Kemberg
Kemberg ist eine Kleinstadt im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Wittenberg | |
Höhe: | 76 m ü. NHN | |
Fläche: | 235,21 km2 | |
Einwohner: | 9544 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 41 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 06901 | |
Vorwahlen: | 034921, 03491 (Dabrun), 034904 (Schleesen), 034927 (Ateritz, Dorna, Globig-Bleddin, Rackith, Wartenburg), 034928 (Selbitz), 034953 (Radis) | |
Kfz-Kennzeichen: | WB, GHC, JE | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 91 160 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Burgstr. 5 06901 Kemberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Torsten Seelig (CDU) | |
Lage der Stadt Kemberg im Landkreis Wittenberg | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt am Nordrand des Naturparks Dübener Heide. Sie wird von dem aus der Heide kommenden Kemberger Flieth (auch Fliethbach genannt) durchflossen.
Geschichte
Bereits um 1000 v. Chr. in der späten Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit soll ein Ringwall, in dem mehrere hundert Menschen lebten, die „Region kontrolliert“ haben.[3] Die Anlage bestand etwa 300 Jahre lang bis zu ihrer Aufgabe nach einem Brand.[4]
Die Existenz Kembergs ist bereits seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts belegt. Es gehörte zur Grafschaft Brehna bzw. Wettin-Brehna, fiel aber 1290 an das askanische Sachsen-Wittenberg. Aus dem Jahr 1346 stammt die älteste urkundliche Erwähnung als Stadt. Der Rat der Stadt erwarb 1482 die Niedergerichte, im Jahr 1703 die Obergerichte. Noch im 14. Jahrhundert wurde die teilweise erhaltene Stadtmauer errichtet. Um 1429 wurde Kemberg im Zuge der Hussitenkriege gebrandschatzt. Im Jahr 1488 wurde ihr Magdeburger Stadtrecht bestätigt.[5] 1522 schloss sich Kemberg der Reformation an.
Im 16. und 17. Jahrhundert brach insgesamt sieben Mal die Pest aus. Zusammen mit den im Dreißigjährigen Krieg erlittenen schweren Verheerungen, mehreren Elbhochwassern und Stadtbränden führte dies dazu, dass die Bevölkerung von über 1.000 auf kaum mehr als 100 um das Jahr 1638 sank. Mitte des 18. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl wieder auf über 1.000 gestiegen.
1815 kam Kemberg vom Königreich Sachsen zu Preußen und gehört seitdem zum Landkreis Wittenberg. 1908 begannen bei Bergwitz die Erschließungsarbeiten zur Braunkohleförderung, die Braunkohleförderung selbst wurde 1912 aufgenommen. 1916 kam dabei der erste Schaufelradbagger Deutschlands zum Einsatz. 1955 wurde die Braunkohleförderung eingestellt und der Tagebau geflutet. Es entstand der Bergwitzsee. Insgesamt wurden aus dem Tagebau ca. 50 Mio. t Braunkohle gefördert.[6]
Kemberg war von 1994 bis 2009 Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Kemberg.
Eingemeindungen
Im Jahr 1950 wurde Gaditz eingemeindet.[7] Drei Gemeinden kamen in den Jahren 2005 (Bergwitz)[8], 2006 (Ateritz)[9] und 2007 (Dorna)[10] hinzu. Globig-Bleddin folgte Anfang 2009.[11] Schließlich wurden neun weitere Gemeinden Anfang 2010 eingegliedert.[12]
Mit den Eingemeindungen zum 1. Januar 2010 gibt es nur noch eine Postleitzahl, ferner wurden in den Ortsteilen zum Teil neue Straßennamen und neue Hausnummern vergeben.
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Ateritz | 01.01.2006 | |
Bergwitz | 01.07.2005 | |
Bietegast | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Rackith |
Bleddin | 11.10.1965 | Zusammenschluss mit Globig zu Globig-Bleddin |
Dabrun | 01.01.2010 | |
Dorna | 01.01.2007 | |
Eutzsch | 01.01.2010 | |
Gaditz | 01.07.1950 | |
Globig | 11.10.1965 | Zusammenschluss mit Bleddin zu Globig-Bleddin |
Globig-Bleddin | 01.01.2009 | |
Gniest | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Rotta |
Klitzschena | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Bergwitz |
Lammsdorf | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Rackith |
Naderkau | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Schleesen |
Pannigkau | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Eutzsch |
Rackith | 01.01.2010 | |
Radis | 01.01.2010 | |
Reuden | 01.07.1950 | Eingemeindung nach Rotta |
Rotta | 01.01.2010 | |
Schleesen | 01.01.2010 | |
Selbitz | 01.01.2010 | |
Uthausen | 01.01.2010 | |
Wartenburg | 01.01.2010 | |
Bevölkerungsentwicklung
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Politik
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 19 Stadtverordneten und setzt sich wie folgt zusammen (Ergebnis der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019)[14]:
Partei / Wählergruppe | Sitze | Stimmenanteil |
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CDU | 9 | 46,5 % |
Die Linke | 3 | 13,1 % |
SPD | 2 | 11,1 % |
AfD | 2 | 14,0 % |
FDP | 1 | 4,3 % |
Allianz der Bürger | 1 | 11,1 % |
Interessengemeinschaft Natur und Umwelt | 1 | |
Gesamt | 19 | 100 % |
Wahlbeteiligung: 61,5 % |
Zusätzlich ist der Bürgermeister Mitglied des Stadtrats.
Bürgermeister
Torsten Seelig (CDU) wurde am 13. Dezember 2009 in einer Stichwahl zum Bürgermeister gewählt.[15] Am 4. September 2016 wurde er mit 100 Prozent der gültigen Stimmen für weitere sieben Jahre in seinem Amt bestätigt.[16]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten, vorn in Silber ein rotes Seeblatt; hinten neunmal von Schwarz und Gold geteilt, schräg rechts belegt mit einem grünen Rautenkranz.“
Das abgebildete Wappen wurde lange Zeit verwendet, entspricht aber nicht dem vom Land genehmigten Wappen der Stadt. Dieses beruht auf einem schnörkellosen Schild.
Die Stadtfarben zeigen Rot und Silber (Weiß).
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bauwerke
Kemberg ist eine ehemalige Ackerbürgerstadt. Sie ist auf Grund der Geschlossenheit des erhaltenen Stadtbildes von städtebaulicher Bedeutung. Der regionaltypische Grundriss eines Straßenangerdorfes, welches im Mittelalter erweitert und befestigt wurde, wird im Wesentlichen durch die monumental wirkende spätgotische Stadtkirche „St. Marien“ dominiert.
Die Kirche wurde von 1290 bis 1340 erbaut. Sie war der Nachfolgebau eines spätromanischen Vorgängers, der seit 1330/31 von den Kemberger Pröpsten verwaltet wurde. Die Sakristei und die Vorhalle (Südosten) wurden 75 Jahre nach der Fertigstellung von Matthias Löser angebaut. Nachdem um 1500 der Bau erweitert wurde, erbaute man nach Entwürfen von Friedrich August Ritter 1856–59 den monumentalen neugotischen Westturm.
Während der Reformationszeit kam Kemberg und der Kemberger Kirche eine wichtige Rolle zu. Es ist nachgewiesen, dass Luther 14 Mal in Kemberg war und mehrere Male in der Kirche predigte. Nach dem Tod Luthers wurde sein Sarg in der Nacht vom 21. zum 22. Februar 1546 in der Kirche aufgebahrt.[17] In der Kirche befand sich ein 1565 von Lucas Cranach d. J. geschaffener Altar, der 1994 Opfer eines Brandes wurde und dessen Reste in der Sakristei besichtigt werden können. Noch heute besitzt die Kirche interessante Präsentationsstücke wie Reste spätmittelalterlicher Wandmalereien, ein Sakramentshaus aus Sandstein und einen Schnitzaltar (beide aus dem 15. Jahrhundert), einen sehr schönen Taufstein und eine Innenausmalung von Michael Adolf Siebenhaar. Ebenfalls bemerkenswert ist die Empore (Südseite) mit 35 Bildern, die Szenen aus dem 1. Buch Mose zeigen und die zugehörigen Stifternamen. Der Emporenzyklus stammt aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts.[17]
Sehenswert ist auch das spätgotische Rathaus mit seinen Anbauten im Stil der Renaissance, die rekonstruierte Kursächsische Postmeilensäule von 1725 und die zum Teil noch gut erhaltene Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Neben dem historischen Natursteinpflaster von 1882 sind auch einzelne Bauten der Renaissance (z. B. Bürgerhaus, Schulstraße 2), des Barocks (z. B. Altes Brauhaus, Wittenberger Straße 24) und des Klassizismus erwähnenswert.
Gedenkstätten
- Gedenkstein für die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus (seit 1994 auf dem Friedhof, zuvor am ehemaligen Bahnhof)
- Grabstätte auf dem Friedhof für einen namentlich bekannten italienischen Militärinternierten, der im April 1945 Opfer von Zwangsarbeit wurde
- Gedenktafel von 1994 am Geburtshaus von Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg in der Kreuzstraße 12, einem Widerstandskämpfer des 20. Juli, der 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde
- Gedenkstein im Ortsteil Gaditz, wo 1944 auf dem Gutshof ein polnischer Zwangsarbeiter, der während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurde, vor seinen Mitgefangenen öffentlich erhängt wurde
Museen
- Waldhaus am Bergwitzsee: Das Waldhaus am Bergwitzsee zeigt interaktive Ausstellungen zu den Themen Wald, Wasser und Mensch. Erklärt wird unter anderem, wie der Bergwitzsee entstanden ist, welche Tiere im heimischen Wald leben und welche historischen Berufe es in der Region gab. Das Waldhaus liegt an der KOHLE | DAMPF | LICHT – Radroute.[18]
- Töpferei Lubast: Die Töpferei wurde 1874 gegründet und gilt als älteste Töpferei in Sachsen-Anhalt. Es gibt nicht nur Töpferwaren zu erwerben, sondern auch eine Schautöpferei, in der Besucher das Handwerk erleben können.[19]
Verkehr
Straße
Durch das Gebiet der Stadt verlaufen die Bundesstraße 2 von Wittenberg nach Bad Düben, die Bundesstraße 100 von Eutzsch nach Halle (Saale) und die Bundesstraße 182, die im Stadtgebiet von der Bundesstraße 2 abzweigt und nach Torgau führt.
Die Anschlussstelle Vockerode der Bundesautobahn 9 (München – Berlin) ist ca. 22 km vom Ortsteil Kemberg entfernt.
Schiene
Der Haltepunkt Bergwitz liegt an der Bahnstrecke Berlin–Halle und wird stündlich von Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland bedient.
An der Bahnstrecke Pratau–Torgau befinden sich die Haltepunkte Eutzsch und Rackith. 2014 wurde der reguläre Personenverkehr eingestellt. An Feiertagen und Wochenenden verkehren auf der Strecke Sonderzüge bis zum Bahnhof Eilenburg.
Von 1903 bis 1951 verband eine Eisenbahnlinie Bergwitz und Kemberg. Der ehemalige Bahnhof Kemberg ist abgerissen. Dort steht jetzt ein Einkaufsmarkt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Adam von Bodenstein (1528–1577), Arzt und Alchemist
- Johannes Wanckel (1553–1616), Geschichtswissenschaftler
- Ambrosius Rhode (1577–1633), Mathematiker, Astronom und Mediziner
- Ambrosius Rhodius (1605–1696), Mediziner und Astrologe
- Gottlieb Müller (1721–1793), Theologe
- Ernestine Christine Reiske (1735–1798), Autorin und Privatgelehrte
- Friedrich Marschall von Bieberstein (1763–1842), preußischer Generalmajor
- Gottfried Fähse (1764–1831), Pädagoge, in Schleesen geboren
- Wilhelm Traugott Krug (1770–1842), Philosoph, in Radis geboren
- Johann Gottfried Galle (1812–1910), Astronom, in Radis geboren
- Georg Schleusner (1841–1911), Gründer einer Siechenhausstiftung in Wittenberg
- Oskar Scheibe (1848–1924), Obergeneralarzt, Ärztlicher Direktor der Charité
- Richard Bartmuß (1859–1910), Komponist und Organist, in Schleesen geboren
- Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (1875–1944), Diplomat und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
- August Blume (1893–1970), Gewerkschafter
- Gottfried Dietze (1922–2006), Politikwissenschaftler
- Helmut Köhler (1928–2009), Politiker (SPD)
- Gerd Mielke (* 1945), Pädagoge
- Ernst Paul Dörfler (* 1950), Autor und Umweltschützer
Weitere mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
- Bartholomäus Bernhardi (1487–1551), Theologe
- Matthias Wanckel (1511–1571), Theologe
- Matthäus Blöchinger (1520–1584), Mathematiker, Philologe und Theologe
- Johannes Bugenhagen der Jüngere (1527–1594), Theologe
- Wolfgang Franz (1564–1628), Theologe
- Jeremias Spiegel (1589–1637), Theologe und Rhetoriker
- Martin Caselius (1608–1656), Theologe
- Hieronymus Dathe (1667–1707), Theologe
- August Müller senior (1679–1749), Theologe
- Balthasar Geyder (1681–1767), Pfarrer in Radis
- August Müller junior (1711–1789), Theologe
- Hans Heinrich von Witzleben (1713–1771), Kreishauptmann des Leipziger Kreises
- Johann Gottlieb Drasdo (1753–1819), Theologe
- Ernst Florens Friedrich Chladni (1756–1827), Physiker
- Burkhard Wilhelm Seiler (1779–1843), Mediziner
- Karl Immanuel Nitzsch (1787–1868), Theologe
- Helmuth Miethke (1897–nach 1973), Schriftsteller, lebte in Kemberg
- Corinna Reinecke (* 1965), Politikerin (SPD), lebt in Kemberg
- Matthias Lieschke (* 1970), Politiker (AfD), lebt in Kemberg
Siehe auch
Literatur
- Lexikon Städte und Wappen der DDR. Leipzig 1979
- Hans-Joachim Böttcher: Sax-Führer Dübener Heide. Beucha 2003, ISBN 3-934544-44-4.
- Hans-Joachim Böttcher: Streifzüge durch die Dübener Heide. (Die Reihe Archivbilder) Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-243-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2020 (PDF) (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Stadt Kemberg (PDF; 43 kB)
- Kemberg: Die älteste Burg Mitteleuropas fiel vor 2600 Jahren. Abgerufen am 10. November 2019.
- Louis D. Nebelsick, Anna Swieder: Der Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg –Die älteste dendrochronologisch datierte Befestigung der Lausitzer Kultur bei academia.edu
- Lexikon Städte und Wappen der DDR. Leipzig 1979, S. 219
- kohle-dampf-licht
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2006
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2007
- StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- Bevölkerungsstand der Stadt Kemberg (Memento vom 7. August 2016 im Internet Archive)
- Landeswahlleiterin Sachsen-Anhalt: Ergebnisse der Gemeinderatswahl in der Stadt Kemberg
- Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl am 13. Dezember 2009 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 4. September 2016
- Informationsblatt der Kirchengemeinde St. Marien
- Stadt Kemberg: Waldhaus am Bergwitzsee, abgerufen am 16. März 2021.
- Stadt Kemberg: Töpferei Lubast, abgerufen am 16. März 2021.