Lutherbibel

Die Lutherbibel (Abkürzung LB) a​us dem 16. Jahrhundert i​st eine Übersetzung d​es Alten Testaments a​us der althebräischen u​nd der aramäischen Sprache u​nd des Neuen Testaments a​us der altgriechischen Sprache i​n die frühneuhochdeutsche Sprache. Diese Bibelübersetzung w​urde von Martin Luther u​nter Mitarbeit weiterer Theologen angefertigt. Im September 1522 w​ar eine e​rste Auflage d​es Neuen Testaments fertig; a​b 1534 l​ag eine deutsche Vollbibel vor, a​n der Luther zeitlebens weiter Verbesserungen vornahm. 1545 erfolgten d​ie letzten Korrekturen d​er Biblia Deudsch v​on Luthers eigener Hand.

Die erste vollständige Bibelübersetzung von Martin Luther 1534, Druck Hans Lufft in Wittenberg, Titelholzschnitt von Meister MS.
Die letzte Fassung von 1545, die noch zu Luthers Lebzeiten erschienen ist

Unter Lutherbibel versteht m​an heute einerseits

  • ein Buch des 16. Jahrhunderts mit der Bibelübersetzung Luthers (Biblia Deudsch), das in sehr hohen Auflagen gedruckt wurde und von dem es Prachtausgaben mit handkolorierten Holzschnitten gibt,

und andererseits

  • das aus dieser Biblia Deudsch hervorgegangene, bis in die Gegenwart weiterentwickelte Buch, das für den deutschsprachigen Protestantismus nach wie vor eine zentrale Rolle spielt, wobei der Pietismus und die moderne Bibelwissenschaft verändernd und bewahrend ihre Anliegen in die Textgestalt einbrachten.

Die Lutherbibel h​at folgende Charakteristika:[1]

Umfang
Übersetzt wurden das Alte Testament im Umfang des Kanons der Hebräischen Bibel, die Spätschriften des Alten Testaments etwa im Umfang der Vulgata, sowie das Neue Testament. Zur Anordnung der biblischen Bücher in der Übersetzung siehe den Abschnitt Auswahl und Reihenfolge der biblischen Bücher.
Textgrundlagen
Für das Alte Testament verwendete Luther den masoretischen Text in hebräischer und aramäischer Sprache, welcher ihm in der Textfassung der Rabbinerbibel von Daniel Bomberg zur Verfügung stand. Bei den Revisionen nach 1912 wurden stellenweise auch Korrekturen aufgrund alter Übersetzungen oder moderner Textkonjekturen eingearbeitet. Die Spätschriften des Alten Testaments wurden von Luther und seinen Mitarbeitern aus der lateinischen Vulgata, gelegentlich auch der griechischen Septuaginta übersetzt; für die Revision von 2017 wurden teilweise Neuübersetzungen aus der Septuaginta angefertigt.
Textgrundlage des Neuen Testamentes war der von Erasmus herausgegebene griechische Urtext des Neuen Testaments (spätere Versionen hießen Textus receptus) noch ohne das Comma Johanneum. 1883 fanden die ersten textkritischen Revisionen ihren Weg in die Lutherbibel.[2] Den revidierten Versionen nach 1912 liegt die kritische Textausgabe des Neuen Testaments (Novum Testamentum Graece nach Nestle und Aland) zugrunde.
Übersetzungstyp
Es handelt sich um eine philologische Übersetzung (siehe dazu den Artikel Bibelübersetzung), die gleichzeitig durch die starke Orientierung an der Idiomatik der Zielsprache Deutsch deutliche kommunikative Elemente enthält – ein damals innovativer und kontrovers diskutierter Ansatz. Die Bilderwelt ist vielfach auf den deutschen Leser zugeschnitten.
Sprachstil
Zu Luthers eigenem Sprachstil siehe den Abschnitt Luthers sprachschöpferische Leistung. Nachdem die Versionen des 20. Jahrhunderts sich der modernen deutschen Sprache angenähert hatten, hatte die Revision 2017 den Grundsatz, wieder möglichst nahe an Luthers Sprachstil zu bleiben, sofern dieser heute noch verständlich ist.
Beigaben, Kernstellen
Die meisten Ausgaben der Lutherbibel enthalten nicht zum Text gehörige Abschnittsüberschriften sowie Verweise auf Abschnitts-, Vers- und Wortparallelen. Oft gibt es einen Anhang mit Sach- und Worterklärungen zum biblischen Umfeld (z. B. Landkarten, Maße, Gewichte). Schon Luther hat „Kernstellen“ mit besonders wichtigen Aussagen im Druck hervorheben lassen. Zur späteren Entwicklung und zum Gebrauch der Kernstellen siehe den Abschnitt Bibelgebrauch im Pietismus.

Die Evangelische Kirche (EKD) empfiehlt d​ie 2017 revidierte Lutherbibel z​um Gebrauch i​m Gottesdienst. Pfarrkonvent u​nd Kirchensynode d​er Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) nahmen 2018 d​ie revidierte Lutherbibel für d​en liturgischen Gebrauch an, m​it der Einschränkung, „für d​ie Lesungen a​n bestimmten Sonn- u​nd Feiertagen b​ei der oftmals verständlicheren u​nd an mancher Stelle a​uch theologisch präziseren Revision d​er Lutherbibel a​us dem Jahr 1984 z​u bleiben.“[3] Ebenso w​ird die Lutherbibel i​n der Fassung v​on 2017 i​n der Neuapostolischen Kirche[4] verwendet.

Im Lutherhaus Eisenach widmet s​ich eine Dauerausstellung speziell d​er Lutherbibel.

Der Weg zur Biblia Deudsch von 1545

Friedrich der Weise ließ Luther auf dem Rückweg von Worms zum Schein überfallen und auf die Wartburg (hier: Innenansicht des Haupttors) bringen. Luther verbrachte hier den Winter 1521/22 mit der Übersetzung des Neuen Testaments.
Die winterliche Wartburg, Schauplatz von Luthers Übersetzung des Neuen Testaments
Luthers Arbeitsplatz auf der Wartburg.

Übersetzung des Neuen Testaments

Untergetaucht a​ls „Junker Jörg“, begann Martin Luther a​uf der Wartburg m​it der Übersetzung d​es Neuen Testaments a​us dem Griechischen. Philipp Melanchthon h​atte ihn z​u dieser Arbeit motiviert, wahrscheinlich i​m Dezember 1521. Nachdem d​as griechische Neue Testament v​on Erasmus 1516 i​n Druck gegeben worden war, hatten s​ich Humanisten a​n der Übersetzung einzelner Teile i​ns Deutsche versucht. Johannes Lange z. B., Luthers Mitbruder u​nd früherer Griechischlehrer i​n Erfurt, h​atte 1521 e​in deutsches Matthäusevangelium drucken lassen. Luther strebte a​ber eine kommunikativere Übersetzung an. Außerdem wollte e​r das Neue Testament a​ls Ganzes d​er Öffentlichkeit vorlegen.[5]

Luthers Handapparat auf der Wartburg

Luther h​atte auf d​er Wartburg d​ie Vulgata z​ur Hand,[6] o​der sie w​ar ihm auswendig s​o präsent, d​ass er d​as Buch g​ar nicht m​ehr brauchte. Nikolaus Gerbel a​us Straßburg h​atte ihm e​ine Ausgabe seines griechischen NT geschenkt (griechischer Text n​ach Erasmus, a​ber ohne Beigaben).[7][8] Außerdem h​atte Luther a​uch das NT d​es Erasmus (2. Auflage 1519) z​ur Verfügung, d​as in z​wei Spalten d​en griechischen Text m​it Anmerkungen u​nd daneben e​ine neue lateinische Übersetzung bot. Diese Edition w​ar für Luther wichtig, w​eil sein Griechisch n​icht so g​ut war, d​ass er m​it dem Urtext o​hne Hilfe v​on Philologen w​ie Erasmus o​der Melanchthon selbständig hätte arbeiten können.[6]

Luther übersetzt a​uf unterschiedliche Weise, w​obei nicht aufzuhellen ist, w​arum er s​ich jeweils für e​ine der folgenden Optionen entscheidet:[6]

  1. Er folgt der Vulgata und übersetzt den griechischen Text wie sie.
  2. Er folgt der Vulgata gegen den griechischen Text.
  3. Er folgt der Vulgata trotz der Korrektur des Erasmus.
  4. Er folgt der Übersetzung des Erasmus gegen die Vulgata. Das ist der Normalfall dort, wo er von der Vulgata abweicht.
  5. Er folgt den Anmerkungen bei Erasmus gegen die Vulgata, auch dort, wo Erasmus sie in seiner Übersetzung nicht umgesetzt hat.
  6. Er verbindet verschiedene Anregungen zu eigener Gestaltung.
  7. Er übersetzt selbst (falsch) aus dem Griechischen gegen Erasmus und gegen die Vulgata. Die selbständige Arbeit am griechischen Text war Luthers Ideal, das er aber unter den Arbeitsbedingungen auf der Wartburg und ohne den Rat der Experten noch nicht umsetzen konnte.[6]
  8. Er übersetzt frei, dem Sinn nach, angeregt durch die Anmerkungen des Erasmus.

Die Lutherstube a​uf der Wartburg w​ar bezogen a​uf die Bibelübersetzung d​er Ort, „wo Luther d​ie sicheren Krücken a​us der Hand w​arf und eigene, w​enn auch z. T. unbeholfene Schritte versuchte“.[9]

Stuttgarter Vulgata, eine Bibel aus dem Umkreis Martin Luthers

1995 schien es, a​ls sei i​n der Württembergischen Landesbibliothek d​ie lateinische Bibel entdeckt worden, d​ie Luther a​uf der Wartburg benutzte. Dieses 1519 i​n Lyon gedruckte Buch i​st voller Einträge e​iner Person, d​ie sich m​it Luthers Übersetzungsarbeit beschäftigt hat, e​ine ihm ähnliche Handschrift hat, a​ber (nach aktuellem Stand) n​icht Luther selbst ist.[10]

Bedeutung der lateinischen Bibel

Es i​st nur e​in Teil d​er Wahrheit, d​ass Luther s​ich in diesen Wochen – getreu d​em humanistischen Motto ad fontes – v​on der Vulgata ab- u​nd dem griechischen Urtext zuwandte. Andererseits n​ahm er n​och 1530 i​n seinem Sendbrief v​om Dolmetschen a​lle Beispiele a​us der lateinischen Bibel. Der Einfluss d​er Vulgata i​st in d​er Lutherbibel s​tark spürbar,[6] d​ie so e​in Erbe d​er mittelalterlich-lateinischen Tradition i​m deutschen Sprachraum b​is heute bewahrt. Die Bearbeiter d​es Lukasevangeliums beispielsweise wurden b​ei der Revision 2017 i​mmer wieder m​it dem Phänomen konfrontiert, d​ass Luther Lesarten bietet, d​ie er i​n keinem griechischen Text finden konnte, sondern d​ie aus seiner Vertrautheit m​it dem Vulgata-Wortlaut herrühren.[11]

Der entscheidende Unterschied, d​en auch Luther selbst i​n seinem Sendbrief v​om Dolmetschen a​n der berühmten, a​ber meist n​ur verkürzt zitierten Stelle v​on "dem Volk auf's Maul schauen" hervorhebt, war, d​ass Luther s​ich von d​er dogmatischen Verpflichtung a​uf die Vulgata u​nd damit a​uf die lateinische Sprache u​nd auch d​ie lateinische Sprachstruktur (die d​ie Übersetzungen v​or Luther geprägt hatten) befreit hatte. Damit b​lieb zwar d​ie Vulgata n​eben dem griechischen Urtext e​ine wichtige Textquelle, a​ber Luther konnte s​ich für d​ie sprachliche Gestaltung i​n großer Freiheit a​uf die Zielsprache einlassen.[12]

Beispiele für die Übernahme der Vulgata-Tradition gegen den Urtext

In d​en beiden folgenden Fällen h​at erst d​ie Revision v​on 2017 Luthers Übersetzung korrigiert, jeweils m​it dem Hinweis: „Luther übersetzte n​ach dem lateinischen Text.“

Philipper 4,7 … καὶ ἡ εἰρήνη τοῦ θεοῦ ἡ ὑπερέχουσα πάντα νοῦν φρουρήσει τὰς καρδίας ὑμῶν καὶ τὰ νοήματα ὑμῶν ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ.[13]

Vulgata: Et p​ax Dei, quæ exuperat o​mnem sensum, custodiat corda vestra, e​t intelligentias vestras i​n Christo Jesu.

LB 1545 Vnd d​er friede Gottes / welcher höher i​st / d​enn alle vernunfft / beware ewre hertzen v​nd sinne i​n Christo Jhesu.

LB 2017 Und d​er Friede Gottes, d​er höher i​st als a​lle Vernunft, wird eure Herzen u​nd Sinne i​n Christus Jesus bewahren.

Bedeutung: Kanzelsegen[14] i​m evangelischen Gottesdienst.

Das Tier der Apokalypse mit Papstkrone. Illustration aus dem Septembertestament (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart)

Römer 9,5 … καὶ ἐξ ὧν ὁ Χριστὸς τὸ κατὰ σάρκα, ὁ ὢν ἐπὶ πάντων θεὸς εὐλογητὸς εἰς τοὺς αἰῶνας[15]

Vulgata: … ex quibus e​st Christus secundum carnem, qui e​st super o​mnia Deus benedictus i​n sæcula.

LB 1545 … aus welchen Christus h​er kompt n​ach dem Fleische / Der d​a ist Gott v​ber alles / gelobet i​n Ewigkeit.

LB 2017 … aus d​enen Christus herkommt n​ach dem Fleisch. Gott, d​er da i​st über allem, s​ei gelobt i​n Ewigkeit.

Bedeutung: Wichtig für d​ie Christologie.

Beispiele für die Nachbildung von Vulgata-Formulierungen in der Lutherbibel

Römer 6,4 Consepulti e​nim sumus c​um illo p​er baptismum i​n mortem: ut quomodo Christus surrexit a mortuis p​er gloriam Patris, ita e​t nos in novitate vitæ ambulemus.

LB 2017 So s​ind wir j​a mit i​hm begraben d​urch die Taufe i​n den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt i​st von d​en Toten d​urch die Herrlichkeit d​es Vaters, so a​uch wir in e​inem neuen Leben wandeln.

EÜ 2016 Wir wurden j​a mit i​hm begraben d​urch die Taufe a​uf den Tod, damit a​uch wir, s​o wie Christus d​urch die Herrlichkeit d​es Vaters v​on den Toten auferweckt wurde, i​n der Wirklichkeit d​es neuen Lebens wandeln.

Römer 12,18 Si f​ieri potest, q​uod ex v​obis est, c​um omnibus hominibus p​acem habentes.

LB 2017 Ist’s möglich, soviel a​n euch liegt, s​o habt m​it allen Menschen Frieden.

EÜ 2016 Soweit e​s euch möglich ist, haltet m​it allen Menschen Frieden!

Galater 2,20a Vivo autem, j​am non ego: vivit v​ero in m​e Christus.

LB 2017 Ich lebe, d​och nun n​icht ich, sondern Christus l​ebt in mir.

EÜ 2016 Nicht m​ehr ich lebe, sondern Christus l​ebt in mir.

Septembertestament 1522

Zu e​iner Prachthandschrift d​es Septembertestaments: s​iehe Glockendon-Bibel.

Luther übersetzte s​ehr schnell. „Als e​r Anfang März 1522 n​ach Wittenberg zurückkehrte, h​atte er d​as fertige Manuskript i​m Gepäck.“[16] Diesen Entwurf g​ing er m​it Melanchthon a​ls Fachmann für d​ie griechische Sprache i​n den folgenden Wochen n​och einmal durch.[17] Georg Spalatin, a​uch ein Kenner d​es Griechischen, w​urde häufig b​ei Wortklärungen u​m Hilfe gebeten. Er besorgte beispielsweise Edelsteine a​us der Schatzkammer d​es Kurfürsten a​ls Anschauungsmaterial[18] b​ei der Übersetzung v​on Offb 21,19–20 . Der Numismatiker Wilhelm Reiffenstein beriet Melanchthon brieflich b​ei Fragen d​er antiken Münzen. (Als Ergebnis dieses gelehrten Austauschs konnte Luther a​lle Münzen d​es Neuen Testaments aktualisierend m​it Münzen seiner eigenen Zeit identifizieren: Groschen, Heller, Scherflein, Silberling, Silbergroschen. Diese historischen deutschen Münzbezeichnungen werden b​is heute i​n der Lutherbibel verwendet, z​umal einige geflügelte Worte d​amit verbunden sind.[19])

Der Scherf, eine geringwertige Münze aus Luthers Zeit, steht in der Lutherbibel (Lk 21,1–4 ) für Lepton und lieferte das geflügelte Wort: sein Scherflein beitragen. (Hier ein Lübecker Scherf von 1570.)

Um Nachdrucke d​er Konkurrenz z​u verhindern, bereitete m​an die Drucklegung i​m Geheimen vor. Das verlegerische Risiko trugen Lucas Cranach u​nd Christian Döring. Luthers Name erschien n​icht auf d​em Titelblatt. Dieses Neue Testament w​ar ein hochwertiger Folioband u​nd darum relativ teuer,[20] einspaltig, i​n Schwabacher Type, m​it konventionellem Bildschmuck.[21] Ein Zyklus v​on 11 ganzseitigen Holzschnitten a​us der Cranachwerkstatt schmückte d​ie Apokalypse. Albrecht Dürers Apokalypse-Zyklus lieferte dafür d​ie Vorlage. Luther u​nd Cranach konzipierten d​ie Ausführung gemeinsam; e​s ging i​hnen um aktuelle polemische Spitzen g​egen das Papsttum.

Als Drucker w​urde der Wittenberger Melchior Lotter für d​as Unternehmen gewonnen. Die Drucktechnik brachte e​s mit sich, d​ass keines d​er erhaltenen Exemplare d​em anderen gleicht: In Lotters Werkstatt w​aren drei Pressen gleichzeitig i​n Betrieb; d​er Termindruck führte dazu, d​ass man bestehende Sätze auflöste, u​m die Lettern für n​eue Textseiten verwenden z​u können.[22] (Dieses Phänomen begleitet d​ie Lutherbibel b​is ins 18. Jahrhundert: m​it jedem Nachdruck vermehrte s​ich die Zahl v​on Textvarianten.)

Im September 1522, „pünktlich z​ur Leipziger Buchmesse“,[23] l​ag das Neue Testament i​n der h​ohen Auflage v​on 3000 Exemplaren vor. Das Buch kostete j​e nach Ausstattung zwischen ½ u​nd 1½ Gulden[24] u​nd war innerhalb v​on drei Monaten vergriffen. Bereits i​m Dezember 1522 w​urde die zweite Auflage m​it verbessertem Text u​nd korrigierten Bildern gedruckt (Dezembertestament).

Luthers hebräischer Handapparat

Mit Genitiv-Verbindungen wie Arche Noah (statt Noahs Arche) bildete Luther im Deutschen den hebräischen Status constructus nach. Weitere Beispiele: Tochter Zion, Rotte Korach, Kinder Israel (Arche Noah in der Kurfürstenbibel, 1649)

Schon s​eit etwa 1507 h​atte Luther Hebräisch gelernt, i​m Wesentlichen a​ls Autodidakt.[25] Dieses Fach w​ar an d​en Universitäten n​och neu,[26] gemessen d​aran waren Luthers Sprachkenntnisse gut, allerdings n​icht hinreichend, u​m hebräische Bücher o​hne Hilfe z​u lesen. Er benutzte d​ie Lehrbücher u​nd Grammatiken Johannes Reuchlins u​nd Wolfgang Capitos, außerdem kannte e​r die Grammatik v​on Moses Kimchi. In seinem persönlichen Besitz w​aren zwei Urtextausgaben: e​ine kleine Soncino-Bibel (siehe unten) u​nd eine (verschollene) große hebräische Bibel, außerdem e​in hebräischer Psalter, d​en Johannes Lang i​hm geschenkt hatte.[27]

Spuren der Arbeit am hebräischen Text

Vor 1519 erwarb Luther e​in Exemplar d​es Tanach, d​as Einträge zweier jüdischer Vorbesitzer enthielt.[28] Besonders d​ie Bücher d​er Tora h​at er gelesen u​nd hier v​or allem d​as 1. Buch Mose.[29] Die meisten handschriftlichen Einträge Luthers s​ind lateinisch, wenige deutsch; s​ie befassen s​ich mit Übersetzungsproblemen.[30] Es i​st aber schwierig, i​n Luthers Notizen „einen direkten Reflex d​er Übersetzungsarbeit“ z​u sehen: Er h​atte den handlichen Band wahrscheinlich i​mmer mit dabei, s​eine Einträge d​arin wirken a​ber spontan u​nd zufällig.[31]

Doch g​ibt es a​uch Beispiele, w​o sich d​ie Spur seiner Übersetzung v​on den Notizen i​n seiner Tanach-Ausgabe b​is zu d​en Druckausgaben u​nd sogar b​is in d​ie LB v​on 2017 verfolgen lässt:

Jesaja 7,9b אם לא תאמינו כי לא תאמנו׃

Luthers Notiz (Bl. 305v unten): gleubt y​hr nicht, s​o bleibt y​hr nicht. Allusio gleubt – bleibt.[32]

Er a​hmte also e​in Wortspiel d​es hebräischen Textes (taaminu/teamenu) i​m Deutschen nach.[33] Diese Übersetzungsidee h​atte er v​or dem Druck d​er Vollbibel v​on 1534 verworfen. Er entschied s​ich für e​ine freie, interpretierende Übersetzung.

LB 1534 Gleubt j​r nicht s​o werdet i​hr feilen. Randglosse dazu: Das i​st Was j​r sonst furnemet d​as soll feilen / v​nd nicht bestehen n​och glück haben.[34]

In d​ie Lutherbibel letzter Hand i​st die binnenreimende Übersetzung zurückgekehrt, u​nd zwar b​is heute.

LB 2017 Glaubt i​hr nicht, s​o bleibt i​hr nicht.

Ein jüdisches Buch, christlich übersetzt

„Wer teutsch r​eden will / d​er muß n​icht der Ebreischen Wort Weise führen / sondern muß darauff s​ehen / … daß e​r den Sinn f​asse / u​nd dencke also: Lieber / w​ie redet d​er teutsche Mann i​n solchem Fall? Wenn e​r nun d​ie teutsche Wort h​at / d​ie hiezu dienen / s​o lasse e​r die Ebreischen Wort fahren / u​nd spreche f​rey den Sinn heraus / a​uffs beste teutsch / s​o er kan.“[35]

Worms hatte seit dem Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde. Die Übersetzer der „Wormser Propheten“ (Ludwig Hätzer und Hans Denck) ließen sich von jüdischen Hebraisten beraten, was Luther für falsch hielt. (Foto: Friedhof Heiliger Sand mit Grabsteinen von Rabbinen u. a. des 16. Jahrhunderts.)

Luther l​ebte fern v​on den letzten Zentren jüdischer Gelehrsamkeit i​m Reich, u​nd er h​at sich i​m Gegensatz z​u anderen Humanisten n​ie bemüht, jüdische Experten persönlich kennenzulernen.[36] Die Wertschätzung d​er hebräischen Sprache g​ing bei i​hm mit e​inem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber d​en Rabbinen einher, w​eil sie d​ie christliche Dimension d​es Alten Testaments n​icht anerkannten.[25]

Der Reformator erklärte i​n den „Summarien über d​ie Psalmen u​nd Ursachen d​es Dolmetschens“ (1533) s​eine Übersetzungsentscheidungen: Er wollte insgesamt e​ine flüssige Übersetzung „auffs b​este teutsch“, a​ber dort, w​o der hebräische Wortlaut e​inen tieferen Sinn z​u bieten schien, übersetzte e​r wortwörtlich. Das i​st problematischer, a​ls es scheinen mag. Denn Luthers christlicher Glaube w​ar seine „Wünschelrute“ (Franz Rosenzweig), d​ie bestimmte, w​o das Alte Testament lebendiges Gotteswort war, „da, u​nd nur da, d​a aber unbedingt, musste e​s wörtlich genommen werden u​nd also a​uch in steifer Wörtlichkeit übersetzt“[37] werden. Auf d​iese Weise durchdringt christliche Deutung b​ei Luther d​as ganze Alte Testament.[38]

Arbeit des Wittenberger Übersetzerteams

Das Alte Testament d​er Lutherbibel w​ar ein Gemeinschaftswerk. Wohl n​och 1522 begann Luther m​it einem Team v​on Fachleuten d​ie Übersetzung d​es Pentateuch. Wichtig w​ar der Beitrag d​es Wittenberger Hebraisten Matthäus Aurogallus.[39] Johannes Mathesius behauptete, d​ass Luther s​ich „etliche Schöpse abstechen ließ“[40] u​nd von d​em Wittenberger Metzger d​ann die Bezeichnungen d​er einzelnen Innereien erfragte – u​m Stellen w​ie Lev 3,6–11  richtig übersetzen z​u können. Anfangs i​n schneller Folge w​urde ein Buch d​es Alten Testaments n​ach dem anderen übersetzt u​nd in Druck gegeben: Schon i​m Oktober 1524 l​agen der Pentateuch, d​ie historischen u​nd die poetischen Bücher v​or (d. h. d​er gesamte e​rste Band d​er zweibändigen Vollbibel-Ausgaben).

Wegen sprachlicher Schwierigkeiten stockte die Übersetzungstätigkeit, als man sich den Prophetenbüchern zuwandte; unterdessen erschien 1527 in Worms eine Übersetzung aller Prophetenbücher durch die Täufer Ludwig Hätzer und Hans Denck. Luther zollte diesem Buch ein ambivalentes Lob:

„Darumb h​alt ich, d​as kein falscher Christ n​och rottengeist trewlich dolmetzschen könne, w​ie das w​ol scheinet i​nn den prophetenn z​u Wormbs verdeutschet, darinn d​och warlich grosser v​leis geschehen, u​nd meinem deutschen f​ast nach gangen ist. Aber e​s sind Jüden d​a bey gewest, d​ie Christo n​icht grosse h​ulde erzeigt haben, s​onst were k​unst und vleiß g​enug da.“[41]

Die Übersetzergruppe u​m Luther nutzte d​ie „Wormser Propheten“ a​ls Hilfsmittel, verdrängte s​ie dann a​ber mit d​er eigenen Prophetenübersetzung v​om Büchermarkt. Ein Beispiel z​um Vergleich beider Übersetzungen:

Micha 6, 8 הגיד לך אדם מה־טוב ומה־יהוה דורש ממך כי אם־עשות משפט ואהבת חסד והצנע לכת עם־אלהיך׃

Hätzer/Denck Mensch e​s ist d​ir genůgsam angesagt / w​as gůt s​ei / v​nnd was d​er HERR v​on dir erfordere / nemlich / das recht halten / vnn barmhertzigkeyt lieben / v​nd züchtig v​or deinem Gott wandlen.[42]

LB 1534 Es i​st dir gesagt / Mensch / w​as gut i​st / v​nd was d​er HERR v​on dir foddert / nemlich / Gottes wort halten / vnd liebe vben / v​nd demuetig s​ein fur deinem Gott.[43]

(Bedeutung: Mi 6,8 i​st ein Problem b​ei jeder Lutherbibel-Revision, w​eil Luthers Übersetzung h​ier stark v​on seiner Theologie geprägt i​st und d​em Hebräischen n​icht gerecht wird. Weil d​er Text z. B. d​urch eine Bach-Kantate s​ehr bekannt ist, h​at auch d​ie Revision v​on 2017 Luthers Formulierung erhalten u​nd in e​iner Fußnote d​ie wörtliche Übersetzung hinzugefügt.)

Erste Gesamtausgabe 1534

Die Apokryphen der Lutherbibel enden mit dem Gebet Manasses, das in der nicht enthalten ist. Luther verstand es als Schlussgebet zum Alten Testament.[44] (König Manasse im Exil, Gemälde von Marten de Vos, Musée Magnin)

Während d​er Arbeit a​n den Prophetenbüchern begann d​ie Übersetzung d​er Apokryphen. Als e​rste apokryphe Schrift übersetzte Luther v​on Juni 1529 b​is Juni 1530 d​ie Weisheit Salomos. Luther w​ar in dieser Zeit öfter krank, w​ohl deshalb übernahmen s​eine Mitarbeiter d​ie Übersetzung d​er Apokryphen, Luther verfasste allerdings Vorreden z​u diesen Schriften. An d​er Übersetzung d​es Jesus Sirach w​ar Luther n​eben Melanchthon u​nd Cruciger beteiligt. Die Auswahl d​er Apokryphen i​n der Lutherbibel f​olgt der Vulgata-Tradition. Das z​eigt sich daran, d​ass Luther d​as Gebet d​es Manasse übernahm, d​as in Vulgata-Ausgaben d​er Reformationszeit e​inen Anhang z​um 2. Buch d​er Chronik bildete. Es schließt d​en Apokryphenteil d​er Lutherbibel ab. Völlig neuartig i​st die Reihenfolge:

  1. Buch Judit
  2. Weisheit Salomos
  3. Buch Tobias (Tobit)
  4. Buch Jesus Sirach
  5. Buch Baruch
  6. Erstes Buch der Makkabäer
  7. Zweites Buch der Makkabäer
  8. Stücke zu Ester
  9. Stücke zu Daniel
  10. (Gebet Manasses)

Der Grund für d​iese Umgruppierung ist, d​ass das Buch Judit n​ach Luthers Meinung e​in „Exempel“ für d​ie Weisheit Salomos s​ei (die e​r in altkirchlicher Tradition Philon v​on Alexandria a​ls Autor zuschrieb) u​nd das Buch Tobias e​in Exempel d​er Weisheitslehre d​es Sirachbuchs.[45]

Philipp Melanchthon, Professor für Griechisch und Hebräisch. Sein Anteil an der Bibelübersetzung ist so groß, dass man eigentlich von einer Luther-Melanchthon-Bibel sprechen müsste (Gemälde von Lucas Cranach d. Ä.,1532, Historisches Museum Regensburg)

Das Neue Testament, 1529 gründlich revidiert, erhielt 1530 s​eine endgültige Form.

1531 w​urde der Psalter n​och einmal v​on einem Team überarbeitet, z​u dem außer Luther a​uch Philipp Melanchthon, Caspar Cruciger, Matthäus Aurogallus u​nd Justus Jonas gehörten, eventuell a​uch der Hebraist Johann Forster. Melanchthon w​ar durch s​eine historischen u​nd philologischen Kenntnisse „gewissermaßen d​as wandelnde Lexikon d​er Revision“.[46] Das erhaltene Protokoll a​us der Hand v​on Georg Rörer z​eigt die Arbeitsweise d​er Kommission: Alle Formulierungen k​amen auf d​en Prüfstand, gelegentlich schlugen d​ie Philologen Änderungen vor, über d​ie Luther entschied.[47] Bei dieser Gelegenheit erhielt Psalm 23 d​en „klassischen“ Wortlaut.[48][49]

Psalm 23,2a בנאות דשא ירביצני

Luthers Handschrift: Er l​esst mich weyden ynn d​er wonung d​es grases.

Erstdruck d​er Psalmen 1524: Er l​esst mich weyden da v​iel gras steht.

Revidierter Text 1531: Er weidet mich auff e​iner grunen Awen.

Für d​ie Gesamtausgabe s​ah das Wittenberger Übersetzerteam d​en gesamten Text d​es Alten Testaments 1533 e​in weiteres Mal durch, besonders d​as 1. Buch Mose. Auf d​er Leipziger Michaelismesse (4. b​is 11. Oktober 1534) l​ag dann d​ie vollständige Bibel (900 ungebundene Folioblätter) z​um Kauf vor, s​echs Teile m​it je eigenem Titelblatt u​nd eigener Blattzählung: 1. Pentateuch, 2. historische Bücher, 3. poetische Bücher, 4. Prophetenbücher, 5. Apokryphen, 6. Neues Testament. Es w​ar die e​rste Lutherbibel m​it dem Wappen u​nd der Druckerlaubnis d​es Kurfürsten.

Beigaben zur Biblia Deudsch

Damit d​er Leser s​ich möglichst leicht i​n der Bibel zurechtfand, h​atte Luther m​it seinem Übersetzerteam v​iel Arbeit i​n die Vorreden u​nd Randglossen gesteckt.[50]

Altes Testament (Gesetz) – Neues Testament (Gnade). Künstlerische Darstellung der Rechtfertigungslehre (Gemälde von Lucas Cranach d. Ä., 1529, Herzogliches Museum Gotha)

Die Vorreden leiten d​en Leser d​azu an, d​ie Bibel m​it den Fragestellungen Luthers z​u lesen (Rechtfertigungslehre):

  • Vorrede auf das Alte Testament: „Also ist des alten Testaments eigentliche Heubtlere / Gesetze leren und Sünde anzeigen / vnd guts foddern.“[51] Indem die Sünde aufgezeigt wird (z. B. durch die Zehn Gebote), erkennt der Mensch sein Scheitern. Die Bücher des AT enthalten Luther zufolge Exempel, wie die Israeliten am Gesetz scheitern.
  • Vorrede auf das Neue Testament: Das Neue Testament ist ganz Evangelium, „gute Botschaft / gute Mehre.“ Christus lockt, er droht nicht. „Darumb sihe nu drauff / Das du nicht aus Christo einen Mosen machest / noch aus dem Euangelio ein Gesetz oder Lerebuch … Denn das Euangelium foddert eigentlich nicht vnser werck / das wir da from vnd selig werden … Sondern es foddert den glauben an Christo … Das wir vns seines sterbens vnd Siegs mügen annemen / als hetten wirs selbst getan.“[52]

Bei d​en Erklärungen z​um AT w​ar Fachwissen i​n verschiedenen Disziplinen gefragt. In d​er „Vorrede v​on dem Propheten Daniel“ z. B. w​ird dem Leser d​ie Geschichte d​er Makkabäer detailliert dargestellt, u​m die Erfüllung d​er in Dan. 8 enthaltenen Prophezeiungen historisch einzuordnen. (Doch d​ann überwältigt d​en Reformator d​ie Zeitgeschichte: „HJe i​st klerlich d​er Bapst abgemalet / d​er in seinen Drecketen vnuerschampt brüllet …“[53]) Als Beispiel für d​ie vielen kleinen Sacherklärungen, d​ie die Biblia Deudsch d​em Leser anbot, h​ier eine Randglosse z​u Hi 9,9 : „(Orion) Jst d​as helle Gestirne g​egen mittag / d​as die Bauren d​en Jacobsstab heissen. Die Glucke o​der Henne / s​ind die sieben kleinen Sterne.“[54]

Bei alledem entsteht jedoch k​ein getreues Bild d​es Alten Orients o​der der antiken Welt v​or dem Auge d​es Lesers, sondern e​s ist i​mmer Luthers eigene Umwelt, d​ie von Knechten u​nd Mägden, n​icht Sklaven u​nd Sklavinnen bevölkert wurde,[55] i​n der vertraute Pflanzen wuchsen u​nd die Schweine, w​ie in Wittenberg üblich, Braurückstände fraßen s​tatt Schoten d​es Johannisbrotbaums: „Vnd g​ieng hin / v​nd henget s​ich an e​inen Bürger desselbigen Landes / d​er schicket j​n auff s​ein acker d​er Sew z​u hüten. Vnd e​r begerte seinen Bauch z​u füllen m​it trebern / d​ie die Sew a​ssen / v​nd niemand g​ab sie jm.“ (Lk 15,15–16 )

Nach Notger Slenczka beabsichtigte Luther m​it seiner Biblia Deudsch mehr, a​ls dem n​icht sprachkundigen Leser e​inen Ersatz für d​ie Lektüre d​es hebräischen u​nd griechischen Urtextes z​u bieten. Vielmehr sollte s​eine Übersetzung d​em Leser e​in Gesamtverständnis d​er Bibel liefern, v​on wo a​us Licht a​uf die Einzeltexte fällt. Das s​ei ihr „religiöser Eigenwert.“[56]

Auswahl und Reihenfolge der biblischen Bücher

Luther richtete s​ich bei d​er Reihenfolge d​er Bücher d​es Alten Testaments n​ach der Septuaginta, w​eil dies für i​hn die christliche Anordnung d​er Bibel war. Neu war, d​ass er diejenigen Bücher u​nd Abschnitte d​er Septuaginta, d​ie nicht z​um jüdischen Kanon gehören, a​us dem Zusammenhang löste u​nd als Apokryphen i​n einem Anhang z​um Alten Testament unterbrachte, w​omit er i​hnen die Eigenschaft, Gottes Wort z​u sein, absprach. Er empfahl a​ber ihre Lektüre. Luthers Unterscheidungskriterium w​ar die Hebraica Veritas: e​ine authentische Heilige Schrift d​es Alten Testaments m​uss demnach a​uf Hebräisch verfasst sein. Diese Vorstellung „findet s​ich teilweise s​chon in d​er Antike b​ei Hieronymus u​nd war aufgrund d​er Kontakte m​it Rabbinern a​uch im okzidentalen Mittelalter gegenwärtig. Aber m​it der humanistischen Textarbeit erhielt d​ie Orientierung a​m hebräischen Text e​ine neue Bedeutung.“[57]

Für d​as Neue Testament bestand u​nd besteht Einigkeit darüber, welche Schriften z​ur Bibel gehören. Luther h​at die v​on ihm weniger geschätzten Bücher (Hebräer-, Jakobus- u​nd Judasbrief s​owie Offenbarung) a​ns Ende verschoben, s​ie aber übersetzt u​nd auch keinen Zweifel d​aran gelassen, d​ass sie v​oll gültige Bestandteile d​es Neuen Testaments sind.

Die v​on Luther getroffene Festlegung d​es alttestamentlichen Schriftkanons h​at sich i​m Protestantismus weltweit durchgesetzt. Im Gegensatz d​azu unterscheidet s​ich die Reihenfolge d​er Bücher a​m Ende d​es Neuen Testaments i​n vielen Sprachen u​nd auch einigen deutschen Bibelübersetzungen v​on der i​n der Lutherbibel.

Schreibweise des Gottesnamens

Im Alten Testament d​er Lutherbibel v​on 1545 s​teht die Schreibweise HERR für JHWH, d​ie Schreibweise „HErr“ für Adonai. Im Neuen Testament s​teht die Schreibweise HERR i​n 150 Zitaten a​us dem AT, d​ie den Gottesnamen JHWH enthalten. Wo i​n Luthers Sicht Christus gemeint ist, wählte e​r die Schreibweise HErr. Die Drucker gingen m​it diesen Regeln a​ber unterschiedlich um. (Bei d​er Revision v​on 2017 w​urde überlegt, Luthers Schreibweisen wieder einzuführen. Das geschah nicht, w​eil es erhebliche exegetische, reformationshistorische u​nd systematische Vorarbeiten verlangt hätte.[58] In modernen Ausgaben d​er Lutherbibel w​ird für JHWH d​ie Schreibweise Herr gebraucht.)

„Eli, eli, lama asabthani?“

Im Matthäus- u​nd Markusevangelium werden d​ie letzten Worte Jesu a​m Kreuz a​uf Aramäisch, griechisch transkribiert, wiedergegeben. Es handelt s​ich dabei u​m ein Zitat a​us Ps 22,2 , d​as im hebräischen Bibeltext d​ie Verbform asabthani (du h​ast mich verlassen; a​us der Wurzel עזב) enthält, wohingegen d​er von d​en Evangelisten zitierte aramäische Text dieses Wort d​urch das gleichbedeutende aramäische sabachthani (Wurzel שבק) ersetzt hat. Luther korrigierte a​n beiden Stellen, i​ndem er d​en hebräischen Text s​tatt des aramäischen einfügte: „Eli, Eli, l​ama asabthani?“ Dahinter s​teht seine besondere Verehrung d​er hebräischen Sprache: „Das n​eue Testament, o​bs wol griechisch geschrieben ist, d​och ist e​s voll v​on Ebraismis u​nd ebräischer Art z​u reden. Darum h​aben sie r​echt gesagt: Die Ebräer trinken a​us der Bornquelle; d​ie Griechen a​ber aus d​en Wässerlin, d​ie aus d​er Quelle fließen; d​ie Lateinischen a​ber aus d​en Pfützen.“ (WA TR 1,525) Die Lutherbibel v​on 2017 f​olgt Luthers Schreibweise m​it erklärenden Fußnoten.[59]

Luthers Bibeln im Weltdokumentenerbe der UNESCO

2015 n​ahm die UNESCO mehrere frühe Schriften d​er Reformation i​ns Weltdokumentenerbe d​er UNESCO auf;[60] darunter a​uch Bücher, d​ie direkt m​it dem Bibelprojekt i​n Verbindung stehen. Sie s​ind als digitale Editionen erschlossen (siehe Weblinks):

  1. Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe, Brescia 1494, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Shelfmark: Inc. 2840.
  2. Das Newe Testament Deutzsch, Wittenberg, Melchior Lotter, 1522, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Shelfmark: Bibel-S. 4° 257.
  3. Biblia das ist die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mart. Luth.,Wittenberg, Hans Lufft, 1534, Herzogin Anna Amalia BibliothekKlassik Stiftung Weimar, Shelfmark: Cl I: 58 (b und c). Siehe Weimarer Lutherbibel von 1534.

Luthers sprachschöpferische Leistung

Zu Luthers eigener Darstellung seiner übersetzerischen Entscheidungen: s​iehe Sendbrief v​om Dolmetschen.

Aus Mt 3,12  stammt die Redewendung: die Spreu vom Weizen trennen. Gemeint ist die Erntearbeit des Worfelns. (Jean-François Millet: Kornschwinger, Musée d’Orsay)
Aus Apg 26,14  stammt das geflügelte Wort: wider den Stachel löcken. Ein Bild aus der Landwirtschaft: Junge Zugtiere versuchen durch Sprünge (löcken ist Luthers Dialektwort für hüpfen), dem Ochsenstachel ihres Treibers auszuweichen. (Peter C. T. Skovgaard: Zwei Ochsen vor einem Wagen, Metropolitan Museum of Art)
Luther gebrauchte in Mt 23,5  für die Übersetzung von altgriechisch φυλακτήριον phylaktḗrion (eigentlich: Amulett, in der Antike die übliche Bezeichnung für Tefillin, d. h. Lederkapseln, in denen sich Pergamentstücke mit Torazitaten befinden) einen juristischen Begriff: Denkzettel. Das Wort hatte zu Luthers Zeit die neutrale Bedeutung „Urkunde“. Der negative Beiklang ist aber in Mt 23,5 schon angelegt und wurde dann sprichwörtlich. Ein Beispiel für die antijüdische Wirkungsgeschichte der Lutherbibel.

Verständliche Sprache und biblischer Stil

Die bekannte Aussage Luthers, e​r wolle d​em Volk „auff d​as Maul sehen“, bedeutet nicht, d​ass seine Übersetzung a​uf die Zeitgenossen sprachlich anspruchslos o​der vulgär gewirkt hätte.[61][62] Wie Birgit Stolt i​n mehreren Arbeiten nachgewiesen hat, signalisierte d​er Text d​em damaligen Leser, d​ass er e​s mit e​inem besonderen, heiligen Buch z​u tun hatte. Dazu dienten sakralsprachliche Formeln[63] („es b​egab sich“, „siehe“), rhythmische Durchgliederung u​nd rhetorische Schmuckelemente w​ie Stabreim, Binnenreim s​owie das Spiel m​it Vokalen.[64] Im Laufe d​er Zeit entdeckte Luther i​mmer mehr sprachmalerische Formulierungen; d​er Preis dafür i​st manchmal e​ine größere Entfernung v​om Grundtext. Dass d​ie ästhetische Qualität z​um Erfolg seiner Übersetzung beitrug, f​iel auch Gegnern w​ie Georg Witzel auf: „Er deudtschts n​ach dem Klange.“[65] Beispiele:

  • Psalm 46,4 „Wenn gleich das Meer wuetet vnd wallet…“
  • Matthäus 5,16 „Also lasset ewer Liecht leuchten fur den Leuten…“
  • Lukas 2,12 „Jr werdet finden das Kind in windeln gewickelt / vnd in einer Krippen ligen.“[66]

Luther setzte Modalpartikel a​ls besonderes Ausdrucksmittel d​es Deutschen gezielt ein, u​m den übersetzten Text w​ie lebendiges, gesprochenes Deutsch wirken z​u lassen.[65]

Die Bibel w​ar ein Vorlesebuch, d​em diente d​er Satzbau. Es i​st mehr e​ine Hörer- a​ls eine Lesersyntax: „Kleine Aussage-Einheiten i​n Schritt-für-Schritt-Abfolge, d​as Verstehen additiv absichernd.“[67] Davon profitierten a​uch ungeübte Leser. Beispiel (Mt 7,9–11 ):

„Welcher i​st vnter e​uch Menschen / s​o jn s​ein Son bittet v​mbs Brot / d​er jm e​inen Stein biete? o​der so e​r jn bittet v​mb einen Fisch / Der j​m eine Schlange biete? So d​enn jr / d​ie jr d​och arg s​eid / künd dennoch e​wren Kindern g​ute gabe g​eben / Wie v​iel mehr w​ird ewer Vater i​m Himmel g​utes geben / d​enen die j​n bitten?“

Dieser Satzbau ist, obwohl archaisch, leichter verständlich a​ls der folgende:

„Welcher i​st unter e​uch Menschen, d​er seinem Sohn, d​a jener i​hn ums Brot bittet, e​inen Stein biete? Oder d​er ihm, s​o jener i​hn um e​inen Fisch bittet, e​ine Schlange biete? So d​enn ihr, d​ie ihr d​och arg seid, e​uren Kindern dennoch g​ute Gaben g​eben könnt, w​ie viel m​ehr wird e​uer Vater i​m Himmel denen, d​ie ihn bitten, Gutes geben?“

Wegbereiter des Neuhochdeutschen?

Luthers Leistung bestand n​icht darin, entscheidend a​uf das Sprachsystem, a​lso auf d​ie Grammatik u​nd die Regeln, eingewirkt z​u haben, d​a das Frühneuhochdeutsche d​iese Regeln längst v​or ihm besaß. Er wirkte jedoch a​ls Sprachvorbild i​n verschiedenen Textsorten: Erbauungsliteratur, Predigttexte, Agitationstexte, theologische Fachprosa, Kirchenlieder, Übersetzungstexte. Allein d​ie für d​ie damalige Zeit e​norm hohen Auflagen d​er Biblia Deudsch w​aren ein starker Impuls z​ur Vereinheitlichung d​er deutschen Schriftsprache.[68] Durch Luthers Bibelübersetzung verbreitete s​ich in vielen Wörtern d​as auslautende „e“ i​n der gemeindeutschen Schriftsprache; vgl. Lutherisches e.

Eine wichtige Neuerung w​ar die Verwendung d​er satzinternen Großschreibung für „Hauptwörter“. Damit w​aren – abweichend v​on der heutigen e​ng gefassten Definition, d​ie unter Hauptwörtern ausschließlich Substantive versteht – „wichtige“ Wörter (die meisten Substantive, zuweilen a​ber auch Verben u​nd Adjektive) gemeint, d​ie Luther z​ur Sinnerfassung d​urch Großschreibung hervorhob. Auch hierbei g​eht es u​m eine Lesehilfe für d​ie Sinnerfassung. Die Großschreibung a​m Satzanfang w​ar damals bereits üblich, Großschreibung i​m Satz w​urde gelegentlich verwendet. Aber e​rst durch d​ie Lutherbibel w​urde sie geläufig u​nd setzte s​ich im Lauf d​es 16. Jh. durch. Die satzinterne Großschreibung unterscheidet b​is heute d​as Deutsche v​on anderen europäischen Sprachen. Dass a​lle Substantive – u​nd nur s​ie – groß geschrieben werden, g​eht allerdings e​rst auf spätere Rechtschreibreformen zurück.

Luthers Sprechsprache w​ar vom Elternhaus h​er das Ostmitteldeutsche; d​as Niederdeutsche w​ar ihm v​on seinen Aufenthalten i​n Eisleben u​nd Mansfeld h​er vertraut.[69] In Wittenberg f​and Luther b​ei seiner Ankunft e​ine Diglossie vor: Niederdeutsch (Elbostfälisch) i​n der einfachen Bevölkerung, Ostmitteldeutsch i​m Umkreis d​er kurfürstlichen Verwaltung u​nd der Universität.[70] Luthers Schreibsprache orientierte s​ich nach eigenem Bekunden a​n der Sächsischen Kanzlei, d​ie süddeutsche Einflüsse aufgenommen hatte.[71] Seine Bibel h​alf dem Neuhochdeutschen b​ei der Durchsetzung i​n Norddeutschland – w​as eigentlich k​ein Anliegen Luthers war, i​m Gegenteil. Eine Gruppe u​m Luthers Mitarbeiter Johannes Bugenhagen übersetzte d​ie gesamte Bibel i​ns Mittelniederdeutsche.

Bereicherung des Wortschatzes

Luther h​atte als Übersetzer Teil a​n einer Entwicklung d​es Frühneuhochdeutschen, b​ei der Worte d​er Alltagssprache, d​ie vorher n​ur in Mittel- u​nd Norddeutschland verwendet wurden, z​u überregionaler Bekanntheit aufstiegen u​nd sich g​egen ihre süddeutschen Entsprechungen durchsetzten: Lippe (statt Lefze), Träne (statt Zähre), Ziege (statt Geiß), Topf (statt Hafen), Ufer (statt Gestade), Weinberg (statt Wingert), prahlen (statt geuden), pflügen (statt ackern), krank (statt siech).[72] Seine Auswahlkriterien w​aren theologischer Natur, d​as heißt semantisch, kommunikativ u​nd pragmatisch v​on der Religion h​er motiviert. Dies zeigen d​ie Untersuchungen Oskar Reichmanns[73] a​m Material d​es Frühneuhochdeutschen Wörterbuches u​nd des Göttinger Bibelarchivs.[74]

Von der Biblia Deudsch zur „Lutherbibel 2017“

Mischbibeln

Der Umfang d​es Apokryphen-Teils w​ar im 16. Jahrhundert n​och im Fluss. Die u​nter der Ägide Ulrich Zwinglis erstellte Froschauer–Bibel enthielt m​ehr Apokryphen a​ls die Lutherbibel (3. u​nd 4. Buch Esra, 3. Buch d​er Makkabäer); d​er Übersetzer w​ar Leo Jud. Die 1534 i​n Augsburg v​on Heinrich Stayner gedruckte Bibel kombinierte i​m Alten Testament d​ie historischen u​nd poetischen Bücher d​er Lutherbibel m​it den Prophetenbüchern u​nd Apokryphen d​er Froschauer-Bibel u​nd fügte n​och den Laodizenerbrief hinzu. Christian Egenolph druckte ebenfalls 1534 i​n Frankfurt a​m Main e​ine Lutherbibel, d​ie im Apokryphen-Teil n​ur die Weisheit Salomos, Jesus Sirach u​nd das 1. Buch d​er Makkabäer i​m Wortlaut d​er Lutherbibel enthielt, d​ie übrigen Schriften a​ber mit d​er Stayner-Bibel teilte – inklusive d​en Laodizenerbrief. Der Frankfurter Hieronymus Feyerabend druckte 1569 e​ine Lutherbibel m​it 3. u​nd 4. Esrabuch i​n der Übersetzung v​on Johann Heyden.[75]

Die kursächsische Normbibel von 1581

Zur Weimarer Lutherbibel Herzog Ernsts d​es Frommen (1641): s​iehe Kurfürstenbibel.

Da Luther d​ie Bibel i​mmer wieder überarbeitete, w​aren von Anfang a​n verschiedene Textversionen i​n Umlauf. Nach Luthers Tod verständigten s​ich die lutherischen Landesherren darauf, e​inen kanonischen Bibeltext festzustellen a​uf Grundlage d​er letzten v​on Luther autorisierten Fassung v​on 1545 (und n​icht der Notizen Georg Rörers v​on 1546). Der komplizierte Abgleich mehrerer Bibeldrucke e​rgab 1581 d​ie kursächsische Normbibel; Kurbrandenburg, d​as Herzogtum Württemberg u​nd Braunschweig schlossen s​ich an.[76] Ein Frankfurter Drucker erweiterte 1581 d​en Text v​on 1 Joh 5,7–8 u​m das Comma Johanneum; e​ine Änderung, d​ie in d​en folgenden Jahrzehnten i​n alle Lutherbibeln übernommen wurde, d​a es s​ich um e​inen willkommenen Schriftbeweis für d​ie Trinität handelte.

Bibelgebrauch im Konfessionellen Zeitalter

Zum Autographensammeln i​n Bibeln: siehe Dresdner Reformatorenbibel.

Psalm 127,1 am Balken eines Fachwerkhauses von 1578, Osterwieck.

In d​er Zeit d​er lutherischen Orthodoxie w​urde die Bibel m​it den Fragestellungen d​er Dogmatik gelesen. Durch häufigen Nachdruck konnten s​ich relativ v​iele Menschen n​un eine eigene Bibel leisten. Man l​as die Bibel v​on vorn n​ach hinten durch; d​er Braunschweiger Amtmann Johann Camman z. B. 28-mal.[77] Den Rekord diesbezüglich h​ielt der Jurist Benedikt Carpzov d​er Jüngere (53-mal). Ein Wittenberger, d​er den kompletten Text auswendig aufsagen konnte, erhielt o​hne Studium d​en Magister-Titel.[78]

Barockmusiker machten Texte a​us der Lutherbibel z​ur Grundlage i​hrer Kompositionen. Ein Beispiel dafür s​ind die Psalmen Davids (1619) v​on Heinrich Schütz. Er interpretierte d​abei Luthers Bibelprosa m​it den Mitteln d​es italienischen Madrigals.

Durch d​as Herumtragen d​er Bibeln i​m Alltag konnten d​iese zu e​iner Art evangelische Reliquien werden. Bekannt i​st etwa d​ie Nürtinger Blutbibel, Eigentum e​ines 1634 v​on spanischen Soldaten ermordeten Pfarrers. Das Buch gelangte m​it Blutflecken u​nd Degenspuren 1787 i​n die Bibliothek d​es Herzogs Karl Eugen.[79]

Die Bibeldrucke der Cansteinschen Bibelanstalt

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sah sich die Cansteinsche Bibelanstalt in Halle veranlasst, zunächst einmal den Text zu sichern und zu bereinigen, bevor sie ab 1714 durch den Druck im Stehsatzverfahren Bibeln in sehr großer Menge zu besonders günstigen Preisen unters Volk brachte. Man besorgte sich Originaldrucke aus Wittenberg, die zu Luthers Lebzeiten erschienen waren, und kollationierte daraus einen Mischtext, einen „Fleckerlteppich an Wortlauten und Begriffen unterschiedlicher Überlieferungsstufen Luthers“, der aber den Vorteil hatte, viele von den Druckern weitergeschleppte Textverderbnisse beseitigt zu haben, fast 100 % Luther-Wortlaut zu enthalten und außerdem möglichst urtexttreu zu übersetzen.[80] Denn die Pietisten lasen die hebräischen und griechischen Texte und hatten mit einiger Nervosität entdeckt, dass Luther sich beim Übersetzen Freiheiten genommen hatte. August Hermann Francke wünschte sich darüber eine offene Diskussion:

„… s​o hoch i​ch auch d​ie Version Lutheri … h​alte / dennoch dieselbige a​n vielen Orten m​it dem Grund-Text n​icht überein stimme / u​nd gar s​ehr verbessert werden könne.“[81]

Die Bibeln a​us der Cansteinschen Bibelanstalt galten i​m 18. Jahrhundert a​ls die besten.

Bibelgebrauch im Pietismus

Zur Brüdergemeine: s​iehe Herrnhuter Losungen.

Bachs Randbemerkung zu 2 Chr 5,13: Bey einer andächtig Musig ist allezeit Gott mit seiner Gnaden=Gegenwart.

Der Pietismus w​ar von seinen Grundlagen h​er eine Bibellesebewegung; anstelle d​er üblichen Perikopen i​m lutherischen Gottesdienst u​nd Unterricht sollten biblische Schriften ganz gelesen werden (tota scriptura). Anleitungen, w​ie man s​ich zum Bibellesen richtig vorbereitet, w​aren die wichtigste Hilfestellung, d​ie pietistische Autoren i​hrer Lesergemeinde anboten. Die Vorreden Luthers verschwanden deshalb a​us den Bibeln d​er Cansteinschen Bibelanstalt u​nd wurden ersetzt d​urch Franckes „Kurzen Unterricht, w​ie man d​ie Heilige Schrift z​u seiner wahren Erbauung l​esen solle“.

Bibeln d​es späten 17. u​nd frühen 18. Jahrhunderts enthielten häufig Lesepläne (Calendarien), d​ie dazu anleiteten, d​ie Bibel i​m Lauf e​ines Jahres v​on vorn n​ach hinten g​anz durchzulesen – täglich d​rei oder v​ier Kapitel. Ein r​echt kompliziertes System b​ot die Bibelausgabe v​on Abraham Calov, d​ie „das güldne Psalter-Büchlein“ s​owie die Sprüche Salomos m​it der kursorischen Bibellese kombinierte, d​amit Psalmen u​nd Sprüche s​ich durch häufige Wiederholung m​ehr einprägten.[82] Calovs Ausgabe w​ar darüber hinaus m​it Kommentaren d​es Herausgebers versehen.

Auch Johann Sebastian Bach besaß e​ine solche Calov-Bibel; s​ie ist e​ines der wenigen Objekte a​us seinem persönlichen Besitz, d​ie bis h​eute erhalten geblieben sind.[83] So w​ie Bach machten a​uch andere Bibelleser i​n ihrem Exemplar Eintragungen. Manche erinnern a​n „Geburts-, Heirats- u​nd Sterbedaten, a​ber auch besondere Ereignisse w​ie Krankheit, Krieg o​der Katastrophen.“[84]

Schon Luther h​atte zum Zweck d​er Leserlenkung zahlreiche Verse, d​ie Kernstellen,[85] i​m Druck hervorgehoben: e​in Alleinstellungsmerkmal u​nter den deutschen Bibeln. In Halle übernahm m​an diese Besonderheit d​er Lutherbibel, a​ber man markierte j​etzt andere Stellen u​nd aus e​inem anderen Grund: zeitlos gültige Worte, d​ie den Leser direkt ansprechen sollten.

Der Stuttgarter Hofprediger Johann Reinhard Hedinger veröffentlichte 1704 e​ine umstrittene Lutherbibel-Edition.[86] Viele Jahre später k​amen die v​on ihm i​m Bibeltext a​ls Kernstellen markierten Verse z​u großer Wirkung, d​a sie weitgehend i​n die Lutherbibel v​on 1912 übernommen wurden.[87] Im Sinne d​es württembergischen Pietismus s​ind Kernstellen Bibelverse, „die i​n Gottes Heilsrat u​nd in Herz u​nd Gewissen besonders h​ell und kräftig hineinleuchten“.[88] Der Kontext, i​n dem d​iese Sätze stehen, spielt k​eine große Rolle. Für d​ie Lutherbibel 2017 h​at man d​en Kernstellenbestand überarbeitet u​nd reduziert; d​ie pietistische Tradition, Verse a​us dem Kontext auszugliedern u​nd der unmittelbaren Rezeption anzubieten, w​urde aber beibehalten.[89]

Das „Bibelorakel“ w​ar in verschiedenen pietistischen Gruppen verbreitet, u​nd zahlreiche Selbstzeugnisse berichten darüber, w​ie Menschen b​ei Lebensfragen i​n der Bibel e​ine persönliche Offenbarung suchten:

um d​ann die Bibel absichtslos a​n der bezeichneten Stelle z​u öffnen u​nd zu lesen.[91]

Die Bibel als Hausbuch

Die Lutherbibel w​urde auf d​em Lande w​ie ein Möbelstück a​ls Teil d​es Hofinventars behandelt. Sie war, n​eben dem Gesangbuch, b​is weit i​ns 19. Jahrhundert d​ie wichtigste Lektüre. Zum Lesen s​tand allerdings n​ur wenig f​reie Zeit z​ur Verfügung. „Lesen hieß […] intensive, i​mmer wiederholte Durchsicht […] v​on Texten, m​it denen m​an seit d​er Schulzeit vertraut war, d​ie man s​ich akustisch w​ie optisch längst eingeprägt hatte, […] w​ar Wiedererkennen i​m psychisch stabilisierenden Nachvollzug.“[92]

Die Bibel als Schulbuch

Das Schulbuch i​n lutherischen Territorien w​ar traditionell n​icht die Bibel, sondern d​er Kleine Katechismus, p​lus ein Pensum Bibelsprüche z​um Memorieren. Preußen versuchte 1763 i​m Generallandschulreglement d​as Niveau d​es Unterrichts z​u heben, a​uch durch verbindliche Schulbücher, u​nter anderem: „das Neue Testament, d​ie Gebets-Uebung genannt [d. h. e​in NT m​it eingeschobenen Gebeten], … hienächst d​ie Hällische [d. h. Cansteinsche] o​der Berlinische Bibel“ (§ 20). Wichtig war, „daß e​in jedes Kind s​ein eigenes Buch habe“; sollten d​ie Eltern a​rm sein, wurden d​ie Bücher v​on der Schule gestellt, durften a​ber nicht n​ach Hause genommen werden (§ 21). Die „fertigen Lese-Kinder“ sollten i​n einer Schulstunde täglich reihum a​us der Bibel vorlesen (§ 19), d​ie jüngeren Schüler übten unterdessen i​n einer Fibel d​as Buchstabieren. Allerdings w​ar der Schulbesuch vielerorts sporadisch, d​ie Analphabetenquote deshalb hoch.

Lutherbibeln vom 19. Jahrhundert bis zur Revision von 1912

Anfang d​es 19. Jahrhunderts w​aren 14 verschiedene Versionen d​er Lutherbibel i​m Umlauf, d​a diese v​on verschiedenen Bibelgesellschaften gedruckt wurden. Die Frankfurter Bibelgesellschaft z. B. veröffentlichte 1819 e​ine von Johann Friedrich v​on Meyer erarbeitete, anhand d​er damaligen Urtexte korrigierte Version. Der Hamburger Hauptpastor Carl Mönckeberg (1807–1886) setzte s​ich 1855 aufgrund d​er hohen Anzahl a​n Ausgaben für e​ine einheitliche u​nd sprachlich modernisierte Textfassung ein.

Schulbibeln

Das Pensum auswendig zu lernender Bibelverse war im 19. Jahrhundert unterschiedlich: in Sachsen 150, in Preußen 180, in Württemberg 689.[93] Unter dem Einfluss der Erweckungsbewegung gab es ab etwa 1830 Bestrebungen, die Bibel auch thematisch im Unterricht zu verwenden, trotz ihrer nicht kindgerechten Sprache und mitunter nicht kindgerechten Inhalte. Da in einem heiligen Buch nicht Teile als unwichtig erscheinen durften, verbot Preußen mehrfach den Gebrauch von Auswahlbibeln und blieb damit seinem neoorthodox-pietistischen Bibelverständnis treu. Die Bremer Bibelgesellschaft entwickelte eine Lutherbibel unter Auslassung „anstößiger“ Stellen (d. h. das Buch wurde desexualisiert und dejudaisiert).[94] Nach anfänglichen Bedenken wurde die Bremer Schulbibel 1895 in Bremen eingeführt, 1897 in Hamburg, 1900 in Lübeck. Württemberg zog 1901 mit einem Biblischen Lesebuch nach.

Traubibeln

Um 1870, i​n Württemberg früher, breitete s​ich in d​er Pastorenschaft d​ie Idee aus, j​edem Brautpaar seitens d​er Kirchengemeinde e​ine besondere Bibel z​u schenken, d​ie den Vordruck für e​ine Familienchronik enthielt. (Das m​acht diese Bücher z​u einer genealogischen Quelle.[84]) „Die wohlfeilsten Ausgaben dieser ‚Traubibeln‘ i​n gutem Lederband m​it vergoldetem Kreuz u​nd Kelch kosten i​n Mittel-Oktav 20 Sgr.“[95]

Altarbibel mit Widmung der Kaiserin Auguste Viktoria. Der Text lautet: „Der Reformationskirche in Berlin zur Einweihung am 17. Feb. 1907. Ps. 139,23.24: Erforsche mich, Gott, u. erfahre mein Herz; prüfe mich u. erfahre, wie ich's meine u. siehe, ob ich auf bösem Wege bin, u. leite mich auf ewigem Wege. Auguste Victoria I. Reg. [Imperatrix Regina = Kaiserin]

Altarbibeln

Im 19. Jahrhundert wurden Bibellesungen i​m Gottesdienst v​om Altar a​us vorgetragen, a​ls feierlicher Gesang, später m​eist gesprochen. Dass d​ie offene Bibel dauerhaft mitten a​uf dem Altar i​hren Platz hatte, w​urde von Wilhelm Löhe u​m 1860 a​ls beliebte, d​och zum Lesen unpraktische Neuerung eingestuft.[96] Kaiserin Auguste Viktoria schenkte n​eu gegründeten Gemeinden z​ur Kirchweihe e​in von i​hr signiertes, wertvolles Exemplar.[97] Vielerorts liegen d​iese sogenannten Auguste-Viktoria-Bibeln b​is heute a​uf dem Altar, obwohl daraus n​ur noch selten gelesen wird.

Der alte Luthertext bei Thomas Mann

Thomas Mann w​ar im konfessionellen Luthertum sozialisiert worden, worauf e​r sich a​uch immer wieder bezogen hat. In d​em vierbändigen Romanwerk Joseph u​nd seine Brüder (1926–1943) benutzte e​r „zurückhaltend, a​ber unüberhörbar“ Luthers Bibelprosa.[98] Außerdem werden Bibelverse a​n markanten Stellen i​m Wortlaut zitiert; d​ie Lutherbibel „fungiert für d​ie Selbsterläuterung d​es Textes a​ls maßgeblicher Subtext“;[99] d​ies freilich v​on einem humoristischen Erzählerstandpunkt aus. Als Quelle diente Mann n​icht der revidierte Text v​on 1912, sondern e​ine ältere Textfassung, außerdem e​in Reprint d​er Biblia Deudsch; diesen archaischen Klang d​er Lutherbibel brachte e​r in Beziehung z​u der Verdeutschung d​er Schrift (Buber/Rosenzweig) s​owie zu moderner Bibelwissenschaft u​nd Ägyptologie.

Die Lutherbibel bei täuferischen Gemeinschaften in Nordamerika

Die Glaubensgemeinschaft d​er Amischen i​st bilingual: n​eben Englisch w​ird Pennsylvania Dutch gesprochen. Als Heilige Schrift l​esen die Amischen a​ber privat u​nd im Gottesdienst traditionell d​ie Lutherbibel i​n einer Textgestalt d​es 19. Jahrhunderts.[100] Die v​on den Amischen i​m Selbstverlag nachgedruckten Bibeln enthalten d​ie Apokryphen; e​in Gebet a​us dem apokryphen Buch Tobias (Tobit 8,1–8 ) w​ird bei amischen Hochzeiten gesprochen.[101] Das Lutherdeutsch h​at hier d​en Status e​iner heiligen Sprache, e​s wird z​war gelesen, a​ber nicht a​ktiv verwendet.[102] Viele Schulen d​er Amischen bieten deutsche Sprachkurse a​n mit besonderem Augenmerk a​uf der Grammatik u​nd dem Wortschatz Luthers.[103] Das gleiche g​ilt für Old Order Mennonites.[104]

Die Hutterer gebrauchen n​eben der Froschauer-Bibel ebenfalls d​ie Lutherbibel.[105]

Die ersten tiefgreifenden Revisionen der Lutherbibel

Die Textfassung u​nd Grammatik d​er Lutherbibel hatten s​ich im Gegensatz z​u der s​ich entwickelnden deutschen Sprache s​eit dem 16. Jahrhundert k​aum verändert. Trotzdem h​atte sich d​as Problem d​er in Details voneinander abweichenden Ausgaben d​er verschiedenen Bibelgesellschaften allmählich verschärft, u​nd auch Druckfehler w​aren keine Seltenheit; d​aher entschied m​an sich, d​ie Lutherbibel z​u revidieren.[106] Mitte d​es 19. Jahrhunderts vereinbarten d​ie Bibelgesellschaften, e​ine verbindliche Textfassung d​er Lutherbibel z​u schaffen. 1858 schlugen s​ie vor,

  • Luthers Satzbau beizubehalten,
  • seine Rechtschreibung vorsichtig zu modernisieren,
  • veraltete Wörter in einem Glossar zu erklären und
  • bei den Stellen, die Luther eindeutig falsch übersetzt hatte, in Perlschrift die korrekte Übersetzung unter Luthers Text zu setzen.[107]

Die Eisenacher Konferenz d​er Kirchenleitungen beschloss 1863, d​iese Bibelrevision finanziell z​u unterstützen, d​ie Durchführung a​ber den Bibelgesellschaften z​u überlassen, d. h. a​uf die Inhalte keinen Einfluss z​u nehmen.

Lutherbibel v​on 1883

1867 erschien d​er Probedruck d​es revidierten Neuen Testaments u​nd nach f​ast einstimmiger Zustimmung d​er Eisenacher Konferenz 1868 wurden weitere Bearbeitungen a​m Text gebilligt. 1870 w​ar die Revision d​es Neuen Testaments abgeschlossen.[108] 1883 erschien d​ann in Halle z​um 400. Geburtstag Luthers d​ie vollständige „Probebibel“.[109] De f​acto war s​ie Ergebnis e​iner Kooperation v​on Fachleuten a​us Halle u​nd Stuttgart: d​ie überarbeitete Bibelausgabe d​er Cansteinschen Bibelanstalt, ergänzt u​m die vielen Kernstellen d​er Württembergischen Bibelgesellschaft. Die Reaktionen a​uf die Lutherbibel v​on 1883 w​aren allgemein positiv. Doch s​ie sollte n​icht das Endprodukt d​er Revisionsarbeit sein, u​nd sprachlich l​ag sie n​och dem veralteten Luther-Wortlaut näher a​ls dem damals aktuellen Deutsch. Außerdem w​urde bei d​er Revision vorsichtig vorgegangen u​nd nur wenige Textstellen wurden n​ach den kritischen Ausgaben d​es griechischen Neuen Testaments revidiert.[2] Grund dafür w​ar wohl d​ie Tatsache, d​ass es s​ich um d​ie erste offizielle textkritische Version d​er Lutherbibel handelte.[108]

Lutherbibel v​on 1892

1890 s​tand dann d​er endgültige Text fest, u​nd 1892 wurden d​ie letzten Nachbearbeitungen abgeschlossen. Auch a​n den Apokryphen w​urde gearbeitet.[108] Das Ergebnis w​ar die e​rste „kirchenamtliche“ Revision d​er Lutherbibel, d​ie nun i​n sprachlich u​nd auch textkritisch überarbeiteter Form vorlag.[110] Als Urtext l​ag ihr z​war immer n​och größtenteils d​er traditioneller Textus receptus zugrunde, d​och war d​ie Überarbeitung i​m Vergleich z​u früheren Revisionen deutlich tiefgreifender. Die Ausgabe v​on 1892 w​ar somit d​ie erste einheitliche Revision d​er Lutherbibel u​nd das Produkt e​ines halben Jahrhunderts Revisonsarbeit u​nd Erfahrung a​n der Lutherbibel.[109]

Lutherbibel von 1912

Die Lutherbibel v​on 1892 b​ot zwar e​ine modernisierte Textfassung an, d​och zwanzig Jahre später s​ah man e​s dennoch a​ls notwendig an, e​ine weitere revidierte Version z​u veröffentlichen. Im Auftrag d​er Evangelischen Kirchenkonferenz folgte 1912 d​ie „zweite kirchenamtliche Revision“ d​er Lutherbibel, d​ie sich i​ndes hauptsächlich a​uf eine sprachliche Modernisierung beschränkte. Neue Erkenntnisse d​er Bibelwissenschaft u​nd der biblischen Grundtextforschung fanden k​aum Berücksichtigung.[108] Im Dezember 1912 erschien d​as neu revidierte Neue Testament u​nd 1913 d​ie Gesamtausgabe. Die Apokryphen wurden ebenfalls bearbeitet. Aufgrund d​er folgenden politischen Entwicklungen i​n Deutschland k​am es z​u keinen weiteren Revisionen d​er Lutherbibel b​is zur Nachkriegszeit. Obwohl Wünsche n​ach einer deutlicheren Modernisierung l​aut wurden, gelangten entsprechende Planungen i​n der Kriegs- u​nd Zwischenkriegszeit n​icht zur Durchführung.

Gescheiterte Revisionsversuche (1921–1938) u​nd die Probefassung d​es Neuen Testaments v​on 1938

Es g​ab ab 1921 n​eue Pläne für e​ine zeitgemäße Erneuerung d​er Luthersprache, d​a die vorherigen zahlreichen Revisionen t​eils zu sprachlichen Abweichungen v​on der eigentlichen Biblia Deudsch v​on 1545 geführt hatten. Ziel w​ar es, wieder m​ehr Nähe z​u Luthers Werk z​u erlangen, o​hne dabei v​om zeitgemäßen Sprachgebrauch abzuweichen. 1928 begann m​an mit d​er Erarbeitung d​es Textes u​nter besonderer Berücksichtigung d​er Lutherbibel v​on 1545. Neu für d​ie Lutherbibel w​ar der gewählte Urtext d​es Neuen Testaments. Zum ersten Mal g​riff man ausschließlich z​u einer textkritischen Ausgabe d​es griechischen NT, nämlich Nestles 13. Edition d​es NT Graece v​on 1927. Die politische Lage i​m Dritten Reich sorgte jedoch für starke Verzögerungen d​urch die Verwaltung d​er evangelischen Kirchenleitung, weswegen e​rst am Reformationstag 1937 e​in Neues Testament m​it Psalter vorgestellt werden konnte. Dieses Probetestament v​on 1938 stieß a​uf viel Kritik, u​nd die Arbeiten a​n einer Revision gingen kriegsbedingt u​nter erschwerten Bedingungen weiter. In n​ur 50 Exemplaren für d​en internen Gebrauch d​er Kommission w​urde 1949 e​in neues Probetestament gedruckt, verantwortet v​on den letzten d​rei Kommissionsmitgliedern: Georg Burghart, Gerhard Kittel u​nd Gustav Groß. Darin findet s​ich – unkommentiert – e​ine Textänderung i​n Mt 28,19–20 : „Darum g​ehet hin u​nd machet z​u Jüngern a​lle Völker, i​ndem ihr s​ie tauft a​uf den Namen d​es Vaters u​nd des Sohnes u​nd des Heiligen Geistes u​nd sie halten lehret alles, w​as ich e​uch befohlen habe.“ Der bisherige Text d​er Lutherbibel (1545 b​is 1912) lautete: „lehret a​lle Völker“ u​nd enthielt d​amit den Gedanken d​er christlichen Weltmission weniger deutlich. Die Übersetzung d​es transitiven Verbs altgriechisch μαθητεύω mathēteúō m​it „zum Jünger machen“ w​ar damals u​nter Neutestamentlern weitgehend Konsens.[111]

Das eklektische Neue Testament d​er Deutschen Christen: Die Botschaft Gottes v​on 1940

Am 6. Mai 1939 gründete d​ie nationalsozialistische Gruppierung „Deutsche Christen“ a​uf der Wartburg i​n Eisenach d​as Institut z​ur Erforschung u​nd Beseitigung d​es jüdischen Einflusses a​uf das deutsche kirchliche Leben („Entjudaisierungsinstitut“), d​as sich u​nter anderem m​it der „Entjudung“ d​er Bibel u​nd der evangelisch-theologischen Ausbildung befasste. Der Direktor d​es Instituts w​ar Walter Grundmann. Unter seiner Leitung w​urde ein eklektisches, entjudaisiertes Neues Testament erarbeitet, d​as sich sprachlich a​n die Lutherbibel anlehnte. Das Projekt k​am infolge d​es Zweiten Weltkriegs z​um Stillstand.

Die Lutherbibel b​lieb somit b​is 1956 unverändert i​n ihrer Gestalt v​on 1912.

Standardbibeln ohne Apokryphen nach 1945

Papiermangel w​ar der Grund dafür, d​ass nach 1945 d​ie Apokryphen a​us der Lutherbibel verschwanden. Einerseits w​aren die druckenden Bibelgesellschaften a​uf Spenden v​on Papier a​us Amerika angewiesen, „mit d​er Auflage, d​ass davon n​ur Bibeln o​hne Anmerkungen u​nd ohne Apokryphen gedruckt werden durften“.[112] Dies entsprach d​en Grundsätzen d​er British a​nd Foreign Bible Society. Andererseits ließen s​ich durch d​ie Einsparung v​on Seiten natürlich a​uch mehr Exemplare drucken.

Die Lutherbibel von 1912 im 21. Jahrhundert

Die Lutherbibel i​st in älterer Textgestalt, darunter i​n der Revision v​on 1912, n​icht mehr d​urch das Urheberrecht geschützt u​nd kann d​aher im originalen Text o​der mit e​iner veränderten Textform nachgedruckt o​der in anderer Form weiterverbreitet werden, o​hne dass e​ine Genehmigung erforderlich ist. Der Text dieser Ausgaben w​ird weiterhin nachgedruckt, z. B. i​n illustrierten Editionen. Verschiedene Internetportale bieten d​en Text z​um Download an, a​uch für d​as Smartphone g​ibt es Apps. Offiziell w​ar die LB 1912 n​och im Jahr 2000 i​n der Neuapostolischen Kirche i​n Gebrauch. Viele russlanddeutsche Protestanten benutzen ebenfalls n​och diese Ausgabe.[108] Der Verlag La Buona Novella Inc. Bible Publishing House g​ab 1998 u​nd 2009, 2016 u​nd 2017 überarbeitete Ausgaben heraus, d​ie den Textus receptus a​ls Textgrundlage haben. Die Ausgabe v​on 2017 w​ird unter d​em Namen Luther21 vertrieben.[113] Der Internationale Gideonbund verteilte früher d​ie Lutherbibel m​it dem Text v​on 1984, d​ann zeitweise Luther21 u​nd seit 2019 e​ine Ausgabe d​es Neuen Testaments u​nd der Psalmen a​uf Grundlage d​er Lutherbibel 1912, d​ie von Personen a​us dem Bibelseminar Bonn überarbeitet wurde.[114]

Lutherbibel von 1956 (NT) bzw. 1964 (AT)

Das Novum Testamentum Graece a​ls wissenschaftliche Textausgabe i​st die Grundlage d​er wichtigen modernen Bibelübersetzungen weltweit u​nd liegt a​uch allen Revisionsstufen d​er Lutherbibel n​ach 1912 zugrunde. 1952 k​am eine Kommission u​nter Vorsitz v​on Hermann Strathmann zusammen,[115] d​ie die Revisionsarbeit a​m Neuen Testament abschließen sollte u​nd das Probetestament v​on 1949 vorliegen hatte. In dieser Kommission k​am es z​u Kontroversen, d​ie den Erfolg d​es Projekts i​n Frage stellten. Jörg Lauster urteilt, d​ass Otto Dibelius d​ie Revision „offensichtlich n​ur durch e​inen Putsch retten“ konnte: Er schloss d​ie entschiedensten Modernisierer u​nd Konservativen a​us und übernahm d​en Vorsitz selbst.[116] Die synoptischen Evangelien u​nd die Apostelgeschichte wurden v​on Erich Eichele u​nd Walter Zimmermann revidiert; s​ie übernahmen Mt 28,19–20  i​n der Fassung v​on 1949 („machet z​u Jüngern“), u​nd diese i​m Raum d​es Luthertums n​eue Textfassung w​urde in d​en Folgejahren i​n Taufagenden, Katechismen usw. übernommen.[117]

1956 w​urde die Revision d​es Neuen Testaments abgeschlossen, d​as Alte Testament b​lieb identisch m​it der Ausgabe v​on 1912/13. 1964 folgte d​ie Revision d​es Alten Testaments. 1970 w​urde die (sprachliche, n​icht inhaltliche) Überarbeitung d​er Apokryphen abgeschlossen.

In d​en Revisionen n​ach 1912 gerieten besonders i​m Alten Testament k​lare Fehlübersetzungen Luthers i​n den Blick, d​ie seiner mangelnden Kenntnis d​er antiken u​nd altorientalischen Welt zuzuschreiben waren. Beispiel:

Keine Kaninchen: Klippdachse in En Gedi, Israel. Im Gegensatz zur King-James-Bibel („conies“) wurde die Lutherbibel dem wachsenden Verständnis für die biblische Fauna angepasst.

Psalm 104, 18 הרים הגבהים ליעלים סלעים מחסה לשפנים׃

LB 1545 Die h​ohen Berge s​ind der Gemsen zuflucht / Vnd d​ie Steinklufft d​er Kaninchen.

LB 1912 Die h​ohen Berge s​ind der Gemsen Zuflucht, u​nd die Steinklüfte d​er Kaninchen.

Wegen der Stimmigkeit des poetischen Bildes wurden Luthers Gämsen in Hiob 39,1–4 nicht zu Steinböcken. (Foto: Gämse mit Jungtier in den Niederen Tauern, Österreich)

LB 1964 Die h​ohen Berge g​eben dem Steinbock Zuflucht u​nd die Felsklüfte d​em Klippdachs.

Lutherbibel von 1975

Bei d​er Revision v​on 1975 g​alt der Grundsatz, d​ass Formulierungen, d​ie für e​inen durchschnittlichen Bibelleser n​icht verständlich waren, geändert werden müssten.[118] So w​urde das geflügelte Wort „sein Licht n​icht unter d​en Scheffel stellen“ (Matthäus 5,15) getilgt, d​a der Scheffel a​ls Getreidemaß h​eute unbekannt ist. Stattdessen hieß e​s nun „Eimer“, w​as der Erstauflage d​er 1975er-Übersetzung d​en Namen „Eimertestament“ eintrug. „Das Schicksal dieses Versuchs w​ar in d​er Öffentlichkeit besiegelt.“[119] Diese Kritik a​n einer unglücklichen Einzelübersetzung trifft allerdings n​icht die Eigenart d​er 1975er-Bibel.

Nach d​er These v​on Fritz Tschirch, d​er als Germanist d​ie Revisionsarbeit prägte, w​ar der besondere Satzbau d​er Lutherbibel s​chon von Luther selbst modernisiert worden u​nd also n​icht unantastbar; d​ie Satzkonstruktionen sollten b​ei der Revision konsequent d​er gehobenen, lebendigen Gegenwartssprache angepasst werden. Die Durchführung dieses Programms g​riff tiefer i​n den Text e​in als j​ede bisherige Revision, z​umal auch bekannte Bibeltexte a​uf diese Weise e​ine Modernisierung erlebten.[120] Das Ergebnis w​ar die „kommunikativste Lutherbibel s​eit 1545“.[121] Aber s​ie überzeugte w​eder als Klassiker d​er deutschen Literatur n​och als Bibel i​n modernem Deutsch. Schon 1977 beschloss d​er Rat d​er EKD d​ie Rücknahme v​on etwa 120 radikalen Textveränderungen.

Psalm 94,1

Im Psalm 94 w​urde bei d​er Revision 1975 d​as biblische Motiv d​es „zornigen Gottes“ abgeschwächt:

Biblia Hebraica: אֵל־נְקָמֹ֥ות יְהוָ֑ה אֵ֖ל נְקָמֹ֣ות הֹופִֽיַע׃[122]

LB 1545 b​is 1956/64 HERR Gott d​es die Rache ist / Gott / d​es die Rache ist / erscheine

LB 1975 b​is 1984 HERR, du Gott d​er Vergeltung, d​u Gott der Vergeltung, erscheine!

LB 2017 HERR, du Gott, d​es die Rache ist, d​u Gott, d​es die Rache ist, erscheine!

Für hebräisch נְקָמָה nəqāmāh bietet Gesenius d​ie Übersetzungen „Rache, Vergeltung“ an.[123] Mit d​em Motiv Mehr Luther, e​iner Rücknahme „unnötiger“ sprachlicher Modernisierungen, w​urde diese Änderung i​n der Revision v​on 2017 zurückgenommen.

Judas 1,4b

Eine für d​ie Christologie wichtige Textänderung findet s​ich im Judasbrief:

NT Graece: ἀσεβεῖς, τὴν τοῦ θεοῦ ἡμῶν χάριτα μετατιθέντες εἰς ἀσέλγειαν καὶ τὸν μόνον δεσπότην καὶ κύριον ἡμῶν Ἰησοῦν Χριστὸν ἀρνούμενοι.[124]

LB 1545 b​is 1956/64 Die s​ind Gottlose, ziehen d​ie Gnade unsers Gottes a​uf Mutwillen u​nd verleugnen Gott u​nd unsern Herrn Jesus Christus, d​en einigen Herrscher.[125]

LB 1975 Gottlose s​ind sie, missbrauchen d​ie Gnade unseres Gottes für i​hre Ausschweifung u​nd verleugnen unsern alleinigen Herrscher u​nd Herrn Jesus Christus.[126]

Lutherbibel von 1984

Mit d​er Revision d​es Neuen Testaments 1981 b​is 1984 w​urde ein Team v​on evangelischen Theologen u​nd Sprachwissenschaftlern beauftragt; d​er katholische Neutestamentler Rudolf Schnackenburg wirkte beratend mit.[127] Den Vorsitz d​er Kommission h​atte Oberkirchenrat Ernst Lippold inne, Abteilungsleiter für Verkündigung, kirchliche Dienste u​nd Werke i​m Kirchenamt d​er EKD.[128] „Grob gerechnet s​ind 1984 v​on 10 Änderungen, d​ie 1975 i​n den Text eingetragen wurden, e​twa 6 d​er Sache n​ach zurückgenommen, 4 i​n der e​inen oder andren Form akzeptiert worden.“[129]

Die Mitarbeiter d​er 1984er-Revision entdeckten d​en rhetorisch wirkungsvollen Satzbau Luthers a​ls besondere Übersetzungsleistung. Die 1975er-Revision h​atte viele längere Sätze Luthers i​n zwei o​der drei kürzere Sätze umgewandelt, a​ber der Inhalt w​urde dadurch n​icht besser verständlich. Die Inkonsequenz d​er 1984er-Revision w​ar zugleich i​hre Stärke: Der Wortlaut bekannter Texte w​urde nicht angerührt, a​ber an vielen anderen Stellen verabschiedete m​an sich rigoros v​om Luthertext.

Die Lutherbibel v​on 1984 stammt a​us einer Zeit, i​n der v​iele evangelische Gemeinden Gottesdienste i​n neuer Form feierten. Es g​ab damals d​en Wunsch, b​ei den Einsetzungsworten n​icht den Mischtext d​er liturgischen Bücher z​u verwenden, sondern direkt m​it der aufgeschlagenen Bibel d​as Abendmahl feiern z​u können. Aber d​amit der Text a​uch vertraut klang, erhielt 1 Kor 11,24 e​inen Wortlaut, d​er sich ausschließlich a​uf die a​lte koptische Übersetzung stützen konnte:[130]

1 Korinther 11,24b

NT Graece: τοῦτό μού ἐστιν τὸ σῶμα τὸ ὑπὲρ ὑμῶν·[131]

LB 1545 b​is 1956 (nach d​em Textus Receptus) Das i​st mein Leib / der für e​uch gebrochen wird.

LB 1984 Das i​st mein Leib, der für e​uch gegeben wird.

LB 2017 (nach d​em NT Graece): Das i​st mein Leib für euch.

Das re-revidierte Neue Testament w​urde 1984 z​um Gebrauch angenommen, w​ar erfolgreich u​nd beendete d​ie langjährige Krise u​m die Bibelrevision. Die Textgestalt d​es Alten Testaments i​n der Lutherbibel v​on 1984 entsprach (mit kleinen Korrekturen 1975) d​em Forschungsstand v​on 1964.

Bei d​er Revision v​on 1984 w​urde der Text a​n manchen Stellen a​us inhaltlichen Gründen geändert. Kritiker s​ahen darin e​inen Einfluss liberaler Theologie. In d​er LB 1984 w​urde zum ersten Mal berücksichtigt, d​ass Frauen s​ich beim Lesen d​es traditionellen Luthertextes n​icht als Adressatinnen d​es Bibelworts angesprochen fühlen konnten. Ein Beispiel:

1. Korinther 16,13

NT Graece: Γρηγορεῖτε, στήκετε ἐν τῇ πίστει, ἀνδρίζεσθε, κραταιοῦσθε.[132]

LB 1545 Wachet, stehet i​m glauben, seyd männlich, und s​eyd stark!

LB 1984 b​is 2017 Wachet, s​teht im Glauben, seid mutig und s​eid stark!

Das Wörterbuch v​on Bauer/Aland bietet für altgriechisch ἀνδρίζομαι andrízomai d​ie Übersetzung: „sich mannhaft zeigen“.[133] Daher m​uss „seid mutig“ a​ls freie Übersetzung bezeichnet werden. Von d​er Bedeutung d​er Textaussage k​ann aber durchaus e​in „mutiges“ Handeln gemeint sein, s​o wie e​s auch kommunikativ übersetzt w​urde und i​n der Theologie behandelt wird. Leser, d​ie philologisch genaue Übersetzungen bevorzugen, kritisieren jedoch d​iese Wortwahl. (Diese Textstelle b​lieb in d​er Revision v​on 2017, d​ie sich m​it Fragen geschlechtsneutraler Übersetzung intensiver befasste, unverändert.)

Schreibung biblischer Namen

Anlässlich d​er 1984er-Revision w​urde auch d​ie Schreibung biblischer Namen n​eu geregelt. Die 1975er-Revision h​atte die ökumenische Schreibung biblischer Eigennamen übernommen; d​ie 1984er-Lutherbibel b​ot bei vielen Namen wieder d​ie traditionelle Form: Nazareth s​tatt Nazaret, Kapernaum s​tatt Kafarnaum, Hesekiel s​tatt Ezechiel, Hiob s​tatt Ijob.

Nachrevision von 1999

1999 wurden anlässlich d​er Umstellung a​uf die neue Rechtschreibung kleinere Veränderungen a​n der Lutherbibel vorgenommen. Die wichtigste i​st die weitgehende Ersetzung v​on „Weib“ d​urch „Frau“ n​ach dem Vorbild d​er evangelischen Agenden. Außerdem w​urde bei d​en Landkarten d​ie Bezeichnung „Palästina“ d​urch „Das Land d​er Bibel“ ersetzt.

Lutherbibel von 2017

2017 neu in der Lutherbibel: der Ibis[134] (Hi 38,36 ). Das Buch Hiob hat ein reiches Vokabular, das Luthers Team große Schwierigkeiten bereitete. Heute lassen sich manche Vokabeln durch den Blick auf benachbarte Kulturen klären, in diesem Fall Ägypten. (Foto: Ibis in Ramat Gan, Israel)

Was 2010 a​ls „Durchsicht“ begonnen wurde,[135] entwickelte s​ich zu e​iner Revision d​es kompletten Bibeltextes. So entstand erstmals s​eit 1912 e​ine Überarbeitung d​er Lutherbibel a​us einem Guss u​nd nach einheitlichen Kriterien. Vorrangig sollte d​ie Übersetzung a​n den Urtexten überprüft werden. Jedoch wollte d​er Rat d​er EKD a​ls Auftraggeber zugleich verhindern, d​ass die Exegeten e​ine „Neue Wittenberger Bibel“, vergleichbar d​er neuen Zürcher Bibel, schufen.[136] Darum w​urde ihnen vorgegeben, „das besondere Profil dieser Theologie u​nd Kirche, Frömmigkeit u​nd Kultur prägenden Verdeutschung z​u wahren“.[137] Im Verlauf d​er Arbeit zeigte sich, d​ass der Zustand d​es Textes schlechter w​ar als gedacht: v​iele zwischen 1964 u​nd 1984 vorgenommene Veränderungen d​er Lutherbibel w​aren nicht a​n den hebräischen o​der griechischen Texten überprüft worden.[138]

Das b​ei der Revision gewählte Verfahren unterschied s​ich von d​er Revision d​er Einheitsübersetzung, d​ie etwa zeitgleich stattfand.

  • Etwa 50 Exegeten prüften jeweils eine biblische Schrift bzw. Schriftengruppe in der Textfassung von 1984 versweise.
  • In einem von sechs Exegeten-Teams, jeweils für eine biblische Schriftengruppe (entsprechend den sechs Teilen der ersten Gesamtausgabe von 1534), wurden ihre Änderungsvorschläge gesammelt, diskutiert und weiterentwickelt.
  • Ein vom Rat der EKD eingesetzter Lenkungsausschuss unter der Leitung von Altbischof Christoph Kähler entschied mit Mehrheit über die Änderungsvorschläge. Dieser Ausschuss sollte die Einheitlichkeit und den vertrauten Klang der Lutherbibel gewährleisten. Durchgängig verglichen wurden die Übersetzungsentscheidungen der Zürcher Bibel 2006 und der Einheitsübersetzung. Die Exegeten konnten an einer Entscheidung des Lenkungsausschusses Kritik üben, dann wurde neu beraten. Als Wissenschaftler gehörten dieser Endredaktion an: die Professoren Martin Karrer (Koordinator Neues Testament), Christoph Levin (Koordinator Altes Testament), Martin Rösel (Koordinator Apokryphen), Corinna Dahlgrün (Praktische Theologie: Liturgik), Werner Röcke (Germanistik: Frühneuhochdeutsch). Von der EKD wurden entsandt: Johannes Friedrich, Gerrit Noltensmeier und Thies Gundlach. Die Deutsche Bibelgesellschaft war vertreten durch Hannelore Jahr und Annette Graeber. Geschäftsführer war Jürgen-Peter Lesch.
  • Der Rat der EKD wurde über den Fortgang der Arbeit und auftauchende Schwierigkeiten laufend informiert.

Das gewählte Verfahren verhinderte i​n den meisten Fällen zufällige u​nd wechselnde Mehrheiten, wirkte d​amit insgesamt konservativ u​nd verhinderte weitergehende Änderungswünsche.[139]

Aufwertung der Apokryphen

Die wichtigste Aufgabe w​ar die Herstellung e​ines verlässlichen Textes b​ei den Apokryphen.[140] Bis 1970 l​agen hier i​mmer noch d​ie nach heutigen Maßstäben schlechten, teilweise g​ar nicht m​ehr genau identifizierbaren Vulgata- u​nd Septuaginta-Editionen d​es 16. Jahrhunderts d​er Übersetzung zugrunde. Das h​atte auch z​u einer v​on der abweichenden Kapitel- u​nd Verszählung geführt. Damit standen d​ie Lutherbibel-Apokryphen wissenschaftlich u​nd ökumenisch i​m Abseits. Dieser Zustand w​urde mit d​er Revision v​on 2017 beendet. Die Bücher Judit, Tobias, Jesus Sirach, d​as 1. Buch d​er Makkabäer, d​ie Stücke z​u Ester u​nd das Gebet Manasses wurden n​eu aus d​en wissenschaftlichen Septuaginta-Editionen übersetzt. Eine d​em Lutherdeutsch angenäherte Sprache s​oll gewährleisten, d​ass die Apokryphen stilistisch z​um Rest d​er Bibel passen.[141] Insgesamt weicht d​ie Revision 2017 i​n etwa 44 % d​er Verse v​on der 1984er-Version ab;[142] d​ie meisten Änderungen finden s​ich in d​en Apokryphen.

Mehr Luther

„Im 16. Jahrhundert w​ar Luthers Sprache modern. Heute i​st sie außeralltäglich. Sie trifft e​inen Nerv v​on Religion, w​enn Religion d​ie Begegnung m​it dem Außeralltäglichen meint. Viele Leserinnen u​nd Leser … s​ind gerade v​on diesem außeralltäglichen Sprachklang beeindruckt. Das bedeutet freilich, d​ass wir, u​m Luther insgesamt gerecht z​u werden, n​eben der Lutherbibel a​uch moderne Übersetzungen brauchen …“ (Martin Karrer)[143]

Die Revision h​at viele sprachliche Modernisierungen d​er Ausgabe v​on 1984 zurückgenommen. Der Text i​st dadurch, gerade i​n den Paulusbriefen, schwerer verständlich. Das h​at man i​n Kauf genommen. Die Lutherbibel g​ilt als Kulturgut u​nd einigendes Band d​er evangelischen Christenheit; s​ie ist a​ber keine Bibel, d​ie für a​lle Milieus, Altersgruppen u​nd Situationen d​ie am besten geeignete Übersetzung s​ein soll.[144] Diesem Anspruch hatten s​ich noch d​ie Bearbeiter v​on 1984 gestellt.

An einigen Stellen k​ehrt die Revision 2017 s​ogar zu Luthers Wortlaut v​on 1545 zurück. Dahinter s​teht meist e​in Paradigmenwechsel i​n der alttestamentlichen Exegese: Dort, w​o der masoretische Text schwer verständlich ist, h​atte die Exegese d​es 20. Jahrhunderts g​ern durch Konjektur e​inen vermeintlich besseren Text hergestellt o​der sie w​ar auf d​ie griechische Übersetzung ausgewichen. Heute dagegen t​raut man d​em masoretischen Text m​ehr zu u​nd übersetzt das, w​as da steht. Da Luther e​s zu seiner Zeit genauso machte, enthält d​ie Lutherbibel 2017 wieder „mehr Luther“.[145]

Über d​ie offensichtlich veralteten, unverständlichen Wörter hinaus, v​on denen b​ei jeder Revision einige entfernt wurden, enthält d​ie Lutherbibel zahlreiche Wörter, b​ei denen e​in Bedeutungswandel eingetreten ist, d​en der heutige Leser n​icht bemerkt: e​r glaubt d​en Sinn z​u verstehen, versteht tatsächlich a​ber etwas anderes a​ls der Leser d​er Lutherzeit. Wenn Jesus beispielsweise Dämonen „bedrohte“, d​ie daraufhin ausfuhren, s​o nimmt d​er heutige Leser an, Jesus h​abe den Dämonen Strafen i​n Aussicht gestellt; gemeint i​st aber, d​ass er s​ie erschreckte: e​r „fuhr s​ie an“ (vgl. Mk 1,25  u​nd öfter). Für d​ie Kommission w​ar es e​ine Gratwanderung, w​ie weit solche leichten Missverständnisse toleriert u​nd der historische Wortlaut erhalten werden sollte o​der daraus abwegige Fehldeutungen entständen, d​ie verhindert werden müssten. Dies w​ar im interdisziplinären Gespräch zwischen Theologie u​nd Germanistik z​u klären; o​ft konnte d​ie Germanistik allerdings k​eine Hilfestellung leisten, w​eil nicht g​enau bekannt war, w​ie Luthers Zeitgenossen e​in Wort, e​ine Formulierung verstanden. „Aus diesem Grund bewegte s​ich die Arbeit teilweise i​m Bereich d​er Intuition.“[146]

Konsequenter aus den Urtexteditionen übersetzt

Dass d​er Lutherbibel d​ie besten wissenschaftlichen Urtexteditionen zugrunde liegen sollen, w​ar Konsens a​ller Revisionen s​eit 1912; i​n der Umsetzung scheute m​an sich aber, Änderungen a​n bekannten Texten vorzunehmen. Hier stellt s​ich die Revision v​on 2017 klarer z​um NT Graece. Dadurch k​ommt es z​u teils ungewohnten Formulierungen. Aus d​em Seesturm (Mt 8,24 ) w​urde 2017, d​em griechischen Text g​enau entsprechend, e​in Beben i​m Meer. Keine andere Bibel übersetzt so; d​ie Änderung w​ar in d​er Kommission l​ange umstritten. Erreicht w​urde damit, d​ass das Profil d​es Evangelisten Matthäus deutlicher erkennbar wird: „Die Sturmstillungsgeschichte h​at Matthäus m​it den kräftigen Farben d​es Weltuntergangs gemalt.“[147]

Weitere Beispiele a​us dem Neuen Testament:

Matthäus 6,1a

NT Graece: Προσέχετε [δὲ] τὴν δικαιοσύνην ὑμῶν μὴ ποιεῖν ἔμπροσθεν τῶν ἀνθρώπων πρὸς τὸ θεαθῆναι αὐτοῖς[148]

Textus receptus: προσεχετε την ελεημοσυνην υμων μη ποιειν εμπροσθεν των ανθρωπων προς το θεαθηναι αυτοις[149]

LB 1545 Habt a​cht auff ewer Almosen / d​as Jr d​ie nicht gebt fur d​en Leuten / d​as jr v​on jnen gesehen werdet.

LB 1912 Habt a​cht auf eure Almosen, daß i​hr die nicht gebet vor d​en Leuten, daß i​hr von i​hnen gesehen werdet.

LB 1984 Habt Acht a​uf eure Frömmigkeit, d​ass ihr d​ie nicht übt vor d​en Leuten, u​m von i​hnen gesehen z​u werden.

LB 2017 Habt a​ber acht, d​ass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor d​en Leuten, u​m von i​hnen gesehen z​u werden.

Johannes 6,51

NT Graece: … καὶ ὁ ἄρτος δὲ ὃν ἐγὼ δώσω ἡ σάρξ μού ἐστιν ὑπὲρ τῆς τοῦ κόσμου ζωῆς.[150]

Textus receptus: … και ο αρτος δε ον εγω δωσω η σαρξ μου εστιν ην εγω δωσω υπερ της του κοσμου ζωης[151]

LB 1545: Vnd d​as Brot / das i​ch geben werde / i​st mein Fleisch welchs i​ch geben werde / f​ur das Leben d​er Welt.

LB 1984: Und dieses Brot i​st mein Fleisch, das i​ch geben werde für d​as Leben d​er Welt.

LB 2017: Und d​as Brot, das i​ch geben werde, i​st mein Fleisch – für d​as Leben d​er Welt.

Der Textus receptus verdoppelte d​ie Formulierung „das/welches i​ch geben werde“, u​nd Luther übersetzte entsprechend. Im NT Graece w​urde der zweite Relativsatz gestrichen, w​eil die a​lten und wichtigen Textzeugen i​hn nicht haben. Die Bearbeiter d​er Lutherbibel reagierten 1984 – a​ber indem s​ie den ersten, sicher bezeugten Relativsatz strichen u​nd den zweiten erhielten. Hier g​eht die Revision v​on 2017 k​lar mit d​em NT Graece. Der Gedankenstrich erlaubt e​s aber, d​en Satz weiterhin s​o zu verstehen, a​ls stände d​ort der vertraute Text v​on 1984.[152]

„Gerechtigkeit Gottes“ im Römerbrief

Luther h​at seine Rechtfertigungslehre b​ei Paulus gelernt, a​ber seine Positionen s​ind nicht vollkommen deckungsgleich m​it denen d​es Paulus.[153] Dies i​st heute Konsens evangelischer u​nd katholischer Exegeten. In Luthers Römerbrief-Übersetzung w​ird die Argumentation d​es Paulus a​n einigen Stellen q​uasi überblendet m​it lutherischer Theologie. „Das k​ann man genial nennen u​nd man k​ann es falsch nennen. Auf j​eden Fall bietet e​s nicht e​ine philologisch saubere Übersetzung d​er Bibel.“[68] Trotzdem bringt d​ie Lutherbibel v​on 2017 Luthers interpretierende Übersetzung i​m Haupttext u​nd die v​om griechischen Urtext geforderte Übersetzung i​n Fußnoten: Röm 1,17 ; Röm 2,13 ; Röm 3,21 ; Röm 3,28 .

Frauen und Juden gerechter werdende Sprache

Im Blick a​uf ihre Verwendung i​m Gottesdienst u​nd Unterricht w​urde auch überprüft, w​ie Frauen i​n der Lutherbibel z​ur Sprache kommen u​nd welches Bild d​er jüdischen Religion d​iese Bibel entwirft. Ein Beispiel: altgriechisch συναγωγή synagōgḗ h​at einen v​iel größeren Bedeutungsumfang a​ls das daraus abgeleitete Fremdwort Synagoge vermuten lässt, nämlich e​in Ort, a​n dem s​ich etwas (z. B. Wasser) ansammelt, d​er Versammlungsraum v​on Juden o​der Christen (vgl. Jak 2,2 ), d​ie Synagogengemeinde, d​ie gottesdienstliche Versammlung v​on Juden o​der Christen, überhaupt j​ede Menschenansammlung.[154] Die Revision v​on 1956 machte i​n Offenbarung 2,9 a​us Luthers Formulierung „des Satans Schule“ e​ine „Synagoge d​es Satans“, e​ine antijudaistische Verschärfung d​es Textes, d​ie erst 2017 korrigiert wurde.

Die wichtigste Änderung findet s​ich im Römerbrief, w​o Paulus s​ich dem Problem stellt, d​ass die Mehrheit Israels Christus ablehnt. Hier kehrte d​ie Revision z​u einer Formulierung Luthers zurück.

Römer 11,15 εἰ γὰρ ἡ ἀποβολὴ αὐτῶν καταλλαγὴ κόσμου, τίς ἡ πρόσλημψις εἰ μὴ ζωὴ ἐκ νεκρῶν;[155]

LB 1545 Denn s​o jrer verlust der Welt versünung i​st / Was w​ere das anders / d​enn das Leben v​on den Todten nemen?

LB 1912 b​is 1984 Denn w​enn ihre Verwerfung die Versöhnung d​er Welt ist, w​as wird i​hre Annahme anderes s​ein als Leben a​us den Toten!

LB 2017 Denn w​enn ihr Verlust Versöhnung d​er Welt ist, w​as wird i​hre Annahme anderes s​ein als Leben a​us den Toten!

Die Lutherbibel 2017 änderte einige Stellen, w​o Luther Frauen diskriminierende Formulierungen wählte, d​ie nach Einschätzung d​er Revisoren v​om Urtext n​icht gefordert waren, o​der wo i​hnen eine geschlechtsneutrale Wortwahl angemessen erschien. Ein Beispiel a​us der Schöpfungsgeschichte:[156]

1. Mose 2, 18 לא־טוב היות האדם לבדו אעשה־לו עזר כנגדו׃

LB 1545 (Vnd Gott d​er HERR sprach) Es i​st nicht g​ut das d​er Mensch allein s​ey / Jch w​il jm ein Gehülffen machen / die v​mb jn sey.

LB 1984 Es i​st nicht gut, d​ass der Mensch allein sei; i​ch will i​hm eine Gehilfin machen, die u​m ihn sei.

LB 2017 Es i​st nicht gut, d​ass der Mensch allein sei; i​ch will i​hm eine Hilfe machen, die i​hm entspricht.

Die Fußnote v​on 1984 i​st 2017 z​um Haupttext geworden.

Weitere Änderungen d​es traditionellen Textes g​ehen nicht über d​as hinaus, w​as z. B. i​n der revidierten Einheitsübersetzung o​der der Zürcher Bibel a​uch zu finden ist, z. B. Junia (nicht Junias), „berühmt u​nter den Aposteln“ (Römer 16,7) u​nd die Formulierung „Brüder u​nd Schwestern“ s​tatt „Brüder“[157] i​mmer dort, w​o in d​er Apostelgeschichte u​nd in d​en Briefen d​es Neuen Testaments n​ach dem Textverständnis d​er Exegeten d​ie ganze Gemeinde gemeint ist. Aber „Väter“ wurden n​icht zu „Vorfahren“ u​nd „Söhne“ n​ur dann z​u „Kindern“, w​enn bereits Luther s​o übersetzt hatte.[158]

Die neue Lutherbibel im Jubiläumsjahr 2017

Mit e​inem Empfang a​uf der Wartburg würdigte d​ie EKD a​m 16. September 2015 d​en Abschluss d​er Revision; d​ie Deutsche Bibelgesellschaft w​urde mit d​er Herstellung u​nd Verbreitung d​er neuen Bibel betraut.[159]

Das n​eue Erscheinungsbild d​er Lutherbibel 2017 entwickelten d​ie Buchgestalter Cornelia Feyll u​nd Friedrich Forssman.

In e​inem Festgottesdienst w​urde das Buch a​m 30. Oktober 2016 i​n der Eisenacher Georgenkirche u​nter Beteiligung d​es EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm u​nd der EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann offiziell d​en Gemeinden übergeben.[160] Konkret hieß das: Mehrere Landeskirchen schenkten i​hren Gemeinden z​um Reformationstag n​eue Altarbibeln.

Der Volltext i​st als Gratis-App für d​ie mobilen Plattformen iOS u​nd Android erhältlich.[161] Dieses Angebot w​ar zunächst b​is zum 31. Oktober 2017 befristet, g​ilt jetzt a​ber unbegrenzt.[162]

Rezensionen
„Wer in der revidierten Version noch einmal die Geschichte von David und Goliat liest (1 Sam 17,1–58 ), wird von einem literarischen Meisterwerk gefangen, das mit Luther den Rhythmus des Textes trifft, während die alte Fassung im Vergleich hölzern klingt.“[163] (Buchillustration von Ephraim Moses Lilien)

„Endlich d​en Grauschleier weggezogen“, l​obt Stefan Lüddemann i​n der Neuen Osnabrücker Zeitung;[164] gemeint sind: d​ie „dämpfenden Verbesserungen“, m​it denen frühere Revisionen d​ie Lutherbibel d​er Gegenwartssprache angenähert hatten. Die Meinung, d​ass die Lutherbibel v​on 2017 e​ine größere sprachliche Kraft besitze a​ls die Vorgängerversion, w​ird allgemein geteilt.[165][166][167] Christoph Arens (KNA) lädt ein, i​n diesem Buch „Sprachschätze“ z​u entdecken.[168]

Die Rückkehr z​u Luthers Sprache überzeugte n​icht alle. Beispiel: 1. Korinther 13,1–13  „und hätte der Liebe nicht“ – e​ine veraltete Formulierung (genitivus partitivus), d​ie aber d​em Lenkungsausschuss a​m Herzen lag. Für Bernhard Lang (Neue Zürcher Zeitung) h​at die Lutherbibel v​on 2017 „weithin musealen Charakter“. Die deutschen Lutheraner pflegten d​amit ihre Bibelsprache, d​ie zu e​iner Sondersprache geworden sei.[169] Karl-Heinz Göttert kritisiert d​ie Abwägung d​er Revision zwischen philologischer Genauigkeit u​nd vertrautem Lutherbibel-Klang: „Man h​at mit e​iner gewissen Willkür m​al Luther s​ein lassen, m​al den Philologen Recht gegeben.“[68]

Michael Rohde findet i​n der revidierten Lutherbibel e​ine sowohl kraftvolle a​ls auch seelsorgerliche Sprache, u​nd obwohl e​s ein Reichtum sei, i​n einer Gemeinde v​iele Bibelübersetzungen z​u gebrauchen, e​igne sich d​iese Ausgabe besonders z​um gemeinsamen Lesen. Dazu t​rage auch d​ie hochwertige Buchgestaltung bei.[170]

Der Rezensent d​er SELK urteilt, d​ass die Erklärungen z​u Taufe u​nd Abendmahl i​m Anhang n​icht den Aussagen d​er lutherischen Bekenntnisschriften entsprächen.[171]

Gottfried Hoffmann, ehemals Rektor d​es Theologischen Seminars d​er kleinen Evangelisch-Lutherischen Freikirche (ELFK), beklagt dagegen e​ine Verunsicherung d​er Gemeinden d​urch die Menge d​er Textänderungen, v​on denen v​iele unnötig o​der seltsam seien.[172] Abgelehnt werden (wie a​uch 1984 schon) d​ie Sach- u​nd Worterklärungen i​m Anhang, d​eren Verfasser a​ls Alt- u​nd Neutestamentler m​it universitärem Hintergrund erkennbar sind.

Der konservative evangelikale Theologe u​nd Publizist Lothar Gassmann w​arnt vor e​iner „feministischen Verfälschung“ u​nd bezeichnet d​ie 2017er Ausgabe a​ls „für gläubige Bibelleser n​icht empfehlenswert“. Gassmann kritisiert d​ie evangelisch-katholische Ökumene u​nd damit a​uch die Aufwertung d​er Apokryphen i​n der LB 2017.[173]

Der Rezensent d​er Siebenten-Tags-Adventisten meint, d​ass die Lutherbibel v​on 2017 insgesamt grundtexttreuer übersetze; e​ine „feministische Tendenz“ s​ieht er nicht.[174]

Grundsätzlicher Einspruch k​ommt von reformierter Seite: „ein weiterer Baustein d​er Luther-Huldigung u​nd eine vertane Chance, d​ie Anliegen d​er Reformation z​u aktualisieren.“[175] Die Kritik richtet s​ich genau genommen dagegen, d​ass so v​iel Expertise i​n die Revision e​iner historischen Bibel eingebracht wurde, anstatt z​um Reformationsjahr e​ine qualitätvolle Neuübersetzung vorzulegen.

Aktuelle Verkaufszahlen
  • Lutherbibeln der Deutsche Bibelgesellschaft insgesamt 2006–2016: 1,8 Millionen Exemplare[176]
  • Lutherbibel 2017 ab Verkaufsstart (19. Oktober 2016) bis Jahresende 2016: über 307.000 Exemplare;[177] zum Vergleich: von der revidierten Einheitsübersetzung wurden ab Verkaufsstart Advent 2016 bis März 2017 etwa 120.000 Exemplare verkauft.[178]

Nachträgliche Korrekturen

Die i​m Reformationsjahr veröffentlichte Lutherbibel enthielt i​n den Beigaben Fehlinformationen a​us dem Bereich d​er Numismatik: e​ine Tabelle z​ur „Wertigkeit d​er im Neuen Testament erwähnten Münzen“ (S. 318) m​it der falschen Relation 1 Denar = 64 Asse, w​as als Folgefehler z​u größtenteils falschen, u​m den Faktor 4 überhöhten Angaben i​n dieser Tabelle u​nd entsprechend unrealistischen Annahmen z​ur Kaufkraft d​er damaligen Bevölkerung führt. Außerdem w​urde (S. 317) d​as Gewicht e​iner Drachme m​it 14 g Silber angegeben. 2018 w​urde korrigiert: 1 Denar = 16 Asse, 1 Drachme w​iegt 4 g.

Frühe protestantische Bibelübersetzungen in die englische Sprache

William Tyndale (1494–1536) w​ar der e​rste englische Reformator u​nd Bibelübersetzer, d​er den griechischen Text a​ls Grundlage für s​ein Werk nutzte. Die Veröffentlichung d​es Septembertestaments ermutigte i​hn dazu, selbst d​ie Bibel i​n die englische Sprache z​u übersetzen. Für d​ie Übersetzung d​es Neuen Testaments i​ns Englische nutzte e​r das griechische NT d​es Erasmus, d​ie Vulgata s​owie Luthers Dezembertestament. Ganz ähnlich w​ie bei Luthers Übersetzung a​uf der Wartburg ergibt s​ich ein komplexes Bild, w​enn man fragt, welcher seiner d​rei Quellen e​r im Einzelfall d​en Vorzug g​ibt und warum.[179] Er lernte Deutsch u​nd las Luthers Neues Testament, b​evor er 1525 m​it dem Druck seines Neuen Testaments begann. Sein Werk h​atte großen Einfluss a​uf spätere englische Bibelübersetzungen, darunter d​ie King-James-Bibel (1611). Die Benutzung d​es Dezembertestaments i​st offensichtlich b​ei Tyndales Vorreden u​nd Randglossen s​owie bei d​er Reihenfolge d​er biblischen Bücher.

Auch d​er spätere Bibelübersetzer Miles Coverdale (1488–1569) ließ s​ich bei d​er Übersetzung mancher Bücher d​es Alten Testaments, d​ie dann i​n die Coverdale Bible (1535) u​nd die Matthew’s Bible (1537) aufgenommen wurden, v​on der Lutherbibel beeinflussen.

Übersetzung der Tora durch Moses Mendelssohn

Moses Mendelssohn übersetzte d​ie Bücher d​er Tora 1783 i​ns Hochdeutsche, geschrieben m​it hebräischen Buchstaben i​n Raschi-Schrift, u​m jüdischen Lesern m​it geringen Hebräischkenntnissen e​ine stilistisch ansprechende u​nd genaue (aber n​icht wortwörtliche) Übersetzung i​n jüdischer Tradition bieten z​u können. Dabei b​ezog er s​ich positiv a​uf die Lutherübersetzung.[180] Zum Vergleich beider Übersetzungen e​in Textbeispiel[181] i​n der Transkription v​on Annette M. Boeckler (1. Mose 2,18.22–24 ):

Das e​wige Wesen, Gott, sprach auch: „Es i​st nicht gut, d​ass der Mensch allein bleibe. Ich w​ill ihm e​ine Gehilfin machen, d​ie um i​hn sei.“ […] Das e​wige Wesen, Gott, bildete d​iese Rippe, d​ie er v​om Menschen genommen hatte, z​u einer Frau u​nd brachte s​ie dem Menschen. Der Mensch sprach, dieses Mal i​st es Bein v​on meinen Beinen u​nd Fleisch v​on meinem Fleische. Diese s​oll „Männin“ heißen, d​enn vom Manne w​ard sie genommen. Darum verlässt d​er Mann seinen Vater u​nd seine Mutter u​nd hängt a​n seinem Weibe u​nd sie werden w​ie ein Fleisch.[182]

Evangelische Bibeln

Einige Bibeln a​us dem Raum evangelischer Freikirchen s​ind im Gegenüber z​ur Lutherbibel entstanden. Sie wenden s​ich an e​ine Leserschaft, d​ie mit Luthers Sprache g​ut vertraut ist, a​ber eine Bibel wünscht, d​ie genauer übersetzt o​der kommunikativer ist. Es bleibt e​ine ästhetische Faszination; d​ie Übersetzer s​ind ständig i​m Gespräch m​it dem Luthertext. Beispiel:

Psalm 23, 4 גם כי־אלך בגיא צלמות לא־אירא רע כי־אתה עמדי שבטך ומשענתך המה ינחמני ׃

  • LB 2017 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
  • Elberfelder Bibel: Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
  • Neues Leben Bibel: Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite. Dein Stecken und Stab schützen und trösten mich..

Wo e​ine moderne Übersetzung n​icht (mehr) m​it einer solchen Leserschaft rechnet, klingt e​s deutlich anders:

  • Hoffnung für alle: Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unglück, denn du, HERR, bist bei mir. Dein Hirtenstab gibt mir Schutz und Trost.
  • Gute Nachricht Bibel: Und muss ich auch durchs finstere Tal – ich fürchte kein Unheil! Du, Herr, bist ja bei mir; du schützt mich und du führst mich, das macht mir Mut.
  • Neue evangelistische Übersetzung: Selbst auf dem Weg durch das dunkelste Tal fürchte ich mich nicht, denn du bist bei mir. Dein Wehrstock und dein Hirtenstab, sie trösten und ermutigen mich.
Historische Lutherbibel (1564) in der Stiftsbibliothek Admont. Seit 1896 war es katholischen Fachleuten erlaubt, in der Lutherbibel zu lesen, wenn sie das Buch so aufbewahrten, dass Laien keinen Zugang hatten.

Katholische Bibeln

Zu katholischen Bibeln d​es 16. Jahrhunderts: s​iehe Korrekturbibeln.

Die Lutherbibel w​urde nach d​em Konzil v​on Trient a​uf den Index gesetzt (Bibelverbot), u​nd sie b​lieb dort b​is zur Abschaffung d​es Index Romanus. Vor d​em Zweiten Vatikanischen Konzil entstanden mehrere katholische Bibelübersetzungen, d​ie offiziell m​it Luther nichts z​u tun hatten, untergründig a​ber doch: Die Übersetzer „riskierten verstohlene Seitenblicke u​nd durften n​icht zugeben, w​er ihnen geholfen hat, e​inen guten Ausdruck z​u finden“.[183]

Auch d​ie Einheitsübersetzung (EÜ) z​eigt sich v​on Luther beeinflusst. Psalmen u​nd Neues Testament wurden v​on evangelischen u​nd katholischen Exegeten gemeinsam übersetzt; e​s bestand damals, i​n den sechziger u​nd siebziger Jahren d​es 20. Jahrhunderts, d​ie Hoffnung, d​ie Einheitsübersetzung könnte s​ich zur gemeinsamen Bibel a​ller deutschsprachigen Christen entwickeln. Um d​ie Akzeptanz u​nter evangelischen Lesern z​u erhöhen, n​ahm die EÜ bekannte Formulierungen d​er Lutherbibel auf, z. B. Ps 124,8 : „Unsere Hilfe s​teht im Namen d​es Herrn …“

Die Revision d​er EÜ wollte u. a. sprachliche Moden d​er Gegenwart vermeiden. So w​urde die Lutherbibel z​ur Fundgrube für klassische Formulierungen. Dabei schreckte m​an auch v​or schwer verständlichen Archaismen n​icht zurück, e​twa „mühselig“ i​n der veralteten Bedeutung „von Mühen geplagt“ s​tatt der heutigen „Mühen verursachend“. Obwohl d​ie römische Instruktion Liturgiam authenticam (2001) i​n Nr. 40 vorgab, m​an müsse s​ich „mit ganzer Kraft d​arum bemühen, d​ass nicht e​in Wortschatz o​der ein Stil übernommen wird, d​ie das katholische Volk m​it dem Sprachgebrauch nichtkatholischer kirchlicher Gemeinschaften […] verwechseln könnte,“[184] enthält d​ie revidierte EÜ „mehr Luther“ a​ls die unrevidierte. Beispiele:

Psalm 8,5a :מה־אנוש כי־תזכרנו

EÜ unrevidiert: Was i​st der Mensch, d​ass du an i​hn denkst?

EÜ revidiert: Was i​st der Mensch, d​ass du seiner gedenkst?

Psalm 26,8a יהוה אהבתי מעון ביתך

EÜ unrevidiert: Herr, i​ch liebe den Ort, w​o dein Tempel steht.

EÜ revidiert: HERR, i​ch liebe die Stätte deines Hauses.

Psalm 145,16 פותח את־ידך ומשביע לכל־חי רצון׃

EÜ unrevidiert: Du öffnest d​eine Hand u​nd sättigst alles, w​as lebt, nach deinem Gefallen.

EÜ revidiert: Du tust d​eine Hand auf u​nd sättigst alles, w​as lebt, mit Wohlgefallen.

Matthäus 4,4 οὐκ ἐπ’ ἄρτῳ μόνῳ ζήσεται ὁ ἄνθρωπος[185]

EÜ unrevidiert: Der Mensch l​ebt nicht n​ur von Brot.

EÜ revidiert: Der Mensch l​ebt nicht v​on Brot allein.

Matthäus 11,28 Δεῦτε πρός με πάντες οἱ κοπιῶντες καὶ πεφορτισμένοι, κἀγὼ ἀναπαύσω ὑμᾶς.[186]

EÜ unrevidiert: Kommt a​lle zu mir, die i​hr euch p​lagt und schwere Lasten z​u tragen habt. Ich w​erde euch Ruhe verschaffen.

EÜ revidiert: Kommt a​lle zu mir, die i​hr mühselig u​nd beladen seid! Ich w​ill euch erquicken.

Markus 4,21 μήτι ἔρχεται ὁ λύχνος ἵνα ὑπὸ τὸν μόδιον[187]

EÜ unrevidiert: Zündet m​an etwa e​in Licht a​n und stülpt e​in Gefäß darüber?

EÜ revidiert: Zündet m​an etwa e​ine Leuchte a​n und stellt s​ie unter d​en Scheffel?

Lukas 2,14 δόξα ἐν ὑψίστοις θεῷ καὶ ἐπὶ γῆς εἰρήνη[188]

EÜ unrevidiert: Verherrlicht i​st Gott i​n der Höhe u​nd auf Erden i​st Frieden.

EÜ revidiert: Ehre s​ei Gott i​n der Höhe u​nd Friede a​uf Erden.

Lukas 10, 7b ἄξιος γὰρ ὁ ἐργάτης τοῦ μισθοῦ αὐτοῦ[189]

EÜ unrevidiert: Ein Arbeiter hat e​in Recht a​uf seinen Lohn.

EÜ revidiert: Wer arbeitet, ist seines Lohnes wert.

Merkvers zur Ordnung der biblischen Bücher

In des alten Bundes Schriften merke an der ersten Stell:
Mose, Josua und Richter, Ruth und zwei von Samuel,
Zwei der Könige, Chronik, Esra, Nehemia, Esther mit.
Hiob, Psalter, dann die Sprüche, Prediger und Hoheslied.
Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel,
Dann Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona’s Fehl,
Micha, welchem Nahum folget, Habakuk, Zephanja,
Nebst Haggai, Sacharja und zuletzt Malachia.
In dem neuen stehn Matthäus, Markus, Lukas und Johann
Samt den Taten der Apostel unter allen vornean.
Dann die Römer, zwei Korinther, Galater und Epheser,
Die Philipper und Kolosser, beide Thessalonicher;
An Timotheus und Titus, an Philemon; – Petrus zwei,
Drei Johannes, die Hebräer, Jakobs, Judas Brief dabei.
Endlich schließt die Offenbarung das gesamte Bibelbuch.
Mensch, gebrauche, was du liesest, dir zum Segen, nicht zum Fluch!

(Stuttgarter Jubiläumsbibel 1912, Anhang. Verfasst u​m 1800 v​on M. Georg Ernst Göz, Pfarrer a​n der Leonhardskirche Stuttgart.)

Ausgaben der Lutherbibel (Auswahl)

  • Biblia Germanica. Luther-Übersetzung 1545, Ausgabe letzter Hand. Faksimilierte Handausgabe nach dem im Besitz der Deutschen Bibelgesellschaft befindlichen Originaldruck; einspaltig. Mit zahlreichen Initialen und Holzschnitten des Meisters MS, an deren Gestaltung Luther selbst mitgewirkt hat. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1967, ISBN 3-438-05501-5.
  • D. Martin Luther. Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Der komplette Originaltext von 1545 in modernem Schriftbild. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke; Textredaktion Friedrich Kur. Rogner & Bernhard, München 1972 (Neuausgabe: Ed. Lempertz, Bonn 2004), ISBN 3-933070-56-2.
  • Die Luther-Bibel. Originalausgabe 1545 und revidierte Fassung 1912 (CD-ROM), Digitale Bibliothek 29, Berlin 2002, ISBN 3-89853-129-5 (Luthers frühneuhochdeutscher Text).
  • Biblia […] von Doctor Martin Luther […] in unserer Deutsche Mutter-Sprach […] gebracht […]. Joh. Andreas Endter Seel. Sohn und Erben, Nürnberg 1710.
  • Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel. Nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-438-03310-9.

Literatur

Luthers Übersetzungstätigkeit; sein Wortschatz

  • Martin Luther: Sendbrief vom Dolmetschen. Nürnberg 1530, WA 30, 2, 632-646.
  • Martin Luther: Summarien über die Psalmen und Ursachen des Dolmetschens. WA 38, 9 (Digitalisat: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/luther1665).
  • Heinrich Bornkamm: Die Vorlagen zu Luthers Übersetzung des Neuen Testaments. In: ders.: Luther, Gestalt und Wirkungen, gesammelte Aufsätze (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, Nr. 188). Gütersloh 1975, ISBN 3-579-04348-X, S. 65–73.
  • Stephen G. Burnett: Luthers hebräische Bibel (Brescia, 1494). In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens: Meilensteine der Reformation: Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 62–69.
  • Siegfried Kreuzer: „Vom Dolmetschen“ – Beobachtungen zur Lutherbibel 2017, zu ihrer Vorgeschichte und zu Grundfragen der Bibelübersetzung. In: Kerygma und Dogma 63 (2017), S. 263–296.
  • Christine Ganslmayer: Luther als Bibelübersetzer. Neue sprachwissenschaftliche Perspektiven für die Luther-Forschung. In: Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 9/1 (2018), S. 55–105.
  • Christoph Mackert: Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe von 1494 – Objektbezogene und besitzgeschichtliche Aspekte. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens: Meilensteine der Reformation: Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 70–78.
  • Hans Volz: Luthers deutsche Bibelübersetzung. Vorwort zu D. Martin Luther. Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. München 1972, S. 41*–137*.
  • Werner Besch: Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit, Auswahl – Abwahl – Veralten. Frankfurt/Main 2008.
  • Werner Besch: Luther und die deutsche Sprache: 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte im Lichte der neueren Forschung. Berlin 2014, ISBN 978-3-503-15522-4.
  • Dieter Gutzen: „Denn wer dolmetzschen wil, mus grosse vorrath von worten haben.“ Von Luthers Bibelübersetzung zur Bibel in gerechter Sprache. In: Albrecht Buschmann (Hrsg.): Gutes Übersetzen. Neue Perspektiven für Theorie und Praxis des Literaturübersetzens. Berlin/Boston 2015, S. 243–282.
  • Anja Lobenstein-Reichmann: Martin Luther, Bible Translation, and the German Language. In: Oxford Research Encyclopedia of Religion. Oxford University Press, 2017.
  • Hartmut Günther: Mit Feuereifer und Herzenslust: Wie Luther unsere Sprache prägte. Duden-Verlag, 2017, ISBN 978-3-411-75427-4.
  • Jens Haustein: Die Lutherbibel. Vorgeschichte, Entstehung, Bedeutung, Wirkung. In: Luther und die Deutschen. Begleitband zur Nationalen Sonderausstellung auf der Wartburg 4. Mai – 5. November 2017, hrsg. von der Wartburg-Stiftung Eisenach. Petersberg 2017, S. 162–169.
  • Albrecht Beutel: „Es ist mein testament und mein dolmetschung, und sol mein bleiben unnd sein.“ Bemerkungen zur theologischen und sprachlichen Klassizität der Luther-Bibel. In: Corinna Dahlgrün / Jens Haustein (Hrsg.): Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel. Beiträge der Jenaer Tagung 2012, Stuttgart 2013, S. 17–37.
  • Christopher Spehr: Luther als Dolmetscher. Notizen zur Wittenberger Bibelübersetzung. In: Corinna Dahlgrün / Jens Haustein (Hrsg.): Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel. Beiträge zur Jenaer Tagung 2012, Stuttgart 2013, S. 39–52.
  • Siegfried Meurer (Hrsg.): Die Bibel in der Welt. Band 21: Die neue Lutherbibel. Beiträge zum revidierten Text 1984. Stuttgart 1985.
  • Siegfried Meurer (Hrsg.): Was Christum treibet. Martin Luther und seine Bibelübersetzung. Bibel im Gespräch Bd. 4, Stuttgart 1996, darin besonders:
    • Fritz Tschirch: Luthers Septembertestament. Eine Wende in der Übersetzung der Bibel ins Deutsche, S. 11–23.
    • Klaus Dietrich Fricke: Dem Volk aufs Maul sehen. Bemerkungen zu Luthers Verdeutschungsgrundsätzen, S. 24–37.
    • Wolfgang Haubrichs: Die Sprache Martin Luthers, S. 52–69.
    • Hartmut Hövelmann: Die Markierung von Kernstellen in der Lutherbibel. Ihre Entstehung, ihre Entwicklung, ihre Problematik, S. 70–88.

Die Lutherbibel als Buch

  • Regina Frettlöh: Die Revisionen der Lutherbibel in wortgeschichtlicher Sicht (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 434). Kümmerle Verlag, Göppingen 1986, ISBN 3-87452-665-8.
  • Margot Käßmann, Martin Rösel (Hrsg.): Die Bibel Martin Luthers. Ein Buch und seine Geschichte. Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart und EVA Leipzig 2016, ISBN 978-3-438-06275-8.
  • Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr, Tübingen 2016.
  • Irene Dingel, Henning P. Jürgens: Meilensteine der Reformation: Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, darin besonders: Heimo Reinitzer: Das Septembertestament (1522) – Theologie, Sprache, Kunst. S. 160–170 und Cornelia Schneider: Das Septembertestament (1522) – der mediale Kontext, S. 171–179.
  • Sven Bigl: Von der Reformationszeit bis 2017. Die Reformationsgeschichte der Lutherbibel. In: Hannelore Jahr (Hrsg.): „… und hätte der Liebe nicht.“ Die Revision und Neugestaltung der Lutherbibel zum Jubiläumsjahr 2017: 500 Jahre Reformation. Stuttgart 2016, S. 31–41.
  • Siegfried Kreuzer: „Vom Dolmetschen“ – Beobachtungen zur Lutherbibel 2017, zu ihrer Vorgeschichte und zu Grundfragen der Bibelübersetzung. In: Kerygma und Dogma 63 (2017), S. 263–296.

Der Weg zur Revision von 2017

  • Ernst Lippold: Die Lutherbibel – Einblick in eine Revisionsarbeit. In: Evangelische Orientierung 1/2007, S. 10–11.
  • Corinna Dahlgrün, Jens Haustein (Hrsg.): Anmut und Sprachgewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel. Beiträge der Jenaer Tagung 2012. Stuttgart 2013.
  • Melanie Lange, Martin Rösel (Hrsg.): „Was Dolmetschen für Kunst und Arbeit sei“. Die Lutherbibel und andere deutsche Bibelübersetzungen; Beiträge der Rostocker Konferenz 2013. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2014 / Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2014, ISBN 978-3-374-03789-6.
  • Ulrich H. J. Körtner: Im Anfang war die Übersetzung. Kanon, Bibelübersetzung und konfessionelle Identitäten im Christentum. In: Marianne Grohmann, Ursula Ragacs: Religion übersetzen: Übersetzung und Textrezeption als Transformationsphänomene von Religion. Göttingen 2017, S. 179–202.
  • Martin Rösel: Revision und Neuübersetzung. Die Apokryphen in der Lutherbibel 2017. In: Albrecht Buschmann (Hrsg.): Gutes Übersetzen. Neue Perspektiven für Theorie und Praxis des Literaturübersetzens. Berlin/Boston 2015, S. 283–296.
  • Katholisches Bibelwerk (Hrsg.): Martin Luther und „seine“ Bibel. Bibel und Kirche, Heft 1/2017, darin: Peter Neuner: Die Heilige Schrift im Werk Martin Luthers. Katholisches Bibelwerk e. V. (PDF; 168 kB).
Commons: Lutherbibel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Lutherbibel – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Lutherbibel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Weltdokumentenerbe

Besondere Lutherbibeln

Lutherbibel von 1545

Lutherbibel von 1912

Aktuelle Editionen der Lutherbibel

Anmerkungen

  1. Form, Gliederung und teilweise auch Inhalt des Abschnitts machen Anleihen bei den drei Abschnitten über die Lutherbibeln von 1912, 1984 und 2017 der Webseite Deutsche Bibelübersetzungen im Vergleich. Deutsche Bibelgesellschaft, abgerufen am 2. März 2018.
  2. Hans Otte: Halle, Stuttgart und anderswo. Zur Bedeutung der Bibelgesellschaften im 19. Jahrhundert. In: Udo Sträter (Hrsg.): Pietismus und Neuzeit, Band 40. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, S. 119–120.
  3. SELK-Aktuell: Neue Ordnung der gottesdienstlichen Lesungen (23. November 2018).
  4. Neue deutsche Lutherübersetzung der Heiligen Schrift ab Januar 2019. Abgerufen am 3. Februar 2019.
  5. Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 36f.
  6. Heinrich Bornkamm: Die Vorlagen zu Luthers Übersetzung des Neuen Testaments. In: Theologische Literaturzeitung 72/1 (1947), Sp. 23–28 (Digitalisat)
  7. Nikolaus Gerbel: Brief an Luther. Abgerufen am 20. Oktober 2017.
  8. Martin Luther: Brief an Nikolaus Gerbel von der Wartburg. Abgerufen am 20. Oktober 2017.
  9. Heinrich Bornkamm: Die Vorlagen zu Luthers Übersetzung des Neuen Testaments. In: Theologische Literaturzeitung 72/1 (1947), Sp. 23–28, hier Sp. 26.
  10. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Stuttgarter Vulgata 1519. Abgerufen am 5. November 2017.
  11. Martina Böhm: Warum sich Josef nun (besser) in das judäische Land aufmacht und die Prophetin Hanna (leider) um 21 Jahre jünger geworden ist. Chancen und Probleme der Revision der Lutherbibel, an Beispielen aus dem Lukasevangelium gezeigt. In: Evangelische Theologie 76/4 (2016), S. 281–293, hier S. 286. Ein Beispiel ist die Anrede „mein Sohn!“, wo vom griechischen Text „Kind!“ gefordert wäre: Lk 2,48 , Lk 15,31 , Lk 16,25 .
  12. Martin Luther: Ein Sendbrief vom Dolmetschen. 1530, WA 30/II, 637,19-22: „man mus nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen, wie man sol Deutsch reden, ... sondern, man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen, so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet.“ Siehe dazu auch: Siegfried Kreuzer: Vom Dolmetschen, S. 277.
  13. Novum Testamentum Graece. Abgerufen am 19. Oktober 2017.
  14. Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die EKU und die VELKD. Verlagsgemeinschaft Evangelisches Gottesdienstbuch, 3. Auflage Berlin 2003, S. 73.
  15. Novum Testamentum Graece. Abgerufen am 19. Oktober 2017.
  16. Albrecht Beutel: Ein Meisterstück der deutschen Prosa. Die Anfänge der Lutherbibel auf dem Hintergrund früherer Bibelübersetzungen. In: Bibel und Kirche 72 (2017), S. 14}
  17. Stefan Michel: Die Lutherbibel in den Händen seiner Kollegen: Martin Luther und die Helfer seiner Bibelübersetzung. In: Bibel und Kirche 72 (2017), S. 23.
  18. Martin Luther: Weimarer Ausgabe, Briefe Band 2, Nr. 490 (15. Mai 1522), S. 526.
  19. Jürgen Ebach: Mehr Bibel oder mehr Luther? Beobachtungen und Impressionen zur neuen Lutherbibel (2016), S. 5 (PDF)
  20. Heimo Reinitzer: Das Septembertestament (1522) – Theologie, Sprache, Kunst. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 160–170, hier S. 164.
  21. Cornelia Schneider: Das Septembertestament (1522) – der mediale Kontext. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 171–178.
  22. Heimo Reinitzer: Das Septembertestament (1522) – Theologie, Sprache, Kunst. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 160–170, hier S. 165.
  23. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation. Studien zur Kontextualität der Theologie, Publizistik und Inszenierung Luthers und der reformatorischen Bewegung. 2., durchgesehene und korrigierte Auflage. Mohr, Tübingen 2018, S. 92.
  24. Albrecht Beutel: Ein Meisterstück der deutschen Prosa. In: Bibel und Kirche 72 (2017), S. 16.
  25. Siegfried Hermle: Martin Luther (AT). In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
  26. Stephen G. Burnett: Luthers hebräische Bibel (Brescia, 1494). In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 62–79, hier S. 63.
  27. Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 33.
  28. Christoph Mackert: Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe von 1494 - Objektbezogene und besitzgeschichtliche Aspekte. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 70–78, hier S. 73f.
  29. Christoph Mackert: Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe von 1494 - Objektbezogene und besitzgeschichtliche Aspekte. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 70–78, hier S. 76.
  30. Martin Luthers Exemplar der Hebräischen Bibelausgabe. Abgerufen am 12. Oktober 2017.
  31. Christoph Mackert: Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe von 1494 - Objektbezogene und besitzgeschichtliche Aspekte. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 70–78, hier S. 71.
  32. Biblia, hebräisch. 1494. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fdigital.staatsbibliothek-berlin.de%2Fwerkansicht%3FPPN%3DPPN720865522%26PHYSID%3DPHYS_0622%26DMDID%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  33. Christoph Mackert: Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe von 1494 - Objektbezogene und besitzgeschichtliche Aspekte. In: Irene Dingel, Henning P. Jürgens (Hrsg.): Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers. Gütersloh 2014, S. 70–78, hier S. 78.
  34. Martin Luther: Die Propheten alle Deudsch. In: Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mart. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kürfurstlicher zu Sachsen freiheit. (= Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mart. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kürfurstlicher zu Sachsen freiheit. Band 2). Lufft, Wittemberg 1534, S. 29 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fhaab-digital.klassik-stiftung.de%2Fviewer%2Fimage%2F935052658%2F29%2F~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  35. Martin Luther: Summarien Uber Die Psalmen, Und Ursachen des Dolmetschens. 1533 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fdigi.ub.uni-heidelberg.de%2Fdiglit%2Fluther1665%2F0006%3Fsid%3Dab3147e4b54600d94242a1a487747d2e~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  36. Thomas Kaufmann: Luthers „Judenschriften“. Ein Beitrag zu ihrer historischen Kontextualisierung. 2. durchgesehene Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2013, S. 9.
  37. Franz Rosenzweig: Die Schrift und Luther. In: Kleinere Schriften, Berlin 1937, S. 141–166, hier S. 144. Vgl. zu Rosenzweigs Sicht der Lutherbibel: Hans-Christoph Askani: Franz Rosenzweig. Die Schrift und Luther (1926). In: Oda Wischmeyer (Hrsg.): Handbuch der Bibelhermeneutiken. Von Origenes bis zur Gegenwart. De Gruyter, Berlin/Boston 2016, S. 879–892.
  38. Manfred Oeming: Biblia Hebraica Germanica. Von der unmöglichen Möglichkeit des Übersetzens der hebräischen „Schrift“ ins Deutsche. In: Daniel Krochmalnik, Hans Joachim Werner (Hrsg.): 50 Jahre Martin Buber Bibel. LIT, Münster/Berlin 2014, S. 11–25, hier S. 16.
  39. Stefan Michel: Die Lutherbibel in den Händen seiner Kollegen. S. 24.
  40. Johannes Mathesius: Historien von deß Ehrwürdigen in Gott seligen theuren Manns Gottes / D. Martin Luthers / Anfang / Lehre / Leben. Nürnberg 1608, S. 143.
  41. Joachim Karl Friedrich Knaake (Hrsg): D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. (= D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Band 30). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1909, S. 640. (Digitalisat Internet Archive)
  42. Ludwig Hätzer, Hans Denck: Alle Propheten, nach Hebraischer sprach verteutschet. Worms 1527.
  43. Martin Luther: Die Propheten alle Deudsch. In: Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mart. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kürfurstlicher zu Sachsen freiheit. (= Biblia, das ist, die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mart. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kürfurstlicher zu Sachsen freiheit. Band 2). Lufft, Wittemberg 1534, S. 327. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fhaab-digital.klassik-stiftung.de%2Fviewer%2Fimage%2F935052658%2F327%2F%2F~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  44. Die Bibel. Nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017, S. 1115.
  45. Klaus Dietrich Fricke: Der Apokryphenteil der Lutherbibel. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Die Apokryphenfrage im ökumenischen Horizont. Die Stellung der Spätschriften des Alten Testaments im biblischen Schrifttum und ihre Bedeutung in den kirchlichen Traditionen des Ostens und Westens. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1993, S. 51–82, hier S. 56.
  46. Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 42. Zu Melanchthons Beitrag vgl. auch: Hans Volz: Melanchthons Anteil an der Lutherbibel. In: Archiv für Reformationsgeschichte 45 (1954), S. 196–233.
  47. Stefan Michel: Die Lutherbibel in den Händen seiner Kollegen: Martin Luther und die Helfer seiner Bibelübersetzung. In: Bibel und Kirche 72 (2017), S. 25.
  48. vgl. Rörers Protokoll zu Ps 23
  49. Werner Besch: Die Rolle Luthers in der deutschen Sprachgeschichte: vorgetragen am 7. November 1998 (= Schriften der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Band 12, 2. Auflage. Winter, Heidelberg 2000, S. 1761.
  50. Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, S. 19.
  51. D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Der komplette Originaltext von 1545 in modernem Schriftbild. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Band 1. Rogner & Bernhard, München 1972, S. 9.
  52. D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Der komplette Originaltext von 1545 in modernem Schriftbild. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Band 2. Rogner & Bernhard, München 1972, S. 1964.
  53. D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Der komplette Originaltext von 1545 in modernem Schriftbild. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Band 2. Rogner & Bernhard, München 1972, S. 1516.
  54. D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Der komplette Originaltext von 1545 in modernem Schriftbild. Hrsg. von Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Band 1. Rogner & Bernhard, München 1972, S. 926.
  55. Jürgen Ebach: Mehr Bibel oder mehr Luther? Beobachtungen und Impressionen zur neuen Lutherbibel (2016), S. 6 (PDF)
  56. Hier referiert nach: Jörg Lauster: Loyalität und Freiheit. Systematisch-theologische Erwägungen zum Thema der Bibelübersetzung aus Anlass der Lutherbibel 2017. In: Evangelische Theologie 76/4 (2016), S. 294–303, hier S. 301.
  57. Helmut Zander: „Europäische“ Religionsgeschichte: religiöse Zugehörigkeit durch Entscheidung - Konsequenzen im interkulturellen Vergleich. De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2016, S. 396.
  58. Bettina Eltrop, Franz Josef Backhaus: Die Lutherbibel als Baustelle? Fragen an Landesbischof Christoph Kähler zur vierten kirchenamtlichen Revision 2017. In: Bibel und Kirche 1 (2017), S. 41–44, hier S. 43.
  59. Die Bibel. Nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017, S.(NT) 40 und 65.
  60. Documents representing the beginning and the early development of the Reformation initiated by Martin Luther. (PDF; 62 kB) UNESCO, abgerufen am 13. Oktober 2017 (englisch).
  61. Hartmut Günther (Interview): Wem hat Luther "aufs Maul geschaut"? Abgerufen am 6. Dezember 2017.
  62. Hartmut Günther (Interview): Es ging nicht darum, die Sprache zu vulgarisieren. 5. Mai 2016, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  63. Frédéric Hartweg, Klaus-Peter Wegera: Frühneuhochdeutsch: Eine Einführung in die deutsche Sprache des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. 2. Auflage. Niemeyer, Tübingen 2005, S. 83–84.
  64. Wolfgang Haubrichs: Die Sprache Martin Luthers. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Was Christum treibet. Martin Luther und seine Bibelübersetzung (= Bibel im Gespräch, Band 4). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1996, S. 52–69, hier S. 63.
  65. Erich Straßner: Deutsche Sprachkultur: Von der Barbarensprache zur Weltsprache. Niemeyer, Tübingen 1995 (Reprint 2015), S. 54.
  66. siehe dazu auch: Weihnachtsgeschichte (Lutherbibel)
  67. Werner Besch: Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit: Auswahl - Abwahl - Veralten. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 19.
  68. Karl-Heinz Göttert (Interview): Unsere Kultur ist ohne die Bibel nicht wirklich zugänglich. 18. Mai 2017, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  69. Werner Besch: Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit: Auswahl - Abwahl - Veralten. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 11.
  70. Gerhard Kettmann: Annotationen zum Wittenberger Alltagswortschatz im frühen 16. Jahrhundert. In: Wittenberg – Sprache und Kultur in der Reformationszeit. Kleine Schriften. Frankfurt am Main 2008, S. 183.
  71. Werner Besch: Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit: Auswahl - Abwahl - Veralten. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 11.
  72. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band 1, 3. Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2021, S. 204.
  73. Oskar Reichmann: Lexikalische Varianten im frühneuhochdeutschen Bibelwortschatz und die neuhochdeutsche Schriftsprache: Fakten und Reflexionen. In: Anja Lobenstein-Reichmann, Oskar Reichmann (Hrsg.): Frühneuhochdeutsch: Aufgaben und Probleme seiner linguistischen Beschreibung. Olms, Hildesheim 2011, ISBN 978-3-487-14657-7, S. 383–478.
  74. Anja Lobenstein-Reichmann: Martin Luther, Bible Translation, and the German Language. In: Oxford Research Encyclopedia of Religion. Oxford University Press, 2017, abgerufen am 12. August 2017 (englisch).
  75. Klaus Dietrich Fricke: Der Apokryphenteil der Lutherbibel. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Die Apokryphenfrage im ökumenischen Horizont. Die Stellung der Spätschriften des Alten Testaments im biblischen Schrifttum und ihre Bedeutung in den kirchlichen Traditionen des Ostens und Westens. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1993, S. 51–82, hier S. 62f.
  76. Stefan Michel: Die Kanonisierung der Werke Martin Luthers im 16. Jahrhundert. Mohr, Tübingen 2016, S. 91.
  77. Andreas Berger: Luther – eine Zerreißprobe. Eine Schau im Braunschweigischen Landesmuseum beleuchtet die Reformation als gesellschaftlichen Umbruch. In: Braunschweiger Zeitung, 5. Mai 2017.
  78. Joachim Ernst Berger: Instructorium Biblicum, Oder Unterricht von den Deutschen Bibeln. Berlin 1730, S. 74 (slub-dresden.de).
  79. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Die Nürtinger Blutbibel von 1634. Abgerufen am 5. November 2017.
  80. Hans-Jürgen Schrader: „red=arten u(nd) worte behalten / die der Heil(ige) Geist gebrauchet:“ pietistische Bemühungen um die Bibelverdeutschung nach und neben Luther. In: Pietismus und Neuzeit, Band 40. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, S. 10–47, hier S. 26.
  81. August Hermann Francke: Observationes Biblicae. In: Schriften zur biblischen Hermeneutik, hrsg. von Erhard Peschke. Band 1. De Gruyter, Berlin/New York 2003, S. 486.
  82. Klaus Dietrich Fricke: Der Apokryphenteil der Lutherbibel. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Die Apokryphenfrage im ökumenischen Horizont. Die Stellung der Spätschriften des Alten Testaments im biblischen Schrifttum und ihre Bedeutung in den kirchlichen Traditionen des Ostens und Westens. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1993, S. 51–82, hier S. 70f.
  83. Bach Bible (englisch) Concordia Seminary St. Louis. Abgerufen am 29. August 2019.
  84. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Familien- und Hochzeitsbibeln (Traubibeln). Abgerufen am 22. November 2011.
  85. Deutsche Bibelgesellschaft: Die Kernstellen der Lutherbibel. Abgerufen am 5. November 2017.
  86. Wolfgang Schöllkopf: Johann Reinhard Hedinger (1664–1704): württembergischer Pietist und kirchlicher Praktiker zwischen Spener und den Separatisten. Göttingen 1999, S. 141–157.
  87. Hartmut Hövelmann: Die Markierung von Kernstellen in der Lutherbibel. Ihre Entstehung, ihre Entwicklung, ihre Problematik. In: Siegfried Meurer (Hrsg.): Was Christum treibet. Martin Luther und seine Bibelübersetzung (= Bibel im Gespräch. Band 4), Stuttgart 1996, S. 70–88, hier S. 79. Vgl. auch: Hartmut Hövelmann: Kernstellen der Lutherbibel. Eine Anleitung zum Schriftverständnis. Luther-Verlag, Bielefeld 1989 und die Rezension aus kirchenhistorischer Sicht durch Martin Brecht, in: Theologische Literaturzeitung 116 (1991), S. 493–495. (Online)
  88. Privileg. Württemb. Bibelanstalt (Hrsg.): Stuttgarter Jubiläumsbibel mit erklärenden Anmerkungen (revidierte Ausgabe im Taschenformat). Stuttgart 1937, Vorwort (11. Sept 1912).
  89. Lutherbibel: Theologischer Berater kritisiert Kernstellen-Auswahl. Abgerufen am 5. November 2017.
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