Liste österreichischer Verteidigungsattachés
Der Verteidigungsattaché (Militärattaché) ist der oberste militärdiplomatische Beauftragte der Republik Österreich im Auslandsdienst.
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Staatliche Ebene | Bund | ||
Stellung | Abteilung | ||
Aufsicht | Verteidigungsministerium (dzt. BMLV), Generalstab (GStb) | ||
Hauptsitz | Direktion für Sicherheitspolitik (DionSihPol), Wien 9, Rossauer Kaserne | ||
Leitung | Arnold Kammel, Brigadier Dr. Peter Vorhofer | ||
Mitarbeiter | 16 | ||
Derzeit werden zu über 40 Staaten direkte militärdiplomatische Beziehungen gepflegt. Umgekehrt sind in Österreich etwa 60 ausländische Militärattachés aus über 45 Staaten akkreditiert.[1]
Der österreichische Militärattachédienst
Aufgaben eines österreichischen Verteidigungsattachés
„Das österreichische Verteidigungsministerium unterhält sicherheitspolitische und militärdiplomatische Beziehungen zu Ländern in aller Welt. Die Attachés liefern Expertisen (z. B. Bewertungen von sicherheitspolitischen Entwicklungen in der Region) für das Ministerium und auch für andere Ressorts wie das Außenministerium.“
Hauptaufgaben der Verteidigungsattachés sind:[2]
- Aufbau von militärdiplomatischen Beziehungen
- Verbesserung der bilateralen Zusammenarbeit
- Unterstützung und Beratung der österreichischen Vertretungen in sicherheits- und militärpolitischen Fragen,
- Bewertung von Entwicklungen im Gastland als Beitrag zur Erstellung des strategischen Lagebildes
- Kooperationsmanagement, vor allem bei Kriseneinsätzen und Katastrophen.
Die militärischen Attachés sind meist an den Botschaften tätig, wo sie den diplomatischen Auslandsdienst in Sachfragen unterstützen, ähnlich wie die Kulturattachés oder die Handelsvertreter. Für die meisten Nachbarländer bestehen zwei zentrale Büros in Wien, an denen Roving attachés (Reiseattaché) tätig sind.
Besoldungsmäßig entspricht ihr Rang dem eines Erstzugeteilten (stellvertretender Botschafter).[3]
Abteilung Militärdiplomatie
Die Abteilung Militärdiplomatie – vormals Abteilung Attachéwesen – untersteht der Direktion für Sicherheitspolitik (DionSihPol). Die Abteilung selbst umfasst – neben den Attachés – derzeit (Oktober 2020) 16 Mitarbeiter und wird von Brigadier Dr. Peter Vorhofer geführt.
Die Agenden der Abteilung umfassen:[4]
- 01 Angelegenheiten der bilateralen militärischen Auslandsbeziehungen
- 02 Angelegenheiten der konkreten bilateralen Zusammenarbeit mit ausländischen Streitkräften
- 03 Angelegenheiten des militärdiplomatischen Verbindungsdienstes zu ausländischen Vertretungen sowie ressortfremden Stellen
- 04 Angelegenheiten der Richtlinien für die infrastrukturelle und materielle Ausstattung von militärdiplomatischem Personal im Ausland
- 05 Angelegenheiten der Diplomatenpässe und des militärdiplomatischen Kurierdienstes in Absprache mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
- 06 Angelegenheiten der Richtlinien und Dienstanweisungen für das militärdiplomatische Personal in bilateraler Verwendung einschließlich deren Vorbereitung
- 07 Angelegenheiten des militärischen Protokolls und der internationalen Courtoisie und inhaltliche Steuerung höchstrangiger Besuche in Österreich
- 08 Angelegenheiten der Aufenthalte, Transite und Überflüge ausländischer Truppen gemäß Truppenaufenthaltsgesetz (TrAufG)
- 09 Angelegenheiten der attachédienstlichen Führung der Verteidigungsattaché-Büros und Rovingattachés
- 10 Angelegenheiten der SAP-Länder des Westbalkans
- 11 Angelegenheiten der Planung und Steuerung von im internationalen Bereich verwendetem Personal im Wirkungsbereich des Attachédienstes
- 12 Angelegenheiten der Budgetführung für den Bereich des Personals bei den Verteidigungsattaché-Büros
Historische Entwicklung
Nach der Aufstellung des Bundesheeres der zweiten Republik 1955 beschloss die Bundesregierung 1957 erstmals die Entsendung von Militärattachés in die Hauptstädte der vier Signatarstaaten des Staatsvertrages, Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion und Vereinigte Staaten, sowie in die Hauptstädte der beiden europäischen Neutralen Schweden und Schweiz. Entsandt wurden:
- Oberst dhmD Zdenko Paumgartten (Frankreich)
- Oberst dhmD Heinrich Jordis (Großbritannien)
- Oberstleutnant dhmD Alexander Buschek (Sowjetunion)
- Oberstleutnant dhmD Paul Klein (Vereinigte Staaten)
- Oberst dhmD Wilhelm Schuster (Schweden)
- Oberstleutnant dhmD Franz Rudolf (Schweiz).
Der Notwendigkeit der Entsendung weiterer Attachés wurde zunächst durch Mitakkreditierungen Rechnung getragen. 1965 wurde erstmals der österreichische Militärattaché in Schweden in Finnland mitakkreditiert, 1968 gab es bereits Mitakkreditierungen für Belgien, Dänemark, Finnland, Luxemburg, die Niederlande und Polen, zugleich wurde die Zahl der Militärattachés von 6 auf 8 erhöht und Entsendungen in die Nachbarstaaten Ungarn und Jugoslawien vorgenommen. Weitere Nachbarstaaten und weitere Mitakkreditierungen folgten. Im Jahre 1986 gab es schon insgesamt elf österreichische Militär- bzw. Verteidigungsattachés, die weltweit in 23 Staaten akkreditiert waren. Zehn Jahre später, im Jahre 1996, stieg die Zahl der österreichischen Militärattachés auf insgesamt 17 und die Zahl der diplomatisch betreuten Staaten auf 33.
Im Zuge der Bundesheerreform wurde ab 2007/08 das österreichische Militärdiplomatiewesen reformiert. So wurden etwa alle Residenzen in den Nachbarstaaten, mit Ausnahme Deutschlands, Italiens und der Schweiz, geschlossen, Staaten wie Ungarn, Slowenien, Tschechien, Slowakei, Rumänien oder Bulgarien werden seit 2008 von Roving attachés betreut, Offiziere, die von zwei Reiseattaché-Büros direkt von Wien aus agieren. Die Attachés in Griechenland, Bulgarien und Rumänien wurden abgezogen, in Israel, Algerien und Ägypten, auch für Österreich sicherheitspolitisch wichtige Regionen, neue Vertretungen errichtet.[2][5]
Im Jahre 2009 betreuten 20 Verteidigungsattachés und acht beigeordnete Militärattachés neben fünf militärischen Vertretungen (Brüssel, Den Haag, Genf, New York und Wien) bei multinationalen Organisationen (EU, EDA, NATO, UNO) 19 bilaterale Attachébüros im Ausland (Algier, Ankara, Belgrad, Berlin, Bern, Brüssel, Damaskus, Kairo, Kiew, London, Moskau, Paris, Peking, Rom, Sarajewo, Stockholm, Tel Aviv, Washington und Zagreb).
Liste österreichischer Militärattachés
Verteidigungsattachés des Bundesheers nach 1955
Staat | Attaché (mit Sitz) |
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Ägypten seit 2010; Mitakkreditierung: Sudan (seit 2013) |
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Albanien |
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Algerien seit 2009; Mitakkreditierung: Mali (seit 2013), Niger (seit 2013), Tunesien (seit 2016), Tschad |
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Aserbaidschan |
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Armenien |
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Äthiopien seit 2013; Mitakkreditierung: Kenia (seit 2013), Südsudan, Uganda, Zentralafrikanische Republik |
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Belgien von 1992 bis 2006; Mitakkreditierung: Luxemburg (1992–2000, 2002–2006), Niederlanden (1993–2000) |
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Brasilien |
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Bosnien und Herzegowina seit 2008 |
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Bulgarien seit 2008 |
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Burkina Faso |
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Volksrepublik China seit 1997; Mitakkreditierung: Südkorea (1999–2001), Japan (seit 2008) und Indien |
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Dänemark |
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Deutschland seit 1974; Mitakkreditierung: Dänemark (1975–1980), Niederlanden (1980–1993, seit 2000), Polen (seit 2007), Litauen (2007–2017) |
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Estland |
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Finnland |
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Frankreich seit 1957; Mitakkreditierung: Niederlanden (1967–1971), Belgien (1967–1992), Luxemburg (1967–1992, 2000–2002), Tunesien (1992–2007, 2013–2016), Marokko (seit 1999), Senegal (2007–2017), Spanien (2007–2013), Mauretanien (seit 2013) |
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Georgien |
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Ghana |
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Griechenland 1999–2006; Mitakkreditierung: Bosnien-Herzegowina (1999–2002), Bulgarien (2004–2006) |
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Indien |
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Iran |
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Irland |
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Island |
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Israel seit 2007; Mitakkreditierung: Zypern (2007–2016) |
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Italien seit 1970; Mitakkreditierung: Spanien (1977–2007, seit 2013), Griechenland (seit 2007), Tunesien (2007–2013), Libyen (2008–2012), Malta (seit 2018), Albanien (seit 2016) |
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Japan |
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Jordanien |
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Kanada |
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Kasachstan |
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Kenia |
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Kroatien seit 1995; Mitakkreditierung: Makedonien (1998–1999), Bosnien-Herzegowina (2002–2007), Albanien (2007–2016) |
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Lettland |
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Libanon |
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Libyen |
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Litauen |
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Luxemburg |
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Mali |
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Malta |
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Marokko |
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Mauretanien |
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Nordmazedonien |
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Moldau |
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Montenegro |
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Niger |
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Niederlande |
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Nigeria |
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Nordkorea |
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Norwegen |
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Polen |
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Rumänien seit 2008 |
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Russland (bis 1991 Sowjetunion) seit 1957; Mitakkreditierung: Polen (1967–1993), Ukraine (1993–1995), Weißrussland (seit 1996), Armenien (seit 2007), Kasachstan (seit 2007) |
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Schweden seit 1957; Mitakkreditierung: Finnland (seit 1966), Dänemark (1967–1975, 1999–2007, seit 2008), Norwegen (1975–1999, seit 2004), Estland (1999–2017), Lettland (1999–2017) |
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Schweiz seit 1957; Mitakkreditierung: Südafrika (1999–2001) |
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Senegal Mitakkreditierung: Mali, Mauretanien, Tschad, Ghana, Nigeria, Burkina Faso |
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Serbien (bis 2003 Jugoslawien) seit 1967; Mitakkreditierung: Rumänien (1970–1998), Griechenland (bis 1999), Bulgarien (1998–2004), Makedonien (seit 2004), Montenegro (seit 2006) |
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Slowakei seit 1993; Mitakkreditierung: Ukraine (2004–2005) |
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Slowenien seit 1993; Mitakkreditierung: Albanien (1993–2007), Mazedonien (1999–2004) |
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Spanien |
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Südafrika |
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Sudan |
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Südsudan |
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Südkorea |
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Syrien seit 2002; Mitakkreditierung: Jordanien (seit 2002), Libanon (seit 2002), Ägypten (2003–2010), Iran (seit 2005) |
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Tschad |
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Tschechien (bis 1993 Tschechoslowakei) seit 1976; Mitakkreditierung: DDR (1976–1990), Polen (1993–2007), Litauen (1999–2007) |
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Tunesien |
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Türkei seit 1994; Mitakkreditierung: Israel (1996–2007), Ägypten (2010), Aserbaidschan (seit 2010) |
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Uganda |
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Ukraine seit 1995; Mitakkreditierung: Moldau (1999–2001, seit 2007), Georgien (seit 2007) |
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Ungarn seit 1967; Mitakkreditierung: Bulgarien (1971–1998), Rumänien (1998–2007), Moldau (2002–2007) |
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Vereinigte Staaten seit 1957; Mitakkreditierung: Kanada (seit 1971) |
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Vereinigtes Königreich seit 1957; Mitakkreditierung: Niederlanden (1971–1980), Dänemark (1980–1999), Irland (seit 1991), Norwegen (1999–2004) |
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Belarus |
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Zentralafrikanische Republik |
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Zypern |
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Siehe auch
Weblinks
- Direktion für Sicherheitspolitik, Webseite des Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport
- Sicherheitspolitik, Informationsseite des BM für LV
Einzelnachweise
- Thomas Rapatz und Rolf M. Urrisk (Hrsg.): „Militärwissenschaftliche Publikationsreihe der Landesverteidigungsakademie.“ Band 25/2016. „Der militärdiplomatische Dienst in der österreichischen Armee.“ Verlag AV + Astoria Druckzentrum GmbH, Wien 2016, ISBN 978-3-903121-08-9.
- Stefan Bader, GenStb BMLV, HGM Wien (Hrsg.): Schriften zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres. Band 3: An höchster Stelle. Die Generale des Österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik. Verlag Gra&Wis, Wien 2004, ISBN 3-902455-02-0.
- Österreichische Vertretungsbehörden (Memento vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive), Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten, bmeia.gv.at → Bürgerservice (Suchauswahl, sowie Verzeichnis der Österreichischen Vertretungsbehörden, pdf)
- Teilbericht des Rechnungshofes (Memento vom 12. Mai 2012 im Internet Archive) (pdf; 636 kB)
- Österreichs Bundesheer: Wechsel des Doyen beim ausländischen Militärattaché-Korps, Wien, 6. April 2010.
- Österreichs Bundesheer: Bundesheer: Militärische Vertretungen im Ausland reformiert. Wien, 20. April 2011.
- § 2. Abs. 1 Verordnung der Bundesregierung über Kostenersätze auf Grund von Auslandsverwendungen von Beamten und Vertragsbediensteten des Bundes (Auslandsverwendungsverordnung – AVV) StF: BGBl. II Nr. 107/2005 (i.d.g.F. online, ris.bka).
- Geschäftseinteilung der Zentralstelle des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport. Stand 5. August 2010, Erlass vom 30. November 2009, GZ S90582/42-Präs/2009 i. d. F. des Erlasses vom 5. August 2010, GZ S90582/12-Präs/2010, Generalstab S. 3 und Abteilung Attachéwesen S. 23 ff (pdf, bundesheer.at)
- Militärdiplomatie, Teil 3 Verteidigungsattaché Roving – Ein flexibles Modell der Militärdiplomatie. In: Truppendienst, Folge 342, Ausgabe 6/2014 (online, bundesheer.at).
- Generalmajor Mag. Wolfgang Wosolsobe, kurzer Lebenslauf auf bmlv.gv.at