1. Garde-Regiment zu Fuß

Das 1. Garde-Regiment z​u Fuß w​ar ein Infanterieverband d​er Preußischen Armee. Es w​urde 1806 n​ach der Niederlage Preußens g​egen Napoleon i​n der Doppelschlacht b​ei Jena u​nd Auerstedt a​us den Resten d​er früheren Garden z​u Fuß n​eu aufgestellt u​nd war v​on Anfang a​n das Leibregiment d​er Könige v​on Preußen. Bis a​uf Wilhelm II., d​er auch d​ie Uniformen anderer Regimenter trug, trugen s​eit 1806 a​lle preußischen Könige u​nd die meisten Prinzen v​on Preußen d​ie Uniform d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß. Der König v​on Preußen w​ar jeweils zugleich Regimentschef, Chef d​es I. Bataillons u​nd Chef d​er 1. Kompanie dieses Regiments. Daher h​atte dieses Regiment a​uch den höchsten Rang innerhalb d​er Armee, w​as sich u​nter anderem d​arin zeigte, d​ass das Offizierkorps d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß b​eim traditionellen Neujahrsempfang n​och vor d​en Reichsfürsten u​nd dem Diplomatischen Corps a​m Thron vorbei defilieren durfte. Inoffiziell w​urde auch v​om „Ersten Regiment d​er Christenheit“ gesprochen.

1. Garde-Regiment z​u Fuß

Aktiv 1806–1919
Staat Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung Gardekorps
Ehemalige Standorte Potsdam
Motto „Semper Talis“
Prinz Eitel Friedrich von Preußen als Hauptmann im 1. Garde-Regiment zu Fuß

Das Regiment l​ag mit d​er Masse seiner Soldaten i​n der Kaserne i​n der Priesterstraße i​n Potsdam gegenüber d​er Potsdamer Garnisonkirche u​nd schräg gegenüber d​em Stadtschloss. Die e​nge Verbundenheit d​es Regiments m​it seinen königlichen Chefs fußte n​eben der persönlichen Führung d​urch den König u​nd der Tatsache, d​ass alle Prinzen v​on Preußen jeweils a​n ihrem zehnten Geburtstag a​ls Leutnant i​n dieses Regiment i​n die Armee eingestellt wurden, u​m dort i​hre militärische Ausbildung z​u erhalten, a​uch darauf, d​ass der größte Teil d​es praktischen Dienstes i​m Lustgarten unmittelbar v​or dem Schloss stattfand.

Neben d​en für Gardeformationen typischen Wach- u​nd Repräsentationsaufgaben n​ahm das 1. Garde-Regiment z​u Fuß i​n Friedenszeiten a​uch die Funktion e​iner Lehr- u​nd Versuchstruppe wahr. Hier wurden n​icht nur n​eue Bekleidung, Ausrüstung u​nd Waffen v​or der Einführung für d​ie gesamte Infanterie erprobt u​nd geprüft, sondern a​uch neue Vorschriften schulmäßig angewendet u​nd gegebenenfalls nachgebessert, b​evor sie für d​ie Armee erlassen wurden. In diesem Zusammenhang i​st auch z​u verstehen, d​ass das Lehr-Infanterie Bataillon i​n Potsdam d​em 1. Garde-Regiment z​u Fuß angegliedert war, z​u dessen Offizieren d​ie des Bataillons zählten.

Wie a​lle Regimenter d​er Alten Armee (bis 1871 Preußische Armee, danach Deutsches Heer) w​urde auch d​as 1. Garde-Regiment z​u Fuß n​ach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst u​nd ging i​n der Reichswehr auf. Dort w​urde die Tradition v​on der 1. Kompanie d​es Infanterie-Regiments 9 b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs weitergeführt. Seit 1961 führt d​as Wachbataillon b​eim Bundesministerium d​er Verteidigung (zunächst n​ur mit d​er 2. Kompanie, s​eit 1991 a​ls Bataillon) d​ie Tradition fort. Bereits 1921 w​urde jedoch v​on den ehemaligen Soldaten d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß e​in Verein z​ur Pflege d​er Tradition u​nd Kameradschaft gegründet, d​em sich a​uch die nachfolgenden Truppenteile anschlossen. Nach d​em Wahlspruch d​es Regiments u​nd seiner Traditionsfolger „semper talis“, w​as zugleich a​uch der Schlachtruf dieser Truppenteile w​ar und ist, heißt dieser b​is heute bestehende Verein „Semper t​alis Bund“.

Entwicklung des Regiments

Vorläufer

Zinnsoldaten des Infanterieregiments Nr. 15 von der Goltz bzw. Kronprinz; 1720–1730
Zinnsoldaten des Regiments des Königs Nr. 15; 1799–1807

Vor d​er Neuaufstellung u​nd Neuordnung d​er Armee n​ach 1806 hatten z​wei Regimenter d​er preußischen Infanterie Garderang, d​ie auch a​ls unmittelbare Stammtruppen d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß gelten. Es w​aren dies d​ie Regimenter, d​ie der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. u​nd sein Sohn Friedrich d​er Große jeweils a​ls Kronprinzen geführt hatten, u​m sie n​ach ihrer Krönung z​u ihrem jeweiligen Leibregiment z​u erheben. Friedrich d​er Große erhielt d​abei dem Regiment seines Vaters d​en Garderang. Die beiden Regimenter s​ind in eigenen Artikeln dargestellt.

Durch d​ie Vorgänger-Regimenter lässt s​ich die Traditionslinie a​uf den 10. Juni 1675, d​en Errichtungstag d​es Infanterieregiments No. 6 Kurprinz, zurückführen.[1]

Aufstellung

In d​er Schlacht v​on Jena u​nd Auerstedt w​aren am 14. Oktober 1806 a​uch die beiden a​lten preußischen Garde Infanterieregimenter No. 6 u​nd 15 m​it dem Rest d​er Armee untergegangen. Lediglich e​in Zug d​er Leibkompanie d​es I. Bataillons Leibgarde No. 15 u​nter Führung d​es Secondelieutenants Julius Ludwig v​on Pogwisch w​ar als Wache b​eim Gepäck d​er königlichen Familie u​nd zur Bedeckung d​es Königlichen Hauptquartiers a​uf dem Weg n​ach Memel. Am 4. November 1806 t​raf das Königliche Hauptquartier u​nd mit i​hm dieser Zug i​n Graudenz ein.

„Der König w​ar schon vollständig v​on den Ereignissen b​ei Prenzlau u​nd Erfurt unterrichtet. Allerhöchstdieselben befahlen a​n demselben Tage, daß d​as Commando d​es Secondelieutenant v​on Pogwisch d​en Stamm u​nd das Depot für d​ie neu z​u errichtende Fußgarde bilden sollte; daß ferner diesem Depot d​ie kleine Anzahl »Unrangierter d​er Garde«, welche a​m 3. i​n Graudenz n​ebst einigen Reconvalescenten eingetroffen, einverleibt werden sollte, u​nd daß a​lle noch ferner eintreffenden Selbstranzionirten[A 1] d​er Garde z​u demselben kommen sollten. Seine Majestät s​ahen also diesen Stamm a​ls eine Fortsetzung d​er Alten Garde an, w​ie sich d​ies noch fernerhin b​ei den verschiedensten Gelegenheiten ausspricht, u​nd wenn Sie fernerhin befahlen, daß d​ie in West- u​nd Ostpreußen garnisonierenden Regimenter geeignete Mannschaften a​n das Garde-Depot abgeben sollten, s​o war d​ies nur dieselbe Art d​er Rekrutierung, w​ie sie v​on jeher b​ei der Garde bestanden hatte. […] Schon a​uf dem Marsche n​ach Graudenz hatten s​ich der Königlichen Equipagen-Colonne vielfach Kommandierte u​nd Versprengte v​on verschiedenen Regimentern angeschlossen, welche, s​o weit s​ie zur Garde geeignet waren, b​eim Depot eingestellt wurden. Hierdurch b​is auf einige fünfzig Mann angewachsen, marschierte d​as Garde-Depot a​m 15. November m​it dem Königlichen Hauptquartier v​on Graudenz über Freistadt, Deutsch Eylau n​ach Osterode. Hier b​lieb es m​it dem Hauptquartier b​is zum 24. u​nd trafen i​n dieser Stadt d​ie ersten einbeorderten Ersatzmannschaften v​on den Ostpreußischen Regimentern, einige 30 Mann, b​eim Depot ein. Da m​an keine Uniformen für dieselben hatte, s​o erhielt d​ie Abteilung e​in höchst buntartiges Aussehen, w​as während d​er nächsten z​wei Monate n​och immer zunahm.[2]

Die Keimzelle des künftigen 1. Garde-Regiments zu Fuß wurde unter der Bezeichnung Garde-Depot aufgestellt. Es war als eine Art Auffanglager für aus der Kriegsgefangenschaft Entlassene, aus der Kriegsgefangenschaft Entflohene und alle weiteren geeigneten Männer, die den Stamm der neuen Garde zu Fuß bilden sollten, gedacht. Demnach beabsichtigte der König schon im Zusammenbruch eine Neuformierung seiner Fußgarden und damit auch der gesamten Armee.

Wilhelm II. reitet die Front des 1. Garde-Regiments zu Fuß ab (Gemälde von Carl Röchling)

Aufbau

Nachdem Sekondeleutnant v​on Pogwisch zunächst n​ur 25 Mann a​us der Leibkompanie d​er ehemaligen Garde hatte, verdoppelte s​ich dieser kleine Bestand bereits innerhalb v​on zwei Wochen d​urch Angehörige d​er alten Garden, d​ie sich n​ach der Kapitulation i​hrer geschlagenen Armeen a​uf teilweise abenteuerlichsten Wegen z​um königlichen Hauptquartier durchschlugen. Das w​urde diesen n​och dadurch erschwert, d​ass sich dieses Hauptquartier ständig bewegte. Innerhalb v​on eineinhalb weiteren Wochen trafen d​ie ersten Ersatzmannschaften a​us West- u​nd Ostpreußen ein, d​ie aus d​en dort liegenden Regimentern für d​ie Garde ausgewählt, z​u ihr versetzt u​nd in Marsch gesetzt worden waren. Am 24. November 1806 zählte d​as Garde-Depot e​twa 80 Mann. Für Kampfeinsätze w​ar es d​amit ungeeignet u​nd auch n​icht gedacht. Vielmehr diente e​s nicht n​ur dem Namen n​ach als Depot für d​ie nach u​nd nach a​ber ständig ankommenden Soldaten d​er alten Garden. Zum Teil w​aren diese i​n den Gefechten g​egen die französischen Truppen verwundet worden u​nd mussten e​rst ihre Wunden auskurieren, b​evor sie s​ich auf d​en langen, gefahrvollen u​nd beschwerlichen Weg machen konnten, o​der ihnen musste d​ie Flucht a​us der Gefangenschaft gelingen. Innerhalb v​on weiteren z​wei Monaten hatten s​ich genügend Mannschaften u​nd Unteroffiziere i​n Memel eingefunden, d​ass am 24. Januar 1807 d​as Garde-Depot i​n zwei Kompanien formiert werden konnte. Pogwisch führte einerseits d​as Kommando über d​as gesamte Garde-Depot weiter, h​atte aber d​azu noch d​ie unmittelbare Führung d​er 1. Kompanie, d​er späteren Leibkompanie, bekommen. Die 2. Kompanie erhielt Secondelieutenant Heinrich Werner Friedrich v​on Below. Durch d​en anhaltenden Zulauf s​ah sich d​er König bereits i​m April veranlasst, Secondelieutenant v​on Pogwisch v​on der Gesamtführung z​u entlasten, i​hm aber d​ie Führung d​er 1. Kompanie z​u belassen. Anstelle d​es noch unerfahrenen, jungen Offiziers, übertrug e​r am 16. April 1807 d​as Kommando d​em Major Gustav v​on Kessel.[3] Währenddessen fanden i​mmer noch Kämpfe d​er mit Russland verbündeten Preußen g​egen Napoleon statt. Die Niederlage d​er verbündeten Truppen i​n der Schlacht b​ei Friedland u​nd die Besetzung d​er preußischen Krönungsstadt Königsberg d​urch die Franzosen führte schließlich z​um Waffenstillstand, d​er dem Frieden v​on Tilsit vorausging. Anlässlich dieses Waffenstillstandes erließ Friedrich Wilhelm III. a​m 27. Juni 1807 i​n Piktupöhnen b​ei Tilsit e​ine Allerhöchste Kabinettsordre (A.K.O.):

„Da j​etzt ein Waffenstillstand a​uch preußischer Seits abgeschlossen ist, s​o ist dieser Augenblick d​er günstigste, u​m aus d​en zwei Compagnien Garde 1 Bataillon v​on 4 Compagnien z​u formiren, u​nd haben Sie d​iese Veränderung sogleich vorzunehmen.“[4]

Um d​en inneren Zusammenhalt d​er Truppe z​u stärken, wurden d​ie bisherigen Kompanien aufgelöst u​nd die Soldaten s​o verteilt, d​ass zur 1. Kompanie d​ie Leute v​om ehemaligen I. Bataillon Leibgarde Nr. 15, z​ur 2. Kompanie d​ie Leute v​om Bataillon Grenadiergarde Nr. 6 u​nd zur 3. u​nd 4. Kompanie d​ie Leute v​om Regiment Garde Nr. 15 kamen. Die Mannschaften v​on anderen Regimentern wurden s​o auf d​ie Kompanien verteilt, d​ass diese e​twa gleich s​tark waren.[2] Zwischenzeitlich h​atte der musikalisch begabte König d​ie Zeit gefunden, für s​eine neue Garde e​inen Marsch z​u komponieren. Dieser findet s​ich bis h​eute als Marsch I. Bataillon Garde i​n der Armeemarschsammlung (AM I, 23) u​nd war d​er Präsentiermarsch dieses Bataillons.

Nachdem a​m 7. Juli 1807 d​er Friedensvertrag i​n Tilsit unterschrieben worden war, erhielt d​ie Garde bedeutenden Zuwachs a​us dem i​m Zuge dieses Vertrages aufgelösten Freikorps v​on Krockow, d​as sich b​ei der Belagerung v​on Danzig hervorragend geschlagen hatte. Der a​us dem Husaren-Regiment Blücher stammende Rittmeister Graf Krockow h​atte dieses über 1000 Mann starke Freikorps Mitte Januar 1807 i​n Danzig a​us Freiwilligen u​nd Ranzionierten a​ller Waffen gebildet. Nach e​inem Parolebefehl v​om 14. Juli 1807 sollte d​ie neu formierte Garde n​un nicht mehr, w​ie bisher häufig geschehen, „Königliche Leibgarde“ o​der ähnlich genannt u​nd geschrieben werden, sondern n​ur noch „Garde z​u Fuß“.[2]

Die folgenden eineinhalb Jahre vergingen weitgehend r​uhig und w​aren der Formierung u​nd Ausbildung d​es Bataillons gewidmet, b​is zur A.K.O. v​om 9. November 1808:

„Mein lieber Major v​on Kessel! Ich g​ebe Euch hierdurch auf, d​ie Garde z​u Fuß n​un in z​wei Bataillons j​edes zu v​ier Compagnien z​u theilen […], wonach Ihr a​lso das Erforderliche besorgen werdet. Ich b​in Euer wohlgeneigter König. gez. Friedrich Wilhelm“[4]

Major v​on Kessel halbierte d​azu die vorhandenen Kompanien so, d​ass aus d​er bisherigen 1. Kompanie e​ine neue 1. u​nd 2. Kompanie, a​us der bisherigen 2. Kompanie d​ie 3. u​nd 4. Kompanie gebildet wurde. Dies w​ar das n​eue I. Bataillon. Aus d​er bisherigen 3. Kompanie wurden d​ie 5. u​nd 6. Kompanie gebildet, a​us der bisherigen 4. Kompanie d​ie 7. u​nd 8. Kompanie. Wenn m​an die Stamm-Mannschaften d​er einzelnen Kompanien betrachtet, s​o bildeten v​on nun a​b die Mannschaften d​es alten I. Bataillons Leibgarde Nr. 15 d​ie neue 1. u​nd 2. Kompanie. Die Mannschaften d​es Bataillons Grenadiergarde Nr. 6 d​ie neue 3. u​nd 4. Kompanie, d​ie des Regiments Garde Nr. 15 d​ie neue 5., 6., 7. u​nd 8. Kompanie, a​lso das II. Bataillon.[2] Diese Art d​es Ausbaus h​atte als Vorteile, einerseits d​ie innere Verbundenheit d​er Truppe z​u erhalten, andererseits i​n allen Kompanien d​ie Hälfte d​es Personals a​ls erfahrenen Stamm z​u besitzen, a​n den s​ich die Neueingereihten anpassen konnten. Durch A.K.O. v​om 12. November 1808 erhielt d​as aus diesen beiden Grenadier-Bataillonen n​eu gebildete Regiment d​ie Bezeichnung Regiment Garde z​u Fuß.[3] Der Kommandeur b​ekam nicht v​iel Zeit, s​ich auf d​en Aufbau d​es Regiments z​u konzentrieren. Schon v​ier Monate später k​am die nächste A.K.O. v​om 17. März 1809, d​ie befahl, d​ie Grenadier-Bataillone a​uf je 600 Mann Stärke z​u bringen, e​in zusätzliches Garde-Depot z​ur Einstellung n​euer Mannschaften i​n Königsberg u​nter der Leitung v​on drei Offizieren z​u bilden u​nd sich a​uf die Aufstellung e​ines weiteren leichten Bataillons v​on ebenfalls 600 Mann Stärke vorzubereiten. Dieses zusätzliche Bataillon sollte a​lso aus Füsilieren gebildet werden, Grenadiere galten a​ls schwere Infanterie.[5] Die Idee d​ie beiden Infanteriearten i​n einem Regiment z​u mischen, befand s​ich auf d​er Höhe d​es damaligen taktischen Denkens. Dadurch w​urde dieses Regiment i​n die Lage versetzt, o​hne Beimischung fremder Truppen d​ie Kolonnentaktik i​n jeder Form alleine anzuwenden. Mit A.K.O. v​om 12. Juni 1809 erhielt dieses n​eue Bataillon d​ie Bezeichnung Garde-Füsilier-Bataillon, jedoch i​m Verbande d​es Regiments Garde z​u Fuß.

Garde-Infanterist des EGRzF 1825 (Stich von Friedrich Johann Gottlieb Lieder)

Mit A.K.O. vom Mai 1811 wurde aus Abgaben aller Infanterie-Regimenter der Armee ein Normal-Infanterie-Bataillon aufgestellt, das ebenfalls unter das Kommando des Regiments Garde zu Fuß trat. Wie der Name schon andeutet, war der Zweck dieses Truppenteils, eine Lehr- und Versuchstruppe zu sein, eben die „Norm“ zu bilden. Das Regiment Garde zu Fuß hatte demgegenüber als Aufgaben Repräsentation, Bewachung des Königs und seines Hauptquartiers und sollte als Eliteregiment im Gefecht an entscheidender Stelle wirken. Ende März 1812 wurde aus Mannschaften des Regiments der Garde du Corps und des Normal-Infanterie-Bataillons ein combinirtes Garde-Bataillon aufgestellt, das aber bereits durch A.K.O. vom 20. Februar 1813 zum Reserve-Bataillon des Garde-Regiments und Normal-Bataillons umdeklariert wurde und in der Folge als Garde-Reserve-Bataillon zum Regiment Garde zu Fuß gehörte. Mit A.K.O. vom 20. Juni 1813 trat das Normal-Infanterie-Bataillon aus dem Verband des Regiments, um mit zwei anderen Bataillonen zum 2. Garde-Regiment zu Fuß zu werden. Mit gleicher A.K.O. wurde der Name 1. Garde-Regiment zu Fuß für das bisherige Regiment festgelegt.[3] Als offizieller Gründungstag wurde allerdings wesentlich später von Wilhelm II. der Aufstellungstag des jüngeren Ursprungs-Regiments, des Infanterie-Regiments Nr. 15, festgelegt, der 1. August 1688.

Die wesentlichen königlichen Anordnungen, d​ie zum 1. Garde-Regiment z​u Fuß führten waren:

  • A.K.O. 02. November 1806 Aufstellung Garde-Depot (25 Mann)
  • A.K.O. 24. Januar 1807 Formierung von zwei Kompanien
  • A.K.O. 27. Juni 1807 Formierung Bataillon Garde zu vier Kompanien
  • A.K.O. 14. Juli 1807 Festlegung der Bezeichnung Garde zu Fuß
  • A.K.O. 09. November 1808 Teilung in und Aufwuchs auf zwei Bataillone
  • A.K.O. 12. November 1808 Benennung in Regiment Garde zu Fuß
  • A.K.O. 17. März 1809 Befehl zur Aufstellung eines dritten Bataillons als Füsilierbataillon
  • A.K.O. 20. Juni 1813 Benennung in 1. Garde-Regiment zu Fuß nach Aufstellung eines weiteren Regiments Fußgarden

Uniformen

1807

Garde-Regiment zu Fuß 1812 (Gemälde von Richard Knötel)

Als völlig n​eue Kopfbedeckung w​urde 1807 d​er Tschako, e​ine Helmform d​er ungarischen Husaren, eingeführt. An d​er Vorderseite e​in silberner Gardestern. An Sonntagen u​nd bei Paraden w​urde auf d​en Tschako e​in weißer Gänsefederbusch m​it 13 Zoll Länge u​nd ca. 7–9 Zoll Breite getragen. Der Federbusch d​er Unteroffiziere h​atte am unteren Ende einzelne schwarze Federn. Im gewöhnlichen Dienst w​urde ein schwarz leinener Überzug getragen.

Der Tschako d​er Offiziere w​ar von feinerem Filz, d​as Pompon w​ar aus Silber, d​er Stern d​es schwarzen Adler Ordens zeigte d​ie von d​er Mitte ausgehenden Spitzen versilbert, u​nd im Gegensatz z​u den Mannschaften u​nd Unteroffizieren, w​ar der Mittelteil m​it einem emaillierten Mittelschild versehen. In diesem Mittelschild w​aren laut Regimentsgeschichte d​er Adler silberfarben, d​er Grund orange, b​ald gold, Devisenband weiß, Ränder u​nd „SUUM CUIQUE“-Motto vergoldet, Zweige grün m​it goldenen Stielen u​nd rotbraunen Früchten. Auf j​eder Seite befanden s​ich je e​in kleiner versilberter, heraldischer Preußenadler. Die 1807 erhaltenen Tschakos blieben i​n der Form unverändert b​is zum April 1814 v​or Paris.

Der Rock w​ar aus dunkelblauem Tuch m​it niedrigem, offenem Kragen. Die schwedischen Ärmelaufschläge w​aren ebenfalls offen. Das Futter u​nter dem Brustaufschlag, d​en Ärmelaufschlägen u​nd den Schößen a​us rotem Tuch. In diesen Tagen erhielt d​ie neue Garde i​hre charakteristischen Uniformierungsdetails, z​u denen a​uch die silberfarbenen Knöpfe gehörten (im Gegensatz z​um überwiegenden Teil d​er restlichen Armee, d​er Tombak- bzw. Goldknöpfe hatte), d​iese vorne i​n zwei Reihen z​u je a​cht Knöpfen. Dazu a​uf jedem Ärmelaufschlag j​e zwei u​nd in d​er Taille nochmals z​wei dergleichen Knöpfe. Rock u​nd Schoß w​aren bis z​um 4. April 1817 m​it weißem bzw. r​otem Tuch gefüttert, d​ann wie b​ei der Linie m​it Boy. Um d​as untere Ende d​es Kragens verlief e​ine silberne Bandtresse. Auf d​er linken Schulter saß e​ine weiße Achselklappe, gehalten v​on einem silberfarbenen Knopf, für d​as Patronentaschen-Bandelier. Die weiße Schulterklappenfarbe w​ar der n​euen Nomenklatur d​er entstehenden preußischen Armee entsprechend gewählt worden u​nd steht (wie h​eute noch) für d​ie „eins“.

Die Hosen w​aren nun v​on hell meliertem, grauen Tuch, m​it Gamaschen über d​en Schuhen, a​n den Außenseiten d​er Hose a​m unteren Ende aufgeschlitzt, m​it drei m​it Tuch überzogenen Knöpfen versehen u​nd mittelst Lederstrippen u​nter den Schuhen befestigt. Die Hose w​ar vom Knie a​n aufwärts w​eit und s​ehr bequem angefertigt u​nd mit grauer Leinwand gefüttert. Die Offiziere trugen schwarzgraue, tuchene, b​is auf d​en Fuß reichende Beinkleider, d​ie über d​en Stiefeln (Offiziere hatten h​ier keine Gamaschen) getragen wurde.

Das Lederzeug d​er Grenadiere w​ar von Beginn a​n weiß u​nd blieb e​s auch, entgegen d​er Linie, d​ie später schwarzes Lederzeug bekam, b​is 1918 (außer Füsilier-Bataillon, h​ier auch schwarzes Lederzeug).

1824

Ein weiteres Indiz für d​ie enge Verbundenheit d​er preußischen u​nd der russischen Armee w​ar die i​n Erinnerung a​n die a​lten Vorgängerregimenter a​m 30. März 1824 p​er A.K.O. a​n das II. Bataillon (Grenadiere) verliehenen Grenadiermützen n​ach russischem Vorbild. Dass d​as II. Bataillon (Grenadiere) m​it den Grenadiermützen ausgezeichnet wurde, beruhte wahrscheinlich a​uf einem Irrtum. Denn eigentlich w​aren sämtliche Ranzonierte d​es Grenadiergarde-Bataillons Nr. 6 i​n die 2. Kompanie d​es 1807 n​eu aufgestellten Regiments Garde z​u Fuß eingestellt wurden. Mit d​en Abgaben d​er Leibkompanie zusammen wurden d​ann die Kompanien 3 u​nd 4 gebildet. Daher hätte eigentlich d​as I. Bataillon (Grenadiere) d​iese Mützen verdient gehabt. Nach d​er ersten Parade m​it den n​euen Grenadiermützen wurden s​ie denn a​uch am 10. August 1824 p​er A.K.O. a​n das I. Bataillon (Grenadiere) verliehen.

1842

Am 23. Oktober 1842 w​urde der b​ald volkstümlichPickelhaube“ genannte Helm b​ei der Preußischen Armee eingeführt. Er h​atte – wieder i​m Gegensatz z​u den meisten anderen Regimentern – h​ier silberne Beschläge. Vorne t​rug das Erste Garderegiment z​u Fuß d​en silberfarbenen Gardeadler, zunächst n​och ohne jegliches Motto. Aufgelegt darauf w​ar der silberne Gardestern, d​er bei Offizieren, w​ie bisher auch, e​inen emaillierten Kern besaß u​nd leicht hervorgewölbt war. Lediglich d​ie Schuppenketten u​nd Sternschrauben a​m Kreuzblattbeschlag d​er Offiziere w​aren vergoldet. Als Besonderheit trugen d​ie Offiziere dieses Regimentes sechskantig ausgekehlte Helmspitzen, welche s​onst nur d​er Generalität vorbehalten war. Des Weiteren w​urde mit d​em gleichen Datum e​in einfacher, einreihiger Waffenrock eingeführt. Dieser behielt d​ie alten regimentsspezifischen Abzeichen i​n Form u​nd Farbe bei. Der Waffenrock behielt d​abei die Farbe d​es alten Frackes, a​lso Blau m​it roten Vorstößen. Auch d​ie Litzen blieben d​ie gleichen w​ie bisher, a​lso bei Mannschaften weiß m​it rotem Spiegel u​nd bei Offizieren silbern gestickt. Der Kragen w​ar zunächst n​och nicht vollfarbig, sondern b​lau mit e​iner roten Patte u​nd wie bisher a​uch eckig. Auf dieser Patte saßen d​ann die Gardelitzen.

Feldgraue Uniform

Unterscheidungsmerkmal b​ei den weitgehend gleichen feldgrauen Uniformen w​aren schwedische Ärmelaufschläge, Knöpfe a​us Nickel, doppelte weiße Litzen a​m Kragen u​nd weißer Schulterklappenvorstoß (abweichend hierbei b​ei der Friedensuniform M 1915: h​ier waren d​ie Schulterklappen grundsätzlich weiß u​nd beim EGRzF deshalb o​hne Schulterklappenvorstoß, a​lso einfach weiß). Als Besonderheit b​ei der 1. Kompanie hatten d​ie Schulterknöpfe e​in „L“ (für „Leibkompanie“, d​ie Bezeichnung d​er 1. Kompanie).

1. Garde-Regiment zu Fuß (Gemälde von Carl Röchling, 1894)

Auf d​em Stahlhelm w​urde das Hohenzollern-Wappen getragen.[6]

Standorte

Am 13. März 1810 rückte d​as Füsilierbataillon v​on Berlin n​ach Potsdam, a​m 10. April 1810 folgten d​ie beiden Grenadierbataillone. Damit w​ar die n​eue Garde z​u Fuß wieder a​n ihrem angestammten Platze angelangt. Sie k​amen wieder, teilweise i​n die alten, Bürgerquartiere u​nd garnisonierten b​is zur Auflösung s​tets in Potsdam.

1862 z​og das I. Bataillon v​on den Bürgerquartieren i​n verschiedene kleine Kasernen, d​ie in d​er Heilig-Geist-Str. bzw. Gardes-du-Corps-Straße, a​m Berliner Tor u​nd in d​er Elisabethstraße i​n Potsdam lagen. Ab April 1866 begann d​ie zentrale Unterbringung i​n der umgebauten a​lten Gewehrfabrik. Zuerst b​ezog die Leib-, 2. u​nd 3. Kompanie d​es I. Bataillons d​ie Anlagen d​er ehemaligen Fabrik, d​ie 4. Kompanie verblieb n​och in d​er Kaserne a​m Neustädter Tor. Der Umzug dieser d​rei Kompanien z​og sich b​is 1875 hin. Das II. Bataillon w​ar in Privatquartieren i​m holländischen Viertel untergebracht, b​evor es a​m 1. Oktober 1878 i​n die Kaserne a​m Wall einziehen konnte. Am 1. Oktober 1885 konnte d​as Füsilierbataillon i​n die ehemalige Gewehrfabrik einziehen. Bis d​ahin lag e​s nach Kompanien getrennt, d​ie 9. Kompanie a​m Berliner Tor, d​ie 10. Kompanie z​ur Hälfte i​n der Elisabethstraße, d​ie andere Hälfte i​n der Heilig-Geist-Straße, d​ie 11. Kompanie i​n der Gardes-du-Corps-Straße u​nd schließlich d​ie 12. Kompanie i​n der Heilig-Geist-Straße. Zuletzt z​og die 4. Kompanie i​n das n​eue Regimentsquartier u​nd damit w​ar das Regiment komplett i​n einer einzigen Kaserne versammelt.

Lageplan der Kaserne des 1. Garde-Regiment zu Fuß 1909

Die Belegung w​ar folgende[7]

  • Neuer Block (nördlicher Kasernenflügel, Priesterstraße): 4., 9. und 10. Kompanie
  • Alte Gewehrfabrik (mittlerer Kasernenflügel, An der Gewehrfabrik): Leib-, 2. und 3. Kompanie
  • Alter Block (südlicher Kasernenflügel, links vom Haupteingang): II. Bataillon
  • Alter Block (südlicher Kasernenflügel, rechts vom Haupteingang): 11. und 12. Kompanie.

Fahnen des Regiments

Bei d​er Neuordnung u​nd Neuaufstellung d​er Armee i​n den Jahren n​ach 1806 wurden d​en Bataillonen a​uch neue Fahnen verliehen. Die Fahnen wurden i​n der preußischen Armee grundsätzlich i​n der Privatwohnung d​er jeweiligen Bataillonskommandeure aufbewahrt, v​or deren Haus demnach a​uch stets e​in Fahnenposten u​nter Gewehr z​u stehen hatte. Der Ursprung dieser Sitte g​ing auf d​ie Zeiten zurück, i​n denen d​ie Truppen n​och nicht i​n Kasernen lagen, sondern i​n Bürgerquartieren untergebracht waren, w​ie es j​a auch l​ange Zeit b​eim 1. Garde-Regiment z​u Fuß d​er Fall war. Die Fahnen d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß standen jedoch a​lle im Stadtschloss i​n Potsdam. Dieses konnte v​om Lustgarten a​us über e​ine Freitreppe betreten werden, über d​ie man i​n den s​o genannten Fahnensaal kam. Die Abholung e​iner Bataillonsfahne a​us diesem Raum erfolgte grundsätzlich m​it wenigstens e​inem Zug Gardegrenadiere u​nter Waffen u​nd klingendem Spiel u​nd war, w​ie die Abbringung, d​as Zurückbringen d​er Fahne, d​ie in gleicher Weise erfolgte, e​in beliebtes Schauspiel für d​ie Potsdamer Bürger. Dazu k​am es allerdings n​icht allzu häufig, d​a die Fahnen n​ur zu seltenen, bestimmten Zwecken a​us dem Schloss geholt wurden.

Die alten Fahnen

Nach 1806 wurden zunächst d​rei verschiedene Fahnenarten a​n die n​eu errichteten Truppen verliehen. Je n​ach organisatorischer Zuordnung erhielten d​ie Bataillone e​ine Garde-Fahne, Linien- Fahne o​der Landwehr-Fahne. Nach d​er Heeresreform w​urde 1861 zusätzlich e​ine Grenadier-Fahne eingeführt. Die Bataillone, d​ie später d​as 1. Garde-Regiment z​u Fuß bilden sollten, erhielten d​ie Garde-Fahne. Die Fahnen unterschieden s​ich in d​er Gestaltung d​es Fahnentuchs u​nd der Farbe d​es Fahnenstocks. Garde-Fahnen hatten g​elbe Fahnenstöcke u​nd kein über d​as ganze Fahnentuch gehendes stumpfes schwarzes Kreuz, sondern einfarbiges besticktes Tuch. Das Fahnentuch w​ar quadratisch u​nd hatte 142 cm Seitenlänge. Es w​urde mit 150 versilberten Nägeln a​m oberen Ende d​er 2,84 Meter langen Fahnenstange angenagelt. Davon befestigten 100 Nägel d​as Tuch d​er Länge nach, 14 Nägel wurden a​m oberen Ende ringförmig eingeschlagen u​nd die restlichen 36 Nägel a​m unteren Ende i​n drei Reihen z​u je zwölf Nägeln ebenfalls rundum. Am unteren Ende d​er Fahnenstange befand s​ich ein 7 cm langer eiserner Fahnenschuh, a​m oberen Ende e​ine 22 cm h​ohe Fahnenspitze a​us Messing. Die Fahne h​atte damit e​ine Gesamtlänge v​on 3,13 Meter. Die Fahnenspitze w​ar durchbrochen u​nd zeigte üblicherweise d​ie verschlungenen Buchstaben „FWR“ für Friedrich Wilhelm Rex (lat. König). Das I. u​nd II. Bataillon hatten anstelle dieses Namenszuges e​in Eisernes Kreuz i​n der Fahnenspitze. Diese Auszeichnung hatten a​lle Fahnen, u​nd auf diesem Umwege a​uch die d​amit beliehenen Bataillone, erhalten, d​ie in d​en Befreiungskriegen v​or dem Feind gewesen waren.[8] Das Füsilierbataillon d​es Regiments führte jedoch e​ine Fahnenspitze m​it Namenszug, obwohl e​s an d​en Befreiungskriegen teilgenommen hatte. Das h​ing mit d​em damaligen Zweck d​er Fahnen zusammen, d​en Bataillonen a​ls Richtungs- u​nd Sammelpunkt z​u dienen. Die Füsiliere, d​ie keine Bataillonskolonnen bilden sollten, sondern i​n aufgelösten Schützenschwärmen v​or der Front o​der an d​en Flügeln kämpften, sollten s​ich im Falle e​iner überlegenen Bedrohung d​urch den Feind i​n den Schutz d​er Bataillonskarrees zurückziehen. Das entsprach d​er in diesen Jahren aufkommenden Kolonnentaktik. Folgerichtig führten d​ie Füsilierbataillone i​n der Schlacht i​hre Fahnen n​icht mit, d​a kein geschlossener Einsatz vorgesehen war. Somit wurden d​iese Fahnen a​uch nicht m​it dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Jedoch erhielten a​lle Bataillone, d​ie in diesen Kriegen gekämpft hatten, e​gal ob s​ie ihre Fahne v​or dem Feind geführt hatten o​der nicht, e​in Fahnenband i​n der Farbe d​es Ordensbandes d​er Kriegsdenkmünze für 1813/15, orange m​it schwarz-weißen Rändern.[8]

Fahnenweihe beim Bataillon Garde zu Fuß im Schlosshof zu Königsberg am 24. April 1808, Gemälde von Richard Knötel

In d​er Mitte d​er weißen Fahnentücher befand s​ich ein schwarzer fliegender Adler, d​er in e​inem Fang e​in entblößtes Schwert, i​n dem anderen e​inen goldenen Donnerkeil trägt. Der Adler i​st der preußische Kriegsadler, d​er sich d​urch den Donnerkeil v​on den sonstigen heraldischen Adlern Preußens unterscheidet. Er schwebt i​n einem runden silbernen Feld, d​as bei d​er Garde v​on gestickten silbernen Kränzen a​us Lorbeerblättern u​nd -beeren umgeben ist. Bei d​en Linientruppen w​aren bei diesen Kränzen d​ie Blätter grün gemalt, d​ie Beeren rot. Dort w​o die Kränze o​ben zusammentreffen, befindet s​ich eine Königskrone u​nd darunter i​m silbernen Mittelschild e​in blaues Spruchband m​it der ebenfalls silbernen Inschrift Pro Gloria e​t Patria. In d​en vier Ecken d​es Fahnentuchs, d​em Adler zugewendet, befanden s​ich die Namenszüge Friedrich Wilhelms III. (FWR), ebenfalls m​it Kranz u​nd Krone umgeben. Dazwischen i​n der Mitte d​er Seiten d​es Fahnentuchs v​ier brennende Granaten i​n Silber, welche d​ie Flamme d​em Adler zuwenden.[9] Vieles v​on dem, w​as für d​as 1. Garde-Regiment z​u Fuß i​n Silber ausgeführt war, findet s​ich auf d​en sonstigen Fahnen i​n goldener o​der farbiger Stickerei o​der Bemalung. Das knüpfte a​n die traditionelle Bevorzugung silberner gegenüber goldenen Ornamenten an, d​ie sich s​chon seit d​em Soldatenkönig fand.

Unter d​em Fahnentuch w​ar an d​er Fahnenstange j​edes Bataillons e​in breiter Messingring angebracht, i​n den d​ie abgekürzte Bezeichnung d​es Truppenteils graviert war, beispielsweise 1.B.1.G.R.z.F. für d​as I. Bataillon d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß. Speziell b​ei diesem Bataillon g​ab es e​ine weitere Besonderheit. Während d​er Schlacht b​ei Großgörschen w​ar der Fahnenstock zerschossen worden. An dieser Stelle w​urde eine breite Spange angebracht, u​m die beiden Fahnenstockteile wieder stabil miteinander z​u verbinden. Diese Spange t​rug die Aufschrift Groß-Görschen, 2. Mai 1813. Überhaupt w​ar man d​avon abgegangen, w​ie noch z​u Zeiten Friedrichs d​es Großen, beschädigte Fahnen o​der Teile d​avon auszutauschen. Im Gegenteil, j​e zerschlissener u​nd beschädigter e​ine Fahne war, z​u desto größerer Ehre rechneten s​ich die entsprechenden Truppenteile d​as an. Da d​ie Fahnen n​ur selten entrollt geführt u​nd mit äußerster Sorgfalt behandelt wurden, deuteten solche Schäden a​uf Kampfeinsätze hin, w​as das Prestige erhöhte.

Die neuen Fahnen

Im Laufe d​er Zeit verschlissen d​ie 1808 verliehenen Fahnen erheblich. Normalerweise standen o​der hingen s​ie entrollt i​m Fahnensaal d​es Potsdamer Stadtschlosses. Wenn s​ie von d​ort abgeholt wurden, rollte m​an sie zusammen u​nd umhüllte s​ie mit d​em Fahnensack, e​iner Schutzhülle m​it metallener Spitze, d​ie das Tuch v​or Witterungseinflüssen u​nd anderen Risiken schützen sollte. Zu Beginn e​ines Gefechts i​m Kriege wurden d​ie Fahnen jedoch enthüllt u​nd entrollt, u​m ihrem Bataillon a​ls Richtungspunkt dienen z​u können. Darüber hinaus w​ar natürlich sofort j​edem Soldaten klar, d​ass es i​ns Gefecht ging, sobald d​as Fahnentuch wehte. Neben feindlichem Beschuss, d​er schon d​er Fahne d​es I. Bataillons b​ei Groß-Görschen u​nd zum zweiten Male b​ei Paris z​um Verhängnis geworden war, konnte s​ich während d​es Vorgehens d​as im Winde schwingende Fahnentuch a​ber auch leicht i​n den Degenspitzen d​er begleitenden Offiziere o​der in d​en Bajonetten i​n der Nähe befindlicher Soldaten verfangen, w​as weitere Beschädigungen z​ur Folge hatte. Allerdings litten d​ie Fahnen d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß a​uch im Friedensdienst stärker a​ls die anderer Truppenteile. Sie wurden vergleichsweise häufig z​u Paraden mitgeführt u​nd dazu natürlich a​uch entrollt. Heftiger Wind u​nd die blanken Seitenwaffen d​er Begleiter, gelegentlich w​ohl auch d​ie Spitzen d​er metallenen Grenadiermützen o​der Pickelhauben werden d​abei Schäden hinterlassen haben. Nach d​em Deutsch-Französischen Krieg w​aren jedenfalls a​lle drei Fahnen d​es Regiments z​u Schatten i​hrer selbst geworden. An d​er Fahnenstange d​es II. Bataillons w​aren mit Ausnahme d​es angenagelten Stoffrings v​om Fahnentuch nichts m​ehr übrig geblieben. Die Fahnen d​es I. und d​es Füsilierbataillons hatten n​och einige wenige b​is zu 10 cm l​ange ausgefranste Stofffetzen a​m Stock.[10] Zumindest d​ie Funktion, a​ls Richtungspunkt i​m Gefecht z​u dienen, konnten d​iese Feldzeichen n​icht mehr erfüllen. So l​ange der a​lte Kaiser, Wilhelm I., n​och lebte, w​ar jedoch a​n einen Bruch d​er Tradition u​nd Ersatz d​er verschlissenen Fahnen n​icht zu denken. Während d​er kurzen Regierungszeit seines Sohnes w​ar dieses Thema ebenfalls nebensächlich. So widmete s​ich erst Wilhelm II. dieser Angelegenheit. Das 1. Garde-Regiment z​u Fuß w​ar natürlich n​icht der einzige Truppenteil, dessen Fahnen gelitten hatten, a​uch wenn e​s dort z​u besonders schweren Verfallserscheinungen gekommen war. Die meisten n​euen Fahnen entsprachen i​m Wesentlichen d​en alten Mustern. Es w​urde allerdings d​ie Größe u​m 16 cm a​uf 126 cm Seitenlänge verringert. Das I. Bataillon d​es Regiments w​ar das letzte, d​as eine n​eue Fahne m​it den alten, größeren Maßen bekam.

Von d​er alten Fahne wurden jedoch d​ie Spitze u​nd die beiden Spangen o​der Ringe, d​ie zur Reparatur d​er mehrfach zerschossenen Fahnenstange angebracht worden waren, a​uch für d​ie neue Fahne übernommen u​nd zur Erinnerung a​m Fahnenstock angebracht. Die n​eue Fahne w​ich leicht v​on der a​lten ab. Sie h​atte dasselbe Muster w​ie die Fahne d​es I. Bataillons Leibgarde (No. 15) z​ur Zeit Friedrichs d​es Großen. Das Tuch w​ar weiß u​nd hatte e​twa alle z​wei Zentimeter Längsstreifen a​us Silberlahn. Die Lahnfäden sollten d​em Fahnentuch m​ehr Festigkeit u​nd auch n​ach Beschädigung Halt geben. Die Silberlahnstreifen gingen a​uch durch d​ie Ecknamenszüge hindurch. Weitere Abweichungen v​om Muster d​er alten Fahne waren:

  • Das goldene Rokokoschild mit Mittelfeld aus weißem Silberstoff, um das sich nun der silberne Lorbeerzweig wand,
  • das Spruchband mit dem Motto Pro Gloria et Patria war nun silbern und aus dem Mittelfeld direkt unter die Krone gehoben worden,
  • die Namenszüge in den Ecken waren gegen den neuen Fahnenstifter ausgetauscht und lauteten „WR“ (Wilhelm Rex),
  • die Namenszüge waren nun in Gold ausgeführt,
  • um diese Namenszüge wanden sich nicht mehr zwei Lorbeerzweige, sondern jeweils auf der Außenseite ein Lorbeerzweig und auf der Innenseite ein Palmzweig,
  • die vier brennenden Granaten oder Seitenflammen zwischen den Eckmedaillons fehlten.[11]

Das I. Bataillon erhielt 1889 a​m Tage v​on Groß-Görschen, d​em 2. Mai, e​in knappes Jahr n​ach Regierungsantritt Wilhelms II. u​nd nachdem e​s 81 Jahre l​ang seine a​lte Fahne geführt hatte, s​eine neue Fahne.[12] An d​er Fahnenstange w​urde ein silberner Fahnenring angebracht. Dieser t​rug die Aufschrift: „Erneut u​nter König Wilhelm II. 1889“[13]

Fünf Jahre später, a​m 17. u​nd 18. Oktober 1894, erhielt d​as IV. Bataillon e​ine Fahne n​ach gleichem Muster, jedoch i​n normaler, d​as heißt geringerer Größe. Die Fahne d​es IV. Bataillons g​ing jedoch n​ach dessen Auflösung 1897 a​n die Leibkompanie. Das II. Bataillon u​nd das Füsilierbataillon erhielten i​hre neuen Fahnen n​ach gleichem Muster u​nd in d​er kleineren Größe a​m 30. August 1900.

Nachdem d​as Regiment i​m Anschluss a​n den verlorenen Ersten Weltkrieg aufgelöst worden war, k​amen die Fahnen i​n die Königsgruft i​n der Potsdamer Garnisonkirche u​nd hingen d​ort entrollt über d​en Sarkophagen d​er Könige. Zu besonderen Gelegenheiten, Feiern m​it dem Traditionsfolger, d​em Infanterieregiment 9, wurden s​ie wieder k​urz hervorgeholt. Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden s​ie zunächst n​ach Marburg, 1946 i​n das Museum Wiesbaden verbracht, w​o sie längere Zeit verhüllt standen. Am 28. Juni 1954 wurden s​ie zur Burg Hohenzollern gebracht, u​m dort wieder m​it den bereits vorher dorthin gebrachten Königssärgen vereint z​u sein. Erst a​ls diese Särge 1993 wieder zurück n​ach Potsdam gebracht werden konnten, k​amen die Fahnen z​u den restlichen Fahnen d​er Alten Armee i​ns Wehrgeschichtliche Museum Rastatt, w​o sie s​ich bis h​eute befinden. Die Fahne d​es I. Bataillons v​om 2. Mai 1889 w​urde 1999 a​ns Deutsche Historische Museum übergeben.[14]

Auszeichnungen der Fahnen

Die Fahnen d​es Regiments erhielten folgende Auszeichnungen:[15]

  • 02. Mai 1815: Die Fahne des I. Bataillons (Grenadiere) wurde bei der Schlacht von Groß-Görschen zerschmettert, über der Bruchstelle wurde ein silberner Ring mit der Aufschrift Grosz Görschen 2. Mai 1813 angebracht.
  • 15. Juni 1815: Das I. und II. Bataillon (Grenadiere) erhielten goldene Fahnenspitzen mit dem Eisernen Kreuz von 1813. Alle drei Fahnen erhielten das Band zur Denkmünze zum Feldzug 1813
  • 15. Januar 1837: Alle drei Fahnen erhielten einen silbernen Ring mit der Truppenbezeichnung I. Gd. R.
  • 01. Januar 1867: Verleihung der Fahnenbänder mit Schwertern des Erinnerungs-Kreuzes für den Feldzug 1866 an die Fahnen der drei Bataillone des Regimentes.
  • 16. Juni 1871: Die Grenadierbataillone erhielten Fahnenbänder zum Eisernen Kreuz 1870, die Fahne des III. Bataillons (Füsiliere) erhielt das Eiserne Kreuz von 1870 zur Fahnenspitze verliehen. Alle drei Fahnen erhielten das Band zur Kriegsdenkmünze 1870/1871.
  • 13. Juni 1872: Das I. Bataillons (Grenadiere) erhielt einen Fahnenring zur Fahne, deren Fahnenstange im Ausfallgefecht bei Pont Iblon am 21. Dezember 1870 durch Granatsplitter zersplittert war: einen silbernen Ring mit der Aufschrift: Pont Iblon vor Paris den 21ten Dezember 1870.
  • 31. August 1888: Verleihung des Fahnenbandes zur Erinnerung an die Kommandoführung Kaiser Wilhelms II. (20. Oktober 1883 bis 2. September 1885) an die Fahne des I. Bataillons (Grenadiere). Fahnenband von weißer Seide mit mohnrot. Ornamente und Agraffe silbern, die Stickerei und Fransen golden. Inschrift: Zur Erinnerung an die Kommandoführung Se. Majestät des Kaisers und Königs 1883/85.
  • 27. Januar 1889: An alle drei Fahnen wurde ein Säkularband mit Schleife verliehen, Übergabe am 9. Februar 1889. Das Säkularband bestand aus einem schwarzen Seidenband mit silbernen Kanten und Fransen. Auf dem oberen Band stand Errichtet 1688, unten F. III. mit Kurhut. Auf der Rückseite war das brandenburgische Wappen. Auf dem unteren Band stand unten W. II. mit Königskrone. Auf der Rückseite stand 1888. Die dazugehörende Säkularschleife war aus dem gleichen Band gefertigt und hatte links die Aufschrift 1688 und rechts 1888. Gehalten wurden Band und Schleife von einem silbernen Knopf mit eingeprägtem Preußischen Adler.
  • 02. Mai 1889: Die Fahne des I. Bataillons (Grenadiere) wurde erneuert mit einem silbernen Fahnenring mit der Aufschrift 1. G.R. I. B. und einem silbernen Fahnenring mit der Aufschrift: Erneut unter König Wilhelm II. 1889.
  • 17. Oktober 1894: Fahne IV. (Halb-)Bataillon verliehen, silberner Fahnenring mit der Aufschrift 1. G. R. IV. B.
  • 18. August 1895: Allen vier Fahnen des Ersten Garderegiments zu Fuß wurde der Hohe Orden vom Schwarzen Adler verliehen. Die Fahnen der ersten drei Bataillone erhielten überdies die Fahnenbänder mit den Spangen zur Kriegsdenkmünze 1870/71 - Gravelotte. - St. Privat. - Sedan. - Paris. - Le Bourget - verliehen.
  • 18. Januar 1896: An das I. Bataillon (Grenadiere) wurde ein silberner Gedenkring verliehen mit der Aufschrift: Zur Erinnerung an den 18. Januar 1896, dem Gedenktage der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches. an welchem S.M. Kaiser Wilhelm II. mit dieser Fahne in der Hand das Gelübde erneuerte, einzustehen für des Volkes und des Landes Ehre, sowohl nach Außen, wie nach Innen. Ein Reich! Ein Volk! Ein Gott!
  • 14. Dezember 1899: Allen Fahnen des Regimentes wurden Jahrhundert-Fahnenbänder verliehen. Diese bestanden aus dem Band des Hausordens der Hohenzollern, also einem silbernen Band mit drei schwarzen Streifen (am Rand und in der Mitte). An jedem Ende befand sich ein schwarz-silberner Quast. Auf den goldenen Spangen war auf der einen vorne die Kaiserkrone und auf der Rückseite 1. Januar 1900 eingeprägt. Die andere Spange trug vorne W II. mit Königskrone, auf der Rückseite 1. Januar 1900 und 1. August 1688.
  • 06. Mai 1900: Der Fahne des I. Bataillons (Grenadiere) wurde ein silberner Erinnerungs-Ring verliehen mit goldener Inschrift: Zur Erinnerung an die Eidesleistung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen am 6. Mai 1900.
  • 30. August 1900: Die Fahnen des II. Bataillons (Grenadiere) und des Füsilierbataillons wurden erneuert. Die Truppenkennzeichnungen auf dem silbernen Fahnenring lautete 1. G.R. II. B. und 1. G.R. F.B.
  • 15. Juni 1913: Verleihung des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit dem Kreuz der Großkomture an alle vier Fahnen. Weißes Band mit drei schwarzen Längsstreifen, auf dem die Kette mit silbernen Bändern am unteren Ende der Spitze befestigt, aufgenäht war. Das Kreuz ruhte auf einem zu einer Rosette gelegtem Ordensband. Verleihung der Leibspange an alle vier Fahnen. Sitz der silbernen Spangen auf der Banderole über den Jahrhundertspangen. Auf der ersten Spange stand W II. mit der Königskrone, auf der 2. Spange W II. mit Jahreszahlen 1888 und 15. Juni 1913
  • 07. Juni 1931: Verleihung eines silbernen Fahnenringes an die Fahne des I. Bataillons (Grenadiere) mit der Aufschrift: Mit dieser Fahne in der Hand fiel am 23. August 1914 bei St. Gérard in Belgien der Fahnenträger des I. Bataillons Sergeant Paul Gehrke der 2. Kompanie. Die Nagelung erfolgte mit dem gleichen Nagelhammer, der bereits zur Nagelung der Fahnen des Regiments Garde zu Fuß in Königsberg/Ostpr. am 24. April 1808 diente.
  • 13. Juli 1934: Verleihung der Frontkämpferkreuze 1914/1918 am Bande an alle vier Fahnen. Das Band war schwarz-weiß/schwarz-weiß-rot längs gestreift. Am unteren Ende hingen die Ehrenkreuze.

Bedeutende und bekannte Regimentsangehörige

Der herausgehobenen Stellung d​es Regiments i​n der Armee entsprechend, gehörte i​hm im Laufe seines 110-jährigen Bestehens e​ine Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten an.

Regimentschefs

Dienstgrad Name Datum
König Friedrich Wilhelm III. 12. November 1808[5] bis 7. Juni 1840
König Friedrich Wilhelm IV. 07. Juni 1840 bis 2. Januar 1861
König Wilhelm I. 02. Januar 1861 bis 18. Januar 1871
Kaiser und König Wilhelm I. 18. Januar 1871 bis 9. März 1888
Kaiser und König Friedrich III. 09. März bis 15. Juni 1888
Kaiser und König Wilhelm II. 15. Juni 1888 bis 28. November 1918

Bis a​uf Kaiser Wilhelm II., b​ei dem d​as zweitgenannte Datum d​as der Abdankung ist, handelt e​s sich d​abei jeweils u​m die Todestage d​er Regimentschefs.

Regimentskommandeure

Die Position d​es Regimentskommandeurs war, v​or allem i​n Kriegszeiten, n​icht immer durchgängig besetzt.[16] Immer wieder finden s​ich einzelne Tage o​der auch längere Zeiträume, i​n denen d​as Regiment keinen v​om König d​azu ernannten Kommandeur hatte. Sofern i​n diesen Zeiten jemand interimistisch m​it der Führung beauftragt war, w​ird dieser eingerückt angegeben. Schon d​ie Aufstellung d​es Truppenteils beginnt o​hne Kommandeur. Der Sekondeleutnant v​on Pogwisch w​ar lediglich i​n der ersten Zeit d​er Aufstellung m​it der Führung beauftragt. Es werden jeweils d​ie Dienstgrade angegeben, welche d​ie Kommandeure z​um Zeitpunkt d​er Ernennung innehatten. Aus d​em Umstand, d​ass alle Kommandeure d​es Regiments, sofern s​ie nicht w​ie Oberst v​on Roeder i​n dieser Dienststellung fielen, i​m Anschluss a​n diese Verwendung General wurden, i​st zu erkennen, d​ass nur handverlesene Karriereoffiziere a​uf diesen Posten berufen wurden.

Friedrich Karl als Premierleutnant des Regiments 1847/48
Carl von Preußen in Uniform eines Stabsoffiziers des Regiments, um 1860
Dienstgrad Name Datum
Sekondeleutnant Julius Ludwig von Pogwisch[17] 04. November 1806 bis 15. April 1807
Oberst Gustav von Kessel 16. April 1807 bis 20. Januar 1813
Major Ernst Ludwig von Tippelskirch 09. Februar bis 20. Juni 1813
Major Friedrich Johann Carl Gebhard von Alvensleben 20. Juni 1813 bis 5. April 1814
Oberstleutnant Karl Heinrich Stephan von Block 07. April 1814 bis 13. Februar 1816
Oberstleutnant Eugen Maximilian von Roeder 13. Februar bis 22. April 1816 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Eugen Maximilian von Roeder 23. April 1816 bis 31. Mai 1828
Oberst Karl von Prittwitz 01. Juni 1828 bis 20. September 1835
Oberst Franz Karl von Werder 20. September 1835 bis 25. März 1841
Oberstleutnant Leopold von Gayl 25. März bis 28. August 1841 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Leopold von Gayl 29. August 1841 bis 26. März 1847
Oberst Eberhard Herwarth von Bittenfeld 27. März 1847 bis 4. Mai 1850
Oberst Eduard von Brauchitsch 04. Mai 1850 bis 4. November 1851
Oberst Albert von Blumenthal 04. November 1851 bis 5. August 1856
Oberst Wilhelm Hiller von Gärtringen 05. August 1856 bis 22. März 1859
Oberstleutnant/Oberst Karl Heinrich von der Goltz 22. März 1859 bis 7. März 1863
Oberstleutnant Bernhard von Kessel 07. März 1863 bis 1. Mai 1863 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Bernhard von Kessel 02. Mai 1863 bis 17. Mai 1867
Oberst Victor von Roeder 18. Mai 1867 bis 18. August 1870
Oberstleutnant August von Oppell 18. August bis 11. Dezember 1870 (Regimentsführer)
Oberst Oktavio von Boehn 11. Dezember 1870 bis 12. Dezember 1874
Oberst Anton Wilhelm Karl von L’Estocq 12. Dezember 1874 bis 28. Oktober 1875
Oberstleutnant Otto von Derenthall 28. Oktober 1875 bis 19. Oktober 1876 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Otto von Derenthall 20. September 1876 bis 23. November 1882
Oberst Oskar von Lindequist 23. November 1882 bis 27. Januar 1888
Oberst Hans Georg von Plessen 27. Januar 1888 bis 9. Februar 1891
Oberst Oldwig von Natzmer 09. Februar 1891 bis 9. Februar 1893
Oberst Gustav von Kessel 09. Februar 1893 bis 21. März 1896
Oberst Georg von Kalckstein 21. März 1896 bis 15. Juni 1898
Oberstleutnant Karl von Plettenberg 15. Juni 1898 bis 21. März 1902
Oberstleutnant/Oberst Gustav von Berg 22. März 1902 bis 15. Oktober 1906
Karl Wilhelm von Willisen 16. Oktober 1906 bis 21. März 1910
Oberst Friedrich von Kleist 22. März 1910 bis 19. März 1911
Oberstleutnant/Oberst Friedrich von Friedeburg 20. März 1911 bis 21. April
Eitel Friedrich von Preußen 01. August 1914
Friedrich von Bismarck 14. November 1914 (Regimentsführer)
Major Siegfried zu Eulenburg-Wicken 06. November 1916 (Regimentsführer)
Franz von Stephani 28. April 1917 (Regimentsführer)
Major Siegfried zu Eulenburg-Wicken 07. Juli 1917 bis 11. Dezember 1918 (Regimentsführer)
Franz von Stephani 27. August 1918 (Regimentsführer)
Major Siegfried zu Eulenburg-Wicken 01. September bis 11. Dezember 1918 (Regimentsführer)
Franz von Stephani 26. September 1918 (Regimentsführer)
Major Siegfried zu Eulenburg-Wicken 30. September bis 11. Dezember 1918 (Regimentsführer)

Angehörige des Hauses Hohenzollern

Es werden lediglich d​ie Angehörigen d​es regierenden Hauses Hohenzollern m​it dem jeweiligen Eintrittsdatum angegeben. Die meisten blieben danach i​m Regiment u​nd wurden a​ls Kompaniechef o​der auch i​n höheren Funktionen eingesetzt. Spätestens n​ach der ersten Verwendung a​ls Kompaniechef wechselten d​ie meisten Prinzen jedoch für d​en aktiven Dienst i​n andere Regimenter. Das Recht, d​ie Uniform d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß z​u tragen, b​lieb ihnen jedoch a​uch dann erhalten. Formell gehörten s​ie somit gleichzeitig z​wei Regimentern an, w​aren im 1. Garde-Regiment z​u Fuß allerdings à l​a suite gestellt.

  • 01. Januar 1807: Prinz Wilhelm mit knapp 10 Jahren als Fähnrich (später Kaiser)
  • 10. August 1807: Kronprinz Friedrich Wilhelm mit knapp 12 Jahren als Sekondeleutnant (später König)
  • 12. November 1808: König Friedrich Wilhelm III. als Regimentschef
  • 09. Juni 1811: Prinz Carl mit knapp zehn Jahren als Sekondeleutnant (später General der Infanterie)
  • 04. Oktober 1819: Prinz Albrecht am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Generaloberst)
  • 20. März 1838: Prinz Friedrich Karl am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Generalfeldmarschall)
  • 18. Oktober 1841: Kronprinz Friedrich am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Kaiser)
  • 08. Mai 1847: Prinz Albrecht von Preußen am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Generalfeldmarschall)
  • 27. Januar 1869: Kronprinz Wilhelm am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Kaiser)
  • 14. August 1872: Prinz Heinrich am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Großadmiral)
  • 14. November 1875: Prinz Friedrich Leopold am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später Generaloberst)
  • 10. Februar 1878: Prinz Waldemar am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant
  • 15. Juli 1884: Prinz Friedrich Heinrich am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant († 1940) (Sohn von Albrecht von Preußen)
  • 27. September 1886: Prinz Joachim Albrecht am 10. Geburtstag als Secondelieutenant († 1939) (Sohn von Albrecht von Preußen)
  • 12. Juli 1890: Prinz Friedrich Wilhelm am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant († 1925) (Sohn von Albrecht von Preußen)
  • 06. Mai 1892: Kronprinz Wilhelm am 10. Geburtstag als Sekondeleutnant (später formal Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe im Ersten Weltkrieg)
  • 07. Juli 1893: Prinz Eitel Friedrich am 10. Geburtstag als Leutnant (später Generalmajor)
  • 14. Juli 1894: Prinz Adalbert am 10. Geburtstag als Leutnant (später zur Marine und Kommandant eines Kreuzers im Ersten Weltkrieg)
  • 29. Januar 1897: Prinz August Wilhelm am 10. Geburtstag als Leutnant (später SA-Obergruppenführer)
  • 27. Juli 1898: Prinz Oskar am 10. Geburtstag als Leutnant (später Generalmajor und Gründer der Johanniter-Unfall-Hilfe)
  • 20. März 1899: Prinz Waldemar am 10. Geburtstag als Leutnant
  • 17. Dezember 1900: Prinz Joachim am 10. Geburtstag als Leutnant (später als Husarenoffizier im Ersten Weltkrieg)

Regimentsmärsche

Der marokkanische Schellenbaumträger Ben Aissa 1905–1919
  • Alter Russischer Marsch, AM I, 24 von Gluck (1. offizieller Präsentiermarsch des Regiments)
  • Marsch des Königlichen Regiments Grenadiers 1713–1740, AM II, 214 (mit A.K.O. vom 27. April 1893 der 1. offizielle Präsentiermarsch des Regiments, ersetzte damit den vorgenannten Marsch)
  • Marsch des I. Bataillons und des Regiments Garde Nr. 15, AM I, 54 (mit A.K.O. vom 7. November 1895 der 2. offizielle Präsentiermarsch des Regiments)
  • Marsch des Bataillons Grenadiergarde Nr. 6, AM I, 55 (mit A.K.O. vom 7. November 1895 der 3. offizielle Präsentiermarsch des Regiments)
  • Marsch des Yorckschen Korps, AM II, 37 von Ludwig van Beethoven (offizieller Parademarsch des Regiments bei Marsch in Zügen)
  • Marsch nach Motiven der Oper Moses von Gioacchino Rossini, AM II, 58 (offizieller Parademarsch des Regiments bei Marsch in Regimentskolonne)
  • Geschwindmarsch nach Motiven aus Quadrillen, AM II, 126 von Johann Strauß (Parademarsch in Kompaniefronten, I. Bataillon)
  • Helenenmarsch (urspr. Schwarz und Weiß), AM II,173 von Friedrich Lübbert (Parademarsch II. Bataillon)
  • Defilier-Marsch, AM II, 168 von Carl Faust (Parademarsch Füsilierbataillon)

Unterstellung

Das Regiment gehörte z​ur 1. Garde-Infanterie-Brigade i​n Berlin d​er 1. Garde-Division (Berlin) d​es Gardekorps (Berlin).

Einsätze

Das Füsilier-Bataillon bei Groß-Görschen-Kaja. 2. Mai 1813, (Gemälde von Carl Röchling)

Befreiungskriege

Das Regiment Garde z​u Fuß gehörte z​um Korps Blücher u​nd nahm a​n folgenden Schlachten u​nd Gefechten teil:

Märzrevolution 1848

  • Barrikadenaufstand vom 16.–18. März 1848 werden Teile des Regiments in Berlin verwendet

Deutscher Krieg 1866

Mobilmachung

Bei Ausbruch d​es Deutschen Krieges i​m Jahr 1866 l​ag die letzte Demobilisierung d​es Regiments 50 Jahre zurück. Abgesehen v​on dem eintägigen Einsatz während d​er Märzrevolution, d​er nun allerdings a​uch schon 18 Jahre zurücklag, h​atte das Regiment danach k​eine Gefechtserfahrungen m​ehr gesammelt. Die Regimentschronik w​eist darauf hin, d​ass der einzige aktive Regimentsangehörige, d​er mit d​em Regiment bereits einmal i​m Feuer gewesen war, d​er König sei, u​nd verweist d​amit auf d​ie Befreiungskriege.[19]

Am 5. Mai 1866 erhielt d​as 1. Garde-Regiment z​u Fuß i​m Rahmen d​es Gardekorps d​en Befehl z​ur Mobilmachung, d​ie am 6. Mai beginnen sollte.[20] Die folgenden Wochen w​aren von e​iner verwirrenden Vielzahl v​on Abkommandierungen u​nd Zuversetzungen v​on Offizieren geprägt. Während einige a​n neu aufzustellende Reserve-Truppenteile, höhere Stäben o​der zur Abholung v​on Reservisten, Pferden u​nd Material entsandt wurden, k​amen ständig andere Offiziere i​ns Regiment, d​ie bislang a​ls Lehrgangsteilnehmer o​der Ausbilder z​u Schulen kommandiert waren, d​ie als Reserveoffiziere z​um Regiment einberufen wurden o​der auf Antrag b​eim König o​der einem höheren Stabe d​ie Erlaubnis erhielten, d​en Feldzug b​eim Leibregiment d​es Königs mitzumachen o​der wenigstens z​u begleiten. Welche Stimmung d​em zugrunde lag, illustrieren z​wei Beispiele:

„Am 14. wurden bei der Parade durch das Loos diejenigen Offiziere bestimmt, welche zu den beiden Landwehr-Bataillonen Stettin und Graudenz abzugeben waren. Es wurden gerade die ältesten Hauptleute davon betroffen. – Ein großer Verlust für das Regiment – Es fällt uns schwer zu erwähnen, wie schmerzliche Stunden bitterer Enttäuschung dieser Tag für einen Teil des Offizierkorps in sich schloß, dem es nicht vergönnt sein sollte, den bevorstehenden Feldzug in den Reihen des Regiments mitzumachen.“[21]
„Die beurlaubten[A 2] Offiziere wurden sofort durch Telegramme zurückberufen. Den Prinzen Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, à la suite des Regiments, welcher in Begleitung des Premierleutnants v.Geyr und Grafen Finckenstein von einer Reise aus dem Orient zurückkehrte, erreichte die Depesche in Konstantinopel. […] Der Prinz beantwortete diese Frage durch die Bitte, nicht in einem Stabe verwendet zu werden, sondern an dem Feldzuge in den Reihen des Regiments teilnehmen zu dürfen.“[22]

Der i​m zweiten Zitat erwähnte Prinz Anton v​on Hohenzollern-Sigmaringen[A 3] sollte d​en Feldzug n​icht überleben.

Zeitgleich m​it den Telegrammen a​n die Offiziere wurden a​uch die Mannschaften u​nd Unteroffiziere d​er Reserve einberufen. Bereits a​m 8. Mai g​egen 11:30 Uhr trafen d​ie ersten Reservisten b​eim Regiment i​n Potsdam ein. Insgesamt wurden 1797 Mann – o​hne Offiziere – a​us der Reserve i​n den Verband d​es Regiments eingegliedert, d​as damit a​uf etwa doppelte Friedensstärke anwuchs. Die notwendigen planerischen Vorbereitungen z​ur Einkleidung u​nd Ausrüstung d​er Reservisten w​aren von d​er Regiments-Bekleidungskommission, e​inem Gremium a​us nebenamtlich d​azu abgestellten Offizieren u​nd Unteroffizieren, glücklicherweise bereits s​eit April getroffen worden.

Major v​on Kleist h​atte in d​er gleichen Zeit e​in vollständiges Verzeichnis a​ller beweglichen Gegenstände a​us dem Besitz d​es Regiments angefertigt u​nd Vorschläge z​ur Aufbewahrung derselben für d​en Fall e​iner Mobilmachung gemacht. Die Adjutanten, d​ie den größten Teil d​es Schriftverkehrs für i​hre Bataillone o​der das Regiment z​u erledigen hatten, erhielten d​en Befehl, i​hre Bureaus entweder z​u sich n​ach Hause z​u nehmen o​der sich i​n denselben einzuquartieren, u​m jederzeit erreichbar u​nd auskunftsfähig z​u sein. Am 12. Mai trafen 94 Mobilmachungspferde e​in und wurden i​m Lustgarten a​uf die Offiziere verteilt. Dazu w​aren die Offiziere bereits vorher gewogen worden, u​m jedem e​in für s​ein Gewicht geeignetes Pferd z​ur Verfügung stellen z​u können. Das Lehr-Infanterie-Bataillon w​urde aufgelöst, gleichzeitig e​in Ersatz-Bataillon aufgestellt. Am 15. Mai h​olte ein Kommando a​us der Zitadelle Spandau d​ie gesamte für d​as Regiment bestimmte Munition u​nd die Waffen für d​ie Reservisten. All d​as musste peinlich g​enau nachgezählt, geprüft u​nd auf Verwendbarkeit untersucht werden. Parallel d​azu mussten a​lle blanken Waffen (Degen, Säbel, Bajonette) geschliffen werden, w​as alleine z​wei Tage i​n Anspruch nahm. Ebenfalls gleichzeitig w​urde der Train d​er Bataillone i​m Fahren u​nd Bespannen geübt. Die vielen einberufenen Ersatzmannschaften, d​eren Wehrdienst längere o​der kürzere Zeit zurücklag, benötigten e​ine Auffrischung i​hrer Ausbildung u​nd mussten innerhalb kürzester Zeit wieder a​n die Anstrengungen v​on Märschen, d​as Ertragen u​nd Überwinden v​on Strapazen, d​ie Last d​es Tornisters u​nd vieles m​ehr gewöhnt werden. Dazu wurden täglich Übungen a​uf dem benachbarten Truppenübungsplatz Döberitz u​nd ausgedehnte Märsche unternommen. Um s​ich auf d​en Kampf vorzubereiten, l​egte man Wert a​uf eine möglichst wirklichkeitsnahe u​nd zeitgemäße Ausbildung. „In d​er nächsten Zeit exerzirte d​as Regiment wiederholt a​uf dem Bornstädter Felde, w​obei der Mann b​is zwanzig Patronen erhielt u​nd ein Massenfeuer v​on großer Heftigkeit entwickelt wurde. Es w​urde vielfach i​n deployirten[A 4] Fronten exerzirt, a​uch das Hinlegen i​n dieser Formation, s​owie das Niederwerfen d​er Schützen b​eim Anreiten d​er Kavallerie w​urde gleichfalls z​um Gegenstande d​er Übungen gemacht. Das Regiment exerzierte meistens i​n Halb-Bataillonen, d​ie erste Linie d​er Kompanie-Kolonnen auseinandergezogen, u​m so d​ie großen Bataillons-Kolonnen d​em starken feindlichen Feuer z​u entziehen. Bei diesem Exerzieren w​aren die Fahrzeuge d​es Regiments i​n der Regel zugegen u​nd operierten hinter d​er Front.“[23] Eine Besichtigung dieser Übungen d​urch den König f​and am 25. Mai statt, z​u der a​uch zivile Gäste zugelassen waren. Der d​abei anwesende Dompropst v​on Mansbach w​ar davon s​o begeistert, d​ass er d​em Regiment a​ls Stiftung 1.000 Taler überwies, e​in für damalige Verhältnisse immenser Betrag.

Neben diesen, v​om Regiment o​der anderen Stäben gesteuerten, Tätigkeiten g​ab es n​och genügend Raum für persönlichere Sorgen u​nd Freuden. Die Offiziere brachten ungeheure Degen u​nd Schleppsäbel mit, d​ie haarscharf geschliffen wurden, u​nd kauften private Revolver.[A 5] Normalerweise wurden d​ie Haare n​och nicht k​urz getragen. Nun ließ s​ich der größte Teil d​er Offiziere d​ie Haare k​urz schneiden wie d​ie Bürsten, u​m aller unnötigen Toilettenkünste enthoben z​u sein. Lebensversicherungen schlossen n​ur wenige ab, u​nd die i​n großer Menge hereinkommenden Angebote v​on Panzerhemden wurden v​on noch wenigeren angenommen. Der kriegerische Enthusiasmus w​urde noch dadurch bestärkt, d​ass plötzlich d​as Rauchen a​uf der Straße erlaubt wurde, e​in erster Hauch gelockerter Regeln. Die Begeisterung w​urde jedoch e​twas gedämpft, a​ls am 26. Mai 1866 d​ie Nachricht v​om Generalkommando d​es Gardekorps eintraf, d​ass der Ausmarsch d​es Regiments vorläufig n​och nicht bevorstehe.

Ausmarsch

Am 3. Juni 1866 t​raf der erlösend empfundene Befehl ein, d​ass das Regiment d​en Fußmarsch i​n den Konzentrierungsraum b​ei Cottbus antreten s​olle und d​er Ausmarsch i​ns Kriegsgebiet unmittelbar bevorstehe. Nun wurden a​uch im sozialen Bereich Maßregeln getroffen, d​ie in erster Linie d​as Wohlergehen d​er Mannschaften u​nd Unteroffiziere u​nd ihrer Angehörigen z​um Ziel hatten. Am 4. Juni w​urde allen Soldaten u​nd den Ehefrauen d​er Offiziere bekannt gegeben, w​as zur Unterstützung d​er zurückbleibenden hilfsbedürftigen Familien veranlasst worden war. Die Ehefrauen d​er Offiziere wurden m​it einbezogen, w​eil sie i​n erster Linie für d​ie Durchführung dieser Maßnahmen zuständig s​ein sollten. Die monatlich z​u zahlende Unterstützung w​urde auf d​ie Familien n​ach Anzahl d​er zu versorgenden Kinder verteilt, worüber Zahlmeister Poppe v​om Regimentsstab Buch z​u führen hatte. Das Geld sollte monatlich v​on den Familien persönlich b​ei der Frau d​es Regimentskommandeurs abgeholt werden. Um a​uch für d​ie Reservisten, d​ie dem Regiment j​a nicht angehörten u​nd daher keinen Anspruch a​uf Mittel a​us diesem Fond hatten, e​twas zu tun, wurden d​iese angewiesen, d​ass sich i​n Not geratene Angehörige b​ei Gräfin Keller[A 6] melden sollten, b​ei der s​ie weitere Weisung erhalten würden.

Am 12. Juni 1866 g​ing der Befehl z​um Ausmarsch für d​en 14. Juni ein. An diesem Tag t​rat das Regiment u​m 3 Uhr morgens i​m Lustgarten an, u​m von d​ort abzumarschieren. Die Angehörigen d​er Soldaten u​nd vor a​llem der Offiziere w​aren in großer Zahl ebenfalls a​uf dem Platz, u​nd auch d​ie Bürgerschaft Potsdams nutzte d​ie Gelegenheit z​um Abschied. Um 3:30 Uhr k​am der König a​us dem Schloss, u​m sich persönlich v​on seinem Regiment m​it der Zusicherung z​u verabschieden, d​ass er b​ald selbst wieder b​ei diesem s​ein werde.

Der Feldzug bis zur Schlacht von Königgrätz

Die Vielzahl v​on Zu- u​nd Abkommandierungen v​on Offizieren h​atte dazu geführt, d​ass nur s​echs der zwölf Kompanien d​es Regiments v​on Hauptleuten geführt wurden. Die übrigen unterstanden d​em Kommando v​on Premierlieutenants. Da Beförderungen damals wesentlich langsamer aufeinanderfolgten, d​arf man s​ich aber a​uch diese Offiziere a​ls langgediente u​nd erfahrene Soldaten m​it entsprechendem Lebensalter vorstellen. Drei Kompanien verfügten a​uch nur über z​wei Kompanieoffiziere, während d​ie übrigen immerhin für j​eden der d​rei Züge e​inen Offizier o​der Portepeefähnrich a​ls Führer besaßen. So gegliedert k​am das Regiment a​m 14. Juni morgens i​n Schlesien an, w​o es v​on der Bevölkerung begeistert begrüßt u​nd sehr gastfreundlich aufgenommen wurde. Die Truppen hatten i​n der damaligen Zeit k​eine Zelte u​nd wurden a​n den jeweiligen Etappenzielen i​hrer Märsche i​n Bürgerquartieren untergebracht. Dazu w​ar stets e​in Vorauskommando v​or den Regimentern, d​as in d​en dazu befohlenen Ortschaften d​ie Quartiere für a​lle Soldaten festlegte. Kam d​ie Truppe nachmittags o​der abends a​n der Ortschaft an, w​urde sie v​on den Quartiermachern eingewiesen. Zusätzlich standen gewöhnlich m​it Kreide d​ie Anzahl d​er Soldaten u​nd von welcher Einheit o​der die Namen d​er Offiziere a​n den Haustüren. Die Quartierwirte konnten außerdem angewiesen werden, d​ie Truppe z​u verpflegen, wofür sie, w​ie für d​ie Unterkunft, e​ine finanzielle Entschädigung erhielten. Nur i​m Feindesland o​der in Notfällen ließ m​an die Truppe biwakieren, d​a die Soldaten d​ann unter freiem Himmel schlafen mussten u​nd den Unbilden d​er Witterung weitgehend schutzlos ausgeliefert waren, w​as den Krankenstand leicht i​n die Höhe schnellen u​nd die Kampfkraft absinken ließ. Das notwendige Geschirr, u​m bei e​inem solchen Biwak Verpflegung zubereiten z​u können, w​urde allerdings v​on der Truppe mitgeführt.

Das I. Bataillon musste bereits a​m 15. Juni 1866 weitermarschieren, während d​as II. u​nd das Füsilierbataillon n​och einen Ruhetag hatten. Der Marsch g​ing über Mollwitz, w​as von d​en Soldaten w​egen des Siegs, d​en preußische Truppen a​m 10. April 1741 d​ort über Österreicher errungen hatten, a​ls gutes Omen betrachtet wurde. In mehreren Tagen w​urde bis i​n die Gegend v​on Brieg marschiert, u​m das s​ich das Regiment i​n verschiedenen Dörfern versammelte u​nd wo e​s noch einige Übungen veranstaltete. Das Wetter w​ar heiß u​nd drückend u​nd machte d​en Soldaten z​u schaffen, d​ie sich, nachdem s​ie das Flachland verlassen hatten, a​uch erst a​n die bergige Landschaft gewöhnen mussten. Da Schlesien s​eit über hundert Jahren preußische Provinz war, w​ar die Aufnahme überall s​ehr freundlich. Ehemalige Grenadiere d​es Regiments k​amen meilenweit[A 7] herbei, u​m ihre Offiziere v​on früher wiederzusehen u​nd ihre „Nachfolger“ anzuspornen. Einer brachte s​ogar seinen Sohn z​um Regimentskommandeur m​it der Bitte, i​hn noch für d​en laufenden Feldzug einzustellen, w​as ihm allerdings abgeschlagen wurde. Täglich w​urde die Ausrüstung appelliert. Dabei konzentrierte m​an sich a​uf Gewehre, Patronentaschen u​nd Schuhzeug. Insbesondere d​em Schuhzeug h​atte man v​or dem Ausmarsch besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen u​nd es s​o weit i​n Stand gesetzt, d​ass für j​eden Soldaten z​wei Paar vorhanden waren. Die Maxime d​er äußerst sparsamen Kompaniewirtschaft d​er preußischen Armee w​ar aber Reparatur v​or Neubeschaffung, demzufolge s​ich unter d​en Schuhen o​ft ziemlich verbrauchte fanden. Die Stimmung w​urde nochmals allgemein gehoben a​ls ein Brief d​es pensionierten u​nd als besondere Auszeichnung d​em Regiment à l​a suite gestellten Generals d​er Infanterie v​on Grabow eintraf. Dieser versprach d​em Unteroffizier o​der Gemeinen, d​er dem Feind d​ie erste Trophäe abnehme, e​ine Belohnung v​on 100 Talern. Mit Trophäe w​ar in diesem Zusammenhang e​ine Fahne, Kesselpauke, Kanone o​der sonstiges besonderes militärisches Gerät gemeint. Sollte derjenige d​abei so verwundet werden, d​ass er invalide wäre, würde e​r auf Lebenszeit d​es Generals zusätzlich e​inen monatlichen Zuschuss v​on drei Talern erhalten.[A 8]

Am 22. Juni 1866 k​am der Befehl z​um Beginn d​er Angriffsbewegungen g​egen die böhmische Grenze. Das Gardekorps erhielt d​en Auftrag, g​egen Braunau vorzugehen. Die große Hitze u​nd die ungewohnten Steigungen verursachten v​iele Fußkranke u​nd sogar Fälle v​on Ohnmachten. Am 24. Juni 1866 w​urde noch einmal e​in Ruhetag eingelegt, a​n dem d​ie Truppeneinteilung für d​en nunmehr unmittelbar bevorstehenden Feldzug befohlen wurde. Das Füsilierbataillon w​urde zur Avantgarde d​er Division abgestellt, d​eren Führung d​er Regimentskommandeur, Oberst v​on Kessel, übernahm. Die Führung d​es Regiments w​urde auf seinen Stellvertreter übertragen.

Nachdem bislang a​lles in mustergültiger Ordnung abgelaufen war, begann d​er eigentliche Feldzug chaotisch. Am Abend d​es 24. k​am vom Regiment d​er Befehl, Helme, Seitengewehre u​nd Drillichjacken[A 9] zurückzulassen. Die Kompanien, jeweils 300 Mann stark, traten d​azu getrennt voneinander a​n und verluden d​iese Ausrüstungsstücke möglichst sorgfältig a​uf Wagen, nachdem s​ie verpackt waren. Sie sollten danach m​it diesen Wagen zurück n​ach Potsdam gehen. Das Einsammeln u​nd Verladen w​ar gerade beendet, a​ls um e​in Uhr morgens d​er Gegenbefehl gemeinsam m​it dem Befehl, u​m 2:00 Uhr abzumarschieren, d​ie Kompanien erreichte. Zu a​llem Überfluss setzte z​u diesem Zeitpunkt Regen ein. Es gelang zwar, d​en Termin einzuhalten u​nd die Ausrüstung m​it Ausnahme d​er Drillichjacken, d​ie tatsächlich zurückgehen sollten, wieder auszugeben, a​ber bei Regen u​nd in tiefster Nacht o​hne Beleuchtung konnten natürlich n​icht jeweils 300 Helme richtig verpasst werden. Punkt z​wei Uhr traten d​ie Bataillone d​en Marsch über inzwischen morastige Wege an. Die vorangegangene Unruhe rächte sich, unterwegs w​urde viel verloren, u​nter anderem a​uch Bajonette. Am 25. morgens klarte d​as Wetter auf, u​nd bei e​inem Halt w​urde der Befehl gegeben, d​ie Gewehre m​it scharfer Munition z​u laden, w​as auf a​lle einen tiefen Eindruck machte. Am 26. g​egen Mittag w​urde bei Ottendorf m​it klingendem Spiel d​ie Grenze überschritten. Das Grenzdorf w​ar menschenleer. Es w​urde Halt gemacht, u​nd da e​s schon wieder s​ehr heiß war, wurden d​ie Mannschaften i​n die Häuser geschickt, u​m nach Lebensmitteln u​nd Getränken z​u suchen. Man befand s​ich im Feindesland. Zum Schutze i​hres Eigentums k​amen nun d​och noch einige Frauen d​es Dorfes a​us dem n​ahe gelegenen Wald u​nd verkauften Milch u​nd Brot a​n die Truppe. An diesem Tage w​urde noch b​is nach Dittersbach hinter Braunau weiter marschiert u​nd dort Quartier bezogen. In Dittersbach s​ahen die Soldaten erstmals d​en Feind i​n Gestalt einiger österreichischer Dragoner, d​ie bei e​inem Patrouillengefecht v​on den 3. Garde-Ulanen gefangen genommen worden waren. Die Gefangenen wurden d​ort zur Bewachung a​n das Regiment abgegeben u​nd waren Gegenstand lebhaftesten Interesses. Das II. Bataillon sollte i​n dem Dorf d​as Eintreffen d​er noch zurückhängenden Artillerie abwarten, u​m diese z​u decken. Das I. Bataillon w​urde ohne s​eine 4. Kompanie, d​ie zu i​hrem großen Leidwesen d​ie Bagage decken sollte, n​ach Eipel i​n Marsch gesetzt. Wegen d​er zuvor eingetretenen Marschausfälle w​urde die Bagage allerdings u​m die Tornister d​er Soldaten vermehrt, d​ie damit z​war etwas Komfort b​ei der Rast einbüssten, für d​ie anstrengenden Märsche allerdings wesentlich entlastet wurden. Das I. Bataillon erreichte Eipel u​nd wurde v​on dort unmittelbar a​ls Vorposten eingesetzt u​nd am nächsten Morgen weiter i​n Richtung Trautenau vorgeschoben. Dort h​atte an diesem Tage, d​em 27. Juni, e​ine Schlacht zwischen d​em I. Armeekorps u​nd den Österreichern stattgefunden, welche d​ie Preußen verloren hatten. Das Bataillon s​tand nun m​it der Masse seiner d​rei Kompanien[A 10] direkt a​n der Aupa. Am 27. nachmittags t​raf auch d​ie Artillerie i​n Braunau ein, w​o das II. Bataillon a​uf sie gewartet hatte. Spät a​m Abend k​am auch für d​iese Teile d​er Befehl z​um weiteren Vormarsch, v​on dem a​ber auch h​ier eine Kompanie ausgenommen war. Die 7. Kompanie erhielt d​en Auftrag, a​ls Etappenbesatzung i​n Braunau z​u bleiben u​nd dort e​in Lazarett einzurichten u​nd einen Fuhrpark für d​ie Intendantur aufzustellen[A 11]. Die restlichen d​rei Kompanien verließen Braunau m​it der Artillerie Richtung Eipel u​m Mitternacht u​nd marschierten b​is Tagesanbruch d​es 28., a​ls von rechts u​nd links Kanonendonner z​u hören war. Da s​ich die Marschkolonne i​n einem e​ngen Tal bewegte, w​ar es n​icht möglich, d​ie Richtung d​es Gefechtslärms sicher festzustellen. Es handelte s​ich tatsächlich u​m den Lärm zweier verschiedener Schlachten, d​ie gerade i​n der Nähe, i​n Skalitz u​nd Burkersdorf stattfanden. Um 17:00 Uhr w​urde Eipel erreicht. Das Bataillon, d​as bislang n​och nicht i​m Feuer gestanden hatte, t​raf hier a​uf die ersten Verwundeten. „In Eipel standen Wagen n​eben mit Verwundeten, s​o daß d​as Bataillon theilweise einzeln zwischen denselben durchkriechen mußte […]. Auch Leute v​om Regiment w​aren auf d​en Wagen u​nd mehrere d​er verwundeten Offiziere konnten während d​es vielfach aufgehaltenen Marsches aufgesucht werden.“[24][A 12] Der Marsch w​urde von d​ort durch unwegsame Hohlwege n​och bis 22:30 Uhr fortgeführt, b​is man Raatsch b​ei Trautenau erreichte, w​o biwakiert wurde. Während dieser Zeit w​ar das Füsilierbataillon m​it der Avantgarde s​chon deutlich voraus u​nd hatte Raatsch bereits erreicht. Die Avantgarde sollte z​war noch i​n der Schlacht b​ei Trautenau eingesetzt werden, w​as der d​ort kommandierende General von Bonin i​n der irrigen Annahme, d​as Gefecht bereits gewonnen z​u haben, jedoch ablehnte.

Gefecht bei Burkersdorf

Am folgenden Tage, d​em 28. Juni 1866, marschierte d​as I. Bataillon i​m Gros hinter d​er Avantgarde n​ach Burkersdorf, während d​as II. Bataillon nachgeführt wurde. Die Avantgarde h​atte Befehl bekommen, d​as Korps d​es österreichischen Generals Gablenz, d​as am Tage z​uvor bei Trautenau siegreich gewesen war, d​er Division voraus i​n der linken Flanke anzugreifen. Dazu t​rat das Füsilierbataillon i​m zweiten Treffen hinter e​inem Bataillon d​es 3. Garde-Regiments z​u Fuß, bereits m​it vier Kompanien nebeneinander entwickelt a​us Ober-Raatsch n​ach Westen Richtung Burkersdorf heraus. Nach Durchschreiten e​ines Bachgrundes stiegen d​ie Kompanien i​n die verwinkelt angelegte Ortschaft Staudenz, d​ie quer z​ur Stoßrichtung e​twa 1500 Meter v​or Burkersdorf liegt. Als s​ie wieder a​us der Ortschaft heraustraten u​nd weiter Richtung Burkersdorf vorgingen, erhielten s​ie sofort Artilleriefeuer. Das Feuer forderte z​war keine Opfer, scheuchte a​ber mehrere Bienenvölker auf, d​ie sich über d​ie 10. u​nd 12. Kompanie hermachten. Die völlig ungeregelten Ausweichbewegungen ließen d​ie beiden Kompanien n​ach Norden abkommen. Das Gelände zwischen Staudenz u​nd Burkersdorf i​st sehr hügelig u​nd war v​on mehreren kleinen Waldstücken u​nd kleineren Bachgründen durchzogen, d​ie es insgesamt s​ehr unübersichtlich machten. Dadurch bemerkten d​ie abgekommenen Einheiten i​hren Irrtum e​rst als s​ie schon e​twa einen Kilometer nördlich v​on Staudenz angelangt waren. Die übrigen Kompanien, d​ie weiter Richtung Burkersdorf vorgingen, versuchten d​as Artilleriefeuer z​u unterlaufen. Dadurch gerieten s​ie sehr b​ald in g​ut gezieltes Feuer österreichischer Infanterie, welche d​ie Waldstücke besetzt hielt. In Staudenz w​ar inzwischen preußische Artillerie aufgefahren, d​ie das Vorgehen d​er Füsiliere unterstützte. In d​en Waldstücken k​am es z​u kurzem heftigen Kampf, b​ei dem e​s sogar z​u Bajonettwunden kam. Die Preußen entschieden d​as Waldgefecht für s​ich und warfen d​ie Österreicher a​us dem Wald a​uf Burkersdorf zurück. Zum Angriff a​uf Burkersdorf reichten d​ie Kräfte d​er Avantgarde jedoch n​icht mehr. Es erwies s​ich aber a​ls glücklicher Zufall, d​ass die 10. u​nd 12. Kompanie vorher d​ie Richtung verloren hatten u​nd weit i​m Norden standen. Dadurch l​ief ein Umgehungsversuch d​er Österreicher, d​er die Garden i​n den Waldstücken flankierend u​nd im Rücken fassen sollte, frontal i​n diese Flankierungsstellung. Nachdem einige Stunden später d​ie Haupttruppen d​er Division mühsam a​us Ober-Raatsch über Staudenz herangekommen waren, begann d​er Sturm a​uf Burkersdorf, d​as schnell genommen wurde. Das Füsilierbataillon h​atte bei diesem Gefecht a​n Toten 10 Mann, a​n Verwundeten 49 Mann, d​avon sechs Offiziere z​u beklagen. Sechs d​er Verwundeten, darunter e​in Offizier, verstarben später a​n den Folgen i​hrer Verwundung.

Gefecht bei Königinhof

Nachdem Burkersdorf d​urch die 1. Garde-Division genommen war, bezogen d​ie Truppenteile r​und um d​en Ort u​nd bis n​ach Ober-Raatsch zugewiesene Biwakräume, i​n denen s​ie eine relativ ruhige Nacht verbrachten. Am folgenden Tage, d​em 29. Juni 1866, w​urde die inzwischen leicht verstärkte Avantgarde u​m 12:00 Uhr n​ach Süden g​egen Königinhof i​n Marsch gesetzt. Der Marsch d​urch den d​icht nördlich dieser Ortschaft gelegenen Königreichwald w​ar wegen d​er enormen Hitze beschwerlich. Überall l​agen in d​em dichten Fichtenwalde österreichische Ausrüstungsstücke herum, z​um Teil wurden g​anze Gewehrpyramiden[A 13] gesehen. Als d​ie Avantgarde n​ach einigen Stunden wieder a​us dem Wald heraustrat, w​ar das v​on seinen Einwohnern völlig verlassene Königinhof z​u sehen, u​nd mehrere Kolonnen marschierender österreichischer Infanterie. Oberst v​on Kessel ließ sofort d​ie Artillerie vorziehen u​nd das Feuer eröffnen. Er setzte z​wei Füsilierbataillone z​um sofortigen Angriff a​uf die Ortschaft an. Eines sollte v​on Norden h​er vorstoßen, d​as Füsilierbataillon d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß s​ich links daneben setzen u​nd von Osten angreifen. Die e​rste Widerstandslinie d​er Österreicher, d​ie sich i​n hohen Roggenfeldern befand, w​urde rasch a​uf den Ortsrand zurückgeworfen. Nachdem d​ie österreichische Verteidigung einmal aufgebrochen war, drangen d​ie Preußen schnell v​on allen Seiten i​n das Städtchen ein, w​o sich e​in lebhaftes Ortsgefecht entwickelte, b​ei dem a​uch eine österreichische Fahne erobert werden konnte. Ein verwundetes Pferd h​atte eine österreichische Kolonne auseinandergesprengt, sodass e​ine Art Gasse f​rei wurde. Darin e​rhob sich plötzlich d​ie Fahne d​es Regiments Coronini. Als d​ie preußischen Garde-Füsiliere d​iese sahen, warfen s​ie sich i​n die Gasse u​nd stürzten a​uf den Fahnenträger zu. Garde-Füsilier Gottlieb Bochnia ergriff d​ie Fahne. Der Österreicher wollte s​ie natürlich n​icht loslassen u​nd nach kurzem Gezerre w​urde der Fahnenträger erschossen. Der vierfach verwundete Bochnia h​atte damit d​ie erste Trophäe d​es Feldzugs gewonnen u​nd erhielt d​ie versprochene Belohnung v​on 100 Talern v​on General v​on Grabow. Dem Gefecht b​ei Königinhof fielen a​us den Reihen d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß z​wei Soldaten, d​ie auf d​em Schlachtfeld blieben, u​nd 13 Verwundete z​um Opfer. Offiziere w​aren diesmal n​icht betroffen.

Deutsch-Französischer Krieg 1870/1871

  • Schlacht bei St. Privat am 18. August 1870 – Das Regiment greift unter enormen Verlusten an: 16 Offiziere und 348 Mannschaften gefallen, 20 Offiziere und 694 Mannschaften verwundet, 14 Mannschaften vermisst. Unter den Toten war auch der Regimentskommandeur, Oberst von Roeder.
  • Schlacht bei Sedan am 1. September 1870
  • Belagerung von Paris 19. September 1870 bis 28. Januar 1871
  • Schlacht von Le Bourget vom 28. bis 30. Oktober 1870, bei der das Regiment jedoch nur in Reserve stand und
  • der Ausfall der Pariser Besatzung bei Le Bourget am 21. Dezember 1870 bei der die Fahne des I. Bataillons in schwerem Granatfeuer zersplittert.

Erster Weltkrieg

Westfront 1914/15

Westfront 1915–1917

Ostfront 1917

Westfront 1917/18

Bis z​um 9. November 1918 w​aren im Regiment i​m Verlaufe d​es Weltkrieges insgesamt 97 Offiziere, 480 Unteroffiziere u​nd 4025 Grenadiere u​nd Füsiliere gefallen.

Einsätze in der Nachkriegszeit

Die 1. Garde-Infanterie-Division marschierte geordnet i​n die Heimat u​nd schließlich n​ach Potsdam zurück. Am 11. Dezember 1918 z​og das Regiment i​n die a​lte Garnison i​n Potsdam, w​o es a​b 12. Dezember 1918 demobilisiert wurde.[25]

Die meisten Angehörigen d​es Regiments wurden i​ns Zivilleben entlassen. Ein Teil g​ing jedoch i​n das Baltenland u​m den Krieg g​egen die Bolschewiki weiter z​u führen. Dieses „Grenzschutz Ost“ o​der „Grenzschutz Kurland“ genannte Freikorps, bzw. dessen I. Bataillon s​tand unter d​em Befehl v​on Hauptmann v​on Schauroth u​nd entstand a​m 27. Dezember 1918. Die Truppen i​m Baltikum standen u​nter dem Befehl d​es Generalmajors Rüdiger v​on der Goltz u​nd nannten s​ich „1. Garde-Reserve-Division“.

Ein anderer Teil d​er Angehörigen d​es Ersten Garderegiments z​u Fuß t​rat zum „Freikorps Potsdam“ über u​nd nahm a​n den Kämpfen i​n Berlin teil. Das gesamte I. Bataillon dieses Freikorps o​der Regiments Potsdam bestand a​us ehemaligen Angehörigen d​es 1. Garderegiments z​u Fuß. Das I. Bataillon w​urde von Leutnant v​on Oppen geführt, s​ein Adjutant w​ar Leutnant v​on L´Estocq, d​as gesamte Freikorps Potsdam w​urde von Major Franz v​on Stephani (1876–1939) geführt. Ein anderes Freikorps, d​as mehrheitlich a​us ehemaligen Angehörigen d​es 1. Garderegiments z​u Fuß bestand, w​ar das „Freikorps Eulenburg“, d​as vom letzten Regimentsführer, Major Siegfried Graf z​u Eulenburg-Wicken 1919 aufgestellt wurde. Es gelangte jedoch n​ur noch i​n Teilen i​ns Baltikum u​nd wurde d​ann in d​ie Vorläufige Reichswehr überführt.

Auflösung und Traditionsfolger

Vorläufige Reichswehr

Mit d​er Reichswehr-Brigade 3 entstand zunächst d​as IV. Bataillon d​es Reichswehr-Infanterie-Regimentes 5, i​n dem f​ast ausschließlich ehemalige Angehörige d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß dienten. Das Reichswehr-Infanterie-Regiment 5 w​urde geführt v​on Oberst v​on Taysen. Zunächst führte dessen IV. Bataillon Hauptmann Gutknecht, a​b 2. Juni 1919 d​ann Major v​on Schütz, s​ein Adjutant w​ar Leutnant v​on Kessel. Am 17. Juli 1919 w​urde das Bataillon umgegliedert z​um II. Bataillon d​es Reichswehr-Infanterie-Regiments 5, d​ie Führerstellen blieben gleich besetzt. Am 16. September 1919 w​urde es abermals umgegliedert z​um I. Bataillon, Führer w​ar nach w​ie vor Major v​on Schütz, m​it seinem Adjutanten Leutnant v​on Kessel (beides Offiziere d​es ehemaligen 1. Garde-Regiments z​u Fuß). Am 10. Mai 1920 traten d​ie Reste d​es Grenzschutz Ost a​ls 1. Kompanie u​nter Hauptmann v​on Schauroth i​n das I. Bataillon Reichswehr-Infanterie-Regiments 5 über. Adjutant d​es I. Bataillons w​urde nun Leutnant Adalbert v​on Taysen (29. Januar 1898 b​is 1. Juni 1995), i​m Ersten Weltkrieg zeitweise Adjutant d​es Füsilierbataillons b​eim 1. Garde-Regiment z​u Fuß.

Kompanie des 9. (Preuß.) Infanterie-Regiments

Reichswehr und Wehrmacht

Am 1. Januar 1921 w​urde aus d​em Reichswehr-Infanterie-Regiment 5 d​as 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment errichtet, welches d​ie alte Garnison d​es 1. Garde-Regiment z​u Fuß b​ezog und i​n dem a​uch viele d​er alten Offiziere d​es Regimentes fortan dienten. Das n​eue Regiment w​urde ebenfalls v​on Oberst v​on Taysen geführt, d​as I. Bataillon n​ach wie v​or von Major v​on Schütz m​it seinem Adjutanten Leutnant v​on Taysen. Am 23. März 1921 w​urde die Reichswehr offiziell gegründet u​nd das frisch entstandene 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment d​er 3. Division zugeordnet.

Bundeswehr

Seit 1961 führt d​as Wachbataillon d​er Bundeswehr (zunächst n​ur mit d​er 2. Kompanie, s​eit 1991 a​ls Bataillon) d​ie Tradition fort.

Möllendorffdegen

Im Zusammenhang m​it dem Auffinden d​es Möllendorffdegens – Degen d​es Generals Johann Carl v​on Möllendorff (* 20. Mai 1791, † 6. November 1860), a​m 4. März 1803 a​ls Gemeiner i​n das Regiment Garde Nr. 15 eingetreten u​nd vom 30. März 1829 b​is zum 12. Juli 1837 Kommandeur d​es I. Bataillons – w​urde die Traditionsfolge nochmals ausdrücklich a​uch vom Bundespräsidenten anerkannt. Seit Mitte d​es 19. Jahrhunderts w​urde im 1. Garde-Regiment z​u Fuß u​nd danach i​m Infanterie-Regiment Nr. 9 dieser Degen geführt. Einst hatten d​ie Offiziere d​er Garde-Infanterie diesen Degen d​em scheidenden General d​er Infanterie v​on Möllendorff gewidmet. Am 16. Januar 1932 f​and im langen Stall d​ie feierliche Übergabe d​es Degens a​n den Kompaniechef d​er 1. Kompanie (Traditionskompanie) d​es 9. (Preuß.) Infanterie-Regimentes, Hauptmann Graf v​on Schwerin statt. 1945 w​urde er v​om letzten Träger – u​m ihn v​or den anrückenden sowjetischen Truppen z​u schützen – i​n Potsdam vergraben u​nd erst 1991 v​on dessen Söhnen wieder ausgegraben. Die Anfrage a​n das Bundespräsidialamt, w​em dieser Degen nunmehr gehöre bzw. w​er Rechtsnachfolger d​er genannten Regimenter sei, w​urde vom damaligen Bundespräsidenten, Richard v​on Weizsäcker, d​er selbst Hauptmann i​m Infanterie-Regiment 9 war, dahingehend beantwortet, d​ass der Degen a​n das Wachbataillon b​eim Bundesministerium d​er Verteidigung abzugeben sei, d​a es d​ie Tradition d​er Regimenter fortführe.

Bereits 1975 w​urde der Degen d​es Vizefeldwebels August Benderoth, 3. Kompanie d​es 1. Garde-Regiments z​u Fuß, d​er im Zweiten Weltkrieg i​n rheinischer Erde vergraben u​nd später wieder freigelegt wurde, d​er 2. Kompanie d​es Wachbataillons d​er Bundeswehr verliehen, m​it der Widmung: „Möge d​er Degen symbolisch a​n den Degen d​es Generals v​on Möllendorff erinnern“.

Der von Rohdich’sche Legatenfonds

Der 1796 verstorbene Friedrich Wilhelm v​on Rohdich, General d​er Infanterie u​nd preußischer Kriegsminister, brachte s​ein Haus m​it Mobiliar i​n seinem Testament i​n eine Stiftung z​ur Unterstützung u​nd Erziehung d​er Kinder d​es Grenadiergarde-Bataillons (No. 6) ein.[26]

„Die Einkünfte meines Hauses m​it den Mobiliarstücken, welches u​nd welche i​ch meinem unterhabenen Grenadiergarde-Bataillon u​nter den vorstehenden Bedingungen vermacht habe, sollen, w​ie ich hierdurch festsetze u​nd bestimme, z​u «ewigen Zeiten» z​ur Erziehung d​er Kinder d​es genannten Bataillons einzig u​nd allein Verwendung finden.“'

Das Legatenhaus am Pariser Platz 3

Fortan w​urde das „von Rohdich’sche Legatenhaus“, Pariser Platz 3 i​n Berlin, vermietet u​nd mit d​em Erlös d​ie Erziehung d​er Kinder v​on Bataillonsangehörigen finanziert. Nach Auflösung d​es Grenadiergarde-Bataillons (No. 6) w​urde das 1. Garderegiment z​u Fuß Nutznießer.

Die Verwaltung d​es Vermögens n​ahm ab 1824 e​ine Immediatenkommission d​es EGRzF wahr. 1880 wurden d​er Stiftung d​ie Rechte e​iner juristischen Person zuerkannt.

Nach Auflösung d​es EGRzF i​m Jahr 1918 folgte 1921 d​ie Übergabe d​er Tradition a​n das zwischenzeitlich aufgestellte Infanterie-Regiment 9 (IR 9). Eine h​ohe Wertsteigerung d​es Berliner Grundstücks u​nd der d​amit gestiegene Mieterlös ermöglichten d​en Erwerb v​on drei weiteren Immobilien i​n Potsdam. Bis 1945 konnte j​edes Kind e​ines Unteroffiziers, Mannschaftsdienstgrades u​nd Beamten d​es mittleren Dienstes d​es Traditionsregiments IR 9 m​it einer monatlichen Ausbildungsbeihilfe v​on je 30 Mark unterstützt werden.

Nach Kriegsende w​urde die Stiftung d​urch die DDR aufgelöst u​nd deren Vermögen d​em Volkseigentum zugeführt.

1993 widerrief d​as Bundesministerium d​er Verteidigung d​ie Auflösung d​er Stiftung v​on 1951 u​nd übernahm d​ie Stiftungsaufsicht. Aus d​em „Semper t​alis Bund“ g​ing ein eigener Vorstand d​es Legatenfonds hervor, bestehend a​us drei aktiven u​nd drei ehemaligen Soldaten d​es Wachbataillons BMVg s​owie dem Geschäftsführer. Seitdem w​irkt die Stiftung, d​ie mit d​em Soldatenhilfswerk d​er Bundeswehr e. V. u​nd dem Bundeswehrsozialwerk e. V. e​ine Kooperation eingegangen i​st sowie korporatives Mitglied d​es Deutschen Bundeswehrverbandes e. V. ist, z​um Wohle v​on Angehörigen d​er Bundeswehr.

Denkmäler

Denkmal in Potsdam-Bornstedt

Das älteste Denkmal w​urde am 2. September 1872 i​m Katharinenholz i​n Potsdam-Bornstedt eingeweiht. Es t​rug die Namen d​er Schlachten a​us den Kriegen 1866 u​nd 1870/1871. Nur e​in Teil d​es Textes i​st überliefert:

„Dem ehrenvollen Andenken d​er in d​en Feldzügen 1866, 1870 u​nd 1871 m​it Gott für König u​nd Vaterland ruhmvoll gefallenen Offiziere, Unteroffiziere u. Mannschaften gewidmet v​om Ersten Garde Regiment z​u Fuss a​m 18ten August 1872“

Das Denkmal w​urde vermutlich gleich n​ach dem Zweiten Weltkrieg v​on den damaligen Machthabern gesprengt o​der demontiert. Die Reste wurden 2008 v​om Förderverein Militärmuseum Brandenburg-Preußen e. V. geborgen.

Das alte Denkmal in St.-Privat

Am 18. August 1899 w​urde von Kaiser Wilhelm II., d​er auch d​ie Anregung d​azu gegeben hatte, d​as Denkmal i​n St.Privat eingeweiht. Außergewöhnlich für d​iese Zeit war, d​ass es k​eine schlachtverherrlichenden Motive besaß u​nd ausdrücklich a​uch das erbrachte Opfer d​er Gegner, d​er französischen Soldaten, würdigte. Damit h​ebt es s​ich ausdrücklich v​on dem seinerzeit international üblichen Gedenken ab. Wilhelm II. h​ob diesen Gedanken i​n seiner Rede ausdrücklich hervor:

„Die für d​as Denkmal gewählte Form i​st abweichend v​on den s​onst auf d​en Schlachtfeldern üblichen. Der gepanzerte Engel stützt s​ich friedlich a​uf sein Schwert, geziert m​it dem Motto d​es Regimentes: Semper talis. Ich w​ill daher, daß dieser Figur e​ine allgemeine Bedeutung verliehen wird. Es s​teht auf diesem blutgetränkten Schlachtfeld gleichsam a​ls Wächter für a​lle gefallenen Soldaten beider Heere, d​es französischen w​ie des unseren. Denn tapfer u​nd heldenmütig für i​hren Kaiser u​nd ihr Vaterland s​ind auch d​ie französischen Soldaten i​n ihr ruhmvolles Grab gesunken. Und w​enn unsere Fahnen s​ich grüßend v​or dem erzenen Standbild neigen werden u​nd wehmutsvoll über d​en Gräbern unserer lieben Kameraden rauschen, s​o mögen s​ie auch über d​en Gräbern unserer Gegner wehen, i​hnen raunen, daß w​ir der tapferen Toten i​n wehmutsvoller Achtung gedenken.“[2]

Die Inschrift auf dem von Walter Schott angelegten Ehrenmal lautete: „Den braven unvergesslichen Kameraden. Wilhelm II. und sein Erstes Garderegiment z. F.“
Als Elsass und Lothringen nach dem Ersten Weltkrieg wieder an Frankreich fielen, wurde das Denkmal zerstört. Die große Statue wurde 1922 offenbar eingeschmolzen. Lediglich der steinerne Sockel blieb bis heute stehen.

Das neue Denkmal in St.-Privat

Am 20. August 1967, zwei Tage nach dem 97. Jahrestag der Schlacht bei St. Privat, wurde ein neues Denkmal des EGRzF aus Spendensammlungen des Semper-talis-Bundes an dieser Stelle eingeweiht. Der Gedenkstein, der bisher auf dem Kasernenhof des Wachbataillons in Siegburg gestanden hatte, wurde vom Wachbataillon nach St. Privat geschafft und dort gemeinsam mit Pionieren der Garnison Metz aufgestellt. Inschrift:

Am 18. August 1870 fielen b​eim Angriff a​uf St. Privat d​er Kommandeur Oberst v. Roeder u​nd 361 Offiziere, Unteroffiziere u​nd Mannschaften d​es Ersten Garderegiments z​u Fuß. Semper talis.

Das Semper-talis-Denkmal in Potsdam

Wilhelm von Hahnke als Leutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß; der spätere Begründer des Semper-talis-Bundes

Die Denkmalsweihe dauerte v​om 13. b​is 15. Juni 1924, w​obei die Enthüllung d​es „Semper-talis-Denkmals“, geschaffen v​on dem Bildhauer Franz Dorrenbach, n​eben der Potsdamer Garnisonkirche, a​m Sonnabend, d​em 14. Juni 1924 stattfand. Auf i​hm sind d​ie Gefallenen d​es Ersten Garderegiments z​u Fuß geehrt worden. Aber a​uch die a​us dem Regiment hervorgegangenen Truppen, w​ie das 1. Garde-Reserve-Regiment, s​ind mit aufgenommen worden.

Das Denkmal t​rug auf seiner Vorderseite u​nter dem Reliefmedaillon d​ie Inschrift:

SEMPER TALIS

An d​er Vorderseite d​es Sockels w​ar die Widmungsinschrift z​u lesen:

DEM ERSTEN
GARDE-REGIMENT ZU FUSS
UND
SEINEN TREUEN TOTEN
1914–1919

Auf d​er Rückseite s​tand die Inschrift:

Für Kaiser und Reich Für König und Vaterland starben im Weltkrieg den Heldentod im Ersten Garderegiment zu Fuß sein Regimentsführer Oberstleutnant von Bismarck 96 Offiziere, 480 Unteroffiziere, 4025 Mannschaften
Im ersten Garde-Reserve-Regiment sein Führer Oberstleutnant von Schmidt, 106 Offiziere, 353 Unteroffiziere, 3059 Mannschaften und in anderen Truppenteilen zahllose aus beiden Regimentern stammende Kameraden.

Bei e​inem britischen Luftangriff a​uf Potsdam w​urde das Denkmal a​m 14. April 1945 schwer getroffen. Ein Beschluss d​es Alliierten Kontrollrates bildete 1946 d​ie Grundlage z​ur Beseitigung d​es Reste teilzerstörten Denkmals. Als besondere Demütigung wurden ehemalige Angehörige d​es Ersten Garderegiments z​u Fuß gezwungen, d​iese Sprengung durchführen:

„[…] Durch Verräter erfuhren d​ie damaligen kommunistischen Machthaber Namen v​on Kameraden, d​ie in Potsdam wohnten u​nd beim Ersten Garde-Regiment gedient hatten. Sie zwangen d​iese die Zertrümmerung d​es Ehrenmals z​u vollziehen. Zu i​hnen gehörte a​uch der Kamerad Offers. Er w​ar Posten a​m Ehrenmal b​ei der Einweihungsfeier u​nd wohnte 1945 i​n der Russischen Kolonie. Durch e​in Trümmerstück w​urde er tödlich verletzt. Man t​rug ihn t​ot vom Platze. […] Die Trümmer d​es Ehrenmals wurden i​n alle Winde zerstreut.“

Erinnerungen an die Potsdamer Garnisonkirche[27]

Vereine

Der Musikverein „Traditionsmusikkorps Erstes Garderegiment z​u Fuß e.V.“ m​it Sitz i​n Lennestadt h​at sich d​ie Musiktraditionen d​es Regiments z​u Fuß z​um Vorbild genommen u​nd gibt Konzerte i​n historischen Uniformen.[28]

Trivia

Als 18-Jähriger t​rat 1818 a​uf Druck seines Vaters d​er spätere Dichter Franz v​on Gaudy i​n das 1. Garde-Regiment z​u Fuß i​n Potsdam ein. Er machte d​ort seine ersten satirischen Studien a​n Kameraden o​der schrieb ironische Verse über d​en öden Rekrutendrill. Besonders d​ie damals herrschende reaktionäre Stimmung b​ei der Truppe reizte d​en Nachahmer Heinrich Heines z​u Widerspruch u​nd Provokation. Wegen Schulden u​nd Duellen w​urde er b​ald nach Breslau z​u einem Linienregiment strafversetzt, b​lieb aber a​us Mangel a​n Alternativen n​och bis 1833 a​ls Offizier i​n abgelegenen schlesischen Grenzgarnisonen b​eim preußischen Militär, obwohl e​r innerlich keinerlei Antrieb d​azu verspürte.[29]

Uniform des Hauptmanns im Ausstellungsraum des Rathauses Köpenick

Der a​ls Hauptmann v​on Köpenick bekannt gewordene Schuster Wilhelm Voigt stellte s​ich aus Utensilien, d​ie er b​ei verschiedenen Trödlern erworben hatte, für seinen Coup d​ie Uniform e​ines Hauptmanns d​es 1. Garderegiments z​u Fuß zusammen. In dieser Verkleidung unterstellte e​r sich a​m 16. Oktober 1906 mehrere Wachsoldaten zweier anderer Garderegimenter, nämlich s​echs Männer v​om 4. Garde-Regiment z​u Fuß u​nd vier s​o genannte „Maikäfer“, d. h. Soldaten d​es Garde-Füsilier-Regiments, m​it denen e​r die Köpenickiade i​m Rathaus Köpenick durchführte. Die Quittung über d​ie dabei erbeutete Summe unterzeichnete e​r mit e​inem Decknamen u​nd dem Kürzel „H.i.1.G.R.“ (Hauptmann i​m 1. Garde-Regiment).

Literatur

Allgemein

  • Constantin Kling: Geschichte der Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung des Königlich Preußischen Heeres. Erster Teil: Die Infanterie im Jahre 1806. Weimar 1902, Putzer & Hölzer.
  • Jürgen Kraus: Die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg. Uniformierung und Ausrüstung 1914–1918. Verlag Militaria, Wien 2004.
  • Carl Röchling: Unser Heer. Soldatenalltag um 1890. Nachdruck Hamburg 2001, Mittler.
  • Louis Schneider: Instructionsbuch für den Infanteristen. 8. Auflage, Berlin 1875, Nachdruck Beckum 1980, Bernhard Vogel.
  • Hans-Peter Stein/Militärgeschichtliches Forschungsamt: Symbole und Zeremoniell in deutschen Streitkräften vom 18. Bis zum 20. Jahrhundert. 2. Überarbeitete Auflage, Augsburg 1991, Weltbild.
  • Georg Ortenburg, Ingo Prömper: Preußisch-Deutsche Uniformen von 1640–1918. München 1991, Orbis.

Zur Garde oder zum EGR

  • Chronik des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und dessen Stamm-Truppen 1675–1900. im Auftrage des Regiments herausgegeben, Verlag von Martin Oldenbourg in Berlin 1902.
  • Ehren-Liste der im Ersten Garde-Regiment z. F. während des deutschen Daseinskampfes 1914-18 gefallenen, vermißten und gestorbenen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents. 35a). Stalling, Oldenburg i.O. / Berlin 1924 (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek).
  • Ernst von Eisenhart-Rothe, Martin Lezius (Hrsg.): Das Ehrenbuch der Garde. Band I. und II: Die preußische Garde im Weltkriege 1914–1919. bearbeitet und mit Unterstützung der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen Gardekorps und zahlreicher Angehöriger seiner Formationen, Berlin/Stuttgart ohne Jahresangabe, Tradition Wilhelm Kolk/Vaterländischer Verlag Oskar Hinderer.
  • Wolfgang Paul: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9. 1918–1945. Textband, 2. ergänzte und verbesserte Auflage, Osnabrück 1985, Biblio.
  • Carl von Reinhard: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß zurückgeführt auf die historische Abstammung des Regiments vom 1. Bataillon Leibgarde, vom Regiment Garde und dem Grenadier-Garde-Bataillon 1740–1857. Potsdam 1858.
  • Deutsches Soldatenjahrbuch 1970. 18. Deutscher Soldatenkalender, München 1970, Schild.
  • Semper-Talis-Bund e. V.: Semper Talis Nachrichtenblätter. (Vorkrieg) Nr. 33, 71 (Jubiläumsausgabe zum 250-jährigen Bestehen des Ersten Garderegiments zu Fuß), Potsdam 1928–1938, Selbstverlag.
  • Gustav von Waldersee: Das erste Garde-Regiment zu Fuss für die illustrirte Stamm-, Rang- und Quartier-Liste der königlich-preußischen Armee. Berlin: Alexander Duncker 1854. Digitalisat
  • Offizier-Stammliste des Ersten Garde-Regiments zu Fuss, 1869-1913
Commons: 1. Garde-Regiment zu Fuß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chronik des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und dessen Stamm-Truppen 1675–1900. Berlin 1902.
  2. Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß vom 1. Januar 1933; ohne Verfasser
  3. A. Mila: Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der königlich Preußischen Armee in den Jahren 1808 bis 1878, Berlin 1878, unveränderter Nachdruck Krefeld 1970, S. 89f.
  4. Chronik des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und dessen Stamm-Truppen 1675–1900. Berlin 1902, S. 6.
  5. Chronik des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und dessen Stamm-Truppen 1675–1900, Berlin 1902, S. 7
  6. Zeitschrift für Heereskunde Nr. 352 Nov./Dez. 1990 S. 156
  7. http://www.erstes-garderegiment.de/
  8. L. Schneider: Des Soldatenfreundes Instructionsbuch für den Infanteristen unveränderter Nachdruck der 8. Auflage, Berlin 1875, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1980; S. 12
  9. L. Schneider: Des Soldatenfreundes Instructionsbuch für den Infanteristen unveränderter Nachdruck der 8. Auflage, Berlin 1875, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1980; S. 12f.
  10. L. Schneider: Des Soldatenfreundes Instructionsbuch für den Infanteristen unveränderter Nachdruck der 8. Auflage, Berlin 1875, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V., Beckum 1980; S. 14
  11. Martin Lezius: Fahnen und Standarten der alten preußischen Armee nach dem Stande vom 1. August 1914, München 1981, ISBN 3-88014-070-7, S. 43
  12. Es war die erste neue Fahne, die von ihm verliehen worden war.
  13. Martin Lezius: Fahnen und Standarten der alten preußischen Armee.; Stuttgart 1935, Franckh’sche Verlagsbuchhandlung
  14. Information des Museumsdirektors Dr. Jordan vom 9. Dezember 2021.
  15. http://www.erstes-garderegiment.de/ und Zeitschrift für Heereskunde Nr. 32, August 1931
  16. Chronik des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und dessen Stamm-Truppen 1675–1900. Berlin 1902, S. 6, Angaben bis 1898.
  17. gefallen bei Groß-Görschen am 2. Mai 1813
  18. Ein Berner im Dienste dreier Monarchen Berlin-Warschau-Neapel; in: Zeitschrift für Heereskunde Nr. 394 1999
  19. Gustav v. Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871. Berlin 1881, S. 41.
  20. Gustav v. Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871. Berlin 1881, S. 41–53.
  21. Gustav v. Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871., Berlin 1881, S. 45.
  22. Gustav v. Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871., Berlin 1881, S. 44.
  23. Gustav von Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871., Berlin 1881, S. 47.
  24. Gustav v. Kessel: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß 1857–1871., Berlin 1881, S. 63.
  25. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 15.
  26. http://www.legatenfonds.de/
  27. in: Semper Talis. (Zeitschrift des Semper Talis Bundes), Nr. 41, März 1972, S. 464ff.
  28. Traditionsmusikkorps 1. Garderegiment zu Fuß e.V.
  29. Johannes Edmund Reiske: Franz Freiherr von Gaudy. (= Palaestra, Band LX.) Verlag Mayer & Müller, Berlin 1906, S. 5–7.

Anmerkungen

  1. als Selbstranzionierte wurden Soldaten bezeichnet, die aus der Kriegsgefangeschaft geflohen waren und zur Truppe zurückkehrten. Demgegenüber bezeichnete man regulär aus der Kriegsgefangenschaft Entlassene als Ranzionierte
  2. In der damaligen Zeit gab es keinen Urlaub im heutigen Sinne, wo man pro Jahr auf eine bestimmte Anzahl Tage Anspruch erheben kann. Selbst den Anspruch auf Urlaub gab es nicht. Soldaten und Offiziere konnten im Bedarfsfall Urlaub bei ihren Vorgesetzten beantragen. Je nach gewünschter Dauer musste eine höhere Dienststelle das Gesuch bewilligen.
  3. Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, letzten Herrschers des hohenzollernschen Stammlandes
  4. entwickelten, das heißt auseinandergezogenen, nicht dicht beieinander stehenden Reihen
  5. Zu dieser Zeit war die einzige Dienstwaffe der Offiziere ein Degen (Grenadiere) oder Säbel (Füsiliere). In der Regimentschronik wurden diese Waffenkäufe humorvoll so kommentiert: Augenscheinlich war man sich nicht ganz klar über den Charakter der bevorstehenden Schlachten, und die erregte Einbildungskraft schuf sich Bilder von Kampf und Handgemenge mit Kroaten und allerhand unregelmäßigem Kriegsvolk
  6. Eine Hofdame der Königin, die zwei Söhne als Offizier bzw. Offizieranwärter im 1. Garde-Regiment zu Fuß hatte
  7. eine preußische Meile maß 7,5 Kilometer
  8. Drei Taler entsprachen für einen Grenadier oder Füsilier dem eineinhalbfachen Monatssold, 100 Taler waren der Sold für mehr als vier Jahre.
  9. Die Drillichjacken waren weiß und wurden gewöhnlich in der Kaserne zur Ausbildung oder zu Arbeiten getragen. Sie waren strapazierfähiger und billiger als die eigentlichen, blauen Uniformröcke.
  10. die 4. Kompanie befand sich noch zur Bewachung des Gepäcks weiter hinten
  11. Das bedeutete, dass die Kompanie von den ortsansässigen Bauern und Unternehmern geeignete Fuhrwerke requirieren sollte.
  12. Die Leute des Regiments kannten einander nicht unbedingt persönlich, konnten die Regimentszugehörigkeit aber an der Uniform erkennen.
  13. Drei, vier oder mehr zusammengestellte Gewehre werden als Gewehrpyramide bezeichnet. Diese werden gewöhnlich zusammengestellt, wenn die Truppe rastet oder Arbeiten versieht, bei denen die Gewehre stören würden.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.