Georg Friedrich Parrot
Georg Friedrich Parrot (* 5. Juli 1767 in Mömpelgard; † 8. Julijul. / 20. Juli 1852greg. in Helsinki) war ein im Gouvernement Livland tätiger Physiker und Universitätsprofessor.
Leben
Georg Friedrich Parrot war schottisch-französischer Herkunft. Sein Vater war ein angesehener Chirurg und Bürgermeister. Georg Friedrich Parrot besuchte von 1782 bis 1786 im Herzogtum Württemberg die Hohe Karlsschule. 1795 erhielt er bei Karl Graf von Sievers eine Anstellung als Hauslehrer für seine Söhne auf dem Schloss in Wenden. Von 1796 bis 1801 war er Sekretär der 1796 in Riga gegründeten Livländischen gemeinnützigen und ökonomischen Sozietät.[1] 1801 wurde er an der Albertus-Universität Königsberg zum Dr. phil. promoviert.[2] Maßgeblich beteiligt war er 1801/02 an der Wiedergründung der Kaiserlichen Universität zu Dorpat durch Alexander I. (Russland).[3] Seit dem Besuch des Zaren in Tartu im Mai 1802 stand er mit ihm in freundschaftlicher Beziehung. Die Universität Dorpat war die einzige deutschsprachige und lutherische Universität ganz Russlands. Parrot hatte Anteil daran, dass die Universität von der Livländischen Ritterschaft unabhängig blieb. Er setzte sich besonders für die Selbstverwaltung der Universität und für die Freiheit der Lehre ein. Parrot schlug dem russischen Zaren Alexander I. auch die Abschaffung der Leibeigenschaft vor.
Von 1802 bis 1826 bekleidete Parrot das Amt eines ordentlichen Professors für Theoretische Physik und Experimentalphysik an der Universität Dorpat. Er war der erste Rektor der wiedergegründeten Hochschule. Parrot amtierte in den akademischen Jahren 1802/03, 1805/06 und 1812/13. Parrot 1808 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1826 ordentliches Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften, an der er von 1826 bis 1840 als Leiter des physikalischen Laboratoriums tätig war. 1840 wurde er Ehrenmitglied der Akademie. Er wurde für seine Arbeiten zur elektrischen und optischen Physik bekannt. Daneben forschte er über die physikalischen Eigenschaften von Flüssigkeiten und über meteorologische Themen. Hochbetagt starb er 1852 während einer Reise nach Helsinki. Ein Sohn ist der deutschbaltische Arzt und Physiker Friedrich Parrot (1791–1841).
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Wilhelm Gläser: Der erste Rector der Dorpater Deutschen Universität (1802). Livländische Hefte. Dörptsche Zeitung, 28. Jg., H. 1, Januar. Lübeck 1876.
- Ludwig Stieda: Parrot, Georg Friedrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 184–186.
- J. F. von Recke und K. E. Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland, Bd. 5: Nachträge und Fortsetzungen. Tl. II. Johann Friedrich Steffenhagen und Sohn, Mitau 1861, OCLC 186268691, Seiten 91–94 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); Neudruck: Haude & Spener, Berlin 1966, OCLC 257972111.
- Jānis Stradiņš, Kārlis Eriks Arons: Georg Friedrich Parrots Tätigkeit in Riga (1795–1801). In: Heinz Ischreyt (Hrsg.): Zentren der Aufklärung, Bd. 2: Königsberg und Riga (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, Bd. 16). Tübingen 1995, ISBN 3-484-17516-8, S. 237–255.
- Jüri Allik, Ken Konstabel: Georg Friedrich Parrot ja teadvustamata järelduste teooria. Akadeemia. Eesti kirjanike liidu kuukiri Tartus. 17 (2005), ISSN 0235-7771, S. 455–471.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Friedrich Parrot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Georg Friedrich Parrot in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Georg Friedrich Parrot. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Паррот (Парро) Егор Иванович (Георг Фридрих или Жорж Фредерик) Eintrag bei der Russischen Akademie der Wissenschaften (russisch)
Anmerkungen
- Jānis Stradiņš, Kārlis Eriks Arons: Werdegang eines Wissenschaftlers. Georg Friedrich Parrots Tätigkeit in Riga (1795–1801). In: Acta medico-historica Rigensia, Neue Folge, Bd. 1 (Bd. 20 der Gesamtreihe) (1992), S. 177–199.
- Dissertation: Über den Einfluss der Physic und Chemie auf die Arzneikunde.
- Die 1632 ins Leben gerufene Dörptsche Universität war 1710, nach der Eroberung Estlands und Livlands durch Zar Peter I., geschlossen worden.