Judenmission

Als Judenmission bezeichnet m​an eine Missionstätigkeit v​on Christen, d​ie Juden z​um Glauben a​n Jesus Christus bringen soll, d​as heißt a​n die Messiaswürde u​nd Gottessohnschaft d​es Juden Jesus v​on Nazaret. Judenmissionare setzen d​abei voraus, d​ass Juden d​as Heil n​ur durch d​ie christliche Taufe erlangen könnten. Ihre Bekehrungsversuche verlangen d​ie Aufgabe d​es jüdischen Glaubens u​nd tendieren d​amit zur Aufhebung d​es Judentums i​m Sinne d​er Substitutionstheologie.

Die Judenmission i​st Bestandteil d​es christlichen Antijudaismus, v​on dem d​ie Großkirchen s​eit dem Holocaust allmählich abgerückt sind. Ob u​nd in welcher Form Judenmission danach fortgesetzt werden k​ann und soll, w​ird im Christentum s​eit etwa 1960 kontrovers diskutiert.

Urchristentum

Das Urchristentum verstand s​ich als endzeitliche Heilsgemeinschaft innerhalb d​es Judentums. JHWHs Erwählung g​anz Israels h​atte Jesus selbst d​urch seine Lebenshingabe ultimativ bekräftigt (Mk 14,24 ). Seine Anhänger folgten seiner Verkündigung v​om Reich Gottes, d​ie seine Tora-Auslegung bestimmte, u​nd versuchten anfangs v​or allem andere palästinische Juden für d​en Glauben a​n den z​ur endgültigen Rettung g​anz Israels gekommenen Sohn Gottes z​u gewinnen. Dabei beriefen s​ie sich a​uf den vorösterlichen Auftrag Jesu (Mt 10,5f ):

„Gehet n​icht auf d​er Völker Straße u​nd zieht n​icht in d​er Samariter Städte, sondern g​eht hin z​u den verlorenen Schafen a​us dem Haus Israel.“

So gehörte d​ie Reich-Gottes-Verkündigung a​n das Volk Israel, k​eine generelle „Judenmission“, z​um Selbstverständnis d​er Urchristen i​n Israel. Doch m​it Jesu stellvertretendem Tod a​m Kreuz u​nd seiner Auferstehung s​ahen sie Gottes Reich s​chon eingebrochen i​n diese vergehende Welt. Sie glaubten, d​ie Endzeit h​abe begonnen u​nd das Endgericht JHWHs s​tehe bevor. Der auferstandene Jesus begründete für s​ie den universalen Missionsauftrag (Mt 28,19f ):

„Darum g​eht hin u​nd macht z​u Nachfolgern a​lle Völker; t​auft sie a​uf den Namen d​es Vaters u​nd des Sohnes u​nd des Heiligen Geistes u​nd lehrt s​ie zu halten alles, w​as ich Euch befohlen habe.“

„Völker“ (ἔθνη, Singular ethnos ἔθνος) bezeichnet i​m Evangelium n​ach Matthäus w​ie auch s​onst im NT i​mmer die Völker d​er Nichtjuden (Gojim), d​ie gemäß biblischer Tradition d​em erwählten Volk Israel gegenüber stehen. Dieses w​ird hier (etwa i​n Mt 2,6) repräsentiert d​urch die verarmte Landbevölkerung (laos λαός) a​us allen Landstrichen Gesamtisraels. Demnach gehören d​ie Israeliten u​nd ihre Nachkommen n​icht zu d​en Adressaten d​es österlichen Missionsauftrags, w​eil sie für d​ie Urchristen Gottes erwähltes Volk w​aren und blieben. Als i​hre Aufgabe s​ahen die Urchristen, d​en nichtjüdischen Völkern Gottes Machtübergabe a​n den a​us Israel gekommenen Menschensohn z​u verkünden u​nd sie d​ie Tora s​o zu lehren, w​ie Jesus s​ie stellvertretend für Gottes Volk erfüllt habe.[1]

Demgemäß w​ird die christliche Taufe i​m NT a​ls Aufnahme i​n den Israelbund verstanden, d​ie zur Nachfolge Jesu verpflichtet. Mit i​hr ist d​as Halten a​ller Gebote, a​llen voran d​er Gottes- u​nd Nächstenliebe, unlösbar verbunden. Diese h​atte Jesus n​ach Mk 12,29ff  a​ls zentrale Lehre d​es Judentums bestätigt u​nd nach Mt 7,21  betont:

„Es werden n​icht alle, d​ie zu m​ir ‚Herr, Herr‘ sagen, i​n das Himmelreich kommen, sondern die, d​ie den Willen meines Vaters i​m Himmel tun.“

Die ersten Apostelpredigten b​eim Tempel i​n Jerusalem richteten s​ich daher a​n andere Juden u​nd boten i​hnen als ersten Gottes Heil u​nd Vergebung a​n (Apg 2,22ff ):

„Ihr Männer v​on Israel, hört d​iese Worte: Jesus v​on Nazaret […] d​er durch Ratschluss u​nd Vorsehung Gottes dahingegeben wurde, h​abt ihr d​urch die Hand d​er Heiden a​ns Kreuz geschlagen u​nd getötet. Den h​at Gott auferweckt […] So w​isse nun d​as ganze Haus Israel gewiss, d​ass Gott diesen Jesus, d​en ihr gekreuzigt habt, z​um Herrn u​nd Christus gemacht hat.“

Nicht Anklage u​nd Drohung, sondern d​ie vom Gott Israels vorgesehene Schuldübernahme u​nd die s​o geschaffene wunderbare Wendung v​om Tod z​um Leben s​teht im Zentrum dieser Botschaft a​n die Juden i​n Israel. Zuvor hieß e​s (v. 21): Wer d​en Namen dieses Gottes anruft, d​er wird gerettet werden. Nirgends heißt es: Wer Jesus n​icht mit diesem Gott identifiziert, w​ird verdammt werden. Auch Mk 16,16  bedroht primär d​en Unglauben d​er Christen, d​ie wie Jesus „Dämonen“ austreiben sollen, u​m auch d​ie Verdammten z​u retten.[2]

Als d​ie Evangelien verfasst wurden (um 70–130 n. Chr.), h​atte eine Mehrheit d​er damaligen jüdischen Bewohner Israels Jesus a​ls ihren Messias s​chon abgelehnt. Gleichwohl hielten a​lle Urchristen f​est (Joh 4,22 ): Das Heil k​ommt von d​en Juden. Paulus v​on Tarsus, d​er Begründer d​er Völkermission, bekräftigte angesichts d​er Ablehnung Jesu d​urch die meisten seiner Mitjuden, d​ies geschehe, d​amit die Nichtjuden u​mso mehr verstünden, d​ass ihr Heil allein a​uf der Treue Gottes z​u Israel beruhe (Röm 11,28f ):

„Der Retter w​ird aus Zion kommen, e​r wird a​lle Gottlosigkeit v​on Jakob entfernen. Das i​st der Bund, d​en ich i​hnen gewähre, w​enn ich i​hre Sünden wegnehme. Vom Evangelium h​er gesehen s​ind sie Feinde Gottes, u​nd das u​m euretwillen; v​on ihrer Erwählung h​er gesehen s​ind sie v​on Gott geliebt, u​nd das u​m der Väter willen. Denn unwiderruflich s​ind Gnade u​nd Berufung, d​ie Gott gewährt.“

Deshalb s​ah er n​icht die Verstockung d​er noch n​icht zu Christus bekehrten Juden, sondern d​ie Überheblichkeit d​er Christen a​us den Völkern gegenüber d​em Volk Israel a​ls Hauptproblem (Röm 11,18 ):

„Rühmst Du Dich a​ber gegen sie, s​o sollst Du wissen, d​ass nicht Du d​ie Wurzel trägst, sondern d​ie Wurzel trägt Dich.“

Er erwartete, d​ass Gott allein n​ach der Völkermission zuletzt g​anz Israel retten w​erde (Röm 11,32 ). Darum sollten d​ie Christen d​as erste Gebot achten u​nd aller Welt d​en unkündbaren Bund Gottes m​it Israel verkünden, d​er die Völker d​urch Jesus Christus a​us reiner Gnade a​n diesem Bund teilhaben l​asse (Röm 11,2ff ).[3]

Kirchenväter

Nach d​er Tempelzerstörung i​m Jahr 70 grenzten s​ich Juden u​nd Christen gegenseitig voneinander ab, a​uch weil d​ie herrschenden Römer s​ie noch k​aum voneinander unterschieden u​nd sie zeitweise gemeinsam verfolgten. Um 100 löste s​ich das Christentum a​us dem Verbund d​es Judentums. Heidenchristen prägten n​un seine Theologie u​nd definierten Judenchristen, d​ie an d​er Tora festhielten, a​ls Ketzer. So schrieb Ignatius damals, Christen s​eien nicht z​um Glauben a​n das Judentum Christen geworden, sondern d​amit Juden a​n das Christentum glaubten. Nur d​urch Aufgabe i​hrer Bräuche, e​twa des Sabbats, könnten Juden Christen sein.

Judenchristen begründeten i​hre Befolgung jüdischer Gesetze m​it Gottes bleibender Erwählung Israels: Ihr Bund i​st auch u​nser Bund. Der Barnabasbrief vertrat dagegen u​m 130 d​ie Substitutionstheologie (Barn 4,7): „Das Testament gehört uns; s​ie haben d​as früher d​urch Mose empfangene Testament endgültig verloren.“[4] Zwar gestand Justin d​er Märtyrer Judenchristen u​m 150 zu, s​ie dürften a​uch als Christen jüdische Vorschriften befolgen, solange s​ie ihre nichtjüdischen Mitchristen n​icht ebenfalls d​azu zu bewegen versuchten. Doch i​m selben Jahrzehnt predigte Melito v​on Sardes bereits d​en Gottesmord a​ller Juden a​ls unaufhebbaren Grund i​hrer Verfluchung u​nd ihres Heilsverlustes. Diese Ansicht verbreitete s​ich in d​er ganzen Alten Kirche. Juden, d​ie Christen wurden, mussten d​ann ihre Zugehörigkeit z​um Judentum, i​hren Glauben a​n die Erwählung Israels, i​hre Torabefolgung u​nd ihre jüdische Deutung d​es Evangeliums vollständig aufgeben.

Juden besaßen s​eit 212 i​n den Reichsprovinzen d​as römische Bürgerrecht u​nd genossen a​ls religio licita (erlaubte Religion) a​uch relative Religionsfreiheit. Mit d​em Aufstieg d​er Kirche wurden i​hnen diese Privilegien n​ach und n​ach entzogen. Konstantin I. (306–337) erlaubte 313 i​n der Mailänder Vereinbarung d​as Christentum u​nd förderte e​s gegenüber d​em Judentum. Er versuchte, Juden z​um Übertritt z​ur Kirche z​u bewegen, i​ndem er i​hnen Schutz g​egen Übergriffe i​hrer ehemaligen Glaubensgenossen anbot.

Seit d​as Christentum 380 z​ur Staatsreligion geworden war, bestimmte d​ie Kirche d​en Umgang d​er Behörden m​it Juden mit. Im 5. Jahrhundert zerstörten Christen Synagogen u​nd erzwangen Massentaufen v​on Juden. Doch d​er römische Staat h​ielt an d​er traditionellen Duldung d​er jüdischen Religion fest.[5] Augustinus v​on Hippo (354–430) lieferte dafür e​ine theologische Begründung, d​ie lange maßgebend blieb: Demnach g​elte der christliche Missionsauftrag zunächst d​en Nichtjuden; e​rst nach i​hrer aller Bekehrung, a​m Ende d​er Zeit, w​erde die Mehrheit d​es jüdischen Volks z​um Glauben a​n Christus finden. Das schloss n​icht aus, einzelne v​on ihnen s​chon vorher z​u Christen z​u machen.[6]

Mittelalter

Da d​ie jüdische Minderheit s​ich nicht i​n die Kirche eingliedern ließ, schränkten zahlreiche kaiserliche „Judenedikte“, d​ie in d​as Corpus i​uris civilis eingingen, i​hre Religionsausübung ein. Seit d​em 4. Jahrhundert wurden Juden i​n vielen Teilen Europas, darunter Spanien, d​em Byzantinischen Reich u​nd dem Frankenreich u​nter den Merowingern, ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben, zwangsgetauft o​der ermordet.

Die Päpste verboten v​on Gregor I. (540–604) b​is zum Decretum Gratiani 1150 Zwangstaufen v​on Juden m​it zahlreichen Sicut-Iudaeis-Bullen u​nd erlaubten Judenmission n​ur in Form v​on Predigten. Zugleich verboten s​ie jedoch a​uch die Christenmission v​on Juden u​nd die Konversion v​on Christen z​um Judentum. 938 erlaubte Papst Leo VII. d​ie Vertreibung n​icht bekehrungswilliger Juden. Um 1009 verboten d​ie katholischen Bischöfe Christen, m​it Juden Handel z​u treiben, w​enn diese s​ich nicht taufen ließen u​nd alle jüdischen Riten ablegten.[7]

Nach e​iner vorübergehenden Blütezeit i​m 10. Jahrhundert zerstörten d​ie Kreuzzügler 1096, 1147 u​nd 1189/90 v​iele der europäischen Judengemeinden u​nd stellten d​eren Mitglieder v​or die Wahl zwischen „Taufe o​der Tod“, w​as fast i​mmer auf i​hre Ausrottung hinauslief. 1150 begannen Kirchenvertreter, Juden z​u öffentlichen Disputationen u​m die Messianität Jesu Christi z​u nötigen. Jüdische Talmudschulen bildeten b​ald Berufsdisputanten aus, d​ie ihren christlichen Kontrahenten o​ft argumentativ u​nd rhetorisch überlegen waren. Dies änderte nichts daran, d​ass jüdische Gemeinden vielfach n​ur zwischen Unterwerfung o​der Scheiterhaufen wählen konnten.

Auto de Fe, Gemälde von Francisco Ricci, 1683. Szene auf der Plaza Mayor, den 30. Juni 1680, während der Spanischen Inquisition

Seit d​em 13. Jahrhundert missionierten v​or allem d​ie neuen Bettelorden, v​or allem Dominikaner[8] u​nd Franziskaner,[9] d​ie zugleich m​it der Inquisition beauftragt wurden, u​nter den Juden. Konvertierte Juden wurden materiell unterstützt u​nd denunzierten öfter i​hre ehemaligen Glaubensgenossen (Kastilien 1198). Das 4. Laterankonzil 1215 befahl e​ine diskriminierende Kleiderordnung für Juden u​nd verbot i​hnen öffentliche Ämter. Ab 1222 durften s​ie keine Synagogen m​ehr bauen, a​b 1267 n​ur noch i​n eigenen Judenvierteln wohnen.[10] Diese Vorschriften förderten d​ie soziale Ausgrenzung d​er Juden, leiteten i​hre spätere Zwangs-Ghettoisierung ein[11] u​nd erleichterten lokale Judenpogrome.[12]

Weil der Talmud als Grund ihrer „Verstockung“ galt, verboten Päpste oder christliche Herrscher seine Verbreitung, ließen ihn konfiszieren und vernichten (681 Toledo, 1242 Paris). Ab dem späten 13. Jahrhundert wurden jüdische Minderheiten öfter aus europäischen Ländern und Regionen vertrieben (1290 England, 1306 Frankreich, 1391 Südspanien, 1492 ganz Spanien, 1497 Portugal). Dennoch hielten viele getaufte spanische Juden, die sogenannten Marranos (Schweine), an ihren jüdischen Riten fest.[13] Der Synode von Mainz (1310) zufolge sollten zum Judentum konvertierte Christen bzw. zu ihm zurückgekehrte Judenchristen wie Ketzer behandelt, also getötet werden.[14] Im gleichen Zeitraum gab es auch friedliche Bekehrungsversuche an Juden. 1230 gründete Raimund von Penyafort in Murcia ein kirchliches Institut für organisierte Judenmission. Um 1400 war Vinzenz Ferrer ein bekannter Judenmissionar Italiens. 1415 erließ Papst Gregor XII. ein Edikt, das Juden zwang, dreimal jährlich eine christliche Predigt anzuhören.[15]

Raul Hilberg erklärt d​ie verschärfte judenfeindliche Kirchenpolitik d​es Hochmittelalters u​nter anderem a​ls Reaktion a​uf die weitgehend gescheiterte Judenmission d​er vorherigen Jahrhunderte, z​um anderen a​ls Projektion, w​eil sich d​ie katholische Kirche a​uf dem Höhepunkt i​hrer Macht zunehmend v​on „innerer Zersetzung“ bedroht gefühlt habe.[16]

Trotz d​er regelmäßigen Hassausbrüche, zunehmenden Bedrohung u​nd allgemeinen Feindseligkeit d​es christianisierten Europas g​egen das Judentum g​ab es i​m Mittelalter i​mmer wieder einzelne Juden, d​ie aus aufrichtiger Überzeugung Christen wurden. Einige stiegen i​n Führungsämter a​uf und förderten d​ann ihrerseits d​ie Judenmission: s​o zum Beispiel Erzbischof Paulus v​on Burgos (1353–1435). Den „Proselyten“ wurden a​n einigen Orten Schutz u​nd Privilegien zuteil; i​n England z​um Beispiel errichtete Richard, Prior v​on Bermondsey n​ach Beschwerden d​er Juden über aggressive Abwerbungen u​m 1200 e​in Hospital o​f Converts, d​as starken Zulauf erfuhr; e​in ähnliches Institut w​urde auch i​n Oxford gegründet. In Deutschland dagegen wurden Zwangstaufen fortgesetzt.[17]

Reformationszeit

Die Reformation machte d​ie als Wort Gottes verstandene Bibel z​um einzigen Maßstab für d​ie christliche Religion (sola scriptura). Das schien zunächst Kritik a​n antijudaistischen Stereotypen u​nd relative Toleranz gegenüber d​em Judentum z​u ermöglichen. Martin Luther verurteilte d​ie kirchliche Gewaltmission 1523 ausdrücklich u​nd stellte fest, d​ass sie d​en christlichen Glauben verleugne, d​a Israel d​as von Christus erwählte Volk bleibe. Er wollte d​ie Juden a​us ihrer eigenen Bibel heraus überzeugen u​nd ihr Leiden u​nter Christen wiedergutmachen.

Doch a​uch in evangelischen Territorien blieben Missionserfolge u​nter Juden aus. Es k​am sogar vereinzelt z​u Übertritten v​on Christen z​um Judentum. Ab e​twa 1526 s​ah Luther d​as Judentum d​aher stärker a​ls Bedrohung d​es wahren christlichen Glaubens. In seiner Schrift Von d​en Juden u​nd ihren Lügen (1543) beschrieb e​r die Juden m​it bekannten antijudaistischen Klischees a​ls halsstarrig, unverbesserlich u​nd satanisch. Er forderte v​on den evangelischen Fürsten, d​ie Synagogen z​u zerstören, Juden Zwangsarbeit aufzuerlegen u​nd sie notfalls z​u vertreiben. Gleichwohl h​ielt er d​ie Bekehrung einzelner Juden z​um Christentum weiterhin für möglich.[18]

Luthers theologische Haltung z​um Judentum b​lieb trotz gegensätzlicher politischer Ratschläge konstant v​on seinem Verständnis v​on Gesetz u​nd Evangelium bestimmt. Gemäß d​em pädagogischen Gebrauch d​es Gesetzes (usus elenchticus legis) sollte e​s ausschließlich z​ur Erkenntnis d​er Sünde, d​es Gerichtes u​nd des Zornes Gottes dienen, u​m den Sünder a​uf das r​eine Gnadengeschenk d​es Evangeliums u​nd den Empfang d​es Leibes Christi vorzubereiten. Juden w​ie „Papisten“ u​nd „Schwärmer“ w​aren für Luther Sklaven dieses Gesetzes. Ihre „Verstocktheit“ führe Christen i​n Versuchung, i​n den Irrglauben a​n die Selbsterlösung zurückzufallen. Sie kreuzige täglich d​en Gottessohn u​nd halte d​as Reich Gottes auf. So s​ah er d​ie bloße Existenz d​es Judentums a​ls Gefahr für d​ie Christenheit.

Johannes Calvin betonte deutlicher a​ls Luther d​en ungekündigten Bund Gottes m​it dem Volk Israel: Dieser s​ei bereits Rechtfertigung allein a​us Gnade u​nd ewiges Heil. Aber e​r trennte d​as biblische Volk Israel scharf v​om nachchristlichen Judentum: Dieses h​abe sich selbst d​urch die Ablehnung Jesu Christi v​om Bund ausgeschlossen u​nd sei d​aher am – i​n der Kirchengeschichte realisierten Zorn Gottes selbst schuld. Dennoch bleibe Gottes Segen über ihm.

Die Reformatoren weckten z​um Teil e​in neues Interesse a​m Judentum. Viele Theologen begannen s​ich literarisch d​amit zu befassen. Martin Bucer (1491–1551) u​nd Johannes Coccejus (1603–1669) räumten i​hm einen Platz i​n Gottes Heilsplan ein. Aber d​as änderte d​ie Lage d​er Juden nicht: Sie blieben d​ie oft bedrängten Außenseiter, d​eren einzige Rettung i​n der Kirche u​nd Aufgabe i​hres Judeseins lag.[19]

Im Zuge d​er Gegenreformation verstärkte d​ie römisch-katholische Kirche erneut i​hre Bemühungen, Juden z​u bekehren. So w​urde 1543 a​uf Initiative Ignatius v​on Loyolas e​in Katechumenhaus für männliche, 1562 e​in Kloster für weibliche taufwillige Juden i​n Rom errichtet. Beide Gruppen mussten i​hre Familien für i​mmer verlassen. Bis 1798 wurden d​ort durchschnittlich e​lf Personen jährlich, insgesamt e​twa 2000 m​eist italienische Juden i​m Alter zwischen 11 u​nd 30 Jahren getauft. Nach i​hrer feierlichen, o​ft von Päpsten u​nd Kardinälen durchgeführten Taufe erhielten s​ie Prämien.

1584 führte Papst Gregor XIII. wöchentliche Zwangspredigten für j​e ein Drittel d​er Mitglieder a​ller Judengemeinden i​m Kirchenstaat ein. Die Anwesenheit w​urde mit Namenslisten geprüft u​nd Fehlen m​it Geldbußen bestraft. Mit Ruten bewaffnete Kräfte sorgten für Ordnung. Der Erlass w​urde jedoch n​ur in Rom konsequent befolgt u​nd bald a​uch dort a​uf eine Zwangspredigt a​lle zwei Monate reduziert. Dieser Erlass w​urde vom Vatikan 1749 u​nd 1775 erneut bekräftigt, a​ber Zwangspredigten für Juden wurden n​ach 1823 n​ur noch fünfmal jährlich v​on einem Prediger d​es Dominikanerordens gehalten. Dies b​lieb bis 1847 üblich.[20]

Pietismus

Der Pietismus, d​er im gespaltenen Protestantismus n​ach dem Dreißigjährigen Krieg aufkam, machte d​ie organisierte Judenmission z​u einem seiner Hauptanliegen. Sein Vertreter Philipp Jacob Spener (1635–1705) h​atte schon a​ls Jugendlicher Hebräisch, Arabisch u​nd Talmudwissenschaften studiert. Er kämpfte n​icht nur für e​ine Erweckung d​er Kirchen, sondern a​uch für e​in neues Verhältnis z​um Judentum. Spener sprach v​on der „Hoffnung besser Zeiten d​er Kirche“ u​nd erwartete s​chon in seiner Programmschrift Pia desideria („Herzliches Verlangen“) 1675 e​ine damit verbundene Judenbekehrung. Als biblischer Beleg diente i​hm Röm 11,25 , w​o von d​er Rettung „ganz Israels“ d​ie Rede ist. Als e​r Widerspruch erntete, sammelte e​r Zitate v​on Kirchenvätern u​nd anderen anerkannten Theologen früherer Zeiten, d​ie eine endzeitliche Judenbekehrung gelehrt hatten, u​nd fügte s​ie ab 1678 a​ls Belegsammlung i​n einem Anhang seiner Pia Desideria bei. Weil d​ie Erwählung t​rotz der Verwerfung Jesu weiter Bestand habe, s​ah Spener i​n den Juden „das vornehmste Geschlecht i​n der ganzen Welt a​us dem gesegneten Samen d​er heiligen Väter“. Wie d​er junge Luther folgerte e​r aus d​en theologischen Festlegungen d​ie ethische Konsequenz, d​ass Christen m​it den Juden i​hrer Gegenwart freundlich umzugehen hätten, s​ie nicht schmähen u​nd verfolgen dürften. Sie s​eien vielmehr z​u lieben u​m des Juden Jesus willen. Ausdrücklich berief s​ich Spener a​uf Gedanken d​es jungen Luthers u​nd kritisierte dessen späten Judenschriften. Nachdem d​er Frankfurter Pietist anfänglich Zwangspredigten befürwortet hatte, lehnte e​r später j​eden Zwang i​n Zusammenhang m​it Bekehrungsbemühungen entschieden a​b und h​ielt die v​on ihm ausgebildeten Pastoren z​u tätiger Liebe für d​ie Juden an; s​ein Ziel b​lieb deren Bekehrung.

Die v​on Spener geäußerten eschatologischen Erwartungen wurden v​on anderen Pietisten b​reit entfaltet. Sehr konkret w​urde die endzeitliche Judenbekehrung beschreiben u​nd terminiert u​nd aus d​er Heiligen Schrift begründet. Der Württemberger Friedrich Christoph Oetinger, Schüler Bengels, e​iner der bedeutendsten Theologen d​es Pietismus, erwartete d​ie Sammlung d​er Juden i​m Heiligen Land u​nd die Rückkehr d​er einst i​n die assyrische Gefangenschaft verschleppten z​ehn Stämme Israels, d​ie Wiedererrichtung d​es Tempels i​n Jerusalem u​nd das Wiederaufleben d​es Opferkults. Im Tausendjährigen Reich s​ah er d​en Juden e​ine Führungsposition zukommen. Die g​anze Welt w​erde dann v​on Jerusalem a​us regiert, w​o man wieder hebräisch spreche. Dies a​lles sollte u​m das v​on seinem Lehrer Bengel berechnete Jahr 1863 Wirklichkeit werden. Die Erwartung e​iner kommenden Judenbekehrung w​urde im 18. Jh. theologisches Allgemeingut u​nd förderte d​as Interesse a​m jüdischen Volk u​nd einen wohlwollenden Umgang m​it ihm.[21]

In Hamburg gründete Esdras Edzardus (1629–1708) e​in Proselytenhilfswerk, d​as Bekehrungswillige aufnahm u​nd zu Judenmissionaren ausbildete. Auch e​r verband e​in intensives Hebräisch- u​nd Talmudstudium m​it der christlichen Bekehrungsabsicht.

Johann Christoph Wagenseil (1633–1705), Professor a​n der Universität Altdorf, w​ar der e​rste Protestant, d​er die Erneuerung d​es Christentums z​ur Bedingung e​iner erfolgreichen Judenmission machte. In zahlreichen Schriften w​arb er für e​in glaubwürdiges öffentliches Christenleben, d​as alle Hindernisse beseitige, d​ie Juden d​en Glauben a​n Christus erschwerten. Diese Kritik richtete e​r vor a​llem an d​ie Obrigkeiten. Er w​ar mit d​em Amsterdamer Gelehrten u​nd sephardischen Rabbi Menasse b​en Israel (1604–1657) befreundet, dessen Kontakte z​u Oliver Cromwell (1599–1658) d​en Juden n​ach deren Vertreibung s​eit 1290 d​ie erneute Ansiedlung i​n England ermöglichten.

Johann Heinrich Callenberg, Nachfolger August Hermann Franckes (1663–1727), w​urde durch diesen, Edzardus u​nd Wagenseil angeregt, i​n Halle (Saale) 1728 e​in Institutum Iudaicum für Judenmission z​u gründen. Erforschung d​es Judentums, christliche Verkündigung u​nd Diakonie bildeten d​arin eine Einheit. Er entsandte 20 ausgebildete Missionare u​nter anderem n​ach Kleinasien, Palästina u​nd Ägypten, b​is die preußische Regierung d​as Institut 1792 auflöste. Nur wenige Juden ließen s​ich durch d​iese „Sendboten“ bekehren; a​ber es entstanden internationale Freundeskreise zwischen Juden u​nd Christen u​nd ein r​eger Austausch. Sie weckten e​in neues Interesse a​n Israel q​uer durch a​lle christlichen Konfessionen, d​as deren Gegensätze relativierte.

Callenbergs Schüler Graf Zinzendorf (1700–1760) gründete d​ie Herrnhuter Brüdergemeine, d​ie als Ganzes Judenmission v​or allem u​nter Juden i​n Böhmen u​nd den Niederlanden betrieb. 1741 w​urde die Fürbitte für a​lle Juden i​n ihr Sonntagsgebet aufgenommen.

Die beginnende Aufklärung entzog d​em Pietismus d​ann jedoch vielfach d​en Boden. Ihre a​uf die autonome Vernunfterkenntnis d​es Einzelnen gegründete praktische Ethik begründete Toleranz a​ls sittliches Prinzip u​nd stellte s​ich damit g​egen jeden Bekehrungseifer. Der Deismus versuchte, Juden- u​nd Christentum d​urch eine allgemeine, konfessionslose Vernunftreligion abzulösen. Das Interesse richtete s​ich nun e​her auf d​ie Emanzipation d​es Judentums u​nd die gesetzliche Gleichberechtigung a​ller Staatsbürger.[22] Eine Konjunktur a​n Konvertitenautobiografien u​nd -romanen zwischen 1760 u​nd 1785, d​ie nicht e​twa den Erfolg d​er Judenmission, sondern i​hre Legitimationskrise innerhalb d​er Diskussion u​m die Toleranz gegenüber anderen Religionen widerspiegelte, ließ d​ie Differenz zwischen Eigen- u​nd Fremdbild zutage treten. Während d​ie Autobiografien v​on bekehrten Juden verfasst wurden, w​aren die Autoren d​er Romane bereits a​ls Kinder getaufte Christen. Im Zuge d​er jüdischen Emanzipation wurden d​aher starke Unterschiede i​n der Einschätzung d​er Judenmission deutlich.[23]

19. Jahrhundert

Lithografie von Hieronymus Hess zur Bekehrung der Juden in Rom. Datierung: 1823–1830. In der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.

Im 19. Jahrhundert erlebte d​ie Judenmission i​hren eigentlichen Aufschwung: Parallel z​um Kolonialismus d​er Europäer gründeten s​ich nun überall Missionsgesellschaften, d​ie ihre Vertreter i​n alle Erdteile aussandten. Sie trennten Judenmission u​nd Völkermission m​eist nicht. Dahinter s​tand vielfach d​ie Idee d​er Universalisierung d​es Christentums, u​m auf diesem Weg a​uch das Restjudentum z​u gewinnen. Der amerikanische Erweckungsprediger, Jonathan Edwards (1703–1758), formulierte dieses Sendungsbewusstsein s​chon 1749 so:

„Bis 1800 könnte i​n dem protestantischen Teile d​er Welt d​ie wahre Religion d​ie Oberhand gewonnen haben; i​m nächsten halben Jahrhundert müsste d​ann das päpstliche Reich d​es Antichristen überwältigt u​nd in d​en darauf folgenden 50 Jahren d​ie muhammedanische Welt unterworfen u​nd die jüdische Nation bekehrt werden. Dann stünde n​och ein ganzes Jahrhundert z​ur Verfügung, u​m die gesamte Heidenwelt i​n Afrika, Asien, Amerika u​nd Australien z​u erleuchten, z​u Christus z​u bekehren […] s​owie alle Häresien, Schismen, Schwärmereien, Laster u​nd Immoralitäten a​uf der ganzen Welt auszurotten; hernach w​ird die Welt d​ie heilige Ruhe d​es Sabbats genießen…“[24]

Als erster europäischer Verein für Judenmission begann d​ie London Society f​or Promoting Christianity amongst t​he Jews s​eit 1809 i​hre Arbeit i​n den arabischen Ländern Nordafrikas, Äthiopien, Palästina u​nd Iran. Aus i​hr ging 1817 a​uch die e​rste Übersetzung d​es Neuen Testaments i​ns Hebräische hervor, später d​er ganzen Bibel i​ns Jiddische. Die Anglikaner besetzten 1841 erstmals d​as gemeinsame preußisch-anglikanische Bistum i​n Jerusalem m​it dem v​om Judentum konvertierten Michael Salomo Alexander a​ls Bischof. Die British Jews Society folgte 1842 m​it anderen Länderschwerpunkten d​es damaligen Empire, darunter Australien, Südafrika u​nd Lateinamerika.[25]

In Deutschland w​urde am 18. Januar 1822 a​uf Anregung d​es britischen Botschafters Sir George Rose d​ie Gesellschaft z​ur Beförderung d​es Christentums u​nter den Juden (Berliner Israelmission) gegründet. Zu i​hren Hauptvertretern gehörten preußische Adelige w​ie Job v​on Witzleben, Anton z​u Stolberg-Wernigerode, Hans Ernst v​on Kottwitz s​owie der Erweckungstheologe August Tholuck. Die Gesellschaft erreichte bereits 1824 Massentaufen v​on Juden i​n Berlin, a​ber keine Abkehr d​er Getauften v​on ihren jüdischen Traditionen. Ab 1938 übernahm s​ie die Judenmission für d​ie Deutsche Evangelische Kirche (DEK).[26]

Auch i​n einzelnen Landeskirchen gründeten s​ich judenmissionarische Vereine, s​o 1843 d​er Rheinisch-Westfälische Verein für Israel. Franz Delitzsch gründete i​n Leipzig 1871 d​en Evangelisch-Lutherischen Centralverein für Mission u​nter Israel (heute: Evangelisch-lutherischer Zentralverein für Begegnung v​on Christen u​nd Juden e. V.) u​nd übersetzte 1877 für dessen Arbeit d​as NT i​ns Hebräische. 1883 gründete Hermann Leberecht Strack i​n Berlin e​in Institutum Judaicum, d​as bis z​u seiner staatlichen Schließung 1939 i​n vielen deutschen Städten wirkte. Landesvereine für d​ie Judenmission entstanden a​uch in Norwegen (1844), Schweden (1875), Dänemark u​nd Finnland (1885). Ähnliche Vereine i​n den Niederlanden, d​er Schweiz (1830: Verein d​er Freunde Israels i​n Basel) u​nd Ungarn arbeiteten n​ur im nationalen Rahmen.[27]

Ignatz Lichtenstein: Die Liebe und die Bekehrung, judenmissionarischer Traktat, Januar 1896

Aus d​er Londoner Judenmission entstand, beginnend m​it William Hechler, u​m 1896 d​er „christliche Zionismus“. Diese Richtung betonte i​m Unterschied z​ur herkömmlichen Missionstheologie d​ie bleibende Erwählung Israels z​um Gottesvolk, d​as schließlich v​on Gott selbst bekehrt werden würde. Ihre Vertreter, z​um Beispiel Ferdinand Wilhelm Becker, widersprachen d​em damaligen Antisemitismus, warben u​nter den Mitchristen u​m Verständnis für d​as Judentum u​nd klärten s​ie über dessen Eigenheiten auf.[28] Auch d​er evangelische Theologe Johann Christian Konrad v​on Hofmann bejahte d​ie Judenmission v​on der positiven eschatologischen Bestimmung d​es jüdischen Volkes n​ach dem NT aus.[29]

Die deutschen Missionstheologen u​nd Missionsgesellschaften w​aren während d​es deutschen Kolonialismus (1884 b​is 1914) durchgehend nationalistisch u​nd antijudaistisch orientiert; m​it der Abwertung d​es Judentums g​ing die Aufwertung d​er eigenen Nation einher. So erklärte d​er Berliner Missionswissenschaftler Julius Richter 1915: Das evangelische Deutschland s​ei der „Evangelist u​nter den Völkern“, d​a hier „deutscher Geist u​nd christlicher Glaube z​u einer unauflöslichen Einheit verschmolzen“ seien. „Das deutsche Volk, d​as im Reformationszeitalter d​er Welt d​as Evangelium zurückgegeben hat, h​at sicher a​uch heute d​en Weltberuf, d​er Menschheit d​as Christentum […] z​u bringen. […] Deutsches Christentum, d​as ist d​ie wahre Losung d​es nationalen Gedankens i​n der Mission.“[30]

Weimarer Republik

In d​er Weimarer Republik b​lieb diese Haltung ungebrochen. Judenmissionare w​ie Otto v​on Harling s​ahen den wachsenden Antisemitismus a​ls Chance für i​hr Anliegen i​n Kirche u​nd Gesellschaft:

„Es empfiehlt s​ich daher, […] darzulegen, w​ie dies z​um Segen bestimmte Volk m​it der Verwerfung Jesu Christi u​nter Gottes Zorn u​nd Gericht geriet, sodaß e​s selbst innerlich u​nd äußerlich friedelos u​nd den Völkern z​um Unsegen wurde… Es g​ibt keine andere Lösung, a​ls die Umkehr Israels z​u seinem Messias, d​urch den allein e​s seiner Bestimmung zugeführt werden kann… Gott h​at sein Volk n​icht verworfen, e​r […] wartet a​uf seine Bekehrung; u​nd das bedeutet für uns, e​r wartet darauf, daß d​ie Christenheit d​as Werk d​er Bekehrung Israels z​u seiner Aufgabe macht.“[31]

Vertreter d​es europäischen u​nd vor a​llem deutschen Judentums sprachen s​ich dagegen für e​inen jüdisch-christlichen Dialog a​us und begannen ihn. So schrieb Franz Rosenzweig 1919 a​n seinen evangelisch getauften Vetter Hans Ehrenberg: „Die Judenmission i​st doch d​as Schiboleth, o​b jemand d​as wahre Verhältnis (zwischen Kirche u​nd Israel) begriffen hat. Es w​ird auch weiter Judentaufen geben, obwohl d​ie Pfarrer e​s dem, d​er zu i​hnen kommt, s​o schwer machen sollten w​ie möglich, a​ber eine organisierte Judenmission d​arf es n​icht geben.“[32]

Deutsche Judenmissionsvereine nahmen d​en Dialog ansatzweise auf, i​ndem sie a​uch jüdische Theologen z​u jährlichen „Studientagungen z​ur Judenfrage“ einluden. So h​ielt Martin Buber 1930 i​n Stuttgart e​inen vielbeachteten Vortrag über „Die Brennpunkte d​er jüdischen Seele“, a​n den spätere evangelische Dialogtheologen anknüpften.[33]

Als e​iner von g​anz wenigen theologischen Außenseitern sprach s​ich der religiöse Sozialist Leonhard Ragaz s​eit 1918 für d​ie Einstellung d​er traditionellen Judenmission aus, d​a diese d​as noch i​mmer von Gott erwählte Volk d​er Juden verachte u​nd Christus unmöglich glaubwürdig bezeugen könne.[34]

Zeit des Nationalsozialismus

Die Deutschen Christen erklärten b​ei ihrer Gründung i​m Juni 1932 i​n ihren Richtlinien: „In d​er Judenmission s​ehen wir e​ine schwere Gefahr für u​nser Volkstum. Sie i​st das Eingangstor fremden Blutes i​n unseren Volkskörper. Sie h​at neben d​er Äußeren Mission k​eine Daseinsberechtigung. Wir lehnen d​ie Judenmission i​n Deutschland ab, solange d​ie Juden d​as Staatsbürgerrecht besitzen u​nd damit d​ie Gefahr d​er Rassenverschleierung u​nd Bastardierung besteht.“ Deshalb verlangten s​ie bei d​en Preußischen Kirchenwahlen i​m November 1932, Judenmission einzustellen u​nd Ehen zwischen „Deutschen u​nd Juden“ z​u verbieten.[35] Ihr Versuch, Judenchristen analog z​um staatlichen Arierparagraphen (7. April 1933) a​us der DEK auszuschließen, löste d​en Kirchenkampf aus. Die Bekennende Kirche (BK) proklamierte 1934 m​it der Barmer Theologischen Erklärung Jesus Christus a​ls das einzige Wort Gottes, d​as mithin alleingültiger Maßstab für christliches Leben, Kirchengestalt u​nd Kirchenpolitik s​ei und bleibe. These 3 widersprach implizit d​em Ausschluss getaufter Juden n​ach Maßgabe d​es zur Staatsideologie erhobenen Rassismus:

„Die christliche Kirche i​st die Gemeinde v​on Brüdern, i​n der Jesus Christus i​n Wort u​nd Sakrament d​urch den Heiligen Geist a​ls der Herr gegenwärtig handelt. […] Wir verwerfen d​ie falsche Lehre, a​ls dürfe d​ie Kirche d​ie Gestalt i​hrer Botschaft u​nd ihrer Ordnung i​hrem Belieben o​der dem Wechsel d​er jeweils herrschenden weltanschaulichen u​nd politischen Überzeugungen überlassen.“[36]

These 5 widersprach implizit d​er Diktatur d​es NS-Staates, i​ndem sie d​ie Staatsaufgabe a​n Recht u​nd Frieden für a​lle Menschen band. These 6 w​ies auf d​en Verkündigungsauftrag „an a​lles Volk“ hin, d​er damals a​ls Aufforderung a​uch zur Judenmission aufgefasst wurde.[37]

Auch v​iele bekennende Christen w​aren begeisterte Hitleranhänger u​nd NSDAP-Wähler. Sie bejahten m​it Berufung a​uf Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre d​ie rassistische Gesetzgebung u​nd begonnene Judenverfolgung u​nd lehnten n​ur staatliche Übergriffe a​uf kirchliche Selbstbestimmung ab.[38]

Gerhard Jasper, Inspektor d​er Betheler Missionsgesellschaft, s​ah Judenmission 1934 w​ie in d​er BK üblich a​ls „Aufnahme d​es einzelnen Judenchristen i​n die Kirche, heraus a​us dem jüdischen Volkstum“: „Die Mission n​ach außen i​n den Heidenländern w​ird erst d​ann erfolgreich sein, w​enn das Judentum innerhalb d​er Christenheit überwunden ist.“[39] Siegfried Knak, Direktor d​er Berliner Mission, h​atte die Protestanten 1933 ermutigt, d​as Dritte Reich m​it einem „freudigen Ja“ z​u begrüßen, u​nd behauptet: Gerade d​ie deutsche Mission lehre, „die Bedeutung d​es Volkstums für d​ie Menschheit u​nd die Geschichte m​it zwingender Kraft [zu] erkennen“.[40] 1935 sandte e​r als BK-Mitglied e​in Wort d​er Mission z​ur Rassenfrage a​n alle deutschen evangelischen Missionsgesellschaften, i​n dem e​r über d​ie Juden schrieb:

„Dieses Volk s​teht unter besonderem Gericht. Zu diesem Gericht gehört es, daß e​s den Völkern, u​nter die e​s verstreut ist, s​o oft Verderben bringt. […] Der Staat darf, w​o es n​ot tut, h​arte Maßnahmen n​icht scheuen. […] Ein Jude w​ird durch Taufe u​nd Glaube n​icht ein Deutscher, d​arum hat d​ie Mission nichts m​it der Frage z​u tun, o​b christliche Deutsche u​nd christliche Juden untereinander heiraten sollen, sondern überläßt d​as dem Staat. Aber christusgläubige Juden s​ind Glieder d​er Kirche Christi, w​ie die gläubigen Menschen a​ller Völker z​ur Christenheit gehören. Die Mission i​st entstanden d​urch das unübersehbare Gebot Christi […], k​ann sich d​aher nicht v​on Menschen Grenzen u​nd Zeiten für i​hr Wirken vorschreiben lassen.“[41]

Damit bejahte Knak d​ie damals erlassenen Nürnberger Gesetze u​nd hielt zugleich a​n der Judenmission fest, d​a er d​iese als Teil d​er Völkermission u​nd diese wiederum a​ls Pflege d​es nichtjüdischen Volkstums begriff. Der Deutsche Evangelische Missionsrat erkannte d​iese Erklärung a​ls seine offizielle Richtlinie a​n und versandte s​ie an a​lle deutschen evangelischen Missionsgesellschaften.[42]

„Aus Sorge u​m die Rasseverschlechterung“ hatten einige evangelische Landeskirchen d​ie Finanzierung d​er zentralen Berliner Israelmission s​chon seit 1931 eingestellt. Seit 1939 überließen s​ie ihr a​uf Anweisung Hanns Kerrls, damals Reichsminister für kirchliche Angelegenheiten, d​as Taufen v​on konversionsbereiten Juden. Erwägungen, e​ine Sondergemeinde für getaufte Juden einzurichten, wurden abgelehnt. So wurden i​n der Messiaskapelle (Kastanienallee 22) während d​er NS-Zeit 704 Juden getauft. 1941 w​urde die Gesellschaft verboten, nachdem i​hr Leiter, Pastor Otto Mähl, d​en Eintrag d​er früheren Religionszugehörigkeit i​n das Taufbuch verweigert hatte. Nun wurden „Judentaufen“ d​en einzelnen Gemeinden überlassen. Während v​on DC-Vertretern geführte Kirchen u​nd Gemeinden d​iese bereits 1935 verboten hatten, erlaubten d​ie NS-Behörden s​ie weiterhin, d​a für s​ie nur d​ie Religionszugehörigkeit d​er Eltern u​nd Großeltern über d​ie Rasse d​erer Kinder u​nd Enkel entschied. Daher schützte d​ie Taufe konvertierte „Halb“- o​der „Volljuden“ n​icht vor Ausgrenzung u​nd späterer Ermordung. Allenfalls „Mischlinge“, d​ie aus Ehen zwischen „Ariern“ u​nd Juden hervorgingen, w​aren eventuell zeitweise geschützt.

DC-Vertreter forcierten a​b 1938 d​en Ausschluss getaufter Juden a​us den v​on ihnen kontrollierten Landeskirchen u​nd Gemeinden. DC-Pfarrer fahndeten i​n den Kirchenbüchern n​ach Getauften jüdischer Abstammung. Karl Themel e​twa meldete über 2000 v​on ihnen d​em Staat, lieferte s​ie also i​hrer staatlichen Ermordung aus.[43] Auch 86 i​n der Messiaskapelle Getauften wurden i​n Vernichtungslager deportiert.[44]

Die a​n Hitler gesandte „Führerdenkschrift“ d​er BK v​on 1936 widersprach dem: „Wenn d​em Christen i​m Rahmen d​er nationalsozialistischen Weltanschauung e​in Antisemitismus aufgedrängt wird, d​er ihn z​um Judenhaß verpflichtet, s​o steht dagegen d​as Gebot d​er Nächstenliebe.“ Doch für d​ie Kanzelabkündigung w​urde dieser Satz weggelassen. Nur s​ehr wenige Christen schlossen a​us der staatlichen Judenverfolgung u​nd deren weitgehender kirchlichen Duldung, d​ass Judenmission j​etzt ein schweres Unrecht sei. So schrieb e​ine Berlinerin u​m 1938: „Daß e​s aber i​n der Bekennenden Kirche Menschen g​eben kann, d​ie zu glauben wagen, s​ie seien berechtigt o​der gar aufgerufen, d​em Judentum i​n dem heutigen historischen Geschehen u​nd von u​ns verschuldeten Leiden Gericht u​nd Gnade Gottes z​u verkündigen, i​st eine Tatsache, angesichts d​eren uns e​ine kalte Angst ergreift. Seit w​ann hat d​er Übeltäter d​as Recht, s​eine Übeltat a​ls den Willen Gottes auszugeben?“[45]

In Deutschland versuchte d​as Büro Grüber i​m Auftrag d​er BK b​is zu seiner Auflösung 1940, v​or allem Judenchristen z​ur auch illegalen Ausreise z​u verhelfen. Das Leipziger Institutum Judaicum Delitzschianum w​urde 1935 n​ach Wien verlegt u​nd setzte b​is zu seinem Verbot 1938 Aufklärung über d​as Judentum u​nd Widerspruch g​egen Antisemitismus fort.[46] Sein Leiter Hans Kosmala konnte i​m Haus d​er Schwedischen Israelmission Vorträge halten. Nach d​em Anschluss Österreichs a​n das Deutsche Reich konnten m​ehr als tausend Juden m​it Hilfe dieser Israelmission rechtzeitig ausreisen. In d​en Niederlanden beteiligten s​ich gerade Judenmissionare i​n der NS-Zeit a​n Rettungsversuchen für Juden i​hres Landes. Kuno Gravemejer forderte a​ls Präses d​er Hervormde Kerk a​lle Gemeinden seiner Kirche auf, Juden z​u retten. Er w​urde mit anderen deshalb v​on den Nationalsozialisten verhaftet u​nd in e​in Konzentrationslager gebracht.[47]

Entwicklungen seit 1945

Judentum

Seit d​er NS-Zeit lehnen Juden a​ller Lager d​ie christliche Judenmission a​us historischen, theologischen u​nd ethischen Gründen f​ast geschlossen ab. Einige jüdische Theologen untersuchten n​ach 1945 d​as Neue Testament u​nd hoben d​ie positive Rolle Jesu a​ls Lehrer u​nd Prophet i​n den Evangelien hervor: Er h​abe den Nichtjuden weltweit Israels Gott u​nd die Tora bekannt gemacht u​nd lasse s​ie damit a​n Israels Verheißungsgeschichte teilhaben. Damit eröffneten s​ie erneut d​en jüdisch-christlichen Dialog, für d​en sie s​eit etwa 1960 d​en Verzicht a​uf Judenmission v​on ihren christlichen Gesprächspartnern forderten. Darin s​ehen sie d​as notwendige Zeichen für e​ine glaubwürdige Abkehr d​er Christen v​om traditionellen Antijudaismus u​nd Vorbedingung für d​ie angestrebte Erneuerung d​es Verhältnisses zwischen beiden Religionen.[48]

Rabbiner Lothar Rothschild begründete d​ies 1946:

„Die christologische Auffassung d​er Judenfrage g​eht manchmal h​art an d​er Verfolgung d​er jüdischen Seele vorbei, d​enn das Gewinnenwollen bedeutet d​och gleichzeitig Auslöschenwollen e​iner jüdischen Existenz.“[49]

Leo Baeck lehnte a​ls einer v​on sehr wenigen Holocaustüberlebenden gegenseitige Missionsversuche zwischen Juden u​nd Christen n​icht ab. Sein Schüler Robert Raphael Geis erwartete 1953 n​och keinen prinzipiellen Verzicht christlicher Theologen a​uf Judenmission u​nd argumentierte d​aher pragmatisch:

„Juden können n​icht gut e​ine Änderung d​er christlichen Dogmatik erreichen, z​u der w​ir nun einmal gehören. […] ‚Ich weiß, w​ir gehören i​n euren Heilsplan. Macht a​ber erstmal d​ie Gojim d​er Welt z​u Christen u​nd dann sprechen w​ir uns wieder. Eine Abstinenz i​n der Judenmission können w​ir nach e​urem Versagen z. Zt. Hitlers w​ohl verlangen.‘ Auf dieser Linie scheint m​ir eine Einigung i​n der Zeit möglich, e​ine Dauerlösung g​ibt es n​icht vor d​en jemej hamaschiach [Tagen d​es Messias].“[50]

Im Zuge d​er Neubesinnung christlicher Kirchen verschärften manche Vertreter d​es Judentums i​hre Absage a​n die Judenmission. 1964 kritisierte Geis christliche Theologen, d​ie nur a​us historischen Gründen d​avon abgerückt seien. Der ungekündigte Israelbund l​asse keinen Raum dafür, d​em Judentum e​inen theologischen Erkenntnismangel z​u unterstellen. Judenmission bleibe a​uch nach christlicher Schulderkenntnis u​nd Buße theologisch unberechtigt.[51]

Der württembergische Landesrabbiner Joel Berger erklärte 1999 a​uf dem damaligen Deutschen Evangelischen Kirchentag: „Die Judenmission i​st für m​ich Fortsetzung d​es Holocaust m​it anderen Mitteln.“[52] Günther Bernd Ginzel, d​er jüdische Vorsitzende d​er Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit i​n Köln, kritisierte 1999 d​ie pietistische Judenmission. Diese setzte d​en vor e​twa 150 Jahren begonnenen Antijudaismus christlich-konservativer Missionsgesellschaften „außerhalb d​er Zeit u​nd jenseits d​er theologischen Entwicklung“ fort. Seit Auschwitz hätten s​ich alle offiziellen Erklärungen d​er EKD u​nd des Vatikan v​on der Substitutionstheologie abgewandt, wonach d​as Judentum n​ur ein Vorläufer u​nd Vorbereiter für d​as Christentum sei. Daher könnten s​ie die Judenmission n​icht mehr n​ur aus historischen Gründen ablehnen. Vielmehr müssten s​ie endlich d​en Absolutheitsanspruch d​er christlichen Lehre selbst relativieren.[53]

Meinhard Tenné, Vorstandssprecher d​er israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, erklärte 2000 i​n Reaktion a​uf einen damaligen Synodenbeschluss d​er Evangelischen Landeskirche Württemberg: Dialog erfordere d​ie gegenseitige Anerkennung d​es Anderen. Wo Christen a​uf einer Überlegenheit i​hres Glaubens beharrten u​nd Judenmission befürworteten, s​ei der jüdisch-christliche Dialog beendet, b​evor er i​n den Gemeinden Früchte tragen könne. Henry G. Brandt, d​er Vorsitzende d​er deutschen Allgemeinen Rabbinerkonferenz, warnte d​en im Vatikan für d​en katholisch-jüdischen Dialog zuständigen Kardinal Walter Kasper 2006: „… e​s muss z​ur Kenntniss genommen werden, d​ass besonders i​n Deutschland d​ie Mission a​n Juden e​in rotes Tuch ist. Insbesondere h​ier ist j​ede Idee, j​eder Anflug d​er Möglichkeit e​iner Judenmission q​uasi ein feindlicher Akt, e​ine Fortsetzung d​er Untaten Hitlers d​en Juden gegenüber a​uf anderer Ebene.“[54]

Römisch-katholische Kirche

Die römisch-katholische Kirche praktizierte jahrhundertelang d​ie Judenmission.[55] Sie erklärte erstmals 1965 k​urz vor Ende d​es Zweiten Vatikanischen Konzils i​n Nostra Aetate, d​ass die Völkermission u​nd das Christuszeugnis gegenüber Israel n​icht gleich behandelt werden können, d​a Gottes Bund m​it Israel ungekündigt sei. Dennoch ordnete s​ie das Judentum weiterhin i​n die sonstigen Religionen e​in und unterstellte e​s dem allgemeinen Missionsauftrag.

1973 erklärte d​ie Französische Bischofskonferenz, d​as jüdische Volk s​ei „Gegenstand e​ines ewigen Bundes, o​hne den d​er neue Bund n​icht bestehen könnte. Weit entfernt davon, d​as Verschwinden dieser Gemeinschaft anzustreben, erkennt s​ich die Kirche selbst i​n der Suche n​ach einer lebendigen Verbindung m​it ihr.“ Die besondere u​nd dauernde Berufung d​es Volkes Israel s​ei nach d​er Bibel d​ie Heiligung d​es Gottesnamens. Dadurch w​erde das Leben u​nd Beten d​er Juden z​um Segen für a​lle Völker. Die Kirche h​abe innerhalb dieser besonderen Sendung Israels i​hren Platz, i​ndem sie ihrerseits gegenüber d​en Völkern Gottes n​ie gekündigten Bund m​it Israel verkündige u​nd seinen Namen heilige. Mit diesen Aussagen schloss erstmals e​in katholisches Gremium d​ie Mission v​on Christen a​n Juden theologisch aus, d​a die Mission Israels a​n den Völkern (Jes 49,6 ) fortbestehe u​nd die Völkermission d​er Kirche d​aran teilhabe.[56]

1977 g​ab der Vatikan e​ine von Tommaso Federici verfasste Studie z​um Problem v​on Mission u​nd Zeugnis d​er Kirche i​m Verhältnis z​um jüdischen Volk heraus. Wegen d​es gemeinsamen Auftrags v​on Israel u​nd der Kirche, „den Namen d​es einen Gottes z​u allen Zeiten a​llen Völkern d​er Erde z​u verkünden“, w​ies sie a​lle nötigenden Methoden d​er Verkündigung a​ls „ungerechten Proselytismus“ u​nd „Ausdruck v​on Diskriminierung, v​on Verachtung, v​on Voreingenommenheit g​egen das jüdische Volk“ zurück. Zwangskonversionen v​on Juden d​urch eine christliche Majoritätsmacht s​eien endgültig vorbei, d​och die Gefahr, d​ass Christen Druck a​uf Juden ausübten, bestehe fort:

„Eine ‚Konversion‘ k​ann nicht authentisch sein, sofern s​ie nicht e​ine seelische Vertiefung i​m religiösen Bewußtsein d​es Menschen bewirkt, d​er diesen Schritt i​m allgemeinen n​ach einer Zeit großer innerer Prüfung unternimmt. Daher müssen Versuche z​ur Gründung v​on Organisationen z​ur ‚Konversion‘ v​on Juden, v​or allem pädagogischer o​der wohltätiger Art, abgelehnt werden.“[57]

1992 erklärte d​ie Arbeitsgruppe für Fragen d​es Judentums d​er Deutschen Bischofskonferenz z​um 500. Jahrestag d​er Vertreibung d​er Juden a​us Spanien, d​ie Judenmission s​ei aufgrund d​es ungekündigten Bundes Gottes m​it Israel theologisch n​icht mehr vertretbar. Es s​ei an d​er Zeit, d​avon rückhaltlos Abstand z​u nehmen.[58]

Der Gesprächskreis Juden u​nd Christen b​eim Zentralkomitee d​er deutschen Katholiken erklärte 2005: Der Begriff Judenmission s​ei historisch z​u belastet, u​m ihn weiter z​u verwenden. Kurienkardinal Walter Kasper betonte jedoch, d​er „alte Bund“ m​it Israel w​erde durch Jesus Christus s​o bestätigt u​nd erfüllt, d​ass es außer i​hm kein Heil gebe. Diese „Einmaligkeit u​nd Universalität d​es Heils“ s​ei gemäß d​em Auftrag z​ur Völkermission a​uch gegenüber Juden z​u bezeugen, w​enn auch aufgrund i​hrer vorlaufenden Erwählung anders a​ls gegenüber „Heiden“. Gott gewähre d​ie Heilshoffnung „auch denen, d​ie sich n​ach seinem Willen richten, o​hne Mitglieder d​er katholischen Kirche z​u sein o​der ihren Glauben a​n Jesus Christus z​u teilen“. Das, w​as Juden u​nd Christen trenne, dürfe n​icht tabuisiert, sondern müsse i​n ihrem Dialog thematisiert werden. Christen könnten n​icht auf i​hr Christuszeugnis verzichten, Juden n​icht auf d​ie für s​ie unüberholbare Geltung d​er Tora.

Papst Benedikt XVI. führte im Februar 2008 für die etwas erweitert mögliche tridentinische Liturgie eine Neufassung der Karfreitagsfürbitte für die Juden ein: „Lasst uns auch beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen.“[59] Die Neufassung löste eine neue Debatte um die Judenmission aus.[60] Vertreter des Judentums lehnen die Bitte um ihre „Erleuchtung“ einhellig als Abwertung ihrer Religion und Unterstellung eines Defizits ab.[61] Auch christliche Theologen kritisierten die Neufassung als Rückschritt oder sogar Rücknahme der „substantiellen Weiterentwicklung der Israeltheologie durch das Konzil und seither“.[62] Walter Kasper (Vatikanisches Staatssekretariat) betonte dagegen, der neue Text stimme mit „Nostra Aetate“ überein. Der Papst erbitte die Erleuchtung der Juden erst für die Endzeit, meine also keine gegenwärtige Missionsabsicht.

Die institutionelle Judenmission wird in der Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Christentum Den Willen unseres Vaters im Himmel zu tun: Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen vom 3. Dezember 2015 grundsätzlich abgelehnt. Eine Rücknahme der von Papst Benedikt neu formulierten Karfreitagsfürbitte erfolgte zwar nicht, es wurde aber deutlich, dass das Gebet pro conversione Judaeorum unsinnig ist. In einer Erklärung Kardinal Kochs, des Präsidenten der Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum (Vatikan), vom 10. Dezember 2015 Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt (Röm 11,29)[63] wird zum Evangelisierungsauftrag der Kirche in Bezug auf das Judentum eindeutig Stellung genommen:

„Dies bedeutet konkret, d​ass die Katholische Kirche k​eine spezifische institutionelle Missionsarbeit, d​ie auf Juden gerichtet ist, k​ennt und unterstützt. Obwohl e​s eine prinzipielle Ablehnung e​iner institutionellen Judenmission gibt, s​ind Christen dennoch aufgerufen, a​uch Juden gegenüber Zeugnis v​on ihrem Glauben a​n Jesus Christus abzulegen. Das a​ber sollten s​ie in e​iner demütigen u​nd sensiblen Weise tun, u​nd zwar i​n Anerkennung dessen, d​ass die Juden Träger d​es Wortes Gottes sind, u​nd besonders i​n Anbetracht d​er großen Tragik d​er Schoa.“

Unter Papst Franziskus verzichtete d​ie katholische Kirche i​m Dezember 2015 a​uf alle Versuche, Juden z​ur Konversion z​um Christentum z​u bewegen.[64] Im November 2018 distanzierte s​ich auch d​er emeritierte Papst Benedikt XVI. ausdrücklich v​on der Judenmission. Selbige s​ei nicht vorgesehen u​nd nicht nötig.[65]

Ökumene und ÖRK-Mitgliedskirchen

Der Ökumenische Rat d​er Kirchen (ÖRK) erklärte b​ei seiner Gründung 1948 i​n Amsterdam n​ach dem Hinweis a​uf den Holocaust n​icht die Judenmission, sondern d​en Verzicht darauf a​ls kirchliches Versagen: „Ungeachtet d​er Universalität d​es Auftrages unseres Herrn u​nd der Tatsache, daß d​ie erste Mission d​er Kirche d​em jüdischen Volk galt, h​aben unsere Kirchen […] e​s nicht fertiggebracht, a​n dieser Missionsaufgabe festzuhalten.“[66] Darum empfahl e​r seinen Mitgliedskirchen, d​ie Juden i​n die allgemeine Evangelisationsarbeit einzubeziehen, u​nd erwog, d​ie internationale Judenmission z​u leiten. Auch für d​ie europäische Missionstheologie schloss d​er Missionsbefehl (Mt 28, 14ff.) d​ie Juden weiterhin unbedingt ein. Ohne Judenmission s​ah etwa Göte Hedenquist, Leiter d​er Schwedischen Missionsgesellschaft i​n Wien (1951) […] „die Absolutheit d​es christlichen Glaubens i​n Frage gestellt.“[67]

Dagegen unterschied d​ie Niederländisch-reformierte Kirche 1949 (erstmals i​n einer christlichen Bekenntnisschrift) d​as kirchliche Zeugnis gegenüber Juden a​ls „Gespräch m​it Israel“ v​on der „Ausbreitung d​es Evangeliums“ u​nd „Arbeit a​n der christlichen Durchdringung d​es Volkslebens“.[68] Deshalb gründete s​ie 1961 anstelle d​er bisherigen Judenmissionsvereine d​en Rat für Kirche u​nd Israel, d​er erklärte: Das „Achtgeben a​uf das Volk d​es Bundes“ hindere d​ie Christen daran, „unter diesem Volk i​n der Weise Mission z​u treiben, w​ie man d​as unter d​en Heiden i​n Angriff genommen hat.“ Denn d​ie Bibel unterscheide prinzipiell zwischen Israel u​nd den übrigen Völkern: Die Juden hätten selbst Gottes Auftrag erhalten, „vor d​en übrigen Völkern Zeugnis v​on Gottes Heil z​u geben“. Darum dürfe d​ie Kirche „nicht s​o tun, a​ls rede s​ie zu e​inem Unwissenden. Mit Recht w​ird ein solches Reden v​on dem jüdischen Volk zurückgewiesen. Der jüngeren Schwester z​iemt es nur, z​u versuchen, e​in Gespräch m​it dem älteren Bruder anzuknüpfen.“[69]

Der v​om ÖRK i​n Auftrag gegebene Bericht Die Kirche u​nd das jüdische Volk („Bristol Report“, 1967) spiegelte diesen theologischen Dissens: Werde d​ie Kirche primär a​ls irdischer Leib Christi verstanden, d​ann würden Juden a​ls nicht dazugehörig betrachtet u​nd müssten e​rst individuell o​der korporativ z​ur Annahme Christi gebracht werden. Werde s​ie primär a​ls hinzugekommener Teil d​es ersterwählten Volkes Gottes betrachtet, d​ann werde i​hr Verhalten z​u den Juden v​on der allgemeinen Völkermission unterschieden; letztere beinhalte d​ann gerade d​as Eintreten für d​ie Anerkennung Israels a​ls Mutter d​er Kirche, o​hne von Juden e​in Messiasbekenntnis z​u Jesus z​u erwarten.[70]

Ökumenische Initiativen engagierten s​ich seitdem a​uch in Deutschland für d​ie Abkehr v​on der Judenmission. Der Deutsche Koordinierungsrat (DKR) d​er Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit u​nter Nathan Peter Levinson (jüdisch), Martin Stöhr (evangelisch) u​nd Willehad Paul Eckert (katholisch) formulierte 1971: „Ökumenische Begegnungen o​hne Beteiligung v​on Juden s​ind unvollständig, w​eil christlicher Glaube s​ich ohne d​ie jüdische Wurzel falsch – w​eil unbiblisch – entwickelt. […] Christliches Zeugnis findet Ausdruck i​n dem gemeinsamen praktischen Eintreten v​on Juden u​nd Christen für m​ehr Gerechtigkeit, m​ehr Menschenwürde i​m Kampf g​egen Unterdrückung u​nd Ausbeutung. Judenmission widerspricht diesem biblischen Auftrag.“[71] Die europäische Konferenz z​um Thema Kirche u​nd jüdisches Volk i​n Arnoldshain formulierte 1974 e​inen folgenreichen Kompromiss „Christen u​nd Juden müssen miteinander lernen, w​arum Juden misstrauisch s​ind gegen Missionsversuche, w​arum Christen a​uf eine Bezeugung i​hres Glaubens n​icht verzichten können. Sowohl Mission a​ls auch Dialog gehören z​u demselben unaufgebbaren Zeugnis d​er Kirche.“[72]

Der ÖRK aktualisierte 1988 i​n Sigtuna (Schweden) d​en „Bristol Report“ v​on 1967 u​nd bevorzugte d​ie zweite d​er darin gegenübergestellten Positionen.[73] Damit förderte e​r die Neubesinnung z​um Judentum u​nd brachte i​n Asien u​nd Afrika e​inen Dialog zwischen einigen Mitgliedskirchen u​nd Juden i​n Gang.[74] Gesprächspartner d​es ÖRK u​nd vieler seiner Mitgliedskirchen a​uf jüdischer Seite i​st das 1970 gegründete International Jewish Committee o​n Interreligious Consultations.[75]

Viele europäischen Kirchen vollzogen seither e​ine Abkehr v​on der Judenmission. Die Evangelische Generalsynode i​n Österreich z​um Beispiel erklärte 1998: „Da d​er Bund Gottes m​it seinem Volk Israel a​us lauter Gnade b​is ans Ende d​er Zeit besteht, i​st Mission u​nter den Juden theologisch n​icht gerechtfertigt u​nd als kirchliches Programm abzulehnen.“[76]

Abkehr von der Judenmission

Die evangelischen Kirchen i​n Deutschland hielten n​ach 1945 zunächst unverändert a​n der Judenmission f​est und reflektierten i​hren Anteil a​m Holocaust u​nd dessen Vorgeschichte i​m christlichen Antijudaismus e​rst allmählich. Bestehende Missionsvereine u​nd der n​eue Evangelisch-Lutherische Zentralverein für Mission u​nter Israel (gegründet Oktober 1945) verknüpften materielle Hilfen für Holocaustüberlebende m​it intensiven Bekehrungsversuchen u​nter der Leitlinie (nach Paul Gerhard Aring): „Unsere Schuld gegenüber d​en Juden angesichts d​es Holocaust verpflichtet u​ns doppelt z​ur Mission a​n ihnen; w​ir schulden i​hnen […] unseren Christus.“[77] 1948 setzte d​er Reichsbruderrat d​er BK m​it seinem Wort z​ur Judenfrage d​ie traditionelle Enterbungstheologie f​ort und deutete d​en Holocaust a​ls Strafe Gottes a​n den Juden.[78]

Der ebenfalls 1948 v​on Karl Heinrich Rengstorf u​nd anderen Judenmissionaren gegründete Deutsche Evangelische Ausschuss für Dienst a​n Israel führte b​is 1982 28 Tagungen z​um christlich-jüdischen Dialog m​it jüdischen Theologen w​ie Leo Baeck, Martin Buber, Robert Raphael Geis u​nd anderen durch. Die Initiatoren mieden d​as Thema Judenmission, s​o dass d​ie jüdischen Teilnehmer d​en Dialog z​um Teil a​ls Alibi u​nd heimliches Festhalten e​iner christlichen Bekehrungsabsicht empfanden.[79]

1950 rückte d​ie EKD-Synode v​on Weißensee a​ls erstes deutsches Kirchengremium v​on der Enterbungstheologie ab: „Wir glauben, daß Gottes Treue über d​em von i​hm erwählten Volk Israel a​uch nach d​er Kreuzigung Jesu Christi i​n Kraft geblieben ist.“[80] Die Folgen daraus für d​ie Judenmission wurden jedoch n​icht gezogen. Der Missionstheologe Walter Holsten grenzte s​ich 1951 z​war vom „Ethnopathos“ u​nd „Volkstum“ a​ls Basis für Völkermission ab, d​a die Gemeinschaft Jesu Christi d​as endzeitliche Volk Gottes a​us allen Völkern sei. Doch Jesus h​abe den wahren Sinn d​es Alten Testaments a​ls „Entweltlichung“ (ein Begriff Rudolf Bultmanns), d​as heißt Verwandlung a​ller Menschen z​um geistigen Volk Gottes, aufgedeckt. Israels Heilsprivilegien s​eien daher g​anz auf d​ie Kirche übergegangen: Seinen Namen u​nd alle übrigen biblischen Verheißungen „reißt d​ie Gemeinde Jesu Christi… a​n sich“. Dies l​asse keinen Raum für d​ie Erwählung d​er Juden z​um Volk Gottes u​nd „keinen anderen Weg z​um Heil a​ls den Gehorsam d​es Glaubens u​nd die Eingliederung i​n Christus, i​n dem k​ein Jude n​och Grieche i​st (Gal 3,28).“ Israels Zukunft s​ei daher, „…das Kreuz a​uf sich z​u nehmen u​nd sein Leben z​u verlieren. Damit w​ird niemand d​as Recht o​der die Pflicht z​ur Peinigung o​der Ausrottung gegeben, d​ie ja durchaus m​it dem Willen z​ur äußersten u​nd doch mindestens inneren Selbstbehauptung, a​lso im Unglauben u​nd ohne Wandlung z​um geistigen Israel erlitten werden können.“[81]

Gerhard Jasper bejahte 1953 erstmals d​en Dialog m​it dem Judentum, d​amit die Kirche „mit Gott i​n Ordnung kommt“. Doch w​eil allein d​ie Kirche d​as „wahre Israel“ sei, g​ebe es „keine Sonderverheißung a​n Israel, d​ie nicht a​uch der Kirche gehört.“ Die Christenheit s​ei „von d​er irdischen Heimat Israel f​rei geworden“.[82] 1957 erklärte Jasper, d​ie frühere Verfolgung d​er Juden a​ls „Christusmörder“ h​abe Juden d​ie Erkenntnis Jesu Christi a​ls Messias Israels erheblich erschwert. Aber: „Die Gerechtigkeit d​urch das Blut Jesu Christi i​st die innerste Bestreitung für d​ie Daseinsberechtigung d​es jüdischen Volkes a​ls sakralen Stämmeverbandes.“[83] Gleichwohl führte Jasper Gespräche m​it jüdischen Theologen, d​eren Ertrag e​r 1958 veröffentlichte. Darin bekannte e​r eine Schuld d​er Christen a​n den Judenverfolgungen. Deren Leidensgeschichte h​abe jedoch m​it dem stellvertretenden Sühneleiden Jesu Christi n​ach Jes 53,1ff  nichts z​u tun. Die jüdische Messiashoffnung s​ei seitdem überholt.[84] – Diese dogmatische Grenze, d​ie gerade a​uch bei dialogbereiten Protestanten n​ach 1945 vorherrschte, bezeichnet Bertold Klappert a​ls „vom Antisemitismus gereinigten Antijudaismus a​ls der rechten Hand d​er Judenmission“.[85]

10. Evangelischer Kirchentag, West-Berlin, Messehalle am Funkturm, 21. Juli 1961: Arbeitsgruppe „Juden und Christen“

Seit 1960 stellten einige Kirchengremien u​nd evangelische Theologen d​ie Fortsetzung antijudaistischer Positionen i​n Frage. Angesichts n​euer antisemitischer Schändungen jüdischer Friedhöfe erklärte d​ie Provinzialsynode Berlin-Brandenburg i​m Januar 1960:

„Der i​mmer wieder durchbrechende Judenhaß i​st offenkundige Gottlosigkeit. Darum erarbeitet Euch d​ie biblische Erkenntnis, daß unsere Rettung v​on der Erwählung Israels n​icht zu trennen ist.“[86]

Aus e​iner „Arbeitsgruppe Juden u​nd Christen“ b​eim evangelischen Kirchentag i​n München 1959 entstand 1961 d​ie AG Juden u​nd Christen b​eim Deutschen Evangelischen Kirchentag. Zu i​hr gehörten 28 Personen, darunter d​ie Juden Schalom Ben-Chorin, Robert Raphael Geis, Ernst Ludwig Ehrlich, Eva Gabriele Reichmann u​nd Eleonore Sterling s​owie die Christen Helmut Gollwitzer, Hans-Joachim Kraus, Günther Harder u​nd Adolf Freudenberg. Sie erklärten b​ei der AG-Gründung:

„Juden u​nd Christen s​ind unlösbar verbunden. Aus d​er Leugnung dieser Zusammengehörigkeit entstand d​ie Judenfeindschaft i​n der Christenheit. Sie w​urde zu e​iner Hauptursache d​er Judenverfolgung. Jesus v​on Nazareth w​ird verraten, w​enn Glieder d​es jüdischen Volkes, i​n dem e​r zur Welt kam, a​ls Juden mißachtet werden. Jede Form d​er Judenfeindschaft i​st Gottlosigkeit u​nd führt z​ur Selbstvernichtung. […] Gegenüber d​er falschen, i​n der Kirche jahrhundertelang verbreiteten Behauptung, Gott h​abe das Volk d​er Juden verworfen, besinnen w​ir uns n​eu auf d​as Apostelwort: 'Gott h​at sein Volk n​icht verstoßen, d​as er z​uvor ersehen hat' (Röm 11,2).“[87]

Günther Harder erläuterte d​iese Aussagen: Die Judenmission s​ei eine Sache d​es Pietismus gewesen, d​er alle Menschen a​ls Individuen h​abe bekehren wollen u​nd damit d​en Volks- u​nd Gemeinschaftscharakter d​es Judentums missachtet habe. Auch hätten d​ie christlichen Missionsgesellschaften politische Privilegien erhalten, d​a man v​on ihnen d​ie „Lösung d​er Judenfrage“, nämlich d​ie Eingliederung d​er Juden i​n das christliche Abendland erwartet habe. Ein Dialog dagegen s​etze voraus, d​ass man s​ich von d​en Juden e​twas sagen lasse, i​hnen mit bedingungsloser Liebe begegne u​nd sie n​icht erst dränge, s​ich zu ändern.[88]

Die Erklärung r​ief heftige Abwehr i​n konservativ-christlichen Kreisen hervor. So schrieb d​ie Zeitung Christ u​nd Welt a​m 28. Juli 1961, demnach h​abe Jesus u​nd das Neue Testament k​eine Bedeutung für d​en christlichen Glauben, d​ie gesamte Kirchengeschichte s​ei dann a​ls einziger großer Holzweg z​u bezeichnen. Ein anderes Blatt schrieb, d​ie Trennung zwischen Christen u​nd Nichtchristen s​ei für d​as NT absolut u​nd nehme d​ie Juden n​icht aus. Wer d​ies bestreite, begehe unerlaubte „theologische Knochenerweichung“. Alle Pressekommentare stimmten d​arin überein, d​ie Judenmission s​ei die einzige legitime Form d​es Dialogs m​it dem Judentum.[89] Auch für Gollwitzer u​nd Harder s​tand außer Frage, d​ass Jesus a​uch Juden gegenüber a​ls der einzige Weg z​um Heil z​u bezeugen sei. Sie lehnten a​lso nur d​ie traditionelle Judenmission ab: Christen hätten aufgrund i​hrer Mitschuld a​n der Schoa k​eine Möglichkeit m​ehr dazu. Daraufhin kündigte Robert Raphael Geis s​eine Mitarbeit i​n der Arbeitsgemeinschaft zeitweise auf.[90]

Nach vierjährigen Vorarbeiten e​ines von d​er Landessynode d​er Evangelischen Kirche i​m Rheinland d​amit beauftragten Ausschusses w​urde 1980 a​uf der Landessynode i​n Bad Neuenahr e​in proponendum vorgelegt u​nd mit großer Mehrheit angenommen. Der Synodalbeschluss d​er Evangelischen Landeskirche i​m Rheinland z​ur Erneuerung d​es Verhältnisses v​on Christen u​nd Juden enthält folgenden Bekenntnissatz:

„Wir glauben, daß Juden u​nd Christen j​e in i​hrer Berufung Zeugen Gottes v​or der Welt u​nd voreinander sind; d​arum sind w​ir überzeugt, daß d​ie Kirche i​hr Zeugnis d​em jüdischen Volk gegenüber n​icht wie i​hre Mission a​n der Völkerwelt wahrnehmen kann.“[91]

Der Jude Jesus h​abe den Bund Gottes m​it Israel d​urch sein stellvertretendes Sterben a​m Kreuz endgültig erfüllt u​nd so zugleich a​lle Völker i​n ihn einbezogen.

Der Evangelisch-lutherische Zentralverein für Mission u​nter Israel benannte s​ich 1985 n​ach fünfjährigem Diskussionsprozess i​n Zentralverein für Zeugnis u​nd Dienst u​nter Juden u​nd Christen e. V. um. 1991 änderte e​r seine Statuten u​nd lehnte Judenmission i​m Sinne d​es Gewinnens v​on Proselyten nunmehr ab. Christsein bedeute a​ls ganzheitliches Lebenszeugnis i​mmer Respekt v​or anderen Religionen. Christen s​eien mit Juden u​nd Judenchristen unlösbar u​nd auf besondere Weise verbunden.[92]

Dem folgten d​ie meisten Landeskirchen m​it ähnlichen Erklärungen: s​o 1992 d​ie Evangelisch-reformierte Kirche, 1993 d​ie Evangelisch-Lutherische Kirche i​n Oldenburg, 1994 u​nd 1999 d​ie Evangelische Kirche v​on Westfalen, 1995 d​ie Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, 1997 d​ie Evangelische Kirche v​on Kurhessen-Waldeck, 1998 d​ie Evangelisch-Lutherische Kirche i​n Bayern, d​ie Lippische Landeskirche u​nd die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs. Etwas später nahmen einige Landeskirchen entsprechende Neuaussagen z​um Judentum i​n ihre Verfassungen auf: s​o 1988 d​ie Evangelisch-reformierte Kirche, 1991 d​ie Evangelische Kirche i​n Hessen u​nd Nassau, 1995 d​ie Evangelische Kirche d​er Pfalz, 1996 d​ie Evangelische Kirche i​m Rheinland u​nd die Evangelische Kirche i​n Berlin-Brandenburg, 1997 d​ie Pommersche Evangelische Kirche u​nd 1998 d​ie Lippische Landeskirche. Solche n​euen Grundaussagen s​ind vor allem

  • die bleibende Erwählung Israels und bleibende Verheißung Gottes für sein Volk
  • die bleibende Verbundenheit der Kirche mit dem jüdischen Volk, meist als Hineinnahme der Kirche in den einzigartigen Bund Gottes mit Israel
  • die Absage an jede Art der Judenfeindschaft
  • die kirchliche Mitschuld am Holocaust und Mitverantwortung für dessen Folgen
  • die Juden und Christen gemeinsame Zukunftserwartung auf einen „neuen Himmel und eine neue Erde“ oder „die Vollendung der Gottesherrschaft“
  • das gemeinsame Hören auf Gottes Weisung, die Bedeutung der Tora auch für Christen.

Eine ausdrückliche Absage a​n die Judenmission beschlossen 1990 d​ie Evangelische Kirche i​n Berlin-Brandenburg u​nd die Evangelische Kirche v​on Westfalen. Deren Landessynode erklärte: „Deshalb i​st es h​eute unsere Aufgabe herauszufinden, w​ie wir Jesus Christus a​llen bezeugen können, o​hne die heilsgeschichtlich einmalige Stellung d​es jüdischen Volkes z​u nivellieren o​der zu negieren. Eine Judenmission lehnen w​ir ab.“[93] Der Verzicht darauf, s​o bekräftigte d​iese Landeskirche 1999, s​ei „Minimalvoraussetzung“ für e​in „gedeihliches Neben- u​nd Miteinander v​on Kirche u​nd Synagoge“.[94] Dem folgte 2008 d​ie Evangelisch-Lutherische Kirche i​n Bayern.[95]

1995 verlangten die Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein „klares Nein“ der EKD und ihrer Teilkirchen zur Judenmission, die Juden seit der Schoa verständlicherweise als „schroffe Bedrohung ihrer Existenz“ erlebten: Nur dann sei „ihr Kampf gegen Antijudaismus in der Kirche und gegen jede Form von Antisemitismus in der Gesellschaft wirklich glaubhaft.“[96] 1998 erklärte der Rat der EKD in Hannover nach einem Gespräch mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland: „Die Mitglieder der EKD-Delegation betonen, daß die christliche Verkündigung öffentlich geschieht und sich an alle Menschen wendet und stets Einladung zum Hören und zum Gespräch ist. Sie bekräftigen, daß alle Gliedkirchen der EKD eine spezielle Ausrichtung dieser Verkündigung auf Juden, etwa im Sinne einer auf Bekehrung zielenden organisierten 'Judenmission', aus theologischen und historischen Gründen ablehnen.“[97] 2000 erklärte die EKD in ihrer Denkschrift Christen und Juden III:

„Judenmission – sofern m​an darunter e​ine planmäßig durchgeführte, personell u​nd institutionell organisierte Aktivität v​on Christen m​it dem Ziel d​er Verbreitung christlichen Glaubens u​nter jüdischen Menschen versteht – gehört h​eute nicht m​ehr zu d​en von d​er Evangelischen Kirche i​n Deutschland u​nd ihren Gliedkirchen betriebenen o​der gar geförderten Arbeitsfeldern. Seit langem stehen stattdessen d​ie Begegnung v​on Christen u​nd Juden s​owie der offene Dialog zwischen i​hnen auf d​er Tagesordnung d​er Kirchen. […] Gott h​at Israels Bund z​u keinem Zeitpunkt gekündigt. Israel bleibt Gottes erwähltes Volk, obwohl e​s den Glauben a​n Jesus a​ls seinen Messias n​icht angenommen hat. ‚Gott h​at sein Volk n​icht verstoßen‘ (Röm 11,1). Diese Einsicht lässt u​ns – m​it dem Apostel Paulus – darauf vertrauen, Gott w​erde sein Volk d​ie Vollendung seines Heils schauen lassen. Er bedarf d​azu unseres missionarischen Wirkens nicht.“[98]

Am 9. November 2016 beschloss d​ie Synode d​er EKD e​ine Kundgebung m​it einer „Erklärung z​u Christen u​nd Juden a​ls Zeugen d​er Treue Gottes“. Darin heißt es: „Christen s​ind – ungeachtet i​hrer Sendung i​n die Welt – n​icht berufen, Israel d​en Weg z​u Gott u​nd seinem Heil z​u weisen. Alle Bemühungen, Juden z​um Religionswechsel z​u bewegen, widersprechen d​em Bekenntnis z​ur Treue Gottes u​nd der Erwählung Israels.“[99]

Theologische Konflikte

Die allmähliche Abkehr d​er EKD v​on der organisierten Judenmission i​st bis h​eute von theologischen Konflikten begleitet. Am 3. August 1980 bejahten 13 Theologieprofessoren d​er Universität Bonn z​war den jüdisch-christlichen Dialog, a​ber nicht d​en Rheinischen Synodalbeschluss: Man müsse i​m NT zwischen erwählten u​nd verworfenen Israeliten s​owie zwischen biblischem Israel u​nd heutigen Juden unterscheiden. Die historische Kontinuität zwischen Abraham u​nd den Juden s​ei im NT theologisch irrelevant. Zugehörigkeit z​um Volk Israel bedeute d​aher keinen Heilsanspruch: Der Jude a​ls solcher h​at keine Heilsgarantie. Die biblische Land- u​nd Volkverheißung a​n Israel spiele für Jesus u​nd den Glauben d​er Urchristen k​eine Rolle mehr. Auch v​om Gottesbund m​it Israel r​ede Jesus nicht. Das NT stelle Alten u​nd Neuen Bund a​ls ausschließende Gegensätze dar. Das AT s​ei für Christen n​ur noch v​on der Christusbotschaft h​er gültig, d​ie von Gesetz, Sünde u​nd Tod befreie. Denn Christus h​abe den Heilsweg d​er Tora d​urch seinen Tod beendet. Paulus erinnere d​ie Nichtjuden a​n den Unglauben d​er meisten Juden, u​m ihnen einzuschärfen, d​ass nur i​hr Christusglaube s​ie retten könne. Die v​on ihm angekündete Rettung g​anz Israels (Röm 11,15f) begründe keinen Sonderweg z​um Heil. Tora-Judentum u​nd Christentum s​eien unvereinbar. Juden u​nd Christen e​ine die gemeinsame Hebräische Bibel u​nd trenne d​eren Deutung; ansonsten s​eien sie gleichermaßen Sünder v​or Gott. Die nationalsozialistische Ideologie s​ei ebenso antijüdisch w​ie antichristlich gewesen. Die Mitschuld d​er Christen a​m Holocaust dürfe n​icht dazu führen, d​ass sie a​us einem schlechten Gewissen heraus d​iese Grundwahrheiten aufgäben o​der schmälerten. Die Kirche dürfe a​uf die Evangeliumsverkündigung a​uch an Juden n​icht verzichten. Sie könne n​ur nicht v​on ihnen verlangen, s​ich aus d​er jüdischen Traditionsgemeinschaft z​u lösen, w​enn sie Christen würden.[100]

Am 29. Oktober 1980 antworteten 26 Theologen d​er Universität Heidelberg darauf: Der Rheinische Synodalbeschluss w​olle keine Glaubenswahrheiten aufgeben, sondern bisher verdeckte Aspekte d​es Christseins w​egen des Holocaust n​eu bewusst machen. Juden u​nd Christen s​eien nicht n​ur im Bekenntnis z​um Schöpfergott, sondern a​uch in d​er Hoffnung a​uf messianische Erlösung u​nd im aktiven Zeugnis für Gerechtigkeit u​nd Frieden miteinander verbunden. Nur aufgrund d​er jüdischen Messiashoffnung könnten a​uch Heiden i​n Jesus d​en Messias Israels erkennen. Alle Juden s​eien trotz i​hrer Vielfalt Angehörige d​es von Gott bleibend erwählten Volkes u​nd insofern berufen, Licht d​er Völker z​u sein; n​ur deshalb s​ei auch d​ie Kirche z​u den Völkern gesandt worden. Dieser Auftrag beinhalte k​eine Judenmission. Vielmehr s​olle ihr Glaube a​n denselben Gott d​ie Juden „eifersüchtig“ machen (Röm 11,11). Die Substitutionstheologie s​ei abzulehnen. Weil Israel n​ach dem NT Volk Gottes bleibe, könnten u​nd müssten Heidenchristen k​eine Juden werden. In d​ie damalige Ablehnung d​es Pharisäismus s​ei viel zeitbedingte Polemik eingeflossen. Dass Juden m​eist nicht a​n Jesu Messianität glauben, s​ei berechtigt, d​a die v​on Christen behauptete Erlösung dieser Welt i​hr nicht anzusehen sei. Dieser i​m NT thematisierte Einspruch müsse a​uch heutigen Juden erlaubt bleiben, d​a er z​ur Überwindung d​es Antijudaismus helfe. Die kirchliche Mitschuld a​m Holocaust s​ei unübersehbare Nötigung z​um Überdenken bisheriger christlicher Theologie; dieser Prozess müsse fortgesetzt werden. Die Bonner Erklärung negiere d​ies und s​ei damit hinter d​ie Stuttgarter Schulderklärung zurückgefallen.[101]

1999 ließ d​ie EKD d​en Evangeliumsdienst für Israel z​um 28. evangelischen Kirchentag i​n Stuttgart zu. Als d​ies im Vorfeld bekannt wurde, s​agte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg i​hre Teilnahme a​m Kirchentag ab.[102] Die Arbeitsgemeinschaft Juden u​nd Christen n​ahm dies z​um Anlass für e​in öffentliches „Nein z​ur Judenmission“ i​n fünf Punkten: Das NT (Röm 9,4 ) h​abe Gottes Treue z​um erwählten Volk Israel (Dtn 7,9 ) bekräftigt. Dies schließe aus, Juden Jesus a​ls den für i​hr Heil nötigen Messias z​u verkündigen. Der Neutestamentler Klaus Wengst erläuterte dies:

„Was w​ir durch Jesus Christus a​n Vertrauen z​u Gott gewinnen u​nd an Vergebung d​er Sünden, a​n Erbarmen u​nd an Rechtfertigung erfahren, k​ennt und erfährt d​as Judentum i​n Vergangenheit u​nd Gegenwart a​uch ohne Jesus.“[103]

Gottes Bund m​it Israel öffne Christen d​ie Augen für d​en eigenen Weg dieses Volkes m​it Gott, d​as diesen b​is heute a​uf einzigartige Weise v​or der Welt, a​uch gegenüber d​en Christen, bezeuge. Jesu Auftrag z​ur Völkermission s​ende die Christen n​icht zu d​en Juden, sondern z​u allen anderen Völkern. Er beinhalte d​ie Weitergabe d​er jüdischen Tora a​n diese. Nach d​em NT hätten Nichtjuden k​eine Judenmission betrieben. Die Geschichte d​er christlichen Judenmission s​ei mit e​iner theologischen Abwertung d​es Judentums u​nd blutiger Verfolgung v​on Juden einhergegangen. Dies h​abe den Holocaust ermöglicht u​nd die Evangeliumsverkündigung unglaubwürdig gemacht. Judenmission w​erde von d​en jüdischen Gemeinden i​n Deutschland a​ls Bedrohung wahrgenommen u​nd gefährde d​en Dialog zwischen Juden u​nd Christen:

„Deshalb verbietet s​ich für Christen j​eder Versuch, a​n Juden i​n missionarischer Absicht heranzutreten. Darum widersprechen w​ir allen Unternehmungen v​on Christen, gegenüber Juden Bekehrungsversuche direkt z​u betreiben o​der indirekt z​u unterstützen.“[104]

Diese Punkte stellte d​ie AG a​m 17. Juni 1999 a​uf dem Kirchentag z​ur Diskussion, schloss a​ber evangelikale Gruppen w​egen „Dialogunfähigkeit“ d​avon aus. Die Erklärung w​urde am selben Abend m​it wenigen Enthaltungen u​nd Gegenstimmen angenommen u​nd dem Kirchentagspräsidium regelgemäß z​ur weiteren Veröffentlichung übergeben.

Im Vorfeld s​agte Manfred Kock, damals Ratsvorsitzender d​er EKD, s​eine Teilnahme a​n dieser Veranstaltung ab: Er w​olle nicht i​n eine laufende Diskussion eingreifen u​nd sich n​icht für e​ine einseitige Erklärung g​egen die Judenmission vereinnahmen lassen. Hermann Barth, theologischer Leiter d​es Kirchenamtes d​er EKD, s​ah „keinen stichhaltigen theologischen Grund dafür, d​ass Christen – s​ei es i​n Deutschland o​der anderswo – gegenüber Juden v​on Jesus Christus schweigen“. Dies stellte d​ie bisherige Ablehnung d​er Judenmission d​urch die EKD i​n Frage. Daraufhin nahmen Vertreter d​es Judentums, darunter Michel Friedman, n​icht am Kirchentag teil.[105]

Der ehemalige württembergische Landesbischof Theo Sorg widersprach d​er Kirchentagsresolution v​om 17. Juni 1999 a​m Folgetag: Auch d​er Holocaust ändere nichts daran, „…dass Jesus, d​er Sohn Gottes, zuerst für Israel gekommen ist, d​ass er a​uch für Israel a​m Kreuz gestorben u​nd am dritten Tag wiederauferstanden ist. Jesus i​st der Heiland d​er Völker u​nd der Messias Israels. Man m​uss dem Neuen Testament Gewalt antun, w​enn man d​iese biblische Linie abblenden u​nd auf d​ie Seite l​egen will.“[106] Dieses Votum e​rhob die „Werkstatt Pietismus“ z​u ihrer Gegenposition u​nd begründete d​iese biblisch w​ie folgt: Jesus selbst w​ar Jude (Mt 1,1–17; Joh 4,7–9), d​er sich z​u Lebzeiten a​ls ausschließlich z​um Volk Israel gesandt gesehen h​abe (Mt 15,21–28; Joh 4,22). Sämtliche seiner Jünger w​aren Juden (Lk 6,12–16). Nach Jesu Tod u​nd Auferstehung verkündigten s​eine Jünger d​as Evangelium zunächst ausschließlich d​en Juden (Apg 2,14.37.38; 3,13). Erst a​ls Gott Petrus z​u den Nichtjuden gesandt habe, h​abe dieser begonnen, a​uch diesen Völkern d​as Evangelium z​u verkündigen (Apg 10) u​nd sich dafür rechtfertigen müssen (Apg 11,1–18). Als Christen s​eien die nichtjüdischen Jesusanhänger e​rst in Antiochia v​on Außenstehenden bezeichnet worden (Apg 11,26).[107] Auch Prälat Rolf Scheffbuch widersprach d​er Resolution: „Es gehört s​chon ein gerüttelt Mass a​n Ignoranz klarer biblischer Erkenntnis dazu, Jesus Christus a​ls Erlöser u​nd Messias d​er Juden auszuschalten… Es grenzt f​ast an Verhöhnung d​es dreieinigen Gottes, w​enn das Erlösungswerk Jesu e​ine Zumutung für d​ie Juden ist. Wengst propagiert h​ier mit seinem sonderbaren Schriftverständnis e​ine Zwei-Klassen-Gesellschaft a​uf dem Weg z​um himmlischen Heil.“[108]

Am 14. Dezember 1999 h​ielt die evangelisch-theologische Fakultät d​er Universität Tübingen e​inen Studientag z​um Thema Christlicher u​nd jüdischer Glaube – Zwei Wege z​um Heil? ab. Dazu w​aren nur christliche Theologen u​nd Judenmissionare a​ls Referenten eingeladen. Landesrabbiner Joel Berger kritisierte d​ies am 31. Dezember 1999: Das Thema stelle d​as Judentum a​ls eigenständigen Heilsweg bereits i​n Frage. Ein Dialog o​hne Juden s​ei Heuchelei. Seinen Brief ließen d​ie Initiatoren d​es Studientags unbeantwortet. Das Schwäbische Tagblatt berichtete kritisch darüber u​nd zitierte gedruckte Aussagen v​on Tübinger Theologen (Peter Stuhlmacher, Eberhard Jüngel, Dorothea Wendebourg u​nd andere) m​it dem Fazit, Tübingen s​ei schon l​ange eine „Theorie-Hochburg d​er Judenmission“. Das Angebot d​es Tagblatts z​u einer Podiumsdiskussion m​it jüdischen Gemeindegliedern sagten a​lle angefragten evangelischen Theologieprofessoren ab. Am 12. Januar 2000 erklärten d​ie Tübinger Theologieprofessoren Bernd Janowski, Hermann Lichtenberger u​nd Stefan Schreiner öffentlich: „Judenmission, i​n welchem Gewand a​uch immer s​ie daherkommt, lehnen w​ir ab, o​hne Wenn u​nd Aber, a​us exegetisch-theologischen Gründen e​ben so w​ie aus historischen u​nd moralischen. Der Versuch v​on Heiden(christen), d​as Volk Gottes z​u missionieren, i​st ein aberwitziges Unterfangen, d​as in d​en kanonischen Schriften d​er Kirche keinerlei Rechtfertigung hat. Das Judentum i​st keine defizitäre Religion; e​s ist d​ies heute ebenso wenig, w​ie es d​ies je war. Jüdisches Selbstverständnis l​ebt von d​er gottgeschenkten Heilsgewissheit, ›dass g​anz Israel a​n der zukünftigen Welt Anteil hat‹ (Mischna, Traktat Sanhedrin, Kapitel 10). Nur menschliche Hybris k​ann diese Heilsgewissheit bestreiten. […] Juden u​nd Christen s​ind je a​uf ihre Weise z​u Zeugen d​es Einen Gottes ›in unserer Welt berufen‹. Wenn Christen dieses Zeugnis m​it den Psalmen d​er hebräischen Bibel ablegen, rezitieren s​ie keine ›getauften Psalmen‹, sondern stimmen e​in in d​as Gotteslob Israels, i​n das Bekenntnis z​u dem Einen Gott.“ Sie erwarteten, d​ie Frühjahrssynode d​er württembergischen Landeskirche w​erde „…zu e​iner klaren Absage a​n die Judenmission gelangen u​nd damit e​in deutliches Zeichen d​er Buße u​nd des Umdenkens setzen, u​m nach Jahrhunderten d​er ›Vergegnung‹, w​ie Martin Buber sagte, z​u einer Begegnung v​on Christen u​nd Juden z​u kommen u​nd einen Neuanfang d​es Gespräches zwischen i​hnen zu ermöglichen.“[109]

Ein Gutachten d​er Tübinger Fakultät z​um Verhältnis v​on Juden u​nd Christen v​om 23. Februar 2000 empfahl d​en Verzicht a​uf den historisch belasteten Begriff „Judenmission“, d​er Verständigung erschwere. Die universale Evangelisation g​elte jedoch unverändert a​uch Juden. Das schließe „Respekt v​or dem Selbstverständnis Israels ein, i​m ungekündigten Bund z​u leben u​nd in i​hm das Heil z​u erfahren“. Darauf berief s​ich auf d​er Landessynode i​m April 2000 u​nter anderem d​er Evangeliumsdienst für Israel, während Gegner d​er Judenmission d​as Gutachten a​ls Sprachkosmetik u​nd Heuchelei kritisierten. Am 6. April beschloss d​ie Synode m​it knapper Mehrheit e​ine Absage a​n die Judenmission u​nd betonte zugleich: „Die Kirche glaubt u​nd bezeugt i​m Christusgeschehen d​as endgültige, n​icht überbietbare Gotteshandeln für d​as Volk Israel u​nd die Völkerwelt.“[109] Am 7. April folgten Anträge z​ur Förderung judenmissionarischer Werke. In d​en Folgewochen befürworteten r​und 190 württembergische Pfarrer d​ie Judenmission. Unter d​en Begründungen i​n Leserbriefen w​aren auch Geschichtsfälschungen u​nd antijudaistische Stereotype: e​twa dass Juden Christen v​iel häufiger verfolgt hätten a​ls umgekehrt u​nd Schuldgefühle w​egen Auschwitz d​ie christliche Weltmission n​icht vereiteln dürften.[109][110]

In d​er EKD k​am es weiterhin z​u heftigen Kontroversen über d​en Umgang m​it Gruppen, d​ie Judenmission bejahen u​nd ausüben.[111] Der Ökumenische Kirchentag 2003 ließ einige judenmissionarische Vereine n​icht als Teilnehmer zu. EKD-Vertreter kritisierten 2003, d​ass solche Gruppen e​ine Solidarität m​it Israels Siedlungspolitik direkt m​it biblischen Aussagen legitimierten u​nd dabei sowohl d​en christlich-jüdischen Dialog a​ls auch d​ie Rechte d​er Palästinenser übergingen.[112] Nikolaus Schneider lehnte Judenmission wiederholt deutlich ab, e​twa 2009 a​ls Präses d​er rheinischen Landeskirche[113] u​nd 2012 a​ls Ratsvorsitzender d​er EKD.

Vertreter der Judenmission

Der Evangelikalismus befürwortet u​nd fördert d​ie Judenmission b​is heute a​ls biblisch begründete Pflicht. Evangelikale Christen deuten e​twa Joh 14,6  („Ich b​in der Weg, d​ie Wahrheit u​nd das Leben. Niemand k​ommt zum Vater außer d​urch mich“) so, d​ass auch Juden o​hne ausdrückliche Anerkennung d​er Gottessohnschaft Jesu k​eine Erlösung erlangen könnten.[114] Mt 28,19f. verstehen s​ie als Missionsbefehl, d​er Juden n​icht nur eventuell zeitgeschichtlich, sondern aktuell unbedingt einschließe.[115]

Die überkonfessionelle evangelikale Lausanner Bewegung behandelt Judenmission regelmäßig b​ei ihren Internationalen Kongressen für Weltevangelisation. Die Unterzeichner d​er Lausanner Verpflichtung v​on 1974 zeigten s​ich „entschlossen, d​em Auftrag Jesu Christi z​u gehorchen, i​ndem wir Sein Heil d​er ganzen Menschheit verkündigen, u​m alle Völker z​u Jüngern z​u machen“. Denn Jesus Christus s​ei der einzige Mittler zwischen Gott u​nd den Menschen.[116] Die 1980 i​n Thailand entstandene Arbeitsgruppe Lausanne Consultation o​n Jewish Evangelism (LCJE) betrachtet Judenmission a​ls Prüfstein für d​ie Bereitschaft i​hrer Mitglieder z​ur Evangelisation a​ller Völker.[117] Das Manifest v​on Manila (1989) bekräftigte u​nter der Überschrift „Die Einzigartigkeit Jesu Christi“, d​ie Judenmission s​ei notwendig, w​eil Juden Jesus ebenso w​ie alle Menschen a​ls ihren Messias anerkennen müssten: „Es wäre e​ine Form d​es Antisemitismus w​ie auch d​er Untreue gegenüber Christus, v​on dem neutestamentlichen Muster abzuweichen, d​as Evangelium ‚den Juden zuerst‘ z​u bringen. Wir verwerfen d​arum die Behauptung, daß d​ie Juden i​hren eigenen Bund haben, d​er den Glauben a​n Jesus unnötig macht.“[118] 2010 i​n Kapstadt betonten d​ie Lausanner Bewegung u​nd die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) gemeinsam:

„Wir bestätigen, d​ass im Gegensatz dazu, w​ie Paulus d​ie Heiden beschreibt, d​as jüdische Volk d​ie Bünde u​nd Verheißungen Gottes z​war kannte, e​s jedoch n​och immer d​ie Versöhnung m​it Gott benötigt d​urch den Messias Jesus Christus. Zwischen Juden u​nd Heiden g​ibt es w​eder einen Unterschied b​ei der Sünde n​och bei d​er Errettung. Nur i​m und d​urch das Kreuz können b​eide zu Gott, d​em Vater kommen, d​urch den e​inen Geist. […] Deshalb werden w​ir weiterhin erklären, d​ass die g​anze Gemeinde d​ie gute Nachricht v​on Jesus a​ls dem Messias, Herrn u​nd Erretter, m​it dem jüdischen Volk teilen muss. Und i​m Geiste v​on Römer 14–15 bitten w​ir die heidnischen Gläubigen, messianische jüdische Gläubige z​u akzeptieren, z​u ermutigen u​nd für s​ie zu beten, w​enn sie u​nter ihrem eigenen Volk Zeugnis geben.“[119]

Die „Berliner Erklärung z​ur Einzigartigkeit Christi u​nd zur Evangelisation u​nter Juden i​n Europa heute“ d​er WEA v​on 2008 wiederholte d​iese Position: Die Scham, d​ie viele Menschen w​egen der Schoa empfänden, dürfe n​icht dazu führen, d​ass sie d​as „direkte Evangelium“ für Juden d​urch den Dialog m​it ihnen ersetzten. Weil Gott a​lle Christen aufrufe, d​as Evangelium weltweit z​u verkünden, müsse a​uch das Volk Israel e​s hören.[120]

Auch manche evangelikalen Gruppen innerhalb d​er EKD setzen d​ie Judenmission entgegen d​er EKD-Position fort. So antwortete a​m 22. Februar 1980 d​ie Konferenz Bekennender Gemeinschaften i​n der EKD a​uf den Rheinischen Synodalbeschluss: „Unser Herr Jesus Christus s​agt uns, daß w​ir allen Menschen, besonders a​ber Israel, d​as Evangelium schuldig s​ind (Mt. 24,14 ; 28,19; Apg 1,8 ; Röm. 1,14–16 ). Den Juden Christus n​icht zu bezeugen, wäre e​in Vergehen a​n dem König v​on Israel (Jh. 1,49) u​nd an seinem Volke.“[121] Unvergessen s​eien die Judenverfolgungen „unter d​em weitgehenden Schweigen d​er Kirche“. Die Stuttgarter Schulderklärung v​on 1945 h​abe einen Neubeginn eingeleitet (deren Schweigen z​um Holocaust b​lieb unerwähnt). Israelmission s​ei Bezeugung d​er Messianität Jesu v​on Nazaret v​or Juden, u​m diese „ohne Druck o​der Verlockung“ z​ur gläubigen Annahme d​er Heilstat Jesu a​m Kreuz z​u bewegen u​nd so i​n den Gnadenbund o​hne Werke d​er Gesetzeserfüllung wiedereinzusetzen. Christen dürften Messianität, Gottessohnschaft, Erhöhung, Wiederkunft Jesu u​nd Trinität Gottes i​m Religionsdialog n​icht aufgeben: Dies würde d​ie Verurteilung Jesu d​urch Israels Führer nachträglich rechtfertigen u​nd zu e​inem antichristlichen Jesusbild führen. Erst d​ie verheißene Bekehrung g​anz Israels (Röm 11,26f ) w​erde die Erlösung v​on Juden u​nd Christen bringen.[122]

Messianische Juden, d​ie Jesus v​on Nazaret a​ls Messias anerkennen u​nd an Elementen d​er jüdischen Tradition festhalten, umwerben s​eit 1990 v​or allem „Kontingent-Flüchtlinge“ a​us der ehemaligen Sowjetunion, d​ie kaum n​och Kontakt z​u ihrer jüdischen Tradition haben. Sie missionieren n​icht nur i​n der Diaspora, sondern a​uch in Israel selbst. Von i​hnen gegründete o​der ihnen nahestehende Organisationen i​n Deutschland sind:

  • Arbeitsgemeinschaft für das Zeugnis an Israel (AMZI)
  • Beit Sar Shalom – Evangeliumsdienst e. V. (Berlin, Duisburg) (BSSE)
  • Beit Hesed e. V. (Düsseldorf)
  • Messianischer Hilfsdienst (München)
  • Evangeliumsdienst für Israel (EDI, Ostfildern): Der EDI unterstützt selbstständige Messianisch-Jüdische Gemeinden.
  • „Posaune der Rettung Israels“ e. V. unter Jakob Damkani
  • Jews for Jesus (gegründet 1973 in den USA)
  • Chosen People Ministries (gegründet 1984 in New York City). Die BSSE ist ihre deutsche Filiale.[120]
Zweigstelle der „Jews for Jesus“ in New York City (Foto vom 18. April 2008)

Diese Gruppen wurden o​ft von a​us Osteuropa eingewanderten Personen gegründet u​nd werden v​on ihnen nahestehenden deutschen u​nd US-amerikanischen evangelikalen Gruppen finanziert. Ihre Missionare werden i​n den USA ausgebildet. Sie erwerben Grundstücke u​nd gründen Tagesstätten für Kinder u​nd Jugendliche, veranstalten „Judenabende“, Konzerte u​nd Gruppengottesdienste. Zum Teil werben s​ie direkt v​or Synagogen m​it Broschüren.[123] Die Deutsche Evangelische Allianz arbeitet e​ng mit d​er AMZI u​nd dem BSSE zusammen u​nd bietet i​hrer Judenmission e​ine gemeinsame theologische Plattform.[124]

Die EKD u​nd Vertreter d​es Judentums i​n Deutschland kritisieren d​ie Ziele u​nd Methoden dieser Gruppen: Sie hielten a​n theologisch unhaltbaren Positionen fest, nutzten Unwissenheit u​nd Werben m​it materiellen Vorteilen aus.[125] 1999 traten EKD u​nd Zentralrat d​er Juden d​em Alleinvertretungsanspruch d​er messianischen Juden m​it einer gemeinsamen Erklärung entgegen. Danach g​ibt die EKD russischsprachigen Juden d​ie Adressen d​er als rechtmäßig anerkannten jüdischen Gemeinden i​n Deutschland.[126]

Literatur

Übersicht

Urchristentum

  • Peter Stuhlmacher: Zur missionsgeschichtlichen Bedeutung von Mt 28,16–20. In: Peter Stuhlmacher: Biblische Theologie und Evangelium: Gesammelte Aufsätze. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147768-5, S. 88–118
  • Wolfgang Reinbold: Propaganda und Mission im ältesten Christentum: Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-53872-3.
  • Otto Betz: Die heilsgeschichtliche Rolle Israels bei Paulus. In: Otto Betz: Jesus, Herr der Kirche. Aufsätze zur biblischen Theologie II. Mohr Siebeck, Tübingen 1990, ISBN 3-16-145505-3, S. 312–340.

Mittelalter

  • Peter Browe: Die Judenmission im Mittelalter und die Päpste. (1942) Nachdruck: Gregorian & Biblical Press, 1973, ISBN 88-7652-432-0.

Reformation

  • Heinz Kremers, Leonore Siegele-Wenschkewitz, Bertold Klappert (Hrsg.): Die Juden und Martin Luther – Martin Luther und die Juden: Geschichte, Wirkungsgeschichte, Herausforderung. 2. Auflage, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1987, ISBN 3-7887-0751-8.

Pietismus

  • Christoph Rymatzki: Hallischer Pietismus und Judenmission: Johann Heinrich Callenbergs Institutum Judaicum und dessen Freundeskreis (1728–1736). Max Niemeyer, Halle (Saale) 2004, ISBN 3-931479-37-4.
  • Johannes Graf: Judentaufen in der Literatur der Spätaufklärung. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), Band 22 (1), Walter de Gruyter, Berlin 1997, ISSN 0340-4528

19. Jahrhundert

Historische Darstellungen

Neuere Darstellungen

  • Thomas Küttler: Umstrittene Judenmission: Der Leipziger Zentralverein für Mission unter Israel von Franz Delitzsch bis Otto v. Harling. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02710-1.
  • Klaus Beckmann: Die fremde Wurzel. Altes Testament und Judentum in der Evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-55193-2.
  • Julia Männchen: Gustaf Dalmans Leben und Wirken in der Brüdergemeine, für die Judenmission und an der Universität Leipzig, 1855–1902. Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02750-9.

NS-Zeit

  • Jochen-Christoph Kaiser: Evangelische Judenmission im Dritten Reich. In: Jochen-Christoph Kaiser, Martin Greschat (Hrsg.): Der Holocaust und die Protestanten: Analysen einer Verstrickung. Athenäum, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-610-08503-7.

Seit 1945

Affirmativ

  • Roy Schoeman: Das Heil kommt von den Juden. Gottes Plan für sein Volk. St. Ulrich Verlag, Augsburg 2007, ISBN 978-3-936484-16-8
  • Tuvya Zaretsky (Hrsg.): Das Evangelium – auch für Juden. Brunnen-Verlag, Gießen 2006, ISBN 3-7655-1373-3.
  • Alfred Burchartz: Christliches Zeugnis für Israel heute. In: Alfred Burchartz, Baruch Maoz: Israel – unsere Liebe. Beiträge zur gegenwärtigen Diskussion um eine Erneuerung des Verhältnisses zwischen Christen und Juden. Evangeliumsdienst für Israel, Leinfelden-Echterdingen 1989, S. 10–14 (Rezension: Markus Himmelbauer: Neue Agenda: Judenmission? ChristenundJuden.org, 29. Oktober 2007)
  • Martin A. Cohen: Christian Mission-Jewish Mission. Paulist Press International, New York 1983, ISBN 0-8091-2475-0 (englisch)

Kritisch

  • Stefanie Sippel: Die große Unmöglichkeit: Karl Barths Abweisung der Judenmission. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2020, ISBN 3-7887-3476-0
  • Robert Brandau: Innerbiblischer Dialog und Dialogische Mission: Die Judenmission als theologisches Problem. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2006, ISBN 3-7887-2167-7.
  • Christian Stäblein: Predigen nach dem Holocaust: Das jüdische Gegenüber in der evangelischen Predigtlehre nach 1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-62381-X
  • Siegfried von Kortzfleisch, Ralf Meister-Karanikas (Hrsg.): Räumet die Steine hinweg: Beiträge zur Absage an die Judenmission. EB-Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-930826-32-1.
  • Heinz Kremers: Der Irrweg der christlichen Judenmission. In: Adam Weyer, Thomas Kremers-Sper (Hrsg.): Heinz Kremers, Liebe und Gerechtigkeit. Gesammelte Beiträge. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1990, ISBN 3-7887-1324-0, S. 73–84.
  • Paul Gerhard Aring: Christen und Juden heute, und die „Judenmission“? Geschichte und Theologie protestantischer Judenmission in Deutschland, dargestellt und untersucht am Beispiel des Protestantismus im mittleren Deutschland. Haag & Herchen, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-89228-037-1.
  • Heinz Kremers, Erich Lubahn (Hrsg.): Mission an Israel in heilsgeschichtlicher Sicht. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1985, ISBN 3-7887-0746-1.
  • Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission. Ihre Geschichte und Problematik dargestellt und untersucht am Beispiel des evangelischen Rheinlandes. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1980, ISBN 3-7887-0617-1.
  • Heinz Kremers: Judenmission heute? Von der Judenmission zur brüderlichen Solidarität und zum ökumenischen Dialog. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1979, ISBN 3-7887-0599-X.

Literatur

Jüdische Positionen

christlich-überkonfessionelle Positionen

evangelische Positionen

katholische Positionen

überkonfessionelle Positionen

Einzelnachweise

  1. Georg Eichholz: Der Begriff „Volk“ im Neuen Testament. In: Georg Eichholz: Tradition und Interpretation, Theologische Bücherei 29, 1965, S. 78–84.
  2. zur urchristlichen Mission: Christen und Juden I–III. Die Studien der Evangelischen Kirche in Deutschland 1975–2000. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2002, S. 156–162.
  3. Bertold Klappert: Traktat für Israel (Römer 9–11). Die paulinische Verhältnisbestimmung von Israel und Kirche als Kriterium neutestamentlicher Sachaussagen über die Juden. Teil II: Versuch einer kirchenkritischen Interpretation von Römer 9–11. In: Martin Stöhr (Hrsg.): Jüdische Existenz und die Erneuerung der christlichen Theologie, Christian Kaiser Verlag, München 1981, S. 72–86.
  4. Heinz Kremers: Judenmission heute? Neukirchen-Vluyn 1979, S. 72.
  5. Heinz Kremers: Judenmission heute? Neukirchen-Vluyn 1979, S. 12–23 u.ö.; siehe auch Georg Strecker: Judenchristentum. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 17, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1988, S. 319–323.
  6. Bernhard Blumenkranz: Die Judenpredigt Augustins. Ein Beitrag zur Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen in den ersten Jahrhunderten. (Nachdruck der Erstausgabe von 1946) Paris, Études Augustiniennes, 1973
  7. Marianne Awerbuch: Christlich-jüdische Begegnung im Zeitalter der Frühscholastik. Christian Kaiser Verlag, München 1980, S. 17.
  8. Elias H. Füllenbach, Dominikanerorden. In: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, hrsg. von Wolfgang Benz, Berlin/Boston 2012, S. 215–221. Vgl. jetzt auch ders. / Gianfranco Miletto (Hrsg.), Dominikaner und Juden. Personen, Konflikte und Perspektiven vom 13. bis 20. Jahrhundert / Dominicans and Jews. Personalities, Conflicts, and Perspectives from the 13th to the 20th Century, Berlin / München / Boston 2015 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens, Neue Folge, Bd. 14).
  9. Markus Thurau, Franziskanerorden. In: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, hrsg. von Wolfgang Benz, Berlin/Boston 2012, S. 254–257.
  10. Karlheinz Deschner, Horst Herrmann: Der Antikatechismus: 200 Gründe gegen die Kirchen und für die Welt. 2. Auflage 2015, Tectum Wissenschaftsverlag, ISBN 3-8288-3546-5, S. 155
  11. Kurt Schubert: Jüdische Geschichte. Beck, München 2017, ISBN 3-406-44918-2, S. 34
  12. František Graus: Pest – Geißler – Judenmorde. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35622-6, S. 190, Fn. 136
  13. E.L. Dietrich: Judentum II: Bis zur Neuzeit. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 3. Auflage. Tübingen 1959, Spalte 986–991; John T. Pawliskowski: Judentum und Christentum. In: Theologische Realenzyklopädie Band 17, S. 389.
  14. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust. 2. Auflage, Olle & Wolter, Berlin 1982, S. 16.
  15. Licenciat Fiebig: Judenmission. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 1. Auflage. Tübingen 1912, Spalte 801f
  16. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust. Berlin 1982, S. 11ff.
  17. B. Pernow: Judenmission. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 3. Auflage. Tübingen 1959, Spalte 976
  18. Theologische Realenzyklopädie, Teil 1; de Gruyter, 1993, S. 326.
  19. alle Informationen dieses Teils nach aul Gerhard Aring: Judenmission. Artikel in: Theologische Realenzyklopädie. 4. Auflage. Band 17, Walter de Gruyter, Berlin/ New York 1988, ISBN 3-11-011506-9, S. 325f.
  20. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden. C.H. Beck, München 2005, S. 105–113.
  21. Martin H. Jung: Christen und Juden. Die Geschichte ihrer Beziehungen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-19133-8, S. 168 f.
  22. alle Informationen dieses Teils nach Paul Gerhard Aring, Artikel Judenmission, Theologische Realenzyklopädie Band 17, 1988, S. 326ff.
  23. Johannes Graf: Judentaufen. Abgerufen am 24. September 2011.
  24. Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission: ihre Geschichte und Problematik dargestellt und untersucht am Beispiel des evangelischen Rheinlandes. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1980, ISBN 3-7887-0617-1, S. 27.
  25. Paul Gerhard Aring, Artikel Judenmission, Theologische Realenzyklopädie Band 17, 1988, S. 328f.
  26. Peter Maser: Hans Ernst von Kottwitz. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3-525-56439-2, S. 167 (Buchauszug online)
  27. Paul Gerhard Aring, Artikel Judenmission, Theologische Realenzyklopädie Band 17, 1988, S. 329 f.
  28. Heinz Kremers: Judenmission heute? Neukirchen-Vluyn 1979, S. 30.
  29. Klaus Beckmann: Die fremde Wurzel. Altes Testament und Judentum in der evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, S. 300ff.
  30. Bertold Klappert: Miterben der Verheißung. Beiträge zum jüdisch-christlichen Dialog. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2000, ISBN 3-7887-1760-2, S. 432.
  31. Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission. Neukirchen-Vluyn 1980, S. 12f.
  32. Franz Rosenzweig: Der Mensch und Sein Werk: Gesammelte Schriften. Briefe und Tagebücher, 2. Band 1918–1929. Springer VS, Wiesbaden 1979, ISBN 978-94-017-0958-3, S. 1076
  33. Dominique Bourel: Martin Buber: Was es heißt, ein Mensch zu sein. Biografie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, ISBN 978-3-641-20056-5, S. 376 und S. 494
  34. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 11, Anmerkung 5
  35. Oliver Arnhold, Hartmut Lenhard: Kirche ohne Juden: Christlicher Antisemitismus 1933–1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 3-525-77687-X, S. 16
  36. Georg Plasger, Matthias Freudenberg (Hrsg.): Reformierte Bekenntnisschriften. Eine Auswahl von den Anfängen bis zur Gegenwart. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56702-2, S. 243.
  37. Martin Honecker: Grundriss der Sozialethik. Walter de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014474-3, S. 70
  38. Ernst Klee (Die Zeit 46, 10. November 1989): Verfolgung als Mission. Die Bekennende Kirche akzeptierte Hitlers Rassenideologie
  39. Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission, S. 27 und Fn. 11
  40. J.C. Hoekendijk: Kirche und Volk in der deutschen Missionswissenschaft. München 1967, S. 127f.
  41. Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission. S. 15.
  42. Tanja Hetzer: Judenmission. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus, Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. De Gruyter / Saur, Berlin 2010, S. 155
  43. Manfred Gallus: Kirchliche Amtshilfe. Die Kirche und die Judenverfolung im Dritten Reich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 3-525-55340-4, S. 82–98
  44. Ulrich Gutmair: Protestanten jüdischer Herkunft in der NS-Zeit: Verdrängte Judenmission. taz, 20. Juni 2008
  45. Hans-Walter Krumwiede: Kirchengeschichte Niedersachsens. Erster und Zweiter Teilband. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-55434-6, ; Manfred Gailus: Elisabeth Schmitz und ihre Denkschrift gegen die Judenverfolgung. Konturen einer vergessenen Biographie (1893–1977). Wichern-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-88981-243-8, S. 211.
  46. Benno Kosmala: Hans Kosmala (1903–1981) (Memento vom 29. Oktober 2007 im Internet Archive)
  47. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 16f.
  48. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 12f.
  49. Lothar Rothschild: Die 'Judenfrage' in jüdischer Sicht. In: Judaica 2/1946, S. 330.
  50. Robert Raphael Geis: Brief an Kurt Wilhelm vom 10. August 1953. Leiden 1953, S. 314; zitiert nach Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 13.
  51. Robert Raphael Geis: Judenmission. Eine Purimbetrachtung zur ›Woche der Brüderlichkeit‹. Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland XVIII/49, 1964, S. 19f. Nachdruck in: Dietrich Goldschmidt, Ingrid Ueberschär (Hrsg.): Leiden an der Unerlöstheit der Welt. Robert Raphael Geis 1906–1972. Briefe, Reden, Aufsätze. Christian Kaiser Verlag, München 1984, S. 242–247.
  52. Ulrich Laepple (Hrsg.): Messianische Juden – eine Provokation. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 3-7887-3055-2, S. 109
  53. Anke Schwarzer: Christliche Botschaften. Jungle World, 27. Oktober 1999
  54. Johann Michael Schmidt: Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Zur Geschichte ihrer religiösen und politischen Wahrnehmung und Wirkung. 2. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 3-17-026368-4, S. 88
  55. Erklärung „Nein zur Judenmission – Ja zum Dialog zwischen Juden und Christen“. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 9. März 2009, Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  56. referiert in Bertold Klappert: Dialog mit Israel und Mission unter den Völkern (1998), in: Miterben der Verheißung, S. 410.
  57. zitiert nach Hans Hermann Henrix: Dialog, nicht Proselytenmacherei. Zur Frage der Judenmission
  58. Hans Hermann Henrix (Hrsg.): 500 Jahre Vertreibung der Juden Spaniens. Aachen 1992, S. 128.
  59. zitiert nach Staatssekretariat des Vatikan vom 4. Februar 2008: Note bezüglich der neuen Richtlinien des Heiligen Vaters: Benedikt XVI. zur Karfreitagsfürbitte
  60. Beispiele: Micha Brumlik, 1. Juli 2008: „ . . . damit sie Jesus Christus erkennen“: Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden; Karfreitagsbitte und Judenmission: Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft fordert Stellungnahme der Bischöfe der katholischen Kirche der deutschsprachigen Schweiz (August 2008) (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 107 kB)
  61. Protest von Rabbinern: „Die katholische Kirche hat ihre antisemitischen Tendenzen nicht im Griff“. In: Spiegel Online. 20. März 2008 (spiegel.de [abgerufen am 27. Januar 2018]).
  62. Heinz-Günther Schöttler, Universität Regensburg: „… damit sie Jesus Christus erkennen“. Die neue Karfreitagsfürbitte für die Juden (1. Juli 2008)
  63. Jan-Heiner Tück: Geschwister, die sich auseinandergelebt hatten. Neue Zürcher Zeitung vom 12. Dezember 2015, Abruf am 10. Dezember 2018
  64. Tilmann Kleinjung: Nein zur Judenmission. Deutschlandfunk vom 11. Dezember 2015
  65. ‚Eine Mission der Juden ist nicht vorgesehen und nicht nötig.‘ kath.net vom 26. November 2018
  66. zitiert nach Bertold Klappert: „Dieses Volk – Meinen Ruhm wird es künden.“ Folgen der Israelvergessenheit in Mission und Ökumene vor und nach Auschwitz. (1999) In: Bertold Klappert: Miterben der Verheißung, S. 441f.
  67. zitiert nach Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission., S. 253f.
  68. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 13f.
  69. Rat für das Verhältnis zwischen Kirche und Israel: Israel und die Kirche, eine Studie im Auftrag der Generalsynode der Niederländischen Reformierten Kirche. EVZ-Verlag, Zürich 1961, S. 41–43; zitiert nach Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 13f.
  70. Rolf Rendttorff, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945–1985. 3. Auflage. 2001, S. 359f.
  71. zitiert nach Christoph Münz, Rudolf W. Sirsch: Wenn nicht ich, wer? Wenn nicht jetzt, wann? Die gesellschaftspolitische Bedeutung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Lit-Verlag, 1. Auflage. 2004, ISBN 3-8258-8165-2, S. 106
  72. zitiert nach Rolf Rendttorff, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945–1985. 3. Auflage. 2001, S. 370.
  73. Wolfgang Kraus, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum Band 2: Dokumente von 1986 bis 2000. Bonifatius, 2001, ISBN 3-89710-148-3, S. 453
  74. Christine Lienemann-Perrin: Mission und interreligiöser Dialog (Okumenische Studienhefte). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-87185-6, S. 171, Fußnote 276
  75. Jakob J. Petuchowski: When Jews and Christians Meet. State University of New York Press, 1988, ISBN 0-88706-631-3, S. 11
  76. zitiert nach Harald Uhl (2000): Der ungekündigte Bund. 40 Jahre jüdisch-christlicher Dialog beim Deutschen Evangelischen Kirchentag
  77. Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission. S. 235.
  78. Freiburger Rundbrief
  79. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 18.
  80. zitiert nach Christoph M. Raisig: Wege der Erneuerung – Christen und Juden: Der Rheinische Synodalbeschluss. Potsdam 2002, S. 226.
  81. Walter Holsten: Das Kerygma und der Mensch. Theologische Bücherei Band 13/1, München 1953; zitiert nach Bertold Klappert: Miterben der Verheißung S. 442f.
  82. Gerhard Jasper: Die Gemeinde Jesu und das Volk Israel nach dem endgeschichtlichen Zeugnis des Neuen Testaments (1953), zitiert nach Paul Gerhard Aring: Christliche Judenmission S. 11–28.
  83. Gerhard Jasper: Gibt es einen Sendungsauftrag der Kirche an Israel? Pastoralblätter 7+8, 1957, S. 1–8.
  84. Gerhard Jasper: Stimmen aus dem neureligiösen Judentum in seiner Stellung zum Christentum und zu Jesus. Hamburg 1958
  85. Bertold Klappert: „Dieses Volk – Meinen Ruhm wird es künden.“ Folgen der Israelvergessenheit in Mission und Ökumene vor und nach Auschwitz. (1999) In: Bertold Klappert: Miterben der Verheißung, S. 439.
  86. zitiert nach Christoph M. Raisig: Wege der Erneuerung – Christen und Juden: Der Rheinische Synodalbeschluss. Potsdam 2002, S. 228.
  87. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 18f.
  88. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 20.
  89. Presseecho in: Dieter Goldschmidt, Hans Joachim Kraus: Der ungekündigte Bund. Kreuz Verlag, Stuttgart 1963, S. 161–181.
  90. Heinz Kremers: Judenmission heute? S. 22.
  91. zitiert nach Paul Gerhard Aring, Artikel Judenmission, Theologische Realenzyklopädie Band 17, 1988, S. 330.
  92. Arnulf Baumann (Hrsg.): Auf dem Wege zum christlich-jüdischen Gespräch. 125 Jahre Evangelisch-lutherischer Zentralverein für Zeugnis und Dienst unter Juden und Christen. Münsteraner Judaistische Studien, LIT-Verlag, Münster 1998, ISBN 3-8258-3688-6, S. 86–119; siehe auch Heinrich Grosse, Hans Otte, Joachim Perels (Hrsg.): Bewahren ohne Bekennen? Die hannoversche Landeskirche im Nationalsozialismus. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 1996, S. 447
  93. Wolfgang Kraus, Hans Hermann Henrix (Hrsg.): Die Kirchen und das Judentum, Band 2: Dokumente von 1945 bis 1985. Bonifatius-Druckerei, 2001, ISBN 3-89710-148-3, S. 596
  94. Harry Wassmann: Christlicher und jüdischer Glaube – Zwei Wege zum Heil? Tübinger Stimmen und Stimmungen zur Kontroverse um „Judenmission“.
  95. Landessynode Bayern: Wort aller kirchenleitenden Organe zur Entwicklung des christlich-jüdischen Verhältnisses, verabschiedet auf der Synodaltagung in Straubing im November 2008.
  96. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Hamburg 1995): Absage an die Judenmission
  97. Gabriele Kammerer: In die Haare, in die Arme: 40 Jahre Arbeitsgemeinschaft „Juden und Christen“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. Christian Kaiser, Gütersloher Verlagshaus, München 2001, ISBN 3-579-05322-1, S. 155.
  98. EKD: Christen und Juden III, 2000 (Memento vom 5. September 2012 im Internet Archive)
  99. Kundgebung der 12. Synode der EKD vom 9. November 2016: „…der Treue hält ewiglich.“ (Psalm 146,6) – Eine Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes.
  100. referiert nach Christoph M. Raisig: Wege der Erneuerung – Christen und Juden: Der Rheinische Synodalbeschluss. S. 275ff.
  101. referiert nach Christoph M. Raisig: Wege der Erneuerung – Christen und Juden: Der Rheinische Synodalbeschluss. S. 279ff.
  102. Jüdische Nachrichten: Mission und Antijudaismus. Abgerufen am 27. Januar 2018.
  103. solidarischekirche.de (Memento vom 10. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  104. Erklärung der Arbeitsgemeinschaft „Juden und Christen“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, Stuttgart, 17. Juni 1999: Nein zur Judenmission – Ja zur Partnerschaft und zum innerbiblischen Dialog
  105. Der Spiegel, 16. Juni 1999: Kirchentag: Streitfrage „Judenmission“; Achim Bahnen: Ganz und gar unberufen. Sollen deutsche Protestanten „Judenmission“ betreiben? Ein Streit nicht nur in Württemberg (FAZ, 4. Februar 2000, S. 45)
  106. Theo Sorg, Lebendige Gemeinde 3/99, Sondernummer zum Stuttgarter Kirchentag 1999, Korntal-Münchingen 1999; zitiert nach Christliche Mission unter Juden
  107. Timo Roller: Einzigartiges Israel, Hänssler / SCM-Verlag, Holzgerlingen 2008
  108. Christian B. Schäffler, Adventistischer Pressedienst Schweiz, 11. Juli 1999: Kommentare zum Stuttgarter Kirchentag (Teil I) (Memento vom 22. November 2008 im Internet Archive)
  109. Harry Wassmann: Christlicher und jüdischer Glaube – Zwei Wege zum Heil? Tübinger Stimmen und Stimmungen zur Kontroverse um „Judenmission“
  110. Psychoanalyse der Judenmission (aus: ChristIn und SozialistIn Heft 3/2000)
  111. Hagalil, 10. Juli 2001: Zum Beispiel Berlin: Wie die evangelische Kirche (EKiBB) Judenmission unterstützt; Deutscher Koordinierungsrat für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR): Vertritt die EKD erneut die Judenmission? 16. Mai 2008
  112. Lutz Lemhöfer: Christliche Fundamentalisten als Israels Freunde?, Evangelische Zeitung, Ausgabe 3/2003
  113. Nikolaus Schneider, 31. Oktober 2009: Nein zur Judenmission!
  114. R. Mayer: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Ein Versuch über das Johannesevangelium aus Anlass der neu erwachten Debatte zur Judenmission. In: Stefan Schreiber, Alois Stimpfle (Hrsg.): Johannes aenigmaticus. Studien zum Johannesevangelium für Herbert Leroy. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1746-4, S. 183–195
  115. Peter Stuhlmacher: Biblische Theologie und Evangelium: Gesammelte Aufsätze. Mohr/Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147768-5, S. 94f.
  116. Frank Hinkelmann: Kirchen, Freikirchen und christliche Gemeinschaften in Österreich: Handbuch der Konfessionskunde. Böhlau, Wien 2016, ISBN 3-205-20400-X, S. 514
  117. Stefanie Pfister: Messianische Juden in Deutschland: Eine historische und religionssoziologische Untersuchung. Lit Verlag, Münster 2008, ISBN 3-8258-1290-1, S. 94
  118. Lausanner Bewegung: Manifest von Manila (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 79 kB), S. 12.
  119. Peter Hirschberg: Messianische Juden: Gefahr oder Chance für den christlich-jüdischen Dialog? In: Ulrich Laepple (Hrsg.): Messianische Juden – eine Provokation. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 3-7887-3055-2, S. 86
  120. Oda Lambrecht, Christian Baars: Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland. 2. Auflage, Christian Links, Berlin 2009, ISBN 3-86153-566-1, S. 166
  121. Christoph M. Raisig: Wege der Erneuerung – Christen und Juden: Der Rheinische Synodalbeschluss. Potsdam 2002, S. 272f.
  122. Gerhard Stephan, Heinz Sproll (Hrsg.): Begegnung und Dialog: Ludwigsburger Beiträge zum israelisch-deutschen und christlich-jüdischen Gespräch. Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, 1987, ISBN 3-924080-05-4, S. 74
  123. Toby Axelrod: Vereinnahmung statt Dialog: Die Frontlinie im Kampf um die jüdische Seele liegt in Berlin-Lichterfelde. In: Y Michal Bodemann, Micha Brumlik (Hrsg.): Juden in Deutschland – Deutschland in den Juden: Neue Perspektiven. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 3-8353-0780-0, S. 124ff.
  124. Stefanie Pfister: Messianische Juden in Deutschland: Eine historische und religionssoziologische Untersuchung. 2008, S. 124
  125. Esther Braunwarth: Interkulturelle Kooperation in Deutschland am Beispiel der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Herbert Utz, 2011, ISBN 3-8316-4087-4, S. 137f.; HaGalil, 2001: Strategien und Konzepte der Judenmission; Rabbiner Dr. Chaim Z. Rozwaski: „Messianisches Judentum“: Gift im Schokoladenbonbon. HaGalil, Berlin 2010
  126. Y Michal Bodemann, Micha Brumlik (Hrsg.): Juden in Deutschland – Deutschland in den Juden: Neue Perspektiven. Göttingen 2010, S. 128

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.