Mikojan-Gurewitsch MiG-23

Die Mikojan-Gurewitsch MiG-23 (russisch Микоян-Гуревич МиГ-23, NATO-Codename: Flogger) i​st ein einstrahliges Kampfflugzeug, d​as zur Zeit d​es Kalten Krieges i​n der Sowjetunion entwickelt wurde. Das einsitzige Schwenkflügelflugzeug w​ar neben d​er MiG-21 d​as erfolgreichste v​on der Sowjetunion exportierte Kampfflugzeug u​nd bildete darüber hinaus d​ie Grundlage für d​ie Entwicklung d​es Jagdbombers MiG-27.

Mikojan-Gurewitsch MiG-23

Sowjetische MiG-23M
Typ:Abfangjäger (M), Jagdbomber (B)
Entwurfsland:

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller: Mikojan-Gurewitsch
Erstflug: 10. Juni 1967
Indienststellung: 1970
Produktionszeit:

1967 b​is 1985

Stückzahl: 5047

Entwicklung

Eine sowjetische MiG-23MLD aus dem Jahr 1989

Die MiG-23 w​urde in d​en Jahren v​on 1964 b​is 1966 z​ur Ablösung d​er MiG-21 i​m Konstruktionsbüro Mikojan-Gurewitsch entwickelt u​nd sollte anfangs z​um Teil a​uf dieser basieren. Dazu w​urde die Je-8 entwickelt, d​ie allerdings i​n ihren Leistungen n​icht befriedigte, worauf z​wei vom Aufbau verschiedene, e​twas größere u​nd mit stärkeren Triebwerken ausgerüstete Prototypen d​er MiG-23 entwickelt wurden. Die Je-230 m​it Deltaflügel u​nd zusätzlichen Hubtriebwerken h​atte am 3. April 1967 u​nd die Je-231 m​it Schwenkflügeln a​m 10. Juni 1967 i​hren Erstflug. Beide Prototypen wurden b​ei der Luftparade i​n Domodedowo a​m 9. Juli 1967 erstmals vorgestellt, w​obei später d​ie Schwenkflügler bevorzugt u​nd weiterentwickelt wurden. 1969 w​aren die Tests abgeschlossen, worauf d​ie Serienfertigung begann u​nd die Maschine i​n den Truppendienst eingeführt wurde. Die Vorserienmuster MiG-23S u​nd MiG-23SM w​aren noch m​it dem schwächeren Triebwerk Tumanski R-27F2M-300 ausgerüstet. Die Aufgabe d​er MiG-23 w​aren Luftverteidigung u​nd Angriff. In d​er Sowjetunion wurden m​ehr als 4000 Stück (inklusive MiG-27) i​n verschiedenen Versionen gebaut. Mitsamt d​en Lizenzbauten wurden weltweit schätzungsweise über 5000 MiG-23 hergestellt. 1978 rollten i​n der Sowjetunion d​ie letzten Maschinen d​er Version MiG-23UB v​om Band.

Eine entscheidende Neuerung d​er MiG-23 w​aren die Schwenkflügel. Sie verbesserten i​m Langsamflug d​en Auftrieb u​nd ermöglichten v​or allem d​en Jagdbomberversionen e​ine kurze Start- u​nd Landestrecke. Aber a​uch im Luftkampf brachte d​ie veränderbare Pfeilung d​er Tragflächen wesentliche Vorteile d​urch die mögliche Anpassung a​n den jeweiligen Höhen- u​nd Geschwindigkeitsbereich.

Die MiG-23 w​ar besser a​ls ihre Vorgängermodelle für Start u​nd Landung a​uf Feldflugplätzen geeignet. Darüber hinaus w​urde das Flugzeug i​m Vergleich z​ur MiG-21 m​it leistungsfähigerer Sensortechnik (Radar u​nd Infrarot) ausgestattet u​nd konnte e​ine höhere Geschwindigkeit erreichen. Zugelassen w​ar die MiG-23ML/MF b​is Mach 2,35; m​it dem stärkeren Triebwerk d​er MiG-23ML w​urde aber a​uch Mach 2,7 erreicht. In Bodennähe w​ar ebenfalls Überschallgeschwindigkeit möglich.

In d​er Version MiG-23MF, MiG-23ML(Ä) (Exportversion d​er MiG-23ML) s​owie MiG-23UB w​urde das Muster v​om JG-9 (Peenemünde) d​er Luftstreitkräfte d​er DDR geflogen. Hier w​aren zwei Staffeln MiG-23ML u​nd eine Staffel MiG-23MF stationiert. Außerdem w​urde beim JBG-37 (Cottbus-Drewitz) d​ie MiG-23BN i​n der Version a​ls Jagdbomber geflogen (damalige Bezeichnung i​n der NVA: a​uch MiG-23BN). Im gleichen Geschwader flogen v​ier MiG-23UB: i​n der 1. JBS d​ie takt. Nr. 101 (abgestürzt a​m 17. Juni 1987 d​urch Ausstoßen d​es Bremsschirmes b​eim Start) s​owie die takt. Nr. 104 (BW: 20+62); i​n der 2. JBS d​ie takt. Nr. 102 (BW: 20+61) u​nd die takt. Nr. 105 (BW: 20+63).

Außerhalb d​er Staaten d​es Warschauer Paktes w​ar und i​st die MiG-23 i​n Libyen, Syrien, Ägypten, Indien, Kuba, Algerien, Angola, Irak, Afghanistan, d​em Jemen u​nd Nordkorea i​m Einsatz. Heute stehen d​ie Flugzeuge i​n den meisten dieser Staaten n​och im Dienst, mehrheitlich i​n der Version MLD. Auch d​ie Streitkräfte d​er Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion verfügen n​och über zahlreiche MiG-23, d​ie vermutlich i​n ihrer Mehrheit n​icht mehr unmittelbar flugbereit, sondern eingelagert sind. Unter d​er Bezeichnung YF-113 verfügt a​uch die US Air Force über MiG-23. Als gesichert g​ilt die „direkte Übernahme“ d​er beiden MiG-23BN, takt. Nr. 692 (BW: 20-41) u​nd 715 (BW: 20-53), a​us der ehemaligen 1. JBS d​es aufgelösten JBG-37 a​m 2. September 1993. Dagegen w​urde die takt. Nr. 712 a​us der 2. JBS a​m 16. April 1991 e​rst an d​ie Wehrtechnische Dienststelle 61 i​n Manching übergeben, u​m von d​ort am 16. Oktober 1996 ebenfalls i​n die Vereinigten Staaten überführt z​u werden – z​ur USAF für Beschusstests a​uf der Eglin Air Force Base i​n Florida.

Die Herstellerfirma RAC-MiG bietet Aufrüstungs- u​nd Modernisierungsprogramme für d​ie MiG-23 an.

Versionen

MiG-23-Prototyp Je-231 in Monino, 1997
MiG-23S-Vorserienversion in Monino, 2012
MiG-23MF im Luftfahrtmuseum Wernigerode, 2007
MiG-23BN des JBG-37, Drewitz 1990
Eine polnische MiG-23
  • Je-230: Erste Versuchsvariante mit Deltaflügel, einem Tumanski-R-27-300-Triebwerk und zwei Hubtriebwerken Kolessow RD-36-35 mit je 22,6 kN Schub; Erstflug am 3. April 1967, auch als MiG-23PD, MiG-23UWP oder 23-01 bezeichnet
  • Je-231 Flogger-A: Prototyp der MiG-23 mit Schwenkflügeln, Erstflug am 10. Juni 1967; auch als MiG-23 oder 23-11 bezeichnet
  • MiG-23S Flogger-B: Vorserienversion für die Truppenerprobung mit dem Triebwerk Tumanski R-27F2M-300 und analogem Monopuls-Funkmessvisier RP-22 (Saphir-21); Erstflug am 21. Mai 1969.
  • MiG-23SM Flogger-B: generell wie die MiG-23S, aber mit vier Waffenstationen unter den Lufteinlaufkanälen
  • MiG-23M Flogger-B: erste Serienversion mit neu konstruierter Zelle zur Aufnahme des Triebwerks Tumanski R-29-300 und verbesserter Avionik, unter anderem neues Funkmessvisier RP-23 (Saphir-23D-III mit äußerer Kohärenz)
  • MiG-23MR Flogger-B: Variante der MiG-23M mit vereinfachter Avionik und verkürzter Heckflosse
  • MiG-23MS Flogger-E: vereinfachte Exportvariante der MiG-23M mit MiG-21bis-Radar (analoges Monopuls-Funkmessvisier ohne Kohärenz RP-22/Saphir-21)
  • MiG-23MF Flogger-B: Exportvariante der MiG-23M mit geringen Änderungen, teilweise wurden MiG-23M zu MiG-23MF umgebaut
  • MiG-23ML Flogger-G: Variante der MiG-23MF als Mehrzweckkampfflugzeug mit besserem Radargerät N-003 (Saphir-23ML), Prototyp war die 23-12; look-down/shoot-down-Fähigkeit
  • MiG-23MLG: Variante der MiG-23ML mit veränderter Ausrüstung, Prototyp war die 23-37
  • MiG-23MLS: Variante der MiG-23ML mit veränderter Ausrüstung, Prototyp war die 23-47
  • MiG-23A: nicht realisierte Version der MiG-23ML für den Einsatz auf Flugzeugträgern
  • MiG-23K: nicht realisierte Version der MiG-23A mit neuem Triebwerk R-100, Luftbetankungsvorrichtung und größeren Tragflächen
  • MiG-23MLA: geänderte Version der MiG-23ML als taktischer Jäger, Prototyp war die 23-13
  • MiG-23P: reiner Abfangjäger, ähnlich der MiG-23ML, der völlig auf den Luftkampf spezialisiert ist; leichteres Bordradar N-006 (Saphir-23PA); Prototyp war die 23-14
  • MiG-23MLD Flogger-K: aufgewertete MiG-23ML als Mehrzweckkampfflugzeug mit verbesserter Aerodynamik, Waffenkontrollsystem und geänderter Avionik; unter anderem neues Funkmessvisier N-008 (Saphir-23MLD), die meisten MiG-23ML wurden zu MiG-23MLD umgebaut, Prototyp war die 23-18
  • MiG-23MLDG: nicht realisiertes Projekt mit Vorrichtungen zur elektronischen Kriegführung; auch als 23-57 bezeichnet
  • MiG-23B Flogger-F: Jagdbomberversion auf der Basis der MiG-23S mit abgeflachtem Rumpfbug, gepanzerten Cockpitseiten und beschussfesterer Verglasung; Als Triebwerk kam ein AL-21-F3 mit etwa 110 kN Schub zum Einsatz, als Navigationssystem ein Sokol-23S inklusive Laserentfernungsmesser und Doppler-Radar DISS-7; Prototyp war die 32-24, deren Erstflug am 18. Februar 1971 durch Testpilot Alexander Fedotow stattfand. Dieser folgten noch zwei weitere Prototypen mit geändertem Sägezahn-Tragflächen und ab 1972 eine Kleinserie von 24 Flugzeugen mit nochmals geänderten Tragflächen
  • MiG-23BN Flogger-H: Exportversion der MiG-23B aus dem Moskauer MAPO-Herstellerwerk; Prototyp war die 32-23, nunmehr mit Tumanski-R-29B-300-Triebwerk, 624 Stück gebaut
  • MiG-23BM Flogger-F: Prototyp der MiG-27, auch als 32-25 bezeichnet
  • MiG-23BK Flogger-H: Prototyp der MiG-27K, auch als 32-26 bezeichnet
  • MiG-23U Flogger-C: Trainingsversion auf der Basis der MiG-23M mit zwei Sitzen in Tandemanordnung
  • MiG-23U Flogger-C: kampftaugliches Übungsflugzeug, Prototyp war die 23-51
  • MiG-23UM Flogger-C: Trainerversion, basierend auf der MiG-23ML und MiG-23P
  • MiG-23-98: Die russische Firma Fasotron bietet in Zusammenarbeit mit dem Mikojan ANPK drei Varianten eines als MiG-23-98 bezeichneten Kampfwertsteigerungsprogramms an. Hauptziel dieses Programms ist, die MiG-23 mit modernen russischen Luft-Luft- und Luft-Boden-Waffen auszustatten. Die einfachste und billigste Variante (MiG-23-98-3) besteht darin, ein rund 20 Kilogramm schweres Zusatzgerät im Saphir-23-Radar zu installieren, das es erlaubt, moderne Raketen wie die R-27R, R-27T oder R-77 bis zur maximalen Erfassungsreichweite von 50 Kilometern einzusetzen. Durch das FRC genannte Gerät wird die Luft-Boden-Kampffähigkeit nicht gesteigert. Eine kostspieligere Variante ist der Ersatz des alten Saphir-23-Radars durch ein modernes Puls-Doppler-Radargerät der Typen Moskit-23 oder Moskit-21K. Die Umrüstvariante mit Moskit-23 heißt MiG-23-98-1, die mit Moskit-21K MiG-23-98-2. Das Radargerät Moskit-23 ist eine Weiterentwicklung des in der MiG-21-93 verwendeten Kopjo-Radars, das seinerseits auf dem RPLK-29 der MiG-29 basiert. Im Gegensatz zum bisherigen Saphir-23 verfügt es über die Luftkampfmodi Track-While-Scan, Range-While-Search und Nahluftkampf sowie einen Bodensuchmodus. Im Track-While-Scan-Modus ist das Moskit-23 in der Lage, acht Luftziele gleichzeitig zu beobachten und zwei von ihnen simultan zu bekämpfen. Nach Angaben der Firma Fasotron ist es für einen Luftgegner unmöglich, sich vor dem Moskit-23 im Erdhintergrund (ground clutter) zu verstecken. Das Moskit-23. sei in der Lage, selbst in Bodennähe im Schwebeflug verharrende Hubschrauber zu erfassen und zu verfolgen. Es ermöglicht eine Auffassungsentfernung von 90 Kilometern und einen Suchwinkel im Track-While-Scan-Modus von 60 Grad. Es ist in der Lage, alle Luft-Luft-Raketen von der R-27 bis zur R-77 und auch ältere Raketen der Typen R-23T und R-24T zu steuern.
  • MiG-23B-98: Modernisierungsvariante als Jagdbomber
  • MiG-23UB-99: Trainerversion, auf der Modernisierungsvariante MiG-23-98 basierend

Militärische Nutzer

Offizielle Nutzer

Inoffizielle Nutzer

  • China Volksrepublik Volksrepublik China: China erhielt einige Exemplare von Ägypten für Tests.
  • Israel Israel: die Maschine eines syrischen Überläufers wurde ausführlich von israelischen Experten getestet.[5]
  • Serbien Serbien: einige irakische Maschinen waren in Serbien zur Überholung, als der Irakkrieg ausbrach und verblieben dort.
  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten: mehrere Maschinen aus Deutschland und Ägypten wurden von der US Air Force ausführlich getestet und als „Aggressor“ eingesetzt.[6]

Technische Daten

Dreiseitenriss der MiG-23MF
Kenngröße MiG-23MF[7] MiG-23BN[8] MiG-23UB
Besatzung12
Länge16,70 m16,64 m
Spannweite
  • 7,77 m bei 72°
  • 13,96 m bei 16°
  • 7,78 m bei 72°
  • 13,97 m bei 16°
Höhe5,15 m4,80 m4,82 m
Flügelfläche37,27 34,16 m²
Leermasse10,9 t10,45 t8,7 t
Kraftstoffvorrat
  • intern: 5380 l
  • extern: 2400 l 1)
  • intern: 4000 l
  • extern: 2400 l 1)
max. Startmasse18,4 t20,0 t14,8 t
Höchstgeschwindigkeit2450 km/h1900 km/h2500 km/h
Dienstgipfelhöhe19.000 m15.600 m18.000 m
Reichweite2420 km (ohne Zusatztanks 1350 km)1810 km3000 km
Triebwerke Tumanski R-29-300 Tumanski R-29B-300 Tumanski R-27F2M-300
Schubkraft
  • mit Nachbrenner: 122,6 kN
  • ohne Nachbrenner: 81,4 kN
  • mit Nachbrenner: 112,8 kN
  • ohne Nachbrenner: 77 kN
  • mit Nachbrenner: 98,07 kN
  • ohne Nachbrenner: 67,67 kN
Startstrecke560–600 m1200–1300 m
Landestrecke750–800 m1200–1300 m

1) i​n zwei TF-ZB u​nd ein Rumpf-ZB m​it je 800 l

Rumpf

Cockpit der MiG-23MF

Der Rumpf d​er MiG-23 i​st schmal u​nd wird i​n seiner länglichen Form d​urch den Flügelkasten unterbrochen. Am Bug befindet s​ich bei d​en Jägerversionen u​nter einem großen kegelförmigen Radom d​as Radar. Die Jagdbomberversionen besitzen dagegen e​inen gestreckten keilförmigen Bug. Die Cockpithaube i​st aerodynamisch a​n die Rumpfform angepasst, u​m den Luftwiderstand z​u reduzieren. Auf d​em Kabinendach s​ind Rückspiegel vorhanden. Hinter d​em Cockpit s​ind beidseitig beheizbare Lufteinläufe angebracht. Diese verfügen rumpfseitig über große unterbrochene u​nd verstellbare Grenzschichtschneiden. Für zusätzliche Ansaugluft s​ind auf d​en Außenseiten d​er Lufteinlaufkanäle j​e zwei zusätzliche Ansaugklappen vorhanden. Für e​inen Triebwerkswechsel lässt s​ich das Heck a​m Rumpfhauptspant v​om Rest d​es Rumpfes lösen. Am hinteren Ende d​es Rumpfes befinden s​ich hydraulisch betriebene Luftbremsklappen, j​e zwei beiderseits d​es Höhenleitwerks u​nd der Kielflosse.

Das Fahrwerk d​er MiG-23 i​st ein Dreibeinfahrwerk, welches s​ehr robust ausgelegt ist, u​m den Betrieb a​uf unbefestigten Pisten z​u ermöglichen. Das Bugfahrwerk i​st zwillingsbereift u​nd hydraulisch lenkbar. Die Zwillingsreifen d​es Bugfahrwerkes s​ind mit schmutzabweisenden Schutzblechen versehen. Das Hauptfahrwerk h​at horizontal angeordnete Federbeine m​it Federwegen v​on mehr a​ls 1 m. Beim Einfahren faltet s​ich das Hauptfahrwerk n​ach innen zusammen, s​o dass e​s in e​inem relativ kleinen Fahrwerksschacht i​m Rumpf Platz findet. Fahrwerksklappen für d​as Hauptfahrwerk, d​ie auch a​ls Schmutzfänger dienen, s​ind zum Teil a​n den Federbeinen angebracht.

Tragflächen und Leitwerke

Schwenkmechanismus einer MiG-23

Die MiG-23 verfügt über Schwenkflügel, d​eren Pfeilung v​on 16° für geringere Geschwindigkeiten b​is zu 72° für d​en Hochgeschwindigkeitsflug verstellbar ist. Die Winkelstellung d​er Tragflächen k​ann dabei manuell d​urch den Piloten o​der automatisch d​urch den Bordcomputer a​n die Flugbedingungen angepasst werden. Ab d​en Versionen MiG-23M u​nd MF w​urde die Profiltiefe d​er schwenkbaren Tragflächen erhöht. Damit d​iese sich b​ei geringer Pfeilung a​n die starre Nasenkante d​es Tragflügelkastens anpassen, w​urde das innere Ende d​er Tragflächennasenkante m​it einem Sägezahn versehen. Bei zurückgeschwenkten Tragflächen erzeugen d​iese kräftige Wirbel, welche d​ie Anströmung u​nd damit d​ie Steuerung b​ei Flugmanövern verbessern. Vorflügel befinden s​ich an d​er Nasenkante d​er schwenkbaren Tragflächen, genauso w​ie das dreiteilige Klappensystem a​n der Hinterkante, d​as für d​en Betrieb a​uf kurzen Start- u​nd Landebahnen erforderlich ist. Zusätzlich s​ind auf d​er Oberseite d​er schwenkbaren Tragflächen Spoiler vorhanden.

Das Leitwerk d​er MiG-23 i​st wie d​as Ende e​ines Dartpfeiles ausgelegt. Das Seitenleitwerk i​st für d​en Hochgeschwindigkeitsflug s​tark nach hinten gepfeilt u​nd hat e​ine weit n​ach vorne verlängerte Nasenkante. Unterhalb d​es Rumpfes befindet s​ich eine Kielflosse z​ur Verbesserung d​er Stabilität. Um b​ei der Landung ausreichende Bodenfreiheit z​u bekommen, w​ird diese b​eim Ausfahren d​es Fahrwerks automatisch a​uf die Steuerbordseite geklappt. Wie d​as restliche Leitwerk i​st auch d​as Höhenruder s​tark nach hinten gepfeilt. Um b​ei zurückgeschwenkten Tragflächen e​inen ausreichenden Zwischenraum z​u bekommen, s​ind die Höhenleitwerke w​eit hinten a​m Rumpf angebracht. Die hydraulisch angetriebenen Höhenleitwerksflossen können n​icht nur gleichsinnig a​ls Höhenruder angesteuert werden, sondern a​uch differentiell a​ls Querruder.

Ausrüstung

Solche Schleudersitze des Typs KM-1 wurden in der MiG-21 und MiG-23 verwendet (Technik-Museum Speyer).
  • Bordradar RP-23 (Monopuls-System; Doppler) Reichweite bis zu 90 Kilometer, Übersichtsmodus, Zielbegleitung/-beleuchtung auf Verfolgungs-, Schnitt- und Gegenkurs, Look-Down-Fähigkeit/Shoot-down-Fähigkeit; mögliche Zielbekämpfung / Zielbegleitung bis acht Kilometer über und fünf Kilometer unter der eigenen Flughöhe; Bekämpfungsentfernung abhängig vom Zielkurs, zahlreiche Modi zur Arbeit bei verschiedensten Störungen
  • Infrarot-Peiler TP-23 (passiver IR-Detektor), Reichweite 20 bis 30 Kilometer, ermöglicht gedeckte Annäherung und Zielzuweisung für Luft-Luft-Raketen (auch halbaktive) ohne Zielbeleuchtung.
  • Optisches Visier für Einsatz der R-60; R-73 – Auslenkung der Zielsuchköpfe bis zu 60 Grad aus Längsachse; elektronische Berechnung des Vorhaltes für Kanone und automatischer sowie manueller Bombenwurfmodus für ballistische und fallgebremste Bomben.
  • Blickfelddarstellung SEI zur Darstellung der wichtigsten Flug- und Zielparameter in Zusammenarbeit mit Radar, Wärmepeiler und optischem Visier.
  • Radarwarnsystem aus allen Richtungen.
  • Automatische Überwachung und Begrenzung des Anstellwinkels (SOUA).
  • Autopilot mit Betriebsmodus Dämpfung, Stabilisierung, Rückführung aus beliebiger Fluglage, Rückführung aus gefährlicher Flughöhe, Zusammenarbeit mit Navigations- und Waffensystem möglich.
  • Automatischer Waffenrechner zur Zielzuweisung an das Waffensystem (unter anderem Auswahl der optimalen Rakete).
  • Automatisches Leitsystem Lasur 6 ermöglicht gegen Funkstörungen und Abhören gesichertes Leiten an das Ziel ohne Funk.
  • Navigations-/ILS-System RSBN-6S – Kombination aus Drehfunkfeuer-Rechnersystem mit Zielpunktprogrammierung und automatischem Instrumentenlandesystem für den Einsatz bis zum Wetterminimum 100 Meter Wolkenuntergrenze/1 Kilometer Sicht.
  • Funkhöhenmesser
  • Freund-Feind-Kennungsgerät

Bewaffnung

Waffenanlage einer MiG-23: Bodenwanne mit Maschinenkanone GSch-23 und Magazin

Festinstallierte Bewaffnung i​m Bug

Waffenzuladung v​on 4000 kg a​n sieben Außenlaststationen

Luft-Luft-Lenkflugkörper

  • 4 × BD-60-21U-Startschienen für je 1 × Wympel R-3S (AA-2 „Atoll“) – infrarotgelenkt, selbstzielsuchend für Kurzstrecken
  • 4 × APU-13U2-Startschienen für je 1 × Wympel R-3R (AA-2-2 „Advanced Atoll“) – halbaktiv, radargelenkt für Kurzstrecken
  • 2 × APU-60-2-Doppelstartschienen für je 2 × Wympel R-60MK (K-60 bzw. AA-8 „Aphid“) – infrarotgesteuert, selbstzielsuchend für Kurzstrecken
  • 4 × P-12-1-D-Startschienen für je 1 × Wympel R-73E (AA-11 „Archer“) – infrarotgesteuert für Kurzstrecken
  • 4 × APU-23M1-Startschienen für je 1 × Wympel R-23/R-24T (AA-7 „Apex“) – infrarotgelenkt, selbstzielsuchend für Mittelstrecken
  • 4 × APU-23M-Startschienen für je 1 × Wympel R-23/R-24R (AA-7 „Apex“) – halbaktiv, radargelenkt für Mittelstrecken

Externe Behälter

Luft-Boden-Waffen der MiG-23BN

Luft-Boden-Lenkflugkörper

  • 2 × APU-68UM3-Startschiene für je 1 × Swesda Ch-25 (AS-10 „Karen“) – funkgesteuerter Luft-Boden-Lenkflugkörper (Lenkanlage: DELTA)
  • 2 × APU-68UM-Startschiene für je 1 × Swesda Ch-23M (AS-7 „Kerry“) – funkferngesteuerte Luft-Boden-Lenkflugkörper (Lenkanlage: DELTA)

Ungelenkte Luft-Boden-Raketen

  • 4 × UB-32-A73-Raketen-Rohrstartbehälter für je 32 × ungelenkte Luft-Boden-Raketen S-5; Kaliber 57 mm
  • 4 × B-8M1-Raketen-Rohrstartbehälter für je 20 × ungelenkte Luft-Boden-Raketen S-8; Kaliber 85 mm
  • 4 × APU-68UM3-Startschiene für eine ungelenkte S-24B-Luft-Boden-Rakete; Kaliber 240 mm

Ungelenkte Freifall-Bomben

befestigt a​n vier Mehrfachträgern v​om Typ MBD-2-67-U (vier FAB-100 j​e Mehrfachträger); zusätzlich jeweils einmal l​inks und rechts a​m Heckträger D-3U-1A; Die Bombenschlösser a​ller Mehrfachträger bzw. d​er beiden Heckträger s​ind „pyrotechnische Schlösser“, s​ie müssen v​or dem Anhängen e​iner Bombe m​it einer o​der zwei Pyropatronen (Typ PPL) bestückt werden, d​ie zum Öffnen d​es Bombenschlosses elektrisch gezündet werden. Die entstehenden Heißgase öffnen z​um einen d​en Mechanismus d​es Bombenschlosses u​nd wirken parallel d​azu auf e​inen Pyrostößel, welcher d​er Bombe e​inen zusätzlichen Impuls verleiht u​nd zur sogenannten „Zwangstrennung d​er Außenlast“ führt.

FAB-250/500 können a​uch mit e​inem Bremsschirmcontainer hinter d​em Leitwerk ausgerüstet werden, d​er über e​inen separaten elektrischen Zünder i​m Abwurfmoment zeitverzögert auslösbar ist; 1 × je Rumpfträger rechts u​nd links; j​e zwei FAB-250 bzw. FAB-500 hintereinander a​n den beiden Mehrfachträgern v​om Typ MBD-3 (diese Mehrfachträger müssen z​uvor gegen d​ie beiden Standardträger v​om Typ BD-3-23 a​m festen Teil d​er Tragfläche ausgetauscht werden);

Nach d​em Wechsel d​er beiden Standard-Rumpfträger d​es Typs BD-3-23 g​egen die Spezialträger BD-3-66 k​ann eine taktische Kernwaffe m​it bis z​u 30 Kilotonnen Sprengkraft j​e Spezialträger transportiert werden. Unterschiedliche automatische Bombenabwurfmanöver für konventionelle Bomben bzw. Kernwaffen werden über d​en Ziel-Navigationskomplex (Waffenrechner) v​om Typ SOKOL realisiert.

Externe Behälter

  • 3 × Zusatztank für 800 Liter Kerosin. Unter dem schwenkbaren TF-Teil konnten bei einer Pfeilung von 16° nur zwei Kraftstoffzusatzbehälter von je 800 Litern befestigt werden, die einschließlich des fest am ZB-Körper angebauten Trägers „abgeschossen“ werden müssen, bevor die Flügelpfeilung auf 45°-Manöverstellung bzw. 72°-Hochgeschwindigkeits-Stellung verändert werden konnte. Der „Abschuss“ jedes Kraftstoffzusatzbehälters von den Tragflächen wird durch die Heißgase einer elektrisch gezündeten Pyropatrone des Typs EPU-253 ausgelöst.
  • 2 × UPK-23-250-Behälter für je eine 23-mm-Maschinenkanone Grjasew-Schipunow GSch-6-23 mit 250 Schuss Munition (23-mm-Splitter-Spreng- und Panzer-Brand-Geschosse) für beide oberen Standard-Aufhängungen vom Typ BD-3-23 unter dem festen Tragflächenteil.

Sonstiges

Eine libysche MiG-23 mit einer US-Navy-F-4J Phantom II über der großen Syrte im August 1981
  • Eine MiG-23 des JG-9 erreichte Anfang der 1980er-Jahre über Trassenheide beim Anflug auf den Flugplatz Peenemünde Überschallgeschwindigkeit; im Ortskern von Trassenheide entstanden durch die Druckwelle umfangreiche Zerstörungen.
  • Eine führerlose sowjetische MiG-23 stürzte am 4. Juli 1989 in Belgien ab. Während des Starts der sowjetischen Maschine in Polen ließ die Triebwerksleistung im kritischen Abschnitt des Steigfluges gefährlich nach. Die Bodenleitstelle befahl dem Piloten, sich mit dem Schleudersitz zu retten, es wurde mit einem sofortigen Absturz der Maschine gerechnet. Stattdessen stabilisierte sich die Maschine, unter anderem durch die veränderte Schwerpunktlage (fehlender Schleudersitz, Cockpithaube, Pilot) von selbst. Das Flugzeug flog daraufhin ohne Pilot etwa 900 Kilometer weiter westwärts.[9] Dabei erreichte es seine Dienstgipfelhöhe mit seiner Konfiguration (gespreizte Flügel) auf 12.000 Metern. Über Deutschland wurde es von NATO-Flugzeugen begleitet und stürzte vor deren Eingreifen in Belgien ab. Beim Absturz auf ein Wohnhaus kam ein 18-jähriger Mann ums Leben. Belgien kritisierte, dass die Sowjets während der ganzen Flugzeit niemandem Informationen über die Maschine weiter gegeben hätten.[10] Vertreter der sowjetischen Luftstreitkräfte sowie der Pilot besuchten Belgien und entschuldigten sich. Die UdSSR leistete eine Entschädigungszahlung. Der Zwischenfall hatte keine politischen Folgen, da es sich offensichtlich um einen technischen Fehler handelte.
  • Am 13. September 1990 stürzte eine MiG-23ML des JG 9 in Peenemünde während einer Vorführung vor Mitgliedern des Verteidigungsausschusses des Bundestages ab. Der Pilot wurde dabei getötet.
  • Am 22. Dezember 1992 stieß eine MiG-23 der libyschen Luftwaffe beim Anflug auf Tripolis mit einer Boeing 727 der Libyan Arab Airlines zusammen. 157 Menschen starben.
  • Während eines Schaufluges über dem Luftwaffenstützpunkt Matiga stürzte am 7. Oktober 2009 eine zweisitzige libysche MiG-23 ab. Beide Piloten kamen ums Leben.[11]
  • Im US-Spielfilm Jet Pilot (1953/1957, dt. Düsenjäger) stellte eine Convair XF-92A einen fiktiven sowjetischen Jet dar. Dieser trug deutlich sichtbar die Kennung MiG 23, hatte aber keine Ähnlichkeit mit der erst 10 Jahre später gebauten realen MiG-23.

Literatur

  • Jefim Gordon: MiG-23/27 Flogger Soviet Swing-Wing Fighter/Strike Aircraft. Midland Publishing, Earl Shilton 2005, ISBN 1-85780-211-X.
  • Thomas Hentschel: Die Entwicklung sowjetischer/russischer Jägerradare (1939–2003). Band 1 und Band 2. Eigenverlag Th. Hentschel, 2004.
  • de Agostini: AIRCRAFT, Die neue Enzyklopädie der Luftfahrt. TOPIC Verlag, München/ Karlsfeld 1992, S. 289–299, S. 2526–2532.

Siehe auch

Commons: MiG-23 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bulgaria. deagel.com. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  2. India decommissions last MiG-23 ground support aircraft. (Memento vom 9. März 2009 im Internet Archive) rian.ru, 3. Juni 2009. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  3. Last Flight of the MiG-23 BN. (Memento vom 19. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) bharat-rakshak.com. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  4. НАИБОЛЕЕ РАСПРОСТРАНЕННЫЕ МОДЕЛИ БОЕВЫХ САМОЛЕТОВ (Translation: The Most common models of combat aircraft) (russisch). commi.narod.ru. Abgerufen am 28. Januar 2011.
  5. Joel Brinkley: Syrian pilot of MIG-23 is said to defect to Israel. In: The New York Times. 12. Oktober 1989. Abgerufen am 12. Mai 2010.
  6. David A. Fulghum: MiGs in Nevada. In: Aviation Week & Space Technology. 27. November 2006.
  7. Suchoi: MiG-23
  8. Der Held vom Ganges – Schwenkflügler MiG-23B/BN und MiG-27. In: FliegerRevue. Mai 2009, S. 26–29.
  9. Incident overview from Eastern Wings
  10. Belgians Protest to Soviets Over Crash of Derelict MIG (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive)
  11. RIA Novosti: Kampfjet-Absturz in Libyen. (Memento vom 12. Oktober 2009 im Internet Archive) 7. Oktober 2009.
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