Communistische Partij van Nederland
Die Communistische Partij van Nederland (CPN; ausgesprochen [kɔmynɪstisə pɑrtɛi van nedərlɑnt], deutsch: Kommunistische Partei der Niederlande) war eine kommunistische Partei in den Niederlanden. Sie wurde 1909 als Sociaal-Democratische Partij gegründet, schloss sich 1919 als Communistische Partij van Holland der Kommunistischen Internationale an und ging 1989–1991 in der neuen Partei GroenLinks auf.
Von 1918 bis zur Wahl 1986 war die CPN ununterbrochen in der Zweiten Kammer vertreten. Sie gelangte jedoch nie in die Regierung.
Geschichte
Von der Gründung 1909 bis zum Zweiten Weltkrieg
Die SDP entstand 1909 als orthodox-marxistische Abspaltung von der Sociaal-Democratische Arbeiderspartij im Streit um eine Zeitschrift namens Tribune, deren Einstellung die Parteiführung gefordert hatte. Damit sind die Niederlande das erste Land außer Russland, in dem die Spaltung zwischen Revisionisten (Gemäßigten) und orthodoxen Marxisten (Radikalen) schon vor dem Ersten Weltkrieg erfolgt ist.[1]
1919 schloss die SDP sich der Kommunistischen Internationale an und benannte sich in Communistische Partij van Holland um; erst 1935 änderte sie Holland in Nederland. In den 1920er-Jahren kam die Partei immer mehr unter sowjetischen Einfluss. Seit 1928 folgte sie der Linie, dass Sozialdemokratie und Faschismus gleichzustellen seien, 1935 jedoch übernahm sie die Volksfrontstrategie, der zufolge ein Bündnis mit den Sozialdemokraten gegen die Faschisten anzustreben sei. Diese Strategie endete 1939 mit dem Hitler-Stalin-Pakt; selbst nach dem deutschen Überfall im Mai 1940 bekämpften die Kommunisten die Sozialdemokratie. Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus stand jedoch an erster Stelle.[2]
Verbot und Untergrundtätigkeiten
Unmittelbar nach Beginn der Besatzung verboten die Deutschen alle kommunistischen Parteien, ein Schritt, den die damalige Führung der CPN frühzeitig vorausgesehen hatte. Die Partei war fortan als erste niederländische Widerstandsorganisation aus dem Untergrund tätig. Bemerkenswerteste Aktion in der frühen Phase der Besatzung war die Auslösung des Amsterdamer Februarstreiks von 1941, die die CPN für sich reklamierte. In Folge des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Juni desselben Jahres, bemühte sich die CPN um eine Annäherung an andere, meist sozialdemokratisch geprägte Widerstandsgruppen. 1943 schloss sie sich kurz vor Ausbruch des April-Mai-Streiks dem sogenannten Raad van Verzet (Widerstandsrat) an, der die Deutschen aktiver und gewaltbereiter als in der Vergangenheit bekämpfte.[3]
Nachkriegszeit und Krise 1977
Bei den ersten Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, erhielt die CPN zehn von hundert Parlamentssitzen. Zu diesem Erfolg hatte das Image als Widerstandspartei beigetragen. Das Verhältnis mit den Sozialdemokraten war unter anderem wegen der Indonesienfrage schlecht, im Kalten Krieg war die CPN wegen ihrer eindeutig positiven Haltung zur Sowjetunion isoliert. Der ungarische Volksaufstand von 1956, nach dessen Niederschlagung viele Ungarn in die Niederlande flüchteten, machte die CPN außergewöhnlich unpopulär. 1959 gewann sie nur noch drei von 150 Parlamentssitzen. Sie verurteilte 1969 zwar den Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei, suchte danach aber wieder die Annäherung. 1977 kam eine Delegation in Moskau zu dem Schluss, dass die CPN in den Hauptpunkten mit der Sowjetunion übereinstimmte. Trotz zwischenzeitlichem Anstieg der Wahlergebnisse kam die Partei 1977 nur auf zwei Sitze.[4]
Seit 1938 war Paul de Groot Allgemeiner Sekretär der CPN gewesen, der die zentralistische Entwicklung verstärkte und Stalin verherrlichte. Noch 1970 kritisierte er die sogenannte Entstalinisierung durch Chruschtschow als Revisionismus.[5] 1968 wurde er Ehrenvorsitzender. Er interpretierte die Mandatsverluste von 1977 als Folge einer Passivität der damaligen Parteiführung und revisionistischer Einflüsse, dem Schielen nach Glaubwürdigkeit bei bürgerlichen Kreisen. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte weigerte sich die Parteiführung, de Groot zu folgen, und trat entgegen seiner Forderung auch nicht zurück. 1978 nahm der Parteitag ihm den Ehrenvorsitz ab.[6]
Endphase und Auflösung 1990
Im Laufe der späten 70er Jahre setzten sich in der Partei zunehmend am Eurokommunismus ausgerichtete Kräfte durch und veränderten die Politik der CPN nachhaltig. So verurteilte sie beispielsweise den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan 1979. Bei den Gemeinderatswahlen 1982 gingen die Kommunisten vereinzelt sogar Listenverbindungen mit den Sozialdemokraten ein.
1984 distanzierte sich die Partei offiziell vom Leninismus als ideologische und organisatorische Richtschnur und akzeptierte Marxismus sowie Feminismus als gleichberechtigte Inspirationsquellen.
Bei der Parlamentswahl in den Niederlanden 1986 verlor sie ihre letzten drei Mandate, 1989 nahm sie über die mit drei anderen kleinen Parteien gebildete gemeinsame Liste GroenLinks (Grün-links) an der Wahl teil.
1990 wurde das Erscheinen der Parteizeitung De Waarheid eingestellt.
1991 löste sich die Partei nach einem entsprechenden Parteitagsbeschluss auf[7] und ging in Teilen in der bereits 1990 aus der Listenverbindung GroenLinks gebildeten Partei gleichen Namens auf.
Größeren Widerstand gegen die Auflösung der Partei gab es vor allem in der Provinzorganisation von Groningen.[8]
Mit der Liquidation der Partei unzufriedene Mitglieder der CPN gründeten 1992 die als Nachfolgepartei anzusehende Nieuwe Communistische Partij (NCPN).[9][10]
Die Partei hatte ihre Hochburgen vor allem im Westen der Niederlande, aber auch in der nordöstlichen Provinz Groningen.
Wahlergebnisse der CPN (Tweede Kamer)
Jahr | Ergebnis |
---|---|
1918 | 2,31 % |
1922 | 1,83 % |
1925 | 1,19 % |
1929 | 2,00 % |
Jahr | Ergebnis |
---|---|
1933 | 3,18 % |
1937 | 3,35 % |
1946 | 10,56 % |
1948 | 7,74 % |
Jahr | Ergebnis |
---|---|
1952 | 6,16 % |
1956 | 4,75 % |
1959 | 2,41 % |
1963 | 2,77 % |
Jahr | Ergebnis |
---|---|
1967 | 3,61 % |
1971 | 3,90 % |
1972 | 4,47 % |
1977 | 1,73 % |
Jahr | Ergebnis |
---|---|
1981 | 2,05 % |
1982 | 1,79 % |
1986 | 0,63 % |
Mitgliederzahlen
Jahr | Mitglieder[11] |
---|---|
1919 | 1.799 |
1920 | 2.431 |
... | |
1922 | 1.904 |
1923 | 1.488 |
1924 | 1.568 |
1925 | 1.562 |
... | |
1929 | 1.146 |
1930 | 1.100 |
1931 | 1.580 |
Jahr | Mitglieder |
---|---|
1932 | 3.693 |
1933 | 6.155 |
1934 | 5.780 |
1935 | 5.840 |
1936 | 6.200 |
1937 | 10.123 |
1938 | 10.382 |
1939 | 10.595 |
1940 | 9.000 |
1941 | 2.000 |
... | |
Jahr | Mitglieder |
---|---|
1946 | 50.000 |
1947 | 53.000 |
1948 | 53.000 |
1949 | 34.000 |
1950 | 27.392 |
... | |
1953 | 17.000 |
... | |
1955 | 15.463 |
... | |
1957 | 12.858 |
Jahr | Mitglieder |
---|---|
1958 | 12.317 |
1959 | 11.262 |
... | |
1973 | 10.147 |
... | |
1976 | 11.550 |
1977 | 13.082 |
1978 | 15.298 |
1979 | 14.979 |
1980 | 15.510 |
1981 | 15.014 |
Jahr | Mitglieder |
---|---|
1982 | 14.370 |
1983 | 13.868 |
1984 | 11.594 |
1985 | 9.000 |
1986 | 8.500 |
1987 | 7.000 |
1988 | 6.500 |
1989 | 5.700 |
... | |
1991 | 3.416 |
Weblinks
- Website der Nieuwe CPN
- Communistische Partij van Nederland (CPN). In: parlement.com. (niederländisch).
Einzelnachweise
- Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 293.
- Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 293/294.
- Friso Wielinga: Die Niederlande. Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert. Waxmann, Münster 2008, ISBN 978-3-8309-1844-8, S. 229/230.
- Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 294/295.
- Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 294/296.
- Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 296.
- KP der Niederlande wirft das Handtuch (Neues Deutschland, 17. Juni 1991)
- CPN jaaroverzicht 1990 (niederländ.) Documentatiecentrum Nederlandse Politieke Partijen (DNPP)
- Vertrautes Programm (Neues Deutschland, 15. Mai 1992)
- Chance für die Roten (Neues Deutschland, 13. November 1992)
- CPN ledentallen (niederländ.) Documentatiecentrum Nederlandse Politieke Partijen (DNPP)