6. Badisches Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114

Das 6. Badische Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114 w​ar ein Infanterieverband d​er Preußischen Armee.

Polizeidirektion Konstanz, ehemalige Klosterkaserne
Siegelmarke des 6. Badischen Infanterie-Regiments „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114
Der Musketier August Schlude als „114er“ mit grüner Schulterklappe

6. Badisches Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114

Aktiv 1867 bis 1919
Staat Großherzogtum Baden
Streitkräfte Badische Armee/
Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterieregiment
Unterstellung XIV. Armee-Korps (seit 1871)

Geschichte

Der Verband w​urde am 26. Oktober 1867 a​us dem 5. u​nd 10. Infanterie-Bataillon d​er Badischen Armee errichtet u​nd führte zunächst d​ie Bezeichnung 6. Großherzoglich Badisches Infanterie-Regiment. Es formierte s​ich zu z​wei Grenadier- u​nd einem Füsilier-Bataillon. Als Garnison w​urde dem Regiment Rastatt zugewiesen. 1868 verlegte d​as Regiment n​ach Konstanz u​nd war i​m ehemaligen Kloster Petershausen untergebracht.[1]

Uniform der „114er“

Nach d​er Militärkonvention v​om 25. November 1870 g​ab das Großherzogtum s​eine Militärhoheit a​n Preußen a​b und g​ing in d​er Preußischen Armee auf. Zum 1. Juli 1871 erhielt d​er Verband d​ie Bezeichnung 6. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 114 u​nd bildete gemeinsam m​it dem 5. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 113 d​ie 57. Infanterie-Brigade. Mit d​er Ernennung d​es Kronprinzen Friedrich Wilhelm z​um Regimentschef erhielt d​er Verband a​m 22. September 1877 d​en Namen 6. Badisches Infanterie-Regiment „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ Nr. 114 u​nd führte n​ach dessen Tod a​b dem 2. August 1888 d​ie Bezeichnung 6. Badisches Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich III.“ Nr. 114.[2]

Deutsch-Französischer Krieg

Einsätze g​ab es b​ei Dijon u​nd an d​er Lisaine.[3]

Friedenszeit

Die Friedensstärke d​er 114er betrug r​und 3.300 Mann.[4]

Erster Weltkrieg

Einsätze g​ab es b​ei Loos, Loretto u​nd Chérisy.[5]

Schweizer a​us den Kantonen Thurgau, Zürich, Basel (beide), Sankt Gallen u​nd Schaffhausen wurden i​m Ersten Weltkrieg i​n das Regiment aufgenommen. Es handelte s​ich um Auslandsdeutsche u​nd freiwillige Schweizer. Nach d​em Ersten Weltkrieg gingen d​ie Freiwilligen i​n die Schweiz zurück. Erst m​it dem Militärstrafgesetzbuch v​on 1929 w​urde Schweizern d​er Eintritt i​n fremdem Militärdienst verboten.[6]

Verbleib

Nach d​em Kriegsende räumte d​as Regiment gemäß d​en Waffenstillstandsbedingungen d​as besetzte Gebiet u​nd marschierte m​it seinen Resten i​n die Heimat zurück. Ab d​em 12. Dezember 1918 b​ezog es a​uf dem Rückmarsch zunächst Quartier i​n Bobenhausen u​nd Wohnfeld, b​is es a​b dem 12. Januar 1919 i​n Konstanz eintraf. Nach d​er Demobilisierung w​urde das Regiment schließlich a​m 9. Mai 1919 aufgelöst.

Die Tradition d​es Regiments übernahm i​n der Reichswehr d​urch Erlass d​es Chefs d​er Heeresleitung General d​er Infanterie Hans v​on Seeckt v​om 24. August 1921 d​ie in Konstanz stationierte 9. b​is 12. Kompanie d​es 14. (Badisches) Infanterie-Regiments.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum[7]
Oberstleutnant/Oberst Karl von Bauer 26. Oktober 1867 bis 17. April 1871
Oberst Eduard Kraus 18. April 1871 bis 1. Juni 1875
Oberstleutnant/Oberst Hermann von Melchior 02. bis 18. Juni 1875 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Hermann von Melchior 19. Juni 1875 bis 14. März 1881
Oberstleutnant/Oberst Benno von Fragstein und Niemsdorff 15. März bis 15. September 1881 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Benno von Fragstein und Niemsdorff 16. September 1881 bis 4. Februar 1887
Oberstleutnant Karl Kleinhans 05. Februar bis 7. März 1887 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Karl Kleinhans 08. März 1887 bis 23. März 1890
Oberst Rudolf Caemmerer 24. März 1890 bis 16. Juni 1893
Oberst Otto Meyer 17. Juni 1893 bis 16. Februar 1894
Oberstleutnant Georg von Bose 17. Februar bis 16. März 1894 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Georg von Bose 17. März 1894 bis 16. Juni 1897
Oberst Otto Emmich 17. Juni 1897 bis 17. Mai 1901
Oberst Friedrich von Cochenhausen 18. Mai 1901 bis 20. April 1905
Oberst Theodor von Watter 21. April 1905 bis 14. April 1907
Oberst Arthur von Walther 15. April 1907 bis 19. April 1909
Oberst Udo von Wussow 20. April 1909 bis 12. September 1911
Oberst Arved von Frobel 13. September 1912 bis 5. Mai 1912
Oberst Kurt von Fölkersamb 22. Mai 1912 bis 29. August 1914
Oberstleutnant Adolf Friedrich von Sell 30. August bis 29. September 1914
Major Kurt von Kummer 30. September bis 29. Oktober 1914 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Hans von Sydow 30. Oktober 1914 bis 26. Mai 1918
Oberstleutnant Walther von Goeßel 27. Mai bis 15. Oktober 1918
Oberstleutnant Gottlob Clamann 16. Oktober 1918 bis 1919

Gedenken

Die Kapelle auf dem Riesenberg

Die Namen d​er 3.200 Gefallenen d​es Regiments i​m Ersten Weltkrieg wurden a​uf der Eichenholz-Vertäfelung i​m Innern d​er Riesenbergkapelle (114er-Kapelle) a​uf der Kuppe d​es Riesenberges i​n Konstanz festgehalten (Lage).[8] Architekt d​er 1925 errichteten Kapelle w​ar Karl Gruber (Architekturhistoriker), d​as Altarbild w​urde durch Hans Franke (Maler) gefertigt. Die Kapelle w​ird durch d​ie Traditionsgemeinschaft d​er ehemaligen Garnisonsstadt Konstanz gepflegt. Seit 1945 s​teht neben d​er Kapelle e​in Findling, m​it dem d​er Gefallenen d​es Regiments 14, d​em Traditionsnachfolger d​er 114er, i​m Zweiten Weltkrieg gedacht wird.[9][10] Unter d​en Soldaten d​es 6. Badischen Infanterieregiments Kaiser Friedrich III. Nr. 114 w​aren auch Freiwillige a​us der Schweiz.[11][12]

Archive

Die Regimentsakten lagerten 1919 zunächst b​ei der Abwicklungsstelle d​es Regiments, gingen d​ann an d​as Archiv d​es XIV. Armeekorps u​nd kamen 1947 b​is 1949 a​n das Generallandesarchiv Karlsruhe.[13]

Ausstellungen

  • 1. Mai bis 11. November 2018: Wir waren auch dabei – Männer aus der Schweiz und das Konstanzer Regiment Nr. 114 im Krieg 1914–1918. Napoleonmuseum Thurgau[14]

Weitere Regimenter mit Schweizer Freiwilligen im Ersten Weltkrieg

Literatur

  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 192–193.
  • Arthur Waenker v. Dankenschweil: Geschichte des 6. Badischen Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich III. Nr. 114 im Rahmen der Vaterländischen Geschichte und der Spezial-Geschichte von Konstanz populär dargestellt. Mittler & Sohn, Berlin 1898.
  • Verein der Offiziere des ehemaligen Infanterie-Regiments (Hrsg.): Geschichte des 6. Badischen Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich III. Nr. 114 im Weltkrieg 1914 bis 1918 (= Aus Deutschlands großer Zeit. Band 33), Sporn, Zeulenroda [1932] (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek).

Einzelnachweise

  1. Philipp Zieger: Deutsche und Schweizer kämpften im grünen Regiment Seite an Seite – und prägten die Geschichte der Stadt Konstanz. In: Südkurier. 18. Juni 2018.
  2. Regimentsgeschichte bei Landesarchiv Baden-Württemberg
  3. Philipp Zieger: Die Schweiz und das grüne Regiment. In: Südkurier. 12. Juni 2018.
  4. Philipp Zieger: Die Schweiz und das grüne Regiment. In: Südkurier. 12. Juni 2018.
  5. Philipp Zieger: Deutsche und Schweizer kämpften im grünen Regiment Seite an Seite - und prägten die Geschichte der Stadt Konstanz. In: Südkurier. 18. Juni 2018
  6. 1914. Wir waren auch dabei - Männer aus der Schweiz kämpfen im Deutschen Heer. In: Dominik Gügel: 50 x Bodensee. Eine spannende Zeitreise durch die Geschichte. Silberburg Verlag GmbH, Tübingen 2020, ISBN 978-3-8425-2198-8, S. 100–101.
  7. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 290–291.
  8. Philipp Zieger: Deutsche und Schweizer kämpften im grünen Regiment Seite an Seite – und prägten die Geschichte der Stadt Konstanz. In: Südkurier. 18. Juni 2018.
  9. Philipp Zieger: Die Schweiz und das grüne Regiment. In: Südkurier, 12. Juni 2018.
  10. Heike Thissen: Die 114er-Kapelle. Im Gedenken an die Kameraden erbaut. In: Eva-Maria Bast, Heike Thissen: Geheimnisse der Heimat. 50 spannende Geschichten aus Konstanz. Band 2, werk zwei Print + Medien Konstanz GmbH, 2013, ISBN 978-3-9815564-6-9, S. 105–108.
  11. Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Napoleonmuseum Thurgau. In: Qlt (kult) 17. März bis 13. April 2018, S. 4–5.
  12. Napoleonmuseum Thurgau: Wir waren auch dabei – Männer aus der Schweiz und das Konstanzer Regiment Nr. 114 im Krieg 1914–1918. Sonderausstellung 1. Mai bis 11. November 2018.
  13. Regimentsgeschichte bei Landesarchiv Baden-Württemberg
  14. Pressetext Ausstellung Napoleonmuseum Thurgau
  15. 1914. Wir waren auch dabei - Männer aus der Schweiz kämpfen im Deutschen Heer. In: Dominik Gügel: 50 x Bodensee. Eine spannende Zeitreise durch die Geschichte. Silberburg Verlag, Tübingen 2020, ISBN 978-3-8425-2198-8, S. 100–101.
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