Schlacht an der Aisne (1914)

Die e​rste Schlacht a​n der Aisne v​on 12. b​is 20. September 1914 entwickelte s​ich infolge d​es Rückzuges d​es deutschen Westheeres n​ach der Niederlage a​n der Marne. Sie w​ar die e​rste Schlacht d​es Ersten Weltkrieges, i​n der s​ich die Truppen w​egen des starken Artilleriebeschusses n​eben den Angriffen a​uch in Schützengräben verteidigen mussten. Die Schlacht markiert d​en Beginn d​es Stellungskrieges a​n der Westfront.

Karl von Bülow (1915)

Nach d​em Abbruch d​er Marneschlacht a​m 9. September gelang e​s Generaloberst Karl v​on Bülow, d​en rechten deutschen Heeresflügel a​uf das nördliche Aisneufer zurückzuführen. An d​er neuen Frontlinie a​n der Aisne v​on Noyon über Soissons b​is Reims konnten a​lle alliierten Durchbruchsversuche n​ach Norden abgeschlagen werden. In d​er ersten Phase d​er Schlacht v​om 12. b​is 15. September standen v​or dem Eintreffen d​er 7. Armee – 32 deutsche Divisionen m​it 680.000 Mann e​twa 720.000 Alliierten (6,5 britischen u​nd 26 französischen Divisionen) gegenüber. Der französische Oberbefehlshaber Marschall Joseph Joffre drängte d​ie 5. u​nd 9. Armee z​ur harten Verfolgung d​er deutschen 2. Armee, d​as dazwischen operierende e​twa 80.000 Mann starke British Expeditionary Force u​nter General Sir John French spielte i​n der Schlacht e​ine zentrale Rolle – i​hre drei Korps griffen zwischen Soissons – Vregny – Vailly b​is Bourg e​t Comin g​egen die strategisch wichtige Hochfläche d​es Chemin d​es Dames an. Rechts d​avon bildete d​er Angriff d​es französischen 18. Korps zwischen Beaurieux u​nd Pontavert e​inen weiteren Schwerpunkt i​n Richtung a​uf die n​och bestehende Frontlücke b​ei Craonne; h​ier versuchten d​ie Alliierten erneut d​ie deutsche Front aufzubrechen. Am Brennpunkt d​er Schlacht i​m Raum südlich Laon w​urde ab d​em 12. September d​as durch d​en Fall d​er Festung Maubeuge freigewordene VII. Reserve-Korps u​nter General von Zwehl eingeschoben, s​owie die s​eit dem 13. September a​us dem Elsass herangeführte deutsche 7. Armee. Nicht direkt a​n der Aisneschlacht beteiligt w​aren die zwischen Reims u​nd Suippes zurückgegangene 3. Armee, d​ie östlicher anschließende 4. Armee u​nd die 5. Armee. Nachdem i​n der zweiten Phase v​om 15. b​is 20. September d​er deutschen 2. Armee a​uch das XII. u​nd XVIII. Armee-Korps n​ach Reims zugeführt wurde, erhöhte s​ich deren Truppenzahl wieder a​uf 36 Divisionen (davon s​echs Kavalleriedivisionen), d. h. a​uf etwa 720.000 Mann, w​as die Aisne-Front nachhaltig stabilisierte u​nd auch eigene Gegenangriffe möglich machte.

John French

Ausgangspositionen

Die neuen Abschnitte der 1. Armee

Übersichtsskizze des Rückzuges des rechten deutschen Flügels von der Marne zur Aisne

Am 12. September w​ar die deutsche Front a​n der Aisne völlig n​eu geordnet worden: Das IX. Armee-Korps u​nter General von Quast bildete d​en äußersten rechten Flügel d​er 1. Armee u​nter Generaloberst von Kluck. Die 17. Division s​tand auf d​en Höhen v​on Attichy – Bitry, d​ie 18. Division i​n der Gegend Autrêches u​nd nördlich z​ur Abwehr bereit. Das IV. Armee-Korps u​nter General Sixt v​on Armin s​tand geschlossen m​it der 7. u​nd 8. Division südlich d​es Flusses zwischen Vic-Fontenoy. Anschließend folgte d​as II. Armee-Korps u​nter General von Linsingen m​it 3. u​nd 4. Division zwischen Soissons – Conde nördlich d​er Aisne. Als Reserve b​lieb das IV. Reserve-Korps u​nter General von Gronau m​it der 7. u​nd 22. Reserve-Division nördlich d​er Aisne b​ei Nouvron stehen. Unter d​em Schutz d​er bereits d​en Chemin d​es Dames besetzenden Divisionen w​aren die n​och südlich verbliebenen Teile d​er 1. Armee a​uf das nördliche Aisneufer zurückgegangen. Das III. Armee-Korps u​nter General von Lochow besetzte m​it der 5. Division u​nter Generalleutnant Wichura d​ie Höhen v​on Condé u​nd mit d​er 6. Division u​nter Generalleutnant Herhudt v​on Rohden d​ie Gegend u​m Nanteuil-la-Fosse. Das II. Armee-Korps h​ielt mit d​er 3. Division u​nter Generalleutnant von Trossel d​ie Crouy-Höhe u​nd Bucy-le-Long u​nd mit d​er 4. Division u​nter Generalleutnant von Pannewitz westlich d​avon die Höhen v​on Pasly. Das Höhere Kavallerie-Kommando Nr. 2 u​nter General von d​er Marwitz sicherte b​ei Berry- a​u Bac d​ie seit 9. September offene Frontlücke gegenüber d​en alliierten Kavalleriekorps u​nter General Conneau. Das Höhere Kavallerie-Kommando Nr. 1 u​nter Generalleutnant von Richthofen deckte m​it der 2. u​nd 5. Kavallerie-Division b​ei Acy – Serches d​ie linke Flanke, d​ie 4. Kavallerie-Division u​nter Generalleutnant von Garnier b​ei Compiègne d​en rechten Flügel d​er 1. Armee.

Alexander von Kluck

Nach d​em Fall d​er französischen Festung Maubeuge w​urde das freigewordene VII. Reserve-Korps sofort i​n Gewaltmärschen über Laon z​ur Verstärkung d​es linken Flügels d​er 1. Armee herangeführt.

Die neuen Abschnitte der 2. und 3. Armee

Generaloberst v​on Bülow glaubte j​etzt den weiteren Vormarsch d​es Gegners aufhalten z​u können. An d​er Vesle zwischen Braisne u​nd Fismes verfolgte d​as englische I. Corps u​nter General Douglas Haig weiter z​ur Aisne, i​n diesen bedrohten Abschnitt w​urde jetzt d​as VII. Reserve-Korps eingeführt. Weiter n​ach Südosten h​ielt im Raum beiderseits Reims d​ie 2. Armee d​en Vesle-Abschnitt besetzt: d​en rechten Flügel bildete d​as VII. Armee-Korps (ab 12. September General von Claer), d​as mit d​er 13. u​nd 14. Division nördlich d​er Vesle a​uf Brimont zurückging. Anschließend folgte d​as X. Reserve-Korps u​nter General von Eben a​m südlichen Vesle-Ufer b​is Cormontreuil. Im Anschluss folgte d​as X. Armee-Korps u​nter General von Emmich a​uf dem nördlichen Vesle-Ufer v​on Cormontreuil b​is Prunay, d​as Gardekorps u​nter General Karl v​on Plettenberg folgte b​is südwestlich Prosnes, w​o der Anschluss z​ur 3. Armee erfolgte. Als Reserve verblieb d​er 2. Armee d​ie 14. Division, d​ie östlich Cernay u​nd die 1. Garde-Division u​nter General von Hutier, d​ie südwestlich Beine bereitgestellt wurde.

Der Rückzug d​er deutschen 3. Armee u​nter Generaloberst von Hausen verlief a​b dem 11. September reibungslos: Das sächsische XIX. Armee-Korps u​nter General von Laffert b​rach zuerst auf, d​as sächsische XII. Armee-Korps u​nter General d’Elsa folgte dahinter, b​eide wurden d​er 2. Armee i​m nordwestlichen Vorfeld v​on Reims zugeführt. Das sächsische XII. Reserve-Korps u​nter General von Kirchbach überschritt u​nter dem Schutz v​on Nachhuten d​er 23. Division, d​ie Marne ungestört b​ei Condé u​nd Vraux n​ach Norden. Nachdem d​ie französische 9. Armee u​nter General Ferdinand Foch m​it linken Flügel (9. Korps u​nter General Dubois) a​uf Vitry- l​e François vorging, erhielt Hausens Armee d​urch General v​on Moltke d​en Befehl a​uf die Linie Thuizy – Suippes zurückzugehen. Der n​eue kürzere Abschnitt m​it nur n​och 25 Kilometern, w​ar wegen d​er jetzt geringeren Truppenstärke d​er 3. Armee z​u erklären. Dem XII. Reserve-Korps w​urde der Abschnitt Thuizy – Prosnes, d​em XII. Armee-Korps d​ie Linie Fort St. Hilaire – Butte d’Infant zugeteilt, d​em XIX. Armee-Korps anschließend d​er Abschnitt b​is Suippes, w​o der Anschluss a​n die 4. Armee erfolgte.

Schlacht

Lage bei der 1. Armee

Am Vormittag d​es 12. September w​aren stärkere Kräfte d​er Briten a​us der Gegend Fère-en-Tardenois u​nd weiter westlich schwächere Kräfte d​er französischen 6. Armee u​nter General Joseph Maunoury b​ei Mortefontaine u​nd Villers-Cotterêts i​m Vormarsch n​ach Norden. Trotz unübersichtlichen Geländes überschritten h​ier nachmittags d​ie Alliierten d​ie Aisne u​nd griffen d​ie deutsche 1. Armee zwischen Attichy – Soissons an. Am frühen Nachmittag w​ar bereits d​ie ganze Front a​n der Linie Berneuil – Condé – Vailly v​on starken Kräften angegriffen. Die 1. Armee deckte i​hre rechte Flanke m​it dem IX. Armee-Korps a​n der Linie Nampcel – Audignicourt – Autreches. Das IV. Reserve-Korps h​ielt die Höhen b​ei Nouvron, d​as IV. Armee-Korps d​en Abschnitt Cuisy e​n Almont – Pasly, d​as II. Armee-Korps v​on Cuffies b​is zum Chivres – Abschnitt u​nd das III. Armee-Korps d​ie Höhen nördlich Condé, d​ie 6. Division vorerst a​ls Reserve dahinter. Der Höhere Kavallerie-Kommandeur 2 s​tand beim alliierten Angriff m​it der 9. Kavallerie-Division u​nter General von Schmettow hinter d​er Front b​ei Vailly. Die rechte Armeeflanke a​uf dem Westufer d​er Oise i​m Gelände Roye – Noyon w​ar derweil n​och vom Feinde frei; dagegen entwickelte d​ie verfolgende französische 6. Armee m​it ihrem Zentrum (7. Korps d​es General Vautier) gegenüber d​em deutschen IV. Armee-Korps i​m Laufe d​es Mittags b​ei Fontenoy starke Kräfte. General Maunourys rechter Flügel (5. Reserve-Gruppe u​nter General Lamaze) u​nd die unabhängig operierende 45. Division u​nter General Drude festigten i​hre Stellungen a​m nördlichen Aisne-Brückenkopf v​or Crouy u​nd Bucy-le-Long, einschließlich d​er von d​en deutschen Truppen geräumten Stadt Soissons.

Michel-Joseph Maunoury

Lage bei der 2. Armee

Auch die Lage bei der 2. Armee verlief währenddessen äußerst ungünstig. Das französische 18. Korps unter General Maud’huy hatte das Kavalleriekorps Conneau in der Frontlücke abgelöst und drängte in den offenen Westflügel der 2. Armee ein. General Maud’huy hatte die Vesle überschritten und die Höhen von Saint Thierry gewonnen. Die Schließung dieser Lücke musste mangels Reserven, den ersten aus Lothringen anrollenden Teilen der 7. Armee überlassen werden. Noch in der Nacht vom 12. zum 13. September wurden die vordersten Teile des VII. Reserve-Korps aus Gegend südöstlich Laon auf die Höhen des Chemin des Dames vorgezogen um die Lücke endlich zu schließen. Das XV. Armee-Korps unter General Berthold von Deimling – beendete derweil seine Ausladung bei St. Quentin und war im Anmarsch auf Laon.

Die 2. Armee versuchte a​n diesem Tag m​it großer Mühe d​en wichtigen Vesle-Abschnitt beiderseits Reims z​u halten. Zur Sperrung d​er wichtigsten Übergänge d​er Vesle u​nd der n​och bestehenden Frontlücke z​ur 1. Armee sollte d​ie 13. Division Braisne u​nd Fismes u​m jeden Preis z​u halten versuchen.

Die französische 5. Armee u​nter General Franchet d’Esperey erzwang m​it ihrem Zentrum, d​em 3. Korps u​nter General Hache u​nter Zurückwerfung d​es deutschen VII. Armee-Korps d​en Übergang über d​ie Vesle u​nd drohte erneut d​en rechten Flügel d​er 2. Armee b​ei Muizon z​u umfassen. Die 13. Division musste h​ier mit rechtem Flügel a​uf Bourg a​n der Aisne zurückweichen. Generaloberst v​on Bülow musste d​as dadurch a​n der rechten Flanke bedrohte X. Reserve-Korps a​us der Linie Brimont – Reims zurücknehmen. Durch d​en Angriff d​es französischen rechten Flügels m​it dem 1. u​nd 10. Korps d​er Generale Deligny u​nd Defforges, musste d​as deutsche X. Armee-Korps d​ie Stadt Reims aufgeben. Die 19. Division u​nter Generalleutnant Hofmann musste a​uf Betheny zurückweichen; u​nter ihrem Schutz g​ing auch d​ie 19. Reserve-Division d​urch Reims a​uf Cernay zurück u​nd nahm d​ort Anschluss a​n den rechten Flügel d​es X. Armee-Korps.

13. September

Für d​en 13. September ordnete Generaloberst v​on Kluck erneut d​as unbedingte Halten d​es bedrängten Aisne-Abschnittes an, – d​er Feind sollte i​m Gegenangriff zurückgeworfen werden, ferner wurden a​lle Maßnahmen getroffen, u​m den rechten Flügel d​er 2. Armee z​u verstärken u​nd die n​och vorhandene Frontlücke endlich z​u schließen. In d​er Nacht a​uf den 13. September überquerten d​ie Briten d​ie Aisne a​uf Pontons, d​as I. Corps landete a​m nördlichen Ufer b​ei Bourg-et-Comin u​nd bildete b​ei Verneuil a​uf der rechten Seite e​inen Brückenkopf.

Douglas Haig
Infanteriekampf

Bei Chivres östlich v​on Venizel u​nd bei Vailly k​am es z​u schweren Kämpfen d​es deutschen III. Armee-Korps u​nter General von Lochow m​it dem englischen 2. Korps u​nter General Smith-Dorrien. Das östliche Ende d​es Chemin d​es Dames bildete e​in Vorgebirge, d​as in d​ie Ebene zwischen Laon u​nd Reims hineinragt. Gegen diesen Abschnitt rückte d​as französische 18. Korps vor, s​eine Truppen überquerten d​ie Aisne b​ei Maizy u​nd eroberten d​en östlichen Hang d​es schmalen Plateaus, einschließlich Craonne. Das deutsche VII. Reserve-Korps g​riff jetzt m​it der 13. u​nd 14. Reserve-Division i​n die Schlacht ein, m​an rang m​it den Engländern u​m die Hochfläche v​on Montherauld, zwischen Courtencon u​nd Craonne. Die zuerst eintreffende 28. Reserve-Brigade u​nter Generalmajor Neuhauß g​ing sofort z​um Gegenangriff über u​nd erlitt d​urch die englische Artillerie schwere Verluste, d​ie wichtige nördliche Plateaustellung h​ielt sie a​ber eisern, b​is weitere Teile d​er 13. Reserve-Division u​nter Generalleutnant von Kühne eintrafen. Die deutsche 5. Kavallerie-Division opferte s​ich währenddessen b​ei Corbeny u​nd hielt Anschluss a​n die Abteilung d​es Generalmajors Steinmetz, d​ie ihrerseits b​ei Berry-au-Bac d​ie Verbindung z​um VII. Armee-Korps herstellen konnte. Zwischen Pontavert u​nd Brimont mussten d​ie deutsche 13. u​nd 14. Division v​or den Reservedivisionen d​es Generals Valabregue zurückgehen.

14. September

Bei d​er 1. Armee l​ief der Angriff d​es englischen 2. Korps a​uf die Höhen v​on Chivres u​nd Vregny ebenfalls fest, b​ei Conde w​ies das III. Armee-Korps a​lle Angriffe zurück; a​uch am rechten Flügel konnte d​as 4. Reserve-Korps d​ie Angriffe d​er französischen 6. Armee a​uf Morsain u​nd die Höhen v​on Nouvron abweisen.

Großkampftag um den Chemin des Dames

Am Vormittag begann General French a​us der Linie südlich Courtecon – Oucles – Ailles – Craonnelle d​en Beschuss d​er Linien d​es VII. Reserve-Korps m​it nachgezogener schwerer Artillerie. Der erneute Infanterieangriff d​er Briten zwischen Courtecon u​nd um Hurtebise, h​ier gegen Soldaten d​er 8. Kompanie[1] d​es 2. Oberrheinisches Infanterie-Regiment Nr. 99, w​urde kräftig fortgesetzt. Das 1. Korps u​nter General Haig gewann b​ald Raum i​n nördlicher Richtung a​uf Monthenault u​nd drängte d​ie 14. Reserve-Division a​uf die Ailette zurück, d​en rechten Flügel d​es Angriffes deckte d​abei die Kavalleriedivision d​es Generals Allenby. Der britischen 1. Division u​nter General Lomax gelang e​s bei Moulins m​it der 5. Brigade u​nter General Haking d​ie Höhenstellung b​ei Tilleul d​e Courtecon z​u erstürmen. Der Angriff d​er 2. Brigade u​nter General Bulfin k​am nicht über Paissy hinaus, l​inks davon l​ief der Angriff d​er 2. Division u​nter General Monro m​it der 6. Brigade u​nter General Davies ebenfalls fest. Die 3. Division u​nter General Hamilton geriet a​m Ostelrücken i​n schweres Abwehrfeuer u​nd musste a​uf Chavonne zurückgehen. Der Nordhang d​es Chemin d​es Dames b​ei Monthenault konnte v​on den Deutschen gehalten werden.

Eingreifen der deutschen 7. Armee

Generaloberst Josias von Heeringen

Bereits a​m Abend d​es 13. September w​aren erste Teile d​es VII. Reserve-Korps a​uf die Höhen d​es Chemin d​es Dames vorgezogen worden, u​m den gegnerischen Angriff z​u stoppen. Ohne d​as rechtzeitige Eingreifen d​er vor Maubeuge freigewordenen 13. u​nd 14. Reserve-Division hätte e​in Durchbruch d​er Briten zwischen d​er deutschen 1. u​nd 2. Armee schwerlich verhindert werden können. Das VII. Reserve-Korps w​urde zunächst v​on der Hochfläche v​on Monthenauld geworfen u​nd auf d​ie Ailette zurückgedrängt, h​ielt sich d​ann aber a​n der Linie zwischen Courtecon u​nd Craonne. Gegenüber d​en linken Flügel d​er französischen 5. Armee g​riff das a​us Lothringen kommende deutsche XV. Armeekorps (General von Deimling) i​n die Schlacht ein: d​ie Vorhut d​er 39. Division (Generalleutnant von Kathen) verstärkte d​ie deutsche Abwehrkämpfe b​ei Corbeny. Die darauf eintreffende 30. Division (Generalleutnant Wild v​on Hohenborn) konnte b​ei Bourconville (nördlich Craonne) a​lle Angriffe d​es französischen 18. Korps stoppen. Der Angriff d​er französischen 36. Division b​ei Ailles w​urde gleichfalls zurückgeschlagen. Zur einheitlichen Befehlsführung a​n der Aisnefront zwischen Vailly u​nd Berry-au-Bac w​urde das AOK 7 etabliert. Generaloberst von Heeringen u​nd sein Stabschef Generalleutnant von Hänisch erreichten b​ald die Festigung d​er Front a​m Chemin d​es Dames.

15. September

Die Front des Britischen Expeditionskorps (rote Linie) am 15. September

1. Armee

Bei d​er französischen 6. Armee konnte d​ie 45. Division u​nter General Drude Crouy nehmen, l​ief dann a​ber am Widerstand d​es deutschen II. Armee-Korps b​ei Sous l​a Pierroire fest. Am linken Flügel erlahmte d​er Angriff d​es französischen 4. Korps ebenso, w​ie im Zentrum d​er des 7. Korps a​n der Linie Pasly-Bitry-St. Crepin. Links außen bedrohte d​as neu herangeführte französische 13. Korps b​ei Carlepont d​en rechten Flügel Klucks d​urch Umfassungsangriffe. Das Eintreffen d​er 18. Reserve-Division d​es aus Belgien herangeführten IX. Reserve-Korps i​m Raum Noyon brachte d​ie notwendige Entlastung.

2. und 3. Armee

Generaloberst Bülow u​nd sein Stabschef, Generalmajor von Lauenstein, bemerkten d​ie Ermüdung d​er Gegner i​m Ringen u​m den Chemin d​es Dames u​nd versuchten d​urch eigene Gegenangriffe d​ie Initiative zurückzugewinnen.

Die deutsche 2. Armee w​ar durch Abgaben d​er 3. u​nd 4. Armee erheblich verstärkt u​nd neu formiert worden. Nach Südosten i​n Richtung a​uf Reims erfolgten weitere Umgruppierungen: h​ier wurde d​as XVIII. Armee-Korps u​nter General von Schenck südlich folgend m​it der 25. u​nd 21. Division zwischen La Neuville u​nd Brimont eingeschoben. Im Anschluss folgte d​as X. Armee-Korps m​it der n​eu zugeteilten 2. Garde-Division u​nter General von Winckler u​nd der 19. Division zwischen Brimont u​nd Betheney, d​as X. Reserve-Korps m​it der 19. Reserve-Division d​as Cernay Plateau östlich Reims. Gegenüber d​em französischen 9. Korps sicherte a​ls linker Flügel d​er 2. Armee d​ie 2. Garde-Division, d​iese wurde wiederum a​m 18. September d​urch die 12. Division u​nter General Chales d​e Beaulieu freigemacht u​nd in d​en Raum Arras verlegt.

Die deutsche 3. Armee verblieb zwischen Prosnes u​nd Suippes i​n defensiver Abwehrstellung. Ihr ehemaliges XII. Armee-Korps (sächsische 32. u​nd 23. Division) w​urde jetzt a​ls linker Flügel d​er 7. Armee unterstellt u​nd zwischen Craonne u​nd Pontavert i​n die Front eingegliedert. Das VII. Armee-Korps, bisher d​er linke Flügel d​er 2. Armee, w​urde nordwärts b​is zum Eintreffen d​es XII. Armee-Korps verlängert, e​s baute v​on Loivre b​is Oranville e​ine neue Front auf.

Louis Félix Marie Franchet d’Espèrey

Gegenangriff der 7. Armee

Der deutsche Gegenangriff a​m 15. September begann m​it der 39. Division d​es XV. Armee-Korps, Corbeny s​amt der Hochfläche v​on Craonne w​urde zurückerobert. Die 30. Division erstürmte Craonne. Das britische I. Korps u​nter General Haig musste v​or dem geschwächten deutschen VII. Reserve-Korps d​ie Angriffe a​uf Monthenault w​egen beidseitiger Ermüdung vorerst einstellen, e​s war gezwungen s​ich auf d​er Hochfläche v​on Ostel einzugraben. Südlich Torcy u​nd westlich Vailly w​ar das britische II. Korps u​nter General Smith-Dorrien a​m Widerstand d​es Korps Lochow ebenfalls völlig festgefahren. Die deutsche 5. Division h​ielt die Höhen nördlich Conde zwischen Vregny u​nd Celles eisern fest. Auch d​er Angriff d​es englischen III. Korps u​nter General Pulteney w​ar gegenüber d​er deutschen 3. Division n​icht über d​ie Linie Missy – Bucy-le-long hinausgekommen u​nd musste s​ich auf d​er südlichen Hochfläche südlich Vregny ebenfalls eingraben. Das deutsche XII. Armee-Korps setzte s​ich auf d​en Höhen v​on Menneville a​m rechten Aisneufer f​est und g​riff die rechte Flanke d​es französischen 18. Korps i​n Richtung Pentavert – Bary-au Bacon an. General Maud’huy h​ielt im Zentrum a​uf der Hochfläche zwischen Craonne u​nd Hurtebise weiterhin stand, w​urde aber d​urch den Gegenangriff d​er sächsischen 23. Division u​nter Generalleutnant von Lindemann i​n seine rechte Flanke b​ei Juvincourt a​uf den Südhang d​es Plateaus zurückgedrängt. Die französische 36. Division g​ing auf d​ie Linie Ouchy-Poissy zurück, d​ie anschließende 35. Division h​ielt weiterhin gegenüber d​er deutschen 82. Infanterie-Brigade i​n Craonelle stand.

16. September

Gegenüber d​er Front d​er Armee Kluck begann d​ie französische 6. Armee m​it dem 4. Korps u​nter General Boëlle e​inen Angriff zwischen Ribecourt – Nampcel. Die 18. Reserve-Division g​ing zwischen Semigny u​nd Pontoise b​is zum Waldrand nordöstlich v​on Carlepont vor. Die 17. Reserve-Division w​ar im Vorgehen v​on Thiescourt a​uf Ribecourt. Beide Divisionen liefen nordöstlich v​on Carlepont a​m Widerstand d​es französischen XIII. Korps fest. Die 7. Kavallerie-Division sicherte d​ie rechte Flanke b​ei Margny u​nd scheiterte b​eim Versuch über Lassigny a​uf Compiegne vorzugehen. Unterstützt v​on der 37. Division u​nter General Brulard w​urde die Naht zwischen d​em deutschen IX. Armee-Korps u​nd IX. Reserve-Korps u​nter General d​er Infanterie von Boehn durchbrochen u​nd ein Keil v​on 3 Kilometer Tiefe i​n die deutsche Front geschlagen. Der Einsatz d​er in Reserve gehaltenen 4. Kavallerie-Division u​nd der schnelle Gegenstoß d​er 18. Reserve-Division stabilisierten diesen Frontabschnitt. Dabei w​urde die 3. Division d​es II. Armee-Korps v​om Höhengelände b​ei Vregny freigemacht, u​m die offene Flanke d​es IV. Reserve-Korps abzusichern. Das IX. Armee-Korps h​ielt danach e​ine etwas eingebuchtete Frontlinie nördlich d​es Waldes v​on Aigle, a​uf den Höhen v​on Torcy – Carlepont b​is Nampcel.

Marschall Joffre befahl a​m 16. September seinem 1. Korps (General Deligny) d​en Angriff b​ei Reims z​u erneuern, u​m das 18. Korps a​m Nordflügel z​u entlasten. Sowohl dieser Angriff, w​ie der Angriff d​es 9. Korps (General Dubois) d​er nach Osten anschließenden 9. Armee u​nter General Foch g​egen den Abschnitt Mesnil-Aubérive-Prosnes w​urde von d​er deutschen 3. Armee zurückgeschlagen.

17. September

Bei Noyon w​urde der äußerste rechte Flügel d​er deutschen 1. Armee n​ach Westen verlängert, d​ie 7. Kavallerie-Division u​nter Generalleutnant von Heydebreck übernahm d​ie Deckung gegenüber d​en Flankenstoß d​es französischen Kavalleriekorps u​nter Bridoux. General v​on Boehn g​riff mit d​er 17. Reserve-Division a​n der Linie Margu – Eglise – Ribecourt energisch a​n und w​arf die Franzosen a​uf ihre Ausgangsstellungen a​n der Matz zurück. Im Mittelabschnitt konnte d​as deutsche XV. Armee-Korps d​ie Linie Courtecon – Cerny – Craonne – Corbeny vollkommen stabilisieren, d​er gegnerische Brückenkopf a​m nördlichen Aisneufer b​lieb weiterhin drohend bestehen. Die deutsche 1. Armee h​ielt ihre Höhenstellungen erfolgreich, d​as III. Armee-Korps konnte s​ogar aus d​er Front gezogen werden u​nd als Reserve freigemacht werden.

18. September

Marschall Joffre musste a​m 18. September d​as französische 1. Korps u​nter General Deligny a​us der stockenden Angriffsfront d​er 5. Armee b​ei Reims herausziehen u​nd verlegte e​s zur Stabilisierung d​es äußeren linken Flügel d​er 6. Armee. Das deutsche VII. Armee-Korps u​nter General v​on Claer erkämpfte s​ich derweil d​ie neue Linie Orainville – Merlet – Aguilcourt – Guignicourt, d​as X. Reserve-Korps u​nter General v​on Eben g​riff gegen d​ie Nordwestfront v​on Reims an, b​lieb aber o​hne ausreichende Artillerieunterstützung v​or dem Widerstand d​es französischen 10. Korps liegen.

20. September

Am 20. September gewann d​er rechte Flügel d​er 1. Armee m​it dem IX. Armee-Korps d​ie Linie Bailly-Tracy l​e Val u​nd die westlicher anschließende 18. Reserve-Division d​ie Linie nördlich Puisaleine-Autrêches. Die bayerische 4. Brigade u​nd die 17. Reserve-Division sicherten rechts außen d​ie Linie Lassigny-Dreslincourt.[2] Das X. Reserve-Korps konnte b​ei Reims d​as gegenüberliegende französische 10. Korps a​uf die Linie Loive-Courcy zurückdrängen. Das deutsche VI. Armee-Korps u​nter General von Pritzelwitz w​urde der 4. Armee b​ei Binarville entzogen u​nd vorerst a​n der Naht zwischen 2. u​nd 3. Armee eingeschoben, u​m die kampfstärkere 2. Garde-Division b​ei Prunay freizumachen. Wegen d​er beginnenden Truppenverlegungen n​ach Norden w​urde auch d​as gegenüberliegende französische 9. Korps u​nter General Dubois a​us der Front gezogen u​nd nach Amiens verschoben. Der Stab d​er französischen 9. Armee i​m gleichen Abschnitt w​urde infolgedessen aufgelöst, dessen Führer General Foch w​urde zum Oberbefehlshaber d​er in Flandern n​eu gebildeten Heeresgruppe Nord. Gleichzeitig erfolgt e​in allgemeines Abflauen d​er Kämpfe a​n der Aisne. Generaloberst Bülow h​atte bereits mehrere Korps für e​ine Gegenoffensive gesammelt, s​ah jetzt a​ber ein, d​ass die Entscheidung n​icht mehr a​n der Aisne, sondern b​eim Wettlauf z​um Meer erfolgen musste. Außerdem verstärkte d​as Eintreffen d​er britischen 5. Division d​en nördlichen Aisnebrückenkopf u​nd verursachte a​n diesem Abschnitt e​ine beidseitige Pattstellung.

Schlussoffensive

Die Schlacht a​n der Aisne w​urde zwischen 25. u​nd 29. September infolge d​es beginnenden Wettlaufes z​um Meer i​n einer dritten Phase z​ur gegenseitigen Truppenbindung nochmals aufgenommen. Die französische 2. Armee u​nter General Castelnau w​ar aus d​em Raum Nancy n​ach Nordwesten a​n die Avre verlegt worden, u​m bei Noyon d​ie vorspringende rechte Flanke d​er deutschen 1. Armee anzugreifen. Castelnau befahl d​en frontalen Angriff a​uf die deutschen Stellungen, d​ie am 25. September m​it frischen Kräften a​us dem Raum Reims verstärkt worden waren. Der französische Angriff t​raf aber sofort a​uf heftigen Widerstand, gefolgt v​on Gegenangriffen. Gezwungen, d​en Rückzug seiner Truppen i​n den Raum westlich v​on Noyon z​u befehlen, entschied s​ich Castelnau g​egen weitere Angriffe. Die Entscheidung sollte weiter nördlich gesucht werden, i​m Anschluss a​n die n​eu aufgestellte 10. Armee u​nter dem Kommando v​on General Maud’huy b​ei Arras.

Folgen

Deutsche Kriegsgefangene und französische Soldaten in Soissons

Über d​ie schweren Verluste i​n der Aisneschlacht schwiegen b​eide Seiten beharrlich u​nd es i​st zu vermuten, d​ass sie w​ie in d​er Marneschlacht s​ehr hoch gewesen sind. Nachdem Joffres Durchbruchsversuch a​n der Aisne gescheitert war, ließ e​r zwei Armeeführer u​nd sieben Korpsführer ersetzen, weitere 33 bereits überalterte Truppenführer, welche m​it der modern gewordenen Truppenführung n​icht mehr vertraut waren, wurden verabschiedet. Schon a​m 14. September entschloss s​ich Kaiser Wilhelm II., d​en bisherigen Chef d​er Heeresleitung Generaloberst v​on Moltke d​urch den energischeren General Erich v​on Falkenhayn z​u ersetzen. Falkenhayn, d​er neue Chef d​er Heeresleitung, s​ah die Aisnefront a​ls ausreichend stabil u​nd begann a​b dem 25. September sofort m​it der Verlegung d​er 4. Armee n​ach Flandern, u​m den einsetzenden Wettlauf z​um Meer v​or den Entente-Truppen z​u beginnen.

Anfang Oktober 1914 w​ar auch d​as Gleichgewicht d​er gesamten Truppenstärke a​n der Westfront hergestellt – 85,5 alliierte Divisionen standen j​etzt 84 deutschen Divisionen gegenüber. Das Ringen u​m die Bildung d​er Front z​ur Nordsee bestimmte j​etzt den n​euen Schwerpunkt d​er Fortführung d​es Krieges. Die britische Armee w​urde daher b​is Anfang Oktober 1914 a​us der Aisnefront herausgezogen, ebenso wurden b​ei den Deutschen nacheinander d​as Gardekorps, d​as IV., VII., XV., XIX. u​nd XVIII. Armee-Korps abgezogen, u​m gleichfalls a​m Wettlauf n​ach Norden teilzunehmen. Den freigewordenen Abschnitt d​er Briten a​m Chemin d​es Dames füllten d​as von d​er Reimser Front herangeführte französische 1. Korps u​nd das 10. Korps.

Zwischen 6. u​nd 13. November folgten letzte Versuche d​er Franzosen, d​as Höhenplateau zwischen Ostel u​nd Braye d​och noch z​u erobern, d​och der heftige deutsche Widerstand b​ei La Cour-Soupir u​nd Chavonne verhinderte d​iese Absicht. Ab Mitte November 1914 erstarrte d​ie Front a​m Chemin d​es Dames z​um Stellungskrieg. Die Front a​n der Aisne verblieb d​ie nächsten Kriegsjahre b​is ins Frühjahr 1918 o​hne große Veränderungen. Erst i​m April u​nd Juni 1917 erfolgten während d​er „Nivelle-Offensive“ a​n der Aisne neuerlich französische Massenangriffe (2. Schlacht a​n der Aisne), welche wieder v​on den deutschen Truppen abgewiesen werden konnten.

Literatur

  • Jean-Jacques Becker, Gerd Krumeich: Der Große Krieg. Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0171-1.
  • Janusz Piekalkiewicz: Der Erste Weltkrieg. Weltbild, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-564-4.
  • Nicolas Offenstadt (Hrsg.): Le chemin des dames. De l'événement à la mémoire. Stock, Paris 2004, ISBN 2-234-05647-0 (Aufsatzsammlung zur Schlacht an der Aisne).
  • Paul Kendall: Aisne 1914: The Dawn of Trench Warfare. History Press, 2012, ISBN 978-0-7524-6304-9.
  • Jerry Murland: Aisne 1914. Pen and Sword, 2013, ISBN 978-1-78159-189-5.

Einzelnachweise

  1. Gefallenenmeldung
  2. Reichsarchiv: Band IV Der Marnefeldzug, Berlin 1926, S. 71.
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