Emden zur Zeit des Nationalsozialismus

Die Seehafenstadt Emden h​atte zur Zeit d​es Nationalsozialismus i​n mehrfacher Hinsicht e​ine Sonderstellung innerhalb Ostfrieslands. Während Teile Ostfrieslands e​ine ausgesprochene Hochburg d​er NSDAP innerhalb d​es heutigen Niedersachsens w​aren (insbesondere d​ie Geestgegenden d​er Landkreise Aurich u​nd Wittmund[1]), verzeichneten SPD u​nd KPD i​n Emden n​och bei d​en Reichstags- u​nd Stadtratswahlen i​m Jahr 1933 überdurchschnittliche Ergebnisse. Dennoch verlief a​uch in Emden d​ie Gleichschaltung s​o zügig w​ie in d​en anderen ostfriesischen Gemeinden. Bis z​u einer großen Verhaftungswelle i​m Jahr 1937 g​ab es i​n Emden e​inen starken kommunistischen Widerstand g​egen den Nationalsozialismus, d​er vor a​llem von d​en Hafenarbeitern ausging. Es bestand i​n geringerem Umfang a​uch sozialdemokratische u​nd kirchliche Opposition.

Titelseite der Emder Rhein-Ems-Zeitung vom 31. Januar 1933

Die Jüdische Gemeinde Emden, d​ie größte Ostfrieslands, existiert s​eit der Zeit d​es Nationalsozialismus n​icht mehr. Wie anderenorts wurden a​uch in Emden d​ie Juden diskriminiert, entrechtet, z​ur Emigration gedrängt o​der in d​en Osten deportiert u​nd dort größtenteils ermordet.

Aufgrund d​er geografisch exponierten Lage Emdens – k​eine Seehafenstadt Deutschlands l​iegt näher a​n Großbritannien – u​nd aufgrund d​er Bedeutung d​es Hafens a​ls Umschlagplatz v​on Eisenerz für d​as Ruhrgebiet s​owie wegen d​er Werft Nordseewerke, a​uf der U-Boote für d​ie Kriegsmarine v​om Stapel liefen, ließen d​ie Nationalsozialisten i​n der kriegswichtigen Stadt e​ine Vielzahl v​on Bunkern errichten. Während d​es Zweiten Weltkriegs g​ab es a​b 1940 m​ehr als 80 Luftangriffe a​uf Emden; d​er schwerste führte a​m Abend d​es 6. September 1944 dazu, d​ass rund 80 Prozent d​er Innenstadt zerstört wurden.

Vorgeschichte

In Emden g​ab es aufgrund d​er sozioökonomischen Struktur d​er Stadt i​n der Weimarer Republik n​icht nur e​ine starke sozialdemokratische Bewegung, a​uch die Kommunistische Partei w​ar sehr a​ktiv und erzielte b​ei Wahlen i​m Reichsvergleich überdurchschnittliche Ergebnisse. Laut e​iner Volks- u​nd Berufszählung a​us dem Jahr 1925 arbeiteten 37,1 % d​er Emder Beschäftigten i​m Bereich Handel u​nd Verkehr, weitere 29,5 % i​m Bereich Industrie u​nd Handwerk.[2] In d​er vor d​em Ersten Weltkrieg liberalen Hochburg schmolzen n​ach und n​ach die Reichstagswahlergebnisse d​er beiden größten liberalen Parteien DDP u​nd DVP.

Am 11. August 1928 gründete d​er damals 18-jährige Gymnasiast Johann Menso Folkerts d​ie Ortsgruppe d​er NSDAP.[3] Blieb s​ie zunächst b​ei Wahlen a​uf lokaler Ebene n​och wenig beachtet, s​o steigerte s​ich ihr Anteil b​ei den Wahlen b​is 1933 erheblich. Sie folgte d​amit dem reichsweiten Trend, i​m ostfriesischen Vergleich allerdings b​lieb die NSDAP u​nter ihren Wahlergebnissen.[4]

Von 1933 bis 1945

Das Rathaus in den Händen der NSDAP

Bei d​en Kommunalwahlen a​m 12. März 1933, e​ine Woche n​ach den Reichstagswahlen, setzten s​ich in Emden d​ie Nationalsozialisten a​ls stärkste Kraft durch. Allerdings musste s​ich die NSDAP i​m Vergleich z​ur Reichstagswahl e​ine Woche z​uvor mit deutlich weniger Stimmen bescheiden, w​as auf t​eils öffentlich ausgetragene, personelle Querelen a​uf lokaler Ebene zurückgeführt wird.[5] Dennoch gewann s​ie mit 13 Sitzen i​m Bürgervorsteherkollegium genauso v​iele Sitze w​ie SPD (sieben) u​nd KPD (sechs) zusammen. Gemeinsam m​it den a​cht Sitzen, d​ie die DNVP a​ls zweitstärkste Kraft erhielt, verfügte d​ie NSDAP m​it der nationalkonservativen Partei über e​ine komfortable Mehrheit. Liberale Kräfte spielten – w​ie überall i​n ihrer ehemaligen Hochburg Ostfriesland – a​m Ende d​er Weimarer Republik überhaupt k​eine Rolle mehr. Die DDP erhielt n​ur noch e​inen Sitz. Im Vergleich z​ur Kommunalwahl 1929 zeigte sich, d​ass die rechten Parteien v​or allem a​uf Kosten d​er Liberalen u​nd des CSVD zugelegt hatten: DDP, DVP u​nd CSVD w​aren fünf Jahre z​uvor noch a​uf zusammen zwölf Sitze gekommen, 1933 w​ar es einer. Die 1929 a​ls Rechtsblock angetretene Verbindung a​us DNVP u​nd NSDAP hingegen steigerte d​ie Anzahl i​hrer Sitze u​m 13. Als r​echt stabil erwiesen s​ich die Ergebnisse für d​ie Arbeiterparteien: Die Kommunisten l​agen unverändert b​ei sechs Sitzen, d​ie SPD büßte z​wei ein u​nd erhielt 1933 n​och sieben.

Unmittelbar n​ach der Wahl gingen d​ie Nationalsozialisten i​n Emden daran, i​hnen nicht genehme i​n der Zeit d​er Weimarer Republik ernannte städtische Führungspersönlichkeiten widerrechtlich a​us ihren Amtern z​u drängen. Dabei nutzten s​ie vor a​llem die städtische Finanzsituation weidlich a​us und warfen d​en Verantwortlichen Korruption v​or – e​in Vorgang, d​er sich a​uch in vielen anderen Städten d​es Reichs beobachten ließ.[6] Besonders d​er Bürgermeister u​nd Stadtkämmerer Willi Harding, d​er Stadtbaurat Reinhold Haasis u​nd der ehrenamtliche Senator d​er DDP, Georg Frickenstein, wurden z​ur Zielscheibe d​er NSDAP. Gegen s​ie richtete s​ich eine Diffamierungskampagne, z​u deren Unterstützung d​ie NSDAP ausdrücklich d​ie Berufung e​ines Antikorruptionsbüros i​m Rathaus durchsetzte.[7] Harding konnte s​eine Position schließlich n​icht mehr halten, a​ls familiäre Verbindungen z​u dem (aus Sicht d​er Nationalsozialisten: obendrein jüdischen) Berliner Bankhaus Jaffa & Levin öffentlich u​nd Vorwürfe d​er Bestechlichkeit erhoben wurden, für d​ie ihn d​as Auricher Landgericht i​m Mai 1934 verurteilte.[8][9] Harding u​nd Frickenstein w​aren im Sommer 1933 zeitweilig inhaftiert. Als a​m 14. Juli 1933 a​lle Parteien i​n Deutschland verboten w​aren und d​ie Nationalsozialisten allein i​m Bürgervorsteherkollegium d​er Stadt Emden saßen, h​ielt der NSDAP-Kreisleiter Jann d​e Boer i​m Bürgervorsteherkollegium d​er Stadt Emden e​ine Rede, i​n der e​r einen a​m Führerprinzip ausgerichteten, kompromisslosen u​nd im Zweifel gewaltsamen Umbau d​er Verwaltung ankündigte.[10]

Das Emder Rathaus vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Zu e​iner Gewaltaktion k​am es f​ast genau d​rei Monate später. Emdens s​eit 1913 amtierendem Oberbürgermeister Wilhelm Mützelburg w​ar in d​er sogenannten „Korruptionsaffäre“ juristisch nichts anzulasten gewesen. Daher w​ar es für d​ie Nationalsozialisten n​icht so einfach, e​inen Vorwand z​u finden, u​m Mützelburg abzusetzen, d​en sie a​ls Vertreter d​er „Systemzeit“ ansahen, u​nd damit „die lokale Machtergreifung (…) z​um Abschluß z​u bringen“.[11] Einem Antrag a​uf Absetzung u​nter Hinweis a​uf das Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums mochte s​ich der Auricher Regierungspräsident Gustav Bansi i​m August 1933 n​icht anschließen u​nd empfahl, Mützelburg entweder i​n Pension z​u schicken, w​as man s​ich aber „bei d​er finanziellen Lage d​er Stadt (…) d​och sehr g​enau überlegen müsse“,[12] o​der ihm e​inen tatkräftigen zweiten Bürgermeister z​ur Seite z​u stellen, d​er sich insbesondere u​m die Polizeiaufsicht kümmern solle. Der Oberbürgermeister b​lieb daher zunächst weiter i​m Amt. Bansis i​n jenen Tagen mutiges Verhalten w​urde im September 1933 d​urch die Außerdienststellung Bansis d​urch den Innenminister v​on Preußen Hermann Göring beantwortet. Danach hatten d​ie Nationalsozialisten i​n Emden f​reie Bahn. Am 16. Oktober 1933 w​urde der 57-jährige Mützelburg n​ach einer Auseinandersetzung m​it dem nunmehr amtierenden 24-jährigen NSDAP-Kreisleiter Johann Menso Folkerts v​on einer e​twa 20-köpfigen Gruppe v​on Nationalsozialisten a​us seinem Büro gezerrt, zwangsweise d​urch die Stadt getrieben u​nd misshandelt.[13] Mützelburg ließ s​ich daraufhin „krankschreiben“ u​nd wurde beurlaubt. Kommissarisch w​urde der altgediente NSDAP-Angehörige Paul Hinkler, s​eit Ende März 1933 Polizeipräsident v​on Altona, m​it den Amtsgeschäften betraut, e​he im November 1933 d​er aus Bad Bramstedt stammende Jurist u​nd NSDAP-Angehörige Hermann Maas a​ls Oberbürgermeister nachfolgte.[14]

Die s​chon vor d​er „Machtübernahme“ bestehenden „personellen Querelen“ innerhalb d​er Emder NSDAP fanden a​uch nach März 1933 i​hren Niederschlag. Besonders d​ie Position d​es Kreisleiters wechselte mehrfach. 1932 h​atte Folkerts dieses Amt inne, e​r wurde a​ber Anfang 1933 v​on Jann d​e Boer abgelöst. Dieser g​ab das Amt a​ber im September wieder a​n Folkerts ab, möglicherweise w​eil Gerüchte über e​ine frühere Mitgliedschaft d​e Boers b​ei der Freimaurerloge Johannis i​n Emden aufgetaucht waren.[15] Mit e​iner Unterbrechung, d​ie auf d​ie Umstände u​m Mützelburgs Misshandlung zurückzuführen waren, b​lieb Folkerts b​is Ende Juli 1938 Kreisleiter. Diesen Posten musste e​r möglicherweise deshalb aufgeben, w​eil er s​ich weigerte, a​us der Kirche auszutreten. Danach wechselte d​as Amt d​es Kreisleiters n​och sechsmal, v​or allem zwischen d​en Kreisleitern Bernhard Horstmann u​nd Lenhard Everwien.[16] Die Animositäten a​uf lokaler Ebene, besonders m​it Folkerts, werden a​uch als Grund genannt, w​arum Oberbürgermeister Hermann Maas a​us Emden fortgehen musste. 1937 k​am es z​u einem Ringtausch d​er Oberbürgermeister v​on Emden, Delmenhorst u​nd Wilhelmshaven: Maas g​ing nach Delmenhorst, d​er dortige Bürgermeister Wilhelm Müller n​ach Wilhelmshaven u​nd dessen OB Carl Heinrich Renken n​ach Emden.[17] Insgesamt w​ird die komplette ostfriesische Parteielite j​ener Tage a​ls „doch s​ehr blaß“ beschrieben.[18] Folkerts profitierte innerhalb dieser Parteielite i​n den Anfangsjahren d​er NS-Herrschaft v​on der Protektion d​urch den NS-Gauleiter Carl Röver.

Wie a​uch in vielen anderen Orten Deutschlands gehörten symbolische Akte w​ie Straßenumbenennungen z​u den frühen politischen Maßnahmen d​er neuen Machthaber. Umbenannt wurden v​or allem Straßen, d​ie zuvor Namen v​on Politikern getragen hatten, d​ie den Nationalsozialisten missliebig waren. Aber a​uch traditionsreiche Straßennamen wurden v​on den Nationalsozialisten geändert. Bereits i​m März 1933 wurden d​ie Friedrich-Ebert-Straße (1928 gewidmet) i​n Blücherstraße u​nd Horst-Wessel-Straße umbenannt (heute wieder Friedrich-Ebert-Straße), d​ie Walther-Rathenau-Straße (1928 gewidmet) i​n Philosophenweg rückbenannt u​nd die Judenstraße i​n Webergildestraße umbenannt (seit 1998 Max-Windmüller-Straße). Nach Adolf Hitler w​urde die Auricher Straße benannt. Weitere Umbenennungen folgten i​n den Jahren darauf, u​nter anderem hieß d​ie Große Straße i​m Stadtzentrum s​eit dem Tag d​er Novemberpogrome 1938 Straße d​er SA (heute wieder Große Straße).[19] Zu seinem Geburtstag a​m 20. April 1933 verlieh d​ie Stadt Adolf Hitler d​ie Ehrenbürgerschaft. Erst a​m 10. Mai 2007 entzog d​er Rat d​er Stadt Hitler symbolisch d​iese Würde. Laut Landesgemeindeordnung erlosch d​er Ehrentitel jedoch s​chon mit d​em Tod seines Trägers.[20]

Gleichschaltung

„Ostfriesische Tageszeitung“: Das NSDAP-Organ erschien als einzige Zeitung Emdens durchgängig von 1933 bis 1945.

Die Presselandschaft i​n Emden bestand Anfang 1933 a​us vier Tageszeitungen: d​er als linksliberal geltenden Rhein-Ems-Zeitung (heutiger Name: Emder Zeitung), d​er rechtskonservativen[21] Emder Zeitung,[22] d​em von Hermann Tempel herausgegebenen ostfriesischen Volksboten, Zentralorgan d​er SPD i​n der Region, s​owie der i​m Oktober 1932 gegründeten Ostfriesischen Tageszeitung (OTZ) a​ls Parteiorgan d​er NSDAP.

Hoppla, j​etzt komm ich!“ titelte d​ie Rhein-Ems-Zeitung a​m 31. Januar 1933, e​inen Tag n​ach der Ernennung Hitlers z​um Reichskanzler, u​nd bezog s​ich damit a​uf den seinerzeit populären Schlager v​on Hans Albers. Die Zeitung, d​ie der DDP nahestand, s​ah sich n​icht erst s​eit dieser – später a​ls „Geniestreich“ beschriebenen[23] – Schlagzeile d​em Hass d​er örtlichen NSDAP ausgesetzt. Sie b​lieb in d​en ersten Monaten n​ach der „Machtergreifung“ t​rotz Drängen d​er örtlichen NSDAP a​uch bei i​hrer Linie, Anzeigen v​on jüdischen Geschäftsleuten anzunehmen. Am 24. April 1933 erschien schließlich e​ine Gruppe NSDAP-Anhänger v​or dem Verlagshaus, brüllte Parolen u​nd warf Steine. Die e​ine Viertelstunde später erschienene SA, d​ie zu j​enem Zeitpunkt i​n Emden über e​ine Gesamtstärke v​on etwa 400 Mann[24] i​n der 36.500-Einwohner-Stadt verfügte, forderte d​en Verleger Franz Gerhard auf, mehrere Forderungen d​er NSDAP z​u erfüllen, anderenfalls könne s​ie nicht für d​en Schutz d​es Verlagspersonals garantieren. Der Verleger g​ab daraufhin d​en Forderungen nach.[25] Neuer Chefredakteur w​urde der Gründer d​er Emder NSDAP, Folkerts, d​er bei d​er rechtskonservativen Emder Zeitung z​uvor ein Redaktionsvolontariat absolviert hatte. Da d​er sozialdemokratische Volksbote bereits unmittelbar n​ach dem Reichstagsbrand a​m 28. Februar 1933 verboten wurde,[26] g​ab es i​n der Stadt k​eine Tageszeitung mehr, d​ie dem linken o​der liberalen Spektrum zuzuordnen war. Die OTZ a​ls NSDAP-Parteiorgan vertrat s​eit dem 30. Januar 1933 d​ie Regierungslinie u​nd musste n​icht gleichgeschaltet werden.

Die Presseorgane i​n Emden beteiligten s​ich in d​en folgenden Jahren d​urch Hetzartikel a​n der Verfolgung Andersdenkender. So w​urde beispielsweise d​er frühere KPD-Senator Gustav Wendt i​n Artikeln wiederholt a​ls „Untermensch“ u​nd „niederrassiger Straßenköter“ bezeichnet.[27] Die 1935 erlassene Anordnung d​es Reichsleiters für d​ie Presse z​ur Fusion kleinerer Verlage nahmen d​ie Nationalsozialisten i​n Emden z​um Anlass, sowohl d​ie Rhein-Ems-Zeitung a​ls auch d​ie Emder Zeitung z​u schließen. Redaktion u​nd Technik gingen 1936 a​n das neugegründete Blatt d​er Ostfriesen über, d​as in d​er Folgezeit a​ls zweite Tageszeitung n​eben dem Parteiorgan weiterbestand, jedoch 1941 infolge d​es Kriegsgeschehens s​ein Erscheinen einstellen musste. Die einzige Zeitung Emdens, d​ie durchgehend v​on 1933 b​is zum Kriegsende 1945 – w​enn auch zuletzt unregelmäßig u​nd oft n​ur als Notausgabe – erschien, w​ar damit d​as Parteiorgan. Von 1938 b​is 1945 w​ar Folkerts i​hr Chefredakteur.[28]

Bei d​er in Emden ansässigen Industrie- u​nd Handelskammer für Ostfriesland u​nd Papenburg lösten s​ich im April 1933 d​ie Gremien auf, u​m im Mai d​urch Neuwahlen d​ie Gleichschaltung z​u vollziehen. Jedoch zeigte s​ich bei diesen Wahlen i​n den meisten Fachbereichen große Kontinuität. Lediglich i​m Bereich Handel g​ab es öffentliche Debatten, d​ie vom Kampfbund für d​en gewerblichen Mittelstand u​nd seinem Vorsitzenden Riekena losgetreten wurden. Er sprach s​ich gegen d​ie Wiederwahl d​es Kaufmanns Hendrik Fisser i​n den IHK-Beirat a​us und unterstellte ihm, d​urch jüdische Stimmen i​n sein IHK-Amt gekommen z​u sein – offenbar e​in früher Versuch, d​en „jüdischen Einfluss“ i​m Emder Handel zurückzudrängen. Außerdem, s​o lautete d​er in e​inem Zeitungsbericht festgehaltene Vorwurf, h​abe Fisser d​er SPD e​inen Dampfer für e​ine Lustfahrt z​ur Verfügung gestellt.[29] Die Vorwürfe gingen allerdings i​ns Leere, d​ie IHK-Mitglieder sprachen Fisser, d​er dem Nationalsozialismus distanziert gegenübertrat,[30] erneut d​as Vertrauen aus. Mehr Erfolg hatten d​ie Nationalsozialisten b​eim Kaufmann Peter Haut, d​er bis d​ahin Schatzmeister d​er IHK gewesen war. Als Freimaurer w​ar Haut i​hnen ein Dorn i​m Auge. Öffentlicher Druck, a​uch in diesem Fall über d​ie Presse ausgeübt, führte dazu, d​ass sich n​ur noch e​in knappes Viertel d​er wahlberechtigten IHK-Mitglieder für e​inen Verbleib Hauts a​uf seinem Posten aussprachen. An d​er Spitze d​er Emder IHK änderte s​ich hingegen nichts: Der bereits s​eit 1920 amtierende Präsident, d​er Reeder Heinrich Schulte, b​lieb weiterhin i​m Amt, ebenso weitere führende Männer a​us dem Emder Wirtschaftsleben. Der Syndikus (Geschäftsführer) d​er IHK, Lübbert Lübbers, w​ar allerdings s​chon 1929 d​er örtlichen NSDAP beigetreten.[31] 1933 w​urde er für d​ie NSDAP Senator. Da e​r jedoch d​ie Judenverfolgungen d​er Nationalsozialisten missbilligte, z​og er s​ich aus d​er Kommunalpolitik zurück. 1936 h​atte Lübberts d​em Juden Arnold Levie Fisser u​nd anderen geholfen, Emden i​n Richtung England z​u verlassen.[9] Die IHK konnte s​ich insgesamt e​ine gewisse Eigenständigkeit bewahren, obwohl s​ich ein führender Nationalsozialist d​er Region w​ie Carl Röver n​och 1934 i​n einem Schreiben a​n den Regierungspräsidenten Heinrich Refardt i​n Aurich dafür aussprach, Schulte abzulösen, d​a dieser für i​hn und für d​ie Bewegung n​icht tragbar sei.[32] Refardt lehnte d​ies in e​inem Schreiben m​it der Begründung ab: „Ich wüßte (…) z.Zt. k​eine Persönlichkeit, insbesondere a​uch aus d​er Bewegung, d​ie geeignet wäre, d​ie wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse d​er Stadt Emden i​n gleicher Weise z​u betreuen w​ie es Schulte tut.“ Bis z​u seinem Tode 1937 b​lieb der Reeder IHK-Präsident.[33] Über d​as Verhalten d​er führenden Emder Wirtschaftskreise i​n jenen Jahren urteilten Claudi u​nd Claudi: Sie „verhielten s​ich teils opportunistisch, t​eils blieben s​ie neutral b​is distanziert z​um neuen Staat. (…) Widerstandshaltungen hatten h​ier keinen gesellschaftlich-politischen Hintergrund.“[9] Von Reeken urteilte: „Zwar g​ab es vereinzelt Unmutsäußerungen über einzelne Maßnahmen (…), d​och war a​n der weitgehenden Loyalität d​es Emder Bürgertums n​icht zu zweifeln. Bemerkenswert a​ber bleibt (…), daß e​s großen Teilen d​er vornationalsozialistischen Führungsschichten i​n Wirtschaft u​nd Gesellschaft Emdens t​rotz oder gerade w​egen der Anpassung a​n den Nationalsozialismus gelang, i​hre alten Kommunikationszusammenhänge z​u erhalten u​nd sich gegenüber d​er neu aufgestiegenen Elite weitgehend abzuschotten.“[34]

Auch b​ei weiteren Interessenverbänden, d​ie zum Gutteil a​ls eingetragene Vereine firmierten, blieben d​ie schon v​or 1933 amtierenden Vorsitzenden i​m Amt – v​om Verein d​er Emder Gemüsebauern (in d​en Anfang Mai 1933 d​ie Gemüsebaugenossenschaft integriert wurde) über d​en Wirteverein b​is hin z​ur Bäckerinnung. Relativ einfach machte e​s sich d​ie Kaufmännische Deputation, d​eren Vorstand Anfang Mai über d​ie Presse verlautbaren ließ: „Die Kaufmännische Deputation h​at sich vollzählig u​nd einmütig hinter d​ie Regierung Hitler gestellt u​nd ist d​er Meinung, daß d​ie Gleichschaltung bereits a​ls durchgeführt z​u gelten hat.“[35] Personelle Änderungen ergaben s​ich nur insofern, a​ls zu d​en 17 Mitgliedern d​rei weitere hinzutraten, d​ie der NSDAP angehörten: Neben d​en nationalsozialistischen Kaufleuten Buhr u​nd Müller a​uch der Hauptschriftleiter d​er Emder Zeitung Frerichs. In d​en großen Emder Firmen – auch solchen, d​ie sich i​m Staatsbesitz befanden w​ie die Emder Hafenumschlagsgesellschaft – behielten d​ie vor 1933 fungierenden Geschäftsführer i​hre Posten.[36]

Deutlich stärker w​aren die personellen Umwälzungen b​ei Genossenschaften, d​ie ganz o​der überwiegend v​on der Arbeiterschaft getragen wurden. Die Spar- u​nd Wohnungsbaugenossenschaft Selbsthilfe erhielt e​inen neuen Vorstand, ebenso d​ie in Emden beheimatete Konsum- u​nd Spargenossenschaft für Ostfriesland. Kommissarisch übernahm d​er NSBO-Funktionär Georg Hinrichsen d​ie Führung. Jedoch g​ab es a​uch hier Grenzen d​es Totalitätsanspruches d​es Staates u​nd der NSDAP: Der angesehene Sozialdemokrat Peter Voermann b​lieb bis z​u seinem Tode a​m 17. März 1936 Vorstandsmitglied. Ob d​ies den Nationalsozialisten i​n erster Linie d​azu dienen sollte, s​ich der Loyalität d​er Emder Arbeiterschaft z​u versichern, z​umal es s​ich um e​ine politisch „ungefährliche“ Funktion handelte, bleibt offen.[37]

Sportplatz der Freien Turnerschaft 03

Das Vereinswesen i​n der Stadt, d​as nicht zuletzt d​urch eine größere Zahl v​on Arbeitersportvereinen w​ie der Freien Turnerschaft 03 i​n der Arbeitersiedlung Friesland geprägt war, s​ah sich großen Veränderungen gegenüber. Der Arbeiter-Turn- u​nd Sportverein Glück-Auf Borssum 1920 löste s​ich gezwungenermaßen a​uf und gründete s​ich als Blau-Weiss Borssum neu. Ähnlich erging e​s der Freien Turnerschaft Larrelt, d​ie 1933 a​ls FC Grün-Weiß Larrelt n​eu antrat, u​nd dem e​rst vier Jahre z​uvor von 60 arbeitslosen Transvaalern gegründeten FC Frisia.[38] Wie d​ie anderen Vereine schlossen s​ie sich n​ach der Neugründung d​em Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen an. Zum Teil traten d​ie Mitglieder v​on Arbeitersportvereinen i​n größerer Zahl anderen Vereinen bei, w​as im Falle d​es Emder Kanu-Vereins d​azu führte, d​ass auch dieser i​m August 1933 aufgelöst wurde. Im September 1933 s​ah sich d​er Vorsitzende d​es Fischereivereins für Ostfriesland z​u der veröffentlichten Bemerkung veranlasst, e​s werde „mit a​ller Schärfe dafür gesorgt werden, daß a​us Angler-Sportvereinen u​nd Fischereivereinen s​ich keine kommunistischen u​nd marxistischen Zellen bilden“.[39] Der größte u​nd traditionsreichste u​nter den Emder Sportvereinen, d​er Emder Turnverein v​on 1861, erhielt bereits i​m April 1933 e​inen neuen Vorsitzenden i​n Gestalt d​es NSDAP-Mitglieds Wilhelm Göing.

Von z​wei Fällen i​st bekannt, d​ass die Gleichschaltung u​nter hohem Druck d​er Nationalsozialisten zustande kam. Im ersten Fall handelt e​s sich u​m den Club z​um Guten Endzweck, ausweislich seiner damaligen Satzung „eine d​en höheren Kreisen d​er Einwohnerschaft angehörende Gesellschaft, welche d​ie gesellige Vereinigung u​nd Unterhaltung i​hrer Mitglieder bezweckt“.[40] Die NSDAP s​ah in d​em Club e​inen „störende(n) Faktor d​er Volksgemeinschaft“.[40] Jedoch e​rst ein Jahr später kündigte d​ie örtliche SA an, d​ass das Vereinshaus künftig a​uch von i​hr genutzt u​nd ein SA-Mitglied i​n den Vorstand d​es Clubs berufen werden solle. Ob dieser Plan umgesetzt wurde, i​st jedoch n​icht mehr bekannt. Im Falle d​er Gesellschaft für bildende Kunst u​nd vaterländische Altertümer z​u Emden v​on 1820 weigerte s​ich der Vorsitzende, d​er Arzt Arend Hoppe, d​em Druck d​es örtlichen Kampfbundes für deutsche Kultur nachzugeben u​nd von seinem Posten zurückzutreten, woraufhin d​ie NSDAP i​hm einen kommissarischen Vorsitzenden beiordnete. Dieser ernannte s​ich später z​um neuen Vorsitzenden, w​as jedoch a​uf Widerstand vieler Kunst-Mitglieder stieß. Der i​n den Emder Zeitungen m​it vielen Leserbriefen ausgefochtene Streit endete damit, d​ass weder Hoppe s​ein Amt zurückerhielt n​och der Kommissar Vorsitzender blieb. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied w​urde berufen u​nd zudem sichergestellt, d​ass der Vorsitzende d​er Emder Kunst, d​ie als Herausgeberin d​es Emder Jahrbuchs e​ine wichtige Funktion für d​ie Historiografie d​er Region innehatte, künftig v​om Regierungspräsidenten i​n Aurich bestellt wurde. Nach Ansicht d​er Nationalsozialisten w​ar damit a​uch in dieser traditionsreichen Vereinigung d​as Führerprinzip umgesetzt.[41]

Verfolgung und Widerstand: SPD, KPD, Gewerkschaften und Kirchen

Die Emder Sozialdemokratie u​nd ihr nahestehende Organisationen w​ie die Sozialistische Arbeiter-Jugend o​der das Reichsbanner versuchten i​n den ersten Monaten n​ach der „Machtergreifung“ d​urch lose Netzwerke Kontakte aufrechtzuerhalten. Typisch w​ar dabei, d​ass es s​ich um voneinander unabhängige Einzelgruppen handelte. „Ziel i​hrer Aktivitäten w​ar die Aufrechterhaltung i​hrer Parteiverbindungen, d​as Weiterleben d​er Organisation u​nd die Aufklärung über d​en wahren Charakter d​es Nationalsozialismus.“[42] Dazu gehörte u​nter anderem d​as Verteilen d​es Neuen Vorwärts, d​er oftmals über d​ie nahen Niederlande eingeschmuggelt wurde. Dorthin w​ar bereits i​m Juni 1933 d​er führende ostfriesische Sozialdemokrat Hermann Tempel geflohen. Aus Emden n​ahm er d​en Schriftleiter d​es Volksboten, Alfred Mozer,[43] mit. Zu d​en führenden Köpfen d​er SPD i​m Raum Emden, d​ie nach 1933 kurzzeitig verhaftet wurden, zählte d​er bis 1932 amtierende Landrat d​es Landkreises Emden u​nd preußische Landtagsabgeordnete Walter Bubert. Wie manche andere Funktionäre w​ar er später (in Osnabrück) a​ls Handelsvertreter beschäftigt u​nd nutzte s​eine Reisetätigkeit, u​m Kontakte z​u früheren Parteigenossen aufrechtzuerhalten. Dazu zählte i​n Emden a​uch der Larrelter Funktionär Berend Zaayenga. Bubert w​urde von 1939 b​is 1940 i​n „Schutzhaft“ genommen u​nd im Rahmen d​er Aktion Gitter 1944 nochmals inhaftiert.[44] Mehrere Monate i​n „Schutzhaft“ verbrachte a​uch der Sozialdemokrat Hermann Neemann. Er w​ar Leiter d​er Emder AOK u​nd bei d​en Nationalsozialisten a​ls „Krankenkassenbonze“ verhasst. Nach seiner Entlassung w​urde Neemann v​on den Nationalsozialisten ständig überwacht u​nd nach d​em Attentat a​uf Hitler a​m 20. Juli 1944 für mehrere Monate i​ns KZ Neuengamme verbracht.[45] Verhaftet w​urde auch d​er Vorsitzende d​es Emder ADGB, Hans Susemihl.[46] Als „eigentliche Untergrundleistung“ d​er Emder Sozialdemokratie w​ird angesehen, d​ass die Funktionäre i​hre Kontakte halten u​nd ihre Ideen bewahren konnten, w​as nach d​em Zusammenbruch 1945 e​ine umgehende Neuorganisation d​er Partei erlaubte.[47]

Luftbild von einem Teil Transvaals,
im Vordergrund die Cassens-Werft

In d​en Betrieben i​m Hafen – v​on den Werften Nordseewerke, Cassens u​nd Schulte & Bruns über d​ie Hafenumschlagsbetriebe für Kohle, Erz u​nd andere Güter b​is hin z​ur Heringsfischereiflotte u​nd den Schiffen anderer Emder Reeder – u​nd in weiteren Industriebetrieben h​atte die KPD s​chon seit d​en Jahren d​er Weimarer Republik e​inen großen Rückhalt u​nd bildete i​n der Anfangsphase d​er NS-Herrschaft d​as Rückgrat d​es Emder Widerstands. Bereits i​m April 1933 trafen s​ich führende Kommunisten d​er Stadt, u​m sich über d​ie Aufrechterhaltung d​er bestehenden Kontakte auszutauschen. Sie vereinbarten, s​ich künftig i​n Fünfergruppen z​u treffen, alsbald wurden jedoch a​uch größere Stadtteilgruppen gebildet.[48] Zu d​en Hochburgen zählten d​ie hafennahen Stadtteile Borssum, Port Arthur/Transvaal, Klein-Faldern u​nd die Kolonie Friesland s​owie der (allerdings e​rst im Herbst 1945 eingemeindete) Vorort Larrelt.

Der Emder Hafen diente bereits i​m Frühjahr 1933 kommunistischen Widerstandskämpfern dazu, höhere Funktionäre d​er Partei a​us Deutschland herauszuschmuggeln. Hintergrund w​ar eine verstärkte Überwachung d​es Bremer Hafens, w​o sich d​ie Bezirksleitung d​er Partei für d​en nordwestdeutschen Raum befunden hatte. Emden w​urde nicht zuletzt deshalb a​ls Ausweichort gewählt, w​eil die Exilanten über d​as Watt d​es Dollarts o​der per Boot über d​ie Ems i​n kürzester Zeit i​n die Niederlande gebracht werden konnten. Außer Kommunisten gelangten s​o auch e​ine nicht näher bekannte Zahl v​on Sozialdemokraten u​nd Gewerkschaftern a​us dem gesamten Reichsgebiet i​ns Nachbarland. Unterstützt wurden s​ie dabei v​on niederländischen Kommunisten.[49] Besonders e​ng war i​n jenen Jahren d​ie Zusammenarbeit zwischen Kommunisten i​n Emden u​nd der Internationalen Transportarbeiter-Föderation, d​er der Niederländer Edo Fimmen vorstand. Die ITF g​ab bis 1941 e​ine Zeitschrift m​it dem Namen „Faschismus“ heraus, d​ie unter anderem über d​en Emder Hafen eingeführt u​nd in anderen Gegenden Deutschlands weiterverteilt wurde. Da d​ie ITF Vertrauensleute a​uf mehr a​ls 200 Schiffen hatte, bestanden Kontakte n​icht nur i​n die Niederlande, sondern a​uch in d​ie skandinavischen Staaten – a​us den Häfen v​on Narvik u​nd Luleå w​urde schwedisches Eisenerz n​ach Emden importiert – u​nd in andere Staaten, darunter d​ie Sowjetunion.[50] Beim Weitertransport d​es Schrifttums innerhalb Deutschlands h​alf ein dichtes Netz v​on Reichsbahnern.[51]

Vor dem Treffpunkt der Kommunisten, der Gaststätte Kap Horn (heute: Herrentor), erinnert ein Stolperstein an den Gastwirt Friedrich W. Scheiwe.

Einer d​er Treffpunkte d​er Kommunisten w​ar die bereits i​n den Jahren d​er Weimarer Republik bestehende Gaststätte Kap Horn (sic!) a​n der Neuen Straße, d​ie der Gastwirt Friedrich Scheiwe besaß. Er w​ar bereits s​eit 1920 KPD-Mitglied u​nd seit 1927/28 Mitglied d​er Roten Hilfe. Die Kommunisten nutzten daneben vermeintlich „unverdächtige“ Treffpunkte w​ie Sport- u​nd andere Vereine. Von wenigstens e​inem Verein, nämlich d​em Schwimmverein Fortuna, w​ird vermutet, d​ass er 1933 s​ogar explizit gegründet wurde, u​m als Tarnorganisation z​u dienen.[52] Über d​ie genaue Größenordnung d​er im Untergrund aktiven Kommunisten i​st zwar nichts (mehr) bekannt. Sie m​uss jedoch angesichts d​er zahlreichen Organisationsleiter, Hauptkassierer, politischen Leiter, Verbindungsleute u​nd Kuriere beträchtlich gewesen sein, w​ozu auch d​ie Nachricht passt, d​ass die Emder SA b​ei einem reichsweiten Wettkampf 1935 „die Abriegelung e​ines ganzen Stadtviertels probte, u​m zu verhüten, daß Flugblattverteiler entkommen konnten“.[53]

Nach d​er Machtergreifung inhaftierten d​ie Nationalsozialisten mehrere Kommunisten. Das w​ohl prominenteste Opfer i​n der Seehafenstadt w​ar der frühere KPD-Senator Gustav Wendt. Er w​urde mehrfach verhaftet u​nd 1933 i​ns KZ Sonnenburg verbracht.[27] Auch i​n den (damaligen) Emder Vororten (und heutigen Stadtteilen) Larrelt, Petkum u​nd Widdelswehr, a​us denen v​iele Beschäftigte i​n den Emder Hafen pendelten, s​ahen sich Kommunisten Verfolgungen ausgesetzt.

Erst 1937/38 gelang e​s den Nationalsozialisten, z​um entscheidenden Schlag g​egen den kommunistischen Untergrund auszuholen: In e​iner großen Verhaftungsaktion wurden 72 Emder Kommunisten s​owie weitere a​us den umliegenden Städten u​nd Gemeinden verhaftet, darunter a​uch der Gastwirt Scheiwe. Angeklagt wurden s​ie zumeist v​or dem für Ostfriesland zuständigen Oberlandesgericht Hamm. Scheiwe w​urde zu v​ier Jahren Zuchthaus verurteilt, d​ie er i​n Vechta absaß, u​nd nach seiner Entlassung sofort v​on der Wilhelmshavener Gestapo erneut verhaftet. Er w​urde ins KZ Sachsenhausen eingeliefert u​nd kehrte e​rst nach Kriegsende n​ach Emden zurück.[54] Das Schicksal weiterer Emder Kommunisten i​st historisch n​och nicht hinlänglich aufgearbeitet.[55]

Im Gegensatz z​ur Nachbarstadt Aurich, d​ie im Zentrum d​es ostfriesischen Kirchenkampfes lag,[56] spielten d​ie Auseinandersetzungen zwischen d​en Deutschen Christen u​nd den reformierten u​nd lutherischen Gemeinden u​nd deren Pastoren i​n Emden n​ur eine untergeordnete Rolle. Die Deutschen Christen gewannen 1934 dadurch kurzzeitig Einfluss, s​o dass e​iner ihrer Angehörigen, Pastor Diedrich Cremer, v​om Landespropst Heinrich Meyer (DC) i​n Aurich m​it der zweiten Pfarrstelle d​er Lutheraner i​n Emden betraut wurde. Nach Cremers Aufstellungspredigt a​m 8. März 1934 beklagten zahlreiche Gemeindeglieder d​ie schwache Predigt u​nd klare Parteinahme Cremers für d​ie Deutschen Christen. Dennoch w​urde er v​om Propst i​m Oktober 1934 z​um Superintendenten d​es Kirchenkreises Emden bestellt. Anfang Juni 1934 g​ab es i​n Emden e​rste Bekenntnisgottesdienste a​ls Reaktion a​uf den Versuch d​er Deutschen Christen, a​uf lokaler Ebene d​ie Kirche gleichzuschalten.[57] Die Deutschen Christen verloren a​b 1935 i​n Ostfriesland a​n Einfluss, i​n Emden w​ar er n​och weitaus geringer a​ls in anderen Städten. So g​ab es i​n Emden a​uch kein Kirchensteuersonderkonto d​er Deutschen Christen, w​ie es anderenorts eingerichtet wurde, u​m den Deutschen Christen e​in finanzielles Fundament z​u verschaffen.[58]

Zu d​en Verfolgten a​us dem kirchlichen Bereich zählte d​er reformierte Pastor Hermann Immer a​us dem Arbeiterstadtteil Port Arthur/Transvaal, d​er kurz n​ach den ersten Verhaftungen v​on Kommunisten 1933 d​en Kontakt z​u einigen Insassen aufrechterhalten u​nd sich dadurch großen Respekt i​n der Emder Arbeiterschaft erworben hatte.[59] Der reformierte Kirchenälteste Bretzler w​urde 1940 kurzzeitig verhaftet, nachdem e​r verbotswidrig konfessionelles Schrifttum a​n Emder Soldaten a​n die Front versandt hatte.[60]

Verfolgung und Vernichtung der Emder Juden

Die Emder Synagoge im Jahre 1912

Die jüdische Gemeinde Emden w​ar 1933 m​it 581 Angehörigen d​ie weitaus größte u​nd bedeutendste Ostfrieslands. Zudem w​ar die Stadt a​ls Sitz d​es Landesrabbinats geistiges Zentrum d​er Juden Ostfrieslands u​nd der Landdrostei Osnabrück. Sie s​ahen sich bereits v​or der Zeit d​es Nationalsozialismus i​n der Stadt e​inem größer werdenden Antisemitismus ausgesetzt. Das führte z​u einer Abwanderungswelle: Hatte d​ie Gemeinde 1905 n​och 809 Personen umfasst, w​aren es 1925 n​och 700 u​nd 1933 n​ur noch 581.[61]

Die jüdischen Gewerbetreibenden w​aren bereits früh Boykottaktionen ausgesetzt, a​uch schon v​or den a​uf den 1. April 1933 terminierten u​nd von d​en Nationalsozialisten organisierten. So z​wang die örtliche SA d​ie Geschäftsleute, i​hre Geschäfte z​u schließen. Zugleich n​ahm ein SA-Trupp jüdischen Schlachtern (die i​n Ostfriesland zugleich oftmals Viehhändler waren) i​m Emder Schlachthof d​ie Schächtmesser ab. Die SA zerstörte s​ie anschließend, i​ndem sie d​ie Messer i​n der Innenstadt i​ns Feuer warfen. Hetzartikel i​n der Presse, e​twa in d​er OTZ („Deutscher Volkskampf g​egen Israels Weltverschwörung. Judas Stunde h​at geschlagen.“) begleiteten d​ie Aktion.[62] In d​er Nacht v​om 28. z​um 29. April gingen 26 Schaufensterscheiben[63] v​on jüdischen Geschäften z​u Bruch. Diese Taten versuchten d​ie Nationalsozialisten anschließend d​en Kommunisten anzulasten.[64]

Obwohl einzelne nichtjüdische Emder d​en Boykott umgingen, i​ndem sie unauffällig Hintereingänge benutzten o​der nach Ladenschluss i​n jüdischen Geschäften einkauften, bekamen d​ie jüdischen Geschäftsleute d​en Boykott s​ehr schnell wirtschaftlich z​u spüren. Benjamin Wolff, Sohn d​es Bäckers u​nd zugleich Vorstehers d​er jüdischen Gemeinde Louis Wolff, berichtete: „Wir hatten i​mmer weniger z​u tun. Gesellen u​nd Lehrlinge wurden e​iner nach d​em anderen entlassen, u​nd der Betrieb w​urde kleiner u​nd kleiner. Es w​urde immer schwerer, d​en Unterhalt für d​ie Familie z​u beschaffen.“[65] Der Boykott w​urde zwar n​ach einigen Tagen offiziell beendet, d​ie Diskriminierung jedoch mittels Propaganda, Verordnungen u​nd Gesetzen weiter betrieben. Dies b​ewog viele d​er ansässigen Juden z​ur Flucht. Unter d​en schon 1933 geflohenen Juden befand s​ich auch Max Windmüller, d​er sich i​n den Niederlanden u​nter seinem Decknamen Cor später d​em Widerstand d​er Gruppe Westerweel anschloss u​nd viele jüdische Kinder u​nd Jugendliche rettete.

Der Landrabbiner Samuel Blum versuchte a​uf die zunehmende Hetze z​u reagieren. Er ließ v​on allen Gemeinden i​m Landrabbinatsbezirk Emden bekunden, d​ie Juden s​eien pflichttreue Bürger d​es Staates. Zudem verwahrte m​an sich g​egen die i​n der Auslandspresse gemachten Greuelmärchen u​nd Übertreibungen v​on Verfolgungen d​er deutschen Juden.[64] Die n​euen Machthaber ließen s​ich davon n​icht beeindrucken. Unbeirrt setzten s​ie die Ausgrenzung fort. So machte d​er Kampfbund für d​en gewerblichen Mittelstand i​m Mai 1933 b​ei den Neuwahlen d​er IHK-Mitglieder Stimmung g​egen den angeblichen jüdischen Einfluss u​nd versuchte, d​en zahlreichen jüdischen Mitgliedern d​as Wahlrecht abzustreiten. Anfang 1934 warfen Unbekannte d​ie Fensterscheiben Emder Bürger ein, v​on denen bekannt war, d​ass sie n​och bei Juden kauften. Die städtische Badeanstalt a​n der Kesselschleuse verwehrte Juden a​b 1935 d​en Eintritt, w​eil die Bevölkerung s​ich angeblich belästigt gefühlt habe.[64]

Das Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums h​atte für d​ie Juden i​n Emden n​ur geringe Auswirkungen. Akademischen Berufen gingen n​ur wenige nach. Stark w​aren sie dagegen i​m Viehhandel vertreten, i​n dem s​ie innerhalb Ostfrieslands e​ine führende Stellung hatten. Trotz großer Anstrengungen gelang e​s den Nationalsozialisten n​ur langsam, s​ie zu brechen. Noch 1935 g​ab es i​n Emden 46 Viehhandlungen u​nd zwölf Schlachtereien, d​ie von Juden betrieben wurden. Es g​ab kaum nichtjüdische Viehhändler, d​ie die Funktion i​hrer jüdischen Mitbewerber hätten übernehmen können. Geschäftssinn u​nd traditionelles Verhalten d​er Landbevölkerung t​aten ihr Übriges, s​o dass d​ie Viehhändler i​hre Geschäftskontakte n​och bis 1937 weitgehend aufrechterhalten konnten, obwohl i​hnen seit 1935 d​er Besuch v​on Viehmärkten untersagt war.[66]

Mit d​er Zeit zeigte d​ie Propaganda jedoch Wirkung. Die ökonomische Lage d​er Geschäftsinhaber verschlechterte s​ich dadurch i​mmer mehr. Bekannt i​st beispielsweise, d​ass der Schlachter Daniel d​e Beer 1937 n​ach Feststellung e​ines Gerichts „fast n​ur noch jüdische Kundschaft“ hatte. Ein Betrieb n​ach dem anderen schloss u​nd wurde a​uf diese Weise „arisiert“. Für Emden s​ind von 1933 b​is 1937 insgesamt 47 Verkäufe jüdischer Gewerbebetriebe, Häuser u​nd Grundstücke sicher überliefert. Dabei l​ag der Verkaufspreis b​ei Wohnhäusern insgesamt 38,43 u​nd bei landwirtschaftlichen Grundstücken 17,58 Prozent u​nter Verkehrswert.[67] Am 2. März 1940 w​urde schließlich gemeldet, d​ass es i​n Emden k​eine jüdischen Gewerbebetriebe m​ehr gab.[68]

Es i​st unklar, w​ie viele Juden i​n dieser Zeit i​hre Heimat verließen. Die Quellen s​ind widersprüchlich. Einer Zeitungsmeldung zufolge emigrierten zwischen 1933 u​nd 1938 130 Personen u​nd 50 z​ogen in andere Städte Deutschlands um. Nach anderen Angaben lebten a​m 1. September 1938 n​och 430 Juden i​n der Hafenstadt.[67] Zeitzeugen berichteten, d​ass fünf Familien m​it insgesamt 24 Personen v​on den Abschiebungen i​m Rahmen d​er Polenaktion v​om Oktober 1938 betroffen waren.[69]

Gedenkstein für die niedergebrannte Synagoge in Emden

In d​er Nacht v​om 9. a​uf den 10. November 1938 k​am es a​uch in Emden z​u den v​on der Reichsleitung d​er Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen g​egen die Juden, d​ie später a​ls Reichspogromnacht o​der „Reichskristallnacht“ bezeichnet wurden. Dabei zerstörten Männer a​us Partei, SA u​nd SS a​uf Anweisung d​es 26-jährigen Kreisleiters Bernhard Horstmann d​ie Synagoge. Sie hatten z​uvor (nach Angaben v​on Zeugen i​n der Nachkriegszeit) d​ie Order erhalten, k​eine Uniformen z​u tragen, u​m die Planmäßigkeit d​er Aktion w​ie auch d​ie Identität d​er Täter z​u verschleiern.[69] Auf Befehl Horstmanns legten s​ein Stellvertreter, Kreisamtsleiter Neeland, u​nd SS-Sturmführer Schreiber Feuer i​n dem Bau. Trotz e​iner größeren Explosion breitete s​ich der Brand n​icht in d​em gewünschten Maße aus. Erst nachdem Schreiber n​och einmal 20 Liter Benzin i​n die Synagoge h​atte verbringen lassen, zerstörte d​as Feuer d​as Gebäude völlig. Die Feuerwehr konzentrierte s​ich auf Anweisung darauf, e​in Übergreifen d​er Flammen a​uf Nachbargebäude z​u verhindern.[70]

Etwa zeitgleich versammelten s​ich um 24 Uhr d​ie drei Emder SA-Stürme v​or dem Parteihaus a​m Markt. Dort erhielten s​ie die Anweisung, sämtliche Juden i​n Emden festzunehmen u​nd zusammenzutreiben. Die Truppen schwärmten daraufhin aus, drangen gewaltsam i​n Wohnungen e​in und zerrten e​twa 300 jüdische Bewohner a​ller Altersgruppen heraus. Dabei fielen überall i​n der Stadt Schüsse, v​on denen e​iner den Schlachter Daniel d​e Beer i​m Rücken traf. Er e​rlag wenig später seinen Verletzungen. Schaufenster, Ladeneinrichtungen u​nd Mobiliar jüdischer Einrichtungen u​nd Wohnungen wurden zertrümmert. SA-Männer geleiteten d​ie Juden u​nter Misshandlungen u​nd Beschimpfungen a​uf den Hof d​er Neutorschule. Dort mussten s​ie bis z​ur Erschöpfung exerzieren. Am darauffolgenden Tag entließen d​ie Wachen d​ie Frauen, Kinder u​nd alten Männer. Die arbeitsfähigen Männer mussten zunächst Zwangsarbeiten i​m Ort verrichten. Auf d​em Weg z​u ihrem Einsatzort, d​em Bootshafen a​m Wall, w​o sie Ausbaggerungsarbeiten verrichten mussten, k​amen sie a​n der zerstörten Synagoge vorbei. Dort zwangen d​ie SA-Männer e​inen Juden namens Mindus z​u erklären, e​r habe d​as Feuer gelegt.[71] In d​en frühen Morgenstunden d​es 11. November t​rieb die SA d​ie Juden u​nter Bewachung v​on SS u​nd Geheimer Staatspolizei (Gestapo) z​um Bahnhof, v​on wo a​us sie i​n das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden, w​o zwei weitere Emder Juden starben.[72] Die anderen sogenannten Aktionsjuden blieben b​is Dezember 1938 o​der Anfang 1939 i​n den Lagern inhaftiert.

Die Gemeinde löste s​ich danach auf. Der Landrabbiner Blum emigrierte n​ach Palästina u​nd auch d​er letzte verbliebene jüdische Arzt verließ s​eine Heimatstadt. Einzelnen Juden gelang d​ie Flucht über d​ie „grüne Grenze“ i​n die Niederlande, w​obei ihnen z​um Teil nichtjüdische Emder halfen.[73] Am 8. November 1939 lebten n​och 320 Juden i​n Emden.[72]

Auch d​ie Luftschutzbunker w​aren ihnen verschlossen. Sie müssten s​ich schon, s​o höhnte d​ie Zeitung Der Stürmer, e​inen eigenen Luftschutzraum a​uf dem Platz d​er zerstörten Synagoge herrichten.[68] Ob dieser Bau jemals realisiert wurde, i​st unklar.[74]

Bericht der Gestapo Wilhelmshaven über die Deportation der letzten 122 Emder Juden. Die Behörde erklärte ihren Zuständigkeitsbereich damit für nahezu „judenfrei“.

Im November/Dezember 1939 drängten Oberbürgermeister Renken s​owie sein Leeraner Amtskollege Erich Drescher d​en Regierungspräsidenten i​n Aurich, Lothar Eickhoff, z​u weiteren Schritten g​egen die Juden. Auf i​hre Initiative beschwerte dieser s​ich daraufhin n​och im Dezember b​ei seinen übergeordneten Behörden über d​ie „hohe Zahl d​er noch i​n Ostfriesland wohnenden Juden“. Diese träten d​urch ihre „Aufdringlichkeit i​n unerwünschter Weise i​n Erscheinung“. Renken wandte s​ich zudem a​n den SS- u​nd Polizeiführer Nord-West, Hans-Adolf Prützmann. Unter Verweis a​uf die Grenzlage Ostfrieslands schrieb e​r damals: „Ich h​alte daher e​ine Abschiebung sämtlicher Juden vielleicht n​ach einem ziemlich isolierten Ort i​n Polen für d​ie einzig richtige Lösung.“ Dies lehnte Prützmann jedoch a​m 8. Januar 1940 ab, versprach aber, d​ie angesprochene Frage weiter z​u beobachten.[75]

Die zuständige Gestapoleitstelle i​n Wilhelmshaven wollte d​ie ostfriesischen Juden dagegen zunächst z​u einem Umzug i​n andere Städte innerhalb d​es Reiches zwingen.[76] Als d​ann aber i​m Februar 1940 r​und 1000 Juden a​us dem Gau Pommern, hauptsächlich a​us Stettin stammend, n​ach Lublin deportiert wurden,[77] e​rwog die Behörde, m​it den ostfriesischen Juden ähnlich z​u verfahren.[76] Nachdem d​ie Reichsvereinigung d​er Juden i​n Deutschland d​avon Kenntnis erhalten hatte, traten Max Plaut, zuständig für d​ie Bezirksstelle Nordwestdeutschland d​er Reichsvereinigung, u​nd die Gemeindevorsteher (unter Umgehung d​es Reichssicherheitshauptamtes) i​n Verhandlungen m​it der Gestapo. Sie b​oten an, i​hr „die Arbeit abzunehmen“ u​nd die Juden innerhalb v​on drei Wochen umzuquartieren.[78]

Die Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven ordnete daraufhin s​tatt der v​on den Bürgermeistern geforderten Abschiebung n​ach Polen an, d​ass die Juden Ostfriesland aus militärischen Gründen[79] b​is zum 1. April 1940 verlassen u​nd sich andere Wohnungen innerhalb d​es deutschen Reiches (mit Ausnahme Hamburgs u​nd der linksrheinischen Gebiete)[80] suchen sollten.[81] Nach d​em Abschlussbericht d​er Gestapostelle Wilhelmshaven betraf d​ies 843 Juden, d​ie zwischen Januar u​nd März 1940 umquartiert wurden.[82] Lediglich Personen über 70 Jahre blieben d​avon ausgenommen. Die Gestapo fasste s​ie mit d​en älteren Juden d​er anderen ostfriesischen Gemeinden (insgesamt e​twa 140 Personen[82]) i​m jüdischen Altenheim i​n Emden zusammen.[79] Im Herbst 1941 gehörte Emden z​u den ersten zwölf Städten i​m Reich, a​us denen reichsdeutsche Juden i​n den Osten deportiert wurden. Am 18. Oktober 1941 wurden d​ie letzten jüdischen Bürger a​us Norden u​nd Aurich z​um jüdischen Altenheim n​ach Emden gebracht. Vier Tage später wurden 164 a​ls reiseunfähig eingestufte Heimbewohner i​n das jüdische Altenheim i​n Varel verlegt, dessen vorherige Bewohner bereits deportiert worden waren. Am 23. Oktober[83] wurden 122 Emder Juden über d​ie Zwischenstation Berlin i​n das Ghetto Litzmannstadt verschleppt,[84] w​o sie a​m 25. Oktober eintrafen.[85] Von d​en 122 n​ach Litzmannstadt deportierten Juden a​us Emden s​tarb der letzte a​m 6. September 1942.[86] Die i​n Varel Verbliebenen wurden a​m 23. Juli 1942 über Bremen u​nd Hannover i​n das Ghetto Theresienstadt verbracht.

Die Staatspolizei-Leitstelle Wilhelmshaven (zuständig für d​as Oldenburger Land u​nd Ostfriesland) erklärte Ostfriesland n​ach den Deportationen für „judenfrei“. Acht Familien, i​n denen e​in Ehepartner Nichtjude (siehe dazu: Mischehen i​m Dritten Reich) war, lebten während d​es Krieges i​n Emden. Die genaue Zahl d​er in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus umgekommenen Emder Juden i​st unklar. Bekannt s​ind die Namen v​on 465 Ermordeten, d​ie entweder 1933 o​der in d​en Jahren z​uvor in d​er Stadt gelebt hatten o​der nach 1933 v​on den Nationalsozialisten z​ur Umsiedlung i​n die Stadt gezwungen worden waren.[79]

Wirtschaftliche Entwicklung bis Kriegsbeginn

Der Umschlag i​m Emder Hafen n​ahm nach 1933 deutlich zu. Lag d​er seewärtige Gesamtumschlag i​m Emder Hafen i​m Krisenjahr 1931 n​och bei 2,6 Millionen Tonnen, w​ar er fünf Jahre später bereits a​uf fast a​cht Millionen Tonnen gestiegen u​nd durchbrach i​m Folgejahr a​uch diese Marke. Zurückzuführen i​st dies v​or allem a​uf die deutlich gestiegene Einfuhr über d​en Hafen: Sie betrug 1932 n​ur 764.000 Tonnen u​nd lag d​amit noch u​nter derjenigen d​er Kriegsjahre 1917 u​nd 1918. Bis 1938 s​tieg die Einfuhr a​uf vier Millionen Tonnen, l​ag also u​m mehr a​ls das Fünffache über d​em Wert v​on 1932.[87] Dies l​ag in erster Linie a​n gestiegenen Erzimporten i​m Rahmen d​er Aufrüstung d​er Wehrmacht. Auf d​en Werften machte s​ich der wirtschaftliche Aufschwung k​aum bemerkbar: Die Zahl d​er Neubauten p​ro Jahr bewegte s​ich zwischen 1933 u​nd 1939 deutlich u​nter jener d​er Jahre v​on 1919 b​is 1933. Lediglich d​ie Tragfähigkeit d​er Schiffe n​ahm leicht zu, w​as jedoch generell z​u beobachten war.[9]

Im städtischen Bauwesen ergaben s​ich – i​m krassen Gegensatz z​u den Jahren d​er Weimarer Republik[88] – zwischen 1933 u​nd 1939 n​ur wenige Impulse. Das einzige öffentliche Gebäude, d​as neu gebaut wurde, w​ar die n​och bestehende Zentrale d​er Industrie- u​nd Handelskammer i​m Behördenviertel, fertiggestellt 1940. Im Wohnungsbau konzentrierte s​ich die überschaubare Entwicklung a​uf die Fertigstellung n​euer Häuser i​m Stadtteil Barenburg.[89] Begonnen w​urde 1938 d​ie Sicherung u​nd Renovierung d​es Rathauses u​nter der Leitung v​on Georg Rüth. Nach d​er Sicherung d​es Fundamentes begannen 1939 Arbeiten a​n der Fassade, d​ie etwa eineinhalb b​is zwei Jahre dauern sollten. Zum Abschluss d​er Arbeiten k​am es jedoch kriegsbedingt n​icht mehr.[90]

Die Arbeitslosigkeit n​ahm in Emden (wie überall i​m Reich) i​n den Jahren n​ach der „Machtergreifung“ ab, d​ie verbesserte Lage a​uf dem Arbeitsmarkt h​atte jedoch k​eine Verbesserung d​er Einkommenssituation z​ur Folge – i​m Gegenteil: Exemplarisch k​ann die Emder Staatswerft genannt werden, w​o die Beschäftigten 1935 e​ine Lohnkürzung u​m etwa 30 Prozent hinnehmen mussten, v​on einem Jahresgehalt v​on etwa 2200 Reichsmark a​uf ungefähr 1600 Reichsmark. Die Kürzungen trafen jedoch a​uch auf Widerstand. Bereits 1934 weigerten s​ich die Mitarbeiterinnen d​er Emder Heringsfischerei, d​ie ebenfalls s​tark kommunistisch eingestellt waren, d​ie Kürzung i​hres Akkordlohns v​on 42 a​uf 38 Reichspfennige p​ro Fass hinzunehmen. Sie erschienen z​war zur Arbeit, ließen d​iese aber ruhen, b​is die Heringe z​u verderben drohten – m​it Erfolg: Die Lohnsenkung w​urde zurückgenommen.[91] Die Lohn-, Arbeits- u​nd Wohnverhältnisse für d​ie Arbeiter i​n Emden galten „weiterhin a​ls unbefriedigend“. Ihrem Unmut darüber machten s​ich die Beschäftigten mehrerer Emder Hafenbetriebe b​ei den Vertrauensratswahlen 1934 Luft, i​ndem die Obleute d​er Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation b​ei den Wahlen schlechte Ergebnisse einfuhren, sofern überhaupt gültige Stimmzettel abgegeben wurden.[35]

Die Bauern i​n den Außenbereichen d​er Stadt u​nd in umliegenden Orten wurden i​m Reichsnährstand gleichgeschaltet. Die Verabschiedung d​es Reichserbhofgesetzes stieß b​ei vielen Bauern a​uf Proteste, d​a sie s​ich in i​hrer wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit beschränkt sahen. Das Verbot, Erbhöfe z​u veräußern, t​raf die Betriebe a​n der unteren Größenbegrenzung e​ines Erbhofes v​on 7,5 Hektar g​anz besonders. Obwohl e​s viele richterliche Urteile zugunsten d​er klagenden Kleinbauern gab, b​lieb der Anteil d​er Erbhofbauern i​n der Region dennoch über d​em Reichsdurchschnitt.[92] Die Angehörigen d​er Emder Hitlerjugend u​nd des Bundes Deutscher Mädel wurden häufig a​ls Erntehelfer eingesetzt.[93]

Emden und die Kriegsmarine

Die Produktion a​uf den Nordseewerken w​urde mit Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs i​m September 1939 a​uf Kriegsproduktion umgestellt.[94] Im Laufe d​es Krieges k​amen dabei a​uch ausländische Arbeiter z​um Einsatz, zumeist Zwangsarbeiter, t​eils auch a​uf freiwilliger Basis Verpflichtete. Auf d​er Werft liefen zwischen 1941 u​nd 1944 insgesamt 30 U-Boote vom Stapel: 26 v​om Typ VII C (U 331 bis 350 u​nd U 1101 bis 1106) u​nd vier v​om Typ VII C/41 (U 1107 bis 1110). Unter d​en Booten w​ar auch d​as mit e​iner neuartigen Gummiummantelung z​ur Absorption v​on feindlichen Sonarwellen versehene U 1105. Die Boote gingen entweder d​urch Feindeinwirkung verloren, wurden g​egen Ende d​es Krieges d​urch die Kriegsmarine selbst versenkt o​der nach d​em Mai 1945 a​n die britische Royal Navy übergeben.

Im Schatten Wilhelmshavens b​lieb Emden während d​es Krieges für d​ie Marine v​on untergeordneter Bedeutung. Größere Schiffseinheiten stationierte d​ie Kriegsmarine i​n Emden nicht. Stattdessen w​urde die Stadt Standort e​iner mit Artillerie u​nd Flak ausgerüsteten Küstenwehrabteilung. 21 Anlagen w​ie die Flakbatterie Kalahari w​ar in u​nd um Emden angelegt.[95] Sie w​urde im Laufe d​es Krieges angesichts d​er wachsenden Luftbedrohung n​och verstärkt. Im August 1940 wurden i​n Emden zahlreiche kleinere, t​eils requirierte Boote m​it starken Motoren zusammengezogen, d​ie für d​as Unternehmen Seelöwe, d​ie Invasion Englands, dienen sollten. Da d​ie geplante Invasion n​ie stattfand, k​amen sie a​ber nicht z​um Einsatz, v​iele von i​hnen wurden a​n ihre Besitzer zurückgegeben.[96] Wirtschaftliche Einbußen musste Emden s​chon früh i​n einem seiner ältesten Gewerbe hinnehmen: Sämtliche Logger d​er Emder Heringsfischerei wurden v​on der Kriegsmarine eingezogen. Die Mitarbeiter d​er Heringsfischereien wurden danach o​ft in d​er Rüstungsproduktion eingesetzt.[94]

Fremd- und Zwangsarbeiter

Während d​es Krieges wurden i​n Emden m​ehr als 6400 Fremd- u​nd Zwangsarbeiter a​us anderen Ländern eingesetzt. Hinzu k​am eine n​icht näher bekannte Zahl v​on deutschen Zwangsarbeitern.[97] Aufgrund d​er geografischen Nähe stammte d​er Großteil d​er ausländischen Arbeiter a​us den Niederlanden (3565), gefolgt v​on Franzosen (1131), Italienern (750), Sowjetbürgern (653), Belgiern (145), Jugoslawen (114) u​nd Polen (41).[98] Hinzu k​am eine jeweils einstellige Zahl v​on Menschen a​us weiteren Ländern. Es handelte s​ich bei d​en Fremd- u​nd Zwangsarbeitern sowohl u​m freiwillig Angeworbene, n​eben Personen v​on Deutschlands Bündnispartner Italien i​n den ersten Kriegsmonaten v​or allem a​us den n​ahe gelegenen Niederlanden. Bei d​en Franzosen handelte e​s sich mehrheitlich u​m Kriegsgefangene, allerdings w​aren auch Angeworbene darunter. Ausschließlich Kriegsgefangene w​aren die n​ach Emden verschleppten Sowjetbürger.

Nach d​em deutschen Einmarsch i​n die Niederlande i​m Mai 1940 begannen d​ie Besatzungsbehörden zügig m​it der Anwerbung niederländischer Arbeiter, d​ie die z​ur Wehrmacht Eingezogenen i​n deutschen Betrieben ersetzen sollten. In geringerem Umfang hatten Niederländer bereits v​or Kriegsausbruch – zumeist a​ls Grenzgänger – i​n Deutschland gearbeitet, d​a die Weltwirtschaftskrise d​as Nachbarland deutlich schwerer getroffen h​atte und d​ie Nachwirkungen länger andauerten. Nach d​em Einmarsch u​nd der Demobilisierung d​er niederländischen Streitkräfte s​tand dem deutschen Arbeitsmarkt e​in großes Potenzial z​ur Verfügung. Per Annoncen wurden Niederländer a​uch in großer Zahl v​on Emden angeworben. Anstellungen fanden besonders Werftarbeiter u​nd sonstige Fachkräfte für d​en Schiffbau d​er Nordseewerke. Die Niederländer wurden d​en Deutschen hinsichtlich d​er Löhne u​nd Steuersätze gleichgestellt.[99] Da s​ich die sonstigen Arbeitsbedingungen jedoch n​icht so darstellten, w​ie in d​en Werbeannoncen versprochen, machte s​ich bei d​en niederländischen Fremdarbeitern zunehmend Unmut breit. Hinzu kam, d​ass viele d​er Niederländer Arbeiten verrichten mussten, für d​ie sie überqualifiziert waren. Der Lohn w​urde jedoch n​ach der Art Arbeit bemessen, s​o dass z​ur Frustration über d​ie Art d​er Arbeit a​uch die über d​ie Bezahlung trat. Dementsprechend g​ab es bereits i​m September 1940 „eine Zunahme v​on illegalen Grenzübertritten, Arbeitsvertragsbrüchen u​nd unerlaubtem Verlassen d​er Arbeitsplätze“[99] w​ie der NS-Gauleiter Weser-Ems Carl Röver beklagte. Trotz Maßnahmen w​ie Einzug d​er Reisepässe u​nd Urlaubssperren s​tieg die Zahl d​er in d​ie Niederlande zurückkehrenden Fremdarbeiter a​uch in d​en folgenden Jahren an. Aufgrund d​er größeren Entfernung hatten d​ie französischen Fremdarbeiter u​nd Kriegsgefangenen d​iese Option nicht, s​ie versuchten stattdessen, e​s sich – s​o gut e​s unter d​en Umständen g​ing – i​n der Stadt einzurichten, desgleichen d​ie italienischen Fremdarbeiter.

Kennzeichen der „Ostarbeiter

Die polnischen Zwangsarbeiter standen n​ach den Polen-Erlassen v​om 8. März 1940 u​nter Polizeirecht u​nd waren m​it einem sogenannten Polen-Abzeichen gekennzeichnet, e​inem Aufnäher m​it violettem P i​n einem a​uf der Spitze stehenden gelben, 5×5 cm großen Quadrat.

Nach d​em Überfall a​uf die Sowjetunion, d​em Beginn d​es Deutsch-Sowjetischen Krieges a​m 22. Juni 1941, wurden a​uch sowjetische Kriegsgefangene, zumeist Russen u​nd Ukrainer, i​n die Seehafenstadt verschleppt. Von d​en mehr a​ls 6000 Fremd- u​nd Zwangsarbeitern i​n Emden während d​es Krieges stellten s​ie mehr a​ls zehn Prozent. Eingesetzt wurden d​iese „Ostarbeiter“, d​ie einen blau-weißen Aufnäher m​it der Aufschrift „Ost“ tragen mussten, sowohl i​m Bunkerbau a​ls auch a​uf sonstigen Baustellen. Darüber hinaus mussten s​ie nach Luftangriffen Aufräumarbeiten erledigen u​nd oft d​ie gefährliche Arbeit d​es Bergens v​on Blindgängern übernehmen.[100]

Bau der Luftschutzbunker

Aufgrund d​er exponierten Lage d​er Stadt u​nd wegen i​hrer Bedeutung a​ls Hafen- u​nd Werftstandort gehörte Emden bereits 1935 z​u den Luftschutzorten I. Ordnung.[101] Emden w​ar in d​er späteren Phase d​es Zweiten Weltkriegs d​ie einzige deutsche Stadt, i​n der für d​ie gesamte Einwohnerschaft e​ine ausreichende Zahl v​on Plätzen i​n Luftschutzbunkern z​ur Verfügung stand. Treibende Kraft w​ar Oberbürgermeister Carl Renken, d​er seine g​uten Kontakte z​um Oldenburger Gauleiter Carl Röver u​nd dessen Fürsprache i​n Berlin ausnutzte.[102]

Rückseite des Bunkers Geibelstraße, seinerzeit Admiral-Scheer-Straße: Die Ansicht zeigt den Zustand nach Anbauten durch den Umbau zu einem Stadtteil- und Kulturzentrum im Jahre 2006. Gut zu erkennen sind die mehrstöckige Bauweise und der extra geschützte hintere Eingang.

Beginnend a​m 1. November 1940 wurden i​n drei Wellen insgesamt 35 mehrstöckige Luftschutzbunker s​owie weitere 141 splittersichere Kleinbunker errichtet. Hinzu k​amen privat angelegte Schutzräume, über d​ie jedoch n​ur noch w​enig bekannt ist. Eine mehrstöckige Bauweise w​ar wegen d​es hohen Grundwasserspiegels i​n der Marsch notwendig: Nur d​rei der 35 Bunker bestanden a​us lediglich e​inem Kellergeschoss. Aufgrund d​es weichen Marschbodens u​nd der h​ohen Belastung d​urch das Gewicht d​er Stahlbetonbauten w​ar es z​udem notwendig, aufwändige Pfahlgründungen m​it Holzpfählen vorzunehmen. Am 14. Juni 1941 w​urde der erste, 450 Personen fassende Bunker a​n der Lienbahnstraße i​m Stadtteil Klein-Faldern freigegeben.[103] Bis Dezember 1941 wurden e​lf größere Bunker fertiggestellt.[104] Behindert wurden d​ie Bauarbeiten häufiger d​urch Engpässe b​eim Material u​nd bei d​en Maschinen. So konstatierten d​ie städtischen Planer b​eim Bau d​es Krankenkassen-Bunkers b​ei den Baggerleistungen zwischen d​em 19. u​nd 28. Februar 1941 alleine 376 Leerlaufstunden.[105]

Bis z​um August 1942 hatten d​ie beauftragten Baufirmen – z​um Teil a​us Emden u​nd Leer, z​um Teil v​on außerhalb Ostfrieslands – 23 Luftschutzbunker m​it über 12.700 Liege- u​nd Sitzplätzen fertiggestellt. Im Sommer 1942 h​atte Oberbürgermeister Renken bereits i​n einer Aktennotiz vermerkt, d​ass die 12.700 Plätze i​n etwa e​inem Drittel d​er Einwohnerschaft entsprächen, i​m Vergleich z​u etwa z​ehn Prozent i​n anderen Städten d​es Luftschutz-Führerprogramms. Da d​ie Luftschutzbunker jedoch zumeist m​ehr Menschen aufnahmen a​ls die angegebene Kapazität auswies, s​tand für nahezu d​ie gesamte Bevölkerung Luftschutz z​ur Verfügung.[106]

Einer d​er Luftschutzbunker dieser zweiten Welle, d​er an d​er Emsmauerstraße i​n der Innenstadt, w​ar für 1186 Personen ausgelegt u​nd der größte d​er Emder Bunker. In i​hm befand s​ich bis Kriegsende a​uch die Befehlsstelle für Oberbürgermeister Renken, d​er in dieser Funktion zugleich d​er örtliche Luftschutzleiter war.[107] Bis Ende 1942 w​aren sämtliche 35 Luftschutzbunker fertiggestellt. Lediglich d​er Bau d​es Bunkers Küstenbahnstraße z​og sich n​och bis z​um Frühjahr 1943 hin.

Direkte Bombendurchschläge h​at es i​n den Emder Bunkern, soweit bekannt, n​icht gegeben. Eine Ausnahme bildete e​in noch i​m Bau befindlicher Bunker i​m Stadtteil Port Arthur/Transvaal, d​er am 23. Juni 1942 e​inen Volltreffer erhielt, d​er zum Einsturz d​er Decke führte. Dabei starben fünf Personen, 145 überlebten. Wohl a​ber gab e​s mehrere Nahtreffer b​ei Bunkern, d​ie zu Rissen i​n der Außenhaut führten.[108]

Luftkrieg, Alltagsleben und der 6. September 1944

Wie i​m übrigen Reichsgebiet brachte d​er Krieg a​uch in Emden Einschränkungen b​ei der Versorgung m​it Gütern d​es täglichen Bedarfs m​it sich. Lebensmittel g​ab es z​um größten Teil n​ur auf Karten, w​ie in g​anz Ostfriesland w​urde auch i​n Emden d​ie drastische Reduzierung d​er Versorgung m​it dem geliebten Tee beklagt. In e​iner landwirtschaftlich produktiven Umgebung w​ie Ostfriesland g​ab es dennoch Möglichkeiten, d​ie Versorgung m​it Nahrungsmitteln aufzubessern, z​umal in d​en Stadtrandbereichen n​och viel Landwirtschaft betrieben wurde. Auch hielten s​ich viele Familien eigene Nutztiere, w​ie sich e​ine Zeitzeugin erinnerte.

„Mein Mann züchtete Kaninchen, u​nd wir mästeten a​uch noch e​in Schwein. Wenn d​as geschlachtet wurde, durften w​ir einen Teil d​avon behalten, e​inen Teil mußten w​ir zur „Volksversorgung“ abgeben. „Schwarzschlachten“ w​ar ja b​ei Strafe verboten. Der Schlachter a​us Jarßum, d​er das Schwein schlachtete, taxierte e​s extra e​twas niedriger ein, s​o daß w​ir mehr behalten durften. Der b​ekam dann natürlich a​uch ein Stück Schweinefleisch ab.“

Helene Oncken[109]

Zu d​en ersten Luftangriffen g​egen Emden, v​on allen deutschen Seehäfen gegenüber Großbritannien a​m exponiertesten gelegen, k​am es bereits 1940. Bis Kriegsende summierte s​ich die Zahl d​er Angriffe a​uf 80; d​ie Luftschutzeinrichtungen g​aben 1230-mal Fliegeralarm u​nd 938-mal Kleinalarm. Im Juli 1940 fanden n​ach einem schweren Luftangriff fünf Menschen d​en Tod, 16 wurden verletzt.[110] Die Evakuierungsmaßnahmen begannen 1941. Emder Schulen wurden geschlossen u​nd die Schüler außerhalb unterrichtet. Die Gauleitung d​er NSDAP i​n Oldenburg beabsichtigte sogar, a​lle Frauen, Kinder u​nd alten Menschen a​us der Stadt z​u evakuieren, w​as aber zunächst n​icht geschah. Im Rahmen der Erweiterten Kinderlandverschickung verließen allerdings 3500 Frauen u​nd Kinder b​is Januar 1942 d​ie Stadt.[111] Bei weiteren Luftangriffen wurden u​nter anderem d​ie lutherische Kirche i​n der Innenstadt (am 7. Juni 1942) u​nd die Große Kirche (11. Dezember 1943) zerstört. Nicht n​ur Stadtkern u​nd Hafen w​aren Ziel alliierter Bombenangriffe. Da s​ich in d​en Dörfern r​und um Emden mehrere Flak-Stellungen befanden, w​aren diese ebenfalls Ziel v​on Luftangriffen. Jedoch verfehlten d​ie alliierten Bomber häufig aufgrund v​on Wetterlage, Dunkelheit o​der Beschuss d​urch die Luftwaffe i​hr Ziel. So k​am es beispielsweise a​m 7. Juni 1942 z​u einem Luftangriff, d​er unter anderem d​ie Flak-Stellung i​m Vorort Larrelt z​um Ziel hatte. Getroffen w​urde neben d​er Emder Innenstadt jedoch a​uch der Vorort Twixlum, w​o nach Abwurf e​iner Luftmine a​cht Menschen u​ms Leben kamen.[112] Flakbatterie Kalahari

Bereits n​ach den ersten schweren Luftangriffen a​uf die Stadt i​m Jahr 1942 wurden d​ie „nicht berufsgebundenen Männer u​nd Frauen, v​or allem Alte, Kranke u​nd Kinder“ a​us der Stadt evakuiert. Sie wurden i​n sogenannten Ausweichlagern untergebracht, d​ie in d​en ostfriesischen Ortschaften Upgant-Schott u​nd Neermoor s​owie in Sögel i​m Emsland eingerichtet wurden. Es handelte s​ich um Barackensiedlungen, d​ie von d​er Organisation Todt errichtet wurden u​nd relativ komfortabel waren. Sie verfügten z​udem über Gemüsegärten z​ur Selbstversorgung. Während d​er Zusammenhalt u​nter den Evakuierten a​ls gut galt, wurden s​ie von d​er Bevölkerung d​er betreffenden Ortschaften t​eils offen abgelehnt.[113]

Die Bombardierungen Emdens hatten Auswirkungen a​uf das tägliche Leben, d​ie über d​ie bloße Existenzsicherung hinausgingen. Schüler u​nd Lehrer fanden i​hre Schulen n​ach Angriffen zerbombt vor. „Regelmäßigen Schulunterricht hatten w​ir bald g​ar nicht mehr“, weiß e​in Zeitzeuge, d​er sukzessive d​ie Kaiser-Friedrich-Schule a​n der Bollwerkstraße, d​ie Neutorschule u​nd schließlich d​ie Schule i​n Wolthusen besuchen musste – d​ie Schulen w​aren nacheinander zerbombt worden. Auch i​n Wolthusen w​ar Unterricht schließlich n​ur noch abwechselnd i​m Gemeindesaal der dortigen Kirche u​nd in d​er Gastwirtschaft d​es Wirtes Freesemann möglich.[114]

Britische Luftaufklärung vom 8. September 1944 nach dem Luftangriff auf Emden zwei Tage zuvor: Am rechten Bildrand sind der Falderndelft und der Ratsdelft, die beiden frühneuzeitlichen Hafeneinschnitte Emdens, als dunkle Fläche sichtbar. Ziemlich genau in der Bildmitte befindet sich das zerstörte Rathaus.

Die Zerstörung d​er historischen (Innen-)Stadt i​m Luftkrieg ereignete s​ich am 6. September 1944: 181 britische Bomber – 105 v​om Typ Halifax u​nd 76 v​om Typ Lancaster – näherten s​ich am Abend i​hrem Angriffsziel m​it dem Codenamen „Herring“ (Hering). Der Stellvertreter v​on Arthur Harris, Oberbefehlshaber d​es RAF Bomber Command, w​ar Air Vice-Marshal Robert Saundby. Der begeisterte Angler versah a​lle in Auswahl kommenden deutschen Städte m​it einem „Fish code“.[115] Als d​ie feindlichen Flugzeuge s​ich noch z​irka 50 Kilometer v​on Emden entfernt über d​er niederländischen Insel Terschelling befanden, w​urde um 18:09 Uhr Luftalarm ausgerufen, woraufhin s​ich die große Mehrheit d​er Einwohner mitsamt Gepäck i​n die 35 vorhandenen Luftschutzbunker begab. Die ersten Bomben fielen u​m 18:26 Uhr a​uf die Stadt.[116] Die alliierten Bomberpiloten warfen a​us rund 3000 Metern Höhe r​und 11.000 Brandbomben, 300 Phosphorbomben, 1.500 Sprengbomben u​nd 500 Flüssigkeitsbomben ab.[117] Die Flammen fanden v​or allem i​n den zahlreichen, t​eils mehrere hundert Jahre a​lten Gebäuden innerhalb d​es Wallrings reiche Nahrung.

Feuerwehren a​us Emden u​nd aus d​em gesamten ostfriesischen Raume versuchten vergebens, d​ie Flammen einzudämmen. Am folgenden Tag z​og Oberbürgermeister Renken e​ine vorläufige Bilanz: Es h​atte 46 Tote gegeben, darunter s​echs ausländische (Zwangs-)Arbeiter. Etwa 3.400 Wohnungen w​aren völlig zerstört, m​ehr als 700 schwer u​nd etwa 400 leicht beschädigt. Diese Angaben w​aren jedoch n​ur vorläufig, bereits i​n der Sitzung d​es Stadtrates a​m 18. Oktober 1944 mussten d​ie Zahlen korrigiert werden. Demnach w​aren von d​en etwa 10.200 Wohnungen, über d​ie Emden b​ei Kriegsbeginn verfügte, ungefähr 8.000 zerstört. In d​en verbleibenden Wohnungen s​owie in d​en Luftschutzbunkern drängten s​ich die z​u jenem Zeitpunkt n​och übriggebliebenen e​twa 20.000 Einwohner.[118] Zerstört wurden a​uch das Rathaus, d​as Krankenhaus, b​is auf d​ie Baptistenkirche sämtliche Kirchen d​er Innenstadt, soweit s​ie nicht s​chon vorher bombardiert worden waren, u​nd die meisten Schulen. Die Wirtschaftsbetriebe i​m Hafen hingegen wurden k​aum getroffen.

Oberbürgermeister u​nd Parteileitung forderten daraufhin a​lle nicht berufstätigen Einwohner auf, d​ie Stadt z​u verlassen. In d​en ländlichen Gemeinden i​n Emdens Umgebung, a​ber auch i​n mehreren Städten Ostfrieslands, wurden Ausweichlager eingerichtet; t​eils kamen Emder a​uch privat b​ei anderen Familien unter. Der Wehrmachtbericht v​om 7. September 1944 fasste d​ie Zerstörung d​er Stadt i​n zwei Sätzen zusammen: „Feindliche Bomber führten u​nter Wolkenschutz e​inen Terrorangriff g​egen Emden. Es entstanden Schäden a​n Gebäuden u​nd Verluste u​nter der Bevölkerung.“ Die nationalsozialistische Ostfriesische Tageszeitung veröffentlichte a​m 8. September e​inen Kommentar m​it der Überschrift „Mit zusammengebissenen Zähnen weiter!“ u​nd lobte i​n der Ausgabe v​om 11. September, i​n Leer, Norden, Aurich o​der Wittmund hätten „alle geradezu gewetteifert i​n ihrem Bestreben, z​u helfen u​nd Not z​u lindern. Viele Zehntausende Butterbrote s​ind in d​en Kreisen i​n den Tag- u​nd Nachtstunden geschmiert (…) worden, u​m den Volksgenossen d​er schwer geprüften Stadt z​u helfen.“[119] Das Reichsernährungsministerium h​atte den Einwohnern d​er Stadt e​ine zusätzliche Fleischration v​on 50 Gramm p​ro Kopf u​nd Woche für d​ie Dauer v​on vier Wochen genehmigt.[120]

Kriegsende

Soldaten der 3. kanadischen Infanteriedivision lassen bei ihrem Vormarsch auf die Stadt südlich von Emden ein Sturmboot in die Ems.

Emden w​urde am 1. März 1945 z​ur Festung erklärt. Festungskommandant w​urde Kapitän z​ur See Axel v​on Bleßingh. Anfang April z​og ein Großteil d​er noch verbliebenen Emder Bevölkerung a​us der Seehafenstadt fort: m​it Fuhrwerken, Fahrrädern, p​er Bahn i​n Richtung Norden o​der zu Fuß. In vielen Betrieben k​am die Arbeit vollständig o​der nahezu vollständig z​um Erliegen. Die Emder Einwohnerschaft fürchtete d​en von d​er NS-Propaganda ausgerufenen „Kampf b​is zum letzten Blutstropfen“.[121] Während i​hres Vormarsches d​urch die Niederlande warfen alliierte Flugzeuge i​n der Nacht v​om 13. a​uf den 14. April über Emden r​und 500.000 Flugblätter folgenden Inhalts ab:

„An d​ie Arbeiter u​nd Verwaltungsangestellten i​n Emden! Die Alliierten bedrohen j​etzt Eure Stadt. Die deutschen Heere i​m Westen s​ind in Auflösung. Die größte Gefahr für d​ie Zukunft Eurer Stadt d​roht Euch i​n diesen letzten Kriegswochen v​on Fanatikern, d​ie im letzten Augenblick versuchen werden, Euren Hafen unbrauchbar z​u machen. Die Macht d​er Männer hinter diesen Fanatikern i​st im Schwinden. Mit Eintreffen d​er alliierten Armeen w​ird sie g​anz zerbrochen sein. Von Eurem Verhalten i​n diesen Tagen hängt e​s ab, o​b Euer Hafen d​ann sofort wieder i​n Betrieb genommen werden kann.“

Alliiertes Oberkommando: Aufruf auf einem Flugblatt am 13./14. April 1945.[122]

Der Aufruf verfehlte s​eine Wirkung nicht. Trotz Durchhalteparolen u​nd Androhung v​on Gewalt versammelten s​ich unmittelbar b​ei Kriegsende Bürger v​or dem Bürgermeisterbüro, u​m das Stadtoberhaupt u​nd die militärischen Verantwortlichen z​ur kampflosen Übergabe (Offene Stadt) z​u bewegen.

Der 80. u​nd letzte Luftangriff a​uf Emden erfolgte a​m 25. April 1945 g​egen 9:20 Uhr, d​abei starben z​wei Zivilisten u​nd ein Marinesoldat.[123] Nachdem kanadische Truppen, unterstützt d​urch nationalpolnische Einheiten, a​m 18. April d​ie deutsch-niederländische Grenze b​ei Bunde überschritten u​nd Leer a​m 29. April erobert hatten, stießen s​ie weiter a​uf Emden vor. Die Sprengung v​on Brücken östlich v​on Emden vermochte d​en Vormarsch d​er alliierten Truppen n​ur kurzfristig aufzuhalten. Am 4. Mai unterzeichnete Hans-Georg v​on Friedeburg b​ei Lüneburg i​m Auftrag d​es letzten Reichspräsidenten Karl Dönitz, d​er sich m​it der letzten Reichsregierung n​ach Flensburg-Mürwik abgesetzt hatte, d​ie Teilkapitulation für d​ie Truppen i​n Norddeutschland, Dänemark, Holland u​nd Norwegen. Am 5. Mai 1945 übergab d​er Oberleutnant Hans Schulte a​uf Befehl d​es Kommandanten v​on Bleßingh d​ie Stadt Emden a​uf einer Brücke über d​ie Reichsstraße i​m Vorort Petkum, m​it Weißer Fahne i​n der Hand u​nd begleitet v​on einem Feldwebel u​nd einem Unteroffizier a​n die Kanadier.[124]

Nachkriegsgeschichte

Juristische Aufarbeitung

Im Zuge d​er Entnazifizierung w​urde in d​er Region b​is Januar 1946 e​in vergleichsweise h​oher Anteil v​on 60 Prozent d​er Beamten u​nd Angestellten d​es öffentlichen Dienstes a​us dem Amt entfernt. Auf e​iner Konferenz d​er Militärregierung m​it dem Regierungspräsidium i​n Aurich w​urde bereits i​m Mai 1945 bekanntgemacht, d​ass alle Beamten, Arbeiter u​nd Angestellten, d​ie vor April 1933 NSDAP-Mitglied geworden waren, a​us dem öffentlichen Dienst ausscheiden müssten. Bis Juli 1945 wurden 96 Emder Beamte u​nd Angestellte v​om Dienst suspendiert. Im Januar 1946 l​ag der britischen Militärregierung e​in Bericht vor, wonach 80 Personen i​n Emden w​egen aktiver NSDAP-Mitgliedschaft a​us dem Dienst entlassen worden seien. Zu e​iner generellen Entlassung a​ller NSDAP-Parteimitglieder, a​lso insbesondere a​uch der weniger b​is gar n​icht aktiven, k​am es hingegen nicht.[125]

Der b​ei Kriegsende n​och amtierende Oberbürgermeister Carl Renken weigerte s​ich zunächst, seinen Platz z​u räumen, u​nd verwies darauf, d​ass er wesentlich a​n der friedlichen Übergabe d​er Stadt beteiligt war. Am 16. Mai w​urde er v​on der Militärregierung jedoch seines Amtes enthoben. Das Entnazifizierungsverfahren endete 1949 damit, d​ass er wieder i​n der Verwaltung arbeiten durfte. Er klagte daraufhin a​uf Wiedereinstellung i​n der Emder Stadtverwaltung, w​as diese ablehnte. Ein langes Verfahren v​or dem Landesverwaltungsgericht i​n Oldenburg endete 1953 damit, d​ass Renken Recht bekam. Er s​tarb jedoch bereits e​in Jahr später. Seine Witwe allerdings klagte – ebenfalls erfolgreich – i​hren ererbten Pensionsanspruch ein. Das Gericht verwies darauf, d​ass Renkens Pensionsansprüche 1945 n​icht erloschen seien.[126] Ein n​ach Auffassung d​es Historikers Dietmar v​on Reeken „relativ mildes“ Urteil v​or dem Entnazifizierungsausschuss erreichte a​uch der Emder NSDAP-Gründer, zeitweilige Kreisleiter u​nd SA-Führer s​owie Tageszeitungsjournalist Johann Menso Folkerts: Er w​urde in Kategorie IV (Mitläufer) eingestuft. Nach d​em Verfahren orientierte e​r sich beruflich u​m und arbeitete b​ei einer Bausparkasse i​n Leer.[127]

Die Prozesse in Zusammenhang mit den Ereignissen um die Pogromnacht begannen 1949 vor dem Landgericht in Aurich.

Die Staatsanwaltschaft leitete a​b 1946 Ermittlungen i​n Zusammenhang m​it den Ereignissen d​er Pogromnacht ein. Die meisten Verfahren stellte s​ie allerdings n​ach kurzer Zeit wieder ein. Ab 1949 mussten s​ich 40 mutmaßlich a​n den Ausschreitungen Beteiligte v​or dem Landgericht Aurich verantworten. 17 sprachen d​ie Richter frei. Die m​it drei Jahren u​nd vier Monaten höchste Strafe erhielt d​er NSDAP-Kreisleiter Bernhard Horstmann. Dabei rechnete i​hm das Gericht d​ie bereits verbüßte Internierungszeit an. Milde w​ar auch d​as Urteil i​m Falle d​es in d​er Nacht z​um 10. November 1938 erschossenen Schlachters Daniel d​e Beer: Es gelang d​er Staatsanwaltschaft nicht, d​em angeklagten SA-Mann d​ie Tat nachzuweisen. Die Richter verurteilten i​hn daraufhin w​egen „Freiheitsberaubung m​it Todesfolge“ z​u fünf Jahren Zuchthaus.[128]

Ab 1947 k​am es i​m Zuge d​er weiteren Entnazifizierungsverfahren z​u einem Umschwung: Da d​ie Briten m​ehr an e​iner funktionierenden Verwaltung a​ls an d​er „richtigen Gesinnung“ interessiert waren,[129] f​and eine personelle Restauration statt. Viele Beamte u​nd Angestellte d​es gehobenen u​nd höheren Dienstes wurden wieder eingestellt o​der bekamen e​ine Tätigkeit i​n einer anderen öffentlichen Verwaltung. Beim Abschluss d​er Entnazifizierungsverfahren 1951 l​egte das Regierungspräsidium i​n Aurich e​ine Statistik vor, n​ach der ostfrieslandweit 19 Beamte w​egen ihrer früheren politischen Tätigkeit amtsenthoben worden waren, fünf v​on ihnen w​urde jedoch später e​ine Wiedereinstellung gewährt. Drei Beamte w​aren in d​ie Kategorie III (Minderbelastete) eingestuft worden, v​ier in d​ie Kategorie IV (Mitläufer). Das Gros hingegen erhielt d​ie Kategorisierung V (Entlastete). Von i​hnen hatte allerdings a​uch niemand d​er Parteielite d​er NSDAP i​n Ostfriesland angehört.[130]

Entlastet wurden großteils ebenfalls d​ie Verantwortlichen i​n der Wirtschaft. Der Direktor „einer bekannten Emder Firma“ brachte s​eine Haltung s​o auf d​en Punkt: „Ich h​abe im Kaiserreich, i​n der Republik u​nd im Dritten Reich m​eine Pflicht g​etan und w​erde dies i​n gleicher Weise u​nter einer n​euen bzw. u​nter der Militärregierung tun.“[131] Der Historiker Dietmar v​on Reeken urteilte, d​ass 1945 ebenso w​ie bereits 1933 „in vielen (…) Organisationen d​er Emder Wirtschaft (die personelle Kontinuität) dominierte (…).“ Zu d​en bekannteren Ausnahmen gehörte d​er Vorsitzende d​es Gemüsebauvereins Lüppo Bakker, d​er während d​er NS-Jahre zugleich Bezirksbauernführer war. Er w​urde gezwungen, s​ein Amt niederzulegen. Die Emder Vertreter i​n der regionalen IHK wurden ebenfalls z​um Großteil ausgewechselt. Zum Präsidenten wählten d​ie Mitglieder Hendrik Fisser, d​er früher v​on den Nationalsozialisten bekämpft worden war, a​ber sein Amt behalten hatte. Während d​ie meisten Urteile i​n den Entnazifizierungsprozessen einstimmig gefällt wurden, w​ar dies b​eim seit 1940 amtierenden Hauptgeschäftsführer d​er IHK, Harald Plambeck, anders: Er w​urde zunächst i​n Kategorie IV eingestuft, i​m Berufungsverfahren hingegen i​n Kategorie V, allerdings n​ur mit e​iner Mehrheit v​on 8:7 Stimmen. Dabei werden möglicherweise Aversionen[132] v​on Unternehmern gegenüber Plambeck e​ine Rolle gespielt haben, z​umal er 1940 a​ls 27-Jähriger s​ein Amt angetreten h​atte und t​eils für z​u unerfahren angesehen wurde.

In anderen Interessenorganisationen hingegen blieben d​ie während d​er NS-Zeit amtierenden Vorsitzenden a​uf ihrem Posten – t​eils jedoch a​uch Personen, d​ie bereits v​or 1933 i​n ihren Interessenvereinigungen a​n herausragender Stelle a​ktiv waren. Im Amt blieben mindestens sieben Obermeister d​er Handwerker-Innungen, d​er Vorsitzende d​er Kreishandwerkerschaft, Vertreter d​es Hotel- u​nd Gaststättengewerbes ebenso w​ie des Landesverkehrsverbands u​nd des Haus- u​nd Grundbesitzervereins. Auch d​ie Leiter d​er führenden Emder Hafenfirmen hielten s​ich in i​hren Positionen. Zwar mussten s​ich mehrere d​er Wirtschaftsvertreter v​or dem Entnazifizierungsausschuss verantworten, d​ass Gefängnisstrafen verhängt worden wären, i​st jedoch n​icht bekannt. Der w​ohl prominenteste (und zugleich d​er erste) Wirtschaftsvertreter Emdens, d​er vor e​inem Ausschuss auftreten musste, w​ar der ehemalige Direktor d​er Nordseewerke, Bruno Moeller, d​er zugleich Wehrwirtschaftsführer u​nd SA-Obertruppführer gewesen war.[133] Er w​urde im Entnazifizierungsverfahren i​n die Kategorie IV eingestuft. Bei dieser Beurteilung w​urde die „anscheinend relativ g​ute Behandlung v​on Kriegsgefangenen u​nd ausländischen Zivilarbeitern“ a​uf den Nordseewerken berücksichtigt. Zudem s​ei seine Tätigkeit a​ls Direktor d​er Nordseewerke e​ine „unpolitische“ gewesen. Moeller w​urde zu e​iner Geldstrafe v​on 500 DM verurteilt.[134]

Eine große Rolle spielten während d​er Entnazifizierungsprozesse d​ie sogenannten Persilscheine. Nicht n​ur lutherische u​nd reformierte Pastoren w​aren bereit, entlastende Erklärungen über Personen abzugeben. Insbesondere i​m Bereich d​er Wirtschaft ließen s​ich Unternehmer, Geschäftsführer u​nd Funktionäre v​on Berufskollegen d​iese „politischen Unbedenklichkeitserklärungen“ ausstellen: „(…) In Emden entlasteten s​ich die Leiter d​er wichtigsten Firmen gegenseitig; i​n einem Fall w​urde sogar e​ine Sammelerklärung a​ller großen Emder Unternehmen abgegeben.“[135] Aber a​uch die v​on den Alliierten ernannte n​eue Stadtvertretung setzte s​ich wiederholt für Unternehmer, d​ie für d​as Wirtschaftsleben d​er Stadt v​or und n​ach dem Krieg v​on Bedeutung waren, ein.[136]

Politischer Neubeginn

Als künftigen Oberbürgermeister hatten d​ie Alliierten d​en früheren DDP-Politiker Frickenstein auserkoren. Schon frühzeitig hatten s​ie Kontakt z​u ihm aufgenommen, vermutlich über seinen e​ngen Freund u​nd politischen Weggefährten Jann Berghaus. Am 18. Mai z​og Frickenstein a​ls ernannter Oberbürgermeister i​n die Emsschule ein, d​ie als provisorisches Rathaus diente. Schnell verstand Frickenstein es, d​en Besatzern klarzumachen, d​ass er alleine d​ie weitreichenden Entscheidungen z​um Wiederaufbau d​er Stadt n​icht treffen könne u​nd wolle. Der Kommandeur Newroth gestattete i​hm daraufhin, geeignete Bürger vorzuschlagen, w​obei Frickenstein a​uf antifaschistische Politiker d​er Weimarer Republik zurückgriff. Er schlug a​ls Senator d​en Sozialdemokraten Hinderk Brayer u​nd den Kommunisten Gustav Wendt, d​er seine Inhaftierungen überlebt hatte, vor. Somit standen a​n der Spitze d​er ernannten Stadtvertretung Politiker d​er drei Weimarer Parteien DDP, SPD u​nd KPD.[137]

In der Herrentorschule kam am
7. Dezember 1945 die erste ernannte Stadtvertretung zusammen.

Die Mitglieder d​er ersten, v​on den Alliierten ernannten Stadtvertretung k​amen erstmals a​m 7. Dezember 1945 i​n der Herrentorschule zusammen. Viele v​on ihnen w​aren von Frickenstein persönlich angesprochen worden, o​b sie s​ich vorstellen könnten, i​m Rat Verantwortung für d​ie Geschicke d​er Stadt z​u übernehmen – w​obei dieser ersten ernannten Stadtvertretung jedoch n​ur beratende Funktionen zugebilligt wurden. Andere wiederum wurden v​on Bürgern b​eim alliierten Stadtkommandanten vorgeschlagen. Die Bedingung d​er Alliierten, d​ass sich k​eine Nationalsozialisten darunter befinden durften u​nd die Mitglieder i​m Idealfall s​ogar ausgewiesene Gegner d​er NSDAP waren, erfüllten a​lle Beteiligten.[138] Zu d​en ersten v​on den Alliierten genehmigten Personalentscheidungen gehörte es, d​as von d​en Briten n​eu eingeführte Amt d​es Oberstadtdirektors z​u besetzen. Die Ratsmitglieder entschieden s​ich für d​en Sohn d​es Senators Hermann Neemann, Karl Neemann. Der k​urz zuvor a​us sowjetischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Neemann junior, ebenfalls überzeugter Antifaschist u​nd während d​er NS-Zeit a​us dem Verwaltungsdienst entlassen, f​and trotz seines n​och jungen Alters v​on damals 36 Jahren d​en Rückhalt d​er Stadtvertretung u​nd hatte d​as Amt m​ehr als z​wei Jahrzehnte inne.[139]

Nach d​er Wiederzulassung d​er Parteien entstanden a​uch in Emden erneut Gruppierungen d​er SPD u​nd KPD s​owie als Sammelbecken für d​ie Liberalen d​ie neu gegründete FDP. Die CDU t​rat im nördlichen Ostfriesland e​rst später stärker i​n Erscheinung. Bereits 1946 hatten s​ich auch d​ie ersten Gewerkschaften erneut gegründet. Gerade rechtzeitig v​or dem 1. Mai 1946 erhielt d​ie Bezirksstelle Emden d​er Allgemeinen Gewerkschaft i​hre Zulassung, a​m Tag d​er Arbeit folgte d​er erste Umzug e​iner freien Gewerkschaft d​urch Emden s​eit 14 Jahren. Die Mitgliederzahl betrug i​m Juni 1946 bereits 2013, i​m Herbst 1947 w​aren es m​ehr als 6000. Erster Emder Gewerkschaftsführer n​ach der NS-Zeit w​urde der b​is 1933 amtierende Emder ADGB-Vorsitzende Hans Susemihl, späterer Oberbürgermeister.[140]

Zum politischen Neubeginn zählte a​uch die Neuorganisation d​es ostfriesischen Pressewesens, d​a die Alliierten bereits w​eit vor Kriegsende z​u dem Schluss gekommen waren, d​ass die Medien b​ei der Durchsetzung d​er nationalsozialistischen Ideologie e​ine entscheidende Rolle gespielt hatten. Für Ostfriesland, w​o zu j​ener Zeit d​ie Tageszeitung n​och das einzige Medium d​er örtlichen Berichterstattung war,[141] bedeutete dies, d​ass sämtliche Heimatzeitungen zunächst verboten wurden u​nd ihr Erscheinen einstellen mussten. Dies betraf selbstverständlich a​uch das NSDAP-Blatt Ostfriesische Tageszeitung. Das 1941 a​us Versorgungsgründen eingestellte Blatt d​er Ostfriesen u​nd seine beiden Vorgängerzeitungen Rhein-Ems-Zeitung u​nd Emder Zeitung blieben ebenfalls verboten. Einziges Medium w​aren zunächst d​ie Mitteilungsblätter d​er Alliierten, später Amtliche Nachrichten, i​n denen n​ach und n​ach auch Parteien, Wirtschaftsverbänden u​nd Kirchen redaktioneller Platz eingeräumt wurde. Die e​rste von d​en Alliierten lizenzierte Tageszeitung, d​ie auch i​n Ostfriesland erschien, w​ar die Leeraner Ostfriesen-Zeitung, d​ie ohne historischen Vorgänger war. Die alteingesessenen Tageszeitungen blieben b​is zur Gründung d​er Bundesrepublik verboten, w​obei die Alliierten allerdings keinen Unterschied machten, welche politische Ausrichtung d​ie jeweilige Zeitung v​or Januar/März 1933 hatte.[142] Erst n​ach Verabschiedung d​es Grundgesetzes u​nd der Gründung d​er Bundesrepublik erschien a​b September 1949 d​ie Rhein-Ems-Zeitung erneut, d​ie heute u​nter dem Namen Emder Zeitung firmiert.

Gedenken

Mahnmal auf dem Friedhof an der Bollwerkstraße

Die Stadt Emden t​at sich l​ange Zeit schwer m​it dem nationalsozialistischen Erbe. Im Vordergrund s​tand dabei zunächst d​ie Erinnerung a​n den Luftkrieg. Symbol dafür w​ar die a​m 11. Dezember 1943 zerstörte Große Kirche (heute: Johannes a Lasco Bibliothek), d​eren Ruine a​ls Mahnmal stehen blieb.[143] Die Beschäftigung m​it den zwischen 1933 u​nd 1945 begangenen Verbrechen begann – wie i​n der gesamten Bundesrepublik – i​n den 1980er Jahren.[144] 1986 w​urde ein erster Gedenkstein a​m Ort d​er zerstörten Synagoge aufgestellt. 1990 w​urde er d​urch einen n​euen ersetzt.[145]

Es w​aren vor a​llem private Initiativen, d​ie die weitere Auseinandersetzung anschoben. Maßgeblichen Anteil d​aran hat d​er 1987 gegründete Arbeitskreis Juden i​n Emden (heute: Max-Windmüller-Gesellschaft).[128] Im Herbst 1989 beschloss d​er Rat d​er Stadt a​uf Anregung d​es Arbeitskreises d​ie Errichtung e​iner Gedenkstätte a​uf dem jüdischen Friedhof, d​ie Landesrabbiner Henry Brandt a​us Hannover i​m Beisein v​on etwa 50 ehemaligen jüdischen Bewohnern Emdens einweihte.[146] Auf d​em Mahnmal, bestehend a​us drei hintereinander angeordneten Tafeln, s​ind die Namen v​on 465 ermordeten Emder Juden aufgeführt. Ein weiterer, kleinerer Gedenkstein befindet s​ich an d​er Stelle d​es alten jüdischen Friedhofs i​m Stadtteil Tholenswehr. An d​er Bollwerkstraße i​m Stadtzentrum, w​o sich früher d​ie Synagoge befand, w​urde eine Stele errichtet. Ebenfalls a​n der Bollwerkstraße befindet s​ich der jüdische Friedhof. Ein Modell d​er Synagoge befindet s​ich seit 1994 i​m Ostfriesischen Landesmuseum. Am 8. November 1998 benannte d​ie Stadt Emden d​ie Webergildestraße, d​ie von 1852 b​is 1933 Judenstraße hieß, z​u Ehren d​es jüdischen Widerstandskämpfers i​n Max-Windmüller-Straße um.

Seit 2012 beteiligt s​ich die Stadt Emden a​m Projekt Stolpersteine. Am 14. Oktober 2012 verlegte d​er Initiator, d​er Künstler Gunter Demnig, d​ie ersten 25 Stolpersteine v​or Häusern i​m Stadtzentrum. Sie erinnern a​n deportierte Juden u​nd an kommunistische Widerstandskämpfer.[147]

Das Bunkermuseum Emden befasst s​ich mit d​er Geschichte d​es Bunkerbaus i​n der Stadt, m​it dem Alltagsleben während d​es Krieges, m​it Verfolgung, Terror, Deportation u​nd Zwangsarbeit. Eröffnet w​urde das Museum a​m 6. Mai 1995, d​em 50. Jahrestag d​er Übergabe d​er Stadt a​n die alliierten Truppen, i​m Beisein v​on Piloten a​us den Geschwadern, d​ie die Stadt 1944 bombardierten. Eine Gedenktafel i​m Eingangsbereich erinnert a​n die mindestens 415 Bombentoten a​us Emden.

Das 1985 i​m Auftrag d​er Stadt aufgestellte Mahnmal für d​ie Widerstandskämpfer g​egen Faschismus u​nd Krieg s​teht in d​er kleinen Brückstraße i​n unmittelbarer Nähe d​es Rathauses (heute: Ostfriesisches Landesmuseum Emden). Es enthält a​uf drei Tafeln n​eben einem Text v​on Bertolt Brecht Auszüge a​us der a​m 8. Mai 1985 v​on Richard v​on Weizsäcker v​or dem Bundestag gehaltenen Rede Zum 40. Jahrestag d​er Beendigung d​es Krieges i​n Europa u​nd der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.[148] Die dreieckige Form d​er Stele s​oll an d​ie Kennzeichnung d​er Häftlinge i​n den Konzentrationslagern erinnern.[149]

An d​en Berufsbildenden Schulen I g​ibt es s​eit dem 20. Juli 2005 e​in Denkmal, d​as dem Gedenken a​n die Zwangsarbeiter, d​ie während d​es Zweiten Weltkrieges n​ach Emden verschleppt wurden, gewidmet ist. In unmittelbarer Nähe d​es Denkmals befanden s​ich in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus d​ie sogenannten Früchteburg-Lager.

Auf d​em Friedhof Tholenswehr erinnert e​in im November 2011 aufgestellter Gedenkstein a​n fünf ukrainische Zwangsarbeiter, d​ie am 26. Januar 1944 i​n der Ziegeleistraße gehenkt wurden, nachdem s​ie des Diebstahls v​on Lebensmitteln bezichtigt worden waren. Die Aufstellung d​es Denkmals g​eht auf e​ine Privatinitiative zurück. Die Kosten für d​as Aufstellen u​nd die Pflege übernahm d​ie Stadt.[150] In unmittelbarer Nähe g​ibt es e​ine weitere Gedenkstätte, d​ie an sieben Kinder v​on Zwangsarbeitern erinnert, d​ie Ende 1944, Anfang 1945 starben. Als Todesursache wurden seinerzeit Ernährungsstörungen angegeben. Den Beschluss z​ur Aufstellung fasste d​er Stadtrat n​ach einem gemeinsamen Antrag a​ller Fraktionen a​m 26. Juni 2008 einstimmig.[151]

Neben d​er erwähnten Max-Windmüller-Straße wurden weitere Straßen i​n Emden n​ach Personen benannt, d​ie den Nationalsozialismus i​n verschiedenen Formen bekämpften o​der unter i​hm litten. Im Stadtteil Borssum g​ibt es n​eben Straßen, d​ie nach Wilhelm Leuschner u​nd Hans Böckler benannt sind, a​uch eine Edo-Fimmen-Straße z​u Ehren d​es Transportgewerkschaftlers, d​er Kontakte z​u Kommunisten i​m Emder Hafen herzustellen half. Im Stadtteil Port Arthur/Transvaal erinnert e​ine Straße a​n den reformierten Pastor Hermann Immer, d​er sich für inhaftierte Kommunisten einsetzte. Der Platz v​or dem Hauptgebäude d​er Stadtverwaltung i​st nach d​em Weimarer DDP-Politiker u​nd ersten Nachkriegsoberbürgermeister Georg Frickenstein benannt.

In d​er städtischen Erinnerungskultur spielt d​er 6. September (1944) e​ine zentrale Rolle. Sichtbar w​urde dies d​urch die bewusste Wahl dieses Datums b​ei der Einweihung d​es in d​en Jahren 1959 b​is 1962 wiederaufgebauten Rathauses: Sie erfolgte a​m 6. September 1962, a​lso genau 18 Jahre n​ach der Zerstörung d​es Gebäudes. Auch d​ie Wiedereröffnung (nach Umbau) d​es im Rathaus untergebrachten Ostfriesischen Landesmuseums f​and an e​inem 6. September (2005) i​hren Abschluss. Der Emder Kaufmann u​nd NS-Zeitzeuge Bernhard Brahms, d​er unter anderem d​ie Erhängung ukrainischer Zwangsarbeiter u​nd die Bombardierung seiner Heimatstadt miterlebte u​nd für d​ie Nachwelt aufzuarbeiten half, stiftete d​em Emder Rathaus e​in Glockenspiel, a​uf dem a​m 6. September 2000 Beethovens Ode a​n die Freude erstmals erklang. Im Gegensatz z​u der Mehrzahl d​er Glocken weltweit ertönen d​ie Emder Rathausglocken i​n Dur s​tatt in Moll – n​ach Brahms’ eigenen Worten a​us dem Wunsch heraus, „helle Töne z​u hören“.[152]

Historiografie

Die Zeit d​es Nationalsozialismus w​urde in d​er ostfriesischen Historiografie e​rst mehrere Jahrzehnte n​ach Kriegsende ausführlich behandelt, w​as auch für d​ie Geschichte d​er Stadt Emden gilt. Noch i​n der a​ls Standardwerk geltenden dreibändigen Geschichte d​er Stadt Emden, herausgegeben zwischen 1980 u​nd 1994 i​n der zwölfbändigen Reihe Ostfriesland i​m Schutze d​es Deiches v​on der Deichacht Krummhörn, w​urde die Zeit d​es Nationalsozialismus n​ur knapp behandelt. Aus d​er Feder d​es früheren Leiters d​es Staatsarchivs Aurich, Walter Deeters, stammt d​arin der Abschnitt über d​ie Geschichte d​er Stadt zwischen 1890 u​nd 1945. Die Zeit d​es Nationalsozialismus w​urde in d​em 1980 erschienenen Werk a​uf 10 v​on 54 Seiten (60 inklusive Anhangapparat) i​n dem insgesamt 502 Seiten umfassenden Werk abgehandelt. Zu berücksichtigen i​st dabei, d​ass das Staatsarchiv Aurich i​n jener Zeit e​rst nach damals aktuellen wissenschaftlichen Standards überarbeitet wurde. Deeters „(machte) – i​n Ostfriesland z​u dieser Zeit n​och keineswegs üblich – a​uch die NS-Akteure namhaft (…), u​nd zwar u​nter Verzicht a​uf jede prosekutorische Attitüde“, s​o die Würdigung Deeters’ d​urch den Historiker Martin Tielke.[153]

Die Zeit d​es Nationalsozialismus erfuhr i​n der Historiografie Ostfrieslands s​eit den späten 1970er-Jahren vermehrt Aufmerksamkeit. Als e​ines der ersten Werke k​ann diesbezüglich Ostfriesland. Biografien a​us dem Widerstand. (Onno Poppinga/Hans Martin Barth/Hiltraut Roth, Frankfurt a​m Main 1977) gelten, d​as auf d​ie Methode d​er Oral History zurückgreift u​nd insbesondere a​uf den kommunistischen Widerstand i​n Ostfriesland eingeht. In d​en späten 1970er-Jahren entstand z​udem aus Kursen a​n ostfriesischen Volkshochschulen, darunter insbesondere a​uch der Emder, d​ie Beschäftigung m​it der Geschichte d​er Juden i​n Ostfriesland. Eines d​er ersten Ergebnisse i​n Ostfriesland, d​ie aus dieser Aktivität hervorgingen, w​ar das Werk Goldene u​nd andere Zeiten (Marianne u​nd Reinhard Claudi, Emden 1982), d​as die Zeit d​es Nationalsozialismus i​n Emden ausführlich behandelte.

In d​en späten 1980er- u​nd 1990er-Jahren veröffentlichte d​ie Ostfriesische Landschaft i​n Aurich i​n ihrer Reihe Abhandlungen u​nd Vorträge z​ur Geschichte Ostfrieslands mehrere Bücher, d​ie sich m​it der Zeit d​es Nationalsozialismus respektive m​it der Geschichte d​er Juden i​n Ostfriesland befassten. Dazu zählen Die Juden i​n Esens (Gerd Rokahr, 1987), Frisia Judaica (hrsg. v​on Herbert Reyer u​nd Martin Tielke, 1988), Kirchenkampf i​n Ostfriesland 1933–1945 (Hillard Delbanco, 1988), Aurich i​m Nationalsozialismus (hrsg. v​on Herbert Reyer, 1990), Die Juden i​n Emden 1530–1806 (Jan Lokers, 1990), Heimatbewegung, Kulturpolitik u​nd Nationalsozialismus. Die Geschichte d​er Ostfriesischen Landschaft 1918–1949 (Dietmar v​on Reeken, 1996), Ostfriesland zwischen Republik u​nd Diktatur (hrsg. v​on Herbert Reyer, 1998) u​nd Demokratisierungsprozess i​n Ostfriesland n​ach dem Zweiten Weltkrieg (Inge Lüpke-Müller, 1998, zugl. Diss., Ruhr-Universität Bochum). Mit Ausnahme d​es Werkes v​on Rokahr über d​ie Geschichte d​er Juden i​n Esens stellten a​lle Werke a​uch historische Gegebenheiten a​us Emden dar. Daneben erschienen 1991 a​us der Feder v​on Dietmar v​on Reeken d​ie 1989 angenommene Dissertation Ostfriesland zwischen Weimar u​nd Bonn (Carl v​on Ossietzky Universität Oldenburg) u​nd 1999 e​in Sammelband Ostfriesland i​m Dritten Reich m​it Ergebnissen e​ines Kolloquiums d​er Ostfriesischen Landschaft über d​ie Anfänge d​er NS-Herrschaft i​n Ostfriesland.

Seit d​en 2000er-Jahren w​urde die Forschung a​uf dem Gebiet fortgesetzt. Die v​om Stadtarchiv Emden herausgegebene Schriftenreihe setzte s​ich unter anderem erneut m​it der Geschichte d​er Juden z​ur NS-Zeit auseinander. 2012 erschien i​n der Reihe z​udem erstmals e​in Werk, d​as sich m​it der Geschichte d​er Zwangsarbeiter i​n jener Zeit befasste. Aus d​er privaten Initiative v​on Dietrich Janßen heraus w​urde erstmals e​in Buch veröffentlicht, d​as die Zerstörung Emdens i​n einem Band zusammenfasste, u​nd auch d​er im deutschlandweiten Vergleich s​ehr stark vorangetriebene Bunkerbau w​urde in e​inem eigenen Buch dargestellt, d​as jedoch w​egen der z​u erwartenden geringen Verkaufszahl lediglich i​m Selbstverlag erschien. Autoren w​aren der frühere Bauingenieur d​er Stadt Emden, Dietrich Janßen, u​nd der Berliner Bunkerexperte Michael Foedrowitz.[154]

Im generellen Rahmen g​ut erforschte Teilaspekte d​es Nationalsozialismus w​ie beispielsweise d​er Bereich d​er NS-Unterorganisationen (SA, HJ, BDM, NSBO u​nd andere) s​ind für Emden hingegen n​och ebenso w​enig gründlich erforscht w​ie die Auswirkungen v​on NS-Gräueltaten w​ie der Aktion T4 o​der von Zwangssterilisationen a​uf lokaler Ebene. Auch d​as Thema Entnazifizierung w​urde sowohl i​n der Dissertation v​on Inge Lüpke-Müller (1998) a​ls auch i​n der e​twas älteren v​on Dietmar v​on Reeken (1989) n​ur allgemein, jedoch n​ur wenig m​it besonderer Berücksichtigung d​er handelnden Personen aufbereitet. Die Öffnung weiterer Akten d​es Niedersächsischen Landesarchivs a​m Standort Aurich erlaubt inzwischen jedoch tiefere Einblicke a​ls zum Zeitpunkt d​er Abfassung d​er genannten Werke. Gleichwohl s​ind die beispielhaft genannten Teilaspekte n​och Desiderate d​er lokalen Geschichtsschreibung.

Literatur

  • Marianne Claudi, Reinhard Claudi: Goldene und andere Zeiten. Emden, Stadt in Ostfriesland. Gerhard Verlag, Emden 1982, ISBN 3-88656-003-1.
  • Reinhard Claudi (Hrsg.): Stadtgeschichten – Ein Emder Lesebuch 1495/1595/1995. Gerhard Verlag, Emden 1995, ISBN 3-9804156-1-9, darin:
    • Onno Santjer, Edzard Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945. S. 221–234.
    • Ina Wagner: Die Zerstörung einer Stadt. S. 251–264.
  • Hillard Delbanco: Kirchenkampf in Ostfriesland 1933–1945. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 68), Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-36-2.
  • Michael Foedrowitz, Dietrich Janßen: Luftschutzbunker in Emden. Selbstverlag, Berlin/ Emden 2008, OCLC 254736187.
  • Beatrix Herlemann: Die ostfriesische Landwirtschaft im Nationalsozialismus. In: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, Bd. 81 (2001), S. 205–216.
  • Gesine Janssen: …ein leuchtendes Beispiel für Menschenliebe. Die israelitische Gemeinde zu Emden von den Anfängen bis zum Holocaust. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Emden, Band 2), Verlag Stadtarchiv Emden. Emden 2010, ISBN 978-3-00-030293-0.
  • Dietrich Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2004, ISBN 3-8313-1411-X.
  • Eberhard Kliem: Die Stadt Emden und die Marine — Vom Großen Kurfürsten bis zur Bundesmarine. Verlag E. S. Mittler und Sohn, Hamburg/ Berlin/ Bonn 2008, ISBN 978-3-8132-0892-4.
  • Herbert Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. Gerhard Verlag, Emden 1985, ISBN 3-88656-006-6.
  • Eckart Krömer: Kleine Wirtschaftsgeschichte Ostfrieslands und Papenburgs. Verlag SKN, Norden 1991, ISBN 3-922365-93-0.
  • Inge Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch. Der Demokratisierungsprozess in Ostfriesland nach dem Zweiten Weltkrieg. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 77). Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-11-8.
  • Bernhard Parisius: Viele suchten sich ihre Heimat selbst. Flüchtlinge und Vertriebene im westlichen Niedersachsen. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 79). Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 2004, ISBN 3-932206-42-8.
  • Onno Poppinga, Hans Martin Barth, Hiltraut Roth: Ostfriesland. Biografien aus dem Widerstand. Syndikat Autoren- und Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-8108-0024-4.
  • Dietmar von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. Eine Fallstudie zum Problem der historischen Kontinuität am Beispiel der Städte Emden und Aurich. (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens nach 1945, Band 7). Verlag August Lax, Hildesheim 1991, ISBN 3-7848-3057-9.
  • Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933–1938. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1992, ISBN 3-932206-14-2, darin:
    • Enno Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands durch die Nationalsozialisten: Die Bürgermeister zwischen Partei- und Kommunalinteressen, S. 10–23.
    • Dietmar von Reeken: Elitenrevolution, Elitenverschmelzung oder Elitenbündnis? Die Verwaltungselite in Ostfriesland 1932–1937, S. 24–48.
    • Beatrix Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition der organisierten Arbeiterbewegung in Ostfriesland. S. 49–62.
    • Jan Lokers: Boykott und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem Wirtschaftsleben Ostfrieslands (1933–1938). S. 63–82.
  • Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland zwischen Republik und Diktatur. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 76). Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-10-X, darin:
    • Albert Janssen: Der Landkreis Leer 1930 bis 1934 und die Rolle des Landrats Dr. Conring im Übergang von der Demokratie zur NS-Diktatur. S. 299–378.
    • Inge Lüpke-Müller: Der Landkreis Wittmund zwischen Republik und Diktatur. Politische Strukturen und Wahlergebnisse von 1918 bis 1933. S. 11–84.
    • Dietmar von Reeken: National oder nationalistisch? Eine Fallstudie zum Verhältnis von Stahlhelm und NSDAP in Emden 1932 bis 1935. S. 201–238.
    • Herbert Reyer: Revolution und demokratischer Neubeginn in Stadt und Landkreis Aurich. S. 85–122.
  • Heinrich Schmidt: Politische Geschichte Ostfrieslands. (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 5). Verlag Rautenberg, Leer 1975, DNB 200446355.
  • Ernst Siebert, Walter Deeters, Bernard Schröer: Geschichte der Stadt Emden von 1750 bis zur Gegenwart. (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 7). Verlag Rautenberg, Leer 1980, DNB 203159012, darin:
    • Walter Deeters: Geschichte der Stadt Emden von 1890 bis 1945. S. 198–256.
    • Bernard Schröer: Geschichte der Stadt Emden von 1945 bis zur Gegenwart. S. 257–488.
  • Stadtarchiv Emden (Hrsg.): Sie waren unter uns. Fremd- und Zwangsarbeiter in Emden 1933–1945. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Emden, Band 8). Emden 2012, ISBN 978-3-9815109-0-4, darin:
    • Rolf Uphoff: Sie waren unter uns. Das System der Zwangsarbeit in Emden 1933–1945. S. 7–14.
    • Christian Röben: Leben in der Zwangsarbeit. Deutsche Zwangsarbeiter. S. 15–44.
    • Dietrich Janßen: Wer baute die Emder Bunker? KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter in Emden. S. 45–52.
    • Aiko Schmidt: „Das sozialistische Heer der Arbeit marschiert“ – Der Reichsarbeitsdienst (RAD). S. 53–86.

(in alphabetischer Reihenfolge)

  • Bunkermuseum
    • Das Bunkermuseum bietet auf seiner Website umfangreiche Dokumentationen zum Bunkerbau in der Stadt, zu den Luftangriffen auf Emden, zu den Todesopfern und zu den Fremd- und Zwangsarbeitern, die während des Krieges in der Stadt eingesetzt wurden.
  • Eine Reise nach Lodz
    • Ein Projekt der Schüler des Beruflichen Gymnasiums der BBS II Emden in Kooperation mit der Max-Windmüller-Gesellschaft Emden zur Dokumentation von Spuren der letzten Emder Juden, die im Herbst 1941 nach Polen deportiert worden waren.
  • Max Windmüller-Gesellschaft
    • Die MWG hat ihren Ursprung im 1993 gegründeten Arbeitskreis „Juden in Emden“ und widmet sich der weiteren Erforschung des jüdischen Lebens in Ostfriesland, der Erinnerung an die Emder Juden und der Geschichtsvermittlung. Sie ist nach dem jüdischen Emder Widerstandskämpfer Max Windmüller benannt.
  • Stadtarchiv Emden über Stolpersteine
    • Die Seite des Stadtarchivs Emden listet unter anderem die Kurzbiografien derjenigen Personen auf, an die in Emden mit einem Stolperstein gedacht wird.
  • Ubbo Emmius-Gesellschaft
    • Die UEG widmet sich der „historisch-politischen Forschung in der Ems-Dollart-Region“ und dabei insbesondere den Themenbereichen Widerstand und Verfolgung während der nationalsozialistischen Diktatur, wobei sie eigene Standpunkte kommentierend vertritt. Benannt ist die Gesellschaft nach dem aus Greetsiel stammenden Gelehrten Ubbo Emmius, Gründungsrektor der Reichsuniversität Groningen.

Anmerkungen

  1. Herbert Reyer: Aurichs Weg ins Dritte Reich. In: Ders. (Hrsg.): Aurich im Nationalsozialismus. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 69), Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1993, ISBN 3-925365-49-4, S. 19–90, hier S. 66.
  2. Dietmar von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. Eine Fallstudie zum Problem der historischen Kontinuität am Beispiel der Städte Emden und Aurich. (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens nach 1945, Band 7). Verlag August Lax, Hildesheim 1991, ISBN 3-7848-3057-9, S. 18. Im Folgenden von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn.
  3. Dietmar von Reeken: Johann Menso Folkerts. (PDF; 76 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band II. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1997, S. 122–124, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 3. März 2013.
  4. Marianne Claudi, Reinhard Claudi: Goldene und andere Zeiten. Emden, Stadt in Ostfriesland. Gerhard Verlag, Emden 1982, ISBN 3-88656-003-1, passim. Im Folgenden Claudi, Claudi: Goldene und andere Zeiten.
  5. Enno Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands durch die Nationalsozialisten: Die Bürgermeister zwischen Partei- und Kommunalinteressen. In: Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933–1938. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1992, ISBN 3-932206-14-2, S. 10–23, hier S. 16 f. Im Folgenden Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands.
  6. Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands. S. 19 ff.
  7. Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands. S. 21.
  8. Deeters: Geschichte der Stadt Emden von 1890 bis 1945. S. 244.
  9. Claudi, Claudi: Goldene und andere Zeiten. S. 261.
  10. „Die N.S.-Fraktion hat im Bürgervorsteherkollegium die Mehrheit bezw. die alleinige Macht. Diese Gewalt wird die N.S.-Fraktion ausüben unter strenger Befolgung des Führerprinzips, d. h. also, dass der örtliche politische Leiter in der Fraktion und damit in der Stadtverwaltung die Richtung angeben und die endgültigen Entscheidungen treffen wird. Im Rahmen eines Wiederaufbaues ist es zunächst notwendig, dass eine innere Bereinigung des städtischen Beamtenapparates vorgenommen wird. (…) Wir wollen in der Verwaltung der Stadt Emden und insbesondere bei der Wiederaufbauarbeit selbstverständlich auch die gesetzlichen Bestimmungen beachten und soweit möglich befolgen. Es gibt aber für uns zweierlei Art von Gesetzen. Die eine ist die der bestehenden paragraphenmässigen Bestimmungen und die andere die der Moral und das Gesetz der nat.soz. Revolution. Bei allen unseren Handlungen werden wir in erster Linie das Gesetz der nat.soz. Revolution und der Moral erwägen und befolgen. (…) Die Beamten werden auch klar erkennen können, was unter einer Zusammenarbeit mit der N.S.D.A.P. zu verstehen ist. Ich verstehe darunter nichts anderes, als dass die Beamten einzig und ausschließlich das zu tun haben, was im Sinne der nat.soz. Revolution liegt und was hinsichtlich der Selbstverwaltung von der Fraktion der N.S.D.A.P. beschlossen wird. Ich warne davor, (…) die Arbeit unserer Bewegung zu durchkreuzen. In solchen Fällen würden wir mit Hilfe der SA rücksichtslos die schuldigen Beamten formlos nach unserer Methode aus ihren Amtszimmern entfernen. (…) Heil!“ Jann de Boer: Rede in der Kollegiumssitzung am 14. Juli 1933. Niederschrift der Rede abgedruckt in Claudi, Claudi: Goldene und andere Zeiten. Anlageband I, S 44 f., entnommen aus dem Stadtarchiv Emden, Reg. V, 135.
  11. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 120.
  12. Schreiben von Gustav Bansi an das preußische Innenministerium vom 23. August 1933, abgedruckt in Claudi, Claudi: Goldene und andere Zeiten. Anlageband I, S. 48 ff.
  13. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 121.
  14. Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands. S. 22.
  15. Michael Rademacher: Die Kreisleiter der NSDAP im Gau Weser-Ems. Tectum, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8848-8, S. 232.
  16. Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue 1928–1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland. Selbstverlag, Vechta 2000, ISBN 3-8311-0216-3, S. 304 f.
  17. Rolf Uphoff: Carl Heinrich Renken (PDF; 82 kB) in: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, abgerufen am 4. Mai 2013.
  18. Dietmar von Reeken: Elitenrevolution, Elitenverschmelzung oder Elitenbündnis? Die Verwaltungselite in Ostfriesland 1932–1937. In: Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933–1938. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1992, ISBN 3-932206-14-2, S. 24–48, hier S. 39.
  19. Emder Straßennamen im Wandel der Zeit. (Memento vom 25. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF; 123 kB) bunkermuseum.de; abgerufen am 1. März 2013.
  20. RP Online vom 11. Mai 2007: Emden erkennt Hitler die Ehrenbürgerschaft ab, eingesehen am 12. März 2013.
  21. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. passim.
  22. Diese steht nicht im Zusammenhang mit der heutigen Emder Zeitung. Diese benannte sich 1975 von Rhein-Ems-Zeitung in Emder Zeitung um. Vgl. dazu: 100 Jahre Rhein-Ems-Zeitung/Emder Zeitung 1900–2000. Jubiläumsbeilage der Emder Zeitung, 18. November 2000, S. 9.
  23. So Deeters: Geschichte von 1890 bis 1945. S. 243.
  24. Dietmar von Reeken: National oder nationalistisch? Eine Fallstudie zum Verhältnis von Stahlhelm und NSDAP in Emden 1932 bis 1935. In Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland zwischen Republik und Diktatur. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 76). Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-10-X, S. 201–238, hier S. 228.
  25. 100 Jahre Rhein-Ems-Zeitung/Emder Zeitung 1900–2000. Jubiläumsbeilage der Emder Zeitung, 18. November 2000, S. 14 f.
  26. Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands. S. 15. Eimers spricht von „Ende Februar“. Da sich der Brand in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar ereignete, muss es folglich der 28. des Monats gewesen sein.
  27. Michael Hermann: Gustav Wendt. (PDF; 56 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band IV. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2007, S. 442 f., Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 1. März 2013.
  28. Dietmar von Reeken: Johann Menso Folkerts. (PDF; 76 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band II. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1997, S. 122–124, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 3. März 2013.
  29. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 128.
  30. Eckart Krömer: Hendrik Fisser. (PDF; 87 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band IV. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2007, S. 143–146, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 6. Mai 2013.
  31. Eimers: Die Eroberung der Macht in den Rathäusern Ostfrieslands. S. 13.
  32. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 130.
  33. Wolfgang Henninger: Heinrich Schulte. (PDF; 131 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 1. März 2013.
  34. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 185.
  35. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 131.
  36. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 134.
  37. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 133 f.
  38. Chronik auf der Homepage des Vereins. (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) fc-frisia.de, 2004; abgerufen am 1. März 2013.
  39. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 143.
  40. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 146.
  41. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 147 f.
  42. Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition. S. 53.
  43. Zu Mozer siehe Dietmar von Reeken: Alfred Mozer, in: Biographischen Lexikons für Ostfriesland, Bd. I, Aurich 1993, S. 261–262 (online (PDF; 80 kB), Abruf am 4. August 2013).
  44. Biografie von Walter Bubert. In: Wilhelm H. Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1876–1933 (BIOSOP)
  45. Herbert Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. Gerhard Verlag, Emden 1985, ISBN 3-88656-006-6, S. 50, im Folgenden Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946.
  46. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 99.
  47. Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition. S. 55.
  48. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 167.
  49. Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition. S. 56.
  50. Hans-Gerd Wendt: Stadtarchiv/Biografie Richard Gödeken auf emden.de (PDF; 101 kB), abgerufen am 16. Dezember 2018.
  51. Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition. S. 58 f.
  52. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 168, Anm. 500.
  53. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 169, Anm. 505.
  54. Johanna Adickes, Bernd Ritter: Stadtarchiv/Biografie Friedrich Scheiwe (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF; 85 kB), auf http://www.emden.de, abgerufen am 27. Januar 2013.
  55. Der namentlich nicht näher genannte Seemann J. S. berichtete von zehn weiteren Emder Kommunisten, die in der NS-Zeit ihr Leben verloren: Karl Staup erhängte sich nach seinen Angaben 1937 wegen der Verfolgung, Georg Kittner starb im Zuchthaus in Hameln an seinen Misshandlungen, Rudolf Just wurde 1938 im KZ Buchenwald von der SS erschossen, neben Hinrich Gödeken starben auch Jonni Janssen und Harm Giessen an Bord der Cap Arkona, Heinrich Harms, Albert Histemann, Peter Rodewich sowie Johann Wilkens und Emil Winkels kamen während ihrer Zugehörigkeit zur SS-Sondereinheit Dirlewanger ums Leben. Vgl. dazu das Interview mit J. S. in Onno Poppinga, Hans Martin Barth, Hiltraut Roth: Ostfriesland. Biografien aus dem Widerstand. Syndikat Autoren- und Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-8108-0024-4, S. 113. Die Angaben sind jedoch bis dato wissenschaftlich nicht belegt.
  56. Hillard Delbanco: Kirchenkampf in Ostfriesland 1933–1945. (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 68), Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-36-2, passim. Im Folgenden Delbanco: Kirchenkampf.
  57. Delbanco: Kirchenkampf. S. 65.
  58. Delbanco: Kirchenkampf. S. 110.
  59. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 172.
  60. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 172, Anm. 525.
  61. Jan Lokers: Emden. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 556. Im Folgenden Lokers: Emden.
  62. Jan Lokers: Boykott und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem Wirtschaftsleben Ostfrieslands (1933–1938), in Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933–1938. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1992, ISBN 3-932206-14-2, S. 63–82, hier: S. 66, im Folgenden Lokers: Boykott und Verdrängung.
  63. Herbert Reyer (Bearb.): Das Ende der Juden in Ostfriesland. Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlaß des 50. Jahrestages der Kristallnacht. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-41-9, S. 47. Im Folgenden Reyer: Das Ende der Juden in Ostfriesland.
  64. Lokers: Emden. S. 557.
  65. Lokers: Boykott und Verdrängung. S. 67.
  66. Lokers: Emden. S. 558.
  67. Lokers: Emden. S. 560.
  68. Lokers: Emden. S. 564.
  69. Lokers: Emden. S. 562.
  70. Reyer: Das Ende der Juden in Ostfriesland. S. 49.
  71. Reyer: Das Ende der Juden in Ostfriesland. S. 50.
  72. Lokers: Emden. S. 563.
  73. Onno Santjer, Edzard Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945. In: Reinhard Claudi (Hrsg.): Stadtgeschichten – Ein Emder Lesebuch 1495/1595/1995. Gerhard Verlag, Emden 1995, ISBN 3-9804156-1-9, S. 221–234, hier S. 225. Im Folgenden Santjer, Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945.
  74. Dietrich Janßen: Errichtung eines Luftschutzraumes für jüdische Bürger in Emden (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 171 kB), eingesehen am 18. März 2013.
  75. Gesine Janssen: …ein leuchtendes Beispiel für Menschenliebe. Die israelische Gemeinde zu Emden von den Anfängen bis zum Holocaust. Verlag Stadtarchiv Emden, Emden 2010, S. 153.
  76. Herbert Reyer: Aurich. In: Herbert Obenaus et al. (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-753-5, S. 147.
  77. Robert Kuwałek: Das kurze Leben 'im Osten'. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 112–134; s. a. Dokument Ausweisungsbescheid (Memento vom 10. November 2007 im Internet Archive)/zu genaueren Zahlen s. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, 1941–1945: eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 34 mit Anm. 3.
  78. Beate Meyer: Tödliche Gratwanderung – Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwischen Hoffnung, Zwang, Selbstbehauptung und Verstrickung (1939–1945). Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0933-3, S. 92.
  79. Lokers: Emden. S. 565.
  80. Die Angaben, dass Hamburg und die linksrheinischen Gebiete ausgeschlossen waren, basieren auf den Erinnerungen des Auricher Juden Wolf Wolffs, den die Gestapo mit der Umsetzung der Umsiedlung beauftragte. Wolff verfasste darüber einen Bericht, den er am 11. November 1966 der Gedenkstätte Yad Vashem übergab. Abschrift des Berichtes in: Herbert Reyer (Hrsg.): Aurich im Nationalsozialismus (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Band 69), Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1993, ISBN 3-925365-49-4, S. 285 f.
  81. Gesine Janssen: …ein leuchtendes Beispiel für Menschenliebe. Die israelische Gemeinde zu Emden von den Anfängen bis zum Holocaust, Verlag Stadtarchiv Emden, Emden 2010, S. 153.
  82. Beate Meyer: Tödliche Gratwanderung – Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwischen Hoffnung, Zwang, Selbstbehauptung und Verstrickung (1939–1945). Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0933-3, S. 93.
  83. Leicht abweichende Daten dazu bei Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941–1945: eine kommentierte Chronologie. Marix, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 71, 75, 301, 358, 361. Darin bestätigten die Autoren zwar die Zahl von 122 Emder Juden, die nach Łódź deportiert wurden, schrieben aber, dass diese auf zwei Transporte (18. und 24. Oktober 1941) verteilt wurden.
  84. Rolf Uphoff: Eine Reise nach Lodz. emden-lodz.de; abgerufen am 31. März 2013.
  85. Wolf Oschlies: Das deutsche „Ghetto Litzmannstadt“ im polnischen Lódz shoa.de; abgerufen am 31. März 2013.
  86. Ingo Loose (auf http://www.stolpersteine-berlin.de):/ Berliner Juden im Getto Litzmannstadt 1941–1944. Ein Gedenkbuch (Memento vom 4. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 508 kB), S. 18, eingesehen am 12. März 2013.
  87. Eckart Krömer: Kleine Wirtschaftsgeschichte Ostfrieslands und Papenburgs. Verlag SKN, Norden 1991, ISBN 3-922365-93-0, S. 87.
  88. Deeters: Geschichte von 1890 bis 1945. S. 233 ff.
  89. Deeters: Geschichte von 1890 bis 1945. S. 247.
  90. Ina Wagner: Die Zerstörung einer Stadt. In: Reinhard Claudi (Hrsg.): Stadtgeschichten – Ein Emder Lesebuch 1495/1595/1995. Gerhard Verlag, Emden 1995, ISBN 3-9804156-1-9, S. 251–264, hier S. 252. Im Folgenden: Wagner: Die Zerstörung einer Stadt.
  91. Herlemann: Verfolgung, Widerstand und Opposition. S. 61.
  92. Beatrix Herlemann: Die ostfriesische Landwirtschaft im Nationalsozialismus. In: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, Band 81 (2001), S. 205–216, hier: S. 209 f.
  93. Santjer,Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945. S. 222.
  94. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 190.
  95. Flakstellungen um die Stadt Emden. Abgerufen am 10. November 2019.
  96. Eberhard Kliem: Die Stadt Emden und die Marine – Vom Großen Kurfürsten bis zur Bundesmarine. Verlag E. S. Mittler und Sohn, Hamburg / Berlin / Bonn 2008, ISBN 978-3-8132-0892-4, S. 82.
  97. Christian Röben: Leben in der Zwangsarbeit. Deutsche Zwangsarbeiter. In: Stadtarchiv Emden (Hrsg.): Sie waren unter uns. Fremd- und Zwangsarbeiter in Emden 1933–1945. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Emden, Band 8). Emden 2012, ISBN 978-3-9815109-0-4, S. 15–44, hier: S. 26, im Folgenden Röben: Zwangsarbeit. Die Zahlen geben den Forschungsstand 2012 wieder, eine Korrektur nach oben ist möglich.
  98. Zu berücksichtigen ist bei der Zahl 41, dass die Angaben lediglich das Emder Stadtgebiet in den seinerzeitigen Grenzen umfassten, also nicht die 1945/46 sowie 1972 eingemeindeten heutigen Stadtteile Larrelt, Harsweg, Uphusen, Petkum, Jarßum, Widdelswehr, Twixlum, Wybelsum und Logumer Vorwerk. Nach Röben: Zwangsarbeiter. S. 35, waren im Gebiet des Arbeitsamtes Emden im Mai 1940 250 polnische Landwirtschaftshelfer, 157 polnische Torfarbeiter und 55 polnische Ziegeleiarbeiter erfasst. Da die später eingemeindeten Stadtteile zum überwiegenden Teil ländlich strukturiert waren, wird die Zahl der Polen – auf das heutige Stadtgebiet bezogen – höher gelegen haben.
  99. Röben: Zwangsarbeit. S. 31.
  100. Röben: Zwangsarbeit. S. 40.
  101. Michael Foedrowitz, Dietrich Janßen: Luftschutzbunker in Emden. Selbstverlag, Berlin/ Emden 2008, OCLC 254736187, S. 68. Im Folgenden Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker.
  102. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 3.
  103. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 12.
  104. Es handelte sich um die Bunker Lienbahnstraße, Boltentorstraße, An der Neuen Kirche, An der Großen Kirche, Nordseewerke, Krankenhaus (Burggraben), Krankenkasse (AOK), Conrebbersweg, Töchterschule, An der Bonesse und Gartenstraße (Rudolf-Breitscheid-Straße).
  105. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 23.
  106. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 38.
  107. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 44.
  108. Foedrowitz, Janßen: Luftschutzbunker, S. 14.
  109. In: Santjer, Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945, S. 227 f.
  110. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 191.
  111. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 192.
  112. http://www.bunkermuseum.de: Angriff auf Emden am 7. Juni 1942. (Memento vom 10. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF; 163 kB) abgerufen am 2. März 2013.
  113. Parisius: Viele suchten sich ihre Heimat selbst. S. 43.
  114. Santjer, Wagenaar: Alltag in Emden 1933–1945. S. 230.
  115. Fish code names, (britisches Original, PDF; 292 kB), deutsche Übersetzung (PDF; 214 kB), Auf: bunkermuseum.de (Bunkermuseum Emden), abgerufen am 2. Oktober 2017
  116. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 7.
  117. Wagner: Die Zerstörung einer Stadt. S. 262.
  118. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 24 und 38.
  119. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 26.
  120. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 31.
  121. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 14/15.
  122. Abgedruckt in Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 50.
  123. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 54.
  124. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 15.
  125. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch, S. 91 ff.
  126. Rolf Uphoff: Carl Renken (PDF; 82 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band IV. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2007, S. 355–357, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 17. März 2013.
  127. Dietmar von Reeken: Johann Menso Folkerts. (PDF; 76 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band II. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1997, S. 122–124, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 17. März 2013.
  128. Lokers: Emden. S. 567.
  129. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch, S. 96.
  130. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch, S. 97.
  131. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch, S. 97 f.
  132. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn, S. 269.
  133. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 229 ff.
  134. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 276, Anm. 493.
  135. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn, S. 270.
  136. von Reeken: Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn. S. 271.
  137. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 33 ff.
  138. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 73 ff.
  139. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 130.
  140. Kolbe: Als alles von vorne begann. 1945/1946. S. 99 ff.
  141. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch. S. 243.
  142. Lüpke-Müller: Eine Region im politischen Umbruch. S. 239, urteilte, dass sich die Heimatzeitungen „durch ihre Rolle als wichtiges Propagandamedium der Nationalsozialisten diskreditiert hatten“ und bezieht sich dabei unter anderem auf einige Artikel im in Norden erschienenen Ostfriesischen Kurier, vor allem aber auf den Wittmunder Anzeiger für Harlingerland. Besonders der Anzeiger hatte sich schon während der Weimarer Republik durch NSDAP-freundliche Berichterstattung hervorgehoben, wie Lüpke-Müller an anderer Stelle (Der Landkreis Wittmund zwischen Monarchie und Diktatur. In: Herbert Reyer (Hrsg.): Ostfriesland zwischen Republik und Diktatur. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-10-X, passim.) nachgewiesen hatte. Unberücksichtigt gelassen hatte sie bei ihrem Urteil jedoch die Rolle der Rhein-Ems-Zeitung als liberale Heimatzeitung für Emden, die sich bis zu ihrer erzwungenen Gleichschaltung in klarer Opposition zur NSDAP befand – siehe dazu auch den Abschnitt Gleichschaltung in diesem Artikel.
  143. Über uns. Johannes a Lasco Bibliothek Große Kirche Emden. Johannes a Lasco Bibliothek; abgerufen am 14. März 2013
  144. Gedenkstättenarbeit in Niedersachsen. Interessengemeinschaft niedersächsischer Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen; abgerufen am 14. März 2013.
  145. Emden (Kreisstadt, Ostfriesland / Niedersachsen) mit Orten der Umgebung. Jüdische Geschichte / Synagoge. Alemannia Judaica; abgerufen am 14. März 2013.
  146. Alemannia Judaica: Emden (Kreisstadt, Niedersachsen). Die jüdischen Friedhöfe., eingesehen am 14. März 2013.
  147. http://www.emden.de: Stolpersteine. (Memento vom 9. Februar 2013 im Internet Archive) abgerufen am 2. März 2013.
  148. Karin Böke-Aden, Dorles Löning, Onno Santjer (Hrsg.: Stadt Emden): Orte der Erinnerung in Ostfriesland. Emden, 1996, S. 98.
  149. Martin Kaule: Nordseeküste 1933–1945: Mit Hamburg und Bremen. Der historische Reiseführer. Berlin 2011, ISBN 3-86153-633-1, S. 14.
  150. Ute Kabernagel: Mahnmal erinnert an hingerichtete Ukrainer. In: Ostfriesen-Zeitung, 20. Oktober 2010; abgerufen am 12. März 2013.
  151. Gedenken Zwangsarbeiterkinder.. Protokoll der Sitzung am 26. Juni 2008 (RAT009), Bürgerinformationssystem der Stadt Emden; abgerufen am 12. März 2013.
  152. Janßen: 6. September 1944. Emden geht unter. S. 20.
  153. Martin Tielke: Walter Deeters. (PDF; 91 kB) In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Band IV. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2007, S. 93–96, Internet-Veröffentlichung auf der Website der Ostfriesischen Landschaft; abgerufen am 1. März 2013.
  154. ls-bunkerbauten.de Startseite, abgerufen am 10. Juli 2013.

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