Gefecht bei den Bagni di Craveggia
Das Gefecht bei den Bagni di Craveggia (italienisch battaglia dei Bagni di Craveggia) war ein Grenzzwischenfall zwischen dem faschistischen Italien und der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg. Es fand am 18. Oktober 1944 im Gebiet der Thermalquelle der Bagni di Craveggia an der italienisch-schweizerischen Grenze im Onsernonetal statt. Bei dem Gefecht retteten sich rund 250 italienische Partisanen unter dem Beschuss faschistischer Truppen in die Schweiz.
Ausgangslage
Aufgrund der westalliierten Erfolge im Italienfeldzug wurde im Herbst 1944 die italienische Partisanenrepublik Ossola als befreite Zone im Gebiet Domodossola ausgerufen. Die deutsche Wehrmacht eroberte das Gebiet zurück. Italienische Flüchtlinge überquerten bei den abgelegenen Bagni di Craveggia die Grenze zwischen Italien und der Schweiz.
Der Kommandant der Partisanenbrigade Perotti, Filippo Frasati, ersuchte im Oktober 1944 um Internierung seines Verbandes in der Schweiz. Diese wurde ihm verweigert, da die Schweizer Vorschriften die Internierung Kombattanter nur im Falle unmittelbarer Todesgefahr erlaubten. Die Grenze wurde ab dem 12. Oktober 1944 durch die motorisierte Mitrailleurkompanie 9 der Schweizer Armee verstärkt, deren Offiziere mit den Partisanen den Grenzübertritt im Falle eines faschistischen Angriffs absprachen.[1]
Vom 13. bis 16. Oktober überquerten 251 Zivilisten die Grenze in die Schweiz.[2]
Gefechtsverlauf
Der Angriff erfolgte am 18. Oktober 1944, als rund 200 Mann, unterstützt von einigen deutschen Soldaten, das Feuer auf die Partisanen eröffneten, wobei viele Geschosse auch auf Schweizer Gebiet einschlugen. Die Partisanen flohen absprachegemäss in die Schweiz, und einer ihrer Offiziere, Federico Marescotti, wurde dabei bereits auf Schweizer Boden getötet.
Der faschistische Kommandant verlangte ultimativ die Auslieferung der Partisanen und drohte mit einem Angriff auf die nahe Schweizer Ortschaft Spruga. Das Schweizer Militär lehnte die Forderung ab. Nachdem die Grenze durch weitere Schweizer Truppen verstärkt wurde, verliessen die faschistischen Truppen das Grenzgebiet am folgenden Tag wieder.[1]
Folgen
Die 256 überlebenden Partisanen wurden in Locarno bis zum Kriegsende interniert.[1] Die beim Gefecht gefallenen Partisanen wurden in Comologno mit einem Ehrengeleit der Schweizer Armee bestattet.
Bei der Identitätsüberprüfung der Internierten wurde festgestellt, dass sich darunter zahlreiche bereits früher internierte Italiener befanden, die aus der Schweiz geflüchtet waren und sich erneut an Kampfhandlungen in Italien beteiligten.[3]
Literatur
- Paolo Bologna: Il 18 ottobre 1944 ai Bagni di Craveggia. In: Rivista militare della Svizzera italiana, 1975, S. 159–176 (doi:10.5169/seals-246317).
- Augusto Rima: I fatti dei Bagni di Craveggia del 18 ottobre 1944. Tipografia Poncioni, Losone 1979.
Einzelnachweise
- Aurelio Giovannacci, Martin Fricker: «Tot, verletzt oder lebendig»: Schlacht bei den Bagni di Craveggia. In: Schweizer Soldat, 11/2015, S. 50 f.
- Il 18 ottobre 1944 ai Bagni di Craveggia, Rivista militare della Svizzera italiana, Band 47 (1975) Heft 3
- Joseph Mächler: Wie sich die Schweiz rettete. Pro Libertate, Zollikofen 2017, S. 459.