Infanterie-Regiment „Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig“ (Ostfriesisches) Nr. 78

Das Infanterie-Regiment „Herzog Friedrich Wilhelm v​on Braunschweig“ (Ostfriesisches) Nr. 78 w​ar ein Infanterieverband d​er Preußischen Armee.

Infanterie-Regiment „Herzog Friedrich Wilhelm v​on Braunschweig“ (Ostfriesisches) Nr. 78

Aktiv 30. Oktober 1866 bis Januar 1919
Staat Königreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Ehemalige Standorte Aurich, Emden, Osnabrück

Geschichte

Gedenkstein bei Vionville für die 1870/71 Gefallenen

Das Regiment w​urde am 30. Oktober 1866 a​us den 3., 13. u​nd 15. Kompanien d​es Infanterie-Regiments Nr. 20 s​owie den 13., 14. u​nd 15. Kompanien d​er Infanterie-Regimenter Nr. 24, 60 u​nd 64 i​n Brandenburg n​eu aufgestellt. Der Regimentsstab, d​as I. u​nd II. Bataillon wurden i​n Emden, d​as III. Bataillon i​n Aurich stationiert. Am 7. November 1867 erhielt d​as Regiment d​ie Bezeichnung „Ostfriesisches Infanterie-Regiment Nr. 78“.

Das Regiment n​ahm 1870/71 a​m Krieg g​egen Frankreich a​n den Schlachten b​ei Vionville, Gravelotte, Beaune-la-Rolande, Beaugency u​nd Le Mans s​owie der Belagerung v​on Metz teil.

Am Standort Osnabrück w​urde am 2. Januar 1893 d​as IV. Bataillons n​eu aufgestellt. Dieses Bataillon w​urde am 1. April 1897 a​n das n​eu aufgestellte 4. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 164 abgegeben.

Eine Allerhöchste Kabinett-Order l​egt am 24. Januar 1899 fest, d​ass das Regiment a​ls eins m​it dem ehemaligen „Königlich Hannöverschen 6. Infanterie-Regiment“ anzusehen sei. Damit g​ilt nun d​er 30. November 1813 a​ls ursprüngliches Gründungsdatum d​es Infanterie-Regiments Nr. 78.

Am Ordensfest a​m 24. Januar 1899 erhielt d​as Regiment d​as Helmband „Waterloo“. Das Regiment w​urde am 27. Januar 1889 i​n Erinnerung a​n den „Schwarzen Herzog“ m​it dem Ehrennamen „Infanterie-Regiment Herzog Friedrich Wilhelm v​on Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78“ ausgestattet.

Vom 15. b​is 17. August 1913 f​and die „Hundertjahr-Feier“ i​n Osnabrück statt.

Erster Weltkrieg

Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs machte d​as Regiment a​m 2. August 1914 mobil u​nd rückte m​it der 37. Infanterie-Brigade a​ls Teil d​er 19. Division i​ns Feld. Im Kriegsverlauf w​urde es wiederholt a​n der Seite d​es 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 eingesetzt, s​o im Winter 1915/16 a​m Chemin d​es Dames,[1] i​m Herbst 1916 a​m Stochid,[2] i​n der Schlacht a​n der Aisne[3] u​nd 1917 b​ei Beaumont-en-Verdunois.[4]

Verbleib

Nach Kriegsende kehrten d​ie Reste d​es Regiments n​ach Osnabrück zurück, w​o ab 1. Januar 1919 d​ie Demobilisierung u​nd anschließende Auflösung erfolgte. Bereits Mitte Dezember 1918 hatten s​ich Teile d​em Freiwilligen-Bataillon Reichenbach angeschlossen u​nd kamen m​it diesem i​n Berlin s​owie beim Grenzschutz i​n Oberschlesien z​um Einsatz.[5]

Die Tradition übernahm i​n der Reichswehr d​urch Erlass d​es Chefs d​er Heeresleitung General d​er Infanterie Hans v​on Seeckt v​om 24. August 1921 d​ie 14. Kompanie d​es 16. Infanterie-Regiments i​n Oldenburg.

Regimentschef

Leo Graf von Caprivi, 1880

Erster u​nd einziger Regimentschef w​ar seit d​em 21. September 1889 d​er General d​er Infanterie u​nd spätere Reichskanzler Leo v​on Caprivi.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum[6]
Oberst Hermann von Wedel 30. Oktober 1866 bis 20. Oktober 1869
Oberst Lothar von Lyncker 21. Oktober 1869 bis 21. Oktober 1870
Oberstleutnant Peter von Mutius 22. Oktober bis 31. Dezember 1870 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Lothar von Lyncker 01. Januar 1871 bis 21. April 1873
Oberst Friedrich Schulz 23. Mai 1873 bis 15. Juni 1874
Oberst Leo von Caprivi 16. Juni bis 14. Oktober 1874
Oberst Hermann von der Groeben 15. Oktober 1874 bis 11. März 1881
Oberst Karl von Lengerke 12. März 1881 bis 16. Oktober 1883
Oberst Theodor von Kameke 17. Oktober 1883 bis 14. Februar 1885
Oberst Heinrich von Wodtke 15. Februar 1885 bis 3. August 1888
Oberst Karl Tuebben 04. August 1888 bis 21. März 1889
Oberst Ferdinand Borell du Vernay 22. März 1889 bis 27. Juli 1892
Oberst Alwin Moeller 28. Juli 1892 bis 13. Juli 1895
Oberst Karl von Grolman 14. Juli 1895 bis 17. November 1897
Oberst Hermann Bennecke 18. November 1897 bis 16. Februar 1898
Oberstleutnant/Oberst Max von Fabeck 17. Februar 1898 bis 17. August 1901
Oberst Sylvester Jordan 18. August 1901 bis 17. August 1905
Oberst Ernst von Bacmeister 18. August 1905 bis 21. März 1907
Oberst Friedrich von Hugo 22. März 1907 bis 20. Februar 1911
Oberst Thilo von Hanstein 21. Februar 1911 bis 24. August 1914
Oberstleutnant Karl Winkelmann 25. August bis 4. September 1914
Oberstleutnant Ralf von Rango 15. September 1914 bis 10. Dezember 1915
Oberstleutnant Kurt von Behr 11. Dezember 1915 bis 25. Juni 1916
Oberstleutnant Friedrich Karl Spiecker 26. Juni 1916 bis
Major Ostermeyer
Oberst Paul Kienitz 1919
Regimentsdenkmal am Bucksturm in Osnabrück für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs

Denkmal

In Osnabrück w​urde 1922 a​m Bucksturm, e​inem Bauwerk d​er ehemaligen Stadtbefestigung, e​in Denkmal für d​as Regiment angebracht. Das Kriegerdenkmal a​us Anröchter Stein h​atte Hermann Hosaeus (1875–1958) entworfen. Das Denkmal u​nd die Gedenktafel wurden v​on den Überlebenden d​es Regiments gestiftet. Die Tafel listet m​it 120 Offizieren, 305 Unteroffizieren u​nd 3042 Mannschaften d​ie Zahl d​er im Ersten Weltkrieg Gefallenen dieses Regiments auf. Nicht aufgeführt s​ind die Verwundeten.

Literatur

  • A. v. Hennings: Geschichte des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1895.
  • Kurze Geschichte des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesischen) Nr. 78. Verlag Meinders & Elstermann, Osnabrück 1910.
  • Hundertjahr-Feier des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches Nr. 78) am 15., 16. und 17. August 1913. Osnabrücker Volkszeitung, Osnabrück 1913.
  • Fritz Ebeling: Geschichte des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (ostfriesischen) Nr. 78 im Weltkriege. (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter Band 119), Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1924.
  • Oskar von Busse: Erinnerungen des Ostfriesischen Infanterie-Regiments Nr. 78 aus den Jahren seiner Formation und des Feldzugs gegen Frankreich. W. Haynel, Emden 1872. books.google.de

Einzelnachweise

  1. Kurt Gabriel (Hrsg.): Das 1. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Selbstverlag der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74, Druckerei Willy Hahn, Hannover 1931, S. 240.
  2. Kurt Gabriel (Hrsg.): Das 1. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Selbstverlag der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74, Druckerei Willy Hahn, Hannover 1931, S. 298.
  3. Kurt Gabriel (Hrsg.): Das 1. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Selbstverlag der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74, Druckerei Willy Hahn. Hannover 1931. S. 318.
  4. Kurt Gabriel (Hrsg.): Das 1. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Selbstverlag der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74, Druckerei Willy Hahn, Hannover 1931, S. 364.
  5. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 143–144.
  6. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 205–206.
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