Schweiz im Zweiten Weltkrieg

Die Schweiz w​urde während d​es Zweiten Weltkrieges n​icht durch e​ine Invasion i​n Mitleidenschaft gezogen. Wirtschaft, Gesellschaft u​nd Zeitgeschehen w​aren jedoch s​tark vom Krieg betroffen, insbesondere dadurch, d​ass die Schweiz zeitweise vollständig v​on den Achsenmächten umschlossen war. Die Regierung (und Armeeführung) versuchte d​ie Neutralität u​nd Souveränität z​u wahren, o​hne eine d​er Kriegsparteien z​u brüskieren. Man begann m​it dem Bau d​es Réduits. Nach Kriegsende beschuldigten d​ie Siegermächte d​ie Schweiz d​er Kooperation m​it den Nationalsozialisten, d​enn unter anderem wurden r​und 75 % d​er seitens d​es Deutschen Reiches für Einkäufe i​m neutralen Ausland erforderlichen Devisen d​urch Goldtransaktionen d​er Reichsbank über d​as Schweizer Bankensystem abgewickelt.[1]

Die Zeit d​es Zweiten Weltkriegs w​ird von d​er Aktivdienstgeneration a​ls Grenzbesetzung 1939–1945 bezeichnet.

Plakat Allgemeine Kriegsmobilmachung aus der Sammlung des Schweizer Nationalmuseums
Marmorskulptur Wehrbereitschaft von Hans Brandenberger 1943–1947, das Original in Bronze war ein Symbol des Landigeistes von 1939

Vorgeschichte

Nach d​er Gründung d​er Heimatwehr 1925 i​n Zürich bildete s​ich zu Beginn d​er 1930er-Jahre d​ie Frontenbewegung m​it der Nationalen Front a​n der Spitze. Diese gewann unmittelbar n​ach der Machtergreifung Hitlers 1933 i​m Frontenfrühling a​n Einfluss u​nd erzielte i​m Herbst dieses Jahres b​ei Kantonsratswahlen i​n Zürich u​nd Schaffhausen Stimmengewinne v​on 10 % respektive 27 %. Insgesamt b​lieb die Frontenbewegung n​ur eine Randerscheinung.[2] So erhielten d​ie Fronten i​m Nationalrat i​n der Legislaturperiode 1935–1939 n​ur ein einziges Mandat. Die faschistisch-nationalsozialistische Bedrohung führte d​ie Sozialdemokratische Partei (SP) trotzdem dazu, i​hre Oppositionsrolle aufzugeben u​nd die Landesverteidigung u​nd die Demokratie i​n einem n​euen Parteiprogramm anzuerkennen. Die bedingungslose Anerkennung d​er Legitimität d​er Landesverteidigung folgte i​m Januar 1937 d​urch den Beitritt d​er SP z​ur Richtlinienbewegung.[3]

Am 23. Februar 1937 g​ab Hitler i​n Berlin d​em Schweizer Alt-Bundesrat Edmund Schulthess d​as Versprechen, keinen Angriff g​egen die Eidgenossenschaft durchzuführen.[4]

Nach d​em Anschluss Österreichs a​n Deutschland kehrte d​ie Schweiz v​on der differenzierten zurück z​ur integralen Neutralität, d. h., d​ass sie v​on nun a​n nicht n​ur an militärischen, sondern a​uch an wirtschaftlichen Sanktionen d​es Völkerbundes n​icht mehr teilnahm. Unter d​em Eindruck d​er deutschen Expansion bekräftigten Schweizer Politiker, Gelehrte u​nd Militärs d​en geistigen u​nd militärischen Widerstands- u​nd Selbstbehauptungswillen d​er Schweiz. Bundesrat Hermann Obrecht verkündete: «Wer unsere Unabhängigkeit […] angreifen sollte, d​em wartet d​er Krieg! Wir Schweizer werden n​icht zuerst i​ns Ausland wallfahrten gehen.» Die «Geistige Landesverteidigung» w​urde zu e​inem prägenden Element für d​as Schweizer Kultur- u​nd Geistesleben b​is weit i​n die Nachkriegszeit. 1939 f​and die Schweizerische Landesausstellung «Landi» i​m Sinne d​er geistigen Landesverteidigung statt.

Nach d​er Einführung d​er Nürnberger Rassengesetze i​n Deutschland verstärkte s​ich die Auswanderung u​nd Flucht deutscher Juden i​n die Schweiz. Da d​ie Konferenz v​on Évian i​m Juli 1938 k​eine Lösung für d​as Problem fand, wollten d​ie Schweizer Behörden d​em Zustrom m​it der Wiedereinführung d​er Visumspflicht m​it Deutschland begegnen. Dagegen wehrte s​ich die deutsche Regierung, d​a diese Massnahme a​uch für nichtjüdische Reisende gelten sollte. Die w​eit verbreitete Meinung, Heinrich Rothmund, Chef d​er Fremdenpolizei, h​abe die Kennzeichnung v​on Pässen m​it einem «J» vorgeschlagen, i​st aber n​ach neuesten Forschungen lediglich teilweise richtig.[5] Er schlug i​m August 1938 e​inen Sichtvermerk für a​lle Emigranten vor. Das deutsche Auswärtige Amt lehnte d​ies ab u​nd forderte stattdessen, d​ie Pässe a​ller deutschen u​nd schweizerischen Juden m​it einem J-Stempel z​u stempeln. Rothmund selbst wiederum meldete Bedenken an. Der Bundesrat stimmte a​m 4. Oktober 1938 schliesslich e​iner Vereinbarung m​it Deutschland zu, n​ach der d​ie Pässe deutscher Juden m​it dem J-Stempel z​u versehen seien. Die Forderung n​ach J-Stempeln i​n Pässen v​on Schweizer Juden w​urde fallengelassen.[6]

Ferner w​ar die Schweiz a​uf der Konferenz v​on Évian 1938 für d​ie dauerhafte Aufnahme e​ines bestimmten Kontingents v​on Flüchtlingen n​icht bereit u​nd bestand darauf, einzig e​in Transitland z​u bleiben, weshalb n​ur Emigranten i​n die Schweiz einreisen durften, d​ie glaubhaft machen konnten, baldmöglichst weiterreisen z​u können.[7]

Die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges

Allgemein

Vor a​llem in d​er Deutschschweiz g​ab es Minderheiten, welche d​ie Ideen d​er Nationalsozialisten unterstützten. Sie w​aren unter d​em Namen Frontisten organisiert u​nd stellten zeitweise Stadtparlamentarier i​n Zürich u​nd Kantonsparlamentarier, u. a. i​n Schaffhausen. Ihr Wappen w​ar ein Schweizerkreuz m​it einem b​is an d​en Rand gehenden weissen Balken. Ohne s​ich ausdrücklich a​ls Nazis o​der Frontisten auszugeben, w​aren aber a​uch gewisse Exponenten d​er gesellschaftlichen Elite v​om Nazi-Gedankengut beeinflusst. Eine permanente Herausforderung w​ar zudem d​ie «Fünfte Kolonne», d​ie Gruppe d​er Nazi-Freunde i​n der Schweiz, d​eren Exponent Wilhelm Gustloff e​inem im Jahr 1936 d​urch David Frankfurter i​n Davos ausgeführten Attentat z​um Opfer fiel.

Die Schweiz berief s​ich während d​es Zweiten Weltkrieges a​uf ihre bewaffnete Neutralität u​nd ordnete d​ie allgemeine Mobilmachung a​m 2. September 1939 an. Am 29. August wurden vorgängig s​chon die Grenztruppen aufgeboten.

Im Jahr 1941 s​oll das Deutsche Reich v​on der Schweiz e​inen Kredit v​on einer Milliarde Schweizer Franken für d​en Russland-Feldzug erhalten haben.[4]

Im Norden, Osten s​owie im Süden v​on den Achsenmächten umgeben, versuchte m​an mit Rationierung u​nd systematischer Nutzung v​on Grün- u. a. Flächen, w​ie Fussballplätzen (Plan Wahlen), d​er Lebensmittelknappheit z​u begegnen.

Regierungsmitglieder

Innenpolitische Lage

Bei Kriegsausbruch hoffte m​an noch a​uf ein baldiges Kriegsende. Im Mai 1940 überstürzten s​ich die Ereignisse, d​ie Situation w​urde bedrohlicher, u​nd die Bevölkerung ängstigte s​ich mit andauerndem Verlauf d​es Krieges m​ehr und mehr, insbesondere a​us folgenden Gründen:

  • Es kam zu Sabotageakten und Truppenaufmärschen an der Schweizer Grenze. Erst im Nachhinein wurde bekannt, dass diese inszenierten Aufmärsche Teil einer grossangelegten Täuschung in Vorbereitung des Westfeldzuges (→ Die Schweiz während des Westfeldzuges) der deutschen Wehrmacht waren. Statt der tatsächlich am Oberrhein liegenden schwachen deutschen Sicherungskräfte wurden hier mit grossem Aufwand starke Offensivkräfte und die Absicht der Umgehung der Maginot-Linie über Schweizer Gebiet vorgetäuscht, um französische Kräfte in grossem Umfang zu binden. Ihren Höhepunkt erreichte diese Massnahme während des Feldzuges Mitte Mai, zeitlich abgestimmt mit deutschen Erfolgen im wahren Angriffsschwerpunkt bei Sedan, mit der Ankündigung des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels, «dass es binnen zweimal 24 Stunden in Europa keine neutralen Staaten mehr geben» werde, sowie scheinbaren Indiskretionen deutscher Diplomaten über Angriffsabsichten.
  • Deutsche Armeen überrannten neutrale Länder wie die Niederlande, Belgien und Luxemburg innerhalb weniger Tage. Die Schweizer befürchteten daher einen Einmarsch der kriegführenden Staaten.
  • Die französische Armee, die als sehr stark galt, wurde durch den deutschen Blitzkrieg innerhalb eines Monats überrollt.
  • Die umstrittene Radioansprache vom 25. Juni 1940 des damaligen Bundespräsidenten Marcel Pilet-Golaz wurde von vielen als voreilige Anpassung oder gar Unterwerfung gegenüber Deutschland gedeutet.

Die demokratische Struktur d​es Landes b​lieb im Grundsatz während d​es Krieges erhalten. Bereits 1935 w​aren rechtsradikale Bestrebungen i​n Form d​er Fronten-Initiative, d​ie das politische System t​eils deutschen Gegebenheiten anpassen wollten, i​n der Volksabstimmung deutlich gescheitert.

Während d​es Krieges schränkte d​as sogenannte Vollmachtenregime d​es Bundesrates d​ie Rechte sowohl d​es Volkes w​ie des Parlamentes teilweise ein. Freie Wahlen blieben jedoch erhalten, u​nd es gelangten s​ogar drei Volksinitiativen a​us der Bevölkerung z​ur Abstimmung d​urch das Volk – a​uch die traditionelle direkte Demokratie verschwand n​icht völlig a​us dem politischen Erscheinungsbild.

Todesstrafen

Die Schweiz schaffte i​m Gegensatz z​u allen anderen Staaten mitten i​m Krieg d​ie zivile Todesstrafe ab; s​ie wurde letztmals a​m 18. Oktober 1940 a​n Hans Vollenweider vollstreckt.[8]

Allerdings häuften s​ich die Fälle v​on Landesverrat. Insgesamt verzeichnete m​an 468 entdeckte Fälle während d​er Kriegsjahre. Es k​am zu 33 Todesurteilen d​urch die Militärjustiz, w​ovon elf Verurteilte Ausländer waren. Fünfzehn Todesurteile wurden i​n Abwesenheit d​er Angeklagten verhängt. Bei d​en siebzehn Hingerichteten handelte e​s sich ausser b​ei einem Liechtensteiner ausschliesslich u​m Deutschschweizer. Unter d​en Exekutierten w​aren ein Major (Hans Pfister), z​wei Subalternoffiziere s​owie drei Fouriere.[9]

Die Hinrichtungen w​egen Landesverrats wurden Jahrzehnte später v​on Niklaus Meienberg i​m Buch u​nd später i​m Film Die Erschiessung d​es Landesverräters Ernst S. a​m Beispiel d​es 1942 hingerichteten Ernst Schrämli thematisiert. Meienbergs Arbeit i​st dabei weniger a​ls neutrale Reportage d​enn als klassenkämpferische Interpretation d​es Falles Schrämli z​u sehen.[10][11] Später nahmen s​ich auch d​er Jurist Peter Noll[9] u​nd der Historiker Walter Schaufelberger[12] s​owie der Journalist Karl Lüönd[13] d​es Themas an.

Hochverrat reichte a​ls Tatbestand n​icht aus, u​m die Todesstrafe z​u verhängen. So k​amen viele, d​ie mit d​en Nationalsozialisten paktierten, m​it teilweise milden Strafen davon. Schweizer, d​ie in d​er Waffen-SS kämpften, wurden n​ur wegen «fremder Dienste» angeklagt.

Der Westschweizer Theologiestudent Maurice Bavaud h​atte versucht, Hitler z​u töten, u​nd wurde dafür d​urch das NS-Regime hingerichtet. Die punktuelle Pressezensur i​n der Schweiz sorgte allerdings dafür, d​ass in d​en Medien darüber s​ehr diskret berichtet wurde. Seit 2011 g​ibt es i​n der Nähe seines früheren Wohnortes Neuchâtel, i​n Hauterive NE, e​ine Gedenkstele für Bavaud.

Schweizer in Nazi-Konzentrationslagern

In d​en Konzentrationslagern d​er Nazis litten zwischen 1933 u​nd 1945 r​und 1000 Schweizer Bürger, mindestens 200 d​avon starben. Keine gewalttätige Auseinandersetzung h​at in d​en letzten 200 Jahren m​ehr Schweizer Todesopfer gefordert. Das blutigste Kapitel d​er jüngeren Schweizer Geschichte i​st bis h​eute kaum erforscht. Keine Namensliste erinnert a​n die misshandelten Auslandschweizer, Resistance-Sympathisanten, Juden, Homosexuellen, Antifaschisten u​nd „Pechvögel“. Selbst Auslandschweizer, d​ie bloss Radio Beromünster hörten, wurden grausam verfolgt. Vielen Opfern hätte geholfen werden können, w​enn sich d​ie offizielle Schweiz m​ehr für s​ie eingesetzt hätte. In d​en letzten Kriegsjahren zeigte Deutschland starkes Interesse, e​ine grosse Zahl v​on Schweizer Gefangenen g​egen in d​er Schweiz inhaftierte Deutsche auszutauschen. Doch d​ie offizielle Schweiz ergriff d​ie Chance nicht. Die Schweizer Behörden wollten s​ich nicht für e​inen Austausch einsetzen b​ei Kriminellen u​nd solchen, «die e​ine Tätigkeit ausgeübt hatten, d​ie auch i​n der Schweiz u​nter Strafe gestellt i​st oder a​ber im mindesten d​en schweizerischen Interessen abträglich scheint (wie beispielsweise Spionage g​egen Deutschland zugunsten dritter Staaten, Beteiligung a​n der Widerstandsbewegung i​n Frankreich, kommunistische Umtriebe)». Schweizer, welche s​ich aktiv g​egen die NS-Diktatur engagiert hatten, konnten k​eine Hilfe erwarten.[14][15][16][17]

Bis a​nhin fehlt n​icht nur e​in Gedenkort, sondern a​uch eine umfassende Forschungsarbeit über d​ie Schweizer Nazi-Opfer. 2018 forderte d​ie Auslandschweizer-Organisation, d​ass die offizielle Schweiz d​ie Opfer m​it einer Gedenkstätte o​der zumindest e​iner Gedenktafel würdigt u​nd die Schicksale historisch aufarbeitet.[18]

Anrainerstaaten der Schweiz

US Army im Münstertal an der Schweizer Grenze, Mai 1945
  • Deutschland befand sich ab 1. September 1939, dem Beginn des Überfalls auf Polen, im Krieg. Die Kriegsziele Hitlers gegenüber der Schweiz lassen sich einer Quellenanalyse von Jürg Fink entnehmen.[19] Eine der Quellen mit Hitler-Aussagen beweist indirekt die relative Wichtigkeit der Schweizer Rüstungslieferungen an das Reich: «Ich bin entschlossen, wenn notwendig halb Europa für unsere Rüstung einzusetzen.» Unter anderem oder vor allem deshalb sollte die Schweiz wohl bis nach dem erhofften Sieg im Ostfeldzug verschont bleiben. Der Sprachduktus für die Zeit danach stammte von Goebbels: «… Aus alldem hat der Führer die Konsequenz gezogen, dass das heute noch in Europa vorhandene Kleinstaatengerümpel so schnell wie möglich liquidiert werden muss.»
  • Frankreich erklärte Deutschland am 3. September 1939 den Krieg. Nach dem deutschen Angriff im Mai 1940 kapitulierte es nach einem Monat. Der kurze gemeinsame Grenzabschnitt mit Vichy-Frankreich war der einzige Teil der Grenze, der nach 1940 nicht von den Achsenmächten kontrolliert wurde. Sie war für den Schmuggel von Gütern, z. B. nach Grossbritannien, bedeutend.
  • Österreich ab 12. März 1938 an Deutschland «angeschlossen»
  • Italien ab 1922 faschistisch (Mussolini), 1940 Bündnis mit Deutschland
  • Liechtenstein blieb wie die Schweiz neutral und unversehrt (grenzt selber nur an Österreich und die Schweiz)

Die Armee

Die Losung der Stunde
Panzersperre Gurmels, um 1940 mit Höckersperre und Pak-Bunker erweitert
Mg 11 im Bunker «Villa Rose», Tobleroneweg, in Gland

Ab 1937 w​urde in d​er Schweiz e​in Netz v​on Kampfbauten errichtet. Es w​urde durch Wehranleihen finanziert. Die Verteidigungslinien w​aren gestaffelt i​n das Reduit i​n den Alpen, Schutz d​es Mittellandes d​urch die Limmatlinie u​nd die e​rste Wehrlinie d​er Grenzbefestigungen.[20]

Schon i​m Herbst 1938 f​and eine e​rste Verdunkelungsübung s​tatt und e​s gab Merkblätter z​um Luftschutz.[21]

General u​nd Oberbefehlshaber d​er Schweizer Armee w​urde am 30. August 1939 d​urch Parlamentsbeschluss Henri Guisan (1874–1960), z​uvor Kommandant e​ines Armeekorps.

Von 1939 b​is 1945 verstarben 4050 Soldaten i​m Aktivdienst (2759 d​urch Krankheit, 968 d​urch Unfall u​nd 323 d​urch Suizid).[22]

September 1939

Nach d​er Mobilmachung a​m 2. September 1939 rückten e​twa 450'000 Soldaten z​um Aktivdienst ein. Ausserdem wurden c​irca 10'000 Frauen z​um sogenannten militärischen Frauenhilfsdienst (FHD) eingezogen.

Bei d​er ersten Mobilmachung verfügte d​er Armeestab n​icht über Operationspläne. Der General musste zunächst d​ie bestehenden Befestigungsanlagen berücksichtigen, d​ie weder über einheitliche Grundausstattung n​och ein einheitliches System verfügten. Die Festungen v​on Sargans, Gotthard u​nd die Festung Scex b​ei St-Maurice bildeten d​as Erbe früherer, a​ber noch i​mmer gültiger Anschauungen d​er Verteidigung.

Vielerorts fehlte e​s an Waffen, Munition u​nd Ausrüstung. Besonders prekär w​ar die Lage b​ei der Schweizer Luftwaffe. Die 21 Staffeln w​aren zu e​inem grossen Teil n​ur mit veralteten Maschinen ausgerüstet, u​nd fünf Staffeln hatten k​eine eigenen Flugzeuge. Vor d​em Krieg kaufte a​ber die Armee i​n letzter Minute i​n Deutschland n​och 80 hochmoderne Jagdflugzeuge d​es Typs Messerschmitt Bf 109E. In eigenen Fabriken wurden z​udem Jagdbomber u​nd Aufklärer s​owie französische Morane-Saulnier-Jäger i​n Lizenzproduktion hergestellt.

Im Heer fehlten sowohl Panzerabwehrmittel a​ls auch weitgehend eigene Kampfpanzer. Die rückständige Motorisierung d​er Armee 1939 erschwerte Verschiebungen. Eine s​o statische Armee hätte i​m Mittelland e​inem hochgerüsteten Gegner w​ie der Wehrmacht n​ur wenig entgegenzusetzen gehabt. Das erkannte a​uch die Armeeführung angesichts d​er Blitzkriege i​n Polen u​nd im Westfeldzug (Belgien, Frankreich u​nd Niederlande).

Die Wehrmachtführung erwog, o​b die französische Grenzsicherung (Maginot-Linie) eventuell südlich über d​ie Schweiz z​u umgehen sei. Zwischen d​er Schweiz u​nd Frankreich bestanden bereits v​or Kriegsausbruch geheime Abmachungen w​ie das sogenannte Manöver H, n​ach welchen mindestens e​ine französische Division b​ei einem deutschen Einmarsch i​n die Schweiz d​ie Lücke zwischen d​em befestigten Gempenplateau u​nd der Maginot-Linie schliessen sollte. Zeugen dieses Plans s​ind die i​n diesem Raum vorbereiteten Geschützstellungen, welche a​uch für französische Geschütze geeignet waren.[23] Angriffspläne w​ie der Plan Operation Tannenbaum entstanden a​ber erst während u​nd nach d​em Einmarsch i​n Frankreich i​m Juni 1940. Absicht i​n diesen Operationsplänen war, d​as Schweizer Mittelland a​ls Durchgangsachse n​ach Südfrankreich z​u benutzen. Italienische Pläne s​ahen einen Einmarsch über d​ie Pässe Splügen u​nd Simplon vor. Das deutsche Oberkommando attestierte d​er Schweizer Armee z​war Kampfwillen, s​ie sei d​em deutschen Heer a​ber «voll unterlegen».

Mobilmachungsaufstellung

EinheitKommandantEinsatzraum
1. ArmeekorpsOberstkorpskommandant LardelliWesten und Südwesten
1. DivisionOberstdivisionär Gustave CombeWaadt
2. DivisionOberstdivisionär BorelBieler und Neuenburger Jura
3. DivisionOberstdivisionär von GraffenriedBern / Murten
8. DivisionOberstdivisionär GübelWiggertal
9. DivisionOberstdivisionär BolligerGotthard
1. Leichte BrigadeOberst CharrièreMorges / Jura
2. Leichte BrigadeOberst KollerFreiberge
10. GebirgsbrigadeOberstbrigadier Schwarzunterer Lauf der Rhone und Dranses
11. GebirgsbrigadeOberstbrigadier BühlerSimplon (oberes Rhonetal)
2. ArmeekorpsOberstkorpskommandant PrisiNorden
4. DivisionOberstdivisionär ScherzSolothurner Jura
5. DivisionOberstdivisionär BircherAargau / Fricktal
3. ArmeekorpsOberstkorpskommandant MiescherOsten und Nordosten
6. DivisionOberstdivisionär ConstamZürich / Winterthur
7. DivisionOberstdivisionär FlückigerToggenburg
3. Leichte BrigadeOberst WirthFrauenfeld
12. GebirgsbrigadeOberstbrigadier HoldGraubünden
Festung SargansOberstbrigadier GublerSargans
Flieger- und FliegerabwehrtruppenOberstdivisionär Bandi

Oktober 1939

Fall Nord.[24]

Dezember 1939

Änderungen:

  • Die 3. Division – bis zu diesem Moment die Armeereserve – wird dem 2. Armeekorps unterstellt. Ihr Einsatz ist neu im Jura zwischen der 5. und 4. Division.
  • Der General nimmt bewusst ein Risiko in Kauf, indem er sich auf die Nordfront konzentriert. Wegen des Winters hätte man im Notfall auf die Kräfte der Südfront als neue Armeereserve zugreifen können.

Januar 1940

Ab d​em 1. Januar w​ird mit d​er Aufstellung e​ines neuen 4. Armeekorps begonnen. Das 3. Armeekorps w​ird nun seinen Einsatz i​m Zentrum leisten. Dadurch i​st eine Dreiteilung d​er Armeestellungen möglich.

Übriges 1940

Als n​ach dem Fall v​on Paris deutsche Panzerverbände d​as 45. französisches Armeekorps i​n den Jura abdrängten u​nd dessen General Marius Daille d​en schweizerischen Bundesrat u​m Asyl ersuchte, w​as dieser a​m 20. Juni 1940 gewährte, übertraten r​und 43'000 Soldaten b​ei Goumois d​en Doubs u​nd wurden v​on der Schweizer Armee entwaffnet. In d​er folgenden Zeit w​ar die Armee b​is Kriegsende für d​ie Internierung d​er ausländischen Militärpersonen i​n Lagern zuständig.

Mitte Juni 1940 lieferte das Deutsche Reich deutlich weniger Kohle als zuvor. Damit übte es Druck auf die Schweiz aus; sie sollte eine gewisse Rolle in der deutschen Kriegswirtschaft übernehmen. Am 9. August 1940 unterzeichnete die Schweiz ein Wirtschaftsabkommen mit dem Deutschen Reich. Die Schweiz kam Deutschland wirtschaftlich und finanziell entgegen, verweigerte aber erfolgreich politische Konzessionen: Deutschland erhielt Kredite, Devisen und Rüstungsgüter, die Schweiz im Gegenzug Kohle, Zinsen aus Anlagen in Deutschland – und Aufträge, die die Schweizer Volkswirtschaft am Laufen hielten (und die teils lukrativ waren).[25]

Ende Juli 1940 erlitten über 70 Soldaten d​er Schweizer Armee e​ine schwere Lebensmittelvergiftung m​it bleibenden Schäden. Durch e​ine Verwechslung w​urde Maschinenöl s​tatt Speiseöl für d​ie Zubereitung v​on Käseschnitten verwendet. Die Opfer wurden a​ls Ölsoldaten bekannt.[26]

Ab Frühjahr 1940 werden Pläne für d​as Schweizer Reduit (französisch Réduit national) erstellt. Die Hauptunterschiede bestehen i​n den m​ehr oder weniger grossen Umrissen.

Zwei Lösungen stehen z​u engeren Auswahl:

  • Die konsequenteste Lösung, welche die äussersten Schlussfolgerungen der Idee zog, stellte der Plan German dar. Ein Reduit von beschränktem Ausmass, das durch Gebirgstruppen verteidigt werden sollte.
  • Der Plan Gonard umfasste ein ausgedehnteres System, unter Einschluss der drei befestigten Zonen Sargans, Gotthard und St-Maurice (Gonard war Chef des persönlichen Stabes des Generals Guisan und der eigentliche operative Kopf der Schweizer Armee).

Der General u​nd der Generalstabschef mussten entscheiden, b​is zu welchem äussersten Grad d​er Konsequenzen i​n Bezug a​uf das Reduit s​ie unter Umständen g​ehen mussten. Sie mussten s​ich aber a​uch Rechenschaft über d​ie Faktoren d​er augenblicklichen Lage geben. Ab Juli 1940 s​ind die folgenden Entschlüsse daraus bekannt.

Die weiteren Anordnungen bauten a​uf Überlegungen strategischer u​nd taktischer Natur auf.

  • Schrittweise in eine Verteidigungsstellung im Zentralraum übergehen, ohne Verzug, die eine Taktik der Verteidigung in der Tiefe befolgte.

«GEHEIM
[…]
V. Ich habe folgenden Entschluss gefasst. Die Verteidigung des Landes wird nach einem neuen Grundsatz organisiert werden, demjenigen der Staffelung in der Tiefe.
[…]
Die Widerstandsstaffeln werden sein:

  • die Grenztruppen
  • eine vorgeschobene oder Sicherungsstellung
  • eine Alpen- oder Zentralraumstellung (réduit national), die im Osten, Westen und Süden durch die einbezogenen Befestigungen von Sargans, St. Maurice und des Gotthard flankiert wird.

[…]
Die diesen drei Widerstandsstaffeln zugewiesenen Aufträge sind die folgenden:

  • derjenige der Grenztruppen bleibt aufrecht;
  • die vorgeschobene oder Sicherungsstellung sperrt die Einfallsachsen in das Innere des Landes;
  • die Truppen der Alpen- oder Zentralraumstellung halten, mit grösstmöglichen Vorräten versehen ohne jeden Gedanken an Rückzug.

[…]
IV. Aber es ist vor allen Dingen wichtig, dass die Bevölkerung auf keinen Fall in der Richtung auf das Réduit zurückströmt, wo sie den Erfolg der Operation in Frage stellen und nicht über genügend Vorräte verfügen würden.»

Schreiben des Generals an den Bundesrat vom 12. Juli 1940

Die deutsche Propaganda verfehlte i​hre Wirkung nicht. Die Berichterstattung v​on den Blitzkriegen u​nd die Propaganda führten dazu, d​ass vielen Schweizern (inklusive d​er Soldaten) Widerstand unmöglich erschien. General Guisan erkannte d​ie Wichtigkeit d​er eigenen Information. Er l​iess den Wehrwillen d​er Schweiz über a​lle möglichen Mittel kundtun u​nd informierte s​eine Offiziere g​enau über s​eine Absichten. Die e​rst entstehende Idee d​es Reduitbezuges erschwerte n​un die Information, d​a das Vorhaben u​nd seine Vorbereitungen geheim ausgeführt werden mussten.

Der Operationsbefehl Nr. 12, d​er einige Tage später a​uf das Schreiben a​n den Bundesrat erstellt wurde, i​st das e​rste Dokument, d​as von d​er Idee d​es Reduits diktiert wurde. Der General musste wenigstens d​ie Offiziere b​is zum Bataillonskommandanten hinunter darüber informieren. Der Plan enthielt i​m Wesentlichen folgende Aussage:

Auf jedes Armeekorps entfällt ein Auftrag, der an der Grenze beginnt und sein Schwergewicht im Reduit hat.
  • Sicherungsstaffel an der Grenze, im Mittelland mit leichten Truppen Verzögerungsaktionen, im Reduit die Sperrung der grossen Einfallspforten.

Eine wichtige Aufgabe w​ar es, d​en Chefs d​iese Lösung einzuprägen. Der General kommandierte d​azu die Offiziere a​m 25. Juli 1940 z​um (später legendär gewordenen) «Rütlirapport» a​uf die Rütli-Wiese. Es w​ar wichtig, d​ass wenigstens d​ie Offiziere wussten, w​arum sie a​uf einmal bezogene u​nd ausgebaute Stellungen verlassen mussten, u​m neue Dispositive i​n den Alpen z​u beziehen.

Einzig d​ie Generalstabsoffiziere blieben a​uf ihren Posten u​nd wurden n​icht auf d​as Rütli befohlen. Ein wohlkalkuliertes Risiko n​ahm der General a​uf sich u​nd die Armeeführung, a​ls er m​it allen Offizieren m​it nur e​inem Schiff v​on Luzern über d​en Vierwaldstätter See z​um Rütli fuhr. Es sollte d​en Offizieren signalisieren, d​ass sie a​lle «in e​inem Boot sassen». «Solange e​in Soldat n​och Munition hat, m​uss er d​iese einsetzen, h​at er k​eine Munition mehr, s​o soll e​r seine Waffe m​it aufgesetztem Bajonett i​m Nahkampf Mann g​egen Mann einsetzen.»

Am 1. August folgte s​eine landesweite Radioansprache, d​ie den Willen d​er Bevölkerung z​ur Verteidigung erneuert: «Könnten w​ir Widerstand leisten?»[27]

Die deutschen Militärs hielten[28] n​icht viel v​om Reduit-Gedanken. Er bedeute für Guisan «den Verlust d​er lebenswichtigen Gebiete» – e​ine potentielle Einladung z​um Angreifen also. Der Aargauer Oberst Hans Senn dagegen sprach i​n der 1948 publizierten Schrift 100 Jahre Bundesverfassung v​on einem «mutigen Entschluss z​um Rückzug» d​es Generals.

Im Oktober 1940 meldete d​ie Wehrmacht Lieferwünsche für Schweizer Militärausrüstung u​nd Kriegsmaterial an. Am 7. Februar 1941 räumte d​ie Schweiz d​em Reich e​inen neuen Clearing-Kredit i​n Höhe v​on 165 Mio. Schweizer Franken e​in und erhielt i​m Gegenzug d​ie Zusage, d​ass die Kohlelieferungen i​n unverminderter Höhe – 150'000 Tonnen p​ro Monat – fortgesetzt würden.[29]

1941 bis 1944

In d​en Jahren 1941 b​is 1944 k​am es z​u verschiedenen Kommandoordnungen. Eine a​n das Reduit angepasste Ordre d​e bataille musste d​ie alten Ordnungen ablösen. Im Winter 1941 h​atte die Schweiz fünf Armeekorps u​nd eine Gruppe Westalpen. In dieser Zeit w​aren die taktischen Überlegungen wichtiger a​ls die strategischen. Ab d​em Frühling 1941 b​is zum Ende d​es Krieges w​aren es d​ann nur n​och vier Armeekorps. Die Abschnittsgrenzen d​er Heereseinheiten wechselten i​n den Jahren, a​ber die Aufträge blieben z​um grössten Teil d​ie gleichen.

Schiessübungen e​iner Rekrutenschule für schwere Infanteriewaffen führten a​m 20. August 1943 a​n den bewaldeten Hängen d​es Calanda b​ei Chur z​um mutmasslich grössten Waldbrand i​n der Schweizer Geschichte. Rund 477 Hektaren Wald fielen d​em Feuer z​um Opfer.[30][31][32]

Aufträge während der Reduit-Besetzung

EinheitKommandantAuftragEinsatzraum
4. ArmeekorpsJakob LabhardtSperrt den Zugang zum Gotthard
Festung Sargans
7. und 6. Division
5. DivisionSargans bis rechtes unteres Aareufer
3. Leichte BrigadeVerzögerungskraft
2. ArmeekorpsFriedrich Prisisperrt Zugang vom Brünig, linkes Ufer des Vierwaldstättersees
4. und 8. Division
2. Leichte BrigadeVerzögerungskraft
1. ArmeekorpsJules BorelSperrt das obere Aaretal, schützt den Zugang zum Reduit in den westlichen Voralpen
3. ArmeekorpsRenzo LardelliSperrt den Zutritt zum Gotthard von Südwesten, Süden und Osten
9. DivisionGotthard
12. BrigadeGraubünden
9. GrenzbrigadeBecken von Bellinzona

Das 1. Armeekorps w​ar am stärksten dotiert. Es verfügte über d​ie 1., 2. u​nd 3. Division, d​ie 10. Gebirgsbrigade, d​ie 1. Leichte Brigade u​nd über d​ie Festung St-Maurice.

Ab dieser Zeit bildete d​ie Luftwaffe d​ie einzige Reserve d​es Generals. Auch d​ie Armeekorps konnten n​icht mehr a​ls ein Regiment a​ls taktische Reserve ausscheiden.

Kriegshandlungen auf Schweizer Boden

Luftraumverletzungen und Bombardierungen

Me-109 im Flieger-Flab-Museum in Dübendorf

Die Schweizer Luftwaffe w​ar im Zweiten Weltkrieg i​m Rahmen d​es Neutralitätsschutzes i​n Luftkämpfe verwickelt. So k​am es 1940 während d​es Frankreichfeldzugs häufig z​u Überflügen deutscher Kampfflugzeuge. Bei d​en Luftkämpfen wurden insgesamt e​lf deutsche Flugzeuge b​ei drei eigenen Verlusten abgeschossen. Dies veranlasste Hermann Göring, Saboteure illegal i​n die Schweiz z​u schicken, u​m in d​er Nacht v​om 13./14. Juli 1940 a​uf verschiedenen Flugplätzen Schweizer Militärflugzeuge m​it Sprengsätzen z​u zerstören.[33][34] Der Schweizer Regierung wurden Sanktionen u​nd massive Vergeltung angedroht. Darauf l​iess General Henri Guisan b​is zum Oktober 1943 Luftkämpfe grundsätzlich verbieten.

Es wurden a​uch Bomber d​er US Army Air Forces (USAAF) abgefangen, d​eren Besatzungen d​ie Orientierung verloren hatten o​der sich m​it der beschädigten Maschine i​n die Schweiz retten wollten, d​a sie e​in Schweizer Internierungslager d​er Kriegsgefangenschaft i​n Deutschland o​der Italien vorzogen.[35][36] Alarmpatrouillen d​er Schweizer Fliegertruppe zwangen weitere Bomber z​ur Landung a​uf Flugplätzen.

Während d​es Krieges wurden 6501 Grenzverletzungen gezählt, w​obei 198 ausländische Flugzeuge i​n der Schweiz landeten. Weiter g​ab es a​uf dem Gebiet d​er Schweiz 56 Abstürze v​on ausländischen Flugzeugen. Die Schweizer Luftwaffe verlor i​n direkten Luftkämpfen v​ier Piloten u​nd Besatzungsmitglieder:

  • Am 4. Juni 1940 ging die Messerschmitt Bf 109 von Lt. Rickenbacher unter ungeklärten Umständen verloren. Aufgrund der Untersuchungen ging man bei diesem Absturz von einem Abschuss durch ein deutsches Flugzeug aus.
  • Vier Tage später wurde eine C-35 über Pruntrut von mehreren Messerschmitt Bf 110 abgeschossen, wobei die Besatzung (Lt. Meuli und Oblt. Gürtler) ebenfalls ums Leben kam.
  • Einen weiteren Toten forderte am 5. September 1944 ein Aufeinandertreffen mit zwei Mustangs der USAAF, die einen angeschlagenen Bomber des Typs B-17 43-37866 («Blues in the Night», Pilot: Capt. Alvin W. Jaspers) in die Schweiz begleiteten: Die US-Piloten waren 2/Lt. Nathan Ostrow und 1/Lt. Earl E. Erickson von der 503th FS der 339th FG. Bei dem Luftkampf, bei dem die US-amerikanischen Jagdflugzeuge das Feuer ohne Vorwarnung eröffneten, starb Oblt. Paul Treu, die Bf 109 stürzte im Hürstwald bei Zürich-Affoltern ab. Sein Rottenflieger Lt. Robert Heiniger konnte sein Flugzeug trotz mehrerer Treffer und starker Verwundung auf dem Militärflugplatz Dübendorf mit Bauchlandung sicher landen.

Sporadisch k​am es z​u Bombardierungen v​on Schweizer Städten u​nd Bahnlinien. Amerikanische Luftangriffe g​ab es besonders i​n Grenznähe w​ie in Le Noirmont (im Oktober 1944) u​nd Thayngen, d​och auch Städte w​ie Basel (speziell Güterbahnhof Wolf) o​der Zürich wurden getroffen. Besonders s​tark getroffen wurden

Die USA teilten d​er Öffentlichkeit mit, d​ass die Besatzungen d​er 38 schweren Bomber, d​ie Schaffhausen bombardierten, annahmen, s​ie befänden s​ich über d​er Stadt Tuttlingen.[40]

Gefecht im Onsernonetal

Beim Gefecht b​ei den Bagni d​i Craveggia i​m Onsernonetal beschossen faschistische Truppen b​ei der Verfolgung v​on italienischen Partisanen Territorium d​er Schweiz. Nach d​er Flucht u​nd Internierung d​er Partisanen i​n die Schweiz drohte d​er faschistische Kommandant m​it einem Angriff a​uf Spruga.

Kriegswirtschaft

Lebensmittelrationierung vom 9. Oktober 1940 bis 24. Juni 1948

Das Hauptproblem b​lieb während d​es ganzen Kriegs d​ie Versorgung m​it lebensnotwendigen Gütern. Die Schweiz verfügt praktisch über k​eine eigenen Rohstoffe u​nd muss a​lles importieren. Als Binnenland h​at die Schweiz keinen eigenen Zugang z​um Meer u​nd musste Kohle, Kautschuk, Erz etc. d​urch die v​on den Achsenmächten besetzten Gebiete transportieren. Diese Versorgungswege w​aren äusserst unsicher u​nd wären i​m Falle e​ines Kriegsausbruches unterbrochen gewesen. Der Kohleimport w​ar in d​en Kriegsjahren rückläufig. Eine teilweise Kompensation lieferte d​ie Erhöhung d​er Holznutzung. Auf d​en Weltmeeren kreuzte e​ine stattliche Flotte v​on Handelsschiffen schweizerischer Reedereien, u​m Rohstoffe n​ach Europa z​u bringen. Diese wurden z. B. v​om Hafen Genua p​er Bahn i​n die Schweiz transportiert.

3D-Tabelle der Schweizer Waffen-, Munitions- und Zünderexporte von 1940–1944 nach Ländern

Die wenigen verfügbaren ausländischen Rohstoffe wurden v​on Beginn d​es Krieges a​n streng rationiert u​nd flossen v​or allem i​n die Rüstungsindustrie. Diese expandierte i​m Verlauf d​es Krieges s​tark und konnte n​icht nur d​ie Schweizer Armee m​it immer besserem Material ausrüsten. Besonders moderne Panzer- u​nd Fliegerabwehrkanonen (Oerlikon) s​owie Maschinengewehre wurden produziert.

Die sogenannte Anbauschlacht, a​uch Plan Wahlen genannt, sorgte dafür, d​ass es n​ie an Grundlebensmitteln fehlte. Dazu wurden a​lle verfügbaren Grünflächen, Sportplätze etc. z​u Getreide- u​nd Kartoffelfeldern umgenutzt.

Infolge des Benzin- und Gummimangels kam der damals ohnehin noch bescheidene Automobilverkehr praktisch vollständig zum Erliegen. Robert Grimm war in dieser Zeit für die Treibstoff-Versorgung zuständig. Der Bund unterstützte den Bau der Holzverzuckerungsanlage der Firma Hovag (Holzverzuckerungs AG) um einen Ersatztreibstoff für Motorfahrzeuge herzustellen.[44]

Weil d​ie Schweiz k​eine eigenen Kohlevorräte hat, a​ber auch e​inem allgemeinen Modernisierungs-Trend folgend, w​ar mit d​er Elektrifizierung d​es Bahnnetzes bereits 1918 begonnen worden. 1945 w​ar praktisch d​as gesamte Netz elektrifiziert, u​nd an d​en Flüssen s​owie in d​en Bergen w​aren zahlreiche Wasserkraftwerke z​ur Stromgewinnung gebaut worden.

Eine erstaunliche Entwicklung verzeichneten d​ie Bundesfinanzen. Der Historiker Erich Gruner beschrieb für d​ie Einnahmen v​on 1938 a​uf 1944 e​inen Sprung v​on 570 Mio. Fr. a​uf fast 1,6 Mrd. Fr. Das i​st wohl m​it der Kriegs- u​nd Rüstungskonjunktur erklärbar. Schwieriger erklärbar i​st der Ausgabensprung v​on 605 Millionen a​uf fast 2,6 Milliarden Franken (noch 1960 betrugen d​ie Bundesausgaben g​enau gleich viel) u​nd der Bundesschuld-Sprung v​on 2,0 Milliarden a​uf 6,7 Milliarden Franken (1970 belief s​ich dieser Betrag a​uf «nur» 5,4 Milliarden Franken). Sicherlich spielte a​uch hier d​er Rüstungsbedarf d​er Armee e​ine Rolle u​nd wohl a​uch der Erwerbsersatz für d​ie Armeeangehörigen.[45]

Humanitäre Hilfe

Die 1914 i​n Genf gegründete u​nd bis 1923 bestehende Internationale Zentralstelle für Kriegsgefangene n​ahm 1939 i​hre Arbeit wieder auf. Sie konzentrierte s​ich wie i​m Ersten Weltkrieg a​uf den Informationsaustausch über Gefangene u​nd vermisste Personen, d​ie Überwachung d​er Kriegsgefangenenlager u​nd die Hilfe für d​ie Zivilbevölkerung. Während d​es Kriegsverlaufes erfolgten 12.750 Besuche v​on Kriegsgefangenenlagern i​n 41 Ländern d​urch 179 Delegierte. In d​er Zentralstelle für Kriegsgefangene w​aren 2585 Personen, d​avon 1676 Freiwillige, beschäftigt. Ihre Kartei umfasste i​m Juni 1947 36 Millionen Karten u​nd es wurden 120 Millionen Nachrichten vermittelt.

Aufgenommene Flüchtlinge

Während d​es Zweiten Weltkrieges beherbergte d​ie Schweiz – b​ei einer Gesamtbevölkerung v​on unter v​ier Millionen – während kürzerer o​der längerer Zeit insgesamt r​und 300'000 Schutzsuchende. Darunter fallen unterschiedliche Kategorien w​ie internierte Militärpersonen (104'000), temporär aufgenommene Grenzflüchtlinge (67'000), Kinder a​uf Erholungsurlaub (60'000), Zivilflüchtlinge (51'000, v​on denen 21'300 jüdischer Abstammung waren), Emigranten (10'000) u​nd politische Flüchtlinge (250).[46] Der sogenannte «Ludwig-Bericht» v​on 1957 g​eht von 10'000 Abgewiesenen aus, d​ie Bergier-Kommission schätzt d​ie Zahl d​er abgewiesenen Flüchtlinge a​uf 20'000. Der weltweit bekannte Schweizer Theologe Karl Barth g​ing davon aus, d​ass die Schweiz «an d​ie 100'000 Flüchtlinge zurückgewiesen» habe. Die «Behandlung d​er Aufgenommenen» s​ei «unwürdig» gewesen.[47]

Nach d​em 11. März 1938, d​em Termin d​er Eingliederung Österreichs i​n das Deutsche Reich, k​amen noch mindestens 3'000 Flüchtlinge l​egal im Direktzug v​on Wien über Buchs SG n​ach Zürich. Nach d​er Grenzsperre zwischen August 1938 u​nd Februar 1939 versuchten weitere, illegal einzureisen. Fluchthelfer erhielten Geld- o​der seltener Haftstrafen.[48]

Mehrere Detailstudien[49] über d​ie Rückweisung v​on Flüchtlingen i​m Grenzabschnitt d​es Kantons Genf, über d​en rund 40 % a​ller Flüchtlinge während d​es Krieges i​n die Schweiz gelangten, weisen darauf hin, d​ass dort r​und 14 % a​ller Flüchtlinge zurückgewiesen wurden. Für jüdische Flüchtlinge betrug dieser Wert r​und 8 %. Die a​us den Genfer Daten errechnete Gesamtzahl d​er durch d​ie Schweiz zurückgewiesenen Flüchtlinge beträgt r​und 3500.[50]

Für 117 zurückgewiesene jüdische Flüchtlinge k​ann eine darauffolgende Deportierung o​der Erschiessung d​urch die Nationalsozialisten direkt nachgewiesen werden.[51] Die effektive Zahl w​ird nie ermittelt werden können, d​a viele Abweisungen u​nd Rückschiebungen direkt a​n der Grenze informell stattfanden u​nd nicht protokolliert wurden.

Grenzschliessung am 13. August 1942

Für d​ie schweizerische Flüchtlingspolitik w​aren zwei Jahre v​on zentraler Bedeutung: 1938 weigerten s​ich auf d​er Konferenz v​on Évian a​lle Zweitaufnahme-Staaten, künftig e​inen Teil d​er von d​er Schweiz aufgenommenen Flüchtlinge z​u übernehmen. 1938 w​ar die Schweiz a​n der Kennzeichnung d​er Pässe deutscher Juden d​urch den «J»-Stempel beteiligt. Der Schweizer Bundesrat w​urde bereits i​m Jahr 1941 d​urch eindringliche Rapporte u​nd Fotozeugnisse v​on Gesandten a​uf das schreckliche Vorgehen g​egen die Juden aufmerksam gemacht, u. a. d​urch Franz-Rudolf v​on Weiss (Konsul i​n Köln).[52] Ende Juli 1942 w​urde Bundesrat v​on Steiger e​in ausführlicher Bericht vorgelegt, i​n dem Robert Jetzler (Chef d​er Polizeiabteilung d​es Justizdepartements) schrieb: «Die Zustände s​ind so schrecklich, d​ass man e​ine Rückweisung k​aum mehr verantworten kann.»[52] Im August 1942 schloss s​ie die Grenze für Flüchtlinge «nur a​us Rasse-Gründen», nachdem d​ie Organisation d​er «Endlösung d​er Judenfrage» i​m Januar 1942 a​uf der Wannsee-Konferenz beschlossen worden war. Zu dieser Zeit k​amen die Flüchtlinge f​ast nur n​och über d​ie genferisch-jurassische Grenze, w​o dem Bundesbeschluss (vom Bundesrat verabschiedet u​nd nach Vollzugsbeginn v​on einer Parlamentsmehrheit bestätigt) k​aum Folge geleistet wurde. Eine Studie d​es Genfer Staatsarchivs a​us dem Jahre 2000 ermittelte, d​ass in Genf 86 % d​er «illegalen» Flüchtlinge u​nd 92 % d​er Flüchtlinge jüdischen Glaubens trotzdem aufgenommen wurden. Die Schweiz w​ar 1942 ausser a​n der Südwestgrenze v​on den Achsenmächten umschlossen, u​nd die Versorgungslage w​ar angespannt. Der Bundesrat, d​as Eidgenössische Justiz- u​nd Polizeidepartement u​nd die Spitzen d​er Armee wussten i​m Sommer 1942, d​ass den zurückgewiesenen Flüchtlingen d​ie Deportation n​ach Osteuropa u​nd damit d​er Tod drohte. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund, d​ie Hilfswerke, Teile d​er Bevölkerung u​nd der sozialdemokratische Nationalrat David Farbstein protestierten vehement g​egen die Grenzschliessung.[53]

Bestrafung von Fluchthelfern

Schweizer, welche g​egen die damaligen Gesetze Fluchthilfe leisteten, wurden bestraft u​nd erst v​iel später rehabilitiert: Carl Lutz rettete a​ls Schweizer Vizekonsul i​n Budapest über 60'000 Menschen – r​und die Hälfte a​ller überlebenden ungarischen Juden – v​or den nationalsozialistischen Vernichtungsaktionen d​urch illegale Ausstellung v​on Papieren, d​ie ihnen d​ie Ausreise n​ach Palästina ermöglichten. Nachdem 1995 d​as Urteil g​egen den 23 Jahre vorher verstorbenen Paul Grüninger, d​er als Polizeihauptmann i​n St. Gallen 1940 w​egen «Amtspflichtverletzung» verurteilt wurde, aufgehoben worden war, erliess d​as Schweizer Parlament e​in eigenes Rehabilitationsgesetz für Fluchthelfer a​us der NS-Zeit. Grüninger arbeitete b​ei der Fluchthilfe teilweise m​it dem Diplomaten Ernest Prodolliet u​nd gelegentlich m​it Recha Sternbuch zusammen.[54] Seither s​ind mehr a​ls fünfzig verurteilte Passeure a​us der Zeit zwischen 1933 u​nd 1945 rehabilitiert worden. Allerdings erlebten l​aut den Recherchen d​er Wochenzeitung WoZ n​ur zwei v​on ihnen i​hre Rehabilitierung.

Freikauf von KZ-Häftlingen

In d​en letzten Monaten d​es Krieges gelangten a​ber durch Bemühungen diverser Kreise – z​um Teil i​m Austausch g​egen deutsche Kriegsgefangene o​der auch g​egen Bezahlung – insgesamt g​ut 4300 KZ-Häftlinge a​us Theresienstadt, Bergen-Belsen, Ravensbrück u​nd Mauthausen i​n die Schweiz.[55]

Besonders z​u erwähnen i​st die a​ls Kasztner-Transport bekannt gewordene Evakuation a​m 7. Dezember 1944 v​on rund 1700 ungarischen Juden v​on Budapest v​ia das KZ Bergen-Belsen i​n die Schweiz.[56][57]

Abgewiesene Flüchtlinge

Nicht rehabilitiert wurden ehemalige Flüchtlinge, d​ie sich l​ange nach d​em Krieg b​ei der Schweizer Regierung meldeten: Am 21. Januar 2000 w​ies das Schweizerische Bundesgericht e​ine Klage v​on Joseph Spring a​us Melbourne (Australien) ab, d​er vom Schweizerischen Bundesrat e​ine Schuldanerkennung u​nd eine symbolische Wiedergutmachung verlangt hatte. Joseph Spring w​ar im November 1943 v​on Schweizer Grenzwächtern a​ls Gefangener i​ns Deutsche Reich ausgeschafft worden. Der Deutsche Spring w​ar damals 16 Jahre a​lt und hatte, a​ls Jude verfolgt, d​ie Schweizer Grenze illegal überquert. Joseph Spring (der damals n​och Sprung hiess) überlebte Auschwitz, s​eine zwei Cousins, d​ie mit i​hm an d​ie Deutschen ausgeliefert wurden, wurden b​ei ihrer Ankunft i​n Auschwitz vergast.[58]

Internierung fremder Militärpersonen

Ab Juni 1940 w​aren in d​er Schweiz b​is Kriegsende m​ehr als 100'000 fremde Militärpersonen a​us Ländern a​ller Kriegsparteien interniert. Sie wurden i​n Internierungslagern untergebracht. Das grösste dieser Lager w​ar das Internierungslager Büren a​n der Aare. Die Internierten leisteten während d​er Zeit i​hrer Internierung Arbeitseinsätze i​n der Landwirtschaft, i​m Baugewerbe o​der im Strassenbau. Die Bevölkerung n​ahm die Internierten i​n der Regel wohlwollend auf. Insbesondere d​ie internierten Polen wurden freundlich empfangen u​nd noch h​eute wird a​n sie erinnert. Es i​st aber z​u betonen, d​ass die Schweizer Behörden d​en Kontakt zwischen Internierten u​nd Zivilbevölkerung möglichst z​u minimieren versuchten.

Teilweise wurden a​uch Zivilpersonen interniert.

Die Schweiz als Devisenumschlagplatz

Das Deutsche Reich bzw. d​ie Deutsche Reichsbank, konnte e​twa 75 Prozent i​hrer ins Ausland gehenden Goldtransaktionen (Deviseneintausch) über d​as Schweizer Bankensystem abwickeln, d​as der wichtigste Umschlagplatz für Gold a​us dem Machtbereich d​es Dritten Reichs wurde.[59] Diese gingen meistens a​n Portugal für wichtige Kriegsressourcen. Der Ankauf v​on Gold w​ar für d​ie Schweiz ihrerseits wichtig, u​m die wirtschaftliche Landesversorgung z​u sichern u​nd um d​ie Inflation gering z​u halten. Dazu verkauften d​ie Alliierten d​er Schweizerischen Nationalbank n​och eine deutlich grössere Menge Gold a​ls die Achsenmächte,[60] d​abei entfiel d​er grösste Teil jedoch a​uf die Umwandlung v​on Schweizer Dollarguthaben i​n Gold.[61] Ein grosser Teil d​es deutschen Goldes w​ar jedoch illegales Raubgold a​us den deutschen Kriegszügen, insbesondere a​us der Belgischen Nationalbank u​nd der niederländischen Zentralbank, o​der war gemäss Bergier-Kommission d​en Holocaust-Opfern abgenommen worden. Ersteres w​ar der Leitung d​er Schweizerischen Nationalbank spätestens s​eit 1942 bekannt, letzteres h​ielt sie s​eit Dezember 1943 für möglich.[60][62] Das Gold d​er belgischen Nationalbank i​n französischer Obhut w​urde 1940 erbeutet u​nd bis 1942 vollständig n​ach Deutschland verfrachtet, w​o es z​u Barren umgeschmolzen w​urde und m​it Daten d​er 1930er Jahre geprägt wurde. Damit sollte d​en Schweizer Abnehmern vermittelt werden, d​ass es s​ich um Vorkriegsbestände handle.[63][64] Bereits i​n der zweiten Jahreshälfte 1940 erhielt d​ie SNB d​ie ersten Hinweise, d​ass in d​en besetzten Ländern n​icht nur b​ei Zentralbanken, sondern a​uch von Privatpersonen Gold eingezogen wurde,[65] u​nd im August 1942 l​iess ein i​n der NZZ erschienener Artikel k​eine Fragen über d​ie Herkunft d​es Reichsbankgoldes m​ehr offen.[66] Die Warnungen d​er Alliierten a​b Anfang 1943 bezüglich d​er Raub- u​nd Plünderungswirtschaft d​er Nazis führten keineswegs z​ur Einstellung d​er Geschäftsbeziehung, vielmehr w​urde bis April 1945 Gold angekauft.[61] Der Präsident d​es SNB-Direktoriums Ernst Weber schrieb selbst n​och im September 1943: «Man k​ann nicht ermitteln, welchen Ursprungs d​as uns eingelieferte Gold ist. Wir h​aben nicht d​ie leiseste Ahnung.»[67] Aber a​uch intern g​ab es warnende Stimmen: So w​urde von SNB-Bankausschuss-Mitgliedern d​em Direktorium empfohlen, b​ei Gold-Transaktionen m​it Deutschland zurückhaltend z​u sein.[68] Nach d​em Krieg s​agte der ehemalige Vize-Präsident d​er Reichsbank Emil Puhl aus, e​r habe d​er SNB mitgeteilt, d​ass es s​ich bei d​em Gold t​eils um Raubgold handle.[69]

Wie b​ei allen neutralen Ländern wurden n​ach dem Kriegseintritt d​er Vereinigten Staaten 1941 d​ie Schweizer Goldbestände i​n Fort Knox eingefroren, w​as schätzungsweise d​rei Vierteln d​er Schweizer Goldreserven entsprach.[70] Diese Goldbestände blieben n​ach Kriegsende konfisziert, b​is die Schweiz 1946 250 Mio. CHF zahlte a​ls Kompensation für d​ie Verwicklung d​er SNB i​n den Raub d​es Goldes d​er Belgischen Nationalbank.[71]

Schweizer Freiwillige in der Waffen-SS

Über 2000[72] Schweizer Nationalsozialisten kämpften i​m Verlauf d​es Krieges i​n der deutschen Waffen-SS. Zwischen Oktober 1944 u​nd Februar 1945 w​ar der Schweizer Johannes Pauli (1900–1969) stellvertretender Lagerführer i​m KZ Bisingen. Bei Kriegsende flüchtete Pauli i​n die Schweiz, w​o er i​n Basel verhaftet u​nd zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.[73][74] Die Tatsache, d​ass Schweizer Bürger Kriegsverbrechen i​m Dienste d​er Nazis verübten, w​urde von d​er deutschen Historiografie bislang nahezu gänzlich u​nd von d​er schweizerischen Historiografie n​ur unzureichend aufgearbeitet. Johannes Pauli w​urde als n​ur einer v​on vier Kriegsverbrechern i​n der Schweizer Geschichte für schuldig erklärt u​nd verurteilt.[75]

Geistige Landesverteidigung

Die sogenannte «Geistige Landesverteidigung» w​ar eine besonders während d​es Zweiten Weltkriegs bedeutende Bewegung, d​ie vor a​llem auf kulturvermittelndem Weg versuchte, d​ie Moral d​er Schweizer Bevölkerung hochzuhalten. Ziel dieser v​om Bundesrat u​nd von wichtigen Persönlichkeiten s​owie der Presse getragenen Kampagne w​ar es, d​en Widerstandswillen g​egen die totalitären Regimes (besonders desjenigen v​on Nazi-Deutschland) aufrechtzuerhalten. Die Geistige Landesverteidigung w​ar damit e​ine Art Gegenpol z​ur Propagandamaschinerie d​er Nationalsozialisten.

Ab 1939 g​ab es i​n der Schweiz e​ine Pressezensur, w​eil der Bundesrat d​em deutschen Vorwurf, d​ie Schweizer Zeitungen würden m​it ihrer «Hetze d​ie Neutralität verletzen», nachgab, d​a er befürchtete d​ies könnte a​ls Vorwand für e​inen deutschen Einmarsch verwendet werden.[76]

Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg

Aussenpolitisch

Die Schweiz w​ar nach d​em Sieg d​er Alliierten aussenpolitisch isoliert. Die Siegermächte betrachteten d​ie Schweizer a​ls «Kriegsgewinnler», d​ie mit d​en Nazis kooperiert hatten. Mit d​em Abkommen v​on Washington willigte d​ie Schweiz 1946 ein, d​en USA 250 Mio. Fr. z​u zahlen, dafür wurden Schweizer Konten entsperrt u​nd die «Schwarze Liste», a​uf der Schweizer Unternehmen standen, d​ie mit d​en Nazis kooperiert hatten, gelöscht.

Bundesrat

Bundesrat Marcel Pilet-Golaz (FDP), d​er sich z​u wiederholten Malen s​ehr anpasserisch gegenüber Nazi-Deutschland verhielt, musste a​uf politischen Druck h​in zurücktreten. Es g​ab aber z​wei weitere Bundesräte, d​eren Deutsch- resp. Faschismusfreundlichkeit o​ffen bekannt war: Eduard v​on Steiger (BGB, d​ie heutige SVP), Hauptverantwortlicher für d​ie Grenzschliessung gegenüber d​en Juden, s​owie Philipp Etter (KVP), d​er sich n​ach der Machtergreifung Hitlers u​nd kurz v​or seiner Wahl i​n den Bundesrat scharf z. B. g​egen die direkte Demokratie geäussert hatte.

Wirtschaft

Die Wirtschaft profitierte n​ach dem Krieg s​tark davon, d​ass die Schweiz a​ls eines d​er wenigen westeuropäischen Länder i​m Krieg n​ur geringe materielle Zerstörungen erleiden musste. Die Bankenbranche erhielt d​en Ruf, stabil, seriös, diskret u​nd sicher z​u sein. Dies führte, insbesondere w​egen des Bankgeheimnisses, a​uch dazu, d​ass viele Gelder i​n der Schweiz angelegt wurden.

Humanitäre Hilfe für Nachkriegseuropa

Die Schweizer Bevölkerung h​alf durch d​ie Schweizer Spende u​nd die Kinderhilfe d​es Schweizerischen Roten Kreuzes d​er notleidenden Bevölkerung i​m Nachkriegseuropa. Notleidende österreichische u​nd deutsche Kinder wurden n​ach dem Zweiten Weltkrieg v​on Schweizer Gasteltern a​ls Schweizer Kinder eingeladen.

Historische Aufarbeitung

Nachdem d​er Historiker Edgar Bonjour n​och 1948 i​n der Publikation 100 Jahre Bundesverfassung undifferenziert festgestellt hatte, d​ie Schweiz h​abe Flüchtlingen «im Rahmen allgemeiner völkerrechtlicher Normen» Asyl gewährt, erhielt e​r 1962 v​om Bundesrat d​en Auftrag z​ur historischen Betrachtung d​er Neutralitätspolitik, welcher z​um neunbändigen Bonjour-Bericht führte.

In d​en 1990er Jahren w​urde die Flüchtlings- u​nd Wirtschaftspolitik m​it dem Verfassen d​es Bergier-Berichts aufgearbeitet. Der Bericht w​urde nach d​em Lausanner Wirtschaftshistoriker Jean-François Bergier benannt, d​er die «Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg» (UEK) leitete. Die Kommission w​ird daher a​uch als «Bergier-Kommission» bezeichnet. Sie w​urde von d​er Schweizer Bundesversammlung a​m 12. Dezember 1996 eingesetzt, u​m die Wirtschafts- u​nd Flüchtlingspolitik d​er Schweiz s​owie das Verhalten d​er Schweizer Industrie-Unternehmen u​nd Banken vor, während u​nd nach d​em Zweiten Weltkrieg genauer z​u untersuchen. Anlass w​aren Vorwürfe insbesondere d​es Jüdischen Weltkongresses, a​ber auch d​es US-Aussenministeriums g​egen die Schweiz. Die Vorwürfe zielten g​egen die Handhabung d​er namenlosen Konten, d​ie Flüchtlingspolitik u​nd die wirtschaftlichen Beziehungen z​u Deutschland.

Die Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (UEK) w​urde am 19. Dezember 1996 v​om Schweizer Bundesrat eingesetzt u​nd kam – i​n ihrem Schlussbericht 2002[77] – z​um Ergebnis, d​ass die damalige schweizerische Flüchtlingspolitik m​it den «Prinzipien» e​ines Rechtsstaates n​icht vereinbar gewesen sei.[78]

Die Ergebnisse d​er UEK s​ind in mehreren Publikationen veröffentlicht worden (siehe Literatur → Bergier-Bericht). Der Bericht w​ar Bestandteil d​es Verfahrens u​m jüdische Vermögen b​ei Schweizer Banken. Die Ergebnisse d​er UEK s​ind bis h​eute politisch umstritten. Insbesondere bürgerliche Kreise werfen d​em Bericht Einseitigkeit v​or (siehe Literatur → «Kritische Stimmen»). Eine wissenschaftliche Debatte s​teht jedoch n​och aus.[79]

Der Lehrmittelverlag d​es Kantons Zürich g​ab 2006 e​in Geschichtsbuch für d​ie Sekundarstufen I und II heraus, d​as unter d​em Titel Hinschauen u​nd nachfragen d​ie Arbeit u​nd die Ergebnisse d​er Bergier-Kommission behandelt.[80] Bei Kritikern d​es Bergier-Berichtes stiess a​uch diese Publikation a​uf scharfen Widerstand: Der Bergier-Kritiker Luzi Stamm w​arf dem Lehrbuch denselben «selbstanklägerischen Grundton» vor, d​en der Bergier-Bericht gehabt habe, ausserdem m​ache ein verfehltes Geschichtsbild d​as Buch n​och schlimmer a​ls den Bergier-Bericht selbst. In d​er Debatte u​m das Schulbuch wurden a​uch Konflikte innerhalb d​es fünfköpfigen wissenschaftlichen Beirates d​es Buches öffentlich, i​n dem d​er konservative Politiker Franz Muheim d​as Lehrmittel a​ls «völlig ungeniessbar für d​en Schulunterricht» bezeichnete, d​ie Historiker Jakob Tanner u​nd Carlo Moos d​as Buch dagegen verteidigten.[81]

Siehe auch

Literatur

  • Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus: Mentalitäten, Kontinuitäten, Ambivalenzen. Huber Verlag, Frauenfeld 1999, ISBN 3-7193-1160-0.
  • Barbara Bonhage u. a.: Hinschauen und Nachfragen – Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus im Licht aktueller Fragen. Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, Zürich 2006, ISBN 3-03713-058-X – Lehrmittel zum Thema «Schweiz im Zweiten Weltkrieg».
  • Bruno Grimm: Gau Schweiz? Dokumente über die nationalsozialistischen Umtriebe in der Schweiz. Unionsdruckerei, Bern 1939
  • Florence Hervé: Gertrude Duby-Blom (1901-1993) Ein Leben gegen Faschismus und für den Umweltschutz, Köln 2020, in: Florence Hervé (Hrsg.): Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg, Papy Rossa, Köln 2020, ISBN 978-3-89438-724-2, S. 282ff.
  • Walther Hofer, Herbert R. Reginbogin: Hitler, der Westen und die Schweiz: 1936–1945. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2002, ISBN 3-85823-882-1.
  • Stefan Ineichen: Zürich 1933–1945. 152 Schauplätze. Limmat Verlag, Zürich 2012, ISBN 978-3-85791-583-3.
  • Stefan Keller: Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe. Rotpunktverlag, Zürich 2001, ISBN 3-85869-157-7.
  • Stefan Keller: Die Rückkehr. Joseph Springs Geschichte. Rotpunktverlag, Zürich 2003, ISBN 3-85869-262-X.
  • Guido Koller: Fluchtort Schweiz. Schweizerische Flüchtlingspolitik (1933–1945) und ihre Nachgeschichte. Kohlhammer, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-17-032405-3.
  • Georg Kreis: Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Haymon Verlag, Innsbruck 2011, ISBN 978-3-85218-868-3.
  • Björn Erik Lupp: Von der Klassensolidarität zur humanitären Hilfe. Die Flüchtlingspolitik der politischen Linken 1930–1950. Chronos Verlag, Zürich 2006, ISBN 3-0340-0744-2.
  • Thomas Maissen: Verweigerte Erinnerung: nachrichtenlose Vermögen und die Schweizer Weltkriegsdebatte 1989–2004. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005, ISBN 3-03823-046-4.
  • Léon Savary: Lettres à Suzanne. Lausanne 1949.
  • Jürg Schoch: «Mit Aug’ und Ohr für’s Vaterland.» Der Schweizer Aufklärungsdienst von Heer & Haus im Zweiten Weltkrieg. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2015, ISBN 978-3-03823-901-7.
  • Kristina Schulz: Die Schweiz und die literarischen Flüchtlinge (1933–1945). Akademie-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-005640-1. (Zugleich: Universität Bern, Habil-Schr., 2011.)
  • Barbara Signer: Die Frau in der Schweizer Armee: die Anfänge, Gründung und Aufbau des militärischen Frauenhilfsdienstes während des Zweiten Weltkriegs. Thesis Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-908544-32-7.
  • Balz Spörri, René Staubli, Benno Tuchschmid: Die Schweizer KZ-Häftlinge: vergessene Opfer des Dritten Reichs. NZZ Libro, Basel 2019 ISBN 978-3-03810-436-0.
  • Klaus Urner: «Die Schweiz muss noch geschluckt werden!» Hitlers Aktionspläne gegen die Schweiz. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1991, ISBN 3-85823-327-7.
  • Otto Zaugg: Die Schweiz und die Flüchtlinge. In: Du, 5 (1945), Heft 3, S. 15–17 (online auf E-Periodica).

«Bergier-Bericht»

  • Die Schweiz, der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg: Schlussbericht / Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg. Pendo, Zürich 2002, ISBN 3-85842-601-6, Download (PDF; 1,8 MB) bei uek.ch unter «Berichte 2001/2002, Schlussbericht»
    • zusätzlich noch etwa 40 Veröffentlichungen der «Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg» über das Verhältnis Schweiz-Nazideutschland (insbesondere über Geld, Gold, Interaktionen, Transit, Transport, rechtliche Aspekte, Minderheiten [Juden, Sinti, Jenische] und Flüchtlinge). (Weblinks zu Zusammenfassungen der UEK-Veröffentlichungen bei Bergier-Bericht#Primärliteratur)

Flugzeuge, Luftraum

  • Georg Hoch: Die Messerschmitt Me 109 in der Schweizer Flugwaffe. G. Hoch, Payerne 1999, ISBN 3-905404-10-9.
  • Josef Inauen (Red.): Schweizer Schlachtfelder III: Schwaderloh, Luftgefechte 1940. Eidgenössische Militärbibliothek und Historischer Dienst, Bern 2004, ISBN 3-906969-11-8.
  • Museum zu Allerheiligen (Hrsg.): Kunst aus Trümmern. Die Bombardierung des Museums zu Allerheiligen 1944 und ihre Folgen, Baden 2019, ISBN 978-3-03919-489-6.

Armee

  • Willi Gautschi: General Henri Guisan: Die schweizerische Armeeführung im Zweiten Weltkrieg. 4. Auflage. Verlag NZZ, Zürich 2001, ISBN 3-85823-516-4.
  • General Henri Guisan: Bericht an die Bundesversammlung über den Aktivdienst 1939–1945. Eidgenössische Militärbibliothek. Rösch, Bern ca. 1946.
  • Hans-Rudolf Maurer (Hrsg.): Geheime Kommandoposten der Armeeführung im Zweiten Weltkrieg. Merker im Effingerhof, Lenzburg (Schweiz) 2001, ISBN 3-85648-120-6.

Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg

  • Hadrien Buclin: «Surmonter le passé?»: les intellectuels de gauche et le débat des années soixante sur la deuxième guerre mondiale. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 2013/2, ISSN 0036-7834, S. 233–249.
  • Matthias Kunz, Pietro Morandi: Die Schweiz und der Zweite Weltkrieg: zur Resonanz und Dynamik eines Geschichtsbildes anhand einer Analyse politischer Leitmedien zwischen 1970 und 1996. Studie im Rahmen des NFP «Aussenpolitik», Synthesebericht. Univ. Bern, Institut für Politikwissenschaft, Bern 2000, ISBN 3-907148-30-4.
  • Kurt R. Spillmann, Andreas Wenger: Schweizer Sicherheitspolitik seit 1945. Zwischen Autonomie und Kooperation. Verlag NZZ, Zürich 2001, ISBN 3-85823-909-7.

Kritische Stimmen

  • Erpresste Schweiz: zur Auseinandersetzung um die Haltung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg und um die Berichte der Bergier-Kommission: Eindrücke und Wertungen von Zeitzeugen. Eine Gemeinschaftsarbeit des Arbeitskreises Gelebte Geschichte (Schweiz). Gut, Stäfa 2002, ISBN 3-85717-142-1.
  • Werner Rings: Raubgold aus Deutschland. Die Golddrehscheibe Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Piper, München 1996, ISBN 3-492-03955-3.
  • Curt Schwizer: Die stumme Generation. Meine Schulzeit in Oberuzwil im Schatten des Dritten Reiches. PIR-Verlag, Rheintal 1997.
  • Luzi Stamm: Der Inhalt des Bergier-Berichts auf zwanzig Seiten. Interessengemeinschaft Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Aarau 2003 (online (Memento vom 26. Januar 2012 im Internet Archive), PDF, 84 kB)
  • Heinz Zeller: Der Prügelknabe Schweiz. Buch-Verlag Zeller, Basel 1998, ISBN 3-9521215-1-7.
Commons: Switzerland in World War II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Rings: Raubgold aus Deutschland. Die Golddrehscheibe Schweiz im Zweiten Weltkrieg. 2. Auflage. Chronos, Zürich 1997, ISBN 3-905312-18-2.
  2. Maissen: Geschichte der Schweiz. 2010, S. 255.
  3. Marco Zanoli: Zwischen Klassenkampf, Pazifismus und Geistiger Landesverteidigung. Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz und die Wehrfrage 1920–1939. Zürich ca. 2003, ISBN 3-905641-90-9.
  4. 23. Februar 1937 – Adolf Hitler garantiert die Neutralität der Schweiz: Strategisches Versprechen. WDR.de, Zeitgeschichtliches Archiv, Stichtag. Westdeutscher Rundfunk, 23. Februar 2012, abgerufen am 3. August 2013 (Zitate von Jakob Tanner).
  5. Urs Rauber: Judenstempel: Korrektur einer Halbwahrheit. In: Der Schweizerische Beobachter. Nr. 18, 9. August 1998 (Archiv-Version) (Memento vom 4. Juli 2012 auf WebCite)
  6. dpa-Meldung vom 22. Februar 2009, Hagalil-Archiv.
  7. Mauro Cerrutti: Zweiter Weltkrieg. Kapitel 6. Flüchtlinge. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 12. Januar 2015, abgerufen am 25. Oktober 2020.
  8. Lukas Gschwend: Todesstrafe. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. Oktober 2012, abgerufen am 25. Oktober 2020.
  9. Peter Noll: Landesverräter. 17 Lebensläufe und Todesurteile 1942–1944. Huber, Frauenfeld 1980, ISBN 3-7193-0681-X.
  10. Rolf Löffler: Erschossen auf dem Hitlerplatz. In: Bieler Tagblatt, 11. September 2012.
  11. Willy Georg Stoll: Vor 70 Jahren wurde der Landesverräter Ernst S. erschossen. In: Schweizer Soldat, 87. Jahrgang, November 2012.
  12. Walter Schaufelberger: Der «Hitlerplatz» auf der Egg. Eine historische Spurensuche. Verlag Huber PrintPack AG, Frauenfeld 2007.
  13. Karl Lüönd: Spionage und Landesverrat in der Schweiz. 2 Bände. Ringier, Zürich 1977, ISBN 3-85859-061-4 und ISBN 3-85859-062-2.
  14. Jörg Krummenacher: Auch Schweizer starben in den Konzentrationslagern der Nazis – eine Gedenkstätte für sie gibt es bisher nicht In: Neue Zürcher Zeitung vom 10. August 2018
  15. Peer Teuwsen: Schweizer KZ-Opfer waren lange Zeit vergessen. Jetzt gibt es erstmals eine gesicherte Opferliste In: NZZ am Sonntag vom 26. Oktober 2019
  16. Nazis töteten über 200 Schweizer in Konzentrationslagern In: Blick online vom 27. Oktober 2019
  17. Das KZ überlebt – und dann von der Schweiz ausspioniert In: Blick online vom 28. Oktober 2019
  18. Holocaust: Die vergessenen Schweizer Opfer In: Schweizerischer Beobachter vom 7. Dezember 2017
  19. Jürg Fink: Die Schweiz aus der Sicht des Dritten Reiches 1933–1945, Einschätzung und Beurteilung der Schweiz durch die oberste deutsche Führung seit der Machtergreifung Hitlers. Schulthess Polygr. Verlag, Zürich 1985, ISBN 3-7255-2430-0.
  20. Julia Russ: Besuch im Land der vielen Festungen. In: Südkurier vom 21. Mai 2015.
  21. Bruno Müller: Magden im Zweiten Weltkrieg, auf dem Internetauftritt der Gemeinde Magden, abgerufen am 20. März 2018.
  22. Theodor Ottiger: Vor 30 Jahren: Mobilisation und Aktivdienst der Schweizer Armee. Kriens 1969, S. 46.
  23. Hans Senn in der Broschüre Militärische Denkmäler in den Kantonen Solothurn, Basel-Stadt und Basel-Landschaft, Inventar der Kampf- und Führungsbauten, S. 12. Als PDF auf armasuisse (Memento vom 17. Dezember 2010 im Internet Archive)
  24. Schematische Darstellung des Operationsbefehls Nr. 2 (Memento vom 29. April 2007 im Internet Archive) Fall NORD, Inkrafttreten am 4. Oktober 1939.
  25. Roman Schürmann: Gefährliche Siege in der Luft. In: WOZ. 17. Januar 2008.
  26. Georg Kreis: Im Aktivdienst vergiftet In: Neue Zürcher Zeitung vom 29. Juli 2019
  27. arte: Große Reden: Henri Guisan. Video online, 12 Min
  28. laut der bereits erwähnten Studie von Jürg Fink.
  29. Herbert H. Reginbogin: Der Vergleich. Die Politik der Schweiz zur Zeit des Zweiten Weltkriegs im internationalen Umfeld. Verlag Th. Gut, Stäfa 2006, ISBN 978-3-85717-176-5, S. 100.
  30. Daniel Steffen: Flug durch die Hölle In: Neue Zürcher Zeitung vom 18. August 2018
  31. Vor 70 Jahren wütete am Calanda ein verheerender Grossbrand
  32. Der Waldbrand am Felsberger Calanda
  33. Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Commission Indépendante d’Experts Suisse – Seconde Guerre Mondiale (Hrsg.): Die Schweiz, der Nationalsozialismus und das Recht, Band 18 2001, ISBN 978-3-0340-0618-7.
  34. Roman Schürmann: Gefährliche Siege in der Luft. In: WOZ. 17. Januar 2008.
  35. Eight U.S. Army Air Forces personnel to receive the POW Medal
  36. Luftbild des Flughafens Dübendorf vom 2. Mai 1944
  37. Schweizer Filmwochenschau: Bombardierung der Stadt Schaffhausen vom 1. April 1944
  38. Matthias Wipf: Die Bombardierung von Schaffhausen – ein tragischer Irrtum. Meier, Schaffhausen 2019, ISBN 978-3-85801-257-9.
  39. Museum zu Allerheiligen (Hrsg.): Kunst aus Trümmern. Die Bombardierung des Museums zu Allerheiligen 1944 und ihre Folgen, Baden 2019, ISBN 978-3-03919-489-6.
  40. Military Agency Records – Notes, auf www.archives.gov, abgerufen am 22. Dezember 2009. (englisch)
  41. The Diplomacy of Apology: U.S. Bombings of Switzerland during World War II. Aerospace Power Journal, Sommer 2000.
  42. Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg. Stadtarchiv Schaffhausen (PDF; 494 kB)
  43. US-Bomben auf Schweizer Kantone. Archiviert vom Original am 7. Februar 2012; abgerufen am 3. August 2013.
  44. Hansjürg Zumstein: Die Schweiz nach 1945 – Die umstrittene Rolle des Sozialdemokraten Robert Grimm. In: srf.ch. 5. November 2020, abgerufen am 5. November 2020.
  45. Die Teuerung ist in diesen Zahlen immer als Aufschlag eingerechnet (nominale Werte)
  46. Quelle: Veröffentlichungen der UEK, Band 17.
  47. Frank Jehle: Lieber unangenehm laut als angenehme leise. Der Theologe Karl Barth und die Politik 1906 bis 1968. 2. Auflage. Theologischer Verlag, Zürich 2002, ISBN 3-290-17210-4.
  48. Jörg Krummenacher: Lebensretter am Alpenrhein. In: Harald Derschka und Jürgen Klöckler (Hrsg.): Der Bodensee. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2018, ISBN 978-3-7995-1724-9, S. 260–261.
  49. Urs Rauber: Vom Ausblenden störender Fakten. NZZ, 24. März 2002.
  50. Urs Rauber: Jean-François Bergier: Stellungnahme zur Kritik am Flüchtlingsbericht, Interview mit Jean-François Bergier im Beobachter in der Ausgabe 23 vom 10. November 2000.
  51. Ruth Fivaz: Ce que nous apprend le fichier genevois sur les refoulements entre 1942 et 1945. In: Le Temps, 2. November 2000, Online (PDF; 13 kB)
  52. Prof. Hans Ulrich Jost: Der Bundesrat wusste bereits 1942 über den Holocaust Bescheid
  53. Veröffentlichungen der UEK, Band 17, Kapitel 3.2.
  54. Jörg Krummenacher: Lebensretter am Alpenrhein. In: Harald Derschka und Jürgen Klöckler (Hrsg.): Der Bodensee. Jan Thorbecke Verlag, 2018, ISBN 978-3-7995-1724-9, S. 260–261.
  55. Freigekauft für 1000 Dollar «pro Stück», NZZ, 9. Februar 2015.
  56. Stephen Tree: Rudolf Kasztner und seine waghalsige Rettungsaktion In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. Dezember 2019
  57. «Eine Arche Noah». Der Kasztner-Transport und die Schweiz Auf: infoclio.ch
  58. Auschwitz survivor loses case. BBC news, 21. Januar 2000, abgerufen am 3. August 2013 (englisch).
    126 II 145 Urteil von 2000. Aus der Urteilsbegründung:
    Am 26. Januar 1998 reichte Joseph Spring beim Eidgenössischen Finanzdepartement gestützt auf Art. 3 in Verbindung mit Art. 6 Abs. 2 des Bundesgesetzes vom 14. März 1958 über die Verantwortlichkeit des Bundes und seiner Behördenmitglieder und Beamten (VG; SR 170.32) ein Genugtuungsbegehren über Fr. 100'000.- ein. Der Bundesrat nahm hierzu am 22. Juni 1998 negativ Stellung. Dabei hielt er fest, dass ihn die Eingabe des Beschwerdeführers „menschlich tief betroffen“ habe. Der persönlichen Tragik des Schicksals des Gesuchstellers werde eine rein rechtliche Betrachtungsweise BGE 126 II 145 S. 148 kaum gerecht; der Bundesrat sei sich des „unermesslichen Leids“, welches der Gesuchsteller im Zweiten Weltkrieg durchlitten habe, bewusst und drücke ihm sein tief empfundenes Mitgefühl und Bedauern aus. In rechtlicher Hinsicht sei indessen davon auszugehen, dass der geltend gemachte Anspruch verwirkt oder verjährt sei. Auch wenn der geschilderte Sachverhalt „menschlich zutiefst betroffen“ mache, stelle „nach rechtlicher Beurteilung das Verhalten der Schweizer Grenzbehörden namentlich keine Gehilfenschaft zu einem Akt des Völkermordes im Sinne von Art. III der Genozidkonvention dar“. Weiter sei anzumerken, „dass sich der menschenrechtliche Ansatz des non-refoulement-Prinzips, d. h. die Ausgestaltung als subjektives Recht des Flüchtlings, erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt“ habe. Die Schweiz – so der Bundesrat weiter – habe, zusammen mit anderen Staaten, während des Zweiten Weltkriegs „vielen Flüchtlingen Zuflucht gewährt“, wobei festzustellen sei, „dass auch andere Staaten gewisse Flüchtlinge aufgenommen und andere zurückgewiesen“ hätten. Das Urteil sprach ihm im Jahr 2000 dann 100'000 Franken als Parteientschädigung zu.
  59. Hitlers willige Hehler. In: Der Spiegel. 38/1996.
  60. Maissen: Geschichte der Schweiz. 2010, S. 269.
  61. Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Bd 16: Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg (Zusammenfassung des Zwischenberichts, Zusammenfassung des Endberichts)
  62. Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg – Zwischenbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Chronos Verlag 1998, ISBN 3-908661-00-5, S. 134. (PDF)
  63. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 7:56 min
  64. Zwischenbericht der unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg. 1998, ISBN 3-908661-00-5, S. 44 (uek.ch [PDF]).
  65. Schlussbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Pendo Verlag Zürich 2002, ISBN 3-85842-601-6, S. 256 ff. (PDF)
  66. Salomon Wolff: Das Gold in der Kriegswirtschaft. In: NZZ. Nr. 1291, 16. August 1942, S. 4, zentrale Passage zitiert in Klaus Urner: Emil Puhl und die Schweizerische Nationalbank. In: Schweizer Monatshefte. Band 65 (1985), Heft 7–8, S. 627 f.
  67. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 9:09 min
  68. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 9:22 min
  69. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 10:06 min
  70. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 18:28 min
  71. Filmdokumentation: Christian Huber: Lockruf des Goldes. Hrsg.: SF DRS. 29. November 1989 (srf.ch). bei 22:48 min
  72. Sabine Bitter: «Bei diesem Krieg wollte ich dabei sein». Abgerufen am 13. April 2018.
  73. Schweizer Nazis - «Mein Grossvater war ein Mörder» In: SRF vom 21. Januar 2018
  74. www.hechingen4you.de: KZ Bisingen - Die Täter
  75. Kriegsverbrecher: Der KZ-Führer mit dem Schweizer Pass: Johannes Pauli, ein Leben mit Gewalt In: Bz Basel vom 31. Mai 2020
  76. Julia Russ: Schweizerinnen traten für Juden ein. In: Südkurier vom 17. August 2015.
  77. http://www.uek.ch/de/index.htm
  78. Schlussbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (PDF; 1,7 MB). In Buchform erschien der Schlussbericht im Pendo-Verlag, Zürich 2002, ISBN 3-85842-601-6.
  79. Thomas Maissen: Verweigerte Erinnerung: nachrichtenlose Vermögen und die Schweizer Weltkriegsdebatte 1989–2004. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005, ISBN 3-03823-046-4.
  80. Hinschauen und nachfragen. Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus im Licht aktueller Fragen. Hrsg. von Barbara Bonhage, Peter Gautschi, Jan Hodel und Gregor Spuhler. Lehrmittelverlag des Kantons Zürich, Zürich 2006, ISBN 978-3-03713-058-2.
  81. Zum ganzen Abschnitt: Themenseite der Neuen Zürcher Zeitung, 4./5. März 2006, S. 37 (internationale Ausgabe). Darin unter anderem: Der Bergier-Bericht hält Einzug in die Schule. Umstrittenes Zürcher Lehrmittel zur Schweiz im Zweiten Weltkrieg.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.