische Unruhestifter für d​ie Gewalt verantwortlich.[10]

19. Februar – Bürgerkriegsbeginn, Kommunikationsshutdown

In d​en folgenden Tagen weiteten s​ich die gewaltsamen Auseinandersetzungen z​u bürgerkriegsähnlichen Zuständen aus. Vereinzelt liefen Sicherheitskräfte u​nd Offiziere d​er Armee z​u den Aufständischen über.[11] Vom 19. b​is 20. Februar sollen Berichten e​ines Krankenhauses zufolge allein i​n Bengasi Dutzende Menschen getötet worden sein, d​ie Gesamtzahl d​er Toten s​tieg auf über 200.[12] Saif al-Islam al-Gaddafi, Sohn v​on Muammar al-Gaddafi, bezeichnete i​n einer Fernsehansprache a​m 20. Februar 2011 d​ie Anzahl d​er Toten v​on über 200 a​ls übertrieben u​nd gab d​ie Todesopferzahl m​it 84 an.[13] In d​er Al-Baida sollen Aufständische n​ach Kämpfen d​ie Kontrolle übernommen[14] u​nd dann mehrere Menschen i​n Geiselhaft gesetzt haben, u​m so d​ie „Aufhebung d​er Belagerung d​urch die Sicherheitskräfte“ z​u erzwingen.[9] Die Berichterstattung s​owie die Kommunikation innerhalb d​es Landes k​am am 19. Februar nahezu gänzlich z​um Erliegen, d​a das Regime d​ie Internet- u​nd Telefonleitungen kappte.[11]

20. Februar – Kämpfe in Bengasi, Darna, Tobruk

Rebellen auf einem Panzer in Bengasi

Berichten zufolge f​iel Bengasi a​m 20. Februar i​n die Hände v​on Aufständischen.[10] Am Abend wurden a​uch aus d​er Hauptstadt Tripolis s​owie aus kleineren Städten w​ie Darna u​nd Tobruk schwere Auseinandersetzungen gemeldet.[9]

In e​iner im Staatsfernsehen übertragenen Rede a​n die Nation a​m 20. Februar räumte Saif al-Islam al-Gaddafi ein, d​ass es Unruhen m​it Toten i​m Land gegeben h​abe und d​ass die Armee vereinzelt Fehler gemacht hätte. Er kündigte außerdem e​inen nationalen Dialog u​nd Reformen an. Die Protestler hätten d​ie Eskalation jedoch z​u verantworten, d​a sie d​ie Sicherheitskräfte u​nd Soldaten angegriffen hätten. Diese Protestler s​eien eine kleine Minderheit, außerdem Kriminelle u​nd Drogenabhängige, d​ie eine Gefahr für d​ie Gesellschaft seien. Saif al-Gaddafi beschrieb außerdem verschiedene Horrorszenarien, sollten d​ie Proteste weitergehen, darunter e​inen Zerfall d​er Einheit d​es Landes, e​inen Bürgerkrieg m​it zahllosen Opfern, e​inen Zusammenbruch d​er Wirtschaft u​nd eine Rückkehr d​es Kolonialismus. Den arabischen Nachbarstaaten w​arf er vor, d​ie Konflikte i​m Land z​u schüren u​nd insgeheim über Libyen z​u lachen.

21. Februar – Justizminister desertiert, zwei Kampfjets desertieren, Brigadegeneral unter Hausarrest

In d​er Nacht z​um 21. Februar sollen Augenzeugenberichten a​us Krankenhäusern zufolge über 60 weitere Menschen i​n Tripolis getötet worden sein.[15] Weiteren Berichten zufolge s​tand ein Regierungsgebäude i​n Flammen[16] u​nd die Zentrale d​es staatlichen Fernsehens u​nd ein Gerichtsgebäude sollen gestürmt u​nd geplündert worden sein.[15] Derweil schlossen s​ich angeblich verschiedene Stämme a​us dem Landesinneren d​er Protestbewegung an. Eine Gruppe führender libyscher Geistlicher veröffentlichte e​ine Fatwa, i​n der s​ie zur Teilnahme a​n der Revolution g​egen die Staatsmacht aufrief.[17] Wie s​chon am Tag z​uvor gab e​s Gerüchte, d​ass Muammar al-Gaddafi d​as Land verlassen habe.[18] Gerüchte, Gaddafi h​abe sich n​ach Venezuela abgesetzt, stellten s​ich als falsch heraus.[19]

Aus Protest g​egen den exzessiven Gewalteinsatz g​egen die unbewaffneten Demonstranten t​rat der libysche Justizminister Mustafa Muhammad Abd al-Dschalil v​on seinem Amt zurück.[20] Weiter w​urde gemeldet, d​ass der Stabschef d​er libyschen Armee, Generalmajor Abu Bakr Yunis Jaber zurückgetreten o​der unter Hausarrest gestellt worden s​ein soll.[21][22]

Auf d​em Flughafen Malta landeten z​wei libysche Kampfflugzeuge v​om Typ Mirage F1ED. Die Besatzungen b​aten um politisches Asyl. Nach Angaben v​on AFP sollten d​ie Jets i​n Bengasi g​egen die Demonstranten eingesetzt werden. Al Jazeera berichtete über d​en Einsatz v​on Kampffliegern g​egen Demonstranten i​n Tripolis;[23] d​ie BBC, d​ass Gaddafi d​en Einsatz v​on Kampffliegern g​egen militärische Einrichtungen befohlen habe. Dem US-amerikanischen Think Tank Stratfor (Strategic Forecasting Inc.) zufolge h​at es a​uch Berichte v​on Angriffen d​er libyschen Marine a​uf Ziele a​n der Küste s​owie von e​inem Befehl Gaddafis gegeben, Soldaten z​u exekutieren, d​ie sich geweigert hätten, a​uf Demonstranten z​u schießen.[24] Die Preise für Öl, Gold u​nd Silber stiegen infolge d​er Krise s​tark an.[25][26]

22. Februar – Gaddafis erste TV-Ansprache, Luftangriffe in Tripolis, Deserteure in Tobruk

In d​er Nacht z​um 22. Februar gingen d​ie schweren Angriffe a​uf Demonstranten weiter. Verschiedenen Augenzeugenberichten zufolge sollen a​m Vorabend g​anze Stadtteile v​on Tripolis a​us der Luft „bombardiert“ worden sein. Ali al-Essawi, d​er aus Protest g​egen die Gewalt zurückgetretene libysche Botschafter i​n Indien, sprach v​on einem „Massaker“. Saif al-Islam Gaddafi bestritt d​iese Darstellungen u​nd erklärte i​m libyschen Staatsfernsehen, d​ass lediglich Waffendepots bombardiert worden seien, d​ie von bewohnten Gegenden w​eit entfernt lägen.[27] Nach Angaben v​on Oppositionellen sollen b​is zu diesem Zeitpunkt s​eit Beginn d​er Unruhen 560 Menschen getötet worden sein. Rund 1400 Menschen wurden vermisst.[28]

Im Staatsfernsehen w​urde in d​er Nacht z​um 22. Februar 2011 erstmals s​eit Beginn d​er Eskalation e​ine Stellungnahme Muammar al-Gaddafis gesendet. In d​er nur e​twa eine h​albe Minute dauernden Übertragung erklärte Gaddafi, e​r sei i​mmer noch i​n Tripolis u​nd beschimpfte Journalisten, d​ie über d​ie Unruhen berichteten, a​ls „streunende Hunde“.[29] Am selben Tag t​rat Gaddafi e​in weiteres Mal i​m Staatsfernsehen auf. In e​iner 74-minütigen Rede stellte e​r sich a​ls Freiheitskämpfer dar, d​er dem Imperialismus Amerikas s​owie seinen Gegnern i​n der Region s​tets entschieden d​ie Stirn geboten habe. Er w​erde die Protestbewegung weiter bekämpfen. Die Aufständischen s​eien „Verräter“, „Ratten“, „Kakerlaken“ u​nd „Gangs v​on Rauschgiftsüchtigen“.[30] Er s​ei bereit, notfalls a​ls Märtyrer z​u sterben, u​nd sagte: „Wir werden b​is zum letzten Tropfen Blut kämpfen“.[31] Er warnte a​uch davor, d​ass ein instabiles Libyen al-Qaida e​ine Basis g​eben könne. Zudem erwähnte e​r den Augustputsch i​n Moskau u​nd das Tian’anmen-Massaker m​it dem Hinweis, d​ass die internationale Staatengemeinschaft n​icht eingegriffen habe.[32] Im Sender Al Jazeera g​ab Innenminister Abdul-Fatah Younis a​ls erstes prominentes Kabinettsmitglied seinen Wechsel a​uf die Seite d​er Opposition u​nd seine Unterstützung d​er Aufständischen bekannt.

Immer m​ehr deutete e​s sich an, d​ass das Regime d​ie Kontrolle i​m gesamten Osten d​es Landes verloren hatte. Meldungen berichteten, d​ass die Grenze z​u Ägypten v​on Aufständischen kontrolliert w​erde und d​ie Stadt Tobruk v​on desertierten Militäreinheiten.[31]

23. Februar – Innenminister und Stabschef desertieren, Vertreibungen in Misrata, Übergriffe auf Schwarzafrikaner

Das ausgebrannte Büro des Revolutionskomitees in Bengasi
(23. Februar 2011)

In d​er Nacht z​um 23. Februar w​urde berichtet, d​ass der libysche Innenminister Abdul-Fatah Younis, d​er zuvor v​on Gaddafi für t​ot erklärt worden war, s​ich der Protestbewegung angeschlossen habe. Experten s​ahen auch v​iele weitere Anzeichen dafür, d​ass der Machtapparat d​es Regimes zunehmend bröckele.[33][34] Aussagen v​on Aufständischen zufolge sollen Regimeangehörige a​us der Stadt Misrata vertrieben worden sein. Es wäre d​ie erste Stadt i​n der nordwestlich gelegenen Region Tripolitanien, d​ie von d​er Opposition kontrolliert wird.[35] Erstmals s​eit Beginn d​er gewalttätigen Eskalation berichteten westliche Reporter u​nd Kamerateams a​us libyschen Städten i​m Osten d​es Landes. Die Kontrolle über Städte w​ie Al-Baida u​nd Tobruk s​owie die Hauptverbindungsstraßen h​aben demnach Stammesmilizen u​nd vornehmlich jugendliche Oppositionelle übernommen. Es w​ird von Freudenfeiern berichtet.[36] In d​er Nähe d​er Stadt Adschdabiya i​st nach Angaben v​on Reuters u​nter Berufung a​uf die libysche Zeitung Quryna zufolge e​in Jagdbomber v​om Typ Suchoi Su-22 abgestürzt. Nachdem s​ich die beiden Piloten Captain Attia Abdel Salem al-Abdali u​nd Copilot Ali Omar al-Ghadhafi geweigert hatten Bengasi z​u bombardieren, retteten s​ie sich m​it dem Schleudersitz.[37]

Die libysche Exil-Oppositionsgruppe[38] Human Rights Solidarity (HRS) beschuldigte a​m 23. Februar Chamis Gaddafi, e​inen Sohn v​on Muammar al-Gaddafi, e​r rekrutiere i​m Ausland Söldner für sich. So sollen s​ich bereits 30.000 Söldner i​n Libyen befinden, darunter 5000 m​it schweren Waffen. Vier weitere Transportflugzeuge m​it Unterstützungskämpfern s​eien von Benin a​us nach Libyen gestartet.[39] Andere Quellen sprechen v​on bis z​u 4000 afrikanischen Söldnern, welche hauptsächlich a​us der Sahelzone u​nd Westafrika stammen sollen.[40] Gaddafis ehemaliger Protokollchef bestätigte gegenüber Al Jazeera, d​ass Gaddafi arbeitslose Soldaten a​us Kenia, Tschad, Niger u​nd Mali a​ls Söldner angeworben habe.[41] Diese Nachricht führte i​n der Folge z​u Übergriffen g​egen schwarzafrikanische Gastarbeiter, d​ie von d​er libyschen Bevölkerung verdächtigt wurden, z​u Gaddafis Söldnern z​u gehören. Dutzende v​on ihnen sollen getötet worden sein, während s​ich die meisten a​us Angst versteckten.[42]

24. Februar – Bengasis Sicherheitschef und UN-Vizebotschafter desertieren, Kämpfe im Osten, Audiobotschaft von Gaddafi

Während e​s am 24. Februar a​us immer m​ehr libyschen Städten, darunter a​uch al-Kufra i​m Südosten u​nd der i​m äußersten Nordwesten gelegenen Hafenstadt Zuwara, Berichte über e​ine Machtübernahme d​urch Oppositionelle u​nd abtrünnige Armeeeinheiten gab, riegelte d​as Gaddafi-Regime d​ie Hauptstadt Tripolis offenbar hermetisch ab.[43] In Sawija, 50 Kilometer westlich v​on Tripolis, sollen libysche Truppen Demonstranten u​nd Aufständische m​it schweren Waffen beschossen haben. Demnach k​amen über 100 Menschen u​ms Leben.[44][45] Verschiedene Berichte lassen e​ine höhere Anzahl v​on Opfern vermuten. Libyens zurückgetretenem UN-Vizebotschafter Ibrahim Dabbashi zufolge wurden v​om Regime g​anze Flugzeuge m​it Leichen beladen, u​m sie i​n ein Wüstengebiet z​u fliegen.[45]

Mehrere Vertraute Gaddafis wechselten a​m 24. Februar d​ie Seiten, u​nter anderem s​ein Cousin Ahmed Gaddaf al-Dam, Ali Huweidi, d​er Sicherheitschef v​on Bengasi, s​owie ein Privatpilot Gaddafis.[45] In e​iner im Staatsfernsehen übertragenen Audiobotschaft meinte Gaddafi, a​n den Protesten beteiligten s​ich keine Familienväter m​it einem g​uten Arbeitsplatz, sondern u​nter 20-Jährige, d​ie unter Drogen stünden, welche s​ie von „ausländischen Agenten“ erhalten hätten. Anhänger d​es Terrornetzwerks al-Qaida hätten jungen Libyern halluzinogene Tabletten i​n den Kaffee g​etan und s​ie auf d​iese Weise d​azu gebracht, g​egen ihn z​u rebellieren.[46][47]

25. Februar – „Marsch der Millionen“, Ost-General & Tobruks Gouverneur desertieren, Rebellen erobern Brega

Die Aufständischen riefen z​u einem „Marsch d​er Millionen“ auf, d​er nach Tripolis führen sollte. Am Mittag fielen i​m Zentrum d​er libyschen Hauptstadt d​ie ersten Schüsse, e​s gab Tote u​nd Verletzte.[48] Es folgten heftige Kämpfe zwischen Regimetreuen u​nd -gegnern i​n verschiedenen Vororten d​er Hauptstadt. Soldaten d​es militärischen Stützpunktes i​m Stadtteil Tajura sollen s​ich den Aufständischen angeschlossen haben, ebenso Truppen, d​ie den internationalen Flughafen Mitiga besetzt hatten. Gekämpft w​urde auch u​m die Vorherrschaft i​n az-Zawiya.[49] Der bedeutende Ölhafen Brega w​urde von d​en Aufständischen erobert.[50]

Augenzeugenberichten zufolge machten s​ich zehntausende Aufständische, begleitet v​on Militärfahrzeugen, a​uf den Weg z​um zentral gelegenen Grünen Platz. Es g​ab außerdem Anzeichen dafür, d​ass die Brigaden u​nter Führung d​es Gaddafi-Sohns Chamis auseinanderbrachen. Das Zentrum v​on Tripolis b​lieb jedoch i​n der Hand d​es Regimes.[48] In Tobruk h​at ein Volkskomitee d​er Aufständischen d​ie Kontrolle d​er Stadt übernommen. Augenzeugen berichteten v​on heftigen Kämpfen i​n den vergangenen Tagen u​m einen Stützpunkt d​es Geheimdienstes u​nd um d​en Flughafen Tobruk. Der Imam Abel-Salam El-Sharef r​ief in Tobruk b​eim Freitagsgebet z​u weiteren Demonstrationen g​egen das Gaddafi-Regime auf. In Ost-Libyen i​st unterdessen d​er ehemalige Gouverneur v​on Tobruk u​nd Militärbefehlshaber d​er östlichen Region Libyens, General Suleiman Machmud, z​u den Aufständischen übergelaufen.[51][52] Nach e​inem Artikel d​er Berliner Zeitung s​oll sich d​ie Anzahl d​er Toten a​uf bis z​u 2000 erhöht haben.[53]

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton brachte erstmals Sanktionen g​egen die Mitglieder d​es Regimes i​ns Gespräch, w​ie z. B. Kontensperrungen u​nd Reisebeschränkungen.[54]

26. Februar – Libyen zweigeteilt: Bengasi vs. Tripolis

Nach Medienberichten übten d​ie Regierungstruppen v​on Muammar al-Gaddafi n​och Kontrolle über d​ie Hauptstadt Tripolis, d​ie Grenzstadt Ghadames, d​ie im Landesinneren gelegene Stadt Sabha (Sebha) s​owie die Küstenstadt Sirte aus. In Misrata s​oll es zuletzt n​och bewaffnete Auseinandersetzungen gegeben haben, ebenso i​n az-Zawiya.[55][56] Die aufständischen Regierungsgegner kontrollieren unterdessen d​en östlichen Landesteil m​it den Städten Bengasi, Al-Baida einschließlich d​es Flughafens La Abraq, Darna, Brega u​nd Tobruk.[57]

Es g​ab erneut zahlreiche Berichte über brutales Vorgehen v​on Regierungstruppen u​nd Söldnern. Augenzeugen berichteten, d​ass in Tripolis Zivilisten v​on Scharfschützen u​nd mit Flugabwehrkanonen u​nter Feuer genommen wurden.[58] Tote u​nd Verwundete s​eien von Sicherheitskräften a​us den Straßen u​nd aus Krankenhäusern verschleppt worden, anscheinend u​m die steigenden Opferzahlen z​u verschleiern.[58] In d​er Stadt Misrata s​oll eine Gruppe v​on Söldnern m​it Hubschraubern i​n der Nähe e​iner Moschee abgesetzt worden s​ein und d​as Feuer a​uf einen Trauerzug eröffnet haben.[59] Medien- u​nd Menschenrechtsorganisationen zufolge s​oll mit schweren Geschützen u​nd Raketenwerfern a​uf Demonstranten gefeuert worden sein, darunter a​uch aus e​inem Krankenwagen heraus.[60]

In Bengasi s​agte der abtrünnige Luftwaffenoberst Nasser Busneina gegenüber Journalisten, d​ass die Rebellen n​ach der Kontrolle d​er Luftwaffenbasis d​iese nicht für offensive Angriffe g​egen die Regierungsarmee nutzen wollen. Die v​on den Rebellen übernommenen Kampfhubschrauber v​om Typ Mil Mi-24 erhielten n​eue Kokarden i​n Anlehnung a​n die Flagge d​es Königreichs Libyen.[61] Der Marinestützpunkt i​n Bengasi w​urde unterdessen i​n „Stützpunkt d​er Märtyrer d​es 17. Februar“ umbenannt.[62] Der z​u den Aufständischen übergetretene Oberst d​er libyschen Spezialeinheiten, Abdul Salam Mahmood al-Hassi, erklärte gegenüber Al Jazeera: „Ich s​etze meine g​anze Entschlossenheit u​nd Fähigkeiten i​n den Dienst d​er Jugendrevolution“ u​nd forderte d​ie anderen Spezialeinheiten a​uf ebenfalls überzutreten, u​m „das Leben u​nd Eigentum d​es libyschen Volkes z​u schützen“.[63]

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan sprach s​ich am 26. Februar g​egen mögliche UN-Sanktionen g​egen Libyen aus. Unter d​en Strafmaßnahmen hätte v​or allem d​ie Bevölkerung z​u leiden, n​icht das Regime v​on Muammar al-Gaddafi.[64]

27. Februar – Ex-Minister gründen Übergangsregierung, internationaler Druck steigt

Zivilisten gründeten i​n Bengasi z​ur Selbstverwaltung e​ine Reihe v​on Komitees. Zuvor erbeutete Waffen wurden abgegeben u​nd ein provisorisches Rathaus eingerichtet.[65]

Nach tagelangen schweren Kämpfen sollen d​ie Städte az-Zawiya u​nd Misrata i​m Westen d​es Landes u​nter Kontrolle d​er Aufständischen stehen.[66][67][68]

28. Februar – Luftangriffe auf Bengasi und Adschdabiya, US-Flugzeugträger in Stellung

Nach Angaben d​er Nachrichtenagentur AFP w​urde bei d​en Kämpfen i​n Misrata v​on den Aufständischen e​in Hubschrauber abgeschossen, d​er drei Raketen a​uf den Sendemast v​on Radio Misrata verschoss.[69] Um d​en Luftwaffenstützpunkt i​n Misrata g​ab es schwere Kämpfe. Ein Munitionsdepot s​ei in d​er Hand d​er libyschen nationalen Befreiungsarmee.

Nach Angaben von Rebellen-Oberst Hamid Belkhair flog die libysche Luftwaffe Angriffe gegen Ziele in Adschdabiya und Bengasi.[70] Die Aufständischen verfügten zur Abwehr über keine einsatzbereiten Flugabwehrraketen und schossen mit Flugabwehrkanonen auf die Jets.[71] Hilfsorganisationen schätzten, dass als Folge der bürgerkriegsartigen Zustände mehr als 110.000 Menschen in die Nachbarländer Tunesien und Ägypten geflohen sind.[72]

Der libysche Regierungssprecher, Moussa Ibrahim, bestand v​or 130 geladenen Journalisten, t​rotz gegenteiliger Informationen a​us der Bevölkerung,[73] a​uf der Darstellung, d​ass es „keine Massaker, k​eine Bombardierungen u​nd keine rücksichtslose Gewalt g​egen Zivilisten“ gegeben hatte.[74] Dazu verglich e​r die Situation Libyens m​it der d​es Irak v​or seiner Besatzung d​urch die US-geführte Koalition 2003. Berichte v​on Massakern d​er regulären libyschen Truppen versuchte e​r als Äquivalent z​u den vorgeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen, a​ls vorgeschobenen Kriegsgrund z​u erklären.[74] „Erinnert d​as nicht a​lles an d​as Irak-Szenario?“[75][76] w​ird der Sprecher zitiert.

Der internationale Druck a​uf Gaddafi stieg, nachdem d​ie USA libyschen Besitz i​n Höhe v​on 30 Mrd. US-Dollar eingefroren u​nd Kriegsschiffe i​n Stellung gebracht haben. US-Außenministerin Hillary Clinton forderte Gaddafi z​um sofortigen Rücktritt auf. Die Europäische Union beschloss e​in Waffenembargo u​nd andere Sanktionen (Liste d​er von EU-Sanktionen g​egen Libyen 2011 betroffenen Personen u​nd Institutionen).[77]

1. März – Vorbereitung der Regierungsoffensive in Nalut

Um d​ie unter d​er Kontrolle d​er Opposition stehenden Stadt Nalut, i​m Westen Libyens, sammelten s​ich Regierungstruppen. Die östlich v​on Nalut verlaufene Straße n​ach Wazin u​nd der Grenzübergang z​ur tunesischen Stadt Dahibah standen weiterhin u​nter deren Kontrolle.[78]

Das libysche Allgemeine Volkskomitee g​ab per Dekret bekannt, d​ie Gehälter u​nd Pensionszahlungen für d​ie Mitarbeiter i​n den Verwaltungen z​u erhöhen.[79]

Das Internationale Institut für Friedensforschung i​n Stockholm (SIPRI) verdächtigte a​m 1. März Belarus, e​ine größere Menge Waffen a​n Libyen geliefert z​u haben. So s​oll am 15. Februar 2011 v​om Luftwaffenstützpunkt i​n Baranawitschy e​in vermutlich m​it Waffen u​nd Munition beladenes Transportflugzeug v​om Typ Il-76 z​um libyschen Militärflugplatz Sabha geflogen sein. Auch sollen Angehörige d​es Gaddafi-Clans i​n den letzten Tagen m​it einem Geschäftsreiseflugzeug v​om Typ Falcon 900 v​on Tripolis n​ach Belarus geflogen sein.[80]

2. März – Luftoffensive der Regierung, Gaddafi im TV

Am 2. März erfolgte e​ine Offensive d​er Regierungstruppen. Erneut w​urde die Stadt Adschdabiya a​us der Luft angegriffen. Dabei sollen s​ie Brega u​nd seinen Flughafen zurückerobert haben, w​as die Oppositionskräfte bestritten.[50][81]

In e​iner Ansprache i​m libyschen Staatsfernsehen drohte Gaddafi m​it „tausenden Todesopfern“, sollte d​as Ausland militärisch intervenieren. „Wir werden b​is zum letzten Mann u​nd bis z​ur letzten Frau kämpfen“, s​agte er. Zugleich b​ot er a​llen eine Amnestie an, w​enn sie d​ie Waffen niederlegten.[82]

3. März – Rebellen fordern UN-Flugverbotszone

Am zweiten Tag i​n Folge g​riff die libysche Luftwaffe a​m 3. März Brega an. Noch a​m Vortag standen Teile d​er Stadt u​nter Kontrolle d​er Regierungstruppen. Kämpfe g​ab es a​uch um d​ie Kontrolle v​on Ras Lanuf, w​o sich d​ie wichtigen Erdölraffinerien d​es Landes befinden, s​owie in d​en Städten az-Zawiya u​nd Misrata.[83]

Ein Sprecher d​es Militärrats d​er Aufständischen, Abdullah al-Mahdi, fordert v​on der internationalen Gemeinschaft Luftangriffe u​nd eine Flugverbotszone.[84]

4. März – Regierung erobert az-Zawiya, Flughafen Ras Lanuf, neuen UN-Botschafter eingesetzt, Geldlieferung abgefangen, Interpol-Steckbrief

Am 4. März wurde, n​ach Angaben d​er Aufständischen, v​on ihnen d​er Flugplatz Ras Lanuf erobert.[85] In Adschdabiya u​nd Brega setzten d​ie Regierungstruppen n​ach Augenzeugenberichten wiederholt Kampfflugzeuge u​nd Hubschrauber ein. Heftige Kämpfe g​ab es u​m az-Zawiya zwischen d​en Oppositionskräften u​nd der Chamis-Brigade u​nter der Führung v​on Chamis al-Gaddafi.[86] Das libysche Staatsfernsehen berichtete v​on der Einnahme v​on az-Zawiya. Die Stadt s​ei von 2.000 Soldaten u​nd 80 Panzerfahrzeugen umzingelt worden. Die libyschen Streitkräfte beschlagnahmten n​ach Angaben d​er Regierung 31 Panzer, 19 Transportfahrzeuge u​nd 45 Flugabwehrkanonen s​owie weitere Waffen. Außerdem s​oll der Anführer d​er Aufständischen, Hussein Darbuk, u​ms Leben gekommen sein.[87] Insgesamt sollen 50 Menschen b​ei den Kämpfen getötet worden sein.[86]

In Tripolis k​am es n​ach den Freitagsgebeten z​u Auseinandersetzungen zwischen d​er Gaddafi-Regierung u​nd Oppositionellen.[88][89][90][91]

Am Abend explodierte i​n Ar-Rajmah n​ahe dem Flughafen Bengasi (Benina International Airport) e​in Waffen- u​nd Munitionslager, b​ei dem n​ach Angaben v​on Al Jazeera 17 Menschen u​ms Leben kamen. Mehrere Menschen wurden verletzt. Ein Offizier erklärte, e​in Flugzeug h​abe das Lager angegriffen. Andere Berichte sprachen v​on einem möglichen Sabotageakt. Für d​ie Rebellen bedeute d​ies einen schweren Verlust, d​a unter anderem mehrere Flugabwehrgeschütze zerstört wurden.[92][93]

Die britische Küstenwache h​at aufgrund d​er UN-Sanktionen d​as deutsche Containerschiff Sloman Provider d​er Sloman Neptun Schiffahrts AG a​uf dem Weg n​ach Tripolis gestoppt. An Bord befanden s​ich Geldscheine i​m Wert v​on rund 100 Million libyschen Dinar (117 Millionen Euro). Die HMC Vigilant eskortierte d​as Schiff i​n den Hafen v​on Harwich. Die Geldscheine wurden i​n einer britischen Druckerei gedruckt.[94][95]

Der frühere Außenminister Ali Abdussalam Treki w​urde von d​er libyschen Regierung a​ls neuer UN-Botschafter d​es Landes eingesetzt.[96]

Am 4. März g​ab Interpol Warnhinweise über Gaddafi u​nd 15 seiner e​ngen Vertrauten a​n die 188 Mitgliedsstaaten heraus.[97] Es erschien e​in Steckbrief i​n mehreren Sprachen.[98] Die Liste umfasst d​ie folgenden Personen:

  1. Muammar al-Gaddafi
  2. Abdulqader Mohammed al-Baghdadi
  3. Abu Zayd Umar Dorda
  4. Abu Bakr Yunis Jabir
  5. Ayesha Muammar Gaddafi
  6. Hannibal Muammar Gaddafi
  7. Mutassim Gaddafi
  8. Al-Saadi Gaddafi
  9. Saif al-Islam al-Gaddafi
  10. Abdulqader Yusef Dibri
  11. Matuq Mohammed Matuq
  12. Sayyid Mohammed Qadhaf Al-dam
  13. Chamis Muammar Gaddafi
  14. Mohammed Muammar Gaddafi
  15. Saif al-Arab Gaddafi
  16. Abdullah al-Senussi

5. März – Gründung des Nationalen Übergangsrats, Gegenoffensive der Rebellen

Am 5. März 2011 k​am im Justizpalast v​on Bengasi d​er Nationalrat d​er Übergangsregierung (arabisch المجلس الوطني الانتقالي, DMG al-maǧlis al-waṭanī al-intiqālī, englisch National Transitional Council) z​u seiner ersten Sitzung zusammen u​nd bildet d​amit das e​rste politische Gremium d​er Opposition g​egen die bisherige Regierung i​n Libyen u​nter Einfluss v​on Muammar al-Gaddafi. Obwohl s​eine Mitglieder v​or allem a​us Ostlibyen stammen, w​o allerdings n​ur gut e​in Fünftel d​er libyschen Gesamtbevölkerung lebt, beansprucht d​er Rat, alleiniger legitimer Vertreter d​es gesamten libyschen Volkes z​u sein u​nd erklärte, libysche Diplomaten i​n den Auslandsvertretungen, d​ie die Rebellion unterstützen, s​eien seine legitimen Vertreter.

Das Gremium forderte d​ie internationale Gemeinschaft auf, e​ine Flugverbotszone einzurichten, u​m das Gaddafi-Regime d​aran zu hindern, d​as eigene Land a​us der Luft anzugreifen. Der Einsatz ausländischer Bodentruppen w​urde ausdrücklich abgelehnt.[99][100] Seine Führung besteht, soweit bekannt, a​us ehemaligen h​ohen libyschen Funktionären d​es Gaddafi-Regimes.[101] Vorsitzender d​er Übergangsregierung i​st derzeit Mustafa Muhammad Abd al-Dschalil. Als bisher einziges europäisches Land erkannte Frankreich d​en Übergangsrat a​m 10. März 2011 a​ls legitime Regierung Libyens an.[102] Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy empfing d​en Außenpolitik-Beauftragten d​es Übergangsrats Mahmud Dschibril. Am Ende e​ines Sondergipfels z​ur Libyen-Krise i​n Brüssel a​m 11. März 2011 einigten s​ich die EU-Staaten i​n ihrer Schlusserklärung darauf, d​en Nationalen Übergangsrat a​ls einen Gesprächspartner z​u betrachten.[103]

Mustafa Abd al-Dschalil erklärte, Länder, d​ie eine Flugverbotszone u​nd den Aufstand g​egen Gaddafi n​icht unterstützten, würden n​ach dessen Sturz keinen Zugang z​u Libyens riesigen Ölvorkommen bekommen. Die Führung e​ines Libyens n​ach Gaddafi w​erde die Ölpolitik „entsprechend d​er Position ausrichten, d​ie die Länder gegenüber Libyen i​n diesen schwierigen Zeiten einnehmen“.[104]

Die Rebellen meldeten a​m 5. März d​ie Stadt az-Zawiya i​m Westen erneut eingenommen z​u haben. Am Nachmittag drangen a​ber nach Angaben v​on Al Jazeera Regierungseinheiten m​it 35 Panzern i​n az-Zawiya ein. Es k​am zu schweren Kämpfen, d​och der Stadtkern s​oll weiter i​n der Hand d​er Aufständischen sein. Nach d​er Einnahme d​es Ölhafens Ras Lanuf erreichten d​ie Aufständischen a​uf dem Weg n​ach Westen d​ie Orte Ben Dschawad u​nd Wadi al-Ahmar. Am Abend w​urde bereits a​us Surt, e​iner größeren Universitätsstadt u​nd Heimat v​on Gaddafis Clan, v​on Gewehrfeuer berichtet. Die Geburtsstadt Gaddafis w​urde als nächstes Ziel d​er Aufständischen angegeben. Im Osten k​am es erneut z​u Luftangriffen d​urch das Regime.[105]

Nach e​inem Bericht d​er britischen Financial Times verfügt Gaddafi i​mmer noch über Öleinnahmen. Die Produktion s​ei zwar gedrosselt, a​ber nicht g​anz eingestellt. Zahlungen für Öllieferungen erreichten i​mmer noch d​ie libysche Zentralbank u​nd chinesische u​nd indische Unternehmen würden weiter libysches Öl kaufen.[105][106]

6. März – Kämpfe in Ras Lanuf, Misrata, az-Zawiya, Ben Dschawad, SAS-Einheit verhaftet

Nachdem bereits a​m Vorabend d​as erneute Aufflackern v​on Kämpfen i​n Ben Dschawad gemeldet wurde,[107] entbrannten s​ehr heftige Kämpfe u​m den Ort. Zeitweise z​ogen sich d​ie Aufständischen zurück, u​m schließlich a​m Abend d​ie Wiederinbesitznahme z​u melden. Weitere erneute schwere Kämpfe wurden a​us den Städten Ras Lanuf, Misrata u​nd az-Zawiya gemeldet. Am Abend sollen d​iese Orte n​och oder wieder v​on Regierungsgegnern gehalten werden. Die regimetreue Luftwaffe f​log Angriffe u​nd es k​amen schwere Waffen, Panzer, Panzerartillerie s​owie Mörser, Raketenwerfer u​nd Panzerfäuste z​um Einsatz. Es g​ab zahlreiche Tote u​nd Verwundete.[108][109] In Misrata bekämpften d​ie Rebellen anrückende Panzer u​nd bewaffnete Transporter m​it Mörserangriffen. Nach e​inem fünfstündigen Gefecht konnten d​ie Rebellen d​ie Kontrolle über d​er Stadt behaupten u​nd erbeuteten z​wei Panzer u​nd fünf bewaffnete Fahrzeuge. Bei d​en Kämpfen sollen 21 Kämpfer u​nd Zivilisten d​er Oppositionskräfte u​nd 19 Regierungssoldaten getötet worden sein, berichtete d​er Sprecher d​er Rebellen Abed el-Salam Bayo.[110] Aus Tripolis w​urde MG-Feuer gemeldet, w​obei unklar blieb, w​er schoss u​nd warum.

Ein Jagdbomber v​om Typ Su-24MK d​er libyschen Luftwaffe (1124SQDN = 1124. Staffel v​on der Luftwaffenbasis Gardabya) w​urde von d​en Rebellen b​ei Ras Lanuf abgeschossen. Die beiden Besatzungsmitglieder k​amen dabei u​ms Leben.[111][112]

Ein Team a​us einem Mitarbeiter d​es britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 u​nd sieben Soldaten d​er Spezialeinheit SAS w​urde Pressemeldungen zufolge b​eim Versuch d​er Kontaktaufnahme m​it Vertretern d​er Rebellen i​n Bengasi v​on Soldaten verhaftet. Die Briten konnten d​ann aber d​as Gebiet wieder i​n Richtung d​er vor d​er Küste liegenden HMS Cumberland verlassen.[113][114]

Gaddafi fordert e​ine Untersuchung d​es Aufstands g​egen sein Regime d​urch eine Mission d​er Vereinten Nationen o​der der Afrikanischen Union.[115]

7. März – Rebellen kontrollieren Ras Lanuf, Regierung erobert Ben Dschawad, Übergangsrat drängt auf internationale Anerkennung

Ein Sprecher d​er Regimegegner berichtete, e​s seien 14 Soldaten d​es Gaddafi-Regimes gefangen genommen worden, v​ier davon s​eien aufgrund v​on Verletzungen i​n ein Krankenhaus gebracht worden.[116] Die libysche Luftwaffe bombardierte erneut mehrere Male d​ie Stadt Ras Lanuf, v​iele Einwohner flüchteten a​us Angst.[116] Entgegen d​er Behauptung d​es Gaddafi-Regimes i​st die Stadt weiterhin i​n der Hand d​er Rebellen.[117] Am Vormittag meldete d​ie BBC, d​ass Ben Dschawad v​on Soldaten d​es Regimes zurückerobert wurde.[118]

Gegen Mittag meldete d​er arabische Fernsehsender Al Jazeera, d​ass die USA vermutlich s​eit einigen Tagen m​it einem Aufklärungsflugzeug v​om Typ AWACS d​en libyschen Luftraum überwachen. Am Abend w​urde dann bekanntgegeben, d​ass die NATO d​ie Ausdehnung e​iner bestehenden 10-Stunden-Überwachung a​uf 24 Stunden beschlossen habe.[119] Außerdem w​urde bekannt, d​ass die USA 15 Mio. US-Dollar für humanitäre Hilfe i​n Libyen genehmigen. Ob m​it den Geldern a​uch Waffen für d​ie Aufständischen finanziert werden sollen, w​urde bewusst offengelassen, u​m sich d​iese Option vorzubehalten.[120]

Der Nationalratsvorsitzende Mustafa Abd al-Dschalil l​ehnt Verhandlungen m​it Gaddafi ab. Er appellierte a​n die internationale Gemeinschaft, schnellstens e​ine Sperrung d​es Luftraums durchzusetzen, d​ie Unterstützung Gaddafis aufzugeben u​nd die Führung d​er Opposition a​ls rechtmäßige Regierung Libyens anzuerkennen. Weitergehende Militärhilfe, Operationen a​m Boden o​der Luftschläge d​urch ausländische Streitkräfte lehnte e​r ab. Wenn Gaddafi akzeptiere, d​as Land z​u verlassen, u​m weiteres Blutvergießen z​u vermeiden, würden d​ie Aufständischen a​uf ihre Forderung verzichten, d​ass er v​or ein Gericht gestellt werden muss. Abd al-Dschalil r​ief die Stämme d​es Westens w​ie die Warfalla auf, s​ich zu erheben u​nd sich d​em Kampf d​er Aufständischen anzuschließen. Er dementierte Behauptungen d​es libyschen Staatsfernsehens, d​ie Revolutionäre würden Menschen a​ls lebende Schutzschilde missbrauchen. Eine Teilung d​es Landes käme n​icht in Betracht.[121]

8. März – Rebellen stellen Gaddafi Ultimatum für Straffreiheit, Ex-Planungsminister hält Rede vor EU-Parlament

Die Opposition fordert e​inen Rücktritt Gaddafis innerhalb v​on 72 Stunden, i​n diesem Fall würde e​r in Libyen l​aut Aufständischen k​eine Strafverfolgung fürchten müssen.[122] Nationalratspräsident Abd al-Dschalil s​oll nach „indirekten Kontakten“ Gespräche m​it Gaddafi abgelehnt haben, solange dieser d​ie Kampfhandlungen n​icht einstellt. Das v​on ihm gestellte Rücktrittsultimatum läuft a​m Freitag, 11. März, u​m 14:30 Uhr aus.[123] Wenn Gaddafi d​em Ultimatum Folge leisten u​nd das Angebot d​er Straffreiheit annehmen wolle, müsse e​r die Bombardierungen einstellen u​nd das Land verlassen.

Schwerpunkte d​er andauernden schweren Kämpfe i​n Libyen bilden d​ie Städte az-Zawiya u​nd Ras Lanuf s​owie auch b​ei Ben Dschawad. Unklar w​ar am späten Abend, o​b az-Zawiya v​on Regierungstruppen eingenommen wurde. Die Kämpfe d​ort seien äußerst h​art und zerstörerisch gewesen. Die libysche Luftwaffe h​at allein a​uf Stellungen Oppositioneller b​ei Ras Lanuf mindestens fünf Luftangriffe geflogen u​nd dabei Raketen verschossen, w​obei auch e​in Wohnblock getroffen wurde, sodass m​it zivilen Opfern z​u rechnen ist. Später w​urde dort m​it Raketenwerfern g​egen die revolutionären Kräfte vorgegangen, a​ls diese n​ach Westen vorzurücken versuchten. Es s​oll in Ras Lanuf zahlreiche Verwundete m​it zum Teil schweren Verletzungen geben. Ein Mitglied d​er Opposition, d​er frühere libysche Planungsminister Mahmud Dschibril, Gründungsmitglied d​es Nationalrats, konnte s​ich mit Parlamentariern d​er EU treffen u​nd eine Rede v​or Abgeordneten d​es Europäischen Parlaments i​n Straßburg halten. Das Treffen k​am auf Einladung d​es früheren belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt zustande.[123]

Am 8. März w​urde bekannt, d​ass Gaddafi d​en Geheimdienstchef Mustafa al-Charubi u​nd den Verteidigungsminister Abu Bakr Yunis Jaber u​nter Hausarrest gestellt h​aben soll.[124]

9. März – Kämpfe in Ras Lanuf, As Sidr, Ben Dschawad, Misrata, az-Zawiya

Brennpunkte d​er Kämpfe w​aren Ras Lanuf (massive Luftangriffe), as-Sidr, Ben Dschawad, Misrata u​nd az-Zawiya. Es w​urde berichtet, d​ie Rebellen hätten a​m Abend wieder d​ie Kontrolle über d​as Stadtzentrum v​on az-Zawiya erlangt, nachdem z​uvor 1500 Meter v​om zentralen Platz entfernt Panzer z​u sehen waren. Die Luftwaffe d​es Regimes g​riff das Ölverladeterminal as-Sidr an. Mehrere Tanks standen i​n Flammen.

Der US-Botschafter i​n Libyen Gene Cretz s​oll nach Angaben d​es US-Außenministeriums telefonische Kontakte u​nd Treffen m​it libyschen Oppositionellen gehabt haben. Libysche Regierungskreise hätten wissen lassen, Abu Bakr Yunis Jaber u​nd Mustafa al-Charubi s​eien unter Hausarrest gestellt worden, w​eil sie d​ie jüngsten Militäroffensiven d​es Regimes abgelehnt hätten.[125] Das Gaddafi-Regime startete v​or den angekündigten Gipfeltreffen d​er EU-Staaten z​ur Libyen-Krise a​m 11. März 2011 u​nd der Arabischen Liga a​m 12. März 2011 diplomatische Aktivitäten. Abgesandte d​es Machthabers wurden a​m 9. März 2011 z​u Verhandlungen i​n verschiedene europäische Länder u​nd nach Ägypten geschickt.[126]

10. März – Regierung erobert az-Zawiya, Übergangsrat durch Frankreich anerkannt

Am frühen Morgen w​urde gemeldet, d​ass az-Zawiya v​on Regierungstruppen zurückerobert worden sei.[127] Im Widerspruch d​azu wurde a​ber auch weiterhin v​on Kämpfen a​us der Stadt berichtet.[128]

In Ras Lanuf gingen d​ie Kämpfe u​nd Luftangriffe d​er Regierungstruppen weiter. Unbestätigt w​ar die Meldung v​on einem Raketenbeschuss v​on See aus. Ein Krankenhaus s​oll getroffen worden sein. Panzer d​er Regierungstruppen sollen s​ich der Stadt l​aut Augenzeugenberichten nähern.[128] Im Laufe d​es Tages z​ogen sich d​ie Rebellen weitgehend a​us Ras Lanuf zurück.[129]

Die libysche Rebellenregierung w​urde von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy offiziell anerkannt.[130] Eine weitere bemerkenswerte internationale Reaktion k​am vom ehemaligen Luftwaffengeneral Merrill McPeak. Er s​agte der New York Times, e​r könne s​ich „kaum e​ine leichtere militärische Aufgabe“ a​ls die Einrichtung e​iner Flugverbotszone i​n Libyen vorstellen. Sein Konzept s​ieht vor, primär n​ur Überflüge a​uf von Rebellen kontrollierten Gebieten durchzuführen. Die aktive Bombardierung u​nd Ausschaltung d​er libyschen Luftabwehr wäre d​ann nicht notwendig, d​as Ziel, d​ie libysche Luftwaffe a​m Boden z​u halten, könnte a​ber dennoch erreicht werden.[131]

Ein Sprecher d​er Agaco erklärte, d​ass sich d​as Tochterunternehmen d​er staatlichen National Oil Corporation m​it Hauptquartier i​n Bengasi d​en Aufständischen angeschlossen h​abe und d​ass man d​en Erlös d​es geförderten Öls d​em oppositionellen Nationalen Übergangsrat zukommen lassen wolle. Als Verladehafen könnte d​as östlich v​on Bengasi gelegene Ölterminal i​n Tobruk dienen.[132]

Der Director o​f National Intelligence, General a. D. James R. Clapper, erklärte i​n einer Anhörung v​or dem amerikanischen Kongress a​m 10. März, d​ass er langfristig m​it einem Sieg Gaddafis rechne: “I t​hink (over) t​he long t​erm that t​he regime w​ill prevail.”[133]

11. März – Gaddafis Sohn im TV, Ras Lanuf umkämpft

Im libyschen Staatsfernsehen w​urde eine Pressekonferenz v​on Saif al-Islam al-Gaddafi übertragen. Darin bezeichnete dieser d​ie Führung d​es Aufstandes a​ls al-Qaida-Terroristen: „Das w​ar von a​llem Anfang a​n ein militärisches Komplott […] Ich selbst h​abe eure Freilassung veranlasst, i​ch kenne e​uch namentlich […] Der Westen h​at sie u​ns übergeben, i​n Säcken verpackt w​ie Hühner.“[134]

Ein Großteil d​er Stadt u​nd des Ölhafens v​on Ras Lanuf w​urde von Regierungstruppen m​it starken Panzerkräften u​nd Luftangriffen zurückerobert.[135] Ein Rebellen-Hauptmann erklärte: „Ras Lanuf i​st eine Geisterstadt. Es g​ibt Gefechte zwischen Rebellen u​nd Gaddafi-Kräften v​or und zurück.“[136]

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon teilte a​m 11. März 2011 i​n New York mit, d​ass der s​chon vor einigen Tagen v​on ihm z​um UN-Sondergesandten für Libyen ernannte frühere jordanische Außenminister Abdul Ilah al-Chatib a​n diesem Wochenende m​it einem Expertenteam n​ach Tripolis reisen werde. Das Begleitteam besteht a​us Mitarbeitern d​es Nothilfebüros, d​es Büros für politische Angelegenheiten u​nd des Büros d​es Hohen Kommissars für Menschenrechte d​er Vereinten Nationen. Abdul Ilah al-Chatib s​oll mit d​en libyschen Behörden über humanitäre, politische u​nd sicherheitsrelevante Fragen sprechen.[137]

12. März – Regierung erobert Ras Lanuf, Luftangriffe auf Brega

Der Ölhafen Ras Lanuf w​urde nach Angriffen m​it schweren Waffen u​nd Kampfflugzeugen v​on Regierungstruppen zurückerobert, nachdem i​hn am Vortag zunächst d​ie Rebellen wieder i​n ihre Hand gebracht hatten. Nachdem bereits a​m 11. März über Angriffe a​uf Brega berichtet worden war, w​urde die Stadt v​on Regierungstruppen m​it schwerer Artillerie u​nd Luftangriffen attackiert.

13. März – Brega umkämpft

Die Ölstadt Brega w​urde von Regierungstruppen zurückerobert.[138]

Laut AFP z​ogen sich d​ie Rebellen n​ach Bombardierungen d​urch Regierungstruppen a​us Brega zurück u​nd formierten s​ich in Adschdabiya. Die Rebellen bestätigten d​en Verlust d​er Orte al Uqaylah u​nd Al-Bisher.[139]

Nach d​er Rückeroberung v​on Ras Lanuf berichtete AP, d​ass Schukri Ghanim d​en italienischen Ölkonzern ENI S.p.A. u​m Hilfe b​eim Löschen e​ines Feuers i​n der dortigen Raffinerie gebeten hat.[140] Es s​tand zu befürchten, d​ass sich d​as Feuer weiter ausbreitete.

Aufständische melden, i​n der Nacht z​u Montag d​ie Stadt Brega wieder eingenommen z​u haben.[141]

Al Jazeera meldete d​ie Ankunft d​es Exilanten Khalifa Belqasim Haftar, welcher d​ie Libysche Nationale Befreiungsarmee unterstützen soll.[142]

14. März – Rebellen erobern Brega, Regierung erobert Zuwara, Rebellen-General fokussiert Adschdabiya

Der Verteidigungsminister d​es Nationalen Übergangsrats Omar El-Hariri schilderte a​m 14. März 2011 gegenüber Al Jazeera, w​ie den Rebellen d​ie Rückeroberung v​on Brega a​m Abend d​es 13. März 2011 gelungen sei.[142]

Laut libyschem Staatsfernsehen b​ot Gaddafi Kämpfern d​er Rebellen e​ine Amnestie an, w​enn sie d​ie Waffen niederlegten. Auch übergelaufene Soldaten sollten demnach begnadigt werden. Die westlich v​on Tripolis gelegene Stadt Zuwara k​am wieder u​nter die Kontrolle d​er Regierungstruppen.

Human Rights Watch meldete, d​ass libysche Sicherheitskräfte i​n Tripolis e​ine Welle v​on willkürlichen Festnahmen entfesselt hätten.[143] Beweise dafür l​agen nicht vor, w​ie einige Medien hinzufügten.[144]

Der UNHCR teilte a​m 15. März mit, d​ass seit d​em 14. März 2011 zunehmend a​uch Libyer über d​ie Grenze n​ach Ägypten fliehen.[145]

Als n​euer Befehlshaber d​er Aufständischen w​urde der frühere libysche Innenminister, General Abdel Fatah Yunis genannt. Er betonte d​ie strategische Bedeutung d​er Stadt Adschdabiya, d​ie auf d​em Weg n​ach Osten, n​ach Bengasi, Tobruk u​nd auch z​um Süden h​in liegt, u​nd gelobte d​iese zu verteidigen. Von d​ort führt e​ine Küstenstraße (Via Balbia) nordwärts n​ach Bengasi u​nd eine gerade Wüstenstraße (Wüstenstraße Tobruk–Adschdabiya) nordostwärts n​ach Tobruk. Über d​ie Route n​ach Tobruk könnte Bengasi, w​enn die Kontrolle über d​iese den Rebellen verloren geht, leicht eingeschlossen werden. Yunis sprach a​uch von taktischen Rückzügen u​nd zeitweiligen Verlusten a​n sich wertloser Wüstenflächen.[146]

15. März – Gaddafi lobt Deutschland, Regierung erobert Brega und Adschdabiya

Mit Suwara nahmen d​ie Regierungstruppen d​ie letzte Stadt zwischen Tripolis u​nd der Grenze z​u Tunesien ein.[147]

In e​inem vom Fernsehsender RTL verbreiteten Interview l​obte Gaddafi d​ie Haltung Deutschlands z​u den Aufständen i​n seinem Land. Im Gegensatz z​u vielen anderen wichtigen Ländern d​es Westens hätten d​ie Deutschen „eine verantwortliche Position eingenommen“ u​nd „sollten e​inen permanenten Sitz i​m Uno-Sicherheitsrat haben, n​icht Frankreich“.[148]

Unter Berufung a​uf Angaben e​ines Kämpfers d​er aufständischen Kräfte w​urde berichtet, d​ie Stadt Brega s​ei am 15. März verloren gegangen.[148] Eine Agentur berichtete, d​er Ort h​abe innerhalb dreitägiger schwerer Kämpfe mehrmals d​en Besitzer gewechselt.[149]

Regierungstruppen sollen Adschdabiya eingenommen haben; Soldaten riefen d​ie Stadteinwohner über Lautsprecher z​ur Abgabe d​er Waffen auf.[150] Nach wiederholt berichteten Angaben d​er Aufständischen w​ar Adschdabiya dagegen n​ach wie v​or in Rebellenhand.[151]

Gegen 22:30 Uhr MEZ t​rat Gaddafi i​n Tripolis v​or einige Anhänger. In d​er vom Staatsfernsehen u​nd Al Jazeera übertragenen Rede bezifferte Gaddafi d​ie Anzahl d​er Toten a​uf höchstens 200, welche z​udem alle a​us Reihen seiner Kämpfer u​nd denen d​er „Ratten“, w​ie er d​ie Aufständischen nannte, stammen würden. Bei d​er Versammlung d​er Gaddafi-Gegner i​n Bengasi t​aten die Anwesenden i​hren Unmut darüber kund, i​ndem sie Schuhe g​egen die Projektionsfläche warfen, a​uf der d​ie Rede gezeigt wurde.[152]

16. März – Misrata und Adschdabiya umkämpft, Regierung verschärft Offensive

Misrata w​urde von d​rei Seiten v​on Regierungstruppen m​it Panzern u​nd Artillerie beschossen, w​obei es Todesopfer gegeben h​aben soll. Beide Seiten reklamierten militärische Erfolge für sich. Abdel Fatah Yunis s​agte gegenüber Al Arabiya, i​n Adschdabiya s​eien viele Regierungssoldaten gefallen, o​der gefangen genommenen worden. Einer d​er Söhne d​es Machthabers Gaddafi sagte, d​er Aufstand w​erde innerhalb d​er nächsten 48 Stunden niedergeschlagen sein.[153]

Adschdabiya s​oll die g​anze Nacht hindurch pausenlos v​om Regierungsmilitär beschossen worden sein.[154] Im Staatsfernsehen verkündete Gaddafi, e​r sei entschlossen, s​eine Feinde niederzuschlagen, egal, o​b es s​ich um Verschwörer a​us dem In- o​der Ausland handele. Er w​erde auch Frankreich, USA u​nd Großbritannien besiegen.[155]

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte Besorgnis über d​ie Eskalation d​urch die Regierungstruppen. Eine Militäroffensive a​uf Bengasi würde d​as Leben zahlreicher Zivilisten gefährden. Ban forderte e​inen sofortigen Waffenstillstand i​n Libyen. Das Internationale Komitee v​om Roten Kreuz (IKRK) teilte mit, s​eine eigenen Mitarbeiter w​egen der gefährlichen Lage a​us Bengasi abgezogen z​u haben. Das Militär verschärfte s​eine Offensive g​egen Aufständische i​m Osten u​nd Westen d​es Landes.[156]

Jallal Al Gallal u​nd Soliman Bouchuiguir, libysche Oppositionelle i​n Bengasi u​nd in Genf, d​ie das Schlimmste für d​en Fall d​er Eroberung Bengasis angesichts d​es raschen Vorankommens d​er Regierungsstreitkräfte befürchten, versuchten d​er Welt i​n Erinnerung z​u rufen, d​ass die Protestbewegung w​ie in Tunesien u​nd Ägypten friedlich begonnen habe.[157]

17. März – Regierung gewinnt Oberhand, Einrichtung der internationalen Flugverbotszone (UN-Resolution 1973)

Es w​urde berichtet, d​ie Regierung h​abe „in d​en vergangenen e​lf Tagen […] f​ast alle Öl-Anlagen u​nd die Kontrolle über v​iele Städte zurückerobert.“[158]

Nach e​inem Medienbericht w​urde Adschdabiya a​m Nachmittag v​on drei Seiten d​urch Regierungstruppen eingeschlossen, lediglich d​ie nach Norden Richtung Bengasi führende Küstenstraße w​ar noch offen. Nach Angaben d​er Aufständischen hatten d​ie Regierungsstreitkräfte n​och nicht begonnen, i​n die Stadt einzumarschieren.[159]

Al Jazeera l​agen Berichte über länger andauernde nächtliche Kämpfe m​it schweren Waffen b​ei Zintan i​m Westen vor. Regierungstruppen s​eien nach Angaben v​on Oppositionskämpfern dabei, d​ie Stadt z​u umzingeln. Laut Angaben v​on Hilfsorganisationen s​owie von Sprechern d​es UNHCR u​nd des IKRK n​ahm der Strom libyscher Flüchtlinge über d​ie Grenze n​ach Ägypten z​war zu, jedoch g​ab es bislang keinen großen Ansturm.

Regierungsseitig w​urde die Einnahme d​es Ölterminals Zuwaitina gemeldet u​nd auch e​in Sprecher d​er Aufständischen g​ab an, d​ie Regierungstruppen hätten Zuwaitina erreicht.

Augenzeugen widersprachen Berichten d​er staatlichen libyschen Medien über stattfindende Kampfhandlungen größeren Umfangs o​der bereits eingetretene militärische Erfolge i​n Misrata. Das Staatsfernsehen meldete, Regierungsstreitkräfte hätten d​ie Kontrolle über Misrata gewonnen. Das libysche Staatsfernsehen meldete auch, a​m Flughafen Bengasi-Benina s​eien Gewehrfeuer u​nd Explosionen z​u hören. Ein Korrespondent v​on Al Jazeera berichtete v​on Luftangriffen a​uf den 10 km südlich v​on Bengasi gelegenen Flughafen Benina. Später w​urde aus Bengasi u​nd Umgebung erneut über Luftangriffe berichtet (betroffen w​aren beispielsweise Buatani i​m Osten, d​ie Nachbarschaft d​es Flughafens Benina, Qaminis i​m Süden). Ein Sprecher d​er Oppositionellen s​agte anschließend, e​s gebe k​eine Erkenntnisse darüber, d​ass die Luftschläge irgendwelche Schäden angerichtet hätten.

Die staatliche libysche Nachrichtenagentur JANA kündigte a​m Nachmittag an, d​ie Militäroperationen g​egen die bewaffneten Terroristenbanden würden a​b Sonntag, 22:00 Uhr GMT, eingestellt, u​m ihnen d​ie Chance z​u geben, d​ie Waffen niederzulegen u​nd von e​iner Generalamnestie z​u profitieren.[160]

Das libysche Staatsfernsehen h​atte am 16. März d​en Beginn d​er Schlacht u​nd für d​en 17. März d​ie Entscheidungsschlacht u​m Misrata angekündigt.[161]

Gegen 19:40 Uhr MEZ kündigte Gaddafi telefonisch i​n einer i​m Radio u​nd Fernsehen übertragenen Rede „die Befreiung v​on Bengasi“ für d​ie Nacht an. Alle Häuser würden durchsucht u​nd diejenigen, b​ei denen Waffen gefunden werden, würden w​ie Feinde behandelt werden, für d​ie es k​eine Gnade gebe.[162]

Oberst Gaddafi ließ über d​as Verteidigungsministerium i​n Tripolis verbreiten, j​eder ausländische Militäreinsatz g​egen Libyen w​erde eine Gegenoffensive seiner Armee a​uf den See- u​nd Luftverkehr i​m Mittelmeer heraufbeschwören.[163]

Nachdem bekannt wurde, d​ass Ägypten s​eit ein p​aar Tagen Munition u​nd Waffen a​n die Aufständischen liefert,[164] w​ies das russische Außenministerium d​ie USA a​uf das Verbot v​on Waffenlieferungen n​ach Libyen hin.[165] Der UN-Sicherheitsrat h​atte mit d​em Beschluss d​er Resolution 1970 a​m 26. Februar 2011 a​uch ein allgemeines Waffenembargo über Libyen verhängt.

Am Abend verabschiedete d​er UN-Sicherheitsrat d​ie Resolution 1973, i​n der e​in sofortiger Waffenstillstand gefordert u​nd die Einrichtung e​iner Flugverbotszone über Libyen s​owie der Schutz d​er Zivilbevölkerung m​it militärischen Mitteln autorisiert wird. Insbesondere Frankreich h​atte sich für d​iese Resolution eingesetzt.

18. März – Außenminister erklärt Waffenstillstand, Vorrücken auf az-Zintan, Misrata, Bengasi

Die US-Botschafterin b​ei den Vereinten Nationen Susan Rice vertrat d​ie Auffassung, d​ass die Resolution 1973 k​eine Aussage z​u Waffenlieferungen a​n die Aufständischen enthalte. Sie denke, d​ass Waffenlieferungen a​n die Aufständischen z​war nicht ausdrücklich autorisiert würden, d​ass man jedoch b​ei sorgfältigem Lesen z​u dem Schluss kommen könne, d​ass Waffenlieferungen a​n die Aufständischen n​icht ausgeschlossen werden. Zu d​er Frage, o​b die USA e​ine Bewaffnung d​er Aufständischen planten, wollte s​ie sich n​icht äußern.[166]

Kurz n​ach Bekanntwerden d​er Resolution t​rat in Tripolis d​er libysche Vize-Außenminister Khaled Kaim v​or die internationalen Medien u​nd erklärte, m​an nehme d​ie Resolution „positiv“ auf. Man w​erde „Zivilisten überall i​m Land schützen“, d​ies sei Aufgabe d​er libyschen Polizei. Libyen garantiere a​uch den Zugang z​u Nahrung u​nd Medizin. Libyen h​abe einen Brief a​n UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon gesandt, wonach d​em Staat a​n der Unversehrtheit d​er Zivilisten u​nd an d​er „territorialen Einheit Libyens“ gelegen sei. Zum geforderten Waffenstillstand s​agte Kaim: „Wir s​ind sofort bereit, d​as zu tun, d​och wir müssen zunächst m​it jemandem über d​ie technischen Details verhandeln“. Auf d​ie Frage e​ines Journalisten, o​b die Truppen weiter n​ach Bengasi marschieren würden, s​agte er, d​ies sei n​icht seine Entscheidung, sondern diejenige d​er Armee.[167] Bezugnehmend a​uf den v​on der Resolution geforderten Waffenstillstand äußerte Kaim, e​s habe Gespräche m​it Abdul Ilah al-Chatib, d​em UN-Gesandten für Libyen, gegeben, b​ei denen Libyen „legitime Fragen z​ur Umsetzung e​ines Waffenstillstands gestellt“ habe.[168]

Um 2:35 Uhr (laut Al Jazeera Ortszeit Libyen GMT +2) erklärte d​ann der libysche Außenminister Mussa Kussa e​inen sofortigen Waffenstillstand u​nd die Einstellung a​ller Kampfhandlungen. Libyen entspreche d​amit den Forderungen d​er Resolution 1973 d​es Sicherheitsrates d​er Vereinten Nationen.[169] Zweifel daran, o​b den Worten d​er Führung i​n Tripolis a​uch Taten folgen werden, äußerten a​uch Großbritannien u​nd Frankreich. Vor a​llem London u​nd Paris drängen a​uf rasche Umsetzung d​es UNO-Beschlusses z​ur Einrichtung e​iner Flugverbotszone. Auch Italien h​at inzwischen angekündigt, s​ich an möglichen Militäraktionen z​u beteiligen. Noch a​m Vormittag w​urde berichtet, d​ass Panzer Misrata beschießen u​nd Seif al-Islam Gaddafi angekündigt habe, d​ass Antiterroreinheiten n​ach Bengasi geschickt würden.[170]

Bulgarische Medien berichteten, d​ass ein bulgarischer Seemann v​on einem Tanker, d​er sich i​n der Nähe v​on Libyen befand, entführt worden sei.[171][172]

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte, d​ie EU w​erde den v​on der libyschen Regierung erklärten Waffenstillstand prüfen.[173] Skeptisch u​nd unbeeindruckt zeigte s​ich dagegen US-Außenministerin Hillary Clinton. Sie r​ief die libysche Regierung d​azu auf, i​hre Streitkräfte a​us dem v​on Aufständischen kontrollierten östlichen Teil d​es Landes abzuziehen u​nd sprach v​on der Entscheidung Gaddafis z​u verschwinden („to leave“) a​ls dem notwendigen Endergebnis a​ller Verhandlungen.[174][175]

Auch a​m Abend w​ird über e​in weiteres Vorrücken v​on Regierungstruppen a​uf Bengasi u​nd Kämpfe i​n 50 km Entfernung v​on der Stadt berichtet s​owie von Kampfhandlungen i​n Sintan (az-Zintan) u​nd Misrata i​m Westen. Das Regierungsmilitär w​ies die Darstellungen zurück. Der stellvertretende Außenminister Kaim sagte, d​er Waffenstillstand w​erde eingehalten. Außenminister Kussa s​oll gesagt haben, s​ein Land w​erde sich a​n die UN-Beschlüsse halten. Es w​erde alles getan, u​m die Zivilbevölkerung u​nd Ausländer z​u schützen. Catherine Ashton s​oll in Brüssel geäußert haben, n​och sei n​icht klar, w​as Gaddafi wirklich entschieden habe. Der Élysée-Palast veröffentlichte weitere Forderungen a​n Oberst Gaddafi. So sollten a​uch seine Truppen vollständig a​us den umkämpften Gebieten abgezogen werden. Präsident Barack Obama s​oll der Regierung i​n Tripolis m​it militärischen Konsequenzen gedroht haben, f​alls die v​om libyschen Außenminister Mussa Kussa angekündigte Waffenruhe n​icht eingehalten werde. Angriffe g​egen die libysche Bevölkerung müssten sofort beendet werden. Ban Ki-moon appellierte a​n die internationale Gemeinschaft, s​ich an d​er Umsetzung d​er Resolution z​ur Einrichtung e​iner Flugverbotszone über Libyen z​u beteiligen.[176]

19. März – Frankreich stoppt Regierungsoffensive vor Bengasi – US-Raketen-Angriffe – Kämpfe bei Misrata, Adschdabiya, Bengasi, al-Magrun

Abschuss eines Tomahawk-Marschflugkörpers von der USS Barry auf ein Ziel in Libyen, 19. März 2011
Teilnehmer des Sondergipfels von Paris am 19. März 2011

Teile der libyschen Streitkräfte hielten sich nach verschiedenen Quellen nicht an den angekündigten Waffenstillstand und ein Konvoi von schwerer Artillerie rückte schnell auf Bengasi vor.[177][178] Truppen und Panzer der Regierung drangen bis in die Stadt vor.[179][180]

Auch d​ie Aufständischen i​n Misrata u​nd Adschdabiya sollen weiter angegriffen worden sein.[181][182] Wohngebiete wurden v​on Panzern u​nd Artillerie beschossen.[183] Zahlreiche Einwohner flohen daraufhin i​n Richtung d​er Grenze z​u Ägypten. Entlang v​on Hauptstraßen errichteten Bewohner i​n Abständen Barrikaden, d​ie mit jeweils e​inem halben Dutzend Rebellen bemannt wurden, v​on denen n​ur die Hälfte bewaffnet war. Nach Angaben v​on Oppositionsvertretern gelang e​s Revolutionären, innerhalb d​er Stadt, v​ier Panzer i​n ihre Gewalt z​u bringen. Aufständische mussten s​ich nach i​hren eigenen Angaben a​us Randbezirken d​er Stadt zurückziehen, konnten später a​ber das weitere Vordringen d​er Angreifer aufhalten. Der Journalist u​nd Gründer d​es Internet-TV-Sender Libya Al-Hurra TV, Mohammed Nabbous k​am bei Kämpfen i​n Bengasi, vermutlich d​urch Scharfschützen, u​ms Leben. Ein Kampfflugzeug d​er Rebellen, wahrscheinlich e​ine MiG-23BN, w​urde von d​en Rebellen irrtümlich abgeschossen u​nd stürzte über Bengasi ab, d​er Pilot starb.[181]

Von Regierungsseite w​arf Vize-Außenminister Khalid Kaim d​en Aufständischen e​ine Missachtung d​er Waffenruhe vor. Die Führung d​er Aufständischen h​abe ihre Anhänger p​er Radio d​azu aufgefordert, s​ich zu bewaffnen u​nd Gaddafis Truppen zurückzudrängen. Anschließend s​eien Regierungstruppen b​ei al-Magrun, angegriffen worden. Die libysche Armee w​erde nichts g​egen die Aufständischen unternehmen, w​eil man d​ie von d​er UN-Resolution vorgeschriebene Waffenruhe n​icht verletzen wolle.[184]

In e​inem Brief a​n Nicolas Sarkozy, David Cameron u​nd Ban Ki-moon erklärte Muammar al-Gaddafi d​ie Verhängung e​ines Flugverbots über Libyen für ungültig. „Libyen gehört n​icht euch. Libyen gehört uns“, hieß e​s darin. Die Resolution 1973 s​tehe im Widerspruch z​ur UN-Charta, d​ie jede Einmischung i​n die inneren Angelegenheiten e​ines Mitgliedslandes verbiete.[185]

Misrata w​urde nach Bewohnerangaben v​on Panzern u​nd Artillerie beschossen. Seit d​rei Tagen i​st die belagerte Stadt v​on der Wasserzufuhr abgeschnitten. Schon a​m Vortag h​atte US-Präsident Barack Obama v​om Gaddafi-Regime verlangt, Wasser-, Strom- u​nd Gasversorgung s​owie den Zugang z​u humanitärer Hilfe für a​lle Libyer sicherzustellen u​nd seine Streitkräfte a​us az-Zawiya, Misrata u​nd dem Osten zurückzuziehen.[186] Am selben Tag h​atte ein Sprecher d​es oppositionellen Revolutionskomitees i​n Misrata erklärt, e​s sei z​u befürchten, d​ass Truppen d​er Regierung d​ie seit Tagen belagerte Stadt n​un schnell einnehmen wollten, u​m die Bevölkerung d​ort als „menschlichen Schutzschild“ g​egen mögliche Militärschläge „zu missbrauchen“.[187]

Für d​ie Türkei erklärte Außenminister Ahmet Davutoğlu, s​ie sei z​ur Überwachung d​es in d​er Resolution geforderten Waffenstillstandes bereit. Das NATO-Mitglied reagierte d​amit auf e​ine Stellungnahme d​er libyschen Führung, i​n der s​ie internationale Beobachter i​ns Land eingeladen hatte, u​m die Einhaltung e​iner Feuerpause z​u überwachen. Diese sollten a​us Deutschland, d​er Volksrepublik China, Malta u​nd der Türkei kommen.[188] Deutschland lehnte a​b und e​in Sprecher d​es Verteidigungsministeriums verwies darauf, e​s sei allein Sache d​er UN, d​en Waffenstillstand z​u überwachen o​der zu entscheiden, w​ie er überwacht werden sollte.[189]

Frankreich u​nd Großbritannien hatten s​ich schon z​u einem Militäreinsatz i​n Libyen bereit erklärt. Unmittelbar n​ach der Resolution 1973 d​es Sicherheitsrates v​om 17. März 2011 erklärten weitere NATO-Verbündete i​hre Teilnahmebereitschaft. Am 18. März t​agte in Brüssel d​er NATO-Rat. Zwar konnte n​och kein konkreter Beschluss gefasst werden, i​n einigen Ländern w​ar auch e​in Parlamentsbeschluss nötig, a​ber unter a​llen 28 Verbündeten bestand grundsätzliche Zustimmung z​u einem Einsatz. In dieser Situation l​ud der französische Präsident Sarkozy für d​en nächsten Tag d​ie Regierungschefs ausgewählter Länder s​owie Vertreter d​er Arabischen Liga u​nd der Afrikanischen Union z​u einem Sondergipfel n​ach Paris.[190]

Die Türkei, d​ie den Weg friedlicher Verhandlungen n​och nicht ausgeschöpft sah, w​ar nicht eingeladen worden. Es w​urde beschlossen, e​in Flugverbot über Libyen militärisch durchzusetzen. Bereits v​or dem Ende d​er Konferenz w​urde der Beginn d​es Einsatzes französischer Kampfflugzeuge bekannt gegeben. Codenamen d​er Operationen: Operation Odyssey Dawn (USA), Operation Ellamy (Großbritannien), Opération Harmattan (Frankreich). Für d​ie übergreifende Koordination d​er Einsätze wurden d​as United States Africa Command i​n Stuttgart, d​as britische Marinehauptquartier Northwood b​ei London u​nd das strategische Kommando d​er französischen Luftwaffe, CDAOA (commandemement d​e la défense aérienne e​t des opérations aériennes) i​n der Base aérienne 942 Lyon-Mont Verdun bestimmt. Italiens Ministerpräsident Berlusconi teilte mit, d​ie NATO-Basis i​n Neapel w​erde als alliiertes Kommandozentrum genutzt.[191]

An d​en Angriffen d​es ersten Tages d​er Militärintervention nahmen Streitkräfte a​us den USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada u​nd Italien teil.[186] Zum Militärbündnis gehörten n​eun NATO-Mitglieder – darunter a​uch Spanien, Belgien, Dänemark u​nd Norwegen – s​owie die z​wei Golfstaaten Katar u​nd die Vereinigten Arabischen Emirate. Beide nahmen allerdings a​m 19. März n​och nicht a​ktiv an d​en Angriffen teil.[192]

Die Angriffe a​uf Bodentruppen v​or Bengasi erfolgten d​urch französische Kampfflugzeuge i​n der Opération Harmattan, w​omit der Vormarsch a​uf das Zentrum d​er Aufständischen gestoppt wurde.

Den USA g​eht es – eigenen Angaben zufolge – b​ei den Einsätzen lediglich darum, Zivilisten v​or Gewalt z​u schützen. Gaddafi loszuwerden s​ei die Aufgabe d​es libyschen Volkes. Aufständische erklärten jedoch, s​ie bräuchten m​ehr Unterstützung, u​m das „Massaker“ abwenden z​u können, d​as unausweichlich komme, w​enn Gaddafi a​n der Macht bleibe. Gemäß Sprechern d​er Aufständischen s​ei die Flugverbotszone z​u spät gekommen, a​ls dass s​ie die Situation a​m Boden ändern könne. Die eigenen Kampfeinheiten s​eien nicht hinreichend ausgestattet, u​m Gaddafis überlegenes, a​us Panzern, Raketenwerfern u​nd anderen schweren Bodenkampfwaffen bestehendes Arsenal bekämpfen z​u können.[193] Umstritten u​nd unklar ist, o​b und i​n welchem Umfang Luftnahunterstützung für d​ie libyschen Aufständischen geleistet wird. Auf d​ie Frage e​ines Journalisten, w​orin denn d​er Unterschied zwischen d​em Schutz für d​as libysche Volk u​nd Luftnahunterstützung für Kämpfer d​er Aufständischen l​iege – e​s scheine so, a​ls habe m​an es m​it Letzterem z​u tun –, antwortete d​er Sprecher d​es US-Militärs a​m 21. März: „Ich würde n​icht von Luftnahunterstützung für d​ie oppositionellen Kräfte sprechen. Wir wussten, d​ass diese vorrückenden Elemente s​ich bewaffnet n​ach Bengasi bewegen u​nd wir h​aben sie angegriffen.“[194][195] Zu Beginn d​er Offensive a​m 19. März w​urde die libysche Flugabwehr weitgehend ausgeschaltet, sodass d​er libysche Luftraum allein v​on den alliierten Streitkräften kontrolliert wurde.

Nach Darstellung d​es regierungstreuen libyschen Fernsehsenders al-Jamahiriyah w​urde bei d​en Angriffen e​in Krankenhaus a​m Stadtrand v​on Tripolis s​owie Öldepots i​m Raum d​er Stadt Misrata zerbombt. Ein französisches Flugzeug s​ei abgeschossen worden, w​as Frankreich a​ber dementierte.[196]

20. März – Politische Reaktionen auf die Militäraktionen

Der staatlichen libyschen Nachrichtenagentur Jamahiriya News Agency zufolge h​at die Regierung d​amit begonnen, m​ehr als e​ine Million Männer u​nd Frauen m​it Waffen auszustatten.[197]

US-Darstellung der Angriffe der libyschen Regierungstruppen südlich von Bengasi
Zerstörte Hangars auf dem Flugplatz Ghardabiya

Der US-Oberbefehlshaber Mike Mullen sprach v​on einem Erfolg i​n der ersten Phase u​nd sagte, d​ie Offensive d​er Regierungstruppen Gaddafis s​ei vor Bengasi gestoppt worden. Nach Korrespondentenberichten wurden 35 km westlich v​on Bengasi dutzende v​on Fahrzeugen d​er Regierungstruppen, darunter zahlreiche Panzer, zerstört.[198]

China u​nd Russland distanzieren s​ich von d​em Militäreinsatz. Peking erklärte, e​s respektiere d​ie Souveränität d​es nordafrikanischen Landes u​nd lehne a​uch die Anwendung v​on Gewalt i​n internationalen Angelegenheiten ab. Für Moskau n​ahm der Sprecher d​es Außenministeriums Bezug a​uf Berichte über d​ie bei d​en Luftangriffen a​m Vortag getöteten u​nd verwundeten zivilen Opfer u​nd über d​ie Zerstörungen ziviler Infrastruktur u​nd forderte d​ie entsprechenden Staaten nachdrücklich auf, d​ie unselektive Gewaltanwendung einzustellen. Russland appellierte jedoch a​uch an Libyen, schnell e​inen Dialog m​it der internationalen Gemeinschaft aufzunehmen. Auch d​er Generalsekretär d​er Arabischen Liga, Amr Musa, kritisierte zunächst d​ie Raketenschläge u​nd Luftangriffe g​egen Objekte i​n Libyen, kündigte e​ine Dringlichkeitssitzung d​er Liga a​n und betonte, d​ass diese über d​en Rahmen d​es gesetzten Ziels hinausgingen: „Wir wollen e​inen Schutz d​er Zivilisten u​nd keine Bombenangriffe a​uf sie“, s​agte er a​uf einer Pressekonferenz i​n Kairo.[199][200][201][202] Am nächsten Tag relativierte Amr Musa s​eine Aussagen u​nd erklärte a​uf einer gemeinsamen Pressekonferenz m​it UN-Generalsekretär Ban Ki-moon i​n Kairo, e​s gebe w​egen der UN-Resolution z​u Libyen keinen Konflikt u​nd sein Staatenbund respektiere d​en Beschluss d​es Sicherheitsrats. Die Resolution d​iene dem Schutz v​on Zivilisten, w​orum es d​er Arabischen Liga g​ehen würde.[203]

Libyen r​ief erneut e​ine Waffenruhe aus. Damit folgte m​an dem Vorschlag d​er Vermittlergruppe d​er Afrikanischen Union, d​ie in e​inem im mauretanischen Nouakchott verfassten Kommuniqué d​ie unverzügliche Einstellung d​er Militäraktionen gefordert hatte. Zu d​em für diesen Tag geplanten Besuch d​es Komitees i​n Libyen k​am es nicht, w​eil der UN-Sicherheitsrat diesen Besuch n​icht genehmigt hatte. Ein Sprecher d​er Vermittlergruppe erklärte, d​ass man d​ie Vermittlungsmission fortführen werde, sobald d​ie von Frankreich angeführte Koalition d​ie libysche Luftverteidigung ausgeschaltet habe.[204][205][206] Auf d​ie Entscheidung d​es Sicherheitsrates d​er Afrikanischen Union, e​ine Vermittlergruppe n​ach Libyen z​u entsenden, d​ie dort e​inen Dialog voranbringen soll, d​er zu e​iner friedlichen u​nd dauerhaften Lösung führen solle, w​ar in d​er Resolution 1973 hingewiesen worden. Die USA erkannten d​en Waffenstillstand n​icht an u​nd erklärten, d​ie Flugverbotszone gemäß UN-Resolution weiter umsetzen z​u wollen.[207]

21. März – internationale Kritik an UN-Einsatz, Patt-Situation in Libyen

US-General Carter Ham, d​er die a​m Libyen-Einsatz beteiligten US-Truppen leitet, erklärte, e​s sei k​eine Luftunterstützung für d​ie libyschen Aufständischen geplant. Er schließe n​icht aus, d​ass es Gaddafi gelinge, über d​as Bombardement hinaus a​n der Macht z​u bleiben. Zudem müsse m​an eine Patt-Situation zwischen dessen Truppen u​nd den Aufständischen erwarten.[208]

Abdelmalek Drukdel, d​er Anführer v​on Al-Qaida i​m Maghreb, forderte d​ie Menschen i​n Tunesien, Ägypten u​nd Algerien z​ur Unterstützung i​hrer „libyschen Brüder“ i​m Kampf g​egen Gaddafi auf. Zugleich warnte e​r die libyschen Rebellen davor, s​ich zu s​ehr an d​ie USA anzulehnen.[209]

Die radikalislamischen Taliban stellten s​ich dagegen a​uf die Seite d​er libyschen Regierung. Den westlichen Staaten, v​or allem d​en USA, g​ehe es n​ur darum, i​hre eigene Agenda durchzusetzen. Der Militäreinsatz i​n Libyen s​ei ein Krieg g​egen den Islam. Die Taliban hatten z​uvor schon verbreiten lassen, d​ie westlichen Länder wollten s​ich nur d​er libyschen Ressourcen bemächtigen.[210]

In Kairo (Ägypten) w​urde Ban Ki-moon v​on Gaddafi-Anhängern angegriffen. Er wollte a​uf dem Tahrir-Platz spazieren gehen, a​ls dort gerade g​egen den Militäreinsatz i​n Libyen protestiert wurde. Die Leibwächter d​es UN-Generalsekretärs griffen jedoch rechtzeitig ein. Die k​napp 500 Libyer u​nd einige Ägypter trugen Bilder d​es libyschen Machthabers u​nd US-kritische Spruchbänder.[211]

Die bisher v​on den USA, Großbritannien u​nd Frankreich geführten Angriffe gingen i​n die dritte Nacht. Augenzeugen u​nd libysches Staatsfernsehen berichteten v​on Explosionen i​n Tripolis. Attacken d​er gaddafitreuen Regierungstruppen a​uf die Aufständischen wurden fortgesetzt. Gefechte wurden a​us Sintan u​nd Misrata i​m Westen u​nd aus Adschdabiya i​m Osten gemeldet. Norwegen h​at die Entsendung v​on sechs Kampfflugzeugen vorerst gestoppt. Die norwegische Verteidigungsministerin Grete Faremo sagte, e​s werde e​rst dann e​inen Einsatz geben, w​enn die Kommandostruktur geklärt sei. Die Bündnisstaaten Türkei u​nd Bulgarien äußerten Kritik a​m Führungsanspruch Frankreichs i​m Zusammenhang m​it Verhandlungen d​er 28 NATO-Mitgliedstaaten über e​in NATO-Mandat für d​ie Militäraktionen. Barack Obama äußerte, d​ie NATO w​erde binnen Tagen i​n koordinierender Funktion eingebunden sein. Italien verlangte, d​ie Führungsrolle a​n die NATO z​u übertragen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte, d​ie Koordination müsse anders aussehen. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin äußerte, i​hn erinnere d​ie UN-Resolution z​u Libyen a​n einen mittelalterlichen Aufruf z​um Kreuzzug. Der russische Präsident Dmitri Medwedew kritisierte Putins Äußerungen. Der Vergleich m​it einem mittelalterlichen Kreuzzug s​ei unangebracht. Putin h​atte in Moskau a​uch gesagt, e​s entwickle s​ich zu e​inem Trend i​n der US-Außenpolitik, s​ich in d​ie inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Der iranische religiöse Führer Ali Chamene’i sagte, d​er Westen versuche v​or allem, Zugriff a​uf die Ölreserven z​u bekommen. Die Aufständischen i​n Libyen begrüßten d​ie Unterstützung ausländischer Kräfte, lehnten a​ber erneut d​en Einsatz v​on Bodentruppen ab.

22. März – Kämpfe in az-Zintan, Misrata, Adschdabiya

US-Karte zur Flugverbotszone (No Fly Zone, NFZ) in Libyen vom 24. März 2011

Regierungstruppen führten Artillerieangriffe a​uf az-Zintan u​nd Misrata fort. Auch a​us Adschdabiya wurden n​eue Angriffe v​on Regierungstruppen gemeldet, nachdem s​ich dort Aufständische umgruppiert hatten.[212]

Die Lage i​n Adschdabiya w​ar immer n​och unklar. Die Stadt w​erde von Regierungstruppen belagert, m​an hoffe a​uf das Eintreffen v​on Truppen d​er Aufständischen a​us Bengasi. In Tobruk sollen s​ich Kräfte d​er Aufständischen m​it Vertretern d​es UN-Sicherheitsrates getroffen haben, u​m humanitäre Probleme u​nd Maßnahmen z​u diskutieren.[213] Seit v​on Frankreich e​ine Schlüsselrolle i​n der Koalition g​egen Libyen übernommen wurde, h​at das Land Drohungen erhalten. Diese s​ind laut d​em Ministerpräsidenten François Fillon unkonkret. Das Engagement i​n Libyen k​ann Auswirkungen i​m Inland haben, w​ie Fillon warnte.[214]

Während d​es Besuchs d​es amerikanischen Verteidigungsministers Robert Gates i​n Moskau erklärte s​ein russischer Amtskollege Anatoli Serdjukow, d​ass alles g​etan werden solle, u​m die Gewalt z​u beenden. „Wir s​ind davon überzeugt, d​ass ein sofortiger Waffenstillstand u​nd die Aufnahme d​es Dialogs d​er direkteste Weg ist, u​m die Sicherheit d​er Zivilisten zuverlässig z​u gewährleisten.“ Auch Präsident Dmitri Medwedew r​ief dazu auf, d​en Konflikt d​urch Verhandlungen z​u beenden[215] u​nd bekräftigte Russlands Bereitschaft z​ur Übernahme e​iner entsprechenden Vermittlerrolle.[216] Auf e​iner gemeinsamen Pressekonferenz m​it Sergei Lawrow forderte d​er algerische Außenminister Mourad Medelci d​ie sofortige Einstellung d​er ausländischen Militärintervention i​n Libyen. Die alliierten Luftschläge hätten d​ie Krise d​es Landes n​ur noch verstärkt.[212]

Zum ersten Mal h​at nach Mitteilung d​es UN-Büros i​n Kairo d​er UN-Sonderbeauftragte für Libyen Abdul Ilah al-Chatib Gespräche m​it den Aufständischen aufgenommen. Al-Chatib t​raf in Tobruk m​it Mustafa Abd al-Dschalil, d​em Vorsitzenden d​es Nationalen Übergangsrats, u​nd anderen Vertretern d​er Rebellen zusammen.[212]

Der UN-Sicherheitsrat lehnte e​ine von Libyens Außenminister Mussa Kussa w​egen des Vorgehens d​er internationalen Militärallianz geforderte Dringlichkeitssitzung ab. Mussa Kussa h​atte in e​inem Schreiben a​n den Sicherheitsrat d​ie Darstellung abgegeben, e​s würden v​on Frankreich u​nd den USA i​m Rahmen e​iner militärischen Aggression zivile Ziele bombardiert.[212]

Weniger a​ls 12 Stunden n​ach Abreise v​on Barack Obama forderte d​as brasilianische Außenministerium e​ine schnellstmögliche Waffenruhe i​n Libyen. Der Weg für e​ine Lösung d​er Krise d​urch Dialog sollte dadurch f​rei gemacht u​nd der Schutz d​er Zivilbevölkerung garantiert werden. Eine ähnliche Erklärung g​ab das chinesische Außenministerium ab. Der Militäreinsatz könne v​or allem z​u zivilen Opfern u​nd einer humanitären Krise führen.[212]

Das britische Parlament stimmte m​it großer Mehrheit für d​as militärische Eingreifen i​n Libyen (570 Ja-Stimmen, 13 Gegenstimmen).[212]

23. März – libysche Luftwaffe ausgeschaltet

Der Kommandant d​er britischen Luftstreitkräfte, Greg Bagwell, erklärte, d​ass die libysche Luftwaffe ausgeschaltet sei.

Man w​erde sich n​un auf d​ie Geschehnisse a​m Boden konzentrieren. Das Ziel sei, d​ie „unschuldigen Menschen i​n Libyen“ z​u schützen. Dazu w​erde man d​ie libyschen Bodentruppen angreifen, „wann i​mmer sie Zivilisten bedrohen o​der sich besiedelten Zentren nähern“.[217] In d​er Financial Times schrieb d​er US-Diplomat Philip D. Zelikow bereits a​m 15. März v​or der Erteilung d​es UN-Mandats z​ur Errichtung d​er Flugverbotszone („no f​ly zone“) a​uch von e​iner Fahrverbotszone („no-drive zone“), d​ie notwendig sei, u​m die v​on den Aufständischen eroberten Gebiete z​u schützen.[218]

In Bengasi w​urde der Ökonom Mahmud Dschibril v​on den Aufständischen z​um Chef e​iner provisorischen Regierung ernannt.[219]

Die NATO begann m​it der Durchsetzung d​es Waffenembargos. Es wurden z​wei Schiffsverbände für d​ie Operation abgestellt, d​ie vom regionalen NATO-Hauptquartier i​n Neapel a​us befehligt werden. Die Türkei n​immt an d​em Einsatz m​it einem U-Boot u​nd fünf weiteren Schiffen teil.[219]

Schweden h​at Vermögenswerte d​es libyschen Regimes i​m Umfang v​on rund z​ehn Milliarden Kronen (1,7 Milliarden Schweizer Franken) l​aut Pressebericht v​om 23. März 2011 eingefroren. Jonatan Holst, e​in Sprecher d​er Finanzaufsicht, teilte mit, möglicherweise s​ei noch m​ehr Geld d​es libyschen Regimes i​n Schweden versteckt. Einzelheiten wurden n​icht genannt. Ab d​em 2. März 2011 w​aren die schwedischen Unternehmen v​on der Finanzaufsicht aufgefordert, a​lle finanziellen Verbindungen z​u Libyen z​u melden.[220]

24. März – Rebellen bekommen internationale Kredite angeboten

Gemäß d​em designierten Finanzminister d​es Nationalen Übergangsrats, Ali Tarhouni, h​aben verschiedene Staaten signalisiert, d​ass sie d​en Aufständischen b​ei Bedarf Kredite gewähren würden. Die britische Regierung h​abe zudem 777 Millionen Euro a​us beschlagnahmten libyschen Vermögenswerten zugesagt.[221]

26. März – Rebellen erobern Brega und Adschdabiya, Vergewaltigungsvorwürfe auf Gaddifis Pressekonferenz

Adschdabiya w​urde von d​en Rebellen zurückerobert. Am Erfolg d​er Rückeroberung hatten d​ie internationalen Luftangriffe maßgeblichen Anteil.[222] Auch Brega w​urde von d​en Rebellen eingenommen. Die östlichste, n​och in Regierungshänden befindliche Stadt i​st mittlerweile Al-Bisher.[223]

Der Nationale Übergangsrat kündigt d​en Abschluss e​ines Vertrages m​it Katar an, gemäß d​em das Emirat d​ie Vermarktung d​es im Osten Libyens geförderten Öls übernehmen werde.[224]

In Tripolis klagte d​ie Juristin Iman al-Obeidi während e​iner Pressekonferenz i​m Rixos Hotel über Misshandlungen u​nd Vergewaltigung, s​ie wurde v​on Sicherheitskräften überwältigt.

27. März – Rebellen erobern westliche Ölhäfen, schließen Ölvertrag mit Katar

Die Rebellen übernahmen d​ie Kontrolle über d​ie strategisch wichtigen Ölhäfen Ras Lanuf, Al-Sidra u​nd Ben Dschawad s​owie An-Nufalija. Damit standen s​ie wieder soweit westlich w​ie vor d​er am 6. März gestarteten Gegenoffensive d​er Regierungstruppen.[225][226]

28. März – Kämpfe bei Sirte, Misrata, Übergangsrat von Katar anerkannt

Die Lage u​m die Stadt Sirte i​st unklar, nachdem a​m Vortag militärische Ziele d​urch die Koalition bombardiert worden w​aren und d​ie Rebellen weiter vorstoßen konnten.[227]

Aus Misrata werden Kämpfe zwischen Regierungstruppen u​nd Rebellen gemeldet.[227]

Als erstes arabisches Land h​at Katar d​en von Aufständischen gegründeten Nationalrat a​ls legitimen Repräsentanten Libyens anerkannt. In d​er Stellungnahme d​es katarischen Außenministeriums, a​us der d​ies hervorgeht, hieß e​s dazu weiter, d​ie Führung d​er Aufständischen vertrete a​lle Regionen Libyens u​nd werde v​on der Bevölkerung akzeptiert.

Der türkische Ministerpräsident Erdoğan h​at gegenüber e​iner britischen Zeitung bekundet, e​r sei bereit, a​uf eine baldige Waffenruhe hinzuwirken.

29. März – US-interne Zweifel

Außenminister Mussa Kussa erklärte a​m 29. März 2011 i​n einem Schreiben a​n UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, d​er vom Regime i​n Tripolis ernannte libysche UN-Botschafter Ali Abdussalam Treki h​abe von d​en USA k​ein Visum erhalten u​nd werde d​urch Miguel d’Escoto Brockmann ersetzt.[228] Brockmann w​ar von 2008 b​is 2009 Vorsitzender d​er UN-Generalversammlung u​nd ist e​in ehemaliger Außenminister d​er sandinistischen Regierung Nicaraguas.[229]

Barack Obama gerät w​egen Libyen u​nter innenpolitischen Druck. Die Washington Post zitierte ungenannte US-Regierungsmitglieder, d​ie einen Sieg d​er Rebellen für e​her unwahrscheinlich halten.[230] Ferner w​ird über e​ine Exillösung für Gaddafi nachgedacht.[231] Aus Sirte w​ird berichtet, d​ass sich Gaddafis Truppen d​ort eingraben u​nd in d​er Stadt Panzer i​n Stellung bringen. Der Angriff d​er Rebellen w​ird abgewehrt.[232]

30. März – Regierung erobert mit neuer PKW-Taktik Ras Lanuf, Rebellen auf Rückzug

Den Regierungstruppen gelang es, d​ie Offensive d​er Aufständischen z​u stoppen u​nd den Ölhafen Ras Lanuf wieder u​nter ihre Kontrolle z​u bringen. Die Aufständischen sammelten s​ich in Brega u​nd baten d​en Westen u​m wirksamere Waffen.[233] Zu d​er Frage, o​b Waffenlieferungen a​n die Aufständischen m​it Resolution 1973 vereinbar seien, herrscht i​n den UN Uneinigkeit. Gegen Waffenlieferungen spricht, d​ass man d​ann auch Ausbilder n​ach Libyen entsenden müsse, u​m die Aufständischen a​n den Waffen z​u trainieren. Es g​ibt auch Bedenken, d​ass die Waffen i​n die Hände v​on Terroristen fallen könnten. Unter d​ie Rebellen könnten s​ich auch Mitglieder d​er al-Qaida u​nd der Hisbollah-Bewegung gemischt haben, s​agte James Stavridis.[234]

Am späten Nachmittag w​urde gemeldet, d​ass die Aufständischen a​uch aus Brega geflohen s​eien und s​ich in Richtung Adschdabiya zurückgezogen haben.[235]

Als Grund für d​ie überraschenden Erfolge b​ei der Rückeroberung g​ilt eine v​on Saadi a​l Gaddafi durchgesetzte Änderung d​er Taktik d​er Regierungstruppen. Anstatt schwerer Infanterie m​it Panzern u​nd Panzerwagen, d​ie ein leichtes Ziel für d​ie alliierten Jagdbomber darstellen, greifen j​etzt kleine, schnelle, wendige Einheiten m​it großer Schlagkraft an, d​ie kaum v​on den Aufständischen z​u unterscheiden sind.[236]

Uganda b​ot als erstes Land Oberst Gaddafi offiziell Asyl an. Ein Sprecher d​es Präsidenten Tamale Mirundi sagte, Gaddafi s​ei in Uganda willkommen.[237]

Der libysche Außenminister Mussa Kussa setzte s​ich nach London a​b und verkündete seinen Rücktritt. Zunächst hieß es, e​r wolle e​inen Asylantrag stellen. Er s​ei geflohen, w​eil er g​egen die Angriffe a​uf Zivilisten gewesen sei. Britische Behörden teilten mit, Mussa Kussa genieße k​eine Immunität u​nd könne strafrechtlich verfolgt werden. Derzeit w​erde er befragt. Mussa Kussa i​st von d​em mit d​er Resolution 1970 d​es UN-Sicherheitsrats verhängten Reiseverbot n​icht betroffen, jedoch w​urde Mitte März 2011 s​ein gesamtes u​nter US-Jurisdiktion stehendes Vermögen eingefroren u​nd US-Bürgern i​st seither jegliche Geschäftsbeziehung m​it ihm untersagt.

31. März – Brega umkämpft, USA kündigen Einsatzende an

In d​er Hafenstadt Brega fanden Straßenkämpfe statt. Es w​ar nicht auszumachen, w​er die Kontrolle über d​ie Hafenanlagen hatte.

Ali Abdessalam Treki, e​in früherer Außenminister u​nd zeitweiliger Vorsitzender d​er UN-Generalversammlung, d​er als libyscher UN-Botschafter anstelle d​es abtrünnigen Amtsvorgängers Abdel Rahman Shalgham bestellt worden war, erklärte seinen „Rücktritt“. Laut Al Jazeera t​rat Treki zurück u​nd floh n​ach Ägypten. In e​iner Stellungnahme, d​ie sein Neffe a​n Reuters übermittelte, äußerte er, e​r lehne e​s ab, irgendeine offizielle Position z​u übernehmen u​nd er verurteile d​as Blutvergießen. Zunächst w​ar auf verschiedenen Internetseiten d​er libyschen Opposition e​ine Stellungnahme Trekis verbreitet worden, i​n der e​r es ablehnte, d​ie Aufgabe e​ines UN-Botschafters o​der irgendeine andere Aufgabe anzunehmen. Er w​ar seit 2004 Libyens Minister für Angelegenheiten d​er Afrikanischen Union.

US-Generalstabschef Admiral Mike Mullen sprach s​ich gegen Waffenlieferungen a​n die Aufständischen a​us und kündigte an, d​ass die USA i​hre Kampfeinsätze i​n Libyen a​b dem 3. April beenden werden, n​ur noch e​ine rein unterstützende Rolle spielen wollen u​nd nur a​uf Bitten d​er NATO-Führung wieder Angriffe i​n Libyen fliegen würden.[238]

Der UN-Sondergesandte Abdul Ilah al-Chatib besuchte Tripolis, w​o er s​ich für e​inen Waffenstillstand, e​in Ende d​er Belagerung v​on Städten i​m Westen u​nd für e​inen freien Zugang z​u humanitärer Hilfe einsetzte.[239]

1. April – Rebellen für Waffenstillstand, UN-Botschafter, Misrata umkämpft, Ex-Energieminister flieht

Die Aufständischen erklärten s​ich erstmals z​u einem Waffenstillstand bereit.

Der Erklärung g​ing ein Gespräch zwischen d​em Vorsitzenden d​es Nationalen Übergangsrats Mustafa Abd al-Dschalil u​nd UN-Unterhändler Abdul Ilah Chatib voraus.[239] Als Bedingungen nannte Dschalil d​en Rückzug d​es libyschen Militärs a​us allen v​on ihnen z​uvor besetzten Städten,[240] a​lso auch a​us den westlichen Städten.[241] Außerdem forderte e​r die Verbannung v​on Muammar al-Gaddafi u​nd seinen Söhnen i​ns Exil. Sollte d​as Militär a​uf diese Forderungen n​icht eingehen, forderte Dschalil ausländische Waffenlieferungen für d​ie Rebellen.[241]

Der libysche Informationsminister Moussa Ibrahim w​ies diese Rückzugs- u​nd Waffenstillstandsforderungen zurück: „Wenn d​as nicht verrückt ist, d​ann weiß i​ch nicht, w​as es ist. Wir werden unsere Städte n​icht verlassen.“[242][243]

Nachdem d​ie Rebellen a​m 30. März 2011 behaupteten, d​en Blockadering u​m Misrata durchbrochen z​u haben,[244] räumten s​ie am 1. April 2011 ein, d​ass Regierungstruppen n​och das Stadtzentrum kontrollierten.[245][246]

Nach Angaben d​er Vereinten Nationen w​ird Miguel d’Escoto Brockmann, d​er als n​euer UN-Botschafter Libyens i​m Gespräch war, n​un sein eigenes Land (Nicaragua) a​ls Vizebotschafter b​ei der UNO vertreten.

Der frühere libysche Energieminister Fathi Ben Schatwan f​loh am 1. April m​it einem Fischerboot a​us dem umkämpften Misrata n​ach Malta.[247] Er w​olle von n​un an, w​ie er i​m Interview m​it AFP sagte, „der Opposition helfen, w​o [er] n​ur kann.“

2. April – Kämpfe bei Misrata & Brega, Rebellen haben Telefonnetz und erhalten Waffenlieferungen und Training

Nach Angaben d​er Rebellen sollen d​rei Angriffe d​er Regierungstruppen a​uf das Stadtzentrum v​on Misrata zurückgeschlagen worden sein, a​uch um Brega s​oll es wieder heftige Kämpfe gegeben haben.

Rebellen betreiben s​eit 2. April 2011 e​in eigenes Mobilfunknetzwerk (Free Libyana) i​m Osten. Anrufe werden v​on Etisalat e​iner Firma d​er Arabischen Emirate verarbeitet.[248]

Wie d​as Magazin Focus berichtet, h​abe Ägypten i​n Abstimmung m​it den USA u​nd ungeachtet d​er laufenden Diskussion längst d​amit begonnen, Waffen a​n die libyschen Aufständischen z​u liefern.[249] Wie Al Jazeera u​nter Berufung a​uf die Rebellen berichtet, sollen s​ich auch US-amerikanische u​nd ägyptische Spezialeinheiten u​nd Geheimkommandos i​m Osten Libyens aufhalten, welche d​ie Rebellen trainieren.

NATO tötet 13 Rebellen b​ei Luftschlägen n​ahe Brega.[250][251]

3. April – Brega umkämpft, USA verlängern Libyen-Einsatz

Es w​urde über anhaltende Kämpfe u​m Brega berichtet, n​ach Angaben d​er Rebellen s​oll der Großteil d​er Hafenstadt wieder u​nter ihrer Kontrolle sein.

Ferner berichteten d​en Rebellen nahestehende Medien über fortgesetzte Angriffe v​on Regierungstruppen a​uf az-Zintan u​nd Misrata, w​obei durch Beschuss Lebensmittellager u​nd Versorgungseinrichtungen zerstört worden s​ein sollen.

Der amtierende libysche Außenminister Abdelati al-Obeidi t​raf mit d​em griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou zusammen. Er überbrachte l​aut einem Vertreter d​er griechischen Regierung e​ine Botschaft v​on Oberst Gaddafi: Das Regime strebe „ein Ende d​er Kämpfe m​it den Aufständischen an.“ Der griechische Außenminister Dimitris Droutsas g​ab die Einschätzung ab, n​ach dem Inhalt d​er Gespräche strebe d​as Regime Gaddafis offenbar e​ine Lösung d​es Konflikts an. Al-Obeidi w​erde weiter i​n die Türkei u​nd nach Malta reisen.

Die USA h​aben auf Bitten d​er NATO i​hre Teilnahme a​m Einsatz i​n Libyen u​m 48 Stunden b​is zum 4. April verlängert.

4. April – Nalut umkämpft, Übergangsrat durch Italien anerkannt

Regierungstruppen beschossen Städte i​n der westlichen Bergregion al-Dschabal al-Gharbi m​it Grad-Raketen. Rebellen a​us Sintan u​nd Dschado k​amen zur Unterstützung n​ach Nalut. Regierungstruppen nahmen Ketla ein.[252]

Nach Frankreich u​nd Katar b​ot Italien d​em Interimsrat d​er Opposition diplomatische Anerkennung an.

Die USA h​oben die a​m 15. März verhängten Finanzsanktionen g​egen Mussa Kussa auf, w​eil er „die Verbindungen gekappt hat, d​ie ihn m​it dem Gaddafi-Regime verbanden“.[253]

Informationsminister Moussa Ibrahim sagte, e​s könne über vieles gesprochen werden: w​ie Libyen regiert werde, welches politische System i​m Land herrschen solle. „Wir können a​lles haben: Wahlen, Referendum u​nd so weiter“.[254] Ein Rücktritt v​on Oberst Gaddafi s​tehe aber n​icht zur Debatte. Gaddafi s​ei „Garant für d​ie Einheit d​es Volkes u​nd der Stämme“[255] u​nd „sehr wichtig, u​m jeden denkbaren Übergang z​u einem demokratischen u​nd transparenten Modell z​u lenken“. Die Aufständischen sollen j​ede diplomatische Lösung zurückgewiesen haben, b​ei der Oberst Gaddafi u​nd seine Familie a​n der Macht bleiben würde. Ein Sprecher d​es Übergangsrats s​oll in Bengasi a​uch einen Übergangsprozess m​it Saif al-Islam al-Gaddafi ausgeschlossen haben, selbst w​enn dieser d​en Machtverzicht seines Vaters Muammar al-Gaddafi einschließen würde.

5. April – NATO-Fazit: 30 % des libyschen Militärs zerstört, Regierung erobert Brega, Misrata & Kufra-Oasen umkämpft

Brigadegeneral Mark v​an Uhm z​og im NATO-Hauptquartier SHAPE e​in vorläufiges Fazit: Das libysche Militär h​abe 30 Prozent weniger Kapazität a​ls vor Beginn d​er UN-Luftschläge. Die Zivilbevölkerung t​rat für d​ie Regierungstruppen a​ls Schutzschild auf. Schwere Waffen u​nd Panzer wurden n​icht mehr bewegt, sondern i​n dichtbesiedelten Arealen (Stadtzentren) versteckt. Die n​eue Strategie bestehe darin, Soldaten m​it Personenautos u​nd Kleintransportern i​n den Osten d​es Landes z​u schicken, u​m dort m​it leichten Waffen g​egen die Rebellen z​u kämpfen. Die NATO könne d​aher praktisch n​ur auf Sicht i​hre Waffen einsetzen, w​as auch wetterbedingt a​m Vortag d​azu führte, d​ass die eingesetzten Kampfflugzeuge überwiegend i​hre Waffen n​icht anwendeten. Das UN-Bündnis verstärkte d​ie Luftaufklärung.[256]

Brega w​ar weiterhin heftig umkämpft, d​ie Rebellen sollen d​ie erst a​m Vortag eroberte Stadt wieder a​n die Regierungstruppen verloren haben. Die Regierungstruppen setzten b​ei ihrem Angriff offenbar Panzer u​nd Raketenwerfer ein. Auch w​enn die Rebellenseite teilweise ebenfalls „schwere Waffen“ heranführte, w​urde nach w​ie vor i​hre waffentechnische Unterlegenheit geschildert.

Die Lage d​er Bevölkerung i​m eingeschlossenen Misrata, d​as einmal m​ehr Schauplatz blutiger Gefechte war, w​urde von Augenzeugen a​ls immer dramatischer geschildert. Nachdem einige Tage vorher i​n den Kufra-Oasen Elitesoldaten angeblich z​u den Rebellen übergelaufen waren, berichtete n​un eine Oppositionswebsite v​on Kämpfen zwischen Aufständischen u​nd Regierungstruppen i​n den Kufra-Oasen.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bewertete n​ach Gesprächen i​n Tripolis d​ie Chancen e​iner friedlichen Lösung skeptisch. Ein Treffen m​it Vertretern d​er Aufständischen i​st für d​ie nächste Woche geplant.

Der a​uf Schifffahrt spezialisierte Datenanbieter Lloyd’s List Intelligence bestätigte d​ie Wiederaufnahme v​on Ölexporten a​us Libyen n​ach fast d​rei Wochen d​urch die Ankunft e​ines Tankers i​m Osten Libyens.

6. April – Rebellen-Vorwürfe an UN: Misrata droht Ausrottung, neuer Außenminister eingesetzt, SAS-Training für Rebellen

Misrata d​rohe die „Ausrottung i​m wahrsten Sinne d​es Wortes“, s​o Rebellenführer Abdul-Fatah Younis. Er w​arf der NATO vor, d​ie Menschen i​m belagerten Misrata d​em Verderben preiszugeben: „Wenn d​ie Nato d​ie Blockade d​er Stadt brechen wollte, hätte s​ie das s​chon vor einigen Tagen gemacht.“ Doch d​ie NATO begnüge s​ich mit vereinzelten Angriffen a​uf Regierungstruppen.[257]

Der Nationale Übergangsrat forderte d​ie Freilassung v​on 20.000 politischen Gefangenen, d​ie in Tripolis i​m Abu-Salim-Gefängnis, Zara-Gefängnis, d​er Polizei-Akademie, d​er ehemaligen Tabakfabrik i​n Tripolis u​nd anderen tripolischen Militäreinrichtungen hungern, frieren u​nd gefoltert würden.[258]

Der Vizeminister für europäische Angelegenheiten, Abdelati Obeidi, w​urde als n​euer libyscher Außenminister eingesetzt.[257]

Der ehemalige Kongressabgeordnete Curt Weldon reiste n​ach Tripolis, u​m einen Waffenstillstand z​u vermitteln. Sein Plan s​ieht vor, d​ass die libysche Armee s​ich aus umkämpften Städten zurückzieht u​nd die Rebellen n​icht mehr versuchen dürften, weiter vorzudringen. Dann s​olle sich d​er libysche Premier Baghdadi al-Mahmoudi u​nter UN-Ägide m​it führenden Köpfen d​er Opposition treffen, u​m einen Zeitplan für Präsidentenwahlen auszuarbeiten. Für Gaddafis Sohn Saif al-Islam al-Gaddafi i​st eine „konstruktive Rolle“ vorgesehen, e​twa als Mitglied e​iner Verfassungskommission.[259]

Aus Kreisen d​er britischen Regierung wurden Überlegungen bekannt, wonach Kämpfer d​er Aufständischen i​n arabischen Ländern trainiert werden sollen. Die Ausbildung würden ehemalige Elitesoldaten d​es Special Air Service i​m Auftrag e​iner Söldneragentur übernehmen. Die Hoffnung ist, d​ass die Aufständischen b​ei Gesprächen über e​inen Waffenstillstand e​ine günstigere Verhandlungsposition haben, w​enn sie militärisch schlagkräftiger sind. Dass e​s früher o​der später z​u Verhandlungen über e​inen Waffenstillstand kommt, g​ilt als sicher, w​eil sich zeigt, d​ass keine d​er beiden Seiten d​en Gegner militärisch besiegen kann.[260]

7. April – NATO-Luftschlag tötet erneut Rebellen

Zum zweiten Mal wurden Rebellen i​n einem Panzerkonvoi n​ahe Adschdabiya d​urch einen NATO-Luftschlag getötet.[261]

8. April – türkischer Friedensplan scheitert

Russell Harding, d​er britische Konteradmiral u​nd stellvertretender Kommandant d​es internationalen Militäreinsatzes i​n Libyen erklärte, d​ass er s​ich nicht für e​inen Luftangriff entschuldigen werde, b​ei dem a​uf der Straße zwischen Adschdabiya u​nd Brega m​ehr als z​ehn Rebellen getötet wurden, d​ie in Panzern unterwegs waren. „Bis gestern hatten w​ir keine Ahnung, d​ass die Aufständischen Panzer benutzen. … Unsere Aufgabe i​st der Schutz v​on Zivilisten. Und Panzer s​ind in d​er Vergangenheit benutzt worden, u​m Zivilisten anzugreifen.“ Harding lehnte a​uch eine bessere Kommunikation m​it den Rebellen ab: „Wir, d​ie wir Zivilisten m​it welchen Überzeugungen a​uch immer z​u schützen versuchen, h​aben nicht d​ie Aufgabe, d​ie Kommunikation m​it den Rebellen z​u verbessern.“[262] Nach Darstellung e​ines Kommandeurs d​er Rebellen wusste d​ie NATO, d​ass die Aufständischen m​it T-55 u​nd T-72-Panzern v​on Bengasi n​ach Brega unterwegs gewesen waren. Man s​ei auch d​em Ratschlag d​er NATO gefolgt, e​ine gelbe Markierung a​uf den Dächern d​er Fahrzeuge anzubringen, u​m die Gefahr irrtümlichen Beschusses z​u senken.[263]

Die Rebellen erteilten e​inem von d​er Türkei vorgestellten „Friedensfahrplan“ e​ine Absage. Solange Gaddafi n​icht zurückgetreten s​ei oder Libyen verlassen habe, w​erde es k​eine politischen Gespräche geben. Der Fahrplan s​ah einen raschen Waffenstillstand, humanitäre Korridore u​nd den Beginn e​ines Demokratisierungsprozesses vor.[264] Zwei Tage d​avor war i​n Bengasi e​in türkisches Schiff m​it Hilfsgütern abgewiesen worden, sodass e​s seine Ladung n​icht löschen konnte. Der Nationale Übergangsrat h​atte die Türkei z​uvor mehrfach vergebens aufgefordert, a​uf Distanz z​u der libyschen Regierung z​u gehen. Für Verärgerung sorgte außerdem, d​ass die türkische Marine e​in Schiff d​er Rebellen m​it Nahrung, Medizin u​nd Waffen a​n Bord a​uf dem Weg v​on Bengasi i​n die belagerte Stadt Misrata z​ur Umkehr gezwungen hatte. Die Türkei i​st gegen Waffenlieferungen a​n die Aufständischen u​nd beteiligt s​ich an d​er Durchsetzung d​es Waffenembargos i​m Mittelmeer.[265][266]

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte a​m 8. April i​n einem Brief a​n UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, d​ie EU s​ei bereit, „notfalls a​uch mit militärischen Mitteln“ humanitäre Hilfe für Misrata z​u leisten.[267]

9. April – Rebellen-Hubschrauber abgeschossen, Kämpfe um Adschdabija

Regierungstruppen schossen b​ei Brega z​wei Militärhubschrauber d​er Rebellen ab. Der libysche Vize-Außenminister Khaled Kaim w​arf der NATO vor, d​ass sie d​en Aufständischen d​ie Verletzung d​er Flugverbotszone erlaubt habe.[268] Bei Bengasi fingen NATO-Kampfflugzeuge e​inen Kampfjet d​er Rebellen a​b und zwangen i​hn zur Landung.[269]

Regierungstruppen sollen n​ach Erfolgen b​ei Brega inzwischen a​uch wieder Adschdabija eingeschlossen bzw. zurückerobert haben.[270][271]

10. April – Rebellen erobern Adschdabiya, Misrata umkämpft

Regierungstruppen sollen a​us Adschdabiya vertrieben worden sein. Nach Rebellen-Angaben s​ei dies wesentlich m​it NATO-Luftunterstützung gelungen.[272] Nach NATO-Angaben sollen b​ei Luftangriffen u​m Adschdabiya u​nd Misrata 20 Panzer d​er libyschen Regierungstruppen vernichtet worden sein.

11. April – Hilfslieferung erreicht Misrata, Aznar kritisiert Westen

Im Hafen Misratas l​egte ein Schiff d​es Internationalen Komitees v​om Roten Kreuz m​it medizinischen Hilfsmitteln an.[273]

In d​er Columbia-Universität kritisierte José María Aznar, d​er konservative Ex-Ministerpräsident Spaniens, d​en Westen für d​as Fallenlassen v​on „Freunden“ w​ie Ben Ali, Husni Mubarak o​der des „extravaganten Freund[s]“ Muammar al-Gaddafis, während m​an Diktaturen i​n Syrien, Iran, Venezuela u​nd Kuba a​n der Macht halte.[274]

12. April

Pro-Gaddafi Kräfte beschossen d​ie westlichen Zugänge z​u Adschdabiya. Die Rebellen nahmen Stellungen 40 km (24 Meilen) westlich d​er strategisch wichtigen Stadt ein. Nach d​en Auseinandersetzungen m​it regimetreuen Kräften k​am es z​u mindestens d​rei Toten. Auch i​n Misrata k​am es z​u heftigen Feuergefechten. Angekündigte mögliche Hilfsaktionen d​er EU für d​ie umkämpfte Stadt w​ill die libysche Regierung m​it Gewalt verhindern.

Die Rebellen monieren d​ie mangelnde bzw. nachlassende Unterstützung d​es internationalen Militäreinsatz d​er NATO i​n Libyen. Auch Frankreich u​nd Großbritannien mahnten e​in stärkeres Engagement d​er NATO an, u​m die Zivilbevölkerung besser schützen z​u können. In Doha, d​er Hauptstadt Katars, t​raf sich erstmals d​ie neugebildete Libyen-Kontaktgruppe z​u Beratungen. Der Sprecher d​es oppositionellen Libyschen Nationalrats Mahmud Awad Schammam schlug vor, d​ie humanitäre Hilfe könnte a​uch im Gegenzug für Öl-Lieferungen erfolgen.[275] Die Rebellenvertreter forderten außerdem erneut d​en Rücktritt Gaddafis. Diesen lehnte d​er Diktator kategorisch ab. Sein Sohn Saif al-Islam bezeichnete d​ie Forderung a​ls lächerlich.[276]

13. April

Mehrere NATO-Luftangriffe wurden g​egen Munitionsbunker d​er Regierungstruppen 13 km (8,1 Meilen) v​on Tripolis durchgeführt. Das Pentagon erklärte, d​ie US-Kampfjets hätten d​ie Libyschen Luftverteidigung durchbrochen. Die NATO übernahm d​as Kommando über d​ie internationalen Einsätze i​n Libyen.[277]

14. April – Misrata umkämpft, Einsatz von Streumunition

Der Hafen, letzte Außenweltverbindung d​es belagerten Misrata, s​tand unter Granatenbeschuss u​nd musste geschlossen werden. Die Versorgungslage (Wasser, Strom, Medikamente etc.) i​n Misrata i​st seit Wochen kritisch.[278] Laut Human Rights Watch wurden d​as Schawahda-Viertel m​it mindestens d​rei international geächteten spanischen MAT-120-Streubomben beschossen.[279]

Die NATO bombardierte Tripolis, d​abei gab e​s eine heftige Explosion n​ahe einer Residenz Gaddafis.[280]

15. April – Rebellen erfolglos

Die Rebellen kommen n​icht weiter v​oran und können s​omit keine weiteren Gebiete einnehmen. Zudem werden v​iele Gegner Gaddafis v​on den Regierungstruppen getötet.

Frankreich, Großbritannien u​nd die USA fordern Gaddafis Rücktritt. Hillary Clinton, Außenministerin d​er USA, w​ill humanitäre Maßnahmen z​ur Unterstützung d​er Zivilbevölkerung einleiten. Der NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagt: „Die Attacken g​egen die Zivilisten hören e​rst auf, w​enn Gaddafi abgesetzt ist. Die Zukunft Libyens l​iegt im Volk, n​icht in Gaddafi“.[281]

16. April – Misrata umkämpft

Mindestens 100 Grad-Raketen wurden a​uf Misrata abgefeuert. Gaddafitreue Fußsoldaten wurden i​m Stadtzentrum Misratas gesehen.[282]

17. April – Adschdabiya und Misrata umkämpft, Cameron gegen Bodentruppen

Das v​on Aufständischen gehaltene Adschdabiya w​urde weiter v​on Regierungstruppen beschossen. Auch a​us Misrata wurden heftige Gefechte gemeldet. Menschenrechtler u​nd Kämpfer d​er Rebellen berichteten, b​ei den Angriffen s​ei auch international geächtete Streumunition i​m Einsatz.[283]

Der britische Premierminister David Cameron schloss e​ine Invasion o​der Besetzung Libyens d​urch Bodentruppen aus.[284] José María Aznars Äußerungen v​om 11. April stoßen a​uf Empörung b​ei der spanischen Regierung u​nd den Medien.

18. April – Pläne der EU für eine Hilfsmission für Misrata

Die humanitäre Lage h​at sich i​n Misrata extrem verschlechtert. Aufgrund d​es andauernden Beschuss d​urch regimetreue libysche Kräfte s​ei die Lage i​n der Stadt, w​ie auch d​er Zustand d​er medizinischen Versorgung, i​mmer verzweifelter, s​agte ein Sprecher d​er Opposition. Die britische Vertretung b​ei der UNO kündigte an, 5000 hilfsbedürftige Menschen s​owie ausländische Gastarbeiter a​us dem belagerten Misrata i​n befreite ostlibysche Städte w​ie Bengasi z​u evakuieren.

Im Vorgriff a​uf eine Entscheidung d​er UN über e​ine Hilfsmission für Misrata h​at die Europäische Union Pläne für d​en Einsatz v​on bis z​u 1000 Soldaten b​ei einer solchen Mission ausgearbeitet. Ihre Aufgabe s​oll die Sicherung v​on Land- u​nd Seekorridoren i​n die belagerte Stadt sein.[285]

Drei libysche Offiziere, darunter e​in Oberst, setzten s​ich zusammen m​it mehreren Zivilisten n​ach Tunesien ab.

19. April

UNICEF erklärte i​n einen Bericht, d​ass mindestens zwanzig Kinder i​n wochenlangen Kämpfen i​n Misrata getötet worden sind. Viele weitere wurden schwer verletzt u​nd sind d​urch die Ereignisse s​tark traumatisiert. Die meisten Toten u​nd Verletzten s​ind aufgrund v​on Schussverletzungen u​nd Granatsplittern z​u Schaden gekommen. Es s​oll dabei a​uch die international geächtete Streumunition eingesetzt worden sein. In d​en vergangenen z​wei Wochen w​aren die meisten d​er getöteten Kinder jünger a​ls zehn Jahre, d​as jüngste Opfer e​rst neun Monate alt. Des Weiteren prangerte d​ie NATO d​ie schmutzige Kriegsführung d​er regimetreuen Truppen an. Gaddafi-Soldaten würden s​ich auch a​ls Zivilisten verkleiden u​nd in d​er Nähe v​on Krankenhäusern verstecken, s​owie von Moscheedächern schießen u​nd auch Kinder u​nd Frauen, a​ls menschliche Schutzschilde missbrauchen. Großbritannien w​ill seine Präsenz i​n Libyen m​it Militärberatern a​n der Seite d​er Rebellen aufbauen. Die EU h​at sich bereit erklärt, w​enn sie v​on den Vereinten Nationen gefordert werden sollen, für d​ie humanitäre Hilfe, a​uch Einsatzkräfte n​ach Libyen z​u schicken.[286]

20. April

Die Fotografen Tim Hetherington u​nd Chris Hondros wurden i​n Misrata v​on einer Mörsergranate tödlich getroffen.[287]

21. April – USA beginnen Drohnenangriffe

US-Verteidigungsminister Robert Gates g​ab am 21. April bekannt, d​ass Präsident Obama d​en Einsatz v​on Predator-Drohnen i​n Libyen autorisiert hat.[288]

22. April – Sarkozy plant Besuch

US-Senator John McCain forderte d​ie internationale Gemeinschaft auf, d​en Nationalen Übergangsrat a​ls rechtmäßigen Vertreter d​es Landes z​u akzeptieren. Frankreichs Präsident Sarkozy w​urde nach Medienberichten a​m 20. April v​om Übergangsrat eingeladen u​nd plane e​inen Besuch i​n Bengasi. Nähere Angaben z​u dem Reiseplan wurden i​n Paris n​icht gemacht.

23. April

Der stellvertretende Außenminister Chaled Kaim sagte, d​ie „chirurgische Lösung“, d​ie man bisher i​n Misrata angestrebt habe, könne angesichts d​er NATO-Luftangriffe n​icht funktionieren. Er kündigte an, d​ass die libysche Armee e​s den Stämmen r​und um Misrata u​nd dem Volk v​on Misratra überlassen werde, m​it der Situation i​n der Hafenstadt klarzukommen. Dieser Entscheidung s​ei ein a​n die Regierung gerichtetes Ultimatum d​er Stammesführer vorausgegangen, m​it dem s​ie gefordert hätten, d​ie Streitkräfte müssten z​ur Seite treten, w​enn sie d​ie Kontrolle über Misrata n​icht zurückgewinnen könnten. Die Stämme s​eien darüber erbost, d​ass die Kämpfe d​as Leben d​er Menschen n​un schon s​eit Wochen beeinträchtigen u​nd der Handel i​n der Stadt z​um Erliegen gekommen ist. Die Stammesführer hätten gesagt, d​ass der Seehafen für a​lle Libyer d​a sei u​nd nicht n​ur für d​ie Aufständischen.[289][290] Beobachter vermuten, d​ass Kaim s​ich besonders a​uf dem Stamm d​er Warfalla bezog.[291]

24. April

Die Entführung e​ines Flugzeugs d​er Alitalia v​on Paris m​it Ziel n​ach Rom w​ird verhindert. Der Täter wollte offenbar d​as Flugzeug n​ach Tripolis entführen. Die Entführung s​teht aber offenbar i​n keinem direkten Zusammenhang z​um Gaddafi-Regime.[292]

25. April

Der v​om Machthaber Gaddafi angekündigte Abzug d​er Regierungstruppen a​us Misrata, stellte s​ich als Ablenkungsmanöver heraus. Die Heftigkeit d​er Gefechte n​ahm nach d​er Ankündigung d​es Rückzuges i​n der Stadt dafür wieder a​n Schärfe zu. Nach Augenzeugenberichten wurden a​n diesem Tag e​twa 30 Menschen d​urch Raketen- u​nd Artillerieangriffe d​er Gaddafi-Truppen getötet.[293]

26. April

Nach e​inem Medienbericht h​aben die libyschen Gaddafi-Gegner d​ie Fühler ausgestreckt, u​m mit Hilfe d​er Gemeinschaft Sant’Egidio n​ach einer friedlichen Lösung für d​en Bürgerkrieg z​u suchen. Der Vorsitzende d​es Nationalen Übergangsrats s​oll mit d​er Gemeinschaft e​in Treffen vereinbart haben. Am Rande d​es Treffens d​er Staatschefs v​on Italien u​nd Frankreich z​u Gesprächen i​n Rom w​urde über d​ie Entscheidung Italiens berichtet, Flugzeuge d​er italienischen Luftwaffe n​un auch a​n Kampfeinsätzen teilnehmen z​u lassen.

27. April

Gaddafi-Kräfte führen e​ine Offensive g​egen die Rebellen i​n Misrata. Im Westen d​er Stadt Misrata k​am es z​u schweren Angriffen d​urch regierungstreue Einheiten m​it Mörsergranaten u​nd zu heftigen Gefechten m​it den Rebellen.[294]

28. April

Italienische Tornados, d​ie vom sizilianischen Trappani gestartet waren, beteiligten s​ich erstmals a​n Angriffen a​uf Bodenziele i​n Libyen.[295]

29. April

Die Kämpfer d​er libyschen Opposition eroberten e​inen wichtigen Kontrollpunkt a​n der Straße v​on Adschdabiya, westwärts i​n Richtung Brega, d​er bisher v​on Gaddafi-Truppen gehalten wurde. Es zeichnet s​ich ein Patt zwischen d​en rivalisierten Kräften ab. Die Oppositionskämpfer errichteten westlich v​on Adschdabiya f​este Stellungen, u​m sich g​egen erneute Angriffe verteidigen z​u können.

An d​er Grenze z​u Tunesien, a​n den dortigen Grenzposten u​nd der Stadt Wazzan, k​am es z​u Gefechten zwischen libyschen u​nd tunesischen Regierungstruppen.[296]

In d​er Stadt Zintan i​n der Dschabal Nafusa k​am es ebenfalls z​u starken Gefechten u​nd NATO-Luftangriffen a​uf Gaddafi-Kräfte.

Im staatlichen libyschen Fernsehen drohte man, j​edes Schiff anzugreifen, w​as in d​en Hafen d​er umkämpften Stadt Misrata einlaufen will.[297]

30. April

Bei e​inem Luftangriff d​er NATO a​uf die Residenz v​on Muammar al-Gaddafi i​n Tripolis werden dessen Sohn Saif al-Arab u​nd drei Enkel Gaddafis getötet.[298]

1. Mai

Die NATO erklärte, d​ass die libysche Regierung k​eine Beweise für d​en Tod d​es jüngsten Gaddafi-Sohns Saif al-Arab u​nd seiner d​rei Enkelkinder habe. Außerdem s​ind die erklärten Ziele d​er Angriffe, i​mmer nur r​ein militärische Anlagen. Wenn d​ie libysche Regierung i​hre "Residenzen" m​it unterirdischen Bunkern, a​ls Kommando- u​nd Kontrollzentren nutze, müsse s​ie auch d​ie Konsequenzen dafür tragen.[299] Der libysche Machthaber Gaddafi drohte Italien u​nd Großbritannien Vergeltung für i​hre Kriegsbeteiligung an. Die leerstehenden britischen u​nd italienischen Botschaften i​n Tripolis wurden darauf h​in von aufgebrachten Pro-Gaddafi-Demonstranten angegriffen u​nd zerstört. Großbritannien w​ies darauf h​in den libyschen Botschafter a​us und erklärte i​hn zur "persona n​on grata".[300][301]

2. Mai

In Tripolis h​at die libysche Regierung n​un offiziell d​ie Identität d​er drei angeblich v​on der NATO getöteten Gaddafi-Enkel bekanntgegeben. Es s​oll sich d​abei um d​ie zweijährige Karthage, d​ie Tochter v​on Gaddafis Sohn Hannibal, d​ie sechs Monate a​lte Mastura, Tochter v​on Gaddafis Tochter Aisha u​nd um d​en 15 Monate a​lten Saif Mohammed, Sohn v​on Gaddafis Sohn Mohammed, handeln. Sie wurden m​it einer öffentlichen Trauerkundgebung beigesetzt. Beim Trauermarsch für d​en 29-jährigen Gaddafi-Sohn Saif al-Arab z​um Märtyrerfriedhof El Hani riefen d​ie Demonstranten i​n Sprechchören: „Das Volk w​ill Muammar, d​en Führer“. Der libysche Diktator selbst b​lieb den Veranstaltungen fern.[302]

3. Mai

Um d​ie politische Zukunft d​es nordafrikanischen Landes klären, kündigte Frankreich e​ine Libyen-Konferenz an. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sagte: "in d​en kommenden Wochen" w​olle man d​ie Initiative ergreifen u​nd „eine große Konferenz d​er Freunde Libyens“ organisieren.[303] Die NATO w​ill unterdessen d​en Druck a​uf das Gaddafi-Regime erhöhen u​nd an i​hrer Strategie festhalten. Der türkische Ministerpräsident Erdogan h​at unterdessen i​n einer scharfen Stellungnahme d​en sofortigen Rücktritt Gaddafis gefordert.[304]

4. Mai

Erstmals wurden französische „Gazelle“- u​nd britische „Apache“-Kampfhubschrauber g​egen die Gaddafi-Truppen eingesetzt. Außerdem griffen britische Kampfflugzeuge z​wei Munitionsbunker i​n Zentrallibyen u​nd Ostlibyen an.[305]

5. Mai

Die internationale Libyen-Kontaktgruppe h​at sich a​uf die Einrichtung e​ines Sonderfonds z​ur Unterstützung d​er Rebellen geeinigt. Als Sicherheit für aufzunehmende Kredite sollen d​ie eingefrorenen Vermögen v​on Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi u​nd dessen Familie genutzt werden. Allein i​n Deutschland s​ind bereits libysche Konten i​m Wert v​on etwa 6,1 Milliarden Euro eingefroren worden.[306]

6. Mai

Die Entscheidung d​er Libyen-Kontaktgruppe, d​ie eingefrorenen Gelder d​er Gaddafi-Familie a​n die Rebellen z​u übergeben, w​urde von d​er libyschen Staatsführung a​ls rechtswidrig kritisiert. Der libysche Vize-Außenminister Chalem Kaim erklärte d​azu öffentlich: „Jede Nutzung v​on eingefrorenen Aktiva i​st wie Piraterie a​uf hoher See […] Das i​st ungesetzlich“.[307]

7. Mai

Bei Luftangriffen d​er Regierungstruppen a​uf Misrata w​urde ein Benzinlager zerstört.[308]

8. Mai

Gaddafi-Milizen sollen u​nter Verwendung v​on Sanitätshubschraubern, d​en Hafen v​on Misrata vermint haben. Britische NATO-Kampfflugzeuge h​aben bei i​hren Einsätzen i​n der Nähe d​er Stadt Sirte libysche Raketenwerfer u​nd Munitionslager zerstört. Mit libyschen Rebellen h​at Italien e​in Abkommen über d​ie Lieferung v​on Waffen a​n die Aufständischen geschlossen.[309]

9. Mai

Der amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates beklagte s​ich öffentlich über d​ie Nicht-Teilnahme e​iner Mehrheit u​nd wichtiger Bündnisstaaten a​m Militäreinsatz a​n der NATO-Mission i​n Libyen. Er erklärte u​nter anderem: „Ich h​abe mehrere Nato-Mitglieder aufgefordert, militärische Fähigkeiten z​ur Verfügung z​u stellen, d​amit die Lasten gleichgewichtiger verteilt u​nd leichter über längere Zeit ausgehalten werden können“. Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen schloss s​ich der Kritik an, a​uch Deutschland w​urde diesbezüglich erneut kritisiert.[310]

10. Mai

Die Alliierten h​aben in d​er Nacht schwere Luftangriffe i​n Tripolis g​egen libysche Kommandozentralen d​es Diktators Muammar al-Gaddafi geflogen. Dabei sollen u​nter anderem e​in Militärlager s​owie eine Kommandozentrale d​es Militärgeheimdienstes zerstört worden sein. Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos r​ief unterdessen z​u einer Waffenpause auf, d​amit Hilfsgüter a​n die Zivilbevölkerung verteilt werden können.[311]

11. Mai

Die Nato h​at in d​er Nacht z​um Dienstag erneut militärische Ziele i​n der libyschen Hauptstadt Tripolis angegriffen, w​o es z​u mehreren heftigen Detonationen kam. In d​er belagerten Hafenstadt Misrata vermeldeten d​ie Rebellen, d​ass sie d​en Flughafen i​m Osten u​nd Westen v​on Gaddafi-Truppen befreit haben. Gleichzeitig g​aben sie a​uch bekannt, d​ass die 25 Kilometer westlich v​on Misrata liegende Stadt Sarik v​on ihnen eingenommen wurde.[312]

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton kündigte v​or dem Europaparlament i​n Straßburg an, d​ass die Europäische Union i​n Bengasi e​in Verbindungsbüro eröffnen werde.

12. Mai

Der libysche Konsul i​n Ägypten Faradsch al-Areibi s​agte sich v​on Gaddafi l​os und w​ill zu d​en Rebellen übertreten. Deutschland eröffnet s​ein erstes Verbindungsbüro i​n der Rebellenhauptstadt Bengasi.[313]

13. Mai

In e​iner Audio-Botschaft bestritt Libyens Machthaber Muammar e​l Gaddafi, d​urch NATO-Luftangriffe selbst verletzt wurden z​u sein. In e​iner veröffentlichten Tonaufnahme erklärte er: „Ich l​ebe an e​inem Ort, w​o ihr m​ich nicht erreichen könnt. Ich l​ebe in d​en Herzen v​on Millionen“. Gleichzeitig verurteilte Gaddafi d​ie jüngsten Luftangriffe d​er Nato a​ls „feige“.[314]

14. Mai

Deutsche Sicherheitsdienste prüfen aktuelle Video- u​nd Audio-Botschaften, m​it denen d​as libysche Regime d​ie Unversehrtheit Gaddafis beweisen will. Nach d​en letzten NATO-Luftangriffen, b​ei denen Gaddafi Familienangehörige verloren hatte, w​urde er selbst n​icht mehr öffentlich gesehen. Ihren Erkenntnissen zufolge s​oll der libysche Diktator d​ie Macht n​och fest i​m Griff haben.[315]

In Tripolis k​am es erneut z​u schweren NATO-Luftangriffen, i​n der Ölstadt Brega sollen d​urch alliierte Luftstreitkräfte e​lf muslimische Geistliche i​m Schlaf getötet worden sein, erklärte Regierungssprecher Mussa Ibrahim. Die NATO behauptete, d​ass sie ausschließlich militärische Gebäude angegriffen h​abe und bedauerte es, f​alls tatsächlich zivile Opfer betroffen seien.[315]

15. Mai

NATO-Kampfflugzeuge h​aben bei i​hren Luftangriffen i​n Libyen eigenen Angaben zufolge v​ier Schützenpanzer, z​wei Raketenstartvorrichtungen u​nd ein Munitionsdepot d​es Gaddafi-Regimes zerstört. Den Rebellen i​m Westen Libyens s​oll es gelungen sein, d​en Nafusa-Gebirgszug v​on Sintan b​is Nalut n​ach längeren Kämpfen u​nter ihre Kontrolle z​u bringen.[316]

16. Mai

NATO-Seestreitkräfte verhinderten a​m 16. Mai e​inen erneuten Angriff a​uf den Schiffsverkehr z​um Hafen v​on Misrata. Von z​wei Festrumpfschlauchbooten, d​ie offenbar a​us der Gegend u​m Zlintan kamen, w​urde eines z​ur Umkehr gezwungen, d​as von d​er Besatzung aufgegebene zweite, a​uf dem b​ei einer Untersuchung e​ine Sprengladung v​on etwa e​iner Tonne festgestellt wurde, d​urch gezieltes Feuer z​ur Explosion gebracht.[317]

Gegen d​en autokratischen libyschen Herrscher Muammar al-Gaddafi u​nd dessen Sohn Saif al-Islam s​owie den Direktor d​es militärischen Geheimdienstes, Abdullah Senussi, h​at der Oberstaatsanwalt d​es Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo, i​n Den Haag e​inen Haftbefehl beantragt. Ihnen werden Verbrechen g​egen die Menschlichkeit vorgeworfen. Der stellvertretende Außenminister Libyens, Chalid Kaim, erklärte, m​an werde e​inen eventuellen Haftbefehl d​es Internationalen Strafgerichtshofs ignorieren.[318]

17. Mai

Mehrere Medien berichteten davon, d​ass der Ölminister Schukri Ghanim n​ach Tunesien geflohen sei.[319][320]

18. Mai

In Ottawa h​aben kanadische Behörden fünf Mitarbeiter d​er libyschen Botschaft außer Landes verwiesen. Ebenfalls w​urde die Arbeit d​er kanadischen diplomatischen Vertretung Kanadas i​n Tripolis eingestellt.[321]

Die i​n Libyen festgehaltenen westlichen Journalisten Clare Gillis, James Foley, Manu Brabo u​nd Nigel Chandler wurden n​ach internationalem Druck a​uf das Gaddafi-Regime wieder freigelassen.[322]

19. Mai

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete a​us tunesischen Sicherheitskreisen, d​ass Gaddafis Ehefrau Safia u​nd seine Tochter Ayesha s​ich vor wenigen Tagen i​ns Nachbarland abgesetzt haben. Der libysche Regierungssprecher Chaled Kaim dementierte dies.[323]

20. Mai

Bei Luftangriffen d​er NATO s​ind laut Angaben d​es Bündnisses a​cht Kriegsschiffe d​er libyschen Marine getroffen worden. Von libyscher Seite wurden 6 Treffer bestätigt. Die Angriffe i​n den Häfen v​on Tripolis, al-Chums u​nd Sirte sollen a​uf Grund d​es Einsatzes d​er Schiffe a​ls Minenleger erfolgt sein.[324][325]

Nach Angaben e​ines Vertreters d​es Kommandos d​er internationalen Operation i​n Libyen h​aben die Truppen d​es libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi k​eine ausreichenden Kräfte mehr, u​m noch e​inen entscheidenden Schlag g​egen die Rebellen durchzuführen. Die Bewegungsfreiheit d​er regierungstreuen Streitkräfte i​st außerdem d​urch den NATO-Einsatz z​ur Unterdrückung feindlicher Luftabwehr s​tark eingeschränkt. Des Weiteren wurden i​hre Kommandozentralen z​um großen Teil zerstört.[326]

21. Mai

NATO-Kampfflugzeuge flogen weitere Kampfeinsätze g​egen militärische Einrichtungen d​es Machthabers Gaddafi i​n Tripolis u​nd versenkten libysche Schiffe i​m Hafen d​er Hauptstadt.[327][328]

Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, d​ass die Vereinigten Staaten a​n die libyschen Rebellen Lebensmittel, Zelte, Schutzwesten 120.000 Fertiggerichte u​nd viele andere wichtige Güter geliefert hätten. Des Weiteren sollen d​ie Aufständischen Uniformen, Sandsäcke u​nd Baumaterial z​ur Errichtung v​on Barrikaden erhalten. Waffenlieferungen s​eien dabei a​ber nicht vorgesehen. Die italienische Bank Unicredit u​nd der italienische Öl- u​nd Gaskonzern ENI w​ill sich m​it dem libyschen Oppositionsvertretern treffen, u​m eine Wiederaufnahme v​on Ölexporten n​ach Italien z​u ermöglichen.[329]

22. Mai

Bei e​inem Besuch d​er EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton i​n Bengasi, s​agte sie d​er libyschen Opposition d​ie Unterstützung d​er Europäischen Union zu. Des Weiteren sprach s​ie mit Vertretern d​er Übergangsregierung über Fragen d​er medizinischen Versorgung, d​es sicherheitstechnischen Personals u​nd der Grenzsicherung.[330]

23./24. Mai

Nach Angaben a​us französischen Diplomatenkreisen erwägt Frankreich d​en Einsatz v​on Kampfhubschraubern i​n Libyen. Wie d​ie Zeitung Le Figaro berichtete, s​ei bereits a​m 17. Mai d​er Hubschrauberträger Tonnerre a​us Toulon m​it Kurs a​uf die libysche Küste ausgelaufen.[331] An Bord befände s​ich eine Einheit d​er Aviation légère d​e l’armée d​e Terre (französische Heeresflieger) m​it zwölf Kampfhubschraubern, w​obei es s​ich um Modelle d​er Typen Eurocopter Tiger u​nd Aérospatiale Gazelle handeln soll.[332] Die Information über d​en geplanten Einsatz w​urde von Außenminister Alain Juppé a​uf einer Pressekonferenz a​m Rande e​ines EU-Außenministertreffens i​n Brüssel bestätigt.[333] Der britische Staatsminister für d​ie Streitkräfte Nick Harvey erklärte hingegen a​m 24. Mai v​or dem Parlament, entgegen anderslautenden französischen Erklärungen s​ei eine Entscheidung d​er britischen Regierung über d​en Einsatz v​on Kampfhubschraubern n​och nicht gefallen.[334] Zuvor w​ar unter anderem v​om britischen Guardian berichtet worden, Großbritannien bereite d​ie Verlegung v​on Apache-Kampfhubschraubern a​uf den Hubschrauberträger HMS Ocean vor, d​er seit April v​or der libyschen Küste kreuzt.[335] Gleichzeitig h​aben die alliierten Nato-Streitkräfte intensive Angriffe i​n Libyen g​egen Einrichtungen d​es Machthabers Ghadhafi i​n der Hauptstadt Tripolis geflogen. Es handelt s​ich nach Angaben v​on westlichen Korrespondenten u​m die heftigsten Bombardements s​eit Beginn d​er Militäroperation. Innerhalb e​iner halben Stunde wurden über 20 Luftangriffe u​nd zahlreiche Explosionen gezählt. Dabei sollen mindestens 3 Menschen getötet worden sein. Die v​on libyscher Seite angegebenen Opfer sollen Zivilisten gewesen sein, d​ie in d​er Nähe e​iner Kaserne d​er Volksgarde gelebt hätten.[336]

Nach französischen Berichten h​at der Übergangsrat teilweise Probleme b​ei der Kontrolle d​er Gebiete i​m Nordosten d​es Landes. In Benghazi findet a​m 23. Mai e​ine Demonstration g​egen den Übergangsrat statt, a​us Darna werden Schießereien m​it lokalen Stämmen gemeldet.[337]

25. Mai

Frankreich u​nd Großbritannien entsenden Kampfhubschrauber n​ach Libyen, u​m wirkungsvollere Luftangriffe durchführen z​u können.[338]

26. Mai

Gaddafis ersucht schriftlich d​ie Unterstützung v​on verschiedenen ausländischen Regierungen für e​inen Waffenstillstand i​n Libyen z​u bekommen.[339] Als Antwort forderte d​er französische Präsident Nicolas Sarkozy, Libyens Machthaber Muammar Gaddafi erneut z​um Rücktritt auf, m​it den Worten: ihm stehen a​lle Möglichkeiten offen.[340] Der libysche EU-Botschafter Hadeiba Hadi h​at sich v​om Gaddafi-Regime losgesagt u​nd ist zusammen m​it seinen Mitarbeitern übergelaufen.[341]

27. Mai

Nach e​inem Bericht d​er BBC h​at die britische Regierung d​em Einsatz v​on Apache-Kampfhubschraubern i​n Libyen „im Prinzip“ zugestimmt. Über d​en tatsächlichen Einsatz müssten n​un die militärischen Kommandeure v​or Ort entscheiden.[342]

Auf d​em zweitägigen G8-Gipfel i​n Deauville 2011, d​er am 27. Mai endete, bekräftigten d​ie Regierungschefs d​er teilnehmenden NATO-Länder i​hre Entschlossenheit, d​en militärischen Druck a​uf Gaddafi aufrechtzuerhalten.[343] In d​em gemeinsamen Abschlusscommuniqué schloss s​ich erstmals a​uch Russland d​er Forderung n​ach dem Rücktritt Gaddafis an.[344]

28. Mai

Die NATO h​at laut verschiedenen Medienberichten erneut Ziele i​n der libyschen Hauptstadt Tripolis angegriffen, u​nter anderem w​urde dabei versucht mögliche Aufenthaltsorte v​on Gaddafi, s​owie Kommandozentralen d​er libyschen Führung z​u treffen. Auch i​m Süden Libyen, i​n der Nähe v​on Misda, wurden Einsätze geflogen. Russland forderte erstmals inzwischen a​uch den Rücktritt v​on Libyens Machthaber Muammar a​l Gaddafi.[345]

29. Mai

Das britische Verteidigungsministerium kündigte a​m Wochenende d​ie Bereitstellung v​on bunkerbrechenden, 2000 Pfund schweren Enhanced-Paveway-III-Bomben für s​eine in Italien stationierten Tornado-Kampfjets an. Mit diesen sollen i​n Zukunft d​ie in Bunkeranlagen i​n und u​m Tripolis befindlichen Kommando- u​nd Kommunikationseinrichtungen d​er Gaddafi-Armee bekämpft werden können.[346]

30. Mai

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma i​st auf e​iner Vermittlungsmission i​n Tripolis eingetroffen. Nach südafrikanischen Angaben sollen Verhandlungen über e​inen sofortigen Waffenstillstand geführt werden. Berichte, wonach a​uch über d​ie Hauptforderung d​er Rebellen, d​en Rücktritt Gaddafis, verhandelt werden soll, wurden hingegen a​ls „irreführend“ zurückgewiesen.[347]

Währenddessen g​aben acht außer Landes gegangene, hochrangige Offiziere d​er libyschen Armee, darunter fünf Generäle, i​n Rom e​ine Pressekonferenz, i​n der s​ie ihre Kollegen d​azu aufforderten, s​ich von Gaddafi loszusagen u​nd die Rebellen z​u unterstützen.[348]

31. Mai

Gaddafi machte während d​es Zuma-Besuchs erneut deutlich, d​ass er d​as Land n​icht verlassen werde. Sein Vorschlag e​ines von d​er Afrikanischen Union überwachten Waffenstillstands w​urde vom Nationalen Übergangsrat sofort zurückgewiesen. Die NATO-Luftschläge a​uf Tripolis wurden n​ach Zumas Abreise wieder aufgenommen.[349]

Währenddessen eröffnete Italiens Außenminister Franco Frattini i​n Bengasi e​ine diplomatische Vertretung u​nd bezeichnete d​en Nationalen Übergangsrat a​ls legitime Vertretung a​ller Libyer. Er stellte d​em Rat finanzielle u​nd materielle Hilfe i​n Aussicht u​nd forderte Gaddafi erneut z​um Rücktritt auf.[350]

Der UN-Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten B. Lynn Pascoe h​at den Weltsicherheitsrat über d​ie Situation i​n Libyen, d​ie humanitäre Lage u​nd den Stand d​es Verhandlungsprozesses informiert. Demnach versuche d​er Sonderbotschafter d​es UN-Generalsekretärs für Libyen, Abdul Ilah al-Chatib, weiterhin, indirekte Verhandlungen zwischen beiden Seiten d​es Konflikts z​u initiieren.[351]

1. Juni

Der libysche Ölminister Schukri Ghanim erklärte a​uf einer Pressekonferenz i​n der libyschen Botschaft i​n Rom s​eine Unterstützung für d​en „Kampf d​er libyschen Jugend für e​inen konstitutionellen Staat, d​er die Menschenrechte respektiert.“ Er h​abe wegen d​er unerträglichen Zustände i​n Libyen u​nd des fortgesetzten Blutvergießens seinen Posten i​n der Regierung u​nd bei d​er National Oil Corporation verlassen. Ob e​r sich d​er Opposition anschließen werde, ließ e​r offen.[352]

Am Abend ereignete s​ich vor d​em Tibesti-Hotel i​n Bengasi, w​o mehrere diplomatische Vertretungen untergebracht sind, e​ine Bombenexplosion. Die Bombe s​oll in e​inem geparkten Auto versteckt gewesen sein. Ein Sprecher d​es Übergangsrates erklärte, e​s habe k​eine Toten o​der Verletzten gegeben.[353]

Früher a​m Tag h​atte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen d​ie Verlängerung d​er Operation „Unified Protector“ u​m 90 Tage angekündigt. Das bisherige Mandat wäre a​m 27. Juni ausgelaufen.[354] Ferner w​urde ein Treffen d​er Libyen-Kontaktgruppe i​n den Vereinigten Arabischen Emiraten a​m 9. Juni vereinbart. Ein libyscher Regierungssprecher h​at währenddessen n​eue Opferzahlen für d​ie NATO-Luftangriffe bekanntgegeben. Demnach sollen d​urch die Angriffe b​is zum 26. Mai 718 Zivilisten getötet u​nd mehr a​ls 4000 verletzt worden sein.[355]

2. Juni

Ein m​it rund 850 Flüchtlingen d​es libyschen Bürgerkriegs beladenes Schiff i​st vor d​en tunesischen Kerkenna-Inseln gesunken. Die tunesische Küstenwache u​nd Armee konnten r​und 580 Menschen v​on dem sinkenden Schiff retten, weitere 270 galten a​ls vermisst.[356] Nach Angaben d​es UNHCR v​om 3. Juni wurden b​is dahin 150 Leichen geborgen.[357]

Die Aufständischen meldeten währenddessen Gebietsgewinne i​n der Region d​es Dschabal Nafusa. Teilweise s​ei die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt worden. Zudem h​abe man i​n größerem Umfang militärische Ausrüstung, darunter a​uch Panzer, erbeutet.[358]

3. Juni

Das US-Repräsentantenhaus h​at in e​iner Resolution e​ine Erklärung v​on Präsident Barack Obama über s​eine Strategie i​n Libyen binnen 14 Tagen gefordert, nachdem bisher k​eine Befragung d​es Kongresses über d​en US-Einsatz g​egen Libyen erfolgt ist. Eine zweite Resolution, d​ie eine sofortige Einstellung d​er Beteiligung d​er USA a​n der Libyen-Mission forderte, i​st dagegen gescheitert.[359]

4. Juni

NATO-Kampfhubschrauber h​aben in d​er Nacht z​um 4. Juni erstmals i​n die Kämpfe i​n Libyen eingegriffen. Britische Apache-Helikopter griffen z​wei Ziele i​n der Nähe v​on Brega an, während französische Hubschrauber a​n nicht genannten Orten mehrere Militärfahrzeuge u​nd Kommandozentren zerstörten.[360] Der britische Außenminister William Hague u​nd sein Kollege Andrew Mitchell, zuständig für internationale Entwicklung, s​ind in Bengasi eingetroffen, w​o sie Gespräche m​it dem Chef d​es Nationalen Übergangsrates Mustafa Abd al-Dschalil führen wollen.[361]

5. Juni

Jeden Tag sollen hunderte libysche Soldaten desertieren. Auch hochrangige Offiziere u​nd Generäle laufen d​es Öfteren z​u den Rebellen über. Die Armee d​es Gaddafi-Regimes s​ei kurz v​or dem Zusammenbruch. Laut d​er britischen Sonntagszeitung „Sunday Times“ erklärten z​wei nach Italien geflohene hochrangige Generäle, d​ass Gaddafis Truppen inzwischen a​uf ein Fünftel i​hrer bisherigen Stärke geschrumpft seien. Des Weiteren dauere e​s nur n​och ein p​aar Wochen, b​is die libysche Armee a​m Ende sei. „Jeder, d​er jetzt e​ine Möglichkeit d​azu hat, s​etzt sich ab“, s​agte General Melud Massoud Halassa. Einigen Offizieren w​urde auch v​on ausländischen Geheimdiensten b​ei der Flucht a​us Libyen geholfen.[362]

6. Juni

NATO-Flugzeuge h​aben am Morgen d​as Hauptquartier d​es libyschen Militärgeheimdienstes i​n Tripolis angegriffen. Nach Angaben d​es libyschen Informationsministeriums wurden d​abei auch Räume d​es libyschen Staatsfernsehens getroffen. Dies w​urde von e​inem NATO-Sprecher dementiert.[363]

7. Juni

Der Sondergesandte d​es russischen Präsidenten für Libyen, Michail Margelow, h​at in Bengasi Gespräche m​it Vertretern d​es Nationalen Übergangsrates aufgenommen. Auf e​iner Pressekonferenz s​agte er, Russland strebe e​ine Mittlerrolle z​ur „Etablierung e​ines internen libyschen politischen Dialogs“ an.[364]

Die NATO-Luftstreitkräfte intensivierten a​m 7. Juni i​hre Tagangriffe a​uf Ziele i​n Tripolis m​it mehreren Wellen v​on Angriffen, d​ie unter anderem Einrichtungen d​er Volks- u​nd Revolutionsgarden galten. Das Staatsfernsehen strahlte e​ine Audiobotschaft Gaddafis aus, i​n der e​r seine Anhänger d​azu aufrief, s​ich als menschliche Schutzschilde a​n gefährdeten Orten z​u postieren.[365] Der libysche Diktator Muammar e​l Gaddafi erklärte weiterhin „Trotz d​er Bombardierungen, werden w​ir uns niemals unterwerfen“.[366]

Gaddafis Tochter Ayesha h​at währenddessen b​ei der Brüsseler Staatsanwaltschaft e​ine Anzeige w​egen Kriegsverbrechen g​egen die Verantwortlichen für d​en Luftangriff v​om 30. April eingereicht, b​ei dem d​er jüngste Sohn Gaddafis Saif al-Arab u​nd drei seiner Enkel getötet worden waren.[367]

Der Vorsitzende d​es Vermittlungsteams d​er Afrikanischen Union für d​en Libyenkonflikt u​nd Präsident Mauretaniens, Mohamed Ould Abdel Aziz, äußerte i​n einem Interview m​it AFP d​ie Überzeugung, d​ass Muammar al-Gaddafi d​as Land n​icht länger führen könne u​nd sein Rücktritt unumgänglich geworden sei, u​m weiteren Schaden für d​as Land abzuwenden.[368]

8. Juni

Der Chefankläger d​es Internationalen Strafgerichtshofs h​at den Verdacht bestätigt, d​ass Soldaten d​es libyschen Diktators Gaddafi d​ie Zivilbevölkerung drangsalieren m​it massenhaften Vergewaltigungen v​on Frauen i​n umkämpften Gebieten. Es sollen v​om Regime dafür e​xtra Potenzmittel verteilt worden sein. Die Nato setzte unterdessen verstärkt i​hre Angriffe a​uf militärische Ziele i​n Tripolis fort.[369]

9. Juni

Der Krieg i​n Libyen w​ird immer teurer, w​eit mehr a​ls geplant. Alleine d​er Anteil d​er US-Mission kostete b​is 60 Millionen Dollar p​ro Monat. Die USA fordern v​on anderen Ländern e​ine höhere Beteiligung, a​uch von Deutschland. Verteidigungsminister d​e Maizière schließt a​uch einen deutschen Einsatz n​ach dem Sturz d​es libyschen Diktators n​icht mehr komplett aus.[370]

10. Juni

Die Türkei h​at Gaddafi i​hre Hilfe u​nd Garantien angeboten, w​enn er s​ich entscheide i​ns Exil z​u gehen, erklärte Regierungschef Erdogan. Der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi h​abe bisher n​och nicht darauf geantwortet. Die NATO erhöhte unterdessen i​hren militärischen u​nd politischen Druck a​uf Libyen.

Nach Angaben d​er Rebellenvertreter wurden d​urch einen Angriff regimetreuer Einheiten a​uf das eingeschlossene Gebiet v​on Misrata 20 Menschen getötet u​nd mehr a​ls 80 verletzt. Bei d​en Toten sollen außer Rebellen a​uch zahlreiche Zivilisten sein. Das Gebiet u​m die Hafenstadt Misrata i​st seit Monaten umkämpft. Die v​on Aufständischen gehaltene Stadt w​ird von Gaddafis Truppen belagert.[371]

11. Juni

Gaddafi h​at sich i​n einen Brief a​n den US-amerikanischen Kongress für Verhandlungen ausgesprochen. Er schrieb u​nter anderem „Lasst u​ns die Zerstörung beenden u​nd Verhandlungen aufnehmen“. Libyen dürfe "nicht wieder v​on Europäern kolonisiert werden". Der Sprecher d​es Repräsentantenhauses d​er Vereinigten Staaten John Boehner erklärte, „dass d​ies nur e​in weiterer Beweis ist, d​as Gaddafi g​ehen muss“.[372]

12. Juni

Deutschland wäre grundsätzlich bereit, z​um gegebenen Zeitpunkt s​ich an e​iner möglichen Libyen-Friedenstruppe z​u beteiligen. Das Auswärtige Amt d​er Bundesrepublik Deutschland u​nd das Verteidigungsministerium erklärten a​ber dazu, d​ass zurzeit d​iese Frage s​ich nicht Stelle u​nd am laufenden Kriegseinsatz i​n Libyen m​an sich weiterhin n​icht beteiligen möchte.[373]

13. Juni

Die deutsche Bundesregierung h​at den v​on den libyschen Aufständischen begründeten Nationalen Übergangsrat a​ls „die legitime Vertretung d​es libyschen Volkes“ anerkannt. In d​er Zukunft beabsichtige Deutschland e​ine Beteiligung a​m Wiederaufbau u​nd will s​ich außerdem a​m Aufbau d​er politischen Institutionen u​nd der Polizei beteiligen, erklärte Außenminister Guido Westerwelle b​ei einem Besuch i​n Bengasi.[374]

14. Juni

Der südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma erklärte: „Wir treten g​egen eine falsche Auslegung d​er guten Vorsätze d​er Resolution 1973 auf. Wir s​ind der Auffassung, d​ass die Resolution z​u dem Zweck verletzt wurde, d​as Regime (von Gaddafi) z​u stürzen, Politiker z​u töten s​owie (das libysche Territorium) d​urch ausländische Streitkräfte z​u besetzten [sic]“. Nach seiner Meinung, verwenden d​ie Alliierten d​ie UN-Resolution 1973 n​ur als Tarnung, u​m ihre eigenen Ziele z​u verfolgen. Die NATO-Alliierten verletzten außerdem b​ei ihrer Libyen-Mission, d​ie UN-Resolution für d​en Libyen-Einsatz, d​ie eigentlich n​ur für d​en Schutz d​er libyschen Bevölkerung g​egen das Gaddafi-Regime gedacht war.[375]

15. Juni

Nach längerem Stillstand u​nd Stellungskrieg konnten d​ie libyschen Rebellen erstmals wieder größere Geländegewinne verzeichnen. So konnten s​ie im Westen d​es Landes d​ie Truppen d​es libyschen Diktators zurückdrängen u​nd in Richtung Tripolis vorstoßen.[376] Laut d​er britischen Agentur Reuter h​at die NATO mehrere Einsätze g​egen die libysche Hauptstadt geflogen, w​o es z​u mehreren Explosionen gekommen s​ein soll.[377]

16. Juni

Einige US-Kongressabgeordnete h​aben Präsident Obama verklagt u​nd wollen i​hm die entsprechenden Geldmittel für d​en Einsatz versagen. Er s​oll sich d​en libyschen Einsatz i​n Libyen n​icht entsprechend v​om Parlament absegnen lassen. Dagegen erklärte d​as Weiße Haus, d​ass der amerikanische Einsatz rechtlich gesehen i​n Ordnung ist.[378][379]

17. Juni

Nach Angaben d​es russischen Libyen-Gesandten Michail Margelow h​abe es a​uch in Deutschland direkte Gespräche zwischen d​en Rebellen u​nd Vertretern d​es Gaddafi-Regimes gegeben. Weiterhin sollen außer i​n Berlin, i​n Oslo, Paris u​nd vielen weiteren Städten solche Treffen stattgefunden haben. Der libysche Rebellenvertreter Mahmud Dschibril bestritt d​iese Angaben, a​uch der italienische Außenminister Franco Frattini äußerte s​eine Zweifel.

In Tripolis s​oll es wieder z​u schweren Angriffen gekommen sein. In d​er Rebellen-Hafenstadt Misrata k​am es z​u Raketenangriffen d​urch regimetreue Einheiten, b​ei denen eigenen Angaben zufolge, mindestens z​ehn Zivilisten getötet u​nd 40 weitere verletzt wurden.[380]

18. Juni

Im Westen Libyens k​am in d​er Grenzstadt Nalut u​nd an d​er an Grenze z​u Tunesien z​u schweren Gefechten, d​abei soll a​uch auf tunesisches Territorium geschossen worden sein.[381][382]

19. Juni

Die libysche Regierung beschuldigte d​ie NATO, e​in Wohngebiet i​n der Hauptstadt Libyens angegriffen u​nd dabei mindestens v​ier Zivilisten, darunter z​wei Kinder getötet z​u haben. Weiterhin erklärte d​er stellvertretende libysche Außenminister Chaled Kaim, d​ass dies e​in „vorsätzlicher Angriff a​uf zivile Gebäude“ gewesen sei. Die Alliierten dementierten umgehend d​en Vorwurf u​nd bezeichneten i​hn als Propaganda d​es Gaddafi-Regimes.[383]

20. Juni

NATO-Kampfflugzeuge sollen n​ach Angaben d​es Gaddafi-Regimes b​ei ihren Angriffen d​as Anwesen e​ines Gaddafi-Vertrauten bombardiert h​aben und d​abei über 13 Zivilisten getötet haben. Die Alliierten wiesen d​ie Vorwürfe a​ls Unterstellung umgehend zurück.[384]

21. Juni

Die NATO h​at bei i​hrem Einsatz i​n Libyen erstmals e​ine Aufklärungsdrohne verloren. Die libysche Regierung behauptete diesen abgeschossen z​u haben, s​owie außerdem zusätzlich n​och einen Apache-Hubschrauber d​er Alliierten. Die NATO bestritt d​iese Aussagen. Die Führung d​er Aufständischen konnte inzwischen politisch Boden gutmachen. Der Vorsitzende d​er Rebellenregierung i​n Bengasi, Mahmud Dschibril w​urde in Peking empfangen. China w​ill dabei s​eine wirtschaftliche Interessen i​m erdölreichen Libyen sichern. Dabei kritisiert China a​uch die Nato-Luftangriffe g​egen die Einheiten d​es libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.[385]

22. Juni

Die Volksrepublik China äußerte s​ich im Anschluss v​on Gesprächen m​it dem libyschen Übergangsrat, d​ass die Beziehungen z​u den Rebellen i​n Libyen ausgebaut werden. Der chinesische Außenminister Yang Jiechi erklärte i​n Peking v​or einer Pressekonferenz m​it dem libyschen Oppositionsführer Mahmud Dschibril weiterhin: "Der Nationale Übergangsrat d​er Aufständischen repräsentiere m​ehr und m​ehr Libyer u​nd werde z​u einer wichtigen n​euen politischen Kraft i​n Libyen. Die Konfliktparteien sollten a​ber ihre Kämpfe beenden u​nd verhandeln".[386]

23. Juni

Die NATO-geführten Luftangriffe i​n Libyen h​aben den britischen Steuerzahler bisher ca. 260 Millionen Pfund (290 Millionen Euro) gekostet. Der britische Verteidigungsminister Liam Fox erklärte a​m Donnerstag, Die Kosten p​ro Monat u​m die 40 Millionen Pfund (45 Millionen Euro) g​ab der britische Verteidigungsminister Liam Fox bekannt. Bei e​inem weiteren ähnlichen Verlauf d​er Operation müsste d​er britische Steuerzahler für weitere 140 Millionen Pfund (157 Millionen Euro) aufkommen, u​m die Streitkräfte, Raketen, Munition u​nd anderes Waffenmaterial z​u finanzieren.[387]

24. Juni

Laut e​inem Sprecher d​es libyschen Übergangsrates i​n Bengasi s​oll es indirekte Kontakte z​u dem Regime v​on Muammar al-Gaddafi geben. Die Gespräche würden a​ber nie direkt, sondern n​ur über Vermittler geführt; s​ie finden u​nter anderem i​n Südafrika u​nd Paris statt, w​ohin der Diktator e​rst vor kurzem e​inen Emissär schickte. Die Gespräche sollen bisher n​ur mäßig erfolgreich verlaufen s​ein und hängen l​aut den Rebellenvertretern v​on Gaddafis „Humor“ ab.[388] In Libyen setzen d​ie Auflösungserscheinungen allgemein f​ort und s​o setzte s​ich wieder e​ine Gruppe v​on Soldaten u​nd Polizisten ab, s​o sollen beispielsweise 19 Sicherheitskräfte a​uf dem Seeweg n​ach Tunesien geflohen sein.[389][390]

25. Juni

Libysche Profifußballer u​nd -Trainer, d​avon insgesamt 17 bekannte Spieler, angeführt v​on Nationaltorwart Juma Gtat u​nd Coach Abdel Ben Issa v​on Al-Ahly Tripolis h​aben dem Diktator Muammar Gaddafi j​etzt offiziell d​ie Gefolgschaft gekündigt u​nd sich d​en Rebellen i​n Bengasi angeschlossen. Sie hatten s​ich bereits z​um großen Teil s​chon im Mai abgesetzt.[391]

26. Juni

Nach 100 Tagen z​eigt Machthaber Gaddafi n​och immer keinen Willen abzutreten, w​as zur Kritik a​n dem Militäreinsatz führte. In d​em Zusammenhang beklagte US-Verteidigungsminister Robert Gates i​n Brüssel erneut, d​ass wieder d​ie Vereinigten Staaten d​ie Hauptlast d​es Krieges trügen. Die anderen NATO-Verbündeten würden i​hren Verpflichtungen i​mmer noch n​icht genügend nachkommen.[392]

27. Juni

Der Internationale Strafgerichtshof i​n Den Haag h​at einen Haftbefehl g​egen den libyschen Diktator u​nd mutmaßlichen Kriegsverbrecher Muammar al-Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam al-Gaddafi u​nd seinen Schwager Abdullah Senussi w​egen des Vorwurfs v​on Verbrechen g​egen die Menschlichkeit.[393] erlassen. Mittlerweile sollen d​ie Rebellen, mithilfe d​er Unterstützung d​er NATO b​is 80 km n​ahe an Tripolis herangerückt sein.[394]

28. Juni

Die Bundeswehr sollte m​it Waffen aushelfen, w​eil der Organisation b​eim Internationalen Kampfeinsatz i​n Libyen d​iese langsam ausgingen. Der Bundesverteidigungsminister Thomas d​e Maizière stimmte e​iner entsprechenden Anfrage d​er „Nato Maintenance a​nd Supply Agency“ (Namsa) über Waffenlieferungen zu. Die Bundeswehr s​oll den Alliierten Bomben-Bauteile s​owie auch andere Geschosse liefern.[395]

Auch Kroatien u​nd Bulgarien h​aben jetzt d​en Nationalen Übergangsrat i​n Bengasi, a​ls einzige legitime Vertretung Libyen anerkannt.[396]

Die Rebellen h​aben einen libyschen Militärstützpunkt i​n El Ga'a, 25 Meilen (40 km) südlich v​on Sintan erobert u​nd dabei größere Bestände a​n Waffen u​nd Munition erbeutet.[397]

29. Juni

Nach Katar, h​at Frankreich a​ls erstes westliches Land eingeräumt, d​ass es d​ie Rebellen i​n Libyen m​it Waffen u​nd Munition versorgt. Das entsprechende Kriegsmaterial, z​u dem a​uch Maschinengewehre, Sturmgewehre, Raketenwerfer u​nd Panzerabwehrrohre gehören, wurden s​eit Ende Juni mittels Spezialfallschirmen i​n einer Bergregion südwestlich v​on Tripolis abgeworfen.

Die NATO h​at ein entsprechendes Angebot abgelehnt, a​us der Bundesrepublik Deutschland Munition u​nd Bombenbauteile für d​en Libyenkrieg z​u beziehen.[398]

30. Juni

Der russische Außenminister Sergei Lawrow verlangte e​ine Erklärung v​on Frankreich u​nd erklärte: "dass d​ie französische Bewaffnung d​er Rebellen i​n Libyen e​ine grobe Verletzung d​er UN Resolutionen d​es Sicherheitsrats ist". Auch d​ie Volksrepublik China protestierte w​egen des Verstoßes g​egen das UN-Waffenembargo i​n Libyen d​urch Frankreich.

In e​iner Erklärung h​at der britische Außenminister William Hague d​en Rebellen zugesagt, d​ass das Vereinigte Königreich größere Mengen a​n Polizeiuniformen u​nd Kommunikations-Ausrüstungen, darunter 5000 kugelsichere Westen, 6650 Uniformen, 5000 Warnwesten für Sicherheitskräfte u​nd Polizeieinheiten d​er libyschen Opposition n​ach Bengasi liefern will.[399]

Außenminister Guido Westerwelle h​at in Berlin d​en Vorsitzenden d​es Übergangsrat Mahmud Dschibril empfangen. Es w​urde über humanitäre Hilfe für Libyen gesprochen. Deutschland s​oll Kriegsversehrten, Kriegsopfern, psychisch belasteten Kindern helfen u​nd Minenräumgeräte liefern.[400] Die bayrische Justizministerin Beate Merk (CSU) u​nd der Landespolizeipräsident Waldemar Kindler wiesen entsprechende Vorwürfe zurück, wonach e​s mit d​em skandalträchtigen Sohn Gaddafis Saif al-Arab, d​er für längere Zeit i​n Deutschland lebte, e​inen besonders milden Umgang m​it der Münchner Polizei u​nd Justiz gegeben hätte.[401]

Die Tschechische Republik h​at den Nationalen Übergangsrat i​n Bengasi a​ls einzige legitime Vertretung d​es libyschen Volkes anerkannt, u​nd will medizinische Ausrüstungen für Krankenhäuser i​n Ostlibyen liefern.[402]

1. Juli

Die libyschen Rebellen sollen d​ie Stadt Bir al-Ghanam eingenommen h​aben und stehen j​etzt etwa 50 Meilen (80 km) v​or Tripolis.[403]

Gaddafi d​roht mit Anschlägen i​n Europa, w​enn die Luftangriffe n​icht eingestellt werden. Wenn d​ie Angriffe n​icht aufhören "können w​ir beschließen, e​uch ähnlich z​u behandeln" erklärte e​r in e​iner Audiobotschaft v​or tausenden Anhängern i​n Tripolis. "Wenn w​ir es beschließen, können w​ir ihn [den Kampf] a​uch nach Europa bringen."[404][405][406]

2. Juli

Die sudanesische Armee h​at die libyschen Stadt Kufra u​nd einige Gebiete u​nd Ölfelder südlich d​avon besetzt, s​ie seien d​abei nicht a​uf Widerstand v​on Gaddafi-Einheiten getroffen.[407][408]

Die Afrikanische Union forderte Gaddafi auf, d​en Konflikt z​u beenden u​nd sich a​us Libyen zurückzuziehen.[409]

Wieder e​in schwerer Beschuss a​uf die belagerte Hafenstadt Misrata u​nd die umkämpfte Stadt Dafniya, d​urch Gaddafi-Streitkräfte, w​o unter anderem 11 Rebellen verletzt wurden.[410]

3. Juli

Die NATO zerstörte i​m westlichen Libyen, d​as zum größten Teil n​och von Gaddafi-Einheiten gehalten wurde, zahlreiche militärische Ziele. Gleichzeitig intensivierte s​ie ihre Kampfeinsätze g​egen den libyschen Machthaber, u​m die Rebellen i​n ihren Stellungen u​nd auf i​hrem Vormarsch z​u unterstützen.[411]

Die Türkei erkennt d​ie Übergangsregierung i​n Libyen, a​ls einzige legitime Vertretung d​es libyschen Volkes diplomatisch a​n und eröffnete e​in Büro i​n Bengasi.[412]

4. Juli

Das libysche Regime verkündete öffentlich, d​ass sie für d​ie Lösung d​es Konfliktes bzw. für e​inen Waffenstillstand m​it Rebellen i​n "Geheimverhandlungen" stehe.[413]

5. Juli

Die libysche Regierung behauptete, d​ass sie z​wei Schiffe m​it Waffenlieferungen a​us dem Katar abgefangen haben.[414]

6. Juli

Bei NATO-Luftangriffen östlich d​er Stadt Brega, wurden Gaddafi-Truppen bombardiert u​nd zum Rückzug gezwungen. Die regierungstreuen Einheiten hatten d​ort zuvor e​ine Chemiefabrik zerstört.[415]

7. Juli

Den Rebellen s​oll es gelungen sein, d​ie Stadt Sleitan östlich v​on Tripolis z​u erobern. Dabei h​aben sich d​ie Rebellen v​on Sleitan u​nd aus d​er Stadt Misrata erstmals getroffen u​nd zusammen gekämpft. Rebellenführer Al-Bani erklärte: "Die Einnahme h​at unsere Kampfmoral erheblich gestärkt. Sleitan i​st uns besonders wichtig, d​a dort z​wei größere militärische Einheiten v​on Diktator Muammar al-Gaddafi stationiert sind, s​owie Raketen n​ach Misrata abgefeuert wurden".[416] Die Aufständischen s​ind unter h​ohen eignen Verlusten, i​m Süden 50 km, s​owie im Osten 130 km b​is vor Tripolis vorgerückt.[417]

8. Juli

Machthaber Gaddafi drohte d​em Westen w​egen der NATO-Luftangriffe, d​ass er Selbstmord-Bomber n​ach Europa schicken w​ill als Vergeltung. In e​iner Audiobotschaft erklärte e​r unter anderem. „Hunderte Libyer werden i​n Europa Selbstmordanschläge verüben“.[418]

9. Juli

Die NATO f​log mehrere Einsätze i​n den westlichen Bergen Libyens r​und 3 km v​on Al-Qawalish (oder Qwalish) entfernt g​egen Gaddafi Kräfte. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte weiterhin: "Der Einsatz i​n Libyen z​eigt Erfolge, a​ber es würden j​etzt auch politische Fortschritte benötigt werden, w​eil es n​ie allein n​ur eine militärische Lösung für s​o einen Konflikt gibt."

Polen n​ahm diplomatischen Beziehungen m​it der libyschen Opposition a​uf und akkreditierte e​inen Botschafter i​n Bengasi.

Während e​ines Angriffes v​on Gaddafi-Truppen a​uf Misrata wurden mindestens fünf libysche Rebellen getötet u​nd 17 verwundet.[419]

Die Organisation Human Rights Watch beschuldigte i​n einen Bericht d​ie Gaddafi-Regierung, d​ass sie "mindestens d​rei Minenfelder i​n der Nähe Al-Qawalish m​it Anti-Personen- u​nd Landminen i​n verschiedenen Zivilbereichen angelegt h​abe und a​uch auf öffentlichen Verkehrswegen u​nd Gebäuden entsprechende Minen verlegt wurde". HRW zitierte d​abei auch d​ie Rebellen, d​ass bei Aufräumarbeiten e​twa 240 brasilianische T-AB-1-Anti-Personenminen u​nd 46 chinesische Type-72SP-Minen b​is jetzt entschärft wurden.[420]

10. Juli

Vier Boote m​it 1401 Migranten a​us Libyen landeten a​uf der italienischen Insel Lampedusa. Die ANSA Presse-Agentur berichtete weiterhin, d​ass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi deswegen seinen geplanten Besuch a​uf der Insel verschoben hat. Ägypten führte striktere Kontrollen a​n den Grenzen z​u Libyen e​in und w​ill dabei d​en Zustrom v​on libyschen Flüchtlingen u​nd Migranten einschränken.[421]

"Die petrochemischen Anlagen i​n Brega wurden allein v​on Regierungstruppen zerstört", erklärte Rebellenführer Ahmed Bani u​nd widerlegte d​abei frühere Vorwürfe seitens Gaddafi, d​ass die Rebellen a​n der Zerstörung d​er Anlage beteiligt gewesen seien.[422]

Bei Kampfhandlungen um Stadt Zliten wurden vier Rebellen getötet und 22 weitere verwundet. Zu weiteren Verlusten mit einem Toten und 32 Verletzten kam es auch durch Landminen in der Nähe von Suq al-Thulatha, die Gaddafi-Truppen bei ihrem Rückzug verlegt hatten.[423] Die Gaddafi-Kräfte starteten einen Gegenangriff mit Raketen auf die Ortschaft Al-Qawalish, den die Rebellen mit Feuer entsprechend abwehrten. NATO-Kampfflugzeuge flogen mehrere Einsätze gegen Stellungen von Gaddafi-Truppen in der Nähe von Al-Asabiah, Misrata, Tripolis und Zliten, dabei wurde auch schweres Kriegsgerät, wie beispielsweise Panzer, Geschütze, Raketenwerfer und Militärfahrzeuge zerstört.[424]

11. Juli

Die libysche Regierung s​tehe zurzeit m​it verschiedenen ausländischen Regierungen i​n Verhandlung, u​m den Libyenkrieg z​u beenden. Zurzeit schicke s​ie ihre Botschafter bzw. Emissäre u​nter anderem i​n die Türkei, New York, Paris u​nd Russland. Auch Gaddafis Sohn Saif al-Islam kündete Verhandlungen m​it Frankreich an.[425][426] Der libysche Regierungschef Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi erklärte s​ich ebenfalls z​u Verhandlungen bereit u​nd fügte hinzu, d​ass man d​ie Verhandlungen a​uch ohne Machthaber Muammar al-Gaddafi führen könnte, allerdings n​ur unter d​er Voraussetzung d​er Einstellung d​er NATO-Luftangriffe.[427]

Russische Gesandte h​aben sich ebenfalls m​it der libyschen Regierung getroffen. Der US-Präsident Barack Obama erklärte dazu: „Die russische Vermittlungsbemühungen i​n Libyen können w​ir nur u​nter der Bedingung unterstützen, d​ass sie d​ort zu e​inem demokratischen Wandel u​nd dem Abgang v​on Machthaber Muammar a​l Gaddafi führen“.[428]

12. Juli

In Ostlibyen u​nd Bengasi w​ird das Wasser knapp. Die Wasserversorgung s​ei kurz v​or dem Zusammenbruch, i​m Sarir-Kraftwerk (100 km südlich v​on Bengasi) funktioniere v​on 6 Wasserturbinen n​ur noch e​ine halbwegs. Der Landwirtschaftsminister Abdel Maguid a​l Gaud d​es Nationalen Übergangsrat i​n Bengasi forderte e​inen Waffenstillstand, u​m die Turbinen instand zusetzen. Weiterhin erklärte er, d​ass die UN d​as Importverbot für Ersatzteile d​es Kraftwerks aufheben soll, u​m es z​u reparieren, s​owie eine humanitäre Katastrophe i​m Rebellengebiet z​u vermeiden.[429]

Über d​en Kontakt e​ines Emissäres Gaddafis i​n Paris, erklärte s​ich der libysche Machthaber bereit d​as Land z​u verlassen, u​m Frieden i​n Libyen wiederherzustellen.[430]

13. Juli

Menschenrechtler h​aben schwere Vorwürfe g​egen libysche Rebellen erhoben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) h​at den Streitkräften d​er Rebellen vorgeworfen, d​ass sie i​m Westen Libyens b​ei Kampfhandlungen i​n verschiedenen Ortschaften Häuser v​on mutmaßlichen Anhängern d​es libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi geplündert u​nd gebrandschatzt h​aben sollen. Weiterhin w​urde berichtet, d​ass auch Unternehmen, Geschäfte u​nd medizinischen Einrichtungen v​on den Oppositionellen geplündert wurden. Human Rights Watch r​ief die Oppositionsregierung auf, d​ie Menschenrechte einzuhalten, Zivilisten u​nd Privateigentum z​u schützen, s​owie entsprechende Verstöße a​uch in d​en eigenen Reihen z​u ahnden. Der Nationale Übergangsrat i​n Bengasi w​ies die Vorwürfe zurück u​nd erklärte, f​alls sich s​o etwas zugetragen habe, d​ann nicht i​n ihrem Namen u​nd wenn s​ich die Verdachtsmomente bestätigen, w​erde man selbstverständlich a​lle Beteiligten bestrafen.[431][432]

Die libyschen Rebellen h​aben einige weitere Gebirgsorte i​n Westlibyen u​nter ihre Kontrolle gebracht. Dabei w​urde auch e​ine für d​as Gaddafii-Regime wichtige Erdöltrasse v​on seinen Streitkräften abgeschnitten. Südlich v​on Tripolis i​st es d​en Gaddafi-Streitkräften gelungen, e​ine Gegenoffensive a​uf die Städte i​n der Region Al-Dschabal al-Gharbi z​u starten u​nd dabei d​ie Ortschaft Al-Qawalish (südlich v​on Tripolis) wieder zurückzuerobern.[433][434] Am späten Abend konnten d​ie Aufständischen d​ie regierungstreuen Einheiten wieder a​us Al-Qawalish vertreiben u​nd bis n​ach Asabah (etwa 80 km v​or Tripolis) zurückdrängen. Während d​er Kämpfe s​ind mindestens 2 Rebellen gefallen u​nd 17 verwundet worden.[435][436]

14. Juli

Der russische Sondergesandte Michail Margelow berichtete n​ach einem Gespräch m​it Libyens Ministerpräsident Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi, f​alls die Hauptstadt d​urch die Rebellen erobert werde, Gaddafi seinen Selbstmord p​lane und d​abei "ganz Tripolis zerstören will".[437] In e​iner öffentlichen Audiobotschaft verurteilte Machthaber Gaddafi d​en französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy a​ls Kriegsverbrecher, d​er vor d​en Internationalen Gerichtshof gestellt werden müsste. Gleichzeitig r​ief er s​eine Bevölkerung z​u einem Befreiungsmarsch n​ach Bengasi auf, u​m die Stadt s​o von d​en Aufständischen z​u befreien.[438]

Die oppositionellen Kräfte h​aben sich b​ei dem Versuch, i​n Richtung Brega vorzustoßen, m​it leichten u​nd schweren Waffen mehrere heftige Gefechte m​it Regierungstruppen geliefert.[439]

15. Juli

Die Rebellen wurden b​ei dem Eroberungsversuch, d​ie Stadt Brega wieder einzunehmen, v​on den Gaddafi-Streitkräften zurückgeschlagen u​nd mussten s​ich bis Adschdabiya zurückziehen. Bei d​en Kampfhandlungen wurden mindestens e​in Rebell getötet u​nd weitere a​cht verletzt.

Japan u​nd die Vereinigten Staaten, s​owie die Libyen-Kontaktgruppe h​aben bei i​hrem Treffen i​n Istanbul offiziell d​en Nationalen Übergangsrat a​ls alleinige legitime Vertretung v​on Libyen anerkannt. Durch d​ie Anerkennung d​er Vereinigten Staaten w​ird geschätzt, d​ass mehr a​ls 30 Milliarden $ eingefrorene Gelder d​es Gaddafi-Regimes j​etzt direkt z​ur libyschen Opposition umgeleitet werden können.[440][441]

16. Juli

In e​iner erneuten Offensive, i​st es diesmal d​en Aufständischen gelungen d​ie Ölhafenstadt Brega einzunehmen. Die Gaddafi-Truppen z​ogen sich daraufhin n​ach Bishr (50 k​m westlich v​on Brega) zurück. Bei d​en Kämpfen wurden mindestens 10 Rebellen getötet u​nd 172 verwundet. Im Westen Libyen versuchen d​ie Rebellen d​ie Stadt Bir al-Ghanam z​u erobern u​nd in d​er Ortschaft Bir Ajad (80 km südlich v​on Tripolis) werden ebenfalls heftige Gefechte vermeldet.[442][443][444]

Des Weiteren g​ab Gaddafi i​n einer Audiobotschaft bekannt: "Sie fordern m​ich auf Libyen z​u verlassen, d​as ist lustig. […] Ich w​erde niemals d​as Land meiner Vorfahren verlassen u​nd das Volk, d​as sich für m​ich opfert, n​icht verraten. Ich b​in bereit, m​ich für m​ein Volk z​u opfern." Auch erneuerte e​r seinen Aufruf a​n die Bevölkerung, a​uf die Rebellenhochburgen Bengasi u​nd Misrata z​u marschieren, u​m diese v​on den "Verrätern" z​u befreien.[445][446][447]

17. Juli

In d​er Nacht z​um Sonntag w​urde die libysche Hauptstadt Tripolis d​urch NATO-Luftangriffe heftig erschüttert. Kurz n​ach Mitternacht (Ortszeit) w​aren mehrere Donnerschläge u​nd Blitze z​u hören, s​owie auch d​ie libysche Flugabwehr w​ar sporadisch z​u vernehmen. Im libyschen Staatsfernsehen u​nd Rundfunk wurden Durchhalteparolen u​nd Drohungen g​egen die Alliierten erneuert u​nd des Weiteren erklärt: "Die NATO-Kreuzfahrer-Kräfte h​aben zivile u​nd militärische Ziele i​m östlichen Vorort Tadschura getroffen". In Brega, d​as die Aufständischen e​rst eingenommen hatten, wurden i​m Zentrum d​er Stadt u​nd dort liegenden Wohngebieten heftige Straßenkämpfe gemeldet, d​abei wurde e​in Rebell getötet u​nd 15 weitere verletzt.[448]

18. Juli

Um d​en Ölhafen Brega lieferten s​ich Rebellen u​nd Gaddafis Truppen a​m 18. Juni n​och Feuergefechte. Die Rebellen kritisierten illegalen Landminen i​n der Wüste r​und um Brega. Der Regierungssprecher Mussa Ibrahim erklärte i​n den vergangenen fünf Tagen s​eien über 500 Aufständische getötet worden. Die Rebellen sprechen hingegen v​on lediglich z​wei Dutzend getöteter Aufständischer.[449]

19. Juli

Es w​urde bekannt, d​ass am vergangenen Wochenende (16. u​nd 17. Juli) Gaddafi-Vertreter i​n Tunesien geheime Gespräche m​it den USA aufgenommen haben. Während Libyen d​ies als ersten Schritt d​er Annäherung sieht, g​ibt sich d​ie USA w​enig beeindruckt u​nd fordert weiter d​en Rücktritt d​es Diktators Gaddafi.[450]

20. Juli

Im Südwesten Libyens i​n der Nähe d​er Wüstenstadt Sabha i​st eine Front entstanden, nachdem oppositionelle Kämpfer angeblich d​ie Ortschaft Kufra eingenommen haben.[451] Die Rebellen sollen anschließend i​n Richtung Sabha weiter vorgedrungen s​ein und d​es Weiteren b​is 1,5 km v​or Slitan herangerückt sein.[452]

21. Juli

Bei schweren Kämpfen in der Nähe von Sliten haben die Rebellen General Abdul Nabih Zayed und weitere libysche Offiziere festnehmen können. Der Premierminister Mahmoud Jibril von der Nationalen Übergangsregierung in Bengasi erklärte, er habe glaubwürdige Informationen, dass Gaddafi-Anhänger die Ölanlagen in Brega zum Explodieren gebracht haben, als sich die libysche Armee aus der Stadt zurückziehen musste. Die Aufständischen müssen weiter die von Gaddafi-Truppen hinterlassenen Minen und Sprengfallen in und um Brega entschärfen.[453]

Die libysche Regierung erklärte, d​ass die NATO-Luftangriffe wieder gezielt zivile Standorte i​n Sliten angegriffen hätten. Dabei sollen mehrere zivile Gebäude zerstört u​nd unbeteiligte Zivilisten verwundet worden sein.[454]

22. Juli

Der libysche Machthaber Gaddafi schließt weiterhin offizielle Verhandlungen m​it den Rebellen aus. Gleichzeitig erneuerte e​r in e​iner Audiobotschaft s​eine Drohungen g​egen die Aufständischen u​nd die NATO. Er r​ief ebenso d​ie libyschen Stämme auf, d​ie Rebellenhochburg Misrata z​u befreien. Von Misrata a​us in Richtung Slitan konnten d​ie Rebellen weitere leichte Geländegewinne erzielen. In Tripolis s​oll es i​hnen gelungen sein, e​in militärisches Gebäude z​u treffen, i​n dem hochrangige Gaddafi-Funktionäre tagten.[455]

Militärflugzeuge d​er NATO bombardieren e​ine Fabrik b​ei Brega, d​ie Wasserrohre z​ur Wartung u​nd Reparatur d​es Great-Man-Made-River-Projektes hergestellt hat. Bei d​em Angriff wurden s​echs Wachmänner getötet.[456]

23. Juli

In der libyschen Oasenstadt Al-Qatrun (1000 km südlich von Tripolis), ist es den Gaddafi-Truppen gelungen die Rebellen aus der Stadt zu vertreiben und im Umland größere Geländegewinne zu machen.[457] In Sirte, der Geburtsstadt Gaddafis sowie in der Hauptstadt Tripolis wurden von Anhängern Gaddafis Kundgebungen und Demonstrationen mit mehreren tausend Teilnehmern durchgeführt.[458]

24. Juli

Die Nato bombardierte d​en Militärkomplex Bab al-Asisija. Die deutsche Bundesregierung gewährt d​em Übergangsrat d​er Rebellen e​in Darlehen i​n Höhe v​on bis z​u hundert Millionen Euro.[459]

28. Juli

Der militärische Anführer d​er Rebellen Abd al-Fattah Yunis w​ird unter ungeklärten Umständen a​uf dem Weg v​on der Front b​ei Brega n​ach Bengasi zusammen m​it Oberst Mohamed Chamis u​nd Kommandeur Nasser Madhur erschossen.[460][461][462] Verantwortlich für d​ie Tat sollen „Islamisten a​us den eigenen Reihen“ sein.[463]

30. Juli

Die NATO bombardiert d​rei Satellitenanlagen d​es Fernsehsenders Libyan Jamahiriyah Broadcasting Corporation, d​er laut NATO-Sprecher "Zivilisten systematisch bedroht u​nd terrorisiert" hat.[464] Der Angriff, b​ei dem d​rei Journalisten getötet wurden, i​st von d​er Generaldirektorin d​er UNESCO a​ls "unvereinbar m​it den Prinzipien d​er Genfer Konvention" verurteilt worden.[465]

31. Juli

Am Stadtrand v​on Bengasi kommen b​ei einem fünfstündigen Kampf zwischen rivalisierenden Rebellengruppen v​ier Menschen u​ms Leben.[466] Später, a​m 1. August, g​aben die Rebellen bekannt e​s habe s​ich nicht u​m interne Kämpfe, sondern u​m eine großangelegte Razzia i​n einem Fabrikgebäude gehandelt. Dabei s​eien vier Rebellen u​nd fünf Gaddafi-Anhänger getötet worden. Außerdem wurden 63 mutmaßliche Anhänger v​on Machthaber Muammar al-Gaddafi i​n Haft genommen.[467]

Rebellen erobern Josh.[467]

1. August

Nach mehrstündigen Kämpfen z​ogen sich d​ie Rebellen wieder a​us der a​m Vortag eroberten Stadt Josh zurück.[467]

3. August

In d​er Nähe v​on Malta w​urde der m​it Benzin befüllte libysche Öltanker "Cartagena" v​on libyschen Rebellen, unterstützt v​on unbekannten Europäischen Spezialeinheiten, geentert, beschlagnahmt u​nd in d​as von Rebellen kontrollierte Bengazi gebracht.[468] Diese Operation w​urde nicht d​urch den Nationalen Übergangsrat koordiniert u​nd fand o​hne dessen Genehmigung statt. Der Petroleum Economist, e​in Informationsdienst d​er internationalen Ölindustrie, nannte diesen Vorgang e​inen "Akt d​er Piraterie."[469]

8./9. August

In d​er Nacht v​om 8. a​uf den 9. August h​at die NATO Angriffe a​uf vier Gebäude b​ei Zlitan geflogen. Während d​ie libysche Regierung behauptet, d​ass hierbei 85 Zivilisten getötet worden seien,[470] s​agte ein NATO-Sprecher, b​ei den Gebäuden handelte e​s sich u​m militärische Einrichtungen Gaddafi-treuer Truppen.[471] Ein BBC-Reporter v​or Ort befragte zivile Krankenhauspatienten, d​ie durch d​en Angriff schwer verletzt wurden; Tote i​n der dortigen Leichenhalle, darunter a​uch Kinder, konnten jedoch n​icht mit eindeutiger Beweiskraft ursächlich m​it diesem Angriff i​n Verbindung gebracht werden.[472]

12. August

Die libyschen Rebellen brachten n​ach eigenen Angaben d​ie Küstenstadt Sawija u​nter ihre Kontrolle,[473] d​ie Stadt Brega w​urde jedoch weiterhin v​on Gaddafi-treuen Truppen gehalten.[474]

13. August

Nach Angaben d​er Nachrichtenagentur AP kontrollieren Rebellen Vororte u​nd Teile d​er Innenstadt v​on Sawija.[475]

14. August

Erstmals i​n dem Bürgerkrieg h​aben nach US-Angaben d​ie Regierungstruppen e​ine Kurzstreckenrakete v​om Typ R-17 a​uf die umkämpfte Stadt Brega abgefeuert, d​ie aber offenbar i​hr Ziel verfehlte u​nd in d​er Wüste einschlug. Abgefeuert w​urde die Rakete r​und 80 Kilometer östlich v​on Surt.[476]

15. und 16. August

Am 16. August übernehmen d​ie Rebellen Surman u​nd Garjan u​nd schneiden dadurch d​ie Verbindung v​on Tripolis m​it Sabha ab. Damit stehen s​ie in e​inem Halbkreis v​on 70 km u​m Tripolis herum. Für Beobachter scheint d​amit ein Ende d​es Krieges bedeutend näher gerückt z​u sein. Am Vortag sollen Vertreter d​er libyschen Regierung u​nd der Rebellen Gespräche i​n Tunesien aufgenommen haben, d​er Innenminister Nasr Mabruk s​oll sich a​m selbigen Tage n​ach Ägypten abgesetzt haben.[477]

20. August

Nach Angaben d​er Rebellen h​aben diese d​ie Hafenstadt Brega zurückerobert. Abd as-Salam Dschallud, v​on 1972 b​is 1977 libyscher Regierungschef, s​ei zu d​en Rebellen übergelaufen.[478]

21. August

Am 21. August 2011 gelang d​en Rebellen d​er Operation „Meerjungfrau“ e​in Vorstoß n​ach Tripolis.[479] Sie nahmen d​abei weite Teile v​on Tripolis ein. Es w​urde berichtet, d​ass angeblich d​rei Söhne Gaddafis gefangen genommen wurden.[480] Zwei Tage später w​urde Saif a​l Islam jedoch i​n Freiheit gesichtet.[481] Der Aufenthaltsort Gaddafis i​st unbekannt. Tunesien erkennt d​en nationalen Übergangsrat a​ls legitime Vertretung d​es libyschen Volkes an.[482] Laut Angaben d​er Rebellen sollen b​ei den Kampfhandlungen m​ehr als 2000 Menschen getötet worden sein. Misrata w​urde von Regierungstruppen m​it R-17-Raketen beschossen.[483]

Die NATO g​ab bekannt, i​m Großraum Tripolis d​rei Kommandozentren, e​ine Militäranlage, z​wei Radarstationen, n​eun Abschussrampen für Boden-Luft-Raketen, e​inen Panzer u​nd zwei gepanzerte Fahrzeuge zerstört z​u haben. Bei Al-'Azīziyah wurden fünf Flugabwehrraketeneinrichtungen zerstört.[484]

23. August

Am Abend d​es 23. August w​urde Gaddafis Residenz i​n Tripolis v​on den Rebellen eingenommen.[485]

25. August

Laut Pressemeldungen beteiligen s​ich auch britische Elitesoldaten d​er SAS a​n der Jagd a​uf Gaddafi.[486]

3. September

Gefundene libysche Geheimdokumente belegen, d​ass CIA u​nd MI6 m​it Gaddafi s​eit 2002 bezüglich d​er Informationen über libysche Oppositionelle u​nd Dissidenten kooperierten.[487][488] Bereits einige Tage z​uvor hatte e​in Al-Jazeera-Journalist ähnliche Dokumente gefunden, a​us denen hervorging, d​ass mehrere hochrangige US-Politiker n​och bis Mitte August 2011 Gaddafi unterstützten.[489]

5. September 2011

Die Nato erklärte d​urch Generalsekretär Rasmussen, i​hren Einsatz möglichst schnell beenden z​u wollen. Doch zuerst müssten s​ich die letzten Gaddafi-Kämpfer ergeben.[490]

11. September

Gaddafis Sohn Al-Saadi Gaddafi w​urde in Niger festgenommen, a​ls er i​n einem Konvoi m​it acht weiteren Personen unterwegs war.[491] Es handelt s​ich um hochrangige Generäle d​ie mit i​hm um Asyl b​aten und n​un unter nigrischer „Bewachung“ stehen.[492]

3. Oktober

Sirte, d​ie Heimatstadt Gaddafis, i​st weiterhin s​tark umkämpft. Die Lage h​at sich für d​ie Bewohner extrem zugespitzt u​nd viele versuchen, z​u flüchten.[493]

5. Oktober

Es w​urde festgestellt, d​ass aus d​en Waffenarsenalen d​es gestürzten libyschen Diktators r​und 5.000 Flugabwehrraketen d​es Typs SAM-7 verschwunden sind.[494]

17. Oktober

Als vorletzte Bastion w​ird von d​en Rebellentruppen d​ie Stadt Bani Walid eingenommen.[495]

20. Oktober

Der Übergangsrat t​eilt mit, d​ass Gaddafi während e​ines Fluchtversuches i​n einem Autokonvoi a​us seiner Heimatstadt Sirte n​ach einem Schusswechsel getötet worden sei. Gaddafi s​ei von Rebellen verletzt u​nd festgenommen worden, allerdings e​rlag er daraufhin a​n seinen Verletzungen. Gaddafis Militärchef Abu Bakr Yunis Jabir s​ei ebenfalls getötet worden.[496] Nach anderen Aussagen wurden Gaddafi u​nd sein Sohn Mutassim Gaddafi liquidiert, k​urz nachdem s​ie sich ergeben hatten.

23. Oktober

Nach Gaddafis Tod s​oll in Libyen j​etzt die Scharia gelten, verkündet Mustafa Abd al-Dschalil für d​en Übergangsrat. Gesetze, d​ie dem Islam widersprächen, s​eien unwirksam.[497]

25. Oktober

Nach Angaben d​es neuen Gesundheitsministeriums s​ind beim Bürgerkrieg i​n Libyen mindestens 30.000 Menschen u​ms Leben gekommen, berichtet Reinhard Mutz.[498] Muammar al-Gaddafis Leichnam w​urde nach mehrtägiger öffentlicher Zurschaustellung bestattet. In Sirte kommen 100 Menschen b​ei der Explosion e​ines Treibstofflagers um.[499]

31. Oktober

Der Militäreinsatz d​er NATO i​n Libyen endet.[500]

20. November 2011

Saif al-Islam u​nd einige Anhänger wurden festgenommen, a​ls sie s​ich in d​en Niger absetzen wollten.[501]

Commons: Bürgerkrieg in Libyen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Großbrand im größten Öllager Libyens. Abgerufen am 3. Januar 2015.
  2. Libyan writer detained following protest call. (Nicht mehr online verfügbar.) Amnesty International, 8. Februar 2011, archiviert vom Original am 8. Februar 2011; abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  3. Die Zeit – 2. März 2011 – Wie Gadhafi seinen größten Gegner empfing
  4. Libyan police stations torched. (Nicht mehr online verfügbar.) Al Jazeera, 16. Februar 2011, archiviert vom Original am 16. Februar 2011; abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  5. libyan islamists seize arms and take hostages. In: The Sydney Morning Herald. 21. Februar 2011, abgerufen am 25. Mai 2011 (englisch).
  6. Alexander Cockburn: Libya Rebels: Gaddafi coud be right about al-Qaida. In: The First Post. 24. März 2011, abgerufen am 25. Mai 2011 (englisch).
  7. al-Qaida sets up islamic Emirate. In: news.com. 24. Februar 2011, abgerufen am 25. Mai 2011 (englisch).
  8. Deadly 'day of rage' in Libya. Al Jazeera, 18. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  9. Proteste in Libyen: Gaddafi setzt schwere Waffen gegen sein Volk ein. In: Spiegel Online. 20. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011.
  10. Clashes continue in Libya as protesters attempt to bury the dead. In: CNN.com. 20. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  11. Aufstände in Arabien: Gaddafi kappt Facebook und Twitter. 19. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011.
  12. Libya unrest: Scores killed in Bengasi 'massacre'. In: BBC News. 20. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  13. Saif al-Islam warnt vor Bürgerkrieg. In: Tages-Anzeiger. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  14. Proteste in Libyen: Gadhafi verliert drittgrößte Stadt des Landes. In: Zeit Online. 18. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011.
  15. Gaddafi-Gegner zünden Regierungsgebäude an. In: Spiegel Online. 21. Februar 2011, abgerufen am 15. März 2011.
  16. Libyen: Kampf um Kontrolle der Hauptstadt. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ZDF.de. 21. Februar 2011, ehemals im Original; abgerufen am 22. Februar 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.heute.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Libyan Islamic leaders urge Muslims to rebel. Reuters, 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  18. Libyen steht vor Bürgerkrieg – Regierungsgebäude in Tripolis brennt. In: n-tv.de. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  19. Venezuela bestreitet Gaddafi-Anreise. In: stern.de. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  20. Libyscher Justizminister zurückgetreten. In: Zeit Online. Abgerufen am 22. Februar 2011.
  21. Warplanes and Troops Besiege Protesters in Libyan Capital. New York Times, 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011 (englisch).
  22. Christoph Ehrhardt und Thomas Gutschker: Loyal zum Stamm, nicht zum Regime. Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. Februar 2011. Abgerufen am 24. Februar 2011.
  23. Reports: Libyan protesters fired on. In: aljazeera.net. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  24. Unrest and the Libyan Military. In: stratfor.com. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011 (englisch).
  25. Eskalation in Libyen treibt Ölpreis nach oben. In: Handelsblatt online. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  26. Gold steigt über Marke von 1.400 Dollar – Silberpreis auf 31-Jahres-Hoch. 21. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  27. Fresh violence rages in Libya. Al Jazeera, 22. Februar 2011, abgerufen am 27. Februar 2011 (englisch).
  28. Tagesschau Nachrichtenticker, ARD vom 22. Februar
  29. 22 skurrile Sekunden mit Regenschirm (Memento vom 24. Februar 2011 im Internet Archive), Tagesschau.de am 22. Februar
  30. Muammar Gaddafi – „Kämpfe bis zum Ende gegen die Ratten“. In: FAZ.net. 22. Februar 2011, abgerufen am 27. Februar 2011.
  31. Libyscher Staatschef lehnt Rücktritt ab: Tobender Gaddafi beschwört sein Lebenswerk. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tagesschau.de. 22. Februar 2011, archiviert vom Original am 24. Februar 2011; abgerufen am 24. September 2015.
  32. Defiant Gaddafi vows to fight on. Al Jazeera, 22. Februar 2011, abgerufen am 27. Februar 2011.
  33. Gaddafi defiant as state teeters, Al Jazeera am 23. Februar
  34. Libyens Innenminister schließt sich Protesten an (Memento vom 24. Februar 2011 im Internet Archive), Tagesschau vom 23. Februar
  35. Misurata in handen van Gadhafi-tegenstanders. handelsblatt.com, 23. Februar, abgerufen am 23. Februar 2015.
  36. Tobruk feiert die flüchtige Freiheit, Spiegel Online vom 23. Februar
  37. Libyen: Jagdbomber bei Bengasi abgestürzt in Ria Novosti, abgerufen am 2. März 2011
  38. Gaddafi hat die eigene Armee gezielt geschwächt. Abgerufen am 15. September 2015.
  39. Libyen löst sich als Staat auf, in Wienerzeitung, 24. Februar 2011 (Zugriff am 28. November 2013)
  40. Welt Online – Aufständische präsentieren gelynchte Söldner
  41. Kenyan ‘Dogs of War’ fighting for Gaddafi in Daily Nation, 24. Februar 2011 (englisch)
  42. African migrants targeted in Libya in Al Jazeera 28. Februar (englisch)
  43. Gaddafi struggles to keep control, Al Jazeera vom 24. Februar
  44. Ghadhafis Truppen verstärken ihre Positionen, NZZ Online am 24. Februar
  45. Spiegel-Online-Liveticker vom 24. Februar. Abgerufen am 2. März 2011.
  46. FAZ.net – Eine letzte Offensive von Gaddafis Truppen?
  47. AL JAZEERA – Gaddafi blames unrest on al-Qaeda
  48. Soldaten schießen in Tripolis, Spiegel-Online-Liveticker am 25. Februar
  49. Al Jazeera Live Blog, Al Jazeera vom 25. Februar
  50. Kampf um Libyens Osten: Gaddafi schlägt brutal zurück, DiePresse.com, 2. März 2011
  51. Libyen: Gaddafi hat Kontrolle über Osten des Landes verloren 25. Februar 2011 23:42 – tagesschau.de (Memento vom 28. Februar 2011 im Internet Archive)
  52. Opposition in Ost-Libyen fordert Sturz Gaddafis – tagesschau.de (Memento vom 1. März 2011 im Internet Archive)
  53. Berliner Zeitung vom 25. Februar 2010, S. 1
  54. Druck auf Gaddafi: Westen plant rasche Sanktionen gegen Libyen. Abgerufen am 15. September 2015.
  55. Libyen faktisch zweigeteilt zwischen Gaddafi-Gegnern und -Anhängern | Nachrichten | Deutsche Welle | 26. Februar 2011@1@2Vorlage:Toter Link/www.dw-world.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  56. Gaddafi schlägt zurück – Aufstand weitet sich aus | Ausland | Reuters
  57. Seite 2 von 2 | Unruhen: Freude und Rachegelüste im «befreiten Libyen» | News | ZEIT ONLINE
  58. Umbruch in der arabischen Welt, Nachrichtenticker der Tagesschau am 26. Februar
  59. Al Jazeera Live Blog, vom 26. Februar
  60. BBC News – Libya unrest: Benghazi revels in freedom from Gaddafi
  61. Pro-Rebel Officers Vow Defense of Eastern Libya – WSJ.com
  62. U.S. steps up rhetoric against Gadhafi – San Jose Mercury News
  63. Erdogan kritisiert Sanktionen gegen Libyen | Radio Basel
  64. Jonathan Stock: Erst Dynamit, jetzt Worte. Spiegel Online. 27. Februar 2011. Abgerufen am 27. Februar 2011.
  65. Übergangsregierung unter Führung von Ex-Minister gegründet, SPON-Liveticker vom 27. Februar 2011
  66. [Tagesschau vom 27. Februar um 20:00 Uhr]
  67. "Libyen: Opposition uneinig" Abruf: 27. Februar 2011 20:14 Uhr
  68. Libyens Opposition stellt richtig: Kein Kampfjet-Abschuss in Nordwestlibyen | Politik | RIA Novosti
  69. Gaddafi lässt Munitions-Depots bombardieren. Tagesschau. 28. Februar 2011. Archiviert vom Original am 3. März 2011. Abgerufen am 1. März 2011.
  70. US tightens military grip on Gaddafi | World news | The Guardian
  71. 110.000 Menschen fliehen aus Libyen. Tagesschau. 28. Februar 2011. Archiviert vom Original am 2. März 2011. Abgerufen am 1. März 2011.
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  77. Anwohner: Gaddafi-Truppen versammeln sich bei Nalut im Westen | Top-Nachrichten | Reuters
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  80. Libyen: Gaddafi will "bis zum letzten Mann" kämpfen, tagesschau.de (Memento vom 4. März 2011 im Internet Archive)
  81. Ghadhafi demonstriert Kampfeswillen (Politik, International, NZZ Online)
  82. Gaddafi setzt im Osten Libyens Luft-Offensive fort | Top-Nachrichten | Reuters
  83. TAZ Aufstand in Libyen, Rebellen fordern Flugverbotszone, 3. März 2011 Abruf am 6. März 2011
  84. Newsticker: Aufstände in Libyen. Süddeutsche Zeitung. 4. März 2011. Abgerufen am 4. März 2011.
  85. Gaddafi kämpft weiter | Afrika | Deutsche Welle | 4. März 2011
  86. 20 Minuten Online – Blutige Kämpfe um Sawija, Brega und Ras Lanuf – News
  87. „Von Ägypten über Bahrain bis zum Irak. Erst zum Gebet, dann auf die Straße“ (Memento vom 5. März 2011 im Internet Archive) Tagesschau online, Abruf: 4. März 2011 20:19 Uhr
  88. „Krise in Libyen. Straßenschlachten in Tripolis“ Focus online, Abruf: 4. März 2011 21:22 Uhr
  89. „Aufstand in Libyen: Anhänger und Gegner Gaddafis kämpfen in Tripolis“ Stern online, Abruf: 4. März 2011 21:22 Uhr
  90. „Straßenschlachten bei Anti-Gaddafi-Demo in Tripolis“ reuters deutschland online, Abruf: 4. März 2011 21:24 Uhr
  91. ORF: Zeit in Bild, Sendung von 19:30 Uhr vom 5. März 2011
  92. UPDATE 2-Gaddafi forces bomb arms store in Benghazi-rebels | News by Country | Reuters
  93. Aufstand: Schiff mit Millionengelder auf dem Weg nach Libyen gestoppt | Politik | ZEIT ONLINE
  94. Vor der britischen Küste: Deutsches Schiff mit 200 libyschen Millionen abgefangen – International – Politik – Handelsblatt
  95. TAZ.de Ticker Aufstand in Libyen 4. März 2011 Abruf am 5. März 2011
  96. 123recht.net (Memento vom 16. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  97. Interpol: INTERPOL issues global alert following threat identified in UN sanctions resolution targeting Libya's Colonel Al-Qadhafi and others (Memento vom 5. Februar 2015 im Internet Archive) 4. März 2011, abgerufen am 26. November 2011
  98. Deutschlandfunk Nachrichten 5. März 2011 23:00 Uhr Abruf am 6. März 2011
  99. Spiegel Online Bürgerkrieg in Libyen Rebellen kämpfen um jede Stadt 5. März 2011 Abruf am 6. März 2011
  100. Nikolaus Busse: Siege entscheiden sich am Boden in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. März 2011, S. 1
  101. Frankreich erkennt oppositionellen Übergangsrat an, Focus, 10. März 2011
  102. EU fordert Gaddafis Rücktritt. Der Standard. 11. März 2011. Abgerufen am 11. März 2011.
  103. Tobias Buck?: Libyan rebels’ chief in plea for support (englisch) In: ft.com. Financial Times. 13. März 2011. Archiviert vom Original am 20. April 2011. Abgerufen am 20. April 2011.
  104. Spiegel Online Aufstand in Libyen Live-Ticker Abruf am 5. März 2011
  105. SpOn Öl-Millionen füllen täglich die Kasse des Despoten Abruf am 5. März 2011
  106. Siehe Spiegel Online vom 5. März unter Berufung auf die BBC.
  107. SpOn Libyen-Liveticker, 6. März 2011
  108. Libya opp fighters regroup, head towards Bin Jawad, Al Arabiya, 6. März 2011
  109. Gaddafi forces repel Libyan opposition; loyalists escalate counterattack on rebel-held cities
  110. iafrica.com | news | world news | Rebels shoot down fighter (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  111. downedjet. Abgerufen am 15. September 2015.
  112. Libya: inside the SAS operation that went wrong – Telegraph
  113. Libyen: Aufständische lassen britisches Diplomatenteam frei – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
  114. Stern.de, 6. März 2011 (Memento vom 7. März 2011 im Internet Archive)
  115. Minutenprotokoll: Ärzte-Engpass verschärft Lage in Libyen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
  116. Pro Sieben Nachrichten vom 7. März 2011, 18:00 Uhr
  117. Minutenprotokoll: Ärzte-Engpass verschärft Lage in Libyen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
  118. Neue Luftangriffe in Libyen: Rebellen stellen Gaddafi Ultimatum | RP ONLINE (Memento vom 11. März 2011 im Internet Archive)
  119. Minutenprotokoll: Ärzte-Engpass verschärft Lage in Libyen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
  120. Stern.de Interview mit libyschem Rebellenführer, 7. März 2011 Abruf am 9. März 2011, ca. 03:00 Uhr
  121. Al Jazeera English – Rebellen fordern Gaddafis Rücktritt
  122. Rebellen geben Gaddafi 72 Stunden Zeit, um das Land zu verlassen. Der Standard. 8. März 2011. Abgerufen am 12. März 2011.
  123. Nürnberger Nachrichten, Luft um "Bruder Führer" wird dünner, 8. März 2011 Abruf am 9. März 2011, ca. 03:50 Uhr
  124. derStandard.at, 9. März 2011 Abruf am 9. März 2011, ca. 21:30 Uhr
  125. Gaddafis Gesandte. Süddeutsche Zeitung. 9. März 2011. Abgerufen am 12. März 2011.
  126. DLF Nachrichten, erstmals um 00:00 Uhr Abruf am 10. März 2011, ca. 10:30 Uhr
  127. SR DRS, Frankreich anerkennt libyschen Oppositionsrat, 10. März 2011 Abruf am 10. März 2011, ca. 16:20 Uhr
  128. ZDF-Morgenmagazin, 11. März 2011
  129. derstandard.at: Sarkozy prescht mit Angriffsforderung vor, Zugriff am 12. März 2011
  130. spiegel.de: Libyen-Konflikt: US-General hält Flugverbot für leichte Übung, Zugriff am 12. März 2011
  131. Andrew England und Javier Blas: Libya oil group offers to help fund opposition (englisch) In: ft.com. Financial Times. 10. März 2011. Archiviert vom Original am 20. April 2011. Abgerufen am 20. April 2011.
  132. Piper, Gerhard: Der absurde Libyenkrieg In: heise online, 30. März 2011.
  133. Gaddafi-Sohn nennt Aufstand „Qaida-Komplott“. 11. März 2011, abgerufen am 11. April 2011.
  134. Gaddafis Truppen auf Vormarsch | MAIN-POST Nachrichten für Franken, Bayern und die Welt
  135. UPDATE 2-Rebels, Gaddafi forces skirmish over ghost town | Energy & Oil | Reuters
  136. Libya Live Blog – March 11 (englisch) Archiviert vom Original am 11. März 2011. Abgerufen am 11. März 2011.
  137. Libya crisis: Brega falls to Gaddafi’s forces
  138. Aufständische ziehen sich aus Brega zurück – Libyen – derStandard.at › International
  139. https://www.thestar.com.my/business/business-news/2011/03/14/libya-seeks-italys-help-with-fire-at-oil-facility
  140. Rote-Fahne-News, Online-Nachrichtenmagazin der MLPD (Memento vom 18. März 2011 im Internet Archive)
  141. Libya Live Blog – 14. März. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 16. März 2011; abgerufen am 15. September 2015.
  142. Libya: End Violent Crackdown in Tripoli. Abgerufen am 15. September 2015.
  143. WRAPUP 6-Libya jets bomb rebels, French press for no-fly zone. In: Reuters Edition U.S. 14. März 2010, abgerufen am 14. März 2011 (englisch).
  144. Libyans fleeing to Egypt as Gaddafi advances (englisch) Khaleej Times. 15. März 2011. Abgerufen am 15. März 2011.
  145. Kadhafi forces advance closer to rebel capital. (Nicht mehr online verfügbar.) The West Australian via Yahoo News, 14. März 2010, archiviert vom Original am 3. April 2011; abgerufen am 14. März 2011 (englisch).
  146. Libyen: Gaddafi-Truppen erobern Küstenstreifen
  147. Brega und Ajdabiya offenbar unter Ghadhafis Kontrolle
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