Klaus Renft Combo
Die Klaus Renft Combo, auch Renft, ist eine 1958 gegründete deutsche Rockband, die zu den bekanntesten der DDR zählt. Durch systemkritische Texte war die künstlerische Tätigkeit stets von zeitweiligen Auftrittsverboten begleitet. 1975 verfügten die DDR-Behörden schließlich die Auflösung der Band. Ehemalige Mitglieder fanden sich 1990 zu einer Wiedervereinigung zusammen und sind seitdem in wechselnder Besetzung aktiv.
Klaus Renft Combo | |
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Peter Kschentz bei einem Auftritt der Klaus Renft Combo 2003 | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Rock |
Gründung | 1958, 1990 |
Auflösung | 1975 |
Website | www.renft.de |
Aktuelle Besetzung | |
Thomas Monster Schoppe | |
Tobias Ridder | |
Gisbert Pitti Piatkowski | |
Peter Rasym | |
Ehemalige Mitglieder | |
Schlagzeug | Thomas Bürkholz |
Christian Kuno Kunert | |
Saxophon | Constantin Papamoschou |
Gitarre, Saxophon | Bernd Schlund |
Saxophon | Hans-Dieter Schütz |
Posaune | Bernd Seifert |
Schlagzeug | Hans-Dieter Schmidt |
Keyboard | Michael Heubach |
Gitarre, Gesang | Peter Cäsar Gläser († 2008) |
Schlagzeug | Jochen Hohl |
Texter | Gerulf Pannach († 1998) |
Gesang, Saxophon, Gitarre | Peter Pjotr Kschentz († 2005) |
Bass, Gitarre, Gesang | Klaus Renft († 2006) |
Gitarre | Heinz Prüfer († 2007) |
Gesang | Hans-Jürgen Beyer |
Marcus Basskran Schloussen († 2019) | |
Schlagzeug | Detlef Delle Kriese |
Gastmusiker | |
Keyboard | Robert Gohlis Hoffmann |
Gitarre | Marco Zimmermann seit 2007[1] |
Geschichte
Die Klaus Renft Combo wurde 1958 von Klaus Jentzsch in Leipzig gegründet. Renft war der Geburtsname von Jentzsch’ Mutter Charlotte. Er verwendete ihn fortan als Künstlernamen. In der Anfangszeit war die Band inspiriert von Fats Domino und Little Richard, später von den Rolling Stones und den Beatles.[2]
Nachdem die Gruppe 1962 ein Auftrittsverbot erhalten hatte, gründete Klaus Renft 1964 die Beat-Gruppe Butlers. 1965 folgte ein Auftrittsverbot für die Butlers und andere Beatgruppen, als Folge kommt es zu den sogenannten Leipziger Beatkrawallen, bei denen Jugendliche gegen das Beatverbot demonstrieren. 1967 wurde das Auftrittsverbot für die Klaus Renft Combo wieder aufgehoben. Thomas Bürkholz kam als neuer Schlagzeuger in die Band. Ab 1969 war zunehmend der regimekritische Liedermacher Gerulf Pannach für die Texte der Band zuständig, wobei er von Kurt Demmler unterstützt wurde. Um die gleiche Zeit wurde auch Peter Pjotr Kschentz (* 1941 in Nischwitz), der zuvor als Kraftfahrer für die Band gearbeitet hatte, zum festen Mitglied der Band. Er spielte Saxophon, Querflöte, Geige, Akkordeon, Gitarre sowie andere Instrumente und komponierte einige Songs der Klaus Renft Combo wie Liebeslied, Die alte Mühle und den Raucherblues.
In den folgenden Jahren konnte die Band aufgrund der zeitweiligen Liberalisierung der Kulturpolitik (siehe auch Musik der DDR) mehrere Singles – unter anderem mit dem Titel Zwischen Liebe und Zorn – und ihre für lange Zeit einzigen beiden Studioalben veröffentlichen. Mit den darauf enthaltenen Titeln wie Wer die Rose ehrt, Ermutigung, Nach der Schlacht und Als ich wie ein Vogel war entwickelte sich die Band zu einer der bekanntesten und beliebtesten Rockgruppen der DDR. Vor der Veröffentlichung des zweiten Albums verkürzte sich der Bandname zu Renft; so hieß auch das zweite Album.
Problematisch gestalteten sich die Beziehungen zu den staatlichen Organen, da viele Liedtexte zwischen den Zeilen Kritik am „real existierenden Sozialismus“ enthielten. Die von Pannach getexteten Lieder für ein drittes Album stießen bei den Behörden auf Ablehnung. Das Lied Glaubensfragen beispielsweise thematisierte die staatlicherseits weitgehend totgeschwiegenen Bausoldaten der NVA. In der Rockballade vom kleinen Otto wurde gar die missglückte Flucht eben jenes Ottos thematisiert, so dass Renft im Sommer 1975 verboten wurde. In der Folgezeit verließen einige Bandmitglieder freiwillig die DDR. Pannach und Christian Kunert wurden nach neun Monaten Haft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen und der Androhung von bis zu zehn Jahren Haft ausgebürgert.
Danach war die Gruppe faktisch aufgelöst. Als Nachfolge-Band wird allerdings die Gruppe Karussell gesehen, die sich 1977 mit den ehemaligen Renft-Mitgliedern Peter Gläser und Jochen Hohl gründete, und die auch einige Lieder aus der Renft-Zeit im Programm hatten.
1990 fand sich die Band zu einer Wiedervereinigungstournee durch die DDR wieder zusammen. 1996 musste Bandgründer Jentzsch die Band vorübergehend verlassen.[3] 1997–1998 firmierte die Band vorübergehend als Monsters Renft, da Jentzsch die Namensrechte für sich beanspruchte. 1999 veröffentlichte Renft nach fast 25-jähriger Pause ihr drittes Studioalbum Als ob nichts gewesen wär. 2003 feierte die Band mit einem Konzert in Putbus auf Rügen ihr 45-jähriges Bestehen.
Am 18. September 2005 verstarb Multiinstrumentalist Peter Kschentz auf Poel an Lungenkrebs.
Christian Kunert widmete sich eigenen Projekten, und Thomas Schoppe übernahm die Position des Frontmannes. Nach einem Hörsturz von Kunert sowie dem Tod des Bandgründers Renft im Herbst 2006 formierte sich die Band zu viert für das Programm „Viererbande 2007“. Es begannen wieder Auftritte mit „Cäsar und die Spieler“.
Am 18. März 2007 verunglückte Gitarrist Heinz Prüfer auf der Rückfahrt von einem Auftritt in Altdöbern tödlich. In seiner musikalisch tragenden Funktion schien er kaum ersetzbar. Mit Gisbert Piatkowski hat Renft allerdings inzwischen einen Nachfolger gefunden. Am 23. Oktober 2008 verstarb der frühere Gitarrist der Band, Peter „Cäsar“ Gläser, an den Folgen von Krebs, am 1. Dezember 2019 Marcus Schloussen. Schloussen wurde für die laufende Tour durch Peter Rasym ersetzt.[4]
Im Januar 2020 kündigte Detlef Kriese seinen Ausstieg aus der Band für das Frühjahr des gleichen Jahres an.[5]
Ehrung
Am 9. Oktober 2007 wurde anlässlich des ersten Todestages des Bandgründers Klaus Renft eine kurze Straße vor dem Klubhaus und Veranstaltungsort „Anker“ im Leipziger Stadtteil Möckern in Renftstraße umbenannt.
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel | Anmerkungen |
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1973 | Klaus Renft Combo Amiga |
Wiederveröffentlichungen:
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1974 | Renft Amiga |
Wiederveröffentlichungen:
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1999 | Als ob nichts gewesen wär Amiga (Sony Music) | |
2007 | Abschied und Weitergehen Marktkram |
Livealben
Kompilationen
- 1980: Rock aus Leipzig (Taraxacum Buchversand)
- 1990: Die frühen Jahre (Amiga)
- 1993: Zwischen Liebe und Zorn (Deutsche Schallplatten Berlin)
- 1994: Das Erbe Renft − Wer die Rose ehrt (Amiga)
- 1996: Die schönsten Balladen (Amiga / BMG)
- 1997: 40 Jahre Klaus Renft Combo (2016: Buschfunk)
- 2003: Unbequem woll’n wir sein (Buschfunk); Raritäten 1971 – 1975
- 2015: Die Grössten Hits (Sony Music)
Boxsets
Jahr | Titel Musiklabel | Anmerkungen |
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2015 | Zwischen Liebe und Zorn Sechzehnzehn |
Inhalt: die ersten drei Studioalben, eine CD Hits + Raritäten und eine DVD |
2018 | 1 + 2 Sechzehnzehn |
Inhalt: die ersten beiden Studioalben auf LP |
Literatur
- Klaus Renft: Zwischen Liebe und Zorn. Autobiographie. Hrsg. von Hans-Dieter Schütt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1997, ISBN 3-89602-135-4.
- Detlef Kriese: Nach der Schlacht. Die Renft-Story – von der Band selbst erzählt. Aufgeschrieben von Delle Kriese. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998, ISBN 3-89602-170-2.
- Michael Rauhut, Thomas Kochan: Bye, Bye, Lübben City. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-602-X.
Weblinks
- Offizielle Homepage der Klaus Renft Combo
- Porträt bei deutsche-mugge.de
- Porträt (Memento vom 22. Oktober 2013 im Internet Archive) ostbeat.de
- Fuchs, Kunert und Pannach auf jugendopposition.de (Bundeszentrale für politische Bildung / Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.)
- O-Ton-Mitschnitt vom 22. September 1975: „Aussprechen des Verbotes“ (Video)
- Werke von und über die Klaus Renft Combo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Torsten Groß, Nilz Bokelberg: Podcast über die Geschichte der Klaus Renft Combo
Einzelnachweise
- Gerd Zeuner: Auf den Spuren von Jimi Hendrix. In: meinanzeiger.de. 11. März 2013, abgerufen am 9. Februar 2019.
- Thomas Gerlach: Ostrock-Legende Klaus Renft Combo: Das Lebendige regt sich. In: Die Tageszeitung: taz. 4. August 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. August 2018]).
- Götz Hintze: Rocklexikon der DDR. 2. Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-303-9, S. 245.
- facebook.com
- renft.de