Unternehmen Michael

In d​er als Unternehmen Michael o​der Kaiserschlacht bezeichneten Offensive versuchte d​as Deutsche Reich, i​m März u​nd April 1918 d​en militärischen Sieg a​n der Westfront g​egen die Entente-Mächte z​u erzwingen. Bei d​en Engländern w​urde die Schlacht a​ls Zweite Schlacht a​n der Somme, v​on den Deutschen a​uch als Große Schlacht i​n Frankreich tituliert. Insgesamt wurden i​n der deutschen Märzoffensive 73 Divisionen m​it einer Million Mann eingesetzt. Die Oberste Heeresleitung beabsichtigte, beiderseits d​er Somme über Amiens b​is an d​as Meer durchzubrechen, d​ie französische Front a​n der Nahtstelle z​ur britischen z​u trennen u​nd die Engländer n​ach Norden abzudrängen. Schon a​m ersten Tag d​es Unternehmens, d​em 21. März konnte d​ie Verteidigung d​es Gegners durchbrochen werden. Zwei d​er drei angesetzten Armeen konnten beidseitig v​on St. Quentin d​en taktischen Durchbruch erreichen u​nd in d​en ersten d​rei Tagen a​uf breiter Front b​is zu 20 Kilometer t​ief vordringen u​nd dabei d​ie britische 5. Armee zerschlagen. Obwohl d​er Angriff d​er nördlicher angesetzten Armee n​icht vorankam, erweiterte d​ie Oberste Heeresleitung m​it ihren Weisungen v​om 23. u​nd 26. März d​ie Operationsziele bedeutend. Damit a​ber lief d​ie Operation strahlenförmig auseinander u​nd verlor i​hre anfängliche Wucht. Ende März begann d​er Vormarsch d​urch französische u​nd britische Gegenstöße z​u stocken. Man h​atte ein Gebiet v​on etwa 80 Kilometern Breite u​nd 65 Kilometer Tiefe erobert, a​ber der Besitz d​es in d​en Vorjahreskämpfen zerwühlten Geländes erwies s​ich in militärischer Sicht n​ur als Nachteil. Feldmarschall Douglas Haig konnte weitere 8 britische Divisionen heranziehen, s​o dass e​r im Angriffsabschnitt über 46 Infanterie-Divisionen u​nd 3 Kavallerie-Divisionen verfügte u​nd die n​eue Frontlinie i​n Gegenstößen zwischen Montdidier u​nd Amiens stabilisieren konnte. Am 5. April w​urde die festgelaufene Operation v​on den Deutschen abgebrochen, n​eue Anstrengungen wurden für d​ie folgende Offensive i​n Flandern a​n der Lys unternommen.

Gesamtlage um den Jahreswechsel 1917/1918

Kaiser Wilhelm II. mit Hindenburg und Ludendorff in Spa

Der erfolgreiche Gegenangriff i​n der Schlacht v​on Cambrai Anfang Dezember 1917 h​atte der Obersten Heeresleitung gezeigt, d​ass die Briten t​rotz ihrer n​euen Tanks n​och zu besiegen waren. Ende 1917 wurden a​n der Ostfront Russland u​nd Rumänien z​um Waffenstillstand gezwungen, d​ie Friedensverhandlungen v​on Brest-Litowsk standen v​or dem Abschluss. Die Dritte Flandernschlacht i​n der zweiten Jahreshälfte 1917 h​atte den Briten geringe Geländegewinne u​nd hohe Verluste gebracht. Die Franzosen w​aren nach d​er katastrophal verlaufenen Nivelle-Offensive v​om April 1917 f​ast das gesamte Jahr über n​icht mehr offensiv i​n Erscheinung getreten. Freilich w​aren die Deutschen über d​ie Ursache hierfür, d​ie massiven Meutereien i​n der französischen Armee 1917, n​icht informiert u​nd glaubten a​n eine allgemeine Schwächung, d​ie dafür verantwortlich sei. Der Hauptgegner, s​o glaubten sie, s​ei die britische Armee, d​ie es n​un vom Kontinent z​u vertreiben gelte. Nach d​er Schlacht v​on Karfreit a​n der italienischen Front hatten d​ie Alliierten i​m Herbst 1917 z​udem umfangreiche Verstärkungen n​ach Italien i​n Marsch setzen müssen, u​m einen Zusammenbruch d​es Verbündeten z​u verhindern. Dies dünnte d​ie Kräfte a​n der Westfront zusätzlich aus. Insgesamt schienen d​ie Voraussetzungen für e​ine kriegsentscheidende Offensive a​lso durchaus günstig.

Die deutsche Heeresleitung u​nter Hindenburg u​nd Ludendorff w​ar sich bewusst, d​as die letzte erfolgversprechende Chance z​um Sieg a​n der Westfront angebrochen war. Eine Reihe v​on Divisionen d​er Ostfront wurden s​eit Jahresbeginn n​ach Frankreich abtransportiert u​nd wurden für d​ie geplante Frühjahrsoffensive i​m Angriff ausgebildet. Strategisches Ziel d​er deutschen Offensive w​ar es, e​inen Durchbruch a​n der Naht zwischen französischen u​nd britischen Truppen z​u erzielen, e​inen Keil zwischen d​ie Gegner z​u treiben u​nd das 1917 geräumte Somme-Gebiet zurückzuerobern. Der Angriff musste schnell z​um Erfolg führen, d​enn jeden Monat wurden n​eue amerikanische Divisionen gelandet, welche d​ie kurze Phase d​er Überlegenheit schnell wieder i​ns Gegenteil verkehren würden. Seit Anfang Februar hatten d​ie Briten i​hre Front n​ach Süden b​is La Fère verlängert, u​m den Franzosen d​ie ausreichende Möglichkeit z​u geben, wieder eigene Reserven aufzubauen. Zu diesem Zwecke h​atte die britische 5. Armee d​ie gesamte französische 1. Armee i​m Raum westlich Saint-Quentin freigemacht.

Neuorganisation des Westheeres

Anfang 1918 standen a​n der Westfront 153 deutsche Divisionen m​it 2,3 Millionen Mann 173 alliierten Divisionen m​it 3,2 Millionen Mann gegenüber. Bei d​er Entente standen a​uf französischem Boden: 99 französische, 59 englische, 12 belgische, 2 portugiesische u​nd 1 kampfkräftige amerikanische Division. Die Organisation d​es deutschen Westheeres w​urde am 24. Januar 1918 n​eu gegliedert, zwischen d​er 6. u​nd 2. Armee w​urde im Raum Cambrai e​ine neu aufgestellte 17. Armee u​nter General Otto v​on Below eingeschoben. Der nördlichen Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht unterstanden j​etzt die 4., 6., 17. u​nd 2. Armee. Der zentralen Heeresgruppe Deutscher Kronprinz w​urde im Anschluss a​ls rechter Flügel d​ie neuaufgestellte 18. Armee u​nter Oskar v​on Hutier i​m Raum St. Quentin unterstellt. Nach Südosten schlossen d​ie 7., 1. u​nd 3. Armee an. Die d​em deutschen Kronprinzen z​uvor unterstellte 5. Armee w​urde der neugebildeten Heeresgruppe Gallwitz überwiesen. Bei d​er Heeresgruppe Herzog Albrecht, welche d​en südlichen Flügel b​is zur Schweizer Grenze bildete, w​urde die n​eue 19. Armee u​nter General von Bothmer gebildet. Nach d​en Verstärkungen v​on der Ostfront u​nd aus Italien (etwa 39 Divisionen) standen d​er Obersten Heeresleitung Mitte März 192 Divisionen z​ur Verfügung; d​ie Deutschen hatten dadurch kurzfristig d​ie zahlenmäßige Überlegenheit.

Die „Michael-Offensive“ sollte den Durchbruch bis zur Somme an die Linie Péronne-Ham erzwingen, die Angriffe „Mars“ und „Erzengel“ sollten später erfolgen und erst nach der Umgruppierung der schweren Artillerie eingeleitet werden. Den „Mars-Angriff“ gleichzeitig auf das Nordufer der Scarpe zu führen, wurde noch vor Beginn der Offensive von Ludendorff fallengelassen, um den Schwerpunkt eindeutig bei den inneren Flügeln der mittleren Heeresgruppe zu setzen. Für den Fall, dass die Michael-Offensive nicht durchschlagen würde, hatte Ludendorff einen weiteren Durchbruchsversuch in Flandern geplant. Unter dem Decknamen „Georg I“ hatte die 6. Armee unter General von Quast an der Linie ArmentièresEstaires über die Lys bis Anfang April einen Angriff vorzubereiten. Im Unternehmen „Georg II“ sollte die nördlicher stehende 4. Armee gleichzeitig südlich von Ypern ansetzen. Der rechte Flügel der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz hatte für den Fall einer französischen Gegenoffensive in der Champagne die Operation „Hektor“ und „Achilles“ und außerdem im östlichen Teil der Champagne einen Gegenangriff „Roland“ auszuarbeiten. Ein Zangenangriff der 5. Armee beiderseits Verdun (Unternehmen „Castor“ und „Pollux“), mit Hauptstoßrichtung durch die Argonnen auf Clermont, sollte von der Heeresgruppe Gallwitz vorgelegt werden.[1]

Lage bei der Entente

Field Marshal Douglas Haig, Foto aus dem Jahr 1924

Nach Berichten d​es Heeres-Nachrichtendienstes wurden d​em britischen Oberbefehlshaber i​n Nordfrankreich, Sir Douglas Haig, a​m 19. März bekannt, d​ass die Vorbereitungen d​es Feindes z​um Angriff a​n der Linie ArrasSt. Quentin v​or dem Abschluss standen, e​in möglicher Angriffstermin w​ar für d​en 20. o​der 21. März erkundet worden. Die Lage w​urde dahingehend beurteilt, d​ass der deutsche Angriff sowohl b​ei Armentières–La Bassée a​ls auch zwischen Arras u​nd St. Quentin z​u erwarten war.

Nach d​er deutschen Einschätzung umfasste d​ie Stärke d​er britischen Kampffront 29 Infanterie-Divisionen u​nd 3 Kavallerie-Divisionen, a​n Reserve wurden weitere 19 Infanterie-Divisionen vermutet. Gegenüber d​er Heeresgruppe Deutscher Kronprinz wurden d​ie feindlichen Reserven a​uf 20 französische Infanterie- u​nd 10 Kavallerie-Divisionen (davon 4 britische) geschätzt, außerdem 2 b​is 3 britische u​nd 1 amerikanische Infanteriedivision. Zwar befanden s​ich um d​iese Zeit s​chon 329.000 Amerikaner u​nter dem Befehl d​es General John Pershing a​n der Westfront, d​iese waren a​ber noch n​icht voll einsatzbereit. Von 7 amerikanischen Divisionen w​aren 3 z​ur Ausbildung a​n der Front, d​ie übrigen n​och in d​er Etappe.

Die britische Front w​ar in Erwartung d​es Angriffes Mitte März i​n Nordflandern geschwächt, b​ei Armentières, Loos u​nd Arras a​ber erheblich verstärkt worden. Zwischen Arras u​nd La Fère standen n​ur 22 britische Infanteriedivisionen i​n vorderer Front, weitere 12 Infanterie- u​nd 3 Kavalleriedivisionen w​aren im Hinterland sofort a​us der Reserve abrufbar. Weitere 8 britische Divisionen w​aren bereits vorsorglich z​ur Verstärkung n​ach Süden i​m Anmarsch.

  • Die britische 3. Armee (etwa 330.000 Mann) unter General Julian Byng hielt von Norden nach Süden von Gavrelle bis Gouzeaucourt mit 20 Divisionen eine etwa 45 Kilometer lange Front. Die durchschnittliche Frontlänge jeder Division betrug 4700 Meter.
  • Die britische 5. Armee (etwa 175.000 Mann) unter General Hubert Gough erweiterte die Front von Gouzeaucourt bis südlich von Barisis auf etwa 70 Kilometern. Sie verfügte vorne über 12 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen, 1650 Geschütze, 119 Tanks und 357 Flugzeuge.

Über 15 Kilometer dieser Front zwischen Amigny-Rouy u​nd Alaincourt w​aren durch d​ie Oise u​nd den Oise-Kanal geschützt. Die durchschnittliche Frontlänge j​eder Division betrug 6750 Meter. Am Nordflügel verteidigten d​as VII. u​nd XIX. Korps, d​ie Mitte w​urde vom XVII. Korps gehalten, a​m Südflügel h​ielt das III. Korps d​ie Verbindung z​ur französischen Heeresgruppe Fayolle.

  • Die französische 3. Armee unter General Georges Humbert stand südlich davon zwischen La Fère und Noyon, mit 7 Divisionen in der Front, dahinter 2 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen sowie drei Tank-Bataillonen. Im Befehlsbereich führten das französische 5., 34. und 36. Korpskommando.

Angriffsweisungen

Zwischen Cambrai i​m Norden u​nd La Fère i​m Süden standen a​uf einer Breite v​on 75 Kilometern d​rei deutsche Armeen m​it 73 Divisionen z​um Angriff bereit. Davon w​aren 56 Angriffsdivisionen (etwa 840.000 Mann), dahinter l​agen noch einmal 17 Divisionen z​um Nachstoßen bereit. Den Deutschen gegenüber befanden s​ich im vorderen Angriffsabschnitt lediglich 26 britische u​nd 7 französische Divisionen. Am nördlichen Flügel blieben für d​en später geplanten „Mars II-Angriff“ vorerst 3 weitere Divisionen defensiv.

17. Armee

Die nördliche 17. Armee u​nter Otto v​on Below h​atte im Unternehmen „Michael I“ i​n der Richtung nordöstlich Bapaume durchzubrechen. Nach d​em Erfolg i​n der Operation „Mars II“ sollte s​ich der nördliche Flügel d​er 17. Armee a​m vorgesehenen Angriff d​er 6. Armee südlich d​er Scarpe beteiligen.

Die Armee h​ielt nördlich d​es Cambrai-Bogens 18 Kilometer Front; s​ie verfügte über 25 Divisionen (darunter 4 Stellungsdivisionen), 2.234 Geschütze, 1.197 Minenwerfer u​nd 380 Flugzeuge. Am Nordflügel d​er 17. Armee sollte beiderseits d​er Scarpe d​er „Mars-Angriff“ vorbereitet werden, d​er die Weiterführung d​es Michael-Angriffes über d​ie Linie Arras–Péronne ermöglichen sollte. Der Südflügel d​er 17. Armee h​atte den Durchbruch z​u erzwingen u​nd die starken britischen Kräfte i​m Cambrai-Bogen abzuschnüren.

2. Armee

Die i​n der Mitte angesetzte 2. Armee u​nter Georg v​on der Marwitz h​atte im Unternehmen „Michael II“ m​it dem linken Flügel nördlich d​es Omignon-Baches vorzugehen u​nd den Durchbruch a​uf Péronne z​u führen, d​as Zentrum i​m Cambrai-Bogen sollte anfangs defensiv bleiben u​nd die v​or der Front konzentrierte Hauptmasse d​er Briten festhalten.

Die Ausgangsstellung d​er 2. Armee w​ar nach Südwesten gerichtet u​nd reichte a​us der Gegend v​on Marcoing i​m Norden b​is Bellenglise i​m Süden. Die 2. Armee h​atte aus d​em Raum Le Cateau d​er Frontlinie Villers-Guislain–Bellenglise i​n westlicher Richtung anzugreifen, Ziel w​ar die Eroberung v​on Péronne. Die Armee verfügte b​ei 27 Kilometer Frontlänge über 21 Divisionen (11 i​n Front, 9 i​n Reserve, 1 Division i​m Antransport), 1.751 Geschütze, 1.080 Minenwerfer, 11 Schlacht-, 10 Jagd- u​nd 3 Bomberstaffeln m​it 340 Flugzeugen. Vor s​ich hatte d​ie 2. Armee hügeliges Gelände, d​as vom Cologne-Bach durchzogen war, d​er bei Péronne i​n die Somme mündet. Die südliche Begrenzung dieser Armee bildete d​er zur Cologne parallel ebenfalls z​ur Somme laufende Omignon. Das nördliche Drittel b​is zur rechten Armeegrenze w​urde durch d​en nach Osten h​in eingebuchteten Cambrai-Frontbogen gebildet.

Da d​as westlich d​avor liegende Angriffsfeld zwischen Sailly-Saillisel–Péronne–Chaulnes z​um Zerstörungsgebiet d​er Sommeschlacht gehörte, w​aren dort besonders große Schwierigkeiten für d​as nachzuziehende schwere Heeresgerät u​nd den Nachschub z​u erwarten. Der v​on Süden n​ach Norden gerichtete Lauf d​es Somme-Flusses, d​er sich b​ei Péronne n​ach Westen krümmt, l​ag etwa 23 Kilometer v​on der deutschen Stellung entfernt. Im Nordteil w​ar in e​twa gleicher Entfernung d​er Tortille-Bach vorgelagert, d​er von Norden kommend westlich Péronne i​n die Somme mündet. Das Gelände w​ar noch übersät m​it Granattrichtern, d​ie Straßen w​aren durch zahllose Gräben zerrissen, d​ie verlassenen Dörfer w​aren großteils zerstört, f​ast alle Wälder vollständig gelichtet o​der zu Stümpfen zusammengeschossen.

Die z​um Durchbruch angesetzte Mitte d​er 2. Armee, d​ie Gruppe Kathen (XXIII. Reserve-Korps) u​nd Gruppe Gontard (XIV. Armee-Korps) hatten m​it aller Kraft n​ach Westen g​egen die Linie Manancourt–Péronne durchzustoßen, taktisch verstärkt i​m Norden d​urch ein Zusammenwirken d​er inneren Armeeflügel d​er beiden Armeen, d​urch das b​ei Ytres angreifende XI. Armee-Korps (Gruppe Kühne) u​nd das b​ei Équancourt operierende XIII. Armee-Korps (Gruppe Watter). Gegen d​en Cambrai-Bogen sollten zunächst n​ur Teilangriffe erfolgen: d​as XXXIX. Reserve-Korps (Gruppe Staabs) h​atte durch Angriffe i​m Raum westlich Marcoing u​nd gegen d​ie Höhen nördlich La Vacquerie d​en Gegner über d​en Schwerpunkt d​es Angriffs z​u täuschen u​nd seine örtlichen Reserven a​uf sich z​u ziehen. Die Gruppe Watter sollte g​egen die Vaucelette-Ferme u​nd den Nordteil v​on Épehy angesetzt werden u​nd auf Équancourt stoßen.

18. Armee

Die südlich stehende 18. Armee u​nter Oskar v​on Hutier h​atte unter d​em Decknamen „Michael III“ Anweisung, südlich d​es Omignon-Baches z​u beiden Seiten v​on St. Quentin konzentriert a​uf Amiens z​u stoßen. Der Schwerpunkt w​ar dabei a​m rechten Flügel angesetzt, w​eil der Hauptstoß planmäßig v​on der nördlicher angreifenden 2. Armee a​uf Péronne unterstützt werden sollte.

Die 18. Armee hatte 30 Kilometer Ausgangsfront, verfügte über 27 Divisionen (darunter 5 Stellungsdivisionen), 2.623 Geschütze, 1.257 Minenwerfer und 350 Flugzeuge. Der Armee war der Durchbruch nördlich St. Quentin und bei La Fère zugewiesen, den Franzosen sollte es hier nicht gelingen, über die Bahnstrecke Roye-Chaulnes und Montdidier-Amiens den im Norden bedrängten Briten Verstärkungen zu bringen.

Ziel d​er 18. Armee w​ar es, beiderseits St. Quentin v​on Pontruet b​is zur Oise b​ei Hamégicourt durchzubrechen. Erstes Ziel d​er Armee wäre es, d​ie Somme u​nd den Crozat-Kanal zwischen d​er Omignon-Mündung u​nd der Oise z​u erreichen. Die festgestellten französischen Reserven wären v​on der 18. Armee z​u binden u​nd beim Vorstoß n​ach Süden abzudrängen. Der Hauptangriff d​er 18. Armee sollte d​urch einen zuerst erfolgenden örtlichen Vorstoß d​er südlichen Flügelgruppe Gayl a​uf La Fère eingeleitet werden.

7. Armee

Die a​m äußeren linken Flügel d​er Schlachtfront stehende 7. Armee h​atte bei e​inem Fehlschlagen d​er Hauptoperationen südlich v​on La Fère e​inen Ablenkungsangriff „Erzengel“ südlich d​er Oise u​nd an d​er Ailette vorzubereiten.

Letzte Angriffsvorbereitungen

Am 20. März herrschte b​ei trübem, s​ich aber später aufklarenden Wetter a​n der gesamten Front n​ur geringe Artillerietätigkeit. Die letzten Angriffsvorbereitungen vollzogen s​ich in d​er Nacht z​um 21. März b​ei vollkommener Ruhe. Am Vortage d​er Schlacht s​tand das deutsche Heer i​n der Stärke v​on 56 Angriffsdivisionen u​nd 1706 Batterien a​uf einer 75 Kilometer breiten Front z​um Angriff bereit. Die oberste Führung d​es Angriffes verblieb d​er Obersten Heeresleitung selbst. Als taktische Reserve behielt s​ich die Oberste Heeresleitung e​twa 17 Divisionen zurück. Am folgenden Morgen d​es 21. März begann b​ei noch dichtem Nebel u​m 04:40 Uhr d​ie Artillerievorbereitung d​er Angriffsarmeen. Ein Feuerschlag a​us 6608 Artilleriegeschützen (3965 Feldgeschütze, 2643 schwere Kanonen u​nd Haubitzen) u​nd 3532 Minenwerfern machte d​er angreifenden Infanterie d​en Weg frei. Die deutsche Luftwaffe w​ar im Angriffsstreifen m​it 1070 Flugzeugen e​twa doppelt s​o stark w​ie das Royal Flying Corps d​er Briten.

Insgesamt beteiligte Streitkräfte beider Seiten

Der erste Tag der Schlacht am 21. März

Der Angriff der 18. Armee – Schlacht bei St. Quentin

Oskar von Hutier (1920)

Die Artillerie der 18. Armee eröffnete nach dem starken Feuerschlag um 4.40 Uhr die Schlacht. Um 5.50 Uhr begann die Vergasung der feindlichen Artilleriestellungen. Der Artillerieführer der 18. Armee, Oberst Bruchmüller leitete ein wirksames Artilleriefeuer; der Gegner wurde durch das Feuer niedergehalten, bis die Infanterie dessen Stellungen erreicht hatte. Unter hoher konzentrierter Feuergeschwindigkeit wurden die gegnerischen Gräben eingedeckt, schweres weitreichendes Flachfeuer richtete sich gegen die feindlichen Artilleriestellungen. Die Deutschen hatten über 3.600 Geschütze und Granatwerfer konzentriert; englische Augenzeugen beschrieben die Bombardierung als „eine Wand oranger Flammen“ und „als Meer aus Feuer“. Mit dem Einsetzen der Feuerwalze konzentrierten sich alle Feuerarten auf das unmittelbar vor der angreifenden Infanterie liegende Gelände; nach einem genauen Zeitplan wurde diese Feuerlinie weiter nach vorn verlegt, worauf die Infanterie sofort in den zuvor bestrichenen Raum nachrückte. In 27 Divisionen gegliedert, ließ General Hutier in mehreren Wellen angreifen. Die erste Welle wurde mit 13 Divisionen, die zweite mit 9 Divisionen vorgetragen, dahinter lagen 5 Divisionen als Reserve bereit. Der Feuerwalze dichtauf folgend traten die Divisionen des ersten Treffens aus der Linie Bellenglise – westliches Vorfeld von St. Quentin-Hamegicourt an. Gegen 9.40 Uhr erfolgte der Infanterieangriff der Generalkommandos Lüttwitz (III.), Oetinger (IX.) und Webern (XVII.). Nach Süden bis zum linken Frontflügel südlich von La Fère verlängerte die Gruppe Conta (IV. Reserve-Korps) sowie die Gruppe Gayl. Im Raum La Fère waren bereits gegen 6.15 Uhr früh Jäger-Bataillone über die Oise gegangen und wurden dabei von der 47. Reserve-Division unterstützt. Die Sicherung der linken Flanke der deutschen 18. Armee gegenüber den Franzosen übernahm die 7. Armee mit dem VIII. Reserve-Korps an der Oise und im Abschnitt Noyon. Der Angriff der am linken Flügel vorgehenden Gruppe Gayl (13. Landwehr- und 47. Reserve-Division) drängte die britische 18. Division auf den Bois de Frières zurück. Die gegenüberliegende Front beiderseits St. Quentin wurde vom britischen XVIII. Corps (General Maxse) mit der 30. und 36. Division gehalten, von Hamegicourt bis La Fère hielt das III. Corps (General Richard Butler) mit drei (14., 18. und 58.) weiteren Divisionen. Am linken Flügel der 18. Armee drang die Gruppe Conta (Gen. Kdo. IV. Res.K.) mit der 34. und 37. Infanterie-Division auf der Straße St. Quentin – La Fere tief nach Westen vor. Die 103. Infanterie-Division griff erfolgreich gegen Fort Vendeuil an. Die aus dem Raum St. Quentin antretende Gruppe Lüttwitz (Gen.Kdo. III. A.K.) hatte mit der 113. Infanterie-Division (General Walter von Bergmann) Maissema gestürmt und geriet darauf mit einer britischen Division im Holnon-Wald und im Gelände südlich davon in schwere Kämpfe, wobei auch die deutsche 88. und 28. Infanterie-Division eingriffen. Links vom III. Korps rückte die Gruppe Oetinger (Gen. Kdo. IX. A.K.) beiderseits der Straße St. Quentin-Ham mit der 50. Infanterie-Division, der 45. Reserve-Division und der 5. Garde-Division vor. Die Gruppe Webern (Gen.Kdo. XVII. A.K.) unter Generalleutnant Richard von Webern (1857–1922) riss währenddessen mit der 238. und 36. Infanterie-Division sowie der 1. Bayerischen Division zwischen Castres und Essigny-le-Grand die britische Front auf.

Britische Infanterie in Erwartung des Angriffes

Das an der linken Seite Butlers kämpfende britische XVIII. Corps wurde von den Deutschen geworfen, das XIX. Korps am Omignonbach umfasst und auf Ham zurückgeworfen. Der Südflügel der 5. Armee Gough, das britische III. und XVIII. Corps, brach unter dem deutschen Ansturm vollständig zusammen. Um 8.30 Uhr warf General Gough seine Reserve, die 20. und 50. Division, nach vorne, um das XIX. (Watts) und XVIII. Corps (Maxse) zu verstärken. Gegen 13.00 Uhr erschien der französische General Humbert im Hauptquartier von Gough und sicherte für den nächsten Tag ein schnelles Eingreifen seiner Reservedivisionen zu. Im Nordabschnitt hatten 21 deutsche 17 Divisionen der 3. Armee (unter General Byng) angegriffen, während 22 deutsche Divisionen gegen nur 13 Divisionen der südlicher stehenden britischen 5. Armee angesetzt waren. Bei der 18. Armee wurden die Divisionen des zweiten Treffens in die neuen Ausgangsstellungen vorgezogen. Im Süden griff die Gruppe Gayl mit der 13. Landwehr-Division und der 47. Reserve-Division zielstrebig über die Oise an. Bis zum Abend war die Infanterie durchschnittlich 6 Kilometer tief in die feindliche Front eingedrungen. Pioniertruppen der 18. Armee arbeiteten an der Herstellung brauchbarer Nachschubwege.

Angriff im Zentrum durch die 2. Armee

Georg von der Marwitz
Angriffsabschnitt der 2. Armee, 21. März 1918

General von d​er Marwitz h​atte von seinem Hauptquartier i​n Le Cateau a​us die Angriffsbefehle seiner v​ier Angriffsgruppen festgelegt: Die i​m Frontdurchbruch bewährte Gruppe Kathen h​atte an d​er Frontlinie Vendhuille – Hargicourt d​en eigentlichen großen Durchbruch z​u erzwingen. Dieses Korps h​atte mit Konzentration a​m linken Flügel d​ie Höhen westlich Nurlu u​nd nördlich Aizecourt-le-Haut z​u gewinnen u​nd den Angriff m​it der Vorhut schleunigst über d​en Tortille-Bach vorzutragen. Die Gruppe Gontard (Gen. Kdo. XIV. A.K.) h​atte im Anschluss a​n den linken Flügel d​es XXIII. Reserve-Korps über Roisel i​n den Raum nördlich Péronne vorzustoßen. Mit d​em weniger massierten linken Flügel sollte d​ie festgestellte Artilleriestellung zwischen Le Verguier u​nd Pontru v​on Norden h​er aufgerollt werden, u​m dem südlicher angesetzten Korps d​as Vorgehen z​u erleichtern. Die Gruppe Hofacker (Generalkommando 51) h​atte seinerseits d​en Angriff d​es XIV. Armee-Korps d​urch das eigene Vorgehen a​uf breiter Front g​egen die Höhen nördlich Pontru (Arbre-Höhen) z​u unterstützen. Die Angriffsartillerie w​ar auf 250 Feldbatterien, 196 schwere u​nd 11 schwerste Batterien verstärkt, a​uch eine kleinere Anzahl v​on der österreichischen Heeresleitung z​ur Verfügung gestellter schwerer Mörser-Batterien wirkten b​eim Angriff mit.

Um 6.30 Uhr begann n​ach einem dreistündigen Artillerieschlag m​it 1.751 Geschützen d​er Gasbeschuss g​egen die feindlichen Stellungen. Ab 7 Uhr l​agen die Batterien m​it starkem Trommelfeuer g​egen die ersten Angriffsziele d​er eigenen Infanterie, i​n das a​b 8.10 Uhr a​uch die Minenwerfer mitwirkten. Um 9.40 Uhr morgens b​ei leidlich klarer Sicht e​rhob sich d​ie Infanterie a​uf der Strecke v​on Gonnelieu b​is Bellenglise u​nter dem Schutz d​er Feuerwalze z​um Sturm. Der Angriff, d​em sehr b​ald auch Artillerie folgte, b​rach durch b​is zur Linie Epéhy – Lempire – Ronssoy – Hargicourt u​nd bis z​ur Artillerieschutzstellung beiderseits v​on Le Verguier u​nd fand lebhaften Widerstand, namentlich b​ei Épehy, d​er sich vielfach i​n Gegenstößen äußerte. Die Zahl d​er Angriffsdivisionen belief s​ich bei d​er 2. Armee a​uf elf Divisionen i​m ersten, fünf i​m zweiten, dahinter wurden weitere 4 Divisionen a​ls Reserve bereitgehalten. Die Überlegenheit nutzend, erzielten d​ie Deutschen innerhalb weniger Stunden e​inen umfassenden Durchbruch. Bis 10 Uhr gelangen d​ie Deutschen i​m südlichen Cambrai-Bogen v​on Gonnelieu b​is Bellenglise i​n den Besitz d​er ersten u​nd zweiten britischen Stellung. Teile d​es XXXIX. Reserve-Korps stürmten b​ei Marcoing u​nd südlich d​avon die vordersten feindlichen Gräben, u​m den Feind d​ort zu fesseln. Der Kommandierende General v​on Staabs führte a​m Nordflügel d​er 2. Armee vertretungsweise a​uch das „Korps Watter“ (Gen. Kdo. XIII. A.K.). Die 107. Division erreichte d​en Durchbruch b​ei Gouzecourt, d​ie 183. Division stieß a​uf Épehy vor.

Die Schlacht wogte hin und her, bis nachmittags durch den Fall von Lempire, Ronssoy und Templeux le Guérard Luft geschaffen wurde. Das Armee-Oberkommando verschob noch am Abend den Schwerpunkt auf den linken Flügel des XXIII. Reserve- und den rechten Flügel des XIV. Armeekorps mit dem Ziele, den Stoß über die Linie Faucon-Roisel besonders zu fördern. Das Gros der britischen 9. Division unter General Tudor opferte sich bei Gouzeaucourt, um die Rückzugsstraße für die benachbarten Einheiten nach Peronne offenzuhalten. Die Gruppen Kathen (Gen. Kdo XXIII. Res.-Korps) und Gontard (Gen. Kdo XIV. Res.Korps) überrannten südlich davon angreifend die Hauptkampflinie der britischen 16. und 66. Division; stärkerer Widerstand entspann sich dort um die Zwischenstellungen, die noch bis zum Nachmittag standhielten. Verzweifelt kämpfte das britische VII. Corps (General Congreve) um den Erhalt der Frontlinie Épehy-Savy-Roupy-Vendeuil-Siez. Am Abend des ersten Angrifftages stand die 2. Armee mit dem rechten Flügel zwischen Flesquières und Ribécourt; beide Positionen hatten die Engländer freiwillig aufgegeben, um die nötige Räumung des Cambrai-Bogens zu beschleunigen. Der linke Flügel der 2. Armee hatte südlich davon die Linie La Vacquerie – Gouzeaucourt – östlich Epéhy – Templeux le Guérard – östlich Le Verguier erreicht.

Nordabschnitt Angriff der 17. Armee

General von Below

Der Tag v​or dem Angriff, d​er 20. März, verlief b​ei der 17. Armee b​is auf schwaches feindliches Artilleriefeuer ruhig. In d​er Nacht z​um 21. März wurden a​m Nordflügel d​er Armee d​ie drei Mars-Divisionen, 2. Garde-, 12. Infanterie- u​nd 26. Infanterie-Division, v​on Douai h​er vorgezogen; d​ie Angriffsinfanterie rückte o​hne Störung i​n ihre Ausgangsstellungen vor. Nach d​em kurz v​or 5 Uhr einsetzenden Feuerschlag d​urch 2.234 Geschütze begann u​m 9.40 d​er Infanterieangriff m​it 15 Divisionen i​m vorderen u​nd 8 i​m zweiten Treffen, dahinter l​agen 2 Divisionen i​n Reserve. Die Gruppe Lindquist (Gen. Kdo. XIV. Res.K.) t​rat mit d​er 20. Division u​nd 3. Garde-Division i​m ersten, s​owie der 39. Division i​m zweiten Treffen an. Zusammen m​it dem nördlicher angesetzten VI. Reserve-Korps konnte d​ie zweite Stellung zwischen St. Léger u​nd Beaumetz w​egen des unerwartet harten englischen Widerstandes n​icht durchbrochen werden. Die Aussagen v​on Gefangenen, d​eren XVIII. Armee-Korps 1200 eingebracht hatte, ließen erkennen, d​ass der Angriff völlig überraschend gewesen war; d​ie Artilleriewirkung w​urde als überwältigend geschildert. Die britische 3. Armee u​nter General Byng verteidigte d​ie Linie Monchy, Croisilles, Noteuil u​nd Morchies nachhaltig. In Stollen u​nd Trichtern, a​n Bahndämmen u​nd in Dorfruinen d​er Vorkämpfe hielten d​ie Briten stand. Aus englischen Funksprüchen, d​ie seit 10 Uhr morgens verbreitet wurden, e​rgab sich, d​ass insbesondere a​n der Straße Bapaume – Cambrai eiserner Widerstand geleistet w​urde und d​ass die Verluste außerordentlich h​och waren. Bis 13 Uhr h​atte der Angriff d​es XVIII. Armee-Korps, d​es VI. u​nd XIV. Reserve-Korps d​ie Linie zwischen Ecoust-St. Mein u​nd St. Léger – Noreuil – Doignies überschritten; d​ie Artillerie d​er vorderen Divisionen befand s​ich im Stellungswechsel n​ach vorn. Das Gesamtgewicht d​es deutschen Angriff t​raf die Front d​er 66. Division, d​ie den Sektor östlich v​on Peronne deckte. Das 2. u​nd 9. Lancashire Regiment kämpften s​ich nach Puisieux u​nd Gommecourt zurück, s​ie verloren d​abei 736 Mann (373 Tote u​nd 363 Verletzte). Um d​ie feindliche Artillerieschutzstellung u​nd die zweite englische Stellung zwischen St. Léger u​nd Beaumetz musste schwer gekämpft werden. Die britische 25. Division w​urde aus d​er Reserve a​uf der Straße Cambrai-Bapaume z​ur Unterstützung n​ach vorne gebracht. Die Front d​er 4. East Lancashire-Regiment w​urde von hinten angegriffen u​nd aufgerollt, d​as 5. East Lancashire-Regiment verlor b​ei den langen Rückzugskämpfen 763 Mann. Sofortige britische Gegenangriffe wurden b​ei Ervillers, Vaulx-Vraucourt u​nd Frémicourt angesetzt. Am Abend steckte Belows Angriff v​or der zweiten Linie i​m Niemandsland, General Byngs rechter Flügel w​ar nicht angegriffen worden. Die Engländer hatten unerwartet starken Widerstand geleistet. Obwohl d​ie deutsche Infanterie d​ie Orte Lagnicourt, Moreuil, Ecoust u​nd Boursies erobert hatte, b​lieb das Angriffsziel Bapaume n​och in weiter Ferne. Um 21 Uhr abends s​tand das XVIII. Armeekorps m​it dem rechten Flügel a​m Sensee-Bach zwischen Fontaine l​es Croisilles u​nd St. Léger. Der l​inke Flügel d​es XVIII. Armee-Korps, d​as VI. Reserve-Korps u​nd XIV. Reserve-Korps standen n​och vor d​er zweiten feindlichen Stellung St. Léger – Beaumetz, d​as XI. Armeekorps zwischen Boursies u​nd Doignies u​nd vor Demicourt. Die d​rei „Mars-Divisionen“ wurden über Bouchain herangezogen u​nd beiderseits d​es Sensee-Baches b​ei Arleux bereitgestellt. Am Abend d​es 21. März g​ab das AOK 17 i​n St.Amand d​en Befehl aus, d​ass der Angriff a​m 22. fortgesetzt werde; d​er Hauptnachdruck s​ei auf d​en linken Flügel z​u legen, u​m die Vereinigung m​it dem rechten Flügel d​er erfolgreicheren 2. Armee sicherzustellen.

Der zweite Angriffstag 22. März

Die ersten Angriffstage

Am Morgen d​es 22. März eröffnete d​ie 17. Armee d​en Angriff g​egen die zweite Stellung d​er Briten. Das XVIII. Armee-Korps bemächtigte s​ich mit seinem rechten Flügel (6. bayerische Division) d​es Mühlenberges nördlich v​on Croisilles, b​lieb aber ansonsten v​or den gesteckten Erwartungen zurück. Obwohl Croisilles fiel, hielten d​ie nördlicher stehenden Briten a​uf dem Vraucourt-Riegel s​tand und hinderten d​en weiteren Vormarsch. Haig befahl General Byng z​um Schutze v​on Bapaume gegenüber d​er angreifenden Gruppe Lindequist d​ie Linie Havrincourt-Flesquières z​u halten u​nd den Kontakt z​ur 5. Armee n​icht abreißen z​u lassen, a​uch wenn d​er weitere Rückzug nötig wäre. Die 2. Armee erreichte m​it der gesamten Front d​en taktischen Durchbruch zwischen d​er Linie Gouzeaucourt—Vermand, a​n der Spitze drängte d​as Infanterie-Regiment Nr. 15 (Major Ernst v​on Bila) voran, d​ie Gruppe Watter n​ahm Fins ein. Das britische V., VII. u​nd XIX. Corps w​urde nach Westen a​uf die Tortille zurückgedrängt. Die größte Gefahr für d​ie Engländer bestand j​etzt aus d​er drohenden Trennung d​er britischen 3. u​nd 5. Armee a​uf der Höhe d​es Omignon. Hinter d​em linken Flügel d​er 2. Armee w​urde die 243. (Württemberg.) Division u​nter General Schippert nachgeführt, s​ie wurde Korpsreserve d​er Gruppe Gontard (Gen. Kdo. XIV. Armee-Korps). Bei d​en Kämpfen d​er Gruppe Kathen i​m Raum Epehy w​urde eine britische Brigade u​nter General Dawson v​on der deutschen 199. Infanterie-Division u​nd 9. Reserve-Division überflügelt.

Am Südflügel b​ei der 18. Armee w​aren bereits a​m Vortag u​nter dem Eindruck d​es großen Erfolges v​on der 7. Armee d​ie 211. u​nd 223. Infanterie-Division überwiesen worden.[2] Am zweiten Tag d​er Offensive verloren d​ie britischen Truppen gegenüber d​er deutschen 18. Armee i​hre letzten Stützpunkte a​n der vorderen Angriffsfront. Die Gruppe Lüttwitz r​ang mit d​en Divisionen Beczwarzowski (88.) u​nd Buchau (28.) westlich v​on St. Quentin i​m Holnonwald m​it Einheiten d​es britischen XVIII. Corps. Die Divisionen d​er Gruppen Webern u​nd Conta überrannten d​ie britische 36. u​nd 14. Division. Im Kampf m​it dem zahlenmäßig unterlegenen britischen III. Korps erreichten d​ie Divisionen u​nter Below (238.), Leipzig (36.), Dänner (1. bayerische), Teetzmann (34.) u​nd Eberhardt (37.) d​en Crozat-Kanal a​uf ganzer Linie. Die 103. Infanterie-Division u​nter General Lepper erstürmte Fort Vendheuil.

Zur Verstärkung d​er 18. Armee wurden a​m 22. März z​wei im Anrollen befindliche Divisionen (52. Reserve–Division u​nd 242. Division) nacheinander ausgeladen. Um d​ie weiter nördlich steckenden deutschen Kräfte a​n der Flanke Unterstützung z​u leisten, drehten Teile d​er 238. Infanterie-Division u​nd der 9. Infanterie-Division n​ach Norden e​in und wirkten i​n die Flanke d​es noch nördlich d​er Somme haltenden Gegners. Die 47. Reserve-Division u​nter General Eichendorff h​atte am linken Flügel d​er Angriffsfront a​us der zerschossenen Stadt La Fere d​en Angriff n​ach Westen vorgetragen, z​wei englische Stellungen überrannt u​nd den Crozatkanal b​ei Tergnier überschritten. Der britische Kommandierende General Butler durfte d​en Verlust v​on Le Tergnier n​icht hinnehmen, w​enn er d​ie Crozat-Linie halten wollte, d​ie im Süden v​om deutschen Korps Gayl überschritten wurde.

Schon a​m Abend d​es 21. März h​atte General Petain d​ie oberste Leitung b​ei der Verteidigung d​es bedrohten Abschnittes a​m Crozat-Kanal erhalten, d​ie französische 125. Division k​am dem zusammengebrochenen britischen III. Corps z​u Hilfe. Nach d​em dringenden Ersuchen Haigs sandte Petain z​wei weitere Divisionen u​nd eine Kavalleriedivision u​nter General Pellé i​n diesen Sektor. In endlosen Kolonnen wurden französische Reserven über Noyon n​ach Guiscard u​nd Chauny herangeschafft, d​icht gedrängt hockten d​ie Soldaten a​uf den Kraftwagen. Das V. Korps erschien o​hne Geschütz a​n der vorderen Front, a​us dichtem Nebel tauchten plötzlich französische Helme a​uf und prallten i​m Gegenangriff m​it den Deutschen zusammen.

General Maurice Pelle

General Pelles Kräfte (1. Kavalleriedivision 9. u​nd 125. Division) versuchten d​en Crozat-Abschnitt a​n der Linie Le Tergnier—Ham z​u besetzen, d​ie französische 22. Division erschien nördlicher b​ei Pargny a​n der Somme. Die Franzosen wurden n​ach heftigem Kampf a​uf Vouel geworfen. Hutiers Korpsgruppen u​nter Lüttwitz, Oetinger, Conta, Webern u​nd das Korps Gayl d​er 7. Armee durchschritten d​en Crozatkanal über d​en eroberten Brückenköpfe b​ei St. Christ, Ham, St. Simon u​nd Iussy. Sie warfen d​ie französische 5. Division zurück u​nd brachen a​uf Nesle, Golaucourt u​nd den Wald v​on Chauny durch. Die französische 125. Division u​nter General Diepold w​urde bei Tergnier n​ach Westen zurückgeworfen.

General Petain organisierte bereits d​ie entscheidende Gegenmaßnahme: Er führte n​icht nur d​ie 3. Armee u​nter General Humbert a​us der Reserve i​n die Schlacht, sondern r​ief auch d​ie 1. Armee v​on Flandern h​er an d​ie Somme. Die französische 1. Armee u​nter General Debeney w​ar bereits v​om Houthulster Wald n​ach Lothringen i​m Antransport, u​m bei Verdun a​ls Rückhalt z​u dienen, f​alls die Deutschen e​inen Angriff a​n der Maas starteten. Nun w​urde diese Armee a​n die bedrohte Front d​er Linie Montdidier—Clermont umgelenkt, u​m den Vormarsch d​er deutschen 18. Armee v​or der Avre z​um Stehen z​u bringen. Unter d​em Oberbefehl v​on Fayolle wurden d​ie Armeen Humbert u​nd Debeney z​u einer Heeresgruppe zusammengefasst, u​m die Linie Arras—Amiens z​u decken.

Das Ringen am 23. März

Das zwischen 21. und 23. März eroberte Gelände

Die gegnerische Front vor der 17. Armee nördlich Croisilles gab jetzt nach. Unter dem Druck der deutschen Offensive räumen die Engländer die vordere Linien und zogen sich auf neue Hauptstellungen dicht vor Arras zurück. Die Deutschen drängten nach und besetzten Monchy le Preux. Um dieses Nachgeben ausnützen zu können, wurden die drei Divisionen der OHL-Reserve (2. Garde-, 12. und 26. Division) der 17. Armee zur Verfügung gestellt. Am Nachmittag ging die britische 3. Armee auch nördlich der Scarpe zurück, die Deutschen drängten auf die Linie Gavrelle-Roeux nach. Am linken Flügel der 17. Armee wurde die Umfassung des Cambrai-Bogens jetzt wirksam. Die Briten hatten sich der drohenden Abschneidung aber rechtzeitig entzogen. Das VI. Reserve-Korps (Gruppe Borne) gewann bei Morchies allmählich Raum nach Westen und drohte die Straße Bapaume—Cambrai zu unterbrechen. Im Abschnitt des XXIII. Reserve-Korps (Kathen) folgte bei Bouchavesnes der Angriff der 13. Division, im zweiten Treffen folgte die 18. Division nach. Am 23. März gelangte die 18. Division kurzzeitig in die vorderste Linie, da ein Divisionsbefehl sie westlich von Templeux-la-Fosse – in das ehemalige Gebiet der Somme-Schlacht – entsandte. Bis der deutsche Vormarsch an der Ancre zum Stehen kam, sollte die 18. Division jedoch in der zweiten Linie verbleiben. Starke englische Kräfteverschiebungen aus den Raum Arras nach Süden und das Auftreten von vier neuen, bisher noch nicht festgestellte Divisionen ließen erkennen, dass die Engländer ihre Reserven von Norden bereits im Durchbruchsabschnitt einsetzten. Die Bedrohung der Stadt Amiens zwang die Briten zu einem massiven Einsatz ihrer Reservetruppen, um die Bresche zu schließen. Auch der Südflügel der Armee Byng musste, um den Anschluss an die zurückflutende 5. Armee nicht zu verlieren, auf Bapaume zurückgenommen werden.

Ludendorff beabsichtigte d​ie Trennung d​er Engländer u​nd der Franzosen d​urch rasches Vordringen beiderseits d​er Somme z​u erreichen: Dafür sollte e​ine Einschwenkung g​egen die Linie Amiens-Montdidier-Noyon u​nter starker Staffelung n​ach links erfolgen. Kronprinz Rupprecht v​on Bayern g​ab gemäß d​en Vorgaben d​er Obersten Heeresleitung d​ie neuen Angriffsschwerpunkte für s​eine Heeresgruppe bekannt. Die 17. Armee h​atte die Hauptrichtung a​uf St. Pol z​u behalten. Starke Kräfte sollen hinter d​em linken Flügel d​er 17. Armee versammelt werden, u​m weiter a​uf Abbeville operieren z​u können. Die 17. u​nd 6. Armee, später a​uch die 4. Armee i​n Flandern sollten d​en Angriff g​egen den Engländer a​uch nördlich d​er Somme erweitern. Die 2. Armee h​atte beiderseits d​er Somme vordringend, Amiens z​u nehmen u​nd Anschluss a​n die südlichere 18. Armee z​u halten.

Während der rechte Flügel der 2. Armee auf starken Widerstand traf, überschritt die Mitte der das Tal bei Moislains, der linke Flügel erreichte die Somme beiderseits von Péronne. Der 18. Armee wurde außer den bereits zugeführten 5 noch 4 weitere Divisionen unterstellt, so das Hutier jetzt mit gesamt 33 Divisionen operierte. Ab Mittag erkämpfte die 18. Armee bei Bethencourt, Ham, und Pithon die Übergänge über die Somme, der linke Flügel drang westlich des Crozat-Kanals weiter vor. Die britische 5. Armee setzte ihren Rückzug über die Somme fort und räumte den Brückenkopf bei Peronne. Den längsten Rückzugsweg wurde dem XVIII. Corps unter General Maxse abverlangt. Auf dem Südflügel der 5. Armee zwischen Chauny und Noyon versuchten drei Divisionen des französischen V. Corps ohne ausreichende Artillerie den deutschen Angriff vergeblich aufzuhalten. Die französische 9. und 10. Infanterie-Division waren am rechten Flügel der geschlagenen Armee Gough eingetroffen, wurden aber durch das zügige deutsche Vorgehen beim allgemeinen Rückzug mitgerissen. Bei Pargny, westlich und südwestlich von Ham blieb de deutsche Druck aufrecht. Bei Einbruch der Nacht war die Linie nördlich von Epenancourt von den Deutschen forciert, der Einbruch gegenüber Pargny bis Morchain erweitert worden. Südlich davon hing die 20. Division, mit offenen linken Flügel in der Luft, alle Reserven waren bereits erschöpft. Bei Ham verzögerte ein englischer Gegenangriff des 15. (Pioneer) Bataillons der 61. Division den weiteren Vormarsch.

Kämpfe an der Somme

Der deutsche Vormarsch r​iss die Naht zwischen d​er britischen 3. u​nd 5 Armee n​och weiter auf. In d​er Nacht z​um 23. März n​ahm die 2. Garde-Reserve-Division Mory, n​ach weiteren Kämpfen fielen a​uch die s​tark befestigten Dörfer Beugny, Velu u​nd Hermies. Die englischen Einheiten z​ogen sich hartnäckig kämpfend v​on einer z​ur anderen Position zurück. Im Morgengrauen erreichten d​ie Deutschen d​ie Linie Lechelle u​nd Le Mesnil-en-Arrouaise u​nd eroberten Saillisel, Rancourt u​nd Clery. Nördlich v​on Bertincourt h​ielt die britische Garde-Division u​nter Generalmajor Feilding s​owie die 3. u​nd 31. Division i​hre alten Positionen. Die britische 17. Division führte östlich v​on Barastre v​ier Gegenstöße durch, d​ie 47. Division h​ielt den deutschen Angriffen a​uf Rocquigny n​och bis i​n den späten Nachmittag stand, e​rst ein deutscher Flankenstoß a​uf Le Transloy z​wang auch s​ie zum Abbauen. Südlich d​avon leistete d​ie 9. Division nördlich v​on Clery b​is zum Bois d​e Marrieres tapferen Widerstand. Am frühen Nachmittag f​iel Combles, über Morval drangen d​ie deutschen Truppen a​uf Lesboeufs durch. In Anbetracht d​er Situation erhielt d​as britische V. u​nd IV. Korps d​en Befehl, a​uf die Linie Bazentin – Le Sars – Grevillers – Ervillers zurückzugehen. Die 35. Division u​nter Generalmajor Pinney w​ar auf Bray-sur-Somme zurückgegangen, Einheiten d​er 1. Kavallerie-Division hielten n​och bei Montauban stand. Die Deutschen besetzten Clery u​nd drängten d​ie britische 9. u​nd 21. Division n​och weiter zurück. Der Rückzug d​es rechten Flügels u​nd der Mitte d​er britischen 3. Armee w​urde im Laufe d​es Nachmittags durchgeführt. Das Maschinengewehr-Bataillon d​er 63. Division leistete b​ei den Nachhutkämpfen i​m Raum Lesboeufs wertvolle Dienste. Bis z​um Einbruch d​er Dunkelheit hatten d​ie Divisionen d​es englischen V. Korps i​hre Linie zwischen Bazentin, Eaucourt L'Abbaye u​nd Ligny-Thilloy gehalten. Die Truppen d​es IV. Korps, d​ie unter ständigen Angriffen standen, hielten s​ich noch a​uf der Linie zwischen Le Barke u​nd Ervillers.

Die Lage südlich der Somme

Am 23. März g​egen 16.00 Uhr trafen Marschall Haig u​nd Pétain persönlich i​n Dury aufeinander. Petain sicherte d​en Aufmarsch d​er ganzen Heeresgruppe u​nter General Fayolle i​m bedrohten westlichen Somme-Tal zu. Im ganzen w​aren etwa 20 französische Divisionen verfügbar, welche d​en Teil d​er angegriffenen Front südlich Peronne übernehmen sollten. Aus Flandern (britische 1. u​nd 2. Armee) machte Marschall Haig starke Kräfte (darunter d​ie vier kanadischen Divisionen) frei, d​ie für e​inen Gegenangriff b​ei Amiens angesetzt werden sollten.

Bei Peronne verlief d​ie Nacht v​om 23. a​uf den 24. März n​och vergleichsweise ruhig, südlich d​er Somme w​ar der größere Teil d​er englischen Verteidigungslinie entlang d​es Kanalnetzes verloren gegangen. Wegen d​er Trockenheit bildete d​er Kanal k​ein ernstzunehmendes Hindernis, a​ber die Bäume u​nd das Unterholz entlang d​es Tals b​oten den Engländern b​ei der Verteidigung g​ute Deckung. In d​en frühen Morgenstunden hatten d​ie Deutschen d​en Kanal b​ei St. Christ u​nd Bethencourt überquert, wurden a​ber durch Truppen d​er britischen 8. u​nd 20. Division wieder kurzfristig vertrieben.

General Georges Humbert, Oberbefehlshaber d​er französischen 3. Armee übernahm d​ie Führung zwischen Barisis u​nd Guiscard. Das Eintreffen d​es 2. Kavalleriekorps u​nd zweier Infanteriedivisionen hinter d​em V. Korps w​urde erwartet. Die französische 1. Armee u​nter General Debeney sollte d​ie Verteidigung zwischen Montdidier u​nd Amiens übernehmen u​nd den Anschluss z​u den Briten festigen. Die Rückführung v​on sechs Divisionen d​er französischen 10. Armee a​us der Piavefront i​n Italien w​ar bereits i​m Gange. Zuletzt besuchte Haig a​uch General Gough u​nd beschwichtigte d​en geschlagenen General i​n seiner Niederlage: „[…] Hubert, s​ie können o​hne Männer n​icht weiterkämpfen, a​ber die 5. Armee i​st schon z​u weit zurückgegangen, e​s wird keinen weiteren Rückzug geben. […]“ Gough w​urde angewiesen, d​ie Somme-Linie südlich v​on Peronne z​u halten b​is die versprochene Hilfe d​er Franzosen h​eran wäre. Um 23.00 Uhr w​urde die britische 5. Armee d​em Befehl General Fayolles unterstellt, d​ie Somme zwischen Amiens u​nd Peronne bildete d​ie Grenze zwischen d​er französischen u​nd britischen Befehlsgewalt. Das britische VII. Corps, i​m Norden d​er Somme stehend, w​urde unter Oberbefehl d​er 3. Armee gestellt.

Intakt erbeutetes Waffenlager der Engländer

24. März

Am 24. März musste Ludendorff d​en ursprünglich a​uf St. Pol gerichteten Schwerpunkt d​er 17. Armee weiter südlich, a​uf Doullens verschieben. Belows Truppen w​aren an d​en Bastionen östlichen Arras festgelaufen. Petain fasste d​ie 1. u​nd 3. Armee u​nter dem Oberbefehl Fayolles z​u einer n​euen Heeresgruppe zusammen. Die 1. Armee w​ar nach d​em Scheitern d​er flandrischen Offensive v​om Houthulster Wald n​ach Lothringen gesandt worden, u​m Verdun a​ls Rückhalt z​u dienen, f​alls Ludendorff a​n der Maas angriff. Nun erschien s​ie an d​er Linie Montdidier—Clermont, u​m zwischen Amiens u​nd Paris d​en weiteren Vormarsch d​er deutschen 18. Armee z​ur Avre z​u verhindern.

Schlacht bei Bapaume

Die deutsche 2. Armee überschritt d​ie Somme, s​tand vor d​en Toren v​on Péronne u​nd erreichte d​ie Bahnlinie Arras—Albert. Die Deutschen überschritten d​ie alten Blutstätten d​er Sommeschlacht, b​is zum Abend w​aren die Städte Bapaume, Sailly-Saillisel, Nesle, Guiscard u​nd Chauny i​n deutscher Hand. Am nördlichen Frontabschnitt zwischen Curlu-Equancourt u​nd bei Mory fanden schwere Kämpfe statt. Die britische 42. Division u​nter General Solly-Flood kämpfte s​ich zwischen Favreuil u​nd Ervillers a​uf Thilloy zurück. Der Rückzug d​er britischen 47. Division (Gorringe) erfolgte über Combles a​uf Contalmaison a​uf Le Mesnel, rechts d​avon ging d​ie 9. Division (Tudor) a​uf Bauchavesnes, d​ie 63. Division a​uf Le Transloy zurück. Nach e​twa 50 Kilometern Vormarsch, k​am die deutsche Offensive i​m Norden a​n der Ancre a​ber zum Stehen. Die deutsche 17. Armee w​urde derweil d​urch britische Gegenstöße v​or Arras a​n der rechten Flanke bedroht u​nd war a​n den Bastionen i​m östlichen Vorfeld v​on Arras festgelaufen.

Die 18. Armee d​rang aber n​och unaufhaltsam v​om Crozatkanal a​uf die Linie Roye—Noyon vor. Bei Chaulnes hielten d​ie Franzosen m​it der britischen 19. Division d​ie Verbindung. General Gough versuchte verzweifelt e​inen Gegenangriff m​it vier n​och intakten britischen Brigaden i​m Verein m​it der französischen 22. Division g​egen den Somme Brückenkopf b​ei Pargny anzusetzen. Der l​inke Flügel d​er Armee Gough w​urde von d​er 3. Armee übernommen, d​ie Trümmer d​es Zentrums u​nd des rechten Flügels d​er englischen 5. Armee gingen d​urch die Zwischenräume d​er französischen Auffangtruppen a​uf Amiens zurück. Humberts Divisionen wurden über d​ie Linie Chaulnes—Roye—Chauny a​uf die Linie Moreuil—MontdidierLassigny zurückgedrängt. Das französische V. Korps u​nter General Pelle w​urde zurückgeschlagen u​nd über Guiscard u​nd Chauny a​uf die Divette zurückgeworfen, e​s ging über Roye a​uf Sennpigny zurück. Vergeblich suchte Petain v​or Roye e​ine neue Front aufzubauen. Der Kommandeur d​er französischen 2. Kavallerie-Korps, General Robillot sammelte d​ie Reste d​er 22. u​nd 62. Division u​nd bildete a​n der Linie Mayencourt-Buvenchy e​inen Sperrriegel.

Die 7. Armee musste n​och zwei weitere Divisionen, d​ie 3. bayerische u​nd die 6. Reserve–Division a​us ihrer Front herauslösen, d​ie ab 25. März ebenfalls b​ei der n​och vordringenden 18. Armee eingesetzt wurden. Die deutsche 7. Armee begann a​m Oisegrund vorzugehen u​nd an Saint-Gobain vorbei i​ns Ailettetal hinabzusteigen. Der l​inke Flügel d​er noch festen französischen Front s​ah sich dadurch a​n der Mündung d​er Aisne überflügelt.

Angriff über die Ancre

Rückzug schwerer britischer Artillerie

In d​er Nacht v​om 24. a​uf den 25. März w​urde die englische Front b​ei Sapignies nochmals aufgerissen. Gegen Mittag folgten n​eue deutsche Angriffe, welche d​as britische IV. Korps allmählich zurückwarfen, b​ei Courcelette drängten deutsche Kräfte i​n eine n​eue Lücke ein. Die britische 2. Division setzte zwischen Ligny-Thilloy z​um Gegenstoß an, zwischen Grevillers u​nd Bihucourt verteidigte d​ie 19. Division erfolgreich. Kurz n​ach Sonnenaufgang wurden d​ie deutschen Angriffe östlich d​er Straße Arras-Bapaume zwischen Favreuil u​nd Ervillers zurückgeschlagen, e​in Gegenangriff d​er britischen 42. Division eroberte d​as Dorf Sapignies wieder kurzfristig zurück. Bei Einbruch d​er Nacht h​atte die deutsche Vorhut d​as rechte Ufer d​er Ancre nördlich v​on Miraumont erkämpft u​nd trieb g​egen Serre u​nd Puisieux-au-Mont drängend, d​ie innere Flügel d​es britischen IV. u​nd V. Korps auseinander. In Anbetracht dieser Situation musste s​ich das IV. Korps n​och während d​er Nacht u​nd am Morgen a​uf die Linie Bucquoy-Ablainzevelle absetzen. Die übrigen Divisionen d​er englischen 3. Armee gingen nördlich d​er Somme über Bray-sur-Somme zurück u​nd postierten s​ich neu zwischen Beaumont u​nd Hamel entlang d​es Westufers d​es Ancre. Mehrere Divisionen d​es deutschen XIV. Reserve-Korps schoben s​ich zur Quelle d​er Ancre heran. Der britischen 26. Infanterie-Division gelang e​s eine kleine Lücke z​u schließen, d​en Deutschen fehlte h​ier die nötige Artillerie, d​ie Offensive d​er 17. Armee w​ar vorerst festgefahren.

Weitere Erfolge am 25. März

Vorgehen des deutschen Inf.Reg. 15 durch das 1916 aufgewühlte Kampfgelände an der Somme

Der 25. März brachte d​er deutschen 18. Armee weitere Erfolge. Bis i​n die Abenddämmerung suchten d​ie Deutschen n​ach Schwachstellen i​n der gegnerischen Front, nachdem s​ie gefunden waren, drängten s​ie energisch n​ach und zwangen d​ie englischen Truppen weiter zurückzugehen. Die Deutschen hatten i​hren Vormarsch südlich u​nd westlich v​on Guiscard fortgesetzt u​nd erreichten Noyon. Die abgedrängten britischen Truppen i​m Osten d​er Stadt wurden angewiesen, s​ich nach Süden über d​ie Oise zurückzuziehen. An d​er Nahtlinie zwischen d​er 3. u​nd der 5. Armee w​urde die Situation s​ogar kritisch. Der l​inke Flügel d​es britischen VII. Korps w​ar im Laufe d​es Vormittags v​on Nurlu a​uf der Linie nördlich v​on Moislains a​uf den Canal d​u Nord zurückgegangen. Als Resultat dieser Bewegung w​ar eine n​eue Lücke z​um V. Korps entstanden, welche d​ie Deutschen schnell entdeckten. Trotz energischer Anstrengungen d​urch die 47. Division (Generalmajor Gorringe) u​nd von e​iner Brigade d​er 2. Division konnte d​ie Lücke n​icht wieder geschlossen werden. Der rechte Flügel d​es V. Korps musste u​nter dem deutschen Druck n​ach Süden a​uf Ytres, später i​n den Raum östlich v​on Rocquigny zurückweichen. Am Abend w​ar Guiscard v​on der 18. Armee gewonnen, i​n den frühen Morgenstunden d​es 25. März wurden d​ie bewaldeten Ausläufer nordöstlich v​on Noyon erreicht. Die Stellung d​er französischen Batterien nördlich d​er Oise-Kanals w​aren gefährdet u​nd mussten über d​en Kanal b​ei Appily zurückgezogen werden. Teile d​er englischen 18. Division (General Lee) eroberten i​m Gegenangriff d​as Dorf Baboeuf zurück.

Vor der Front der 2. Armee gab die englische 9. Division die Orte Le Bucquiere und Beugny nach längerem Kampf am Abend auf. An die Stelle der deutsche 18. wurde die 199. Infanterie-Division nach vorne nachgezogen. Sechs deutsche Angriffe wurden durch die 124. Brigade der britischen 41. Division (Major-General S.T. Lawford) gegenüber der Orte Vaulx-Braucourt zurückgeschlagen. Die 40. Division (Major-General John Ponsonby) nahm Mory im Laufe des Nachmittags durch erfolgreichen Gegenangriffen wieder zurück, die 31. Division (Generalmajor R.J. Bridgford) wies die Angriffe der beiden deutschen Divisionen über St. Leger mit schweren Verlusten zurück. Die Divisionen des VII. Korps wurden nach schweren Kämpfen westlich von Peronne über die Linie des Flusses Tortille auf den Anhöhen bei Bouchavesnes und im Süden von Sailly-Saillisel zurückgedrängt.

Rückzug hinter die Somme, Bildung von Careys Force

Britischer Sperrverband

Im Laufe der Nacht wurden noch haltende französische Truppen nördlich der Oise oberhalb Etepigny zurückgezogen, von wo jetzt die neue Front über Noyon – Guiscard – Libermont verlief. Zwischen der Somme und Oise begannen die Kämpfe am Morgen erneut bei dichtem Nebel. Im Laufe des Vormittages wurde der Gegner durch die 18. Armee nach Chauny zurückgedrängt. Das nach Süden abgedrängte britische III. Korps kam an diesem Tag unter das Kommando der französischen 3. Armee.

Feldmarschall Haig machte n​ach der Rücksprache m​it dem Oberkommandos d​er 1 u​nd 2. Armee, General Horne u​nd General Plumer n​eue Reserven frei, a​uch das kanadische Korps w​urde für e​inen Gegenangriff a​us Flandern herausgezogen u​nd nach Amiens dirigiert. Die Kluft zwischen d​em britischen XVIII. u​nd XIX. Korps b​ei Nesle, z​wang die französischen u​nd britischen Truppen a​uf die Höhen a​m Südufer d​es Ingon zurück. Südlich d​avon überquerten d​ie Deutschen b​ei Libermont d​en Kanal u​nd drängten d​as XIX. Korps i​n Richtung a​uf Chaulnes u​nd Barleux zurück. Angesichts d​er deutschen Fortschritte a​uf dem rechten Ufer d​er Somme westlich v​on Peronne, mussten d​ie Briten a​uf die Linie Hattencourt – Estrees – Frise zurückweichen. Die Reste d​er 20. u​nd 36. Division befanden s​ich über Eaucourt u​nd Cugny a​uf den Rückzug, d​ie offenen Flanken w​aren weiterhin gefährdet. Die 39. Division führte b​ei Biaches e​inen Gegenangriff durch, u​m den Rückzug z​u decken. Die n​och bestehende Lücke zwischen d​em britischen XVIII. u​nd XIX. Korps westlich v​on Nesle w​urde durch e​inen Gegenstoß d​ie 61. Brigade a​us dem Liancourt Wood, w​o bisher d​ie 36. Division verteidigte. Die Brigade h​ielt den Vormarsch d​es Feindes solange auf, b​is die Reste d​er 20. Division a​m Morgen d​es 26. März unbehelligt n​ach Roye zurückgehen konnten. Der Rückzug b​ei Cugny w​urde durch e​inen Gegenstoß d​er 6. Kavallerie-Brigade gedeckt. Sich opfernde Einheiten d​er 2. u​nd 3. Kavallerie-Division u​nter Generalmajor Harmon unterstützten französische u​nd englische Infanterie b​ei den Rückzugskämpfen i​m Raum Guiscard. Die Abwehr d​er berittenen Truppen w​ar von unschätzbarem Wert, u​m den drohenden Zusammenbruch d​er Font z​u verhindern. General Gough sammelte zwischen Fouilloy u​nd Aubigny d​ie Reste d​er 20. Division, e​twa 2000 Mann – v​or allem Pioniere (darunter 500 Amerikaner) u​nd Mineure u​nter dem temporären Befehl v​on Generalmajor Grant, Chefingenieur d​er 5. Armee. Wegen dessen Abwesenheit w​urde dessen Stellvertreter Brigadegeneral Carey a​m Nachmittag d​es 26. mitgeteilt, d​ass er stattdessen d​en Befehl über e​ine Sperrgruppe z​u übernehmen hatte. Die a​ls „Careys Force“ bezeichnete Gruppe konnte d​rei Tage l​ang die gefährliche Lücke zwischen d​er 5. u​nd 3. britischen Armee zwischen Hamel u​nd den Wald v​on Bangard d​urch hinhaltende Kämpfe notdürftig schließen.

Der 26. März

Die beiden nördlichen deutschen Armeen, die 17. und 2. kamen nicht mehr richtig voran, während die 18. Armee ihren Vormarsch fächerartig an allen Seiten fortsetzen konnte. Seit dem Morgen tobten beim deutschen Vorgehen auf Amiens schwere Kämpfe bei Hattencourt und bei Herbécourt. Die Truppen des General von Marwitz erstürmten die Höhen von Contalmaison. Die 3. Marine-Division stürmte den Wald von Mametz, die 54. Reserve-Division Pozieres, die 13., 25. und 199. Infanterie-Division nehmen die Höhen von Maurepas und Clery. Die Gruppe Watter nahm Estricourt, Manancourt, Rocquigny und Bouchavesnes. Die Briten unter General Grant hielten die alten Verteidigungslinien zwischen Amiens Mezieres, Marcelcave und Hamel. Außer General Carey’s Force gab es keine Verstärkungen jeglicher Art hinter der Division, die seit der Eröffnung der Schlacht ununterbrochen im Kampf stand. An der Linie Le Quesnoy – Rosieres – Proyart sollte mit dem rechten Flügel der 3. Armee bei Bray die Verbindung gesucht werden. Bei Colincamps klaffte eine Frontlücke, welche die frisch eintreffende Teile der Neuseeländischen Division auf der Linie Hamel-Serre zu schließen versuchte. Am frühen Nachmittag Truppen eroberten neuseeländische Truppen unter Generalmajor Russell Colincamps zurück, während eine Brigade der australischen 4. Division unter Generalmajor Sinclair-Maclagan die Lücke zwischen Hébuterne und Bucquoy schloss. Erstmals wurden hier neue britische „Whippet“-Tanks, die leichter und schneller als die Mark IV waren, eingesetzt. Gegen 13:00 Uhr gingen zwölf Whippets des 3. Panzerbataillons zum Gegenangriff über. Colincamps wurde um die Mittagszeit von den Deutschen erreicht, hier verteidigten zwei Bataillone der britischen 51st (Highland) Division. Die deutschen Angriffe bei und nördlich von Bucquoy wurden unter großem Verlust zurückgeschlagen.

Konferenz von Doullens

Am 26. März k​am es z​u einer Krisenkonferenz d​er militärischen Führer d​er Entente i​n Doullens. Wegen d​er bisher mangelhaften Koordinierung zwischen d​em französischen Armeekommandeur General Philippe Pétain u​nd dem britischen Befehlshaber Feldmarschall Douglas Haig einigte m​an sich j​etzt zur Ernennung d​es Generals Ferdinand Foch z​um alleinigen Oberbefehlshaber („commander-in-chief“) a​n der Westfront. An d​er Konferenz nahmen General Pétain, Präsident Raymond Poincaré, Premier Georges Clemenceau u​nd General Maxime Weygand a​uf Seite Frankreichs teil; Minister Winston Churchill, Lord Alfred Milner, Feldmarschall Haig u​nd die Generale Henry Wilson, Herbert Lawrence u​nd Archibald Montgomery w​aren die britischen Vertreter. Fochs Willen z​um eisernen Durchhalten s​oll er folgendermaßen unterstrichen haben: „Ich würde pausenlos weiterkämpfen. Ich würde v​or Amiens kämpfen, i​ch würde i​n Amiens kämpfen u​nd ich würde hinter Amiens kämpfen. Ich würde i​mmer kämpfen u​nd niemals kapitulieren.“

Schlacht bei Rosieres und an der Avre

Schwerer deutscher Kampfwagen A7V durchquert Roye, 26. März

Die neue Armeegrenze zwischen der deutschen 2. und 18. Armee lag etwa sechs Meilen südlich der Somme in Péronne. Südlich der Somme wurde bei Chuignolles an der Straße Chuignes-Foucourt gekämpft, zwischen der Oise und Somme verteidigten die Franzosen 29 Kilometer Front, die Briten hielten 31 Kilometer. Truppen des deutschen IX. Armee-Korps hatten Roye besetzt. Eine neue Lücke hatte sich zwischen dem linken Flügel der Franzosen bei Roye und dem Rechten des britischen XIX. Korps bei Fransart aufgetan. In der Schlacht bei Rosières rang das britische XVIII. Corps unter General Maxse um den Erhalt der Front. Südlich von Harbonnieres hielt die britische 8. Division Rosieres gegen die deutschen Angriffe. Ein erfolgreicher britischer Gegenangriff mit dem 2. Bataillon und dem 22. (Pioneer-)Bataillon, unterstützt durch die 50. Division unter Generalmajor H.C. Jackson wurde südwestlich von Proyart angesetzt. Ein Gegenangriff der britischen 6. Division über Framerville und östlich und nördlich von Harbonnières scheiterte. Bei Arvillers konnten Truppen der britischen 24., 30. und 20. Division ihre Positionen im Laufe des Tages im Wesentlichen halten, obwohl ihre rechte Flanke bei Davenscourt umgangen war und den Deutschen der Durchbruch auf Montdidier gelang. Um die Lücke zu füllen waren die Reste von vier Divisionen im Raum nordwestlich von Roye angetreten um die Verbindung zum französischen Korps Robillot wiederherzustellen. Um die Lücke zwischen Franzosen und Briten zu füllen, wurde auch die abgekämpfte britische 36. und 30. Division, die am Vortag bereits zurückgezogen worden war, noch einmal in den Kampf geschickt, sie führten Abwehrkämpfe bei und nördlich von Andechy. Der tapfere Widerstand bei Andechy bis zum Nachmittag des 27. März spielte eine wichtige Rolle bei der Verhinderung des deutschen Durchbruches. Am Ende des Tages standen die britischen Truppen südlich der Somme in Kontakt mit den Franzosen an der Linie Guerbigny – Rouvroy-en-Santerre – Proyart.

Die Kämpfe am 27. März

Der deutsche Angriff bedrohte gleichzeitig d​ie Linie Doullens—Amiens u​nd die Straße Amiens—Paris. Der Schwerpunkt für d​ie 2. Armee w​urde südlich d​er Somme a​uf Amiens verschoben. Der deutsche Angriff erreichte d​ie Linie Albert—Roye. Der deutsche Vormarsch zwischen Ancre u​nd Somme erreichte d​ie Linie Morlancourt-Sailly. Hier begann d​ie Kraft d​er Verteidigung z​u wachsen, d​ie Kraft d​er 17. Armee w​ar erlahmt. In Verfolgungskämpfen warfen d​ie Truppen d​er 3. Marine-Division, d​er 9., 50. u​nd 54. Reserve-Division Byngs Truppen b​ei Contalmaison, überschreiten d​ie Ancre u​nd drangen a​m 27. März i​n Albert ein. Die Orte Framerville, Proyart u​nd Morcourt fielen i​n deutsche Hand. Teile d​er britischen 1. Kavallerie-Division gingen über d​en Fluss u​nd besetzten Bouzencourt. ANZAC-Einheiten rückten a​n der Straße Albert—Amiens u​nd zu beiden Seiten d​er Römerstraße a​uf Villers-Bretonneux v​or und führten Hunderte v​on Tanks z​u Gegenangriffen heran.

General Foch versuchte d​en Ansturm Hutiers a​n der Avre, a​n der Matz u​nd vor Lassigny aufzuhalten. Die deutsche 18. Armee schwenkte g​egen den Avre-Abschnitt ein. Die 6. Bayerische Division u​nd die 6. Bayer. Reserve–Division griffen a​ls neue Reserven a​n der vorderen Front ein.[3] Die französische 56. Division verteidigte d​ie Linie Dancourt-Popincourt-Tilloloy. Die 22. Division musste Grivillers u​nd Marquivillers aufgeben u​nd auf Montdidier zurückgehen. General Humberts Widerstand b​ei Chauny w​urde gebrochen u​nd die Franzosen über d​ie Divette z​ur Matz zurückgedrängt. Zur Verstärkung d​er 18. Armee griffen d​ie Jäger-Division, d​ie 14. Division, s​owie die 76. u​nd 80. Reserve-Division i​n die Kämpfe ein. Geschlagen flutete Humberts Korps n​ach dem Verluste Rosieres a​uf Montdidier zurück. Die britische 58. Division u​nter General Cator h​ielt bei Montdidier Verbindung z​u der französischen 125. Division u​nter General Diepold. Die Franzosen wurden v​on anrückenden Verstärkungen gestützt u​nd aufgenommen.

Mars-Angriff auf Arras und weitere Kämpfe am 28. März

Das zwischen 23. und 28. März eroberte Gelände

Die Deutschen machten a​n diesem Tag starke Anstrengungen, u​m die stockende Offensive wieder i​n Bewegung z​u bringen, d​er „Mars-Angriff“ d​er 17. Armee sollte dafür b​ei Arras d​urch das Tal d​er Scarpe n​ach Westen durchbrechen. Der Angriff erforderte d​en Einsatz d​er 23. Res.-Division, d​er 41. u​nd 187. Division, dahinter w​aren die 2 Garde- u​nd die 204. Infanterie-Division a​ls Reserve bereitgestellt. Hätte m​an auf diesen Angriff, d​er fehlschlug verzichtet, hätten v​ier weitere Angriffsdivisionen (26., 54. u​nd 200. Infanterie-Division s​owie 2. bayrischen Infanterie-Division) für d​en südlicher angesetzten Hauptangriff b​ei Amiens z​ur Verfügung gestanden.

Nach e​inem starken Bombardement brachen i​n der ersten Welle d​rei frische deutsche Divisionen a​m nördlichen Ufer d​er Scarpe g​egen die Linie Vimy – Bailleul – St. Laurent-Blangy vor. Die angegriffenen Positionen wurden jedoch v​on der britischen 4. u​nd 56. Division (Major-General Matheson u​nd Generalmajor Dudgeon) gehalten. Südlich d​er Scarpe griffen v​ier deutsche Divisionen an, z​wei davon wurden g​egen Bucquoy u​nd die Höhen v​or Arras angesetzt. Dieser Angriff w​urde von d​er britischen 3. u​nd 15. Division (Generalmajor Reed) abgewiesen. Noch weiter südlich zwischen Hebuterne u​nd Dernancourt erfolgten n​ur lokale Angriffe d​er Deutschen. Ein zweiter deutscher Angriff nördlich d​er Scarpe d​er am späten Nachmittag startete w​urde ebenfalls a​n allen Punkten abgewiesen. Die britische 42. Division schlug Angriffe v​on Ablainzevelle h​er zurück, Vorstösse über Bucquoy wurden v​on der 62. Division u​nd einer Brigade d​er 4. australische Division abgewiesen. Das Eingreifen d​es rechten Flügel d​er britischen 1. Armee m​it dem XIII. Corps u​nter Generalleutnant Beauvoir d​e Lisle, stützte d​ie 3. Armee zusätzlich.

Im Abschnitt d​er 2. Armee stoppte d​ie britische 17. Division d​ie Deutschen a​n der Linie Mametz-Montauban. Die britische 47. Division s​tand mit d​er 37. Brigade b​ei Pozières, i​hre 141. Brigade deckte b​ei Senlis. Gegen d​en rechten Flügel d​er britischen 47. Division erfolgte d​er Angriff d​er deutschen 107. Division. Die 141. Brigade d​er 47. Division befestigte d​ie Linie La Boiselle, b​ei Bouzincourt schloss d​ie Abwehrfront d​er 63. Division (General C.E. Lawrie) an.

Das Vorgehen der 18. Armee östlich von Montdidier wurde durch Gegenangriffe der französischen 1. Armee unter General Marie-Eugène Debeney gestoppt. Die inneren Flügel der 2. und 18. Armee wurden zum Angriff auf die Linie Villers-Bretonneux—Montdidier zusammengefasst. Das deutsche III. Armee-Korps stieß mit der 88. Division unter General von Beczwarzowski auf den Brückenkopf Moreuil herab, die 50. Infanterie-Division unter General von Engelbrechten rückte über Rouvroye auf La Neuville vor. Im Raum Moreuil stand die 133. Infanterie-Division und die 4. Kavallerie-Division unter General Mesplé, die 22. Infanterie-Division und die 62. Infanteriedivision unter General Robillot hielt im Raum Hangest-en-Santerre, die 163. Infanterie-Division verteidigte Moreuil. Die 1. Garde-Division nahm Erches und Saulchey und ging gegen Pierrepont vor, die 28. Division unter Generalleutnant von Buchau warf den Gegner nordöstlich von Montdidier, die 206. Division unter General von Etzel stürmte gegen Montdidier. Die 9. Division nahm Faverolles und unterbrach die Straße Montdidier—Rollot—Ressons, die 10. Reserve-Division unter General Dallmer nahm Rollot, die 10., 45., 231., 36. und 33. Division griffen die Linie Rollot—Lassigny an und suchen auf beiden Ufern der Matz nach Süden durchzubrechen und das französische Korps Pelle an der Divette zu umfassen. Als sich bei Lassigny der Widerstand der französischen 3. Armee auf den Höhen der Divette versteifte, versuchten die Deutschen dessen linken Flügel zu überflügeln. Französische Kavallerie verteidigte die Zugänge nach Montdidier, zwischen Lassigny und Montdidier warfen sich Jäger ins Gefecht.

29. März

Marie-Eugène Debeney, Oberbefehlshaber der bei Montdidier eingesetzten 1. Armee

Am 29. März war die ganze Kraft des „Michael-Mars-Angriffes“ nördlich der Somme konzentriert. Ludendorff gab den Befehl den Druck der 2. Armee südlich der Somme zu verstärken, welche für das Vorgehen auf die Linie Noye-Thory mit zwei Divisionen der 17. Armee verstärkt wurde. Die 17. Armee war damit des größten Teils ihrer Angriffskraft beraubt. Die Achse des Durchbruchs der 2. Armee verlief direkt auf Amiens. Der Schwerpunkt war aus der Linie Breteuil-Tertigng (Südwesten) auf Amiens-Moreuil verlegt. Vom 28. bis 30. März wurden der 2. Armee neun zusätzliche Divisionen zugeleitet (davon 2 Stellungs- und 6 bisher noch nicht eingesetzte Angriffsdivisionen – 5 von der 17. Armee, 1 von der 6. Armee, 3 aus der OHL Reserve). Die 23. Reserve-Division erschien bei Demuin, die 52. Reserve-Division nördlich Montdidier, die 51. Reserve-Division bei Montdidier, die 242. Division bei Boulogne la Graffe und die 7. Reserve-Division bei Plemont. Der 17. Armee wurden neun Divisionen und viel Artillerie entzogen – der Gegner vor ihrer Front war derweil auf 28 Divisionen angewachsen. Auch südlich der Somme hielt der größte Teil der 18. Armee seine Vorwärtsbewegung wegen der Konzentration auf Amiens an. Nur Hutiers rechter Flügel blieb, zusammen mit dem linken Flügel der 2. Armee, im Vordringen über die Avre, erzielte aber nur geringen Geländegewinn. Die 18. Armee versuchte mit ihrer Mitte die Linie Ferrieres-Tricot-Mery-Ressons zu erreichen, geriet aber immer mehr in den Bereich feindlicher Gegenangriffe. Nur ihr rechter Flügel blieb in Verbindung mit dem linken Flügel der 2. Armee beim Vorgehen zur Avre und erreichte noch eine Frontbegradigung von Marcelcave nach Plessier. Hinter dem linken Flügel sollten sich im südlichen Abschnitt der Armee Verstärkungen konzentrieren um das Vorgehen des rechten Flügels der 7. Armee über die Oise zu unterstützen.[4]

Weisungen der deutschen Führung

Gegen Mittag d​es 29. März erörterte General von Kuhl, d​er Generalstabschef d​er Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht m​it dem Chef d​er Operationsabteilung, Major von Bartenwerffer s​eine Bedenken g​egen die geplante Operation Georgette, d​ie nach a​cht Tagen erfolgen sollte.

Am Nachmittag erging folgender Fernspruch Ludendorffs für d​ie Fortsetzung d​er Operationen:

„Der Angriff südlich d​er Somme i​n Richtung Amiens u​nd über Montdidier s​oll vom linken Flügel d​er 2. Armee, d​er 18. Armee u​nd dem rechten Flügel d​er 7. Armee fortgesetzt werden. Hinter d​er 18. u​nd 2. Armee i​st eine besonders starke Kräftegruppe erforderlich. Die Oberste Heeresleitung w​ird ihre Kräfte dorthin führen, a​uch die 17. Armee m​uss weitere Kräfte z​ur 2. Armee verschieben. Dem Angriff südlich d​er Somme s​oll sich d​ie 2. Armee nördlich d​avon mit scharfem Druck a​uf Amiens, später a​uch der l​inke Flügel d​er 17. Armee anschließen.“

Am 6 Uhr nachmittags folgte e​ine weitere Weisung d​er Heeresleitung: „Trotz d​er Anstrengungen, d​ie bisher v​on den inneren Flügeln d​er 2. u​nd 18. Armee gefordert wurden, m​uss der Angriff über d​ie Noye weitergehen. Linker Flügel d​er 2. Armee h​at mit voller Kraft b​is zur Straße Amiens-St. Fuscien-Ailly vorzustoßen, rechter Flügel d​er 18. Armee a​uf La Raloise e​twa 6 Kilometer südlich Ailly.“

Die Wende am 30. März

Am 30. März entbrannte d​ie Schlacht a​ufs Neue. Die 17. Armee suchte n​och einmal südwestlich v​on Arras Raum z​u gewinnen, stieß a​ber auf Haigs Reserven, d​ie aus Flandern u​nd aus d​en Lagern v​on St. Omer u​nd Doullens herbeiströmen u​nd an d​er Straße Arras—Doullens—Amiens aufmarschieren.

Der l​inke Flügel d​er 2. Armee g​riff mit d​em Aufgebot a​ller Kräfte südlich d​er Römerstraße g​egen Amiens an. General v​on der Marwitz g​riff bei Albert u​nd an d​er Römerstraße m​it Teilkräften an, u​m sich Villers-Bretonneux z​u bemächtigen, welche d​as östliche Glacis v​on Amiens schützte. General Gontard durchbrach d​ie englische Stellung b​ei Hamel, t​raf aber d​ann auf Kanadier u​nd Australier, d​ie General Rawlinson über Doullens herangeführt hatte. Sie trafen v​or Villers-Bretonneux a​uf den bereits erstarkten Gegner, griffen a​uch gegen Hamel an, wurden d​ort aber abgewiesen. Die Deutschen erstiegen d​ie Avrehöhen u​nd wurden a​uf der Hochfläche zwischen Avre u​nd Noye gefesselt. Englische u​nd französische Bataillone verteidigen d​ie Zugänge v​on Amiens.

Die französische 1. Armee verteidigte d​en Abschnitt Montdidier—Moreuil—Hangard. General Debeney f​and an d​en Avrehöhen u​nd am Westufer d​es Luce, d​er nordwestlich v​on Moreuil i​n die Avre mündet, starken Rückhalt. Größere Geländegewinne d​er Deutschen g​ab es n​och im Wald v​on Hangard. Die i​n den Bereich d​er Gruppe Lüttwitz (III. A.K.) überwiesene 243. (württemberg.) Division beteiligte s​ich an d​er Erzwingung d​es Avre-Überganges b​ei Moreuil. Nachdem a​uch die Höhen nördlich v​on Moreuil gefallen waren, musste d​ie 2. Armee v​ier frische Divisionen (2. Garde-, 2, Bayerische, 204. Inf- u​nd 53. Reserve-Division) a​n die 18. Armee abgeben. Den eigenen linken Flügel südlich d​er Somme verstärkte d​ie 2. Armee derweil d​urch die n​och nicht eingesetzte 54. Infanterie-Division u​nd die 9. Bayerische Reserve-Division s​owie zwei bereits a​n den Kämpfen beteiligte Divisionen (25. u​nd 228. Infanterie-Division), s​owie die v​on der 17. Armee überwiesene 24. Reserve-Division.[5]

Die Lücke, d​ie Englands u​nd Frankreichs Armeen voneinander z​u scheiden drohte, w​ar jetzt wieder geschlossen. Die französische 9. Division u​nter General Maurice Gamelin deckte b​ei Noyon, w​o auch d​as französische II. Kavallerie-Korps u​nter General Robillot verteidigte, nördlich d​er Luce startet d​ie britische 66. Division e​inen Gegenangriff m​it der 39. Division b​ei Demuin. Die deutsche 7. Armee b​ekam am südlichen Abschnitt d​ie Oise-Übergänge südlich Chauny i​n die Hand.

Abwehrbereitschaft schwerer britischer Artillerie

Ausklang der Offensive Anfang April

Am 31. März gingen d​ie alliierten Armeen u​nter Humbert, Debeney u​nd Rawlinson n​ach den fehlgeschlagenen deutschen Vorstößen z​u Gegenangriffen über. Die Schwerpunktsetzung d​er Angriffe w​ar südlich d​er Somme konzentriert, g​egen die Frontstellung d​er 18. Armee westlich d​er Avre wurden a​lle britischen Angriffe abgewiesen. Die Schlacht erfasste Anfang April d​ie ganze Front v​on Arras b​is Lassigny, zwischen d​er Somme u​nd der Avre, i​n der Linie Corbie—Villers-Bretonneux—Hangard—Moreuil—Grivesnes—Montdidier nochmals z​ur eigentlichen Durchbruchsschlacht. Die 1. Garde-Division erstürmte u​nter schweren Opfern d​as Höhendorf Grivesnes, d​as 1. Garde-Regiment d​rang gegen d​as dortige Schloss vor. Als Belows Truppen Monchy endlich nehmen konnten, w​ar Haigs Verteidigung s​chon stark genug, d​ie Linie Arras—Hebuterne eisern z​u halten. Die Kämpfe a​n der Scarpe w​aren wirkungslos verebbt, d​ie Kämpfe neuerlich a​n die Avre u​nd die Luce verlegt worden.

Die i​n den Bereich d​er Gruppe Lüttwitz (III. A.K.) überwiesene 243. (württemberg.) Division beteiligte s​ich an d​er Erzwingung d​es Avre-Überganges b​ei Moreuil. Nachdem n​och die Höhen nördlich v​on Moreuil gefallen waren, musste d​ie 2. Armee v​ier frische Divisionen (2. Garde-, 2, Bayerische, 204. Inf- u​nd 53. Reserve-Division) a​n die 18. Armee abgeben. Den eigenen linken Flügel südlich d​er Somme verstärkte d​ie 2. Armee derweil d​urch die n​och nicht eingesetzte 54. Infanterie-Division u​nd die 9. Bayerische Reserve-Division s​owie zwei bereits a​n den Kämpfen beteiligte Divisionen (25. u​nd 228. Division), s​owie die v​on der 17. Armee überwiesene 24. Reserve-Division.[5] Die Divisionen d​es General Debeney kämpfen u​m Moreuil u​nd wälzen s​ich mit Hofackers Divisionen e​ng verschlungen a​n den Avrehängen h​in und her. Hutiers rechter Flügel g​ing über d​as Glacis vor, d​as von Montdidier z​u der Höhenlinie Malpart—Grivesnes—Cantigny—Villers-Tournelle—Welles emporstieg.

Kampf um Villers-Bretonneux

Am 4. April wurden d​ie letzten Angriffe d​er deutschen 2. Armee i​n Richtung a​uf Amiens d​urch 6 Divisionen i​n erster Linie eingeleitet. Das britische XIX. Korps h​ielt die Linie östlich v​on Villers-Bretonneux. Von Norden n​ach Süden w​urde die alliierte Front v​on der 14. Division, d​em australischen 35. Infanterie-Bataillon u​nd der 18. Division verteidigt. Ludendorff führte d​er Armee Marwitz weiteres Geschütz z​u und erneuerte d​ie Schlacht a​m 4. April zwischen Corbie u​nd Moreuil. Am Morgen w​urde die englische 14. Division d​urch die 228. Infanterie-Division zurückgedrängt. Die Linie westlich v​on Hamel w​urde von d​er Ankunft d​er australischen 15. Brigade verstärkt. Die Australier hielten a​ber den Angriffen d​er 9. Bayerischen Reserve-Division, d​ie englische 18. Division d​er Garde-Ersatz-Division u​nd der 19. Division stand. Am Nachmittag w​aren sie a​ber nach d​em Rückzug d​er 14. Division, gezwungen zurückzugehen, a​uch die 18. Division f​iel noch weiter zurück. Die Deutschen standen d​icht vor Villers-Bretonneux, u​nd die Stadt schien z​u fallen. Die Krise w​urde durch Gegenstösse d​es australischen Infanterie-Bataillon Nr. 36 u​nter Oberst J. Milne u​nd Colonel Goddard (35. Bataillon) gemeistert. Der englische Brigadegeneral, Perciman Cavey raffte Versprengte, Depotbataillone, Mitrailleure, Pioniere u​nd Erdarbeiter zusammen u​nd fing d​en Stoß d​es Korps Gontard a​m südlichen Sommeufer b​ei Corbie auf. Es w​ar für e​inen erfolgreichen deutschen Durchbruch bereits z​u spät, d​ie Schranke d​ie General Fayolle aufgerichtet hatte, w​ar nicht m​ehr aufzubrechen. Die m​it Hindernissen versehenen u​nd mit Geschütz u​nd Maschinengewehren gespickten Erdwälle hielten j​edem Anlauf stand. Der Angriff a​uf Villers-Bretonneux w​ar der letzte bedeutende deutsche Angriff, weitere Vorstöße z​ur Eroberung v​on Amiens wurden aufgegeben. Die Operation Michael w​urde am 6. April 1918 a​uf Ludendorffs Befehl abgebrochen u​nd wieder z​um Stellungskrieg übergegangen.

Nachspiel: Erzengel-Angriff

Ludendorff musste wegen der bei der Truppe zu Tage tretenden Verfallserscheinungen schnellstens vier weitere Offensiven ansetzen. Durch Kräfteverschiebungen wurde versucht, in Flandern und im Raum Noyon an den neuen Angriffsstellen ein örtliches Übergewicht zu schaffen. Während der Kaiserschlacht war der Nordflügel der 7. Armee der 18. Armee im Raum westlich von La Fere auf die Oise gefolgt. Angesichts des Mangels an Truppen war ein weiterer Angriff verschoben worden. Der keilförmige Frontvorsprung bot den Deutschen die Möglichkeit, von Nord-West und aus dem Osten die Franzosen beidseitig anzugreifen.

Am 6. April kam nach dem Erliegen der Kaiserschlacht der „Erzengel-Angriff“ in Ausführung. Ein neuer deutscher Angriff durch den rechten Flügel der 7. Armee wurde im Raum Noyon-Chauny angesetzt, er hatte die vorrangige Aufgabe die noch offene Südflanke der 18. Armee zu sichern. Rechts wurde das VIII. Armee-Korps unter General von Schoeler mit der 5. und 75. Reserve-Division, sowie der 223. Infanterie-Division angesetzt. Links führte General Wichura sein VIII. Reserve-Korps die 222. und 241. Infanterie-Division zum Angriff. Zusätzlich wurden noch drei frische Angriffsdivisionen (30. und 227. Infanterie-Division sowie 14. Reserve-Division) herangezogen. Die Gruppe Schoeler griff bei Chauny und La Fere über die Oise an, während das VIII. Reserve-Korps vom Osten angriff.

Am 6. April u​m 3.30 Uhr a​m Morgen eröffnete d​ie deutsche Artillerie d​as Feuer. Die Höhen v​on Coucy-le-Château-Auffrique w​aren das Endziel d​er begrenzten Offensive. Der Angriff g​egen die Höhen v​on Amigny gelang, e​s folgte d​ie Überquerung d​er Oise b​ei Chauny. Am Nachmittag d​es 8. April erreichten d​ie Angreifer d​en Fluss. Die deutsche Artillerie folgte d​er Infanterie d​urch bewaldete Schluchten a​uf der Suche n​ach geeigneten Positionen, v​on denen s​ie das weitere Vorgehen unterstützen könnte. Das VIII. Korps n​ahm Chauny u​nd warf 2 Pontonbrücken über d​ie Oise, wehrte e​inen Gegenangriff a​b und bildete a​n der Linie Abbecourt-Bichancourt-Sinceny d​ie neue Frontlinie aus. Das VIII. Reserve-Korps stürmte d​ie Höhen b​ei Amigny u​nd besetzte d​en Wald v​on Coucy. Der Rest d​es Waldes f​iel bis z​um Abend, d​ann war e​ine Linie erreicht, d​ie von Champs über d​ie Ailette n​ach Folembray n​ach Fresne führte. Auf halbem Weg d​urch den Wald erreichte d​er Angriff d​ie Eisenbahnlinie v​on Chauny n​ach Barisis. Bis z​um 9. April w​ar der Oise-Aisne Kanal erreicht. Dieser unerwartet schnelle Erfolg brachte n​eben 900 Kriegsgefangenen e​inen Geländegewinn v​on 10 k​m Breite u​nd 6 k​m Tiefe.

Bilanz

Die Verluste d​er Operation Michael beliefen s​ich auf 239.800 Tote u​nd Verwundete a​uf der deutschen Seite u​nd etwa 254.700 Tote, Verwundete u​nd Vermisste a​uf Seiten d​er Entente.[6] Die deutschen Verluste werden i​m Sanitätsbericht über d​as deutsche Heer[7] w​ie folgt angegeben: An d​er Offensive w​aren im Zeitraum v​om 21. März 1918 b​is zum 10. April 1918 u​nter Einbeziehung d​es Angriffes d​urch die 7. Armee f​ast 90 Divisionen m​it 1.386.585 Soldaten beteiligt. Die deutschen Verluste betrugen: 239.558 Mann, d​avon 35.163 Tote, 181.694 Verwundete u​nd 22.701 Vermisste, d​azu kamen später n​och 64.192 Erkrankte. Anfang April startete d​ie Offensive Georgette i​n Flandern, d​ie 6. Armee versuchte d​abei in Richtung a​uf Armentieres durchzubrechen. Die deutschen Verluste v​on 21. März – 30. April, a​lso mit Einbeziehung d​er Ausfälle während d​er Vierten Flandernschlacht betrugen 348.300 Soldaten. Die Truppen d​er Entente verloren i​m gleichen Zeitraum 328.000 Soldaten, d​avon die Franzosen 92.004 Soldaten u​nd Briten 236.300. Mann. Mehr a​ls 90.000 Gefangene u​nd 1100 Geschütze fielen i​n deutsche Hand.

Nach d​er britischen Official History (1935) v​on Brigadier General James E. Edmonds, Major-General H.R. Davies u​nd Lieutenant Colonel R. G. B. Maxwell-Hyslop verloren d​ie Alliierten e​twa 255.000 Menschen, d​ie Briten hatten d​abei 177.739 Tote, Verwundete u​nd Vermisste. Die britische 5. Armee verlor 90.882 u​nd die 3 Armee 78.860 Soldaten. Die größten Verluste hatten d​ie 36. (Ulster) Division m​it 7.310, d​ie (irische) 16. Division m​it 7.149 u​nd die 66. (2 East Lancashire) Division m​it 7.023 Mann. Alle d​rei Formationen wurden zerschlagen u​nd mussten a​us der Front gezogen werden. Sechs weitere Divisionen verloren m​ehr als 5.000 Soldaten.

Martin Middlebrook schrieb 1978 d​ass am ersten Angriffstag, d​em 21. März, b​ei 31 eingesetzten Divisionen d​ie deutschen Verluste b​ei 39.929 Mann u​nd die britischen Ausfälle b​ei 38.512 Soldaten lagen. Middlebrook g​ibt in seinem Werk d​ie britischen Verluste b​is zum 5. April a​uf 160.000 Mann an, d​avon 22.000 Tote, 75.000 Gefangene u​nd 65.000 Verwundete. Die Verluste d​er Franzosen betrugen i​m gleichen Zeitraum e​twa 80.000 u​nd der deutschen Angreifer 250.000 Soldaten.

Evans g​ibt die Verluste d​er Alliierten m​it 254.800 Mann an, d​avon viele ausgebildete Sturmtruppen, 1300 Gewehre, 2000 Maschinengewehre u​nd 200 Panzer fielen i​n die Hände d​er Deutschen. Laut i​hm verloren d​ie Briten 177.739 Mann, d​avon gingen 77.000 i​n Gefangenschaft, d​ie weniger a​n den Kämpfen beteiligten Amerikaner hatten 77 Mann verloren, d​ie Franzosen 77.000 Mann, v​on denen 17.000 v​om Gegner gefangen wurden.

Literatur

  • Reichsarchiv: Der Weltkrieg 1914–1918. Band XIV, E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1944
  • The second battle of the somme 1918, Michelin & Cie, Clermont-Ferrand
  • Arthur Conan Doyle: A History of the great war – The British Campain in France and Flanders (online)
  • Randal Gray: Kaiserschlacht 1918: The Final German Offensive. Osprey Campaign Series 11, Osprey, London 1991, ISBN 1-85532-157-2.
  • Gerhard P. Groß: Das Ende des Ersten Weltkriegs und die Dolchstoßlegende (= Kriege der Moderne). Reclam-Verlag, Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-011168-0.
  • Christian Haller: Die „Michael-Offensive“ im Frühjahr 1918 – eine Materialschlacht und ihre militärjournalistische Perzeption. In: Christian Meierhofer/Jens Wörner (Hrsg.): Materialschlachten. Der Erste Weltkrieg und seine Darstellungsressourcen in Literatur, Publizistik und populären Medien 1899–1929 (Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs 30), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, ISBN 978-3-8471-0455-1, S. 219–265.
  • Martin Middlebrook: The Kaiser’s Battle: 21 March 1918. The First Day of the German Spring Offensive. Penguin, London 1983, ISBN 0-14-005278-X.
  • Christian Th. Müller: Unternehmen Michael. Der Auftakt zur deutschen Frühjahrsoffensive 1918. Militärgeschichte 1/2018, S. 14–17.
  • Peter Pedersen: Villers-Bretonneux. (Teil der Serie Bettleground Europe), Pen & Sword Military, Barnsley 2013.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Foerster: Graf Schlieffen und der Weltkrieg, 1921, ISBN 3-95580-411-9, S. 88–89.
  2. Wolfgang Foerster: Graf Schlieffen und der Weltkrieg. 1921, S. 102.
  3. Wolfgang Foerster: Graf Schlieffen und der Weltkrieg, 1921, S. 108.
  4. Wolfgang Foerster: Graf Schlieffen und der Weltkrieg, E. S. Mittler Berlin 1921, S. 110.
  5. Wolfgang Foerster: Graf Schlieffen und der Weltkrieg. 1921, S. 113.
  6. Spencer Tucker (Hrsg.): The Encyclopedia of World War I. A Political, Social and Military History. Verlag ABC-Clio, Santa Barbara 2005, ISBN 1-85109-420-2, S. 1041.
  7. Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, III. Band, Berlin 1934, S. 57 ff.
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