Schkeuditz
Schkeuditz (ˈʃkɔʏdɪts) ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Nordsachsen im Nordwesten von Sachsen. Sie liegt auf halbem Wege zwischen Leipzig im Südosten und Halle im Nordwesten und ist die drittgrößte Stadt des Landkreises. Bekannt ist Schkeuditz vor allem als Standort des Flughafens Leipzig-Halle, der sich nördlich der Stadt befindet, sowie für das Schkeuditzer Kreuz, das erste Autobahnkreuz Deutschlands.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Nordsachsen | |
Höhe: | 111 m ü. NHN | |
Fläche: | 81,47 km2 | |
Einwohner: | 18.287 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 224 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04435 | |
Vorwahlen: | 034204, 034205, 034207 | |
Kfz-Kennzeichen: | TDO, DZ, EB, OZ, TG, TO | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 30 270 | |
Stadtgliederung: | 10 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 3 04435 Schkeuditz | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Rayk Bergner (CDU) | |
Lage der Stadt Schkeuditz im Landkreis Nordsachsen | ||
Geografie
Lage
Schkeuditz liegt an der Weißen Elster zwischen Leipzig und Halle in der Leipziger Tieflandsbucht. Die nördliche Umgebung ist flach, waldfrei und wird landwirtschaftlich bzw. durch den Flughafen genutzt. Südlich der Stadt erstrecken sich die Elsterauen mit der Neuen Luppe, der Luppe und dem Elster-Saale-Kanal als natürliche Flusslandschaft. Schkeuditz liegt auf etwa 100 Meter Höhe. Im Nordosten der Stadt liegt der Schladitzer See, ein gefluteter Braunkohletagebau. Schkeuditz ist Mitglied im Verband Grüner Ring Leipzig.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,4 °C und die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 556,8 mm (Mittel 1972–2001).
Schkeuditz ist in der Landesplanung als Mittelzentrum eingestuft und übernimmt diese Funktion für die umliegenden Orte zwischen Halle und Leipzig.
Stadtgliederung
Die Stadtgemeinde Schkeuditz besteht aus der Kernstadt sowie neun Dörfern der Umgebung.
Zum Stand 30. Juni 2006 hatten die neuen Ortschaften folgende Einwohnerzahlen
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Weitere Siedlungen sind Altscherbitz, Modelwitz, Papitz, Wehlitz, Lössen, Ennewitz.
Geschichte
Schkeuditz wurde im Jahre 981 erstmals unter dem Namen „scudici“ als Pfarrkirche im Bistum Merseburg urkundlich erwähnt. 1271 wurde Schkeuditz vom Markgrafen von Landsberg an das Fürstbistum Merseburg verkauft, welches dem Ort 1436 auch die Stadtrechte verliehen hat. Bis 1815 war Schkeuditz Hauptort des hochstiftlich-merseburgischen Amts Schkeuditz, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte.[2]
Von 1621 bis 1622 befand sich in der Stadt eine Kippermünzstätte, in der unter dem Münzmeister Heinrich Ulm Interimsmünzen (Kippermünzen) geschlagen wurden. Das waren Kreuzerstücke und Kipper-Schreckenberger.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Schkeuditz zwölfmal niedergebrannt und neunmal geplündert.
Ende des 17. Jahrhunderts erfolgte der Rückbau der Stadtbefestigung. Im Siebenjährigen Krieg war die Stadt von Preußen besetzt und hatte Abgaben an das preußische Militär zu entrichten. 1813 war der Leipziger Raum ein wichtiger Schauplatz der Befreiungskriege, weshalb Schkeuditz mehrfach von Preußen, Franzosen oder Russen belagert wurde.
Infolge des Wiener Kongresses ging Schkeuditz mit dem Westteil des Amts Schkeuditz im Jahr 1815 vom Königreich Sachsen an die Provinz Sachsen im Königreich Preußen über und wurde Teil des Kreises Merseburg[3] im Regierungsbezirk Merseburg. Der Name des Gasthofes zur Landesgrenze erinnert noch an die Grenze zwischen Sachsen und Preußen.
1840 begann mit dem Anschluss an die Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig die Industrialisierung in der Stadt. 1845 erfolgte der Erlass der Gewerbefreiheit, der das wirtschaftliche Wachstum förderte. Die größte Malzfabrik Europas entstand 1873 in Schkeuditz. Der Aufschwung setzte sich fort, sodass der Anschluss an das Stromnetz 1901 erfolgte und ab 1910 eine Straßenbahnverbindung nach Leipzig bestand. Im selben Jahr verschwanden die Brunnen aus der Stadt und eine Wasserleitung nahm den Betrieb auf. Der Flughafen Leipzig/Halle entstand 1927 auf Schkeuditzer Gebiet. Er ist seitdem für die Stadt von großer Bedeutung und gilt als wichtigster Flughafen der neuen Bundesländer außerhalb Berlins.
- Teil einer alten Außenwerbung der VEB Edelpelz „1000 Jahre Schkeuditz“ (Aufnahme von 2005)
- Poststempel von 1952: „Schkeuditz, bekannt durch seine Pelzveredlung“. Abbildung eines Fuchsfells.
1858 wurde von elf Meistern die Kürschner-Innung Schkeuditz gegründet, 1926 zählte sie bereits 54 Mitglieder. Insbesondere durch die ebenfalls in dieser Innung vereinigten Rauchwarenzurichter und -veredler war das Pelzgewerbe zu der Zeit die größte Industrie und der größte Steuerzahler der Stadt. Ausschlaggebend für die Ansiedlung der Branche in Schkeuditz war die Nähe zum Leipziger Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl.[4] Der Niedergang des Gewerbes in der Region begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Wegzug der Firmen des Pelzgroßhandels nach Westdeutschland, insbesondere nach Frankfurt am Main. Bis etwa zur Wende bestand noch die VEB Edelpelz Schkeuditz, vorher KWU Stadtpelz-Veredlung, mit zwei Werken. Das Werk I war im Gebäude der ehemaligen Pelzgroßhandels- und Veredlungsfirma Thorer & Co. und der Tierhaarverwertung Rödiger & Quarch untergebracht.[5]
Das südöstlich der Stadt gelegene frühere Rittergut Altscherbitz stand im 19. Jahrhundert unter anderem im Besitz von Albert von Carlowitz. Ab 1876 wurde es als Provinzial-Irrenanstalt Altscherbitz genutzt. Diese diente in den 1930er und 1940er Jahren als „Zwischenanstalt“ für die Tötungsanstalt Bernburg im Rahmen der Aktion T4.
Papitz, Modelwitz und Altscherbitz sind seit 1929 Schkeuditzer Ortsteile.
Am 18. April 1945 zogen amerikanische Truppen in die Stadt ein, bevor sie am 2. Juli von der Roten Armee abgelöst wurden. Nach Ende des Krieges kamen etwa 4.500 Flüchtlinge in die Stadt. Das bislang zu Sachsen-Anhalt (Landkreis Merseburg) gehörende Schkeuditz kam im Zuge der Kommunalreform in der DDR 1952 zum Kreis Leipzig-Land im Bezirk Leipzig.
Am 1. Januar 1999 wechselte die um Glesien und Radefeld vergrößerte Stadt Schkeuditz vom Landkreis Leipziger Land zum Landkreis Delitzsch, während 556 ha Fläche und 7 Einwohner aus der ehemaligen Gemeinde Radefeld nach Leipzig ausgegliedert wurden.[6]
Seit dem 1. Januar 2008 gehört Schkeuditz zum Landkreis Nordsachsen. Zum 1. Januar 2009 erfolgte die Erhebung zur Großen Kreisstadt.
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Altscherbitz | 1929 | |
Burghausen | 01.01.1994 01.01.2000 | Zusammenschluss mit Dölzig und Rückmarsdorf zu Bienitz Umgliederung nach Leipzig |
Bienitz | 01.01.2000 | Auflösung der Gemeinde |
Dölzig | 01.01.1994 01.01.2000 | Zusammenschluss mit Burghausen und Rückmarsdorf zu Bienitz Umgliederung nach Schkeuditz |
Freiroda | 01.03.1994 | Eingemeindung nach Radefeld |
Gerbisdorf | 01.12.1972 | Eingemeindung nach Freiroda |
Glesien | 01.01.1999 | |
Hayna | 01.07.1973 | Eingemeindung nach Radefeld |
Kleinliebenau | 01.01.1957 01.01.2000 | Eingemeindung nach Dölzig Umgliederung nach Schkeuditz |
Kursdorf | 01.01.1994 | |
Lössen | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Wolteritz, 1985 durch Tagebau Breitenfeld devastiert |
Modelwitz | 1929 | |
Papitz | 1929 | |
Priesteblich | 01.06.1973 01.01.2000 | Eingemeindung nach Dölzig Umgliederung nach Markranstädt |
Radefeld | 01.01.1999 | Teilausgliederung nach Leipzig (7 Einwohner) |
Rückmarsdorf | 01.01.1994 01.01.2000 | Zusammenschluss mit Dölzig und Burghausen zu Bienitz Umgliederung nach Leipzig |
Wehlitz | 01.07.1950 | |
Wolteritz | 01.03.1994 | Eingemeindung nach Radefeld |
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl:
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* nach heutigem Gebietsstand
Politik
Gemeinderat
Nach den Kommunalwahlen vom 26. Mai 2019 setzt sich der Stadtrat wie folgt zusammen:[8]
Partei / Liste | Sitze | G/V |
Freie Wähler | 9 | + 2 |
CDU | 5 | − 1 |
LINKE | 2 | − 1 |
SPD | 2 | − 1 |
FDP | 2 | + 1 |
Grüne | 2 | ± 0 |
G/V = Veränderung zu 2014
Wappen
Blasonierung: „In Rot aus einem erniedrigten Schildlein, darin in Gold ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, ein wachsender, zugewandter, enthaupteter Heiliger in natürlichen Farben in silbernem Gewand, ein silbernes Buch in den Händen haltend, darauf liegend sein schwarzbärtiges, goldnimbiertes Haupt.“
Wappenerklärung: Der Heilige ist Alban von Mainz, Schutzheiliger der Stadtkirche Schkeuditz. Erstmals wird er 1436 in einer Urkunde erwähnt, als Relief an der Kirche aber schon um 1200 bekannt. Das schwarze Kreuz in Gold war das Zeichen des Bistums Merseburg.[9] Der Legende nach soll Albanus nach seiner Enthauptung sein Haupt selbst an die Begräbnisstätte getragen haben, daher im Wappen die Darstellung im weißen Sterbegewand mit dem Haupt auf dem Buch.
Einer Sage nach eine andere Wappererklärung: Albanus war ein Mann aus Schkeuditz, des Leinwanddiebstahls bezichtigt. Nach Folter und Geständnis wurde er zur Richtstätte geführt. Zuvor aber rief er laut aus: „So wahr ich unschuldig bin, werde ich meinen Kopf mit den Armen auffangen!“ Das anwesende Volk sah entsetzt das angekündigte Wunder und stellte das Gottesurteil im städtischen Wappen dar.[10]
Städtepartnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten
→ siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Schkeuditz
Museen und Planetarium
In der Mühlstraße befindet sich das Stadtmuseum mit den Ausstellungsschwerpunkten Vor- und Frühgeschichte, Stadtgeschichte, Handwerk und Spielzeug.
Darüber hinaus befindet sich in Schkeuditz seit 1978 das Astronomische Zentrum, zu dem auch ein Planetarium gehört. Der Ortsteil Modelwitz ist für das Spielzeugmuseum bekannt.
Art Kapella und Kulturhaus
Eine ehemalige Kapelle auf dem Alten Friedhof wurde unter dem Namen Art Kapella Schkeuditz zu einer Ausstellungshalle umgebaut. Hier werden es im Wechsel von etwa sechs Wochen verschiedenartige Kunstausstellungen gezeigt. Viel Wert wird dabei auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Internationalität und regionaler Verbundenheit gelegt. Über die Grenzen von Schkeuditz hinaus ist auch der Chor Art Kapella bekannt, den eine langjährige Freundschaft mit dem Chor Arion Glesien (ehemals Gemischter Chor Glesien) verbindet.[11]
Das Kulturhaus Sonne, welches direkt am Markt gelegen ist und etwa 500 Gästen Platz bietet, wird erstmals vor 450 Jahren als Gasthof Goldene Sonne erwähnt. 1892 wurde der Festsaal eingeweiht. Die Kassenfabrik Walter und Paul Lehmann war von Juli 1920 bis Oktober 1922 im Haus ansässig. Von 1927 bis 1937 beherbergte die Sonne die Buchdruckerei M. Wachsmuth von 1927 bis 1937. 1937 übernahm Albert Werther die Buchdruckerei und führte diese im Haus noch bis 1953. Nur wenig später plante man die Einrichtung eines Kulturhauses. Am 7. Oktober 1958 wurde es eingeweiht. In ihm werden bis heute regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen durchgeführt. Von 2000 bis 2002 wurde das Gebäude umfassend saniert. Im Kulturhaus ist regelmäßig das Leipziger Symphonieorchester zu Gast.
Bauwerke
Im Ortsteil Kleinliebenau befindet sich eine Rittergutskirche am Ökumenischen Pilgerweg mit einem umfangreichen Kulturleben.
Im Ortsteil Dölzig befindet sich eine spätgotische Stiftskirche mit dreiseitig geschlossenem Chor, der Maßwerkfenster und ein Sterngewölbe besitzt. Auf die ursprüngliche romanische Kirche verweisen der quer-rechteckige West-Turm mit gekuppelten Rundbogenfenstern. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde am Südostpfeiler eine Sonnenuhr installiert. 1706 wurde die Kirche umgebaut. Vermutlich erhielt das Kirchenschiff bei diesem Umbau seine verputzte Holzdecke in Gestalt eines Spiegelgewölbes sowie den Altar aus Holz mit vier korinthischen Säulen, Moses und Johannes der Täufer zur Seite, Christus mit der Kreuzesfahne auf der Verdachung und die Kanzel mit figürlichen Darstellungen der vier Evangelisten. Den Kanzeldeckel krönt eine Sonne mit Engelsfiguren. In der Kirche befindet sich zudem auch ein erst kürzlich restaurierter Taufengel mit Palmzweig, der über dem Taufbecken schwebt.[12]
Grünflächen und Naherholung
Ein besonderer Lebensraum für Tiere und Pflanzen sind die Lehmlachen bei Papitz. In diesem Gebiet wurde Lehm zur Ziegelherstellung gewonnen. Nach dem angebrochenen Betonzeitalter beendeten um 1960 die Altscherbitzer und 1974 die Modelwitzer Ziegelei ihren Betrieb. Die jüngsten Lehmabbaugebiete – die Papitzer Lehmlachen und das Große Gehege – sind Teil des 1990 festgesetzten Naturschutzgebietes Luppenaue.
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Auwald mit den Ausflugsgaststätten Domholzschänke und Goldener Hirsch in Dölzig.
- weitere Kirchen in Freiroda, Gerbisdorf, Glesien, Hayna, Radefeld, Schkeuditz (evangelisch und katholisch) und Wolteritz.
- Rittergüter u. a. in Modelwitz und Wehlitz
- Schladitzer See u. a. mit einem „Biedermeierstrand“
- Technisches Denkmal Schaufelrad SRs 6300 bei Gerbisdorf aus dem ehemaligen Tagebau Breitenfeld.
Gedenkstätten
- Gedenkstein vor dem Gemeindeamt des Ortsteiles Dölzig für alle Opfer des Nationalsozialismus
- Grabstätten auf dem Ortsfriedhof von Dölzig für die ermordeten Antifaschisten Kurt Schröter, Kurt Mätschke und Paul Wäge sowie für einen unbekannten Bürger der Sowjetunion
- Ehrenhain auf dem Ortsfriedhof von Schkeuditz für sowjetische Kriegsgefangene, die Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Gedenksteine im Hof einer Lehrwerkstatt Delitzscher Straße und in der Schule Ringstraße 10 zur Erinnerung an den Kommunisten Kurt Beyer, der 1941 im KZ Dachau starb, wurden nach 1990 beseitigt
Sport
In Schkeuditz bieten insgesamt 56 Sportvereine die Betätigung in über 120 Sportarten an. Obwohl sich Schkeuditz im Flachland befindet, gehören auch Bergsteigen und Skilaufen dazu. Ein Schwerpunkt der Vereine liegt in der sportlichen Förderung von Kindern. Im Fußball ist vor allem der SC Eintracht Schkeuditz aktiv, dessen erste Männermannschaft sowie die erste Frauenmannschaft zur Saison 2014/15 in der Leipziger Stadtliga spielen. Im Handball ist die TSG Schkeuditz mit ihrer Frauenmannschaft in der Bezirksliga Leipzig vertreten. Zudem bietet dieser Verein auch Leichtathletik, Ski, Volleyball und weitere Breitensportarten.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Ende Juni findet in Schkeuditz das Stadtfest statt. In der gesamten Stadt gibt es während des drei Tage dauernden Festes Konzerte und Theatervorführungen sowie einen großen Schaustellermarkt. Jährlich im Herbst veranstalten die Vereine der Stadt die Schkeuditzer Kulturtage. Organisiert sind dazu unter dem Dach des KulturKreis e. V.
- Anfang Mai findet in Radefeld jährlich das Nordsächsische Chorfestival statt. Das Treffen von Chören aus der Region, aber auch darüber hinaus wird vom Chor Arion Glesien organisiert und ausgerichtet.[13]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Wirtschaft der Stadt ist vom Flughafen Leipzig/Halle dominiert. Daraus resultiert auch eine sehr gute Quote von über 1800 Arbeitsplätzen je 1000 Einwohner, was bedeutet, dass es in Schkeuditz mehr Arbeitsplätze als erwerbsfähige Personen gibt. Deshalb ist die Stadt eine Einpendlerstadt. In Schkeuditz befinden sich zahlreiche Unternehmen der Logistikbranche, so betreibt etwa die Deutsche Post hier ein Brief- und ein Paketzentrum. Die Posttochter DHL hat mit dem DHL Hub Leipzig ihr europäisches Luftfrachtdrehkreuz samt dem Flugzeugwartungsbetrieb European Air Transport Leipzig hier angesiedelt, und die Stadt ist Firmensitz der Frachtfluggesellschaft Aerologic, einem gemeinsamen Unternehmen von DHL und Lufthansa Cargo. Daneben existieren diverse Firmen wie Bitzer und Faiveley Transport Leipzig als Nachfolger des ehemaligen Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz (MAB) als einst mit 3.500 Mitarbeitern größter Betrieb des Kombinates Luft- und Kältetechnik in der DDR.
Im Ortsteil Altscherbitz gibt es zwei Krankenhäuser: Die Helios-Klinik Schkeuditz (135 Betten) als Krankenhaus der Regelversorgung und das Sächsische Krankenhaus Altscherbitz als Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie (235 Betten). 1999 ging der Langzeitpflegebereich in die Trägerschaft des Kreisverbandes der Volkssolidarität Leipziger Land/Muldental e.V. über, die die "Lebensgemeinschaft am Elstertal" als Wohnstätte für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung gründete.
Verkehr
Schkeuditz ist ein Verkehrsknotenpunkt. Am Schkeuditzer Kreuz, unmittelbar nordwestlich der Stadt gelegen, treffen die Bundesautobahn 9 (Berlin–München) und die Bundesautobahn 14 (Magdeburg–Dresden) aufeinander. An der A 9 ist die Stadt über die Anschlussstelle Großkugel (16) und an der A 14 über die Anschlussstelle Schkeuditz (21) zu erreichen. Der Ortsteil Dölzig ist über die im direkt angrenzenden Sachsen-Anhalt gelegene Anschlussstelle Leipzig-West (17) der A 9 zu erreichen.
Durch die Stadt führen in Ost-West-Richtung die Bundesstraße 6 von Halle nach Leipzig und in Nord-Süd-Richtung die Bundesstraße 186 von Schkeuditz nach Markranstädt.
An das Eisenbahnnetz ist Schkeuditz über die Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig und die Bahnstrecke (Ebensfeld–)Gröbers–Leipzig angebunden. An ersterer liegen die S-Bahnhöfe Schkeuditz und Schkeuditz West, die von der S3 der S-Bahn Mitteldeutschland angefahren werden. An letzterer Strecke liegt der Bahnhof Flughafen Leipzig/Halle, der von S-Bahnen sowie Fernverkehrszügen bedient wird. Durch den Ortsteil Dölzig führen die 1998 eingestellte Bahnstrecke Merseburg–Leipzig-Leutzsch sowie der unfertige Elster-Saale-Kanal.
An den ÖPNV ist die Stadt durch die Straßenbahnlinie 11 der Leipziger Verkehrsbetriebe angebunden. Sie hat im Zentrum von Schkeuditz ihre Endhaltestelle. Eröffnet wurde die Strecke 1910 von der Leipziger Außenbahn AG (LAAG). Seit Mitte 2020 gibt es zwei Stadtbuslinien, die die Kernstadt werktags im Stundentakt mit dem Bahnhof, dem DHL-Hub sowie den Stadtteilen Wehlitz und Papitz verbinden.[14] Des Weiteren ist Schkeuditz durch zwei PlusBus- sowie weiteren Regionalbuslinien angebunden.
Nördlich des alten Stadtkerns und damit im nördlichen Stadtgebiet liegt der Flughafen Leipzig/Halle.
Schulen
In Schkeuditz gibt es die Leibniz-Grundschule, die Lessing-Oberschule, das Maria-Merian-Gymnasium sowie ein Berufliches Schulzentrum. Drei weitere Grundschulen befinden sich in Wehlitz, Dölzig und Glesien.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Abraham Suarinus (1563–1615), lutherischer Theologe
- Carl Melchior Bose (1681–1741), Stifts- und Konsistorialrat sowie Domherr und Senior des Hochstifts Merseburg
- Johann Michael Barth (1723–?), Mediziner und Leibarzt des Kanzlers von Litauen
- Gottfried August Pietzsch (1759–1840), Geistlicher, Pädagoge und Schriftsteller
- Constantin Schroeter (1795–1835), Genre- und Porträtmaler der Biedermeierzeit
- Louis Kuhne (1835–1901), Naturheilkundler, geboren in Lössen
- August Trinius (1851–1919), Schriftsteller
- Max von Bleichert (1875–1947), deutscher Großindustrieller, Erbe von Adolf Bleichert
- Wilhelm Binroth (1891–1964), Maler
- Siegfried Bröse (1895–1984), Verwaltungsjurist, preußischer Landrat und badischer Oberregierungsrat, geboren in Wolteritz
- Helmut Welz (1911–1979), Offizier, Buchautor und Oberbürgermeister von Dresden
- Alfred Trebchen (1915–2011), MdL, Oberbürgermeister von Lüneburg (SPD), geboren in Dölzig
- Helmut Becker (1917–1998), Politiker (SED), Vorsitzender des Rates des Bezirkes Halle, geboren in Papitz
- Gerhard W. Menzel (1922–1980), Schriftsteller
- Günter Rackwitz (1922–1999), Maler und Grafiker
- Karl-Heinz Häse (1925–2000), Maler, Grafiker und Bildhauer
- Heinz Mutterlose (1927–1995), Maler und Grafiker
- Gerulf Pannach (1948–1998), Rockpoet, Komponist, Sänger und Gitarrist, unter anderem für Renft
- Frank Siebeck (* 1949), Hürdenläufer
- Tasillo Römisch (* 1954), Raumfahrt-Historiker mit eigenem Museum
- Christian Köckert (* 1957), ehem. Innenminister von Thüringen (CDU), geboren in Dölzig
- Markus Teutschbein (* 1971), Dirigent, Kirchenmusiker und Kapellmeister
- Katja Kanzler (* 1972), Professorin für Amerikanistik
- Mark Siebeck (* 1975), Volleyball-Nationalspieler
- Peter Sack (* 1979), Kugelstoßer
- Dirk Laucke (* 1982), Dramatiker
- Martin Hoffmann (* 1985), Journalist
- Björn Stephan (* 1987), Journalist und Autor
- Katharina Schenk (* 1988), Politikerin (SPD)
Darüber hinaus stammt die Familie Lessing aus Schkeuditz. Eine von den Lessings privat herausgegebene Familienhistorie sowie das Gesamtwerk Gotthold Ephraim Lessings in Erstausgaben ist im Schkeuditzer Heimatmuseum vorhanden.
Personen, die mit Schkeuditz in Verbindung stehen
- Friedrich II. von Hoym (unbekannt–1382), katholischer Bischof, erwarb im 14 Jhd. die Stadt für das Bistum Merseburg
- Christiane Sophie Ludwig (1764–1815), Schriftstellerin, lebte und starb in Schkeuditz
- Ewald Rudolf Stier (1800–1862), Theologe und Kirchenlieddichter, 1850 bis 1859 Superintendent und Oberpfarrer in Schkeuditz
- Albert von Carlowitz (1802–1874), sächsischer und preußischer Politiker, lebte auf Gut Altscherbitz
- Theodor Otto (1843–1902), Ingenieur, Unternehmer in Schkeuditz
- Adolf Bleichert (1845–1901), Unternehmer, Gründer einer Maschinenfabrik und Eisengießerei in Schkeuditz
- Hermann Siebold (1873–1951), Politiker (SPD), starb in Schkeuditz
- Anna Hübler (1876–1923), Politikerin, starb in Schkeuditz
- Paul Schnabel (1887–1947), Althistoriker und Altorientalist, starb in Schkeuditz
- Günther Ramin (1898–1956), Organist, Cembalist, Chorleiter und Komponist, lebte ab 1903 mit seiner Familie in Schkeuditz
- Johannes Volkmann (1889–1982), Chirurg, war Chefarzt am Krankenhaus Schkeuditz
- Fritz Karwath (1925–1995), Clown Caro, lebte seit 1985 in Wolteritz
- Manfred Losch (1938–2009), Leichtathlet, starb in Schkeuditz
- Hans Ticha (* 1940), Maler, Grafiker und Buchillustrator, ging von 1946 bis 1958 in Schkeuditz zur Schule
- Gerda Viecenz (1944–2005), Förderin der bildenden Kunst, gründete das soziokulturelle Zentrum Art Kapella Schkeuditz
Literatur
Eine umfangreiche Überlieferung der Stadt Schkeuditz für den Zeitraum 1630–1945 zu Reichs-, Verfassungs- und Gemeindeangelegenheiten, Finanzen, Militär- und Kriegsangelegenheiten, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gewerbe, Landwirtschaft, Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Brandschutz, Statistik, Wahlen, Schule, Kirche, Bauverwaltung, Innungen, Vereinen, den Gemeinden Papitz-Modelwitz, Wehlitz und Altscherbitz befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20625 Stadt Schkeuditz.[15]
Weblinks
- Stadtverwaltung Schkeuditz
- Schkeuditz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Ansichten von Schkeuditz
- Schkeuditz und sein Naturumfeld
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
- Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900
- gez. „-m“: Die Fahnenweihe der Schkeuditzer Kürschner-Innung am Sonntag den 16. Mai 1926. In: Kürschner Zeitung, Nr. 15 vom 21. Mai 1926, 43. Jg., Verlag Alexander Duncker, Leipzig, S. a–d.
- Bestände und Teilbestände des Stadtarchivs Leipzig: 1.3.2.20 VEB Edelpelz Leipzig (Memento vom 28. Februar 2013 im Internet Archive), Stadtarchiv Leipzig 2009 (PDF; 465 kB).
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
- Schkeuditz Wahlergebnisse 2019
- Schkeuditz Sitzverteilung 2019 (vorläufig), abgerufen am 19. Juni 2019
- Lexikon Städte und Wappen der DDR, Autorenkollektiv Dr. Karlheinz Blaschke, Prof. Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1979.
- Walter Saal: Sagen des Kreises Merseburg. VEB Druck Merseburg, 5. Aufl., Merseburg 1986.
- Chor Arion Glesien. Zuletzt abgerufen am 25. Mai 2018.
- Stiftskirche Dölzig. Kirchenbezirk Leipzig. Abgerufen am 13. September 2014.
- Chor Arion Glesien
- Ausbau des Stadtverkehrs Schkeuditz. Mitteldeutscher Verkehrsverbund, 27. August 2020, abgerufen am 17. September 2020.
- 20625 Stadt Schkeuditz. In: Staatsarchiv Leipzig. Abgerufen am 27. März 2020.