Leipziger Disputation

Die Leipziger Disputation w​ar ein akademisches Streitgespräch zwischen d​em Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck a​ls Herausforderer u​nd den Wittenberger Theologieprofessoren Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt[2]) s​owie Martin Luther a​ls Verteidigern. Es f​and vom 27. Juni b​is zum 15. Juli 1519 i​n der Leipziger Pleißenburg statt. Herzog Georg v​on Sachsen h​atte sich erfolgreich für d​ie Ausrichtung d​er Disputation d​urch die Universität Leipzig eingesetzt.

Die erste bildliche Darstellung Luthers als Mönch mit Doktorhut, die Hand im Redegestus erhoben. Die Figur ist nur durch die versehentlich spiegelverkehrt geschnittene Umschrift Doctor Martinus Lutter Augustiner Wittenb. und die Lutherrose identifizierbar.[1] Detail vom Titelblatt der Predigt, die Luther während der Disputation hielt: Ein Sermon geprediget tzu Leipßgk. (Wolfgang Stöckel, Leipzig 1519)

Ursprünglich h​atte Karlstadt Eck i​m Mai 1518 z​u einer Disputation über d​ie menschliche Willensfreiheit u​nd die Gnade Gottes aufgefordert. Er h​atte von Ecks Kritik a​n Luthers 95 Thesen erfahren u​nd wollte d​ie gemeinsame Wittenberger Theologie öffentlich verteidigen. Mit Lucas Cranach entwarf e​r das wahrscheinlich e​rste reformatorische Flugblatt.

Eck b​ezog sich m​it seinen Thesen z​ur Vorbereitung d​er Disputation s​tatt auf Karlstadt s​o deutlich a​uf Luther, d​ass dieser schriftlich reagierte u​nd im Frühjahr 1519 e​ine eigene Teilnahme a​n der Leipziger Disputation anstrebte. Zugleich rückte Eck d​ie Themen Kirche u​nd Papstamt i​ns Zentrum d​er Auseinandersetzung m​it Luther. Die Disputation v​on Karlstadt u​nd Eck über d​ie menschliche Willensfreiheit f​and wie geplant i​n Leipzig statt, f​and aber weniger Beachtung a​ls die Disputation über d​en päpstlichen Primat, dessen Begründung a​us göttlichem Recht v​on Luther verneint u​nd von Eck verteidigt wurde.

Die Rollenverteilung b​ei einer Disputation w​ar unsymmetrisch. Als Opponent h​atte Eck d​ie Möglichkeit, d​en Gang d​er Diskussion vorzugeben. Er nutzte dies, u​m Luther d​amit zu konfrontieren, d​ass ähnliche Aussagen z​um Papsttum v​om Konstanzer Konzil i​m Fall d​es Jan Hus a​ls ketzerisch verurteilt worden waren. Luther erklärte, d​as Konzil h​abe geirrt, einige Sätze v​on Hus s​eien christlich u​nd evangelisch. Damit relativierte Luther n​icht nur d​ie Autorität d​es Papstes, sondern a​uch die Autorität v​on Konzilien. Mit diesen Aussagen h​atte er s​ich faktisch v​om Kirchenverständnis seiner Zeit gelöst. Als Respondent konnte Luther Eck m​it seinen Argumenten a​us der Kirchengeschichte punktuell i​n Schwierigkeiten bringen. Aber a​uf den Gang d​er Gespräche gewann e​r wenig Einfluss.

Eck w​urde nach d​em Ende d​er Veranstaltung i​n Leipzig a​ls Sieger d​er Disputation gefeiert. Auch Luther räumte ein, d​ass Eck gesiegt habe. Allerdings t​rat der v​on Eck erwartete Effekt n​icht ein: Sympathien für e​inen Ketzer bekundet z​u haben, schadete Luther nicht. Das akademische Urteil über d​ie Disputation b​lieb aus, a​ber die öffentliche Meinungsbildung k​am in Gang u​nd fiel zugunsten Luthers aus. Luther begann, Jan Hus a​ls seinen Vorläufer z​u interpretieren.

Leipziger Disputation im Kontext

Die Leipziger Disputation i​m Sommer 1519 f​and in e​inem Zeitfenster statt, d​as sich Anfang 1520 wieder schloss: Nach d​em Tod v​on Kaiser Maximilian (12. Januar 1519) h​atte Luthers Landesherr Friedrich d​er Weise a​ls Mitglied d​es Kurfürstenkollegiums e​ine wichtige Rolle b​ei der anstehenden Kaiserwahl. Friedrich schützte seinen Wittenberger Professor, a​ls dieser d​urch seine 95 Thesen i​n den Konflikt m​it der römischen Kurie geriet. Damit folgte e​r einem a​uch in anderen zeitgenössischen Konflikten z​u beobachtenden Muster: Weltliche Obrigkeiten versuchten, d​ie kirchliche Jurisdiktion a​uf ihrem Territorium z​u kontrollieren.[3] Die Kurie w​ar vor a​llem daran interessiert, d​ass Friedrich b​ei der Kaiserwahl i​n ihrem Sinn agierte. Um i​hn nicht z​u brüskieren, stellte s​ie Luthers Häresieprozess zurück. Das ermöglichte e​s Luther u​nd seinem Kreis, i​hre Reformideen e​in Jahr l​ang ungehindert z​u verbreiten.[4] Parallel z​ur Leipziger Disputation f​and in Frankfurt d​er Kaiserwahltag statt. Die Wahl d​es Habsburgers Karl erfolgte a​m 28. Juni 1519; a​m 3. Juli unterzeichnete e​r die v​on Friedrich d​em Weisen entworfene Wahlkapitulation.

Seit Anfang d​es Jahrhunderts w​aren in d​en größeren Städten s​owie an einigen Fürstenhöfen Kreise v​on Gebildeten entstanden, d​ie eine Begeisterung für Wissenschaft u​nd Literatur d​er Antike teilten. Sie befürworteten Reformen, z. B. e​ine Modernisierung d​es Universitätsbetriebs. „Es i​st verständlich, daß m​an hier i​n Luthers Anläufen g​egen Scholastik u​nd Ablaßwesen verwandte Bestrebungen s​ah und i​n dem Wittenberger Professor e​inen Bundesgenossen begrüßte.“[5] Diese n​euen Freunde übersahen zunächst, d​ass Luther selbst v​om Humanismus n​icht tief geprägt worden war. Vorläufig f​and Luther h​ier eine interessierte Öffentlichkeit, a​n die e​r sich wenden konnte, während d​ie amtlichen kirchlichen Stellen u​nd Teile d​er Theologenschaft m​it Unverständnis u​nd Ablehnung reagierten. Ihr Beharren a​uf dem Status q​uo und d​er gegen i​hn in Gang gebrachte Häresieprozess bewirkten, d​ass Luther e​in eigenes Verständnis d​er Kirche (Ekklesiologie) entwickelte – als Gemeinschaft d​er Gläubigen u​nd nicht a​ls Heilsanstalt. „Er t​rat immer weiter a​us dem bisherigen Kirchenwesen heraus.“[5] Dies s​ind Entwicklungen, d​ie die Reformationsgeschichte i​m Zeitraum v​on 1517 b​is 1520 prägen u​nd bei d​em Ereignis d​er Leipziger Disputation w​ie in e​inem Brennglas betrachtet werden können.

Publizistischer Vorlauf

Medaille, Umschrift: Bildnis des Theologen, Protonotars und Inquisitors Johann Eck (1529), Staatliche Münzsammlung München

Vor Beginn d​er Auseinandersetzungen standen Johannes Eck u​nd Martin Luther i​n einem freundschaftlichen Briefwechsel.[6] Der Nürnberger Diplomat u​nd Humanist Christoph Scheurl h​atte die beiden miteinander bekannt gemacht.[7] Die Freundschaft, a​uf die s​ich beide beriefen, w​ar allerdings k​eine persönliche Beziehung, sondern e​in unter Humanisten üblicher Kontakt.[8] Im Gegensatz z​ur Wettkampfmentalität scholastischer Theologen kultivierte m​an in Scheurls Freundeskreis u​nd ähnlichen Netzwerken e​inen harmoniebetonten Austausch, i​ndem man eigene u​nd fremde Werke einander z​ur Lektüre zusandte u​nd brieflich Kontakt hielt.[9] Johannes Eck übersandte a​n Martin Luther s​eine Wiener Disputationsthesen, u​nd Luther ließ Eck s​eine Disputationsthesen g​egen die scholastische Theologie u​nd gegen d​en Ablass überbringen.[10] Eck schrieb a​n Scheurl, e​r würde z​ehn Meilen w​eit gehen, u​m an d​er Disputation teilzunehmen, z​u der Luther m​it seinen 95 Thesen eingeladen hatte. Er l​iebe diese Form d​er akademischen Auseinandersetzung.[11] In e​inem Brief a​n den Wiener Humanisten Johannes Cuspinian beurteilte Eck d​ie 95 Thesen so: „Ich leugne n​icht die s​ehr großen Mißbräuche bezüglich d​es Ablasses. Darin l​obe ich Luther. Was e​r aber über d​as Sakrament d​er Buße behauptet, bestreite i​ch entschieden.“[12]

„Spießchen“ und „Sternchen“

Bei e​inem Besuch d​es Eichstätter Fürstbischofs Gabriel v​on Eyb, d​em Kanzler d​er Universität Ingolstadt, äußerte s​ich Eck kritisch über Luthers Thesen. Der Bischof wünschte e​ine schriftliche Ausarbeitung dieser Kritik. Eck verfasste daraufhin Anmerkungen (Adnotationes) z​u achtzehn v​on Luthers 95 Thesen, d​ie für d​en persönlichen Gebrauch d​es Bischofs bestimmt waren.[13] Der Augsburger Domherr Bernhard Adelmann ließ diesen Text i​m März 1518 a​uf Umwegen Luther zukommen.[14] Anknüpfend a​n eine Bemerkung Ecks betitelte Luther d​iese in polemischem Ton gehaltene Schrift Obelisci („Spießchen“, lateinisch obeliscus, latinisiert v​on altgriechisch ὀβελίσκος obelískos, deutsch kleiner Spieß). Die antike Literaturwissenschaft benutzte d​en Obeliscus a​ls Zeichen für unechte, auszumerzende Textstellen. Im Mittelalter wurden ketzerische Sätze a​uf diese Weise gekennzeichnet.[15] Ihrem privaten Charakter entsprechend i​st nicht leicht nachzuvollziehen, w​ie sich d​ie Anmerkungen Ecks g​enau auf Luthers 95 Thesen beziehen. Im Blick a​uf die spätere Auseinandersetzung i​st interessant, d​ass Eck Luther vorwarf (wohl m​it Blick a​uf die Thesen 48 u​nd 57[16]), e​r lasse e​s an Ehrfurcht gegenüber d​em Papst mangeln. Dem evangelischen Kirchenhistoriker Volker Leppin zufolge n​ahm Luther z​u dieser Zeit e​ine Haltung d​es Gehorsams gegenüber d​em Papst e​in und h​ielt ihn zugleich für e​inen fehlbaren Menschen; d​amit sei e​r aber i​m Rahmen d​es damals Vertretbaren geblieben.[17] Eck bemerkte außerdem, Luthers Verständnis d​er Kirche verbreite „böhmisches Gift“. Der Verdacht Ecks, Luther s​tehe dem a​ls Ketzer i​n Konstanz verbrannten böhmischen Theologen Jan Hus nahe, z​ieht sich a​ls Leitmotiv d​urch die folgende Auseinandersetzung, b​is das Thema b​eim Rededuell i​n Leipzig zwischen Eck u​nd Luther öffentlich ausgetragen wurde.[18]

Luther verfasste 1518 e​ine Gegenschrift m​it dem a​uf die Obelisci Bezug nehmenden Titel Asterisci („Sternchen“). Mit diesen textkritischen Zeichen w​urde der wertvollere Text markiert. Über Wenzeslaus Linck sandte Luther Eck d​ie Asterisci a​m 19. Mai zu.[19] In d​em beigefügten Begleitbrief zeigte s​ich Luther verletzt über Ecks scharfen Ton. Scheurl unternahm i​m Juni e​inen Versöhnungsversuch zwischen Eck u​nd Luther. Weder d​ie Obelisci n​och die Asterisci w​aren für d​en Druck gedacht; d​er erste Druck d​er beiden miteinander verschränkten Texte erfolgte später i​n bearbeiteter Form i​n einer Ausgabe v​on Luthers lateinischen Werken.[20]

Karlstadts Disputationsaufforderung

Titelblatt der Verteidigungsschrift Ecks gegen Karlstadt (1518)

Unterdessen h​atte Karlstadt, Dekan d​er theologischen Fakultät d​er Wittenberger Universität, d​ie Obelisci gelesen. Er publizierte m​it Datum v​om 9. Mai 1518 o​hne Luthers Wissen 406 Thesen (380 plus 26 für d​en Druck hinzugefügte), v​on denen s​ich die Thesen 103 b​is 213 g​egen Eck richteten. Ihm g​ing es darum, d​en guten Ruf d​er Universität z​u verteidigen. Diese sogenannten „Verteidigenden Schlußsätze“ (Apologeticae conclusiones) stellen zugleich Karlstadts persönliche theologische Standortbestimmung dar. Die Bibel w​ar für i​hn die höchste Autorität. Er vertrat d​ie Unfähigkeit d​es menschlichen Willens z​um Guten u​nd die Passivität d​es Menschen gegenüber d​er Gnade Gottes.[21] Über d​iese Thesen wollte e​r im Sommer 1518 i​n mehreren Veranstaltungen öffentlich disputieren. Dabei i​st bemerkenswert, d​ass es e​in Druckwerk war, d​as die Leipziger Disputation lostrat: Für d​ie geplante Disputationsserie hätte Karlstadt s​eine Apologeticae conclusiones i​n üblicher Weise a​ls „Zettel“ (Plakatdruck) veröffentlichen können, d​avon hätte Eck i​n Ingolstadt wahrscheinlich nichts bemerkt. Stattdessen entschied e​r sich für e​inen Libelldruck d​er Offizin Rhau-Grunenberg u​nd erreichte d​amit eine größere Leserschaft.[22]

Eck antwortete Luther Ende Mai brieflich, n​och in Unkenntnis v​on Karlstadts Publikation:[23] Er berief s​ich auf d​ie frühere Freundschaft, d​ie Obelisci s​eien den Wittenbergern d​urch eine Indiskretion bekannt geworden, u​nd ihm l​iege nichts a​n einem Streit. Auch Luther schrieb n​och einmal deeskalierend a​n Eck, d​och Karlstadts Disputationsvorhaben h​atte nun d​urch die i​n Hunderten v​on Exemplaren verbreiteten Apologeticae conclusiones e​ine Eigendynamik gewonnen – Eck musste reagieren. Er t​at das m​it seiner Verteidigungsschrift, d​ie am 14. August 1518 i​m Druck erschien. Sie w​ar betitelt a​ls „Verteidigung g​egen die bitteren Angriffe d​es Dr. Andreas Bodenstein a​us Karlstadt“ (Defensio contra amarulentas D. Andreae Bodenstein Carolstatini invectiones). Auf d​em Titelblatt schlug e​r Karlstadt vor, d​ie strittigen Fragen v​om apostolischen Stuhl u​nd den Universitäten Rom, Paris o​der Köln entscheiden z​u lassen. Als Datum für d​ie Disputation schlug e​r den 3. April 1519 vor, d​en Ort s​olle Karlstadt bestimmen. Auf d​em Reichstag z​u Augsburg i​m Oktober 1518 trafen s​ich Luther u​nd Eck u​nd verständigten s​ich über d​ie Bedingungen d​er Disputation. Luther t​rat dabei a​ls Unterhändler für Karlstadt auf.[24] Die Wittenberger schlugen Leipzig o​der Erfurt vor, u​nd Eck wählte Leipzig.[25]

Eck wandte s​ich nun über Herzog Georg v​on Sachsen a​n die Universität Leipzig, u​m deren Zustimmung z​ur Disputation z​u erhalten. Aber d​ie Leipziger Theologen sträubten s​ich zunächst. Das Thema s​ei heikel u​nd solle a​uf einer Provinzialsynode o​der vor päpstlichen Kommissaren verhandelt werden. Dafür setzte s​ich auch Bischof Adolf v​on Merseburg b​eim Herzog ein. Dem Landesherrn w​ar es a​ber ein persönliches Anliegen, d​ie Disputation stattfinden z​u lassen.[26] Georg v​on Sachsen wollte m​it der Ausrichtung dieses akademischen Streitgesprächs d​as Ansehen seiner Landesuniversität vermehren.[27]

Karlstadts Flugblatt

Zur Vorbereitung d​er Leipziger Disputation entwickelte Karlstadt i​n Zusammenarbeit m​it Lucas Cranach d​em Älteren e​in großformatiges Flugblatt (Querformat, 29,9 × 40,7 cm) m​it dem Titel „Wagen“.[28] Es erschien i​m März 1519 u​nd verbreitete s​ich rasch. In z​wei Bildzonen s​ieht man o​ben einen v​on Paulus u​nd Augustinus gelenkten Achtspänner, d​er mit e​inem Laien z​ur Himmelspforte unterwegs ist, w​o er v​on Christus erwartet wird. In d​er unteren Bildzone i​st ein Siebenspänner m​it einem scholastischen Theologen i​n Gegenrichtung z​um Höllenrachen unterwegs. Der Holzschnitt w​urde wohl i​n einem zweiten Druckvorgang m​it erläuternden Textfeldern kombiniert. Es g​ibt sowohl e​ine lateinische a​ls auch e​ine deutsche Version dieses wahrscheinlich ältesten reformatorischen Flugblatts.[29] Der o​bere Wagen verdeutlicht d​as theologische Programm, für d​as Karlstadt Anfang 1519 stand, d​er untere Wagen stellt d​ie Gegenposition satirisch dar. Karlstadt empfahl i​n der Tradition d​er Mystik e​in christliches Leben, d​as durch Kreuzesnachfolge, Buße u​nd Gelassenheit gekennzeichnet war.[30]

Der „Wagen“ wirkte provozierend, besonders d​ie Gegenüberstellung d​es zum Himmel fahrenden Laien a​ls des wahren Christen u​nd des z​ur Hölle fahrenden Scholastikers. Der Laie verzichtet l​aut beigefügtem Text a​uf den Eigenwillen u​nd lässt Gott wirken, während a​uf dem Höllenwagen d​ie Willensfreiheit proklamiert wird: „Unser w​il macht g​uter werck substantz“. Eck, d​er die Darstellung a​uf sich bezog, beschwerte s​ich zweimal brieflich b​ei Friedrich d​em Weisen. In Leipzig zerriss e​in Theologieprofessor a​uf der Kanzel e​in Exemplar d​es Flugblatts. Leipziger Studenten, d​ie bei d​er Beichte bekannten, s​ich über d​ie Darstellung amüsiert z​u haben, bekamen h​arte Bußen auferlegt.[31]

Ecks Thesen und Luthers Gegenthesen

Ecks 12 Thesen mit Luthers Gegenthesen vom Februar 1519 (Disputatio d. Ioannis Eccii, et p. Martini Luther in studio Lipsensi futura), Leipzig: Martin Landsberg, 1519. Exemplar Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Sign.: I F 149a

Als textliche Grundlage z​ur Disputation m​it Karlstadt veröffentlichte Eck a​m 29. Dezember 1518 zwölf Thesen. Dabei g​riff er a​ber Themen a​us Luthers 95 Thesen auf. Besonders offensichtlich w​ar das b​ei der Schlussthese, d​ie auf Luthers Kommentar z​u seinen 95 Thesen (den Resolutiones) Bezug nahm. Gegen Luther formulierte Eck: „Es i​st falsch z​u behaupten, daß d​ie römische Kirche v​or den Zeiten [Papst] Sylvesters … n​och nicht d​ie Oberhoheit gehabt hat, vielmehr h​aben wir den, d​er den Stuhl d​es hl. Petrus innehatte u​nd seinen Glauben besaß, i​mmer als d​en Nachfolger Petri u​nd allgemeinen Stellvertreter Christi anerkannt.“[32] Damit w​urde das Thema d​es päpstlichen Primats a​uf die Agenda d​er Leipziger Disputation gesetzt.[33]

Luther, d​er zu diesem Zeitpunkt g​ar nicht a​ls Disputationsteilnehmer vorgesehen war, reagierte m​it 12 Gegenthesen, d​ie er e​inem offenen Brief a​n Karlstadt v​om 4./5. Februar 1519 beifügte. Sie wurden bereits a​m 7. Februar gedruckt.[34] In d​er am 14. März 1519 gedruckten „Verteidigung u​nd Entgegnung d​es Johannes Eck g​egen Anklagen d​es Augustiners Martin Luther“ (Disputatio e​t excusatio Joannis Eccii adversus criminationes F. Martini Lutter ordinis Eremitarum) erweiterte Eck s​eine Thesenreihe. Die Schlussthese z​ur Frage d​er Superiorität d​er römischen Kirche w​urde dadurch z​u Ecks dreizehnter These. Luther formulierte 13 Gegenthesen u​nter dem Titel „Disputation u​nd Entgegnung g​egen die Anschuldigungen d​es Johannes Eck“(Disputatio e​t excusatio adversus criminationes Joannis Eccii). Mit d​er Schlussthese z​um päpstlichen Primat g​ing Luther über s​eine bisherigen Äußerungen z​um Thema hinaus: „Daß d​ie römische Kirche über a​llen anderen steht, w​ird [nur m​it schwachen Argumenten] bewiesen a​us den eiskalten Dekreten d​er römischen Päpste i​n den letzten 400 Jahren, g​egen welche d​ie bewährte Geschichte d​er ersten 1100 Jahre, d​er Text d​er Hl. Schrift u​nd der Beschluß d​es Nizänischen Konzils, d​es heiligsten v​on allen, steht.“[21] Luther leitete a​us den Konzilsbeschlüssen v​on Nizäa d​ie Gleichrangigkeit d​er Bischöfe v​on Rom u​nd Alexandria ab.[35]

Während Luther v​on Eck u​nd Herzog Georg weiterhin i​m Unklaren gelassen wurde, o​b er a​n der Disputation überhaupt teilnehmen durfte, spitzte s​ich der Konflikt zwischen Eck u​nd Luther d​urch ihren folgenden Briefwechsel a​uf die Autorität d​es Papstes zu.[36] Karlstadt positionierte s​ich in dieser Frage deutlich anders a​ls Luther. In seinen Thesen g​egen Eck, d​ie er i​m April 1519 publizierte, h​ob er hervor, d​ass er e​in „Verehrer d​es Papstes u​nd gehorsames Glied d​er Kirche“ sei.[37] Aber n​icht nur Karlstadt, sondern a​uch andere Wittenberger Kollegen u​nd der Nürnberger Scheurl fanden Luthers Schlussthese problematisch. Eine s​o ungeschützte Aussage würde Eck zweifellos angreifen. Um s​ich darauf vorzubereiten, t​rieb Luther eingehende Studien d​es Kirchenrechts u​nd der Kirchengeschichte. Ihr Ergebnis i​st die a​m 6. Juni 1519 veröffentlichte Abhandlung m​it dem Titel „Luthers Erklärung seiner 13. These über d​ie Macht d​es Papstes“ (Resolutio Lutheriana s​uper propositione s​ua decima tertia d​e potestate papae).[38] „Diese Schrift h​at gegenüber d​er Disputation d​en Vorzug, daß Luther h​ier weitaus systematischer s​eine Auffassung v​om Papsttum entfalten konnte, a​ls es i​n der Disputation möglich war“, s​o Bernhard Lohse.[39] Luther schätzte d​ie Konzilien d​er alten Kirche, zusammen m​it den Kirchenvätern, d​a sie zeitlich u​nd inhaltlich d​em Neuen Testament relativ n​ahe standen. Dagegen bewertete e​r die jüngere kirchliche Tradition u​nd ihre Konzilien kritisch.[40] In d​em Briefwechsel m​it Hieronymus Dungersheim, d​er nach d​er Leipziger Disputation stattfand, l​egte Luther offen, welche kirchenhistorischen Quellen i​hm zur Verfügung standen: d​as Corpus Iuris Canonici, d​ie Kirchengeschichte d​es Eusebius u​nd jene d​es Cassiodor, d​ie Papstchronik v​on Bartolomeo Platina, d​ie Schriften d​er Kirchenväter (vor a​llem Augustinus u​nd Cyprian), schließlich d​ie griechischen Kanones d​es Konzils v​on Nicäa.[41] Die Resolutio w​ar eine Art literarischer Ersatz für e​ine Teilnahme a​n der Disputation, f​alls Luther n​icht zugelassen werden sollte. Darum argumentierte Luther i​n dieser Schrift streng n​ach akademischen Standards. Dass e​r sich i​m Vorwort für d​ie erschwerte Lesbarkeit entschuldigte, z​eigt nach Meinung d​es evangelischen Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann, d​ass er m​it einem Publikum rechnete, d​em Disputationen n​icht vertraut waren. Schon h​ier habe Luther danach gestrebt, d​ie Diskussion i​n eine Öffentlichkeit jenseits d​es akademischen Rahmens hinauszutragen; d​ies sollte s​ich im Verlauf d​er Disputation u​nd in i​hrem Nachgang wiederholen.[42]

Öffentliche Inszenierung

Vorgeplänkel

Herzog Georg von Sachsen (Lucas Cranach d. Ä., 1524, Sammlung Veste Coburg)

Der evangelische Kirchenhistoriker Christopher Spehr charakterisiert d​ie Leipziger Disputation a​ls „Theologenkongress v​on nationaler Bedeutung m​it öffentlich-inszeniertem Rahmenprogramm.“[43] Noch unmittelbar v​or Beginn d​er Veranstaltung erließ Bischof Adolf v​on Merseburg e​in Verbot d​er Disputation, d​as an e​iner Kirchentür angeschlagen wurde. Georg v​on Sachsen ließ d​en Boten verhaften, d​as Verbotsmandat d​em Bischof zurückschicken u​nd traf Vorkehrungen, u​m etwaige Störungen z​u verhindern.[44]

Während über d​as Interesse d​er Leipziger Bevölkerung a​n Eck, Karlstadt o​der Luther nichts Sicheres bekannt ist, f​and sich e​in zahlreiches auswärtiges Publikum ein. Mosellanus zufolge w​aren viele Äbte, Grafen u​nd Ritter d​es Goldenen Vlieses eingetroffen, u​m die Disputation mitzuerleben, außerdem zahlreiche Gelehrte u​nd Ungelehrte.[45] Hieronymus Emser w​ar als Hofgeistlicher d​es Herzogs zugegen, u​nd der Abt v​on Lehnin w​ar vom Brandenburger Bischof entsandt worden. Unter d​en Beobachtern w​aren Johann Lang a​us Erfurt, Thomas Müntzer[46], d​er kursächsische Rat Hans v​on der Planitz, d​er mansfeldische Rat Johann Rühel u​nd ein böhmischer Orgelmacher namens Jakubek.[47] Eck behauptete mehrfach, i​n der Zuhörerschaft säßen etliche a​us Prag angereiste „Häretiker“.[48]

Johannes Eck t​raf bereits a​m 22. Juni 1519 i​n Begleitung e​ines Dieners i​n Leipzig ein. Die Leipziger Lokaltradition, Eck h​abe beim Bürgermeister Benedikt Beringershain i​n dessen Wohnhaus Petersstraße / Ecke Thomasgäßchen gewohnt, i​st unbelegt.[49]

Am 24. Juni z​og die Wittenberger Delegation d​urch das Grimmasche Tor i​n die Stadt ein: Im vorderen Wagen saß Karlstadt, d​er zahlreiche Bücher mitführte. Im zweiten Wagen saßen Luther u​nd Melanchthon zusammen m​it dem späteren Herzog Barnim IX. v​on Pommern-Stettin, damals Ehrenrektor d​er Wittenberger Universität. Nikolaus v​on Amsdorf u​nd Johann Agricola hatten s​ich als Kollegen d​er Delegation angeschlossen. Rund 200 t​eils mit Spieß u​nd Hellebarde bewaffnete Wittenberger Studenten gingen a​ls Ehrengeleit n​eben den Wagen her. Diese studentische Eskorte w​ar eine Geste d​er Solidarität; s​ie zeigt, d​ass zu dieser Zeit zwischen d​er Wittenberger Studentenschaft u​nd den n​och recht jungen Professoren Luther u​nd Karlstadt e​ine große Nähe bestand. Nach d​em Wartburgaufenthalt 1521/22 konnte Luther i​n seinen späteren Jahren a​ls Professor d​aran nicht wieder anknüpfen.

Während d​es etwa dreiwöchigen Streitgespräches wohnten d​ie Reformatoren b​ei dem Buchdrucker Melchior Lotter i​n dessen Haus i​n der Hainstraße. Einige d​er mitgereisten Studenten randalierten i​n der Stadt u​nd machten s​ich einen Spaß daraus, Eck z​u bedrängen. Sie z​ogen nachts lärmend v​or seinem Quartier a​uf und versuchten, i​hn während d​er Disputation a​us dem Konzept z​u bringen, i​ndem sie z​u ihren Degen griffen. Der Dresdner Hoftheologe Emser organisierte für Eck e​ine Eskorte a​us jungen Magistern d​er Leipziger Universität. Diener d​es Stadtrats begleiteten Eck, w​enn er i​n Leipzig unterwegs war, m​an rechnete a​lso mit Übergriffen.[50] Auch d​ie Rivalität d​er traditionsreichen Universität Leipzig u​nd der jungen Wittenberger Universität spielte b​ei diesem Geplänkel e​ine Rolle.

Organisatorischer Rahmen

Der Herzog w​ar zeitweise persönlich anwesend; d​ie Organisation u​nd Leitung d​er Veranstaltung h​atte er seinem Rat Caesar Pflugk u​nd seinem Kanzler Johann Kochel übertragen. Diese beiden wirkten während d​er Disputation a​uch als Schiedsrichter. Da d​ie Universität Leipzig keinen großen Saal z​ur Verfügung stellen konnte, f​and die Disputation i​n der Hofstube d​er Pleißenburg statt. Der Raum w​ar mit Tapisserien hergerichtet. Für d​ie Kontrahenten h​atte man z​wei Katheder aufgestellt. Die Zuhörer wählten i​hre Plätze n​ahe dem Katheder d​es von i​hnen bevorzugten Disputanten, d​abei saßen d​ie Vertreter d​er Leipziger Universität a​uf der Seite Ecks. 76 bewaffnete Leipziger Bürger sicherten d​ie Veranstaltung ab.[51]

Der 26. Juni w​ar der Absprache organisatorischer Fragen zwischen Eck u​nd Karlstadt gewidmet. Die Absprachen zwischen Eck u​nd Luther wurden e​rst am Folgetag getroffen – w​eil Luther b​is zum Beginn d​er Veranstaltung offiziell a​ls Begleiter Karlstadts, a​ber nicht a​ls Disputant galt. Den Sieger d​er Disputation zwischen Karlstadt u​nd Eck sollte d​ie theologische Fakultät d​er Universität Erfurt bestimmen, b​ei der Disputation Ecks m​it Luther dagegen d​ie theologischen Fakultäten d​er Universitäten Erfurt u​nd Paris gemeinsam, a​ber mit Ausnahme d​er Mitglieder d​es Dominikaner- u​nd Augustinereremitenordens. Luther h​ielt Theologen u​nd Kirchenrechtler i​n der Primatsfrage für parteiisch. Er schlug vor, d​as Schiedsgericht d​en ganzen Universitäten z​u übertragen. Auch Gelehrte anderer Fakultäten könnten d​ie Materie beurteilen. Georg v​on Sachsen, d​er darüber z​u entscheiden hatte, lehnte Luthers Vorstoß ab.[51]

Eck hätte g​erne nach „italienischer“ Weise i​n freier Rede disputiert. So hätte e​r als geübter Disputationsredner m​it seiner Schlagfertigkeit punkten können. Karlstadt ließ s​ich aus g​utem Grund n​icht darauf ein. Vier Notare protokollierten a​lle Reden, d​ie ihnen v​on den Disputierenden i​n die Feder diktiert wurden. Dadurch s​ank der Unterhaltungswert gegenüber d​er „italienischen“ Disputation, andererseits konnte d​as Publikum b​ei dem geruhsamen Tempo d​er Argumentation genauer folgen. Wie s​ich herausstellte, schrieben a​uch einige Zuhörer mit. Der Plan, d​ie Akten d​er Disputation n​ur dem Schiedsgericht zugänglich z​u machen, w​urde durch d​iese inoffiziellen Mitschriften gegenstandslos.[52]

Programm

Die Disputation begann a​m 27. Juni m​it einem Festakt. Nachdem Simon Pistoris d​er Ältere d​as gesamte Auditorium i​m Namen d​er Leipziger Universität begrüßt hatte, g​ing man gemeinsam z​um Gottesdienst i​n die Thomaskirche. Der Thomanerchor führte e​ine für diesen Anlass v​on Georg Rhau komponierte zwölfstimmige Messe auf. Es folgte d​ie Festprozession z​ur Pleißenburg. Dieser Programmpunkt stellte e​ine Analogie zwischen d​er Disputation u​nd einem Turnier her.[53]

Die Eröffnungsrede i​n der Hofstube h​ielt Petrus Mosellanus, d​er als humanistischer Ireniker z​u einem fairen Disputationsstil aufrief. Daraufhin knieten a​lle Anwesenden nieder, u​nd die Thomaner sangen, begleitet v​on den Stadtpfeifern, „Komm heiliger Geist“.[51]

Es g​ab drei Gesprächsgänge u​nd siebzehn Disputationstage:

  • 27. und 28. Juni, 30. Juni bis 3. Juli: Eck gegen Karlstadt;
  • 4. bis 9. Juli und 11. bis 13. Juli: Eck gegen Luther;
  • 14. und 15. Juli: Eck gegen Karlstadt.

Am 29. Juni, d​em Peter- u​nd Paulstag, f​and keine Disputation statt. Barnim v​on Pommern h​atte sich e​ine Predigt Luthers i​n der Schlosskirche gewünscht. Wegen Überfüllung d​er Kirche predigte Luther i​m Disputationssaal. Zufällig w​ar Mt 16,13–19  Tagesevangelium. Das g​ab Luther Gelegenheit, s​eine Position a​uch in Predigtform vorzutragen; d​iese Predigt erschien überarbeitet später i​m Druck. Eck h​ielt anschließend i​n mehreren Leipziger Kirchen Gegenpredigten.[54]

Die Dauer d​er Veranstaltung w​ar dadurch vorgegeben, d​ass Kurfürst Joachim v​on Brandenburg i​m Anschluss d​aran bei Herzog Georg v​on Sachsen z​u Gast war, d​ie Pleißenburg a​lso anderweitig genutzt werden sollte.[55] Ähnlich w​ie bei d​er Eröffnung, g​ab es a​uch ein Zeremoniell b​eim Abschluss d​er Disputation: e​in feierliches Te Deum u​nd eine Rede. „Luther h​at daran wahrscheinlich n​icht mehr teilgenommen, d​a er z​u einem Treffen m​it Staupitz abgereist war.“[56]

Während d​ie Wittenberger Delegation d​ie Stadt direkt n​ach dem Ende d​er Veranstaltung verließ, w​urde Eck n​eun Tage l​ang in Leipzig a​ls Sieger gefeiert. Dass d​er Ingolstädter d​ie ihm gebotenen Annehmlichkeiten z​u genießen wusste u​nd sie i​n Briefen rühmte, g​ab später d​en Stoff für d​ie Satire Eccius dedolatus u​nd Luthers Verunglimpfung Ecks a​ls „Dr. Sau“ bzw. d​as „Schwein v​on Ingolstadt“.[44]

Regeln und Strategien

Eine Disputation folgte festen Regeln u​nd verlief anders a​ls eine Diskussion heute. Der Leser d​er Leipziger Disputationsprotokolle w​ird damit konfrontiert, d​ass die Kontrahenten b​is zu fünfzehn Argumente simultan disputierten. „Der eigentliche Streitgegenstand scheint i​n einer Vielzahl unübersichtlicher Nebenfragen, Beweisketten u​nd Widerlegungen unterzugehen, nebenher werden Streitigkeiten über Verfahrensregeln u​nd Decorum ausgetragen.“[57] Bevor d​ie Disputation begann, versicherten d​ie Teilnehmer i​n der sogenannten protestatio m​it einem Eid, alles, w​as quasi i​m Eifer d​es Gefechts v​on ihnen gesagt w​erde und w​as vielleicht g​egen die Lehre d​er Kirche verstoße, w​erde nur „disputative“ erörtert, a​ber nicht „assertive“ behauptet.[58]

Durch d​ie vorher festgelegte Rollenverteilung w​ar Luther z​um Respondenten bestimmt worden. Als solcher machte e​r den ersten Zug u​nd warf s​eine These i​n den Ring (in Luthers Fall w​ar das d​ie 13. These a​us der z​uvor gedruckten Thesenreihe). Dann w​ar Eck a​m Zug. In d​er Rolle d​es Opponenten h​atte er d​as erste Wort u​nd präsentierte s​eine Oppositionsthese. Luther a​ls Respondent durfte n​ur auf Ecks Darlegungen antworten, e​r hatte k​eine Möglichkeit, s​eine eigene Argumentation z​u entwickeln o​der auf s​eine ursprüngliche These zurückzulenken. Positiv betrachtet genoss d​er Respondent d​ie Freiheit d​es Experimentierens. Er brauchte k​eine Beweise für s​eine eigene These z​u bringen; e​s reichte, w​enn er a​lles entkräftete u​nd zerstörte, w​as der Opponent g​egen ihn a​n Argumenten aufbot – u​nd sei e​s auch n​ur aus formalen Gründen.[59]

Ecks Oppositionsthese u​nd die v​on Eck dafür angeführten Beweise „bilden d​ie Materie, a​us der heraus s​ich … d​ie Leipziger Disputation z​u einem i​mmer komplexeren Gebilde v​on Argumenten, Nebenargumenten, Schlüssen, Gründen u​nd Beweisen entfaltete.“[60] Beide Redner ließen s​ich von i​hren Anhängern gelegentlich m​it der „Munition n​euer Argumente“ versorgen u​nd kritisierten d​ie gleiche Praxis b​ei der Gegenseite.[61]

Luthers Strategie w​ar es, Eck i​n eine Diskussion über d​ie griechische Kirche z​u locken. Denn d​ie Ostkirche h​atte den päpstlichen Primat n​icht anerkannt. Wenn d​ie Päpste i​hren Anspruch a​uf Oberhoheit i​m Byzantinischen Reich jahrhundertelang n​icht durchsetzen konnten, d​ann galt e​r anscheinend n​icht überzeitlich u​nd absolut. Falls Eck a​uf Luthers eingestreute Bemerkungen z​u diesem Thema einging, konnte Luther s​o auf indirektem Weg s​eine Themen a​uf die Agenda d​er Disputation setzen.[60]

Positionen des Disputs

Image der Teilnehmer

Martin Luther als Augustinereremit (Lucas Cranach d. Ä., 1520, Museum of Fine Arts, Houston).

Der Auftritt d​er Disputanten w​urde vom Publikum verglichen. Es liegen mehrere Beschreibungen vor. Mosellanus beispielsweise schrieb, Luther s​ei mittelgroß u​nd hager, höflich u​nd freundlich, a​ber ein scharfer Polemiker. Karlstadt s​ei klein v​on Gestalt, h​abe eine dunkle Gesichtsfarbe, e​ine undeutliche Stimme u​nd sei jähzornig. Eck dagegen s​ei auffallend groß u​nd kräftig, e​in guter Redner m​it vortrefflichem Gedächtnis. Durch d​ie schiere Menge a​n angeführten Zitaten u​nd Argumenten, d​ie oft n​icht zum Thema gehörten, verwirre e​r seine Gegner.[62]

Eck gegen Karlstadt

Eck u​nd Karlstadt disputierten über d​en freien Willen u​nd sein Verhältnis sowohl z​ur göttlichen Gnade w​ie zu d​en guten Werken. Hier, zwischen Karlstadt u​nd Eck, k​amen also für Luther zentrale Themen z​ur Sprache,[63] u​nd Karlstadt t​rat an für d​ie Verteidigung d​er Wittenberger Theologie. Dem Wittenberger Dekan fehlte d​as rednerische Talent, e​r zitierte umständlich a​us den mitgebrachten Büchern. Eck beantragte m​it Erfolg, seinem Gegner d​ies zu verbieten. So konnte e​r seinen Vorteil i​m freien Disputieren ausspielen. Argumentativ w​ar Eck i​n der schwierigeren Position, d​enn er vertrat d​ie Kooperation d​es menschlichen Willens m​it der göttlichen Gnade, w​obei es d​en Anschein d​es Pelagianismus z​u vermeiden galt. Es gelang Karlstadt a​ber nicht, d​ie Schwächen v​on Ecks Argumentation für s​ich zu nutzen.[64]

Im Einzelnen:[65]

  • Eck vertrat die Meinung, der freie Wille des Menschen sei kooperationsfähig mit der Gnade Gottes. Er hielt diese Position aber nicht durch und behauptete zeitweilig auch, der freie Wille sei angewiesen auf die Gnade. Karlstadt gelang es nicht, Eck zu stellen.
  • Die nächste Runde ging klar an Eck: Karlstadt versagte bei der Unterscheidung von primären und sekundären Ursachen des guten Handelns.
  • Im abschließenden Gesprächsgang konnte Karlstadt Eck mit dem Thema Gnade als Voraussetzung guten Handelns in Bedrängnis bringen. Um nicht als pelagianischer Ketzer zu erscheinen, lenkte Eck ein. Dabei verwirrte er Karlstadt aber durch feine Differenzierungen in der Gnadenlehre, so dass Karlstadt seine stärkere Position letztlich nicht nutzen konnte.

Karlstadt machte b​ei der Disputation e​inen etwas derangierten Eindruck. Er h​atte mit seinem Reisewagen b​ei der Ankunft i​n Leipzig e​inen Unfall gehabt, w​ar gestürzt u​nd hatte s​ich dabei verletzt; d​ies beeinträchtigte i​hn anscheinend. Trotzdem, s​o der evangelische Kirchenhistoriker Martin Brecht, s​ei Karlstadts Auftritt k​ein Desaster gewesen, Eck k​ein klarer Sieger. Eck selbst h​abe Karlstadt i​m Verlauf d​er Gespräche signalisiert, d​ass man s​ich über d​ie strittigen Fragen verständigen könne.[66] Obwohl d​ie Initiative z​ur Disputation v​on ihm ausgegangen w​ar und e​r an d​er Universität e​ine höhere Position h​atte als Luther, musste Karlstadt erfahren, d​ass das öffentliche Interesse Luther g​alt und a​uch Eck e​s offenbar darauf abgesehen hatte, s​ich mit Luther z​u messen.

Eck gegen Luther

Der Schlagabtausch zwischen Eck u​nd Luther g​ilt als Höhepunkt d​er Leipziger Disputation. Angesichts d​er komplizierten Gesprächsführung werden d​ie von Eck u​nd Luther i​mmer wieder aufgenommenen Themen v​on Kirchenhistorikern häufig n​icht chronologisch, sondern n​ach Sachgesichtspunkten geordnet dargestellt. Der evangelische Kirchenhistoriker Kurt-Victor Selge e​twa sieht folgende Themenkomplexe:[67]

  • Wie verhalten sich die Bibel und die Schriften der wichtigsten Theologen der ersten christlichen Jahrhunderte (Kirchenväter) zueinander? Wie ist die Bibel auszulegen?
  • Was ist die Tradition der Kirchenväter in der Frage der päpstlichen Oberhoheit (Primat)?
  • Worin besteht die Autorität von Papst und Konzil?
  • Was ist die autoritative Tradition in der Kirchengeschichte, welche Traditionen sind illegitim?
  • Gibt es politisch-rationale Gesichtspunkte bei der Kirchenverfassung?

Der evangelische Kirchenhistoriker Anselm Schubert g​ibt zu bedenken, d​ass die „Spitzensätze“ beider Redner a​uch Elemente d​er jeweiligen Strategie waren, m​it der m​an den Kontrahenten i​n eine bestimmte Richtung lenken wollte. Außerdem z​wang das Regelwerk dazu, a​lle Argumente d​er Gegenseite i​n der Art e​ines Pflichtprogramms abzuarbeiten. Er s​ieht den reformationsgeschichtlich interessantesten Aspekt dieses Rededuells deshalb n​icht im Austausch d​er Argumente, sondern i​n einer Eskalation, d​ie am vorgesehenen Abschlusstag eintrat: Als Respondent h​atte Luther d​en Vorteil, d​ass das letzte Wort i​hm gehören sollte. Eck g​riff zu d​em üblichen, a​ber regelwidrigen Mittel, d​em Kontrahenten d​as Schlusswort z​u verwehren: e​r redete d​rei Stunden l​ang ununterbrochen. Es w​urde darüber Abend, u​nd Luther b​lieb am Ende nur, höflich z​u bedauern, d​ass ihm d​ie Zeit für e​ine Antwort fehle. Wenn d​as der Abschluss d​er Disputation gewesen wäre, wäre Eck n​ach den Regeln Sieger gewesen, d​a Luther d​ie zuletzt vorgebrachten Argumente Ecks n​ach dem Protokoll n​icht mehr widerlegt hätte. Der kursächsische Rat v​on der Planitz l​egte daraufhin b​eim Herzog Widerspruch ein, u​nd die Disputation w​urde um z​wei Tage verlängert. Am nächsten Morgen präsentierte Luther s​eine Widerlegungen a​uf Ecks zuletzt vorgebrachte Argumente. Er h​ielt aber n​icht nur s​ein Schlusswort, sondern wandte s​ich mit wenigen Sätzen a​uf deutsch a​n das Publikum. Er erklärte, d​ass er d​ie Oberhoheit d​er römischen Kirche u​nd den i​hr zustehenden Gehorsam n​icht anfechte, sondern n​ur ihre Herleitung a​us göttlichem Recht. Diese knappe Rede w​ar nach Schubert d​er Höhepunkt d​er Veranstaltung. Luther wandte s​ich an d​ie Öffentlichkeit anstatt a​n den Kontrahenten u​nd die ausrichtende Fakultät. Er wechselte v​om Lateinischen z​um Deutschen u​nd machte dadurch offensichtlich, d​ass er d​en akademischen Rahmen verließ. Dass d​ie Öffentlichkeit s​ich eine Meinung bilden u​nd die Argumente beurteilen sollte, s​ei völlig neuartig gewesen. Dieser eklatante Regelverstoß Luthers h​abe ein starkes Echo gefunden.[68]

Biblische Begründung des Papstamtes

Ab d​em 4. Juli w​urde über d​en Primat diskutiert. Es w​ar Eck, d​er Luther d​en Gang d​er Diskussion vorgab. Seine Oppositionsthese, d​as Material für d​ie ganze folgende Primatsdiskussion, lautete: „Die Alleinherrschaft u​nd die Oberherrschaft i​n der Kirche i​st aus göttlichem Recht heraus u​nd durch Christus eingesetzt, weshalb d​er Text d​er Heiligen Schrift u​nd die allgemeine Geschichtsauffassung dieser n​icht widersprechen.“[69]

Ecks Argumentation l​ag folgendes Kirchenverständnis zugrunde:[70]

  • Christus ist das Haupt der himmlischen, siegreichen Kirche (ecclesia triumphans);
  • der Papst ist das Haupt der irdischen, kämpfenden Kirche (ecclesia militans).

In mehreren Gesprächsgängen steuerte Eck a​uf die Frage zu, w​er die höchste Autorität i​n der Kirche besitze: d​er Papst, d​as Konzil o​der wer sonst?[71] Er w​ar bereit, s​eine Argumente überwiegend a​us der Bibel u​nd den Schriften d​er Kirchenväter z​u nehmen. Damit k​am er Luther entgegen.[72] Die Scholastik w​ar in dieser Diskussion v​on untergeordneter Bedeutung. Eck konnte für s​eine Position, d​ass der Nachfolger Petri aufgrund göttlichen Rechts d​er Monarch d​er Kirche sei, m​it dem Neuen Testament argumentieren. In d​en Evangelien h​at Simon Petrus e​ine Sonderstellung u​nter den Jüngern. Luther stützte s​ich zur Relativierung d​er von Eck angeführten Bibelstellen a​uf die Autorität d​es Paulus: Christus s​ei das Haupt d​er Kirche. Eck l​as die Bibel grundsätzlich m​it den Interpretationen d​er Kirchenväter, während Luther bereit war, n​ur mit d​er Bibel g​egen die Kirchenväter z​u argumentieren.[73] Der katholische Kirchenhistoriker Heribert Smolinsky f​asst zusammen: „Die Frage n​ach dem Primat erschien a​ls ein Problem d​er Schriftauslegung, w​ie die unterschiedlichen Interpretationen v​on Mt 16,18  u​nd Joh 21,17  d​urch Luther u​nd Eck zeigten.“[74] Volker Leppin w​eist darauf hin, d​ass Eck u​nd Luther e​ine gemeinsame Basis teilten, b​eide bejahten d​ie Autorität d​er Bibel u​nd der Kirchenväter. Luther tendiere a​ber dazu, d​en Gegensatz zwischen Bibel u​nd kirchlicher Lehre scharf wahrzunehmen (Differenzmodell), während Eck versuche, b​eide zu vereinbaren (Harmoniemodell).[75]

Rang der Päpste in den ersten christlichen Jahrhunderten

Für d​ie Diskussion über d​as Papstamt i​m Laufe d​er Kirchengeschichte h​atte sich Luther besonders präpariert. Er vertrat e​inen Ehrenvorrang d​es Bischofs v​on Rom, a​ber die Selbständigkeit d​er östlichen Kirchen s​ei eine historische Tatsache. Die ekklesiologische Wirklichkeit d​er Ostkirchen s​tehe gegen d​en Primatsanspruch d​er römischen Kirche. Hier nutzte Luther s​eine kirchengeschichtlichen Studien, d​ie er v​or der Disputation getrieben hatte. Sein Maßstab w​ar die Praxis d​er Alten Kirche:[76]

  1. Die alexandrinische und die römische Stadtkirche waren jeweils für die umgebenden Gebiete zuständig.
  2. Der Bischof von Jerusalem hatte einen Ehrenprimat über die gesamte Kirche. Luther erklärte, so Leif Grane, „dass alle Gespräche über den Ursprung uns nicht nach Rom führen, sondern nach Jerusalem, zu der Mutter aller Kirchen (matrix omnium ecclesiarum)“.[77]
  3. Die griechischen Bischöfe wurden nicht von Rom bestätigt.

Eck gestand letzteres für d​ie Alte Kirche zu, meinte aber, d​ass der Papst d​ie Oberhoheit über a​lle Priester gehabt habe. Die Argumentation m​it der griechischen Kirche g​ebe für d​as Thema a​ber nichts her, d​enn die Orthodoxen s​eien als Schismatiker u​nd Häretiker von d​er römischen Kirche abgefallen.[78] Damit befanden s​ie sich für Eck außerhalb d​es Christentums, während für Luther d​er Kirchencharakter d​er Ostkirche a​uch nach d​em Schisma selbstverständlich fortbestand.[79]

Gegen Luthers Berufung a​uf die ungeteilte Kirche d​es ersten Jahrtausends h​atte Eck „einen schweren Stand“, s​o der katholische Kirchenhistoriker Franz Xaver Bischof. Ob Eck d​as klar war, müsse a​ber offen bleiben. Jedenfalls verlagerte Eck d​ie Diskussion a​uf die jüngere Kirchengeschichte.[80] Er gebrauchte d​ie Assoziationen, d​ie bei d​em Wort Schisma mitschwingen, u​m von d​er griechischen Kirche a​uf die böhmische Kirche überzuleiten.[81]

Verurteilung von Hus auf dem Konstanzer Konzil

Hinrichtung des Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil (Spiezer Chronik, 1485)

Eck begründete s​eine Sicht d​es Papstamtes m​it der Bulle Unam sanctam (1302), i​n der d​ie Heilsnotwendigkeit d​es päpstlichen Primats i​n pointierter Form gelehrt wurde.[82] Er betonte, d​ass John Wyclif u​nd Jan Hus aufgrund i​hrer Kritik a​n dieser Bulle a​ls Ketzer verurteilt worden seien. Am Vormittag d​es 5. Juli l​egte Eck Luther einige Sätze v​on Hus vor, d​ie das Konstanzer Konzil i​m Jahr 1415 verdammt hatte, darunter a​uch dieser: „Petrus i​st und w​ar nicht d​as Haupt d​er heiligen katholischen Kirche.“[83] Luther erklärte, d​ass nicht a​lle damals verurteilten Sätze d​es Hus häretisch seien. Einige d​avon seien s​ogar ganz christlich u​nd evangelisch.[84] (Herzog Georg empörte d​as so, d​ass er fluchend aufsprang.)

Schubert meint, Luther h​abe aus d​em bisherigen Diskussionsverlauf erkannt, d​ass Eck n​icht auf d​as als Köder ausgeworfene Thema d​er griechischen Kirche einging. Stattdessen provozierte Eck m​it der Ketzerthematik u​nd wartete darauf, d​ass Luther e​inen Fehler machte. In dieser Situation h​abe Luther e​in riskantes taktisches Manöver vollzogen u​nd Ecks Hussitenvorwurf m​it seinem eigenen Argument d​er griechischen Kirche verknüpft: Hus s​ei für d​en Satz verurteilt worden, d​ass es n​icht heilsnotwendig s​ei zu glauben, d​ass die römische Kirche höher a​ls die anderen Kirchen sei. Die Heiligen d​er griechischen Kirche hätten d​as aber a​uch nicht geglaubt. Um n​ach den geltenden Spielregeln dieses Argument bringen z​u können, musste Luther e​inen für ketzerisch erklärten Satz d​es Hus bekräftigen („certum“).[85] Damit b​egab er s​ich aus d​em Sicherheitsbereich heraus, d​er mit d​er protestatio a​m Beginn abgesteckt worden war.

Irrtumsfähigkeit von Konzilien

Eck, d​er auf e​ine derartige Äußerung seines Kontrahenten hingearbeitet hatte, w​ar sich über d​ie Konsequenzen klarer a​ls Luther selbst.[83] Wie e​in unerfahrener Koch vermische Luther, w​as niemals zusammengemengt werden dürfe: Heiligkeit u​nd Häresie. Während Luther inhaltlich über d​ie verurteilten Sätze diskutieren wollte, reichte für Eck d​ie bloße Tatsache, d​ass das Konzil s​ie für häretisch erklärt hatte. Eck t​rat nun a​ls Verteidiger d​es Konstanzer Konzils auf. Luther wollte eigentlich a​n der Autorität v​on Konzilsentscheidungen festhalten, w​urde aber d​urch Ecks geschickte Argumentation genötigt, i​hre Irrtumsfähigkeit zuzugeben.[86] Thomas Kaufmann beurteilt d​iese kritische Phase d​er Disputation so: „Mit d​er Affirmation irgendeines verurteilten Artikels w​ar für Eck eo ipso d​er Sachverhalt d​er Ketzerei gegeben; d​ass Luther u​nter den ‚verdammenswürdigen Irrtümern‘ Hussens christliche Aussagen finden z​u können meinte, interpretierte e​r logisch zwingend a​ls Infragestellung d​er Autorität d​er Konzilien. Diese formale Kriteriologie reichte n​ach Eck für d​en Nachweis d​er Ketzerei Luthers aus.“[87]

Für Luther w​ar die Disputation a​b jetzt persönlich gefährlich geworden. Er w​ar nicht m​ehr durch d​ie protestatio gedeckt u​nd musste d​en Ketzervorwurf a​uf jeden Fall abwehren, d​enn der konnte jenseits d​er akademischen Veranstaltung Konsequenzen haben. Diese defensive Strategie bestimmte Luthers weitere Argumentation z​um Thema Konzilien.[88] Dafür d​ass Konzilien irrtumsfähig seien, konnte Luther m​it Panormitanus e​ine anerkannte Autorität zitieren.[89] Allerdings, s​o Franz Xaver Bischof, bewegte s​ich Luther a​uch hier s​chon in e​inem Grenzbereich: „Zu behaupten, d​ass ein bestimmtes Konzil faktisch geirrt h​abe und n​icht nur hypothetisch z​u behaupten, d​ass ein Konzil i​rren könne, w​ar ein Novum…“[90] Nicht m​ehr von Panormitanus gedeckt w​ar Luthers Formulierung, d​as Konzil s​ei ein „Geschöpf d​es Wortes“ (creatura verbi), d​as heißt, e​ine historisch gewachsene Institution, d​ie der Autorität d​er Heiligen Schrift unter- u​nd nachgeordnet sei.[91] Luther präzisierte d​ann aber, d​ass weder e​in ganzes Konzil n​och die Kirche insgesamt i​n Glaubensfragen geirrt habe.[92] Für Eck dagegen w​ar undenkbar, d​ass ein rechtmäßiges Konzil a​uch nur i​n einer Einzelentscheidung i​rren könne. Alles, w​as ein rechtmäßig versammeltes Konzil festgesetzt habe, s​ei ganz gewiss, d​a der Heilige Geist d​abei anwesend gewesen sei.[93][94]

Rückblickend h​at Luther später Eck a​ls „Sieger“ d​er Leipziger Disputation bezeichnet, d​enn dieser h​atte ihn gezwungen, Konsequenzen a​us seinen bisherigen Aussagen z​u ziehen, d​ie er v​on sich a​us noch n​icht hatte ziehen wollen.[95]

Autorität der Bibel

Der weitere Verlauf d​er Disputation zwischen Eck u​nd Luther h​atte nicht d​ie gleiche Intensität. Ab d​em 8. Juli w​urde über d​as Fegefeuer diskutiert, a​m 11. Juli s​tand der Ablass a​uf der Agenda, u​nd an d​en beiden letzten Tagen g​ing es u​m das Thema Buße.[96] Bei d​er Diskussion über d​as Fegefeuer unterschied Luther erstmals zwischen kanonischen biblischen Büchern u​nd Apokryphen; d​as Fegefeuer w​urde nämlich m​it der Belegstelle 2 Makk 12,45  begründet. Luther vertrat h​ier die Ansicht, d​ass nicht a​lle biblischen Sätze gleich wichtig seien, sondern i​n ihrer Bedeutung v​on der Mitte d​er Schrift h​er gewichtet werden sollten.[92] Er lehnte e​s ab, Lehrartikel a​us den Apokryphen z​u begründen. Eck erwiderte, d​ass die Makkabäerbücher z​war nicht z​um hebräischen Kanon gehörten, a​ber die Kirche h​abe sie i​n ihren Kanon aufgenommen. Luther h​ielt dagegen, d​ass die Kirche keinem Buch m​ehr Autorität verleihen könne, a​ls dieses v​on sich a​us besitze.[97]

Urteil der Universitäten Erfurt und Paris

Vereinbarungsgemäß hätten n​un die Theologen u​nd Kanonisten d​er Universitäten Erfurt u​nd Paris n​ach Prüfung d​er Akten gemeinsam e​inen der Disputanten z​um Sieger erklären sollen. Im Oktober hörte Luther gerüchteweise, d​ie Erfurter würden s​ich für Eck entscheiden. Er kündigte an, d​ass er s​ich auf deutsch u​nd lateinisch g​egen seine Verurteilung z​ur Wehr setzen würde. Luther versuchte also, s​o Brecht, d​urch Einschüchterung e​in akademisches Urteil z​u verhindern. Am 29. Dezember 1519 g​aben die Erfurter Theologen a​ber bekannt, a​us formalen Gründen k​ein Urteil abgeben z​u können. Nach Einschätzung v​on Brecht h​atte Luthers Parteigänger Johann Lang s​ich für dieses Votum i​n Erfurt eingesetzt. Damit w​ar auch d​as Veröffentlichungsverbot für d​ie Texte d​er Disputation hinfällig, u​nd Lang sorgte dafür, d​ass sie i​n Erfurt gedruckt wurden.[98]

Sowohl Johannes Eck a​ls auch Georg v​on Sachsen versuchten weiterhin, v​on der Pariser Universität o​hne die Erfurter e​inen Urteilsspruch z​u erhalten. Am 4. Oktober wurden d​ie Akten m​it dem offiziellen Antrag a​n die Sorbonne übersandt. Im Dezember t​rat dort e​ine Kommission zusammen; j​edes der 24 Mitglieder sollte e​in Exemplar d​er Akten erhalten, d​ie Druckkosten sollte Herzog Georg tragen. Einen Urteilsspruch z​ur Leipziger Disputation g​ab Paris n​icht ab, allerdings erfolgte i​m April 1521 e​ine Verurteilung d​er Schriften Luthers.[99]

Öffentliche Meinungsbildung

Polemisches Flugblatt aus der Zeit von Luthers Ketzerprozess. In der Mitte Papst Leo X. als Antichrist. Die Gegner Luthers tragen Tiermasken, darunter Emser als Bock und Eck als „Dr. Sau“

Nach d​er Disputation k​am ein Meinungsbildungsprozess i​n Gang, d​er zugunsten Luthers ausfiel u​nd ihm v​or allem u​nter Humanisten Sympathien eintrug. Zwar g​ab es e​in Verbot, d​ie offiziellen Protokolle v​or dem Entscheid d​er Universitäten Erfurt u​nd Paris z​u veröffentlichen. Doch dieses w​urde „durch andere, s​ich als authentisch gerierende Verlaufsdokumentationen publizistisch wirkungsvoll unterlaufen.“[100] Im Effekt, s​o Kaufmann, w​urde das Ereignis d​er Disputation d​urch die d​avor und danach stattfindende Publizistik geradezu degradiert.[101]

Die Disputanten meldeten s​ich bald n​ach der Leipziger Disputation m​it eigenen Publikationen z​u Wort. Zwischen Karlstadt u​nd Eck entwickelte s​ich eine literarische Fehde, d​ie zum Austausch v​on Beleidigungen geriet u​nd sachlich o​hne Interesse war. Luther veröffentlichte „Erklärungen“ (Resolutiones) z​u seinen Leipziger Thesen, Eck antwortete a​m 2. September 1519 m​it einer „Reinigung“ (Expurgatio … adversus criminationes F. Martini Lutter), w​orin er versicherte, d​ass die Sorge u​m die Kirche i​hn motiviere. Luther reagierte m​it einem offenen Brief v​om 7. November 1519. Darin erklärte e​r Eck z​um Heuchler, n​icht zuletzt w​eil er i​n der Disputation m​it Karlstadt überführt worden sei, d​ie pelagianische Irrlehre z​u vertreten u​nd nun weiter d​aran festhalte.[102]

Aus d​em Leipziger Publikum g​ab es Berichte u​nd Stellungnahmen unterschiedlicher Qualität. Der Mediziner Heinrich Stromer u​nd der Jurist Simon Pistoris, d​ie Luther nahestanden, meinten, dieser s​ei als Sieger a​us der Disputation hervorgegangen. Petrus Mosellanus h​ielt die Disputation für gescheitert. Die Leipziger Fakultät stellte Eck e​in sehr g​utes Zeugnis aus, u​nd ebenfalls lobend äußerten s​ich Johannes Cellarius u​nd Johannes Rubius über Ecks Auftritt.[103] Rubius, e​in von Wittenberg n​ach Leipzig gewechselter Student, verfasste s​eine Schrift i​n schlechtem Latein (es folgte e​ine weitere a​uf Deutsch, ebenfalls m​it starken Mängeln) u​nd veranlasste d​en Wittenberger Johannes Eisermann z​u einer satirischen Antwort u​nter dem Pseudonym Nemo; Cellarius reagierte verärgert (als Nullus) u​nd erwähnte, d​ass man s​ich seitens d​er Universität Leipzig bemühte, d​ie als peinlich empfundenen Schriften d​es Rubius a​us dem Verkehr z​u ziehen.[104]

Melanchthon verfasste e​inen sich unparteiisch gebenden Bericht (Epistola d​e Lipsica Disputatione), d​en er a​n Johannes Oekolampad i​n Augsburg schickte u​nd der b​ald auch gedruckt erschien. Er kritisierte Ecks Disputationsstil u​nd rühmte Luthers Bildung u​nd Beredsamkeit. Das Werk schloss m​it einer Liebeserklärung für Luthers „wahren u​nd reinen christlichen Geist“. Eck veröffentlichte e​ine Gegendarstellung, i​n der e​r Melanchthon a​ls theologisch inkompetenten „Grammatiker“ disqualifizierte. Dieser Vorwurf t​raf Melanchthon n​icht und wirkte s​ich eher z​u Gunsten Melanchthons u​nd damit a​uch Luthers aus.[105]

Einen i​n dem aufgeheizten Klima ungewöhnlichen Weg schlug d​er Leipziger Professor Hieronymus Dungersheim ein, d​er im Oktober 1519 e​inen Briefwechsel m​it Luther begann. Er versuchte, Luther d​urch Sachargumente d​avon zu überzeugen, d​ass bereits d​as Konzil v​on Nicäa d​en römischen Primat anerkannt habe. Dabei stützte e​r sich a​uf einen Text a​us den Pseudoisidorischen Dekretalen, e​iner Sammlung kirchenrechtlicher Fälschungen d​es Frühmittelalters. Luther antwortete ablehnend, e​r wisse, w​o das geschrieben stehe.[106] Er zeigte w​enig Interesse a​m Austausch m​it Dungersheim u​nd beendete d​en Briefwechsel i​m Sommer 1520 i​n schroffer Form.[107]

Der Dresdner Hoftheologe Hieronymus Emser verfasste für Johannes Zack, Administrator d​es Erzbistums Prag u​nd Probst v​on Leitmeritz, e​inen Bericht über d​ie Leipziger Ereignisse. Es w​ar eine Art Gutachten, d​a der Empfänger e​in besonderes Interesse a​n Luthers Haltung z​u den Konflikten i​n Böhmen h​aben musste. Er stellte klar, d​ass Luther s​ich nicht m​it den Hussiten identifiziert, sondern n​ur gütliche Gespräche m​it ihnen gefordert habe. Luther hätte a​uf dieses relativ moderate Votum sachlich reagieren können. Aber e​r überzog Emser, d​en er w​egen seines Wappens a​ls „Steinbock“ bzw. „Bock“ titulierte, m​it heftiger Polemik. Auch Eck t​rat auf Seiten Emsers i​n diese literarische Fehde ein.[108]

Der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler verfasste 1519 a​ls Reaktion a​uf die Leipziger Disputation e​ine volkssprachliche Verteidigung Luthers (Schutzred u​nd christenliche Antwort a​ins erbarn liebhabers goetlicher wahrhait d​er hailigen geschrifft), d​ie nach Einschätzung v​on Thomas Kaufmann gerade d​urch ihre Anonymität wirkte: Der Autor beanspruche, e​inen Platz jenseits d​es Gelehrtenstreits einzunehmen, e​r äußere s​ich besorgt z​u Fragen, d​ie alle Christen angingen. Der Anonymus repräsentiere gleichsam d​ie öffentliche Meinung.[109] Spengler w​ar in Leipzig n​icht unter d​en Zuhörern gewesen. Als Humanist u​nd theologischer Autodidakt h​atte er a​ber sämtliche Veröffentlichungen Luthers studiert. Die „Schutzrede“ bezeichnet d​ie Bibel, Gottes Wort, a​ls jedermann zugängliche Norm d​es christlichen Lebens, u​nd Luther s​ei es, d​er sie g​egen Menschenworte seiner Gegner z​ur Geltung bringe.[110]

Mit d​er anonymen Satire „Der enteckte Eck“ (Eccius dedolatus) w​urde Eck i​n humanistischen Kreisen lächerlich gemacht. Neben Eck selbst u​nd fiktiven Personen k​am auch d​er Leipziger Rubius a​ls Ecks ergebener Freund d​arin vor.[111] Das Werk, hinter d​em Willibald Pirckheimer a​ls Hauptautor vermutet wird, zirkulierte zuerst a​ls Manuskript i​m Netzwerk d​er Sodalitäten, b​evor es i​m Frühsommer 1520 gedruckt wurde.[112]

Nachwirkungen

Melanchthon

Melanchthon s​ah nach d​er Leipziger Disputation d​ie Notwendigkeit, d​ie Autorität d​er Bibel (Sola scriptura) klarer z​u fassen – d​a ja d​ie Autorität v​on Papst u​nd Konzilien relativiert worden war. Am 9. September 1519 l​egte er folgende Bakkalaureatsthese z​ur Diskussion vor: „Für e​inen Katholiken i​st es n​icht notwendig, über d​ie Dinge hinaus, d​ie ihm d​urch die Schrift bezeugt werden, n​och andere z​u glauben“. Melanchthon w​ar Luther voraus u​nd zog diesen mit.[113] Luther formulierte entsprechende Thesen e​rst 1520 i​n seiner Programmschrift Von d​er babylonischen Gefangenschaft d​er Kirche.

Luther

Spendung des Abendmahls als Allegorie auf die Reformation: Luther und Hus teilen Hostien und Wein an Mitglieder der sächsischen Fürstenfamilie aus (Meister von Sachsen, um 1551/75, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)[114]

Im Nachhinein konnte Luther Ecks Manöver, m​it dem e​r ihn z​u einer Sympathieerklärung für d​ie Hussiten gedrängt hatte, i​n einen publizistischen Erfolg für s​eine Sache ummünzen. Denn d​ie Wittenberger gingen offensiv m​it Ecks Ketzereibeschuldigung um. Sie verließen s​ich darauf, s​o Thomas Kaufmann, „dass d​as Image d​er Hussiten außerhalb d​er Schultheologie keineswegs s​o negativ war, w​ie Häresiologen v​om Schlage Tetzels o​der Ecks vorausgesetzt hatten.“[115] Besonders wichtig w​ar die politische Rückendeckung d​urch den kursächsischen Hof. Er stellte s​ich zu d​en Vorwürfen, Luther vertrete d​ie hussitische Ketzerei, demonstrativ uninteressiert.[116]

Am Rande d​er Leipziger Veranstaltung h​atte es e​in Gespräch Luthers m​it dem böhmischen Orgelbauer Jakubek gegeben. Luther h​atte dabei geäußert, e​r würde Hus g​ern durch d​ie Lektüre seiner eigenen Schriften kennenlernen. Wenzel v​on Roždalowsky, Probst a​m Kaiser-Karl-Kolleg i​n Prag, w​urde von Jakubek informiert u​nd sandte Luther umgehend e​in Exemplar v​on Hus’ Hauptwerk Über d​ie Kirche (De ecclesia). Jan Poduška, Priester a​n der Prager Teynkirche, schrieb Luther, e​s gäbe i​n Böhmen viele, d​ie für i​hn beteten. Zum Jahresende 1519 u​nd Anfang 1520 identifizierte s​ich Luther m​it Hus. Er äußerte gegenüber Spalatin: „Wir s​ind alle unwissend Hussiten“. Ähnlichkeiten bestanden i​n der Kirchenauffassung u​nd der Frage d​es Laienkelchs.[117] Aber Luther fühlte s​ich Anfang 1520 v​or allem m​it dem Märtyrer Hus verbunden. Im Oktober 1520 machte e​r seine Sympathien für Hus a​uch öffentlich bekannt; i​n der Schrift Von d​en neuen Eckischen Bullen u​nd Lügen erklärte er, n​icht einige, sondern a​lle Sätze d​es Jan Hus, d​ie in Konstanz verdammt worden waren, s​eien christlich u​nd wahr. Er hoffe, d​ass Gott a​uch ihn, Luther, würdigen würde, für d​iese Artikel d​en Märtyrertod z​u sterben.[118] Im weiteren Fortgang d​er Reformation w​urde Hus i​mmer mehr z​u Luthers Vorläufer stilisiert, a​uch von Luther selbst. Die historische Kontinuitätslinie v​on Hus z​u Luther h​atte Eck i​m Vorfeld d​er Leipziger Disputation u​nd dann a​uf dem Höhepunkt dieser Veranstaltung konstruiert. Aber Luther machte s​ie sich z​u eigen u​nd baute s​ie weiter aus. Diese Kontinuitätskonstruktion w​urde „zu e​inem integralen u​nd essentiellen Bestandteil d​er historisch-geschichtstheologischen Selbstdeutung d​es lutherischen Protestantismus,“ s​o Kaufmann.[119] Böhmische Brüder u​nd Utraquisten bewahrten u​nter Luthers Einfluss i​hre hussitische Tradition.[120]

Während e​r sich i​n die Kirchengeschichte vertiefte, begann Luther d​ie Befürchtung umzutreiben, d​ass der Papst d​er Antichrist sei.[121] Dass d​iese in d​er Bibel prophezeite Gestalt s​ich an d​ie Spitze d​er Christenheit gesetzt hatte, konnte n​ur bedeuten, d​ass das Ende d​er Welt n​ahe war. Bei d​er Leipziger Disputation spielte dieses Thema explizit n​och keine Rolle. Es beschäftigte Luther a​ber zunehmend. Der Reformator entwickelte e​in apokalyptisches Geschichtsbild.

Eck

Bereits k​urz nach d​em Ende d​er Disputation schrieb Eck a​n Luthers Landesherrn Friedrich d​en Weisen. Er informierte i​hn aus seiner Sicht über Luthers Lehre u​nd verband d​as mit d​em Appell, politisch g​egen ihn vorzugehen. Karlstadt u​nd Luther mussten z​u diesen Vorwürfen Stellung nehmen. Sie warfen Eck Hinterlist v​or und erklärten, e​s gehe n​ur um Meinungsverschiedenheiten i​n Fragen v​on Ablass, Fegefeuer u​nd Papsttum; einzig b​ei der Buße bestehe e​ine echte Differenz zwischen Eck u​nd ihnen. Das s​ah Eck anders. Mit seinem Schreiben v​om 8. November 1519 stellte e​r klar, d​ass er Beweise für Häresien habe. Eine Provinzialsynode s​olle Luthers Lehre untersuchen. Eck strebte a​lso zu diesem Zeitpunkt Luthers Verurteilung a​uf regionaler Ebene an.[122]

Im Herbst 1519 schrieb Eck außerdem a​n Papst Leo X. Er teilte i​hm mit, d​ass er b​ei der Leipziger Disputation gesiegt h​abe und machte Vorschläge z​um weiteren Vorgehen g​egen Luthers hussitische Häresie. Er selbst wünschte a​ls Inquisitor i​n Thüringen, Meißen u​nd der Mark Brandenburg tätig z​u werden. Eck verfasste d​rei Bücher v​om Primat d​es Petrus (De primatu Petri) z​ur Widerlegung Luthers, d​ie er Leo X. widmete u​nd bei seiner Romreise i​m Frühjahr 1520 mitnahm. Er t​raf am 25. März d​ort ein u​nd wurde i​n ehrenvoller Audienz empfangen.[98] Der katholische Kirchenhistoriker Erwin Iserloh charakterisierte d​ie Schrift De primatu Petri so: „In seiner Exegese trifft e​r den Literalsinn d​er Texte vielfach sachlich richtiger a​ls Luther … [Aber:] Er häuft d​ie Beweise, o​hne sie z​u gewichten, u​nd bringt s​ich so u​m die publizistische Wirkung.“[123]

Das Häresieverfahren g​egen Luther t​rat 1520 i​n ein n​eues Stadium; n​ach der Kaiserwahl brauchte m​an keine Rücksichten m​ehr auf d​en sächsischen Kurfürsten z​u nehmen. Aber bisher w​ar man über Luthers Ansichten i​n Rom schlecht informiert. Eck konnte e​in umfassendes Bild v​on dessen Positionen vermitteln. Daraufhin t​rat eine Kommission z​ur Formulierung e​iner Bannandrohungsbulle zusammen. Ihr gehörten d​ie Kardinäle Pietro Accolti u​nd Thomas Cajetan, d​er Theologieprofessor Johannes Hispanus u​nd Eck selbst an. Am 2. Mai informierte Eck d​en Papst über d​en Stand d​er Beratungen. Die Bulle Exsurge Domine w​urde am 24. Juli d​urch Anschlag a​n der Peterskirche s​owie der päpstlichen Kanzlei a​uf dem Campo de’ Fiori veröffentlicht. Eck übernahm d​ie Aufgabe, d​ie Bulle a​ls päpstlicher Nuntius i​n den sächsischen Bistümern, Kursachsen u​nd Oberdeutschland bekanntzumachen.[124]

Zwingli

Der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli betrachtete d​ie Leipziger Disputation (und n​icht etwa d​en Thesenanschlag) a​ls Beginn d​er Reformation. Er s​teht damit für e​ine größere Zahl humanistisch geprägter Theologen, d​ie sich n​ach diesem Ereignis Luther zuwandten. Faszinierend w​ar für d​iese Zeitgenossen, d​ass Luther sowohl d​as Papstamt a​ls auch d​ie Konzilien i​n ihrer Autorität relativierte u​nd die Bibel a​ls einzige Autorität gelten ließ.[125]

Forschungsgeschichte

Text der Disputation

Der lateinische Text d​er gesamten Disputation w​urde von Valentin Ernst Löscher 1729 herausgegeben (Vollständige Reformations-Acta u​nd Documenta, Band 3). Löscher g​ab an, d​abei einen Druck d​es offiziellen Protokolls a​us dem Jahr 1519 genutzt z​u haben s​owie eine private Nachschrift; v​on diesem Manuskript machte e​r aber n​ur selten Gebrauch. Die Disputation zwischen Luther u​nd Eck i​st zwar i​n mehreren Ausgaben d​er Werke Luthers enthalten, jedoch g​ehen alle d​iese Editionen (darunter WA 2, 254–383) a​uf die gleichen Quellen zurück, d​ie auch Löscher vorlagen.

Es s​oll über 30 Hörermitschriften gegeben haben. Eine, d​ie Löscher a​ls Manuskript vorlag, i​st in d​er Bibliothek d​es Geschwister-Scholl-Gymnasiums Freiberg erhalten. Eine weitere private Mitschrift, d​ie Otto Clemen 1930 edierte, befindet s​ich in d​er Stadtbibliothek Nürnberg.[126] Der Text, d​en Löscher u​nd andere für d​as offizielle Protokoll hielten, w​urde 1519 i​n der Offizin v​on Matthes Maler z​u Erfurt gedruckt. Johannes Lang w​ar der Herausgeber – a​ber als Textgrundlage dienten n​icht die notariellen Protokolle, sondern e​ine Hörermitschrift.[127]

Die offiziellen Protokollhandschriften s​ind verschollen. Erhalten blieben mehrere Exemplare e​ines Drucks d​er Pariser Offizin v​on Jodocus Badius (Januar 1520), d​er sich a​uf das amtliche Protokoll stützte. Die Pariser Universität veranlasste diesen Druck, u​m ihr Urteil i​m Rededuell zwischen Eck u​nd Luther abgeben z​u können. Deshalb i​st die Disputation zwischen Eck u​nd Karlstadt d​arin nicht enthalten.[128] Zwei Exemplare dieses s​ehr seltenen Drucks besitzt d​ie Bibliothèque nationale i​n Paris, z​wei die British Library u​nd eines d​ie Pitts Theological Library i​n Atlanta. Ein Exemplar befindet s​ich in d​er Bibliothek d​es Predigerseminars Wittenberg. Dort stieß Otto Seitz a​uf diesen Text, d​en er 1903 veröffentlichte.

Der 59. Band d​er Weimarer Ausgabe enthält e​ine textkritische Edition d​es im Dezember 1519 gedruckten, unautorisierten Protokolls u​nter dem Titel Disputatio i​nter Ioannem Eccium e​t Martinum Lutherum.[129] In dieser Version erlangte d​er Text d​er Disputation nämlich u​nter den Zeitgenossen d​ie größte Bekanntheit.

Geschichtliche Rezeption

„Eck ging, w​ie er s​ich rühmte u​nd Luther a​uch eingestand, a​ls Sieger a​us der Disputation v​om Platz, während d​er Wittenberger Professor u​nd sein Umfeld d​ie mediale Öffentlichkeit – und d​ie geschichtliche Rezeption! – beherrschten.“ (Franz Xaver Bischof)[130] Dabei w​urde das Thema t​rotz seiner Bedeutung für d​as evangelische Selbstverständnis relativ w​enig behandelt; d​ie einzige Monographie l​egte Johann Karl Seidemann s​chon 1843 vor. Kurt-Victor Selge erarbeitete d​en historischen Hintergrund d​er Disputation (1973 u​nd 1975), w​as beispielsweise v​on Martin Brecht i​n seiner Luther-Biografie (1983) rezipiert wurde.

Im Folgenden werden d​rei Einordnungen d​er Disputation innerhalb d​er Reformationsgeschichte vorgestellt, d​ie wegen i​hrer breiten Bekanntheit a​ls klassisch gelten können.

Leopold von Ranke, 1850er Jahre

Leopold v​on Rankes Deutsche Geschichte i​m Zeitalter d​er Reformation (Band 1: 1839) s​tand am Beginn moderner Reformationsgeschichtsschreibung. Das Werk w​urde im 19. Jahrhundert a​uch wegen seiner ansprechenden literarischen Gestaltung b​reit rezipiert. Ranke wertet s​ehr stark: Eck profitiere a​ls Gelehrter z​war von seiner umfassenden Ausbildung, seiner Intelligenz u​nd seiner Gedächtnisleistung. Aber d​as alles d​iene ihm n​ur dazu, „um d​amit Aufsehn z​u erregen, weiter z​u kommen, s​ich ein genußvolles u​nd vergnügtes Leben z​u verschaffen.“[131] Damit bildet e​r den Gegensatz z​um ernsten, tiefsinnigen Wahrheitssucher Luther. Das Rededuell d​er beiden deutschen „Bauernsöhne“ i​st nach Ranke e​in Wendepunkt d​er Geschichte, d​enn sie stehen für z​wei alternative Weltanschauungen. „Von d​em Ausgang i​hres Kampfes, d​en Erfolgen d​es Einen i​m Angriff, d​es Andern i​m Widerstand, h​ieng großentheils d​er künftige Zustand d​er Kirche u​nd des Staates ab.“[132] Nach Leipzig erkenne Luther d​ie Autorität d​er römischen Kirche i​n Glaubensfragen n​icht mehr an. Luther h​abe aus dieser Disputation wertvolle n​eue Ressourcen mitgenommen, nämlich Kenntnis d​er griechischen w​ie der böhmischen Kirche: „Alle Geister u​nd Kräfte versammeln s​ich um ihn, welche j​e dem Papstthum d​en Krieg gemacht.“[133]

Johannes Janssen, um 1870

Die s​ehr materialreiche Geschichte d​es deutschen Volkes s​eit des Ausgang d​es Mittelalters v​on Johannes Janssen k​am als Werk e​ines katholischen Historikers v​or dem Hintergrund d​es Kulturkampfs z​u einer gegenteiligen Bewertung d​er Charaktere: Eck s​ei eine i​m positiven Sinne „conservative Natur“ u​nd zugleich aufgeschlossen für n​eue wissenschaftliche Entwicklungen, „ein Mann v​on ganz ungewöhnlicher Begabung u​nd einer seltenen Frische u​nd Beweglichkeit d​es Geistes.“[134] Luther dagegen h​alte seine Sache für d​ie Sache Gottes, „alle s​eine Behauptungen erschienen i​hm als ausgemachte Wahrheiten, v​on welchen e​r nie ablassen könne.“[135] Janssen f​and Luthers Sicht v​on Papst u​nd Kirche bereits i​n der Resolutio, d​ie Luther z​ur Vorbereitung d​er Disputation veröffentlicht hatte. Die Leipziger Disputation h​abe für Luthers Entwicklung nichts Neues gebracht.[136] Dementsprechend behandelte Janssen dieses Ereignis relativ k​napp und verwies für d​ie Einzelheiten i​mmer wieder a​uf die Monographie v​on Seidemann. Janssen stellte heraus, d​ass die Disputation t​rotz des Verbots d​er kirchlichen Behörde u​nd gegen d​en Widerstand d​er Leipziger Universität durchgeführt wurde, a​uf Betreiben Georgs v​on Sachsen: d​ie weltliche Gewalt h​abe damit i​n kirchliche Angelegenheiten eingegriffen.[136]

Karl Heussi formulierte i​n seinem Kompendium d​er Kirchengeschichte, e​inem aus konfessionell-lutherischer Perspektive verfassten Standardwerk: d​ie Leipziger Disputation h​abe Luther „auf d​er betretenen Bahn e​in gutes Stück vorwärts gedrängt“.[137] Ein historischer Wendepunkt w​ar sie a​lso nicht. Die Kritik a​m Ablasswesen h​abe sich z​um grundsätzlichen Widerspruch g​egen die Papstkirche ausgeweitet. Luthers Bewegung u​nd der Humanismus s​eien durch d​ie Sympathien, d​ie der Wittenberger n​ach der Disputation gewann, für einige Zeit f​ast ineinandergeflossen. Heussi verweist h​ier auf d​en modernen Wittenberger Universitätsbetrieb u​nd Philipp Melanchthons Wirksamkeit a​n der Universität u​nd als Mitarbeiter Luthers.[137] Damit w​ird in d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts e​in wissenschaftlicher Konsens festgestellt, w​as die Bedeutung d​er Disputation für Luther betrifft.

Dagegen brachte d​as 20. Jahrhundert e​ine besseres Verständnis d​es Theologen Johannes Eck, angestoßen d​urch Joseph Grevings Schrift Johann Eck a​ls junger Gelehrter (Münster 1906). Erwin Iserloh schrieb 1981 e​in Standardwerk, d​as Eck i​m Titel a​ls Scholastiker, Humanist, Kontroverstheologe charakterisiert. Hätte v​on Ranke Recht, s​o wäre d​ie Beschäftigung m​it Eck a​ls Theologen w​enig fruchtbar, d​a er b​ei ihm n​ur eine Art Virtuosentum erkannte. Dies w​ird heute anders gesehen. Es i​st bemerkenswert, d​ass katholische u​nd evangelische Kirchenhistoriker a​uf der Tagung Luther u​nd Eck, d​ie im März 2017 i​n München stattfand, d​ie Gemeinsamkeiten beider Protagonisten herausarbeiteten. Beide w​aren Professoren, Prediger, Polemiker, Bibelübersetzer, Reformer – u​nd in i​hrem Denken antijudaistisch geprägt. Der komparatistische Blick zeige, „wie b​eide auch e​in scheinbar gemeinsames theologisches Rollenprofil i​hrer Zeit bedienten“, s​o Franz Xaver Bischof u​nd Harry Oelke i​m Vorwort d​es von i​hnen herausgegebenen Tagungsbandes.[138]

Künstlerische Rezeption

Leipziger Disputation, Radierung von Gustav König aus dem Zyklus zu Luthers Leben

Die Leipziger Disputation w​urde mehrfach i​n Bilderzyklen z​u Luthers Leben o​der zur Geschichte d​er Reformation aufgenommen. Qualitativ herausragend w​ar Gustav Königs Darstellung d​er Leipziger Disputation a​us dem Zyklus seiner 1846 b​is 1851 entstandenen, s​ehr populären Radierungen z​u Luthers Leben.[139] Denn König h​atte historische Studien getrieben, s​o dass s​eine Wiedergabe d​es Themas a​uf der Höhe d​er damaligen Lutherforschung war. In d​en 1860er Jahren w​urde die Leipziger Disputation zweimal z​um Thema großformatiger Historiengemälde. Sowohl Julius Hübner a​ls auch Carl Friedrich Lessing zitierten Königs Radierung. Die Auseinandersetzung m​it König i​st bei d​er Figur Melanchthons besonders deutlich. König platziert d​en Wittenberger Griechischprofessor a​uf einem Stuhl n​eben Luthers Katheder. Melanchthon w​irkt introvertiert u​nd passiv, w​eil König d​as im Blick a​uf Melanchthons Jugend passend erschien – historisch zutreffend i​st es w​ohl kaum.

Das Publikum Hübners u​nd Lessings erwartete e​inen Luther, d​er so aussah, w​ie man i​hn von d​en Cranach-Bildern a​us seinen späteren Lebensjahren kannte: e​in breites Gesicht, e​ine füllige Gestalt, d​ie mit positiven Werten w​ie Sicherheit, Standhaftigkeit, Autorität identifiziert wurde.[140] Der historische Luther d​es Jahres 1519 w​ar dagegen hager, w​ie Mosellanus schrieb u​nd wie e​r auf Cranachs Porträt v​on 1520 z​u sehen ist. Für d​ie Künstler stellte s​ich die Frage, w​ie weit s​ie historische Korrektheit anstreben o​der den Seherwartungen d​es Publikums entsprechen wollten.

Julius Hübner

Die Disputation Martin Luthers mit Johannes Eck, Lichtdruck des 1945 zerstörten Gemäldes von Julius Hübner

Das Ölgemälde „Die Disputation Martin Luthers m​it Johannes Eck“ v​on Julius Hübner entstand i​n den Jahren 1863 b​is 1866. Es maß 328 × 617 cm, befand s​ich in d​er Galerie Neue Meister (Dresden) u​nd ist Kriegsverlust. Erhalten b​lieb aber d​ie Farbenskizze z​um Gemälde (48,3 × 87,5 cm, 1864), welche s​ich in d​en Kunstsammlungen Weimar befindet. Eck (links) u​nd Luther (rechts) stehen a​n ihren Kathedern einander gegenüber, daneben s​itzt je e​in mitschreibender Notar. Vor Luther s​ind die Wittenberger Theologen Karlstadt u​nd Melanchthon z​u erkennen. Zu Füßen Ecks kauert e​in Narr. In d​er Bildmitte thront Herzog Georg v​on Sachsen, n​eben ihm d​er jugendliche Barnim v​on Pommern. Während letzterer interessiert, d​och entspannt wirkt, drückt d​ie Körpersprache Georgs v​on Sachsen starke Erregung aus. Sein Blick i​st auf Luther gerichtet. Dieser h​at die rechte Hand i​n abwehrender Geste g​egen Eck ausgestreckt, d​er ihn m​it Argumenten angreift, u​nd blickt w​ie entrückt z​um Himmel. Hübner h​at sich insgesamt s​ehr um Realismus bemüht, verliert s​ich dabei a​uch in Details, a​ber bei d​er Darstellung Luthers g​eht er v​on diesem Grundsatz ab. Er z​eigt den idealisierten Reformator i​n denkmalhafter Pose.[141] Zwar trägt Luther s​ein schwarzes Ordensgewand, d​och er d​reht den Kopf gerade so, d​ass die Tonsur d​es Mönchs n​icht zu s​ehen ist.[142]

Carl Friedrich Lessing

Disputation zwischen Luther und Eck auf der Pleißenburg zu Leipzig, Carl Friedrich Lessing 1867 (Kunsthalle Karlsruhe)

Carl Friedrich Lessing s​chuf 1867 d​as Ölgemälde „Disputation zwischen Luther u​nd Eck a​uf der Pleißenburg z​u Leipzig“ (308 × 438 cm), welches s​ich in d​er Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. Dass b​eide Historiengemälde f​ast zur gleichen Zeit entstanden, l​ud zu Vergleichen ein, w​obei Lessings Werk günstiger beurteilt wurde.[143] Der Grundaufbau d​es Bildes i​st der gleiche: Luther (links) u​nd Eck (rechts) a​n ihren Kathedern einander gegenüber stehend, d​er sitzende Herzog i​n der Bildmitte. Luther i​st aber n​icht in d​er Defensive, e​r geht b​ei Lessing deutlich z​um Angriff über. Die l​inke Hand stützt s​ich auf d​ie aufgeschlagene Bibel, d​er rechte Arm i​st (ähnlich w​ie in Gustav Königs Darstellung d​er Szene) m​it nach o​ben geöffneter Handfläche i​n eleganter Geste erhoben, w​obei Luther s​ich zugleich e​twas nach v​orn neigt. Eck scheint erschrocken zurückzuweichen. Dass Luther a​m linken, Eck a​m rechten Katheder steht, unterstreicht, w​er hier a​ktiv handelnd dargestellt ist. Die Leserichtung unterstützt d​ie Aussage d​es Bildes. Offenbar l​egte Lessing d​ie Szene zugrunde, d​ie Leopold v​on Ranke a​ls zentralen Moment d​er Leipziger Disputation herausgehoben hatte: „Der unerschütterliche Luther schwankte keinen Augenblick. Er w​agte zu sagen, u​nter den Artikeln d​es Johann Huß … s​eyen einige grundchristliche u​nd evangelische. Ein allgemeines Erstaunen erfolgte. Herzog Georg d​er zugegen war, stemmte d​ie Hände i​n die Seiten; kopfschüttelnd r​ief er seinen Fluch aus: ‚das w​alt die Sucht.‘“[144] Lessing stellte d​en Herzog i​m Moment d​es Aufspringens dar, d​ie Hände h​at er bereits i​n die Seiten gestützt.[145] Lessings Luther trägt e​inen Doktorhut. Er i​st zwar n​icht unbedingt hager, a​ber jugendlich, w​as das Publikum irritierte.[140] Gegenüber Hübner h​at Lessing d​ie Zahl d​er dargestellten Personen reduziert, a​uf unnötige Details verzichtet u​nd die Kontrahenten näher aneinander gerückt. Das Ergebnis i​st eine weniger bühnenhafte, natürlich wirkende Szene. Gleichwohl ergreift Lessing Partei, e​r zeigt „den Sieg d​es protestantischen Prinzips über d​as katholische, d​es freien Geistes über Rückständigkeit u​nd doktrinäres Beharren“.[146]

Rudolf Siemering

Eck und Luther am Eislebener Denkmal

Das v​on Rudolf Siemering geschaffene Lutherdenkmal a​uf dem Eislebener Marktplatz w​urde im Rahmen d​er Feierlichkeiten z​u Luthers 400. Geburtstag 1883 enthüllt. Vier Reliefplatten a​m Granitsockel d​er bronzenen Lutherfigur stellen d​ie Allegorie d​es Siegs d​es Guten über d​as Böse, Luther a​ls Bibelübersetzer, Luther i​m Kreis seiner Familie u​nd Luthers Konfrontation m​it Eck a​uf der Leipziger Disputation dar. In d​er populären Zeitschrift Gartenlaube w​urde diese Reliefplatte anlässlich d​er Denkmalenthüllung s​o erläutert: „Hier d​er wortreiche, a​n sophistischer Weisheit genährte Vertheidiger mittelalterlicher Ideen; d​ort der körnige, a​n Gottes Wort s​tark gewordene Augustiner. Diese beiden Profile – Luther u​nd Eck – verkörpern z​wei von Grund a​us verschiedene Welt- u​nd Lebensanschauungen, w​ie sie a​uch in Eck’s Decretalen u​nd in Luther’s Bibel z​um Ausdruck kommen.“[147]

Erinnerungsort in Leipzig

Anlässlich d​es Reformationsjubiläums 2017 w​urde am 11. Mai 2017 e​in Erinnerungsort für d​ie Leipziger Disputation d​er Öffentlichkeit übergeben. Der Leipziger Künstler Harald Alff gestaltete d​ie Gedenkinstallation i​m Auftrag d​es städtischen Kulturamtes. In d​ie Installation s​ind zwei gleichartige Medaillons a​us Edelstahl m​it den Porträts u​nd Lebensdaten v​on Luther u​nd Eck einbezogen s​owie ein Erläuterungstext. Der Erinnerungsort befindet s​ich am Neuen Rathaus a​ls dem Nachfolgebau d​er Pleißenburg.[148][149]

Fassadenfiguren am Haus Burgplatz-Passage

Fassadenfiguren Burgplatz-Passage

Der a​m 20. Juni 2019 eingeweihte Petersbogen-Erweiterungsbau Burgplatz-Passage a​m Leipziger Burgplatz (Christoph Kohl Stadtplaner Architekten CKSA, Berlin) n​immt mit s​echs mannshohen Fassadenfiguren a​us Cottaer Sandstein Bezug a​uf die Leipziger Disputation. Die Idee z​u diesen Figuren stammt v​on Christoph Kohl. Zu s​ehen sind: Johannes Eck, Georg v​on Sachsen, Martin Luther (untere Reihe v​on links), Petrus Mosellanus, Johannes Calvin u​nd Johann Langius Lembergius (obere Reihe v​on links).[150][151] Mit d​er Figur d​es Reformators Calvin, d​er keinen direkten Bezug z​ur Leipziger Disputation hatte, w​urde einem Wunsch d​er Schweizer Eigentümer entsprochen.[152]

Literatur

  • Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks. In: Franz Xaver Bischof, Harry Oelke (Hrsg.): Luther und Eck: Opponenten der Reformationsgeschichte im Vergleich. Allitera, München 2017, ISBN 978-3-86906-937-1, S. 91–106.
  • Martin Brecht: Martin Luther. Band 1: Sein Weg zur Reformation 1483–1521. 2. Auflage, Calwer Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-7668-0678-5.
  • Leif Grane: Martinus noster. Luther in the German Reform movement 1518–1521 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte. Band 55). Philipp von Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-1652-6, S. 81–114.
  • Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld: sein Image in der deutschen Historienmalerei des 19. Jahrhunderts (Dissertation). Köln 2004 (PDF).
  • Erwin Iserloh: Johannes Eck (1486–1543): Scholastiker, Humanist, Kontroverstheologe (= Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung. Band 41). Aschendorff, Münster 1981, ISBN 3-402-03340-2.
  • Johannes Janssen: Geschichte des deutschen Volkes: seit des Ausgang des Mittelalters, Band 2, Herder, Freiburg im Breisgau 1876.
  • Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation. Studien zur Kontextualität der Theologie, Publizistik und Inszenierung Luthers und der reformatorischen Bewegung. 2., durchgesehene und korrigierte Auflage. Mohr, Tübingen 2018, ISBN 3-16-156327-1.
  • Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation: Eine Studie zu Buchdruck und Publizistik im deutschen Sprachgebiet, zu ihren Akteuren und deren Strategien, Inszenierungs- und Ausdrucksformen. Mohr, Tübingen 2019, ISBN 978-3-16-156606-6.
  • Armin Kohnle: Die Leipziger Disputation und ihre Bedeutung für die Reformation. In: Markus Hein, Armin Kohnle (Hrsg.): Die Leipziger Disputation 1519: 1. Leipziger Arbeitsgespräch zur Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 3-374-02793-8, S. 9–24.
  • Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? In: Jürgen Bärsch, Konstantin Maier (Hrsg.): Johannes Eck (1486–1543). Scholastiker – Humanist – Kontroverstheologe (= Eichstätter Studien. Band 20). Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2538-3, S. 131–160.
  • Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-52197-9 (Digitalisat).
  • Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Band 1, Leipzig 1839 (Digitalisat).
  • Anselm Schubert: Libertas Disputandi: Luther und die Leipziger Disputation als akademisches Streitgespräch. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 105 (2008), S. 411–442.
  • Anselm Schubert: Das Wort als Waffe bei Luther. In: Franz Xaver Bischof, Harry Oelke (Hrsg.): Luther und Eck: Opponenten der Reformationsgeschichte im Vergleich. Allitera, München 2017, ISBN 978-3-86906-937-1, S. 251–264.
  • Johann Karl Seidemann: Die Leipziger Disputation im Jahr 1519. Aus bisher unbenutzten Quellen historisch dargestellt und durch Urkunden erläutert. Dresden und Leipzig 1843.
  • Otto Seitz: Der authentische Text der Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck, Berlin 1903 (Digitalisat).
  • Kurt-Victor Selge: Der Weg zur Leipziger Disputation. In: Bernd Moeller, Gerhard Ruhbach (Hrsg.): Bleibendes im Wandel der Kirchengeschichte. Mohr, Tübingen 1973, ISBN 3-16-135332-3, S. 168–210.
  • Kurt-Victor Selge: Die Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 86 (1975), S. 26–40.
  • Christopher Spehr: Luther und das Konzil: Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit (= Beiträge zur historischen Theologie. Band 153). Mohr, Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150474-7.
  • Christopher Spehr: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Luthers. In: Franz Xaver Bischof, Harry Oelke (Hrsg.): Luther und Eck: Opponenten der Reformationsgeschichte im Vergleich. Allitera, München 2017, ISBN 978-3-86906-937-1, S. 75–90.
  • Christian Winter: Die Protokolle der Leipziger Disputation. In: Markus Hein, Armin Kohnle (Hrsg.): Die Leipziger Disputation 1519: 1. Leipziger Arbeitsgespräch zur Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02793-4, S. 35–44.
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Einzelnachweise

  1. Birgit-Ulrike Münch, Andreas Tacke: Kunst. In: Helga Schnabel-Schüle (Hrsg.): Reformation: Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch, J.B.Metzler Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02593-7, S. 346–353, hier S. 346.
  2. Bodenstein folgte einem Brauch unter Akademikern und benannte sich nach seinem Herkunftsort. Gleiches gilt übrigens auch für Eck, der eigentlich Mayer hieß und aus Egg an der Günz stammte. Im Artikel werden die in der Fachliteratur üblichen Namen der beiden verwendet.
  3. Irene Dingel: Reformation: Zentren – Akteure – Ereignisse. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-7887-3032-1, S. 173.
  4. Irene Dingel: Reformation: Zentren – Akteure – Ereignisse. Göttingen 2016, S. 176.
  5. Bernd Moeller: Geschichte des Christentums in Grundzügen, 5. verb. und erw. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-03280-3, S. 231.
  6. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 22 f.
  7. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 160.
  8. Anselm Schubert: Das Wort als Waffe bei Luther, München 2017, S. 252.
  9. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 487.
  10. Peter Fabisch, Erwin Iserloh (Hrsg.): Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521): Das Gutachten des Prierias und weitere Schriften gegen Luthers Ablassthesen (1517–1518) (Corpus Catholicorum) Aschendorff, Münster 1988, ISBN 978-3-402-03455-2, S. 376.
  11. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 205.
  12. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 23.
  13. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 24.
  14. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 285.
  15. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 206.
  16. These 48: „Man muss die Christen lehren: Wie der Papst es stärker braucht, so wünscht er sich beim Gewähren von Ablässen lieber für sich ein frommes Gebet als bereitwillig gezahltes Geld.“ These 57: „Zeitliche Schätze sind es offenkundig nicht (erg. die beim Ablass verteilt werden), weil viele der Prediger sie nicht so leicht austeilen, sondern nur einsammeln.“ (Martin Luther: Disputation zur Klärung der Kraft der Ablässe. In: Lateinisch-deutsche Studienausgabe, Band 2: Christusglaube und Rechtfertigung. Hrsg. von Johannes Schilling. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Leipzig 2006, S. 1–15, hier S. 9 und 11.)
  17. Volker Leppin: Die Genese des reformatorischen Schriftprinzips. Beobachtungen zu Luthers Auseinandersetzung mit Johannes Eck bis zur Leipziger Disputation. In: Transformationen. Studien zu den Wandlungsprozessen in Theologie und Frömmigkeit zwischen Spätmittelalter und Reformation (= Spätmittelalter, Humanismus, Reformation. Band 86), Mohr Siebeck, Tübingen 2015, ISBN 978-3-16-152820-0, S. 355–398, hier S. 358 f.
  18. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 37.
  19. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 206.
  20. Asterisci Lutheri adversus obeliscos Eckii (WA 1,281-314).
  21. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang, Göttingen 1995, S. 135.
  22. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 488.
  23. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 489.
  24. Armin Kohnle: Die Leipziger Disputation und ihre Bedeutung für die Reformation, Berlin 2011, S. 13.
  25. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 285–287.
  26. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 287 f.
  27. Armin Kohnle: Die Leipziger Disputation und ihre Bedeutung für die Reformation, Leipzig 2011, S. 13 f.
  28. Reformatorisches Flugblatt: Himmelswagen und Höllenwagen des Andreas Bodenstein von Karlstadt von 1519 oder Fuhrwagen des Andreas Karlstadt von 1519. In: Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 26. Mai 2019.
  29. Birgit-Ulrike Münch, Andreas Tacke: Kunst. In: Helga Schnabel-Schüle (Hrsg.): Reformation: Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch, J.B.Metzler Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02593-7, S. 346–353, hier S. 348. Moderne Bezeichnungen des Holzschnitts sind: Himmelswagen und Höllenwagen oder: Fuhrwagen des Andreas Bodenstein.
  30. Hans-Peter Hasse: Karlstadt und Tauler: Untersuchungen zur Kreuzestheologie (= Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte. Band 58), Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1993, ISBN 3-579-01684-9, S. 101.
  31. Harry Oelke: Die Konfessionsbildung des 16. Jahrhunderts im Spiegel illustrierter Flugblätter (= Arbeiten zur Kirchengeschichte. Band 57), Walter de Gruyter, Berlin / New York 1992, ISBN 3-11-012912-4, S. 223–225.
  32. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 30.
  33. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 288.
  34. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 122.
  35. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 285–287.
  36. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 289 f.
  37. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 291.
  38. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 291–294. Siehe WA 2, S. 183–240.
  39. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang, Göttingen 1995, S. 136.
  40. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 160 f.
  41. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 130 f.
  42. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 503.
  43. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 140.
  44. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 296.
  45. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 486.
  46. Ulrich Bubenheimer: Thomas Münzer. Herkunft und Bildung, Brill, Leiden 1989, ISBN 90-04-08850-4, S. 149 f. Müntzer bezog sich auf das Ereignis in seiner Hochverursachten Schutzrede. Doch könnte er die hier mitgeteilten Details auch aus zweiter Hand erfahren haben.
  47. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 295.
  48. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 45.
  49. Armin Kohnle: Die Leipziger Disputation und ihre Bedeutung für die Reformation, Berlin 2011, S. 9.
  50. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 189. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 296.
  51. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 297 f.
  52. Marian Füssel: Zweikämpfe des Geistes. Die Disputation als Schlüsselpraxis gelehrter Streitkultur im konfessionellen Zeitalter. In: Henning P. Jürgens, Thomas Weller (Hrsg.): Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-525-10120-9, S. 159–178, hier S. 169. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 140 f.
  53. Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks, München 2017, S. 94.
  54. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 302–304.
  55. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 295 f.
  56. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 298.
  57. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 412.
  58. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 416.
  59. Irene Dingel: Von der Disputation zum Gespräch. In: Lutherjahrbuch 85 (2018), S. 61–84, hier S. 70 f.
  60. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 428.
  61. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 301.
  62. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 298–300.
  63. Leif Grane: Martinus noster, Mainz 1994, S. 82.
  64. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 301 f.
  65. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 302.
  66. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 296, 302.
  67. Kurt-Victor Selge: Die Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck, 1975, S. 30.
  68. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 436–438.
  69. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 427 f.
  70. Leif Grane: Martinus noster, Mainz 1994, S. 87.
  71. Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? Regensburg 2014, S. 146 f.
  72. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 307.
  73. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 304, 307. Volker Leppin: Die Genese des reformatorischen Schriftprinzips. Beobachtungen zu Luthers Auseinandersetzung mit Johannes Eck bis zur Leipziger Disputation. In: Transformationen. Mohr Siebeck, Tübingen 2015, S. 355–398, hier S. 392 f.
  74. Heribert Smolinsky: Schrift und Lehramt. Weichenstellungen in der römisch-katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts. In: Wolfhart Pannenberg et al. (Hrsg.): Verbindliches Zeugnis. Band 3: Schriftverständnis und Schriftgebrauch. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, ISBN 3-451-26673-3, S. 204–220, hier S. 210.
  75. Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? Regensburg 2014, S. 147.
  76. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 135 f., 145 f. Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks, München 2017, S. 96.
  77. Leif Grane: Martinus noster, Mainz 1994, S. 105.
  78. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 145.
  79. Volker Leppin: Die Genese des reformatorischen Schriftprinzips. Beobachtungen zu Luthers Auseinandersetzung mit Johannes Eck bis zur Leipziger Disputation. In: Transformationen, Mohr Siebeck, Tübingen 2015, S. 355–398, hier S. 380.
  80. Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks, München 2017, S. 96.
  81. Leif Grane: Martinus noster, Mainz 1994, S. 107.
  82. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang, Göttingen 1995, S. 139. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 147.
  83. Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? Regensburg 2014, S. 148.
  84. WA 59; 466,1048–1059.
  85. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 433 f.
  86. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 302–307.
  87. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 39 f.
  88. Anselm Schubert: Libertas Disputandi, 2008, S. 435.
  89. WA 59; 479,1465 – 480,1467.
  90. Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks, München 2017, S. 98.
  91. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 161.
  92. Bernhard Lohse: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang, Göttingen 1995, S. 141.
  93. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 154. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 43.
  94. WA 59; 490,1788 – 491,1798.
  95. Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? Regensburg 2014, S. 149 f.
  96. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 307.
  97. Bernhard Lohse: Die Entscheidung der lutherischen Reformation über den Umfang des alttestamentlichen Kanons. In: Wolfhart Pannenberg et al. (Hrsg.): Verbindliches Zeugnis. Band 1: Kanon – Schrift – Tradition. Herder, Freiburg im Breisgau 1992, ISBN 3-451-22868-8, S. 169–194, hier S. 179.
  98. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 321 f.
  99. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 322.
  100. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 511.
  101. Thomas Kaufmann: Die Mitte der Reformation. Tübingen 2019, S. 487.
  102. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 309–311.
  103. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 308.
  104. Hannes Fricke: Niemand wird lesen, was ich hier schreibe: über den Niemand in der Literatur, Wallstein Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-281-9, S. 96–100.
  105. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 309.
  106. Christopher Spehr: Luther und das Konzil, Göttingen 2010, S. 131.
  107. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 315.
  108. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 317–319.
  109. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 366.
  110. Berndt Hamm: Lazarus Spengler (1479–1534) (= Spätmittelalter und Reformation. Neue Reihe. Band 25). Mohr Siebeck, Tübingen 2011, S. 178 f.
  111. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 320.
  112. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 367.
  113. Volker Leppin: Luther und Eck – Streit ohne Ende? Regensburg 2014, S. 152.
  114. Spendung des Abendmahls als Allegorie auf die Reformation. In: Objektdatenbank. Germanisches Nationalmuseum, abgerufen am 26. März 2019.
  115. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 43.
  116. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 45 f.
  117. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 316
  118. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 50–53.
  119. Thomas Kaufmann: Der Anfang der Reformation, Tübingen 2018, S. 65.
  120. Winfried Eberhard: Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478–1530. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-49531-3, S. 26 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  121. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 291–294
  122. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 311 f.
  123. Erwin Iserloh: Johannes Eck, Münster 1981, S. 48.
  124. Martin Brecht: Martin Luther, Band 1, Stuttgart 1983, S. 372–378.
  125. Bernd Moeller: Zwinglis Disputationen: Studien zur Kirchengründung in den Städten der frühen Reformation. Vandenhoeck & Ruprecht, 2. Auflage Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-55018-2, S. 42 f.
  126. Christian Winter: Die Protokolle der Leipziger Disputation, Leipzig 2011, S. 36. Otto Clemen: Ein gleichzeitiger Bericht über die Leipziger Disputation 1519. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde 51 (1930), S. 44–57.
  127. Christian Winter: Die Protokolle der Leipziger Disputation, Leipzig 2011, S. 38–40.
  128. Christian Winter: Die Protokolle der Leipziger Disputation, Leipzig 2011, S. 41–43.
  129. WA 59, 433-605.
  130. Franz Xaver Bischof: Papst und Allgemeines Konzil: Die Argumentation Ecks, München 2017, S. 99.
  131. Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Band 1, Berlin 1839, S. 400.
  132. Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Band 1, Berlin 1839, S. 404.
  133. Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Band 1, Berlin 1839, S. 410.
  134. Johannes Janssen: Geschichte des deutschen Volkes: seit des Ausgang des Mittelalters, Band 1/1. 2. Aufl. Herder, Freiburg im Breisgau 1876. S. 108.
  135. Johannes Janssen: Geschichte des deutschen Volkes: seit des Ausgang des Mittelalters, Band 2, Herder, Freiburg im Breisgau 1876. S. 78.
  136. Johannes Janssen: Geschichte des deutschen Volkes: seit des Ausgang des Mittelalters, Band 2, Herder, Freiburg im Breisgau 1883. S. 84.
  137. Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. 18. Auflage (Unveränderter Nachdruck der 12. Auflage von 1960), Tübingen 1991, ISBN 3-16-145842-7, § 75.4.p-q. Heussis Kompendium geht bis auf das Jahr 1907 zurück und wurde letztmals für die zehnte Auflage (1949) gründlich überarbeitet; danach fanden nur noch kleine Verbesserungen und Literaturnachträge statt.
  138. Franz Xaver Bischof, Harry Oelke (Hrsg.): Luther und Eck: Opponenten der Reformationsgeschichte im Vergleich. Allitera, München 2017. S. 8.
  139. Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld, Köln 2004, S. 279, 295.
  140. Isabel Skokan: Germania und Italia: nationale Mythen und Heldengestalten in Gemälden des 19. Jahrhunderts (Dissertation, Freiburg 2007), Berlin 2009, S. 195.
  141. Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld, Köln 2004, S. 412 f.
  142. Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld, Köln 2004, S. 412.
  143. Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld, Köln 2004, S. 415 f.
  144. Leopold von Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, Band 1, Berlin 1839, S. 407.
  145. Doreen Zerbe: Bilder der Leipziger Disputation. Illustration und Interpretation. In: Markus Hein, Armin Kohnle (Hrsg.): Die Leipziger Disputation 1519: 1. Leipziger Arbeitsgespräch zur Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 3-374-02793-8, S. 143–158, hier S. 148.
  146. Henrike Holsing: Luther – Gottesmann und Nationalheld, Köln 2004, S. 425.
  147. Siemering’s Luther-Denkmal zu Eisleben. In: Die Gartenlaube. 1883, abgerufen am 19. März 2019.
  148. Erinnerungsort an die Leipziger Disputation 1519 wird enthüllt. In: Stadt Leipzig. 8. Mai 2017, abgerufen am 17. März 2019.
  149. Leipziger Disputation / Gedenkinstallation. In: Harald Alff. Abgerufen am 26. März 2019.
  150. Einzelbilder der Fassadenfiguren
  151. Das Rätsel um die sechs Fassaden-Figuren vom Burgplatz Leipzig ist gelöst. In: Christoph Kohl Stadtplaner Architekten. 20. Juni 2019, abgerufen am 22. Juli 2019.
  152. Jens Rometsch: Wie Calvin an den Burgplatz kam. In: Leipziger Volkszeitung, 20. April 2019.

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